Cover

1

 

Was haben blaue Haare, ein Buch und ein sehr, wirklich sehr, wütender Magier gemeinsam? Na ja...mich.

Ich peste gerade eine Treppe hoch, meine blaue Haare wehten gleich einer Fahne. Der Mann hinter mir war echt schnell, weshalb ich versuchte, noch schneller zu rennen. Natürlich gab es einen Grund für diese wilde Jagd: Das Buch.

Das Buch, welches ich fest umklammerte. Oh, ich war nicht so dumm, darauf zu hoffen, das ich es schaffen würde. Das war nicht mein Glückstag. Schwer atmend kam ich auf dem Dach des Hauses raus. Das Gebäude ragte 6 Stockwerke in die Höhe, einen Sprung aus diesen Spheren zu wagen könnte schief gehen. Hastig glitt mein Blick über alles und mein Gehirn rechnete diverse Fluchtwege aus. Sackgasse.

Trotzdem eilte ich zur Kante des Daches und spähte auf die Büsche hinab, die die alte Klinik fast zur gänze umschlossen.

„Keine Bewegung!“

Erschrocken wirbelte ich herum, nur vier Meter von mir entfernt stand mein Verfolger, die rechte Hand erhoben. Im Handteller zuckten kleine weiße Blitze, die sich rasch zu einem Knäul aus Energier zusammen ballten. Japp, ich saß mal so dermaßen tief in der Schei**.

Ich drückte das Buch fester an meine Brust und sah mich erneut um. Es musste einfach einen Fluchtweg geben.

„So, du dreckige kleine Diebin, ich will mein Buch zurück.“

Seine tiefe raue Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn, lange hatte er sich nicht mehr unter Kontrolle. Der Gute brauchte dringend eine Aggressionsbewältigungstherapie, beschloss ich. Obwohl er jedes Recht hatte, das in meinen Händen war nicht irgendein Buch.

„Ähm...“

Eine weniger geistreiche Antwort auf sein Anliegen hätte ich nicht haben können. Im Kopf machte ich mir die Notiz, das ich mich in Zukunft von mächtigen Magiern fernhalten sollten, so fern ich das hier überlebte. Mein Gegenüber entspannte sich und stand locker da, Sex auf zwei Beinen, wie man so schön sagt. Der Kerl erdreistete sich zu Grinsen, was auch immer an der Situation so witzig war, ich erkannte es nicht.

„Na Na, ein Flaschengeist. Wer schickt dich?“

Bei dem Wort „Flaschengeist“ verzog ich meinen Mund, diese Bezeichnung war eine ungeheure Beleidigung. Wir waren keine Geister, denn Wir hatten Körper. Und nicht alle bewohnten Flaschen, meine Wenigkeit bevorzugte eine alte zerbeulte Sauerstoffflasche.

Ich schob trotzig das Kinn vor:„Niemand.“

Mr. Magic zog eine Braue hoch:„Hm...bei eurer diebischen Veranlagung könnte ich dir das FAST glauben“

Ich lugte über die Schultern hinab. Ohne das Buch hätte ich bessere Chancen, jedoch dürfte es funktionieren. Eventuell würde es wehtun...strahlend warf ich ihm mein schönstes Lächeln zu und sprang.

Er fluchte, und wie er fluchte. Junge.

„Du kleines Biest,“schrie er mir nach.

Das Buch beschwerte meinen Körper, schneller als gewohnt traf ich unsanft auf der Erde ein. Kleine Äste bohrten sich durch die Haremshose in mein Hinterteil, Klischee muss sein, und mein Haar verfing sich im Gestrüpp. Leise murmelnd entwirrte ich meinen blauen Schopf und krabbelte aus den Hecken.

Direkt neben mir schlug ein magischer Blitz ein, aufgeschreckt hüpfte ich zur Seite. Ein Blick hoch verriet mir, das der Schönling gerade austickte. Ich musste hier weg, sofort. Weiteren Blitzen ausweichend hechtete ich zu dem kleinen Wäldchen am Rand des Grundstückes.

Hasta la Vista, Mr. Magic!

 

Verärgert starrte er immer noch auf die Stelle, wo das kleine Dschinn-Mädchen in die Bäume entschwunden war, bei sich sein Eigentum. Das Grimoire... SEIN Grimoire. Ein Zauberbuch, in das er viele Stunden seines Lebens gesteckt hatte. Darin enthalten, einzigartige magische Formeln, Beschreibungen zur Beschwörung mächtiger Dämonen und Geister, wie unzählige weitere Dinge.

All das gehörte ihm allein, so sehr sich seine Gegner danach verzehrten diesen Schatz in den Händen zu halten. Er würde nicht nach den Schriften Fremder trachten, solch eine Tat lag unter seiner Würde. Und noch weniger würde er zulassen, das sein Werk gestohlen blieb.

Gerissenes kleines Mädchen.

Erst hatte er sie für eine gewöhnliche Diebin mit gefärbten Haaren gehalten, auch wenn ihre Kleidung einen Verdacht aufkeimen ließ. Nachdem sie tänzerisch zu ihm herum gewirbelt war und ihn mit leuchtend goldenen Augen anfunkelte, bestand kein Zweifel mehr. Flaschengeist.

Er hätte an die Schwerelosigkeit der Dschinn denken müssen, nur sein eigener Hochmut hatte ihm dieses Schlamassel eingebrockt. Zitternd ballte er seine Hände zu Fäuste, um sie wieder zu öffnen und zu schließen. Wenn er ihren Worten glauben schenkte und sie eine Herrenlose war, machte es die Situation nicht leichter.

„Hunter, zum Dach!“, raunte er die Worte in den Wind.

Minuten verstrichen, bis leise Schritte hinter ihm vom Ankommen seines Untergebenden kündeten. Der Geruch nach Rauch und Brot umhüllte seine Nase.

„Ich will, dass du ihr folgst,“ er legte eine kurze Pause ein.

Die nächsten Worte ließ er sich noch einmal durch den Kopf gehen.

„Folge ihr und kontaktiere mich. Du bleibst bei ihr, auch bei ihrem Gefäß. Aber näher dich ihr nicht.“

Stille.

„Herr?“

Hunter stellte keine fragen, er führte aus. Weshalb der Magier sich umdrehte, um seinen Dämon zu mustern. Ein drahtiger großer Mann mit schwarzen Haaren und dunkel roten Augen. Er war nicht ganz so groß wie er, aber mit seinen 1.84 m stattlich. Hunter trug seine Jeans und seinen Rollkragenpullover in schwarz, eine drastischer Kontrast zu seiner weißen Haut. Am linken Handgelenk blitze ein Stück tättowierte Haut auf.

„Ich werde sie bannen. Das wird wohl die amüsanteste Art sein, dieser kleinen Diebin manieren bei zu bringen. Vielleicht teile ich sie mit dir. Würde dir das gefallen?“

Der Dämon machte ein verdutzes Gesicht, fing sich aber schnell und ein gefährliches Grinsen erblühte auf seinen schmalen Lippen. Das entblösste seine spitzen Reißzähne.

„Ja, Herr. Sehr sogar.“

In den roten Augen blitze reges Interesse an der bevorstehenden Jagt. Gut.

„Dann bist du entlassen. Beginne.“

 

Nur wenige Stunden später stand ich vor meiner heißgeliebten Sauerstoffflasche. Nach außen hin sah sie, nett umschrieben, wie Schrott aus. Es kommt auf die inneren Werte an! Ich hatte mein Zuhause in eine kleine Seitengasse, neben einem Müllcontainer, deponiert. Kein Mensch und auch keine anderen Wesen räumte so etwas von hier weg.

Zufrieden berührte ich das Ventil und dematrialisierte mich mit meiner Errungenschaft. Das Tor in mein Heim öffnete sich meiner Magie und ließ mich ein. Schließlich stand ich in einer großen Halle aus weißem Marmor, auf einem Podest ein riesiges Himmelbett aus selbigem Stein. Bunte Tücher wehte darum. Hohe Säulen trugen die Kuppel, von der kreisrunden Mitte führte unzählige Gänge in ein tief verzweigte Netzt aus Gängen und Räumen. In den Zimmern stapelte sich Diebesgut ohne Ende.

Ja, Dschinn sind die Messis der magischen Welt. Wir können nicht anders, alles was wir schön oder interessant finden, wird eingesteckt. Nicht zu vergessen, alles was glitzert, auch. Kleptomanie ist uns in die Wiege gelegt. Hinzu kam, das wir Platz hatten, unermesslich Platz. So ein Gefäß war nur das Tor zu einer geschützen Welt, wir können in ihr den Himmel sehen und den Wind spüren. Mit dem eintauchen in Dschinngefilde wurde alles und jeder mikroskopisch klein und unsichtbar.

Locker legte ich das Buch auf einen schönen antiken Tisch aus Eiche, um den zu bekommen musste ich bewaffnet mit einer Sauerstoffflasche in ein Museum einbrechen. Das Zauberbuch würde ich nicht wegräumen, ich hatte in einer Stunde ein Meeting mit dem Magier Asael, der das Grimoire von Miran besitzen wollte. Jedoch war ich nicht seine Untergebene, ich war zu unbedeutend für seine Dienste, das machte ich mir zu nutzen um einen Handel zu vereinbaren. Wo er zuerst keine Magie für mich verschwenden musste. Eine Bannung kostete Kraft. Ich besorgte das Buch und sollte ich das überleben, wäre dieser Dienst von hohem Wert. Er sollte mein Gefäß sichern.

Ich wollte mich hübsch machen, immerhin ging es hier um meine Zukunft, so stellte ich mich vor den Spiegel, ebenfalls geklaut. Probeweise hielt ich mir meine Locken hinter den Kopf zusammen, das Ergebnis spaltete meine Meinung. Zum einen kamen meine leicht Spitzen abstehenden Ohren zur Geltung, negativ. Die großen schrägen Katzenaugen hingegen wurden gekonnt betont. Hm. Ich entschied mich für einen Zopf, sollten doch alle meinen Ohren beim zucken zusehen. Ja, ich konnte die Dinger bewegen, abgefahren, was? Schminke war überflüssig, Dschinn haben von Natur lange dunkle Wimpern, perfekte Haut bla bla bla. Ein schwarzer Strich umrandete meine Augen, auch natura. Wir sind schon entzückende Dinger.

Fälschlicherweise denken alle, wir bräuchten Gefäße. Dem war nicht so, wir konnten durchaus ohne. Zwar fühlte wir uns dann unwohler, aber Nacktschnecken beschweren sich auch nicht. Nicht viele Gegenstände entsprechen unseren Vorstellungen, ich dachte über einen Umzug nach. Ein Feuerzeug sollte es sein, inklusive integrierter Taschenlampe und irgendwelchen Feen als Motiv. Schwärmend schlüpfte ich in eine Leggings und ein dunkelblaues T-shirt. Keine Schuhe. Fußgefängnisse, kann ich nicht brauchen. An meiner Haute fand so schnell kein Dreck halt.

Ich schnappte mir das Buch und waberte in Form einer Wolke aus dem Ventil.

 

Skeptisch beäugte er das Teil.

Erneut suchten seine roten Augen die Gasse ab, kein weiterer Gegenstand roch intensiver nach dieser Mischung aus Hyazinthe und Lavendel, umwoben von Sonnenlicht.

Also musste es die Sauerstoffflasche sein. Unauffällig, ja. Hübsch, nein.

Es blätterte sich der graue Lack ab und beulen rundeten den Eindruck ab. Er zug sich in den hinteren finsteren Teil der Gasse zurück um sein Handy zu zücken. Miran würde erfreut sein.

Flink drückte er die Anruftaste und hielt sich den Hörer ans Ohr. Nach dem 4 Klingeln hob er ab.

„Hunter.“

Er schwieg kurz, aus respekt gegenüber seinem Meister.

„Herr. Ich habe ihr Gefäß aufgetrieben. Eine Sauerstoffflasche...“

Lachen erfüllte die Leitung.

„Herrlich. Äußerst seltsam, das Mädchen. Behalt das Gefäß im Auge, sollte sie sich von ihm entfernen, nimmst du es an dich und folgst ihr. Ich erwarte Bericht.“

Hunter senkte demütig den Kopf.

„Ja, Herr.“

Aufgelegt.

Der Dämon lehnte sich an die Wand und wartete. In der Gasse roch es zum größten Teil nach Abfall und dem Gulli, sein eigener Geruch mischte sich unauffällig darunter.

Nach 10 Minuten begann die Flasche zu Zittern. Ein feiner Nebel entwich dem Ventil, es erinnerte an Sternenstaub.

Die Wolke verdichtete sich zu einer zierlichen kleinen Gestalt.

Ihre Locken wiesen etliche Schattierungen von Blau auf, ein tiefes Indigo bildete die Grundierung zu den Spitzen verfärbten sie sich Silber. Die Haut, die er erblicken konnte, schien aus flüssigem Honig und Gold zu sein.

Er befand, das sie was hatte. Es würde ihm Freude bereiten, sie zu zähmen.

 

Der Qualm hing schwer in der Luft, ich leidete langsam ernsthaft an Atemnot. In meinem Zuhause hätte ich bestimmt irgendwo eine Gasmaske gehabt. Zum teufel mit den ganzen Rauchern. Das Meeting war für diese Lokalität angesetzt, ich glaub, das ist irgendeine neumodische zermürbung's Taktik.

Grimmig schlängelte ich meinen Weg zu der Nische, in der wir uns das letzte Mal aufgehalten hatten. Nicht ohne den ein oder anderen Grabscher. Bah!

Natürlich hockte der ultimative Master schon an dem glänzenden Tisch, er konnte sich vor weiblicher Aufmerksamkeit kaum auf den Wein vor ihm konzentrieren. Ja, zu jedermanns Verwunderung gab es in dieser Spelunke Wein!

Ich schob die kurvige Bedienung beiseite, die sich empört umdrehte und...wow hatte die Holz vor den Hütten. Der Aura nach Mensch. Ein Lächeln meinerseits und die Frau starrte mich verträumt an. Hach, Menschen können uns nich widerstehen!

Dann plumpste ich für meine Verhltnisse ungalant auf die Bank ihm gegenüber und neigte zur Begrüßung den Kopf.

„Asael,“murmelte ich.

Das Buch ruhte schwer auf meinen Schoß.

Die Bedienung beugte sich verführerisch zu mir runter, dabei sprengten ihre enorme Oberweite fast den Ausschnitt.

„Malou,“raunte er.

Nein, das war kein supermagischer Spruch oder so. Er hatte mich mit meinem Namen begrüßt.

Die Frau wusste nun gar nicht mehr, wem sie ihre ''Aufmerksamkeiten'' zukommen lassen sollte. Nervös huschte ihr Blick von mir zu ihm, um erneut mich anzustarren.

„Kann ich Ihnen was bringen?“, säuselte sie mich voll und verfiel dabei in einen trällernden Tonfall.

Mitfühlend schaute ich in ihre Augen und seufzte, die Arme.

„Ein Wasser, danke.“

Fröhlich schritt die Dame mit wogenen Hüften davon.

Asael hatte die Szene intressiert verfolgt und musterte mich aus braunen Augen, durch seine Brille. Das genauso braune Haar trug er verwuschelt. Sein Gesicht hätte man als hager beschrieben, ein zerter Oberlippenbart und der dazu passende Kinnbart verliehen ihm ein verschlagenes Erscheinen. Oh, jetzt denkt man, er wäre unattraktiv und man könnte sich leicht fragen, woher die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts kam... Ausstrahlung! Er strahlte Macht und Selbstbewusstsein aus. Ich für meinen Teil, bekam lieber Angst. Nichts für ungut, aber diese Unterwerfungsnummer war nicht mein Fall.

„Du bist erschienen. Folglich nehme ich an, du hast, was ich begehre.“

Ach ja, das war auch normal bei diesem Obermaker Magier.

Ich nickte nur und legte das Bündel auf den Tisch.

„Halten Sie ihren Teil ein?“

Keine Antwort.

Unsicher schob ich das Buch in seine Richtung, er griff danach und untersuchte den Inhalt. In seine Augen begann es erregt zu leuchten.

„Dummer Flaschengeist.“

Ich erstarrte, irgendwie hatte ich das geahnt. Warum sollte dieser Big Boss auch seinen Preis zahlen? Eine schwache Dschinn konnte ihm nichts anhaben.

„Ich werde dein Gefäß nicht schützen. Du warst nützlich, die Spur wird sich bei dir verlieren.“

Bevor ich reagieren konnte, legte sich seine Hand auf meine Stirn.

In meinem Kopf explodierte etwas, dann wurde alles schwarz.

2

 

Er kauerte auf einer Bank, die Bar lag auf der anderen Seite der Staße. Vor 2 Minuten war das blauhaarige Frau darin verschwunden. Sie wollte wohl da drin bleiben.

Zwischen seinen Beinen stand die Sauerstoffflasche, die Leute beäugte sie komisch. Wer schleppte so was schon mit? Besonders ein gesund aussehender Mann.

Zum zweiten Mal zückte er das Smartphone und rief seinen Gebieter an.

„Hunter.“

„Herr, ich glaube, sie trifft sich mit jemandem“

Stille.

„Nenn mir die Adresse.“

Hunter nannte seinem Meister die Adresse und beschrieb zusätzlich seine Position.

„Bleib, wo du bist, Hunter. Ich bin bald da.“

Oh er lachte ganz entzückend...glaubte ich. Betrunken, das war der Kerl definitiv und in Flirtlaune. Mein Kopf ruhte schwer auf meinem Hals, rosa Watte Wolken schwebten zwischen meinen Hirnwindungen. Hach...jetzt lacht er wieder. Irgenwie seltsam.

„Duuu bischt...ecchht susss...,“ sein nuscheln konnte man kaum verstehen, der Alkohol schluckte die Worte zur Hälfte.

„Hm?“

Ich grinste dümmlich und stütze mich an der Theke ab...

Eine leise Stimme wollte mir sagen, das ich noch was erledigen musste... ich konnte mich nur nicht erinnern. Konnte nicht all zu Wichtig gewesen sein. Oder...doch?

Der Schädel brummte mir und ich fragte mich, ob ich gerade den ersten Rausch meines Lebens erfuhr. Nette Erfahrung. Wo war...dieser...ach so ein Typ halt. Mit verkniffenen Augen suchte ich nach jemanden, ich wusste nicht nach wem. War der weg? Es hämmerte beim Denken. Aua...

„Na, wen haben wir denn da?!“

Das sarkastische Knurren erklang direkt neben meinem Ohr. Oh Mist!

Sofort schwang ich mich vom Stuhl, alles in Alarmberreitschaft. Vor mir ein Männeroberkörper in einem schwarzen T-shirt mit Lederjacke. Langsam glitten meine Augen hoch, hoch ...und höher. Der Typ war mindestens 1.88 m, mein Kopf lag im Nacken, da sahen meine 1.55 m blass aus. Gefährliche blaue Augen blitzen unter dichten Brauen. Gerade Nase, ok. Oh...Lippen, volle Lippen. Die Wangenknochen in Verbindund mit dem kräftgen Kinn, männlich. Mal davon abgesehen, das er einen 3-Tage-Bart trug. Schwarze Haare gaben ihm so einen frischen Fi...ähm Bett-Look. Und seine Schulter füllten momentan mein gesamtes Blickfeld, was hatte der für ne Spannbreit? 2 Meter? Und sein Nacken...Ok, offiziell war ich jetzt verknallt...bis mir einfiel, woher ich das Gesicht kannte.

Mit einem Schlag ernüchterte sich meine Sicht auf den Sexgott vor mir und ich besann mich meiner Fluchtinstinkte. Eilig wollte ich mich an dem Barhocker zur Nächsten Lücke schieben, doch bei meinem Talent blieb ich stecken und Mr. Magic packte gnadenlos meinen Oberarm. Witzig!

„Lass mich los! Kzzzzz...“

Zu spät wurde mir klar, das ich ihn auf die seltsamste Art angezischt hatte. Ups... Merkwürdige kindische Geräusche füllte zwar meinen halben Wortschatz, ABER das war hier mal so was von unangebracht. Der Magier bedachte mich mit einer erhobenen Braue, Déjà-vu, Leute. Sein Griff verstärkte sich und er bekam mich aus dem Gefägniss, nicht ohne das es schmerzhaft an meinerm Becken drückte.

„Auuu! Grobian!,“ maulte ich ihn an.

Mr. Magic war die Personifizierte nicht Achtung! Whoa wenn ich erstmal..

Er zerrte mich gen Ausgang, ich glaube, er bemerkte nicht mal meine Versuche mich zu wehren. Erst entglitt mir die Kante des Tresens und dann fuhr ich Kneipenski, meine in den Boden gestemmten Füße glitten einfach weiter. Irgendwann stolperte ich, aber selbst da machte er keinen Halt. Hilfesuchend berührte ich einige Gäste, ausnahmslos alle ignorierten mich. Nur die Bedienung warf mir einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, ich winkte verzweifelt, sie schüttelte kaum merklich den Kopf, mist. Mist...MIST!

„Hey, du Idiot. Ich weiß, das wir keine Freunde sind, aber peinlicher gings nicht, oder?“

Ein trockenes Schnauben. Ohhh, ich durfte mich also nun in seiner Aufmersamkeit sonnen.

„Du wirst entführt, und alles, was dich interessiert, wie du dabei aussiehst?“

War das unglauben in seinem Bass?

Ich zerrte weiter an meinem Oberarm, nichts. Er hätte irgendwo als lebende Fessel anfangen können! Mr. Magic's Stahlfesseln. Das würde sich verkaufen.

„Ich hab irgendwo noch so etwas wie Würde...“

...auch wenn ich sie ausgraben und entstauben musste.

Der Magier stieß die Tür auf und schubste mich ins Freie, beziehungsweise gegen den nächsten Körper. Ich prallte zurück und drehte mich zu meinem Entführer um, gerade stieg mein Wutlevel auf Hunder.

„Hör mal, duu...argh. Ok, ich gestehe, dass ich eine kleine verlogene Diebin bin. Und jaaa, ich habe heute wohl die größte Dummheit in meinem kurzen erbärmlichen Leben gemacht...Hey. Bleib da stehen!“

Er war ruhig zwei Schritte vor getreten, ich hielt besänftigend und ergeben meine Hände hoch. Seine Augen fixierte einen Punkt hinter meinem Kopf...Ach, wie schön, sie waren zu zweit. Die Präsenz in meinem Rücken zog sich etwas zurück...Ok, ein Anfang.

„...und ja, ich hatte dieses Buch...nur weiß ich nicht mehr, wem ich es gegeben habe...“

Bing! Blaue augen durchdrangen mich, von einer Sekunde zur Nächsten. Interesse geweckt, jetzt erklärung abgeben.

Hastig fuhr ich mit meinem Gefasel fort:„Ich weiß alles, nur nicht, wer er war...wenn ich versuch...ja, schmerzen. Es wär echt nett, wenn ich einfach nachhaus gehen dürfte. Demnächst bin ich mehr als Artig....ich hab auch total viele Sachen, die ich dir geben kann...“

Mein Kopf schmerzte, ihm wurde es allmählich zu viel.

Ich sah müde zu dem Magier hoch... meinte, das sein Name Miran war und wartete auf eine Reaktion. Die ließ nicht auf sich warte, gemächlich verzogen sich seine sündhaften Lippen zu einen raubtierhaften Lächeln...so von der Art, er wisse, das er die Beute spielend leicht bekäme. Oh Oh...!

Wie ich es schon eine Stunden zuvor trefflich beschrieben hatte: Ich saß mal so dermaßen tief in der...Scheiße!

„Du glaubst, ich würde dich einfach so ziehen lassen, Flaschenmädchen? Interessant, wie naiv du bist.“

Ruhig überbrückte er unseren Abstand, nicht ohne, dass ich zurück wich. Seine geschmeidigen Bewegungen erinnerten mich an das kleine Detail, das mich bei meinen recherchen verdutz hatte; man bezeichnete ihn als ''Krieger-Magier''. Ich rutsche noch mehr in die Patsche. Uiiuiui...

Miran umschloss mein linkes Handgelenk...zum wiederholten Mal an diesem Tag, war ich Magie ausgeliefert. Hinreißend!

Bis zu diesem Moment hatte ich keine Ahnung, das man das Wort ''Schmerz'' SO definieren konnte. Es bekam gleich eine völlig neue Bedeutung! Brennende Säure schoss durch meine Venen zu Herzen und von dort, in jede Zelle meines Körpers. Keuchend ging ich zu Boden, meine Knie konnte die Last nicht mehr tragen. Er verhinderte nur, das ich nicht gleich umfiel und hockte neben mir. Das Handgelenk gab er keinen Moment frei. Ein Wimmern entrang sich meiner Kehle, ans Atmen war nicht zu denken. Alles krampfte, ja...und es brannte...mir kam es vor, als würde Flammen meinen Leib verzehren. Die Säure kletterte ich meinen Kopf...es tat so weh.

Meine Welt bestand aus ungestrübten reinen Schmerz.

Ausgelaugt dämmerte mein Geist wieder an die Oberfläche meine Bewusstseins, jemand kreischte. So ein kreischen, das einem die Stimme raubte. Konnten die nicht leiser sein? Warte...das war doch meine Stimme...

Schlagartig öffnete ich die Augen, das Kreischen verstummte.

In der Fötushaltung lag ich auf dem kalten Asphalt, der Magier nach wie vor an meiner Seite. Er berührte mich nicht mehr.

Ängstlich richtete ich mich auf und käpfte gegen den Schwindel, wegrutschen überstieg dann meine Kräfte. Ich begutachtete alles an mir, in der festen Annahme, ich wäre eine verkohlte Leiche. Nichts...ok nicht ganz Nichts. Das linke Handgelenk, welches er für seinen Zauber missbraucht hatte, zierte ein breiter Reif aus zwei schwarzen Strichen. Verwirrt hob ich das Ding vor meine Augen, es war...Teil meiner Haut. Zwische den beiden Linien krümmten sich seltsame Runen...

„Eine Manifestation meiner Macht. Oder: Das Symbol, das dich als mein Eigentum kennzeichnet.“

Erschrocken riss ich meinen Blick von dem Zeichen los und starrte ihn an. In meinen Augen stieg der Druck...Nein....nein...Tränen verschleierten heiß meine Sicht.

„Duu...du...“

Da brach etwas in mir, ganz tief in mir.

Ich glaub, das war die Würde, die ich zuvor noch hatte ausgraben wollen.

 

Kalt betrachtete er die Dschinn, sie weinte.

Wer nicht hören kann, muss fühlen.

Er hatte ihr die letzte Chance auf dem Dach gegeben, da hätte er sie sicher gehen lassen.

Nun gehörte sie ihm, unwiderruflich. Genau wie Hunter.

Der Dämon hatt keine schmerzen erleiden müssen, eher ein warmes Gefühl. Er hatte sich der Unterwerfung geöffnet.

Das musste er ihr lassen, bis zu Letzt hatte sie um ihre Freiheit gekämpft, daher die ungewöhnlich starken Schmerzen. Er hatte den Zauber in ihrem Kopf gespürt, wer auch immer sein Grimoire hatte, er war fast so stark, wie Miran. Eine Lösung würde dennoch möglich sein. Abespannt fuhr er sich durch das schwarze Haar und seufzte auf, einem Geist sein Mal auf zu drücken, gegen den Willen, raubte Kraft. Sie würde jetzt erschöpfter sein, aber der Tag war anstrengen.

Er hob die Augen und begegnete Hunters, er las tiefste Zustimmung, wie immer. Erneut sah er das Mädchen an. Blaue wilde Locken, honighaut und unglaubliche Augen. Sie standen leicht schräg und schienen Katzenhaft durch einen natürlichen Strich. Ihr Farbe war mit gold nicht beschrieben. Goldene Splitter unterlegt von Berstein und einer warmen glühenden Dunkelheit. Kleine Stupsnase und volle Lippen, Schmollmund.

„Wir müssen gehen, für heute reicht es.“

Er warf ihr die Worte Seelenruhig hin, nicht gewöhnt, das man ihm widersprach.

Einen Funken von Kampfgeist blitze im Gold ihrer Ididen auf.

 

Wut kochte in meinem Bauch hoch, rang die Verzweiflung nieder, gab mir neue Energie. Dieser kleine...ohh der konnte sich gefasst machen!

„Es reicht? ES REICHT?! Du kleiner ...hmpf...arrr.... du bist ein arrogantes, dummes, ignorantes, gefühlskaltes....,“ich holte tief Luft,„mieses, fauliges....grrr Arschloch! Ahh! Ich glaubs nicht!“

Ich sprang auf die Füße, wäre beinahe gestürzt, und fand mich in seinem Arm wieder. Reflexartig holte ich zum Schlag aus, er fing die kleine Faust ab. Hinter mir zog jemand scharf die Luft ein.

„Ruhig, Hunter, mit diesem Kleinkind werde ich fertig.“

Er wirkte belustigt?!

Und wer war bitte Hunter?

Rot angelaufen machte ich mich los, oh wunder, das ging. Rasch schaute ich in die Richtung, zu der Miran geredet hatte. Das war also Nummer 2. Drahtig, steif, Langweilig. Hach und dämonisch rote Augen. Warte...hatte der da eine Sauerstoffflasche unterm Arm? Ich glaubte es nicht, mein Zuhause!

Ich rannte zu ihm und zerrte an meiner schönen Flasche rum, der Dämon richtete seine Aufmerksamkeit verwirrt auf mich und dann zu seinem Meister.

„Gib das her, du Dieb!“

Eine Hand packte meinen Nacken und ließ mich zur Salzsäule erstarren.

„So, meine Geduld ist am Ende. Morgen haben wir ausreichend Zeit, uns über deine Bestrafung zu Unterhalten. Genug jetzt. Schlaf!

Oh, und wie ich das tat.

An Ort und Stellen fiel ich um, bang.

Starke Arme fingen mich noch auf.

Ermattende Dunkelheit ummantelte meine Seele...

 

Sie sank beinah leblos in seine Arme, sie wog wenig. Eine seltsame Eigenschaft der Dschinn, sie hatten ein Gewicht, jedoch konnten sie schweben für kurze Zeit. In Situationen, wie diese, spürte man die wenigen Kilos, die ihre Körper besaßen. Die Zellen bestanden auch aus was anderem, als bei ihm. Durchdrungen von Magie. Miran schob seinen linken Arm unter ihre Kniekehlen und hob sie hoch.

„Hunter, wir gehen.“

Der Dämon beobachtete die ganze Sache ungläubig, in seinen Augen war dem Herren respekt zu zollen. Er konnte kaum an sich halten, als die Dschinn Miran schlagen wollte. Er war ein guter Magier.

„Herr, erlauben sie mir eine Frage?“

Der Mann drehte sich mit der neuesten Untergebenen um.

„Sprich.“

„Sie...warum hatte sie solche schmerzen?“

Er kannte sich da nicht aus, als Dämon wirkte er andere Magie.

Leicht erheitert musterte der Magier seinen verwirrt schauenden Vetrauten.

„Sie hat sich gewehrt. Mit allem, was sie besitzt. Aber ein so schwaches Wesen, wie sie, vermag nicht lang meiner Essenz zu trotzen.“

3

 

Mir war so elend zu Mute, überall spürte ich IHN. Kein Fleck meines Geistes trug nicht sein Zeichen...verzweifelt watete ich durch die tiefsten Ebenen meines Hirns, in der Hoffnung, einen ruhigen Platzt zu finden. Anstrengend. Ich gab auf und trieb in dem erzwungenden Schlaf dahin.

Am Ende wusste ich nicht, wie lange ich weggetreten war.

Meine Lider flatterten, blasses Licht erhellte meine Welt. Die Wange ruhte auf etwas gepolstertem, ich grummelte und drehte mich auf die andere Seite. Ketten rasselten.

Das holte mich auf den kalten Boden meiner neuen Realität zurück, ich fuhr hoch und eine Kette schleifte über Beton. Ein ...alter Waschraum? Weiße Kacheln überzogen Boden und Wände, an der Decke hing einsam eine nackte Glühbirne, die aus war. Durch schmale Fensterstreifen über mir drang fahles Sonnenlicht. Vor mir stand ein einfacher weißer Stuhl aus Hartplastik, daneben eine volle Wasserflasche. Ich lag auf einer dünnen Matratze ohne Decken oder Kissen....und nur mit meiner Unterwäsche bekleidet.

Mutlos fasste ich an meinem Hals, ertastete das kühle Metall eines breiten Reifen. Nach innen hatte er eine Polsterung und im Nacken befand sich der Verschluss. Das Ding hatte sich eng um meine Kehle gelegt, kurz davor, mich zu erwürgen. Eine Kette führte von mir weg zu einem Ring in der Wand. Alles Massiv. Unangenehm.

„Wie ich sehe, hast du deinen neuen Halsschmuck schon bemerkt.“

Entnervt fuhr ich zu der Stimme herum, da stand dieser....argh. Er trug eine Jogginghose und ein lockeres weißes Shirt. Seine großen Füße steckten in Turnschuhen. Wie nennt man noch Mal dieses Syndrom, bei dem sich das Opfer in den Entführer verliebt? Ja, das begann gerade. Selbstsiagnosen sind die Wahren.

„Verschone mich mit deinem Gelaber!,“stöhnte ich auf und sank gegen die Wand hinter mir.

Er kam Seelenruhig durch den Raum und setzte sich auf den Stuhl, der dabei ein schreckliches Kreischen von sich gab, da die Beine über die Kacheln quietschen. Uhaaa!

„Zuerst will ich eines klarstellen, Flaschenmädchen, die Sache kann angenehm werden oder sehr, sehr hässlich. Die Entscheidung liegt allein bei dir. Bestrafen werden ich dich so oder so.“

Oh, da war jemand mächtig angepisst. Hatte ich ihm seinen lieblings Knochen genommen? Armer Bello. Aber um das hier zu überstehen, musste ich mit spielen.

„Ich glaub, auf das ''Hässlich'' verzichte ich. Was muss ich dafür tun?“, widerwillig begegnete ich seinen blauen Augen.

Miran verzog die Lippen zu einem spöttischen Halblächeln, dann lehnte er seinen Körper vor und musterte meinen Körper anerkennend. Die Röte schoss mir in den Kopf und ich schaute zur Seite, plötzlich waren die Kacheln totaaal interessant.

„Schlag dir das aus deinem Köpfchen, das ist nichts, was du ''überstehen'' kannst. Du bist jetzt mein. Akzeptiere das und es du wirst irgendwann wieder so gut wie frei sein.“

Ungläubig funkelte ich den Mistkerl an und schnaubte. Wollen wir doch mal sehen, Herausforderung angenommen. Meine Worte standen im drastischen Gegensatz zu meinen Gedanken:„Muss ich dich jetzt Meister oder so nennen?“

Der Magier lehnte sich zurück und zuckte nichts sagend mit den Schultern.

„Ja, ich werde dir das noch beibringen. Keine Sorgen. Da auch sonst deine Erziehung mangelhaft gewesen sein musste, hole ich das ebenfalls nach.“

Ohhh das ging zu weit! Er sollte mich ruhig demütigen und beleidigen, aber meine Kindheit mit ins Spiel zu bringen...Grrr!

„Halt gefälligst meine Mama da raus!“

Lachen erfüllte den kahlen Raum. Arschloch.

„Ah, was war deine Mutter? Eine Elster? Oder hat sie..“

Ich war aufgesprungen und wollte ihm dieses selbstgefällige Grinsen aus seiner Visage kratzen. Hass bildete einen roten Faden in meinem Bauch. Die Kette hielt mich nicht zurück, augenscheinlich lang genug. Jedoch wäre er nicht ein Krieger, wenn er sich von mir kleinem Ding fertig machen ließ. Es ging so schnell, in dem einen Moment war ich drauf und dran ihn zu massakrieren...na ja, dann saß ich auf seinem Schoß. Mein Rücken gegen seinen Rücken gepresst, zwei Arme aus Stahl um mich geschlungen. Mr. Magic's Stahlfesseln, wie gesagt.

Frustriert schrie ich auf und zerrte an seiner Umklammerung, das konnte doch nicht sein!

„Ich, an deiner Stelle, würde ja Still sitzen. Dein rum gerutsche lässt mich nicht gerade kalt.“

Seine vollen Lippen berührte beim Sprechen meine Ohrmuschel, ein Schauer nach dem Anderen jagte meinen Rücken hinab. Ich hielt still. Ohoh...An meinem Gesäß regte sich etwas...hartes...großes...Oh...Das war nicht mein Ziel. Verdammt!

Der kleine Miran bohrte sich direkt in mein Fleisch, in meinem Unterleib begann es zu ziehen. Aber DAS würde ich niemals zu geben.

„Könntest du mich bitte los lassen.“

Angespannt zog ich die luft ein, sein herber süßer Geruch erfüllte meine Nase.

Folgene Worte widerstebtem allem, was ich war.

„....Meister.“

Er gab mich frei.

Oh Himmel, so schnell war ich noch nie zuvor von etwas weggekommen.

Er lachte, das musste ihm einen Heidenspaß bereiten, schön für ihn.

Fluchend drückte ich mich auf die Matratze.

„Du bist wirklich erheiternd. Meine ganz eigene Flaschengeist Furie.“

„Ich besitze zufällig einen Namen,“murmelte ich eingeschnappt.

Er blitze mich an:„Der wäre?“

Ich legte den Kopf schief, das Beste daraus machen, ja ja.

„Malou.“

 

Er passte zu ihr, auf eine verquerte verrückte Weise passte dieser Name zu diesem Gesicht. Das so jung und verletzlich wirkte, doch der Schein trügte. In ihr steckte ein Wirbelsturm, der ziemlich viel Chaos anrichtete und so manche Dummheit begann. Seins...sie war seins.

Ächzend erhob er sich aus seinem Stuhl, ihre Aktion hatte seinem Geschlecht zugesetzt. Er entschwand aus dem Raum und holte den Kleiderhaufen, den er vor der Tür gelassen hatte. Mit dem Bündel betrat er die Zelle wieder und hielt auf Malou zu, ihre Augen wurden schmal. Nachlässig warf er die Kleidung vor sie und zückte den Schlüssel für die Kette, den Reif beließ er an ihrem Hals.

„Zieh dich an.“

Verdutz schlüpfte sie in die viollette Haremshose und dann in das Bauchfreie blaue Top mit Spitzenbesatz am Saum. Die Aufmachung erinnerte ihn an eine Bauchtänzerin, es war aber der Stil, in dem sich die meisten Dschin kleideten.

Sie sah an sich herab und der Ansatz eines Lächelns schlich sich auf ihren Schmollmund.

„Du hast mir ein Dschinn-Outfit besorgt?“

Er zuckte mit den Schultern und wandte sich ab.

„Komm.“

 

Ich wurde aus diesem Mann nicht schlau, ohne frage, er hatte jedes Recht mich zu bestrafen. Immerhin hatte ich den, für einen Magier wichtigsten Gegenstand gestohlen: Ein Grimoire. Nicht irgendeines, es musste seines sein. Das er selbst schrieb. Da er ein mächtiger Magier war, gehörten seine Schriften zu den Wertvollsten, die es gab. Und schon vor einigen Minuten kam mir der Gedanke, das die Unterwerfung gar nicht so schmerzhaft sein sollte. Ich wusste von anderen Dschinn, das es sehr sanft sein sollte. Warm.

Leichtfüßig schwebte ich auf meine Füße, nur der Ring beschwerte mich, und beeilte mich, ihm zu folgen.

Wir kamen auf einen langen Gang raus, Keller. Er führte mich durch das ehemalige Krankenhaus, in das ich ein Tag zuvor eingebrochen war. Auf den Fluren liefen uns mehrere Untergebene über den weg, von kleinen Hausgeistern bis zu mächtigen Dämonen. Eine besonder attraktive Brünette, die nur ein Niglige trug, stieß sich von der Wand ab und schlenderte uns entgegen.

„Meister, kommt ihr zu mir?“

Wow, sie schnurrte. Neugierig lugte ich hinter seinem Rücken vor, die Frau hatte eine beachtliche Oberweite und sinnliche Kurven, darüber cremige Haut. Ihr linkes Handgelenk zierte diesselbe Zeichnung wie meines. Unsere Blicke trafen sich, ich war ihr wohl noch nicht aufgefallen. Ihre Augen leuchteten vor Interesse auf.

„Eine Dschinn, mein Herr?“

Ich trat neben ihn und atmete ihren schweren Duft nach Karamell ein. Freundlich streckte ich ihr meine Hand entgegen.

„Hi ich bin die Neue. Malou.“

Sie machte ein Gesicht als würde ich in einem rosa Tütü vor ihr Metal spielen. Doch die Frau fing sich und ergriff Lächelnd die dargebotene Hand.

„Juli...“

Ich mochte sie. Irgendetwas strahlten die sanften braunen Augen aus, ich fühlte mich gleich wohl.

„Juliane, du entschuldigst, aber deine Freundin und ich haben noch einiges zu klären.“

Miran zog mich am Oberarm weiter, ich winkte ihr hastig und rief:„Man sieht sich!“

Juli lächelte ehrlich und nickte.

Der Spaßverderber vor mir murmelte irgendetwas von Treuebruch und Strafspielchen, bis wir an einer Tür hielten. Er schloss auf und drängte mich in den Raum. Hier war nichts von dem Krankenhaus zu sehen, es war ein normales Büro. Schwer sank der Hüne in den Ledersessel hinter dem riesigen Schreibtisch, ich erdreistete mir einfach in die burgunder farbende Couch zu fallen, die sich in eine Ecke kauerte. Weißer Teppich, zum bersten gefüllte Schränke und ein paar Pflanzen. Nett. Also Langweilig. In meiner Sauerstoffflasche hatte ich auch ein Büro. Nur zum Spaß, aber es war aufregender als dieser Schuppen.

„Ich werde den Zauber brechen müssen. Damit du dich an den Magier erinnerst. Es wird wehtun, mehr als die Makierung.“

Verbittert knurrte ich ihn an:„Ach geht das?“

Eiskalt fing er meinen Blick ein und redete ernst weiter.

„Der Magier ist mächtig, seine Barriere stemmt sich gegen meine Macht. Das brechen wird mich und dich viel Kraft kosten. Du wirst tage danach noch leiden...ich weiße nicht, was so ein Bruch alles anrichtet. Keine Strafe, die ich mir ausdenken würde, könnte schlimmer sein.“

Er verzog sein schönes Gesicht zu einer unmütigen Grimasse. Das waren schlechte Nachrichten, so sehr ich den ...ja den Typen ...Kopfschmerzen zuckten durch meine Windungen. Hatte ich eine Wahl?

„Nein,“wandte ich in dem schwachen Versuch ein, um das gesagte herum zu kommen.

Nein...

„Ich habe mir das auch netter vorgestellt. Aber es gibt nur diesen Weg.“

Kurz überschlug ich meine Gedanken und sprang auf. Getrieben von Furcht tigerte ich im Büro auf und ab. Der Schmerz, den ich durch die Bannung erleben musste, war so erschreckend, das ich alles tun würde...nur nicht DAS.

Resigniert und kurz vor einem zusammenbruch blieb ich vor seinem Tisch stehen. Mit beiden Händen stütze ich mich auf die Platte und versuchte ihn direkt in meine Seele sehen zu lassen.

„Ich....ich habe angst, ach verdammte Scheiße....Ich habe eine RIESEN Angst. Ich weiß....du wirst es trotzdem machen. Komme ich danach frei?“

Finster ergriff er das Wort:„Die Bannung kann man nicht zurück nehmen, meine Essenz ist nun für den Rest deines Lebens teil von dir. Aber solltest du das überleben, reden wir über deine Zukunft.“

Oh, das machte mir ja Hoffnung.

Mehr konnte ich nicht erwarten.

4

 

Fast ertrank ich in den zwei Seen aus tiefstem Blau, verlor mich in der Weite dieser Farbe. Mir kam es so vor, als würden seine Augen von innen her Glühen, ähnlich der von Dschinn oder Dämonen. Mein Wissen über Magier begrenzte sich jedoch auf die Tatsache, das sie Magie wirken konnten. Nicht einmal, was sie denn nun zu Magiern machte, hätte ich sagen können. So faszinierte mich dieses Leuchten ungemein. Wir saßen in einem riesigen leeren Raum, der nicht mehr erkennen ließ, das dies ein ehemaliges Krankenhaus war. Der Boden war mit dunklem Parkett ausgelegt und die Wände in einem hellen Pasterton gestrichen. Mit einer verspiegelten Wand hätte es ein gutes Tanzstudio abgegeben. Ich notierte mir im Kopf, das ich einen neuen Raum erschaffen musste in meinem Heim, sollte ich alles überleben. Er saß mir gegenüber im Schneidersitz auf einem Kissen, wie es auch unter mir platziert war. Und er versuchte mich ernsthaft irgendwie zu verzaubern mit seinen Augen.

„Also bringen wir's nun hinter uns?“

Mein lässiger Ton kam nicht ganz so cool rüber, wie erhofft. Wie auch, wenn mir gleich ein Martyrium bevorstand, das seines Gleichen suchte?

Er schaute mich ernst an, seinem Gesichtsausdruck nach, fand selbst er das in keinster Weise witzig. Ohlala, das musste was bedeuten, immerhin war ich eine ''kleine dreckige Diebin''.

„Ich werde nun beginnen. Schau mir in die Augen...ja. Gut. Lass dich reinziehen.“

Nun ertrank ich wirklich in seinen blauen Iriden, es war hypnotisieren. Langsam glitt ich ab aus der Realität.

Er war nun....in mir. Sein Geist drängte sich zwischen meine Hirnwindungen, er flutete mich mit seiner sprirituellen Existenz. Kühle Finger seiner Macht begannen erst sacht meine Erinnerungen zu erkunden. Ein schauer durfuhr mich, es begann zu ziepen, wurde unangenehmer. Was auch immer er tat, es wurde nach und nach schlimmer. Jetzt wühlten sich kleine Würmer durch alles, sie fraßen alles, was sie fanden und spuckten es zerkaut wieder aus. Ich bekam mit, wie Krämpfe meinen Körper ergriffen, wehrte mich gegen die psychische Gewalt. Der Schmerz schwoll an zu einem unerträglichen Druck, wie eine sich stetig füllende Blase. Meine Seele erlitt einen Krampf . Es tat weh, alles was mich ausmachte wurde durchgewühlt, zerrissen und hervorgeholt. Aber gegen meinen Willen, er bemächtigte sich einfach meines Geistes und verfuhr mit ihm, als wär es sein eigener. Von so etwas hatte ich nie zu vor gehört. Es erschreckte mich, das es möglich war. Ich konnte nur den Schmerz ertragen, der durch alles hindurch fuhr. Mein ganzes sein bestand aus der Unerträglichkeit.

-Ah...

Mirans Stimme dröhnte durch meinen Ganzen Kopf.

-Asael, dieser kleine Mistkerl glaubt doch nicht allen Ernstens er könne MICH aufhalten. Arrogant und dumm!

Alles begann sich zu drehen, die Blase platze mit einem letzten unbeschreiblichen Schmerz.

Die Scherben meiner Selbst schwebten im Raum des Geistes. Zusammen gehalten von seiner Magie.

-Schlaf

 

Wütend stemmte er sich in die Höhe, er wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass Asael sich des Grimoires bemächtig hatte. Der andere Magier war fast eine unbedeutende lästige Made unter allen kleinen Fischen. Nicht mächtig genug, es mit ihm auf zu nehmen. Es war reine Torheit seitens Asael oder er musste Lebensmüde sein, anders konnte Miran sich das nicht erklären.

Kurz warf er einen Blick auf Malou, die schafend auf dem Boden lag. Das Prozedere hatte ihr imens zugesetzt. So gut er konnte, hatte er ihren Geist geglättet und alle Brüche behoben. Es war eine psychische Misshandlung und würde Narben hinterlassen. So war sie mehr als gestraft, trotzdem würde er sie sobald nicht gehen lassen.

„Juliane, zum Meditationsraum.“

Nur wenige Augenblicke später öffnete sich ein Flüger der Doppeltür und Juliane schob sich in den großen Raum. Im gegensatz zur letzten Begegnung trug sie nun enge schwarze Jeans, High-Heels und ein tiefrotes Top. Der Ausschnitt sprengte natürlich jeden Rahmen und ihre gewellten dunkelbraunen Haare wallte prächtig herab. Sie hatte aufregende Kurven, in die sich schon so mancher Mann verloren hatte. Nicht, seitdem die halbe Succubus ihm gehörte.

„Kümmere dich um Malou. Sie wird lange schlafen. Behalte sie im Auge, bis ich wieder zurück kehre.“

Die Frau nickte zögerlich und ihre Augen suchten seinen Blick.

„Herr, erlaubst du mir eine Frage?“

Neugierig gab er ihr zu verstehen zu reden.

„Ist sie eure neue Geliebte? Mir ist bewusst, das die Frage dreist ist...“

Fast hätte er gelacht, ob ihrer Eifersucht, doch die Frage war durchaus berechtigt. Die Dschinn war außergewöhnlich schön und aufregend. Jedoch hatte er sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht als dauerhafte Geliebte in Betracht gezogen. Wenn er es sich genauer überlegte, konnte er es nicht ausschließen.

„Ich weiß es nicht, es kommt darauf an, ob sie es möchte. Ich nehme keine Frau gegen ihren Willen. Versuch möglichst nicht, sie deine Eifersucht spüren zu lassen.“

Juliane sah ihn entspannt an und lächelte müde. Als sie ihre Stimme wieder erhob, lag in ihr hörbare Ehrlichkeit:„Ich verspüre keine Eifersucht. Ich mochte die Dschinn schon immer, es würde mich interessieren ihr Heim zu sehen.“

Zufrieden nickte er ihr zu:„Die Sauerstoffflasche befindet sich bei Hunter, ich werde sie von ihm bringen lassen.“

Nachdem er dies geklärt hatte, musste er sein Grimoire zurück holen.

 

Leicht verwirrt blickte sie ihrem Meister nach, er hatte sehr angespannt gewirkt. Das sah ihm nicht ähnlich, er ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen. Sie konnte nur mutmaßen, das es mit der Dschinn zusammenhing. Die Blauhaarige lag zusammen gekrümmt auf einem Kissen, auf dem sie fast ganz passte, aufgrund ihrer geringen Größe.

Fasziniert hockte sie sich vor dem Mädchen hin, sie musterte die Haut. Makelloser Honig. Sie duftete nach Lavendel und Hyazinthe, dezent und süßlich. Ihr Gesicht hatte eine leicht herzförmiges Gesicht mit rundem Kinn. Volle Lippen im zarten Rot. Die Katzenaugen stachen heraus. Zu seltenen Anlässen hatte sie Dschinn gesehen, auch schon oft von all den Haar-und Augenfarben gehört. Ein breites Spektrum, der ganze Regenbogen. Die Flaschengeister galten als diebische Elstern, aber auch als sehr sanftmütig. Irgendwo konnte sie ja nichts für ihre Leidenschaft zu sammeln.

Juli hob die zierliche Gestalt auf und erhob sich. Sie würde sie vorerst in ihr eigenes Zimmer verfrachten, nach der Rückkehr des Meisters konnten sie eine Unterkunft für sie finden. Gemütlich trottete sie durch die Gänge, geübten Schrittes auf ihren High-Heels. An ihrem Zimmer angekommen schloss sie auf und trat ein. Ein angenehme Stimmung herrschte in ihren vier Wänden. Alles in Rot und Brauntönen gehalten, unter der Fensterfront stand das Doppelbett aus mit Schmiedeeisen Ranken. Sachte bettete sie die andere Frau auf die weichen Unterlage, dabei rollte deren Kopf auf die Seite und das Haar entblößte ein spitzes Ohr. Dieses zuckte ganz leicht, wie bei einer Katze, die träumte.

Es klopfte an der Tür.

Erschrocken riss das Geräusch sie aus der Trance und sie begab sich zur Tür. Vor ihr stand der große Dämon mit den funkelnd roten Augen. Sein langweiliges Gesicht eine Abbild der Gleichgültigkeit.

„Das Gefäß, wie vom Herr befohlen.“

Er reichte ihr eine alte Sauerstoffflasche, danach eine Tasche, vorgesehen zur Aufbewahrung des ersten Gegenstandes. Interressiert nahm sie beides entgegen.

„Ist das wirklich ihr Zuhause?“

Hunter nickte ruckartig und wandte sich ab.

Sie hatte ihn noch nie ausstehen können, seine wortkarge Gesellschaft war dann doch zu still.

Jetzt galt es zu warten.

 

Diesmal träumte ich nicht, und auch an die Dunkelheit konnte ich mich in keinster Weise erinnern. Der Schmerz war verschwunden, als ich langsam zu mir kam, nur ein Nachbeben fuhr durch die Narbenähnlichen Gebbilde. Diese zogen sich durch meinen ganzen Geist, ich war also zusammen geflickt worden, schön.

Gähnend streckte ich meine Glieder, registrierte die Matratze unter mir und schlug meine Augen auf. Wie Neugeboren! Hach...ich will ja nicht so nachtragend sein, hier anzumerken, das diesem schönen Gefühl, Schmerz und Zerstörung vorrausginen. Neeeein, gar nicht. Missmutig zog ich eine Grimasse und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Rot und Braun dominierten, ein schwerer Samtsessel stand neben dem beeindruckenden Doppelbett, in dem ich gepennt hatte.

In dem Sessel schlummerte, oh wunder, Juli.

Ich schlussfolgerte, das es ihr Zimmer sein musste..Oh!

Da entdeckte ich, zu meiner Freude, die alte Sauerstoffflasche. Unversehrt und schäbig wie eh und je! Glücklich sprang ich aus dem Bett, steckte den Schwindelanfall mal so eben weg und untersuchte mein Heim. Alles, wie ich es kannte! Es lag sogar eine neue Tragetasche daneben. Wie zuvorkommend!

Gerade wollte ich mich in mein Heim verdünnisieren, da regte sich Juliane in ihrem Sessel. Unverständlich brabbelte sie irgendetwas vor sich hin, bis sie die warmen Augen aufschlug und die Situation erfasste.

„Was hast du vor?“

Ja, gute Frage. Wusste ich auch noch nicht so ganz, aber hier bleiben war keine Option. Erstarrt blinzelte ich sie an und stand echt auf dem Schlauch. In meinem Kopf spielten sich mehrere Möglichkeiten ab:

  1. Ich nahm beide Beine in die Hand und lief.

  2. Ich zog ihr eine mit der Sauerstoffflasche über.

  3. Ich blieb doch (Niemals!)

Ersteres schien mir kein guter Weg in die Freiheit, also musste ich sie doch bewusstlos schlagen. Brutal, ja. Nötig? JA!

Kurzerhand holte ich mit meiner Waffe aus und wollte zu schlagen.

„Wow! Warte! Ich halte dich nicht auf!“

Verwirrt hielt ich inne.

„Wie meinst du das? Ich dachte, ich bin eure Gefangene?“

Zur Sicherheit blieb mein Gefäß im Verteidigungsmodus, traue keiner Seele, pflegte eine Freundin einst zu sagen.

Die schöne Frau warf das dunkle Haar zurück und überschlug lässig ihre fantastischen Beine. Hier will ich klarstellen, das ich NICHT auf Frauen stehe...ABER diese Frau war selbst nach meinem weiblichen Blick eine Bombe.

„Ich bin nicht Hunter...und habe auch nicht den Befehl, dich hier einzusperren. Nur im Auge behalten, waren seine Worte.“

Meine Mundwinkel zuckten, ich hatte sie ja gleich symphatisch gefunden! Sie legte seine Anordnung aus, wie es ihr beliebte. Irgendetwas störte mich an dem Ganzen immer noch...

„Warte...du willst mit?“

Sie warf mir ein strahlendes Lächeln zu, hatte ins Schwarze getroffen.

„Richtig! Ich liebe Abenteuer. Und ich glaub, mit dir kann man viel Erleben. Bist ja schon hier spektakulär gelandet.“

Ok, ich gebe zu, mir musste die Verblüffung ins Gesicht gestanden haben. Die Waffe hatte ich längst sinken lassen. Interessante entwicklung, wenn auch ein Bisschen lästig.

„Na dann...sollten wir trotzdem sofort los. Ich will weg sein, wenn er herkommt.“

Mit diesen Worten stopfte ich das Sauerstoffding in die Tasche und schulterte das Gepäckt. Der würde mich höchstens noch einmal sehen...von Hinten!

Die Andere sprang auf und zog grinsend eine Tasche unter dem Bett hervor. Aha, sie hatte das schon geplant...

Ich musste sie loswerden, so nett sie auch war. In der Welt der Dschinn hatte sie nichts verloren. Mein Plan war es, zu meiner Schwester zu fliehen, da müsste ich weiter schauen. Über diese Makierung musste ich auch einiges herausfinden.

Na dann: Let's go!

5

 

Frustriert ließ er sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen, in seinen Händen ein dickes Buch.

Sein Grimoire.

Natürlich. Der andere Magier hatte keine Chance gehabt, ihm zu entkommen.

„Du wirst mir jetzt bis zum letzten Detail berichten, WAS du angestellt hast. Und ich merke, wenn du lügst.“

Der andere Magier saß eingesunken auf seinem Drehstuhl, Schatten zeichneten sich unter seinen Augen ab. Miran hatte ihm einiges an Magie abgezogen, als Vorsichtsmaßnahme und insgeheimen Rachefeldzug. Die wahre Strafe drohte ihm noch durch den Kreis der 8, die Versammlung der mächtigsten Magier eines jeden Kontinents. Der 8 war das allgemeine Oberhaupt der Magiergilde, somit der Mächtigste. Seine wenigkeit war niemand Geringeres als der Erste Magier von Europa.

„I..i-ich hab d-den D....Dämon beschworen...er...er ist einfach weg...“

Ernst lehnte er sich vor und fixierte die erbärmliche Gestalt mit seinen Augen.

„Welchen Dämon?“

Asael riss die Augen auf und wirkte mit einem Schlag ängstlich.

„Mammon...er...er hat die psychischen Spuren derer gewittert, die zuletzt das Grimoire angefasst haben. Er sucht...einen Anker.“

Erstarrt in seiner Haltung ließ Miran das Gesagte sickern.

Ein Anker bedeutete, dass der Dämon in eine Seele fahren würde, um stärker zu werden. Somit kam er nicht in Frage...doch die Dschinn passte perfekt in das Schema.

Fluchend stand er auf und tigerte herum.

Wenn ein Dämon beschworen wurde, war er wie etwas Neugeborenes. Blind. Man besorgte zuvor ein geeignetes Gefäß, wenn es sich um einen gewöhnlichen Dämon handelte.

Mammon konnte noch nicht zur gänze in dieser Welt sein, andernfalls würde er in seiner dämonischen Manifestation die Welt unterjochem. Dieser Stümper von einem Magier konnte nur einen Splitter des Wesens erfasst haben. Schon dieser Splitter war ein Tor für Mammon in diese Welt, er musste nur einen Anker finden. Die Witterung ließ ihn Rot sehen und nach der Dschinn suchen.

Er musste zurück und den Dämon in die Hölle verbannen.

Ein ungewohnter Stich der Sorge durchfuhr ihn, sie galt dem Mädchen.

Seiner Dschinn.

 

„Wie, das Ding geht nicht ab?!“

Ungläubig starrte ich Juli an, das konnte nicht ihr Ernst sein, durfte es nicht.

„Na ja...seine Magie das Halsband verschlossen, seine Magie wird es öffnen....Denkst du, du kannst ihm entkommen? Ernsthaft?“

Ich fasste mir verzweifel an den Kopf, die Nachricht warf mal so ebend alle Pläne um. Fast alle. Wenn es seine Magie war, konnte er mich sicherlich überall finden. Heilige Scheiße! Meine Schwester wusste vieles, jedoch nicht das. Eventuell kannte sie einen Magier...konnte dieser dann mächtig genug sein?

„Wie mächtig ist Miran?“

Während der kurzen Recherchen hatte ich nur seinen Wohnsitz herausfinden wollen, nebenbei viel das Wort ''Krieger-Magier''. Mehr wusste ich nicht wirklich...Unsaubere Arbeit! Im nachhinein hätte ich mich selbst ohrfeigen können.

„Das ist ein Scherz, oder?“

In ihrem Gesicht rangen Fassungslosigkeit und Belustigung miteinander.

Ich presste meine Lippen zusammen und schüttelte leicht den Kopf.

„Du...wow...ER ist der Erste Magier Europas...“

Mein Herz rutsche in die Hose...

Also, hätte auf einer Liste für Ziele in meinem Leben gestanden: Bau die möglichst größte Scheiße.

Hiermit abgehakt.

So etwas bekam nur ich hin, dem weit und breit mächtigsten Obermacker unter den Magiern sein Grimoire zu zocken. Am besten verschwand ich sofort zu meiner Schwester, wir waren erst bis in die Stadt gekommen und Juliane würde mich ausbremsen.

Ich starrte sie an.

„Tut mir leid.“

Ehe sie realisieren konnte, was geschah, zog ich ihr sanft eine mit der Sauerstoffflasche über. Ich schwöre, das es ich keinen anderen Ausweg sah. Sonst bin ich die Letzte, die richtig gewaltätig wird. Außer man provoziert mich.

Danach gab es kein halten mehr, ich musste eines der Gefäße meiner Schwester erreichen. Ja, sie hatte mehrere. Jedes einzelne führte dennoch zu ihrem Reich. Neeein ich beneidete sie kein Bisschen darum. Niemals...

Mein Weg führte mich zu einer Wohnung, in der ein Angestellter von ihr wohnte (ja, ein Angestellter, sogar ein Bodyguard...für das Gefäß). Ihre Bediensteten kannte mich allesamt, ich war die verrückte Schwester, die ab und an vorbei sah.

Die Tür öffnete sich einige Sekunden nach meinem Klingeln, auf der Schwelle erwartete mich Anton, ein

„Ich muss zu Aniko...“

Jan blinzelte mich verwirrt an, er war etwas schwer von begriff.

„Sie ist nicht da...“

„Ruf sie! Ich brauch hilfe, dringend!“

Er bat mich in die Wohnung und brachte mir einen grünen Tee, danach machte er sich daran seine Chefin zu kontaktieren. Meine Schwester war eine richtige Geschäftsfrau, und ein Jahrhundert älter. Da hatte sie bedeutend mehr Zeit, um Diebesgut an zu sammeln. Ja ja, Dschinn sind schon so kleine Mafioso's.

Eine halbe Stunde später kam aus einer prunktvollen Shisha funkelnder Staub. Er verdichtete sich zu einer zierlichen Gestalt von 1.60 m Körpergröße, ein wenig größer als ich. Ihre Haut war genauso Honigfarbend wie die meine. Wilde Locken, deren Farbe an pinke Zuckerwatte erinnerte, wallte ihr bis zur Brust. Ihr Gesicht besaß eine sanfte Herzform, ihre Nase war gerade und stolz, nicht so stupsig. Große Mandelaugen funkelten mich an, Limettengrün. Dieses Grün bildete einen wunderbaren Kontrast zu ihren Haaren. Ja, Dschinn gibt es in allen Farbvariationen.

„Ich hoffe für dich, das es um dein Leben geht!“

Aniko verschränkte die Arbe vor der Brust. In ihrer engen schwarzen Jeans, der weißen Bluse und dem dunkelblauen Blazer sah sie kostümiert aus, es passte nicht. Die Füße steckten in Pumps, da bekam ich fast das würgen. Ich kannte meine Schwester als farbenfrohe Naturgewalt, sie trug Tücher, Haremshosen, Fußkettchen und alle schönen Sachen. DAS war sie, nicht diese...verunstaltung.

„Ähm...ich hab mich mit dem ersten Magier von Europa angelegt...und er hat mich makiert.“

Zu untermalung hielt ich das gezeichnete Handgelenk in die Höhe.

Sie ließ ihre Arme sinken, der Blick, den sie mir zuwarf, hätte nicht ungläubiger sein können. Schwester schockier, Check!

„Du...Du steckst echt bis zu den Ohren in Kacka!“

Ich zuckte mit den Schultern, das war mir auch schon aufgefallen. Was ich brauchte, waren Ideen, wie ich da wieder rauskam. Möglichst am ganzen Stück und Heile.

Meine Schwester verschwand in einem anderen Raum, ich wartete. In der Zeit versuchte ich Löcher in die Luft zu starren, kein Ding der Unmöglichkeit. Als sie wieder kam trug sie ein luftiges smaragdgrünes Kleid, um ihre Knöchel glitzerten Kettchen.

Elegant hockte sie sich im Schneidersitz auf einen Sessel, der Duft von Zuckerwatte und etwas anderem stieg in meine Nase.

„So, du willst bestimmt, das ich dir helfe, alles los zu werden...?“

Ich nickte nur, sonst wäre ich nicht hier.

„Na ja, Kleine...da gibt es nur ein paar Probleme...Eine Makierung kann selbst der Magier schlecht rückgänging machen...und den Ring, den du um dein Hals trägst, kann auch nur der Magier abnehmen. Wäre er ein gewöhnlicher Magier, sehe das ganze...rosiger aus. Aber du hast dich verdammt nochmal mit so nem Big Boss anlegen müssen!“

Fahrig fuhr Ani sich durch ihre Haare, mit Zeigefinger und Daumen massierte sie ihre Nasenwurzel. Sie wirkte angespannt, ich fühlte mich nicht anders. Das glich einem kleinen Weltuntergang. Ich sackte in mich zusammen und kämpfte gegen Tränen an, jetzt nicht. Das kam ungünstig.

„Ich kann dich beherbergen. Wenn er aber weiß, das du bei mir bist...darf ich dich nicht verstecken. Das verstößt gegen das ''Gesetzt''. Wir gehören zu der Gruppe Geister, uns kann man makieren...“

Tief sog ich die Luft in meine Lunge, der süße Duft von ihr beruhigte mich. Es war vertraut.

„Ok...ich brauch einfach etwas Zeit, dann werde ich mein Schicksal annehmen oder....“

Sie riss ihre grünen Augen auf, mir war bewusst das ihr klar war, was ich mit oder meinte. Wenn das Gefäß eines Dschinn zerstört wurde, während der Dschinn in ihm ist, war der Geist verloren. Ausgelöscht. Deshalb hatte jeder ''Flaschengeist'' mindestens zwei Gefäße als Ausgänge. Außer mir, lebte halt gern gefährlich. Irgendwann musste ich auf die Schnauze fallen.

Nein, Option zwei kam eigentlich nicht in Frage. Dafür liebte ich diese Welt zu sehr.

„Nein, Aniko. Ich werde kämpfen, wenn ich nicht gewinnen kann, werde ich es ertragen.“

Meine Schwester schaute mich beruhigt an.

...ssscheengeist, kleiner Flaschengeist...wo bissst duu...versteckst duu dicchh...

Die mentale Stimme durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, auf der Stelle erstarrte ich. Horchte in mich hinein...Leere?

Nein, wieder rollte es grollend in meinen Geist.

...unterwerfffe dich...kommmm zu mirrr...

Was auch immer da gerade zu mir sprach, sofern es keine Einbildung war, konnte es nichts gutes sein. Mit Sicherheit konnte ich aber ausschließen, dass es sich um Miran handelte, seine Präsenz fühlte sich komplett anders an. Diese hier strahlte Boshaftigkeit und Bedrohung aus...wie ein DÄMON!

Wild raste mein Blick durch den Raum, damit schreckte ich meine Schwester auf. Nix...verwirrt zog ich meine Brauen zusammen. Das war äußerst Seltsam.

...Komm...

Da! Ich spürte es, das Ding kam näher. Noch war es weit entfernt.

Na super...

„Warum, zum Teufel, kommt ein Dämon?“

Ani kreischte fast, ich konnte es ihr nicht verübeln, wo ich selbst der Panik sehr nahe stand. Und es war eine...gute Frage. Die Antwort blieb mir zu dem Zeitpunkt verwehrt.

Flink sprang ich auf und packte die Tragetasche mit meinem Gefäß, wenn ich meine Schwester liebte, sollte ich nun verschwinden. Dschinn sind einfache Wesen, ohne viel magische Kraft. Und das, was da ankam, wirkte seeehr mächtig.

„Aniko, ich hab dich lieb.“

Meine Lippen berührten ihre samtige Wange.

„Der Dämon wird dich nicht belästigen. Lebewohl.“

Schnell rannte ich zum nächsten Fenster, sie wohnte im 1 Stock, das ging.

„Malou! Verdammt nein!“

Traurig presste ich meine Augen zusammen, warf die Flasche und sprang. Nein, ich konnte jetzt nicht über mein Handeln nachdenken. Sie war das Wichtigste in meinem Leben, und damit lag es an mir all den Mist und die gefährlichen Probleme von mir von ihr fern zu halten.

„Malou! Komm zurück!“

Jetzt kreischte sie, herzzereißend. Natürlich tat es weh. Ich dachte, das es mein Tod sein würde. Davon völlig überzeugt rannte ich aus der Gasse.

Meine Füße trugen mich durch die ganze Stadt, die bedrohliche Präsenz rückte immer näher. Es wusste, wo ich war. Irgendwie konnte es mich aufspüren. Das ängstigte mich, jedoch hatte ich eine Idee.

Als schwache Dschinn sollte man einen Notfallplan haben.

6

 

„Du hast WAS?“

Energisch presste er den drahtigen Körper des Dämons gegen die kahle Wand, er musste sich beherrschen.

Rote Augen schauten ihn kalt an, der immer währende Ausdruck von Gleichgültigkeit. Keine Reue, keine Wut, nichts. Es war zum Haare raufen, aber so war er, sein Dämon.

„Herr, es lag nicht in meiner Absicht, dass das geschieht.“

Resigniert ließ der Magier ihn los und fasste sich an die Stirn, es machte keinen Sinn, das jetzt weiter zu diskutieren. Zeit konnte ein entscheider Faktor sein. Umgehend wandte er sich an die braunhaarige Schönheit, die sich einen Eisbeutel auf ihren Kopf drückte. Dort, wo sie die Sauerstoffflasche getroffen hatte.

„Du hast sie zuletzt in der Innenstandt gesehen?“

„Ja, mein Herr.“

Er erkundigte sich nach dem Namen der Gasse und überschlug schnell seine Möglichkeiten, von denen das Aufspüren durch das Mal am logischsten erschien.

„Hunter, du begleitest mich. Juliane, über deine Bestrafung reden wir später.“

Demütig senkte Juliane ihr Haupt. Ihr Handeln hatte ihn mehr als enttäuscht, er hätte das nicht von ihr erwartet.

Hunter folgte ihm gleich einem Schatten aus dem Krankenzimmer zu den Waffenräumen, er brauchte sein Schwert und einige vorbereitete Bannzauber. Das Schwert war ein leichter Einhänder mit geschwungener Klinge, in die verschiedenste Runen eingraviert waren. Er war ein Krieger-Magier, der sein Handwerk verstand. Er schnallte sich die Waffe auf den Rücken und räumte die Bannzauber, eingeschlossen in kleinen Glaskugeln die mit tüchern umwickelt waren, in einen Rucksack. Den reichte er Hunter, dann zog er sich seine Stiefel an, die mit gewissen Runen versehen waren. Diese erlaubten ihm schneller zu rennen, höher zu springen usw. Das gleiche galt für die Armschienen und Handschuhe aus Leder.

Entschlossen trat er vor das Krankenhaus, wo ein Auto auf sie wartete. Hunter setzte sich hinter das Lenkrad, unterdessen bereitete er sich auf den Suchzauber vor.

„Bring uns zu der Gasse.“

Sie fuhren im schnellsten Tempo in die Innenstadt.

Den Zauber hatte er mit wenig Energie im Kopf vorbereitet, er musste ihn nur noch von der Leine lassen. Seine Fühler ausstreckend scannte er seine Umgebung, um sicher zu stellen, das sie sich nicht in der Nähe befand. Das Ergebnis war ernüchternd, das Stück von Mammon hatte bereits eine Bresche durche die psychischen Ausdünstungen geschlagen.

Finde!“, murmelte er und der Zauber raste davon.

Für ihn lag ein leuchtener Pfad aus Magie vor ihnen, der direkt zu Malou führen würde.

Er stieg aus und aktivierte die Runen in seinen Stiefeln. Zuletzt nahm er den Rucksack an sich.

„Hunter, wir sehen uns dort. Du findest mich ja.“

Er hakte sich in den Fluss des Suchzaubers ein und entschwand.

„Flaschen-mädchen, wenn ich dich kriege...!“

Die Worte spiegelten nicht die großen Sorge wieder, die in seinem Innern tobte.

 

Ein letztes Mal zog ich den strengen Pferdeschwanz fest, ok, vielleicht tat ich es doch noch öfters. Meine blaue Mähne sollte sich nicht lösen und mir ins Gesicht hängen. Und insgeheim war ich auch sehr nervös. Versuchte mir dennoch einzureden, dass mein Plan funktionieren konnte. Nicht mal ich konnte mir glauben.

Ich hockte auf einem Dachboden, der vollgestopft war mit unzähligen Kisten. Der Raum befand sich in einem alten leerstehenden Haus, hier hatte ich für alle Fälle Sachen fürs überleben platziert. Man konnte ja nicht Wissen, wann man so etwas brauchen könnte. Aber das war nicht der Grund, warum ich diesen Ort gewählt hatte. Die Tatsache, dass das Haus weit abseits jeglicher Zivilisation zwischen alten Bäumen kauerte und vor sich hin moderte, kam äußerst Gelegen. So lockte ich das Ding weit von meiner Schwester und Unschuldigen weg.

Der Plan war simpel und dumm: Neben mir stand die Sauerstoffflasche, so dicht es ging, wenn der Dämon hier ankommen würde, konnte ich versuchen ihn mit in mein Gefäß zu ziehen. Damit wäre er meiner Macht ausgeliefert.

Dschinn sind nicht mächtig, Magie können wir so gut wie nicht wirken. Das lag jedoch daran, das unsere Stärke darin bestand, eine eigene Welt zu schaffen. Diese Welten waren wie Höhlen in eine andere Realität, das Gefäß ein Durchgang, der nur vom jeweiligen Dschinn genutzt werden konnte. Ich wusste nicht, ob es einen Dämon einsperren könnte, was mir bekannt war, das diese Barrieren als fast undurchdringlich galten.

Es war meine einzige Chance, es wieder gut zu machen. Höchstwahrscheinlich kostete es mich das Leben, vielleicht schaffte ich es im letzten Moment den Durchgang zu zerstören und die Realität zu versiegeln.

Zitternd atmete ich aus, in meinem kurzen Leben hatte ich nicht viel erreicht und zum Schluss auch nochmal ziemlichen Mist gebaut. Trotzdem hing ich am Leben, konnte nicht realisieren das es bald vorbei sein sollte. Alles schien so unwirklich. Ich zog die Knie an meinen Körper und presste mein Gesicht gegen die Oberschenkel. Meine Tränen wurden vom weichen Stoff der Hose aufgesogen, in kürzester Zeit waren zwei Flecken mit dem salzigen Nass durchtränkt. Die Mauern aus Ironie und Sarkasmus drohten einzureißen, Schmerz blitze durch die Risse.

Ich würde wohl sterben, so verdreht es sich auch anhörte und so surreal es auch schien.

Es ging nicht in meinen Kopf, aber Angst ließ mich erzittern.

Mit einem Mal verfinsterte sich das spärliche Licht auf dem Dachboden, nur eine Dachlucke und ein rundes Fenster bot ein wenig Beleuchtung. Es war, als würden sich die Schatten verdichten. Zuvor wirkten sie harmlos, nun hätte man meinen können, sie strecken ihre Arme nach mir aus. Die Temperatur im Raum stieg an, eine unangenehme schwüle Hitze berührte meine Haut. Ein süßlich fauliger Geruch schwängerte die feuchte Luft.

.Flaschengeist....

Es war nun da.

Aus den Schatten krochen kleine Rinnsäle von Dunkelheit und bauten sich in der Mitte des Raumes langsam auf zu einem seltsamen unförmigen Klumpen, der zweimal so viel Masse wie ich besaß.

Ich sprang auf, kam leichtfüßig auf beiden Füßen auf und hob die Sauerstoffflasche hoch, um sie dicht an meine Brust zu drücken. Aus dem dunklen Knäul an Finsternis erhob sich schmatzend eine Gestalt. Hochgewachsen und mit androgynem Körperbau versehen. Knochen knackten und knirschten. Das Etwas vor mir warf einige Male wild den Kopf hin und her. Fast hätten mich diese Zuckungen zum schmunzeln gebracht. Dramatischer hätte der Dämon seinen Auftritt nicht gestalten können. Die ganze Atmosphäre stimmte einfach. Furchteinflößend, Unheil bringend. Ah, da meldete sich ein Hauch von Ironie zurück.

Ein Wenig ernster straffte ich meine Schultern und richtete meinen Blick fest auf das, was wohl einen Kopf darstellen sollte. Ok, zu dem Zeitpunkt war der Kopf noch im werden begriffen.

Da kamen zwei Beulen aus der Stirn und wuchsen langsam herraus. Es waren Hörner die sich weit nach hinten bogen und in sich verdreht waren. Zwei seltsame schlitze sollten wohl eine Nase sein. Der Mund begann als kleines Loch und war zum Schluss eine Fratze von einem Ohrloch zum anderen, darunter verbargen sich lange spitze Zähne. Zuletzt öffneten sich schmale echsenartige Augen, die mich mit ihrem schwefelgelben Blick erdolchten. Die dunkelgraue Haut überspannte fremdartige Muskeln und gelenke. Und...oh...das kam überraschend. ES breitete riesige Fledermausflügel aus. Das Gesicht wölbte sich noch etwas nach vorne. Joar, also so einen Halloween Kostümwettbewerb würde er locker gewinnen. Gruselige Visage, Flügel, Hörner...ein Dämon, wie er im Buche steht. In Büchern für Dämonologie natürlich. Ach ja, zwischen seinen Beinen baumelten seltsame Dämonen-Genitalien, DAS war tatsächlich das Erschreckendste.

Er, definitiv männlich, hob seine rechte Klauenbewehrte Hand und deutete auf mich. Dann erklang seine grauenhafte verzerrte Stimme:„Ichhh haabe dichh gesssuchht.

Übermütig grinste ich:„Ach, echt? Ist mir nicht aufgefallen.“

Seine Augen vereengten sich, das gefiel ihm wohl nicht.

Der Aura nach hatte ich es mit einem mächtigen Höllenbewohner zu tun. Konnte täuschen, da ich mich in der Angelegenheit nicht so auskannte.

...uu wirsst mein Gefäßßß. Komm zzuu mirr!“

Oh, anscheinend stand ich momentan hoch im Kurs. Leider im negativen Sinne.

„Weißt du, wenn du was von mir willst, komm zu mir. Jeder Gang macht schlank, Höllenbrut.“

Die Worte waren mehr als Lebensmüde und ich machte mir fast in die Hose. Er musste nur näher kommen, dann konnte ich ihn mit in das Gefäß ziehen. Das ganze musste zu meinen Bedingungen geschehen, damit es nicht meiner Kontrolle entglitt.

Das Wesen schnaubte, seltsamer Rauch waberte aus seinen Nasenlöchern. Cooler Specialeffekt.

Langsam trat es aus dem Dunkel herraus, die Beine verfestigte sich. Sie erinnerten an übergroße schwarze Vogelbeine mit scharfen Krallen.

Komm...

Zweiter Schritt.

Er war noch zwei Meter entfernt.

Kommmm zuu mirr...“

Vierter Schritt.

Wenn er einen Meter auf Abstand wäre, könnte ich ihn erfassen.

Komm!

Fünfter Schritt. Bingo!

Ich streckte meine Dschinnkräfte aus, um ihn zu dematerialisieren. Versuchte meine Magie um seine Existens zu schlingen. Nichts. Er war nicht zu greifen, eher umschloss er mich. Die Finsternis lähmte mich, somit konnte ich nicht einmal selbst in das Gefäß.

Meine Augen weiteten sich und mein Herz begann wie wild zu pochen.

Er würde fehlschlagen, mein Plan.

Nun war der Dämon fast bei mir.

Immer wieder versuchte ich ihn Panisch mit in mein Gefäß zu zwingen. Unterdessen wich ich Rückwärts aus, stolperte über eine Kiste und fiel unsanft auf den Bode.

Das Ding ragte bedrohlich vor mir auf, gelbe Augen verschlangen mich.

Voller Angst schloss ich die Augen vor dem was kommen sollte. Es war vorbei. Ich schloss in den Sekunden mit meinem Leben ab. Versengende Hitze berührte meinen linken Arm, es wollte meine Venen hinauf klettern. Ich schrie wie ein Neugeborenes..

...ein Lauter Knall zerriss die Luft.

Verschreckt öffnete ich die Augen.

Über mir stand nicht, wie erwartet, der gräßliche Dämon aus der Hölle, nein, es war...der Magier.

Miran brüllte irgendetwas nach vorne und hielt dabei seine linke Hand erhoben. In der rechte leuchtete ein grobes Schwert in demselben Blau seiner Augen. Der Raum wurde von diesem blauen Licht zur Gänze geflutet, alles funkelte und leuchtete. Die Schatten des Dämons waren umzingelt, langsam wichen sie zischen der Magie. Ein Windstrudel umschloss ihn und mich, bildete eine unsichtbare Mauer aus Macht. Es toste und jaulte, die Dielen knarzten.

Fasziniert von seiner entfesselten Macht konnte ich meinen Blick nicht von seinen breiten Schultern lösen. Übrigens, aus dem Blickwinkel kam sein knackiger Arsch gut zur Geltung in der dunklen Jeans. Wahrscheinlich trug die Belichtung auch ihren Teil dazu bei. Kopfschüttelnd versuchte ich diese Art von Gedanken zu vertreiben. Aber wo wir schon grad dabei waren, seine ganze Statur wirkte viel größer und stärker in diesen Momenten. Ich konnte ja nur das beurteilen, was ich sah, also seine Rückenansicht. Sein schwarzes Haar wurde wild zerzaust von dem Wind. Mein Pferdeschwanz peitsche dagegen.

„...icht deins! Sie gehört mir! Fahr zur Hölle.“

Verwirrt realisierte ich, was er da gerade gesagt hatte. Er brachte sich für mich dreckige kleine Diebin in Gefahr? Na ja, die Frage musste warten. Außerdem gab es zu hundert Prozent eine logische Erklärung dafür.

Schwach versuche ich mich hoch zu drücken, doch ein stechender Schmerz durchfuhr meinen linken Arm. Erschrocken suchten meine Augen das Körperteil ab, die Umrisse einer riesigen Hand zeichneten sich als Verbrennung auf der Haut ab. Seltsam.

Schützend presste ich meinen verletzten Arm an die Brust, mit dem Anderen schaffte ich es irgendwie mich in eine erst sitzende und dann hockende Position zu bringen.

Der Dämon tobte, fauchend zog er sich ins Dunkel zurück, schlug hier und da seine Fänge und Klauen in das blaue Licht, ohne Schaden zu hinterlassen. Unverständlich brüllte die Höllenbrut in einer zischenden Sprache vor sich her.

„Nein! Du bekommst sie nicht. Ich habe sie bereits gezeichnet. Weiche! Kehre zurück zu dem Rest von dir.“

...zu dem Rest von ihm? Komisch, ich hatte gedacht, das es ein ganzer Dämon wäre. Besonders, da er eine unglaubliche Energie ausgestrahlt hatte.

Dann passierten mehrere Dinge zugleich.

Miran schleuderte einen einzigen mächtigen Blitz zu dem Dämon, dieser erwiderte synchron mit einer schwarzen Wand und alles brach mit einem lauten Geräusch zusammen, oder auf. Im einen Moment war da der Dachboden, im Nächsten fand ich mich in Miran's Armen wieder. Er sprang über fliegende Trümmerteile des Daches, Staub umschloss uns. Er hielt meinen Körper fest umklammert, so spürte ich, wie seine Muskeln unter seinem Shirt angespannt waren.

Er sprang aus der Staubwolke heraus, für einen Augenblick hingen wir in der Luft, dann kam er auf dem Rasen des Gartens auf, der das Haus umschloss. Ineinander verhakt rollten wir über das Grün, dabei zog ich mir mindestens ein dutzend Hämatome zu. Auch wenn er versuchte meinen Körper mit seinen Armen ab zu schirmen. Schließlich kamn wir zum Stillstand.

Ich nutze die Situation aus und befreite mich aus seinen Armen, ich musste schnell von hier verschwinden. Energisch stieß ich ihn von mir und mich von ihm weg. Flink sprang ich auf...und flog der Länge nach wieder hin.

Eine riesige Hand hatte meinen Knöchel umschlossen, mit eisernem Griff. Mister Magic's Stahlfesseln, ich würde darauf Patent anmelden. Miran hustete und krümmte sich, aber das hielt ihn nicht davon ab, meinen Fluchtversuch zu vereiteln. Verärgert trat ich mit meinem freien Fuß nach seiner Hand. Schlechte Idee! Seine andere Hand fing den Tritt ab. Erneut schüttelte ein Hustenanfall seinen Körper,während er röchelte, drückte er seinen Körper auf alle Viere. Somit lastete sein halbes Gwicht auf meinen Knöcheln. Das ließ mich vor Druckschmerz aufquietschen.

„Aua! He, du Vollpfosten, das sind meine verdammten Beine.“

Äußerst merkwürdige Worte, für eine solch skurrile Situation.

Plötzlich zog er mich mit einem Ruck unter sich, das tat am Rücken echt weh! Wieder stieß ich einen würdelosen Quietscher aus. Er fixierte mir meine Hände einhändig über meinen Kopf, mit der andere stütze er sich direkt neben meinen Kopf ab. Die Verbrennung schmerzte. Seine Beine benutze er, um meine nieder zu drücken. So lagen wir da, er holte noch schwer luft und hatte die Augen geschlossen.

Was machte der Idiot da?

Halbherzig versuchte ich micht aus der misslichen Lage zu winden. Miran riss zornig seine Augen auf und sofort hielt ich still. Oh Oh … er sah ziemlich angepisst aus, um es mit seeehr netten Worten zu umschreiben.

„Halt still!“

Tat ich doch...

Er betrachtete angestrengt mein Gesicht, eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Brauen. Das Blau seiner Augen tobte wie das wilde Meer. Irgendwie mochte ich diese Augen, auch wenn sie nur Ärger zu bedeuten hatten. Sie waren tief und unergründlich.

„Verdammt!“

Damit senkte er seinen Kopf und....

KÜSSTE MICH!?

Seine Lippen presste er an meine, hart und erbarmungslos schob er seine Zunge in meinen leicht geöffneten Mund. Die Stoppeln seines Drei-Tage-Bartes kratzen mich am Kinn.

Ich konnte nicht anders, als mit weit aufgerissenen Augen unter ihm zu liegen und fast erschrocken die Luft an zu halten. Nicht fähig, zu entscheiden, ob ich erwidere oder nicht.

Es war Jahre her, das mich jeman geküsst hatte. Und dann? Ja, dann hatte ich den ersten Kuss seit langem mit dem ersten Magier von Europa, dem ich nebenbei gesagt bis ebend nur entkommen wollte. Doch anscheinend hatte Mr. Magic mal eben beschlossen mein Inneres Kopf stehen zu lassen.

Der Schmerz in meinem Arm holte mich aus der Paralyse, so dass ich mich bewegte. Das ließ wohl auch ihn wieder zu sich kommen und er beendete abrupt das einseitige Geknutsche. Ich sog dankbar tief die lebensnotwendige Luft in meine Lunge. Änderte aber nichts an dem Pochen in meinem Arm.

„Weißt du, wär echt nett wenn du meinen verbrannten Arm mal loslassen könntest. Danke.“

Die Worte klatsche ich so nüchtern es ging hin, dass meine Stimme einige Oktaven höher klang, war unvermeidbar. Na super!

Wie von der Tarantel gebissen sprang er auf und nahm mich gleich mit. Das setzte meinem bemitleidenswerten Arm noch mehr zu. Als wir standen ließ er mich auch los, um sich selbst fahrig durch die Haare zu streichen. Ich inspizierte meine Verbrennung, sah nicht so lecker aus, so konnte ich mich zuerst damit beschäftigen. Und nicht mit dem Kuss...

„Zeig mal her.“

Oh nein, ich lief tatsächlich rot an, als er nach meinem Arm griff. Seine Berührungen waren nun viel sanfter, fast zaghaft drehte er ihn hin und her. Ich guckte zur Seite, wusste nicht, wie ich zu reagieren hatte. Solange sich ein Verhältins auf einer gewissen Distanz abspielte, konnte ich witze machen und war durchaus nicht auf den Mund gefallen. Doch dieser fast verzweifelte Kuss von ihm...hatte mich mehr als entwaffnet.

„Warte, ich heil das...“

Er murmelte gedankenverloren vor sich hin, aber aus einem Gefühl herraus entzog ich ihm meinen Arm. Ich wollte nicht, das er es heilte.

„Nein!“

Unsicher wich ich zwei Schritte zurück.

Er hob entgeistert seinen Kopf, die Majestät war an Widerworte nicht gewöhnt, und sammelte sich. Ein Ausdruck von eiserner Entschlossenheit trat in seine Züge. Puhh, das war der Miran, den ich bisher kennenlernen durfte.

„An deiner Stelle würde ich sofort wieder zu mir kommen. Mach es nicht noch schwerer.“

Es klang fast gelangweilt, nur spürte man unterschwellig den Zorn brodeln. Gut, damit konnte ich umgehen.

„Lass es doch einfach. Ich brauch deine Hilfe nicht.“

Trotz meiner bissigen Worte nährte ich mich ihm wieder, so dass er meinen Arm erneut ergriff und die Hand direkt auf meine Wunde legte. Ich zuckte zusammen, die Berührung verursachte schmerzen. Doch wenige Sekunden später begann es zu kribbeln, dann juckte es unerträglich, bis er seine Hand wieder weg nahm. Erstaunt betrachtete ich das Ergebnis. Nichts. Die Haut hatte sich makellos geschlossen, ohne das da eine Narbe an die Verbrennung erinnerte.

Erschöpft ließ ich den Arm sinken und schaute zu dem Haus. Das Dach war weggerissen, jedoch stand der Rest. Ich hatte die leise Hoffnung, dass mein Gefäß das Ganze überlebt hatte. Der Dämon hatte wohl das Dach zerstört, um zu entkommen. Mit nieder geschlagenem Blickt wandte ich mich in seine Richtung. Es kostete mich viel Überwindung, schließlich bekam ich das Zauberwort raus.

„Danke...“

Es entstand eine drückende Stille, keiner war gewillt nach zu geben. Abhauen kam nicht in Frage, er stand direkt an meiner Seite. Innerlich kapitulierte ich vor meinem Schicksal, vorerst sollte das weiße Fähnchen geschwenkt werden.

„Meister!“

Wir beide fuhren zu Hunter herum, der über den Rasen auf uns zu hastete.

Da war also auch das treue Schoßhündchen, wunderbar.

„Ich habe Mammon fliehen sehen, geht es Euch gut, Herr?“

Ach komm, würde er sonst so kerzengerade dastehen?

Zu Weihnachten sollte man dem etwas Hirn und Charakter schenken, diese Dummheit war ja kaum auszuhalten.

„Schon gut, Hunter. Ich bin unversehrt.“

Da! Eine Gefühlsregung im Gesicht des Dämons. Wahrhaftig Erleichterung...

Na dann, wenn er so in dieser unterwürfigen Rolle aufging.

„Wir kehren zum Stützpunkt zurück, ich muss noch mein Schwert bergen...aber zuerst.“

Miran trat dicht an mich heran.

Ich ahnte, was er vorhatte, und wollte schon ausweichen. Er schob mir einfach eine Hand in den Nacken und hielt mich fest.

Tja, er hatte die nervige angewohnheit mich ruhig zu stellen.

Der Daumen seiner freien Hand strich über meine Stirn.

Oh, du kleines hinterhältiges...

Schlaf!“

Sofort übermannte mich die Dunkelheit.

...Arschloch!

7

 

Das flaue Gefühl in ihrem Magen nahm zu, als sie beobachtete, wie der Wagen des Meisters auf das Grundstück fuhr. Während seiner gesamten Abwesenheit hatte sie nicht zur Ruhe kommen können. Er würde sie zweifelsohne bestrafen. Diese Tatsache war ihr bereits vor ihrem Fehlverhalten bewusst gewesen. Miran ließ oft milde walten, seine Strafen waren meist nicht brutal. Deshalb hoffte sie, das ihre Strafe nicht allzu hart sein würde.

Juliane folgte dem Auto, das schließlich vor dem Eingang hielt. Beide Fahrer-und Beifahrertür öffneten sich. Ihr Herz machte einen Satz. Hatten sie Malou nicht gefunden?

Miran zog mit finsterer Miene die hintere Tür auf, beugte sich vor und schulterte eine zierliche Gestalt. Erschrocken eilte sie die Treppen hinab, um ihnen entgegen zu gehen. Sie kam unten an, als der Magier die Tür aufstieß. Die Blauhaarige hing wie ein nasser Sack über seiner Schulter. Das ließ sie inne halten.

„Ist...ist sie verletzt?“

Miran würdigte sie keines Blickes, aber eine Antwort verwehrte er nicht.

„Nein.“

Ihr fiel auf, das beide voller Staub waren und an den freien Hautstellen entdeckte sie Kratzer wie Blutergüsse. Was war geschehen?

„Ich habe ein Zimmer für sie vorbereiten lassen.“

Sie lief ihm nach, da er bereits die Stufen erklamm.

„Nicht nötig. Sie wird in meinem Zimmer leben.“

Fast wäre sie über ihre eigenen Füße gestolpert. Sie wird was?!

Nicht einmal SIE, als seine Geliebte, war je zu solch einer Ehre gekommen.

„A...A-aber, mein Herr, warum?“

Er ging weiter im schnellen Schritt, sie waren bereits im 2 Stock angekommen und er bog auf den Gang ein, in dem sich sein Zimmer befand.

„Sie wird vorerst in meiner Nähe bleiben.“

Fassungslos blieb die Frau stehen.

Hatte seine Stimme weicher geklungen? Sie kannte ihn so nicht, es war ihr fremd. Miran war immer ein durch und durch beherrschter Mann, der jede Umwerbung ihrerseits freundlich, aber bestimmt ablehnte. Seit Jahren versuchte sie zu seinem Herzen durch zu dringen, ohne große Erfolge zu verzeichnen. Ja, er war ein guter Liebhaber, würde sie nie gegen ihren Willen nehmen. Alles, was sie zusammen erlebt hatten, geschah mit gegenseitigem Einverständnis. Die Küsse, die Berührungen...nichts davon tat er aus Liebe zu ihr. Es wareinfacher schöner Sex.

Juliane hatte sich oft gewünscht, das er irgendwann Gefühle für sie empfand. Es hätte ihr auch gereicht, ihn Lieben zu dürfen. So erbärmlich dieser Gedanken ihr schien, einfach Nähe zu ihm zu haben, war alles für sie.

„Er mag sie.“

Überrascht schaute sie zu Hunter, der neben sie getreten war. Unter seinem Arm klemmte das Dschinn-Gefäß und um seine Schultern hing das berüchtigte Schwert des Meisters.

„Sie ihn wahrscheinlich nicht,“ war alles, was sie müde hervorstieß.

Der Dämon legte den Kopf leicht schräg, eine ungewohnte Geste von dem eisernen Mann.

„Sie kennt ihn noch nicht gut genug. Mit der Zeit wird sie seine Gefühle erwidern. Die Dschinn ist nun sein Eigentum.“

Zitternd ballte sie ihre Hände zu Fäuste, mit aller Macht kämpfte sie die Druck hinter ihren Augen nieder. Ja, sie würde so schnell nicht mehr verschwinden.

„Bist du Eifersüchtig?“

Jetzt hatte er seine roten Augen ganz auf sie gerrichtet.

Resigniert ließ sie ihre Schultern sinken, die sie vor lauter Anspannung hoch gezogen hatte.

„Verletzt. Das trifft es eher. Ich liebe ihn...und das weiß jeder hier.“

Ein wissendes Lächeln umspielte die schmalen Lippen ihres Gegenüber.

„Und dann kommt so ein kleines Mädchen und es scheint, als würde der Meister sie mögen. Dabei ist sie stur und frech. Das dürfte deinem ohnehin gebrochenen Herzen ja einen heftigen Schlag verpassen.“

Sie zuckte leicht zusammen. Ganz unrecht hatte der Dämon nicht, nur...

„Ich mag sie. Irgendwie kann ich ihr nicht böse sein....und ich kann niemanden hassen, der so für seine Freiheit kämpft.“

 

Völlig aufgeschreckt fuhr ich mit einem Schlag aus der Bewusstlosigkeit hoch, meine Stirn knallte sogleich gegen eine Handfläche. Super, das war wohl mein Gute-Morgen-Küsschen...

Oh, Küssen...stimmt ja. Dieser Volldepp hatte mich doch tatsächlich geküsst.

Über mir war besagter Depp und lehnte sich gerade zurück.

Grummelnd setzte ich mich auf und schaute mich um.

Riesiges Boxspringbett, Parkett, dunkel blauer Teppich. Das Zimmer war quadratisch, eine Tür führte gegenüber der Fensterfront hinaus eine andere zur rechten Seite. An den Wänden waren Runen geordnet angebracht, ich vermutete zum Schutz. Da erst bemerkte ich das Rasseln von Ketten.

Vorsichtig betastete ich den Halsring und musste feststellen, das man mich wieder angekettet hatte.

Wütend schaute ich zu Miran, natürlich konnte nur er dafür verantwortlich sein. Was war ich? Sein Hündchen...ok, Hunde küsste man nicht. Ekel ergriff mich, als meine Fantasie mit mir durchging.

„Hast du also beschlossen, mich an die Leine zu legen? Soll ich jetzt auch noch Kunststücke lernen?“

Um das Ganze zu bekräftigen zog ich an der Kette rum.

Er zuckte mit den Schultern und erhob sich, anscheinend war ich einer Antwort nicht würdig. Oh, ob Mr. Magic wieder mal sauer war? Hm....ich hatte ja nur seiner Geliebten eine über gezogen. Ja, und abgehauen war ich auch...die Sache mit dem Dämon war aber nicht meine Schuld gewesen!

„Ich lasse nicht zu, dass du ein weiteres Mal abhaust.“

Ah also waren wir wieder da? Den Kuss hätte ich auch geträumt haben können.

„Dies ist mein Zimmer. Wenn ich die Runen aktiviere, wirst du diesen Raum nicht ohne meine Erlaubnis verlassen können.“

Schön, jetzt wurde ich auch...wartet...SEIN Zimmer?

„DEIN Zimmer?!“

Er stand nun vor der Fensterfront.

„Morgen werden wir zu einem Treffen vom Krei der 8 reisen. Mit ''Wir'' meine ich auch dich. Du wirst von nun an meiner Seite bleiben, da, wo du keine Dummheiten machen kannst.“

Verwirrt kratze ich mir am Hinterkopf, also waren wir doch weiter...von einander entfernt. Er war also schlau genug, mich jetzt im Auge zu behalten...

„Moment mal...wo schlaf ich dann?“

Ein weiteres Mal glitten meine Augen über die Inneneinrichtung hinweg, hier gab es nur das Bett. Nicht einmal eine Couch oder ähnliches. Erwartete er, dass ich auf dem Boden schlief?

„Im Bett, natürlich.“

„Wo schläfst du?“

Ich sah es nicht ein, ihn Meister oder so zu nennen. Immerhin standen er und ich auf dem Kriegsfuß, zumindest ich stand das. Bei ihm wusste ich es nicht genau...oder war dasseine taktik? Nicht mich weich prügeln, sondern weich vögeln? Wickelte er alle Frauen so um den Finger?

„Im Bett.“

Perplex blinzelte ich ihn an. Hä?

Erst wenige Sekunden später sickerte der Sinn seiner Worte zu mir durch.

„NEIN! Definitiv, Nein!“

Erbarmungslos gelassen lehnte er seinen Körper gegen das Glas.

„Deine Meinung interessiert mich nicht. Du hast jedoch nichts zu befürchten. Ich lege die Hand an keine Frau, die das nicht will. Selbst wenn sie, wie du, mein Eigentum ist. Außerdem hast du den Körper eines Mädchens.“

Dieser arrogante Mistkerl! Erst küsste er mich und jetzt beleidigte er mich? Das konnte nicht sein ernst sein. Diese Stimmungsschwankung ergäbe selbst dann keinen Sinn, wenn er seine Periode hätte. Sofern er sie haben könnte. Außerdem ging das zu weit. Küssen, das hätte ich ignorieren können. Aber ich ließ mich nicht von einem Dummkopf von Magier beleidigen.

„Weißt du, ich würde selbst dann nicht mit dir schlafen, wenn du dich jetzt entschuldigen würdest. Egal, wie attraktiv du wärest. Außerdem, war der Kuss wirklich einseitig.“

Ha, das hatte gesessen. Er presste seine Lippen zusammen und wandte den Kopf ab. In mir legte ich gerade einen hüpfenden Freundentanz hin. Leise hoffte ich, das ein wenig seiner Würde darunter leiden musste. Geschah diesem Eisklotz recht.

„Ich muss in mein Büro. Viel Spaß beim angekettet sein.“

Er ging auf die gegenüberliegene Tür zu und verschwand.

Flüchten konnte er also. Dummkopf.

 

Wütend.

Er war unglaublich wütend auf sich selbst. Was hatte er da gerade nur gesagt? Und warum konnte sie solche Gefühle in ihm wecken? Sonst schaffte er es auch, seine Emotionen aus dem Spiel zu lassen. Aber bei ihr klappte es nicht ganz. Zu allem Überfluss wirkte sie, als würde sie es nicht im geringsten interessieren.

Auf dem Weg zu ihr und dem Dämon hatte er Angst um sie gehabt. Dann war er eingetroffen und musste sehen, wie der Dämon fast von ihr besitz ergriff. Er hatte sie gerettet. Nachdem der Schock langsam wich, sie unter ihm lag, mit diesen riesigen Augen...er hatte sie einfach küssen müssen. Fühlen, dass sie atmete.

Und es hatte ihm einen Stoß versetzt, als der Kuss einseitig blieb.

Miran konnte die neuen Gefühlsregungen noch nicht zuordnen, jedoch war ihm eines bewusst: Er wollte Malou vorerst nicht aus den Augen lassen.

Energisch stieß er die Tür zu seinem Büro auf, an dem er zwischenzeitlich angekommen war. Die ganze Zeit Kopflos durch die Gegend zu rennen stand ihm nicht zu, er musste sich auf das Treffen vorbereiten. Es war eine Art Notfall, denn Mammon hatte es geschafft, das Teilstück seines Wesens weiterhin in dieser Welt zu lassen. Die acht obersten Magier würden sich nun über weiteres Vorgehen ihrerseits beratschlagen.

Das Treffen würde in der USA stattfinden, somit würde er mit dem Flugzeug reisen. Und weil es ihm nicht behagen würde, die Dschinn zurück zu lassen, begleitete sie ihn. Es war nicht unüblich als hochranginger Magier sein Eigentum bei sich zu haben, bei ihm war es noch nie eine Frau gewesen. Das Ganze plante er mit Hintergedanken, je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto eher konnte er sich über seine Gefühle im Klaren sein.

Es Klopfte an der Tür, als er sich in seinen Sessel fallen ließ.

„Ja?“

Die Klinke wurde herunter gedrückt und Hunter betrat den Raum.

Der Dämon wirkte angespannter als sonst und seine roten Augen musterten in wachsam.

„Was möchtest du?“

Hunter schritt zu Sofa und nahm Platz, so respektvoll er seinen Meister auch behandelten, so führten sie teils ein freundschaftliches Verhältins.

„Die Dschinn...werdet Ihr sie bestrafen?“

Miran schaute überrascht auf, solche Fragen war er von seinem sonst Wortkargen Untergebenen nicht gewohnt. Selten ließ er seine Beweggründe erkenne, wie der Magier selnst.

„Das werde ich entscheiden, wenn wir Mammon wieder zu Hölle gefahren ist. Auch die Bestrafung für Juliane.“

Der Andere legte seinen Kopf in den Nacken und ließ ihn kreisen, anschließend streckte er seine Arme um sie auf die Rückenlehne der Couch zu platzieren. Ein müdes Grinsen wurde ihm zu geworfen.

„Ihr wisst, das es für Juliane schon Strafe genug ist. Momentan hat sie großen Liebeskummer.“

Er stütze seine Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und legte sein Kinn auf die Handrücken. Schon seit langer Zeit wusste er um die Gefühle seiner Geliebten, gab ihr alles was er geben konnte. Doch das beinhaltete nicht, ihre Liebe zu erwidern. Er war ehrlich gewesen, damals, als er es herausfand. Auf der Stelle stellte er sie zur reden und machte ihr keine falschen Hoffnungen, darüberhinaus bot er ihr die Option zu Gehen. Er hätte sie nicht aufgehalten, dazu schätze er sie zu sehr. Dennoch blieb Juliane, akzeptiere sein Angebot zu bleiben und entschied zu aus freien Stücken, weiterhin ihr Bett mit ihm zu teilen.

Schwer atmete er aus und blickte zu seinem Dämon, der ihn neugierig anstarrte. Zwei stechend rote Punkte.

„Richte Juliane aus, das sie nur noch eine Unterhaltung zu erwarten hat.“

Der andere Mann nickte mit ernster Miene.

„Ich vermute, das Ihr den Flaschengeist nicht mehr teilen werdet. Viel Vergnügen mit diesem widerspensten Ding.“

Mit diesen Worten verließ er das Büro und ließ einen nachdenklichen Miran zurück.

Nein, teilen kam nicht mehr in Frage. Und er würde ihr noch manieren beibringen.

 

Wisst ihr, mehrere Stunden in so einem Bett rum zu liegen war echt öde. Die Kette reichte zwar durch den ganzen Raum bis zu dem Bad, aber viel rumlaufen wollte ich nicht. Wenn ich sage, das er bestimmt wollte, dass ich über alles nachdachte, wäre diese Vermutung bestimmt richtig gewesen. Irgendwann hatte ich genug davon, die Luft mit Blicken zu durchlöchern, weswegen ich einschlief. Dreckig und immer noch staubig rollte ich mich in diesem XXL-Bett zusammen. Sollte es doch verdrecken, schließlich hatte er mich hier fest gemacht. Ich glitt in einen tiefen traumlosen Schlaf, wie es immer der Fall war. Seit damals...

Als ich das nächste Mal erwachte war das Zimmer stockdunkel. Nur der funkelnde Schein meiner Augen ließ ein wenig Licht durch die Finsternis sickern. Dschinn können im Dunkeln leuchten, wenn sie es wollen. Die meiste Zeit unterdrücken wir diese seltsame Eigenschaft, die Augen sind das Einzige, wo wir das nicht können.

Da erst bemerkte ich, das ich den Atem einer weiteren Person hören konnte. Meine spitzen Ohren zuckten bei den leisen Luftstömungen. War er etwas ins Bett gekommen? Hatte ich davon nichts mit bekommen?

Sanft drehte ich mich auf die andere Seite, zu ihm um, dabei ließ ich langsam das Leuchten beginnen. Ein warmes Gefühl erfüllte mich, als meine Haut begann einen warmen Honigschein und meine Haare ein glimmendes Indigo abzusondern. Dies war die wahre Gestalt.

Die Belichtung erlaubte mir einen fast nackten Miran zu bewundern. Er lag auf dem Rücken, Beine und ein Arm von sich gestreckt, den Rechten hatte er über seine Augen gelegt. Die Decke kauerte zerknittert am Fußende. Schwarze Boxershorts bedeckten seine Scham.

Oh...ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Dank meiner heuchlerischen Worte zuvor würde ich wohl nicht mehr als gucken können. Dann war das eben so. Mich entschuldigen würde ich nicht, immerhin hatte er mich zuerst beleidigt. Gott, in meinem Kopf spielte sich Kindergarten-Niveau ab. Es war lange her, das ich mit einem Mann auf diese Weise zusammen war. Ich gab ungern meine Freiheit auf, ich hatte aus Fehlern gelernt. Dieser Grund ermöglichte mich fast verzweifelt an allen Freiraum zu klammern.

Plötzlich wurde ich gepackt und über die Matratze gezogen.

Überrascht quiekte ich auf und ehe ich wusste, wie mir geschah, lag ich in den Armen des Magiers.

Seine Augen glühten in diesem tiefen Blau, während er mir einen trägen Blick schenkte.

Ich wollte wissen, was das werden sollte. So hielt ich still.

Einen Arm hatte er um meine Tailie geschlungen, mit der rechten Hand umfasste er meinen linken Oberarm. Nicht zu fest, aber es machte mir klar, das er mal wieder seine Fessel-Vorzüge demonstrierte.

„Du hast mich beobachtet.“

Ja ja ich hatte...oh, er hatte....

Er hatte mich erwischt.

Ganz leicht sanken meine Mundwinkel nach unten, das hätte nicht passieren dürfen.

„Und? Man darf ja wohl noch Mordfantasien haben, ich mei...oh..“

Er hatte seine Lippen an mein Ohr gelegt, wo ich empfindlich war. Mein Verstand schmolz dahin.

Als er dann leise in mein Ohr raunte, konnte ich einen Schauer nicht unterdrücken.

„Weißt du, das ich mich sexuell zu dir hingezogen fühle, sollte ich vielleicht doch sagen. Das Leuchten steht dir übrigens.“

Perplex drückte ich mich aus seiner Umklammerung. Oh wunder, er ließ es zu. Zur Sicherheit rutsche ich von ihm weg und setzte mich auf.

„Sag mal, hast du Stimmungsschwankungen?“

Jetzt lachte er tatsächlich, unerwartet sexy. Weiche Grübchen zeichneten sich an seiner Wange ab und kleine Lachfältchen legten sich um seine Augen. Whaaa!

„Ich glaube nicht, das du mir widerstehen könntest.“

Arroganter ...grrr! Wer dachte er, wer er war?

Nur der erste Magier von Europa, wisperte ein leises Stimmchen in meinem Hinterkopf.

Fies grinste ich ihn an.

„Wenn, beruht das auf gegenseitigkeit. Wer hat hier wen zuerst geküsst?“

Anscheinend waren meine Worte so etwas wie ein Startschuss.

Ein Blinzeln und ich lag mit einem Mal unter ihm. Wie, zum Teufel, machte er das?

Er stütze sich mit beiden Armen ab und studierte eingehend mein Gesicht. Seine Beine lasteten schwer auf meinen und an meiner Mitte...joar...

War das seine Errektion?!

Da legte er seine Lippen auf meine. Die Stoppeln seines Bartes kratzen mich, fordernd verlangte er einlass in meinen Mund. Er schmeckte nach Minze, kühl und frisch. Seine Zunge tanzte sanft um die Meine, ich stöhnte auf, als er mit einer Hand grob meinen Nacken umfing. Sogleich biss er mir in die Unterlippe, um dann daran zu saugen. Mit federleichten Küssen bahnte er sich einen Weg zu meinem sensiblen Hals. Saugte an der Beuge, biss wieder zu.

„Schlaf mit mir.“

8

Verblüfft blinzelte ich ihn an. Der hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank!

„Hä? Wir fangen doch gerade an, du Idiot.“

Bestimmend drückte ich ihn von mir hoch und wälzte mich mit aller Kraft auf ihn. Es war mir bewusst, dass das alles nur möglich war, weil er es zuließ. Doch dieser Ober-Magier sollte nicht denken, ich wäre unterwürfig. Für mich war der Akt zwischen zwei Wesen eine Art Kampf, den es auszutragen galt. Wütender Sex gehörte zu meinen Vorlieben, da hinterließ ich auch mal ein paar Kratzer.

Letztlich hockte ich grinsend auf dem Magier, sein Gesicht war errötet und der Blick aus seinen Augen schien glasig. Gemächlich ließ ich meine Hüften kreisen, seine Reaktion wahr mehr als deutlich.

„Weißt du, ich könnte so viele Dinge mit dir anstellen...“

Meine Hände fuhren ihm über die nackte Brust, sachte schabten die Nägel über seine Haut. Mit der rechten Hand griff ich nach der lästigen Kette.

„...ohne das hier, versteht sich.“

Eilig machte er sich an der Kette zu schaffen, kurz glühte es blau auf, dann war ich frei.

„Sehr schön...“

Sanft drückte ich ihn zurück in das Kissen, beugte mich vor und legte meine Lippen auf seine.

Sein kühler Geschmack schwappte in meinen Mund über, elektrisiert davon erkundete ich seine Lippen. Biss hinein und saugte an ihnen. Riesigen Hände umfassten mein Becken und drückten mich auf die harte Ausbuchtung in seinen Shorts.

Leise Lächelnd bahnte ich mir einen Weg mit küssen und lecken seinen Hals hinab über das Schlüsselbein und zu seiner muskulösen Brust. Ein wenig Ärgern war erlaubt.

„...ich gehe noch etwas tiefer...“

Sein gesamter Körper spannte sich an, während ich den Bund seiner shorts langsam hinab zog. Sogleich streckte sich mir sein hartes Glied entgegen. Ich musste inne halten....DAS DING konnte niemals in mich hinein passen. Ausgeschlossen!

„Sag mal, wen hast du damit bitte schon gepfählt?! Ich mein, ok, dein ego hat eh schon unglaubliche ausmaße...njaa, das Ding ist zu groß.“

Dieser Blick! Fast hätte ich laut los gelacht, weil er so völlig neben der Spur war. Dann konnte man Verstehen in seinen Zügen lesen und unglaube.

Mit einem Ruck war ich wieder über ihm, da er mich hochgezogen hatte. Überraschenderweise. Er machte eh, was er wollte.

„Halt deinen frechen mund, Flaschen-mädchen!“

Der stürmische Kuss, der darauf folgte, nahm mich völlig ein. Es war ein Feuer von ganz besonderer Präsenz. Wild und unbezähmbar. Ich bekam kaum Luft, da er sie mir raubte. Das Gefühl breitete sich aus, er schlang seine kräftigen Arme um mich und legte seine Hände auf meinen Hintern. Den knetete er fest durch. Ein ziehen setzte in meinem Unterleib ein, mit einem Mal fühlte er sich schmerzlich leer an. Ok, vielleicht passte es ja doch. Probieren geht über studieren, heißt es ja so schön. Obwohl ich seinem besten Stück gerne einige Studien widmen würde. Nicht auf den Kopfsalat achten.

Ungestüm erwiderte ich seinen Kuss, unsere Zungen vollführten einen heißen Tanz. Ich ließ zu, dass er sich erneut auf mich drehte, mit seinen breiten Schultern füllte er mein ganzes Sichtfeld aus, himmlisch. Einem animalischen Instinkt folgend schlang ich meine Beine um seine schmale Hüfte, er drängte sie noch weiter, bis sich unsere Körper aneinenander rieben. Er unterbrach den Kuss und knabberte an meinem Ohrläppchen, was mir ein leises stöhnen entlockte.

„Das hier ist wirklich lästig.“

Er zupfte am saum meines bauchfreien tops, dann war es verschwunden. Kühle Luft strich über meinen Oberkörper, nur meine kleinen Brüse wurde von einem schwarzen Spitzen-BH bedeckt.

„Und das...“

Meine Hose glitt an meinen Beinen hinab.

„...ebenfalls.“

Jetzt wurde es eisig, hat er denn keine Heizung? Als hätte er meine Gedanken gelesen, zog er die Decke über sich, damit es wärmer für mich war. Er legte sich auf mich, das Gewicht seines Körpers lastete warm auf meinem. Und schwer! Der Typ wog ne Tonne oder so...für meine arme zerbrechliche Dschinn-Anatomie ziemlich übel. Ach, Augen zu und durch! Etwas Luft wäre aber ganz nett.

„Ich...kann....n-nicht...at..atmen.“

„Oh, entschuldige!“

Sofort war da wieder Luft zum atmen, juhuuu! Und ...oh.

Er drang mit einem Finger ein, ohne Vorwarnung. Keuchend blickte ich in seine wissenden Augen, sie sagten mir, das er um meine schwächsten Stellen wusste. Das trieb mir hitzige Röte ins Gesicht, unterdessen begann er diesen einen Punkt in mir zu massieren. Ich konnte nicht an mich halten und biss ihm in die Schulter. Arschloch.

Den Verstand verlor ich dann, als er gleichzeitig an meinem Nippel zu saugen begann. Das intensive erotische Gefühl schoss zwischen meine Beine und trieb meine pochende Hitze an. Wann hatte ich Höschen und BH ausgezogen? Und wo war seine Boxershorts?

„Warte kurz, Kleines.“

Sein Finger verschwand, ich blieb unbefriedigt auf dem Bett liegen, während er in der Schublade seines Nachtschränkchens wühlte. Was machte er da?

Ein vertrautes reißendes Geräusch, verblüfft drehte ich meinen Kopf zu ihm und konnte beobachten, wie er ein Kondom über seine beachtliche Größe zog. Uiii, safer sex. Gut, das er daran dachte. Konnten Dschinn von Magiern schwanger wer..er küsste mich ungehemmt und drückte mich runter.

Seine Eichel strich an meiner feuchten Spalte hinab, bis er zum Eingang meiner Höhle kam. Erwartungsvoll öffnete ich mich ihm noch weiter, ich wollte ihn in mir spüren. Es war so lange her, es hatte mir gefehlt. Mich als eine Frau zu fühlen, so behandelt zu werden. Begehrt zu werden.

Mit einem langsamen stoß glitt er in mich. Die Leere wurde augenblicklich zu vollster befriedigung gefüllt, fast unerträglich weitete sein Glied mich. Ich musste tief Luft holen, wow. Immer weiter Drang er ein, bis ich das Gefühl hatte zu bersten.

„Ist es ok?“

Unfähig meinen Mund zu nutzen, nickte ich verträumt.

Er begann mich mit langen tiefen Stößen zu beglücken, wieder und wieder drang er tief ein. In meinem Unterleib tanzten Schmetterlinge. Durch die Bewegung wurde ich rythmisch in die Laken gepresst, ich musste mich an seinen Armen festhalten. So konnte ich seinem Eindringen entgegenkommen.Mein Becken hob ich ihm entgegen, während er sich herab beugte, um mir einen innigen Kuss zu geben. Dieser intensivierte das Gefühl des Ausgefülltsein, ich stöhnte in seinen Mund.

Sein Rhythmus wurde schneller und härter, wir wälzten uns im Bett. Nach einiger Zeit wurde ein Stellungswechsel vollzogen, ich kniete nun vor ihm auf allen Vieren, während er von hinten meine Hüfte packte. In dieser Position konnte er noch tiefer Eindringen, sein Glied massierte innen einen sehr Empfindlichen Punkt. Ich konnte meinen Oberkörper nicht mehr aufrecht halten, da mich das feurige Gefühl flutete. Mein Gesicht grub ich in die Decke und Biss darauf, so konnte ich etwas leiser sein. Musste ja nicht jeder mitbekommen, das der Chef vögelte. Beziehungsweise, das ich mit ihm...Oh, seine Hand fand ihren Weg nach vorne, zu meinem feuchten Schoß. Zielsicher fand er meine Perle, begann sie fordernd zu reiben. Beinahe hätte ich wegen dieser Wonne aufgeschrien, es war fast nicht erträglich, wie die Stimulation meiner Knospe im zusammenspiel mit den tiefen Stößen meine Lust immer weiter steigerten. Er trieb uns beide mit seinem harten Takt immer weiter dem Höhepunkt entgegen, ich spürte, wie meine Muskeln sich um ihn anspannten. Es baute sich langsam ein Knoten aus Lust in meiner unteren Region auf, jederzeit könnte er platzen. In Ekstase versunken seufzte ich immer wieder.

Dann stieß er mich über die Kante, eine Welle aus purer Glückseeligkeit schwemmte meine glieder, bis nur ein zuckendes Bündel an Nervenenden zurückblieb. Ich glaube sogar, das ich kurz weg war.

9

 

Langsam öffnete ich meine schweren Lider, goldenes Sonnenlicht flutete den Raum. Alles war in einem warmen Schimmer getaucht. Wohlig kuschelte ich mich enger an das warme harte Kissen...mit Haut...und Härchen...Herzschlag..

Mist! Völlig Wach schreckte ich hoch und schaute zu meinem Entsetzen auf den nackten Oberkörper von Miran (sehr gut durchtrainiert übrigens...wann fand er denn dafür zeit?)

Hatte ich?! Hatte er...? HATTEN WIR!? Was war in mich gefahren? Warum hatte ich mit dem Kerl geschlafen, der mich in seinem Zimmer angekettet hatte? Ja, er war attraktiv, er roch gut....aber ich sollte ihn hassen! Immerhin war das ganz klar Freiheitsberaubung gewesen...zumindest meiner Ansicht nach.

Verwirrt fuhr ich durch meine Locken und zog die Beine an. Es war so lange her gewesen, dass ich mich einem Mann hingegeben hatte, seit damals. Jetzt kämpften die unterschiedlichsten Gefühle um oberhand, da war Wut wie auch Ärger, über ihn, über mich. Verwirrung. Wehmut. Ein leiser, jedoch steter Schmerz. Verlegen war ich auch noch....und dann war da dieses seltsame Kribbeln, vermischt mit einem Hauch von Glück. Kurz gesagt: Ein wahres Schlachtfeld an Emotionen. Das machte mich völlig Fertig. Eines konnte ich nicht leugnen, ich war tiefenentspannt. Und irgendwo schmerzten Muskeln, von deren Existens ich nie zuvor gehört hatte. So lernte ich gleich ganz neue Seiten an meinem Körper kennen.

Angestrengt atmete ich aus, seltsame Angewohnheit, wenn ich gestresst war oder Schmerzen hatte, hielt ich die Luft an. Ich konnte momentan meine Gefühle nicht zuordnen und müsste mir noch ein genaueres Bild von ihnen machen, wenn sie gewachsen oder verschwunden waren.

Bin ich verknallt?

Der Gedanke schlich sich ein und wisperte mir irrationale Dinge zu, wann war Liebe schon rational. Trotz allem, ich wollte doch nur meine Freiheit, durch das Gefühl des Eingesperrt seins würde ich noch durchdrehen. Ich hatte mir geschworen, es nicht noch einmal zu zulassen.

Er bewegte sich, das riss mich aus meinen Grübeleien. Verschlafen flatterten die Lider über seinen blauen Augen, in denen immer noch Schlaftrunkenheit standen. Seine Lippen verzog er zu einem leisen Lächeln, was ich nicht verstehen konnte, da ich ihn wirklich Feindseelig anfunkelte. Unterdessen schnappte ich mir die Decken und hielt sie vor meiner Brust zusammen.

„Guten Morgen...“

Schlagartig verfinsterte sich meine Stimmung noch mehr.

„Was, bitte, ist gut an diesem Morgen?“

Jetzt langsam dämmerte ihm wohl, das ich nicht so freudestrahlend wie er auf vergangene Nacht zurück blickte. Mit ernster Mine setze er sich auf und lehnte seinen Rücken an die Lehne.

„Also sind wir erneut an diesem Punkt? Du bist unglaublich...“

Nun blickte er recht grimmig, rieb sich das Kinn und atmete aus. Für einen kurzen Augenblick legte sich seine Stirn in Falten, bevor er sein Gesicht mir zuwandte.

„Ich werde Juliane schicken, wir brechen bald auf.“

Er wirkte nachdenklich und... Gekränkt? Mit diesen Worten jedoch flüchtete er aus dem Zimmer, bevor ich seinen Gemütszustand erkundigen konnte. Befremdlich. Nun musste ich mich der unangenehmen Tatsache stellen, dass ich Juli wieder sehen würde. Ich mein, sie musste echt wütend sein. Immerhin hatte ich ihr eine Übergezogen...mit einer verdammten Sauerstoffflasche!

Kurze Zeit nach seinem verschwinden klopfte es zaghaft an der Tür, bevor diese dann langsam geöffnet wurde. Herein kam, wie erwartet, mein Opfer.

Uh ihre Stirn sah übel aus, das war ein Prachtexemplar von einem Hämatom! Gute Arbeit...oder so.

„Miran hat mir Anweisungen gegeben. Ich soll dir helfen...“

Beschämt rutsche ich aus dem Bett und tapste auf sie zu, um sie schließlich zu Umarmen.

„Tut mir leid, was ich da gemacht hab. War nichts persönliches.“

Juliane fing wirklich an zu Lachen. Verdutzt starrte ich sie an und fragte mich, was sie wohl eingenommen hatte. Ich wollte auch was davon! Mal Ehrlich, wäre ich an ihrer stelle, hätte ich mich zum Teufel gejagt. Ja, ich war manchmal ein nachtragendes Miststück...

„Alles gut, Malou. Das war wohl meine verdiente Strafe...“

Sie war viel zu nett, irgendwie verstand ich das nicht. Komische Frau.

Um das Thema zu wechseln zupfte ich skeptisch an meiner Kleidung und lächelte sie zaghaft an.

„Ich denk, du sollst mich passend einkleiden oder so?“

Die größere Frau nickte ernst und zog mich aus dem Zimmer raus den Gang hinab.

„Erstmal duschst du. Danach schauen wir mal, was wir für dich finden. Etwas geschlossenes.“

Damit schob sie mich in ein großes Bad, sie folgte mir wie ein Schatten und schloss die Tür hinter uns. Sollte ich mich vor ihr ausziehen?! Na super, bei meinen Minderwertigkeitskomplexen die allerbeste Idee!

Rasch streifte ich Haremshose und Top vom Körper, darauf folgte String und Bh. Übrigens, mein mickriges A-Körpchen lässt jedes andere weibliche Ego wachsen. Ich sah aus, wie eine 14-Jährige!

Hinter mir wurde scharf die Luft eingesogen. Mist! Sie musste die weiße Narbe entdeckt haben. Zwei halbkreise, Zahnabdrücke. Da, wo ich einst gebissen worden bin. Ängstlich vertrieb ich den Gedanken daran. Nicht jetzt, nicht vor ihr....

„Was ist das?!“

Sie klang relativ ruhig, nur leise schwang der Schock mit. Na ja, es war keine herkömmliche Narbe, man konnte eindeutig erkennen, das es von einem Biss stammte.

„Mein Exfreund hatte Tollwut, glaub ich.“

Der Witz sollte meine Panik verstecken, ich wollte definitiv nicht mit ihr darüber reden. Das ging nicht einmal meine Schwester etwas an.

„Hm...Sieht übel aus.“

Ihren Kommentar ignorierend stieg ich in die Dusche und begann mich schnell ab zu brausen. Zuerst schampoonierte ich meine Haare, obwohl die nicht dreckig sein konnten. Danach seifte ich meinen sauberen Körper ab. Duschen gehörte zu den seltenen Vergnügen, immerhin haftete kein Dreck an Dschinn und wir schwitzen nicht. Hieß nicht, dass eine gelegentliche Dusche oder ein heißes Bad verkehrt war.

Entspannt entstieg ich der Dusche, gefühlt war ich grad ein Wackelpudding. Heißes Wasser war genial! Fest rubbelte ich meine Haut ab und schlang das Handtuch um meinen Körper, ein kleineres um meine Haare.

„Haare föhnen?“

Sacht schüttelte ich den Kopf:„Nein, meine Haare sind bald trocken. Dschinn Magic.“

Juliane zuckte lässig mit den Schultern, erhob sich und schritt vorran aus dem Bad, das jetzt eher einer Sauna glich. Sie führte mich in ihr Zimmer, wo sie etliche Kleidungstücke auf das Bett warf. Hosen, Shirts, Pullover...usw.

„Ok...probier mal die beiden Sachen an. Warte...ich geb dir Unterwäsche.“

Sie hatte mir einen großen schwarzen Rollkragen-Pullover gegeben und eine Leggings in M. Aus einem Müllsack in der Ecke kramte sie einen schlichten String und Bh in meiner Größe. Ich schlüpfte in alles und stellte fest, das der Pulli viel zu groß war. Der Saum reichte bis kurz über meinen Knien und die Ärmel schlabberten über meinen Händen. Perfekt!

„Den behalt ich an.“

Juliane grinste.

„Steht dir, auch wenn du wie ein Kleinkind ausschaust. Das wird Miran bestimmt nicht gefallen.“

Bei der Erwähnung von Miran zuckte ich etwas zusammen. Der war ja auch noch da...und sie war eigentlich seine Bettgefährtin...

Wartet...

„...woher...?!“

„Ach komm, du schläft mit ihm in einem Bett. Unser Meister ist dir offensichtlich verfallen.“

Joar...könnte sich bitte mal der Boden auftun? Das war peinlich, wie es aussah plapperte sein gesamtes Perso

nal darüber. Schön, das wars dann mit Privatsphäre.

„Ähm...ich kann dich beruhigen, ich bin eigentlich nicht an ihm interessiert.“

Die andere Frau lächelte voller wehmut und traurigkeit, in ihren Augen stand ein Schmerz, den ich gut kannte. Ein gebrochenes Herz.

„Mach dir keine sorgen um mich, ich wusste immer irgendwo in mir, dass er meine Liebe niemals erwiedern könnte. Schon damals hatte er mir das gesagt...allein seine Anwesenheit machte mich immer glücklich...es reichte. Behandle ihn einfach gut.“

Mit zusammengepressten Zähnen musterte ich ihre glänzenden Augen, ihr schönes Gesicht, ihren perfekten Körper. Sie war äußerlich und innerlich eine Schönheit, dieser Dummkopf von Magier war echt Blind. Jedoch wisperte ein kleines glückliches Stimmchen in mir, dass das auch gut war...so war er frei...Im geiste nahm ich eine Baseballschläger und drosch damit auf das freche Stimmchen ein. Böse abspaltung meiner selbst!

„Hm...ich weiß ja nicht...“

Juliane wischte das salzige Nass von ihren Wangen und machte sich daran, einige sachen zusammen zu legen. Die Kleidungstücke wurden letztlich in eine Sporttasche verfrachtet, die mich wohl auf meine Reise begleiten sollte.

„Es geht bald los, ihr werdet zum Flughafen fahren. Dann in die USA fliegen.“

Wunderbar, ich verließ damit wohl den Kontinent. Zudem hasste ich fliegen, einmal und nie wieder, hatte ich mir geschworen. Daraus wurd dann nichts...Grrr.

Schließlich seufzte ich und gab mich geschlagen, somit wurde ich von ihr in die Eingangshalle gezogen. Hunter wartete bereit in einem Ledermantel und mit einem Koffer.

„Ach mist..Hunter, pass mal kurz auf. Ich hab was vergessen.“

Verwirrt blickte ich ihr hinterher, was hatte sie vergessen ? Es konnte nur etwas im zusammenhang mit der Reise sein, sie blieb schließlich hier. Meine Augen wanderten zu dem Dämon, der ausdruckslos geradeaus starrte, echt symphatischer Zeitgenosse!

„Hi, ich bin Malou...ich glaube, wir haben noch nicht die Bekanntschaft miteinander gemacht.“

Auch wenn ich wusste, dass er Hunter hieß.

Rote Augen musterten mich interessiert, die waren gruselig.

„Hunter.“

Oh, der wortkarge Diener konnte sprechen und ließ sich dazu herab, mit MIR zu reden.

Um das Gespräch nicht ersterben zu lassen, wechselte ich zum schlechtesten Smalltalk.

„Scheiß Wetter heute, was?“

Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit, sein Gesichtsausdruck wirkte beinahe so, als zweifelte er meinen Verstand stark an. Aber ich bekam eine Antwort.

„Vielleicht.“

Ha! Wir redeten miteinander, oder so etwas in der Art.

„Na komm schon, es regnet. Das ist doch echt kein schönes Wetter. Außer du stehst darauf...?“

Bei der Frage erwartete ich gar nicht, das er mir antwortete.

„Regen kann zu gewissen Zeiten recht erfrischen sein.“

Ok, das war alles skurril. Er war ein seltsamer Typ.

Schritte kündigten das Kommen einer weiteren Person an, Juliane hüpfte die Treppe runter und hatte eine Jacke unter ihren Arm geklemmt. In der rechten Hand hielt sie kleine dunkle Turnschuhe.

„Wieder da! Schau, Schuhe und Jacke.“

Die Jacke war soetwas wie ein olivgrüner Parker. Ok...aber Schuhe?

„Nope! Ich hasse Schuhe. In die Dinger bekommt ihr mich nicht...“

„Das würde ich nicht so sagen. Zieh sie an.“

Verschreckt ruckte mein Kopf zu der dunklen Männerstimme. Miran ging lässig die Stufen runter, hinter seiner Schulter ragte der Griff seines Schwertes und in der rechten Hand hielt er eine Sporttasche. Blaues Feuer durchdrang mich, seine Augen blickten direkt in die meinen.

Na super, Big Boss hatte gesprochen. Ich hatte keine Lust auf eine Zankerei, somit zog ich mürrisch die Turnschuhe an. Oh wunder ich gab klein bei.

„Braves Mädchen, und nun komm. Wir müssen einen Flug erwischen.“

Ich schwöre euch, hätten Blicke töten können, meine hätten ihn erdolcht. Mehrfach. BRAVES Mädchen? Sponn er? Idiot.

Meine Augen starrten seinen Rücken an, während wir uns zu dem Auto begaben. Am Auto angekommen drehte ich mich zu Juliane um, ich wollte sie verabschieden, immerhin mochte ich sie.

„Bis Bald. Pass auf dich auf, und lass keine Fremden rei...“

Sie drückte meine Worte weg und knuddelte mich kurz.

„Dummkopf. Ich glaube, wir werden gute Freunde. Pass auf unseren Meister auf.“

Missmutig verzog ich das Gesicht, in meinen Augen war er nicht ''unser'' Meister. Er konnte gern ihr alleiniger Herr bleiben. Aber das Gefühl, sie und ich könnten in der Zukunft Freunde sein, hatte ich ebenfalls. Auch wenn ich mit meiner brutalen Flucht für einen holprigen Start gesorgt hatte.

„Ich passe auf niemanden auf. Schaff ich nicht mal bei mir, wie du sehen kannst.“

Mit diesen Worten griff ich an den Halsring, der nur zu deutlich signalisierte, wie tief ich in der Scheiße saß. Mein ganzes Leben hatte ich dieses besondere Talent gehabt, von einem Schlamassel ins Nächste zu stürzen, ungeachtet der Konsequenzen. Das Motto war: Gedankenlos in jedes Hundehäufchen treten, dabei möglichst viel Chaos verursachen und schließlich nur halb am Leben daraus kommen. Auch einfach gesagt, das ich mich überall Hals über Kopf rein warf. Da gab ich echt alles.

Juliane lachte freundlich.

„Dann müssen Sie auf Malou acht geben, Herr.“

Miran murmelte irgendetwas und öffnete die hintere Tür des Wagens.

„Rein da.“

Gehorsam hockte ich mich auf die Rückbank, Hunter verstaute alles Gepäck im Kofferraum und Miran setzte sich auf den Beifahrersitz. Nachdem der Motor startete und wir losfuhren winkte ich Juliane zum Abschied.

Die Mission begann.

10

 

„Wir müssen kurz miteinander Reden.“

Er wirkte sehr ernst bei diesen Worten, wobei er mich aber nicht ansah, seinen Blick hatte er stur auf die Straße unten gerichtet. Reges Treiben, das von hier oben einem Ameisenhaufen glich. Hier oben hieß, ein Zimmer im 8 Stock eines hohen Gebäudes, das den Magiern gehörte.

„Ich weiß nicht, worüber.“

Lässig hockte ich im Schneidersitz auf dem gewöhnlichen Doppelbett, das ich mir zu meinem Bedauern mit ihm teilen musste. An seinem Profil konnte ich erkennen, wie sich seine Züge verhärteten. Meine Antwort passte dem Big Boss wohl nicht.

„Du weißt sehr wohl, worüber. Ich werde nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Dass-“

„Das war nichts! Ein Fehler, höchstens,“fuhr ich dazwischen.

Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit, ungewollt natürlich. Mein Ziel, dieses Gespräch zu umgehen, schlug gerade erfolgreich fehl. Blaue Augen musterten mich, seinen Gesichtsausdruck vermochte ich nicht zu lesen, es war eine Maske aus Emotionslosigkeit. Was wollte er damit erreichen?

„Ich, für meinen Teil, empfinde es nicht als einen ''Fehler''. Ich hoffe doch, dass du jetzt nicht behauptes, es wäre gegen deinen Willen geschehen.“

Verdutzt blinzelte ich ihn an und ließ seine direkten Worte erst einmal einsickern. Wie kam er auf den Gedanken, ich würde so etwas sagen? Ja, ich konnte ziemlich anstrengend sein. Und Zickig. Und Kindisch. Aber ihn einer Straftat zu bezichtigen war nicht meine Art....

„Dem Ungeachtet bist du nach wie vor meine Untergebene. Ich habe nicht vor, dich so schnell ziehen zu lassen. Wir sollten also eine Lösung finden...“

Blödman, die Sache wäre geklärt, wenn er mich einfach gehen lassen würde. Es verärgerte mich, da ich darin keinen Sinn sah. Mit einer schwachen Dschinn, wie mir, konnte er nichts anfangen. Zudem hatte ich bei weitem genug Buße getan für den Diebstahl. Die Nachwirkungen, was er da mit meinem Geist gemacht hatte, spürte ich immer noch. Und ich wollte nicht in seiner Nähe bleiben, Gefühle waren das Letzte, was ich brauchen könnte. Innerlich begann es zu kribbeln.

Fest blickte ich in seine Augen.

 

Er war hypnotisiert von dem Gold in ihren Iriden, es glühte auf eine magische Weise von Innen. Das Gesicht umrahmt von den tiefblauen Locken. In diesem Moment machte sein Herz einen aussetzer, wie sie ihn wild und entschlossen anschaute. Seine Gedanken schweiften ab, Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht. Sofort kochte heißes Verlangen in ihm hoch, er begehrte sie auf eine schmerzhafte Art und Weise.

„Ich weiß nicht, wie du dir das Vorstellst. Ja, wir hatten einvernehmlichen Sex. Und? Was erwartest du? Soll ich dir jetzt meine ewige Liebe schwören...ich krieg allein bei dem Gedanken fast das Kotzen.“

Das dämpfte seine vorige Euphorie. Ihre Worte taten weh, da er sich inzwischen eingestehen konnte, dass er etwas für sie empfand. Ewige Liebe war natürlich maßlos übertrieben, jedoch war es so, dass da etwas aufblühte. Zart und klein. Ihm unbekannt.

„Erbrechen,“ murmelte er.

„Häää?!“

Ein wenig richtete er sich auf und schaute sie an.

„Verwende das Wort 'Erbrechen'. Der Ausdruck 'Kotzen' ist schlicht...unästhetisch.“

Miran war sich bewusst, dass es eine erbärmliche Art war, um zu verhindern, dieses Gespräch weiter führen zu müssen. Den Ausdruck 'Kotzen' mochte er trotzdem nicht.

„Ich fasse es nicht, du bist ein aufgeblasenes...Argh.“

Er zuckte mit den Schultern, inzwischen wusste er, was sie von ihm hielt, immerhin ließ sie keine Gelegenheit aus, ihn zu beleidigen. Die wenige Zeit, die sie bisher miteinander verbrachten, konnte er die Schimpfwörter nit mal an beiden Händen abzählen. Später, dachte er sich, er würde dieses Gespräch auf später verschieben. Nun musste er erst zum Hauptquatier der Magier, die Termine für die Treffen abholen und einen alten Freund aufsuchen. Natürlich würde seine Dschinn ihn begleiten, wenn man es streng nahm, hatte sie die ganze Situation erst gezaubert.

„Zieh dich um, Jule müsste etwas für formelle Anlässe eingepackt haben.“

 

Er drehte sich ernsthaft weg um in seinem Gepäck zu wühlen, wohl um etwas 'formelles' raus zu kramen. Mir reichte der Kaputzenpulli in Kombination mit der Leggings völlig, er konnte sich seine Kleidung sonst wohin schieben.

„Ich ziehe es vor, was ich an habe, auch an zu behalten.“

Wo auch immer er mit mir hin wollte, es war ja unfreiwillig. Ihm seinen Willen geben und wie ein braves Hündchen platz zu machen würde ich bestimmt nicht.

„Wir treffen auf hochrangige Magier, wenn du also in diesem Outfit...“

„Ich mag das,“ fuhr ich dazwischen, „ dieses Ich-lebe-in-der-Gosse-Image. Bis vor kurzem stimmte es auch...“

Um ehrlich zu sein, war ich schon immer ein Hippie für Arme, es fehlten Blumenmuster und eine friedliche Ausstrahlung. Eigentlich war ich auch ein sehr friedliebendes Geschöpf, doch dieses Typ reizte mich durch seine bloße Existens. Erbrechen statt Kotzen? Wen kümmerts? Das Ergebnis war doch alles, was zählte. Ob man jetzt darüber streiten musste, wie ich einen Haufen halb zerkautes Essen gemischt mit einer ordentlichen Portion Magensäure nannte, wusste ich nicht. Am Ende war es dasselbe: Halb zerkautes Essen in Magensäure.

Wenn man das so formulierte, klang es wie ein Gericht auf der Speisekarte eines Restaurants. Na ja, eines für besonders eklige Dinge...ob da Leute essen würden? Ich schüttelte mich, meine Gedanken mussten wieder an die kurze Leine genommen werden.

Steif erhob ich mich vom Bett, die Prellungen und blauen Flecke waren inzwischen gut sichtbar über meinen gesamten Körper verteilt. Das schränkte meine Bewegungfreiheit etwas ein, obwohl ich mich verbissen gegen die Schmerzen stemmte, ich würde mich nicht von ein paar lausigen Blutergüssen klein kriegen lassen. Tapsig steuerte ich das winzige Bad an, das direkt an unser schäbiges Zimmer grenzte. Warum wir in so einer Bruchbude hausten? Na ja, es war die einzige Unterkunft, dessen Bad kein Fenster besaß. Seine Begründung dazu: Ich würde so schnell keine Möglichkeit zur Flucht bekommen. Also ehrlich, das verletzte schon meinen Stolz...ok, vor kurzem war ich auch einfach von einem Dach gehüpft. Im engen Bad, vielleicht war die Bezeichnung 'Nasszelle' angebrachter, schaltete ich das Licht an und schloss die Tür hinter mir ab. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel genügte mir, an meinem linken Wangenknochen prankte ein tief violetter Fleck, da ich kein Make-up benutze, ließ sich da nichts machen. So kämmte ich lediglich meine widerspenstiegen Locken durch, danach fasste ich mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Das musste Genügen, so hingen mir die Dinger nicht mehr ins Gesicht. Perfekt.

Prüfend betrachtete ich meine Augen, die schwarzen Linien am Wimpernkranz bewirkten, dass das Gold zu glühen schien. Ich mochte sie, meine Mutter sagte immer, ich hätte Sonnenlicht eingefangen. Und meine Schwester zu viel Limetensaft konsumiert. Welcher Logik diese Aussagen auch folgen mochten, meine Mutter hatte es gesagt, das genügte, das es stimmte.

Nach dem Toilettengang kehrte ich zurück in das Zimmer, wo Miran inzwischen eine schicke schwarze Anzugshose und ein cremeweißes Hemd trug. Eine dazugehörige Anzugsjacke wurde gerade angezogen, von hinten sah er echt zum Anbeißen in dieser formellen Kleidung aus. Er war der Typ Mann, der sogar in einem Kartoffelsack zur Geltung kommen würde...verärgert biss ich mir auf die Unterlippe. Was dachte ich da? Er war ein hochnäsiger dummer Mistkerl....

Ein heißer Mistkerl, hauchte eine Stimme in mir.

Wohl die Stimme, die nach wie vor an chronischer Untervögelung litt.

„Wohin gehen wir eigentlich genua?“

Er zog es vor, mich zu ignorieren, ergo nichts neues. War ja überflüssig mit mir zu Kommunizieren...ok, irgendwie Kommunizierte er doch mit mir, nur in einer demonstrativen nonverbalen Art. Schön, Schön. Oder schmollte er etwa?!

Ein interessanter Gedanke blitze in mir auf, grinsen lehnte ich mich an die Wand.

„Aaalso, super tolle Malou, wir gehen in den Zoo, da kannst du mich dann abgeben,“ich versuchte so gut es in meiner Macht lag, seine Stimme wie den Tonfall nach zu äffen.

Und, oh Wunder, er reagierte!

Seine Gestalt drehte sich zu mir um, eine Braue erhoben warf er mir einen seltsamen Blick zu, unterdessen zupfte er seine Ärmel zurecht.

„Du willst mich im Zoo abgeben?“

Wie, zum Teufel, schaffte er es da so verdammt ernst zu bleiben?

Herausfordernd verschränkte ich die Arme vor der Brust:„Einen Schmollbären haben die bestimmt noch nicht gesehen.“

Verdutz blinzelte er mich an, aber er fing sich schnell.

„Ich schmolle nicht. Soetwas liegt unter meiner Würde...“

Er wandte sich wieder ab, jetzt konnte er nur noch beleidigt sein. Gleichgültig schnappte ich mir die blöden Turnschuhe und setzte mich auf das Bett mit ihnen. Mit 36 hatte ich nicht die größten Füße, aber das war mir egal. Was mir nicht egal war, ich musste erneut meine armen Füße in diese Folterinstrumente stecken, denn nach viel Rumgejammer meinerseits hatte er mir gereizt erklärt, was mir bei Weigerung blühte. Grausames Arschgesicht!

Fertig angezogen lief ich ein paar Schritte im Zimmer auf und ab, das half mir, mich an die ungewohnte Enge zu gewöhnen.

„Komm.“

Grimmig trat ich zu ihm, er stand schon am Ausgang, eine Tasche hing um seine Schultern. Ruhig schloss er die Tür auf und drückte die Klinke runter, wir gingen den langen Flur hinab, der direkt einem Horrorfilm entsprungen zu sein schien. Im Aufzug wechselten wir kein Wort und auch auf der Fahrt zu unserem Ziel nicht. Frostig wäre untertrieben. Zwischen uns herrschte absolute Eiszeit.

Schließlich kamen wir an einem riesigen Gebäude an, das aus schlichtem grauen Stein gefertigt war. Viele Fenster spiegelten die Umgebung wieder, um ehrlich zu sein: es war ein großer potthässliger Kasten mit Fenster. Oder auch: Umweltverschmutzung. Was wollten wir da?

Zielstrebig peilte er auf den Eingang zu, mir blieb nichts anderes übrig, als ihm ins Innere des Klotzes zu folgen. Es heißt ja, auf die inneren Werte käme es an, oder? Diese Verunstaltung von Gebäude war drinnen FAST noch grauenhafter. Überall standen Figuren rum, oder hingen Bilder. Wirklich alles war einzigartig scheußlich und nichts passte zusammen. Der Sicherheit meiner Augen zu Liebe richtete ich den Blick star auf den Boden, nur um festzustellen, das es dort nicht weniger schöne Mosaike zu bewundern gab.

Wer dieses Gebäude eingerichtet hatte, gehörte verklagt. Das gesamte Ambiente war eine einzige Zumutung und noch immer fragte ich mich, was er in diesem Ding wollte. Zum Spaß waren wir sicherlich nicht hergekommen. Mich umblickend holte ich auf und tippte ihm zaghaft an die Schulter.

„Sag mal, an was für einen Ort hast du uns hier gebracht?“

Jetzt hatte ich es, das Gebäude könnte als abschreckendes Mahnmal dienen, wie Architektur besser nicht aussah. Grauenhaft.

„Das ist das Hauptquatier der Magier.“

Nicht sein ernst, dachte ich und schaute mich nun schockiert um. Wie sollte man diesen Verein ernst nehmen, bei so einem...'Hauptquatier'?

„Ist das eine geniale Taktik zur Tarnung?“

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

„Wovon redest du...?“

Er blieb stehen, wir standen in der Mitte der Eingangshalle, hunderte Leute huschten an uns vorbei. Offensichtlich ging es hier recht hektisch zu, uns nahm man höchstens als störendes Hindernis wahr.

„Warte hier, ich werde dort vorne schnell etwas holen,“murmelte er und trat an einen Tresen, der nur drei Meter entfernt stand.

Man könnte meinen, ich hätte sofort die Flucht ergriffen. Hätte ich auch, aber..

„Malou?!“

Erschrocken fuhr ich zu der Person herum, die meinen Namen ungläubig ausgestoßen hatte. Damit war er nicht allein, denn ich konnte ihn nur Fassungslos anstarren. Von allen Wesen dieser Welt wollte ich ihm als Vorletzes begegnen.

Dem Bruder meines Exfreundes.

11

 

Tatsächlich war ich nicht in der Lage, irgendetwas von mir zu geben, geschweige denn anderweitig zu reagieren. Dort stand er, Alexander, ein dunkler mittelgroßer Typ mit finsteren Augen und heller Haut. Im Gegensatz zu seinem größeren Bruder Ruslan wirkte er fast nett, die Betonung lag auf 'Fast'. Seine Aura besaß etwas ungemein aggressives, vielleicht in die Richtung Pittbull. Das hatte sich in all den Jahren seit meiner Flucht nicht geändert.

Nach einigen Minuten, die mir vorkamen wie eine Ewigkeit, trat Miran wieder zu mir, ohne wirklich zu bemerken, dass Alex und ich uns versteinert anstarrten.

„So, wir werden jetzt zu einem alten Freund von mir gehen. Er hat seine Räume im dritten Stock.“

Er wollte sich abwenden, womöglich um den Weg zu besagtem alten Freund anzutreten, jedoch hielt er inne. Sein Blick wanderte von mir zu dem Mann, der nur zwei Meter von uns entfernt stand.

Endlich fand ich aus dem Schock raus, Angst durchspülte meine Venen, ich wollte weit weg von hier. Fahrig ergriff ich Mirans Arm und wollte ihn in Richtung der Fahrstühle zerren, alles war besser, als hier bei diesem Kerl zu bleiben. Der Magier ließ sich unschlüssig mitziehen, in seinem Gesicht war ihm die Verwirrung geschrieben.

„Malou!“

Panisch beschleunigte ich meine Schritte, das war eine Flucht.

„Warte...der kennt dich?“

Kurzerhand packte er mein Handgelenk und blieb stehen, in jedem anderen Moment hätte er mich festhalten können. Nur nicht jetzt! Verzweifelt begann ich an meinem Arm zu reißen, wurde immer energischer, als ich sah, wie unser Verfolger aufholte.

„Beruhig dich!“

WAS?! Ich sollte mich beruhigen? Heiße Tränen schossen mir in die Augen, ich wollte weg...weg...von hier. Mit der Faust holte ich aus und begann auf seinem verdammten Arm einzuschlagen.

„Lass mich los...lass mich los... lass mich los...“

Ich schrie ihn nicht an, ich war nicht einmal laut....ich flehte.

„Dummes Blaubeerchen! Läufst immer weg.“

Bei dem alten Spitznamen zuckte ich zusammen. Dunkle Erinnerungen stiegen in mir hoch.

„Wer bist du?,“ fragte Miran ruhig.

Merkte er nicht, dass ich panische Angst vor diesem Kerl hatte? War er wirklich so dumm?

Alexander reagierte gewohnt provokant darauf und zischte:„Die Frage muss ich eher dir stellen. Wer bist du?“

Der Magier ließ sich von dem Mann nicht aus der Fassung bringen, er schob mich etwas hinter sich, meine Hand immer noch fest im Griff. So musste ich die Visage aus meinen Alpträumen nicht mehr sehen.

„Mein Name ist Miran Velten, erster Magier Europas und Mitglied im Kreis der 8. Und nun beantworte mir meine Frage. Ich mag es nicht, wenn man die Meinen verängstigt.“

Ein wenig freundliches Lachen erklang, das war Alexanders Art zu sagen, wie wenig ihn die Ansage beeindruckte. Warum auch...

„Tja, wie schön. Lass sie los,“sprach Alex leise.

Miran schien es genug zu sein, er wandte sich um und wollte mit mir gehen.

„Magier, lass die Sklavin meines Bruders los.“

Der Mann neben mir spannte sich an, sein Blick fiel kurz zweifelnd auf mich, die Aussage von Alex hatte ihn verunsichert. Ich senkte nur starr die Augen, wollte alles um mich herum ausblenden. Wie konnte er mich immer noch als das bezeichnen?

„Sklavin?“

„Hat sie dir davon nichts erzählt? Das sie seit Jahren vor den Iwanows flieht? Bedauerlich.“

Jetzt konnte ich es nicht mehr unterdrücken, die Tränen rannen meine Wangen hinab, hinterließen eine nasse Spur. Der Damm war gebrochen, ich schluchzte und konnte die Erinnerungen nicht mehr zurückhalten. Sie fluteten über mich hinweg und ich versank in Bodenloser Finsternis...

 

Erinnerung

Die ganzen Leute tanzten und lachten. Wie langweilig.

Überall Lächelten rote Münder, große Augen glitzerten, hier und da wurden heiße Blicke getauscht. Da war die große Dschinn, ihr tiefrotes Haar wallte sanft ihren Rücken hinab und ihre Augen funkelten wie Jade. Und leicht neidisch konnte ich das himmelblaue Haar einer Anderen entdecken, im zusammenspiel mit der weißen Haut und den rosegoldenen Augen wirkte sie perfekt.

Zweifelnd sah ich an mir herab und zupfte an dem Stoff des Kleides, welches in schwarz gehalten war. Eng umspielte es meine Figur, das Haar trug ich in einer aufwendigen Hochsteckfrisur und meine geschundenen Füße steckten in Schuhen mit mörderischen Absätzen. Damit hätte man jemanden pfählen können. Verstohlen blickte ich zu Aniko, auch ihre rosafarbende Lockenpracht türmte sich auf ihren Kopf. Während mein Kleid schwarz und kurz war, floss ihres in einem seidig glänzenen Stoff ihren Körper hinab. Der Ton ließ sich als Creme bezeichnen. Meine Schwester und ich waren mit Abstand die kleinsten Gäste.

Das war meine Chance, ich schlüpfte aus dem riesigen Saal, wo das Fest stattfand und eilte in einen der etlichen kleinen Flure. Auf dem Boden lag ein schwerer roter Teppich und am Gemäuer hingen viele alte Gemälde.

Stöhnend glitt ich an der Wand hinab, auf meinem Po zu sitzen war fantastisch. Umständlich angelte ich nach den Schuhen, nur um sie an die Wand mir gegenüber zu pfeffern. Schuhe waren die Knechtschaft des Fußes! Meine Füßchen dankten es mir sogleich, indem sie aufhörten zu schmerzen.

Ich versteh auch nicht, wie die das alle ausshalten“

Die raue Stimme erklang direkt vor mir, sodass ich überrascht hoch blickte. Vor mir ragte ein dunkler Prinz in die Höhe. Finster schaute er auf mich herab, seine glühenden schwarzen Augen musterten meine angewinkelten Beine, arbeiteten sich hoch, bis mir einfiel, wie knapp das Kleid ausfiel. Eilig drückte ich mich in die Höhe, sollte er doch andere Frauen begaffen, ich war nicht in der Stimmung für solche Sachen. Das Gesicht des Mannes war schön, nur nicht auf herkömmliche Art, mit den scharfen Zügen und hohen Wangenknochen. Die Nase krümmte sich über schmalere Lippen, der Schatten eines Bartes lag auf seinem Gesicht. Die kastanienbraunen Haare hatte er gekonnt nach hinten gegeelt. Wie gesagt, eher ein dunkler Prinz, als ein Ritter in strahlender Rüstung.

Lass mich in Ruhe, ich bin nicht in der Stimmung für so etwas.,“zischte ich ein wenig zu schroff.

Meine Laune war eh schon im Keller, da brauchte ich niemanden, der das verschlimmerte. Es war unfair gegenüber dem Mann, jedoch wollte ich nur alleine sein.

Wann bist du in der Stimmung für...'so etwas'?“

Er bedachte mich mit einem raubtierhaften Zähnefletschen, wenn jenes ein Lächeln darstellen sollte, erkannte ich es nicht.

Ach komm...“

Gequält stöhnte ich auf und lehnte mich an die raue Wand hinter mir. Was wollte der Kerl von mir? Still bedachte ich ihn mit einem kritischen Blick, im Gegensatz zu den vielen anderen Gästen trug er tatsächlich keine Schuhe. Blasse Füße versanken im Teppich, seine Beine steckten in einer Hose aus Leinen und oben trug er ein Shirt. Alles in schwarz! Sein Bizeps spannte die Ärmelt des T-shirts, ich konnte nicht umhin festzustellen, dass er recht attraktiv war. Nur zu groß war er, mindestens dreißig Zentimeter höher als ich. Und er strahlte pure Gefahr aus.

Wenn du möchtest, geh ich...oder du könntest dir deine Langeweile vertreiben...mit mir.“

Irgendetwas sagte mir, dass ich gerade im Begriff stand, gleich einer Motte zum Licht zu fliegen. Seine direkte Art hatte was, es war um einiges angenehmer, als dieses süßliche Gesäusel.

Wie wäre es mal damit, das wir uns einander Vorstellen...? Ich heiß Malou,“ sprach ich und hielt im erwartungsvoll meine Hand entgegen.

Fest umfasste er meine Hand mit der Seinen, sein Griff war warm und meine Hand verschwand fast zwischen sienen Fingern.

Ruslan Iwanow, sehr erfreut.“

Interessiert betrachtete ich ihn, rein vom äußeren Erscheinungsbild passte er nicht so recht in die Reihen der Dschinn...

Bist du überhaupt ein Dschinn?,“rutsche es mir raus, bevor ich es verhindern konnte.

Er lachte rau, was mich leicht zusammen zucken ließ, geschick entwand ich ihm meine Hand. Sicher war sicher.

Ich bin ein Afrit.“

Überrascht musterte ich ihn erneut, nie zuvor war ich einem Afrit begegnet. Sie gehörten durchaus zu den Dschinn, nur waren sie Wesen des Feuers, und eindeutig in einer höheren Position, als normale Dschinn wie mich. Zudem hatte ich sie mir anders vorgestellt, feuriger.

Ah...ok.“

Langsam kam er näher, ich sah mich gezwungen zur Seite aus zu weichen, jedoch versperrte er mir den Weg, indem er einen Arm an der Wand abstütze. Trotzdem lag zwischen uns noch etwas Abstand, was auf die Länge seines Armes zurück zu führen war.

Ich finde dich hübsch. Wenn du ja sagst, könnte es eine unverbindliche Nacht werden.“

Mit stockte der Atem, war das sein ernst? Wollte er nur mit mir schlafen, weil er mich hübsch fand?

Eigentlich konnte man nichts dagegen sagen, hier in dieser Gruft schlafen würde ich eh...und zurück zu der Feier wollte ich nicht. Dann wäre ich am folgenden Morgen tod, einfach wegen der ganzen steifen Etikette.

Zweifelnd biss ich mir auf die Lippen, in meinem Kopf arbeitete es, musste er doch das Für und Wieder eines One-Night-Standes abwegen. Es war ja nicht so, dass ich mich durch die Weltgeschichte vögelte. Tatsächlich war mein letzter Geschlechtverkehr zwei Jahre her, und das war wirklich nur ein Abarbeiten von Körperkontakten. So hatte ich auch das erste Mal schnell hinter mich gebracht, nach dem Motto 'Augen zu und durch', wie Pflaster abziehen. Bereuen würde ich es wohl nicht, er hatte gesagt, das es unverbindlich wäre. Das kam mir recht. Mit Beziehungen hatte ich nie wirklich etwas anfangen können.

Unsicher erhob ich den Blick, seine schwarzen Augen erinnerten an glühende Kohlestücke, sie brannten sich in mich, als könnten sie zum Grund meiner Seele blicken... Gruselig.

Ok...unverbindlich klingt gut.“

Im nächsten Moment fasste er in meine Haare und zog jede Haarnadel heraus, die er finden konnte.Stück für Stück fielen sie mir wild gelockt auf die Schultern. Zum Ende übernahm ich die letzten versteckten Nadeln.

Du solltest es nur offen tragen, das sieht um einiges Besser aus.“

Seine Hand packte den Haarschopf, dann zog er bestimmend meinen Kopf in den Nacken. Der Kuss überraschte mich, plötzlich lagen seine heißen Lippen auf den Meinen, mit der Zung drang er in meinen Mund vor. Wir saugten und bissen, unsere Zungen gefangen im Tanz der Leidenschaft. Er küsste sehr gut, was mir nicht nur ein Stöhnen entlockte. Fahrig fuhr ich unterdessen mit meinen Händen über seine Brust, spürte die angespannten Muskeln unter dem dünnen Stoff. Ganz genau wusste ich nicht, wo ich sie ablegen sollte, bis ich mich einfach in seinem Shirt verkrallte.

Er löste sich abrupt von mir, mein Atem ging keuchend, während er mit einem kalten Feuer auf mich nieder starrte. Aus irgendeinem Grund flößte er mir Respekt ein.

Komm, dort hinten ist mein Zimmer.“

Benommen stolperte ich hinter ihm her, er zog mich einfach an meinem Handgelenk mit, jedoch war es so das Beste. Wer weiß, wo ich gegen gelaufen wäre. Der Teppich fühle sich weich unter meinen Füßen an, ein Weg aus roten Wattewolken. Vor einer dunklen Tür blieb er stehen und zückte einen altmodischen Schlüssel von wo weiß ich schon. Das Schloss klickte und das Tor zu seinem Zimmer schwang auf.

Ähm...lebst du hier?“

Er warf einen flüchtigen Blick über seine Schultern, seine Mundwinkel zuckten leicht, dann wandte er sich wieder nach vorne.

Dieses Anwesen ist im Besitz der Iwanows.“

Aha, da hatten wirs. Gut zu wissen, dass ich gleich mit dem Herren des Hauses schlafen würde. Mit einem Mal wurde der Raum vor uns durch gefühlt tausende Kerzen erhellt, ich wich einen Schritt zurück und beäugte die Situation. Ruslan trat locker in sein Zimmer, obwohl es doch eher einer Halle ähnelte, von der Größe her. Die Flammen der Kerzen verströmten gedämpftes Licht, es leckte an den Wänden und ließ Schatten auf ihnen tanzen. Alles war kahl, nur in der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett, welches ebenfalls in einem dunklen Holz glänzte.

Tritt ein.“

Erst da bemerkte ich, das ich angewurzelt an der Schwelle zu seinem Reich stand, die Augen weit aufgerissen. Vorsichtig setzte ich einige Schritte in den Raum, ein beklemmendes Gefühl ergriff von mir Besitz, war es das Richtige?

Leise fiel die Tür hinter mir in ihr Schloss, verschreckt drehte ich mich zu der Tür um, sie war wie von Geisterhand zu gefallen. Dunkelheit legte sich um mich, so dass mein Herz einen Aussetzer machte um dann rasend in meiner Brust zu hämmern. Nur der Schimmer, der von meiner Gestalt ausging, erhellte den Fleck, wo ich stand.

Etwas Angst macht das Ganze ein wenig Aufregender...“

Der Afrit hatte die Worte direkt in meine Ohrmuschel gewispert, sein Atem streifte heiß meine Haut. Angespannt wartete ich ab, was er vorhatte, ich konnte kaum etwas sehen, so hütete ich mich umher zu laufen.

Eine große Hand packte mich im Nacken, der Griff war fest, während ich nach vorne gedrängt wurde. Halbherzig sträubte ich mich dagegen, wusste jedoch, das ich keine Chance gegen ihn hatte. Meine Hände fingen die Wand ab, gegen die ich gleich darauf gepresst wurde, meine Wange fand sich am rauen Gestein wieder. Er fixierte meinen Körper mit seinem, wobei sich etwas Hartes gegen meinen Rücken presste, erstaunt versuchte ich einen Blick auf ihn zu erhaschen. War er allein von dieser Situation erregt?

Sein Stöhnen bestätigte meine Annahme, dann begann er seine Erektion an mir zu reiben. Eine Hand schob sich in den Ausschnitt meines Kleides und umfasste meine kleine Brust. Ich quietsche auf, als er mir in die Spitze kniff und sie hart zwirbelte.

Atemlos versuchte ich einige Worte hervor zu stoßen:„Hey...das...ist zu viel...“

Ruckartig drehte er mich um.

Scharfe Gesichtzüge wurden von meinem spärlichen Leuchten erhellt, seine Haut sonderte kein Licht ab, nur seine Augen glichen einem Inferno.

W-warum leuchtest du nicht?“

Bisher hatte ich gedacht, dass jeder Dschinn diese Eigenschaft besaß. Vielleicht unterdrückte er es?

Ich bin ein Afrit, wir sind anders.“

Zuerst wollte ich nachhaken, was sie sich denn von den Anderen unterschieden, doch meine Frage wurde von einem wilden Kuss erstickt. Langsam kam er zu mir runter, fasste mir unter die Kniekehlen und hob mich hoch. Instinktiv schlang ich meine Beine um seine Mitte, seine Arme verschränkte er unter meinem Hintern, so konnte ich nicht mehr runter rutschen. Wir vertieften den Kuss, seine Zunge drang tief in meinen Mund vor, ich versuchte in seinen zu kommen, das endete in einem Kampf zwischen beiden Mündern. Nach Luft ringend unterbrach ich den Kuss, verwirrt stellte ich fest, das ich jetzt eine weiche Matratze unter meinem Rücken spüren konnte. Hatte er mich durch den Raum getragen, ohne das ich es mitbekam?

Die Unterlage gab kaum unter uns nach, er beugte sich über mich und begann meinen Hals mit kleinen Küssen zu bedecken. Zwischendurch knabberte er an empfindlichen Stellen, was mir ein schwaches seufzen entlockte.

Rasch schob er mein Kleid hoch und über meinen Kopf, Stoff war hier überflüssig. Auch ich blieb nicht untätig, geschickt ergriff ich den Saum seines T-shirts. Bald konnte ich die warme Haut seines Oberkörpers erkunden.

Lass mich dich verwöhnen.“

Gedankenverloren murmelte ich die Worte vor mich hin, da packte er meine Handgelenke und drückte sie über meinen Kopf in die Laken. Der folgene Kuss raubte mir den Verstand.

Nein. Ich mag das nicht.“

Perplex blinzelte ich ihn an, sein glühender Blick ließ mich verstummen. In meinen Eingeweiden zog sich etwas zusammen, er war furchteinflößend, wenn er es so kalt aussprach. Es machte, dass ich mich fühlte, wie eine kleine Maus vor einer großen Katze.

Er zog mir meinen Spitzen-BH aus und dann zog er mir quälend langsam den String runter, nicht ohne mir in die Innenseite des Oberschenkels zu beißen. Unter seinen Berührungen wand sich mein Körper, es entfachte eine verzerrende Hitze in meinem Schoss. Die Angst floss wie Spiritus in diese Glut, ein Feuer der Leidenschaft drohte mich um den Verstand zu bringen.

Von einem Augenblick zum Nächsten war er wieder über mir, spreitze meine Beine und drängte seine Hüfte zwischen sie. Sogleich spürte ich die Spitze seines steifen Penis an meiner Pforte, leicht verkrampfte ich mich, da es doch sehr lange her gewesen war. Ich war mir nicht sicher, ob es so eine gute Idee gewesen war, mich auf ihn ein zu lassen.

Doch es war zu spät, er drang bereits mit einem einzigen Stof in mich hinein. Vor Schmerz keuchte ich auf und fasste an einen seiner Arme.

Warte kurz...bitte. Ich muss mich an dich gewöhnen.“

Er gab ein tiefes Knurren von sich, hielt inne und spannte seinen gesamten Körper an. Für einige Momente verharrte er so, bis ich mich langsam entspannte, da kam er zu mir herab und küsste mich fordernd. Es intensivierte das Gefühl seiner Männlichkeit in mir, fast unerträglich wurde ich geweitet.

Jetzt...jetzt geht es.“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen, er zog sich zuück und stieß erneut hart in mich. Sein Rhythmus wurde immer schneller, ich stöhnte. In dieser Nacht brachte Ruslan mich mit seinen Stößen zum Rand des Wahnsinnes.

 

Finger fuhren an der nackten Haut meines Rücken auf und ab, es kitzelte. Langsam öffnete ich meine schweren Lider, seltsames Licht erhellte den Raum. Schlaftrunken wollte ich mich wieder auf die Seite drehen, immerhin war ich noch sehr müde. Jemand kniff mir in mein Gesäß, worauf ich würdelos aufquitsche.

Aua,“ murmelte ich in das Kissen.

Guten morgen, Blaubeerchen.“

Hä? Wo war ich eigentlich? Grummelnde drehte ich meinen Kopf zu der Stimme, die es wagte, mich mit einem so lächerlichen Spitznamen zu betiteln. Neben mir lag ein Mann...nein, falsch. Nicht irgendeiner, es war Ruslan. Finstere Augen musterten mein Gesicht, außer Augenringe würde er nichts entdecken. Die vergangene Nacht kam mir wieder in den Sinn, sofort wurde ich rot. Wir hatten Dinge gemacht, von denen ich nicht einmal etwas geahnt hatte.

Oh...du.“

Meine Augen tasteten sich den Raum entlang und entdeckten die Quelle des seltsamen Lichtes. Ein Buntglasfenster. Es warf Flecken in Rot, Blau, Grün, Gelb und Violett auf das Bett, es sah aus, wie ein ausgekotzer Regenbogen.

Ja, ich. Du musst ja gut geschlafen haben.“

Müde gähnte ich herzhaft um mich dann im Bett aufzusetzen und ausschau nach meinen Sachen zu halten. Umständlich spähte ich über den Bettrand, entdeckte glücklicherweise Unterwäsche wie Kleid auf dem Boden.

Wie spät ist es,“ fragte ich beiläufig, während ich aufstand und meine Kleidung einsammelte.

Auf einem Bein hüpfend zog ich den String über, dann kam ich mit dem Zweiten nach. Den Bh hatte ich ebenfalls rasch angezogen, zuletzt stieg ich in mein schwarzes Kleid.

Willst du schon verschwinden?,“ in seiner Stimme schwang ein lauernder Unterton mit.

Verdutz drehte ich mich zu ihm, fuhr mir durch die Haare und zog eine Braue hoch. Er lag im Bett wie ein junger Gott, die muskulösen Arme hinter dem Kopf verschränkt und nur eine seidige Decke bedeckte seine Scham. Der Blick, den er über meinen Körper tanzen ließ löste beinahe erneute Begierde in mir aus. Aber ich wollte langsam los, immerhin war das der Sinn eines One-Night-Stande.

Na klar, du sagtest selbst, das es unverbindlich ist.“

Der Afrit schenkte mir ein lazives Lächeln, für den Bruchteil einer Sekunde blitze etwas durch sein Erscheinungsbild, eine groteske Grimasse mit Hörnern.

Was ist, wenn ich meine Meinung geändert habe?“

Ne, Freundchen, nicht mit mir. Grimmig verzog ich mein Gesicht, Stimmungsschwankungen konnte ich nicht haben. Um nicht sofort zu antworten entwirrte ich einige der Locken, konzentrierte mich übertrieben auf diese unnötige Aufgabe.

Ne...das war nicht die Abmachung.“

Lässig erhob er sich aus seinem Bett und kam auf mich zu geschlendert, seine Hand ergriff eine Strähne meines Haares, die er sich um die Finger wickelte. Es ziepte nur leicht, und doch musste ich den Kopf in diese Richtung lehnen.

Ich finde dich interessant, versuchen wir doch, mehr über einander zu erfahren.“

Zweifelnd kniff ich die Augen zusammen, meine Abwehr geriet unter seiner direkten Art ins schwanken. Ernsthaft über eine Beziehung hatte ich nie zuvor nachgedacht, empfand es auch nicht als notwendig. Was war, wenn ich ihn mögen könnte? Seine Art, die ich bis da kennenlernen durfte gefiel mir. Und der Sex war fantastisch gewesen, auch wenn er merkwürdige Vorlieben hatte.

Versuchen, heißt nicht, dass wir noch einmal miteinander schlafen, ja?“

So kam es, das wir uns des Öfteren trafen. Wir unternahmen nicht viel, die meiste Zeit redeten wir über alles mögliche, seine Familie, seine Kindheit, seine Träume. Er hatte konkrete Vorstellungen, was er in der Zukunft machen wollte, diese beinhalteten auch, die Familie Iwanow zu leiten. Die Iwanows besaßen große Firmen, unter anderem in der Sicherheitsbranche und ein florierender Handel mit gebrauchten Wagen. Damals leitete sein Vater alles und er war lediglich der Stellvertreter, ja dort wusste ich noch nicht, welchen Handel sie in Wirklichkeit betrieben. Dem Anschein nach verstanden wir uns gut, er war zwar ein finsterer Zeitgenosse, am Ende mochte ich diese Art an ihm. Langsam begann ich ihm zu vertrauen, fühlte mich immer Wohler in seiner Gegenwart, lachte viel. Und natürlich fragte er mich nach einigen Monaten, ob ich seine Freundin sein wollte. Überschwänglich stürzte ich mich in die Beziehung mit ihm, obwohl meine Schwester mich warnte, das Afriten anders waren. Sie besaßen zwei Gesichter, das des Scheines und das des Feuers. Ich tat es ab als neid, da ich so glücklich war. Wie sich später herausstellte, hätte ich nicht nur die Beziehungen beenden sollen.

Unsere Nächte begannen lang und heiß zu werden, er fesselte mich bereits bald ans Bett. Es machte mir nichts aus, da ich glaubte, ihn zu lieben. Er schenkte mir ein Gefäß, es war eine wunderschöne Flasche aus Kristallglas, am Boden war sein und mein Name eingraviert.

Als einer seiner Bälle für Dschinn anstand, bat er mich zu kommen, ich zog das schwarze Kleid von unserem ersten Mal an, in der Hoffnung es würde ihm gefallen. Die Haare ließ ich dieses Mal offen und Schuhe zog ich gar nicht in Erwägung. Bevor ich den Saal betrat, hörte ich das Stimmengewirr, er musste seit Stunden in der Gesellschaft sein. Mein Plan war es, das ich in den Saal schlüfte und ihn überraschte. Verstohlen quetsche ich mich durch die große Tür, wie beim letzten Mal standen überall Dschinn in den verschiedensten Farbkombinationen, und ich war wohl erneut die Kleinste. Auf Zehenspitzen hielt ich ausschau nach meinem Freund, es dauerte bis ich ihn in einer Gruppe von mehreren Dschinn entdeckte. Drei Männer und eine Frau hatten sich um ihn gescharrt. Die Frau war eine hochgewachsene Dschinn mit smaragdgrünen Haaren, ihre Haut schimmerte tief golden und die Augen funkelten silbrig-blau. Ihre Züge waren Anmutig, mit einer geraden Nase und hoher Stirn. Und sie hatte eine vollere Oberweite als ich.

Verunsichert blieb ich stehen, hatte er genug von mir?

Die Dschinn lachte und legte ihm eine zierliche Hand auf den Unterarm, ein Stich durchzog mich. Was war das?

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, automatisch drehte ich mich um und blickte hoch.

Vor mir stand ein Dschinn, mit verwuschelten hellblauen Haare die zu den Spitzen hin weiß wurden und bronzefarbenen Augen. Die gebräunte Haut spannte sich über ein hübsches Gesicht. Verwirrt zwang ich mich zu einem freundlichen Lächeln.

Ja?“

Vielleicht war es mir möglich, mich durch eine Unterhaltung von dem zerrenden Gefühl in meinem Inneren ab zu lenken.

D-du...du bist mir aufgefallen...wegen den Haaren.“

Was stimmte nicht mit meinen Haaren? Kritisch nahm ich eine Locke in die Hand und untersuchte sie genau. Der Dschinn lachte leise.

Nein... Ich meinte eher, das mir die Farbe sehr gefällt.“

Achso, das hätte er auch gleich erwähnen können. Eine leichte Röte verfärbte meine Wangen, als ich realisierte, das er mir gerade ein Kompliment gemacht hatte.

Danke...“

Er grinste wie ein kleiner Junge und beugte sich herab zu mir, ganz leise begann er in mein Ohr zu flüstern.

Und ich finde dich süß.“

Oh...OH! Nein, das war zu viel, immerhin war ich in einer Beziehung, sanft aber bestimmend drückte ich ihn etwas von mir. Sein Gesichtsausdruck schien Überrascht.

Tut mir leid, dass du das sagst ist wirklich sehr lieb, nur bin ich vergeben.“

Kurz spiegelte sich Enttäuschung in seinen Augen, dann grinste er erneut.

Dein Freund ist ein wahrer Glückspils.“

Die Wort waren gerade Balsam für meine Seele, hoffnungsvoll schaute ich zu Ruslan, der nach wie vor mit der Dschinn redete. Ihre Hand jetzt auf seiner Schulter.

Wer weiß...,“ murmelte ich verletzt.

Lass den Kopf doch nicht so hängen...Schenkst du mir einen Tanz?“

Zweifelnd schaute ich auf die dargebotene Hand. Wäre ein Tanz zu viel? Andererseits wusste der Dschinn, das ich einen Freund hatte.

Zögernd ergriff ich die Hand und seine Finger schlossen sich warm um die Meinen.

Ich heiß übrigens Malou.“

Er deutete eine Verbeugung an, ganz altmodisch.

Jan, erfreut dich kennen zu lernen.“

Wir bahnten uns einen Weg zu der Tanzfläche, er zog mich sanft hinter sich her.

Auf der Fläche begannen wir mit Abstand zum jeweils anderen zu Tanzen, unsere Hände hielten sich nur noch fest.

Es machte Spaß im Takt der Musik herum zu wirbeln, er führte mich elegant durch verschiedenste Posen. Bis die Musik aussetze und wir einander atemlos gegenüber standen. Jan grinste, es war ansteckend, so dass sich auch meine Mundwinkel hoben.

Du bist eine grottenschlechte Tänzerin.“

Spielerisch boxte ich ihm für diese ungeheure Beleidigung gegen die Schulter.

Das stimmt doch gar nicht, du Lügner.“

Lachend wehrte er einen erneuten Schlag ab, seine Augen leuchteten.

Vielleicht solltest du Unterricht nehmen...“

Plötzlich erstarrte er und schaute über mich hinweg, im ersten Moment lag mir die Frage auf den Lippen, was denn los wäre, jedoch erübrigte sich das. Die finstere Präsenz in meinem Rücken war mir allzu vertraut, auch sie da noch einmal anders war.

Was denkst du, tust du hier gerade?“

Sofort zuckte ich zusammen, seine Stimme klang so fremd. Der sonst so tiefe raue Ton hatte sich in ein dunkles Zischen verwandelt.

Zu meiner Erleichterung mischte Jan sich so gleich ein.

Ruslan, es ist nicht so, wie du...“

Schweig!“

Erstarrt blinzelte ich zu dem blauhaarigen Dschinn, sein Gesicht erschrocken von der Situation.

Komm mit.“

Er rauschte gleich einem diffusen Schatten an mir vorbei, hastig stolperte ich ihm nach, einen letzten Blick auf den netten Dschinn. Ruslan donnerte durch die Tür, ich schloss sie hinter uns, nur um weiter hinter ihm her zu rennen. Etwas an seiner Silhouette stimmte nicht, irgendwie war sie verzerrt.

Hey...Rus, bleib stehen.“

Er legte eine Vollbremsung hin, das ich fast in ihn gelaufen wäre.

Langsam drehte er sich um und ich wich schockiert zurück.

Vor mir stand ein anderer Ruslan, als ich es gewohnt war, denn seine gesamte Haut glühte von innen. Nicht wie andere Dschinn, eher als würde ein Feuer versuchen hervor zu brechen. Die Augen waren wie Kohlestücke und aus seiner Stirn wuchsen...Hörner?! Entfernt erinnerten diese Auswüchse an die Hörner eines Steinbockes, nur krümmten sich diese parrallel zu seiner Schädeldecke. Freudlos fletsche er die Zähne, seine Eckzähne waren länger und spitzer. Das Knurren, welches seiner Brust entstieg grollte durch den Flur.

Du wolltest mich betrügen.“

Zur Sicherheit begann ich ein paar Schritte zurück zu weichen, schüttelte unterdessen dennoch den Kopf.

Nein, er wusste, dass ich in einer Beziehung bin...“

Lüg nicht!“

Wer war das vor mir?! So kannte ich ihn nicht, klar, er konnte sehr bestimmend sein und kalt. Trotz allem war er nie zuvor SO gewesen.

Wer, verdammt, bist du eigentlich?,“ ich sprach leise, in dem einsamen Korridor hatte es die Wirkung eines lauten Knalles.

Schnell tauchte er direkt vor mir auf:„Das Einzige, was du wissen musst, ist, dass du mein bist. Und ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder die Gelegenheit hast, mich zu betrügen.“

Mit diesen Worten packte er mein Handgelenk, sofort schrie ich auf, da ein fürchterlicher durch meinen Arm schoss. Entsetzt sah ich, dass seine Hand meine Haut scheinbar verbrannte. Mein Schreien wurde zu einem Wimmern, wie er begann mich durch die Gänge zu schleifen.

Ruslan...Ruslan...bitte..lass los. Lass mich los...es tut weh.“

Er beachtete mich nicht, eiskalt hielt er weiterhin meinen Arm fest, es brannte so unerträglich. Tränen rannen in Bächen über meine Wangen, schluchzend eilte ich mit, ich wollte das nicht...

Am Ende dieses Spießrutenlaufes stieß er wutentbrannt eine Tür auf, dahinter lag der Raum in völligerer Finsternis, bis all die Kerzen entflammten.

Der Raum war leer, lediglich in der Mitte stand eine Säule aus schwarzem Gestein, beim näherkommen erkannte ich, das sie Oben eine Öffnung besaß. Panisch begann ich an meinem Arm zu ziehen, erkannte ich doch seine Absichten. Dies musste einfach sein Gefäß sein, sollte er mich dorthin mitnehmen, war ich ihm ausgeliefert.

Nein. Ruslan, Nein...Tu das nicht...Bitte...Ich mache alles, was du willst, nur sperr mich nicht da ein...bitte..“

Meine Versuche mich zu befreien schlugen fehl, direkt vor der Säule zog er mich mit einem sadistischen Grinsen näher.

Blaubeerchen, du wirst alles machen, was ich will, wenn du erstmal in meinem Reich lebst. Es ist das Beste für dich.“

Sein Kuss verbrannte meine Lippen, weinend spürte ich, wie er mit seiner Existenz nach mir Griff. Mit aller Macht wehrte ich mich dagegen, doch er schaffte es spielend leicht uns Beide zu dematerialisieren.

Beim öffnen der Augen wurde mir Bewusst, dass ich soebend meine Freiheit verloren hatte.

Wir standen inmitten eines einsamen Burghofes, über uns spannten sich dunkelgraue Wolken.

Geschickt zog er das Kleid hoch und strich über meine Taillie, just in diesem Moment biss er fest in das Fleisch. Ich schrie wie am Spieß.

Willkommen in deinem neuen Zuhause,“ raunte er dunkel.

Und mit diesem Satz besiegelte er meine Zukunft.

Es war eine Burg aus schwarzem Gestein, wie das des Gefäßes, alle Räume. Gänge und Hallen waren schmucklos gehalten. Kälte nistete in meinen Venen.

Die Verbrennungen ließ er von einem Heiler behandeln, sodass ich keine Narben davon trug. Allein die Narbe seines Bissen blieb wie eine Kennzeichnung bestehen.

Immer wieder aufs Neue lernte ich mich zu unterwerfen, er formte mich zu seiner persönlichen Sklavin. Freiheit wurde zu einem Fremdwort, begann ich doch mich mit dem Schicksal zu beugen. Die Zeit verstrich, vieles ist heute tief verborgen in meinen Erinnerungen, einfach weil es zu grausam ist als das ich es ertragen könnte. Nie behielt ich Narben, er sorgte dafür, das alle Wunden makelose Haut hinterließen. Ich mutierte zu einer leblosen Hülle, ertrug was er mit mir macht, ertrug alles. Mein Lebenswill lief auf Sparflamme, umbringen wollte ich mich nicht, da ich ihm diese Genugtuung nicht gönnte und meine Hoffnung immer noch irgendwo unter all den Schatten begraben lag.

Zuletzt war ich das, was er wollte: Seine folgsame Sklavin.

Ungeachtet all seiner Macht hatte auch dieses Monster seine Fehler, ich konnte da nicht sagen, wie viele Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre vergangen waren. Er begann mir zu vertrauen, besser gesagt vertraute er der Angst, die er mir allein mit seiner Existenz einflößte. Immer mehr Sachen brachte er mit in sein Gefäß, Kleider, Schmuck, Kunstwerke und vieles mehr. Nun war ich nicht nur sein Ablassventil, ich stieg zu seinem Spielzeug auf. Er redete mehr mit mir, über seine Sorgen, Probleme und Pläne. Da ward ich seine Vertraute.

Eines Tages beschloss er mit wieder mit raus zu nehmen, ich durfte mit ihm am Meer spazieren oder im Wald sein, durfte mit ihm einsame Orte besuchen. Natürlich sperrte er mich weiter in sein Gefäß, dennoch machten wir mehr Fortschritte. Bevor er mich mit zu einem belebteren Ort nahm, zapfte er die Energie an, die mich als Dschinn ausmachte. Er stahl sie mir, verleibte sie sich ein, wie eine Speise. Dies war Aufgrund dessen möglich, da er einige Ränge über mir stand in der Nahrungskette.

Wir besichtigten eine größere Stadt, ihre alten Sehenswürdigkeiten waren beliebt bei Touristen.

Zusammen tauchten wir in mehrere Menschenmassen ein, und genau hier lag meine Möglichkeit, die Flucht zu ergreifen. Seine Arroganz machte ihn Blind.

Schnell schaffte ich es, mich aus seinem lockeren Handgriff zu lösen. Ehe er wirklich verstehen konnte, was ich vorhatte, rannte ich die Treppe zu einer Ubahn hinab.

Die wutverzerrten Schreie waren das Letzte, was ich von ihm hörte.

 

Ganze zwei Jahre hatte er mich in seiner Gewalt gehabt, das erfuhr ich kurz darauf. Vorsichtig baute ich mir mein Leben auf, in dieser Zeit beschloss ich mich in einer Sauerstoffflasche ein zu Quatieren. Ein Jahr verstrich, ehe ich es wagte, meine Schwester auf zu suchen. Auf ihre frage, warum ich drei Jahre spurlos verschwunden war, konnte ich nicht antworten. Aniko ließ es auf sich beruhen und war schlicht überglücklich, das ich lebte.

Das Leben wurde zu einem Versteckspiel, denn riskieren, erneut in seine Hände zu fallen, wollte ich nicht. Recherchen ergaben, das die Iwanows ein Sklavenhändlerring waren. Ruslan wurde bald das Oberhaupt des Clans, mithilfe seines Bruders baute er das Netz aus.

Seit der Flucht begleiteten mich meine Alpträume, nur nach und nach kam die taffe Dschinn zurück, die vor Ruslan Iwanow exestierte.

Dem Ungeheuer meiner Vergangenheit.

 

12

 

„Hat sie dir davon nichts erzählt? Das sie seit Jahren vor den Iwanows flieht? Bedauerlich.“

Perplex starrte Miran den Man vor sich an, gerade erfuhr er Dinge, die er bis zu diesem Zeitpunkt nicht erahnt hatte. Hinter ihm erklang ein herzzerreißendes Schluchzen, dann wurde der Arm, den er festhielt, mit einem Mal sehr schwer. Ruckartig drehte er sich um und konnte mit ansehen, wie Malou bewusstlos in sich zusammen gesunken an ihrem Arm hing. Verbissen legte er ihr einen Arm um die Taille, zog sie etwas höher, stütze sie. Es war nicht so, dass ihn das Gesagte nicht interressierte, jedoch hatte sie vorrang. Gegebenfalls erfuhr er es zu einem späteren Zeitpunkt von ihr.

„Ich weiß nicht, wo von du redest, Afrit. Momentan ist mir ihr fragwürdiger Zustand wichtiger.“

Gelassen hievte er ihren federleichten Körper auf seine Arme, er würde sie zu einem Arzt bringen, im Hauptquatier gab es eine Krankenstation.

„Magier, wir werden sie zurück fordern! Mein Bruder wird bald hier sein...“

„Schön, gebt bescheid, wenn ihr bereit seid. Ich glaube nicht, das ihr Erfolg haben werdet. Oh, gleich was ich nicht wissen, ich werde MEINE Malou beschützen.“

Damit wandte er sich ab, maschierte zielstrebig zu den Aufzügen, sie musste schnellst möglich untersucht werden. Im Fahrstuhl machten die Anwesenden ihm rasch platz, ob aus Respekt oder Höflichkeit, vermochte er nicht zu sagen. Im ersten Stock stieg er schon aus, hier befand sich die Station, möglichst nahe am Boden eingerichtet, somit konnten immobile Patiente im Ernstfall schnell gerettet werden. Vor der automatischen Schiebetür hielt er kurz inne, bis sie sich leise öffnete. Dahinter tat sich ihm ein langer weiße Gang mit Handläufen und hellen Linoleumboden auf, gleich zu Anfang war ein Glaskasten, der mit roten Buchstaben als Stationsstützpunkt ausgewiesen war. Miran spähte durch das Glas und entdeckte eine Gestalt in weiß, das Gesicht verdeckt von einem Pornoheft, auf dessen Titelblatt eine braungebrannte Blondine ihre üppige Oberweite präsentierte. Der Pfleger war ganz in seiner Lektüre versunken, so merkte er gar nicht, dass sich ein Magier an der Tür versuchte bemerkbar zu machen. Nach zwei Minuten wurde es ihm zu viel.

„Entschuldigen Sie bitte, Pfleger, aber ich hätte arbeit für sie.“

Langsam ließ der Typ das Heft sinken, nur das es kein 'Typ' war, es handelte sich um eine junge Frau mit einem frechen Kurzhaarschnitt. Ihr Gesicht blickte ihm überstrieben gelangweilt entgegen, die Unterlippe wurde von einem schwarzen Ring geziert.

„Ich hoffe für Sie, das ist was Dringenes.“

Wie bitte?! Das konnte doch nicht ihr ernst sein, immerhin war das ihr Job! Er betrachtete sie zweifelnd, bis er erneut das Wort ergriff:„Lesen Sie so etwas öfter auf der Arbeit, Schwester?“

Teilnahmslos blinzelte sie zu ihm herüber, unterdessen klappte sie das Heft zu und verstaute es in einer Schublade, dann schritt sie auf ihn zu. Sie zückte eine kleine Sanduhr, legte ihre Finger an den Puls am Handgelenk, worauf sie die Sanduhr umdrehte. Der Sand lief relativ schnell durch.

„68, also normaler Puls...von der Pulsqualität her auch gewöhnlicher Blutdruck. Und ja, ich schaue mir immer hübsche Frauen in Magazinen an. Hier hat man selten besseres zu tun.“

Die seltsame Krankenpflegerin schlüpfte an ihm vorbei in den Gang, winkte ihn mit sich, bevor sie weiter maschierte. In der Mitte des Flures schob sie die Tür zu einem Untersuchungsraum auf, etwas zu motivationslos für seinen Geschmack.

„Legn Sie sie da ab, ich hol den Arzt.“

Schon entschwand sie aus dem weißen Raum, er bettete sie sanft auf die mintgrüne Liege, ihr Kopf rollte kraftlos zur Seite. Besorgt musterte er ihr Gesicht, dieses glänzte weiterhin von ihren vergossenen Tränen. Warum reagierte sie so intensiv auf diesen Afriten? Was hatte sie Schreckliches durchmachen müssen in ihrer Vergangenheit, dass sie vor lauter Panik wegtrat?

Wütend ballte er seine Hände zu Fäuste, öffntete und schloss sie erneut. Hilflos, so fühlte er sich, rasend, weil er nicht wusste, was er tun konnte. Auch wenn er diesem Iwanow gesagt hatte, dass er sie beschützen würde, konnte er nichts Unbedachtes unternehmen, zu viele Untergebene verließen sich auf ihn. Tief atmete er ein, in dem Zimmer roch es beißend nach Sterilium, seine verspannten Schultern lockerten sich. Ruhig beschloss er, später mehr über die Iwanows in Erfahrung zu bringen, das war das Sinnvollste, was er gerade tun konnte.

„Mr. Velten, was führt sie auf die Krankenstation?“

Gefasst drehte er sich zu Dr. Stevens, ein schlacksiger großer Mann mit Hornbrille und graumilierten Haar, der Kittel hing über einer Cordhose und einem Holzfällerhemd. Vor einigen Jahren hatte er den jüngeren Miran behandelt, nachdem dieser geglaubt hatte, sich ohne Schwert mit einem Dämon anzulegen. Dr. Stevens blickte an ihm vorbei zu der bewusstlosen Malou, eine Braue wanderte hoch.

„Oh, eine Patientin. Was ist geschehen?“

„Wir sind jemandem begegnet, den sie offensichtlich von Früher kennt. Sie ist in Panik ausgebrochen und schließlich Ohnmächtig geworden.“

Der Arzt nickte verstehend, trat an die Liege und begann, die blauhaarige Frau zu untersuchen. Er zog ihre Lider hoch, leuchtete in ihre Pupillen, desweiteren kontrollierte er ihre Reflexe. Puls, Blutdruck und Atmung ebenfalls.

„Hm...also einen somatischen Grund scheint ihre Synkope nicht zu haben. Ja ja...ich vermute, das sie dissoziiert ist.“

Begriffsstutzig guckte Miran zu dem schlaksigen Kerl, der ganze Satz klang nach einer Fremdsprache für ihn. Und er war immer noch nicht schlauer geworden, war sie nun ernsthaft gefährdet?

„Disso-was?“

Mit einem Finger schob Stevens die Hornbrille weiter auf seinen Nasenrücken hoch, anschließend räusperte er sich.

„Dissoziiert. Wenn sie eine traumatische Erfahrung gemacht hat, kann es sein, das sie diesen Mechanismus erlernt hat oder hinein gefallen ist. Einfach gesagt: Bei Reizüberflutung tritt sie weg, oder ähnliches. Sie bald sollte wieder aufwachen.“

Angestrengt rieb sich der Magier das Kinn, stellte dabei fest, dass eine Rasur mal wieder von Nöten war und schnaubte. Freiwillig würde sie sich ihm wohl nicht anvertrauen, er konnte nur Tatenlos zusehen. Es ärgerte ihn unglaublich, wo er sich seiner Gefühle ihr gegenüber immer sicherer wurde.

„Danke, ich nehme sie wieder mit.“

Die Schwester lehnte plötzlich mit verschränkten Armen im Türrahmen, theatralisch kaute sie auf einem pinken Kaugummi.

„Also, wegn so einen Unsinn musst ich jetzt mein Heft weglegen? Ganz Toll. Ist die Kleene da zufällig an Frauen interessiert?“

Stevens bekam einen hochroten Kopf, währendessen schlenderte die Frau zu Malou, ihren neugierigen Blick über den Körper schweifend. Ehe die Pflegerin eine der blauen Locken ergreifen konnte, stellte er sich in den Weg.

„Sie gehört bereits zu mir.“

Schulterzuckend wandte sie sich ab.

„Schade, ganz süß Ihre Freundin.“

Sie verschwand ohne ein weiteres Wort, zu ihrem Glück, denn er stand ohnehin schon unter Strom. Wenn es nach ihm ginge, wäre die Dschinn seine Freundin, zwingen konnte er sie nicht.

„Dani ist immer so unfreundlich, bitte erlauben Sie, das ich mich in ihrem Namen entschuldige. Aber sie ist eine kompetente Pflegerin.“

Miran war es egal, was diese Frau war, er würde sie nie wieder sehen. Kurzerhand hob er Malou hoch und steuerte den Ausgang an.

„Dankeschön, Dr. Stevens. Einen schönen Tag noch.“

 

Dumpf pochte es in meinem Kopf, es war, als würde jemand von Innen mit einem gummierten Hammer gegen die Schädeldecke hämmern. Ansonsten schwebten unzählige Wattewölkchen durch meine Gedanken, sie vernebelten meine Erinnerungen und den Verstand. Vorsichtig versuchte ich meine Augen einen Spalt zu öffnen, sie fühlten sich ungewohnt ausgetrocknet an. Schwach konnte ich mich entsinnen, voller Panik gewesen zu sein. Warum...angestrengt arbeitete es in meinem Gehirn.

Alexander Iwanow

Schockiert fuhr ich aus meinem Halbschlaf, in dem ich bis ebend vor mich hingedämmert hatte, mein Puls schnellte sogleich mit in die Höhe. Mist! Wir waren dem Bruder meines Exmonsters begegnet, der zwar nicht Ruslan war, diesen allerdings zweifelos auf der Stelle kontaktieren würde.

Zuerst nahm ich meine Umgebung aufgrund der Angst nicht wahr, nach einigen Sekunden wurde ich des Büros um mich gewahr.

Mein Körper ruhte aus einer ausgeblichenen Polstercouch mit Blumenmuster, gegenüber stand ein dazugehöriger Sessel, in dem eingesunken Mann saß. Offensichtlich schlief er, denn sein Kinn ruhte auf seiner Brust, sodass ich lediglich seine kurzen roten Haare betrachten konnte. Zwischen dem Sessel und der Couch quetsche sich ein flacher Tisch, verteilt auf der Oberfläche lagen mehrere Bücher und ein volles Glas Wasser zu meiner Seite. Hinter dieser Sitzgruppe machte ich einen riesigen Schreibtisch aus und ein vollgestopftes Bücherregal. An den Wänden stapelten sich ebenfalls Bücher, in diesem Zimmer herrschte das pure Chaos! Und ich wusste nicht, wo ich hier war.

Der Typ mit den roten Haaren kam mir nicht bekannt vor, in seinem grauen Anzug hätte er bestimmt einen guten Bänker abgegeben. Unsicher drückte ich mich in eine sitzende Position, wenn Alexander mich tatsächlich mitgenommen hatte, musste ich von hier verschwinden. Sofort!

Leise erhob ich mich, nach wie vor trug ich die lästigen Turnschuhe, dies musste warten, die Flucht hatte priorität. Da fiel mir jedoch etwas anderes auf, überrascht griff ich an meinen nackten Hals. Definitiv hatten die Iwanows mich in ihrer Gewalt, warum sonst sollte der Magier dieses Ding entfernt haben. Entschlossen schlängelte ich mir einen Weg durch all die Türmchen aus bedruckten Seiten, darauf bedacht, nirgends anzustoßen. Wie konnte man es nur soweit kommen lassen?! Ja, ok, Dschinn waren nicht viel besser, hatten im Gegensatz zu allen Anderen mehr Platz zu verfügung. Der Kerl schlief wie ein Stein, selbst das Öffnen des Fensters weckte ihn nicht. Ja, ich wollte mal wieder aus einem Fenster hüpfen. Immerhin musste diese fast Schwerelosigkeit zu etwas nützen, aus dem Fenster war halt der schnellste Weg. Ein letzter flüchtiger Blick über meine Schulter bestägte, dass sich nichts geändert hatte, er schlummerte weiter. Ein Sprung, ich schwebte langsam zu Boden, kam mit dem rechten Fuß zuerst auf und dan mit dem Linken. Ohne das Halsband hatte ich das gewohnte Gewicht zurück, angenehm.

Da stand ich in der Seitengasse irgendeiner Stadt, die gefühlten vier Stockwerke hinter mir und keinen Plan vor mir. Mein Gefäß musste in der Obhut von Miran sein, ich hatte kein Geld oder dergleichen bei mir. Im Grunde mittellos musste ich irgendwie überleben, meine Spezialität, bedachte ich, wie ich vor einigen Jahren mein neues Leben aufbaute. In dieser Zeit hatte ich ein Talent für gewisse kriminelle Engergien entwickelt, mir war nur nicht danach, gleich los zu legen.

Tatsächlich verspürte ich das Bedürfnis, mich zu betrinken, ich sah es als Gelegenheit, meinen ersten Rausch in Angriff zu nehmen. Mein Weg führte mich aus der Gasse in den nächstbesten Laden, beherzt schob ich etwas billiges Hochprozentiges unter meinen Pulli (Nicht nachmachen) und schmuggelte es raus. Die Sonne ging unter, der Abend war jung.

Letztlich landete ich auf einer Bank in irgendeinem Park, mein Diebesgut floss brennend meine Kehle hinab, um in meinem Bauch heiß zu explodieren. Nach kürzester Zeit spürte ich, wie meine Zunge gleich einem nutzlosen betäubten Stück Fleisch in meinem Mund lag. Die ganze Welte konnte mich mal, es war mir egal, wie dumm die ganze Aktion war. Ich wollte einfach vergessen, den Schmerz ausblenden.

Zu meiner Verwunderung fand ich mich in einer schäbigen Bar wieder, für mich war es, als ob ich mich dahin teleportiert hätte, denn in meiner Erinnerung existierte nur die Parkbank. Zwei Typen saßen neben mir, im Hintergrund trällerte Musik und vor mir auf der Barfläche stand ein Glas mit goldener Flüssigkeit. Müde blinzelte ich mein Getränk an.

„Verrätst du uns jetzt deinen Namen?“

Perplex starrte ich den Mann zu meiner Rechten an, ein Mensch oder sowas. Meinte er mich? Wahrscheinlich, denn in seinem Blick lag Erwartung.

„Lou,“ nuschelte ich und guckte wieder nach vorne.

„Lou? Hübscher Name, Süße.“

Eine Hand landete auf meinem Rücken, wanderte hinab zu meinem Gesäß. Alamiert ruckte mein Kopf hoch und ich fauchte den Typen an.

„Lass das, Idiot.“

Widerwillig löste dieser seine Hand von mir, das hatte ich wohl auch nur einer Frau zu verdanken, die hinter unseren Rücken auftauchte.

„Hände weg. Oder ich melde das dem Besitzer.“

Endlich verzogen sich die beiden Betrunkenen, länger hätte ich deren Visagen nicht ertragen können. Die Frau schob sich neben mir auf den Hocker, ihre glatten blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre endlos langen Beine steckten in Overknees, ein Minirock aus Jeansstoff zeigte viel Haut und ein weißes Top mit gewagtem Ausschnitt setzte die hoch gedrückten Brüste gut in Szene. Gelassen zündete sie sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen zug, stieß anschließen den Rauch wieder aus.

„Du kommst nicht von hier, oder?“

Neugierig behielt ich sie im Auge, stütze den Kopf auf meine Hand ehe ich antwortete.

„Ich weiß nicht mal wo dieses 'hier' ist.“

Skeptisch musterte sie mich, ihre Augen waren schwarz in dem Licht, sie nahm alles an mir unter die Lupe.

„Wie kann man nicht wissen, wo man ist...?“

Freudlos grinste ich sie an, langsam nistete sich die Schwere ein, die unverkennbar der Müdigkeit vorrausging.

„Ich kann's.“

Wohl vor sich hin grübelnd rauchte sie weiter, bis nur noch ein glimmender Stengel zwischen ihren Fingern klemmte. Die Krallen, die einst wahrscheinlich Fingernägel darstellen sollten, hatte sie rot lackiert.

„Was bist du? Also, das du kein Mensch bist seh ich...aber sowas wie dich hab ich noch nicht gesehen. Normalerweise hängen nur Wölfe, Vampire oder Magier rum.“

Konnte ich mir denken, so viele Dschinn gab es auch nicht auf der Welt, die vorhandene Population trieb sich nicht in Bars rum.

„Ich bin grad Obdachlos.“

Ich konnte ihr ansehen, wie sie den Ärger förmlich herunter würgte, mein Gesagtes war nicht das, was sie hören wollte. Zudem überstiegen meine Probleme die Bedeutung eines angekratzen Egos.

„Du kannst dich bei mir ausnüchtern, so ne kleine Frau kann ich nicht hier lassen.“

Überrascht legte ich den Kopf schief, diese Frau war ein Rätsel, warum nahm sie eine wildfremde Person auf? Nur so am Rande, ich hätte eine psychopathische Serienmörderin sein können.

„Ernsthaft?“

„Klar, wenn ich dich hier unten lasse, wirst du noch vergewaltigt.“

Der Stuhlbeine kreischten, während sie sich erhob und einen Schein auf Theke legte.

Hastig folgte ich ihr, meine Gelegenheit auf einer Couch oder so zu übernachten durfte nicht weg rennen. Alles andere konnte warten.

 

13

 

Entgeistert starrte er auf das leere Sofa, nur um den Blick erneut über seinen schlafenden Freund zum geöffneten Fenster wandern zu lassen.

Das konnte einfach nicht wahr sein.

Innerlich fluchend legte er alle Unterlagen auf den Schreibtisch und wandte sich dem Sessel zu.

„Callan Harrison!,“ donnerte er.

Der Angesprochene fuhr sogleich zusammen und hielt ausschau nach drohener Gefahr.

„Du hirnloser Trottel, ich hab dir doch gesagt, das du auf sie aufpassen sollst!“

Der verschlafene Mann betrachtete einige nervenzerrende Sekunden die leere Couch, bis er, wie von der Tarantel gestochen, hochsprang.

„Die Dschinn ist ist ja weg!“

Augenrollend fuhr Miran sich durch das dichte Haar, die Recherchen hatten deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen, als er gedacht hatte. Und als ihm Lieb gewesen war. Das Resultat: Er wusste, wer die Iwanows waren und Malou war mal wieder abgehauen. Verstand sie denn nicht, das sie in ihrer derzeitigen Lage bei ihm am Sichersten war?

„Ja, weil du ihre Flucht verschlafen hast. Hervoragende Arbeit.“

Sein alter Freund schaffte es noch betroffener dazu stehen.

„Aber...sie ist doch ein unterworfenes Wesen, kannst du sie nicht aufspü...du hast den Ring abgemacht!“

Er ging zu dem Fenster, schloss es, so kam nicht noch mehr kühle Luft in den Raum. Ohne eile steuerte er dann das Sofa an, resigniert ließ er sich in die Polster fallen.

„Ja, habe ich. Sie sollte sich nicht eingesperrt fühlen.“

Mehr oder weniger stand er am Anfang einer Suche und mehreren Schwierigkeiten, die es zu lösen galt. Da waren die Iwanows als Sklavenhändler, die Iwanows so und Malou's Verschwinden. Zuerst musste er seine Dschinn ausfindig machen, bevor sie wieder ein Chaos nach dem Nächsten produzieren konnte, sie schien ein Faible dafür zu haben.

„So kenne ich dich gar nicht, alter Freund. Wo ist der stahlharte Miran hin, der sich an die Spitze Europas gekämpft hat?“

Warnend funkelte er Cal an, das ging langsam zu weit.

„Schon gut, schon gut. Miran, wo fangen wir an zu suchen?“

Gute Frage.

„Sie hat nichts. Auch ihr Gefäß ist bei mir. Soweit kann sie so schnell nicht kommen.“

Der Andere nickte verstehend.

„Gut, ich kenne mich in der Stadt sehr gut aus. Hast du eine Ahnung, wo sie sich rumtreiben könnte? Mit DIESEN blauen Haaren sollten wir sie leicht finden.“

Insgeheim erleichtert richtete er sich auf, versuchte sich in die Dschinn zu versetzen und kam hierbei zum Schluss, dass sie in ihrer psychischen Verfassung noch keinen Plan haben konnte.

„Eventuell auf der Straße...oder sie besäuft sich in Bars. In so einer habe ich sie zumindest das erste Mal gefunden“

Callan lehnte sich mit der Hüfte gegen den Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Brauen zusammen. Sie kannten sich bereits seit der Kindheit, zusammen hatten sie denselben Magiekurs auf der Schule belegt. Früh war zu erkennen, das Miran eine besondere Begabung inne wohnte, so kam es, das der rothaarige kleine Junge ihm überall hin folgte, um zu lernen. Nur das Miran ein mehr als schlechter Einfluss war, er prügelte sich, schwänzte, lernte nicht. Harrison schaffte es irgendwann, ihn um zu krempeln. Erst als junge Erwachsene trennten sich ihre Wege, während Miran sich in Europa an die Spitze der Macht arbeitete, wanderte Callan in die USA aus.

„Gehen wir durch die Straßen und fragen einfach nach einer blauhaarigen kleinen Frau?“

Gedankenverloren stimmte Miran zu, den alten Zeiten nach zu hängen brachte nun nichts.

Wieder bei der Sache, erhob er sich.

„Ja, so machen wir's. Komm.“

 

Erneut tat mein Kopf weh beim Erwachen, erneut hämmerte dieser Gummi-Hammer gegen meinen Knochen. Schwer kam ich aus meiner liegenden Position mit geschlossenen Augen, ich fühlte mich wie ein Zombie. Zum Glück setzte noch kein Heißhunger auf Hirn ein. Ha Ha.

Mit beiden Handflächen klatsche ich mir gegen die Sirn, als hätte das die Kopfschmerzen vertreiben können. Es war unerträglich.

„Tulawa na Gnhh!!!“

Die zusammenhangslosen Laute gehörten keiner Sprache an, es war lediglich meine Art, auf diese Weise meine Frustration zum Ausdruck zu bringen.

„Du hast gestern zu tief ins Glas geschaut, was?“

Verschreckt öffnete ich meine Augen, so gleich blendete mich das Licht, welches durch ein Fenster reinfallen musste. Es brauchte einige Sekunden, bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Das Wohnzimmer, in dem ich übernachtet hatte, war spärlich eingerichtet, die einzige Sitzgelegenheit beanspruchte ich allein für mich. Ein kleines Ledersofa. Vor mir stand die Frau aus der Bar und hielt mir ein Glas mit klarer Flüssigkeit hin, ich vermutete Wasser. Obwohl mir alkoholisches fast lieber gewesen wäre. Ein wenig Vodka am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen...

„Danke,“ grummelte ich und schnappte mir das Glas.

Ein ordentlicher Schluck bestätigte meine Annahme, das es sich um Leitungswasser handelte. Meine Kehle war ausgedörrter als jede Wüste und wollte dringend gewässert werden.

„Bist du heute gesprächiger, als gestern in der Bar?“

Finster blinzelte ich die Blondine an, natürlich war ich ihr Dankbar, jedoch wollte ich ihr nicht gleich alles erzählen.

„Kein Plan, von was du redest.“

Ein trockenes Lachen erklang aus ihrem Mund, die Frau war groß, ungefähr 1.80 m. Die Haare hatte sie blondiert, ein dunkler Ansatz deutete auf eine braune Haarfarbe hin.

„Also Lou, das war doch dein Name. Also, ich brauch dir auch keinen Platz zum schlafen geben. Aber du sagtest ja, dass du obdachlos bist. Ich kann dir einen Job besorgen und vorerst pennst du auf meiner Couch.“

Skeptisch ließ ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen, die Sache musste einen Haken haben, alles hatte einen Haken. Es wäre zu schön um Wahr zu sein.

„Warte...warum bietest du mir einen Job an?“

Grinsend schob sie meine Beine zur Seit, plumpste dann ungalant auf ihren Hintern.

„Ich arbeite in einem Stripclub...für gemischte Wesen... Wir haben schon alle möglichen Tänzerinnen. Nur so etwas wie dich, glaube ich, hatten wir noch nicht. Du wärest bestimmt eine kleine Sensation...dazu bist du wirklich hübsch.“

Da hatten wir's! Ein Stripclub..?! Alles in mir sträubte sich gegen den Gedanken, ich war keine Frau, sie viel von sich zeigte. Andererseits hatte ich nichts zu verlieren, um wieder hoch zu kommen musste ich Geld verdienen. Aber da?

Unsicher fragte ich:„Aber ganz nackt ist man da nicht, oder?“

Die Augen der Frau blitzen gewinnend, als hätte sie eine Unterschrift von mir.

„Nein. Und jetzt verrate mir: Was bist du?“

Ergeben seufzte ich auf und sank zurück gegen die Lehne.

„Ich bin eine Dschinn.“

Im gleichen Atemzug fragte ich mich, ob es ein Fehler gewesen war, ihr meine Identität zu offenbaren, ich konnte niemandem trauen. Was auch passieren mochte, ich würde um jeden Preis verhindern, in die Hände von Ruslan zu fallen. Um wirklich jeden Preis.

„Tatsächlich...? Das ist voll cool! Ich hab noch nie eine Dschinn gesehen, sorry, deshalb bin ich etwas aufgedreht.“

Japp, sie war eine Normalsterbliche. Nur die brachten es fertig, so nervig zu sein. Ich war zwischen Dschinn und anderen Kreaturen aufgewachsen, was halt alles so auf dieser Welt rum kroch, teilweise auch Dinger, die aus der Hölle gekrabbelt kamen.

„Aber lass mich eines Klar stellen: Ich unterschreibe nichts.“

Das schien sie nicht im Geringsten zu stören, sie redete fröhlich weiter. Im Verlauf unseres Gespräches fand ich heraus, dass sie Alina Young hieß alias Sugar Doll, ihr Künstlername als Stripperin. Zu meinem entsetzen musste wohl auch ich mir so einen Namen zulegen, ihre Vorschläge reichten von Blue Angel bis Lilly Blue. Zuletzt einigten wir uns auf Saphira, es passte am Besten zu mir und klang noch schön. Alina war, bis auf den Umstand, das sie 'tanzte', eine ganz gewöhnliche Frau. Sie lebte in einer zwei Zimmer Wohnung über der Bar, der Stripclub lag in derselben Straße. Die Räume waren aufgeräumt, spartanisch und einfach trist.

Zum Abend hin schminkte sie mich, obwohl ich mich mehrfach wehrte gegen diese Behandlung. Das Ergebniss war schrecklich, meiner Meinung nach, denn meine Augen waren nur zusätzlich mit Maskara vergrößert. So ein Zeug das glitzerte, ich glaube, sie nannte es Highlighter, funkelte nun auf meinen Wangenknochen und etwas braunes Betonte den Schatten darunter. Meine Lippen hatte sie in einem sehr dunklen Rot angepinselt.

Um neunzehn Uhr brachen wir auf zu dem Arbeitsplatz, was auch immer mich zu dieser Zeit geritten hatte, in einem Stripclub anzufangen. Die Lokalität wirkte edel, es war über zwei Stockwerke verteilt und am Eingang standen Securitymänner. Wir schlüpften durch einen Seiteneingang ins Innere des Gebäudes, gleich in der Nähe befand sich die Umkleide für die Tänzerinnen. Der Raum war voller Frauen, die sich in seltsame Bh's und Höschen quetschen. Von einer Vampirin über eine Succubus bis zu einer Werwölfin konnte ich alles entdecken. Allesamt schauten sie auf, wie wir den Raum betraten.

„Dolly, wer ist das?!“

Die Vampirin war zu uns getreten, schwarzen Haare hingen ihr glatt bis zum Rippenbogen.

„Ah, Vanja, das ist Saphira...oder Lou. Lou, das ist Vanja.“

Vanja bedachte mich mit einem abschätzenden Blick, dieses gekeife unter Frauen war nicht meine Welt.

„Warum schleppst du einen Flaschengeist hier her?“

Tja, das fragte ich mich auch.

Alina schob sich an der Schwarzhaarigen vorbei, ich folgte ihr, da ich sonst nicht wusste was zu tun war.

„Sie ist einen hübscher Flaschengeist.“

War ich das? Obwohl ich das Wort Dschinn bevorzugt hätte, Flaschengeist beleidigte mich, zumal ich kein Gefäß mehr hatte. Innerlich verfluchte ich mich, alles war den Bach runter gegangen, seitdem ich das Buch eines gewissen Magiers geklaut hatte. Selber Schuld? Ja, trotzdem war mein Leben absolut im Ar***.

„Guck mal, Lou, meinst du, das passt dir?“

Aus meinen Gedanken geholt musste ich mich dem Stück Stoff stellen, das als BH oder so fungieren sollte.

„Nein,“ kam die Antwort aus meinem Mund geschossen.

„Na ja...Ok. Warte.“

Gleich darauf kam sie mit einem schwarzen Spitzen-BH und Slip wieder, Slip, nicht String.

„Das aber! Oh..ich hatte vergessen zu fragen, ob du tanzen kannst...?“

Das fiel ihr aber früh ein.

Genervt riss ich ihr die Sachen aus der Hand und begann mich aus meinen Sachen zu schälen.

„Keine Sorge, es ist annehmbar...“

Sie zuckte block mit den Schultern, von Außen mochte ich zuversichtlich wirken, jedoch wusste ich, das ich nicht allzu gut tanzen konnte. Eine Idee keimte in meinem Kopf auf, wenn ich es so machte, könnte ich genug Aufmerksamkeit bekommen. Angzogen tapste ich zu Alina und legte ihr eine Hand auf den Oberarm.

„Du, ist es möglich, es dunkel zu machen?“

Mit einer erhobenen Brau blickte sie auf mich hinab.

„Ich versuch mein Bestes...was hast du vor?“

Flöhlich grinsend zuckte nun ich mit den Schultern.

„Soll ich eigentlich schon raus?“

Die Andere nickte verwirrt, dann zog sie mich mit, einen schmalen Gang hinab. Kurz verschwand sie in einer Nebenkammer, als sie raus kam, beugte sie sich zu mir runter und flüstere mir ins Ohr:„Beeilung jetzt, alles ist bereit.“

Schnell führte sie mich raus auf eine Tanzfläche, die sich Gleich einer länglichen Bühne durch den gefüllten Raum zog. Wurde das so etwas wie ein Vortanzen?

Ich wurde einfach von Dolli abgestellt, ganz hinten an der Wand.

Langsam setzte Musik ein, aufreizende ruhige Töne, eine Frauenstimme seufzte.

Konzentriert schickte ich alle Leuchtkraft in meine Augen, dann schritt ich mit wiegenden Hüften auf dem Steg entlangt. Unterdessen ließ ich meine Haut ebenfalls anfangen zu glimmen, hob die Arme und fuhr mir durch das Haar. In der Mitte des Steges kippte mein Kopf in den Nacken und ich drehte mich um die eigene Achse. Ruckartig stoppte ich die Drehung, passend zu der Musik, die eine spannungsgeladene Pause einlegte. Breitbeinig streckte ich mein Gesäß weiter nach hinten, gleichzeitig fuhr ich mit beiden Händen an meinen Beinen hinab bis zum Boden. Lasziv schaute ich aus dieser gebückten Position auf, mein brennender Blick erfasste alle Männer, deren Gesichter gebannt auf meine leuchtene Gestalt gerichtet waren. Beim hochkommen warf ich das Haar übertrieben in meinen Rücken. Mit kreisenden Hüften drehte ich mich nun zu der anderen Seite, spielte mit den Armen und Händen um meinen Körper.

Schlängelnd sank ich zu Boden, erst auf die Knie, spreizte die Oberschenkel, legte meine Hände auf die Innenseit und kreiste einmal den Kopf. Auf allen Vieren rekelte ich mich, wie eine Katze ging rollte ich mich.

Es kamen noch weitere Abfolgen von Bewegungen, immer mehr kam ich aus mir heraus, berührte kurz die Köpfe einiger Männer. Diese scharten sich wie sabberne Hunde um die Bühne.

Als ich meine Vorstellung beendete, klatschen die Zuschauer Beifall.

 

„Hast du deine Leute nochmal die Rute von Italien nach Spanien prüfen lassen?“

Entnervt hob er den Blick, Cal stütze sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch, den er nutze. Über die gesamte Fläche hatte er etliche Berichte und dergleichen verteilt, alle behandelten in ihrem Inhalt den Sklavenhändlerring. Zu Miran's Überraschung war das System weit verzweigt, eigentlich hatten sie auf jedem Kontinent ihre Kontakte. Zwei Wochen recherchen hatten einiges über Ruslan Iwanow zu Tage gefördert. Der Afrit leitete seit fünf Jahren den Ring, er hatte mit seinem Bruder neue Handelspartner gefunden, alte Verbindungen ausgebaut und vieles mehr. Zudem gab es das interessante Detail, dass auf die lebende Malou offiziell ein hohes Kopfgeld ausgesetzt war. Dem Magier war es schleierhaft, wie sie es geschafft hatte, all die Zeit zu fliehen. Da fiel ihm die Sauerstoffflasche ein, grinsend rieb er sich das Kinn, sie war also doch schlau. Die Puzzelstücke setzten sich allmählich zusammen.

„Miran?“

Erneut schaute er auf zu Cal, den er ganz vergessen hatte, zu seinem Leidwesen stand sein alter Freund an der gleichen Stelle.

„Ja. Aktiv. Wie die Meisten...Hast du Informationen über Malou?“

Callen richtete sich auf, schob die Brille zurecht, dann tapste er zum Fenster, um auf die Straße zu gucken.

„Nein. Wir unternehmen heute Abend etwas, also versink nicht so in der Arbeit.“

Fluchend schlug Miran mit der flachen Hand auf die Tischplatte, es konnte nicht sein, dass sie nach ganzen zwei Wochen spurlos verschwunden blieb. Er hatte viel Zeit mit Nachdenken zugebracht, schließlich kam er zum Schluss, dass die Dschinn dringend jemanden brauchte. Vermutlich stieß sie Alles und Jeden von sich um Schmerz zu verhindern. In seinen Augen funktionierte das höchstens provisorisch, denn verhielte es sich anders, würde sie nicht so viele Probleme haben. Angefangen bei dem Diebstahl des Buches, über den hinterlistigen Magier, zum Dämon und ganz zu Schweigen von diesen Iwanows. Es war einfach zu viel, für eine Person allein.

„Sie ist doch nicht unsichtbar! Oder hat sich der Erdboden aufgetan?Verdammt...“

„Wir werden sie noch finden, alter Dummkopf. Dann hast du deine kleine Freundin wieder.“

Inzwischen hatte Cal begriffen, welche Gefühle er der blauhaarigen Frau gegenüber hegte, seitdem ließ er keine Gelegenheit aus, darauf herum zu kauen. Für den anderen Magier schien das Thema äußerst interessant zu sein.

„Sie ist nicht meine Freundin!,“ bestritt er vehement.

Ein selbstsicheres Lachen erklang, welches sogleich in ein Hüsteln überging.

„Neein. Du bist nur durchgehend angespannt, dann fährst du wegen Kleinigkeiten aus der Haut und nicht zu vergessen, du fragst tausende Male nach, ob sie gefunden wurde. Miran, mein Lieber, das ist offensichtlich.“

Frustriert lehnte Miran sich in seinem breiten Drehstuhl zurück, sein Freund hatte in jedem Punkt recht. Plötzlich erhob er sich, umrundete den Tisch und schnappte sich sein Schwert. Nach all dem Stress, nicht nur die Nachforschungen hatten ihn in Anspruch genommen, auch die Tagung der acht obersten Magier. Das Teilstück von Mammon trieb sein Unwesen auf der Welt, jeder der ersten Magier sollte ausschau halten. Doch nun brauchte er einen Übungskampf um seiner aufgestaute Energie ein Ventil zu geben.

„Komm, du Klotz, wir kreuzen unsere Klinge. Bewegung tut gut.“

Zusammen gingen sie in die Übungsräume, in denen die Krieger-Magier ihre Kampfkunst perfektionierten. Sie kämpften mit Holzschwerter, damit Verletztungen vorgebeugt wurden, Harrison unterlag dem ersten Magier Europas. Die Chancen hatte zu Beginn schon deutlich schlecht gestanden.

Schwitzend und nach Atem ringend lehnten sie nach einer Stunde an der Wand.

„Du bist viel Besser geworden...Kein Wunder, dass du dich so gut an der Spitze von Europa hälst.“

Miran nickte dankend, er wusste das Lob zu schätzen.

„Du hast dich aber auch ein wenig verbessert, Opa.“

Callan verzog das Gesicht, grinste sogleich wieder jungenhaft und stieß sich von der Wand ab.

„Komm, um zwanzig Uhr haben wir einen 'Termin'.“

Grummelnd machte er sich auf den Weg, sich fertig zu machen.

Nur zwei Stunden später stand Miran entsetzt vor einem Stripclub namens 'Red Hole'.

„Callan, du bist Sicher, das du hierher wolltest?“

Der Andere lachte herzlich, er trug eine einfache Jacke, darunter ein weißes Shirt.

„Klar, ich hab das ja geplant.“

„Bitte sag mir nicht, das du mich ablenken willst..mit so etwas?!“

Beherrscht fuhr er sich durchs Haar, er mochte seinen Freund, vielleicht konnte er von einer brüderlichen Liebe reden. Ebenfalls trug er ein T-shirt, nur in dunkelgrau, um seine Schultern spannte sich seine abgewetze Lederjacke. Die langen Beine stecken in einer schwarzen ausgeblichenen Jeans. Er gab eine dunkle Erscheinung ab.

„Wer weiß, wer weiß. Wir gehen da aufjedenfall rein. Wenn du es nicht für dich tust, begleite mich wenigstens.“

Dieser kleine Teufel holte jeden Trumpf aus seinem Ärmel, dachte er bei sich und folgte seinem gerissenen Kumpel ins Innere des fragwürdigen Etablissment. Es gab eine Abendkasse, einige Männer standen bereits an, um eine Eintittkarte zu kaufen. Anscheinend war der Club recht beliebt.

„Cal, sollte es hier nicht leerer sein?“

Der Rothaarige warf ihm einen seltsamen Blick über die Schulter zu.

„Vielleicht. Seit kurzem gibt es eine neue Tänzerin, sie soll ganz gut sein.“

Nicht wirklich schlauer sah er zu, wie Callan für sich und ihn den Eintritt zahlte, einen Stempel auf ihren Handrücken bekamen sie gleich dazu. Drinnen gab es mehrere Theken und Couchen, wohl um gemütlich dem Schauspiel auf einer länglichen Bühne zu beobachten. Vor der Bühne war genug Platz zum versammeln, so war dem Kunde ein guter Winkel zum Gaffen ermöglicht.

„Ich hol uns mal was zum trinken, warte hier.“

Mit diesen Worten wurde Miran an der Ecke eines roten Sofas stehen gelassen. Kurze Zeit darauf stellten sich nicht weit von ihm entfernt zwei Kerle hin, die sich angeregt unterhielten.

„...Haare. Richtig geil! Ich glaub, sie heißt Saphira.“

„Schwöre, wehe die ist net geil. Hab voll viel gezahlt.“

Verächtlich verzog er seinen Mund, allein diese Beiden senkten das Niveau des Ladens rapide. Wie konnte sie so über eine Tänzerin sprechen? Auch wenn sie noch einem anderen Gewerbe nachgehen sollte, hatten sie nicht das Recht, solche dreckigen Worte in einem Atemzug mit einer Person zu nennen. Das nannte man Würde, jedoch ahnte er, das diesen Beiden jener Begriff ein Fremdwort war.

„Hier.“

Ihm wurde eine kühle Flasche in die Hand gedrückt, ein Blick nach unten offenbarte ihm, dass sein Freund ihm ein Bier geholt hatte.

„Ich wollte keinen Alkohol trinken.“

Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn hoch sehen.

„Entspann dich, das hier ist ein Stripclub,“ lachte Callan ausgelassen.

Der Typ war zu Fröhlich für seinen Geschmack, was nicht zur Besserung seiner Stimmung beitrug. Das Licht wurde gedämmt, halbherzig führte er die Flasche zum Mund und kippte das herbe Getränk runter. Bald schon erhellten nur noch wenige Lampen spärlich den Rand des Raumes, er kam nicht umhin, sich zu fragen, was das sollte. Wenn jemand tanzte, musste man ihn doch sehen können. Aus einer Lautsprecheranlage dröhnte eine dunkle Frauenstimme.

„Meine Herren, seien sie leise und genießen sie die Show. Hier ist: Saphira.“

Ruhig setzte eine aregende Musik ein, die Männer im Raum schienen kollektiv die Luft an zu halten. Miran schaute fast gelangweilt zu der Bühne, er wollte wissen, was so besonders an Saphira sein sollte.

Und dann...

Völlig perplex schaute er dabei zu, wie Malou zu leuchten begann, nichts an ihrem Leib, außer aufreizender Dessous.

 

14

 

„Möchtest du wirklich nur Wasser?“

Zum tausensten Mal nickte ich, parallel dazu trug ich den Maskara auf meine Wimpern aus. Geschminkt waren sie unglaublich lang, sodass Alina schon mehrere neidische Kommentare abgegeben hatte. Zufrieden überprüfte ich mein Aussehen, die Haare umrahmten gleich einer wilden Mähne mein Gesicht, welches dezent geschminkt war und hauchzarte Spitze verhüllte meine Brüste. Ok, Brüste konnte man das nicht nenne, flache Erhebungen traf es eher.

„Es wird immer voller, Saphira.“

Neugierig drehte ich mich zu Luna um, eine junge Werwörlfin mit einem kräftigen Körper und grau-schwarzen Haaren.

„Echt? Das ist doch gut.“

„Für DICH, aber lange wird das nicht anhalten.“

Vanja hatte mich unterbrochen, um die verächtlichen Worte vor mir aus zu spucken. Die Vampirin war nicht unbedingt meine Freundin, das war noch nett ausgedrückt, sie war eine richtige Diva. Keine Gelegenheit ließ sie verstreichen, um mich an zu zicken.

„Vanja, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber deine Meinung interessiert niemanden.“

Anfangs hatte ich mich in Geduld geübt, bald schon erkannte ich, das Angriff die beste Verteidigung darstellte. Ständig fing sie Streit an, weshalb wir uns oft zankten.

„Aufgeblasener Flaschengeist, wer glaubst du, wer du bist?,“ schleuderte sie mir empört entgegen.

Grinsend stand ich auf.

„Ich glaube, das mir das jetzt zu blöd wird. Such dir was anderes.“

Rasch schlüpfte ich an ihr vorbei und trat zu Alina, die mit einem Glas Wasser und einer Flasche Limonade in die Umkleide zurück kam. Dankbar nahm ich das Glas entgegen, vor dem Auftritt war es schlau, etwas zu trinken. Wenn man länger tanzte, machte es durstig, insbesondere wenn man wie ich nicht gut tanzen konnte. Die Männer sahen es wohl anders, es änderte jedoch nicht meine eigene Meinung über mein ''Talent''.

„Lou, gleich bist du dran.“

Wissend nickte ich und spähte richtung Bühne.

„Ist es wieder so voll?“

Die vergangenen Tage hatte mein Leuchten immer mehr Zuschauer angelockt, Dschinn strippten nicht so oft, das erklärte alles.

„Klaro. Du wirst langsam ein Profi.“

Gedankenverloren zuckte ich mit den Schultern, zwei Wochen waren nicht viel Zeit. Inzwischen wusste ich, das ich das strippen länger machen würde, hier verdiente ich genügend Geld.

Ein letztes Mal atmete ich laut aus, dann schritt ich auf den Bühnenzugang zu.

Wie gwohnt war alles um mich herum abgedunkelt, sodass sich meine Leuchtkraft vollends entfalten konnte. Die Musik setze ein, und damit ließ ich dem Licht freien lauf. Langsam schritt ich die Bühne hinab, am Ende drehte ich mich mit dem Rücken zum Publikum und ließ aufreizend meine Hüften kreisen. Die Melodie machte eine Pause, ich wandte mich wieder nach vorne, fuhr mir durch das Haar. Und dann...

Blickte ich direkt in funkelne blaue Augen. Schockiert hielt ich inne und musste feststellen, das sich Miran gerade verbissen einen Weg zur Bühne bahnte. Die ersten Sekunden war ich gelähmt vor Schock, dann setzte mein ausgeprägter Fluchtinstinkt ein. Der Ober-Magier bedeutete nur Ärger.

Hastig wirbelte ich auf einem Absatz herum und rannte gen Umkleide, alles geschah so schnell, ich bekam nichts von meiner Umwelt mit.

„Lou, was ist los?!“

Alina tauchte auf, sie verstellte mir den Fluchtweg, als würde sie mich daran hindern wollen, in die Umkleide zurück zu können. Fluchend rannte ich zu der Treppe weiter, die in den oberen Teil führte, wohl oder übel würde ich erneut von einem Haus springen müssen. Während ich die Treppe hochpeste, bekam ich das Gefühl eines Déjà-vus. Stimmte, meine erste Begegnung mit Miran hatte ähnlich geendet. Unter mir hörte ich laute Schritte, der Kerl war nach wie vor verdammt schnell und holte auf.

Im zweiten Stock stürzte ich durch eine Tür auf den Flur, schnell hechtete ich den Gang entlang, stieß am Ende die Tür zu einem Büro auf. Der Raum hatte lediglich eine Tür zu einem Balkon, das kam mir gelegen, bis ich feststellen musste, das die Tür abgeschlossen war.

Die Tür knallte gegen die Wand, als eine zweite Person den Raum betrat.

Zuerst bemerkte ich, das er mal wieder wütend aussah und seine Augen glühte vor Energie. Ich stand an der Balkontür, nur der Schreibtisch trennte uns noch.

Langsam betrat er den Raum, schloss die Tür wieder hinter sich, drehte den Schlüssel mit einem leisen 'Klick' um. Hatte er uns ernsthaft eingesperrt? Wenn er so weiter machte, würde ich das Glas einschlagen. Lässig lehnte er jetzt an der Tür, auf den ersten Blick schien er ruhiger, aber ich konnte seine angespannte Haltung lesen. Er war kurz davor hoch zu gehen.

„Ähm...das ist jetzt echt dumm gelaufen...“

Unsicher verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein auf das Andere, es war nicht geplant gewesen, dass ich ihn überhaupt wieder gesehen hätte.

Miran zog seine Augen zu wütenden Schlitzen zusammen.

„Dumm gelaufen, ja?“

Obwohl er nur leise gesprochen hatte, fuhr ich heftig zusammen, denn der Zorn in seiner Stimme traf mich mit voller Wucht. Zitterend drückte ich mich ganz nah an die Wand ran, am liebsten wäre ich in ihr versunken. Der Magier blieb, wo er war, dann sprach er weiter mit diesem beängstigenden Tonfall.

„Was zum Teufel hast du dir eigentlich bei allem gedacht? Klär mich auf, ich verstehe es nicht.“

Ein wenig zog ich meine Schultern hoch, ratlos starrte ich ihn an und wusste um keine Antwort. Was wollte er von mir hören? War ihm nicht klar, dass ich einfach immer flüchtete? Sobald ich mich eingesperrt fühlte, setzte mein Verstand aus, ich wurde zu einem gehetzen Tier.

Ehe ich wirklich mitbekam, wie mir geschah, rannen heiße Tränen meine Wangen hinab. Erschrocken hielt ich mir den Mund zu, als sich diesem ein Schluchzer entringen wollte. Das sollte nie passieren, niemand sollte sehen, wie es mir im Inneren ging.

„Verpiss dich einfach, ja?“

Während ich ihn anfuhr, drehte ich mich weg, meine Stirn lehnte ich gegen die kühle Wand. Es tat so weh, ich wollte nur alleine sein, mein eigener Körper verriet mich.

Plötzlich berührte mich eine große Hand an meiner Schulter, reflexartig wirbelte ich herum und wollte ihn weg schubsen. Er fing meinen Arm auf, fest umfasste er ihn, beinahe schmerzte es. Böse funkelte ich ihn von unten an, davon ließen sich die Tränen jedoch nicht aufhalten.

Er wirkte überrascht, sogleich ließ er meinen Arm wieder los.

„Geh! Ich brauch dich nicht, ich brauche niemanden!“

Auf seine Züge trat ein entschlossener Ausdruck, sein Blick verhärtete sich.

„Ist es das, was du ihnen sagst? Jedem, der dir zu nahe kommt? Beißt du dann, ja?“

Die Worte verletzen mich, er sagte die Wahrheit, aber die brauchte ich momentan nicht. Wieder schluchzte ich, mein Körper schüttelte sich unter einem Heulkrampf. Hauchzart fuhren Finger über meine Stirn, ein Arm legte sich um mich und dann wurde ich gegen einen warmen Körper gedrückt.

„Shhhh. Alles ist gut, Malou.Shhh.“

Es gab kein Halten mehr, hemmungslos weinte ich in seiner Umarmung, schrie am Anfang. Verzweifelt krallte ich mich in seinem T-shirt fest, gleich einer Erntrinkenden an einem Rettungsreif. Nach einer Weile brannten meine Augen und in meiner Kehle kratze es, da viel mir auf, das wir gemeinsam auf dem Boden saßen. Er lehnte an der Wand und ich saß zusammen gekrümmt zwischen seinen Beinen. Allmählich versiegten die Tränen, sie hinterließen ein Gefühl der Erleichterung, müde sackte ich gegen seinen Oberkörper. Ich wusste nicht mehr, was das Richtige war. Die Situation stellte meine ganzen Prioritäten auf den Kopf, was ich bis zu diesem Zeitpunkt mit Klauen und Zähnen verteidigt hatte, war gefallen. Dieser Mann hatte sich heimlich in mein Herz geschlichen, sich da eine Ecke eingerichtet, ohne das ich davon etwas mitbekam. War ich doch viel zu beschäftigt, meine Mauern aufrecht zu erhalten.

„Geht es dir besser?“

Er wollte mich wegdrücken, alamiert klammerte ich mich an dem Kragen seiner Jacke fest. Beruhigend schlang er seinen Arm um meine Mitte, umarmte mich.

„Schon gut. Steh auf, wenn es dir besser geht.“

Der Geruch von Minze und Zitrone kroch in meine Nase, gaben mir Geborgenheit. Sein Körper strahlte Hitze aus, neben seiner Qualität als Stahlfessel könnte er auch noch einen guten Heizstrahler abgeben.

„Du bist ein Idiot,“ nuschelte ich an seiner Brust.

„Warum bin ICH jetzt ein Idiot?“

Schwach zuckten meine Mundwinkel, das Lächeln konnte sich nicht ganz durchsetzten.

„Weil du dumm bist.“

Es vibrierte unter mir, erst wenige Sekunden später verstand ich, dass er lachte. Grollend donnerte es durch seine Brust, übertönte seinen kräftigen Herzschlag.

„Vielleicht...oder ich bin sehr schlau, wer weiß das schon.“

Ernst richtete ich mich auf, er lockerte seinen Arm, so konnte ich mich zu ihm wenden.

„Was ist das?,“ fragte ich ihn vorsichtig, deutete zwischen uns hin und her.

Miran presste seine Lippen zusammen und suchte den direkten Augenkontakt, er blickte auf den Grund meiner Seele.

„Ich glaube, das ist ein Versuch...“

Ratlos kaute ich auf der Innenseite meiner Wange rum. Ein Versuch? Mein letzter Versuch ging mehr als schief. Eine positive Eigenschaft hatte der Magier meinem Ex vorraus, er konnte mich nicht in irgendein Gefäß sperren. Sollte er auf die Idee kommen, mir meine Freiheit zu rauben, hätte ich bessere Ausbruch Chancen. So zumindest der Ansatz.

„Hm...ich weiß nicht, ob ich das schaffe...“

Stürmisch legten sich seine Lippen auf die Meinen, der Kuss war intensiv, hart und kurz. Atmelos gab er mich frei, seine Hand lag schwer und warm in meinem Nacken. Mir schlug das Herz laut in der Brust, bis in die Fingerspitzen konnte ich den Puls fühlen.

„Du musst es probieren, dann kannst du immer noch schreiend davon laufen.“

Interessiert legte ich den Kopf schief, er bot mir eine Option, keine Verpflichtung.

„Nur zu deiner Information: Wir sind kein Paar.“

Er zuckte nichtssagend mit den Schultern, seine Hand löste sich.

„Du gehörst eh schon mir, laut Gesetz.“

Entnervt rollte ich mit den Augen, schob mich weitere Zentimeter von ihm weg.

„Wenn du das hier versuchen willst, musst du mir jeden Freiraum geben.“

Nun verfinsterte sich sein Blick, ich quiekte auf, als er mich am Träger meines Bh's zu sich zog.

„Ganz bestimmt nicht. Das hier...,“ er ließ den Träger schmerzhaft auf meine Haut schnalzen, „ kannst du gleich vergessen.“

Grummelnd rieb ich die schmerzende Stelle, das hätte nicht sein müssen, auch ohne so eine Untermalung verstand ich den Inhalt seiner Worte. Herausfordernd blitze ich ihn an.

„Mir gefällt es hier, kann dir doch egal sein, was ich arbeite.“

Im nächsten Moment fand ich mich unter ihm auf dem Boden wieder, sein Atem streifte meine Lippen, so dicht beugte er sich über mich. Aus Gewohnheit legte ich meine Hände auf seine Brust, um ihn auf Abstand halten zu können. Er lag halb auf mir, auch wenn er schlank war, wiegte er viel, gefühlte 150 kg.

„Es ist mir nicht egal. Du trägst so gut wie nichts an deinem Körper, die Männer begaffen dich und stellen sich vor, wie sie dich flachlegen.“

Gleichgültig erwiderte ich seinen grimmigen Blick.

„Das ist doch der Sinn hinter einem Stripclub...“

Entgeistert musterte er mein Gesicht, er musste unsicher gewesen sein, ob ich es ernst meinte. Ich meimte es Todernst. Warum sollte ich mir etwas vormachen, was die Fantasien meiner Zuschauer anging? Es war klar, dass sie sich nicht vorstellten, mit mir eine Unterhaltung zu führen. Die Welt war nicht rosarot und hinter der nächsten Ecke sprang auch kein plüschiges Einhorn raus, das hatte ich vor Jahren gelernt. Wenn man keine Erwartungen hatte, konnte man nicht verletzt werden, jenes war ebenfalls eine Lehre von Früher. Man musste kämpfen, um etwas zu bekommen, egal, wie schwach man zu sein glaubte. Nur wer vorrankam, blieb nicht zurück.

„Du wirst trotzdem nicht mehr strippen. Gib anderen Männer kein Anlass, solche Gedanken zu haben. Oder ich sorge dafür, das du es unterlässt.“

Da hatten wir den ersten Befehl, meine Befürchtungen wurden schneller bestätigt, als gedacht. Im Geheimen fragte ich mich, ob das zu einer Beziehung gehörte.

„Ich strippe nicht mehr. Versprochen.“

Zufrieden erhob er sich, bot mir seine Hand an, um mir beim Aufstehen zu helfen, ich jedoch drückte meinen Körper allein in die Höhe. Er wirkte wie ein kleiner Junge, der einen Lolli bekommen hatte, nur das dieser Lolli mein Versprechen darstellte.

„Brav. Lass uns gehen. Aber vorher..“

Steif zog er seine Jacke aus und hielt sie mir hin, ergeben seufzend schlüpfte ich in das warme Kleidungstück. Ein Aufstand hätte uns nichts genütz. Der Saum der Jacke reichte mir bis kurz oberhalb meiner Knie, auf sein drängen hin zog ich den Reisverschluss zu. Das stellte ihn soweit Zufrieden.

Als er sich zum Gehen wandte, schnappte ich mir einen Zipfel seines Shirts.

„Mir....Miran. Lässt du mir Zeit mit allem? Ich ticke nicht ganz normal, was soetwas angeht.“

Sein Lächeln war freundlich, in seinen Augen lag Verständnis, es tat fast weh.

„Natürlich, Flaschenmädchen.“

Natürlich war es für ihn, ich hatte schon eine andere Realität erfahren.

Er schloss die Tür auf, zusammen begaben wir uns nach unten, die Treppe wirkte beim runter Gehen viel freundlicher, als bei der Hetzjagt nach Oben.

In dem Raum waren nicht mehr so viele Männer, einige der Frauen tanzten. Alina kam mir von der Bar entgegen, ihr Gesicht schwankte zwischen Gereizt und Besorgt.

„Geht es dir gut, Lou? Was war los und...wer ist das?“

Müde grinsend stopfte ich meine Hände in die Jackentaschen, ein wenig Verlegen trat ich von einem Fuß auf den Anderen.

„Ich bin ihr Freund. Freut mich, ich heiße Miran.“

Perplex beobachtete ich, wie Alina und der Magier sich die Hände schüttelten, meine Mitbewohnerin stellte sich gleich vor.

„Alina, angenehm. Ich wusste nicht, das sie einen Freund hat.“

„Hab ich auch nicht!,“ mischte ich mich ein.

Miran schenkte ihr ein charmantes Lächeln, das ihn noch attraktiver machte.

„Sie verstehen sicherlich, das sie nicht weiter hier arbeiten kann.“

„Schade, sie hat viel Kundschaft eingebracht.“

Existierte ich überhaupt noch für die Beiden? Bockig wollte ich in die Umkleide gehen, um meine Sachen zu holen, eine gewisse Person legte den Arm um mich. Das hinderte mich an meinem Vorhaben. Empört schob ich seinen schweren Arm von mir, entwand mich geschick und stampfte davon. Sollte er doch an seinen Worten ersticken.

„Tz Tz Tz. Traust du dich tatsächlich immer noch, hier zu bleiben?“

Geladen fuhr ich zu Vanja, sie sollte bloß ihren Mund halten.

„Keine Sorge, du bist mich los, fürimmer.“

Sie blinzelte mich verwirrt an, da quetsche ich mich an ihr vorbei und sammelte rasch meine Sachen ein. Die Jogginghose und den Pullover zog ich über, den Rest klemmte ich mir unter den linken Arm.

„Wie kommt das? Liegt es an diesem Kerl?“

Was interessierte es die Vampirin?

„Ich weiß nicht, von was du sprichst.“

Vanja trat nah an mich ran:„Ist er dein Freund?“

„Nein!,“ kam es sofort aus meinem Mund.

„Na dann.“

Damit verschwand sie aus der Umkleide.

 

„Ich wünsch ihr noch alles gute, passen Sie auf sie auf. Ich glaube, sie kann das nicht so gut. Ich habe sie völlig betrunken aufgesammelt.“

Verärgert nickte Miran.

Er hatte sich so etwas in der Art bereits gedacht, darüber müssten sie nocheinmal reden. Der Stein der ihm nur eine halbe Stunde zuvor vom Herzen gefallen war, als sie eingewilligt hatte, es mit ihm zu Versuchen, war riesig.

„Ich gebe mein Bestes. Aufjedenfall einen schönen Abend noch, Alina. Und Danke für alles.“

Die Blondine verabschiedete sich von ihm, nun musste er nur noch auf seine Dschinn warten.

Ungeduldig schaute er sich um, neben dem Eingang stand Callan, der ihm grinsend zu winkte. Schön, da schien ja wenigstens einer seinen Spaß zu haben. Miran schnaubte, er war so überrumpelt gewesen, dass sie geweint hatte, er hatte es nicht erwartet. Nach allem fühlte er sich ihr emotional Näher, sie hatte seine Fürsorge zugelassen.

„Hallo, schöner Mann.“

Verwirrt schaute er zu einer großen schwarzhaarigen Frau, die direkt vor ihm stand. Blasse Haut, tödliches Sexappeal und ein rauptierhafter Blick verrieten, das es sich um eine Vampirin handelte. Ihr schlanker Körper wurde lediglich von einer Lederkorrsage und einem passenden Slip verdeckt, die langen Beine steckten in High-Heels.

„Was kann ich für dich tun?,“ er hatte die Frage so trocken formuliert, wie es ihm möglich war.

„Wie wäre es mit ein wenig Spaß?“

Skeptisch hob er eine Braue:„Kein Interesse. Versuch's bei jemand anderen.“

Da sah er einen blauen Schopf durch die Tür tapsen, sein Herz erwärmte sich.

Genervt schnippte die Vampirin mit dem Finger vor seinem Gesicht rum.

„Ich bereite dir eine unvergessliche Nacht, Süßer.“

Konsequent ignorierte er sie, durchmaß den Raum und steuerte auf die Dschinn zu. Bei ihr angekommen packte er sie, lehnte sie über seinen rechten Arm und beugte sich runter. Der Kuss war tief und wild, sie konnte nicht so schnell reagieren, wie er sie überfiel. Es gefiel ihm, wie nachgibig und weich ihr Mund an seinem war.

Wissend öffnete er die Augen und starrte die Schwarzhaarige an, deren Mund fast offen stand.

Damit sollte es geklärt sein.

 

15

 

„Das war es mir wert. Wie er dir hinterher ist, genial.“

Nicht ganz schlüssig, was ich von diesem Callan halten sollte, starrte ich ihn an. Er hatte die ganze Aktion eingefädelt, um Miran deutlich seine Gefühle vor Augen zu führen. Das wir uns letztlich eine Verfolgunsjagd liefern, wo ich nur in Unterwäsche vor ihm wegrenne, gehörte nicht zu seinem Plan. Callan ließ es sich trotz allem nicht nehmen, sich ausgiebig über dieses Detail zu amüsieren.

„Na ja, ich fand es nicht so genial.“

Mürrisch verschränkte ich die Arme und rutsche auf der Couch weiter runter. Übringens war ich nicht zum ersten Mal auf dieser, es war das Sofa, auf dem ich zwei Wochen zuvor erwachte. Das Blumenmuster war unausstehlich, dafür waren die Polster umso bequemer. Miran saß hinter Bergen von Dokumenten am Schreibtisch, während sein Freund im Sessel gegenüber lungerte.

„Ich hab ihn kaum in der Zeit, die ich mit ihm befreundet bin, so angepisst gesehn. Gute Arbeit, Loui.“

Ja, ich hatte mal Wieder einen neuen Spitznamen. Loui, er meinte, das würde passen. Mein Einwand, dass das normalerweise ein männlicher Name wäre, wurde geflissendlich überhört. Nun gut, dann war ich halt ein kleiner Junge.

„Ja ja, Scherzkeks. Weißt du eigentlich, WIE unangenehm dein lieber Freund ist, wenn er sauer ist?“

Der Typ lachte einfach, unglaublich. Dachte er, ich meinte es nicht ernst? Der Obermagier wurde zuweilen recht ungemütlich.

„Ich will euch beide ungern unterbrechen beim lästern, aber Malou und ich sollten uns langsam zurück ziehen.“

Miran stand nun neben der Couch, er wirkte müde, er hatte recht, die Uhr zeigte 23 Uhr an. Mich streckend stand ich auf, die Gelenke knackten beängstigend. Da fiel mir ein, das ich mich noch abschminken musste und stöhnte genervt auf. Deshalb hasste ich Schminke, ich war viel zu faul dafür.

„Na dann, lass uns mal los, DummDumm.“

Ihm irgendeinen lächerlichen Spitznamen geben oder gar bei seinem Namen nennen, würde ich nicht. Wo kämen wir da hin? Dann hätte er zu viel Aufmerksamkeit. Er sollte nicht übermütig werden, nur weil wir die Option eines Versuches wagten.

„Seit wann heiß ich jetzt so? Hey, bleib da, wenn ich mit dir rede.“

Grinsend war ich zur Tür getapst, er sollte einfach nur mitkommen.

„Tschau, bis morgen, Callan.“

Eilig schlüpfte ich aus dem Raum, wartete draußen auf den Heißstrahler von Mann und bewunderte die absolute Missgestaltung des Gebäudes.

„Wir müssen noch reden, das ist dir hoffentlich bewusst.“

Leise schloss er die Tür hinter sich, die Flure lagen im dämmrigen Licht der Lampen vor uns. Umständlich kratze ich mir am Hinterkopf, fühlte mich dabei wie ein pelziges Etwas voller Flöhe. Ob ich eine blaue zickige Katze wäre? Bestimmt würde ich jeden anknurren. Darauf musste ich dümmlich grinsen, die Vorstellung war zu gut.

„Malou?“

Verdattert blinzelte ich hoch und legte den Kopf schief. Ah, er erwartete eine Antwort.

„Äh ja...machen wir schon.“

Zielsicher maschierte ich los, ich wollte ihn stehen lassen.

„Falsche Richtung, wir müssen da entlang.“

Auf dem Absatz kehrt machend stürmte ich an ihm vorbei, grummelte ihn unterdessen an.

„Klugscheißer.“

Ein Lachen hinter mir:„Nein, ich weiß es wirklich besser.“

Blablabla...ich konnte ihn jetzt schon nicht mehr hören. Er hatte viel zu gute Laune, was verboten gehörte. Ein öffentliches Ärgernis war das.

Mr. Magic ließ sich nicht beirren, er pfiff doch wirklich vor sich her. Mir stellten sich die Nackenhärrchen auf, das grausige Zeugnis seiner Fröhlichkeit ging mir durch Mark und Bein.

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in das Erdgeschoss, beim durchqueren der Eingangshalle versuchte ich meine Augen vor dem Anblick zu bewahren. Das Gebäude hinter uns gelassen warf ich keinen Blick zurück, der Klotz verdiente keine Aufmerksamkeit. Überraschenderweise wartete Hunter mit einem Wagen auf uns, der Magier hielt mir, ganz der Gentlemen, die Tür auf. Würg.

Erfreut hüpfte ich auf die Rückbank...

MEINE Sauerstoffflasche!

Ich war so glücklich, das verbeulte Ding zu sehen. Mein Zuhause. Man muss zugeben, es ist schon cool, sein Zuhause immer dabei haben zu können. Es war einer dieser Momente, in denen ich mehr als zufrieden war, eine Dschinn zu sein. Blaue Haare, Dreckabweisende Haut, Leuchteffekte und ein flexibel zu gestaltendes Heim, was wollte ich mehr? Allein sein, ja.

„Du hängst sehr an diesem...Teil, oder?“

Herausfordernd knurrte ich ihn von hinten an, da er bereits auf dem Beifahrersitz hockte. Wenn er es wagen sollte, mein Dingsda zu beleidigen, konnte er was erleben.

„Ich LIEBE mein Zuhause!“

Hierzu gab er keinen Kommentar mehr ab, zu seinem Glück, ich hätte seine Unversehrtheit ungern angerührt. Der Dämon fuhr uns grimmiger denn je zu dem Gebäude, in dem ich die erste Nacht mit ihm übernachtet hatte. Die Sauerstoffflasche umarmte ich fest, wie wir mit dem Aufzug in unser Stockwerk fuhren. In unserem Zimmer angekommen fiel ich erschöpft in die Laken. Miran plumpste neben mir auf die Matratze, die knarzend nachgab.

„Malou, ich muss dich etwas fragen...?“

Aufmerksam spitze ich die Ohren. Ich weiß, Ohren 'spitzen', witzig. Sein Tonfall war sehr ernst, das kannte ich nicht so von ihm.

„Frag.“

Er schaute weg.

„Dieser Ruslan...was hat er gemacht, das du so reagiert hast?“

Sofort versteifte ich mich und der allzu bekannte Druck hinter meinen Augen setzte ein. Allein der Name dieses Monsters reichte aus, das ich schreiend davon laufen wollte.

„Ich kann nicht...,“ war letztlich alles, was ich hervor brachte.

Nachdenklich lehnte er seinen Oberkörper vor und stütze ihn auf seine Ellenbogen. In mir stieg das Gefühl hoch, ihn verletzt zu haben, da ich ihn erneut von mir stieß. Es half nichts, ich brauchte gerade in der Sache Zeit. Sachte zupfte ich an seinem Shirt, er blickte über seine Schulter hinweg an.

„Da ist zu viel passiert...er hat...,“ ich setzte aus und schloss meine Lider, „ er hat mir zwei Jahre meines Lebens geraubt.“

Miran sog scharf die Luft ein, als er meine Worte vernahm, angespannt richtete er sich auf. Auch wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, ich wüsste, wie er wütend wäre, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Seine Aura schwenkte in eine tödliche Stille um, zuvor hatte ich ihn etwas lesen können, nun war er wie ein Block aus Eis. Vom Heißstahler zu Gletscher, wunderbar. Als er sprach, blickte er stur geradeaus. Mir war das auch lieber, um ehrlich zu sein.

„Wenn er mir über den Weg läuft, werde ich dafür sorgen, dass er seine gerechte Strafe erhält.“

 

Die Nacht schliefen wir zwar in einem Bett, ich rückte jedoch weit von ihm ab. Körperkontakt lag mir einfach nicht, beziehungweise musste ich mich wohl erst daran gewöhnen.

Am nächsten Morgen erwachte ich, bevor es hell wurde. Miran lag ausgestreckt neben mir, was ich nur durch das sanfte Licht meiner Haut beobachten konnte. Das Haar war mehr als verwuschelt und das Gesicht hatte er halb in einem Kissen vergraben. Irgendwie sah er echt süß aus beim schlafen, wäre da nicht die Tatsache, dass ich wusste, wie er wach war. Dann war er nicht mehr so putzig.

Grinsend schob ich meine Beine über die Bettkante, in mir keimte ein mieser Streich auf. Wäre ich nicht da, wenn er erwachte, würde er bestimmt wieder sauer werden. So gefiel er mir am Besten, so konnte ich mit ihm umgehen. Rasch schlüpfte ich in eine Jogginghose und einer seiner Pullover, er roch nach derselben Mischung aus Minze und Zitrone, dieser belebende zarte Duft. OHNE Schuhe verließ ich schließlich das Zimmer, ein kleiner Spaziergang würde mir gut tun.

In meinem Kopf herrschte Chaos, einerseits wollte ich um jeden Preis frei sein, andererseits mochte ich diesen komischen Kauz von Magier. Durch ihn war mein Leben wieder etwas aufregender geworden und die Streitereien mit ihm machten mir richtig Spaß.

PING und die Türen des Aufzuges öffneten sich, ich schritt durch die Eingangshalle hinaus auf die Straße. Es mochte sechs Uhr morgens sein, kaum ein Auto war unterwegs.

In Gedanken bog ich rechts ab und schlenderte den Gehweg entlang. Der Magier mochte mich offensichtlich, ich konnte zwar nicht einschätzen, inwieweit er für mich Gefühle hegte, aber da war was. Eventuell verwechselte er da irgendetwas, Hass mit Mögen, oder so. Wundern würde es mich nicht, wenn er plötzlich zu der Erkenntnis käme, ich wäre zu anstrengend. Es war ja so.

Schmunzelnd begann ich, all meine negativen Eigenschaften aufzulisten. Da war einmal mein Talent dafür, immer Kacka zu bauen, wie auch immer das zustande kam. Zudem hatte ich eine große Klappe, wo letztlich nichts hinter war. Nicht zu vergessen, ich war ziemlich kaputt, vom Herzen her. Wäre ich Miran gewesen, so hätte ich längst die Flucht ergriffen. Mit mir konnte man es doch nicht aushalten.

Plötzlich blieb ich stehen und sah mich um...Mist! Dank meinen Überlegungen hatte ich keine Ahnung, wo ich jetzt war. Es sah aus, wie ein herunter gekommenes Vierte. Viele Läden waren geschlossen, die Häuser hatten ihre glanzvollsten Zeiten hinter sich und eine...Ratte lief über die Straße, ganz das Klischee. An sich wäre es kein Problem gewesen, nur wusste ich nicht mal, wo ich zur Zeit mit Miran hauste. Dieser Depp hatte es mir noch nicht gesagt.

Seufzend lehnte ich mich gegen eine Wand, von der schon der Putz brökelte. Ich hatte einen Orientierungssinn wie ein Goldfisch, wahrscheinlich noch schlechter. Er würde mir nicht helfen.

Verpeilt. Das war ich auch noch.

Der Tag begann fantastisch!

 

Verschlafen wälzte er sich im Bett rum, er wollte nach Malou greifen, um sie an sich zu ziehen. Jedoch konnten seine Hände den schmalen Körper der Dschinn nicht ertasten. Genervt streckte er sich weiter, bis seine Finger die Kante des Bettes zu greifen bekamen.

Verwirrt blinzelte er sich den Schlaf aus den Augen, blasses Licht fiel durch das Fenster in das Zimmer und auf den leeren Platz neben ihm im Bett. Mit einem Schlag war er Hellwach. Wo war sie? Prüfend schaute er zum Bad, die offene Tür zeigte ihm Dunkelheit. Zu seiner Bestürzung war sie nirgends in dem kleinen Zimmer zu finden.

Hastig zog er sich an, er musste Hunter holen, er könnte die Spur aufnehmen, da sie noch frisch sein musste. Warum haute sie immer ab?

„Hunter, zu mir.,“ murmelte er.

Keine fünf Minuten später klopfte es an der Tür, der Magier öffnete, bereits in voller Montur.

„Ihr habt mich gerufen, Herr?“

Ernst nickte er und trat aus dem Zimmer in den Flur, die langen Gänge wurden spärlich von vereinzelten Lampen erhellt.

„Du musst Malou aufspüren...sie ist weg. Die Spur ist noch frisch, im Gegensatz zum letzten Mal.“

Der Dämon schloss die Augen, seine Nasenflügel blähten sich, während er versuchte die Fährte zu wittern. Seine Lider hoben sich, das Rot seiner Augen intensivierte sich.

„Folgen Sie mir, mein Herr.“

Eilig liefen sie zu den Fahrstühlen, die Fährte ging im Erdgeschoss weiter, hinaus auf die Straßen rechts entlang. Bald schon verließen sie die wohlhabenden Stadtteile und kamen in ein 'Ghetto'. Einige Minuten liefen sie durch die Straßen, bis Hunter plötzlich Halt machte.

Sein Untergebener schüffelte intensiver, machte noch ein Paar Schritte, hockte sich auf den Boden und untersuchte diesen.

„Hunter, was ist los?“

Der Dämon schaute mit geweiteten Augen auf und hielt eine Hand hoch. Es brauchte Sekunden, bis Miran realisierte, das an Hunter's Hand Blut klebte. Dunkel und schwer.

„Das ist Malou's Blut...“

 

16

 

Schockiert betrachtete er die verfärbten Finger von Hunter...Nein...auf dem Boden war ein riesiger Fleck.

„A-aber...Dschinn-Blut leuchtet.“

Leise Hoffnung keimte auf, vielleicht ging es ihr gut.

Der Dämon schüttelte leicht den Kopf:„Es leuchtet, wenn es den Körper verlässt, danach vergeht das.“

Es war so viel davon auf dem Boden, ein riesiger Fleck.

„Kannst du ihre Spur weiter verfolgen?“

Hunter hielt schnüffelnd die Nase in die Luft, dann ließ er resigniert den Kopf sinken:„Nein. Sie müssen sie in einem Wagen mitgenommen haben.“

Angestrengt ballte er seine Hände zu Fäusten, nur einen Tag nachdem er sie gefunden hatte, wurde sie entführt. In seinem Kopf tauchten Ideen und Pläne auf.

„Hunter, kontaktiere Aniko Yuli, wir müssen wissen welche Feinde Malou hat. Obwohl ich schon einen Verdacht habe.“

Sein Untergebener nickte folgsam und erhob sich.

„Ihr glaubt, die Iwanow's stecken dahinter, richtig?“

„Ja, dieser Alexander hat deutlich gemacht, das Ruslan sie immer noch will. Zudem habe ich bei meinen Recherchen heraus gefunden, dass das Kopfgeld höher dennje ist.“

Die beiden Männer begaben sich zurück, Miran brach ohne Umschweifen zum Hauptquatier auf. Callan arbeitete bereits im Büro, sein Tag begann um 7 Uhr. Er klopfte nur kurz, wartete ein 'Herein' nicht ab und stürmte den Raum.

„Wir müssen sofort los.“

Sein alter Freund hob eine Braue:„Dir auch einen schönen Guten Morgen.“

Verbittert verzog er das Gesicht, für so etwas war keine Zeit, es ging um das Leben seiner Dschinn.

„Komm.“

„Darf ich fragen, warum du mich gerade mitschleppen willst?“

Wütend schlug Miran mit der Hand auf den Schreibtisch:„Malou ist weg, wir haben nur ihr Blut gefunden.“

Überrascht zog Cal seine Stirn kraus, das hatte er immer schon gemacht, dann begann er sich zu erheben und an zu Kleiden.

„Deine Freundin scheint ständig in Schwierigkeiten zu stecken. Du weißt, das heute das Treffen wegen dem Dämon wäre?“

Grummelnd rieb er sich das Gesicht, sein Freund war ihm viel zu langsam.

„Das muss warten, es könnte sein, das sie den Iwanows in die Hände gefallen ist.“

Der Rothaarige hielt inne, sein Kopf ruckte zu seinem Freund.

„Was, meinst du, werden sie ihr antun?“

Er schnaubte, was wohl, sie war ja völlig traumatisiert von ihrer Zeit mit Ruslan. So nahm er an, dass sie auf irgendeine Art und Weise Gewalt erfahren musste, Körperlich, Seelisch oder Beides. Ruslan war einer der ganz schlimmen Sorte, schreckte vor nichts zurück, um seine Interessen durch zu setzten. Der Handel mit Sklaven bewies es, zudem wurde seine Mittäterschaft an vielen Verbrechen vermutet, auch Mord.

„Er wird sie einsperren, oder was auch immer. Höchstwahrscheinlich auch bestrafen, wie das Blut vermuten lässt.“

Nachdenklich zog Callan den Reißverschluss seiner Jacke zu, Schulterte einen schweren Rucksack und trat zu ihm.

„Ich kann meine Leute nicht abziehen, die Suche nach Mammon hat höchste Priorität. Dafür werde ich dich persönlich begleiten.“

Dankbar klopfte er ihm auf die Schulter, damit stand er in seiner Schuld, er würde es nicht vergessen. Gemeinsam machten sie sich auf, Miran wusste um zwei Stützpunkte des Sklavenhändlerringes in der Stadt, es war naheliegend, dass sie sie zu einem gebracht hatten. Auch wenn Dschinn andere Möglichkeiten offenstanden. Innerlich bat er inständig darum, dass sie sich noch in der Nähe befand.

 

Oh gott, meine Arme! Ich konnte mich nicht entscheiden, ob sie sich Taub anfühlten oder noch schmerzten. Langsam öffnete ich meine Augen, alles tat mir weh, wirklich ALLES. Nur das meine Arme meine ganze Aufmerksamkeit benötigten, es fühlte sich an, als würden sie mir ausgerissen werden. Schwach blinzelte ich gegen das grelle Licht an. Wo war ich? Und was war passiert?

Mühsam versuchte ich mich an das Geschehende zu erinnern, ich war raus gegangen und hatte mich verlaufen...dann hatte es wehgetan.

Mit einem Mal riss ich meine Lider auf, sie klebte zusammen, warum auch immer. Mein Körper befand sich in einer aufrechten Position, so versuchte ich zu begreifen, wie dies möglich sein konnte. Man hatte mich an den Armen aufgehangen!

Verwirrt schaute ich hoch, irgendwer hatte meine Handgelenke zusammen gebunden und mit einem Karabinerhaken an einer Kette an die Decke gehangen. Schnell besann ich mich, versuchte mich auf meine Füße zu stellen, jedoch berührten nur die Spitzen den kalten Boden. Gequält ließ ich den Blick durch den Raum wandern, sofern dies meine Fesselung zuließ.

Es war ein einfacher viereckiger Raum, kahle weiße Wände, grau gekachelter Grund. Keine Fenster. Der Zugang zu dieser Räumlichkeit stellte nur eine schwere Tür aus Eisen dar.

Schockiert bemerkte ich, das sich unter mir ein Fleck aus getrocknetem But befand. Rasch begutachtete ich alles an mir, was ich sehen konnte. Den Pullover trug ich noch, auch wenn der ebenfalls voller Blut war. Meine Beine waren nackt, etliche kleine Schnittwunden zogen sich über meine Haut. Erschrocken keuchte ich auf und spürte, dass etwas an meinem Bauch nicht stimmte. Es spannte etwas und es pochte.

Wer hatte mir das angetan? Auch an meinem Kopf konnte ich es pulsieren fühlen, überall war ich verletzt. Die Schnitte spürte ich nicht, nur das in meinem Bauch, an meinem Kopf und primär meine geschundenen Arme.

Warme Tränen bahnten sich ihren Weg aus meinen Augen auf die Wange, rannen hinab.

Die Tür öffnete sich.

Verschreckt blickte ich auf und das Blut gefror mir in den Adern. Nein...das konnte nicht sein. Nein! Warum?!

Dort stand Ruslan, so düster und schrecklich, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er war in seiner normalen Gestalt, trug eine schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt. Ein schauriger Kontrast zu seiner Haut, die so bleich wie Gebeine war. Das Haar hatte er nach hinten gegeelt. Seine Augen, zum Teufel. Sie glühten. Allein durch seine Musterung bangte ich um mein Leben, das sah er, denn ich zitterte am ganzen Leib.

Ein bedrohliches Zähnefletschen zierte nun seine Lippen, was er als Lächeln verkaufte.

Womit hatte ich das verdient?!

„Wie erfreulich, du bist erwacht.“

In seinen Augen musste ich wie eine Maus aussehen, die verängstigt vor einer Katze ausharrte. Kein Laut kam über meine Lippen.

„Es ist lange her, Blaubeerchen. Ich hätte nicht gedacht, das du es so lange schaffst, unentdeckt zu bleiben. Glückwunsch.“

Er trat in den Raum und schloss die schwere Tür hinter sich. Meine Zunge lag gleich einem nutzlosen Stück Fleisch in meiner Mundhöhle, unfähig Worte zu formen.

„Schließlich haben wir dich gefunden bei...diesem Magier.“

Ruslan durchmaß den Raum, direkt vor mir kam er zum Stehen. Grob umfasste er mein Gesicht mit einer Hand, drückte die Wangen zusammen und zerrte meinen Kopf hoch. Krampfhaft starrte ich an die Decke, alles war besser als seine Visage. Fast zärtlich fuhr sein Daumen über die Spur einer Träne.

„Dieses Mal wirst du mir nicht entwischen. Und ich werde dafür sorgen, das alles eine Narbe hinterlässt. Wenn ich mit dir fertig bin, wird nicht einmal dieser Magier dich wollen.“

Er ließ mein Gesicht los. Leise sammelte ich Speichel im Mund und spuckte ihm direkt in seine scheußliche Grimasse. Mir war bewusst, dass diese Aktion mehr als Dämlich war. Und mir war es egal. Mit allem, was mir blieb, würde ich kämpfen.

Da war Angst, ja, sie lähmte mich sogar und da war ein Lebenswille, er durfte nicht erneut über mich siegen.

Ein brutaler Schlag holte mich aus meinen Gedanken, mein Kopf flog zur Seite, auf meiner Zunge schmeckte ich Blut. Angewidert spie ich aus auf den Boden, eine kleine Stelle in meinem Mund blutete. Mein Kinn wurde umfasst und hoch gedrückt, seine Augen brannten sich in die Meinen. Seine zweite Seite, die aus Feuer bestand, war wenig davon entfernt hervor zu brechen.

„Wage es noch einmal...“

Kalt schloss ich die Panik in mein Herz ein, es wurde zu einem schweren Stein in meiner Brust.

„Oder was?,“ krächzte ich.

In seine Miene mischte sich ernstaunen, so widerspestig war ich zuvor nie gewesen. Er wusste nicht, wen er vor sich hatte, ich war gewachsen an meinem Leben.

Hastig fuhr ich fort:„Du willst mich doch eh leiden lassen. Also, womit willst du mir drohen, hm?“

Mutig, mutig...ich hätte mir solche Worte im Angesicht meines Alptraumes nicht zugetraut. Letztlich hatte ich nichts zu verlieren, er hatte mir vor Jahren alles genommen.

Meine Würde, meine Selbstachtung, ja gar meine Hoffnung. Er konnte mich nur noch umbringen, wenn er mir alles nehmen wollte. Das würde er jedoch nicht tun.

Plötzlich brach es durch, Hörner wuchsen aus seiner Stirn und die Augen wurden zu Kohlestücke, unter seinen Lippen wölbten sich die Reißzähne. Wie oft hatte ich von dieser Fratze geträumt? Wie oft war ich schreiend aus meinem Schlaf gefahren? Ich wusste es nicht. Mein gesamter Körper zitterte erneut, ich konnte es nicht mehr kontrollieren.

„Ach, ich muss dir nicht drohen. Du weißt, wozu ich fähig bin,“ säuselte er samtend, kam unterdessen meinem Hals immer näher.

„Und nun, schrei für mich.“

Seine Zähne versenkten sich in meiner Halsbeuge, der scharfe Schmerz durchzuckte mich. Ja, ich schrie. Und schrie. Er riss an der Wunde, es tat so weh.

Als er von mir abließ, hing ich kraftlos in der Fesselung, meine Beine trugen das kaum vorhandene Gewicht nicht mehr. Der Stoff des Pullovers sog sich mit dem warmen Blut voll, das glimmend aus dem Biss sickerte. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Gesicht tränenüberstömt war. Ein Hustenkrampf ergriff mich, schüttelte erbarmungslos meinen Leib. Alles tat so weh.

Federleicht strichen Finger über mein gesenktes Haupt, diese Geste stand im drastischen Gegensatz zu seinen Taten.

„Wie ich deine Schreie vermisst habe, Blaubeerchen. Du kreischst dir ja förmlich die Seele aus dem Leib.“

Nur für dich, Baby. Ach, wie romantisch! Ja, Liebster, ich habe es auch vermisst, einen Grund zum Schreien zu haben. Hach. Das war der Teil von mir, der unglaublich schwarzen Humor besaß und der bis jetzt geschwiegen hatte. Schon damals, nach der Fluch, hatte ich begonnen, auf diese Weise alles zu verarbeiten. Kurzerhand beschloss ich, dass nicht Miran, sondern dieses Monster in Therapie gehörte, dringend. Es konnte auf dauer nicht Gesund sein, sich am Schmerz anderer zu laben. Ganz zu Schweigen von seinen Ohren, ich schrie ihm ja praktisch direkt in den Hörgang.

Entschlossen stemmte ich meine Fußspitzen auf den Boden und hob den Kopf, um ihn von unten mit eisigem Blick zu durchbohren. Erneut wirkte er überrascht, dann erblühte ein verzerrtes Lächeln auf seinen Lippen und entblößte spitze Reißzähne.

„Wie ich sehe, bist du stärker geworden. Da wird es mir um so mehr eine Freude sein, dich zu brechen.“

Im nächsten Moment gab ich alles, was ich konnte, und trat fest gegen sein Schienbein. Leider hatte es nicht die gewünschte Wirkung, trotzdem bückte er sich fluchend herab. Verbissen umfasste ich den Karabinerhaken, sprang hoch und stieß ihm mit voller Wucht die Hacken gegen die Brust. Er taumelte zurück und plumpste auf seine vier Buchstaben.

Meine Arme protestierten gegen die Belastung, die Kette pendelte mit mir hin und her, bis ich es schaffte, die Schwingung ab zu bremsen. Sogleich drehte ich mich im Kreis, diese Bewegungen konnte ich nicht aufhalten.

Atemlos stieß ich meine Worte hervor:„Ich gehöre dir nicht. Niemals...“

Meine Umgebung drehte sich immer noch, dabei war die Kette zum Stillstand gekommen.

Zu spät realisierte ich, dass ich Ohnmächtig wurde.

 

17

 

Gequält stöhnte ich auf, erneut tat mir alles weh, jedoch waren es dieses Mal meine Unterschenkel, die meine ganze Aufmerksamkeit forderten. Langsam rollte ich meinen Kopf von der einen Seite zu der Anderen. Die Augenlider waren immer noch verklebt, ich vermutete, von Blut und Tränen. Vorsichtig wälzte ich mich auf die Seite, zog die Beine an und krümmte mich gleich einem Embryo zusammen. Ein leises Wimmern entwich meiner Kehle, es Spiegelte all das Leid wieder, welches in meinem Inneren tobte. Nach und nach kamen die Erinnerungen zurück, Ruslan hatte mich gefangen genommen und mir bereits einige Verletztungen zugefügt. Mit einem Ruck riss ich meine Augen auf...Nein, das konnte nicht sein. Verzweifelt versuchte ich die Wahrheit zu verdrängen, eine Erklärung zu finden. Doch, es war geschehen.

Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, wünschte ich mir, Miran würde bei mir sein, denn dies würde bedeuten, dass ich in Sicherheit war. Er sollte sich beeilen, mich endlich retten! Der schwache Versuch half nicht, meine Hoffnung zu entfachen. Für mich sah ich schwarz, seit meiner Flucht damals war mir Bewusst gewesen, dass ich unter keinen Umständen noch einmal in seine Gewalt gelangen wollte. Er könnte nun ALLES mit mir machen, besonders wenn er mich, wie damals, in sein Gefäß sperren würde.

Das irre Bedürfnis zu Lachen stieg in mir Hoch, krampfhaft versuchte ich, den Drang nieder zu kämpfen. Es gelang mir nicht ganz, aus meinen Mund ertönte ein leises wahnsinniges Kichern. Am liebsten hätte ich mich in eine Psychatrie einweisen lassen, so grausam und surreal kam mir die Situation vor.

Vielleicht wäre es klüger, dem Ganzen ein Ende zu setzten, wisperte ein Stimmchen in mir. Vielleicht würde es mir Qualen ersparen.

Nein! Dann hätte dieses Monster auf ganzer Linie gewonnen. Es musste einen Weg geben, möglichst in einen Stück aus der Sache raus zu kommen. Dieser musste sich mir nur noch offenbaren, bis dahin galt es sich unauffällig foltern zu lassen.

Schwach drückte ich mich in die Höhe, man hatte mich in einen anderen Raum gebracht und ich lag auf einem Feldbett. An der kahlen Decke, die von ein Paar Rissen verziert wurde, hing eine nackte Glühbirne. Von den weißen Wänden brökelte der Putz, der Boden schien aus bloßem Beton zu bestehen. Ach, und ich hatte nichts mehr an, außer der Unterwäsche.

Neugierig inspizierte ich meinen Körper. An den Armen hatte ich etliche Narben, von Schnittwunden und Punkte, dies traf auch auf meine Oberschenkel zu. Zwischen den wulstigen Erhebungen blitze unberührte Haut, noch überwiegte gesundes Gewebe. Ängstlich betrachtete ich meine Unterschenkel, sie blieben meinem Blick verborgen, denn komplett Bandagiert lagen sie auf dem Untergrund. Allein die Zehenspitzen lugten aus dem Verband, scharf sog ich die Luft ein, als ich erkannte, das sie seltsam aussahen. Feuerrot glänzte die Haut in dem dämmrigen Licht, nach einigen Sekunden wusste ich, dass es sich um eine Verbrennung handeln musste. Dieses verdammte Monster! Unsicher wanderten meine Augen zu meinem Bauch, verwirrt stellte ich fest, dass es dort nur eine Narbe von einer Stichverletzung zu bewundern gab. Schön, er hatte angefangen, mich zu zerstören.

Plötzlich ging eine Tür auf, wie zuvor war es eine schwere Eisentür, durch einen kleinen Spalt schlüpfte eine schmale Gestalt mit Tablet. Es war eine Frau in einem weißen Kleid, sahniger Haut und blutroten Haaren. Eine Dschinn! Schnell schob ich meine Beine über die Kante der Schlafstatt, bereute es aber sogleich, da meine Unterschenkel schmerzten. Die Flüche, die ich daraufhin ausstieß, möchte ich hier nicht nennen.

„Oh gott! Warte!,“ rief die andere Dschinn und eilte zu mir.

Verdutzt blinzelte ich sie an, während sie das Tablett abstellte und mich dann versuchte auf die Matratze zurück zu drücken. Sanft schob ich ihre Hände von meinen Schultern.

„Aber, du musst dich doch hinlegen!,“ protestierte sie.

Milde lächelnd rutsche ich auf dem Bett zurück und lehnte mich an die Wand.

„Ich muss hier eher abhauen,“ murmelte ich.

Ihr erschrockenes Gesicht sagte mir, dass sie von dieser Idee nicht so angetan war. Kurz musterte ich sie, schmale, wohlgeformte Lippen und dunkelgrüne Augen, das blutrote Haar lockte sich um ihr Gesicht. Es waren nicht solche wilden Locken, wie die Meinen. Sie musste einer seiner Sklavinnen sein, dachte ich.

„Das kannst du nicht! Er wird dich umbringen...“

Freudlos fletsche ich die Zähne.

„Ist das so...Ich glaube, er würde mich zurück schleifen, um mir dann weitaus schlimmeres an zu tun.“

Die Frau schaute nun noch schockierter aus.

„Hi, ich bin Loui,“ grinste ich sie an und streckte ihr meine Hand entgegen.

Warum auch immer ich mich als Loui vorstellte, irgendwie gefiel mir der Spitzname, er erinnerte mich daran, dass ich eigentlich bei Miran sein sollte. Immerhin wollten wir es gerade Miteinander versuchen.

„Nora...aber ich dachte, du heißt Malou...oh, ein Spitzname?“

Abwesend nickte ich, dann ruckte mein Kopf hoch.

„Sag mal, Nora, warum sind meine Beine verbrannt?“

Die Rothaarige zog ein wenig den Kopf ein, das Thema schien ihr nicht zu behagen, da waren wir schon zu Zweit.

„Ich musste zusehen, wie er sie verbrannte. Es war so schrecklich...und er sagte, das bald dein ganzer Körper so aussehen würde.“

Zweifelnd sah ich zu der Dschinn, sie war eine Sklavin, wahrscheinlich würde sie mir bei einer Flucht nicht helfen. Irgendwie musste es jedoch möglich sein, von hier zu entkommen. Auf dem Tablett stand eine Schale, mit dampfenen Inhalt, und ein großes Glas Wasser. Es könnte klappen.

Seufzend verlagerte ich mein Gewicht in die Richtung des Tablettes, so unauffällig es ging. Die andere Frau fuhr sich durch ihre Haare, vielleicht machte ihr das Gespräch zu schaffen.

„Nora, warum lebst du hier?,“ unschuldig blinzelte ich sie an.

Kurz schien sie zu überlegen, dann sprach sie leise:„Ich wurde von einen der Afriten gefangen genommen. Erst waren wir zusammen, daaaa....Ahhhh.“

Tatsächlich zerbrach das Glas auf ihrem Kopf, Nora schrie auf. Ich tat das wirklich gegen meine Moral, aber der Überlebenwille war stärker. Rasch schob ich die Schüssel von dem Aluminium Blech, das Behältniss zerschellte auf dem Boden. Die Dschinn saß zusammengekauert auf der Pritsche und hielt sich den Kopf, Blut rann ihre Hände hinab.

„Sorry,“ murmelte ich.

Dann holte ich mit dem Blech aus.

 

„Ein letztes Mal: Wo ist sie?“

Leicht erhöhte er den Druck auf die Klinge, ein feiner Rinnsal aus Blut floss den Hals des Mannes hinab, der unter ihm wimmerte. Das Knie in den Bauch seines Opfers gestemmt hockte er auf ihm, seit geschlagenen fünfzehn Minuten versuchte er Informationen aus dem Afriten zu bekommen.

„O-okay...da gibt es ein 'Lager' für die Sklaven, in der Nähe des Iwanow's Anwesen.“

Zufrieden hörte er der Beschreibung zu, die er endlich bekam, schließlich stieß er den erbärmlichen Typen von sich. Sorgfältig wischte er die Klinge mit dem Saum seines Shirts ab.

„Hast du die Info?“

Cal trat zu ihm, der Magier hatte sie um ein paar der Slavinnen gekümmert hatte. Ruckartig nickte er.

„Wir müssen sofort aufbrechen...“

Das Klingeln seines Handys unterbrach ihn, entnervt nahm er den Anruf entgegen.

„WAS?!,“ blaffte er in den Lautsprecher.

„Mein Herr.“

Hunter hatte ihn angerufen, ein Wenig ließ die Anspannung nach.

„Was gibt es?“

„Die Schwester von der Dschinn, Aniko Yuli, sie ist hier. Wir warten auf Eure Rückkehr im Büro von Callan.“

Mit Daumen und Zeigefinger massierte er sich dir Nasenwurzel, an die Schwester hatte er gar nicht mehr gedacht. Über das Geschehende sollte er sie trotzdem aufklären, dazu hatte sie jedes Recht. Eventuell half sie sogar.

„Gut. Wartet weiterhin dort.“

Schnell beendete er das Telefonat.

Kurzerhand packte er Callan, zog ihn grob mit sich.

„Miran, ich kann dir durchaus von alleine folgen.“

Er ignorierte seinen Freund, zusammen stürmten sie die Treppe hinab zur Garage, wo sie ihren Wagen geparkt hatten. Die Fahrt war Angespannt, jede Sekunde konnte zählen und sie das Leben kosten. Vor dem Hauptquatier, auf einem weitläufigen Parkplatz, hielten sie. Miran wartete nicht auf den Rothaarigen, er rannte vorraus in das Gebäude. Auf dem Weg durch die Gänge wurde er komisch Angeguckt, die Tür zum Büro riss er förmlich auf. Mit einem Blick erfasste er das Bild, welches sich ihm bot.

Hunter stand steif in der linken Ecke, der Punkt, der in diesem Raum am weitesten von der Couch entfernt war, auf der eine kleine Frau saß. Verdutzt stellte er fest, dass sie Malou unglaublich ähnlich sah. Ihre Haare lockten sich ungezähmt, die Farbe erinnerte an pinke Zuckerwatte. Das Gesicht war ebenfalls herzförmig, nur die Lippen waren schmäler und die Nase gerade. Malou hingegen hatte einen Schmollmund und eine kleine Stupsnase. Die Augen der Dschinn leuchtete in einem intensiven Grün, wie es Limetten besaßen. Über alles spannte sich perfekte honigfarbene Haut.

„Ah, Miran, schön das du uns auch mal mit deiner Anwesenheit beehrst.“

In ihrem Blick lag der Schalk, den er von der blauhaarigen Dschinn so gewohnt war. Auf ihre freche Begrüßung ging er nicht ein, er hatte definitiv besseres zu tun.

„Na dann Duzen wir uns halt,“ grummelte er, „gut, dass du dir Zeit genommen hast, Aniko.“

Die Dschinn grinste strahlend, jetzt betrachtete er den Rest ihres Körpers. Wie Malou ging sie Barfuß durch die Welt und ihre Beine steckten in einer violletten Haremshose, dazu trug sie ein weißes Spitzentop, das ihren Bauch frei ließ.

„Dein schweigsamer Dämon hat nur gesagt, dass es um meine Schwester ginge. Was genau los ist, wollte er nicht sagen.“

Also hatte sie ihn mit Fragen bombadiert? Das würde die wachsame Haltung seines Untergebenen erklären. Ein Schmunzeln konnte er nicht unterdrücken, bei dieser Vorstellung, es war zu witzig. Hunter galt als unnahbar, fast schon unterkühlt, das diese kleine Dschinn ihn so in Bedrängnis gebrach hatte, bewies einiges. Leise hüstelte er, lugte zu dem Dämon, der die Frau nicht aus den Augen ließ.

„Er hat gut daran getan, dich nicht aufzuklären, da wir selbst nur wussten, das deine Schwester entführt wurde. Inzwischen ist uns bekannt, dass es die Iwanows waren.“

Plötzlich sprang die Frau von der Couch, dank ihrer Schwerelosigkeit landete sie federleicht auf den Zehenspitzen. In ihrem Gesicht stand Entsetzen, was er gut nachvollziehen konnte, ihm ging es nicht anders.

„Entführt?! Von den Iwanows?!“

Ernst nickte er und blickte ihr fest in die Augen.

„Wir müssen leider sofort aufbrechen, sie befindet sich in der Nähe des Anwesens der Iwanows. In einem Lager...Ruslan wird seine 'Sklavin' nicht gut behandeln...“

„SEINE WAS?!“

Etwas verdutzt legte er seinen Kopf schief, sie musste es doch gewusst haben, immerhin war sie die Schwester. Wenn man sich jemand in einer solchen Situation anvertraute, würde es doch bestimmt eine nachstehende Person sein.

„Seine Sklavin, die Iwanows suchen sie schon seit Jahren...“

Sie rieb sich den Nacken, die Verwirrung sah man ihr an.

„Das erklärt so einiges, oh, wenn ich sie erstmal in die Finger kriege, dieses kleine Biest...,“ sie murmelte nur vor sich hin, doch ihrem Ausdruck nach, meinte sie jedes einzelne Wort ernst.

Mit einem Ruck erhob sie ihr Gesicht:„Ich habe in der Nähe ein Gefäß, das geht schneller als alles andere.“

Dieses Detail über Dschinn vergaß er gerne Mal, seine Stimmung erhellte sich augenblicklich, die Chancen stiegen, Malou retten zu können. In diesem Moment wurde die Tür aufgedrückt und ein atemloser Callan trat ein.

„Gut, Aniko, ich werde noch einige Sachen holen, anschließend brechen wir auf.“

Er klopfte seinem verwirrten Freund auf die Schulter, um sogleich aus dem Raum zu schreiten.

 

Man glaubt nicht, wie unmöglich es erst schien, mit verbrannten Beinen zu gehen. Der Schmerz war unbeschreiblich! Tränen rannen unablässlich über meine Wangen, angestrengt biss ich mir auf die Lippen, als könnte ich so das Wimmern unterdrücken. Es brannte Höllisch. Nur die Verbände sorgten für eine Minderung. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den Anderen, der Saum des Kleides, welches ich der Rothaarigen ausgezogen hatte, schwang um meine Schenkel. Die schwere Eisentür hatte ich hinter mir geschlossen, so würde Nora nicht abhauen können, wenn sie aufwachte, dies würde mich verraten. Die Gänge waren kahl, Tür reihte sich an Tür, ich vermutete dahinter ähnliche Zellen, wie die, in der ich erwachte. Was das auch für ein Ort war, mir schwante böses. Damals, als ich herausfand, dass Ruslan der Kopf eines Sklavenhändlerringes sei, recherchierte ich so gut ich konnte. Durch einen Kontakt konnte ich herausfinden, was das bedeutete. Sogenannte 'Lager' stellten einen Platzt dar, an dem Sklaven für eine Zeit verweilten, um die Spuren um ihr verschwinden zu verwischen. Möglicherweise befand ich mich an einem solchen Ort.

Lautlos schlich ich weiter, musste des Öfteren schmererfüllt aufstöhnen, dann kam ich in einen Gang, der sich von den Restlichen unterschied. Breit und gut beleuchtet, Wachen patrollierten umher. Mist! Da würde ich nicht vorbei kommen. Erschöpft lehnte ich mich gegen eine der Türen, der Rahmen verbarg mich vor den Blicken der Patrullie. Es musste einen Weg hinaus geben, in meinem Kopf arbeitete es, mein Gehirn versuchte Wege und Möglichkeiten abzuschätzen. Ich verfluchte herzhaft meine Haarfarbe, die wie ein blaues Leuchtfeuer wirken würde. Resigniert ging ich den Gang zuück, irrte weiter durch das Labyrinth aus Gängen. Zu meiner Überraschung kam ich in einen Flur, in dem es Fenster gab. Zwar schmale, oben an der Decke, aber ich könnte mich hindurch zwängen. Das primäre Problem wäre die Höhe. Zweifelnd blickte ich hoch, selbst wenn ich es durch das Fenster schaffte, die Flucht würde mehr als beschwerlich werden. Durch die Verbrennungen humpelte ich nicht nur, ich schleichte und meine Kraft war allein zu diesem Zeitpunkt fast aufgebraucht. Nein! So durfte ich nicht denken, wenn ich es nicht einmal versuchte, könnte ich auch gleich zu Ruslan laufen. Nur wer kämpfte, blieb nicht zurück.

Entschlossen richtete ich mich auf, versuchte eine Klinke runter zu drücken, die Tür öfnnete sich. Mit angehaltenem Atem schob ich sie einen Spalt auf, spähte durch diesen. Dunkelheit. Ein erleichtertes Lächeln zierte meine Lippen. An der Wand konnte ich einen Schalter ertasten, flackernd erhellte das Licht den Raum. Eine Art Büro. Einen der Stühle, die an dem Schreibtisch standen, schleifte ich aus dem Raum. Das kreischende Geräusch, dass die Stuhlbeine machten, ließ mich zusammen zucken. Verbissen hievte ich ihn dann stattdessen hoch, den schrecklichen Schmerz ausblendend, und trug ihn unter eines der Fenster. Die Tür zu dem Büro schloss ich. Den Stuhl zu erklimmen war, gelinde gesagt, eine Tortur. Schnaufend reckte ich mich zu dem Fenster hoch, man konnte es mit einigem Geschick aushaken, um es dann runter zu klappen. Kühle Luft kam mir entgegen, draußen musste es Nacht sein, denn ich erblickte nur Dunkelheit. Ohne Kraftaufwand zog ich meinen Oberkörper hoch, schließlich klammerte ich mich an den Rahmen. So robbte ich weiter rauf, bis ich meine geschundenen Beine nach ziehen konnte. Zusammen gekauert auf der Fensterbank versuchte ich in den Abgrund zu luken, die Finsternis jedoch verschluckte alles.

Einen tiefen Atemzug tat ich, dann ließ ich mich mit den Füßen vorran nach Draußen gleiten. Mir war es egal, wie tief es hinab ging, wenigstens ich kam aus dem Gebäude. Einen anderen Fluchweg sah ich nicht.

Zitternd schloss ich meine Augen, es kostete mich keine Überwindung, schließlich ließ ich mich fallen.

Sachte schwebte ich hinab, jedoch kam ich mit den Füßen zuerst auf und meine Beine gaben nach. Es brannte!

„Ahhh.“

Schluchzend krümmte ich meinen Leib zusammen. Langsam wurde aus dem Fenster springen ein Hobby von mir. Ob es zu einer Sportart aufsteigen konnte?

Die kalte Luft umschloss mich, trotzdem war es noch erträglich, hier herrschten schon mal keine Minus Grade. Schwach stemmte ich mich in eine sitzende Position, ich spurte Gras unter meiner Hand. Es dauerte einige Momente, bis sich meine Augen an das nicht vorhandene Licht gewöhnt hatten, schemenhaft nahm ich ein riesiges Gebäude neben mir wahr. Die Fenster hingen ungefähr zwei Meter über dem Boden, ich hatte Glück gehabt. Vor mir erstreckte sich eine weite Fläche, erhellt vom Mondlicht, das Gras wirkte grau. In der Ferne meine ich Türme erspähen zu können, bestimmt wurde das Grundstück von einem hohen Zaun umschlossen, für den Fall, dass es jemand so weit wie ich schaffte.

Keuchend erhob ich mich, mein Weg führte mich über die weite Fläche, das Gras dämpfte meine schlurfenden Schritte. Letztlich kam ich an einen Zaun, er musste zweieinhalb Meter hoch sein. Mich umblickend suchte ich nach einer anderen Möglichkeit.

Enttäuscht registrierte ich, dass ich über das Hinderniss klettern müsste.

Eisern machte ich mich ans Werk, meiner Größe sei dank passte meine kleinen Füße in die Zwischenräume, so erschwerte mir 'nur' der Schmerz mein Vorhaben. Stück für stück kletterte ich am Zaun hoch, der Draht schnitt mir in meine Finger, ich versuchte es Auszublenden. Ganz Oben stieg ich über die Stange, erneut schwebte ich zum Boden.

Ich hatte es geschafft! Ungläubig blickte ich über meine Schultern zurück, es war so leicht gewesen. Wenn mir meine Freiheit lieb war, musste ich abhauen. Auf der Hut schlich ich zu dem Waldrand, der in der Nähe des Grundstückes begann, die Bäume würden mich Schutz bieten. Mein erstes Ziel war, eine Ortschaft zu erreichen, von der ich eventuell Miran kontaktieren konnte. Ja, richtig, ich wollte zu Miran. Selbst so ein Sturkopf, wie ich einer war, musste einsehen, dass der oberste Magier von Europa einen guten Schutz abgab. Ok, und ich vermisste ihn, wollte mich hinter ihm verstecken, wie ein kleines Kind.

Plötzlich umfasste eine riesige Hand grob meinen Nacken und drückte mich etwas runter.

Wie erstarrt hielt ich die Luft an, ich hatte niemanden kommen hören. Warm schmiegte sich ein Männerkörper an meinen Rücken, ein vertrauter Duft stieg mir in die Nase.

„Da gebe ich dir Schmerzmittel und du versuchst, abzuhauen. Es war amüsant, mit an zu sehen, wie du einen Fluchtweg gesucht hast.“

Oh, ich war so blind gewesen. Er trieb nur seine grausamen Spielchen mit mir, die Aussicht auf Freiheit, um sie mir dann zu entziehen. Meine Hoffnungen schwanden.

Wie hatte ich so dumm sein können? Es war viel zu leicht gewesen.

Kraftlos wollte ich mich zu Boden gleiten lassen, ein starker Arm schlang sich um meine Taille, er drückte mich an den mir so verhassten Mann.

„Vielleicht gebe ich dir noch eine Chance, auch wenn du flüchten wolltest. Es macht spaß, dich zu quälen.“

Er presste seine Lippen an meinen Hals, heiß lösten sie einen Schauer aus, der mir den Rücken runter lief. Widerlich!

„Warum?,“ krächzte ich.

„Oh Blaubeerchen, du gehörst mir. Ich kann machen, was ich will.“

Ja, das konnte er.

Im nächsten Augenblick spürte ich, wie samtene Schwärze mich umhüllte. Krampfhaft kämpfte ich dagegen an, die er mir aufdrängte. Sein raues Lachen führte mir um so mehr meine Schwäche vor Augen. Nicht schon wieder.

„Süße Träume, Malou,“ wisperte er, bevor ich bewustlos wurde.

18

Angespannt betrachtete sie die Männer vor sich, die Truppe wurde angeführt von Miran. Der erste Magier von Europa war eine eindrucksvolle Erscheinung, hochgewachsen strahlte er kontrollierte Sicherheit aus. In den blauen Augen funkelte unerwarteter Schmerz, inzwischen hatte sie verstanden, dass jener Schmerz ihrer Schwester galt. Er musste sie mögen, schloss sie daraus. Hinter dem Magier standen Hunter und Callan. Beim Anblick des Dämons schmunzelte sie. Er war sehr gefasst gewesen, wie er sie bat, mit ihm zu kommen, als er nicht mit der Sprache raus rückte, was ihrer Schwester zugestoßen sei, nervte sie ihn.

Erschöpft fuhr sie sich durch die pinken Locken, die Gruppe durch ihr Gefäß zu bringen, hatte sie einiges an Kraft gekostet. In der Wohnung, die in einer Stadt in der Nähe des Anwesens lag, waren sie raus gekommen. Hier sollte sich das Lager befinden, außerhalb der Stadt, jedoch mit einem Wagen erreichbar. Kurzerhand hatten sie sich einen Wagen organisiert, der Dämon hatte mit stoischer Gelassenheit das Fahrzeug gelenkt. Anscheinend war es ziemlich ungewöhnlich für ihn gewesen, in ihrer Anwesenheit so aus der Fassung zu geraten. Schließlich erreichten sie die Straße, die zum besagten Lager führen sollte, den Wagen parkten sie etwas versteckt zwischen den Bäumen auf einem Waldweg. Den Rest der Strecke legten sie zu Fuß zurück, auf der Hut vor möglichen Feinden, man konnte nie wissen, wann sie Ware transportierten. Finsternis umschloss die Gruppe, ihre Haut hatte begonnen leicht zu glühen, Aniko bildete das Schlusslicht der Reihe. Während die schweren Schritte der Anderen unglaublich Laut schienen in der Stille der Nacht, vernahm man von ihr gar nichts. Federleicht setzte sie einen Fuß vor den Anderen, kein Dreck haftete ihr an. Durchgehend zerbrach sie sich den Kopf über die Iwanows, damals, bevor ihre Schwester ohne ein Wort verschwunden war, hatten Malou und Ruslan so etwas wie eine Beziehung geführt. Von Anfang an kam er ihr suspekt vor, immerhin war er ein Afrit. Diese galten gemein als sehr Aufbrausend und Besitzergreifend, diese Kombination konnte kein gutes Omen gewesen sein. Alle Warnungen hatte die Kleine ignoriert, warum hätte sie auch auf ihre große Schwester hören sollen? Anscheinen steckte dieser Afrit hinter dem Verschwinden, was auch immer er gemacht hatte, freiwillig hätte sie nicht den Kontakt zu Aniko gekappt. Es musste unter Zwang passiert sein.

Plötzlich kam Miran zum stehen, er hob eine Hand, um sein Gefolge anzuhalten. Wachsam starrte sie gerade aus, in der Ferne glimmte schwaches Licht. Nun langsamer und noch vorsichtiger schlichen sie auf ein Gebäude zu, welches zwischen den Stämmen hindurch blitze. Beim näherkommen erkannte die Dschinn, dass das gesamte Grundstück von einem hohen Zaun umschlossen wurde. Dort herein zu kommen, wäre für sie alleine kein Problem, die Jungs würden es jedoch nicht so leicht haben.

Rasch überholte sie Hunter und Callan um zu Miran aufzuschließen. Vor Allem war der Zaun mit Magie belegt, die nur von einem Dschinn, beziehungsweise Afriten stammen konnte.

„Lass mich rein gehen, ich werde euch das Tor aufmachen,“ wisperte sie.

Zweifelnd blickte der große Mann auf sie hinab, sie ahnte, dass er sie nicht ganz ernst nahm. Die Wenigsten nahmen Dschinn ernst.

„Wir finden einen anderen Weg. Zum Beispiel mit meinem Schwert.“

Sachte schüttelte sie den Kopf:„Ich spüre Dschinn-Magie. Du löst mit deinem Schwert nur einen Alarm aus. Mein Vorschlag ist der schnellste und sicherste Weg.“

Mürrisch stimmte er zu, es blieb ihm keine andere Wahl. Grinsend drehte sie sich zu dem Dämon um, warf ihm einen Luftkuss zu und rauschte davon. Sie umschauend näherte sie sich dem Zaun, es war sehr dunkel und still auf dem Gründstück, was sie stutzen ließ. Wenn das ein Sklavenlager war, sollte es da nicht mehr Sicherheitsvorkehrungen geben? Mistrauisch trat sie zum Zaun, schaute hoch.

Mut entflammte in ihrem inneren, fest packte sie die Maschen aus Draht und begann das Geflecht zu erklimmen. Es war nicht schwer, nur eine Minute später schwebte sie zu Boden. Geduckt huschte sie zu dem Tor, eine schwere Eisenkette mit Schloss hinderte sie daran, das Tor zu öffnen.

Spontan begab sie sich in Richtung des Gebäudes, wenn sie den Schlüssel fand, würden sie unbemerkt in die Festung kommen. Doch sie kam nicht weit, die Türen zu dem Lager wurden aufgestoßen.

Sie stand in einer Flut von Licht.

 

Ehrlich gesagt ging es mir langsam extrem gegen den Strich, dass jeder meinte, mich schlafen zu schicken. Zum gefühlten hundersten Mal, erwachte ich aus der erzwungenen Bewustlosigkeit. Kopfschmerzen, verschwommene Erinnerungen und steife Glieder, all inclusive! So konnte es nicht weiter gehen, ich sollte drastisch mein Leben ändern, vor allem die Leuten, mit denen ich mich in der letzten Zeit umgab.

Gepeinigt öffnete ich meine Augen, zu meiner Überraschung taten mir die Beine nicht mehr weh. Verwirrt stemmte ich meine Ellenbogen gegen die Unterlage und drückte mich hoch. Der Blick an mir herab ließ mich stutzen, keine offenen Wunden, keine Verbände. Na ja, meine Unterschenkel waren jetzt von ledriger Haut überzogen, die eindeutig das Opfer von Feuer gewesen sein musste. Nach wie vor zierten meine Oberschenkel und die Arme Narben von Schnitten und Ähnlichem, zudem trug ich ein Kleid. Ein weißes trägerloses Sommerkleid, ab der Tallie fiel ein leichter Rock hinab, oben bestand es nur aus Spitze. Diese Aufmachung veranlasste mich, meinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Keine Fenster, kahle Wände. Der Boden war gefließt und ich lag auf einer Pritsche, neben mir ein Brief. Gegenüber meines Schlafplatzes befand sich ein Spiegel. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach dem Brief aus, als wäre er eine giftige Schlange. Das Papier fühlte sich schwer und dick an, wahrscheinlich nicht gerade günstig.

Letztlich hielt ich die Nachricht in der Hand. Es war eindeutig Ruslan's Handschrift.

 

Liebes Blaubeerchen.

Wie schön es doch ist, dich wieder bei mir zu haben. Alles an dir habe ich vermisst: Deine Schreie, dein Leid, deine Hoffnung, deinen Hass. Nun sprühst du vor Lebenswille. Es hat mich positiv Überrascht, dass festzustellen. Darum habe ich beschlossen, bevor ich weiter mache, werden wir zusammen über unsere Zukunft reden. Wer weiß, wie viel Freude ich noch an deiner Qual haben werde.

Alles weiter klären wir heute bei einem Abendessen.

 

R.I

 

Ganz zuordnen konnte ich meine Gefühle nicht, nachdem ich den Brief durchgelesen hatte, eine Träne viel hinab und wurde vom Papier aufgesogen. Angst, Gewissheit, Freude über den Aufschub und Resignation. Was würde er mir noch antun? Würde ich in Gefangenschaft sterben? So durfte und konnte es nicht enden! Es wäre zu ungerecht...aber wann war das Leben schon gerecht? Man bekam nichts geschenkt, Freiheit war ein Witz und Liebe eine Illusion. Seufzend schob ich mich von der Pritsche, auf wackeligen Beinen stackste ich zu dem Spiegel. Wollen wir mal sein Werk betrachten.

Schockiert wurde mir das Ausmaß seiner Grausamkeit bewusst, wie ein schwall eisigen Wassers brach es über mir herein. Die Beine besaßen so gut wie keine gesunde Haut mehr, solch eine Kombination von Narben aus Verbrennungen und Schitten wirkte absurd. Um meine Oberschenkel betrachten zu können zog ich den Rock etwas hoch. Seltsamer Weise waren meine Arme noch relativ unversehrt. Das Haar viel mir in wilden Locken über die Schultern, schon immer hatte ich die Farben geliebt, das intensive Blau, durchzogen von violetten und silbrigen Strähnen. Nur bei näherer Betrachtung konnte man es sehen, selbst ein paar pinke Härchen mischten sich unter. Tränem flossen heiß aus meinen Augen, einst war ich wirklich eine stolze Frau gewesen, nichts hatte mich runter kriegen können. Jetzt sah es anders aus, ich sah anders aus. Selbst wenn ich hier lebend heraus kommen sollte, würden mich die Erinnerungen verfolgen.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet, im Spiegel sah ich, wer den Raum betrat. Ruslan. Der dunkle Afrit trug ein weißes Hemd und eine schwarze Jeans, dass Haar nach hinten gegeelt, somit kamen seine scharfen Gesichtszüge noch stärker zur geltung. Augenblicklich versteifte ich mich, meine Augen ließen ihn keine Sekunde los. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich, wie er sachte die Tür schloss, um dann gleich einem Tiger an mich heran zu schleichen. Direkt hinter mir blieb er stehen, unsere Augen trafen sich im Spiegel, ein eisiger Schauer durchlief mich. Seine Hand schob sich unter meine Mähne und hob eine Strähne zu seiner Nase, ich hörte, wie er die Luft einsog. Unsere Augen trennten sich nicht.

„Wunderschön.“

Gehauchte Worte, grausame Worte.

Er meinte meine Narben, meine Verweiflung und meine Tränen.

Sanft legte er einen Arm um meine Mitte, dann zog er mich mit sich aus dem Raum raus, wir gelangten auf einen schmalen Flur. Alles war so kahl. Nur wenige Schritte weiter dirigierte er mich in einen großen Raum. Die Wände waren Blutrot, der Boden mit dunklen Holzdielen ausgelegt. In der Mitte stand ein Tisch aus selbigem Holz mit passenden Stühlen, eine Kerze brannte und zwei Teller warteten darauf, benutz zu werden. In Trance führte er mich zu dem Tisch und rückte mir einen Stuhl ab. Sein gesamtes Verhalten war eine Farce. Nachdem ich mich gesetzt hatte, nahm er mir gegenüber Platzt.

So ruhig ich konnte richtete ich mich auf und legte meine Hände auf den Tisch.

„Was möchtest du von mir?“

Lässig lehnte er sich auf dem Stuhl zurück, seine Arme verschränkte er vor der Brust. Ein grausames Lächeln umspielte seine Mundwinkel, für diesen Bastard war alles ein Spiel.

„Ich weiß es nicht. All die Jahre habe ich mir ausgemalt, wie ich dich fürimmer in mein Gefäß sperre oder einfach zu Tode quälen...aber jetzt, wo du hier bist, bin ich mir unsicher. Weißt du, ich habe dich geliebt, zu Anfang, dann hast du mich ver...“

„Verraten?! Oh bitte...,“ fuhr ich energisch dazwischen.

Er hatte sich echt angestellt. Etwas in mir wollte wispern, dass er unaussprechliches getan hatte, ich brachte es zum schweigen. Seine Laune konnte ich nicht trüben.

„Bissig. Du hast dich verändert, mir scheint, dass du dich zu sehr erholt hast. Schreist du gar nicht mehr im Schlaf?“

Nun verließ mich mein Mut, er hatte diesen lauernden Unterton bekommen. In mir stiegen Bilder auf, von vergangenen Situation, damals, in seinem Gefäß. Nein...

„Weißt du, ich kann alles mit dir machen, noch einmal entkommst du mir nicht, dieses Mal werde ich mir noch mehr Macht von dir nehmen.“

Er beugte sich vor, verlagerte sein Gewicht auf die Ellenbogen, die er auf den Tisch gestütz hatte.

„Ich glaube, ein Kind von uns beiden würde ganz entzückend aussehen. Ein Erbe.“

Schockiert blinzelte ich ihn an. Was hatte er da gerade gesagt? Ein Kind?! Das konnte er nicht ernst meinen. Es wäre für mich die Hölle, sein Kind im Leib zu tragen, ohne Hoffnung auf Freiheit.

Auf einmal klopfte es laut an der Tür, ich fuhr zusammen und Ruslan fuhr wütend zu der Tür rum.

„Was?!“

Die Tür wurde aufgedrückt, ein junger Dschinn mit Mintgrünen Haaren betrat den Raum, hinter sich her zerrte er eine Frau.

Die Luft blieb mir weg, als ich erkannte, wer die Frau war, sofort sprang ich von meinen Stuhl hoch, der kreischend über den Boden rutsche.

Meine Schwester hörte auf sich zu wehren und fuhr hoch. Unsere Blicke verschmolzen miteinander, das Herz schlug mir bis zum Hals.

„Herr, wir werden von...drei Männern angegriffen.“

Ruslan erhob sich ebenfalls, angespannt schritt er auf Ani zu, packte sie am Kinn und zwang ihren Blick nach oben.

Nennt mich dumm, aber wenn es um meine Schwester ging, brannte bei mir eine Sicherung durch. Zornig ergriff ich eine Gabel, damit bewaffnet rannte ich auf diesen Bastard zu. Alles tat ich so schnell, dass der grünhaarige Dschinn keine Möglichkeit sah, seinen Herren zu beschützen.

Die Gabel rammte ich mit ganzer Kraft in seinen Rücken. Mit einem Schmerzschrei ging er in die Knie, dem anderen Dschinn rammte ich mein Knie zwischen die Beine. Ja, auch männliche Dschinn haben da ihre empfindlichen Kronjuwelen.

Ohne Worte packte ich meine verdatterte Schwester am Arm und zog sie auf den Gang hinaus. Weg, wir mussten weg.

„Ani, das war dumm. Du hättest nicht herkommen dürfen,“ sagte ich.

Schwer atmend blieben wir stehen und ich drehte mich zu ihr, um sie anklagend an zu schauen. Sie Lächelte nur.

„Keine Sorge, Kleine, dein Magier ist hier.“

Bei ihren Worten machte mein Herz einen Aussetzer.

Spin Off

 Bescherung

 

„Was soll ich damit?“

Seine blauen Augen warfen mir fast soetwas wie einen Hundeblick zu.

„Na ja, es ist ein wunderschönes Kleid...“

Das sah ich, aber es beantwortete nicht meine Frage.

„Das kann man nicht essen.“

Jetzt wirkte er verärgert, das Kleid landete in meinem Gesicht, kichernd fing ich das Teil auf. Den ganzen Abend freute ich mich darauf, ihm mein Geschenk zu geben. Mr. Magic würde große Augen machen.

„Mach das auf,“ befahl ich ihm mit gebieterischer Stimme.

Er verdrehte ernsthaft seine Augen, um mir dann das Päckchen aus der Hand zu reißen. Zu meiner eigenen Sicherheit entfernte ich mich einige Schritte von ihm. Langsam zog er das Papier ab, ich hätte das Ganze filmen sollen. Die Augen drohten ihm aus dem Kopf zu fallen, herrlich.

„Malou!!!,“ setzte er an.

Mit einem Ruck zog er die aufblasbare Sexpuppe aus der Packung.

„Das ist praktischer, als ein Kleid,“ verteidigte ich mich.

Drohend kam er auf mich zu, mit dem Ding in der Hand fuchtelte er wild rum. Flink rannte ich vor ihm davon, so begann eine wilde Hetzjagd quer durch das Wohnzimmer. Er bekam mich nur, weil ich es so wollte.

Lachend strampelte ich in seinem Griff, sogleich warf er mich über seine Schulter.

„Och komm. Irgendwann bin ich auch nicht mehr da, Juli hast du gänzlich vergrault, dann bleibt dir wenigstens Kunigunde, so heißt sie übrigens.“

Mit meinen Fäusten trommelte ich auf seinen Rücken rum, während er mich die Treppe hochtrug. Was hatte er bitte vor?

„Weißt du, Babe, nichts gegen die Kunigunde, aber du bist mir tausend Mal lieber.“

Im nächsten Moment landete ich mit einem dumpfen Laut auf unserem gemeinsamen Bett, mir drehte sich der Kopf. Zittrig drückte ich mich Hoch, über mir ragte eine belustigter Miran auf, auch wenn in dieser Stimmung gar nicht mit ihm zu Spaßen war.

„Ach komm, Schmusebärchen,“ bei dem Spitznamen, den ich ihm gab, musste ich mich fast selbst übergeben.

Eine seiner Brauen hob sich:„Wie hast du mich gerade genannt? Ich bin ein mächtiger gefährlich Magier!“

Mit einem Satz sprang er auf mich zu, quietschen wollte ich mich weg rollen, doch er bekam mich zu fassen. Nach einigem gerangel, bei dem er die Oberhand behielt, hing ich murrend über seine Knie. Probehalber versuchte ich mich zu befreien, da bewegte sich nichts, Mr.Magic's Stahlfesseln, diese waren nur mir vorbehalten.

„Aus! Pfui ist das!,“ diktierte ich ihm.

Gemächlich brummte er unter mir, seine Erektion presste sich spürbar gegen meinen Bauch.

„Wie wäre es, wenn ich dir deinen hübschen Hintern versohle, damit du nicht noch mal solch eine Fehlinvestition hier anschleppst?“

Nun deutlich entschlossener wollte ich mich aus seinen Händen winden. Das konnte doch nicht sein ernst!

„Untersteh dich! Sonst wirst du spüren, was es heißt, mit einer Dschinn zusammen zu sein!“

Klatsch! Seine Hand traf meine rechte Pobacke, durch den dünnen Stoff der Haremshose spürte ich den ziehenden Schmerz, der von der Stelle ausging.

„Au! Du Bastard!“

Klatsch! Nun war es meine Linke.

Knurrend griff ich unter seine Kniekehlen, dann kniff ich zu. Jaulend gab er mich frei, sofort fiel ich auf den Boden. Hastig sprang ich auf und wirbelte zu Miran herum, der mürrisch sein Knie hielt.

„Das, mein Lieber,“ ich stieß ihn auf das Bett,„ war maximal Ungünstig!“

Nach diesen Worten warf ich mich auf ihn und begann ihn wild zu küssen, auch wenn er es eigentlich nicht verdient hatte. Hart drang ich in seinen Mund, jedoch übernahm er schnell die Führung. Unsere Zungen wanden sich in einem heißen Tanz, während unsere Unterleiber diesem Rhythmus folgten. Meine pochende heiße Mitte rieb ich an der harten Ausbeulung seiner Hose, lustvoll seufzte ich in seinen Mund. Der Magier lächelte, große Hände fuhren meinen Oberschenkel hoch und unter meinen Po, ruckartig schwang er uns hoch. Spielend leicht schaffte er es, mit mir auf den Armen aufzustehen, ohne den heißen Kuss zu unterbrechen, instinktiv schlang ich meine Beine um seine Hüften. Ehe ich mich versah, drückte er mich gegen eine Wand. Das war mir egal, ich blendete alles aus. In mir zog sich die Scheidenmuskulatur vor erregung zusammen, es war so leer...ich wollte, dass er mich ausfüllte. Sofort.

„Miran,“ murmelte ich.

Ohne mich zu beachten küsste er sich einen Weg zu meinen Hals hinab, parallel dazu knetete er meinen Po und schob mich weiter hoch. Geschickt zog er einen Arm unter mir hervor, so saß ich nur noch auf dem Rechten. Seine riesige Hand schob sich unter das Oberteil und den BH, grob packte er meine Brust um sie zu massieren. Gequält stöhnte ich auf.

Als er dann noch zusätzlich an der Spitze saugte, warf ich meinen Kopf in den Nacken.

„Miran!“

Augenblicklich ließ er von mir ab, schelmisch grinste er zu mir hoch, das Blau seiner Augen verschlug mir den Atem. Wild eroberte er meinen Mund in einem erneuten Kuss. Schon lag ich auf dem Bett, die Laken unter mir fühlten sich weich und kühl an. Er zerrte mir die Hose mitsamt String runter, darauf streifte ich mein Oberteil wie auch den BH ab. Ihm helfen würde ich nicht, er war erwachsen.

Nachdem wir uns beide der lästigen Kleidung entledigt hatten, positionierte er sich über mir. Die Spitze seines Gliedes klopfte gegen meine Pforte, abwartend spreizte ich meine Beine noch weiter. Kurz blickte ich zu den Narben, ein Stich der Scham durchfuhr mich, er bekam es mit und zog meinen Kopf wieder hoch.

„Du bist die schönste Frau für mich. Frohe Weihnachte, kleiner Flaschengeist.“

Er drang sanft in mich ein und küsste mich, gleichzeitig.

Schnell waren die Narben vergessen, dann gab es nur noch die Verschmelzung unserer Körper.

 

Müde rollte ich mich zu der Bettkante, es war mitten in der Nacht, erst vor zwei Stunden hatten wir aufgehört uns zu lieben. Langsam schob ich meine Beine über die Kante, wackelig kam ich auf meine Beine. Ich beugte mich noch einmal zu meinem schlafenden Freund um ihm sanft einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Ein glückliches Lächeln zierte meine Lippen, als ich sah, wie süß er beim schlafen aussah.

Nackt schlenderte ich zu unserer Zimmertür, trat auf den Flur und begab mich nach unten.

Mein Herz hämmerte laut gegen meine Brust, die Erinnerung an den letzten Abend beschleunigte es. Bevor er mir das Kleid schenkte oder ich ihm Kunigunde, da hatte er mir ein Geschenk der besonderen Art gemacht.

Ein neues Gefäß.

Es war ein kleines Feuerzeug mit einer Fee darauf, diese Fee hatte blaue Haare. Das Geschenk war perfekt. Seit langem wünschte ich mir ein zweites Gefäß, die Sauerstoffflasche war zwar toll, aber Notausgänge sollte es trotzdem geben. Zudem hatte er mir zugesagt, mein Heim vor äußeren Einflüssen zu schützen, es hatte seine Vorteile, den ersten Magier von Europa zum Freund zu haben.

Unten schnappte ich mir eine Decke, schlang sie um meinen Körper. Anschließend ging ich aus der Wohnung zwei Stockwerke in dem Haus runter, wo meine Schwester lebte.

Ich wusste, dass sie noch wach war, es war ein Gefühl tief in mir.

Leise klopfte ich an die Tür, halb nackt öffnete mir ein verschlafener Hunter, der sofort Haltung annahm, wie er mich sah.

„Aloah, Hunti.“

Frech schob ich mich an ihm vorbei, mein Weg führte zu dem Wohnzimmer, das voll beleuchtet war. Aniko saß nur mit einem Shirt über Papieren, wie gewohnt das Arbeitstier.

„Der arme Hunter muss also alleine schlafen?“

Verwirrt blinzelte sie zu mir hoch, dann breitete sich ein diabolisches Grinsen auf ihren Lippen aus.

„Nö, er hält sich ja krampfhaft wach.“

Ungalant plumpste ich neben ihr auf das Sofa.

„Na dann, hattet ihr ein besinnlichen Weihnachtsabend?“

So unterhielten wir uns lange über dies und jenes, auch Erinnerungen an vergangenes, an unsere Mutter, die am nächsten Tag aufschlagen würde. Irgendwann schlief Hunter ein, den Kopf auf den Schoß meiner Schwester gebettet. Als der Himmel sich draußen immer Heller färbte, verabschiedete ich mich. In der Wohnung von Miran und mir zog ich mir ein T-shirt des Magiers an, dazu einen String. Ich wollte zu ihm ins Bett krabbeln, musste aber Feststellen, dass er nicht da war.

Entnervt trat ich den Weg auf das Dach an, hier hielt er sich oft auf.

Am Horizont leuchteten die Wolken in orange und rosa Tönen, davor stand still mein Magier.

Fröstelnd tapste ich zu ihm, es waren minus Grade, nicht das beste Wetter für leichte Bekleidung. Im Gegensatz zu mir trug er Hausschuhe, Jogginghose und shirt.

Wer jetzt denkt, jener Augenblick wäre perfekt für romantische Dinge gewesen, den muss ich enttäuschen. Kurzerhand packte ich seinen Arm und schleifte einen überraschten Magier gen Eingang.

„Ich glaubs nicht. Du kommst wieder mit ins Bett, Dummkopf.“

 

Nachwort

 

Nehmt die Geschichte nicht ernst, das ganze entsteht ''Just-for-Fun''. Keine Großartige Charakterentwicklung, keine ausgearbeitete Story und so. Szene reiht sich an Szene und deshalb macht es auch spaß, sie nebenher zu schreiben. Abreaktion und so, wenn ihr versteht.

Na ja, nicht desto Trotz hoffe ich, das sie gefällt.

Liebe Grüße.

 

Ps: das cover ist von mir gezeichnet, also nicht wundern. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.09.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Leser

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