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Ameise

Wie oft? Wie lange noch? Muss man all dieses Leid hinnehmen und in Kauf nehmen?
Bis es über einen zusammen bricht? Bis man selbst zerbricht! Wie ein Ast, der morsch und leblos am tote Baume hängt und schließlich träge zu Boden stürzt.
Es ist eine schier unendliche Zeitspanne, die einen in ihren Fängen gefangen hält. Machtlosigkeit übernimmt das eigene (Un)vermögen, das eigene Streben nach Gklückseligkeit und Freiheit. Klebrig und stechend lauert es in den eigenen Gedanken, den eigenen Wegen und Gefühlen und lässt einen an der Unbarmherzigkeit teilhaben.
In diesen Lagen helfen auch keine Bücher voller Glaube oder Idole in Göttergestalt. Es liegt an einem selbst die widrigen Umstände von einem Selbst abzuleiten.
Wie zu seht hängt man seine eigene Existenz an wertloses Gehabe. Eine Religion kann mir nur vorgaukeln wie ich zu leben habe. Wie ich zu sein habe. Sie versucht mich lügen zu strafen und mir Werte aufzuerlegen, die ich nicht beim Namen nennen möchte. Es ist ein vorgefertigter Weg, den man einschlägt. Abzweigungen und Sackgassen gibt es nicht und wenn doch lässt man sie mit der Hilfe, der unendlichen Seeligkeit, einfach verschwinden.
Solange man an etwas glaubt wird es auf ewig existieren, aber wenn der Glaube fehlt, die Gedanken und die Hingabe abhanden gekommen sind, dann gleicht einem die Religion wie ein großes, totes, schwarzes Meer, dass einen in sich aufsaugt und nie wieder gehen lässt.
Man kann immer nur soweit gehen, wie einen seine alten, müden Beine zu tragen vermögen. Wege sind dafür da, sie zu entdecken und zu erleben und sie nicht einfach nachzuempfinden. Vorgegaukeltes Leben, einstudiert in mehreren Akten und Jahrhunderten von Ignoranz und der Intoleranz anderen und sich selbst gegenüber.
In solch einer Welt, gilt es nicht einen Charakter zu haben, eine Weltsicht zu haben. Es gilt zu nicken und weiter mit dem Zirkus des Lebens auf die Reise zu gehen, wie ein Tier in Gefangenschaft und Einsamkeit. Auf seinem Weg trifft man zumeist auf pöbelndes Volk, aber zeitweise auch auf wahre Gestalten. Nicht erdachten Figuren, sondern auf Menschen. Die das eigene Leid verstehen können, ohne dabei in schlaue Lektüren schauen zu müssen oder sich an mediales Gehabe zu klammern. Sie kennen die Trampelpfade, die Wege die steinig und gemein erscheinen.
Ihnen gilt es zuzuhören, ihnen gilt meine vollste Aufmerksamkeit. Denn, ohne sie wären wir alle verloren, ohne sie gäbe es kein Gleichgewicht. Ohne sie gäbe es keine Missstände oder Plagen. Da sie sie nicht verleugnen. Schön reden und schön sein, sind Welten von einander getrennt. Aber warum auf entlegenen Welten reisen, wenn die eigene so viel selbst hergibt. Das Gefühl der Freundschaft ahnen die meisten nur. Riechen den Glanz aber schafften es nie daran zu laben.
Scheitern ist keine Sünde, aber der dazugehörige Haufen erstreckt sich bereits bis zur Wolkendecke. So lange bis er die Sonne verdeckt. Und all das Leben seine Fehler vergräbt. In Schatten seiner Selbst.
Bedürfnisse lassen sich nicht unterdrücken, besonders nicht das Streben nach Reinheit und Glückseligkeit.
Wofür gibt es Träume? Dienen sie vielleicht zu mehr als nur zum anreichern des Geschmackes. Viel zu sehr wird nur geredet und nichts getan. Die vergangenheit wird hervorgezerrt und königlich verehrt. Aber wo bleiben die kommenden Taten, die zukünftigen Wünsche und Ziele. Bedeuten sie etwa nichts in dieser Welt. Besteht alles nur aus Schäumen?
Erst in der größten Not vermag man zu verstehen, wie wichtig einem die Dinge, die einen umkreisen, doch im Inneren bieten. Man muss erst mit seinen Gefühlen und Werten untergehen oder sterben, um zu realisieren was wirklich wichtig ist. Doch für die meisten ist dann bereits zu spät. Akzeptanz für die Gegebenheiten tritt auf und alles bleibt so wie es war. Warum die Gemütlichkeit stören, die Ruhe verscheuchen. Es erträgt sich doch so um vieles einfacher. Na und, lass ich mir meine Wege vor schreiben. Na und, akzeptiere ich die Tristesse und den Schein, die Hauptsache ist doch, dass ich am Ende der Woche der selbe Typ bin wie letztes Jahr.
Stück für Stück niestet sich dieses Gefühl in einem ein und man kann nichts dagegen tun. Außer zu applaudieren, da man seinLeben an sich vorbeifahren sieht. Und man hat es noch nicht einmal geschafft, ihm zum Abschied zu winken.
Vorwürfe, Anschuldigungen kehren ein. Aber alles wird so sein, wie man es sich vorher gewünscht hat. Jeder errichtet Mauern, aber warum vor sich selbst.
Hat man etwa Angst sich selbst näher kennen zu lernen. Mehr über Dinge in Erfahrung zu bringen. Man prahlt doch so gern mit Macht und Bildung. Warum dann nicht mit der Macht sich selbst aus diesem Bild befreit zu haben und mit eigenen Farben verschönert hat.
Ist es etwa verpöhnt, zu lachen und gleichzeitig vor Glück zu weinen? Sicherlich ohne das andere gibt es nicht sein Gegenstück und ohne den Schmerz verlernt man zu leben, aber dazu bedarf es nicht sich selbst. Dafür sorgt der Kreislauf selbst. Prüfungen über Prüfungen gilt es zu bestehen.
Es gilt sich daher von der Markulator des Seins abzukapseln und zu verstehen nicht alles immer eine Bedeutung beimessen zu wollen und nicht allem eine verkehrte Wertschätzung beizufügen. Es gilt sich selbst im Spiegel anzuschauen ohne vor schmaesröte im Boden zu versinken. Ohne sich bei jedem Wimperschlag anzulügen und zu fragen warum ich das eigentlich tue.
Rechenschaft wozu, wofür? In einer eigenen Welt gibt es keine Plagen.
Man lässt sich zu stark zu Verführungen verleiten. Der Konsum von Dingen die man haben will, ohne sie wirklich zu schätzen. Trieb der einen dazu verleitet seine Sinne und seine Vorsicht zu vergessen. So wie man einem Fisch das Wasser zum Leben nimmt, wie man einer Mutter zum Leben ihr Kind fortnimmt, so nimmt „Gott“ uns eines Tages die Erde weg. Auf der wir Leben. Die wir zum Leben brauchen. Aber Gott ist einer Erfindung der Welt, eine Idee eines Kopfes. Eines Kopfes wie du und ich. Daher ist es nicht Gott der uns hilft, wir sind es die sich helfen müssen. Wir sind Gott. Nichts muss über einem selbst stehen, wenn man Selbstbewusstsein und Stärke erlernt hat.
Nichts ist höher als man selbst und die Dinge die man auf dieser Stufe Platz nehmen lässt.
Man muss nicht alles bezweifeln um klar zu sehen und man muss sich nicht entmündigen lassen um andere meine Worte finden zu lassen.
Wir alle haben eine begrenzte Anzahl an Gedanken erhalten, die es zu spränegn gilt. Warum verscuhen wir nicht, durch dieses Geflecht zu stoßen und den Verstand zu erweitern. Uns nicht mehr kontrollieren zu lassen.
Welches Land braucht schon Könige und Herrschaftsführer, wenn das Volk sich selbst zum König krönt. Der Krieg, die Katastrophen dieser Welt, sind nicht anderes als ein Spiegelbild unser Selbst. All was in dieser Welt geschieht, haben wir erschaffen und zu schmerzhaften Verlusten auch wieder zerstört.
Das alles was wir uns nehmen, das holt sich die Welt zurück. Und wenn ich nun auf diesem Hügel stehe und so in die Sonne blicke, erfüllt mich ein warmes, sicheres Gefühl. Zumindest bis morgen, wenn alles wieder seinen Lauf nimmt und ich wieder nichts gegen die Welt, gegen diese Verbrechen unternehme.
Und ich weiß auch ganz genau, dass ich in einem Jahr wieder genau an dieser stelle stehen werde und wieder die selben Worte finden werde. Ohne in der Zwischenzeit etwas an meiner Existenz zu ändern.
Wieder wir es ein Jahr, voller Demütigung und Unterdrückung sein. Doch so lange ich an meine Worte denke und nicht einfach nur dran glaube und ich mich dadurch daran erhänge, solange bin ich im Inneren frei. Und so bald die Sonne ihren Weg wieder in der Nacht beschreitet, da bin ich wieder nur eine Ameise.
Ein Punkt in diesem großen Spiel. Also warte ich auf die nächsten Regeln und ziehe meine vorgefertigten Kreise und male Bilder mit vorgerfertigten Farben.
Denn, so ist das Spiel. Und eine Ameise vermag nicht viel. Außer zu nicken und zu lauschen. Auf das Innere seines Herzens. Ganz heimlich, still und leise.

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Tag der Veröffentlichung: 26.05.2009

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