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Oh Mann, was sollte ich denn jetzt nur machen??
Ich saß auf einer Parkbank, hatte meine Beine angewinkelt und meine Arme um sie herum gelegt.

Zweifel stieg in mir auf war es nicht einfach nur eine Kurzschluss Reaktion, die ich da hatte?

„Was habe ich mir nur gedacht, von zu Hause wegzulaufen. Mit meinen 16 Jahren stehe ich jetzt vollkommen ohne was auf der Straße“, brummte ich vor mich hin und schaute dabei nach unten auf meine wenigen kleinen Habseligkeiten. Diese bestanden aus meinem Rucksack mit ein paar Klamotten von mir, meiner Isomatte und einem Schlafsack sowie ein paar Euros in meiner Tasche.

In Gedanken versunken blickte ich die ganze Zeit auf den Fluss vor mir. Während ich das Wasser beobachtete, stiegen mir schon wieder die Tränen in die Augen.
Was sollte ich denn jetzt tun? Hier ewig zu sitzen das ging ja auch nicht und nach Hause wollte ich auf gar keinen Fall mehr.

Bei dem Gedanken, dass ich nicht mehr zurückkehrte bildete sich auf meinen Lippen ein kleines Grinsen. Ich fragte mich, wen wohl mein Vater heute verprügeln wollte, nachdem ich nicht mehr zu Hause auftauchen würde.
Meinen Bruder sicherlich nicht, der ließ sich schon lange nichts mehr gefallen. Doch auch er ist ein Arsch aber jetzt durfte er selber Sklave für seine blöden Weiber spielen.
Wie ich es gehasst habe, diese ewigen Befehle:
„Sven hol mir das, mache dies!" Und wenn ich nicht schnell genug war, traten sie mich oder schupsten mich herum. Hatte ich vor denen mal Ruhe, kam mein Vater in seinem Suff und prügelte mit seinem Gürtel auf mich ein. Immer wieder stammelte er dabei unverständliche Worte und schrie mich dabei an.
Nein ich würde nicht mehr zurückkehren, ich hatte genug davon.

Nach dieser Klarheit ergaben sich dann folgende Fragen:
Was sollte ich jetzt tun?
Wo sollte ich jetzt hin?

Hatte ich doch noch nie irgendwo anders geschlafen als zu Hause. Freunde hatte ich auch nicht, da mir verboten worden war nach der Schule irgendwo hin zugehen.
Ich wollte aber auch keine Freunde haben, sie sollten nicht mitbekommen was bei mir zu Hause los war.
Zu Verwandten konnte ich auch nicht, da es keine mehr gab, jedenfalls nicht dass ich es wüsste.
Ein großer Seufzer kam über meine Lippen, in mir breitete sich eine große Einsamkeit aus und ich fühlte mich leer und allein.

Ich stand auf und klopfte mir ein wenig die Kleidung gerade. Schnappte mir meinen Kram das Einzige, was ich erst einmal machen konnte, war mir einen Schlafplatz zu suchen.

Also drehte ich meinen Kopf nach rechts und nach links, zwei Möglichkeiten hatte ich.

Die erste war, in die Stadt zu gehen, um mich dort irgendwo aufhalten zu können. Doch da war die Gefahr, dass man überfallen wurde viel zu groß. Man hörte ja in letzter Zeit viel zu oft von Überfällen.
Die Zweite war, von der Stadt weg zu gehen mit der Hoffnung für heute Nacht irgendwo etwas Ruhiges zu finden.
Mein Verstand meinte, ich sollte in die Stadt gehen, da dort die Möglichkeiten viel größer waren, sich zu verstecken.
Mein Bauch sagte aber gehe nur weit weg von der Stadt, es gibt bestimmt auch was anderes, wo du einen ruhigen Platz finden könntest.
Also setzte ich mich in Bewegung und hörte auf mein Bauchgefühl. Ich lief den Fluss entlang. Somit entfernte ich mich immer mehr von der Stadt.

„Nur gut, dass jetzt Sommer ist, so kann ich mir erst einmal was im Freien suchen.“ sagte ich leise zu mir und versuchte, meine Situation positiv zu sehen.

Nach einer kleinen Ewigkeit, wie mir schien, kam ich an einigen Gärten vorbei. Nach ihrem Aussehen gehörten die schon lange keinem mehr.
Die Gärten waren so stark verwuchert, es sah so aus als wäre schon eine Ewigkeit niemand hier vorbei gekommen.
He... genau das konnte ich mir doch zunutze machen, dachte ich und ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus.
Ich sah, dass es fünf Gärten gewesen sein müssten, zwei davon hatten eine Hütte auf ihren Grundstücken.
Ich kletterte über den Zaun, um mir die erste Hütte anzuschauen.
Vorsichtig schlich ich mich voran, man wusste ja nie, ob da nicht irgendwas aus der Ecke geschossen kommen würde.
An der Hütte angekommen, war schon mal klar, dass man in dieser nicht schlafen könnte. Die Tür war vollkommen zerfetzt und was man von weitem nicht gleich einsehen konnte, war das vollkommen durchlöcherte Dach.

Also machte ich mich sofort auf den Weg zurück und zwei Grundstücke weiter zur zweiten Hütte.
Die sah zwar auch nicht wirklich einladend aus, aber ich kletterte über den Zaun und ging auf die Tür zu.
Die Hütte wirkte ziemlich baufällig doch ihre Tür war ganz und das Dach schien dicht zu sein.
Ich räumte den Müll und das Gerümpel etwas beiseite, um die Tür zu öffnen.
Mit ziemlichem Druck und viel Mühe bekam ich sie gerade mal soweit auf, dass ich mich hinein quetschen konnte.
Da drinnen sah es auch nicht viel besser aus. Ich stand in einem kleinen Raum, der vollkommen vermüllt war. Man konnte zwar erkennen, dass es noch einen anliegenden Raum gab, aber es war mir nicht möglich, dahin zu gelangen.
Ok, ich hatte jetzt wieder zwei Möglichkeiten.
Erstens, ich ging und versuchte mein Glück woanders oder
Zweitens ich blieb hier, doch dann müsste ich den ganzen Müll erst einmal beiseite räumen.
Wieder waren mein Verstand und mein Bauch nicht einer Meinung, denn mein Verstand verbot mir hier zu bleiben.
>>Er sagte mir schau her, von dem ganzen Müll hier holst du dir wer weiß was für Krankheiten.<< Wo ich ihm natürlich Recht geben musste, nach all dem was ich hier zu sehen bekam.

Doch mein Bauchgefühl meinte nur:
>>Das ist wie ein Lottogewinn. Du musst zwar so viel Müll wegräumen, hast aber ein Dach über dem Kopf.<<
Ich hörte ein paar Sekunden meinem eigenen Zwiespalt zu und entschied mich einmal mehr, auf meinem Bauch zu hören.
Außerdem hatte ich auch keine Lust mehr, mir etwas anderes zu suchen, wer weiß wo ich sonst noch was finden konnte. So blieb mir nur die Wahl, mich hier niederzulassen.
Ich legte meinen Sachen in eine kleine Ecke, die etwas frei war und fing einfach an, mir Platz zu schaffen.

Es stank fürchterlich und alles war vollkommen modrig, auch sah es so aus, als hätten hier schon mal welche gehaust, denn hier lag nicht nur Gerümpel herum, sondern auch normaler Haushaltsmüll wie Bierflaschen und sonstiger Kram.
Da ich nun mal keine Handschuhe hatte, musste ich den gesamten Dreck mit bloßen Händen aus der Hütte schaffen.
Zeitweise stieg der extreme Gestank so stark auf, dass ich einen Würgereiz nicht lange unterdrücken konnte und ich kotzte mich auf dem Grundstück richtig ausgiebig aus.
Oh ... Mann, ich musste echt verrückt sein, hier kam mir der Gedanke, es einfach zu lassen und abzuhauen doch Aufgeben kam für mich nicht in Frage.
Wer hat schon so ein Glück, ein kostenloses Dach über den Kopf zu bekommen?
Also spuckte ich in Gedanken in meine Hände, holte draußen tief Luft und machte weiter.
Ich legte alles etwas abseits von der Hütte am Zaun ab. In der Hoffnung, dass keiner auf die Idee kommen würde, hier herein zu kommen. Da am Zaun noch mehr Müll und Schutt herumlagen.

Das was mir noch von Nutzen sein konnte, stellte ich mir extra. Zu meinem Glück fand ich auch noch ein paar Kerzen.
„Na wenigsten habe ich etwas Licht.“ murmelte ich vor mich hin.

Nach einigen Stunden hatte ich den Raum endlich soweit frei, dass ich in den nächsten, anliegenden Raum sehen konnte, dieser stellte sich als kleine Küche heraus. Doch was alles vorhanden sein mochte, konnte ich noch nicht überblicken, da auch dieser Raum extrem vermüllt war.

Draußen wurde es schon langsam dunkel, man musste sich jetzt schon ziemlich anstrengen, alles zu erkennen. Ich schüttelte den Kopf und dachte nur. >>Morgen ist auch noch ein Tag<< auch war ich nach dieser Aktion ziemlich fertig, dass ich einfach nur noch Ruhe haben wollte.
Ich lief die paar Meter zum Fluss runter, um wenigstens ein wenig den Schmutz von mir zu waschen. Wieder war ich froh, dass gerade Sommer war, denn das Wasser war ziemlich kalt. Jetzt wirkte es noch wie eine angenehme Erfrischung.
Wieder zurück in dem Raum, machte ich mir eine der Kerzen an und befestigte sie auf einem kleinen Stück Blech, da ich nicht wollte, dass mein neues Zuhause gleich in Flammen aufging.
Auf den Boden, der jetzt soweit sauber war, rollte ich meine Isomatte aus, legte meinen Schlafsack darauf und kroch hinein.
Ich war ganz schön erledigt, so löschte ich das Licht und war daraufhin ziemlich schnell eingeschlafen.


„Nein, nicht! Hör doch auf! Lass mich los!“ mein Vater steht schon wieder über mir. Er hält eine Hand von mir fest und schlägt auf mich ein.
„Was hab ich dir denn getan? Hör doch auf!“ doch er reagiert nicht; immer wieder holt er aus und sein Gürtel trifft mich, egal wohin.
Mein ganzer Körper brennt und schmerzt. Mein Vater nuschelt, er ist wieder vollkommen blau, doch niemand greift ein.
Ich höre meinen Bruder aus seinem Zimmer, als er lacht und kichert. Er hat wahrscheinlich eines seiner Weiber bei sich.
Ihm interessiert es nicht, dass unser Vater mich wieder schlägt, er amüsiert sich.
Ich halte meine andere Hand vors Gesicht, damit ich dort so wenige Verletzungen bekomme, wie möglich. Ansonsten kann ich mich nicht wehren.
Sein Gürtel trifft meinen Oberarm, ein Stechen, ein Ziehen, dann spüre ich wie meine Haut aufplatzt, Blut spritzt aus meinem Arm und ich schreie „Nein, bitte hör auf bit...“

Während meines Schreies schreckte ich hoch, mein Körper war vollkommen nass geschwitzt und mein Atem ging kurz und schnell. Verwirrt schaute ich mich um, es war dunkel und roch modrig. Ach ja, genau, ich war ja nicht mehr zu Hause.


„Verdammt warum?“ schrie ich heraus.
Jetzt war ich schon abgehauen und nun wurde ich in meinen Träumen geprügelt und gequält.
Ich versuchte, mich zu beruhigen. Im Dunkeln tastete ich nach meinem Feuerzeug, um die Kerze neben mir anzuzünden.
Ich stöhnte auf und schloss sofort mit einem verzerrten Gesicht die Augen, denn selbst das kleine Kerzenlicht brannte in meinen Augen. Nur langsam gewöhnte ich mich an das Licht. Ich holte mir aus meiner Tasche meine Zigaretten.
Eigentlich rauchte ich nicht viel, aber in solchen Situationen brauchte ich einfach eine Zigarette.

Nachdem ich ein paar Mal gezogen hatte, beruhigte ich mich und sah mich noch einmal um. Ja ich war nicht mehr zu Hause und so lange mich hier niemand wegschickte, konnte ich hier bleiben.
Es war trocken, abgeschieden und so schnell würde mich hoffentlich keiner finden. Diese Gedanken ließ ich mir durch den Kopf gehen. Nachdem ich meine Zigarette aufgeraucht hatte, löschte ich das Licht und versuchte erneut zu schlafen.


Leider gelang es mir nicht, wieder so schnell einzuschlafen, also überlegte ich mir, wie es nun weiter gehen sollte.
Ich hatte vielleicht für zwei Tage Geld, um mir was zu essen kaufen zu können.
>>Mhh..., wenn ich es noch etwas strecke, eventuell auch für vier. Doch was mache ich danach? <<
Ich brauchte dringend eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Solange Ferien waren würde keiner Fragen stellen, dass sich ein sechszehnjähriger Junge einen Ferienjob suchte.
Die Frage, was ich nach den Ferien machen sollte, stellte ich mir erst einmal nicht, denn es waren immerhin noch fünf Wochen bis zum Ende der Ferien. Daher brauchte ich mir für das Danach erst einmal keine Gedanken zu machen.
Ich bedauerte meinen Abbruch, denn ich hatte nur noch ein Jahr Schule vor mir. Doch ich konnte nicht zur Schule zurück.
Erstens, weil ich mir die neuen Schulsachen gar nicht leisten konnte.
Zweitens, weil mein Vater mich sofort an den Haaren nach Hause schleifen würde und das wollte ich nun auf keinen Fall.
Das Einzige wovor ich mich in Acht zu nehmen hatte, war die Polizei und irgendwelche Sozialarbeiter, von denen durfte ich mich nicht erwischen lassen, da mein Vater selbst bei der Polizei arbeitete.

Es wäre für ihn ein Leichtes, mich zu finden.
Mit dem Gedanken und der Angst in mir, stiegen mir wie schon so oft die Tränen in meine Augen. Ich schluchzte eine Zeitlang vor mich hin, was mich irgendwann auch wieder einschlafen ließ.
Die restliche Nacht verlief recht ruhig, denn am nächsten Morgen wurde ich vom Vogelgesang geweckt. Das brachte mir ein Lächeln in mein Gesicht, war es doch das erste Mal nach einer Ewigkeit, dass ich so friedlich wach wurde.
Ich zündete mir eine Zigarette an und zog genüsslich. Zum ersten Mal fühlte ich mich leicht und befreit. Genau dies brachte mir neue Energie, um weiter zu machen.

Ich stand auf und dehnte und streckte mich erst einmal. Es war doch ziemlich ungewohnt, nur auf einer Isomatte zu schlafen, doch ich war sicher, mich daran gewöhnen zu können. So grinste ich in mich hinein und ging hinaus. Ich wollte mir die Umgebung noch etwas genauer anschauen, da ich am Tag zuvor durch die Räumungsaktion nicht wirklich dazu gekommen war.

Nachdem ich mich an einem Baum in einer Ecke erleichtert hatte, ging ich zum Fluss runter, um mich zu waschen. In der Früh war das Wasser um einiges kälter und auf meiner Haut machte sich eine Gänsehaut bemerkbar. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Ich schüttelte mich etwas, wusch mir mein Gesicht und meinen Oberkörper sehr schnell, damit ich das kalte Wasser verlassen konnte.
Trotz der Kälte war ich froh, mich wenigstens waschen zu können.

Um meine Wäsche wenigsten etwas waschen zu können, hatte ich ja Wasser im Überfluss.
Einen Augenblick blickte ich auf den Fluss und beobachtete den Sonnenaufgang.
Ich stellte zufrieden fest, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, hier zu bleiben.

Langsam und mit einem zufriedenen Lächeln lief ich zurück zur Hütte und machte mich an die Arbeit, den Wohnraum und die Küche von allem Müll zu befreien und raus zu schmeißen, was ich nicht brauchte.
Einige Male ekelte ich mich noch ziemlich, doch ich hielt es durch und arbeitete mich einfach bis zum Schluss durch.

Glücklich machte es mich, dass ich einige nützliche Sachen wie Eimer und etwas Geschirr fand.
Auch einen Besen fand ich, was ziemlich absurd war, da es nicht so aussah als wäre hier jemals sauber gemacht worden.

Doch nun freute ich mich, so konnte man wenigsten den Boden fegen, was doch schon etwas ausmachte. So einige Eimer Wasser schleppte ich aus dem Fluss hoch, um auch ein wenig auszuwischen was ziemlich umständlich war mit nur einem Besen und ohne Lappen, aber das nasse Fegen wirkte. Es staubte nicht mehr so stark und der Boden wurde von den klebrigen Flecken befreit.

Ich konnte von dem vielen Holz, was herumstand, mir eine Liege zusammenbauen,
worauf ich meine Isomatte legte, so konnte ich etwas höher schlafen und hatte auch gleich einen Sitzplatz.
Ich stellte mir eine Holzkiste auf, legte eine Platte darauf dies platzierte ich genau vor meiner Liege, damit es mir als Tisch dienen konnte. Nun nahm der Raum immer mehr Gestalt an.
Ich schaute mich einwenig um und hatte ein berauschendes Gefühl in mir.
Ich hatte einen Schlafplatz und Sitzmöglichkeiten sowie einen Tisch, was den Raum gleich etwas gemütlicher machte.

In dem Küchenraum gab es ein paar kleinere Schränke und einen kleinen Ofen. In den Schränken waren diverse Küchenutensilien. Doch bevor ich das wirklich benutzen könnte, hatte ich noch jede Menge Arbeit vor mir. Also holte ich, wie so oft an diesem Tag, Wasser vom Fluss.
Ich stellte den Eimer mit dem Wasser neben dem Ofen ab und sah mir den genauer an. So weit ich das beurteilen konnte, war der Ofen noch angeschlossen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und entfachte ein Feuer darin.
Am Anfang rußte und qualmte es ziemlich, sodass ich schon dachte, dass die Hütte gleich abbrennen würde.
Doch nach ein wenig klopfen am Ofenrohr zog der Rauch ziemlich schnell ab und die Rußwolke löste sich allmählich auf.

Ich nahm den Zinktopf, der vorhanden war und stellte ihn mit Wasser auf den Ofen.
Nachdem das Wasser ziemlich schnell anfing zu kochen, legte ich die Teller, die ich gefunden hatte, in das Wasser und ließ sie einweichen.
Ich konnte es gar nicht fassen, dass ich so viel Glück haben sollte und ich derartiges gefunden hatte. Dass ich hier alleine war, das störte mich nicht im Geringsten, denn so konnte ich endlich versuchen, mein altes Leben zu vergessen. Ich wollte alles hinter mir lassen und in eine neue Zukunft gehen. Egal was kommen würde, es würde besser sein als mein Leben zuhause.

Ich räumte und putzte an diesem Tag noch eine Ewigkeit so weiter bis am späten Nachmittag mein Magen mich aus meiner Arbeit heraus holte.
Oh je, ich hatte seit gestern Mittag gar nichts mehr gegessen, nach all dem hatte ich keinen Hunger mehr verspürt und dann hatte ich auch noch gestern meinen ganzen Mageninhalt heraus gekotzt.
Ich war also vollkommen leer und nun wollte mein Körper sein Recht, jetzt sollte ich ihm gehorchen.

Nun war ich mir aber unschlüssig, ob ich einfach so gehen sollte. Wohin mit meinen Sachen? Sollte ich sie hier liegen lassen? Auf einer Seite war es einsehbar, sah man, dass hier schon seit Jahren keiner mehr gewesen war. Doch hatte ich auch Angst, dass jemand kommen könnte und mir alles weg nehmen würde.
Da ich jetzt nicht wirklich alles mitnehmen wollte, rollte ich meine Sachen zwar zusammen und verschnürte alles, doch dann versteckte ich sie aber so neben dem Haus, dass man sie nicht gleich finden konnte. Wenn dann doch jemand auftauchen sollte, konnte man mir wenigstens meine Sachen nicht stehlen.

Ich nahm mein Geld und meine Papiere an mich, die wollte ich dann schon am Mann haben und lief die fast drei Kilometer zurück in die Stadt.
Am nächsten Supermarkt machte ich Halt, kaufte mir ein paar Konserven und etwas Brot und Butter, dazu noch ein paar Flaschen Wasser. Einige preiswerte Teekerzen besorgte ich mir auch noch. Es war zwar eine ganz schöne Schlepperei, den ganzen Weg mit dem Einkauf wieder zurück zu laufen, doch ich freute mich.

Nachdem ich in meinem neuen Zuhause angekommen war, ich sah es jetzt schon als mein neues Zuhause an, stellte ich erst einmal die Sachen ab und holte mir meinen eigenen Kram wieder rein. Ich rollte alles wieder aus, machte mir die Kerze an, da es schon dämmrig geworden war und verstaute dann meinen Einkauf.
Ich nahm eine von den Konservendosen und öffnete sie mit meinem Taschenmesser, was ich schon seit Jahren bei mir hatte.
Das Messer hatte ich einst von meinem Bruder geschenkt bekommen, das war auch das Letzte, was ich von ihm bekommen hatte. Irgendwas war dann geschehen, dass er sich so verändert hatte.

Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken weg zu bekommen, ich wollte nicht mehr über meine Familie nachdenken.
Also heizte ich erneut den Ofen an und stellte einfach die Dose auf die Platte, da ich mit Holz heizte, war auch mein Essen sehr schnell warm.
Ich stellte mir die Dose und eine Flasche Wasser auf den Tisch und versuchte, die Nudelsuppe eher zu trinken, da ich nun beim besten Willen nicht das Besteck benutzten wollte, was ich hier gefunden hatte. Den Rest kratzte ich mit meinem Messer aus und aß es mit den Fingern, doch das war mir so ziemlich egal.
Denn ich fühlte mich prima, da es der erste Tag seit zehn Jahren war, dass ich keine Prügel einstecken musste.

Mit etwas Stolz lehnte ich mich an die Wand, winkelte meine Beine an und schaute verträumt in den Raum.
Die Putzerei und der Lauf in die Stadt und zurück forderten ihren Tribut. Mich überfiel mit einem Schlag die Müdigkeit. Ich löschte das Licht und ließ mich auf mein Bett fallen.

Ich hatte eine ziemlich ruhige Nacht, nachdem ich aufgewacht war, merkte ich, dass ich anscheinend auch keinen Albtraum gehabt hatte, was mich ziemlich beruhigte.
Auch an diesem Morgen wusch ich mich im Fluss, mir war aber nur zu gut bewusst, dass ich auf Dauer nicht ohne Seife auskommen würde. Mit diesen Gedanken ging ich zurück zur Hütte.

Wieder war es ein ziemlich heißer Tag und da ich nicht genau wusste, was ich nun machen sollte, stromerte ich durch die anderen Gärten. Ich fand ein paar Laken, die zwar verdreckt, aber nicht kaputt waren. Auch fand ich seltsamerweise noch ein paar Leseheftchen. Die waren zwar nicht wirklich mein Geschmack doch, um mich ein wenig am Abend zu beschäftigen waren sie schon nützlich.

Über die fünf Gärten standen verteilt auch ein paar Obstbäume, soweit wie ich es beurteilen konnte, gab es Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen. Na was wollte man denn mehr, grinste ich. Es würde zwar noch eine Weile dauern, bis die Früchte wirklich reif waren, aber ich konnte mich schon mal darauf freuen.

Auch auf meinem Grundstück, wie ich es jetzt für mich nannte, kramte ich noch ein wenig herum. Ich räumte noch mehr Schutt nach vorn, um den Blick auf die Hütte zu verdecken, damit es von außen gut verwildert aussah. Es sollte keiner sehen, dass jetzt doch jemand in der Hütte wohnte, wenn ich unterwegs war.
Hinter der Hütte grub ich mir ein Loch und darauf legte ich so eine Art Holzrahmen, dies sollte erst einmal als Toilette für mich dienen.
Ich brauchte unbedingt noch einige Hygiene Artikel, doch heute wollte ich nicht mehr weg. Also nahm ich mir ein Laken und zerriss es in kleine Stücke. Ok, zum Arsch abputzen sollte das auch reichen.

Das zweite Laken, was ich dabei hatte, stopfte ich in den Eimer und kippte Wasser darüber, was ich auf dem Ofen hatte kochen lassen. Mit einem riesigen Stock rührte ich in dem Eimer so herum, dass das Laken wie in einer Waschmaschine gedreht wurde. Das Laken wusch ich mit der Hand fertig, nachdem das Wasser etwas abgekühlt war.
Ich hängte es draußen zum Trocknen über einen Baumzweig auf.
Dies würde ich über mein Bett legen, dann wirkte die Isomatte sicher nicht mehr so kalt.

Ich machte es mir noch ein wenig gemütlich. Am Abend aß ich wieder eine dieser Konserven, doch dieses Mal nur die Hälfte, da ich mir das Essen einteilen musste. Dann schmökerte ich etwas in den Leseheftchen, es ging um irgendwelche Liebesgeschichten.
Doch wenigstens war mir nicht so sehr langweilig.

Ich lebte nun schon circa eine Woche hier da ich immer nur zwei Scheiben Brot am Morgen und den Inhalt einer halben Dose am Abend gegessen hatte, konnte ich das Essen auf eine Woche aufteilen.
Doch nun waren meine Mittel zu Ende und mein Essen aufgebraucht. Ich musste irgendwie an Geld kommen.
Wie sollte ich das anstellen, wenn ich nicht stehlen wollte? Da stehlen nicht in Frage kam, musste ich mir natürlich etwas anderes einfallen lassen. So packte ich wieder einmal meine Sachen alle schön zusammen und versteckte sie. Dann machte ich mich auf in die Stadt. Ich hatte keine Ahnung, was ich wirklich tun sollte.


Fortsetzung folgt:

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ein Dank an moonlook,das sie noch nachgearbeit hat.

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