Cover

Prolog

Wo steckte dieses Miststück nur? Er brauchte sie, sonst würde sein Plan nicht aufgehen, doch er kannte sich in diesem gottverdammten Anwesen nicht so gut aus. Er hatte es ewig nicht mehr betreten und hatte sich eigentlich auch geschworen, dies nie wieder zu tun. Außerdem wusste sie viel besser über Verstecke und geheime Unterschlupfe Bescheid. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und seine kalten, dunkelblauen Augen sahen sich aufmerksam um. Unter seinem schwarzen Mantel hatte er einen Dolch versteckt, doch den würde er noch nicht verwenden können. Er brauchte diese Schande von Frau vorerst lebendig. Er atmete einmal tief durch, er war schon seit Stunden hier und hatte sie immer noch nicht gefunden. Er versuchte sich zu beruhigen und schloss die Augen für einen Moment. Still stand er nun da und lauschte. Suchte nach einem verräterischen Geräusch. Da! Er blickte auf, in die Richtung aus der die Laute kamen. Kurze, schnelle Atemstöße waren hinter der riesigen verspiegelten Wand zu vernehmen. Ganz leise, doch war er sich sicher, dass sie dort war. Außerdem hatte er ein hervorragendes Gehör, besser als das der meisten Menschen, doch er zählte sich selbst schon nicht mehr zu dieser Spezies.

 

Seine dunkelblauen, eisigen Augen wurden zu Schlitzen und er zog seine markanten schwarzen Brauen zusammen, sodass sich diese bald trafen. Pechschwarze Strähnen seines Haars hingen ihm wirr ins Gesicht und die Spiegelwand gab seine martialische Erscheinung wieder. Im fahlen Licht des Mondes, der diese Nacht durch die Fenster schien, wirkte er nur noch furchteinflößender und eher wie ein wildes Tier, als eine Person. Die Stimmung war angespannt, er roch ihre Angst. Er hatte aufgehört sich zu bewegen und nun konnte sie ihn nicht mehr hören, nicht mehr ausmachen. Tja, meine Liebe, sich zu verstecken hat Nachteile, dachte er und ein unheimliches, hämisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Jetzt hatte er sie. Leichtfüßig bewegte er sich auf den monströsen Spiegel zu und schlug plötzlich und mit voller Wucht dagegen. Splitter durchbohrten seine Faust, doch er ignorierte den Schmerz, denn er musste unbedingt zu ihr. Immer wieder schmetterte seine Faust dagegen, bis die komplette Verspiegelung mit einem ohrenbetäubenden Lärm zusammenfiel. Spiegelsplitter regneten herab und ein Glitzern lag in der Luft.

 

Seine Augen blitzten auf, als er sie direkt vor sich sah. Mit angstgeweiteten Augen starrte sie ihn an und hatte den Atem angehalten. Ihre sowieso schon blasse Haut, war nun schneeweiß und hob ihre lockigen roten Haare somit hervor, die in kleinen Kringeln über ihre Schultern fielen. Er grinste sie an und näherte sich ihr noch ein Stück. Die junge Frau trat langsam zwei Schritte zurück und sah ihm ins Gesicht, sein Blick war wutverzerrt, Missbilligung stand in seinen Augen. Sie erkannte ihn nicht mehr, wie war er bloß so geworden? Tränen füllten ihre Augen, sie spürte, dass er keine Gnade würde walten lassen. Irgendwann würde er sie umbringen. Doch vorher noch mit der Vergangenheit quälen. Sie hatte keine Chance und würde ihn nicht mehr zurückbekommen, nicht den Mann, den sie von früher kannte. Den gab es nicht mehr. Als ihr dies bewusst wurde, stolperte sie weiter rückwärts, drehte sich dann um und rannte. Barfuß rannte sie davon und bekam nur teilweise mit, wie sie eine Blutspur hinterließ. Scherben hatten ihre Sohlen durchdrungen.

 

Er hatte nur darauf gewartet. Wollte ihre Reaktion sehen, wenn sie ihn sah. Doch jetzt würde er sie sich holen, sie hatte keine Chance. Er genoss den Geruch ihres Blutes. Es würde ihn direkt zu ihr führen.

1

Cora öffnete die Augen. Es war dunkel, warm und unheimlich still. Ein unglaublich moderiger Geruch stieg in ihre Nase. Wo war sie? Nicht ein kleines Geräusch, kein Atmen, kein Flüstern und keine Schritte waren zu hören. Halt! War da nicht etwas? Sie lauschte angestrengt. Nein, nur das Rauschen des Blutes in ihren Ohren und ihr laut pochendes Herz. Argh! Ein Schmerz durchzuckte ihren Rücken, sie lag auf etwas Hartem. Vorsichtig tastete sie den flachen Grund unter ihr ab. Es war etwas raues... rissiges Holz! Sie versuchte aufzustehen, doch ihr Kopf knallte gegen dasselbe raue Holz. Direkt neben ihren Schultern war es auch nicht anders. Überall war sie von dem gleichen Material umgeben oder sollte man sagen ...eingeschlossen! Cora erschrak, sie konnte nicht heraus, irgendwann würde der Sauerstoff knapp werden und sie würde kläglich ersticken. Sie geriet in Panik und versuchte mit aller Kraft gegen die Holzwände zu treten. Das Holz gab keinen Millimeter nach, es ertönte nur ein dumpfes Pochen. Jedes Geräusch wurde sofort wieder verschluckt, so als wäre sie... - oh Gott!- ...tief unter der Erde! Hektisch, schon fast hysterisch zog sie ihr Handy aus einer ihrer Hosentaschen. Scheiße kein Empfang! Wie auch...

 

Das schwache Licht, welches ihr Handy ausströmte, erhellte die enge Holzkiste in der sie lag ein wenig. Jetzt erst erkannte sie in was sie da lag, die Konturen waren deutlich zu erkennen, es war die typische Form eines... - ihr Atem stockte - ...eines Sarges! Sie war lebendig begraben worden! Wieso!? Angst ergriff vollständig von ihr Besitz, und ein bedrückendes Gefühl machte sich in ihrem Brustkorb breit, als sie sich ihrer Lage bewusst wurde. Verzweifelt fing sie an zu schreien. Warme Tränen rannen ihr über die Wangen, sie schluchzte, drohte hyperzuventilieren, durch ihre schnellen Atemstöße, stieß energisch gegen die Wände und... erwachte schweißgebadet in ihrem Bett.

 

Was?! Was war passiert? Ein T-traum?! Sichtlich verwirrt setzt sie sich in ihrem Bett auf und sah sich um. Sie erkannte die vertrauten Umrisse ihres Zimmers. Die Digitalanzeige ihres Weckers zeigte 3:16 Uhr. Erleichtert seufzte sie auf. Nur ein Traum, nur ein Traum... versuchte sie sich, immer noch ziemlich konsterniert, selbst zu beruhigen. Cora versuchte sich zu erinnern, welcher Tag heute war. Freitag. In dreieinhalb Stunden würde sie aufstehen müssen, um zur Schule zu gehen. Endlich der letzte Schultag, dann würden die Ferien beginnen. Cora gähnte, sie war todmüde. Todmüde, welch Ironie! Sie verzog das Gesicht bei der Erinnerung an diesen Albtraum. Sie war total nass geschwitzt, ihr Nachthemd klebte an ihrem Körper und die Hitze löste ein beklemmendes Gefühl in ihr aus. Energisch strampelte sie die Decke von ihrem Körper. Kühle umfing sie und Cora legte sich entspannt wieder hin. Wenige Sekunden, nachdem sie die Augen geschlossen hatte, fiel sie auch schon in einen friedlichen Schlaf.

Impressum

Texte: Die Texte entspringen alle meiner Feder und sind somit mein Eigentum!
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /