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Der Geist der Weihnacht

Wenn es den Geist der Weihnacht wirklich geben sollte, so werden sie ihn in diesem Buch sicher nicht finden!

Es sind diese süßlich klebrigen und

althergebrachten, dazu noch unbedeutende Geschichten zur Weihnachtszeit, die mich motiviert haben, dem etwas entgegenzusetzen. Denn Weihnachten ist ja alles andere als friedlich.

 

Wo ist sie denn, die ach so glückliche Familie, die in trauter Einigkeit, am Heiligen Abend noch gemeinsam, von einer Blockflöte spielenden Tochter und ihres an der Gitarre begleitetem Bruder, süßer die Glocken nie klingen, ein durch und durch sexualisiertes Lied für Erwachsene, inbrünstig unter dem

nadelnden Nadelbaum singen?

 

Wo ist sie denn, die glückliche Hausfrau, die tagelang in der Küche steht, um ihrer Familie, samt aller Großeltern, Cousins und Cousinen, Schwippschwager und Schwägerin, sämtlichen Tanten und Großtanten, die zurecht unverheiratet sind und dem schwarzen Schaf der Familie, die es in jeder guten Familie gibt, ein köstliches Essen zuzubereiten, was dann binnen weniger Minuten, den festlich geschmückten Essenstisch in ein Schlachtfeld verwandelt.

 

Wo ist er denn, der handwerklich begabte Vater, der frühmorgens das Haus verlässt und sich durch den Schnee kämpft, um im tiefen dunklen Wald seine mitgebrachte Axt zum Einsatz bringt, um den schönsten Weihnachtsbaum zu schlagen und ihn mühsam hinter sich herzuziehen, damit er im Wohnzimmer einen neuen Platz bekommt?

 

Wo ist sie denn, die Laienspielschar, die in der Christmette noch das Krippenspiel aufführt und die ganze Gemeinde rührt, wenn sie als Maria und Josef durch das Kirchenschiff laufen und nach einer Herberge fragen?

 

Wo ist sie denn, die glückliche Weihnachtsgans, die sich edelmütig mästen lässt, dichtgedrängt in ihrem Stall mit ihren Mitgefangenen, die schon morgen, tranchiert und glasiert, als beliebter Hauptdarsteller unseres Weihnachtsessens debütieren?

 

Wo ist er denn, der Weihnachtsmann, der in seinem Coca-Cola Truck durch eine wunderschöne Winterlandschaft fährt und doch nie in unsere Straße einbiegt?

 

Wo ist sie denn, die allerorten vielgerühmte „Stille Nacht“, wenn in allen Kaufhäusern und auf allen Marktplätzen Weihnachtslieder aus den Lautsprechern dröhnen, verkannte Trompetenkoryphäen hier Instrument, was vollkommen unschuldig ist, vergewaltigen und unterirdisch begabte Kinderchöre, einen in die Flucht singen?

 

Wo ist sie denn, die Christmette, wo die Weihnachtsgeschichte mit Emphase und voller Inbrunst vorgelesen und nicht heruntergeleiert wird?

 

Wo ist das Kind, was mit glänzenden Augen sein wunderbar verpacktes Geschenk aufreißt und sich überschwänglich über Großmutters selbstgestrickte Kniestrümpfe freut?

 

Wo sind die Eltern, die ihre Ehe auf`s Spiel setzen, nur um gemeinschaftlich den Christbaum aufzustellen, der wieder viel zu groß und noch breiter ist, als letztes Jahr?

 

Wo ist der Adventskranz, der noch nach richtigen Tannen riecht und der, wenn er sich entzündet, nicht nach geschmolzenem Plastik riecht?

 

Wo bleibt die Verwandtschaft, die man zwar nicht mag, aber einladen muss und die man aber trotzdem küssen muss, weil man an ihr Erbe möchte?

Wo bleibt der Schnee, der früher doch für jede Schneeballschlacht herhalten musste und der nun vor dem selbstverschuldeten Klimawandel kapituliert?

 

Wo ist die gute alte Zeit hin, wo Weihnachten noch Weihnachten und keine generalstabsmäßige Einkaufsschlacht war?

 

Wo sind sie, die Antworten auf all diese Fragen, die sich nur keiner mehr stellt, weil es so ist, wie es ist und sich niemals mehr ändern wird?

 

Ich schreie meine Fragen hinaus in die dunkle Nacht und als Antwort erhalte ich nur ein:

„Halt`s Maul, es ist stille Heilige Nacht!“

Das Fest der Liebe birgt Gefahren 1. Teil

Gerade in der Weihnachtszeit sind viele Ehen in akuter Gefahr an den Vorbereitungen zu zerbrechen. Schuld daran ist meist die Arbeitsaufteilung des Klassischen deutschen Weihnachtsfestes. Die Frau kümmert sich um die Weihnachtsgans und der Mann kauft den Baum. Die Kinder üben seit Wochen "Ihr Kinderlein kommet" auf der Blockflöte.

 

Den Schwiegereltern wurde bereits vorab signalisiert, dass man in diesem Jahr an Weihnachten in Urlaub wäre. Sicherheitshalber sitzt die Familie nun seit 3 Tagen mit runtergelassenen Rollos in der Wohnung. Alle Einkäufe wurden bereits für vierzehn Tage eingekauft. Der Hund wurde mit einem Maulkorb versehen, damit man kein Bellen hören kann. Abends sitzt man mit einer Taschenlampe vor dem ausgeschalteten Fernseher. Kein Lichtschein, kein Geräusch darf nach außen dringen. Die Kinder sind von der Christmette befreit, da man ja in Urlaub ist. Die Ansichtskarten wurden bereits vorab geschrieben. Vater hatte sie im Internet bestellt, ebenso zwei Zimmer in einer Pension im Kleinwalsertal. Die Wirtin war nur bereit, die Karten zu verschicken, wenn man auch die Zimmer für die zwei Wochen bezahlen würde. Um die Glaubwürdigkeit des Urlaubs vor der Verwandtschaft zu bekräftigen, hat Mutter Vater, er hatte beim Schnick-Schnack-Schnuck Spiel gegen alle verloren, seinen Fuß eingegipst.

Gesprochen wird seit Tagen nicht. Kleine Zettel machen die Runde. Alle riechen nach 2 Tagen schon etwas nach Iltis. Erstens gibt es seit Tagen keine frische Luft und zweitens wurde die Badewanne aufgefüllt, um die Toilettenspülung zu ersetzen.

Für den Hund wurde extra ein Katzenklo eingerichtet, was er, eigensinnig wie er ist, ignoriert. Deshalb muss man gerade abends im Dunkeln darauf achten, wohin man tritt. Wie gerne würde man mal Zeitung lesen, wäre dummerweise der Briefkasten nicht aushäusig angebracht. Es sind nur drei Meter bis zur Lektüre. Ein kleiner Schritt für die Menschheit doch ein großer für unsere in den Ferien befindende Familie. Abends wird mit den Kindern gespielt, denn langsam werden sie unleidlich.

Jeden Abend Pantomime!

 

Mutter hatte schon am siebten Tag einen Nervenzusammenbruch und steckte sich eine Socke in den Mund um nicht laut loszubrüllen. Sie hatte bereits den achtunddreißigsten Zettel ihrer Kinder bekommen mit: "Uns ist langweilig!" Daraufhin explodierte sie nonverbal und schrieb ihnen einen Gutschein für zwei Ohrfeigen, die nach Neujahr einzulösen seien.

 

Am Morgen des Heiligabend, saßen alle beim Frühstück und Vater sinnierte darüber, ob der Morgen an Heiligabend, Heiligmorgen heißt. Gibt es ein Heiligmittag? Man wünscht sich ja an Heiligabend auch "Frohe Weihnachten", obwohl ja morgen der erste Weihnachtstag ist. Sollte man nicht fröhlich Heiligabend wünschen? Und um wie viel Uhr wurde Jesus eigentlich geboren. Und gab es damals schon die Umstellung auf Winterzeit.

Nachher feiern wir Jesu Geburt und in Wirklichkeit lag Maria noch wegen der Zeitumstellung in den Wehen. Was hat Josef eigentlich zu seinem Kuckuckskind gesagt? Irgendwie hat man von dem Josef später auch nicht mehr viel gehört. Im Film taucht er später auch nicht mehr auf.

 

Plötzlich wurde Vater aus seinen Gedanken gerissen und schaute seine Familie panisch an. Alle saßen leise kauend und blass da. Blass!!!! Vater durchzuckte es wie ein Blitz. "Wie ist wohl das Wetter im Kleinwalsertal?" Er schnappte sich sein Smartphone, humpelte mit seinem Gipsbein los, holte sich aus dem Schlafzimmer eine Decke und ging in den Keller. Er zog die Decke über sich und wählte zitternd die Nummer der Wetterstation Kleinwalsertal. Nach wenigen Minuten stand er mit einem Zettel in der Hand vor seiner Familie.

 

Auf dem Zettel stand nur ein Wort "Sonne!"

 

Mutter schrie auf! Geistesgegenwärtig schob Vater ihr sein Nutellabrötchen in den Mund, um den Schrei abzuwürgen, ... und sie würgte ... spie das Brötchen in hohem Bogen aus und begann zu husten. Vater drückte sie an seine Brust, um das verräterische Geräusch einzudämmen. Gespenstische Ruhe!!!!! Alle lauschten! Waren sie entdeckt? Ist ihre bis ins kleinste Detail ausgetüftelte Lüge aufgeflogen? Durch kräftiges Stechen an seine Brust mit der Vorlegegabel, signalisierte Mutter, dass sie zu ersticken drohe. Vater liefen vor Schmerz die Tränen über die Wange.

Aber kein Schmerzensschrei entglitt seinen Lippen, selbst als er sah, wie sein weißes Hemd rot anlief. Vater sah sie mit einem "Ich bring dich um" Blick an. Sie erwiderte mit einem "Hoffentlich gibt es eine Blutvergiftung" Blick.

 

Minutenlang hielten ihre Blicke stand .... nur noch Hass in ihren Augen! Zwei verfeindete Löwen, angespannt bis in den letzten Muskel, lauernd und zum Äußersten bereit.

 

Ein fürchterliches blutiges Gemetzel lag in der Luft. Wird einer lebend das Schlachtfeld verlassen oder bleiben beide bis zum Ende ihrer Tage grausam entstellt. Wenn jetzt kein Wunder geschieht, bleiben zurück zwei kleine Waisenkinder .... aber es ist ja Weihnachten .... die Erlösung kommt ... das Wunder der Weihnacht! Kein Stern, der leuchtend am Firmament den drei Heiligen Königen den Weg zu Jesus weist ... weiß auch keiner wieso die erst am 6. Januar da ankamen ... und ob der Stern auch tagsüber geleuchtet hat ... Navi gab es ja wohl noch nicht ...! Aber ich schweife ab ....(jetzt ist die Spannung etwas verloren gegangen ... muss ich erst wieder aufbauen. Anmerkung des Autors!)

 

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Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: ROLF BIDINGER
Bildmaterialien: Rolf Bidinger
Cover: ROLF BIDINGER
Lektorat: PAPYRUS
Tag der Veröffentlichung: 23.11.2018
ISBN: 978-3-7438-8717-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mir und dem Weihnachtsmann!

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