Cover

EINS.

EINS.

Die Klänge des Klaviers

Werden dir helfen über manches Hinweg

Zu kommen.

 

 

Emilia Hanson

21.05.1985- 07.09.2013

Nicht alle sind glücklich die lachend

dir scheinen, ich habe schon oft gelacht

um nicht zu weinen.

 

John Hansen

Ehemann,

 

Lucy

Tochter.

 

In ewiger Liebe.

 

 

Geschockt las ich die Sterbeanzeige in der Zeitung immer und immer wieder, ich kannte Emily ihre Tochter Lucy nahm seit einem Jahr bei mir Klavier Stunden, und eigentlich verstanden wir uns gut, oft saßen wir noch Stunden lang bei einem Kaffee wenn sie Lucy wieder abholte, während Lucy mit meinem Sohn Evan spielte.

Diese Nachricht war wirklich schwer zu verkraften und ich fragte mich wie es John dabei ging, immerhin war er jetzt allein Erziehend und soweit ich von Emily wusste tat er sich immer schwer mit der Vaterrolle.

„Evan, jetzt beeil dich endlich“ rief ich meinem 7 Jährigen Sohn zu der noch immer in seinem Zimmer war.

„Wir kommen sonst noch zu spät“ fügte ich hinzu und begann den Frühstückstisch abzuräumen.

Da kam er auch schon an, seine große Schultasche auf dem Rücken, seine Schuhbänder offen.

„Aber Mummy ich will nicht zur Schule, die sind alle so gemein zu mir“

„Hey mein großer mach dir keinen Kopf, wenn sie wieder gemein sind dann gehst du zu deiner Frau Lehrerin und sagst ihr Bescheid und wenn du dich das nicht traust dann erzählst du es mir und ich werde mit den Eltern der anderen reden“ beruhigend strich ich ihm über sein blondes Haar und band ihm dann die Schuhe zu.

Er war für sein Alter noch ziemlich klein, und natürlich wurde er verspottet, Kinder konnten echt grausam sein.

Ich schnallte ihn hinten an und setzte mich dann hinters Steuer, schneller als erlaubt fuhr ich zur Volksschule und setzte ihn ab, ich war jetzt schon zu spät und mein Chef sah das nicht gerne.

„Tschüss mein großer“ flüsterte ich noch und küsste ihn sanft am Kopf, dann sah ich ihm noch nach bis er die Schule betrat und brauste davon.

„Megan, sie sind schon wieder zu spät“ schimpfte mein Chef als ich das Büro betrat. Mit Schuldgefühlen ließ ich mich an meinem Schreibtisch nieder und begann die Post zu sortieren. Mein Job bestand darin das ich die persönliche Sekretärin von Jason Thompson war, Jason war wirklich ein attraktiver Mann und überaus erfolgreich in seinem Unternehmen, das sich fast ausschließlich mit  der neuen Technologie befasste um einen das Leben zu erleichtern, ich kannte mich da zwar nicht aus, aber das brauchte ich auch nicht, ich koordinierte nur die Termine, Meetings und Telefongespräche, und natürlich holte ich fast stündlich einen Kaffee.

 

Endlich war der Feierabend da, und ich konnte meinen kleinen Evan aus dem Karateunterricht abholen, leider hegte er nicht dasselbe Interesse wie ich, denn Klavier spielen hatte keinen Reiz für ihn, jedoch gab ich anderen Kindern Unterrichtsstunden, dazu zählte auch die kleine Lucy die heute eigentlich wieder eine Doppelstunde hatte.

Nach diesem Ereignis würde sie wahrscheinlich heute nicht kommen, und ich hatte wieder ein wenig Zeit für meinen Sohn, vielleicht würden wir auch wieder einmal gemeinsam kochen.

Gefüllt von Vorfreude kaufte ich noch schnell ein, und verfrachtete Evan dann nach Hause.

„So Evan, jetzt machen wir Hausaufgaben. Was hältst du davon nachher gemeinsam zu kochen?“ fragte ich ihn lächelnd, dieser kleine Mann machte mich zur glücklichsten Frau der Welt, keiner konnte ihm das Wasser reichen.

„JA,“

„Mummy? Warum ist Lucy so traurig“ fragte er mich dann als wir fast mit den Hausaufgaben fertig waren. Ich war ein wenig verwundert dass sie in der Schule war, immerhin lag der Tot ihrer Mutter nur 2 Tage zurück.

„Weißt du mein Schatz, ihre Mutter ist jetzt ein Engel“,

„Aber warum ist sie dann traurig?“

„Weil Engel nicht bei uns auf der Erde leben können, sie ist jetzt im Himmel und gibt auf die Menschen Acht die sie liebt“

„Mummy, wirst du auch ein Engel?“ diese Frage gab mir ein Stich ins Herz.

„Nein mein Schatz, ich werde noch lange bei dir bleiben. Und jetzt fangen wir an zu kochen“ begeistert klatschte er in die Hände und wir begannen das Gemüse zu schneiden, dann würzten wir das Fleisch, das für 2 Personen eindeutig zu viel war, und brieten es dann an, ein himmlischer Duft durströmte die Küche als wir dann den Kuchen in den Ofen schoben denn wir spontan dazu backten.

Gerade als das essen fertig war klopfte es an der Tür.

Verwundert öffnete ich sie und vor mir stand ein völlig fertig aussehender John, mit seiner kleinen Tochter Lucy an der Hand.

„Es tut mir leid dass wir zu spät sind“, entschuldigte er sich, sein schwarzes Haar war noch nass, so als ob er erst aus der Dusche kam, seine blauen Augen waren leblos und traurig.

„Ähm, ich hätte nicht damit gerechnet das sie heute noch komme“

„Lucy wollte unbedingt zu ihnen“

„Ja klar, kommen sie doch rein“, ich ließ sie eintreten und Lucy stürmte direkt in die Küche zu Evan.

John folgte mir.

„Haben sie Hunger Mr. Hanson?“  fragte ich ihn.

„Ehrlich gesagt schon ein klein wenig“ antwortete er verlegen und ich richtete ihnen auch einen Teller her.

„Nennen sie mich doch John und lassen sie das du Weg“

„Okay, dann nenne mich doch bitte Megan“ freundlich lächelte ich ihn an und schweigend aßen wir dann auf.

„Willst du Lucy spielen hören?“  fragte ich ihn als wir gemeinsam in mein Musikzimmer gingen, wo der große schwarze Flügel stand.

„Ja sehr gerne“

„Also Lucy, was spielst du als erstes?“ fragte ich die kleine blonde Prinzessin.

„Kannst du bitte für mich dein Lieblingslied spielen?“ antwortete sie traurig und platzierte sich auf der Bank vor dem Klavier.

Ich setzte mich neben sie und begann die ersten Töne von Yirumas Moonlight zu spielen, dieses Melancholische Stück konnte ich blind spielen und so beobachtet ich John der am Fenster stand und dem die Tränen in den Augen standen.

„Das war so schön, wann kann ich das endlich spielen?“ fragte sie wieder als ich fertig war,

„Bald meine kleine,  für den Anfang spielst du mir jetzt mal den Flohwalzer und dann sehen wir was wir heute lernen“

Nun begann sie zu spielen und ich stellte mich neben John ans Fenster.

„Es ist okay“ murmelte ich leise als ich sah wie er mit den Tränen kämpfte. Sanft strich ich ihn über den Rücken.

„Sie fehlt mir so, ich weiß nicht wie ich ohne sie zurecht kommen soll, sie hat die Familie am Leben gehalten, ich weiß ja noch nicht einmal wie man einen Herd anmacht, geschweige denn eine Waschmaschine bedient“ seine Stimmer brach immer mehr.

„Wenn du Hilfe brauchst dann ruf mich an, ich kann dir beibringen wie man kocht und eine Waschmaschine bedient“  aufmunternd lächelte ich ihm zu.

„Danke“, erwiderte er schlicht, und ich hörte dass die Musik verstummt war.

„Lucy willst du mit Evan spielen gehen? Und wir machen dann ein anderes Mal weiter, ich möchte ein bisschen mit deinem Vater sprechen“ sie nickte lediglich und lief zu Evan

„Willst du einen Kuchen und Kaffee?“ bot ich ihm an.

„Gerne“

Gemeinsam saßen wir dann da,  und schwiegen zunächst doch dann begann er zu sprechen

„Weißt du, die Liebe war schon lange weg, wir haben uns eigentlich nur noch gestritten, ich arbeite zu viel und bringe mich nicht in den Haushalt ein, meinte sie ständig und sie verstand nicht das ich unter immensem Druck stand, da ich das Geld nachhause brachte, sie arbeitete ja nichts. Wir haben uns einfach auseinander gelebt, und jetzt ist sie einfach weg, sie hat uns verlassen und jetzt steh ich da. Ich weiß nicht wie man ein Vater ist. Ich kenne mich nicht aus, kenne Lucys Tagesablauf nicht, und das Haus versinkt allmählich im  Saustall.“

Von Emily wusste ich bereits das sie über eine Scheidung nach dachten,  nur wussten sie eben nicht wie sie Lucy das beibringen wollten.

„Ich werde versuchen dir so gut wies geht zu helfen“ versprach ich ihm. Woraufhin er mich ehrlich anlächelte.

„Danke“, 

„Wenn du möchtest kannst du Lucy heute gerne über Nacht hier lassen, ich fahre dir dann nach und nehme ihre Schulsachen und Kleidung mit“ schlug ich vor.

„Ja wenn es möglich wäre, dann kann ich ein bisschen Ordnung schaffen“

„Ich rufe noch schnell meine Schwester an, damit sie dann auf die kleinen aufpasst während ich ihre Sachen hole“

Ich zückte mein Handy und wählte Amandas Nummer. Natürlich willigte sie ein und war in 15 Minuten da.

„Lucy wie wär’s wenn du heute bei Evan übernachtest?“ fragte ich die kleine, ihre Augen begannen zu strahlen.

„Ja das wäre toll“ rief dann auch Evan und umarmte mich.

Als auch das geklärt war fuhr ich John nach, der in seinem schwarzen BMW viel zu schnell durch die Straßen brauste.

Endlich hielt er vor einem großen Haus, im Viktorianischen Land Stil.

„Wow“ sagte ich als ich ausstieg.

„Beeindruckend nicht wahr?“

Er lächelte und öffnete die Haustür, ich erstarrte, vor mir sah es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.

„Ähm, ja, ich würde sagen ich helfe dir beim Saubermachen“ lachte ich dann als ich mich vom ersten Schock erholte.

Verlegen fuhr er sich durchs Haar und lächelte mich dankbar an.

Frauenmagnet.

ZWEI

Frauenmagnet

 

His eyes his eyes makes the

Stars looks like they’re not shining

His hair his hair, falls perfektly

Without his trying.

 

Just the way you are- Bruno Mars

 

 

Morgens mit 2 Kindern war’s ein bisschen stressiger als gedacht, und nachdem ich gestern noch 3 Stunden mit John sein Haus auf Vordermann gebracht hatte, war ich heute ein bisschen müde.

Gott sei Dank war ich heute pünktlich auf der Arbeit und Jason war zufrieden mit mir, so dass ich heute ein bisschen früher gehen konnte.

Da Evan heute Fußballtraining hatte konnte ich mich heute mal ausnahmsweise mit Dave, meinem besten Freund aus Kindertagen auf einen Kaffee verabreden.

„Hey mein kleiner“ begrüßte ich Evan und gab ihm einen Kuss. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Frauenmenge die um irgendjemand herum stand.

„Was ist denn da vorne los?“ fragte ich meinen kleinen Prinzen.

„Ich weiß nicht“

„Okay, setzt du dich schon mal ins Auto ich komm dann gleich und fahr dich zum Fußballtraining.“

Er nickte und dann ging ich auf die anderen zu, als ich sah wem die ganze Aufmerksamkeit galt begann ich zu lachen.

In der Mitte des Geschehens stand ein verlegend aussehender John der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte.

„Hey John“ begrüßte ich ihn, die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Oh hey Megan, “ er kam auf mich zu und küsste meine Wange.

Die Damen in der Runde begannen zu murmeln ich konnte nur einige Sätze verstehen unter anderem, Was will er von der? Sie ist nicht sonderlich hübsch, & war ja klar dass sie sich an diesem heißen Feger ran macht.

Kopfschüttelnd zog ich ihn ein bisschen weiter weg von den anderen.

„Also, was steht heute bei euch auf dem Plan?“ fragte ich.

„Nun ja, erst einmal muss ich rausfinden wo Lucys Ballettstunden stattfinden und dann sollte ich vielleicht mal versuchen den Herd an zu machen“ erklärte er.

„Ich mach dir einen Vorschlag, ich nehme Lucy mit zum Ballett, und dann fahren wir gemeinsam einkaufen und kochend anschließend bei mir?“

„Macht dir das auch nicht zu viele Umstände?“

„Nein, nein, Lucys Ballettstunden sind im gleichen Gebäude wie Evans Fußballtraining und kochen und einkaufen muss ich sowieso, zu zweit macht es mehr Spaß“

„Dann nehme ich deinen Vorschlag an“ er lächelte mir zu, und es sah wirklich umwerfend aus.

Lucy kam auf uns zu gelaufen,  mit Tränen in den Augen.

„Daddy? Wann kommt Mummy wieder? Die anderen Kinder sind gemein zu mir, sie sagen das Mummy nie wieder kommt.“ Sie weinte hemmungslos.

John stand nur da und wusste anscheinend nicht was er antworten sollte deshalb über nahm ich für ihn.

„Weißt du meine kleine, deine Mummy ist jetzt ein Engel, das heißt sie passt jetzt auf dich auf vom Himmel aus.“ Erklärte ich und ging in die Hocke um sie zu umarmen.

„Aber warum?“ weinte sie.

„Wenn du auf einer großen Wiese bist, welche Blumen reißt du zuerst aus?“ fragte ich.

„Die Schönen“

„Ja und so ist das mit den Engeln, Gott sucht sich die schönsten Engel auf der Erde aus um sie als Schutzengel zu haben, damit den anderen Menschen nicht so viel Schlimmes passiert.“

„Aber ich vermisse sie so schrecklich“

„Ja ich weiß meine kleine“, beruhigend strich ich ihr über den Rücken bis es ihr wieder einigermaßen besser ging.

„So und nun fahren wir dich zum Ballett Unterricht“

Sie nickte und reichte mir ihre kleine Hand.

„Danke“ sagte John. Wie oft hatte ich diese Worte seit gestern von ihm gehört.

Nun mussten wir uns beeilen damit wir nicht zu spät kamen, John fuhr mit uns mit da die Kinder sich nicht trennen wollten.

Gemeinsam brachten wir zuerst Evan zum Fußball und dann Lucy zum Ballett, ich sah die Augen der anderen Mütter die auf John ruhten.

Er hatte wohl eine sehr anziehende Wirkung auf Frauen jeden Alters, denn überall wo wir waren töteten die Frauen mich mit ihren Blicken, wohingegen sie ihn anhimmelten.

„Ist dir das nicht unangenehm?“ fragte ich ihn als wir wieder am Auto waren.

„Was?“

„Naja, die Frauen die dich mit ihren Blicken ausziehen“

„Ich merke das gar nicht so. Im Moment muss ich mich nur auf Lucy konzentrieren. Ihr fehlt ihre Mutter, sie braucht sie so dringend, welches Mädchen will schon mit ihrem Vater über die Probleme in der Schule reden? Was wird wenn sie älter ist und in die Pubertät kommt? Davor habe ich am meisten Angst“

„Es tut mir leid wenn das jetzt Taktlos klingt, aber glaubt du nicht dass du bis dahin wieder jemanden an deiner Seite hast?“

„Vielleicht kann sein, ich weiß nicht wie lange es dauern wird, aber ich glaube nicht dass Lucy dann eine starke Bindung zu ihr aufbauen kann. Wenn es länger dauern sollte, meine ich“

„Hmh naja ich würde sagen im Moment bin ich noch da um ihr zu helfen“ aufmunternd lächelte ich ihn an und hielt vor dem Einkaufscenter.

„ Also holst du den Reis?“ sagte ich und machte mich auf den Weg zu den Kühlungen um Fleisch, Schimmelkäse, und Schlagobers zu holen.

Dann fuhr ich weiter um Soja Soße und Tomaten zu holen, von John war weit und breit nichts zu sehen. Deshalb suchte ich ihn und fand in ratlos vor dem Reis Regal stehen.

Diese Pose und der Gesichtsausdruck sahen so komisch aus, dass ich auf die Sekunde los lachte und mich nicht mehr halten konnte.

Beleidigt sah er mich an.

„Ich wusste ja nicht das dass so ein Problem für dich ist“ brachte ich noch immer lachend hervor.

„Es gibt so viele verschiedene Sorten Reis“  beschämt blickte er zu Boden, das verleitete mich noch mehr zum Lachen, dieser Mann hatte anscheinend wirklich keine Ahnung was den Haushalt und das kochen betraf.

Ich erlöste ihn von seinem Leiden und schnappte mir den Basmati Reis.

„Du musst noch viel lernen“ bemerkte ich als wir zu den Kassen gingen.

Wieder sah ihn die Kassiererin unverblümt an.

„Passen sie auf das sie nicht zu sabbern anfangen“ sagte ich genervt und legte die Sachen auf das Band.

Ertappt sah sie mich an, dann wieder John, ihre Wangen färbten sich rot, und sie murmelte eine Entschuldigung dann machte sie endlich ihre Arbeit.

Jetzt war es John der zu lachen begann und mich betrachtete.

„Das du das nicht merkst, ich bin jetzt schon völlig genervt von den ganzen Frauen die mich mit ihren Blicken töten wollen“

„Dich möchten sie töten da verstehe ich deine genervtheit, mich himmeln sie an, in gewisser Weise schmeichelt mir das“ erwiderte er lächelnd.

Damit hatte er nicht ganz Unrecht, sein Ego würde dadurch irgendwann ins Unermessliche steigen, aber er schien mir nicht als so ein Typ Mann der leicht abhob.

Als wir dann die Kinder wieder einluden fuhren wir zu mir nachhause.

„So Kinder, jetzt werden erst mal die Hausaufgaben gemacht dann fangen wir an zu kochen“ ich klatschte in die Hände und platzierte die kleinen an den Küchentisch.

„Was habt ihr denn heute auf bekommen?“ fragte ich sie als sie all ihre Sachen aus der Schultasche holten.

„Mathematik, und Deutsch“ erklärte Lucy, und John stand erschrocken da.

„Was ist denn los?“ erkundigte ich mich.

„Auf das habe ich die letzten Tage völlig vergessen. Ich habe nicht daran gedacht das sie Hausaufgaben auf hat.“

„Das ist doch nicht so schlimm, die Lehrer werden das in deiner Situation ganz sicher verstehen“ beruhigte ich ihn.

„Das... es wird zu viel für mich, ich schaffe es ja nicht mal das sie in der Schule alle Sachen beieinander hat“ frustriert fuhr er sich durchs Haar und sah in diesem Moment so alt aus.

„Ich bin ja da, ich werde dir helfen wo ich nur kann“

Er nickte leicht und ich wand mich wieder den Kindern zu, die schon ohne mich begonnen hatten.

„Hände waschen“ befahl ich den kleinen als sie ihre Schulsachen wieder wegpackten. Sie machten was ich sagte und dann standen wir da.

„Also John du schneidest die Tomaten und die Kinder belegen das Blech damit, ich werde das Fleisch schneiden und klopfen“ und so machten wir uns an die Arbeit.

Wir sangen Kinderlieder tanzten durch die Küche und lachten viel miteinander, die Kinder schienen Glücklich zu sein und John wirkte ausgelassen und er dachte nicht mehr an seine Probleme, zumindest nicht für den Moment.

Das Essen war im Ofen der Reis köchelte vor sich hin und gemeinsam machten wir noch einen Kuchenteig.

„Du bist wirklich der Wahnsinn“ sagte John als ich das Fleisch aus dem Ofen holte.

„Weshalb?“ fragte ich überrascht.

„Ich weiß nicht wie du das alles schaffst, du arbeitest, bringst deinen kleinen zum Fußball, Karate und bist zugleich eine Hausfrau wie sie im Buche steht“ erklärte er.

„Weißt du ich war von Anfang an alleine mit ihm, ich konnte gar nicht anders als alles unter einen Hut zu bringen“

„Ich bewundere dich“

„Das ist überflüssig“ sagte ich und richtete die Teller an.

„Wie war euer Tag in der Schule?“ fragte ich die kleinen und sie schwiegen.

„Evan? Lucy? Was ist los?“

Evan sah mich an und Tränen bildeten sich in seinen Augen

„Die anderen Kinder sind wieder gemein zu uns gewesen, sie lassen uns nicht mit spielen“, antwortete Lucy dann.

„Wer sind die anderen Kinder?“

„Jenny und Dean“ sagte nun auch Evan.

„Ich werde morgen mit den Eltern der beiden reden. Dann wird das nicht mehr passieren, und jetzt esst weiter, sonst wird es kalt“ liebevoll sah ich sie beide nochmal an und aß dann auch weiter.

 

Nachdem wir die Kinder gebadet hatten und wir ihnen noch erlaubt hatten ein wenig zu spielen ließen wir uns auf der Couch nieder und tranken ein Glas Wein.

„Ich bin total erschöpft“ murmelte er schläfrig.

„Du kannst heute gerne hier übernachten, die Kinder würden sich bestimmt auch freuen.“ Schlug ich vor.

Er erwiderte nichts mehr denn er war bereits eingeschlafen. Wie erwartet freuten sich die Kinder und nachdem ich ihnen eine Gutenacht Geschichte vorgelesen hatte schliefen sie auch schnell ein.

Ich machte in der Küche noch sauber, deckte John zu und ging dann nach oben in mein Schlafzimmer.

Gewitterfronten und Krankenhausaufenthalte

 

DREI.

 

Gewitterfronten und Krankenhausaufenthalt.

 

Und du glaubst ich bin stark und ich kenn den Weg.

Du bildest dir ein ich weiß wie alles geht.

Du denkst ich hab alles im Griff und kontrollier was geschieht.

Stark- Ich & Ich

H

„Guten Morgen. Na gut geschlafen?“ fragte ich John als er die Küche betrat.

„Morgen. Ja danke, es tut mir leid dass ich eingeschlafen bin“ entschuldigte er sich und nahm Platz. Ich reichte ihm eine heiße Tasse Kaffee.

„Das macht doch nichts, du kannst gerne duschen gehen wenn du willst, und wenn ich mich recht erinnere hab ich oben noch einen Anzug von meinem Dad“

„ Das wäre toll. Danke nochmal für alles was du für uns tust. Ich wüsste nicht wie ich das ohne dich schaffen sollte“

„John, wirklich du solltest aufhören dich ständig zu bedanken, ich mach das alles wirklich gerne für euch. Immerhin hab ich Emily gut gekannt“

„Okay da… ich meine wo sind die Kinder?“ erkundigte er sich.

„Ich werde sie jetzt aufwecken gehen“

Die kleinen lagen zusammen gekuschelt in Evans Bett und schliefen noch seelenruhig,  und eigentlich wollte ich sie nicht aufwecken, doch sie mussten in die Schule.

„Hey meine kleinen. Aufstehen, die Schule wartet“ sagte ich leise und rüttelte sie leicht. Sofort schlugen sie die Augen auf.

„Morgen Mummy“ murmelte Evan schläfrig,

„So jetzt geht ihr Zähneputzen, das Frühstück wartet schon auf euch.“

Ich scheuchte sie aus dem Bett und folgte ihnen ins Bad, dann half ich ihnen noch beim Anziehen und 15 Minuten später saßen wir alle am Küchentisch und unterhielten uns ausgelassen über den heutigen Tag.

Draußen war es schön warm, und deshalb beschlossen wir nach der Schule ein Picknick zu machen und im Park spazieren zu gehen.

„Ich nehme sie mit in die Schule. Treffen wir uns dann wenn sie aus haben und fahren gemeinsam in den Park“ sagte ich als ich Lucy und Evan anschnallte.

„Das klingt gut, soll ich einkaufen gehen?“ fragte er.

„Nein, nein, nach dem Reis Desaster gestern glaube ich ist es besser wenn ich den Einkauf erledige“ lachte ich und stieg ein. Wir winkten ihm nach und so fuhren wir auch los.

 

Die Zeit im Büro verging überhaupt nicht es war gerade mal 10 Uhr.

Seufzend fuhr ich mir durchs Haar als das Telefon läutete.

„Jason Thompsons Büro, sie sprechen mit Megan Ford, was kann ich für sie tun“ begrüßte ich die Stimme auf der anderen Leitung.

„Guten Tag Miss Ford, hier spricht Lesley Hamton, die Direktorin von Evan, ihr Sohn ist mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht worden“ hörte ich sie sagen.

„Bitte was? Weshalb? Was ist denn passiert?“ rief ich aus und sprang aus meinem Stuhl hoch.

„Er und Lucy sind vom Klettergerüst gefallen, als sie sich mit 2 Mitschülern gestritten haben, ich habe auch schon versucht Mr. Hanson zu erreichen doch er geht nicht ans Telefon. Die Sanitäter glauben das Evans linke Hand gebrochen ist und Lucy hat sich das Bein gebrochen“ erklärte sie und ich fragte mich ob sie Lucys Zustand einfach so an mich weiter geben durfte.

„Sie sind als 2.ter Notfallkontakt in Lucys Akte eingetragen“ beantwortete sie meine unausgesprochene Frage.

„Danke für die Information“ sagte ich und legte auf.

 Ich gab Jason noch schnell Bescheid dass ich weg musste und machte mich dann auf den Weg ins Krankenhaus.

„Guten Tag, ich suche Evan Ford und Lucy Hanson,“ sagte ich an der Information, Die Krankenschwester führte mich zu den Gibszimmern und da sah ich sie schon, beide weinten hemmungslos, sofort lief ich zu ihnen und umarmte sie.

„Was ist denn passiert meine kleinen?“ fragte ich sie nachdem ich mit dem Arzt gesprochen hatte.

„Jenny und Dean waren gemein zu uns und wir haben uns gestritten und dann haben sie uns einfach geschubst“ weinte Lucy-

„Sie haben euch das Klettergerüst runter geschubst?“ fragte ich ungläubig nach.

„Ja“, antwortete Evan und begann wieder zu weinen.

Lucy bekam noch Krücken und dann machten wir uns auf den Weg, an der Schule hielt ich an.

„So meine kleinen, ich werde noch schnell mit der Lehrerin sprechen, ich bin gleich wieder da. Und dann fahren wir nach Hause und trinken vor dem Fernseher Kakao. Na was sagt ihr dazu?“

„Jaaa“ riefen sie begeistert aus.

Ohne anzuklopfen stürmte ich in das Büro der Direktorin. Erschrocken blickte sie auf.

„Sag mal haben sie keine Aufsichtspersonen während den Pausen?“ rief ich aus und stemmte meine Hände in die Hüften, mein braunes Haar fiel mir in Strähnen ins Gesicht.

„Man klopft an bevor man ein Büro betritt“ erwiderte sie ruhig.

„Wissen sie was vorgefallen ist?“  fuhr ich sie leise zischend an.

„Sie haben gespielt und sind dann gestolpert“

„Falsch. Jenny und Dean haben sie das Klettergerüst runter geschubst. Was sind sie für eine Direktorin die nicht auf ihre Schüler schaut. Diese Mobberein gehen schon eine Weile und sie haben noch nichts dagegen unternommen. Evan weint jeden Tag weil die anderen Kinder gemein sind. Er will nicht mehr in die Schule“ schrie ich sie wutentbrannt an.

„Dann müssen sie in besser erziehen“

„Sind sie noch ganz bei Trost? Was ist das für eine Schule die Mobben zulässt. Selbst wenn es kleine Kinder sind sollte man so etwas unterbinden.“ So langsam redete ich mich in Rage und ich spürte die Hitze in mir aufsteigen.

„Beruhigen sie sich Miss Ford. Es ist doch nichts weiter passiert“

„Nichts weiter passiert? Mein Sohn hat einen gebrochenen Arm, und Lucy hat ein gebrochenes Bein. Und das ist für sie nichts weiter? Ich werde mit dem Schülerrat sprechen und mit den Eltern der anderen Kinder um Jenny und Dean von der Schule suspendieren zu lassen. Das sollten eigentlich sie veranlassen aber da sie anscheinend  wirklich unfähig sind muss ich das selber  in Angriff nehmen“ zischte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und ging dann nach draußen-

Vor der Schule standen schon einige Elternteile der anderen Schüler unter ihnen auch Jennys Mutter und Deans ebenfalls.

„Ihr 2 solltet besser einen Erziehungskurs machen. Eure Kinder sind verwöhnt und bekommen alles was sie wollen. Ich sage euch sollte ich noch einmal von Lucy oder meinem Sohn hören das Jenny und Dean irgendetwas tun oder sagen dann schwöre ich euch, lebt ihr ab sofort in der Hölle.“ Fuhr ich die beiden an.

„Was hast du mit Lucy zu tun“ fragte Melissa, Jennys Mutter.

„Das geht dich einen Scheiß an. Seid gewarnt ihr Möchtegern Großstadtmuttis. Und jetzt entschuldigt mich ich muss mich um die kleinen Kümmern. Das allerdings wird noch Folgen haben, ich sorge dafür das Dean und Jenny suspendiert werden.“

Genervt stieg ich wieder ins Auto, wo Evan und Lucy gerade dabei waren zu malen.

„Bekommen wir jetzt ärger?“ fragte Lucy.

„Nein, wieso solltet ihr ärger bekommen ihr habt doch nichts getan“

„Okay“

Schweigend fuhren wir nachhause.

Ich hatte noch ein paar Mal versucht John zu erreichen doch er ging nicht ans Telefon, also war ich alleine mit den Kindern.

Mit 2 Tassen Kakao mit Mini Marshmallows und einer Tasse Kaffee bewaffnet ging ich ins Wohnzimmer wo gerade Spongebob Schwammkopf lief.

„Hier euer Kakao“ ich reichte ihnen die Tasse und setzte mich zwischen sie.

Eng kuschelten sie sich an mich als mein Telefon läutete.

„Megan Ford“

„Hallo Megan hier ist deine Mutter, schön dass du dich so oft bei mir meldest“ meine Mutter Kimberly kurz genannt Kim machte mir wie so oft Vorwürfe.

„Tut mir leid Mum ich musste Evan vom Krankenhaus abholen“

„Vom Krankenhaus? Was ist denn passiert? Geht es meinem kleinen Gut“

„Ja sein linker Arm ist gebrochen“

„Wie ist das passiert?“

„Er hat sich mit 2 anderen Schülern gestritten und sie haben ihn vom Klettergerüst gestoßen“ erklärte ich müde.

„Das wäre nicht passiert wenn du eine bessere Mutter wärst.“

„Was soll das jetzt wieder heißen?“

„Das was ich eben gesagt habe, du solltest mehr auf Evan aufpassen“

„Halt mal die Luft an Mutter, ich kann nicht jede freie Minute bei ihm verbringen“ fuhr ich sie genervt an.

„So redet man nicht mit seiner Mutter.“

„Weißt du was? Vergiss es ich muss wieder zu den kleinen“ sagte ich und legte auf.

Schnell warf ich noch einen Blick ins Wohnzimmer und als ich sah dass die kleinen eingeschlafen waren ging ich in mein Musikzimmer und setzte mich ans Klavier.

Meine Hände glitten über die Tasten, spielten River flows in you, und meine Tränen liefen ungehemmt aus meinen Augen.

Meine Mutter verstand es wirklich jemanden aufzubauen, immer wieder diese Vorwürfe, sie wusste nicht was es hieß eine allein erziehende Mutter zu sein, sie hatte immer meinen Vater an ihrer Seite gehabt, ich war alleine.

Immer und immer wieder spielte ich mir meinen Frust mit den verschiedensten Stücken von der Seele.

Ich war so in Gedanken versunken das ich nicht einmal merkte dass John im Raum stand.

„Hey, was ist denn los?“ fragte er ruhig und gesellte sich zu mir.

„Ach das mit den kleinen und meine Mutter ist anstrengend und im Moment wird alles zu viel für mich“ erklärte ich lahm.

„Soll ich mit Lucy fahren?“

„Nein, nein ihr könnt ruhig hier bleiben.“

„Okay“

„Weißt du ich bin nicht so stark wie du vermutest“ sagte ich nach einer Weile.

„Wie meinst du das?“ erkundigte er sich.

„Ich habe auch meine schwachen Momente, manchmal komme ich zu spät zur Arbeit weil ich es nicht schaffe Evan pünktlich aus dem Haus zu bekommen. Abends liege ich dann im Bett und weine weil ich nicht weiß wie ich das alles noch schaffen soll. Ich bin froh dass du jetzt das bist, dann weiß ich, ich bin nicht alleine. Also muss ich mich sozusagen bei dir bedanken.“

Eingeständnisse & neue Mummys

VIER

 

You are not a fool, no.

You’re a beautiful one.

River flows in you (gesungen)

 

 

 

Ein paar Wochen sind vergangen, die Kinder hatten immer noch einen Gips und daher konnten sie nicht zum Ballett oder Fußballtraining.

Jason war zwar nicht begeistert dass ich mir 5 Wochen Urlaub genehmigte, doch er willigte ein.

Ich konnte mich also ganz und gar auf die Kinder konzentrieren.

Wir unternahmen viel, gingen spazieren sammelten Blätter und Kastanien, malten, bastelten brachten das Haus auf Vordermann, und wenn John dann von der Arbeit kam stand das essen bereits auf dem Tisch.

Da sie sowieso die ganze Zeit bei uns verbrachten, richtete ich ihm das Gästezimmer her, und Lucy schlief wie immer bei Evan im Zimmer.

Dean und Jenny wurden wie ich voraus sagte, suspendiert und wir sahen von einer Anzeige ab.

„Du musst mir helfen Maggy, ich habe in einer Stunde ein Date und ich weiß nicht was ich anziehen soll“ sagte John als er in die Küche gestürzt kam.

Überrascht sah ich ihn an, er hatte also ein Date.

„Ja klar ähm, geh erst mal Duschen und ich schau dann was du anziehen kannst“  antwortete ich überrumpelt.

Er ging nach oben und ich rief währenddessen Dave an.

„Hey Megan was gibt’s, schön wieder mal etwas von dir zu hören, du hast dich ja schon lange nicht mehr gemeldet“ sagte Dave fröhlich.

„Ich weiß, kannst du bitte heute vorbei kommen? Es ist viel passiert ich muss unbedingt mit dir reden.“ In meiner Stimme klang ein trauriger Unterton mit, und vor allem schreckte es mich ein bisschen das er nach 5 Wochen schon ausging.

„Was ist denn passiert? Bist du etwa unglücklich verliebt?“ fragte er sofort nach, ich schwieg und wusste nicht was ich antworten sollte, ich war mir sicher ich empfand etwas für John, aber ob ich verliebt war?

„Okay gib mir 15 Minuten, dann bin ich da“ sagte er und legte auf.

Unterdessen kam John nach unten.

„Soll ich einen Anzug tragen? Oder lieber Jeans und Hemd?“ fragte er nachdenklich als wir vor seinem Spiegel standen.

„Ich würde eher zu Jeans tendieren. Aber jetzt sag mir erst mal wo es hin geht“

„Ins Blue Note“ Das war das exklusivste Restaurant in der Stadt.

„Oh, okay dann würde ich doch den Anzug nehmen“

 

John stand im Anzug in der Küche und wartete ungeduldig dass die Zeit verging als es an der Tür läutete.

„Hey Megan, schön dich endlich mal wieder zu sehen“ rief Dave aus als ich die Tür öffnete, Evan stand neben mir.

„Dave“ schrie Evan erfreut und sprang ihm in die Arme.

„Hey mein kleiner, na? Was hast du denn am Arm gemacht?“ fragte er verwundert und begutachtete den Gips den wir ein wenig mit Zeichnungen und Sticker verschönert hatten.

„Ich wurde vom Klettergerüst geschupst“ Stolz hielt er ihm den Arm hin.

„Geschubst?“

„Ja von 2 gemeinen Kindern aus der Schule“

„Armer kleiner, so aber jetzt gehen wir erst mal rein. Ich muss mit deiner Mummy sprechen“

Wir betraten die Küche und John blickte überrascht auf.

„John, das ist Dave, Dave das ist John“ sie reichten sich die Hände und John schien sich nicht mehr so wohl in seiner Haut zu fühlen.

„Hallo es freut mich dich kennen zu lernen“

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“

Nun standen sie da, die Kinder malten am Küchentisch und wir erwachsenen schwiegen sich an.

„John musst du nicht langsam los?“ fragte ich dann als es immer später wurde.

„Äh ja genau“ er verabschiedete sich noch einmal von den Kindern mit einem Kuss auf den Kopf. Dave und mich betrachtete er nicht weiter und ging nach draußen.

„Viel Glück“ rief ich noch bevor er die Tür hinter sich zu zog.

„Also willst du mir nun erklären warum der Typ hier war und warum die kleine hier ist?“ fragte Dave.

„Ja, aber ein bisschen musst du dich noch gedulden, ich bringe die Kinder noch ins Bett und lese ihnen eine gute Nacht Geschichte vor.“

Nach dem sie Zähneputzen waren legten sie sich ins Bett und ich saß auf dem Stuhl daneben.

 

"Spieglein, Spieglein an der Wand,

 Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

 

 so antwortete er:

 

 "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

 Aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr." Ich las ihnen Schneewittchen, mein absolutes Lieblingsmärchen vor, und merkte Evan war schon eingeschlafen, nur Lucy war noch wach.

„Na meine kleine kannst du nicht schlafen?“

„Ich vermisse meine Mummy“

„Ich weiß mein Schatz“ beruhigend strich ich ihr übers Haar.

„Kannst du nicht meine Mummy sein?“

Ich stockte ein wenig, doch dann sah ich sie an, sie sah in dem Moment so unglaublich traurig aus.

„Das musst du mit deinem Vater besprechen, meine kleine“ ich küsste ihre Stirn und deckte sie zu.

„Und jetzt schlaf schön“

Seufzend ging ich nach unten zu Dave der schon im Wohnzimmer mit Eis, Schokolade und einem Kaffee wartete.

„Danke“ murmelte ich und ließ mich neben ihm nieder.

„Also was ist passiert? Und wer ist dieser John und vor allem warum ist er hier?“ fragte er gleich.

„Nun Ja, seine Frau ist vor 5 Wochen verstorben, und ich kannte sie. Lucy hat schon 1 Jahr lang Klavierunterricht bei mir genommen, und mit Emily unterhielt ich mich danach noch stundenlang.

Bis sie einen Autounfall hatte, sie starb noch an der Unfallstelle. Er war so hilflos und wusste nicht einmal wie man einen Herd geschweige denn eine Waschmaschine bediente, und ich bot ihm meine Hilfe an. Mittlerweile wohnen die beiden so zu sagen hier, ich habe ihm das Gästezimmer eingerichtet.“

„Megan, die Retterin in der Not. Eine Tollkühne Heldin die sich für alle liebevoll aufopfert“ dramatisch fuchtelte er mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum.

„Hast du dich verliebt?“

„Ich weiß es nicht, ich genieße seine Nähe wirklich und wir haben so viel Spaß zusammen, das ist wie eine richtige Familie, so wie ich es mir immer gewünscht habe, Sonntags machen wir einen Spieletag mit den kleinen, und kochen zusammen. Wir lachen viel und er sitzt oft Stundenlang mit mir im Musikzimmer wenn die kleinen bereits schlafen, und lauscht meinem Klavierspiel, er wirkt immer so entspannt wenn er dann neben mir sitzt. Ob ich verliebt bin  kann ich nicht sagen. Ich empfinde etwas für ihn mehr kann ich nicht sagen“ erklärte ich melancholisch und dachte daran wie schön es war mit ihm unter einem Dach.

„Für mich hört sich das ganz nach Liebe an“

„Es ist sinnlos, ich bin ein Narr, ich habe echt gedacht vielleicht empfindet er auch etwas für mich, doch das mit dem Date heute hat mir einiges klar gemacht, es war alles reine Illusion.“ Tränen stiegen auf und ich musste wirklich einsehen das wir nicht mehr als Freunde waren.

„Du bist kein Narr, du bist eine wundervolle Frau die Glück verdient hat und die es sich erlaubt auch manchmal zu Träumen.“

„Träume dass ich nicht lache. Träumen ist etwas für schwache Leute die nicht in einer realen Welt leben.“

„Du zynische Pessimistin“ lachte er und umarmte mich.

Ich hatte Dave vermisst, immerhin hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen und früher sahen wir uns jeden Tag, er hatte auch eine gute Bindung zu Evan und machte ihm so etwas wie ein Ersatz Vater.

„Sh, sh“

Er hielt mich im Arm und ließ mich nicht mehr los bis ich eingeschlafen war.

Als die Tür laut ins Schloss fiel wachte ich auf und sah auf den schlafenden Dave der mich noch immer im Arm hielt.

Dann schweifte mein Blick auf die Uhr, es war Mitternacht und von John fehlte noch immer jede Spur.

Besorgt setzte ich mich in die Küche und setzte mir noch einen Kaffee auf, mein Blick haftete am Fenster aus dem ich genau zur Auffahrt sehen konnte, Stunden vergingen, draußen wurde es schon langsam hell und da sah ich ihn.

Er torkelte zur Haustür mit Begleitung am Arm.

Wütend öffnete ich die Haustür und er starrte mich funkelnd an.

„Guten Morgen Maggy“, lallte er und trat mit einer Blondine ins Haus.

„Was machen sie hier?“ fragte ich an die blonde Frau gewandt.

„Ich begleite John nachhause und vielleicht beginnen wir ja eine Beziehung und er hat mich mitgenommen damit ich seine Tochter kennen lerne“ auch sie lallte.

Wir waren anscheinend lauter als gedacht, denn Dave stellte sich mit den Kindern am Arm neben mich.

„Also Daisy das ist meine Tochter Lucy“, stellte er sie vor, Lucy versteckte sich hinter mir und hielt mich fest am Arm fest.

„Und Lucy das wird deine neue Mummy“ redete er weiter.

„Ich will aber Megan als neue Mummy, ich will nicht diese da“ schrie Lucy und begann zu weinen.

„Keine Widerrede Lucy“ das war das erste Mal das ich hörte das John die Stimme gegen die kleine erhob.

Ohne darüber nachzudenken gab ich ihm eine schallende Ohrfeige erschrocken schnappte er nach Luft.

„Wage es nicht so mit ihr zu reden“ fuhr ich ihn an.

„Du hast mir nichts zu befehlen du bist nicht ihre Mutter“ schrie er nun, die Kinder versteckten sich hinter mir und Dave ballte seine Hände zu Fäusten.

„Okay“ sagte ich tonlos und ging mit den Kindern die Treppe nach oben.

Ich hörte Schritte hinter mir doch ich drehte mich nicht um.

Zwischen den Kindern legte ich mich ins Bett.

„Megan ich will das du meine neue Mummy bist“ weinte Lucy.

„Ach meine kleine, das geht nicht so einfach wie du denkst. Aber ich werde immer für dich da sein meine kleine“ murmelte ich.

Evan war schon wieder eingeschlafen und ich hatte Angst was für psychische Folgen das für die Kinder hatte.

Lucy weinte noch vor sich hin, und ich drückte sie ganz fest an mich.

„Hush little Baby, don’t say a word, “ sang ich leise vor mich hin und irgendwann schlief auch ich ein, und ich merkte nicht das John im Raum stand und uns mit Tränen in den Augen betrachtete

Entschuldigungen

 

FÜNF

 

Give me one reason to stay here.

And I’ll turn right back around.

Tracy Chapman- One reason

 

 

Ich weiß nicht wie lange wir geschlafen hatten doch als wir aufwachten schien die Sonne bereits hoch oben am Himmel.

Die Kinder rieben sich müde die Augen und gingen mit mir nach unten um zu Frühstücken, von John war nirgends eine Spur.

Dave war sicher schon nach Hause gefahren deshalb saß ich mit den Kindern alleine auf dem Küchentisch, als ein frisch geduschter John zu uns stieß.

Keiner wagte zu sprechen, alles um uns herum war still, und insgeheim fragte ich mich ob diese Daisy noch da war.

„Ich glaube es ist besser wenn Lucy und ich wieder nach Hause fahren“ sagte er dann nach einer Weile.

Lucy blickte auf und warf ihren Vater einen bösen Blick zu.

„Ich habe schon gepackt“ fügte er noch hinzu um seine Entscheidung zu unterstreichen.

„Ich will aber nicht gehen“ motzte die kleine.

„Du wirst mitgehen und das ohne Widerrede. Wir haben Megans Hilfe schon lange genug in Anspruch genommen“

„Wird dann diese schreckliche Frau auch da sein?“ fragte Lucy und in diesem Moment wirkte sie so erwachsen wie eine 7 Jährige nur wirken konnte.

„Ja manchmal vielleicht“

Diese Aussage versetzte mir einen kurzen Stich ins Herz, doch ich ließ mir nichts anmerken, sollte er doch bleiben wo der Pfeffer wächst.

„Dann will ich schon gar nicht mit.“

„Du wirst mit Gehen kleines Fräulein“

„Ich will aber nicht das Lucy geht“ fuhr Evan dazwischen.

„Schatz du hältst dich da bitte raus, und isst dein Frühstück“ sagte ich zu ihm und wand mich wieder meiner interessanten Kaffeetasse zu. Die ich wie gebannt hypnotisierte.

„Lucy wird mitgehen und Ende. Ich werde nicht lange diskutieren“

Nachdem das Frühstück beendet war zogen sie sich an. Lucy wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen und weinte sich die Seele aus dem Leib, doch John war unnachgiebig und zog sie mit sich nach draußen zum Auto.

Mit Evan am Arm winkte ich ihr noch nach und wartete bis das Auto außer Sichtweite war.

„Komm mein kleiner, was hältst du davon wenn wir ein bisschen im Garten arbeiten um auf andere Gedanken zu kommen, und Morgen fahren wir dann ins Krankenhaus um deinen Gips abnehmen zu lassen.“

„Nehmen wir dann Lucy mit? Die bekommt ihn auch runter.“

„Nein das wird ihr Vater mit ihr machen“ oder diese Daisy dachte ich zynisch.

Traurig sah er mich an.

„Du siehst sie doch Morgen den ganzen Tag in der Schule“ versuchte ich es doch seine Laune änderte sich nicht, bis es schließlich soweit war um ins Bett zu gehen.

Da sah ich Lucys Stoffteddy ohne den sie nicht schlafen konnte, und ihre Schultasche in der Ecke stehen.

Deshalb beschloss ich mit Evan zu John zu fahren um ihm die Sachen vorbei zu bringen sonst würde es eine lange Nacht für ihn und Lucy werden.

„Komm Evan, fahren wir schnell zu Lucy und bringen ihr ihren Teddy“ sagte ich zu ihm und hielt im Jacke und Schuhe hin. Erst jetzt huschte wieder ein Lächeln über seine kindlichen Lippen.

„Au ja“ rief er aus, und in Windeseile war er angezogen und so saßen wir im Auto, auf dem Weg zu John.

Mit jedem Meter den wir fuhren wurde ich zunehmend nervöser.

Als wir schließlich vor der Haustür standen und ich anklopfte waren meine Hände feucht, und zitterten leicht, und das bestärkte sich noch als nicht wie erwartet John die Tür öffnete sondern Daisy.

„Hallo, ähm ich wollte noch schnell zu Lucy“ begrüßte ich die überraschte Frau vor mir.

„Wer ist an der Tür?“ hörte ich John aus der Küche rufen und eigentlich wollte ich ihr nur die Sachen in die Hand drücken und verschwinden, doch da kam auch schon John.

„Ich wollte nur noch Lucys Schultasche und Teddybär bringen. Und dich daran erinnern dass die Kinder morgen den Gips herunter bekommen“ sagte sie verlegen und vermied es ihn anzusehen.

„Danke, kommt doch kurz rein, Lucy wird sich freuen euch zu sehen, sie ist oben auf ihrem Zimmer“ erwiderte er. Eigentlich wollte ich so schnell es ging wieder weg, doch dann dachte ich an Lucy, sie würde bestimmt traurig darüber sein das ich nicht Hallo gesagt habe.

Also entschied ich nur schnell nach oben zu ihr zu gehen.

„Hallo meine kleine, ich bringe dir deinen Teddy“ sagte ich betont fröhlich und trat zu ihr ans Bett, noch immer weinte sie bittere Tränen. Ich legte mich kurz neben sie und drückte sie fest an mich.

„Was ist denn los Lucy?“ fragte ich sie sanft, in der Muttertonlage.

„Ich wollte nicht weg von euch. Ich will das du meine Mummy bist und Evan mein Bruder. Und diese schreckliche Frau will ich ebenfalls nicht sehen. Ich will zu dir zurück“ weinte sie.

„Du musst Daisy doch erst mal eine Chance geben bevor du sie ohne weiteres ablehnst, vielleicht wird sie ja wirklich deine neue Mutter und dagegen kannst du nichts unternehmen, so Leid mir das auch für dich tut. Und ich bin immer für dich da das hab ich dir doch gesagt, und wenn du Probleme hast dann bittest du einfach deinen Vater meine Nummer zu wählen und dann steh ich auch schon hier“ erklärte ich ihr. Innerlich könnte ich mich ohrfeigen weil ich Daisy in Schutz nahm, doch ich wollte Lucy beruhigen.

„Okay“ schniefte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Aber ich weiß du wärst eine bessere Mummy für mich als sie. Und Papa wird das  auch irgendwann merken“ fügte sie noch hinzu, und zwinkerte Verschwörerisch Evan zu. Ich hatte das Gefühl das das mit dem Teddy eine abgemachte Sache war. Immerhin wussten die kleinen dass John keine Ahnung von dem Teddy hatte, weil ich ihn ihr gekauft hatte nach dem Krankenhaus.

„Komm Evan, wir müssen los“ sagte ich nach einer Weile und widerstrebend folgte er mir nach unten.

John stand am Treppenabsatz und beobachtete Evan der geknickt neben mir zum Stehen kam.

„Evan, warum gehst du denn nicht noch ein bisschen zu Lucy spielen“, fragte John und lächelte meinen kleinen Mann zu.

„Jaaaaa“ rief er und lief wieder nach oben.

„Megan ich muss mit dir sprechen“ sagte er dann zögerlich, doch in diesem Moment kam Daisy zu uns.

„Daisy gehst du bitte nach oben und siehst nach den Kindern?“ bat John sie. Entsetzt verzog sie das Gesicht.

„Aber ich wollte mir doch gerade die Nägel lackieren“ brachte sie verdutzt hervor, doch sein Blick bewegte sie anscheinend dazu nach oben zu gehen.

„Was willst du mir noch sagen? Ich glaube du hast heute Morgen schon genug gesagt“ begann ich dann und betrachtete ihn, erst jetzt viel mir auf wie wunderschön sein markantes Gesicht doch war.

„Ich.. Es tut mir leid, das von heute Morgen war nicht so gemeint, ich war betrunken und wusste nicht was ich sagte“

Einen Moment lang standen wir da und sahen uns nur in die Augen.

„Weißt du um mich geht es mir gar nicht, obwohl ich zugeben muss dass mich deine Aussage ziemlich verletzt hatte. Du solltest dabei an Lucy denken, die anscheinend nicht gerade ein Fan von deiner neuen Eroberung ist, und du weißt nicht wie sehr ein Kind an einem neuen Partner leiden kann. Mach dir einfach Gedanken darüber“

Er strich mir mit der Hand über die Wange und hinterließ einen wohligen Schauer. Meine Wangen brannten und im Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als das er mich küssen würde.

„Ich.. Ich sollte jetzt dann wohl gehen“ brachte ich stockend hervor.

Er sagte nichts, und hielt nur meinem Blick stand als sich dann jemand räusperte.

„Mir ist langweilig“ jammerte Daisy und gefolgt von ihr kamen Lucy und Evan die Treppe nach unten.

„Komm mein kleiner wir fahren, du musst ins Bett“ sagte ich zu ihm und nahm ihn bei der Hand.

Abwartend sah ich zu John, er schien etwas sagen zu wollen schwieg jedoch und so ging ich traurig aus der Tür. Tränen brannten in meinen Augen und ich war froh als ich endlich Evan zu Bett brachte und alleine in meinem Bett lag.

Ich starrte in die Dunkelheit hinein in der Hoffnung dass sich ein Licht auftun würde. Ein Licht das mir sagte die Hoffnung wäre noch nicht vorbei.

Doch es kam nicht, ich lag weiterhin in Vollkommener Dunkelheit mit Tränen in den Augen und ein schmerzhaftes ziehen in der Brust.

Ich dachte an John, dachte wie gut ich mich in Seiner Gegenwart fühlte, wie schön sein Lachen klang, wie sanft seine Stimme ertönte.

Und ich begann ihn zu vermissen.

Meine Brust fühlte sich an als würde sie zerpringen, ich rang nach Atem.

Mein Telefon läutete und ich schielte auf die Uhr, 02:13 war es bereits und als ich Johns Namen erblickte überkam mich ein Schock.

„Hallo“ begrüßte ich ihn mit atemloser, weinerlichen Stimme.

„Hey, Megan, geht es dir gut?“ fragte er besorgt.

„Ja“  ‚Nein du Idiot, ich vermisse dich‘ schrie alles in mir.

„Kannst du bitte die Tür öffnen? Nachts ist es schon ziemlich kalt und ich habe meinen Schlüssel vergessen“

Erschrocken sprang ich auf, murmelte noch etwas unverständliches ins Handy und sprintete dann nach unten.

Als er mich erblickte erschien eine Sorgenfalte auf seiner Stirn die ich bis jetzt noch nie gesehen hatte.

„Alles in Ordnung?“ fragte er wieder.

Ich schüttelte den Kopf, es hatte ja doch keinen Sinn alles abzustreiten.

„Ist etwas mit Evan?“

„Nein Evan geht es gut der schläft“

„Was ist dann passiert?“

„Ich…“ begann ich doch ich konnte nicht weiter sprechen denn wieder überkam mich die Traurigkeit die mich schon die ganze Nacht lang wach gehalten hatte und nicht bereit war los zu lassen.

„Sh, Megan alles wird gut“ flüsterte er und nahm mich in die Arme.

Ich sog seinen Duft ein wusste nicht wie lange ich noch die Gelegenheit dazu hatte.

„Ich… Ich… Ich habe dich vermisst“ brachte ich dann hervor und sah ihn in seine wunderschönen blauen Augen.

„Ich habe dich auch vermisst“

„Wo ist eigentlich Lucy?“

„Die schläft zuhause ich habe die Nachbarin gebeten aufzupassen. Ich wollte zu dir, wollte dir sagen das es mir schrecklich leid tut, und das das alles nicht so gemeint war. Ich habe Daisy gleich nachdem ihr gefahren seid, weg geschickt. Das war eher eine Betrunkene Aktion und es tut mir leid wenn ich dich damit verletzt habe.“

„Schon gut“ murmelte ich und beugte mich ein bisschen nach oben. Seine weichen Lippen trafen auf meine und ich schlang meine Hände um seinen Hals.

Wake me up when it's all over

SECHS.

 

So wake me up when it’s all over

When I’m whiser and I’m older.

Wake me up- Avicii

 

 

Johns Point of view.

 

Diese Sache mit Daisy war einfach eine dumme Suff Aktion, und ich wenn ich gewusst hätte wie anhänglich sie sein würde, dann hätte ich sie nie mit nachhause genommen.

Ich könnte mich selber dafür Ohrfeigen das ich Lucy so etwas zu mutete.

Jetzt konnte ich es nicht mehr abstreiten das ich ein miserabler Vater war, ich dachte eigentlich das ich schon ziemlich gut war in der Vaterrolle, natürlich auch dank Megans Hilfe, und nun wo sie weinend in meinen Armen lag, könnte ich mich doppelt Ohrfeigen.

Es war nicht zu übersehen das ich sie verletzt hatte mit meinen Worten und Taten und das wollte ich auf keinen Fall und schon gar nicht nachdem sie mir so sehr zur Seite gestanden hatte.

Anscheinend glaubte Megan das ich schlief, denn so behutsam wie möglich stahl sie sich aus meiner Umarmung und tapste nach unten. Nachdem ihre Schritte verstummt waren folgte ich ihr neugierig und blieb vor dem Musikzimmer stehen, wie schon oft zuvor lauschte ich den Tönen die die Tasten von sich gaben, mittlerweile kannte ich die Melodie schon so gut wie auswendig und immer wenn Megan am Klavier saß und spielte, fühlte ich mich sicher und geborgen.

Es schien als würde es keine Schmerzen in meinem Leben mehr geben.

Und jedes Mal wenn sie verstummte, stürmte der Schmerz noch schlimmer als zuvor über mich. So wie auch heute Nacht.

Wieder dachte ich an die Beerdigung die nächstes Wochenende anstand, die Gerichtsmediziner brauchten eine Weile um die Leiche meiner verstorbenen Frau zu obduzieren. Irgendeine Sache an der Todesart führte zu Unklarheiten, weswegen sie sie noch einmal aufschneiden mussten.

Weder ihren Eltern noch mir gefiel das sonderlich, doch Ryan, Emilys Vater, wollte die Ursache schwarz auf weiß haben.

Wieder einmal fragte ich mich wie ich die nächsten Wochen überstehen sollte, ich war mir sicher Megan wollte mich nun nicht mehr in ihrem Haus haben, und ich verstand ihre Sicht der Dinge.

Trotzdem wurde mir schwer ums Herz, mittlerweile war ich daran gewöhnt jeden Morgen mit ihr und den Kindern zu Frühstücken, und wenn ich abends von der Arbeit kam stand das essen am Tisch, die Kinder waren mit den Hausaufgaben fertig und danach konnten wir uns ungestört den Brettspielen widmen die sich in Megans Keller finden ließen.

In gewisser Weise wusste ich dass es falsch war, Lucy gewöhnte sich schon zu sehr an sie und gestern hatte ich dem Gespräch zwischen ihnen gelauscht.

Als sie ihr erklärte sie wäre immer für sie da.

Sie hatte Lucy nicht angelogen, ich hörte ihre Ehrlichkeit aus der Stimme heraus, und wieder einmal fragte ich mich wie ich so etwas verdient hatte.

Sie war so eine wunderschöne, liebenswerte junge Frau, die sich für ihren Sohn aufopferte, und für einen völlig Fremden und seiner Tochter.

Allmählich wurde mir bewusst das ich nicht nur Freundschaft für sie empfand und ich schreckte vor meiner Gefühlswelt zurück.

Als ob mir die Tür einen Stromschlag verpasst hätte, wich ich nach hinten und ging dann schnell wieder hinauf ins Schlafzimmer.

Nach so kurzer Zeit war es möglich sich zu verlieben? Das bezweifelte ich stark, natürlich hatte ich schon von Liebe auf den ersten Blick gehört, doch für mich war es nur eine Redewendung, oder eine Legende.

Ich wollte ihr nicht wehtun, und ich wüsste aber über kurz oder lang würde es geschehen.

Das musste ich vermeiden.

 

Megans Point of view.

 

Seit 3 geschlagenen Stunden saß ich nun schon mit den Kindern im Krankenhaus, nachdem Lucy heute Morgen von der Nachbarin abgeholt hatte machten wir uns gleich auf den Weg hier her.

Noch immer waren einige Patienten anscheinend vor ihnen dran, und den Kindern wurde langsam langweilig.

„Ich habe eine Idee meine kleinen, was haltet ihr davon wenn wir ‚Ich sehe was das du nicht siehst‘ spielen?“ fragte ich sie als ich sah das sie nicht mehr ruhig sitzen bleiben konnten.

„Au jaaa“ riefen sie einstimmig.

„Also ich fange an. Ich sehe was dass du nicht siehst und das ist. hmh blau“ begann ich und behielt die Jacke der alten Dame mit dem Krückstock im Auge.

„Die Uhr“ rief Evan,

Verneinend schüttelte ich den Kopf.

„Die Bälle im Tisch“ überlegte Lucy laut, und sah auf den Tisch dessen Beine mit bunten Bällen gefüllt waren.

„Nein leider auch nicht“.

„Die Jacke der alten Schachtel“ sagte Lucy dann so laut das sich alle Menschen nach uns umdrehten, entschuldigend sah ich die alte Dame an, die empört den Kopf schüttelte.

„Sag mal wo hast du solche Ausdrücke her?“ fragte ich sie streng.

„Das sagt Jenny immer über die Direktorin“ antwortete Evan für sie.

„Was sagen sie denn noch so?“

„Evan Ford und Lucy Hanson auf 22 bitte“ ertönte die Stimme aus den Lautsprechern. Schnell nahm ich die Kinder an der Hand und führte sie in den Raum.

„Guten Tag Kinder, wie geht’s euch denn?“ fragte der ältere Arzt, und mit dem Bart erinnerte er mich ein klein wenig an den Weihnachtsmann.

„Gut. Bekommen wir jetzt den Gips runter? Ich will wieder Balletttanzen und schwimmen gehen“ redete Lucy erfreut auf ihn ein.

„Ja heute nehmen wir den Gips ab, aber mit dem Balletttanzen würde ich noch 2 Wochen mindestens warten“ den letzten Teil richtete er an mich. Ich nickte als Zeichen das ich ihn verstanden hatte.

Ich nahm mir fest vor mit John über den Zwischenfall vorhin zu sprechen, und wenn es wirklich von Jenny kam dann musste ich auch noch mit der Direktorin sprechen wenn ich die Kinder in die Schule brachte.

Der Arzt  nahm ihnen den Gips ab, gab ihnen noch einen Lolly und verabschiedete sich dann von uns da er noch reichlich andere Patienten zu versorgen hatte.

„Mummy müssen wir wirklich zur Schule? Können wir nicht heute zu Hause bleiben?“ fragte Evan als wir vor dem Schultor standen.

„Ja müsst ihr“,

Gemeinsam betraten wir die Hallen und während sich die Kinder zum Unterricht begaben ging ich zum Büro der Direktorin.

„Guten Tag, Mrs. Hamton, ich wollte mit ihnen über Jenny Hale sprechen“ begann ich als ich ohne zu klopfen das Büro betrat.

„Anscheinend haben sie das Anklopfen immer noch nicht gelernt“ gab sie bissig zurück und wieder einmal dachte ich mir wie ungeeignet diese Person für diesen Beruf war.

„Und wie ich sehe haben sie immer noch nicht gelernt wie man mit Schülern umgeht die sich nicht zu benehmen wissen“ ich konnte auch anders, denn nur mit nett und lieb kam man nicht weiter.

„Hören sie Miss Ford, wenn das so weiter geht mit ihren unangemeldeten Besuchen dann werde ich dafür Sorgen das Evan bald nicht mehr auf diese Schule geht“ drohte sie mir.

Innerlich lachte ich auf, diese Frau traute sich ernsthaft mir zu drohen, sie als Direktorin sollte sich besser zu helfen wissen. Immerhin hatte sie die Verantwortung von über 100 Schülern.

„Sollte das eine Drohung sein?“

„Nein nur eine Warnung“

Warnung das ich nicht lache, ich kannte den Unterschied zwischen Drohung und Warnung sehr wohl.

„Raus mit der Sprache weshalb stören sie mich?“

„Vielleicht interessiert es sie das Jenny sie hinter ihren Rücken  Alte Schachtel nennt. Woher ich das weiß? Ganz einfach Lucy hat diese Worte eben im Krankenhaus wiederholt. Und wenn ich ehrlich sein soll überlege ich ob ich Lucy und Evan nicht von dieser Schule nehme. Somit wäre ihre Drohung

„Zu aller erst frage ich mich wie sie dazu kommen für Lucys Vater zu sprechen, ich glaube es ist immer noch seine Entscheidung ob er Lucy an dieser Schule lässt. Und 2.ten sollten sie die Kinder besser erziehen damit sie nicht alles nach sagen was sie hören.“

„Es geht sie ganz bestimmt einen Scheiß Dreck an ob ich für Mr. Hanson spreche. Des Weiteren glaube ich nicht dass ausgerechnet sie sich ein Urteil über meine Erziehung bilden können“ fuhr ich sie an.  Einen Moment sah sie mich geschockt an und deutete nur mit dem Finger auf die Tür.

„Wir sehen uns noch“ rief ich über meine Schulter und fuhr dann wutentbrannt nach Hause.

Diese eingebildete dumme Schabracke.

‚Unglaublich was sie sich alles einbildet‘ dachte ich genervt

„Was willst du ich habe echt keinen Kopf dafür“ sagte ich schroff als ich den Hörer abhob und meine Mutter dran war.

„Du solltest dir einen anderen Umgangston angewöhnen“

„Jaja, und du solltest lernen dich nicht ständig einzumischen“

„Ich verbiete dir so mit mir zu sprechen“ sagte ihre Mutter entrüstet.

„Was willst du Mum? Mach’s kurz ich muss noch mal einkaufen bevor Evan und Lucy von der Schule kommen“

„Wer ist Lucy?“

„Das geht dich nichts an.“ Fuhr ich sie an.

„Das geht mich zerwühl was an, ich will nicht das mein Enkel so aufwächst, ist sie deine geliebte?“

„Mum! Hörst du auch mal zu wenn man mit dir spricht ich sagte doch gerade bevor sie von der Schule kommen. Lucy ist eine Freundin von Evan, auch wenn ich nicht wüsste was dich das angeht“

„Warum kannst du nicht so wie Amanda sein? Sie weiß sich wenigstens zu benehmen“ man konnte den Stolz aus ihrer Stimme hören wenn sie von meiner Jüngeren Schwester sprach.

„Weil ich eben deine ältere Tochter bin. Und jetzt mach’s gut ich habe keine Zeit für deine dämlichen Vorwürfe“

Genervt fuhr ich mir durchs Haar und ließ mich auf der Couch nieder, dieser Tag war von der ersten Minute an anstrengend gewesen, es schien auch nicht besser zu werden. Am liebsten würde ich einfach nur noch einschlafen bis sich die Probleme von selber lösten.

 

 

„Weißt du was deine Tochter von ihren Klassenkameraden lernt?“ fragte ich als John zu essen begann.

Seit gestern Abend, als er unerwartet vor der Tür stand, hatten wir noch nicht wirklich miteinander gesprochen. Er schrieb mit lediglich eine SMS ob ich Lucy von seiner Nachbarin abholen könnte und ob es möglich war das ich sie mit ins Krankenhaus nahm.

„Nein was denn?“

„Alte Schachtel“ ungläubig starrte er mich an.

„Bitte?“

„Ja, heute im Krankenhaus haben wir gespielt. Ich sehe was das du nicht siehst und tja sie rief dann die Jacke der Alten Schachtel. Natürlich drehten sich alle zu uns um.“ Erklärte ich.

„Ich werde nach dem Essen mit ihr sprechen“ versprach er und nun herrschte wieder Stille. Die Stimmung war irgendwie angespannt ich konnte zwar nicht erklären weshalb doch er schien sich zurück zu ziehen und das gefiel mir gar nicht.

Wie soll ein Mensch das ertrágen

SIEBEN.

Wie soll ein Mensch das ertragen

Dich alle Tage zu sehen

Ohne es einmal zu wagen

Dir in die Augen zu sehn.

 

Philipp Poisel- Wie soll ein Mensch das ertragen

 

 

 

 

„Hallo und wie läufts?“ fragte John als er am Freitagnachmittag vorbei kam um Lucy abzuholen.

„Bestens, und wie geht es dir?“ erkundigte ich mich, seit unserem Kuss war unser Verhältnis eher angespannt und ich wusste nicht weshalb.

„Naja den Umständen entsprechend, ich… ich wollte dich Fragen ob du uns Morgen vielleicht begleiten könntest, auf das Begräbnis, immerhin hast du Emily gekannt“ brachte er dann hervor. Ich überlegte einen Moment und stimmte dann zu, immerhin wollte ich ihm beistehen.

„Danke, könnten Lucy und ich dann heute vielleicht hier übernachten, alleine bin ich ein bisschen überfordert und ich will nicht dass sie mit zerzaustem Haar und in Schmutzigen Klamotten auf der Beerdigung ihrer Mutter erscheint“

„Ja klar, überhaupt kein Problem, hat sie denn die passende Kleidung für morgen?“ fragte ich dann nach.

Er schüttelte beschämt den Kopf.

„Okay dann würde ich sagen ich rufe schnell Amanda an das sie auf die Kinder aufpasst und wir fahren gemeinsam noch etwas besorgen, Evan braucht schließlich auch einen Anzug.“

Nachdem das geklärt war und Amanda sich bereit erklärte auf die kleinen aufzupassen waren wir auf den Weg in die Stadt in eine Boutique für Kinder, schnell fand ich den passenden Anzug für Evan, und ein schwarzes Kleidchen für Lucy dazu noch schwarze Ballerinas, und Haarspangen. Als das erledigt war schaute auch ich noch für etwas passendes, natürlich wurde ich fündig, das Kleid war knielang und Schulterfrei, unter den Brüsten war eine weiße Schleife, und dazu fand ich ein schwarzen Bolero.

„Gehen wir noch etwas essen?“ fragte John dann, ich nickte ihm zu und gemeinsam schlenderten wie in ein kleines Restaurant.

„Also, warum bist du so abweisend in letzter Zeit“ begann ich dann als wir bestellt hatten.

„Was meinst du?“ er schien sich ertappt zu fühlen und nun wusste ich das mich mein Gefühl nicht täuschte.

„Naja seit unserem Kuss bist du so naja wie soll ich sagen, so komisch du hältst dich von mir fern, redest nur das nötigste, und scheinst mir aus dem Weg zu gehen“

„Ich bin nur ein wenig gestresst, auf der Arbeit ist die Hölle los“ log er, und ich dachte daran ob er ernsthaft glaubte dass ich ihm das abkaufte.

„Das soll ich dir glauben? Also wirklich meine Intelligenz fühlt sich gerade ein bisschen verarscht“

„Es tut uns nicht gut, das weißt du. Ich will dir nicht wehtun, aber früher oder später wird es daraus hinauslaufen“

„Weshalb bist du der Meinung dass du mir wehtun würdest?“

„Weil es der Wahrheit entspricht, ich bin nicht gut in dieser Bezieungssache, Emily wird dir davon erzählt haben ich bin ein mieser Vater“

„Hörst du dir eigentlich zu wenn du sprichst? Du redest Müll, denk an die letzten Wochen zurück, du warst Lucy so ein guter Vater, wir waren fast wie eine Familie, wir haben zusammen Ausflüge gemacht, gespielt, und zusammen gekocht, du kannst nicht abstreiten das wir eine Menge Spaß hatten. Hab ich dir eigentlich schon von dem Gespräch mit Lucy erzählt?“

„Nein ich habe es aber zufällig gehört“

„Mir fallen langsam die Ausreden aus weshalb ich nicht ihre Mutter sein kann und ich muss gestehen es gäbe nichts Schöneres als ihre Mutter zu sein, und ich liebe dich John, ja ich liebe dich. Jetzt ist es endlich raus, vermutlich wirst du mir eine Absage erteilen aber es ist mir egal, weil ich mich wirklich lange genug gegen meine Gefühle gesträubt habe.“  Schnell sprang ich auf und warf ein bisschen Geld auf den Tisch und lief dann aus dem Lokal.

Völlig fertig mit der Welt lief ich durch die einsamen Straßen, ich hatte Amanda noch eine SMS geschrieben dass es später werden würde und so war ich alleine, schon langsam wurde es dunkel und ich konnte immer noch keinen klaren Gedanken fassen, wie dumm konnte ein einzelner Mensch sein? Ich hatte ihm ernsthaft meine Gefühle gestanden, und das einen Tag vor der Beerdigung seiner verstorbenen Frau.

Ich war das Gefühlsloseste Monster auf dieser Scheiß Kugel die sich Welt nannte, mich würde es nicht wundern wenn er sich nicht mehr melden würde.

Der Nieselregen wurde immer stärker und bald zog sich ein heftiges Gewitter zusammen, bei jedem Blitz oder Donnergrollen zuckte ich heftig zusammen und mit schrecken dachte ich an Evan der furchtbare Angst vor Gewittern hatte, ich musst schleunigst nach Hause.

Ohne zu schauen lief ich über die Straße, ein lautes Hupen ertönte, ein Auto schlitterte auf mich zu und ich war so geschockt das ich mich nicht bewegen konnte.

Ein lautes Krachen brach durch mein Bewusstsein und eine Millisekunde später wurde ich durch die Luft geschleudert, dann schlug ich hart auf dem Asphalt auf, ich spürte das Blut das über meine Stirn lief.

Ich kämpfte gegen die Müdigkeit und gegen den Schmerz an und stand dann auf zitternden Beinen auf.

„Lady? Sind sie verrückt geworden?“ schrie der Fahrer des Autos mich an.

„Tut mir leid ich muss gehen“

„Nichts da, sie müssen ins Krankenhaus, sie sind verletzt“ rief er aufgebracht, doch ich ignorierte ihn, ich musste nach Hause zu Evan der hatte doch schreckliche Angst.

Immer wieder stolperte ich über meine eigenen Beine, und schließlich gelang es mir endlich mein Haus zu erreichen Amandas und Johns Wagen standen in der Einfahrt.

„Wo ist Evan?“ fragte ich als ich die Küche betrat.

„Ach du heilige scheiße Megan was ist mit dir passiert?“ entfuhr es Amanda als sie mich ansah.

„Nichts schlimmes, aber wo ist Evan?“

„Die Kinder schlafen schon“ beruhigte mich John und seufzend ließ ich mich am Küchentisch nieder.

„Also noch einmal was ist passiert?“ Amanda würde nicht nachgeben bis ich es ihr erzählte also gab ich nach.

„Ich bin angefahren worden“ seufzte ich dann.

„Du bist was??? Wieso bist du nicht im Krankenhaus verdammt du hättest drauf gehen können. Wie kannst du nur so Rücksichtlos sein? Du hast einen Sohn zu Hause, eine Familie, “ rief nun auch John.

Genervt deutete ich ihnen das sie die Klappe halten sollen.

„Ich habe heute echt keinen Kopf mehr für etwaige Vorwürfe von eurer Seite, und zu eurer Frage warum ich nicht im Krankenhaus bin, ich habe mir Sorgen um Evan gemacht, er hat schreckliche Angst vor Gewittern“ erklärte ich ruhig, eigentlich wollte ich aufstehen und nach oben gehen aber mich verließ dich Kraft und ich ließ mich wieder in den Stuhl zurück sinken.

„Geht es dir nicht gut?“ fragten John und Amanda wie aus einem Mund.

„Sehe ich so aus?“

„Komm wir gehen jetzt duschen“ sagte John und hob mich hoch.

„Lass mich runter ich kann alleine gehen“ fuhr ich ihn an.

Doch er hörte mir nicht zu, stattdessen ging er die Treppe hinauf, Amanda warf uns noch ein Tschüss zu und ließ die Tür ins Schloss fallen.

„Was machst du nur für Sachen“ murmelte John als wir im Bad ankamen.

„Das fragst du mich? Es tut mir leid das im Restaurant vergiss das was ich sagte“

„Warum sollte ich das schönste das mir jemals eine Frau gesagt hat vergessen?“

„Was?“

„Megan, ich liebe dich auch, nur ich habe Angst, das alles ist noch so neu für mich und ich finde mich mit dieser Situation zwar so langsam ab, aber es ist trotzdem beängstigend und vor allem weil ich dich nicht verdient habe, du bist Klasse du schaffst alles was du dir vornimmst, du bist so eine wundervolle Mutter für Evan und auch für Lucy, die seit du da bist regelrecht aufblüht.  Das nicht nur wegen deinem Klavierspiel, das nebenbei bemerkt mein Herz geheilt hat, nein wegen deiner ganzen Art, mit deiner Taktik mich um den Finger zu wickeln, und das schaffst du nur mit deinem Lächeln weil du einfach einzigartig bist und wenn ich ehrlich sein soll bist du alles was ich mir je erträumt habe“

Mein Herz zog sich bei dem Worten zusammen, aus Glück, Freude und Liebe.

„Ich liebe dich“ hauchte ich.

„Ich liebe dich auch“ flüsterte er und gemeinsam stiegen wir unter die Dusche.

Dies war die erste Nacht in der wir uns liebten, und zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht welche Katastrophen sich noch ereignen würden.

 

Der nächste Morgen brach schnell an und die Hektik breitete sich aus, die Traurigkeit lag wie ein Schleier über uns und keiner wusste so recht was er sagen sollte, die Kinder hielten nur mit müh und Not ruhig als wir sie zurecht machten und schon langsam riss John der Geduldsfaden.

„Herr Gott nochmal könnt ihr kurz ruhig sitzen bleiben“ fuhr er sie an, ich wusste er meinte es nicht so doch die Kinder verstanden so etwas noch nicht. Also nahm ich die beiden in die Arme und erklärte ihnen warum John so drauf war. Sie nickten verständnisvoll und ließen die Prozedur über sich ergehen.

Schon waren wir auf den Weg zu der Kirche, alle trugen schwarz, und jeder einzelne hatte Tränen in den Augen, auch Jennys Mutter war anwesend, genauso wie Deans und ich hoffte das sie heute nicht das Maul aufrissen.

„Geht’s?“ flüsterte ich John zu der mit seiner Fassung Rang.

„Ja“ hauchte er mit belegter Stimme.

Nun standen wir am Friedhof und verabschiedeten uns von Emily, Tränen flossen, Rosen fielen und Erde wurde verstreut.

Kurz vor der Trauerfeier kam Lucy auf mich zu.

„Mummy? Ich habe Hunger“ sagte sie so laut das alle es hören konnten.

„Lucy warte noch einen Moment“ sagte ich und fühlte mich absolut nicht wohl in meiner Haut.

„Was hast du da eben zu dieser Frau gesagt?“ erkundigte sich Emilys Mutter abschätzend.

„Das ich Hunger habe“

„Nein ich meine das andere wie hast du sie genannt?“

„Na Mummy“ Lucy dachte sich nichts bei diesen Worten doch sie beging gerade einen großen Fehler.

„Sie ist nicht deine Mutter“ zischte die ältere Dame.

„Doch das ist sie, wir wohnen bei ihnen und ich schlafe in Evans Zimmer“ ritt Lucy uns immer tiefer in die Scheiße.

„Sie wird nie deine Mutter sein. Deine Mutter liegt hier unter der Erde“ schrie die Frau aufgebracht, ich zuckte zusammen als ich ihre Worte vernahm.

„Jetzt passen sie mal auf. Lucy ist noch ein Kind und sie sollten besser aufpassen wie sie sich Ausdrücken. Haben sie denn kein Feingefühl“ fuhr ich sie wütend an. Wie konnte sie es wagen das so zu sagen.

„Das haben sie sich gut ausgedacht sie Flittchen, warten bis Emily tot ist und dann ran an den Mann. Tja das wird wohl nichts sie Biest.“

„Halten sie die Luft an. Es geht sie gar nichts an was zwischen John und mir ist, und jetzt hören sie mal zu. Ich war eine gute Freundin von Emily, und sie hat unter ihnen gelitten, weil sie eine schlechte Mutter waren“ rutschte es mir heraus, dann gab sie mir eine schallende Ohrfeige und die Wunde  von gestern platzte auf. Unaufhörlich lief Blut über mein Gesicht und langsam wurde mir schwindelig.

John trat zu uns und sah mich besorgt an.

„Geht’s dir gut?“ fragte er, ich konnte nichts mehr erwidern, meine Brust stach und ich versuchte Luft zu holen, doch es gelang mir nicht, prompt wurde mir schwarz vor Augen und das letzte was ich spürte war der Boden auf dem ich hart landete.

„Megan“

„Mummy“

„Mummy“ hörte ich sie rufen doch ich schloss meine Augen, müde und ausgelaugt.

How to save a life

 

ACHT.

 

Where did I go wrong I lost a friend

Somwhere along in the bitterness

And I would have stayed up with you all night.

Had I know how to save a life.

 

How to save a life- The Fray

 

 

 

Johns Point of view.

 

‚Bitte Gott nicht sie, nimm mir nicht auch noch die Frau die ich Liebe. Bitte Lieber Gott. Betete ich innerlich als ich dem Rettungswagen nach fuhr, Lucy und Evan wurden von Amanda abgeholt und so konnte ich mich ganz auf Megan konzentrieren.

Noch nie hatte ich solche Angst um jemanden wie um sie. 

‚Bitte Lieber Gott‘ betete ich wieder still und fuhr auf den Parkplatz, sie durfte nicht sterben, verdammt ich hätte sie gestern noch ins Krankenhaus fahren sollen, ich hätte nicht darauf vertrauen dürfen das es ihr gut geht.

„Megan Ford“ rief ich der Empfangsdame zu als ich durch die Türen lief.

„Sind sie ein Familienangehöriger?“ fragte sie lapidar und am liebsten hätte ich ihr Teilnahmsloses Gesicht gegen die Scheibe gedrückt.

„Ich bin ihr Verlobter“ sagte ich nach kurzem Zögern.

„Okay sie liegt auf der Intensiv Station, in der Zwischenzeit ist sie wach und wird gerade Untersucht also haben sie ein wenig Geduld. Stock 3 Zimmer 12“ erklärte sie immer noch scheinbar gelangweilt.

Ohne auf die anderen Leute zu achten lief ich die Treppe hinauf immer 2 Stufen auf einmal.

‚Bitte lass sie nicht sterben, bitte ich liebe sie doch‘ murmelte ich ständig vor mich hin und die Verzweiflung war mir ins Gesicht geschrieben.

In dem Moment als sie auf dem Boden aufschlug,  setzte mein Herz für einen kurzen Moment aus, geschockt starrten die Anwesenden auf Emilys Mutter, sie lag da, war blass, und schien so leblos.

Ehe ich reagieren konnte stürzte sich eine Frau auf sie die anscheinend Sanitäterin war.

Dann ging alles ganz schnell, der Krankenwagen traf ein, sie wurde auf eine Trage gelegt, ich rief Amanda an und nun war ich hier. Alleine und verzweifelt, Tränen liefen unaufhörlich.

Ich konnte nicht einmal annähernd beschreiben wie ich mich fühlte, aber ungefähr so als hätte ich nur noch eine Körperhälfte, ein halbes Herz, ein halbes Gehirn, nur einen Arm und ein Bein und war beinahe blind vor Schmerz.

Gerade als ich vor ihrer Zimmertür ankam schloss der Arzt die Tür.

„Guten Tag, ich will zu Miss Ford“ brachte ich atemlos hervor.

„Sind sie ein Familienangehöriger?“ erkundigte der Arzt sich skeptisch.

„Ich bin ihr Verlobter“ log ich wieder.

„Okay also dann kann ich ihnen ja sagen wie die Lage aussieht, auch wenn es mir noch so leid tut muss ich ihnen sagen das sie in Lebensgefahr schwebt, sie hat schwere innere Verletzungen, eine Gehirnschädeltrauma und 3 gebrochene Rippen eine davon drückt ihr direkt in die Lunge, deshalb wird sie künstlich beatmet, ihre Chancen stehen sehr schlecht. Können sie mir sagen was passiert ist?“

„Sie ist gestern von einem Auto angefahren worden“

„Und weshalb war sie nicht im Krankenhaus? Sie hätten gestern kommen müssen, dann wäre ihre Lunge nicht so sehr verletzt worden und die Blutung hätte sich nicht ausgebreitet.“ Fuhr er mich barsch an.

„Ja ich weiß. Gestern sagte sie es ginge ihr gut. Ich war nicht dabei. Verdammt das wollte ich nicht“ weinte ich.

„Nun  gut sie können zu ihr, wir werden sie in 2 Stunden operieren, momentan ist sie wach. Ich werde sie nur noch schnell ankündigen.“

Der Arzt ging wieder ins Zimmer ein paar Sekunden später kam er wieder heraus.

„Machen sie’s kurz sie ist sehr schwach“ mit einer besorgten Miene ging er davon.

Ich traute mich kaum das Zimmer zu betreten, meine Schuldgefühle nagten an mir zerrten mich aus.

„Hallo“ flüsterte ich ihr zu und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.

„Hallo“ krächzte sie schwerfällig, mein Blick fiel auf die Geräte die mit ihrem Körper verbunden waren, das Piepen schmerzte in den Ohren.

„Soso, mein Verlobter also“ versuchte sie zu scherzen doch ihre Stimme brach weg.

„Ja, sonst hätten sie mich doch nicht zu dir gelassen“ erklärte ich ihr Schuldbewusst.

„Es tut mir so Leid Megan, wirklich es tut mir so unendlich leid, ich wollte nicht dass das passiert ich hätte dich gestern herfahren müssen. Ich hätte besser auf dich abgeben sollen“ schluchzte ich und drückte ihre Hand an mein Herz.

„Shsh“ machte sie nur. Und fuhr behutsam mit dem Daumen auf und ab.

„Wo Evan & Lucy?“

„Amanda hat sie abgeholt und sich bereit erklärt auf sie aufzupassen solange es nötig ist“

Ich betrachtete sie genauer sie war blass, fast durchsichtig, ihre Lippen leicht bläulich, ihre Augen wirkten viel zu groß für das eingefallene Gesicht das sie schmerzverzehrt verzog.

Jeder Blick den ich ihr zuwarf gab mir einen weiteren Stich in mein schon geschundenes Herz.

Sie schloss angestrengt die Augen, verzog ihre Lippen als würde sie gleich schreien, dann entspannte sich ihr Gesicht und plötzlich begannen die Geräte zu piepen alle auf einmal. Erschrocken wich ich zurück, sofort kamen 2 Krankenschwestern und ein Arzt ins Zimmer gestürzt mit einem Dephprilator

„Raus“ schrie mich der Arzt an.

Wie in Trance stolperte ich hinaus, ließ mich fassungslos auf einen der Stühle nieder und vergrub mein Gesicht in meine Hände, Tränen liefen, es schien als wäre ich taub, nur vage hörte ich die Stimmen der Ärzte die hinaus ins Zimmer liefen dann wurde sie hinaus geschoben und weg war sie.

Sie war weg und ich wusste nicht ob sie je wieder kommen würde.

Alles meine Schuld, schoss es mir durch den Kopf.

Irgendwie konnte ich mich dazu durchringen Amanda anzurufen.

„Hey Amy kannst du bitte ein paar Tage auf die Kinder aufpassen?“ meine Stimme war kaum wiederzuerkennen.

„Oh mein Gott was ist passiert?“ rief sie in den Hörer.

„Sie wird Notoperiert, innere Blutungen, gebrochene Rippen die in die Lunge drücken, ein Gehirnschädeltrauma. Verdammt Amy es tut mir so leid.“

„Nein, das kann nicht wahr sein“ hörte ich sie schluchzen.

„Es tut mir so leid“ wiederholte ich verzweifelt.

„Es ist nicht deine Schuld, ich hätte sie auch dazu bringen müssen ins Krankenhaus zu fahren“

„Wie dem auch sei, ist es möglich das Evan und Lucy bei dir bleiben? Ich würde gerne hier im Krankenhaus sein wenn sie aufwacht.“

„Ja aber natürlich, sag mir sofort Bescheid wenn es was Neues gibt“

Wir verabschiedeten sich und dann war ich wieder alleine nur die erdrückende Stille um mich herum,  die mich schier um den Verstand brachten.

Erinnerungen schossen mir durch den Kopf, eine glückliche Megan, die mit den Kindern am Herd steht und Lieder singt, Megan die am Klavier sitzt und vor sich hin spielt, eine Megan die mir half wo sie nur konnte.

Und was machte ich? Ich ließ sie sterben.

Die Stunden vergingen und nichts rührte sich, keine Menschenseele war zu sehen, und ich trank meinen 13 Kaffee der absolut widerlich schmeckte.

Immer wieder schweiften meine Gedanken ab, und hielten mich in einer Art Trance Zustand gefangen.

Ich kam nicht mehr heraus, war angekettet an meine Erinnerungen die mich überliefen, die mich verletzten, die mich schier umbrachten verdammt noch mal.

Erinnerungen sind etwas hässliches, sie zeigen dir was du alles verbockt hast, was du vermisst oder verabscheust, sie zeigen dir die schlimmsten Zeiten deines Lebens, versuchten die guten Zeiten zu verdrängen.

Und diese Stille, diese Stille erdrückte mich, schien mich auszulachen mich zu verhöhnen weil ich nichts weiter tun konnte.

„Mister Hanson?“ ertönte dann die Stimme des Arztes.

Mütter und Probleme

 

NEUN

 Mütter und Probleme

 

I wake up and wish that I was dead

With an acking in my head (…)

But the world spins madly on

The Weepies- World spins madly on

 

 

 

 

Erschrocken sprang ich von meinem Stuhl auf und lief zu ihm hinüber.

„Also Miss Ford geht es soweit gut, hätten wir nur eine Stunde später operiert hätte sie das Ganze nicht überlebt. Wenn sie die Nacht überstanden hat dann ist sie aus dem gröberen heraus, “ erklärte er müde.

Erleichtert fiel ich dem Arzt um den Hals

„Danke“

Schnell wählte ich Amandas Nummer um auch ihr die guten Neuigkeiten zu erzählen, natürlich war auch sie völlig aus dem Häuschen.

Da Megan noch unter Narkose stand entschied ich schnell nach Hause zu fahren und zu Duschen, den ganzen Stress abzuwaschen.

„Mein Sohn da bist du ja endlich“ überrascht sah ich meine Mutter an die vor meinem Haus stand.

„Mum, Dad? Was macht ihr denn hier? Ich dachte eure Kreuzfahrt endet erst in einem Monat?“ fragte ich überrascht.

„Wär sie auch, aber Evelyn, Emilys Mutter hat uns angerufen und gesagt dass du jetzt völlig den Verstand verlierst“ erklärte meine Mutter.

„Was soll das jetzt heißen? Was hat sie denn noch gesagt?“

„Das eine Frau sich als Lucys Mutter aufspielt, das diese nur auf dein Geld aus ist, und das sie die kleine dazu gezwungen hat sie Mutter zu nennen“

„Das ist alles gelogen, Megan hat mir geholfen wo es nur ging als Emily gestorben ist, sie hat sich um Lucy und mich gekümmert, für und mit uns gekocht und mir vieles Beigebracht. Und nur so nebenbei Megan weiß nichts von meinem Geld. Sie hat sich fürsorglich aufgeopfert obwohl sie selbst einen Sohn hat, und allein erziehend ist. Rede nicht von Sachen die du nicht verstehst. Herr Gott nochmal“ fuhr ich sie genervt an, immer musste sie sich überall einmischen auch wenn sie sich nur Sorgen um mich und Lucy machte, hatte sie nicht das Recht sich mit Evelyn zu unterhalten.

Und schon gar nicht wenn sie solche Lügen über Megan, verbreitete.

„Diese Person hat dich verändert früher hättest du nie so mit mir gesprochen“ rief sie empört aus.

„Was läuft da zwischen euch mein Sohn? Ist es nur eine belanglose Affäre für dich?“ mischte sich nun auch mein Vater ein.

„Nein sie ist keine Affäre und abgesehen davon geht euch das auch nichts an. Bitte Mutter meinst du ehrlich das sie Ausschlag gebend dafür ist wie ich mit dir spreche?“

„warum hast du uns nicht gesagt was mit Emily passiert ist? Du weißt wir wären sofort zurückgekommen“ nun war der Ton meiner Mutter sanft, liebevoll

„Ganz einfach weil ich es nicht gebrauchen konnte das ihr ständig bei mir seid, und mich trösten wollt, und nebenbei bemerkt Mutter mischt du dich zu sehr in mein Leben ein“

„Wir mussten es von Evelyn erfahren“

„Ach ja, telefoniert ihr öfter miteinander?“ rief ich aufgebracht, das konnte doch nicht wahr sein.

„Ja natürlich du sagst uns ja nichts“

„Tut mir leid ich muss jetzt gehen, ich bin eigentlich nur schnell hier um zu duschen und dann fahr ich wieder zu Megan ins Krankenhaus“

„Aber du kannst uns doch nicht einfach hier stehen lassen“ warf meine Mutter ein.

Genervt ging ich einfach an ihnen vorbei ins Haus hinein und schloss die Tür hinter mir, das fehlte mir gerade noch das sie vielleicht auch noch herein kamen.

Erst jetzt merkte ich wie müde ich eigentlich war, ausgelaugt und erschöpft entledigte ich mich meiner Kleidung und stieg unter die Dusche, fast wäre ich eingeschlafen.

Die wohlige Wärme des Wassers das über meinen Körper lief lullte mich ein und bevor ich wirklich noch ein schlief sprang ich aus der Dusche und wäre fast an den nassen Fließen ausgerutscht, konnte mich aber gerade noch halten.

Vielleicht wäre es besser ich würde mich noch einmal kurz hinlegen bevor ich los fuhr, dann entschied ich mich mit dem Taxi zu fahren denn ich wollte unbedingt dort sein wenn Megan aufwachte.

Als das Taxi dann am Krankenhaus ankam warf ich dem Fahrer ein paar Geldscheine zu und sprintete dann zu Megans Zimmer.

Sie schien noch immer zu schlafen und so setzte ich mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und bettete meinen Kopf auf die Matratze und ein paar Sekunden später schlief ich dann ein.

 

 

MEGANS POINT OF VIEW:

 

Müde versuchte ich meine Augen zu öffnen doch es gelang mir nicht so ganz, krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern was geschehen war, doch mir fiel nur noch ein das John hier war und zu den Ärzten sagte er sei mein Verlobter, ein wohliger Schauer durchlief mich als ich an das Wort dachte.

Mein Kopf begann zu arbeiten, begann sich auszumalen wie es wäre wenn John und ich wirklich verlobt wären, dann hätten Lucy und Evan eine Familie und ich einen Mann den ich liebe.

Erneut versuchte ich meine Augen zu öffnen, dieses Mal gelang es mir zumindest ein bisschen.

Ein schlafender John saß neben meinem Bett, hielt meine Hand und sofort wurde mir wieder warm ums Herz. Er war nicht von meiner Seite gewichen, er war hier bei mir.

Die Krankenzimmertür flog in hohem Bogen auf und John schreckte hoch.

In der Tür stand kein anderer als meine Mutter.

„Was willst du hier?“ murmelte ich erschöpft.

„Nach meiner Tochter sehen was denn sonst? Doch wie ich sehe hast du schon Besuch. Wer sind sie?“ wand sie sich John zu.

Benommen starrte er sie einen Moment an ehe er antwortete.

„John Hanson, und sie sind?“

„Mein Name ist Kimberly Ford ich bin Megans Mutter, und zu welchen Verhältnis stehen sie zu Megan?“

„MUM! Hör auf damit das geht dich gar nichts an“ zischte ich ihr zu.

Eigentlich wollte ich sie anschreien, doch die Narkose hatte noch ein paar Nachwirkungen und das hätte mich zu sehr angestrengt.

„Megan Ford, wie redest du denn mit mir? Anscheinend tut dir dieser Mann nicht gut“

„Wenn du nicht sofort aufhörst kannst du gleich wieder verschwinden. Woher weißt du überhaupt das ich hier bin?“

„Amanda hat mir Bescheid gesagt. Du redest ja nicht mit mir“

„Das hat auch seine Gründe“ murmelte ich.

John saß nur da und starrte die Decke vor ihm an.

„Das lasse ich mir nicht bieten, das wird Folgen haben, das kannst du mir glauben“

Mit diesen Worten war sie schon aus der Tür draußen.

„Eine Unterhaltung dieser Art habe ich heute auch schon mit meiner Mutter geführt“ sagte John dann nach einer Weile.

Komisch, eine Mutter hatte er bisher noch nie erwähnt.

„Mütter sind einfach unverbesserlich“

Jeder hing seinen Gedanken nach, keiner sprach und diese stille war angenehm, nicht erdrückend oder nervig, nein sie tat gut.

Mit ihm konnte man lachen, reden, spielen und Schweigen, das waren alles positive Eigenschaften die ihm noch mehr Pluspunkte brachten.

 

 

Nach einer Woche im Krankenhaus durfte ich endlich nach Hause, John war jeden Tag nach der Arbeit bei mir während die Kinder bei Amy waren, und so genossen wir die Zeit zu zweit.

Evan und Lucy waren mich aus dem Grund nicht Besuchen weil es für Kinder sicher nicht einfach war die Mutter im Krankenbett liegen zu sehen, deshalb freute ich mich umso mehr das ich jetzt endlich zu Lucy und Evan durfte.

John holte mich um Punkt 11 vor dem Krankenhaus ab, damit wir die Kinder von der Schule abholen konnten.

„Endlich sehe ich sie wieder“ freute ich mich als wir vor den Toren hielten.

 

Nachdenklich beobachtete ich die Frau die auf Evan zuging, sie war etwas älter und ihr graues Haar war streng nach hinten gebunden, ihre Falten waren tief und endlos, ihre Kleidung nicht sehr ansprechend und schnell eilte ich zu ihnen.

„Wer sind sie? Und was wollen sie von meinem Sohn?“ fragte ich direkt und stellte mich vor Evan.

„Das sollten wir vielleicht unter 4 Augen besprechen“ erwiderte sie.

Ich nickte ihr zu und umarmte Evan und Lucy innig, bevor ich sie zu John ins Auto schickte.

„Also noch einmal was wollen sie?“ „Ich bin vom Jugendamt, und es wurden einige Beschwerden gegen sie eingereicht. Dass sie sich nicht ausreichend um Evan kümmern und ihn vernachlässigen, das er alleine zu Hause ist und seine Schulischen Leistungen absacken“

Verdutzt sah ich ihr in ihre kalten grauen Augen, die von Falten umgeben waren und das waren definitiv keine Lachfalten.

„Was soll das heißen und von wem sind die Beschwerden?“

„Das heißt dass ich ihren Sohn vorerst mitnehmen werde bis das Gegenteil bewiesen ist. Von wem die Beschwerden sind darf ich ihnen leider nicht sagen“

„Das können sie nicht machen, sie können mir meinen Sohn nicht weg nehmen“ rief ich aufgebracht aus.

Diese Frau hatte vielleicht nerven, bevor sie mir nicht die Aussagen bestätigte würde ich ihr meinen Sohn nicht mit geben. Vor allem weil es einfach idiotisch und aus den Fingern gesaugt war.

Noch nie hatte ich Evan vernachlässigt, er bekam jeden Tag 2 warme Mahlzeiten und eine Jause in die Schule mit. Jeden Tag machten wir gemeinsam Hausaufgaben und lernten anschließend wenn ein Test anstand.

„Und ob ich das kann, tut mir leid Miss Ford aber ich muss meiner Arbeit nachgehen und bevor ich mir nicht sicher bin ob diese Anschuldigungen war sind wird ihr Sohn erst einmal in einer Pflegefamilie unter kommen, oder bei einem Verwandten, in diesem Fall ihre Mutter“

„Wieso  meine Mutter? Hat sie etwas damit zu tun?“ Zorn machte sich in mir breit, diese Frau war unmöglich, nicht einmal schaffte sie es sich aus meinem Leben raus zu halten.

„Sie können sich noch von ihm Verabschieden aber machen sie’s schnell“

„Nur über meine Leiche, mein Sohn bleibt bei mir zu Hause“

„Wenn sie ihn nicht freiwillig aushändigen dann muss ich die Polizei verständigen“

„Das darf doch nicht wahr sein“

Mittlerweile waren John und die Kinder zu uns gekommen und beobachteten neugierig das geschehen.

„Miss Ford, sie verabschieden sich jetzt besser“  sagte sie noch einmal.

„Mummy? Was meint diese Frau?“ fragte Evan mich mit großen Augen.

„Weißt du Schatz du musst mit dieser Frau mitgehen, und ein paar Tage bei ihr bleiben“ erklärte ich mit Tränen in den Augen.

„Nein Mummy ich will bei dir bleiben“

„Schatz es ist nur für ein paar Tage“ Tränen liefen über meine Wange.

Diese Frau nahm Evan an der Hand, er versuchte sich los zu reißen und begann zu schreien und zu weinen.

„Mummy nein ich will bei dir bleiben. Bitte Mummy. Hast du mich nicht mehr lieb? Hab ich was Böses getan? Mummy bitte ich verspreche dir ich werde immer brav sein und alles tun was du sagst, nur bitte Mummy darf ich bei dir bleiben? Mummy“ schrie Evan, und diese Sätze brachen mir mein Herz, ihn so zu sehen.

„Schatz ich liebe dich, du hast nichts Böses getan mein Engel.“ Weinte ich und schloss ihn noch einmal in die Arme.

„Mummy lass mich nach Hause kommen. Ich wollte doch nicht böse sein, Mummy ich werde mein Gemüse essen und immer brav lernen ich werde mein Zimmer aufräumen und schlafen gehen wenn du das sagst. Mummy bitte ich will nicht weg. Bitte. Mummy ich will bei dir bleiben ich liebe dich doch. Warum magst du mich nicht mehr?“ schrie er wieder verzweifelt.

Die Frau zog ihn barsch am Arm weg, er sah mich an große verweinte Augen, der Schmerz war ihm ins Gesicht geschrieben, auch ich weinte unaufhörlich um uns hatten sich schon Schaulustige gereit.

John zog mich in seine Arme, Lucy hatte mittlerweile auch zu weinen begonnen.

„MUMMY“ schrie er noch ein letztes Mal bevor sie aus unserem Blickfeld verschwanden.

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Bildmaterialien: Google :)
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2013

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