WIDMUNG
Ich widme dieses Buch meiner Freundin, die Kreativität
meinem Laptop Arnie
meinen schmerzenden Fingern
meinen Lesern
und
meinen liebsten Menschen auf Erden
Prolog
Ihre Augen glänzten matt im schwachen Licht der Laterne. Ihre sonst so vollen, roten Lippen waren blutleer und ihr Gesicht war totenbleich. Beinahe sah sie selbst aus wie die, gegen die sie einen unstillbaren Hass hegte. Vampire. Ihr Atem ging stoßweise, während sie sich suchend umsah. Einen Moment hielt sie den Atem an, um verdächtigen Geräuschen zu lauschen. Nichts. Es war gefährlich, hier, auf offener Straße, allein. In der Dunkelheit. Und sie wusste es, denn ihr Herzschlag beschleunigte sich abrupt. Dieses Geräusch lockte die verhassten Wesen an. Ehe ihrer Kehle ein Schrei entfleuchen konnte, wurden lange Fänge in ihren Hals gegraben und ein gurgelndes Geräusch ertönte. Dann erklangen sich entfernende Schritte, beinahe übermütig.
Als sie zu Boden fiel, ihre Haare wie einen weichen Fächer unter sich begraben, floss der letzte Tropfen Blut aus der Bisswunde in ihrem Hals. Sie war tot. Und das Schicksal zweier Menschen endgültig besiegelt.
1. Als Beute lebt es sich gefährlich
Kennt ihr das Gefühl, wenn warmes, dickes Blut euren rauen, durstigen Hals hinab rinnt und euren unstillbaren Durst lindert, den Schmerz, der euren ganzen Körper, euer ganzes Wesen erfüllt, für kurze Zeit betäubt? Nein? Ich auch nicht! Und, ehrlich gesagt, finde ich diese Vorstellung unglaublich widerlich. Nur leider scheinen das meine „Mitmenschen“ ein wenig anders zu sehen, denn die dürsten so sehr nach meinem Blut, dass ich manchmal das Gefühl habe, das Blicke aussaugen könnten. Die starren mir nicht auf die Brüste, sondern auf die Halsschlagader! Und kurze Röcke beeindrucken sie nicht wirklich, du bist sexy, wenn du keine Rollkragenpullis trägst. Wisst ihr, ich habe mich längst damit abgefunden, dass mein soziales Umfeld aus hübschen Blutsaugern besteht und ich habe schon seit zwei Jahren keinen Menschen mehr getroffen(wenn man von den Blicken in den Spiegel einmal absieht), aber es tut einem doch im Herzen weh, wenn alle früher erfolgreichen Flirttechniken zum Schuss in den Ofen mutieren! Zudem haben Vampire kein Interesse an menschlichen Sexpartnern. Sie haben ihre hübschen Artgenossen, wir sind bloß das Essen. Würde jemand seinen Hamburger anziehend finden? Eben!
Worauf ich hinaus will: Ich habe schon seit zwei Jahren keinen Freund mehr, weil ich keinen Blutsauger finde, der mich außergewöhnlich und hübsch findet und mich um meiner Menschlichkeit Willen liebt! Null, nada, niente.
Nur weil Vamps nicht mit ihrem Blutspender rummachen wollen. Als ich aus Verzweiflung mit meinen besten Freund Leon zusammenkommen wollte, hat er mich mit den Worten abgewiesen, er würde mich wie einen Hotdog lieben. Arschloch.
Ihr müsst wissen, Leon war mal ein Mensch, sowie alle anderen auf der Liste von Roxy Vincents Freunden. Sie wurden alle gebissen, halbleer getrunken und dann wurden sie zu attraktiven Vamps. Ich war da in meiner „Ich bleib den ganzen Tag zuhause und ziehe mir Scrubs-Wiederholungen rein“ –Phase und bekam nichts von den Jäger- und- Beute- Spielchen mit, sonst hätte ich sicher mitgemacht. Ich meine, gegen makellos reine Haut hat doch kein Mädchen etwas einzuwenden. An mir ging also die „Vamps übernehmen die Weltherrschaft“- Sache vollkommen vorbei. Und jetzt sitze ich hier und bin eine bedrohte Tier- … Äh, pardon- Menschenart(Gibt es dieses Wort überhaupt?.
Meine vampirischen Freundschaften haben mich bis jetzt davor beschützt, jemals gebissen worden zu sein. Und weil ich immer mit Blutsaugern rumhänge, rieche ich auch wie sie und falle nicht sonderlich auf. Aber wenn ich einmal alleine bin, will jeder ein bisschen an meinem Hals nuckeln, sogar Leon schaut mich manchmal zu
hungrig und gruselig an.
„Roxy! Komm runter, wir gehen in einen Club!“, ruft plötzlich jemand von unten. Ah, Leon sehnt sich nach mir. Vielleicht bekomme ich ihn ja doch noch ins Bett. Oder ich finde im Club einen hübschen Vampir und wir machen einen auf Edward und Bella, inklusive merkwürdiger Kontaktlinsen und einem Monsterbaby, das ich mir immer wie Chucky die Mörderpuppe vorstelle.
„Ich komme, zieh mich nur um!“, rufe ich fröhlich und bin fünfzehn Minuten später unten bei meinem besten Freund. Neben ihm stehen Lucia, Marc, Dimitri und Barbie. Mit diesen fünf Leuten teile ich mir seit sieben Jahren ein baufälliges Haus an einem nervig plätschernden Fluss. Dort wohnen wir nur, weil ich da angeblich sicherer bin und mich frei bewegen kann, ohne von einem bleichen Graf Dracula in Grund und Boden gebissen zu werden.
„Schön, dass du auch mal kommst!“, nuschelt Marc, der mich aus pechschwarzen Augen anklagend fixiert.
„Lass diesen Monsterblick sein, Marc. Sonst trete ich dir vor Schreck noch in die Weichteile!“, erwidere ich sarkarstisch. Alle lachen, während Dimitri mir anerkennend mit seiner großen Pranke auf die nackte Schulter klopft. Leon sieht mich von oben bis unten an: „Du siehst aus wie eine Nutte!“.
„WAS?!“, kreische ich. Zeitgleich rufen Barbie und Lucia wie aus einem Mund: „Gar nicht wahr, sie sieht toll aus, Leon!“, Barbie betrachtet mich erneut von Kopf bis Fuß: „Ja, du siehst toll aus! Sei nicht so’n Arsch, L!“.
Leon sieht uns, die vereinte Frauenpower, skeptisch an und zuckt dann mit den Schultern.
„Gehen wir!“. Das ist sein erster sinnvoller Satz heute und so treten wir alle hinaus in die Dunkelheit, die uns sofort umschließt. Ich lächle in freudiger Erwartung auf den heutigen Abend.
Das war mal der Anfang, wenn ihr weiterlesen wollt, lasst es mich wissen.
Tag der Veröffentlichung: 25.04.2011
Alle Rechte vorbehalten