Ein Adventskalenderbuch
für alle kleinen und großen
Kinder
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Originalausgabe 1. Auflage November 2016
Umschlaggestaltung: Ramona Stolle
Umschlagbild: Pixabay
Bilder: Pixabay
HeppiBux
Copyright©RamonaStolle
ramonas.geschichten@gmail.com
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Lichterketten hell wie Sterne
Süße Düfte aus der Ferne
Feierlicher Glockenklang
Weihnachtsmärkte und Gesang
Bunt geschmückte Tannenbäume
Kinderherzen voller Träume
Flocken fallen dann und wann
Endlich fängt die Weihnacht an
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Der Weihnachtswind
Ihr lieben Kinder kommt geschwind
Ich spüre schon den Weihnachtswind
Er wandert übers ganze Land
Vom Berge bis zur Waterkant
Und blickt auf jedes Haus hernieder
Denn endlich ist es Weihnacht wieder
Wenn Eis und Schnee ihn still begleiten
Und Sterne auf dem Mondlicht reiten
Wenn Engel frohe Lieder singen
Und Glocken feierlich erklingen
Dann tanzt der Weihnachtswind im Walde
Denn Heilig Abend ist es balde
Die Wartezeit hat nun ein Ende
Geschmückt sind Häuser, Türen, Wände
Mit Tannenschmuck und goldnen Kerzen
Mit Lichterglanz und offnen Herzen
Ihr lieben Kinder kommt geschwind
Ich fühle schon den Weihnachtswind
Er trägt durch diese stille Nacht
Zwei Schneesterne als frohe Fracht
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Omas Schaukelstuhl
Es war wieder soweit. Oma lud die Kinder des Hauses ein, um ihnen Geschichten zur Weihnachtszeit zu erzählen. Früher kam Oma immer nur zu Besuch und holte dann das dicke Buch mit den vielen Geschichten aus der Tasche, doch nun wohnte sie selbst in dem Haus und darüber waren die Kinder sehr glücklich.
Das Weihnachtszimmer war so gemütlich. Es roch nach Zimt und Vanille, Kerzen flackerten und tränkten den Raum in warmes Licht. Oma hatte Tee und Kakao gekocht und selbstgebackene Plätzchen lagen auf den Tellern. Jedes Kind durfte knabbern und trinken, faulenzen und sich räkeln, wie es gerade Lust hatte. Überall auf dem Boden lagen Kissen verteilt und Decken, darauf konnten es sich die Kinder bequem machen. In der Mitte des Zimmers stand Omas Schaukelstuhl. Darauf setzte sie sich, legte eine rotkarierte Decke über ihre Knie und schlug das Buch mit der goldenen Schrift auf. Sie blätterte ein wenig hin und her und dann blinzelte sie über die kleine Brille hinweg. Alle Kinder saßen zu ihren Füßen und blickten sie erwartungsvoll an.
Die Weihnachtszeit konnte beginnen …
Hoch oben im Norden, wo der Himmel die Erde berührt, liegt das Weihnachtsland. Bekanntlich ist es dort sehr, sehr kalt und alles ist voller Schnee und Eis. Deshalb gibt es auch nur sehr wenige Menschen, die sich dort einmal hin verirrten. Diejenigen, die es aber doch versucht hatten, die waren enttäuscht, weil sie den Weihnachtsmann nicht angetroffen hatten. Ja, nicht mal einen Schornstein vom Weihnachtsdorf hatten sie zu Gesicht bekommen. Sie alle kehrten müde und durchgefroren wieder heim und verkündeten an alle Welt: „Den Weihnachtsmann, den gibt es nicht!"
Und so verloren viele Menschen den Glauben an den Weihnachtsmann, weil sie nur das glauben wollten, was sie auch sehen konnten.
„Aber wie kommt man denn nun in das Weihnachtsland?“, wollte Maya wissen. Es war ihr egal, woran die Erwachsenen glaubten. Der Weihnachtsmann lebte, das wusste sie genau.
„Geduld, mein Kind, Geduld“, lächelte Oma, wippte ein bisschen mit ihrem Stuhl hin und her und blätterte die nächste Seite auf.
Fast wäre das Weihnachtsland verloren gewesen, denn wenn niemand mehr an es glaubte, dann würde es tatsächlich aufhören zu existieren. Dies war sicherlich eine fürchterliche Vorstellung. Zum Glück gab es aber so viele Kinder auf der Welt, die gar nicht erst bis zum Nordpol fahren mussten. Sie wussten, dass es einen Weihnachtsmann gab, der mit seinen Helfern im Weihnachtsland lebte.
„Und es gibt ihn immer noch“, juchzte Marie.
Wenn man am Rand der Welt angekommen ist, dann sieht man die Wolkentreppe, die bis in den Himmel reicht. Über einen Regenbogen läuft man dann bis zu dem goldenen Tor und dahinter liegt das Weihnachtsland. Die Träume der Kinder haben dieses Tor gebaut und so können sie auch bis heute jeden Abend zur Weihnachtszeit das Weihnachtsland besuchen, wenn sie es denn wollen.
Im Weihnachtsland gibt es Dörfer und Städte geradeso wie auf der Erde. Es leben Wichtel und Zwerge, Elfen und Feen, Elche und Rentiere im Weihnachtsland. Auf einem Wolkenhügel hinter Frau Holles Haus wohnt der Weihnachtsmann mit seiner Weihnachtsfrau. Im Garten steht der Schlitten mit den vielen Glöckchen und Schleifen und wartet das ganze Jahr über darauf, am 24. Dezember mit Geschenken bepackt zu werden und zur Erde zu fliegen.
Jeder hat zu dieser Zeit seine Aufgaben und hilft, wo er kann. Und damit die Menschen auf der Erde auch ihren Spaß haben, schüttelt Frau Holle ihre Betten aus und schickt weiche weiße Schneeflocken zur Erde. Nur alle hundert Jahre holt Frau Holle ihr Traumkissen ans Fenster. Dies ist so wertvoll, dass sie es nicht schüttelt, sondern nur ganz sanft klopft. Die Flocken, die dort hervor schlüpfen, nennt man Schneesterne. Auf den ersten Blick hält man sie für gewöhnliche Schneeflocken, doch wenn man sie genauer betrachtet, sieht man ihre kleinen Gesichter und ihre Körper sehen aus wie kunstvolle Sterne. Das Schönste aber ist, dass sie leuchten wie es nur die allerhellsten Sterne können. Deshalb wird auch jedes Jahr ein Schneestern auserkoren, auf der Spitze des Weihnachtsbaumes im Weihnachtsland zu sitzen und weit übers ganze Land zu strahlen. Es sollte immer ein besonders braver Schneestern sein, der diese wichtige Aufgabe übernimmt. In diesem Jahr sollte die Wahl auf Lumi oder auf Tähti fallen. Da ist sich der Weihnachtsmann noch nicht ganz sicher.
Die beiden haben übrigens zwei sehr schöne Namen. In Finnland bedeutet Lumi nämlich Schnee und Tähti bedeutet Stern. Es ist also kein Wunder, dass die zwei Schneesterne gemeinsam durchs Weihnachtsland tollen.
Wahrscheinlich hätten sie sich den Platz auf dem Weihnachtsbaum geteilt und hätten um die Wette gestrahlt, aber manchmal kommt alles ganz anders …
Für heute schlug Oma das Buch zu, aber die Geschichte hatte gerade erst angefangen.
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Zwei Schneesterne im Weihnachtsland
Lumi und Tähti hüpften durch das Wolkenreich. Voller Freude juchzten sie, während sie kleine weiße Staubflöckchen aufwirbelten, die sich erst wie geschwungene Säulen aufrichteten, bevor sie wie feiner Regen herabrieselten. Die Vorbereitungen für das bevorstehende Weihnachtsfest hatten begonnen und die beiden Schwestern glitzerten bereits um die Wette, denn jede wollte am Heiligen Abend auf der Spitze des Wunder-Weihnachtsbaumes glänzen. Im Weihnachtsland war es üblich, das jedes Jahr ein anderer Schneestern die prachtvolle Tanne schmückte. Der Weihnachtsmann selbst bestimmte, wer diese wichtige Aufgabe übernehmen durfte. Er kannte seine Elfen und Engelchen, die Wichtel und natürlich die Schneesterne sehr genau. Das ganze Jahr über beobachtete er, was im Weihnachtsland passierte und notierte sich in seinem goldenen Taschenbuch alle Vorkommnisse. Der kleine Engel Leo hatte zum Beispiel vor einigen Wochen vergessen, Frau Holles Fenster wieder zu schließen und so waren viele, viele Schneeflocken vom Himmel gerieselt. Das wäre ja eigentlich gar nicht so schlimm, aber mitten im August, da haben die Menschen auf der Erde doch ziemlich komisch geguckt. Der knurrige Wichtel Rupert war immer wieder in die Weihnachtsbäckerei geschlichen und hatte in der Vorratskammer so lange gewartet, bis alle Fenster und Türen am Abend verschlossen waren. Auf leisen Sohlen war er dann zu den Regalen gelaufen und hatte von den leckeren Zimtstangen und Zuckerkeksen genascht. Ja, das alles und noch viel mehr schrieb der Weihnachtsmann in sein Büchlein.
„Zum Glück sind wir immer sehr brav gewesen“, jubelte Lumi und ihr Kleidchen aus Eis begann zu strahlen wie ein Edelstein.
„Das stimmt! Das hat der Weihnachtsmann bestimmt in sein Buch geschrieben“, nickte Tähti und klatschte in die Hände und das Klingeln von hundert Glöckchen erfüllte die Luft.
Lumi hüpfte auf die Puderzuckerwolke auf der Tähti saß. Mit einem Plumps landete sie am Wolkenrand, sodass sie, wenn sie sich etwas vorbeugte, hinunter auf die Erde sehen konnte. „Das ist doch Quatsch!“, lachte sie und klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich. Tähti zögerte etwas. Sie mochte es nicht, wenn Lumi sie herumkommandierte, doch dann stand sie auf, schlenderte zu ihr und setzte sich mit dem Geräusch von hundert klingenden Glöckchen auf den Hosenboden.
„Der Weihnachtsmann schreibt nur die schlechten Sachen auf“, sagte Lumi und legte ihre Stirn in Denkerfalten. Lumi fand, dass sie dann so richtig schlau aussah. „Er kann doch nicht jeden Tag schreiben, dass die Schneesterne Lumi und Tähti immer nur artig waren. Das ist doch sowieso klar, das muss er doch nicht schreiben!“ Lumi begann mit den Beinen zu schwingen, geradeso, als würde sie auf einer Schaukel sitzen.
„Woher weißt du das?“, wollte Tähti wissen, griff mit beiden Fäusten in den Wolkenrand und beugte sich auch ein bisschen nach vorne. Oh, wie wunderschön die Welt da unten aussah. Viele kleine Pünktchen bewegten sich hin und her. Brummende, quietschende und schrille Geräusche drangen bis zum Himmel hinauf. „Die könnten leise Glockenklänge brauchen auf der Erde.“
„Ehrlich?“ Neugierig drehte Lumi ihren Kopf und beugte ein Ohr in Richtung Erde. Das andere zeigte natürlich in den Himmel. „Hier ist erstmal alles ruhig. Im Himmel ist gerade Mittagspause. Und auf der anderen Seite? Mal hören!“ Entsetzt fuhr sie mit dem Oberkörper zurück. „Oje, das hält man ja nicht aus!“ Lumis Sternenkleidchen verdunkelte sich.
„Ob dort unten jetzt auch Mittagspause ist?“, wollte Tähti wissen.
„Ich hoffe nicht“, schnaufte Lumi, „bei dem Lärm kann sich doch niemand ausruhen.“
Tähti sah traurig hinunter auf die Stadt mit ihren Straßen und Geschäften, mit ihren Lichtern und ihrem Lärm.
„Ob die Menschen da unten bis zum Weihnachtsfest ihre Ruhe wiederfinden werden?“, fragte Tähti und nur ein leiser müder Glockenklang ertönte.
„Pah!“, polterte Lumi und erhellte den Himmel so sehr, dass Tähti geblendet die Augen schloss. „Was geht es uns an? Eine von uns will in diesem Jahr auf dem Wunder-Weihnachtsbaum leuchten! Das da unten ist wirklich nicht unsere Sache.“
Tähti fühlte sich plötzlich ganz schwer, denn tiefer Kummer krabbelte in ihrem Herzen herum. Wie konnte ihre Schneesternenschwester nur so hartherzig sein?
Es war nur ein kaum hörbarer Glockenklang, der in Tähtis Ohren kitzelte, dann senkte sie den Kopf und wippte nur einen Millimeter mit dem Oberkörper
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 02.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8634-9
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