Der Aufschrei war gewaltig. Das Entsetzen riesengroß.
Die Nachricht löste eine tiefe Bestürzung aus. Das ganze Land befand sich in kollektiver Trauer. Fernsehsender unterbrachen ihr laufendes Programm. Sondersendungen auf allen Kanälen. Landesweit brachen die Server zusammen.
Der Bundespräsident verhängte, nach einer sehr persönlichen Würdigung, eine Woche Staatstrauer und befahl halbmast zu flaggen. In den Kirchen gab es Gedenkgottesdienste. Die Telefonseelsorge kam nicht mehr hinterher. Tausende Jugendliche, des Lebens überdrüssig, meldeten sich. Alle bereit, ihrem Idol zu folgen. Ein wildes und heftiges Klopfen drang aus vielen Wohnungen. Verzweifelte Eltern, die an verschlossene Teenagerzimmertüren hämmerten. Hinter den Türen, in Tränen aufgelöste Mädchen und Jungen, die vor weit geöffneten Fenstern auf dem Sims standen und kurz vor dem Absprung waren. Nicht wenige folgten ihrem Impuls. Sehr zum Unverständnis ihrer Eltern, die jegliche Mitverantwortung von sich wiesen. Einzige Lösung für sie, die Kinderzimmertür aufzubrechen! Dies scheiterte jedoch in den meisten Fällen daran, dass keiner der Elternteile bereit war, ihre Schultern zu ramponieren. Einige befürchteten zudem, die dann entstehende Lärmbelästigung, durch zersplitterndes Holz, könnten ihre Kinder erschrecken und einen Fenstersturz erst recht heraufbeschwören. Lediglich Kinderzimmer, die im Parterre lagen, wurden gewaltsam aufgebrochen und den Sturz ihrer Kinder in Kauf genommen. Eltern, die diesen Weg wählten, mussten jedoch damit leben, dass es beim Abendessen keine familienfreundliche Kommunikation gab. Da saß ihre Nachkommenschaft still in sich gekehrt und weinte auf die Spargelröllchen, bis eine Spargelsuppe entstand, die in kleinen Wellen über den Tellerrand schwappte. Diese Ordnungswidrigkeit wurde wiederum dahingehend bestraft, dass das geliebte Kind, ohne weitere Essenszufuhr, sich ins Bett zu legen hatte. Das Schluchzen war noch die ganze Nacht zu hören, dank der zerstörten Tür.
Diese und noch weitaus drastischere Folgen hatte die Nachricht ausgelöst, die unvorbereitet auf die Welt einprasselte und sie wenigstens für einen Tag nachhaltig veränderte.
Am nächsten Morgen waren die Zeitungen mit Nachrufen voll. Alle Titelseiten berichteten ausführlich über die Nationalheldin, die in jungen Jahren ein so jähes Ende gefunden hatte.
Und zum ersten Mal in der Geschichte des Fernsehens, übertrugen alle Sender zeitgleich, ob öffentlich-rechtlich, ob privat, selbst sogar sämtliche Verkaufssender und Astro-TV, eine eiligst aus dem Boden gestampfte Sondersendung, die es an nötigem Pathos und Glorifizierung nicht vermissen ließ.
Unter dem bewegenden Titel: „Lady Libertie hat ausgeklickt“, wurde noch einmal ihr kurzes Leben nachgezeichnet.
Von dem kleinen pummeligen Mädchen, hin zu dem Internetstar, der Instagramkönigin, der einzigen wahren Influencerin von Weltgeltung. Millionen von Smileys riefen ihr ein letztes Lebewohl zu. Lady Libertie wird unvergessen bleiben. Zumindest so lange, bis ein neuer Star am Internethimmel auftauchen wird. Es ist vermutlich nur eine Frage von wenigen Stunden!
Doch bevor nun der Hype nachlässt und sie zurecht in Vergessenheit gerät, zeichnen wir nun noch einmal den steinigen Weg ihres harten Aufstiegs nach, der von so manchen Leichen gesäumt ist. Das Leben einer jungen Frau, die nichts anderes wollte, als nur berühmt zu werden. Kein Talent stand ihr dabei im Wege. Von der Schülerin, mit abgebrochenem Schulabschluss, hin zur Ikone der Jugend.
Alle wollten so werden wie sie und ihr bedingungslos folgen.
Das können sie ja nun!
Martha Müller war das, was man weitläufig eine graue Maus nennt. Nichts, aber auch wirklich nichts deutete darauf hin, dass aus der siebzehnjährigen mittelmäßigen Schülerin, einmal eine millionenschwere Influencerin werden würde, der Hunderttausende folgen und täglich ihren Reichtum mehren.
Wie Schafe ihrem Schäfer folgen, der sie zum Schlachten führt, so waren es bei ihr gutgläubige Follower, die ihr willig jedes Produkt abkauften, das sie werbewirksam in die Kamera hielt. Doch es war ein dorniger und steiniger Weg bis dorthin. Alleine die Eltern von der Unsinnigkeit eines Schulabschlusses zu überzeugen, war wie gegen eine Steinwand zu laufen. Selbst der Kampf gegen Windmühlen war leichter zu bestehen, als der Widerstand, den der Stiefvater aufwand, um Martha eines Besseren zu belehren. Ihre Mutter, die das Austragen der Eizelle, noch einer Subunternehmerin überließ, sprang ihrer Tochter bei. Sie war der Überzeugung, für ein Mädchen genüge es, sich reich zu verheiraten, so wie sie es auch selbst getan hatte, wenngleich sie dabei einer Illusion in die Arme lief. Denn die große Limousine, mit der sie abends immer abgeholt wurde, von dem zukünftigen Vater ihrer Kinder, war nur der Chauffeur. Dummerweise erfuhr sie erst nach dem „Ja-Wort“ davon, was zu reichlich Unmut in der Hochzeitsnacht führte. Doch da war es bereits zu spät. Glücklicherweise konnte sie es noch verhindern, dass er die Ehe vollzog. Sie stellte sich einfach schlafend. Dies hatte zur Folge, dass die Nacht folgenlos blieb. Daraufhin verlangte Herr Müller die Scheidung und Frau Müller ein Kind, zur Erinnerung an die Hochzeit, jedoch ohne den biologischen allseits beliebten Vorgang, der in gutbürgerlichen Familien samstags, nach dem Baden und der Sportschau, gewöhnlich vollzogen wird. Für den Scheidungsrichter, der sich beide Parteien und ihre Forderungen anhörte, wählte eine salomonische Entscheidung, die er aus eigener Erfahrung, mit seiner Exfrau durchgeführt hatte.
„Liebe Scheidungswillige, ich schlage ihnen folgendes Verfahren vor, in der Hoffnung, beide Seiten damit vollumfänglich zu befriedigen.“
Frau Müller blickte skeptisch und auch ihr Nochmann schien wenig Vertrauen in die Gerichtsbarkeit zu haben. Mit düsterer Miene hörte er dem Richter zu.
„Hätte sie sich befriedigen lassen in der Hochzeitsnacht, wie es das Gesetz vorsieht, müssten wir jetzt nicht teure Anwaltskosten zahlen!“, warf Herr Müller mürrisch ein.
„Herr Müller, ihre familiäre Indiskretion ist unerhört und zeugt von einer schlechten Kinderstube!“, warf Frau Müller empört ein, die längst dazu übergegangen war ihren Ehemann zu Siezen.
„Bitte! Bitte und nochmals bitte!“, rief der Richter und versuchte, wieder Ruhe in den Gerichtssaal zu bringen, denn es hatte längst eine eifrige Diskussion unter den Zuschauern begonnen. Nur mit größter Mühe gelang es ihm, eine stimmungsvolle Revolte zu verhindern. Auch die beiden Anwälte waren aufgebracht und verwiesen darauf, dass sie nach der Gebührenordnung abrechnen würden und verwahrten sich gegen den Vorwurf des Wucherns. Erst unter Einbindung des Gerichtsdieners, der zwei Schüsse in die Decke abgab, konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. Anschließend musste er leider verhaftet werden, da er sich seiner Privatpistole bediente und in einem Schnellverfahren wurde er in eine lebenslange Sicherungsverwahrung überstellt. Wie es ihm nach Verbüßung der Strafe erging, ist leider nicht überliefert. Man kann aber davon ausgehen, dass er sich ins Private zurückgezogen hat. Aber zurück zu dem Prozess, wo gerade der Richter seinen wegweisenden salomonischen Vorschlag, den zerstrittenen Eheleuten, unterbreitet. In diesem Moment hätte man eine Nadel fallen hören können. Aber auf diese Idee kam niemand. Chance vertan!
„Mein Vorschlag zu einem tragfähigen Vergleich sieht folgendermaßen aus“, meldete sich der Richter erneut, der befürchtete, seine Autorität ginge gänzlich flöten.
Seiner Ankündigung folgte ein: „Psst! – Seid ruhig! – Schnauze!“
Zufrieden mit sich und der ihm anvertrauten Zuschauer, nickte er lautlos mit dem Kopf, denn die Interaktion, von „Gericht und Bürger“, funktionierte tadellos. Er bedauerte es nur, dass seine Exfrau nicht anwesend war, denn er war sich sicher, sie wäre jetzt mächtig stolz auf ihn. Doch leider war sie nicht zugegen. Weshalb und warum, dies wird wohl für alle Zeit ein gut gehütetes Geheimnis bleiben. Doch sei es drum, nun war nicht der Moment, einer alten Verflossenen hinterherzuweinen, jetzt galt es Recht zu sprechen.
„Recht muss Recht bleiben“, erklärte der Richter und machte nach dieser Ankündigung eine lang angelegte Denkpause, die jeder der Anwesenden frei gestalten durfte. Die meisten Zuschauer blieben jedoch unbeweglich sitzen, da der Richter es versäumte, ein Zeitfenster für die Denkpause anzugeben. Ein kleiner Fauxpas, aber mit einer großen Wirkung! Durch diese Unachtsamkeit wurde er bei der Neubesetzung am Bundesgerichtshof einfach übergangen. Von dieser Schmach hat er sich nie wieder ganz erholt und sich dem hemmungslosen Trunke hingegeben. Entsprechend nebulös fielen dann auch seine skurrilen Urteile aus, gegen die er schon aus Prinzip keine Revision zuließ. Doch das ist eine andere Geschichte, die ein gesondertes Buch verlangt, das erst noch geschrieben werden muss. In diesem ist er nur ein kleiner Nebendarsteller, dem jetzt bereits viel zu viel an Aufmerksamkeit gewährt wurde. Deshalb rasch zurück zu seinem salomonischen Urteil, das wohl einmalig in der deutschen Rechtsgeschichte sein dürfte und erst Martha Müllers Influencerinnenkarriere ermöglichte.
Böse Zungen kolportieren, wenn der Richter an diesem Scheideweg eine andere Entscheidung getroffen hätte, wäre einem so Manches erspart geblieben. Wäre er der Ansicht gewesen und dafür gab es wirklich gute Gründe, ihr Erbgut nicht weiterzugeben, dann wäre just an dieser Stelle des Buches die Geschichte zu Ende. Aber was wäre das dann für ein schmales, ja geradezu mickriges Buch geworden! Ein Büchlein von höchstens sechs Seiten! So was lässt sich kaum vermarkten, geschweige daraus einen Monumentalfilm drehen. Selbst Kurzgeschichten sind länger. Aber Gottlob entschied sich der Richter anders und so besteht die berechtigte Hoffnung auf ein dickes aufgeblähtes Buch, biblischen Ausmaßes.
„Was ich ihnen nun vorschlage, kommt beiden Parteien entgegen. Es hat lediglich einen kleinen Haken. Es ist gesetzlich in Deutschland verboten. Dennoch sehe ich keine andere Lösung, um ihr Problem aus der Welt zu schaffen. Erst wenn diese Unannehmlichkeit beseitigt ist, scheint es mir möglich zu sein, eine glückliche Scheidung durchzuführen. Frau Müller möchte, bevor die Scheidung vollzogen wird, ein Kind von ihrem Nochehemann. Herr Müller hingegen, will jedoch keinen Kontakt mehr zu seiner Frau, besonders den Körperlichen lehnt er vehement ab. Hier liegt nun das Dilemma, der Gordische Knoten, den es zu zerschlagen gilt, zum Wohl des noch zu produzierenden Kindes, das, wenn es nach Frau Müller geht, auf den Namen Martha hören soll. Dies setzt allerdings die Mithilfe von Fortuna voraus, denn Martha ist nur weiblichen Kindern vorbehalten. Immerhin gibt es eine reelle fifty-fifty Chance, dass die Entbindung ein solches Ergebnis zutage bringen wird. Allerdings präferiert Frau Müller eine externe Geburt, da sie ungern eine körperliche Entgleisung in Kauf nehmen möchte, die eine Schwangerschaft jedoch zwangsläufig mit sich bringt. Soweit die Ausgangslage!“
Atemlose Stille erfüllte den Gerichtssaal. Gespannt wartete man darauf, wie es dem Richter gelingen würde, beiden Seiten gerecht zu werden. Es wurden bereits erste Wetten abgeschlossen. Die einen sahen die Lage als verfahren an, die anderen glaubten, es wäre hoffnungslos. Der Richter sah in die ungläubigen Gesichter und lächelte diabolisch. So wollte er den Eindruck vermitteln, alles in Wohlgefallen auflösen zu können. In der Tat, in seinem Hinterstübchen hatte er sich einen Plan zurechtgelegt, den man zweifellos als kühn, einmalig und geradezu als spektakulär bezeichnen könnte. Allerdings sah er auch die Gefahr, sich in einen Interessenskonflikt zu begeben, da seine Exfrau dabei eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen sollte. Trotz dieser Bedenken entschied er sich, seinen Plan in die Tat umzusetzen, um diesen Fall endlich abschließen zu können, da er nachmittags noch auf den Golfplatz wollte. Somit war letztlich das gute Wetter schuld daran, dass er sich in eine gesetzliche Grauzone begab und damit selbst mit einem Bein bereits vor Gericht stand. Somit war es nicht ausgeschlossen, dass er, wenn es schlecht lief, gegen sich selbst ein Urteil sprechen müsste, da sein einziger Richterkollege gerade erst in den verdienten Ruhestand versetzt wurde, wegen Korruptionsverdacht. Doch er wäre nicht Richter gewesen, wenn er nicht auch für den Fall eine juristische Finte gefunden hätte.
Er ließ einfach alle Anwesende einen verbindlichen und kollektiven Eid abnehmen, indem ihnen bei Strafe angedroht wurde, über das Gehörte nicht zu reden. Nachdem alle an Eides statt ihre Verschwiegenheit geschworen hatten, konnte der Richter befreit das Aussprechen, was ihm von Rechtswegen verboten war. Denn von nun an waren sie alle eine große verschworene Gemeinschaft. Jetzt erst konnte der Richter sich in absoluter Sicherheit wiegen, was ihn geradezu beflügelte, freiweg von der Leber zu sprechen. Rasch erteilte er sich das Wort, was seine Exfrau stets zu verhindern versuchte. Dies war auch mit eines der Hauptgründe, weshalb sie es zur Exfrau gebracht hatte. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Grund war, seine mangelnde Standfestigkeit, bezüglich Erweiterung der Familie, durch Herstellung eines Wunschkindes. Da ihm dies nicht möglich war, griff seine Exfrau auf den Briefträger zurück, der froh war, etwas Abwechslung in seinen Arbeitsalltag zu bringen. Über diese Maßnahme war der Richter zwar nicht sehr erfreut, doch musste er es hinnehmen. Einzige Freude für ihn war, dass es auch dem Briefträger nicht vergönnt war, dem Ruf aller Briefträger gerecht zu werden und so blieb die richterliche Exfrau kinderlos. Aus Frust über die Männerwelt wanderte sie aus. Sie entschied sich bei der Ländersuche für die Niederlande, weil sie von jeher eine glühende Tulpenverehrerin war. Diese Entwicklung machte sich der Richter nun zunutze.
„Bevor ich nun zu dem eigentlichen Vorschlag komme, liebe Scheidungswillige, bringe ich nun meine Exfrau ins Spiel, die für meine Idee dringend nötig ist. Wenngleich ich persönlich nichts mehr mit ihr Zutun haben möchte, weil sie mich immer als Luftpumpe bezeichnet hat. Damit hat sie zwar recht, ich finde es aber ungebührlich. Auch noch in Jahren werde ich es ihr Übel nehmen, weil sie es nicht für sich behalten hat. Meine Impotenz ist mein ureigenes Geheimnis, das ich ganz für mich alleine haben möchte.“
An dieser Stelle unterbrach er, weil dicke Tränen, der eigenen Betroffenheit, über seine Wangen liefen.
Diese Rührung schwappte auch sofort über und ergriff alle Anwesenden. Auf den schluchzend vorgetragenen Antrag von Frau Müllers Anwalt, wurde die Sitzung bis zum Versiegen des kollektiven Tränenausflusses unterbrochen.
Da Gefahr für Leib und Leben, zu befürchten war, wurde die zuständige Gerichtssaalreinigungsfachkraft angerufen, die eine Perfektionistin des Wischens war. Mit dem Blick einer Professionellen hatte sie sofort das Gefahrenpotenzial erkannt und reagierte besonnen. Die im Saal, aus mehreren Rinnsalen entstandenen und zu kleinen Teichen sich zusammenrottenden Wassermassen, sperrte sie ab, um Unfälle zu vermeiden. Mit mehreren trockenen Lappen wurde sie Frau der Lage. Für sie war die Misere nur eine Lappalie! Mit dankbarem Applaus wurde sie nach Beendigung der Reinigungsarbeit verabschiedet.
Endlich konnte die Verhandlung weitergehen.
Mit immer noch geröteten Augen ergriff der Richter erneut das Wort, passenderweise genau an der Stelle, wo er zuvor unterbrochen hatte. Dies war sehr geschickt von ihm so eingefädelt worden, was es den Zuschauern das Nachvollziehen seiner Gedankenwelt erleichterte. Doch die Pfade dieser war so verschlungen und verworren, dass nur die Wenigsten mitkamen. Hier zeigte sich nun deutlich, wer Spreu und wer Weizen war.
„Ich danke ihnen für ihre Anteilnahme, die zu der Verzögerung gesorgt hat“, entschuldigte sich der Richter und fuhr nun unbeirrt und ohne weitere Gefühlsausbruchunterbrechungen, fort, was dem Verfahren deutlich zugutekam.
„Meine Exfrau, wie ich ja bereits ausführte, lebt heute in den Niederlanden und hat sich dort mit einem Nischenprodukt, ein kleines mittelständiges Imperium aufgebaut. Sie führt dort, was hier leider gesetzlich verboten ist, eine florierende Agentur für Leihmutterschaft. Zunächst fing sie ganz klein als freischaffende Solo selbstständige an und ist heute, dank ihres Ehrgeizes, Vorstandsvorsitzende der Niederlande Buitenlandse Geboorte & Co. KG(*FN* Aus dem Niederländischen: Gesellschaft der niederländischen Fremdgebärung & Co. KG *FN*).“
Der Gerichtsdiener verteilte rasch Stifte und Zettel an die Zuschauer, damit sie sich Notizen machen konnten. Er befürchtete, nicht ganz zu Unrecht, die richterlichen Ausführungen könnten heute etwas länger ausfallen.
Und schon fuhr dieser auch unbeirrt fort.
„Ihr Firmenmotto lautet: Kinderen zijn vandaag het pensioen van morgen!(*FN* Übersetzung aus dem Niederländischen: Kinder von Heute, sind die Rente von morgen!*FN*)
Staunen über Staunen im ganzen Saal. Mehrere Frauenarme gingen gleichzeitig nach oben, deren Besitzerinnen unbedingt die Adresse wollten. Die Männer hingegen verhielten sich leicht reserviert. Ihr Vertrauen in die Niederlande war nicht allzu ausgeprägt. Jedoch speisten sie ihr Wissen einzig aus ihrer Skepsis gegenüber dem „Oranje“ Fußball. Der Richter unterdessen, ärgerte sich still und leise darüber, dass man ihn so unsanft aus seinem sprachlichen Flow gerissen hatte. Er notierte sich nur rasch, wo er unterbrochen wurde, um nach Beruhigung der Lage wieder dort anzuknüpfen, ohne dass er sich wiederholen müsste.
„Als Ehefrau ist sie zwar nicht zu empfehlen, als Geschäftsfrau dafür umso mehr. Aus dem biologischen Defizit des Ehemannes ein Geschäftsmodell zu machen, das verdient schon Respekt. Herr Müller, sie müssen dort nur eine Spende abgeben, wobei die Mitarbeiterinnen oder ein charmanter Mitarbeiter, je nach Präferenz, ihnen gerne hilfreich zur Hand geht. Und für sie, werte Frau Müller gibt es eine reiche Auswahl an osteuropäischen Frauen, die gerne für sie ihr Kind austragen werden. Dies ist mein Vorschlag, den sie beide annehmen sollten.“
Mit gütiger Strenge sah er auf das Nochehepaar. Aus deren Gesicht wich die Anspannung und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
Glücklich nahmen sie sich in die Arme und krönten diese Geste gegenseitiger Zärtlichkeit, mit einem langen ausgiebigen Kuss. Anschließend wurden sie rechtskräftig geschieden.
Damit war ihr größter Wunsch in Erfüllung gegangen und ab da würdigten sie sich keines Blickes mehr.
Dies war nun die Geburtsstunde von Lady Libertie!
Neben den beiden glücklich Geschiedenen war noch jemand sehr zufrieden mit dem Prozessausgang. Diesem wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Der Anwalt von Frau Müller überstrahlte alle. Denn noch am selben Abend, in einer kleinen verträumten Trattoria, hielt er, bei Kerzenschein und einer Familienpizza Diavolo, um die Hand von Frau Müller an. Diese nutzte die einmalige Chance beim Schopfe und hauchte ein leises: „Ja!“
Natürlich war nicht nur Liebe im Spiel, sondern auch ein stückweit Berechnung. Frau Müller konnte somit die Anwaltskosten sparen.
Die nächsten Wochen und Monate verbrachten die beiden Tauben des Turtelns mit hemmungslosen erotischen Exzessen. Dabei ließen sie ihren Fantasien freien Lauf.
Dies war nur möglich, da Frau Müller von lästiger morgendlicher Übelkeit verschont blieb, die sonst, als kostenlose Zugabe, zu jeder Schwangerschaft, mitgeliefert wird.
In den fernen Niederlanden, da wuchs jetzt, in einer polnischen Frau, ein Ei heran, hin zu einer der zukünftig erfolgreichsten Influenzmaschinen, auf die die Welt so dringend gewartet hat, wie ein Baum, der sehnsüchtig der Ankunft des Borkenkäfers entgegenfiebert.
An einem kalten ungemütlichen Novembertag, der eigentlich nur im Bett erträglich ist, musste Frau Müller genau eben dieses Verlassen und den beschwerlichen Weg auf sich nehmen, um ihre Bestellung abzuholen. Ihr neuer Mann, der noch vor Kurzem ihr Anwalt war, ließ sich nur unter der Androhung von nachhaltigem Sexentzug dazu bringen, seine Frau zu begleiten. Zwar verwies er darauf, rein rechtlich mit der Angelegenheit nichts zu tun zu haben, doch dies ließ seine Frau nicht gelten. Dementsprechend missmutig saß er neben ihr im Auto und schmollte. Dass Frau Müller das Auto auch noch selbst fahren wollte, war der ohnehin schon angespannten Stimmung, auch nicht gerade förderlich. Herr Müller, der den Familiennamen seiner Frau annehmen musste, weil sie ihre Identität nicht aufgeben wollte, war der schlechteste Beifahrer, den sich eine Ehefrau nur wünschen konnte. Sätze wie: „Fahr nicht so dicht auf -- Blinken wäre jetzt angesagt -- den vierten Gang darf man auch benutzen -- das wäre unsere Ausfahrt gewesen! --“ und andere gut gemeinte Hinweise, wurden geflissentlich von ihr ignoriert.
Solange sie im Bett lagen, führten sie eine vorbildliche Beziehung. Nur das Leben außerhalb bereitete ihnen Schwierigkeiten, weil sie doch etwas anderer Auffassung waren, bezüglich der Tagesgestaltung. Selten waren sie sich einig und während er seine Ruhe haben wollte, bestand sie auf das Ausdiskutieren, selbst der geringfügigsten Abweichungen ihrer Wünsche. Da konnte schon einmal der unzureichende Härtegrad eines Frühstückseis zu einem Drama epischen Ausmaßes werden. Friedensverhandlungen wurden ausschließlich im Ehebett, durch sportliche Aktivitäten, ausgeräumt. Nur dort konnte Herr Müller seine Frau von seinen Fähigkeiten überzeugen und sie voll befriedigen, meist sogar zweimal.
Ohne diesen Leistungsbeweis, den Herr Müller täglich wenigstens einmal erneuern musste, wäre die Ehe vermutlich gescheitert, denn schon der erste Herr Müller konnte diesem Leistungsdruck nicht standhalten.
Irgendwann, nachdem sie stundenlang an Gewächshäusern, der Heimstatt wässriger Tomaten, sowie kilometerlangen Brachflächen abgepflückter Tulpen, vorbeikamen, erreichten sie schließlich unfallfrei ihr Ziel.
Dass sie das Ziel überhaupt erreichten, lag vornehmlich an dem beherzten Eingreifen ins Lenkrad, welches Herr Müller nicht uneigennützig tat.
Die gesamte Autokolonne, die sich hinter ihnen staute, dankte es ihnen hupend, als sie endlich die Ausfahrt nahmen. Frau Müller war darüber nicht unglücklich, denn sie hatte bereits seit geraumer Zeit einen Krampf im linken Mittelfinger. Die Hupe hatte längst schon kapituliert und war froh, als die Sicherung angenervt durchbrannte.
Die letzte Strecke des Weges führte sie über einen Feldweg. Vor einer, so viel Klischee muss sein, alten Windmühle, hielt der Wagen. Nicht weil sie am Ziel waren, sondern weil das Benzin alle war. Herr Müller war darüber so begeistert, dass er es sofort zum Thema machte. Dabei schaukelte er sich rein stimmlich in nie gehörte Höhen. Frau Müller hingegen, eine ausgeglichene und stets Ruhe bewahrende Frau, vorausgesetzt sie hatte schon ihre Tagesration Sex, brüllte ohne Vorwarnung zurück.
„Das rote Lämpchen hat eben erst mit Blinken begonnen. So lange es blinkt, ist auch noch Benzin drin. Das steht so in der Bedienungsanleitung!“
„Schrei mich nicht an!“, schrie Herr Müller in gleicher Lautstärke zurück.
Nun ist allgemein bekannt, besonders aus der Antiaggressionslehre, dass Brüllen und Gegenbrüllen wenig bringt und meist die ganze Sache nur verschlimmert. Aber offensichtlich war unserem glücklichen Ehepaar diese Therapieform nicht wirklich vertraut. Vereint schaukelten sie sich dermaßen hoch und am Ende der lautstarken Diskussion war eine unweigerliche Trennung bereits am Horizont zu erblicken. Ungeachtet dieser Bedrohung begannen sie mit einem Brainstorming aller, ihnen bekannter Schimpfwörter, ohne Rücksicht auf seine geschlechtliche Zugehörigkeit. Beispielsweise wählte Frau Müller den Begriff: „Dumme Sau“, der schon in zweifacher Hinsicht fehlerhaft ist. Erstens ist eine Sau eindeutig weiblichen Geschlechts und zweitens sollen Schweine insgesamt sehr intelligent sein. Etwas, das man angesichts ihrer unbedarften Äußerung, Frau Müller nicht vorwerfen konnte. Wer nun seine ganze Hoffnung auf Herrn Müller gesetzt hat, der wird sich nun mit einer Enttäuschung auseinandersetzen müssen oder einfach damit weiterleben. Herr Müller ließ es sich nicht nehmen und gab es ihr mit gleicher Münze zurück.
„Hornochse!“, warf er ihr zu.
Damit disqualifizierte er sich, ebenso wie seine Frau und damit waren sie geradezu wie geschaffen füreinander.
Doch ungeachtet der geschlechterspezifischen Verwerfungen versuchten sie sich erfolgreich, mit Beleidigungen und Verunglimpfungen, zu übertrumpfen. Als ihnen keine Schimpfwörter mehr einfielen, erfanden sie einfach Neue, noch nie da gewesene, die sie mit großer Empathie ihrem Gegenüber an den Kopf warfen.
„Flachhirngeschädigte -- Gesichtsruine -- Genitalmikrobe -- Hyänenfresse -- du Schlomm!“
Die letztgenannte Beleidigung fiel Frau Müller ein.
„Was ist denn ein Schlomm?“, wollte daraufhin ihr Mann wissen.
Mit so einer unverschämten Frage hatte nun Frau Müller nicht gerechnet und so spontan auch keine Antwort parat. Der Begriff war ihr einfach so in den Kopf gekommen und sie hatte ihn ungeprüft verbal ausgeworfen.
„Ein Schlomm ist eben ein Schlomm!“, antwortete sie zickig, wie es nur eine Frau tun kann, die nicht erklären kann, was sie da eben gesagt hat.
„Wenn du es nicht erklären kannst, dann fühle ich mich auch nicht beleidigt“, erklärte ihr Mann daraufhin.
„Küss mich!“, forderte plötzlich seine Frau.
Dies ist bekanntermaßen ein landläufiges probates Mittel, wenn ein Streit ins Stocken geraten ist und man, beziehungsweise Frau, vom eigenen Versagen ablenken will. Männer fallen nur allzu gerne auf dieses durchschaubare Manöver herein. Herr Müller war Mann, durch und durch. Deshalb war es auch nur wenig verwunderlich, dass seine Lippen die ihren heftig bedrängten. Inwendig spielte sich ein hemmungsloses Züngeln ab, was für Außenstehende im Verborgenen blieb. Wie es nun einmal im Leben so ist, eins kommt zum anderen. Die Hände kamen ins Spiel, Kleidungsstücke wurden gelockert und lagen schon bald verstreut herum. Wo ein Wille, ist auch ein Gebüsch nicht weit. Geschützt vor neugierigen Blicken, kamen sich die beiden Streithähne näher. Vergessen war jeglicher Groll. Sie arbeiteten sich nicht nur an sich ab, sondern gerieten dabei in eine unkontrollierte Ektase. Fünf Minuten später war alles vorbei und die Reise wurde fortgesetzt. Dies allerdings zu Fuß. Zwei Gebüsche später, Herr Müller wollte noch einen Nachschlag, standen sie vor einer alten Windmühle, deren Windräder im Wind ein lautes Quietschen erzeugten. Sie traten ein und innen sah es aus wie in einer Privatklinik. Weiß und steril. Es roch stark nach Desinfektionsmittel.
„Guten Tag, sie wollen sicher eine Samenspende abgeben“, begrüßte eine eifrige Frau hinter dem Tresen.
„Nein!“, erklärte Herr Müller.
„Das hat mein Mann schon hinter sich. Wir möchten nun das Ergebnis abholen. Unser Kind wurde extern ausgetragen und jetzt holen wir es ab. Es ist doch fertig?“, erklärte Frau Müller die Sachlage.
„Wie ist denn der Name?“
„Es hat noch keins! Wir wollten erst sehen, wie es so aussieht“, meinte Herr Müller und seine Frau nickte eifrig.
„Ich meinte, wie ihr Name ist?“
Noch ehe Herr Müller antworten konnte, fiel ihm seine Frau ins Wort.
„Wir möchten gerne anonym bleiben. Sehen sie einfach unter unbekannt nach.“
Die Thekenfachkraft lächelte leicht gequält und fuhr erst einmal ihren Computer hoch. Eine Tür öffnete sich und ein Mann trat an den Tresen. Hochroter Kopf, die Frisur zur Unkenntlichkeit zerstört und mit Schweißperlen auf der Stirn. Verschämt stellte er ein kleines Plastiktöpfchen auf den Tresen. Die Frau dahinter nahm das Gefäß und beäugte es.
„Na ob das reich?“, meinte sie nur trocken.
„Mehr ging nicht. Beim besten Willen nicht“, meinte der Mann kleinlaut.
„Mein Gott, sie waren da jetzt drei Stunden drin und haben sich sämtliche Videos angesehen! Hat sie das denn nicht in Stimmung gebracht?“
Der Mann schüttelte traurig den ohnehin schon gesenkten Kopf.
Herr Müller sah lächelnd seine Frau an. Sie zwinkerte ihm vielsagend zu, denn sie wusste nur zu gut, wenn ihr Mann etwas konnte, dann das. Mit dieser Lächerlichkeit im Becher hätte er sich nie in die Öffentlichkeit gewagt.
„Ich könnte ihnen ja etwas abgeben“, grinste Herr Müller, der sich die dezente Bemerkung nicht verkneifen konnte.
Der Mann sah nun noch trauriger aus, was auch der Frau hinter dem Tresen nicht verborgen blieb und machte ihm einen neuerlichen Vorschlag. Sie nahm einen neuen Becher aus einer Schublade und drückte ihn dem Mann in die Hand.
„Jetzt probieren sie es noch mal und strengen sie sich doch etwas mehr an. Oder muss ich ihnen dabei helfen?“
Der Mann riss seine Augen weit auf und eilte zurück in das Zimmer. Für einen Moment war Ruhe eingekehrt. Nur leise hörte man durch die verschlossene Tür: „Ich schaff das! Ich schaff das!“
Nach dem dritten „Ich schaff das“ hörte man nur noch ein leises Schluchzen.
Am Tresen sahen sich die drei Verbliebenen an und schüttelten mitleidig mit den Köpfen. Sie wussten genau, er wird es auch diesmal nicht schaffen!
„Wir würden dann jetzt gerne unser Kind sehen und haben sie zufällig auch Benzin?“, fragte Frau Müller.
„Ja natürlich. Moment ich seh mal nach, ob es fertig ist.“
Die Thekenkraft vertiefte sich in die Datenbank.
„Ah ja, hier ist es ja. Es ist unter „Unbekannt“ abgelegt. Wie soll das Kind denn heißen? Dann kann ich das gleich eintragen.“
„Johannes!“, rief Herr Müller.
„Julius geht aber auch. Hauptsache was mit „Jott“!“, fügte Frau Müller hinzu.
„Es ist aber ein Mädchen geworden, laut meiner Datenbank.“
„Dann halt, in Gottes Namen, Martha!“, entschied Herr Müller und seine Frau zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
„Hoffentlich spricht es nicht schon polnisch“, merkte sie, nach einer kurzen Pause, an.
„Vornehmlich schreit es nur“, beruhigte die Thekendame.
„Auch das noch!“, rief Herr Müller, der sehr geräuschempfindlich war.
Gerade als seine Frau ihn darauf aufmerksam machen wollte, bei dem Kind handele es sich ja nicht um Seines, kam eine mehr als übergewichtige junge Frau und legte stumm einen Zettel auf den Tresen. Die Dame am Empfang nahm ihn, nickte und ging zu einem Bild, auf dem „Maria mit dem Kind“ zu sehen war, was offensichtlich eine Fälschung war. Sie klappte das Bild zur Seite und offenbarte so den freien Blick auf einen kleinen Tresor, der in der Wand eingelassen war. Farblich war er in einem gräulichen Grau gehalten, was wohl auch der Grund war, weshalb er von dem nicht minder hässlichen Bild verdeckt war. Halblaut hörte man die Tresorknackerin singen, während sie an dem Tresorschloss drehte:
„Vier Dreier und ein Einser noch.
Die Sieben lässt uns alle hoffen.
Gebt acht, so rät ein guter Koch.
Und schon da ist er Kasten offen.“
Unter großer Vorsicht achtete sie penibel darauf, dass niemand sah, welche Zahlen sie eingab. Immer wieder sah sie zu Herrn und Frau Müller hinüber, ob sie auch ja nicht die Kombination erspähen würden. Dann öffnete sich die Tür zur Schatzkammer, so wohl der Plan. Doch das tat er mitnichten. Ratlos stand sie davor.
„Entschuldigung!“
Es war Frau Müller, die als erste ein tröstliches Wort fand.
„Sie haben und ich habe es deutlich gesehen, die Drei nur dreimal gedrückt. Laut ihrem Lied müssen sie aber viermal die Drei tippen. Wenn sie möchten, kann ich ja das Lied singen und sie orientieren sich daran. Singen und gleichzeitig die Zahlenkombination eingeben kann schon mal verwirren.“
Bereitwillig nahm die Dame den Vorschlag an und in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelang es ihnen, den Tresor aufzubekommen. Zum Dank für ihre Mitarbeit lobte die Tresoröffnerin die schöne Gesangsstimme von Frau Müller.
„So schön wie sie hat noch niemand hier die Tastenkombination gesungen!“
Frau Müller errötete ob des Lobes und auch ihr Angetrauter applaudierte höflich. Nun entnahm die Dame aus dem Tresor einen Umschlag und übergab ihn an die übergewichtige Dame.
„Dziękuję i do zobaczenia następnym razem!“(*FN* Aus dem Polnischen übersetzt: Dankeschön und bis zum nächsten Mal!*FN*)
Mit diesen eindringlichen Worten steckte sie den Umschlag in ihre Umhängeplastiktasche, winkte den Anwesenden noch zu und ging.
„Was hat sie gesagt?“, erkundigte sich Herr Müller.
Die Dame hinter dem Tresen zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß es auch nicht, aber sie sagt es alle neun Monate, wenn sie ihr Geld bekommt.“
„Wer ist denn die Dame?“, wollte nun auch Frau Müller wissen.
Die Umschlagübergeberin sah sich um, ob auch ja niemand in der Nähe war, der zuhören konnte. Als sie davon überzeugt war, trat sie näher an das Ehepaar heran und flüsterte ihnen, in konspirativer Weise, zu: „Das darf ich nicht sagen! Die Identität unserer Leihmütter muss gewahrt bleiben.“
„Ich wollte auch nicht indiskret sein“, entschuldigte sich Frau Müller, doch der Funken der Neugierde war bei ihr schon entfacht.
„Ach das war eine der Leihmütter. Hoffentlich wird das Kind nicht so dick wie sie. Na ja, wenigstens hatte es ja viel Platz zum Spielen. Aber es wird doch wohl nicht in ihrer Sprache sprechen? Dann tun mir die Eltern aber leid, die das Kind in Auftrag gegeben haben.“
Die Frau hinter dem Tresen wurde sichtbar unruhig und nestelte nervös in ihren Haaren, was der Optik nicht sonderlich guttat.
„Es hätte überhaupt kein Zusammentreffen geben dürfen, zwischen ihr und ihnen. Das ist gegen unsere Geschäftsprinzipien. Ach, das ist mir jetzt aber sehr unangenehm.“
Wie das personifizierte schlechte Gewissen stand sie da und rang um Fassung.
„Wissen sie, Eltern sollen die Leihmutter nicht kennenlernen. Aber jetzt ist es geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wenn das die Chefin mitbekommt, dann droht mir eine Abmahnung. Dabei habe ich ja schon Zwei. Nach neun Kindern war ich doch so froh, dass diese Stelle frei wurde. Das Gebären für Andere hat mich zu einem seelischen Wrack gemacht. Kaum war das Kind da, hatte ich schon den nächsten Auftrag. Das geht an die Substanz. Auch laufen mir die Ehemänner reihenweise davon, da sie mit meiner ständigen Übelkeit nicht zurechtkommen. Ich hatte zwar zum Glück keine Stimmungsschwankungen, war dafür aber permanent übellaunig. Jetzt finden sie mal einen Mann, der das mitmacht. Jetzt bin ich natürlich in einer besseren Position und bin nun nur noch für mich schwanger.“
Diese spontane Lebensbeichte rührte die Familie Müller, deren Leidenschaft Seifenopern sind, so sehr, dass sie die ein oder andere Träne vergossen. Dies zu sehen, brach nun auch der Tresorhüterin ihr Mutterherz. Auch sie öffnete nun ihre Schleusen und ließ ihren sensiblen Gefühlen freien Lauf. Wer würde das nicht tun, angesichts der tragischen Beichte! Aus dem Nebenzimmer drangen laute „Ja! – Ja! – Oh Ja!“ Rufe. Dann war es mit einem Male still. Sehr still. Geradezu totenstill!
Die ewig von Schwangerschaft gebeutelte Thekenaufsicht erschrak und ihre Tränen wurden von einer Panikattacke vertrieben. So schnell es ihre Birkenstocksandalen hergaben, lief sie zu der Tür mit der Aufschrift:
„Videostimulationsraum für die männliche Handarbeit, mittels medialen Einfluss, zum Ausfluss dringend benötigter Substanzen“.
Mit Vehemenz klopfte sie gegen die Tür. Ernsthafte Besorgnis schwang in diesem Hämmern mit. Abrupt hatte das „Ja – Ja“ Rufen aufgehört. Nun aber war nur noch Stille zu vernehmen. Da die Tür nicht geöffnet wurde, sah sie sich gezwungen, ohne Rücksicht auf das eigene Wohlbefinden, durch das Schlüsselloch zu schauen. Auch Familie Müller näherte sich der Tür, zum Teil aus menschlichem Mitgefühl, zum Teil jedoch auch wegen einem angeborenen Voyeurismus, der einen wesentlicher Pfeiler ihrer Partnerschaft darstellt.
„Alles in Ordnung?“, rief die Tresor- und Thekenbewacherin.
Das entsetzliche Schweigen, das durch das Türschloss drang, besorgte nun alle drei vor der Tür stehenden. In ihrer kollektiven Hilflosigkeit, denn kein Fröhliches: „Kommen sie nur alle herein!“, drang an ihr Ohr, erinnerten sich die beiden Frauen fast zeitgleich daran, dass ja der Mann der natürliche Beschützer ist, und erkannten in Herrn Müller, den Vertreter dieser Gattung. Herr Müller spürte deutlich die Blicke, die auf ihn gerichtet waren. Noch hoffte er, wenn er sie nur lange genug ignoriert, dann würden sie schon von selbst verschwinden. Doch diese Hoffnung war ein Irrglauben, denn er hatte nicht mit der Hartnäckigkeit des weiblichen Geschlechts gerechnet. Unerbittlich hafteten die Blicke auf ihm. Wie ein Blutegel setzten sie sich fest und zwangen ihn so zu einer adäquaten Reaktion, als Zeichen seiner Männlichkeit. Er wähnte sich in der Geschlechterfalle und ihm blieb nichts anderes übrig, wenn es ihm an einer Gesichtswahrung gelegen ist, als nun die Initiative zu ergreifen.
„Macht Platz!“
Mit diesen martialischen Worten begann er seine Rettungsmission. Von der Wucht seiner Entschlossenheit überrascht, traten die beiden Frauen zur Seite. Nicht ohne Stolz sah Frau Müller ihren Mann an und hauchte voller Inbrunst: „Das ist mein Mann!“
Mit der ganzen Masse seines Körpers warf er sich gegen die Tür. Diese schien zunächst überrascht, war ihr doch so etwas noch nie widerfahren. Doch noch hielt sie stand. Trotz einer vermutlich angebrochenen Schulter wagte Herr Müller einen schmerzhaften zweiten Versuch. Aber diesmal kam ihm die Tür zuvor und öffnete sich. Damit konnte niemand rechnen, am wenigsten Herr Müller, der, wohl auch zu seiner eigenen Überraschung, schlicht umfiel und regungslos nun in dem Zimmer lag, während der eigentliche Bewohner des Raumes, rasch seine Kleidung ordnete. Seine vorherige Blässe war nun einem farbintensiven Rot gewichen. Krampfhaft hielt er seinen Becher in der Hand, dessen inhaltliche Leere, die Unbefriedigtheit seiner Bemühungen symbolisierte.
In weinerlichem Tonfall beschwerte er sich bitterlich.
„Ich war fast soweit! Ihr habt mir alles kaputtgemacht. Jetzt muss ich nochmal von vorne anfangen. Haben sie noch mehr Videos. Haben sie „Vom Winde verweht?“
*
Eine Stunde und eine eingegipste Schulter später, befand sich Familie Müller auf dem Rückweg. In eine Decke gewickelt, trug sie das Neugeborene im Arm. In der anderen Hand schleppte sie einen Zehnliterkanister Benzin, den sie kostenpflichtig erstanden hatten. Eigentlich ein schönes Bild, was die drei abgaben, wie sie so über den Feldweg gingen, der sich nicht mehr ganz so bequem begehen ließ wie noch auf dem Hinweg. Er hatte sich von einem plötzlichen Platzregen noch nicht in seiner Gänze erholt. Alles hätte so schön, so harmonisch sein können, wenn Frau Müller nicht eine Kleinigkeit gehabt hätte, was ihr missfiel. Und sie wurde nicht müde, dies in einer Endlosschleife immer und immer wieder leise vor sich hin zu murmeln.
„Es ist dick – einfach nur dick!“
...und so gingen die Jahre dahin.
Das Kind gedieh, das Kind wuchs. Es wuchs weitaus schneller, als es Frau Müller lieb war. Geradezu besorgniserregend war die Gewichtszunahme der kleinen Martha, wobei das Adjektiv „kleinen“ weder zutreffend noch ausreichend beschrieben ist. Der Wahrheit verpflichtet, muss der Satz eigentlich, wenn auch mit leicht poetischem Anklang, wie folgt heißen: Geradezu besorgniserregend war die Gewichtszunahme der ohnehin schon pummeligen Martha, bei der die Muttermilch deutlich anschlug. Frau Müller tröstete sich mit der Behauptung, es sei nur eine Phase. Herr Müller tröstete sich unterdessen mit einer einfältigen, aber durchaus einfallsreichen Kinderhortleiterin, in deren Obhut sich Martha entfalten sollte. Wobei die Leiterin mehr Herrn Müller zum Entfalten, wenn nicht sogar zum Erblühen brachte. Denn seit Martha bei ihnen eingezogen war, kam Herr Müller etwas zu kurz, besonders im menschlichen Miteinander mit seiner Frau. Anfangs blickte er mit Argwohn und latenter Eifersucht auf das Kind. Erst als er durch sie, die Hortleiterin kennenlernte, war er Martha dankbar, ohne es ihr jedoch persönlich zu sagen. Obwohl er sich gesetzlich nicht dazu verpflichtet fühlte, da er ja nur ein angeheirateter Stiefvater war, der eine Adoption kategorisch ablehnte, war er bereit sie täglich zum Hort zu bringen. Dies war natürlich nicht ganz uneigennützig. Martha verhielt sich ihm gegenüber sehr loyal. Meist saß sie brav in einer Ecke und konnte sich stundenlang nur mit sich beschäftigen. Dies musste sie allerdings auch, denn andere Kinder fanden sich nicht, die sie beim Spielen unterstützten. Sie fürchteten sich etwas vor dem großen Kind. Auch den Betreuerinnen gelang es nicht, ihnen die Angst vor Martha zu nehmen. Herr Müller war in diesem Punkt nicht so schüchtern und ließ sich ohne große Umwege verführen. Frau Müller hingegen freute sich sehr darüber, wie intensiv sich ihr Mann um die Tochter kümmert.
„Seit du dich so intensiv um Martha bemühst, bist du viel entspannter geworden“, lobte Frau Müller eines Abends ihren Mann, der es mit Wohlwollen vernahm und versprach, dies würde sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern.
„Für dich nehme ich doch alles auf mich, nur das du glücklich bist, Schatz.“
Beide waren höchstzufrieden, ob der Aussage des jeweils anderen. Damit stand einer langlebigen und glücklichen Ehe nicht im Wege, zumindest so lange Martha einer verständlichen Sprache noch nicht mächtig war. Die einzige Sorge, die Frau Müller diesbezüglich hatte, war die Angst, Marthas erstes Wort könnte polnischen Ursprungs sein. Denn im Leihmuttervertrag gab es keinen Passus, der verhinderte, dass mit dem Ungeborenen in der Muttersprache der Leihmutter kommuniziert wird. Deshalb harrte sie auch ungeduldig auf das erste verständliche „Mama“.
Bisher waren es nur undefinierbare Laute, die natürlich auch „Mama“ auf Polnisch hätten sein können. Um absolute Gewissheit zu bekommen, besuchte sie fortan einen Sprachkurs für Einsteiger. Dort erfuhr sie dann, dass Mama auf Polnisch Mumia heißt. Fortan bläute sie ihrer Tochter ein, auf keinen Fall Mumia zu sagen. Jedes Mal wenn ihre Tochter nur schon ansetzte, irgendetwas zu brummeln, stockte ihr der Atem. Dann rief sie, Nein sie schrie geradezu: „Nicht Mumia sagen. Mumia böse! Mama gut!“
Herrn Müller trieb eine ganz andere Sorge um. Er fürchtete den Tag, an dem Martha mit ganzen Sätzen daherkam. Besonders ein Satz machte ihm Kopfzerbrechen. Von dem Satz träumte er sogar nachts. Martha steht plötzlich mitten in der Nacht an ihrem Ehebett und ruft ganz laut: „Papa Doro lieb!“
Doro war die Leiterin des Kinderhorts, wie der aufgeweckte Leser und die aufmerksame Leserin und auch die diversen Anderen, sich wohl bereits gedacht haben. Allen anderen sei es hiermit verraten.
Nach diesem äußerst beunruhigenden Traum überredete er Doro, sie künftig entweder Schnecke oder Hase nennen zu dürfen. Auch bot er noch Reh als Alternative an. Diese Auswahl hatte er nicht ohne Bedacht vorgeschlagen. Denn fortan besuchte er fast täglich mit Martha den Wildpark und zeigte ihr stundenlang die Hasen und Rehe. Nach jedem kleinen Regenguss fanden sich unzählige Schnecken ein, die in freier Wildbahn herumliefen. Mit dieser erzieherischen Maßnahme, die zugleich auch einen Lerneffekt haben sollte, fühlte Herr Müller sich auf der sicheren Seite. Denn Sätze wie: „Papa liebt Reh oder Papa liebt Hase“, konnte Martha ruhig sagen. Herr Müller förderte sie sogar darin, dies möglichst bald zu beherrschen. Denn wenn seine Frau erst einmal „Hase, Reh oder Schnecke“ geschluckt hat, konnte er sich Doro noch entspannter hingeben.
Frau Müller war dankbar, dass ihr Kind so oft an die frische Luft kam, was ja gesundheitlich von Vorteil ist. Allerdings verstärkte jene frische Luft auch ihren Appetit nachhaltig.
Als Martha den Sprung vom Kinderhort in die Grundschule vollzog, hatte sich ihr Gewicht bereits manifestiert. Diätbemühungen ihrer Mutter waren erfolglos geblieben. Vom Gewicht her hätte sie eigentlich gleich in die vierte Klasse eingeschult werden, doch ihre geistigen Fähigkeiten ließen es nicht zu. Martha und ihre Mutter waren froh, die Einschulung erfolgreich vollzogen zu haben. Einzig Herr Müller litt unter der Veränderung. Schweren Herzens sah er sich gezwungen, die Trennung von Doro zu vollziehen. Trotz deren Drohung, sich das Leben zu nehmen, ließ er sich nicht erweichen. Er bedankte sich höflichst für die anregenden Liebesstunden und verbat sich zukünftig jegliche Kontaktversuche. Lediglich einmal noch machte er eine Ausnahme. Aus alter Verbundenheit fühlte er sich verpflichtet, ihrer überraschenden Beisetzung beizuwohnen. Damit war dann aber auch das Kapitel für ihn abgeschlossen. Die zeitlich freigewordenen Kapazitäten, empfand er sehr bald als eine große Leere, die er nicht ungenutzt lassen wollte. So entschloss er sich, einmal die Grundschule von Martha etwas näher unter die Lupe zu nehmen und wurde auch rasch fündig. Er bot seiner Frau an, Martha zur Einschulung zu begleiten.
So wolle er, wie er sich ausdrückte, seinen Beitrag dazu leisten, die Familie zusammenzuhalten. Frau Müller freute sich sehr über diesen Vorstoß von ihrem Mann. Sie fand es geradezu wohltuend, wie er sich um das Kind bemühte. Sie hoffte, die kleine Martha würde dann auch eines Tages Papa sagen und nicht mehr Herr Müller. Frau Müller war es auch dahingehend sehr recht, weil es ihr immer etwas peinlich war mit Martha gesehen zu werden. Sie mochte die abschätzigen Blicke nicht, die andere Mütter abschätzig zuwarfen. Ihre Martha entsprach eben nicht den gängigen Modelmaßen. Sie hatte zwar auch eine Modelfigur, jedoch eben gleich von zwei Model.
Kaum auf dem Schulhof angekommen, stellte Herr Müller seine angeheiratete Tochter in eine Ecke und er sah sich nach dem Lehrkörper um. Besonders das Weibliche wurde eingehend betrachtet und überprüft, inwieweit etwas für ihn dabei sein könnte. Er suchte nach etwas Langfristigen, denn ihm war an festen Kontakt interessiert. Herr Müller gehörte nicht zu der Sorte Männer, die von einer Blume zur nächsten wandern. Wenn er ein Verhältnis einging, dann war er auch sehr treu. So wie er das bei seiner Frau auch handhabte. Dies gehörte zu seinen Prinzipien, von denen er auch nicht abrücken wollte. Auch verspürte er keinen Drang, dass es gleich heute passieren musste. Geduld gehörte schon von jeher zu seinen ausgeprägtesten Tugenden.
„Morgen ist ja auch noch ein Tag!“, war stets seine Devise.
Außerdem war er wählerisch und er hatte sich einen Kriterienkatalog zurechtgelegt, wonach er aussieben konnte. Sich erst überall durchzuprobieren und dann entscheiden, war ihm zu mühsam. Deswegen durchliefen zunächst alle Lehrkörper seiner Sichtprüfung, bei der zunächst das Optische im Mittelpunkt stand. Erst danach klärte er die inneren Werte ab und die Bereitschaft sich ihm hinzugeben. Letzteres sah er jedoch nur als Formsache an.
Während Martha weiterhin teilnahmslos in ihrer Ecke stand, schlenderte Herr Müller über den Schulhof und sah von Minute zu Minute düsterer drein. Er stellte ernüchtert fest, seine Frau hatte bei der Auswahl der Schule kein besonders glückliches Händchen bewiesen. Weit und breit konnte er niemanden sehen, der wenigstens das Optikkriterium erfüllt. Selbst die Lehrerinnen des gesetzten Alters, sahen auch so aus. Er überlegte schon ernsthaft über einen vorzeitigen Schulwechsel nach, als plötzlich die Tür der Sporthalle aufging und eine Frau im Sportdress, den Schulhof betrat. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, ging er sofort auf sie zu. So magisch angezogen fühlte er sich noch nie.
„Hallo“, säuselte er in tiefstem Bass.
Sie sah zu ihm auf. Etwas was er sehr an Frauen schätzte, wenn sie zu ihm aufsahen. Ein Paar meeresblaue Augen lächelten ihm zu. Eine knisternde erotische Spannung lag über dem Schulhof. Voller Ungeduld wartete Herr Müller auf das erste Wort von ihr. Was würde sie wohl sagen. Tonfall und Wortwahl waren jetzt von entscheidender Bedeutung. Dies war letztlich ausschlaggebend, ob sie ihn bekommen würde oder ob er sich schweren Herzens weiter umsehen müsste. Er atmete erleichtert auf, als das erste Wort genau dem entsprach, wie er es sich vorgestellt hatte. Für ihn war nun alles nur noch eine Formsache. Von seiner Seite stand der leidenschaftlichen Affäre nichts mehr im Wege. Mit nur einem Wort hatte sie in ihm etwas ausgelöst, was seinen ganzen Körper in einen rasenden Zustand versetzte.
„Hallo“, sagte sie.
Das war genau das, was er hören wollte.
„Gerd“, drang es aus ihm, lustvoll stöhnend, dezent hervor.
Er setzte sein verführerischstes Lächeln auf, dem einfach Jede sofort erlegen ist, weshalb er auch so sparsam damit umging. Er war der festen Meinung, eine einzige Reizüberflutung für jede Frau zu sein. An dieser neutralen Selbstdiagnose hielt er unbeirrt fort und ließ sich auch von gegensätzlicheren Thesen, die ihm seine Frau gerne beim Abendbrot auf Selbiges schmierte, nicht davon abbringen.
„Männer, die sich von ihrer Meinung abbringen lassen, sind keine Männer!“, war dann stets seine Gegenrede.
Spätestens dann war sowohl das Gespräch als auch das abendliche Abendbrot, lautstark für ihn beendet. Dann war er Manns genug, auch ohne Abendbrot ins Bett zu gehen, als exekutive Strafe für seine Frau. Da können Männer sehr konsequent agieren.
„Sie sind sicher die Sportlehrerin“, meinte Herr Müller, um das anregende Gespräch weiter am laufen zu halten.
Die noch Namenlose nickte und lächelte. Dieses Lächeln war es, das Herrn Müller in seiner Auffassung bestätigte, auf der richtigen Fährte zu sein.
„Das erkenne ich an ihrer weiblich sportlichen Figur“, schob er, nun ebenfalls verführerisch lächelnd, hinzu.
„Danke“, gab sie leicht errötend von sich.
Mit einer gewissen Genugtuung nahm er diese Schamesröte nicht nur zur Kenntnis, sondern auch zum Anlass, seine Bemühungen, eine auf Erotik basierende Beziehung voranzutreiben, in die entscheidenden Bahnen zu lenken. Er hatte sich entschieden. Sie war es, mit der er die nächsten, wenigstens vier Jahre, falls Martha keine Klasse wiederholen muss, verbringen wollte. Weitere Aspirantinnen waren weit und breit nicht in Sicht, soweit er den Schulhof überblicken konnte. Getreu seinem Familienmotto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“, welches er von seinem Vater vererbt bekommen hatte, mehr hinterließ ihm der Alte nicht, ging er sofort zum Angriff über. Eine Taktik, die ihm bereits in der Vergangenheit treue Dienste geleistet hatte. Bislang konnte keine Frau seinen offensichtlichen erotisch motivierten Avancen widerstehen. Warum sollte nun ausgerechnet diese Sportlehrerin eine Ausnahme bilden. Nichts deutete darauf hin, dass sie nicht bereit für eine, auf vier Jahre begrenzte, Liaison war. Besorgt und von stiefväterlichen Gefühlen getrieben, sah er sich nur kurz nach Martha um. Diese stand zu seiner persönlichen Beruhigung, jedoch immer noch in der Ecke und sich nicht rührte.
„Braves Kind“, dachte er und nahm sich fest vor, ihr nach Schulschluss ein Eis zu spendieren.
„Elke“, drang es plötzlich an sein Ohr.
„Ich heiße Elke, Gerd.“
„Hallo Elke.“
„Hallo Gerd.“
Dann entstand eine Pause. Beide gingen in sich, um diesem außergewöhnlichen Dialog, der so leichtfüßig und unschuldig daherkam, noch einmal nachwirken zu lassen. Wann hatte man je eine solch wohljustierte und stimmige Satz auf Satz Anhäufung vernommen, die das Zeug hatte, große Weltliteratur zu werden. Kein noch so bedeutender Dichter vermochte so zu schreiben, wie die beiden sprachen. Ein Genuss für Geist und Ohr. Schade, dass sie es nur zu sich sprachen und es nicht auch der Öffentlichkeit zugänglich machten. Es waren nicht nur einfach Worte, es war vielmehr ein Versprechen.
Wenn auch nur auf Zeit! Doch die Romantik dieses Augenblicks rhetorischer Raffinesse wurde jäh unterbrochen, durch das unbarmherzige und herzlose Klingeln der Schulglocke.
Die Türen der Schulaula wurden geöffnet und die Kinder gingen mit ihren Eltern hinein.
Stolz ihre Schultüten, die einige von ihnen überragten, in ihren Händen. Bereit, diese mit ihrem Leben zu verteidigen.
Denn der Inhalt war fein auf ihre Vorlieben und weniger auf ihr zukünftiges Übergewicht abgestimmt.
Wer denkt auch, angesichts der bevorstehenden feierlichen Einschulung, ein erster kleiner Schritt in die Erwachsenenwelt, an Diabetes mellitus, Hypertonie, Herzinsuffizienz, Thrombose oder die allseits beliebte Arteriosklerose! Noch haben die süßen kleinen Erstklässler keine Erfahrungen damit, doch der Grundstein dafür ist gelegt, in Form der bunten kegligen Tüten, die zu übertünchen versuchen, welche Zuckerattentate sich inwendig befinden. Nur Martha war den anderen Kindern bereits einen Schritt voraus. Ihre Schultüte stand noch irgendwo in einem Geschäft und wartete nur darauf, gekauft zu werden. Frau Müller war eben eine sehr fürsorgliche Mutter. Sie ersparte dem Kind die Schlepperei und einen frühzeitigen Bandscheibenvorfall. Zwar nicht jetzt, doch in späteren Jahren wird Martha ihr einmal sehr dankbar dafür sein. Doch heute war nicht der Tag der Dankbarkeit, es war der Tag des stillen Weinens. Das tat Martha auch, alleine in der Ecke stehend, darauf wartend, dass ihr Stiefvater sie abholt, an die Hand nimmt und mit ihr der Einschulung entgegengeht. Sein Hauptinteresse aber galt der Frau, seiner Angebeteten, seiner zukünftigen Gespielin. Geistig war er schon ganz auf Erotik eingestellt. Nun drängte es ihn, aus der Theorie, Praxis werden zu lassen. Ein letztes, höchst aggressives Schulhofläuten, zeigte diesem Plan seine Grenzen auf.
Wie schmerzhaft Worte sein können, musste nun Herr Müller erfahren. Es war wie ein Messerstich in seine Weichteile, die alles zum Einsturz brachten.
„Ich muss dann mal Gerd!“
Ihm blieb nichts als traurig sein Haupt zu senken. Seine Haare wippten zu seinem zeitlupenhaften Nicken.
„Elke bleib!“, rief sein Körper, doch seine Stimme war in stummer Trauer verstummt.
Etwas zu sagen ist das eine, es in die Tat umzusetzen, etwas völlig anderes. Die Hoffnung, ihre Worte wären vielleicht nur Schall und Rauch gewesen, erfüllten sich nicht. Ohne jegliche zärtliche Zuwendung ließ Elke ihn stehen. Der unbarmherzige kalte Hauch der Einsamkeit umwehte Gerd Müller. Verloren, verlassen, vergessen! Wie ein ausgesetzter Hund, in einen Plastiksack gesteckt, verschnürt und in einen Abfalleimer, einer überteuerten Autobahnraststätte zurückgelassen, so fühlte er sich. Ein stummer Schrei der Anklage lag auf seinem Gesicht. Ohne es zu ahnen oder gar zu vermuten, war er in diesem Augenblick seiner Tochter so nah und doch so fern. Er weinte! Fest entschlossen, seinen Gefühlen freien Lauf, zu lassen. Sollen sie ihn doch ruhig alle so sehen! Aber es war niemand mehr da. Nur ein leises Wimmern war zu vernehmen. Mit seinen überfluteten Augen suchte er nach dem Geräusch, das ihn nachhaltig in seiner Trauerbewältigung so massiv störte. Sein verschwommener Blick wanderte über den Schulhof. Er zeigte sich wie leer gefegt. Eben noch vollgefüllt von zukünftigen Abiturienten und jetzt nur noch bevölkert von einem besenbestückten Mann, der dort sein Tagwerk verrichtete. Als hätte er den preisgekrönten Bestseller: „Die Entdeckung der Langsamkeit“ verinnerlicht, strich er mit dem Besen über den Asphalt. Klaglos ließ dieser es über sich ergehen. Herr Müller rieb sich die Augen, was diese ihm dankten und ihm mit einem klaren Blick dankten. In der Ecke, wo er sie abgestellt hatte, stand die Schultütenlose Martha und weinte. Das Geräusch war also ausgemacht und Herr Müller ging zügigen Schrittes darauf zu, um dem ein Ende zu setzen.
„Aus!“, rief er ihr zu.
Sofort verstummte sie. Darauf hatte er sie konditioniert. Auf diese erfolgreiche Erziehungsmethode konnte er nur deshalb zurückgreifen, da er jahrelang mit einem Dackel in einer WG wohnte. Er nahm Martha an die Hand und ging mit ihr in die Schulaula, wo alle anderen schon auf sie warteten.
Die Aula war angefüllt von einem babylonischen Sprachgewimmel. Bis auf den letzten Platz war alles besetzt. Einige Kinder weinten. Sie standen vor den Trümmern ihrer aufgeplatzten oder auslaufenden Schultüten. Mütter versuchten sie zu beruhigen. Väter versuchten sich als Hobbyheimwerker und probierten, die Tüten mit Heftpflaster notdürftig zu reparieren, um dem Heulen ihrer Kinder Herr zu werden. Beides war schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.
„Eltern, die ihren Kindern Eis in ihre Schultüten stopfen, die haben es auch nicht besser verdient“, dachte Herr Müller und sah sich darin bestätigt, Martha keinen Anlass für ein so unflätiges Benehmen zu liefern. Er setzte mehr auf eine individuelle Einschulung.
„Mit dem Strom kann jeder schwimmen. Aber so entwickelt sich keine Persönlichkeit. Charakterstärke heißt: Sich ohne Schultüte seinen Mitschülern entgegenstellen!“, hatte er seiner Frau erklärt, die mit der bereits gepackten Schultüte vor ihm stand.
„Die spenden wir!“, hatte er entschieden und schon wenig später saß auf dem Bahnhofsvorplatz ein trinkfreudiger Mann, der irritiert eine Schultüte in seinen Armen hielt und von seinen Berufskollegen lautstark ausgelacht wurde. Martha wurde in die Entscheidung der Eltern nicht eingebunden, um zu verhindern, dass sie Gegenpartei ergreift und so dem ohnehin fragilen Familienfrieden, gehörigen Schaden zufügen konnte.
„Wehret den Anfängen!“, hatte Herr Müller, in der heftigen Debatte mit seiner Frau, immer wieder angemahnt. Das, in seinen Augen, lächerliche Argument: „Es ist mein Kind!“, ließ er nicht gelten und drohte damit, zukünftig auf dem Sofa zu schlafen. Letztlich war sich Frau Müller selbst am nächsten und schloss sich seiner Meinung an.
Der bordeauxfarbene schwere Vorhang, der die Bühne der Aula verbarg, öffnete sich einen Spalt. Angeleuchtet nur von einem sparsamen Scheinwerfer. Der Saal verdunkelte sich und Herr Müller fand noch rasch ein alleinsitzendes Kind. Er forderte es auf, ihm seinen Platz zu überlassen, mit dem unschlagbaren Argument, er sei Kriegsveteran.
„Stalingrad sagt die wohl nichts“, raunte er das eingeschüchterte Kind an.
In der Tat, dieses elternlose kleine Mädchen, wies deutliche geschichtliche Lücken auf. Dennoch erhob es sich langsam, mit etwas Unterstützung von Herrn Müller.
„Du kannst neben meiner Stieftochter stehen“, bot er ihr, für das spontane Entgegenkommen, großzügig an.
Dann nahm er den großzügig gepolsterten Sessel in Besitz. Wenn es nach ihm gegangen wäre, konnte die Show beginnen. Gebannt blickte er auf den Spalt im Vorhang, doch nichts tat sich. Sein Verständnis für die Verzögerung hielt sich in Grenzen. Jedoch wusste er, als bekennender Fernsehkonsument, so erzeugt man Spannung. Als diese kaum noch auszuhalten war, öffnete sich der Vorhang, leicht ruckelnd, noch um ein weiteres Stück. Dann erschien ein Mann in dem Spalt und Applaus brandete auf. Offensichtlich handelte es sich um eine kleine spaßig gemeinte Einlage, eine Art Vorspiel. Es war eine clowneske Darbietung, ein pantomimisches Kleinod. Der Clown, der radikalerweise ohne rote Pappnase auskam, dafür aber mit einem innovativen grauen Kittel, begann an der einen Seite am Vorhang zu ruckeln und zu ziehen. Einzelne Lacher aus dem Zuschauerraum waren bereits zu vernehmen. Dann wandte er sich der anderen Vorhangseite zu, ruckelte und zog auch an ihr. Dann schüttelte er den Kopf und ging, von frenetischem Applaus und Bravorufen, ohne ein traditionelles Verbeugen, durch den Vorhangspalt ab. Was für ein kolossaler Auftakt! Dann geschah erst einmal nichts. Man gab damit dem Publikum die Möglichkeit, das Gesehene zu reflektieren und es künstlerisch zu bewerten. In die stille Nachdenklichkeit, die über die Zuschauer hereingebrochen war, rief plötzlich ein offensichtlicher Hardcorefan, der die Spannung wohl nicht mehr aushielt: „Zugabe!“
Befreit, aber auch entfesselt, stimmte nach und nach das gesamte Auditorium mit ein. Der ganze Saal, ein einziges Pulverfass!
Sie sollten nicht enttäuscht werden. Der Graukittelige erschien. Doch diesmal nicht allein. Jetzt wollte er wohl auch seine Virtuosität im Umgang mit Requisiten demonstrieren. Das war natürlich ein experimentelles Wagnis. Der Umgang mit Requisiten muss schon sehr gut begründet sein. Dabei kommt der Auswahl der Requisite eine entscheidende Bedeutung zu. Denn es geht nicht um den Gegenstand als solches, sondern vielmehr, welche Symbolik steckt dahinter. In seinem Fall war es eine, von beiden Seiten begehbare, aufklappbare Trittleiter. Wäre es eine Metallleiter gewesen, wäre die Darbietung durchgefallen. Metall hat einfach keine Persönlichkeit. Aber er wählte klugerweise ein Holzmodell. Allein die vielen Farbreste, die sich darauf befanden, deuteten auf eine langjährige Lebenserfahrung. Er klappte die Leiter auf und sofort wurde einem das Symbol des Dreiecks angezeigt. Was für eine erstaunliche Entwicklung! Eine magische Illusion! Ein staunendes Publikum saß da und konnte nicht glauben, was es sah. Der Houdini der Neuzeit, hatte aus einer alten Trittleiter, ein funktionelles und formschönes Dreieck erschaffen, vor den verblüfften Augen seines perplexen Publikums. Es hielt die Menschen nicht mehr auf ihren Sitzen. Bis auf Martha und das kleine Mädchen neben ihr, standen alle auf und huldigten dem Meister der Illusion. Völlig ungerührt von dem was sich da abspielte, bestieg der Magier nun die erste Sprosse der Leiter. Sollte womöglich unter der schillernden Hülle eines Magiers von Weltruf, jetzt auch noch ein Akrobat zum Vorschein kommen? Dem Publikum stockte der Atem. Waghalsig, ja geradezu todesmutig, begann er die Leiter, Sprosse für Sprosse, zu erklimmen. Vereinzelte Schreie waren zu hören, von Müttern, die nicht die Nerven hatten, eine solch spektakuläre und höchst gefährliche Darbietung, mitzuerleben. Sie wurden aus dem Saal geführt. Währenddessen näherte sich der Extremsportler dem Gipfel. Für ihn wurde die Luft immer dünner, was es noch dramatischer machte. Beherzt und ohne auch nur ein Anzeichen von Angst hob er ein Bein und führte es über den Gipfel hinweg, auf die andere Seite, wo er es wieder absetzte. Die Symbolik war unverkennbar. Ein Wanderer zwischen den Welten! Eine zirzensische Glanzleistung, die alles bisher Gesehene in den Schatten stellte. Was war dagegen schon das simple und plumpe Überwinden der Niagarafälle auf einem Stahlseil? Pillepalle!
Dennoch war er nicht am Ende. Dieses Allroundgenie hatte noch ein As im Ärmel. Es sollte ihn unsterblich machen. Hoch oben, in schwindelerregender Höhe, tat er etwas unfassbares! Er rüttelte und zog am Vorhang und das auf beiden Seiten. Wer in diesem Moment nicht als Augenzeuge anwesend war, dem wird die Einmaligkeit dieser Aktion, kaum zu vermitteln sein. Wahrscheinlich wird man sie als Fake verunglimpfen und in die Welt, der propagandistischen Lüge und überschäumender Fantasie einordnen.
Sein Abstieg geriet zu einem wahren Triumphzug. Aber es war nicht sein Wagemut, nicht seine Körperbeherrschung und noch weniger das er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Es war seine Bescheidenheit, mit der er, kaum unten angekommen, die Leiter zusammenklappte, sie schulterte und durch den Vorhangspalt verschwand. Was für ein Teufelskerl!
Jetzt war natürlich die Latte sehr hoch angelegt. Für alle nachfolgenden Darbietungen würde es nicht leicht werden, diese einzigartige Darbietung zu überbieten. Dann endlich, nach quälend langen Minuten des gespannten Wartens, öffnete sich der Vorhang in seiner Gänze und machte den Blick frei auf das Bühnenbild, was in seiner Schlichtheit geradezu spektakulär daherkam. Eine große leere Bühne offenbarte sich. Die Wände aus schwarzem Molton. Einsam und verlassen, inmitten des tiefen schwarzen Raums, ein Mikrofonständer. Nackt und kalt stand er da. Ein Kontrast zu dem warmen gleißenden Licht, die der einzige Scheinwerfer auf die Bühne warf. Mehr Licht gab es nicht oder aber die Regie hatte sich bewusst für eine sparsame Beleuchtung der Szenerie entschieden. Vielleicht, um die Mystik des Augenblicks einzufangen, womöglich aber auch als deutliches und mahnendes Zeichen, sich dem Klimawandel nicht durch Leugnung zu entziehen. Dann traten zwei kleine Mädchen mit Zöpfen an das Mikrofon. Schüchtern und unsicher im Auftritt, aber festentschlossen, ihre mitgebrachten Geigen zum Erklingen
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Rolf Bidinger
Tag der Veröffentlichung: 07.09.2021
ISBN: 978-3-7554-0298-5
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