Oh man, was sollte ich denn jetzt nur machen??
Ich saß auf einer Parkbank, hatte meine Beine angewinkelt und meine Arme um sie herum gelegt.
Zweifel stieg in mir auf war es nicht einfach nur eine Kurzschluss Reaktion, die ich da hatte?
„Was habe ich mir nur gedacht, von zu Hause wegzulaufen. Mit meinen 16 Jahren stehe ich jetzt vollkommen ohne was auf der Straße“, brummte ich vor mich hin und schaute dabei nach unten auf meine wenigen kleinen Habseligkeiten. Diese bestanden aus meinem Rucksack mit ein paar Klamotten von mir, meiner Isomatte und einem Schlafsack sowie ein paar Euros in meiner Tasche.
In Gedanken versunken blickte ich die ganze Zeit auf den Fluss vor mir. Während ich das Wasser beobachtete, stiegen mir schon wieder die Tränen in die Augen.
Was sollte ich denn jetzt tun? Hier ewig zu sitzen das ging ja auch nicht und nach Hause wollte ich auf gar keinen Fall mehr.
Bei dem Gedanken, dass ich nicht mehr zurückkehrte bildete sich auf meinen Lippen ein kleines Grinsen. Ich fragte mich, wen wohl mein Vater heute verprügeln wollte, nachdem ich nicht mehr zu Hause auftauchen würde.
Meinen Bruder sicherlich nicht, der ließ sich schon lange nichts mehr gefallen. Doch auch er ist ein Arsch aber jetzt durfte er selber Sklave für seine blöden Weiber spielen.
Wie ich es gehasst habe, diese ewigen Befehle:
„Sven hol mir das, mache dies!" Und wenn ich nicht schnell genug war, traten sie mich oder schupsten mich herum. Hatte ich vor denen mal Ruhe, kam mein Vater in seinem Suff und prügelte mit seinem Gürtel auf mich ein. Immer wieder stammelte er dabei unverständliche Worte und schrie mich dabei an.
Nein ich würde nicht mehr zurückkehren, ich hatte genug davon.
Nach dieser Klarheit ergaben sich dann folgende Fragen:
Was sollte ich jetzt tun?
Wo sollte ich jetzt hin?
Hatte ich doch noch nie irgendwo anders geschlafen als zu Hause. Freunde hatte ich auch nicht, da mir verboten worden war nach der Schule irgendwo hin zugehen.
Ich wollte aber auch keine Freunde haben, sie sollten nicht mitbekommen was bei mir zu Hause los war.
Zu Verwandten konnte ich auch nicht, da es keine mehr gab, jedenfalls nicht dass ich es wüsste.
Ein großer Seufzer kam über meine Lippen, in mir breitete sich eine große Einsamkeit aus und ich fühlte mich leer und allein.
Ich stand auf und klopfte mir ein wenig die Kleidung gerade. Schnappte mir meinen Kram das Einzige, was ich erst einmal machen konnte, war mir einen Schlafplatz zu suchen.
Also drehte ich meinen Kopf nach rechts und nach links, zwei Möglichkeiten hatte ich.
Die erste war, in die Stadt zu gehen, um mich dort irgendwo aufhalten zu können. Doch da war die Gefahr, dass man überfallen wurde viel zu groß. Man hörte ja in letzter Zeit viel zu oft von Überfällen.
Die Zweite war, von der Stadt weg zu gehen mit der Hoffnung für heute Nacht irgendwo etwas Ruhiges zu finden.
Mein Verstand meinte, ich sollte in die Stadt gehen, da dort die Möglichkeiten viel größer waren, sich zu verstecken.
Mein Bauch sagte aber gehe nur weit weg von der Stadt, es gibt bestimmt auch was anderes, wo du einen ruhigen Platz finden könntest.
Also setzte ich mich in Bewegung und hörte auf mein Bauchgefühl. Ich lief den Fluss entlang. Somit entfernte ich mich immer mehr von der Stadt.
„Nur gut, dass jetzt Sommer ist, so kann ich mir erst einmal was im Freien suchen.“ sagte ich leise zu mir und versuchte, meine Situation positiv zu sehen.
Nach einer kleinen Ewigkeit, wie mir schien, kam ich an einigen Gärten vorbei. Nach ihrem Aussehen gehörten die schon lange keinem mehr.
Die Gärten waren so stark verwuchert, es sah so aus als wäre schon eine Ewigkeit niemand hier vorbei gekommen.
He... genau das konnte ich mir doch zunutze machen, dachte ich und ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus.
Ich sah, dass es fünf Gärten gewesen sein müssten, zwei davon hatten eine Hütte auf ihren Grundstücken.
Ich kletterte über den Zaun, um mir die erste Hütte anzuschauen.
Vorsichtig schlich ich mich voran, man wusste ja nie, ob da nicht irgendwas aus der Ecke geschossen kommen würde.
An der Hütte angekommen, war schon mal klar, dass man in dieser nicht schlafen könnte. Die Tür war vollkommen zerfetzt und was man von weitem nicht gleich einsehen konnte, war das vollkommen durchlöcherte Dach.
Also machte ich mich sofort auf den Weg zurück und zwei Grundstücke weiter zur zweiten Hütte.
Die sah zwar auch nicht wirklich einladend aus, aber ich kletterte über den Zaun und ging auf die Tür zu.
Die Hütte wirkte ziemlich baufällig doch ihre Tür war ganz und das Dach schien dicht zu sein.
Ich räumte den Müll und das Gerümpel etwas beiseite, um die Tür zu öffnen.
Mit ziemlichem Druck und viel Mühe bekam ich sie gerade mal soweit auf, dass ich mich hinein quetschen konnte.
Da drinnen sah es auch nicht viel besser aus. Ich stand in einem kleinen Raum, der vollkommen vermüllt war. Man konnte zwar erkennen, dass es noch einen anliegenden Raum gab, aber es war mir nicht möglich, dahin zu gelangen.
Ok, ich hatte jetzt wieder zwei Möglichkeiten.
Erstens, ich ging und versuchte mein Glück woanders oder
Zweitens ich blieb hier, doch dann müsste ich den ganzen Müll erst einmal beiseite räumen.
Wieder waren mein Verstand und mein Bauch nicht einer Meinung, denn mein Verstand verbot mir hier zu bleiben.
>>Er sagte mir schau her, von dem ganzen Müll hier holst du dir wer weiß was für Krankheiten.<< Wo ich ihm natürlich Recht geben musste, nach all dem was ich hier zu sehen bekam.
Doch mein Bauchgefühl meinte nur:
>>Das ist wie ein Lottogewinn. Du musst zwar so viel Müll wegräumen, hast aber ein Dach über dem Kopf.<<
Ich hörte ein paar Sekunden meinem eigenen Zwiespalt zu und entschied mich einmal mehr, auf meinem Bauch zu hören.
Außerdem hatte ich auch keine Lust mehr, mir etwas anderes zu suchen, wer weiß wo ich sonst noch was finden konnte. So blieb mir nur die Wahl, mich hier niederzulassen.
Ich legte meinen Sachen in eine kleine Ecke, die etwas frei war und fing einfach an, mir Platz zu schaffen.
Es stank fürchterlich und alles war vollkommen modrig, auch sah es so aus, als hätten hier schon mal welche gehaust, denn hier lag nicht nur Gerümpel herum, sondern auch normaler Haushaltsmüll wie Bierflaschen und sonstiger Kram.
Da ich nun mal keine Handschuhe hatte, musste ich den gesamten Dreck mit bloßen Händen aus der Hütte schaffen.
Zeitweise stieg der extreme Gestank so stark auf, dass ich einen Würgereiz nicht lange unterdrücken konnte und ich kotzte mich auf dem Grundstück richtig ausgiebig aus.
Oh ... Mann, ich musste echt verrückt sein, hier kam mir der Gedanke, es einfach zu lassen und abzuhauen doch Aufgeben kam für mich nicht in Frage.
Wer hat schon so ein Glück, ein kostenloses Dach über den Kopf zu bekommen?
Also spuckte ich in Gedanken in meine Hände, holte draußen tief Luft und machte weiter.
Ich legte alles etwas abseits von der Hütte am Zaun ab. In der Hoffnung, dass keiner auf die Idee kommen würde, hier herein zu kommen. Da am Zaun noch mehr Müll und Schutt herumlagen.
Das was mir noch von Nutzen sein konnte, stellte ich mir extra. Zu meinem Glück fand ich auch noch ein paar Kerzen.
„Na wenigsten habe ich etwas Licht.“ murmelte ich vor mich hin.
Nach einigen Stunden hatte ich den Raum endlich soweit frei, dass ich in den nächsten, anliegenden Raum sehen konnte, dieser stellte sich als kleine Küche heraus. Doch was alles vorhanden sein mochte, konnte ich noch nicht überblicken, da auch dieser Raum extrem vermüllt war.
Draußen wurde es schon langsam dunkel, man musste sich jetzt schon ziemlich anstrengen, alles zu erkennen. Ich schüttelte den Kopf und dachte nur. >>Morgen ist auch noch ein Tag<< auch war ich nach dieser Aktion ziemlich fertig, dass ich einfach nur noch Ruhe haben wollte.
Ich lief die paar Meter zum Fluss runter, um wenigstens ein wenig den Schmutz von mir zu waschen. Wieder war ich froh, dass gerade Sommer war, denn das Wasser war ziemlich kalt. Jetzt wirkte es noch wie eine angenehme Erfrischung.
Wieder zurück in dem Raum, machte ich mir eine der Kerzen an und befestigte sie auf einem kleinen Stück Blech, da ich nicht wollte, dass mein neues Zuhause gleich in Flammen aufging.
Auf den Boden, der jetzt soweit sauber war, rollte ich meine Isomatte aus, legte meinen Schlafsack darauf und kroch hinein.
Ich war ganz schön erledigt, so löschte ich das Licht und war daraufhin ziemlich schnell eingeschlafen.
„Nein, nicht! Hör doch auf! Lass mich los!“ mein Vater steht schon wieder über mir. Er hält eine Hand von mir fest und schlägt auf mich ein.
„Was hab ich dir denn getan? Hör doch auf!“ doch er reagiert nicht; immer wieder holt er aus und sein Gürtel trifft mich, egal wohin.
Mein ganzer Körper brennt und schmerzt. Mein Vater nuschelt, er ist wieder vollkommen blau, doch niemand greift ein.
Ich höre meinen Bruder aus seinem Zimmer, als er lacht und kichert. Er hat wahrscheinlich eines seiner Weiber bei sich.
Ihm interessiert es nicht, dass unser Vater mich wieder schlägt, er amüsiert sich.
Ich halte meine andere Hand vors Gesicht, damit ich dort so wenige Verletzungen bekomme, wie möglich. Ansonsten kann ich mich nicht wehren.
Sein Gürtel trifft meinen Oberarm, ein Stechen, ein Ziehen, dann spüre ich wie meine Haut aufplatzt, Blut spritzt aus meinem Arm und ich schreie „Nein, bitte hör auf bit...“
Während meines Schreies schreckte ich hoch, mein Körper war vollkommen nass geschwitzt und mein Atem ging kurz und schnell. Verwirrt schaute ich mich um, es war dunkel und roch modrig. Ach ja, genau, ich war ja nicht mehr zu Hause.
„Verdammt warum?“ schrie ich heraus.
Jetzt war ich schon abgehauen und nun wurde ich in meinen Träumen geprügelt und gequält.
Ich versuchte, mich zu beruhigen. Im Dunkeln tastete ich nach meinem Feuerzeug, um die Kerze neben mir anzuzünden.
Ich stöhnte auf und schloss sofort mit einem verzerrten Gesicht die Augen, denn selbst das kleine Kerzenlicht brannte in meinen Augen. Nur langsam gewöhnte ich mich an das Licht. Ich holte mir aus meiner Tasche meine Zigaretten.
Eigentlich rauchte ich nicht viel, aber in solchen Situationen brauchte ich einfach eine Zigarette.
Nachdem ich ein paar Mal gezogen hatte, beruhigte ich mich und sah mich noch einmal um. Ja ich war nicht mehr zu Hause und so lange mich hier niemand wegschickte, konnte ich hier bleiben.
Es war trocken, abgeschieden und so schnell würde mich hoffentlich keiner finden. Diese Gedanken ließ ich mir durch den Kopf gehen. Nachdem ich meine Zigarette aufgeraucht hatte, löschte ich das Licht und versuchte erneut zu schlafen.
Leider gelang es mir nicht, wieder so schnell einzuschlafen, also überlegte ich mir, wie es nun weiter gehen sollte.
Ich hatte vielleicht für zwei Tage Geld, um mir was zu essen kaufen zu können.
>>Mhh..., wenn ich es noch etwas strecke, eventuell auch für vier. Doch was mache ich danach? <<
Ich brauchte dringend eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Solange Ferien waren würde keiner Fragen stellen, dass sich ein sechszehnjähriger Junge einen Ferienjob suchte.
Die Frage, was ich nach den Ferien machen sollte, stellte ich mir erst einmal nicht, denn es waren immerhin noch fünf Wochen bis zum Ende der Ferien. Daher brauchte ich mir für das Danach erst einmal keine Gedanken zu machen.
Ich bedauerte meinen Abbruch, denn ich hatte nur noch ein Jahr Schule vor mir. Doch ich konnte nicht zur Schule zurück.
Erstens, weil ich mir die neuen Schulsachen gar nicht leisten konnte.
Zweitens, weil mein Vater mich sofort an den Haaren nach Hause schleifen würde und das wollte ich nun auf keinen Fall.
Das Einzige wovor ich mich in Acht zu nehmen hatte, war die Polizei und irgendwelche Sozialarbeiter, von denen durfte ich mich nicht erwischen lassen, da mein Vater selbst bei der Polizei arbeitete.
Es wäre für ihn ein Leichtes, mich zu finden.
Mit dem Gedanken und der Angst in mir, stiegen mir wie schon so oft die Tränen in meine Augen. Ich schluchzte eine Zeitlang vor mich hin, was mich irgendwann auch wieder einschlafen ließ.
Die restliche Nacht verlief recht ruhig, denn am nächsten Morgen wurde ich vom Vogelgesang geweckt. Das brachte mir ein Lächeln in mein Gesicht, war es doch das erste Mal nach einer Ewigkeit, dass ich so friedlich wach wurde.
Ich zündete mir eine Zigarette an und zog genüsslich. Zum ersten Mal fühlte ich mich leicht und befreit. Genau dies brachte mir neue Energie, um weiter zu machen.
Ich stand auf und dehnte und streckte mich erst einmal. Es war doch ziemlich ungewohnt, nur auf einer Isomatte zu schlafen, doch ich war sicher, mich daran gewöhnen zu können. So grinste ich in mich hinein und ging hinaus. Ich wollte mir die Umgebung noch etwas genauer anschauen, da ich am Tag zuvor durch die Räumungsaktion nicht wirklich dazu gekommen war.
Nachdem ich mich an einem Baum in einer Ecke erleichtert hatte, ging ich zum Fluss runter, um mich zu waschen. In der Früh war das Wasser um einiges kälter und auf meiner Haut machte sich eine Gänsehaut bemerkbar. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Ich schüttelte mich etwas, wusch mir mein Gesicht und meinen Oberkörper sehr schnell, damit ich das kalte Wasser verlassen konnte.
Trotz der Kälte war ich froh, mich wenigstens waschen zu können.
Um meine Wäsche wenigsten etwas waschen zu können, hatte ich ja Wasser im Überfluss.
Einen Augenblick blickte ich auf den Fluss und beobachtete den Sonnenaufgang.
Ich stellte zufrieden fest, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, hier zu bleiben.
Langsam und mit einem zufriedenen Lächeln lief ich zurück zur Hütte und machte mich an die Arbeit, den Wohnraum und die Küche von allem Müll zu befreien und raus zu schmeißen, was ich nicht brauchte.
Einige Male ekelte ich mich noch ziemlich, doch ich hielt es durch und arbeitete mich einfach bis zum Schluss durch.
Glücklich machte es mich, dass ich einige nützliche Sachen wie Eimer und etwas Geschirr fand.
Auch einen Besen fand ich, was ziemlich absurd war, da es nicht so aussah als wäre hier jemals sauber gemacht worden.
Doch nun freute ich mich, so konnte man wenigsten den Boden fegen, was doch schon etwas ausmachte. So einige Eimer Wasser schleppte ich aus dem Fluss hoch, um auch ein wenig auszuwischen was ziemlich umständlich war mit nur einem Besen und ohne Lappen, aber das nasse Fegen wirkte. Es staubte nicht mehr so stark und der Boden wurde von den klebrigen Flecken befreit.
Ich konnte von dem vielen Holz, was herumstand, mir eine Liege zusammenbauen,
worauf ich meine Isomatte legte, so konnte ich etwas höher schlafen und hatte auch gleich einen Sitzplatz.
Ich stellte mir eine Holzkiste auf, legte eine Platte darauf dies platzierte ich genau vor meiner Liege, damit es mir als Tisch dienen konnte. Nun nahm der Raum immer mehr Gestalt an.
Ich schaute mich einwenig um und hatte ein berauschendes Gefühl in mir.
Ich hatte einen Schlafplatz und Sitzmöglichkeiten sowie einen Tisch, was den Raum gleich etwas gemütlicher machte.
In dem Küchenraum gab es ein paar kleinere Schränke und einen kleinen Ofen. In den Schränken waren diverse Küchenutensilien. Doch bevor ich das wirklich benutzen könnte, hatte ich noch jede Menge Arbeit vor mir. Also holte ich, wie so oft an diesem Tag, Wasser vom Fluss.
Ich stellte den Eimer mit dem Wasser neben dem Ofen ab und sah mir den genauer an. So weit ich das beurteilen konnte, war der Ofen noch angeschlossen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und entfachte ein Feuer darin.
Am Anfang rußte und qualmte es ziemlich, sodass ich schon dachte, dass die Hütte gleich abbrennen würde.
Doch nach ein wenig klopfen am Ofenrohr zog der Rauch ziemlich schnell ab und die Rußwolke löste sich allmählich auf.
Ich nahm den Zinktopf, der vorhanden war und stellte ihn mit Wasser auf den Ofen.
Nachdem das Wasser ziemlich schnell anfing zu kochen, legte ich die Teller, die ich gefunden hatte, in das Wasser und ließ sie einweichen.
Ich konnte es gar nicht fassen, dass ich so viel Glück haben sollte und ich derartiges gefunden hatte. Dass ich hier alleine war, das störte mich nicht im Geringsten, denn so konnte ich endlich versuchen, mein altes Leben zu vergessen. Ich wollte alles hinter mir lassen und in eine neue Zukunft gehen. Egal was kommen würde, es würde besser sein als mein Leben zuhause.
Ich räumte und putzte an diesem Tag noch eine Ewigkeit so weiter bis am späten Nachmittag mein Magen mich aus meiner Arbeit heraus holte.
Oh je, ich hatte seit gestern Mittag gar nichts mehr gegessen, nach all dem hatte ich keinen Hunger mehr verspürt und dann hatte ich auch noch gestern meinen ganzen Mageninhalt heraus gekotzt.
Ich war also vollkommen leer und nun wollte mein Körper sein Recht, jetzt sollte ich ihm gehorchen.
Nun war ich mir aber unschlüssig, ob ich einfach so gehen sollte. Wohin mit meinen Sachen? Sollte ich sie hier liegen lassen? Auf einer Seite war es einsehbar, sah man, dass hier schon seit Jahren keiner mehr gewesen war. Doch hatte ich auch Angst, dass jemand kommen könnte und mir alles weg nehmen würde.
Da ich jetzt nicht wirklich alles mitnehmen wollte, rollte ich meine Sachen zwar zusammen und verschnürte alles, doch dann versteckte ich sie aber so neben dem Haus, dass man sie nicht gleich finden konnte. Wenn dann doch jemand auftauchen sollte, konnte man mir wenigstens meine Sachen nicht stehlen.
Ich nahm mein Geld und meine Papiere an mich, die wollte ich dann schon am Mann haben und lief die fast drei Kilometer zurück in die Stadt.
Am nächsten Supermarkt machte ich Halt, kaufte mir ein paar Konserven und etwas Brot und Butter, dazu noch ein paar Flaschen Wasser. Einige preiswerte Teekerzen besorgte ich mir auch noch. Es war zwar eine ganz schöne Schlepperei, den ganzen Weg mit dem Einkauf wieder zurück zu laufen, doch ich freute mich.
Nachdem ich in meinem neuen Zuhause angekommen war, ich sah es jetzt schon als mein neues Zuhause an, stellte ich erst einmal die Sachen ab und holte mir meinen eigenen Kram wieder rein. Ich rollte alles wieder aus, machte mir die Kerze an, da es schon dämmrig geworden war und verstaute dann meinen Einkauf.
Ich nahm eine von den Konservendosen und öffnete sie mit meinem Taschenmesser, was ich schon seit Jahren bei mir hatte.
Das Messer hatte ich einst von meinem Bruder geschenkt bekommen, das war auch das Letzte, was ich von ihm bekommen hatte. Irgendwas war dann geschehen, dass er sich so verändert hatte.
Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken weg zu bekommen, ich wollte nicht mehr über meine Familie nachdenken.
Also heizte ich erneut den Ofen an und stellte einfach die Dose auf die Platte, da ich mit Holz heizte, war auch mein Essen sehr schnell warm.
Ich stellte mir die Dose und eine Flasche Wasser auf den Tisch und versuchte, die Nudelsuppe eher zu trinken, da ich nun beim besten Willen nicht das Besteck benutzten wollte, was ich hier gefunden hatte. Den Rest kratzte ich mit meinem Messer aus und aß es mit den Fingern, doch das war mir so ziemlich egal.
Denn ich fühlte mich prima, da es der erste Tag seit zehn Jahren war, dass ich keine Prügel einstecken musste.
Mit etwas Stolz lehnte ich mich an die Wand, winkelte meine Beine an und schaute verträumt in den Raum.
Die Putzerei und der Lauf in die Stadt und zurück forderten ihren Tribut. Mich überfiel mit einem Schlag die Müdigkeit. Ich löschte das Licht und ließ mich auf mein Bett fallen.
Ich hatte eine ziemlich ruhige Nacht, nachdem ich aufgewacht war, merkte ich, dass ich anscheinend auch keinen Albtraum gehabt hatte, was mich ziemlich beruhigte.
Auch an diesem Morgen wusch ich mich im Fluss, mir war aber nur zu gut bewusst, dass ich auf Dauer nicht ohne Seife auskommen würde. Mit diesen Gedanken ging ich zurück zur Hütte.
Wieder war es ein ziemlich heißer Tag und da ich nicht genau wusste, was ich nun machen sollte, stromerte ich durch die anderen Gärten. Ich fand ein paar Laken, die zwar verdreckt, aber nicht kaputt waren. Auch fand ich seltsamerweise noch ein paar Leseheftchen. Die waren zwar nicht wirklich mein Geschmack doch, um mich ein wenig am Abend zu beschäftigen waren sie schon nützlich.
Über die fünf Gärten standen verteilt auch ein paar Obstbäume, soweit wie ich es beurteilen konnte, gab es Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen. Na was wollte man denn mehr, grinste ich. Es würde zwar noch eine Weile dauern, bis die Früchte wirklich reif waren, aber ich konnte mich schon mal darauf freuen.
Auch auf meinem Grundstück, wie ich es jetzt für mich nannte, kramte ich noch ein wenig herum. Ich räumte noch mehr Schutt nach vorn, um den Blick auf die Hütte zu verdecken, damit es von außen gut verwildert aussah. Es sollte keiner sehen, dass jetzt doch jemand in der Hütte wohnte, wenn ich unterwegs war.
Hinter der Hütte grub ich mir ein Loch und darauf legte ich so eine Art Holzrahmen, dies sollte erst einmal als Toilette für mich dienen.
Ich brauchte unbedingt noch einige Hygiene Artikel, doch heute wollte ich nicht mehr weg. Also nahm ich mir ein Laken und zerriss es in kleine Stücke. Ok, zum Arsch abputzen sollte das auch reichen.
Das zweite Laken, was ich dabei hatte, stopfte ich in den Eimer und kippte Wasser darüber, was ich auf dem Ofen hatte kochen lassen. Mit einem riesigen Stock rührte ich in dem Eimer so herum, dass das Laken wie in einer Waschmaschine gedreht wurde. Das Laken wusch ich mit der Hand fertig, nachdem das Wasser etwas abgekühlt war.
Ich hängte es draußen zum Trocknen über einen Baumzweig auf.
Dies würde ich über mein Bett legen, dann wirkte die Isomatte sicher nicht mehr so kalt.
Ich machte es mir noch ein wenig gemütlich. Am Abend aß ich wieder eine dieser Konserven, doch dieses Mal nur die Hälfte, da ich mir das Essen einteilen musste. Dann schmökerte ich etwas in den Leseheftchen, es ging um irgendwelche Liebesgeschichten.
Doch wenigstens war mir nicht so sehr langweilig.
Ich lebte nun schon circa eine Woche hier da ich immer nur zwei Scheiben Brot am Morgen und den Inhalt einer halben Dose am Abend gegessen hatte, konnte ich das Essen auf eine Woche aufteilen.
Doch nun waren meine Mittel zu Ende und mein Essen aufgebraucht. Ich musste irgendwie an Geld kommen.
Wie sollte ich das anstellen, wenn ich nicht stehlen wollte? Da stehlen nicht in Frage kam, musste ich mir natürlich etwas anderes einfallen lassen. So packte ich wieder einmal meine Sachen alle schön zusammen und versteckte sie. Dann machte ich mich auf in die Stadt. Ich hatte keine Ahnung, was ich wirklich tun sollte.
Ich lief durch die Stadtmitte, überlegte, was ich noch für Möglichkeiten hätte.
Ich sah andere Jungendliche mit ihren Hunden um Geld bettelten. Sie sahen zum Teil aus wie Papageien und mit ihren Outfits wirkten sie eher wie Kriminelle, als einfache Straßenkids. Jedenfalls spürte man, dass die Menschen, die an ihnen vorbei gingen, sie mit Angst und Schrecken anschauten. Allesamt versuchten die Passanten, einen großen Bogen um sie herum zu machen.
Auch sah ich an Straßenecken, wie alte Leute auf den Gehwegen saßen, verdreckt und stinkig. Ihre Habseligkeiten verstauten sie in Beuteln oder Einkaufswagen.
Vielen konnte man ansehen, dass sie sich anscheinend schon seit Jahren nicht mehr gewaschen hatten.
Die Sachen hätten bestimmt von alleine gestanden, hätten sie ihre Klamotten ausgezogen.
Oh nein, so wollte ich auf gar keinen Fall werden. Ich schüttelte mich innerlich.
Doch wie sollte ich das anstellen, aus meiner Misere heraus zu kommen?
In meinem Kopf fing es an, sich zu drehen und ich hielt mich erst einmal an der Laterne neben mir fest.
„Nein, nur das nicht!“ sagte ich leise zu mir und in meinen Augen bildeten sich Tränen vor Scham und Wut.
Wut, die ich gegen meinen Vater hatte, weil es unmöglich war, mit ihm und meinem Bruder zusammen zu leben. Wut deswegen, weil ich keinen anderen Ausweg mehr wusste als weg zu gehen, so dass ich gezwungen wurde, mich in eine vollkommen ungewisse Situation zu begeben.
Wut gegen meinen Bruder, weil er mich nicht beschützt hatte vor den Angriffen meines Vaters, dass er es zugelassen hatte, dass mich fremde Menschen quälten.
Wut auf meine Mutter, die so früh von mir weggegangen war und mich alleine gelassen hatte. Ich schlug mit der Faust auf den Pfahl von der Lampe ein.
Ein paar Passanten schauten mich kritisch an und tuschelten, doch dies war mir egal. Ich musste momentan einfach meiner Wut freien Lauf lassen.
Ich schlug so fest auf diesen Pfahl vor mir ein, dass meine Hand anfing zu bluten.
Der Schmerz zog sich durch meine Hand hoch bis zum Oberarm, noch mehr Tränen kamen und liefen mir die Wangen hinunter. Wie so oft fragte ich mich: „Warum, warum?“
Doch wie erwartet, bekam ich natürlich keine Antwort, von wem auch.
Ich stand noch eine Zeit lang so da.
Nach einer Weile versuchte ich, mich wieder zu fangen, es brachte ja nun auch nichts, weiter hier herum zu stehen und zu heulen.
So straffte ich meine Schultern wischte mir das Blut an meiner Hose ab und säuberte mein Gesicht.
Noch immer wusste ich zwar nicht, wie ich an Geld kommen sollte, aber was ich wusste war, dass ich nicht mit dem Stehlen anfangen wollte und auch nicht betteln. Dessen war ich mir zu Hundertprozent sicher, lieber wollte ich sterben.
Es musste doch etwas geben, um legal an Geld zu gelangen.
Ich bog in eine andere Strasse ein, lief eine Zeitlang, bis ich in einer noblen Wohngegend ankam. Dort schaute ich mich neugierig um, hier gab es sicherlich etwas um Geld zu verdienen.
Ich schaute in diverse Vorgärten, die alle akkurat hergerichtet waren.
Auf der anderen Straßenseite sah ich einen alten Mann, der gerade die Strasse kehrte. Dass er Probleme mit seinem Rücken hatte, konnte man ihm sofort ansehen.
Ich ging auf den alten Mann zu und wollte gerade fragen:
„Darf ich...“, als dieser mich mit wilden Beschimpfungen und Gesten fortscheuchte.
Na prima das fing ja echt gut an, dachte ich mir. Aber aufgeben kam für mich nicht in Frage.
Also lief ich los, um mich weiter umzuschauen. Zwei Häuser weiter bemerkte ich eine Frau, ich schätzte sie an die fünfzig Jahre, ihre langen braunen Haare reichten etwas über ihre Schultern und ihre schlanke Figur betonte ihre Weiblichkeit. Die Frau hatte Probleme mit ihren Einkaufstüten. Ich schüttelte den Kopf, typisch für die Erwachsenen, sie nehmen immer alles auf einmal, da sie am liebsten kein weiteres Mal laufen wollten, dachte ich grinsend.
Ohne zu überlegen, ging ich auf sie zu und nahm ihr zwei Tüten von ihrem Einkauf ab und fragte sie:
„Wo soll es denn hingebracht werden?“ Etwas überrascht und ziemlich perplex starrte mich die Frau für einige Sekunden an.
Ich lächelte freundlich und fragte sie noch einmal:
„Wo soll es denn hingebracht werden?“ Dabei legte ich meinen Kopf etwas schief.
Während sie mit ihren Fingern in eine Richtung zeigte, sagte sie:
„Dort rüber in den zweiten Eingang.“
Ich folgte mit meinem Blick ihrer Fingerrichtung und sah, dass es sich um einen kleinen weißen Gartenzaun handelte. Ich drehte mich also in die Richtung und marschierte los. Vor der kleinen Tür hielt ich an und prüfte, ob die Gartentür sich öffnen ließ. Ich spazierte hinein und brachte die Tüten bis zur Wohnungstür.
Die Frau kam sogleich hinter mir her und stellte ihre zwei Tüten ab, um ihren Schlüssel aus ihrer viel zu großen Handtasche heraus zu suchen.
Ich wollte schon gehen, weil es nicht wirklich ein Dienst war, für den ich mich bezahlen lassen wollte. Das wäre einfach nicht richtig gewesen. Ich drehte mich um und lief die ersten Schritte.
„Warte“ hörte ich die Frau sagen, ich drehte mich wieder um und sie meinte:
„Ich habe mich noch nicht einmal bedankt, also bleib noch kurz, ja“, sie ging ins Haus und nach ein paar Sekunden, die mir wie Minuten erschienen, war sie wieder da.
„Hier Junge nimm das, das war wirklich sehr lieb von dir und danke noch mal“, sie drückte mir drei Euro in die Hand und lächelte verlegen.
Ich sah auf das Geld und schüttelte den Kopf, doch dann sagte ich zu ihr:
„Danke, es wäre aber nicht nötig gewesen, ich habe das gern getan.“
Sie nickte und ich machte mich wieder auf den Weg. Eine ganze Weile lief ich noch so durch die Gegend, aber leider ergab sich nicht noch einmal so eine tolle Gelegenheit.
Auch hatte ich ein paar Bedenken, einfach bei den Leuten zu klingeln, denn so genau wusste ich nun wirklich nicht, was ich sagen sollte.
So machte ich mich langsam auf den Weg zurück. Bevor ich wieder die Stadt verließ, ging ich noch in den Supermarkt. Ich konnte mir nicht wirklich viel kaufen, deswegen nahm ich mir wieder das billigste Wasser und zwei Konserven mit. Das musste halt erst mal reichen bis morgen.
Ich wollte es morgen auf alle Fälle weiter versuchen. Vielleicht fand ich ja dieses Mal etwas.
Zu Hause angekommen, legte ich wieder all meine Sachen ordentlich zusammen, bereitete wieder mein Bett und machte es mir für den Abend mit meiner kleinen Malzeit gemütlich.
Wieder freute ich mich, dass ich eine ruhige Nacht hatte.
Als ich aufwachte, war ich zwar ziemlich durchgeschwitzt, aber ich konnte nicht sagen, ob ich eine gute Nacht hatte oder einen Albtraum. Ich war aber auch froh, dass ich mich nicht daran erinnern konnte.
Wie jeden Morgen wusch ich mich unten am Fluss. Danach lief ich in die Stadt und kehrte zu dieser noblen Wohngegend zurück. Hier musste sich doch etwas finden lassen, irgendwie fühlte ich das in meinem Innersten.
Wieder lief ich die Strassen entlang und durch Zufall sah ich die Frau von gestern wieder, ich grüßte sie freundlich und sie lächelte mich an und meinte:
„ Na junger Mann heute habe ich leider keinen Einkauf, wo du mir helfen kannst“, und zuckte die Schultern.
Ich lächelte zurück und meinte nur:
„Kein Problem aber darf ich Sie was fragen?“ ich legte meinen Kopf etwas schief, die Frau nickte nur.
„Wissen Sie vielleicht, ob jemand Hilfe bei der Gartenarbeit braucht?“ Sie blickte mich fragend an, worauf ich gleich weiter erzählte:
„Ich will mir mein Taschengeld etwas aufbessern und dachte, wenn ich jemandem unter die Arme greifen könnte, wäre das eine tolle Idee,“ Immer noch fragend schaute sie mich an, doch dann nickte sie freundlich.
„ Ja, da gibt es sicherlich welche, die gerne deine Hilfe annehmen würden.“
Ich freute mich schon, dass es tatsächlich etwas werden könnte und sie teilte mir auch gleich mit, bei wem ich mich melden könnte:
„Da vorn wohnt ein älterer Herr. Ich weiß, dass in seinem Garten eine ganze Menge Arbeit wartet, denn er hat schon seit einigen Jahren nicht wirklich etwas in seinem Garten getan, da er starke Rückenprobleme hat.“
Ich drehte mich um und folgte ihrem Fingerzeig. Blöd, das ist ausgerechnet der Alte, der mich gestern so weggescheucht hatte, dachte ich.
„Ich weiß nicht ob, der wirklich Hilfe annehmen würde.“ meinte ich zögernd. Die Frau sah mich so irritiert an, ich musste einfach gleich weiter sprechen.
„Als ich gestern hier lang gelaufen bin, hatte er, bevor ich ihn ansprechen konnte, mich mit Beschimpfungen gleich weggejagt.“ Da fing sie an zu lachen und ich konnte nur verdutzt gucken.
„Ja, so ist er, der alte Knabe, erst mal alle anmachen und einen auf schrecklich tun, aber glaube mir, er ist ein wirklich sanftmütiger und sehr lieber Mensch. Geh nur hin, sag ihm, Frau Schmidt hätte dich geschickt und er solle dir sagen, was du im Garten machen könntest.“ Ich schaute sie immer noch verdutzt an und rührte mich für den ersten Moment gar nicht.
„Junge das passt schon. Oder hast du etwa Angst?“ mit einem kleinen Grinsen zwinkerte sie mir zu.
Ich schüttelte den Kopf, denn Angst hatte ich ja nun keine, doch ich war ratlos, wie ich an die Sache heran gehen sollte. Ich fing mich wieder und meinte nur:
„Ok, Sie sind die Frau Schmidt?“
„Ja.“ kam die Antwort und sie nickte nur. Ich merkte, dass meine Frage blöd gewesen war, denn warum sollte sie von einer anderen sprechen. Doch ich war gerade ziemlich perplex. Ich nickte, bedankte mich noch höflich und ging in die Richtung des alten Mannes.
Für einen Moment stockte ich, bis ich den Mut fand, zur Haustür zu gehen und zu klingeln. Ich hörte die schweren Schritte, wie sie auf die Tür zu kamen und ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. “Ja“ hörte ich eine mürrische und ruppige Stimme.
„Entschuldigen Sie, ich wollte Ihnen in Ihrem Garten helfen.“ Meine Stimme zitterte. Die Tür ging etwas auf und der alte Mann schaute aus einem kleinen Spalt zu mir heraus.
„Ich brauche keine Hilfe, verschwinde, bevor ich dir die Ohren lang ziehe!“
Bei dem Satz musste ich schmunzeln, weil ich mir versuchte vorzustellen, wie das gehen sollte, ich war bestimmt zwei Köpfe größer als er und dazu auch noch schneller.
Ich schüttelte den Gedanken ab und meinte nur:
„Frau Schmidt schickt mich, sie meint, ich könnte Ihnen bei der Gartenarbeit helfen.“ Seine Augen wurden größer und er hob eine Augenbraue. Der Alte musterte mich von oben bis unten. In Gedanken sagte ich mir schon, >>dann halt nicht<< und wollte mich für die Störung entschuldigen. Als der Alte etwas ruppig meinte:
„Dann komm!“ und er öffnete die Tür ganz.
Ich staunte nicht schlecht und betrat hinter ihm das Haus. Ich folgte ihm durch den Flur. Auf dem Weg zum Garten schaute ich mich um. Es war ein enger aber langer Flur in dem rechts und links ein paar kleine Schränke standen, auf denen viele Fotos waren. Viele der Bilder schienen ziemlich alt zu sein und waren in schwarz-weiß. Ich nahm an, dass sie von seinen Kindern und Enkeln waren.
Von dem Flur auf der linken Seite ging noch eine Tür ab und auf der rechten Seite noch zwei.
Was das wohl für Räume sind? Wir waren am Hinterausgang angekommen und der Alte drehte sich zu mir um:
„Du kannst das Laub zusammen fegen und auf den Kompost schmeißen, dann auch noch ein wenig Unkraut zupfen, an den Rändern vom Weg.“
Ich nickte nur und betrat den Garten. Ich sah mich um und es hätte mich beinahe erschlagen, Laub zusammen fegen, das war gut gesagt.
Bevor man hier fegen konnte, brauchte man erst einmal eine Schaufel.
Ich straffte in Gedanken meine Schultern und fragte den Alten:
„Wo haben Sie denn Ihre Schaufel und einen Karren.“
„Dahinten im Schuppen findest du alles was du brauchst.“ Mit diesen Worten ging der Alte zurück ins Haus.
Seltsamer Typ, dachte ich mir und ging zum Schuppen. So wie der Alte auch gesagt hatte, konnte man alles finden, was man für eine gute Gartenarbeit brauchte. Doch den Geräten sah man ihr Alter schon ziemlich an. Auch, dass sie wirklich schon eine Ewigkeit nicht mehr benutzt worden waren. Aber statt hier noch ewig rum zu stehen, schnappte ich mir dir beste Schaufel, die ich finden konnte und machte mich an die Arbeit. Ich befreite erst einmal den Kompostplatz, damit ich dort besser heran kam, dann holte ich mir aus dem Geräteschuppen die Schubkarre und eine Harke. Danach fing ich an, das ganze Laub vom Boden aufzuheben.
Ich schaufelte und harkte, ich weiß nicht wie lange ich da schon gearbeitet hatte, als der Alte heraus kam und meinte:
„Junge, mache für heute Schluss, es ist schon spät und es wird bald dunkel. Du solltest nach Hause, nicht dass du Ärger bekommst.“
Ich blickte ihn erschrocken an und meinte nur, dass es Ok sei. Aber da ich kein Misstrauen erwecken wollte, stimmte ich zu.
„Soll ich morgen wieder kommen? Ich habe ja heute nicht alles geschafft.“ fragte ich nur und senkte meinen Kopf, weil ich mich schämte, dass ich so langsam gewesen war. Der Alte nickte und sagte freundlich:
„Du kannst morgen wiederkommen. Du konntest es heute nicht alles schaffen, das war viel zu viel, das weiß ich.“
Jetzt fielen mir die Worte von Frau Schmidt wieder ein. Ja, es schien zu stimmen, denn der Alte war auf einmal sehr freundlich und auch sein grimmiger Blick war weg.
Ich nickte und sagte nur noch:
„Dann bin ich morgen um Zehn da“, und machte mich auf den Weg zur Tür.
„Warte Junge, deine Bezahlung.“ Ich drehte mich um und schaute ihn fragend an. „Was?“ meinte der Alte, „Du machst das doch sicherlich nicht für umsonst, oder?“
Ich schüttelte und nickte gleichzeitig den Kopf und antwortete:
„Ich dachte, ich bekomme erst eine Bezahlung, wenn ich mit dem Garten fertig bin.“
Der Alte nickte und meinte mit einem Händedruck zu mir:
„Das macht man eher so, wenn man Firmen beauftragt. Du bist ein Junge und Jungs wollen gerne sofort sehen, dass sie was geschafft haben, oder liege ich da falsch?“
Wieder schüttelte ich nur den Kopf und lächelte ihn an.
Ich sah auf meine Hand, er hatte mir währen des Händedrucks etwas hinein gelegt und als ich drauf schaute, blickten mich zwanzig Euro an.
Ich hob meinen Blick und grinste vor Freude den Alten an.
„Ich weiß Junge, es ist nicht viel nach der langen Arbeit, aber mehr kann ich dir gerade nicht gegeben.“
Wieder schüttelte ich nur den Kopf und sagte zu ihm:
„Danke das ist schon genug, ich freu mich. Ich komme morgen pünktlich um Zehn, dann mache ich weiter.“
Damit verabschiedete ich mich von dem Alten und machte mich auf den Heimweg. Ich konnte es gar nicht fassen. Ich hatte zwanzig Euro in der Hand, davon konnte ich mir auch etwas Waschzeug kaufen. Denn so wie ich es jetzt nötig hatte, mich richtig zu waschen, so brauchten es auch einige meiner Sachen.
Wieder machte ich Halt in dem Supermarkt und kaufte auch noch Wasser und etwas zu essen für mich ein. Da ich nicht wusste, was ich morgen bekommen würde und ob ich danach gleich wieder eine andere Tätigkeit finden würde, versuchte ich so sparsam wie möglich einzukaufen.
Ich kaufte mir nur das, was ich wirklich brauchte und auch nur so viel, dass ich es bequem tragen konnte. Schließlich lagen noch drei Kilometer Weg vor mir.
Als ich endlich bei mir angekommen war, stellte ich erst einmal wieder alles in eine Ecke, holte meinen Kram aus meinem Versteck und machte mein Bett. Dann wusch ich mir mein Gesicht und meinen Oberkörper in dem Wasser, was ich mir vom Fluss geholt hatte. Wie gut, dass ich mir heute Morgen extra etwas Wasser mit hoch gebracht hatte, denn ich war für heute einfach zu müde, noch nach unten zu gehen um mich zu waschen. Ich machte mir noch etwas Kaltes zum Essen, denn zum Kochen hatte ich keine Kraft mehr. Mittlerweile war es gerade mal Einundzwanzig Uhr, doch da ich es wirklich noch nicht gewohnt war, so lange am Stück körperlich zu arbeiten, haute ich mich auch schon aufs Ohr um gleich darauf einzuschlafen.
Am nächsten Tag stand ich früher auf und nach dem Waschen und dem Verstecken meiner Habseligkeiten machte ich mich wieder auf den Weg.
Heute hatte ich weniger Bedenken, bei dem Alten zu klingeln. Er öffnete und lächelte mich freundlich an.
„Pünktlich, genau das mag ich!“ hörte ich, als wir auf dem Weg zum Garten waren.
Ich ging sofort an die Arbeit. Nach circa drei Stunden Arbeit rief mich der Alte:
„He Junge komm, mach mal eine Pause, setz dich mit mir an den Tisch!“
Ich drehte mich zu ihm um und sah, wie er ein Tablett auf dem Terrassentisch abstellte. Nickend stellte ich die Harke zur Seite und ging auf den Tisch zu. Mein Magen fing an zu knurren, sofort schaute mich der Alte an und meinte grinsend:
„Na das war ja mal Timing.“ Wieder konnte ich nur nicken.
„Kann ich mir meine Hände waschen?“ fragte ich ihn.
„Ja natürlich, zweite Tür links. Dort ist das Badezimmer.“
Ich ging in das Haus und stellte fest, dass es die erste Tür rechts vom Eingang aus gewesen war. Jetzt wusste ich, was für ein Raum sich hinter der ersten Tür verborgen hatte.
Das Badzimmer war groß und hell. Es hatte eine Dusche und eine Badewanne sowie ein schönes großes Waschbecken. Darüber war ein großer Spiegelschrank und mein Spiegelbild schaute mich an. Meine blonden Haare waren etwas zerzaust. Na kein Wunder bei der Hitze, musste ich schmunzeln. Mein Gesicht war etwas eingefallen, so wie es aussah, hatte ich abgenommen, daher wirkten meine blauen Augen sehr groß.
Ich wusch mir die Hände und gab zwei Hände voll Wasser in mein Gesicht, was wirklich erfrischend war. Natürlich träumte ich, jetzt lieber eine gute Dusche genießen zu dürfen. Doch das kam ja nicht in Frage.
Draußen setzte ich mich zu dem alten Mann an den Tisch, der mit einer einladenden Geste meinte: „Bedien dich ruhig.“
Ich staunte, denn es stand ein Teller mit belegten Broten bereit und eine Flasche Cola. Ich lächelte dankbar und griff zu. Ja mein Gaumen dankte es mir, es war wie ein Festmahl für mich. Obwohl ich erst seit einer Woche von zu Hause weg war, kam es mir doch schon viel länger vor.
Ich sah mir zum ersten Mal den alten Mann genauer an, sein weißes Haar kräuselte sich neckisch in alle Richtungen. Auch seine braunen Augen strahlten jetzt nicht mehr diese Strenge und Härte aus, sondern wirkten weich und sanft. Ja, Frau Schmidt hatte Recht, er war wirklich ein sehr sanftmütiger Mensch, der nur hart tat. Ich musste nach dieser Feststellung wieder in mich hinein lächeln.
„Und Junge, was machst du sonst so, wenn du dich nicht gerade bei fremden Menschen aufdrängst?“ Bei dieser Frage lächelte er und legte seinen Kopf etwas schief, dabei hob er eine seiner weißen Augenbrauen an.
Mein Herz fing an, etwas heftiger zu schlagen, schnell biss ich erst einmal noch von meinem Brot ab, um mir Zeit zu verschaffen, damit ich mir eine Antwort überlegen konnte.
Nachdem ich runtergeschluckt hatte, sagte ich nur:
„Mhh... nicht wirklich viel, da ja Ferien sind.“ Er blickte mir in die Augen und nickte. So gab ich nur noch hinzu:
„Meine Eltern haben nicht viel Geld, daher wollte ich mir mein Taschengeld für die Ferien selbst verdienen.“
Mit einem wohlwollenden Blick nickte der Mann nur noch und schlürfte an seinem Tee. „Übrigens ich heiße Horst Peter Schmidt.“ sagte er.
Ich schaute ihn fragend an und als ob er meine Gedanken lesen konnte, meinte er gleich: „Ja Frau Schmidt ist meine Tochter sie ist die Einzige, die so über mich bestimmen oder mit mir reden darf.“
Ich nickte und sagte ihm:
„Ich heiße Sven.“ Sein Blick war prüfend, damit er nicht anfangen konnte, mich auszufragen sagte ich gleich hinterher:
„Ich sollte jetzt weiter machen, Herr Schmidt, sonst werde ich heute sicherlich wieder nicht fertig.“ Ohne auf eine neue Antwort zu warten, stand ich auf und machte mich wieder an meine Arbeit.
Da ich das meiste ja schon geschafft hatte, brauchte ich auch nur noch zwei Stunden, um mit dem Rest fertig zu werden. Ich entfernte auch das Unkraut am Wegrand, damit war der Garten wieder vorzeigbar. Ich blickte auf mein Tagewerk und freute mich, dass ich das so gut hinbekommen hatte. Nun musste das nur noch dem Alten gefallen. Also lief ich zum Haus, wusch mir erst einmal die Hände und richtete mich etwas her, um dann nach Herrn Schmidt zu suchen.
Ich rief ihn.
„Hallo, Herr Schmidt, ich bin fertig!“ doch ich bekam keine Reaktion. Wahrscheinlich hatte er mich nicht gehört, also rief ich gleich darauf noch einmal.
„Ah ja, Sven, komm doch kurz hoch.“
Ich zuckte die Schultern, so was, dachte ich erstaunt, erst war er vollkommen mürrisch, jetzt hatte sich das geändert. Aber, dass er einen Fremden so einfach durchs Haus laufen ließ und mich nicht weiter beobachtete, das fand ich schon eigenartig.
Ich ging, wie er gesagt hatte, die Treppe nach oben. Auch hier war wieder ein langer enger Flur, an dem rechts und links Türen abgingen. Geradeaus gab es eine Tür, die offen war. Sonnenlicht schien aus dem Raum in den Flur.
„Komm schon, ich bin in dem letzten Zimmer.“ hörte ich.
Langsam ging ich auf die Tür zu, die Dielen knarrten unter mir, da sie schon ziemlich alt waren, das konnte man an ihrer Maserung gut erkennen. Als ich bei dem Zimmer ankam, öffnete ich die Tür noch ein wenig mehr und vor mir erstreckte sich eine große Bibliothek.
„Wow...“ konnte ich nur vor Erstaunen sagen. Meine Blicke blieben wie gebannt an den Büchern hängen.
„Na, du scheinst ja Bücher zu mögen.“ grinste mich Herr Schmidt an.
Ein Nicken von mir zur Bestätigung machte es ihm mehr als deutlich, da ich mir auch sicher war, dass in meinen Augen ein Leuchten aufgetaucht war.
Der Alte winkte mich zu sich und deutete auf einen Stuhl. Ich setzte mich und wartete.
Nach einer Weile kam er auf mich zu und fragte:
„Hast du noch Zeit oder musst du gleich nach Hause?“
In Gedanken musste ich lachen und während ich den Kopf schüttelte, sagte ich nur: „Ich habe noch Zeit. Ich brauche nicht so früh zu Hause zu sein.“
Der Alte nickte nur und meinte:
„Wie du siehst, habe ich ziemlich viele Bücher, na ja und sie müssten einfach mal sortiert werden. Auch brauche ich dringend ein neues Regal, da mein altes schon ziemlich wackelt."
Ich schaute ihn an und hörte ihm aufmerksam zu, gleichzeitig machte sich in mir auch die Hoffnung breit, dass ich noch etwas mehr zu tun bekäme. Mann, das lief ja prima.
Und sogleich fragte er mich:
„Würdest du das übernehmen? Ich bin nicht mehr so fit mit Werkzeugen.“
Ohne weiter darüber nachzudenken, nickte ich und stimmte auch gleich zu.
„Sehr gerne. Haben Sie denn schon ein Regal, was aufgebaut werden muss?“
„Nein noch nicht, ich würde es morgen kaufen. Doch, wenn du noch Zeit hast, könnten wir heute schon die Bücher etwas zusammen räumen, damit du Platz hast, um das neue Regal aufzubauen.“
Ich nickte stand auf und ging zu seinem Regal. Mit meinen Fingern tastete ich das Holz ab, woraus das Regal bestand. Ja er hatte Recht, es war schon etwas baufällig und an Standfestigkeit fehlte es auch.
„Was machen Sie mit diesem Regal?“ fragte ich ihn, da mir eine Idee eingefallen war.
Mit gerunzelter Stirn schaute er mich an und meinte nur:
„Eigentlich wollte ich es wegschmeißen, aber wenn du es haben möchtest, dann kannst du es ruhig mitnehmen.“
„Ja, sehr gerne!“ Ich freute mich, denn das Holz war trocken und sauber und es würde sich bestimmt gut in der alten Hütte machen.
Damit ich nicht noch länger herumstand, fing ich an, die oberste Regalreihe auszuräumen.
„Wo soll ich sie hinbringen?“ fragte ich und schaute mich neugierig um.
„Ach ja, wir bringen sie in einen Nebenraum“, damit drehte er sich um und verließ das Zimmer. Ich stampfte mit ein paar Büchern hinter ihm her und ging in den Raum, den er geöffnet hatte.
„Lege sie einfach da drüben an die Wand.“
Wieder nickte ich nur und stellte die Bücher an der Stelle ab, die er mir zeigte.
Als ich mich umdrehte, sah ich, dass der Raum zwar voll möbliert war, aber alles war mit weißen Laken abgedeckt. Ich fragte nicht nach, sondern lief gleich wieder in die Bibliothek und holte die nächsten Bücher, so machte ich noch eine Zeit lang weiter. Mittlerweile hatte ich schon zwei volle Reihen gestapelt, doch es wirkte als würden die Bücher nicht weniger werden.
Zwischen den ganzen Büchern richtete sich mein Blick auf ein Geschichtsbuch über das alte Rom.
Da ich gerade alleine im Raum war, blätterte ich ein wenig in diesem Buch und vertiefte mich ins Lesen. Ich mochte alles, was mit dem alten Rom zu tun hatte; seine Geschichte und die alten Architekturen.
Ich war wohl ein wenig zu vertieft in das Buch, als mich eine Stimme aufschrecken ließ:
„Na, was Interessantes gefunden?“
Ich schlug das Buch vor Schreck zu und stotterte nur leicht betreten: „Entschuldigen Sie, doch ja ich mag die altrömische Geschichte.“
Während ich das sagte, schnappte ich mir wieder einen neuen Stapel Bücher und trug ihn in Richtung des anderen Zimmers.
Der Alte sagte nichts weiter darauf, sondern nickte nur und sagte:
„Aber für heute mach Schluss. Nur komm Morgen etwas später, weil ich erst das Regal kaufen muss.“ Ich brachte noch einmal einen Schwung Bücher rüber und nickte. „Wann genau soll ich denn Morgen da sein?“ fragte ich ihn, während wir gemeinsam die Treppe herunter stiegen.
„Komm gegen Elf, da müsste ich wieder zurück sein.“
Wir standen an der Vordertür, als auch dieses Mal der Alte mir seine Hand reichte und während unserer Verabschiedung legte er mir wieder das Geld in meine Hand.
„Also, dann bis morgen und danke“, sagte ich und verließ das Haus.
Ich schaute in meine Hand. Auf meinem Gesicht machte sich ein Strahlen breit, ich zählte vierzig Euro. Mann, das ist ja der Wahnsinn, dachte ich begeistert. Soviel Geld, das hätte ich gar nicht gedacht. Nun wuchs in mir der Stolz. Ja, ich hatte heute vierzig Euro verdient, was wollte ich mehr.
Auch morgen dürfte ich bei dem Alten noch arbeiten. Doch in mir machte sich auch ein anderer Gedanke breit. War das nicht etwas zu viel, was er mir gab? Gestern schon die zwanzig, heute vierzig, das machte in zwei Tagen schon sechzig Euro. Ich war mir sicher, dass es nicht üblich war, soviel zu bezahlen. Soviel wert war die ganze Arbeit sicherlich nicht. Außerdem war ich ja auch in seinen Augen nur ein Schüler und da glaubte ich, wäre es noch ungewöhnlicher, aber ich freute mich einfach viel zu sehr über das Geld.
Doch ich nahm mir vor, morgen kein Geld zu nehmen. Irgendwie kam ich mir dann doch eher vor, als ob ich den Alten ausnehmen wollte. Obwohl ich mit ihm das Finanzielle nicht abgesprochen hatte, fand ich es einfach nicht fair.
Ich brauchte ja zum Glück nicht wirklich viel, das hatte ich ja schon festgestellt.
Sicherlich konnte ich bestimmt auch noch etwas anderes finden, um Geld zu verdienen.
Mit diesen Gedanken machte ich mich auf in Richtung Heimat.
Ich konnte es immer noch nicht glauben. Mit dem Geld, was ich von gestern noch übrig hatte waren es jetzt genau achtundvierzig Euro und dreißig Cent.
Ich schlenderte durch die Stadtmitte und kam an einen McDonald vorbei.
Ich blieb davor stehen, schaute durch das große Fenster in den Laden rein und überlegte, >>warum nicht, du hast es dir wirklich verdient. <<
Es musste ja nichts Großes sein und so machte ich es auch. Ich ging hinein und kam mit einem Hamburger für einen Euro wieder raus. Mehr hatte ich nicht ausgegeben, schließlich wollte ich mir ja auch etwas beiseitelegen.
Ich setzte mich auf eine Bank, die gegenüber vom McDonald stand und wollte gerade genussvoll in meinen Hamburger beißen, als ich gegenüber von mir auf dem Boden sitzend, einen jungen Mann sah, der dort saß. Er hatte seinen Kopf an die Wand gelehnt und seine Augen waren geschlossen.
Es sah nicht wirklich so aus, als würde er auf der Straße leben. Seine Kleidung war zwar leicht schmutzig, doch ansonsten wirkte sie gepflegt. Er trug blaue Jeans die soweit ich es beurteilen konnte, eng an seinem Köper lag. Sein schwarzes Hemd schmiegte sich geschmeidig an seinen Oberköper. Durch drei geöffnete Knöpfe unterhalb seines Hemdkragens konnte ich einen Teil seiner Brust sehen.
Ich erkannte, dass er durchtrainiert sein musste. Unter dem Hemd zeichneten sich auch seine Oberarmmuskeln hervorragend ab.
Seine kurzen braunen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt.
Er hat ein markantes Gesicht. Seine Wangenknochen kamen stark zum Vorschein, aber das entstellte ihn nicht, im Gegenteil machte es sein Gesicht etwas weicher. Er besaß volle Lippen, doch die wirkten recht blass. Seine großen Hände zitterten.
Was er wohl durchgemacht haben musste, dass er so fertig wirkte, fragte ich mich. Bei dem Gedanken betrachtete ich ihn noch eine Weile und ich spürte, dass sich in mir ein seltsames Gefühl ausbreitete. Ich kannte es nicht und ich fühlte Röte in meinem Gesicht aufsteigen.
Ich drehte meinen Kopf schnell weg. Ich wollte nicht, dass er mich auf einmal entdeckte.
Erneut wollte ich in meinen Burger beißen, als ich das Knurren seines Bauches hörte. Er bewegte sich und ließ den Kopf nach vorn fallen. Wieder schaute ich zu ihm und sah, dass er das Gesicht ein wenig verzog und noch ein Knurren war zu vernehmen.
Ich schaute auf meinen Burger.
„Es wäre schön gewesen“, sagte ich leise zu mir und stand auf.
Mit meinem Burger in der Hand ging ich auf den jungen Mann zu. Ich hielt ihm dem Burger hin, auch wenn er nicht wirklich aussah, als würde er auf der Straße leben, so hatte er jetzt Hunger und anscheinend konnte er sich gerade nichts kaufen.
„Was ist das?“ wurde ich neugierig gefragt.
Ich schaute ihn an und meinte nur:
„Ein Burger was sonst. Das sieht man doch.“
„Ja aber was soll ich damit?“ er sah mich fragend an.
>>He was ist daran so schwer zu kapieren?<< dachte ich und sagte nur noch:
„Na essen sollst du ihn, du hast Hunger das hört man doch.“ Immer noch fragend schaute er mich an und griff dann zu dem Burger. „Danke.“ sagte er leise und biss hinein. Ich setzte mich zu ihm und sah zu, wie er gierig meinen Burger aß.
„Wie heißt du?“ fragte ich ihn. Er schluckte den letzten Bissen runter und meinte nur: „Weiß ich nicht, habe ich vergessen“ >>he...<<. Fragend schaute ich ihn an, >>wie kann man denn seinen Namen vergessen?<< Der Gedanke ging mir durch den Kopf und als ob er mitbekommen hatte, was ich gerade gedacht hatte, erzählte er weiter:
„Ich weiß es wirklich nicht mehr, wie ich heiße. Ich bin heute vor zwei Tagen in einer Straßengasse aufgewacht und weiß derzeit nichts mehr von mir, keinen Namen und nicht woher ich komme.“
„Solltest du dann nicht zur Polizei gehen oder zu einem Arzt?“ fragte ich ihn und schüttelte den Kopf darüber, dass er es nicht schon längst getan hatte.
„Ich weiß nicht, ich habe ja noch nicht einmal einen Ausweis dabei und was soll ich denen denn sagen? Dass ich nicht weiß, wie ich in diese Gasse gekommen bin? Und ohne Papiere.“
„Also, ich weiß ja nicht, die könnten dir doch bestimmt helfen und herausfinden, wer du bist?“
„Mhh ... wahrscheinlich“, meinte er nur und wirkte etwas abwesend.
Mann, was machte ich denn jetzt, ich wollte ja eigentlich langsam nach Hause, doch ich konnte ihn doch nicht alleine lassen.
Warum nicht, er war ja auch die letzten beiden Tage alleine. Nein das ging nicht, wenn er nicht wusste, wer er war, wie sollte er dann weiter machen. Jetzt war ich gerade in einem Dilemma.
Ich wollte niemanden mit zu meiner Hütte nehmen, aber irgendwie wollte ich ihn auch nicht alleine lassen.
„Über was denkst du nach?“ brachte mich seine Stimme aus meinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
„Wo warst du die letzten beiden Tage? Du musst doch irgendwo geschlafen haben?“
Er schaute mich gequält an und meinte nur:
„Ich habe irgendwo auf einer Bank geschlafen, ich weiß nicht, ob ich eine Wohnung habe und wo sie sein sollte. Ich hoffe darauf das meine Erinnerungen bald zurück kommen.“
Nun erst wurde mir bewusst, dass ich ziemliches Glück gehabt hatte. Ich hatte die Hütte gefunden, sonst hätte ich sicherlich auch auf der Bank schlafen müssen.
Wieder einmal hatte ich zwei Möglichkeiten. Die eine war, mich von ihm zu verabschieden, allein zu meiner Hütte zu gehen und mich keiner Gefahr auszusetzen.
Die Zweite war, ihn mit zu mir zu nehmen, auch auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden und dann alles zu verlieren.
Immer wieder stellte ich mir die Frage, sollte ich ihn nun mitnehmen, ja oder nein.
Mein Verstand und mein Bauch trugen einen heftigen Kampf aus. Mein Verstand meinte, nein mach es nicht, du kennst ihn nicht.
>>Lass dich nicht auf seine Ausstrahlung ein. Du weißt die unscheinbarsten Menschen, können die schlimmsten Monster sein.<<
Ich musste an meinen Vater denken, da musste ich für mich zustimmen, denn ihm sah man nicht an, dass er ein Trinker und ein Prügler war.
Und an meinen Bruder, der mit seiner Ausstrahlung alle Frauen, die er haben wollte, bezirzten konnte.
Mein Bauch meinte dagegen eher, schaue ihn dir an, von ihm geht keine Gefahr aus, du kannst ihn nicht einfach alleine lassen. Er weiß ja nicht einmal, wer er ist. Du weißt, du kannst das nicht, du musst ihm helfen.
Was ist, wenn er morgen Tod in einer Straßenecke liegt? Dann machst du dir für immer Vorwürfe, weil du ihm nicht geholfen hast.
Ich stöhnte innerlich auf, rief mich selbst zur Ruhe und machte, was ich in den letzten Tagen schon so oft getan hatte, ich hörte auf mein Bauchgefühl.
Es stimmte. Ich schaffte es noch nie, jemanden stehen zu lassen, der Hilfe brauchte. Ich konnte nur hoffen, dass ich mir damit nicht irgendwann mein eigenes Grab schaufelte.
„Komm, ich nehme dich mit“, sagte ich und hielt ihm meine Hand hin.
Er sah mich an, griff nach meiner Hand und ich zog ihn nach oben. Er schwankte etwas, hielt sich deswegen an meinem Arm fest. An der Stelle, wo er mich berührt hatte, fing mein Arm plötzlich an zu brennen und mein Atem stockte. Durch meinen Körper fegte ein Schauer, so stark wie ein Orkan.
Ich löste seine Hand von meinem Arm. >>Oh Mann, was war das?<< dachte ich mir, verlegen zu Boden blickend.
„Was ist? Ist mit dir alles in Ordnung?“ Der junge Mann schaute mich mit seinen wundervollen graublauen Augen an und ich musste aufpassen, dass ich mich nicht darin verlor.
Ich schüttelte den Kopf.
„Es ist nichts. Wundere dich nicht, es ist ein ganz schön langer Weg, der vor uns liegt.“ Er zuckte die Schultern und meinte nur:
„Kein Problem, wenigstens bin ich nicht mehr alleine.“
Wir liefen die drei Kilometer bis zur Hütte. Ein fragender Blick erreichte mich und ich lächelte nur.
„Ich bin von zu Hause abgehauen und ja, ich habe mich hier einquartiert, ist besser als nichts.“
Immer noch fragend schaute er mich an, zuckte mit den Schultern und meinte nur ganz leise: „Kein Problem.“
An der Tür angekommen verlangte ich nur: „Warte hier!“
Ich ging seitlich um die Hütte herum und holte aus meinem Versteck meine Sachen.
Vor der Tür hatte ich ein paar Bretter aufgestellt, die den Eingang versperrten. Ich räumte sie zur Seite und noch immer fragend schaute mich der junge Mann an.
Ich öffnete die Tür und mit einem Lächeln gab ich ihm zu verstehen, mir in die Hütte zu folgen. In der Hütte legte ich erst einmal alles auf seinen Platz.
„Ist besser als auf einer Bank zu schlafen.“ grinste ich nur und er nickte.
„Du hast es dir ziemlich gemütlich gemacht, doch warum versteckst du deine Sachen?“
„Na ja, das hier ist zwar ziemlich abgeschieden und es wirkte auch so, als wäre schon ewig keiner mehr hier gewesen, aber man weiß ja nie und ich will nicht die Hütte und meinen Kram verlieren. So habe ich wenigsten die Sachen noch und kann mir was Neues suchen.“ erklärte ich und setzte mich.
„Und wovon lebst du?“ kam auch schon die nächste Frage.
„Ich arbeite zurzeit bei einem alten Mann. Zuerst habe ich seinen Garten sauber gemacht und morgen baue ich bei ihm ein Regal auf, um seine Bücher einzusortieren. Ich steh nämlich nicht so auf Stehlen und Betteln.“
„Und wie lange machst du das schon?“
>>Oh Mann, auch wenn er nicht mehr weiß, wer er ist. Aber eins kann ich schon sagen, er ist ein sehr neugieriger Mensch<<, dachte ich und grinste in mich hinein.
„Tja, erst seit anderthalb Wochen. Hast du Durst? Ich kann dir Wasser anbieten.“
Er nickte nur und so ging ich in die kleine Küche und holte für uns beide Wasser.
„Stört es dich, wenn wir uns eine Flasche teilen? Ich muss etwas sparsam sein.“
Er schaute mich mit seinen graublauen Augen kurz an und während er nickte sagte er nur: „Klar kein Problem.“
Wir tranken abwechselnd aus der Flasche. In Gedanken fragte ich mich, wie wir das jetzt mit dem Schlafen regeln sollten. Ich hatte zwar meine Isomatte höher gelegt, aber deswegen war sie nicht breiter geworden. Als hätte er es mitbekommen, dass ich schon wieder über etwas nachdachte, fragte er mich auch schon:
„Was ist, worüber denkst du schon wieder nach?“
„Mhh...“ kam es leise von mir, „Ich denke darüber nach, wo du jetzt schlafen sollst, wie du siehst, habe ich nicht gerade ein breites Bett.“
Er blickte mich verlegen an und antwortete:
„Mach dir keinen Stress, ich schlafe einfach auf dem Boden. Wenigstens liege ich heute nicht im Freien und dafür bin ich dir dankbar.“
Der Gedanke, dass ich ihn einfach auf dem Boden schlafen lassen würde, störte mich ganz gewaltig. Ich drehte meinen Kopf seufzte tief auf, und fragte ihn leise und verlegen:
„Wenn es dich nicht stört, dass wir nicht viel Platz haben, kannst du mit hier oben schlafen und wir teilen uns meinen Schlafsack als Decke.“
Ich fühlte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und mein Herz ziemlich zu hämmern anfing. >>Oh Mann, was habe ich mir nur dabei gedacht, ihn zu fragen, ob er so dicht neben mir liegen will.<< Da ich mein Gesicht von ihm weggedreht hatte, konnte ich seine Reaktion leider nicht sehen. Ein leichtes Tippen auf meine Schulter ließ mich den Kopf zu ihm drehen. Seine wundervollen Augen schauten tief in meine und er sagte mit leiser aber ruhiger Stimme. „Danke“
Ich räusperte mich und lehnte meinen Oberkörper an die Wand, steckte mir eine Zigarette in den Mund und fragte, ob er auch eine wollte.
Er schüttelte den Kopf.
„Du rauchst nicht?“ fragte ich ihn.
„Ich weiß es nicht, ob ich geraucht habe, bevor ich mein Gedächtnis verlor. Da ich keine Lust darauf verspüre, denke ich mal, ich sollte jetzt nicht damit anfangen. Vielleicht gebe ich es daher, weil ich es nicht mehr weiß, jetzt auf.“ Mit dieser Aussage lachte er auf, ich konnte ihm nur zustimmen, dass es vielleicht sogar das Beste so wäre.
Ich stand auf und ging vor die Tür, dort zündete ich mir meine Zigarette an.
Der junge Mann folgte mir.
„Entschuldige... ich wollte nicht...“ ich schüttelte nur den Kopf und sagte ihm:
„Ich würde es nicht leiden können, wenn ich nicht rauche und jemand anderer raucht direkt neben mir in einem Raum“ Ich schaute dabei verträumt in den Himmel.
„Übrigens ich heiße Sven. Wie soll ich dich nennen, wenn du nicht weißt, wie du heißt?“ fragte ich noch.
Er folgte meinem Blick und für ein paar Sekunden überlegte er. „Mhh ... ich weiß es nicht, du kannst dir einen Namen für mich aussuchen.“
„Bist du ein Hund, dass ich dir jetzt wie bei einem Streuner einen Namen aussuchen muss? Mal sehen, ob er dir gefällt.“ sagte ich lachend.
„Na ja ein Hund bin ich ja nicht, aber du hast mich wie einen Streuner mitgenommen.“
„Ja, aber warum jetzt keinen Namen aussuchen, der dir gefällt, wann hat man denn dazu schon Gelegenheit?“ Ich linste ein bisschen aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber.
„Ja da hast du Recht. Also wie wäre es dann mit Mike?“
„Mike also. Ist ein toller Name. Mike gefällt mir. Bis dir also dein Name wieder einfällt, heißt du ab sofort Mike. Darauf sollten wir anstoßen.“
Wir gingen wieder rein, ich nahm die Flasche Wasser und prostete ihm zu, setzte sie an, nahm einen großen Schluck aus der Flasche und gab sie danach Mike in die Hand.
Auch er prostete mir zu und setzte die Flasche an.
Er legte seinen Kopf ein wenig in den Nacken, setzte die Flasche an seinen Mund und ich sah zu, wie er das Wasser seine Kehle hinunter laufen ließ.
Noch einmal bestätigte dieser Anblick mir, dass er gut durchtrainiert sein musste. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sein Oberkörper nackt unter dem Hemd aussah.
Mir kam es wie Zeitlupe vor, als er das Wasser trank. Ich musste mich beherrschen, mich nicht einfach an seine Brust zu schmiegen.
Sie lud einfach ein, ihm näher zu kommen. >>Oh mein Gott, was habe ich mir nur dabei gedacht, ihn mitzunehmen und dann noch ihn einzuladen, auf meiner Matte mit zu schlafen. Wie sollte ich denn die Nacht überstehen?<< Ich erschrak über meine Gedanken und in meinem Kopf fing es an, sich zu drehen.
Er nahm die Flasche runter und ich drehte meinen knallroten Kopf schnell zur Seite.
>>Hoffentlich hat er es nicht bemerkt, dass ich ihn so angeschmachtet habe.<<
ging es mir nur noch durch den Kopf und ich drehte mich in Richtung des Bettes. Während ich mich setzte sagte ich:
„Willkommen in meinem kleinen Reich Mike.“
Ich konnte ihn nicht anschauen, denn ich hatte Angst, mich dann in seinen Augen zu verlieren.
„Danke, dass du mich aufgenommen hast, Sven.“ sagte er leise und kam auch auf die Liege zu. >>Oh Mann, ich habe mir echt was zugemutet.<< Diese Stimme. Seine Stimme brachte mir einen Schauer nach dem andern. Ich schüttelte in Gedanken meinen Kopf und straffte innerlich die Schultern. Soweit sollte es noch kommen, dass ich mich in den erst Besten verliebe.
Da es draußen so langsam dunkel wurde, nahm ich zwei Teelichter und zündete sie an.
Mike staunte nicht schlecht.
„Du hast es dir hier wirklich ziemlich gemütlich gemacht.“ sagte er noch einmal staunend.
„Mhh ... wie schon gesagt, ich hatte die Wahl, entweder Parkbank oder das hier, obwohl das hier ein großer Zufall war und unwahrscheinliches Glück“
Wir setzten uns wieder nebeneinander.
„Ja da hast du richtiges Glück gehabt“, meinte Mike nur und ich merkte, wie ihm die Augen zu fielen.
Er schien ziemlich müde zu sein. Ja das wäre ich wohl auch, wenn ich nur auf einer Bank geschlafen hätte.
„Komm wir legen uns hin, ich muss morgen wieder früh raus. Schließlich ist es schon ein ziemlicher Weg bis in die Stadt.“ Mike nickte und so zogen wir uns bis auf die Unterwäsche aus und rückten zusammen auf meiner Matte. Meinen Schlafsack hatte ich vollständig geöffnet, damit wir uns beide zudecken konnten. Mike legte sich hinten an die Wand, damit auch der Platz reichte. Ich versuchte, meine Nervosität unter Kontrolle zu bekommen. Mein Herz raste vor sich hin, ich spürte seine Körperwärme so nah an mir. Ich versuchte krampfhaft meinen Atem zu kontrollieren, damit er nichts mitbekäme. Ich hörte seine gleichmäßigen Atemzüge hinter mir, er musste sofort eingeschlafen sein.
Ich löschte das Licht und schloss meine Augen. Ich versuchte, schnell einzuschlafen, doch es war nicht ganz so einfach, wie ich wollte.
Mir ging dieser Tag noch einmal durch den Kopf und ich fragte mich, was Mike passiert sein musste, dass er sein Gedächtnis verloren hatte. Was hatte er erlebt? Es konnte doch nur ein Überfall gewesen sein, wo er ziemlich eins drauf bekommen haben musste. Oder gar ein Unfall, wo er angefahren worden war?
Doch müsste er nicht in beiden Fällen Verletzungen aufweisen? Er zeigte aber eindeutig keine Verletzungen. Über meine Gedanken musste ich doch eingeschlafen sein, denn ich wachte früh morgens langsam auf.
Ich hatte so ein wohlig warmes Gefühl in mir und ich wusste im ersten Moment nicht woher dies kam. Doch dann spürte ich, dass über meiner Hüfte ein Arm auf mir lag. Mike, dachte ich sofort. Seine Hand ruhte auf meinem Bauch. Mike hatte mich im Schlaf ein wenig näher an sich gedrückt. Ich konnte sein halbsteifes Glied an meinem Hintern spüren. Dieses Gefühl bewirkte, dass mein Penis mit einem Mal steif wurde.
Nein, nein ging es mir heftig durch den Kopf, ich musste dringend hier raus. Er durfte nicht mitbekommen, wie ich auf ihn reagierte. Eigentlich wollte ich seine Nähe ja noch ein wenig länger genießen, doch dies war mir dann doch zu gefährlich geworden. Womöglich würde ich mich noch verraten.
Vorsichtig versuchte ich, mich aus seiner Umklammerung zu lösen, doch sein Griff wurde nur noch stärker. In meinem Nacken spürte ich seinen warmen Atem und eine Gänsehaut machte sich auf meinen ganzen Körper breit. Ein paar Sekunden blieb ich still liegen, bevor ich noch einmal versuchte, mich von ihm zu lösen. Vorsichtig schob ich mein linkes Bein aus dem Bett und rutschte Zentimeter für Zentimeter nach unten. Ein leichtes Stöhnen hörte ich von Mike, dann drehte er sich herum, nachdem ich endgültig von meinem Bett runter geglitten war.
Er schien es zu genießen nach ein paar Tagen endlich mal wieder weitgehend normal schlafen zu können.
Ich ging leise zur Tür und öffnete sie. Nachdem ich vor der Tür stand, nahm ich mir meine Zigaretten, die ich vom Tisch mitgenommen hatte und steckte mir eine an. Ich lief zum Fluss runter und atmete tief durch. >>Erst mal ins kalte Wasser und runter kommen<<, dachte ich. Mein Schwanz pochte. Er wollte lieber eine Erlösung doch die konnte ich ihm momentan nicht geben.
Am Fluss angekommen, zog ich mir meine Shorts aus und lief ins Wasser, so weit es mir wegen der Strömung möglich war. Das kalte Wasser sorgte für einen Moment dafür, dass ich die Luft stark einzog. Ich kam mir vor, als würden mich tausend Nadeln stechen.
Aber wenigsten ging meine Erregung zurück. Ich hoffte, nicht sofort wieder zu reagieren, wenn ich ihn wieder sehen würde. Ich wusch mich so gut es ging und stapfte aus dem Wasser. Ich schnappte mir meine Boxershorts und schlüpfte wieder hinein.
Ich lief den kleinen Weg hoch zur Hütte, als ich Mike aus der Tür herauskommen sah. >>Oh mein Gott<<, ging es mir durch den Kopf. Ich war zwar noch so etwa fünf Meter von ihm entfernt, aber das Bild, was mir geboten wurde, ihn in seiner Boxershorts zu sehen, machte mich schier sprachlos. Er hatte einen fantastischen Body. Ich sah seine muskulösen Arme und sein Bauch wies mehr als nur einen Sixpack auf. Seine Haut, soweit ich das beurteilen konnte, musste samtweich sein. Sie hatte eine leicht glänzende Bräune. >>Oh Mann, wo kam dieser Kerl nur her?<< dachte ich noch und dann stand ich direkt vor ihm. Er schaute mich etwas verschlafen an und fragte:
„Wo warst du?“
„Am Fluss, mich frisch machen, ich muss schließlich gleich los.“
Mike musterte mich. Beklommen sah ich ihn an und ging an ihm vorbei in die Hütte. Neben ihm sah ich aus wie ein kleines Häufchen Elend. Ich hatte ziemlich dünne Arme und sehr schmale Hüften. Auf meinem Körper waren auch diverse Narben und noch Blutergüsse, die gerade am Abklingen waren. Genau diese Sachen machten das Bild von einem schmächtigen, hilflosen Jungen, perfekt. Ich sah zwar in Mikes Blick, wie Entsetzen in ihm aufstieg, doch er ging nicht darauf ein, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich zog mich schnell an, als Mike herein kam.
Ich überlegte, ob ich nicht verlangen sollte, dass er mitkäme. Aber dann entschied ich mich, ihn selbst entscheiden zu lassen.
„Sag mal, was machst du heute, willst du zurück in die Stadt oder willst du heute lieber hier bleiben.“
Mike schaute mich etwas ungläubig an, worauf er nur erwiderte.
„Du willst mich mit all deinen Sachen hier alleine lassen?“
Ich sah ihn an und musste lachen.
„Also, da du ja nun schon mal weißt, dass ich hier bin und auch mitbekommen hast, wo ich meine Sachen verstecke, schätze ich mal, ich habe keine andere Wahl, als dir zu vertrauen.
Schließlich könntest du ja auch zurückgehen, wenn ich nicht da bin und hättest die Möglichkeit, meine Sachen zu holen.“
Mit dieser Aussage blickte ich ihn herausfordernd an und grinste noch.
Mike sah mir tief in meine Augen und wieder einmal musste ich aufpassen, mich nicht darin zu verlieren. Vorsichtig kam Mike die zwei Schritte, die uns trennten auf mich zu und beugte seinen Kopf etwas nach vorn, so dass er mir in mein Ohr flüsterte:
„Du hast Recht, also ich würde heute gerne hier bleiben.“
Ich nickte nur, denn sagen konnte ich gerade nichts und bewegen erst recht nicht. Diese Stimme durchlief meinen Körper. Ich bekam überall Gänsehaut und Mike schien das zu sehen, denn vorsichtig streifte er mit seiner linken Hand meinen rechten Unterarm und ich dachte, ich sacke gleich zusammen. Meine Beine wollten mich kaum noch halten. Am ganzen Körper fing ich an zu zittern und nur mit brüchiger leiser Stimme konnte ich sagen:
„Ich muss los!“ Mike machte zwei Schritte zur Seite und ich verließ den Raum. Mit meiner letzten Fassung entfernte ich mich mit normalen Schritten von der Hütte. Als ich das Gefühl hatte, nun außer Reichweite zu sein, stieß ich hektisch die Luft aus und atmete sie gleich wieder tief ein.
Oh Mann, was war das denn? Mein ganzer Körper zittert noch immer vor Erregung, ich fing an zu laufen, denn irgendwie musste ich diese Erregung wieder loswerden, bevor ich bei dem alten Mann ankam.
Vorerst um mich noch etwas zu beruhigen, setzte ich mich kurz auf eine Parkbank. Ich legte meinen Kopf ein wenig in den Nacken und atmete noch ein, zweimal ruhig tief durch. Ich stand auf und lief mit ruhigen Schritten in die Stadt, bis ich wieder in dieser Wohngegend war.
Vor der Tür sah ich ein Auto, was offen stand. Der alte Mann kam aus dem Haus und zog einen länglichen Karton heraus.
Ohne zu zögern lief ich auf das Auto zu und griff nach dem Karton.
„Huch... Oh du bist es. Du hast mich ganz schön erschreckt!“ Der alte Mann drehte den Kopf zu mir und lächelte mich an. Nein böse war er auf keinen Fall, das wurde mir wieder einmal klar.
„Guten Morgen, Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Mit einem Nicken bestätigte der Alte das und gemeinsam trugen wir den Karton ins Haus.
Der Karton hatte ein ganz schönes Gewicht und wir trugen ihn noch die Treppe rauf.
Im Büro angekommen sah ich, dass Herr Schmidt ziemlich früh schon einkaufen gewesen sein musste.
Beeindruckt war ich von seiner körperlichen Verfassung, denn er machte nicht den Eindruck, dass er noch viel Kraft gehabt hätte. Doch ich wurde eines Besseren belehrt, denn in den Raum stand schon eine Menge von diesen Regalkartons, die er alleine getragen haben musste.
Nachdem wir den Karton abgestellt hatten, sagte er:
„So, nur noch zwei kleine Kisten und wir haben alles nach oben geschafft.“
Ich schaute ihn verblüfft an. „Wir?“ fragte ich.
„Ich habe doch gar nichts gemacht.“ murmelte ich leise und wurde rot, weil mir unsere erste Begegnung an seiner Tür in den Sinn kam. Ich hatte ihn ziemlich unterschätzt, obwohl er so viel kleiner war als ich.
„Na das hast du einem Alten wie mir nicht zugetraut, stimmts?“
Ich schaute ihn verstohlen an und wusste nicht wirklich, wie ich jetzt reagieren sollte. Doch sein Lächeln bewirkte, dass ich lockerer wurde und einfach nur nickte.
Leise antwortete ich:„Ja leider muss ich das zugegeben.“
Er lachte laut auf, gab mir einen Klaps auf die Schulter und wir gingen gemeinsam zurück zum Auto. Wir nahmen die letzten beiden Kisten und verstauten sie genauso oben im Raum bei den anderen.
„So nun erst einmal eine Tasse Tee und dann kann es losgehen.“
Ich wollte schon mit dem Kopf schütteln und sagen, dass ich gleich anfangen wollte. doch da kam er mir schon zuvor und sprach gleich weiter:
„Keine Widerrede, wir trinken gemeinsam einen Tee, dann macht die Arbeit viel mehr Spaß, wenn wir zusammen das Regal aufbauen.“ Wieder einmal schaute ich den Alten an und dachte nur:
>>Wir? Hatte ich das jetzt richtig gehört, er wollte mit mir zusammen das Regal aufbauen?<<
Der Tag verging schnell, wir bauten das alte Regal gemeinsam ab und stellten das Neue auf. Auch gab es genügend Zeit, die Bücher wieder ordentlich in das Regal einzusortieren.
Wir hatten während der Arbeit ziemlich viel Spaß, es stellte sich heraus, dass der Mann ein ziemlich lustiger Typ war und ich fühlte mich zunehmend immer wohler in seiner Nähe. Es gab Momente, da dachte ich, wir würden uns schon mein ganzes Leben lang kennen.
„Ich sollte jetzt langsam gehen“, sagte ich gegen Abend, nachdem ich feststellte, dass es draußen schon langsam dunkelte.
„Soll ich dich nicht lieber heute fahren? Es ist doch schon spät.“
Ich schüttelte den Kopf und lehnte dankend ab.
Er nickte nur, brachte mich wie immer an die Tür und gab mir die Hand.
„Danke noch mal Junge, dass du mir geholfen hast. Aber was machst du ab morgen? Ich habe leider gerade nichts mehr für dich zu tun.“
Etwas enttäuscht schaute ich ihn an. Ich fand es schade, dass ich ihn erst einmal nicht mehr sehen konnte. Es machte mir Spaß, mich mit ihm zu unterhalten.
„Ich weiß noch nicht, vielleicht braucht ja jemand anderes hier auch Hilfe, ich werde mich jedenfalls morgen hier wieder umsehen.“
Der Alte sah mich ein wenig traurig an, meinte nur:
„Du kannst jeder Zeit vorbei kommen, ich würde mich freuen, wenn wir einfach auch mal eine Tasse Tee miteinander trinken würden und vielleicht habe ich ja auch mal wieder was zu tun für dich.“
In meinem Inneren machte ich einen kleinen Freudensprung. Ja, ich konnte sagen, ich hatte den alten Mann in den letzten drei Tage in mein Herz geschlossen. Umso mehr freute es mich auch, dass es ihm anscheinend auch so ging. Mit einem Nicken gab ich ihm die Hand, um mich zu verabschieden. Wie schon in den letzten Tagen legte der Alte mir etwas in die Hand doch dieses Mal schüttelte ich den Kopf, wollte es ihm zurückgeben. Ich sagte:
„Nein heute nehme ich kein Geld von Ihnen, Sie haben mir in den letzten beiden Tagen schon viel zu viel gegeben, das kann ich nicht annehmen.“
Der Mann legte seine andere Hand behutsam um meine und drückte sie zu einer Faust zusammen. Mit einem bittenden Blick sagte er nur:
„Bitte Junge nimm es an, ich bin es dir schuldig.“
Ich schaute ihn fragend an. Doch er schüttelte nur den Kopf, drückte noch einmal meine Hand zusammen und verabschiedete sich von mir.
Ich verließ das Haus und stockte mitten im Schritt. Hatte der alte Mann eben eine Träne in den Augen? Und was meinte er, dass er es mir schuldig wäre?
Erst jetzt fiel mein Blick runter auf meine Hand und ich musste zweimal hinschauen. Konnte das sein? Sah ich richtig? Immer wieder fiel mein Blick auf den Schein in meiner Hand, es waren tatsächlich einhundert Euro.
Oh nein, das ging doch nun wirklich nicht, er konnte mir doch nicht so viel Geld geben.
Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte doch nicht wirklich das ganze Geld behalten. Ich ging zurück zum Haus und klingelte, doch er machte nicht auf.
Ich nahm an, dass er genau wusste, dass ich es war, der vor der Tür stand. Nach einer Ewigkeit wie mir schien, drehte ich mich um und verließ das Grundstück. Noch einmal kam mir die Frage in den Sinn, was er damit gemeint hatte, er wäre es mir schuldig.
Ich versuchte, meine Gedanken ein wenig zu ordnen und wollte in Richtung meiner Hütte laufen. Bevor ich die Stadt verließ, kaufte ich noch Wasser, denn zu essen war ja noch genug da. Das reichte für uns beide bestimmt noch für zwei Tage. Ach ja in diesem Moment dachte ich wieder an Mike, der ja in der Hütte auf mich wartete. Den ganzen Tag über hatte ich keinen einzigen Gedanken mehr an ihm gehabt. Ich war froh, dass ich von der Arbeit so abgelenkt gewesen war.
Ich lief, wie üblich, den langen Weg am Fluss entlang. Der Wind war lau, daher war es ziemlich angenehm zu laufen, als ich hinter mir ein paar Stimmen hörte.
Ich drehte mich um und sah, dass ein paar junge Männer mit Bierflaschen hinter mir her liefen. Sie fingen an laut zu pöbeln.
„Schaut mal den Kleinen da vorn. Was macht der denn hier so alleine?“
>>Oh nein, das ist nicht gut.<< dachte ich nur. Da ich der Einzige auf dem Weg war, konnten sie ja nur mich meinen. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte doch den Weg nicht bis zur Hütte gehen. Wenn die mitbekommen würden, wo ich mich aufhalte, wäre ich dort nicht mehr sicher. Ich hörte immer wieder, wie Ihr Gespräch sich auf mich bezog und ich fühlte, wie ihre Schritte schneller wurden.
Nun war ich also gefangen. Wäre ich weiter gelaufen oder auch weggerannt, wären wir irgendwann an der Hütte angekommen. Also fügte ich mich, blieb stehen und wollte umdrehen, um so zu tun, als hätte ich nur einen Spaziergang gemacht und wollte jetzt wieder zurück laufen.
Ich drehte mich um, vor mir standen vier große breitschultrige Männer mit einer ziemlich unangenehmen Bierfahne. Einer von ihnen hatte blonde halblange Haare und seine grauen Augen kniff er zu kleinen Schlitzen zusammen. Ich sah eine Gier in ihnen, die mir schier Angst machte. Die anderen drei grinsten süffisant und ein Rothaariger griff nach meiner Hand. Ich wollte sie zurückziehen, doch er drückte sie so fest zusammen, dass ich fast in die Hocke ging vor Schmerz.
„Was wollt ihr von mir?“ fragte ich und in meiner Stimme konnte ich die Angst nicht verbergen.
Alle Vier lachten laut los und der Blonde knurrte nur: „Hab keine Angst, Kleiner wir wollen doch nur ein wenig Spaß haben.“
Ich sah, wie es in seinen Augen loderte und konnte mir in dem Moment auch denken, was für einen Spaß die Vier mit mir haben wollten. Ich versuchte, mich zu wehren, mich aus dem Griff zu befreien. Ich schlug mit meiner anderen Hand um mich, doch in weniger als einer Sekunde wurde auch sie von dem Rothaarigen gegriffen und er drückte mich zu Boden. Er setzte sich auf meinen Brustkorb. Immer heftiger versuchte ich, mich aus der Umklammerung zu befreien, nahm meine Beine dazu. Doch nicht ohne Folgen. Schnell fing ich mir einen Schlag ins Gesicht ein. Ich spürte nur einen Schmerz in meinem Gesicht, ich konnte nicht einmal erkennen, von wem der Hieb war.
„Halt still, dann wird es dir auch Spaß machen!“ hörte ich eine dumpfe Stimme.
Ich wollte schon los brüllen, als ein Zweiter sich über mich beugte, mir mit seiner Hand den Mund verschloss. Noch immer versuchte ich mich zu winden und zu wenden, um frei zu kommen, doch ich bekam kaum Luft, da noch immer die Hand auf meinen Mund gepresst war.
Tränen quollen mir aus den Augen, meine Nase fing an zu laufen, ich konnte nur noch schnauben. Ich spürte, wie eine andere Hand anfing, mir die Hose aufzumachen.
Ich schrie in die Hand, versuchte meinen Kopf zu befreien, doch es war zwecklos, ich konnte mich nicht rühren, ich war wie festgenagelt. Das Gewicht auf meinem Brustkorb, die wenige Luft die ich bekam, sorgten dafür, dass meine Sinne anfingen, zu verschwimmen. Ich konnte sie lachen hören.
Ich hörte nur wie jemand sagte: „Gib her!“ In dem Moment wurde die Hand von meinem Mund genommen, ich versuchte tief einzuatmen, als mir mein Kopf mit zwei Händen festgehalten wurde, eine Flaschen wurde mir an meinen Mund gedrückt. Ich verschloss instinktiv meinen Mund und wieder fing ich mir eine ein. Der Blonde drückte mir die Kiefer auseinander und die Flüssigkeit, es war Bier, floss ungehindert in meinen Hals, wenn ich nicht ersticken wollte, musste ich schlucken, doch ich konnte nicht so schnell schlucken wie mir das Gebräu in den Hals floss. Daher lief zum größten Teil auch alles wieder aus meinen Mund heraus, doch das hinderte sie nicht daran, mir das Gebräu weiterhin in meinen Mund laufen zu lassen, bis die Flasche leer war.
Nachdem mein Mund wieder leer war, wurde er auch gleich wieder von der Hand verschlossen und in meinen Kopf fing es an, sich zu drehen. Ich fühlte, wie sich der Schwindel immer mehr in meinen Körper ausbreitete. Eine Hand machte sich an meinem Hintern zu schaffen und ich riss die Augen vor Angst auf. Immer wieder versuchte ich zu schreien. Und auch in meinem Kopf schrie ich immer wieder: Nein bitte nicht!
Doch sie lachten nur. Ich fühlte wie einer von ihnen an mich heran kam, mein Becken wurde angehoben, das Lachen vertiefte sich in meine Ohren. Mein Herz raste so schnell, dass es nicht wirklich mehr mitkam, mir genügend Sauerstoff durch meinen Körper zu pumpen. In dem Moment, wo ich spürte, dass jemand in mich eindringen wollte, wurde es schwarz vor meinen Augen und ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch. Kälte umgab mich, ich fühlte das Zittern in meinem Körper. Doch dann hörte ich eine warme sanfte Stimme, die mich vor meinem Fall in das Loch auffing. Mein Name wurde gerufen. Dann verfiel ich in einen tiefen Schlaf.
Als ich aufwachte, lag ich in einem weichen Bett, der Raum war dunkel und ich fragte mich, wo ich war und wie ich hierher gekommen war. Wo war ich und wie war ich hierhergekommen?
Ich wollte mich hoch setzten, doch es fuhr ein starker Schmerz durch meinen Körper, so dass ich sofort wieder zusammensackte. Wo bin ich? Ging es mir noch einmal durch den Kopf, bevor mich wieder der Schlaf übermannte.
Beim nächsten Mal, als ich aufwachte, sah ich Sonnenstrahlen durch ein großes Fenster herein scheinen. Es war also kein Traum, dass ich in einem Bett aufgewacht war, dachte ich und seufzte. Noch immer wusste ich ja nicht, wo ich war und mich bewegen ging auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper aus Blei wäre, so schwer fühlte er sich an.
Ich schaute mich, soweit ich meinen Kopf drehen konnte, im dem Raum um.
Es war ein großes, helles Zimmer, rechts von mir stand ein großer Kleiderschrank, der aus hellem Naturholz war. Gegenüber von dem Bett, in dem ich lag, befand sich eine Tür. Links unter dem Fenster, stand ein Sideboard, auf dem in einer Vase Blumen standen. Links neben dem Bett war ein kleines Nachtschränkchen, auf dem eine Flasche mit Wasser stand und ein leeres Glas.
Ich biss die Zähne zusammen und beugte mich zu dem Wasser, nahm die Flasche und das Glas und wollte gerade die Flasche öffnen, als die Tür aufging.
Ich zuckte vor Schreck zusammen und hätte hatte fast das Glas fallen lassen, als eine junge Frau mich ansprach:
„Na, bist du endlich aufgewacht? Warte ich helfe dir.“ Sie lächelte mich freundlich an und nahm mir Glas und Flasche aus der Hand. Während sie das Wasser in das Glas einschenkte, fragte ich sie leise:
„Wo bin ich hier und wie bin ich hier hergekommen?“
Die junge Dame hielt mir das Glas hin und ich griff danach.
Sie sagte in sanftem und ruhigem Ton zu mir.
„Du bist hier bei Herrn McKenzie. Er hat dich gefunden. Du wurdest ganz schön übel zugerichtet.“
Ich blickte sie fragend an und trank das Glas Wasser in einem Zug aus.
„Noch eins?“ fragte sie mich höfflich und ich nickte nur.
„Warum hat er mich nicht in ein Krankenhaus gebracht?“ war dann meine nächste Frage.
Sie zuckte nur die Schultern.
„Das weiß ich auch nicht. Er sagte nur, ich solle mich um dich kümmern, bis du wieder fit bist. Ach ja und ein Arzt kommt heute auch noch vorbei, um nach dir zu sehen.“
„Oh nein, einen Arzt brauche ich nicht. Ich will keine Umstände machen. Das Beste ist, ich gehe einfach. Kann ich mich bei Herrn McKenzie bedanken? Doch zuvor bräuchte ich noch meine Kleidung.“
Ich schaute sie an und sie schüttelte nur den Kopf.
„Entschuldige Junge, aber ich darf dich noch nicht gehen lassen. Herr McKenzie hatte sich das schon gedacht, dass du gleich nachdem du wach werden würdest, gehen willst. Doch er hat ausdrücklich darauf bestanden, dass du mindestens zwei Tage hier bleiben sollst und dich auch von dem Arzt untersuchen lassen sollst. Leider kannst du Herrn McKenzie vorerst nicht danken, da er für mindestens zwei Wochen geschäftlich in Amerika ist.“
Ich blickte sie mit großen Augen an und wusste nicht, wie ich das eben Gehörte verarbeiten sollte.
„Aber wieso? Er kennt mich doch gar nicht.“ sagte ich leise und eher zu mir selbst, als zu ihr. Doch sie meinte nur:
„So ist er halt! Man weiß nie, warum er was macht.“
Noch einmal schaute ich sie an. Mit einem Lächeln sagte sie nur noch:
„Ich bringe dir jetzt erst einmal was zu essen, also beruhige dich und ruh dich gut aus.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und ich blieb alleine zurück.
>>Was war hier los, wieso war ich hier?<< Und dann erschrak ich. Mist, meine Sachen und Mike, der wusste doch gar nicht, wo ich war und was passiert war.
Was genau war passiert? Ich wurde überfallen, wurde zu Boden gedrückt und bevor ich... ich konnte den Gedanken nicht zuende denken, weil mir mit einemmal die Tränen meine Wangen herunter liefen. Ich wusste noch nicht einmal, ob man mich vergewaltigt hatte oder nicht. Es war, als hätte ich ein Loch in meinem Kopf.
Leise weinte ich vor mich hin, bis ich in einen kurzen Schlaf verfiel.
Wieder einmal wachte ich auf, ich musste doch länger geschlafen haben, als ich dachte, denn neben mir auf dem Nachttisch stand ein, mit einem Tuch bedecktes, Tablett. Ich drückte mich leicht nach oben, um meinem Oberkörper an die Bettkante anzulehnen. Vor lauter Schmerzen verzog ich mein Gesicht und schnaubte dabei leise vor mich hin.
Noch immer wusste ich nicht, was die Kerle mit mir angestellt hatten. Mit einem Seufzen, nahm ich das Tablett vorsichtig auf meinen Schoß und deckte es auf.
Auf dem Tablett waren zwei Brötchen mit etwas Aufschnitt und ein Glas Orangensaft außerdem eine Tasse Kakao. Ok, der Kakao war nun mittlerweile kalt geworden. Doch ansonsten war es ganz nett angerichtet und ich fing an, mir ein Brötchen zu belegen.
Nachdem ich alles aufgegessen hatte, stellte ich das Tablett zurück. Mir ging es einfach nur noch durch den Kopf, dass ich hier nicht liegen bleiben konnte, auch musste ich dringend mal in ein Bad.
So kletterte ich schwerfällig aus dem Bett und schlurfte zur Tür. Langsam öffnete ich die Tür und sah in einen großen Flurgang hinein. Ich öffnete die Tür ganz und ging langsam in den Flur hinaus.
Es brannte nur mäßiges Licht und es gab kein Fenster in dem Flur. Der Boden hatte einen weichen samtigen Teppich, das machte das Laufen darauf sehr angenehm.
Ich verstand noch immer nicht, warum ich eigentlich hier war. Wer war denn dieser McKenzie, dass er mich zu sich nach Hause brachte und dann nicht einmal mehr da war?
Endlich kam ich an eine weitere Tür.
Da niemand zu sehen war, den ich hätte fragen können, wo sich das Bad befindet, öffnete ich sie einfach.
Ich hatte Glück, es war ein Bad. >>Oh Mann!<< dachte ich staunend. Ich hatte schon gedacht, dass das Bad bei dem alten Mann sehr groß war, aber das hier war das reinste Schwimmbad.
Es war groß und hell. Gegenüber von der Tür war ein großes Fenster, darunter war in dem Boden ein Whirlpool eingebaut, links von der Tür war die Toilette und daneben ein großes Waschbecken, darüber ein Spiegel, der sich über die ganze Wand erstreckte. Rechts von der Tür war eine Dusche und eine große Badewanne, in der bestimmt vier Personen Platz zum Baden hätten. Der Boden war mit hellen Fliesen gefliest und in der Mitte lag ein hellblauer Badeteppich.
Ich ging zur Toilette und entleerte mich. Nun stand ich am Waschbecken, wusch mir die Hände und überlegte, ob ich eventuell die Dusche benutzen dürfte. Da ich aber nun mal hier fremd war, gab ich mich mit dem Waschbecken zufrieden und wusch mich soweit es ging. Nachdem ich mich etwas erfrischter fühlte, ging ich zurück ins Zimmer und wartete. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Vor meinen Augen erstreckte sich ein wunderschöner Garten. Mir fiel sofort auf, dass er sehr gut gepflegt war. Nun wurde mir ganz mulmig, bei so einem Haus und dem Grundstück musste der Kerl in Geld schwimmen. Was also bewegte ihn dazu, einen kleinen, unbedeutenden Kerl wie mich bei sich aufzunehmen? Was das wohl für ein Mensch war, fragte ich mich.
Obwohl ich dem Herrn ziemlich dankbar war, obwohl ich ihn nicht kennen lernen durfte, wusste ich, ich musste hier weg. Hier bleiben konnte ich auf gar keinen Fall. Ich drehte mich herum, um mich umzuschauen, ob ich hier irgendwo meine Sachen entdecken konnte.
Leider konnte ich sie nicht entdecken, daher lief ich zum Schrank. In einem der Schubfächer fand ich doch tatsächlich meine Kleider. Puhh... jetzt konnte ich mich wenigsten anziehen. Gerade, als ich mir meine Hose überstreifte, kam die junge Frau wieder in das Zimmer.
„Oh, Junger Mann was machst du? Du darfst doch noch nicht aufstehen und der Arzt wird auch gleich da sein.“ Während sie das sagte kam sie auf mich zu und gab mir mit ihren Händen zu verstehen, ich solle doch zurück ins Bett.
Ich schüttelte nur den Kopf und machte einen Schritt zurück.
„Nein, bitte, lassen Sie mich anziehen. Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe, aber ich kann nicht hier bleiben. wirklich nicht.“
Sie blickte mich nachdenklich an.
„Aber ich kann dich doch nicht einfach so gehen lassen.“
Ich zog mir meinen Pulli über, meine Schuhe an und kam auf sie zu.
„Mir geht es wirklich besser und ich möchte mich noch einmal dafür bedanken. Doch ich möchte Ihnen und auch Herrn McKenzie keine weiteren Umstände machen. Können Sie mir bitte meine restlichen Sachen geben? Ich werde jetzt gehen. Ich muss wirklich jetzt gehen.“
Ich sah sie bittend an. In meinen Gedanken war nur noch, dass ich zurück zur Hütte musste, ich musste doch Mike sagen, dass alles in Ordnung war.
Die junge Frau nickte nur und wies mich mit einem Winken an, ihr zu folgen. Wir liefen den Flur entlang, die Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe war eine große helle Halle. Die junge Frau schritt zu dem Schrank, der in der Halle stand, holte dort meine Tasche heraus, sowie auch noch meine dünne Jacke. Ich ging ihr entgegen und nahm meine Sachen an mich.
„Vielen Dank. Machen Sie sich bitte keine Gedanken, aber mir geht es wirklich gut. Bitte sagen Sie auch Herrn McKenzie, wenn er wieder zu Hause ist, danke von mir.“ Die junge Frau nickte und wollte etwas sagen. Aber ich schüttelte nur den Kopf und verließ das Haus. Ich blickte mich um, wusste natürlich nicht, wo ich war.
Nun stand ich ratlos vor der Tür. Oh Mann, wie blöd war ich denn? Ich hatte mich noch nicht einmal erkundigt, wo genau ich mich gerade aufhielt.
Also machte ich noch einmal kehrt, ich musste nachfragen, wie ich wieder in die Stadt kam, denn ich kannte mich in der Gegend überhaupt nicht aus. Ich klopfte an die Tür und die junge Frau stand vor mir.
„Entschuldigen Sie, aber wie komme ich eigentlich in die Stadt zurück?“ Sie lächelte freundlich, aber das, was sie sagte, gefiel mir gar nicht.
„Ich sorge dafür, dass du von unserem Fahrer in die Stadt gebracht wirst. Aber nur, wenn du vom Arzt vorher untersucht worden bist.“
Oh Mann, was sollte ich denn jetzt machen, eine andere Wahl hatte ich ja nun nicht wirklich, wenn ich nicht gerade blind in der Gegend herum laufen wollte. Ich nickte nur und folgte der jungen Frau zurück ins Haus.
Sie führte mich in einen der anliegenden Räume.
„Setz dich doch, ich bringe dir etwas zu trinken.“
„Wann sollte denn der Arzt kommen?“ fragte ich etwas ungeduldig.
„Er wollte in einer halben Stunde da sein.“ sagte sie nur und verschwand.
Ich ging weiter in den Raum hinein. Dieser war hell und groß. Mitten im Raum standen eine Sitzgarnitur und davor ein eleganter Glastisch.
Beides stand gegenüber von einem Kamin. Vor dem Kamin war ein großer, runder, schwarzer Teppich, der hervorragend zu dem hellen Boden passte. Ich konnte mir vorstellen, dass es bestimmt sehr gemütlich sein konnte, am Abend vor dem brennenden Kamin zu sitzen, natürlich nicht unbedingt alleine.
Ich setzte mich und wartete. Ich kam mir schon ziemlich seltsam vor, in einem fremden Haus zu sitzen. Die junge Frau brachte mir eine Tasse heißes Wasser und dazu eine Auswahl verschiedener Tee Sorten.
Sie verließ auch schnell den Raum wieder, bestimmt hatte sie noch Einiges zu tun. Nun saß ich da, ganz alleine, und hing meinen Gedanken nach.
>>Was sich wohl Mike dachte, warum ich gestern nicht aufgetaucht war?<< dachte ich.
Ich hatte ja auch keine Möglichkeit gehabt, ihm irgendwie Bescheid zu sagen. So konnte ich nur hoffen, dass, wenn er weggegangen sein sollte, er meine Sachen versteckt hatte.
Bestimmt war er auch nicht mehr da. Mir wurde etwas mulmig. Und Sehnsucht machte sich in mir breit, ich hoffte, ihn wieder sehen zu können.
Innerlich flehte ich, dass er nicht weggegangen wäre.
Ich hörte Schritte und ein etwas kleiner, untersetzter Mann betrat den Raum, er war der jungen Frau gefolgt.
„Hier Herr Dr. Glas, das ist der Patient." Er sah zu mir herüber und ich fühlte mich irgendwie ganz klein auf dem Sofa.
„So junger Mann, ich hörte, Sie wurden überfallen. Haben Sie denn Schmerzen?“ fragte er sogleich.
„Im Brustkorb zieht es ein wenig, aber mir geht es schon viel besser, ich brauche bestimmt keinen Arzt.“
Dr. Glas schmunzelte und meinte nur.
„Das lassen Sie mich mal beurteilen. Stellen Sie sich doch bitte hin und ziehen Sie sich bis auf die Unterwäsche aus.“
Ich bekam einen knallroten Kopf und blickte zu der jungen Frau. Sie grinste, winkte ab und verschwand aus dem Raum, hinter sich schloss sie die Tür.
Nun zog ich mir den Pulli und meine Hose aus. Der Arzt schaute mich fragend an. Ich schaute an mir herunter und sah die vielen blauen Flecke die über meinen Körper verteilt waren. Dr. Glas kam auf mich zu und betastete meinen Brustkorb, als er meine linke dritte Rippe berührte, zuckte ich zusammen und verzog vor Schmerz mein Gesicht.
„So, so dir geht es also wieder gut, ja?“ fragte mich der Arzt und tastete mich weiter ab.
„Ich kann schon mal sagen, dass deine Rippe angebrochen ist. Du hattest Glück, es hätte schlimmer sein können. Wie heißt du Junge?“
„Sven ist mein Name, und ich schaffe das schon, das verheilt auch so.“ antwortete ich ihm und hoffte, er würde von mir ablassen.
Doch das war weit gefehlt, denn er gab mir noch die Anweisung, auch meine Boxershorts auszuziehen. Ich blickte ihn fragend an und mein Kopf wurde schon wieder knallrot.
„Tut mir leid Sven, aber ich muss dich vollständig untersuchen. Herr McKenzie sagte mir, das er dich nackt gefunden hätte. Ich will nur sicher gehen, das bei dir alles in Ordnung ist.“
Ich zog meiner Boxershorts runter und Dr. Glas trat hinter mich.
Er tastete sich von meinen Rücken runter bis zu meinem Po. Mit einem leichten Druck auf meinem Rücken sorgte er dafür, dass ich mich nach vorne beugte. Er fühlte an meinem Anus und da ich keine Schmerzen verspürte, nahm ich schon mal selber an, dass dieser Typ mich zum Glück wohl doch nicht vergewaltigt hatte.
Für eine Sekunde stellte ich mir die Frage, was musste geschehen sein, dass ich davongekommen war?
Als mir auch der Arzt bestätigte indem er meinte:
„Sven es ist alles in Ordnung.“ war ich vollends erleichtert. Nun kam eine Frage, die ich nicht hören wollte:
„Sven, du hast Verletzungen, die viel älter sind. Woher hast du sie?“
Er ließ von mir ab, gab mir zu verstehen, dass ich mich wieder anziehen könnte. Er schaute mir in die Augen und ich wusste, dass er auf eine Antwort wartete.
Ich zuckte mit den Schultern und sagte nur:
„Entschuldigung, aber das will ich nicht sagen, doch es ist vorbei.“ Mit einem Nicken und einem „Ok“ holte der Arzt eine Bandage aus seiner Tasche und verband mit festem Druck meinen Brustkorb.
„Dies solltest du eine Weile umbehalten, es wäre schön, wenn ich dich in ein paar Tagen noch einmal anschauen könnte. Bleibst du hier?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, ich kann nicht hier bleiben, ich muss gehen.“ Noch ein Nicken von dem Arzt. Dann drückte er mir eine Visitenkarte in die Hand.
„Komm doch dann bitte zu dieser Adresse. Ich meine es durchaus ernst, dass ich dich noch einmal untersuchen möchte. Solltest du nicht zur Sprechstunde kommen wollen, kannst du auch gerne am Abend kommen, ich habe meine Wohnung direkt über der Praxis, du brauchst nur zu klingeln.“
Ich nahm die Visitenkarte und nickte nur zustimmend. Dann zog ich mich fertig an und der Arzt packte seine Sachen wieder ein.
Ich nahm meine Sachen, gab dem Arzt die Hand und bedankte mich freundlich. Ich verließ den Raum, um nach der jungen Frau zu suchen. Schließlich hatte sie mir ja angeboten, dass ich gefahren werden könnte. Als ob sie mich gehört hätte, kam sie auch schon in die Halle. Hinter ihr folgte ein älterer Herr. Er winkte mich zu sich, und ging zur Tür. Die junge Frau lächelte mich noch einmal an und ich lächelte zurück
Ich sagte nur noch:
„Vielen Dank für die Gastfreundschaft.“ Sie nickte mir wortlos zu und ging zu dem Raum, wo noch der Arzt wartete.
Der Mann führte mich zu einem silbergrauen Mercedes Sportwagen. Ich staunte nicht schlecht, was für ein tolles Auto da vor mir stand.
Ich nahm hinten Platz, der Herr setzte sich an das Steuer und fuhr los. Wahrscheinlich musste die junge Frau ihm gesagt haben, dass er mich in die Stadt fahren sollte. Der Mann sagte auf der ganzen Fahrt kein einziges Wort. Die Fahrt selber zog sich ein wenig, ob es daran lag das die Stille mir etwas unangenehm war, oder ob es wirklich so ein langer Weg bis in die Stadt war, konnte ich nicht sagen.
Ich war froh, als wir endlich am Stadtrand ankamen. An einer Ecke, wo ich wusste, dass der Fluss nicht mehr weit entfernt war, gab ich dem Fahrer zu verstehen, dass ich hier aussteigen wollte.
Durch den Rückspiegel schaute mich der Chauffeur an und noch einmal gab ich ihm durch ein Nicken zu verstehen, dass es Ok sei, dass ich hier ausstieg.
Er hielt an der erstbesten Stelle, wo es möglich war, an und ich verabschiedete mich von ihm und auch bei ihm bedankte ich mich.
Ich entschuldigte mich auch für die Unannehmlichkeiten. Der Herr schaute mich freundlich an und nickte nur. >>Ob er nicht reden kann? << ging es mir durch den Kopf und ich machte mich auf den Weg zum Fluss.
Mit ein wenig Angst lief ich die Strecke am Fluss entlang bis zu meiner Hütte. Ich wusste noch nicht einmal wie spät es war, das Einzige was ich so ungefähr schätzen konnte war, dass es vielleicht gerade gegen drei Uhr sein musste.
Ich kam an der Hütte an und mein Magen wurde ganz flau. Was sollte ich machen, wenn Mike jetzt nicht mehr da wäre. Mit langen schweren Schritten lief ich den Weg zur Hütte hoch. >>Oh Mann, sei kein Dummkopf, du warst doch noch nicht einmal einen ganzen Tag mit ihm zusammen.<<
Aber innerlich flehte ich stark darum, dass er doch da geblieben wäre.
Ich kam an der Tür an und sah, wie sie mit Brettern verstellt war. So lief ich um die Hütte zu meinem Versteck und konnte meine Sachen noch vollständig darin vorfinden.
Mit zunehmender Trauer, die sich in mir ausbreitete, nahm ich meine Sachen, stellte dann die Bretter beiseite und ging in die Hütte hinein. Ich legte wie üblich meine Sachen an ihren Platz und setzte mich auf meine Liege.
>>Na ja, das war doch wohl klar. Warum sollte er hier warten, wenn ich nicht zurück kam?<<
Ich lehnte den Kopf an die Wand und fing leise an, vor mich hin zu weinen. Ich weiß nicht genau wie lange ich wohl geweint hatte, doch ich war während der Zeit eingeschlafen.
„Nein aufhören bitte aufhören!“
„Sven... Sven wach auf!“ hörte ich in meinem Unterbewusstsein. Immer wieder hörte ich meinen Namen, während ich schrie, dass mein Vater und die vier Männer aufhören sollten.
Alle Geschehnisse verschwammen vor meinem inneren Auge, doch immer wieder hörte ich diese sanfte Stimme dazwischen.
Ich ließ mich auf diese Stimme ein und dann schreckte ich auf. Schweißgebadet saß ich an der Wand und blickte mich um. >>Wo bin ich nun schon wieder?<< dachte ich panisch.
Es war nur ein kleines flammendes Licht an. Oh, das Teelicht war an. Wer hatte es angezündet? Ich war es nicht. Ich war ziemlich verwirrt, als ich neben mir eine Hand über meinen Arm streicheln spürte. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah verdutzt in Mikes wundervolle Augen.
Mit einem Seufzten und Schluchzen kamen mir, ohne dass ich es wollte, Tränen an meinen Wangen herunter gelaufen. Mike schaute mich an und ohne zu zögern, nahm er mich ganz in seine Arme. Ich spürte, wie mein Körper anfing zu zittern und auch mein Atem war abgehackt. Mike streichelte mir beruhigend über meinen Rücken.
„Geht es wieder? Sven du hast einen bösen Traum gehabt. Hab bitte keine Angst mehr, ich bin bei dir. Beruhige dich wieder.“ Seine Stimme drang sanft und weich zu mir.
Ich heulte noch immer, ich fand mich kraftlos, konnte mich einfach nicht beruhigen.
Warum ich genau weinte, konnte ich schon gar nicht mehr sagen.
War es wegen der Erlebnisse, die ich gehabt hatte und die nun von mir abfielen oder einfach, weil Mike bei mir war? Ich wusste es nicht.
Doch ich wusste, dass ich unendlich froh, dass er in diesem Moment bei mir saß. Ich drückte meinen Kopf noch mehr an seine Brust und seine ruhige Art beruhigte mich immer mehr, so dass ich schon wieder einschlief und das dieses Mal in seinen Armen.
Ich spürte Schmerz in meiner linken Seite und öffnete die Augen, mein Kopf lag auf Mikes Schoß. Eine Hand von ihm lag auf meinem Rücken, die andere auf meinem Kopf. Ich spürte das leichte Streicheln in meinen Haaren. Es war so warm und angenehm, dass ich ewig hätte so liegen bleiben wollen, wenn nicht meine Rippe geschmerzt hätte.
Ich drehte mich ein wenig auf meinen Rücken und konnte dadurch direkt von unten nach oben in sein Gesicht schauen.
Durch meine Drehung war Mike wach geworden, auch er war also eingeschlafen. Er blickte auf mich herab und in seinen Augen sah ich Besorgnis.
Ich wollte mich schon aufsetzten, als er mich festhielt und meinte:
„Bleib liegen bitte“
Ich sagte nichts, legte mich nur noch ein wenig bequemer hin, so dass mein Kopf noch immer in seinem Schoß ruhte. Noch immer sah er auf mich herab und seine linke Hand näherte sich meinem Gesicht.
Mit seinen Fingern strich er meine Wangenpartien nach. Er streifte mit dem Daumen über meine Augenbrauen, ich schloss meine Augen und genoss diese kleinen Zärtlichkeiten. Seine Finger erkundeten jede kleinste Stelle in meinem Gesicht, bis sein Daumen mit einem leichten Druck über meine Lippen strich. Ich öffnete die Augen, schaute in seine und ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen. Noch einmal streifte er mit dem Daumen über meine Lippen und der Druck war ein wenig fester, so dass ich meine Lippen ein wenig öffnete. Ich seufzte ein bisschen, ein kleines Stöhnen kam von mir und ich fühlte, wie mein Herz immer schneller zu schlagen anfing. In mir tanzten Tausende von Schmetterlingen, es kribbelte so stark, dass mein Schwanz anfing, sich zu regen.
Mike schien zu fühlen, was in mir vorging. Er streichelte mit seiner Hand an meinem Hals entlang runter über meinen Bauch. Er schob mir meinen Pulli ein wenig nach oben und ich fühlte seine Hand auf meinem nackten Bauch.
Er erkundete auch hier jeden kleinen Zentimeter meiner Haut. Mein Atmen wurde immer heftiger, ich fühlte eine immer größer werdende, angenehme Unruhe in mir. Noch immer schaute ich ihn an. Ich fühlte, dass mein Blick sich schon leicht verklärte.
Ein klein wenig kam Mike mit seinem Kopf zu mir nach unten und ohne groß nachzudenken kam ich ihm einfach entgegen.
Seine Lippen trafen auf meine und es war wie eine Explosion, als sich unsere Münder trafen, denn es entbrannte ein leidenschaftlicher Kuss.
Seine Zunge forderte meine heraus und ich gab sie ihm. Ich konnte ihn schmecken und er schmeckte so süß, so sehr nach mehr, dass meine Sinne anfingen, verrückt zu spielen.
Mike löste sich von meinen Lippen, ich seufzte, wollte ich ihn doch noch weiter schmecken. Mit Vorsicht zog mich Mike zu sich hoch und seine Hände bewegten meinen Körper, so dass ich mich auf seinen Schoss setzen konnte. Gleich darauf nahm sein Mund wieder Besitz von meinen und ich schlang meine Arme um seinen Hals, drückte mich fest an ihn und ließ mich immer mehr in diesen Kuss fallen. Ich spürte, dass wir beide kaum noch Luft bekamen, doch wir konnten uns einfach nicht trennen.
Seine Hände wanderten unter meinen Pulli und ich stöhnte in seinen Mund. Die Hände waren so heiß, dass sie mich schon bei der kleinsten Berührung noch mehr um den Verstand brachten. Ein wenig bewegte ich mich auf seinem Schoss, meine Härte wurde von der Enge meiner Hose unangenehm eingedrückt.
Mike merkte es und seine Hand wanderte nach vorn und öffnete meine Hose. Er glitt mit seiner Hand in meine Hose und umschloss meine Härte. Seine Hand rieb langsam über ihr auf und ab. Ich löste mich von seinen Lippen, legte meinen Kopf in seine Halsbeuge und stöhnte auf. Immer wieder glitt seine Hand auf und ab, unterschiedlichen Druck ausübend.
Mein Atem wurde immer schwerer, meine Finger krallten sich in seine Schulterblätter. Mit der andern Hand griff Mike nach meinem Kopf, zog ihn wieder so zu sich, so dass er mich erneut küssen konnte. Seine Hand rutschte in meinen Nacken und er drückte mich fest an sich.
Der Kuss wurde immer heftiger, je stärker er über meine Härte glitt. Ich bewegte meinen Körper trotz der Schmerzen und stieß im Rhythmus in seine Hand, als ich spürte wie es in mir langsam aufstieg. Mit einem kräftigen Druck und einem letzten Stoß von mir fühlte ich, wie ich mich über seine Hand ergoss. Ich stöhnte laut in seinem Mund auf. Mir war, als würde mir der Atem wegbleiben, als er sich von meinen Lippen löste.
Mike wischte sich seine Hand an seinem T-Shirt ab. Verlegen und zitternd legte ich meinen Kopf an seine Schulter und Mike schloss seine Arme um mich, hielt mich ganz fest. Sagte kein Wort, wofür ich ihm sehr dankbar war.
Ich weiß nicht, wie lange wir noch so da saßen, doch mir fing schon wieder meine Rippe an zu schmerzen. Also versuchte ich mich ein wenig bequemer hinzusetzten, als mich Mike fragte:
„Sven, was war gestern los? Und warum hast du einen Verband um?“
Ich schaute ihm etwas gequält in seine wunderschönen Augen und erzählte von dem Überfall. Dass mich ein Herr McKenzie gefunden und mitgenommen hatte. Auch, dass ich bei ihm ärztlich versorgt worden war, dass ich normalerweise noch dort bleiben sollte.
Ich spürte wie Mikes Finger, während meiner Erzählung, sich immer mehr an mich krallten. Durch den Druck, den er mit seinen Händen ausübte, stöhnte ich wegen der aufkommenden Schmerzen etwas auf. Als Mike sah, dass er mir anscheinend weh getan hatte, ließ er sofort von mir ab. Er setzte mich neben sich auf die Liege und stand auf. Nun richtete ich mir erst einmal meine Kleidung und sah Mike hinterher, als er die Hütte verließ. Ich stand auf und ging ihm nach. Vor der Hütte sah ich wie Mike eine Hand über seine Augen streifte.
„Sven, ich hatte mir solche Sorgen gemacht. Nachdem du gestern nicht mehr aufgetaucht warst, verstaute ich alles und war die ganze Nacht auf der Suche nach dir.
Ich dachte, ich würde dich nicht wieder sehen. Ich weiß, wir haben uns erst kennen gelernt, doch du bist der Einzige, den ich zurzeit habe.“
Ich schaute zu ihm auf und strich über seinen Rücken. Ich wusste nicht, was ich ihm hätte sagen sollen, außer:
„Ich bin froh, dass du noch da bist.“ Er schaute mich an und nickte. Dann drehte er den Kopf und blickte in den Himmel. Etwas verträumt und ein wenig nachdenklich blieb er so stehen und ich fühlte mich das erste Mal in meinem Leben geborgen in der Nähe eines Menschen.
Ich wusste zwar nicht, wie spät es war, doch da der Himmel ein wundervolles Sternenmeer zeigte, musste es schon weit in der Nacht sein.
„Vielleicht sollten wir uns langsam hinlegen, ich muss Morgen wieder schauen, dass ich irgendeinen Job finde.“ sagte ich und drehte mich zur Tür um.
„Was, du bist verletzt, auf gar keinem Fall wirst du Morgen irgendwohin gehen. Das kannst du vergessen, du musst erst einmal gesund werden.“ kam es entsetzt von Mike.
„Ich kann hier nicht rumsitzen. Die Idioten die mich überfielen, haben mir mein ganzes Geld gestohlen. Ich habe kein Cent mehr und Irgendwas brauchen wir ja zum Leben.“
Ich schaute ihn an und noch immer zeigte sich Entsetzten in seinem Gesicht.
„Nein, du gehst nicht, ich kann auch gehen. Ich werde bestimmt etwas finden und dann bring ich auch zu essen mit. Ich habe zwar mein Gedächtnis verloren, aber Arbeit kann ich sicher trotzdem finden. Du solltest erst einmal völlig gesund werden, schließlich kannst du sowie so nichts Schweres machen.“
Ich überlegte erst einmal. Wo er leider Recht hatte, hatte er Recht, ich konnte nichts Schweres tragen, geschweige denn arbeiten. Also blieb mir nur übrig, einzuwilligen.
Er lächelte und schob mich ein wenig in die Hütte hinein.
„Ok, dann legen wir uns mal hin, aber vorher isst du was.“
Er ging in die kleine Küche und ich hörte, wie er herumwirtschaftete. Nach einer Weile kam er mit einer dampfenden Konservendose heraus.
Wir aßen gemeinsam aus der Dose und nachdem wir fertig waren, legten wir uns auf die Liege.
Dieses Mal legte ich mich mit meinem Kopf in seine Richtung und er zog mich fest an sich. Sein Duft strömte in meine Nase und ich atmete ihn tief ein.
Ich wollte nicht schlafen, so legte ich meine Hand um ihn und fing an, ihm über den Rücken zu streicheln. Seine Haut war so samtig weich, das ich nicht genug von ihm bekommen konnte. Immer länger streichelte ich über seine Haut. Ich wanderte mit meinen Fingern langsam über seine Seite nach vorn zu seinem Bauch. Ich fühlte seine Muskeln unter der Haut, die mich immer mehr reizten, weiter zu machen. „Sven“ stöhnte Mike leise vor sich hin und sein Atem wurde allmählich schneller. Ich ließ meine Finger hoch wandern auf seine Brust, umspielte seine Nippel, die sich durch meine Berührung aufrichteten. Wieder hörte ich mit leisem Stöhnen meinen Namen. Ich wusste, was er mir sagen wollte, doch konnte er es nicht aussprechen, denn er wollte genauso wenig wie ich, dass ich aufhörte. So beugte ich meinen Kopf nach vorne und umspielte mit meiner Zunge seinen anderen Nippel.
Ich zog ihn ein wenig in meinen Mund und ließ meine Zunge immer wieder darüber streifen. Meine Hand wanderte wieder nach unten. Jeden Zentimeter nahm ich von seiner Haut auf und ich glitt noch tiefer nach unten. Vorsichtig, war es doch das erste Mal für mich, glitt meine Hand über seine Härte, die sich von seiner Boxershorts erheblich abzeichnete. Wieder ein Stöhnen von ihm und genau dies heizte mich an, einfach weiter zu machen. Ich glitt mit meiner Hand hinein und umfasste seine Härte.
Sofort drückte er mir sein Becken entgegen.
Ich schloss meine Hand noch ein wenig fester um ihn und er bewegte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus. Immer wieder hörte ich sein erregtes Stöhnen und auch mich ließ die Situation nicht kalt und mein Schwanz machte sich bemerkbar. Irgendwie wollte ich mehr, doch ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Ich rieb meinen Unterleib an seiner Seite während meine Hand immer wieder auf und ab über seine Härte glitt.
Mike hielt auf einmal meine Hand fest, stoppte die Bewegungen. Irritiert schaute ich ihn an doch er lächelte verlegen.
„Sven, ich will dich. Ich will dich richtig spüren.“
Ich schaute ihn an, war wohl ziemlich rot geworden, auch wenn ich wusste, dass ich auch mehr wollte.
Ich spürte das Kribbeln in mir, aber auch etwas Angst. Mike sah es wohl, strich mir sanft über meine Lippen und küsste mich zärtlich. Noch einmal sagte er zu mir:
„Sven, ich werde dir nicht weh tun. Auch tu ich es nur, wenn du es auch willst. Doch ich will dich so sehr.“
Verlegen und ohne Worte drückte ich mich an ihn, suchte seine Lippen und küsste ihn. Sanft fing der Kuss an, doch je länger der Kuss dauerte, umso fordernder wurde er von Mike. Er wurde wilder, kräftiger. Mit einer Drehung lag er fast auf mir. Er drückte seinen Oberkörper von meinem weg, wohl wissend, dass es mir Schmerzen bereitete, wenn er auf meinem Brustkorb zu liegen käme.
Ich spürte seine Härte an meiner und Mike küsste sich an meinem Hals nach unten. Er gab mir ein paar Küsse auf meinen Verband, wanderte dann weiter nach unten, sobald er wieder Haut spürte, hinterließ seine Zunge eine heiße Spur auf meinem Körper. Er fasste meine Shorts an und je mehr er sich nach unten küsste, um so mehr zog er die Shorts nach unten, bis er sie mir über meine Beine streifte und sie neben die Liege warf.
Auch er entledigte sich seiner Shorts und dann kam er wieder auf mich zu. Seine Zunge berührte meine Eichelspitze. Ich stöhnte auf, bog mich ihm entgegen. Er hielt mich fest, drückte mich zurück auf die Liege und seine Zunge umspielte weiterhin meine Härte. Mein Verstand setzte aus, als ich fühlte, dass er meinen Schwanz ganz in seinen Mund nahm.
Während er mich mit seinem Mund liebkoste, fühlte ich einen Finger an meinem Hintereingang. Langsam, ganz sacht massierte er meine Rosette. Immer wieder spürte ich, wie sein Speichel aus seinem Mund an mir herunterlief. Er massierte mich immer weiter und sein Finger nahm Besitz von mir, ich fühlte wie er in mir war. Ich hatte es kaum gespürt, als er in mich eindrang.
Noch immer verwöhnte sein Mund meinen Schwanz und ein zweiter Finger bahnte sich den Weg in mich. Ich wand mich unter ihm, war ich doch schon mehr als bereit, von ihm genommen zu werden. Doch er ließ sich Zeit, quälte mich noch mit einem dritten Finger. Er ließ sie immer wieder raus und rein gleiten mal langsam, mal schneller. Ich hechelte, stöhnte, wusste nicht, worauf ich mich konzentrieren sollte, war es doch so unbeschreiblich.
Nach einer süßen Ewigkeit, wie mir schien, ließ er von mir ab. Kniete sich über mich, legte meine Beine über seine Schultern und ich fühlte, wie er langsam seine Härte in mich hinein gleiten ließ. Ich verspürte ein kurzes Ziehen, er hielt still und so konnte ich mich an die Dehnung schnell gewöhnen.
Mit sanften langen Stößen glitt er immer wieder aus mir heraus und rein. Ich drückte ihm mein Becken entgegen, wollte ich doch noch mehr. Er umfasste meine Härte, rieb sie in dem gleichen sanften Rhythmus wie er mich stieß.
„Bitte!“ keuchte ich.
„Was bitte, mein Kleiner?“ fragte er seufzend, seine Stöße blieben so quälend langsam. „Bitte!“ stöhnte ich noch einmal, „Bitte nimm mich kräftiger. Ich will dich stärker fühlen.“
Als ob er nur darauf gewartet hätte, hob er mein Becken an, hielt meinen Hintern mit beiden Händen und stieß mit kräftigen, tiefen Stößen immer wieder in mich hinein. Ich fühlte, wie sich mein Orgasmus immer mehr näherte, mein Unterleib zog sich zusammen. Ich spürte es in mir aufsteigen, bei jedem Stoß den Mike mir gab, flog ich ein Stück weiter nach oben. Bis ich meinen Kopf in den Nacken legte und mit einen lauten Aufschrei kam.
Mike schien es anzumachen, mir so dabei zu zuschauen, wie ich kam, so dass er nur noch zwei tiefe Stöße brauchte, um zu kommen. Ich spürte das Pumpen in mir und wie er sich heiß in mir ergoss.
Wir waren beide atemlos. Er löste sich von mir, legte sich neben mich und ich kuschelte mich fest an ihn. Seine Arme schlangen sich um mich und noch einmal küsste er mich sanft und innig. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust, für einen Moment kamen mir Bedenken, dass wir ohne einen Schutz miteinander geschlafen hatten. >>Ich sollte mir Kondome besorgen,<< mit diesem Gedanken schlief ich auf seiner Brust ein.
Es war eine wundervolle Nacht und am Morgen machte sich Mike fertig, da er nach Arbeit suchen wollte. Ich sollte in seinen Augen erst einmal gesund werden.
Bevor er ging, kam er noch einmal zu mir, gab mir einen sanften Kuss und sagte nur leise:
„Bis heute Abend, mein Schatz.“ Ich zuckte zusammen, den Kuss und konnte nur ein Nicken entgegnen. Oh Mann, hatte er eben mein Schatz gesagt? Und wieder spürte ich, wie mein Kopf knallrot anlief. Er lächelte und verließ die Hütte.
Was ich nun den ganzen Tag anstellen sollte, das wusste ich nicht wirklich, so drehte ich mich erst einmal wieder um und versuchte, noch bisschen zu schlafen.
Seit einer ganzen Woche ging das jetzt schon so. Mike hatte irgendeinen Job auf dem Bau gefunden, wo er aushalf. Er wurde jeden Tag bezahlt. Wie hatte ich mich gefreut, dass er am ersten Tag etwas Besonderes für uns eingekauft hatte. Es waren frische Gemüse- und Obstsachen, er hatte sogar eine kleine batteriebetriebene Stehlampe mitgebracht. Auch hat er, wie er sagte, sich Wäsche aus einem Billigladen kaufen können.
Nun saß ich hier schon den fünften Tag herum, als mir einfiel, dass mich ja der Arzt noch einmal sehen wollte. Also packte ich allen Kram zusammen und machte mich auf in die Stadt. Laut der Visitenkarte, die mir der Arzt gegeben hatte, lag seine Praxis in der nobelsten Gegend der Stadt.
War ja fast klar, dass er aus so einer Gegend kommen musste. Wenn ich daran zurück dachte, wie es bei Herrn McKenzie aussah, hatte er natürlich den reichsten Arzt angerufen.
>>Na prima, den kann ich doch nicht bezahlen. Wie soll ich mich dafür nur erkenntlich zeigen?<< dachte ich beunruhigt.
Ich marschierte also zu dieser Adresse und musste nur noch um eine Ecke, als ich stockte. Ich riss meine Augen weit auf. Das konnte doch nicht sein? Ich musste mich verguckt haben, doch war da nicht eben Mike? Er hatte einen schwarzen Anzug an und ein hellblaues Hemd darunter. Ich konnte nur seine Silhouette sehen. Aber nach den Bewegungen, wie der Mann gelaufen war, wie seine Haare lagen, die Größe stimmte auch. Es konnte nur Mike sein, doch was machte er hier? In solch einer Kleidung. Ich beobachtete, wie er in ein großes Bürogebäude ging. War er es wirklich? Eine Weile blieb ich noch an der Ecke stehen. Ich wollte wissen, ob der junge Mann wieder heraus kommen würde, doch ich stand dort vergebens. Ich musste mich geirrt haben, er konnte es nicht gewesen sein, das war doch unmöglich.
Ich spazierte also weiter, bis ich bei Dr. Glas angekommen war. Ich klingelte an seinem Namenschild, da er heute keine Sprechstunde hatte. Der Summer wurde bestätigt. Ich öffnete die Tür und ging hinein. Vor mir erstreckte sich eine Treppe. „Komm hoch!“ hörte ich eine Stimme und ich stieg die Stufen nach oben. Dr. Glas sah mich an und begrüßte mich freundlich. Ich war zwar ziemlich verlegen, doch auch ich begrüßte ihn freundlich.
„Komm rein Junge, schön, dass Sie gekommen sind.“ sagte er und winkte mir, ihm zu folgen. So wie das Haus schon von außen erahnen ließ, dass es ziemlich nobel sein musste, wurde es mir beim Eintritt in den Wohnraum doch noch einmal bestätigt.
Der Wohnraum war sehr geräumig. Auf der Südseite war ein Panoramafenster mit Terrassentür, so konnte man direkt in den Garten schauen. An der Nordwand war über die ganze Wand verteilt, bis hoch zur Decke ein randvoll gefülltes Regal mit Büchern.
Davor standen ein rustikaler Schaukelstuhl und daneben ein kleiner Beistelltisch aus Eiche. Ein paar Zentimeter dahinter stand eine altertümliche Stehlampe. In der Mitte des Raumes befand sich ein rustikales Barock Sofa und dazu gehörten noch zwei Ohrensessel. Zwischen der Garnitur stand ein antiker Tisch aus massiver Eiche.
Alles hatte einen warmen Braunton. An den umliegenden Wänden hingen hochwertige Gemälde, das bemerkte sogar ich. Über der Garnitur hing ein kleiner, klarer Kronleuchter aus Kristall.
Ich setzte mich auf einen der beiden Sessel und Dr. Glas ging zu einem Schrank, der neben der Tür stand. Er holte zwei Gläser aus der Bar, wie ich jetzt erkennen konnte und auch eine Cola, kam dann auf den Tisch zu und stellte beides darauf.
„Bedienen Sie sich.“ sagte er freundlich zu mir und setzte sich mir gegenüber.
„Schön, dass Sie gekommen sind. Sven war Ihr Name, richtig?“ fragte er mich, und ich nickte nur. Dr. Glas unterhielt sich eine Weile über belanglose Dinge mit mir. Er wollte wissen, wo ich herkam, was ich nach der Schule machen wollte. Ich versuchte, mit meinen Antworten ihm immer wieder etwas auszuweichen. Auch passte ich auf, dass ich nicht verriet, dass ich gerade kein wirkliches Zuhause hatte. Auf die Frage.
„Kennst du Herrn McKenzie?“ schüttelte ich den Kopf.
„Leider konnte ich ihn nicht kennen lernen. Mir wurde gesagt, dass er auf einer Geschäftsreise sei. Ich kann nur froh sein, dass er mich gefunden hat.“
„Weißt du eigentlich, was passiert ist, an jenem Tag?“
„Nein, als mich der eine von den Angreifern gerade vergewaltigen wollte, fiel ich in Ohnmacht und wurde erst wieder in dem Bett bei Herrn McKenzie wach. Ich weiß auch nicht, warum er mich zu sich mitgenommen hat und nicht in ein Krankenhaus gebracht hat.“
„Oh, das kann ich dir erklären. Er mag keine Krankenhäuser. Ich bin schon lange sein Hausarzt und er meint immer nur zu mir%
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2012
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