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Kapitel 1

Erster Schultag nach den Ferien. Für mich immer der schlimmste Tag im ganzen Jahr, all die alten Klassenkameraden und Lehrer wiedersehen, die man in den Ferien ausgeblendet hat. Ich mochte sie nicht, weshalb ich ihnen aus dem Weg ging. Ich kann mir schon vorstellen, wie dieser Tag wie jeder andere, jedes Jahr erneut wird. Den Bus mit meinem altbekannten Busfahrer nehmen, mit dem ich mich während der Fahrt als einziges unterhalte, dann an der Schule aussteige und mich mit den altbekannten Gesichtern herumschlagen muss. Ich hasse wie ich von ihren Blicken aufgesogen werde als wäre ich irgendein neues Kleidungsstück, dass gerade auf den Markt gekommen ist, aber mit Mode kenn ich mich wirklich nicht aus. Meine Lieblingsklamotten sind weite Hosen und große Hemden und meine alten Doc Martens, Mädchen aus meiner Klasse bezeichnen es als Boyfriendstyle oder wie auch immer. Eigentlich gehöre ich zu den beliebten Leuten in meiner Schule, obwohl ich dort keine Freunde habe und ich mir auch nicht die Mühe dazu gebe welche zu finden. Ich weiß auch nicht wieso man mich mögen sollte, so ignorant ich immer bin.

„Bist du fertig Alaska!“ sagte meine Mutter. Ja! Alaska, so heiße ich. Ich kenne außer mir keinen der auch so heißt und bin wirklich stolz auf meinen Namen. Alaska, das ist ein Aleut Wort, Alyeska. Es bedeutet ´das Objekt, auf das die Wirkung des Meeres gerichtet ist` und ich liebe es. Aber nebenan sehe ich Alaska dort oben auf dem Globus. Und es ist groß,es hat Macht einfach wie ich sein sollte!

Ein letzter Check im Spiegel und ich war fertig. Ich hatte wie immer meine alte, viel zu große Hose mit einem Top und einem weitem Holzfäller Hemd an, dazu meine Doc Martens. Meine, von der Sonne gebleichten Haare waren lang, viel zu voluminös und ich trug sie einfach zu einem banalen Seitenscheitel. Ich brauchte nie viel Make-up und so trug ich wie jeden Tag einen Kajal am Lidstrich mit ein wenig Wimperntusche auf meine blauen Augen. An meinen Armgelenken hingen hunderte von Armbändern, die sich dort so angesammelt hatten und ich trug wie eh und je meine Goldhalskette mit dem kleinen Surfbrett als Anhänger, die mir mein Vater als kleines Kind geschenkt hatte.

Denn surfen war mein Ding. Seit ich denken kann stehe ich schon auf dem Brett, mein Vater war einer der besten Surfer ganz Australiens, doch nachdem er von einem Surfausflug spurlos verschwunden war, redete niemand mehr von ihm. Er wollte aus mir eine Profisurferin machen, doch dann hat sich alles geändert. Wir sind nach Amerika gezogen und haben uns ein neues Leben aufgebaut.

Und so bin ich mit 7 Jahren einmal um die halbe Welt nach Florida gezogen. Florida ist bekannt wegen seiner langen Sandstrände und hat jährlich riesige Zahlen von Touristen. Meistens halten die sich aber nur in Disney World oder an Stränden wie dem Miami Beach auf.

 

Kapitel 2

Nachdem ich mir mein Pausenbrot geholt hatte und mich von meiner Mutter verabschiedet hatte, machte ich mich auf dem Weg zur Bushaltestelle. Leider lag sie mehrere Kilometer weg, weil keine Busse direkt am Strand hielten, wo wir wohnten. Zum Glück hatte ich mir vor ein paar Jahren ein Longboard gekauft, was neben Surfen mein großes Hobby ist. Wenn ich mal Abstand von meiner Mutter und meinen 2 kleinen nervigen Geschwister brauchte, dann schnappe ich mir mein Longboard und was zum Essen und fahre die kilometerlange Highroad am Strand entlang, bis ich zu meinem Platz komme. Versteckt zwischen den Dünen gibt es eine kleine Bucht, in der ich mir letzten Sommer ein Häuschen gebaut hatte, naja wenn man das als Häuschen bezeichnen kann. Es besteht aus Stöcken, die ich senkrecht in den Boden gesteckt habe und Palmenblätter als Dach. Zur Sicherheit, dass niemand hineingelangen konnte, habe ich eine Art Tür mit Schloss gebaut, aber es war eher unwahrscheinlich, dass sich irgendwer dorthin verirren würde. Innendrin befanden sich all meine wichtigsten Sachen. Allen voran meine 2 Surfbretter, die ich nur mit großer Überredungskraft mit nach Florida nehmen durfte und mein neues auf das ich ein ganzes Jahr lang hin gespart hatte. Dazu waren hier noch so Sachen wie alte Comichefte, Tagebücher und meine Muschelsammlung.

Als der Bus kam, setzte ich mich an meinen angestammten Platz neben den Busfahrer, denn der Bus war noch so gut wie leer. Wir wohnten ziemlich abgeschieden von der Welt und waren somit eine der ersten Haltestellen an die der Bus kam. Über die Fahrt erzählte ich dem Fahrer, was in den Ferien alles passiert war und er berichtete über die neusten Geschehnisse. Er meinte, dass viele Leute zu uns in die Stadt gekommen seien. Es wurden nämlich viele neue Häuser gebaut, die hauptsächlich für Familien sind, also sollte ich mich schon mal darauf gefasst machen, einige neue Mitschüler zu bekommen. Na toll!

Als ich aus dem Bus ausstieg wurde ich schon von tausend Schüler umringt, die auf mich einredeten, nur um sich bei mir ein zu schleimen. Ich antwortete ein wenigen wie meine Ferien denn waren und was ich so gemacht hatte, war aber nicht bei der Sache, sondern wollte schnell möglichst zu meinem Spind und meinen neuen Stundenplan durchgehen. Erste Stunde hatte ich Englisch, wo wir über Literatur und bekannte Schriftsteller sprachen. Ich interessierte mich zwar für Bücher aber nicht für Autoren wie Shakespeare oder Hermann Hesse, weshalb ich mich nicht weiter beteiligte. Wieso sollte ich irgendwelche Geschichten aus der Vergangenheit lesen über Autoren die schon längst tot waren? Da lese ich doch lieber in meinen Surfermagazinen! Die Unterrichtsstunden zogen sich dahin und ich war froh als der Gong zur Mittagspause ertönte. In der Cafeteria saß ich früher immer mit den Beliebten der Schule aber als ich älter wurde merkte ich, dass die nicht so waren wie ich. Ich interessierte mich nun mal lieber für die Natur oder Bücher und nicht für Mode, Make-up oder Stars. Doch, für Stars interessiere ich mich schon, aber nur wenn es ums Surfen geht.

Ich holte mir das Essen, welches mir meine Mutter gemacht hatte und kaufte mir ein großes Sandwich, weil ich gerade einfach einen riesigen Hunger hatte. Auf dem Schulgelände setzte ich mich allein an den hintersten Tisch, wo ich sonst auch immer saß und fing an zu Essen. Plötzlich setzte sich ein Junge mir gegenüber, den ich noch nie an der Schule gesehen hatte. „Du isst echt viel für ein Mädchen“, sagte er, doch ich beachtete ihn nicht weiter sondern aß mein Sandwich weiter. Auch er holte sich sein Essen aus der Tasche und fing an zu essen. Als ich fertig war machte ich mich auf zu gehen, aber der Junge hielt mich davon ab: „Hei ich bin Luke und du?“ „Ich nicht!“ Für mich war damit das Gespräch  beendet aber anscheinend nicht für Luke. „Was ist denn so schlimm mir deinen Namen zu sagen?“fragte er grinsend.“Ich heiße Alaska, wie der Kontinent, bin 16 und mein größtes Hobby ist Surfen! Sonst noch Fragen?“ und damit ließ ich ihn stehen und bereitete mich auch die nächsten Stunden vor. Als die vorletzte Stunde vorüber war, war ich schon völlig fertig. Jetzt nur noch Mathe und dann konnte ich weg von diesen Ort. Wenn das jetzt das ganze Schuljahr so weiter gehen sollte, dann würde ich ja noch kollabieren! Und dann kam er ins Klassenzimmer, Luke, mein Sitzpartner in der Mittagspause. Er setzte sich auf die andere Seite sodass ich ihn mir mal genauer anschauen konnte. Groß und schlank, aber nicht zu dünn und man konnte deutlich die Brustmuskeln durch sein T-Shirt sehen. Luke hat wirklich die schwärzesten Haare, die ich je gesehen habe, was mir noch gar nicht aufgefallen ist. Sein Körper ist braun gebrannt, so als wäre er den ganzen Sommer am Strand gelegen. So wie er aussah, hätte er glatt für einen Surfkatalog modeln können, aber das Aussehen beurteilt nicht den Charakter! Das sahen meine Mitschülerinnen aber anders, denn um Luke war Eine Traube von Schülern die vor sich hin kicherten und sich versuchten bei ihm ein zu schleimen. Allen voran meine altbekannte, Lieblingsfreundin Zoey. Was für eine Schlampe, wie sie ihre blondierten Haare zurückwirft und sich so vorbeugt, dass man trotz ihrem schon viel zu knappen Oberteil noch mehr in ihren Ausschnitt schauen konnte. Wie kann man so billig sein? Luke ließ sich davon jedenfalls nicht beeindrucken und als ich plötzlich meinen Namen hörte „Miss Alaska McVeach, könnten Sie bitte nicht vor sich hin träumen, sondern ihre Mathesachen herrichten!“, drehte Luke sich zu mir um und lächelte mich an. Wieso tut er das? Er kennt mich doch gar nicht. Habe ihm nicht gut genug zu verstehen gegeben, dass er mich in Ruhe lassen soll? Ich wand mich wieder Mr. Porter, meinem Mathelehrer zu, den ich gerade erschießen könnte. Schon seit ich ihn das erste Mal hatte, scheint mir, dass ich die Schülerin bin, die er am wenigsten mag. Okay, vielleicht liegt das auch daran, das ich in Mathe nicht so eine Einserschülerin bin wie Zoey, aber dass man deswegen so gemein sein muss. Mr. Porter erzählte, was wir dieses Jahr durchnehmen würden und ich nahm mir vor nicht alles negativ in Mathe zu sehen, was mir wirklich schwer viel weil Mathe nun mal der größte Mist war, sondern mehr zu arbeiten. Als die Stunde vorbei war wollte ich schon gehen, aber Mr. Porter hielt mich zurück. „Miss McVeach, ich hätte da eine Bitte an Sie. Könnten Sie sich bitte um Ihren neuen Mitschüler Mr. Luke West ein wenig kümmern! Ihnen einen schönen Tag noch.“ Und damit ließ er mich stehen und verließ das Klassenzimmer. Was für ein Arsch, das hatte mir jetzt gerade noch gefehlt. Ich ging schließlich auch und Luke kam an meine Seite. „Also was soll ich jetzt mit dir machen?“ fragte ich genervt. „Ich weiß, dass du mich nicht ausstehen kannst aber kannst du mir vielleicht sagen wo hier die besten Plätze zum Surfen sind?“, antwortete er. „Ach du kannst surfen?“ „Aber klar! Ich surfe schon seit ich denken kann.“ Jetzt horchte ich auf. Hier an der Schule haben schon die Meisten Surfkurse gemacht, aber richtig gute Surfer gab es hier nicht viele. „Ich kenne da so einen Platz, wo es die besten Wellen vom ganzen Strand gibt.“

 

Kapitel 3

 Und somit hatte ich eine Verabredung für den Nachmittag. Das erste Mal seit Jahren, dass ich mich mit jemandem aus der Schule treffe. Ich war nicht verrückt danach, mich mit Luke zu treffen, aber ich bin schon so lange nicht mehr mit jemandem gesurft, dass es sicher eine gute Abwechslung sein wird. Außerdem interessierte es mich wirklich, ob Luke so gut ist, wie er gemeint hat.

Zuhause packte ich meine Sachen. Neoprenanzug, Sonnencreme, was zum Essen und Trinken und noch andere Sachen. Den Bikini hatte ich mir schon unter meine Pants und mein Shirt gezogen und jetzt war es höchste Zeit zur Bushaltstelle zu fahren. Luke wartete schon mit einer Tasche und seinem Surfbrett unterm Arm. Sah ganz danach aus, als wäre das Board oft benutzt worden. Wir machten uns auf den Weg aber das konnte lang dauern, weil Luke zu Fuß da war. So gingen wir eine Weile als Luke schließlich anfing zu reden. „Wieso heißt du Alaska, wenn du hier in dem warmen Florida wohnst?“, fragte er. „Wieso heißt du Luke West, obwohl du im Osten wohnst?“ „Nachnamen kann man sich nicht aussuchen, sag schon!“ „Okay, Alaska bedeutet so viel wie das Objekt, das die Richtung des Meeres bestimmt. Mein Vater war ein sehr guter Surfer und der Name hat einfach gepasst. Außerdem ist Alaska ein großes Land und meine Eltern wollten, dass aus mir etwas Großes wird“, sagte ich. Ich weiß nicht wieso ich Luke von meinem Vater erzählt habe, denn ich spreche nie über diese Sache. Gleich darauf fragt er mich dann natürlich auch: „Wo ist dein Vater?“ „Ich weiß es nicht, niemand weiß es. Vielleicht irgendwo untergetaucht und surft gerade eine Monsterwelle, oder er ist im Himmel und beobachtet uns gerade. Als ich 7 war fuhr er auf einen Surfausflug und kam nie wieder zurück. Wir sind dann hier her gezogen, weit weg von Alldem und haben uns ein neues Leben aufgebaut. Normalerweise spreche ich nicht über die Sachen, die damals passiert sind.“ Luke schaute mich an und sagte eine Weile nichts mehr. Wir waren beide in unseren Gedanken versunkten und wir gingen weiter die Straße entlang. Nach einiger Zeit fing er dann wieder an „Woher kommst du Alaska McVeach?“ „Australien, Gold Coast. Wir hatten ein wunderschönes Haus dort, direkt am Strand und ich bin jeden Morgen mit meinem Vater raus aufs Meer geschwommen und er hat mir seine neusten Tricks gezeigt. Er wollte aus mir eine Profisurferin machen.“ Ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen und versuchte sie zu unterdrücken. Was bin ich nur für ein Feigling! Ich hab doch alles hinter mir gelassen! Luke bemerkte zum Glück nichts.

Kapitel 4

 Ich hätte beinahe den schmalen, von Gebüsch bewachsenen Weg zum Strand verpasst, aber ihn dann zum Glück noch rechtzeitig gesehen. Am Strand ging ich in mein Haus um mich fertig zu machen. Ich schaute ob Luke mir gefolgt war, konnte ihn aber nirgends sehen. Meine Güte was macht der denn immer? Da werde ich noch ganz verrückt! Als ich wieder rauskam sah ich ihn. Nur in Badehose stand er da, die Augen geschlossen, den Kopf Richtung Sonne. Er hat noch mehr Muskeln als ich gedacht habe, seine Badehose bildet einen perfekten Kontrast zur sonnengebräunten Haut und seinen schwarzen Haaren. Wie er dort mit seinem Surfbrett unterm Arm dasteht sieht er aus wie ein Model aus einem meiner Surfmagazine, einfach unglaublich.

Anscheinend hat er bemerkt, dass ich gekommen bin, denn er öffnete die Augen und blinzelte mich an: „Das ist einer der schönsten Orte an denen ich je gewesen bin und ich hab schon viel Schönes gesehen, das musst du mir glauben!“ „Ja, es ist mein Lieblingsplatz.“ Luke war die erste Person, der ich diesen Platz gezeigt hatte, ich weiß nicht wieso ich ihm all das hier aus meinem Leben zeigte. Immerhin kannte ich ihn nicht mal einen Tag lang. „Komm lass uns Surfen!“ sagte ich und rannte los. Ich war schon im Wasser als er kam, mit ein paar Zügen war er bei mir. Er hatte solche Muskeln, ich fragte mich wie alt er wohl ist. Luke sieht einfach nicht aus wie jemand, der in die 11. Klasse geht. Wenn ich ihn auf der Straße begegnet wäre, hätte ich gedacht, er hätte seinen Abschluss und würde auf irgendeiner Uni studieren.

Als ich die erste gute Welle sah drehte ich mich um und fing an zu paddeln. Wie ich dieses Gefühl liebe! Als die Welle knapp hinter mir war stand ich auf, ich hatte echt eine gute erwischt und fuhr bis zum Ende. Ich schaute mich um und sah gerade, wie Luke seine erste Welle nahm, wie geschmeidig er aufstand und sogar einen Trick machte. Er hatte recht, wenn er etwas kann, dann war das surfen!

Als wir nach Stunden erschöpft aus dem Wasser kamen, reichte mir Luke ein Handtuch und wir machten es uns vor meinem Häuschen gemütlich. Ich hatte schon wieder einen riesen Hunger, aber da war ich nicht die einzige. „Bin ich froh, dass du was zum Essen mitgebracht hast!“ sagte er mit vollem Mund. Ich konnte nicht anders und grinste ihn an. Ich weiß nicht, wie lange wir dort noch so saßen, aber als es langsam zum dämmern anfing machten wir uns schließlich auf dem Heimweg. Ich hatte mir von Anfang an einen falschen Eindruck von Luke gemacht. Er hatte tatsächlich einen tollen Charakter. Auf dem Heimweg brachte ich Luke bei, wie man Longboard fährt und er erzählte mir von sich. Ich war echt erstaunt, was ich alles von ihm erfuhr. Er ist 17 und kommt aus Kalifornien, tatsächlich die Westküste. Seine Vorfahren aber kommen aus Hawaii, wo er jeden Urlaub hinfliegt um sie zu besuchen. Deshalb auch die Erklärung, weshalb er so braun ist. Sein Vater wurde wie er in Hawaii geboren, aber seine Mutter, eine Amerikanerin hielt es dort nicht lange aus und so sind sie, als er 2 Jahre alt war nach Kalifornien gezogen. Sein Vater hatte vor Kurzem ein tolles Jobangebot hier in der Nähe bekommen und deshalb ist er mit seinen Eltern und seinem 10 Jahre altem Bruder nach Florida gezogen. Er musste die Klasse wiederholen, weil er lange nicht den Unterricht besucht hat, als sein Großvater auf Hawaii schwer krank war. Seine Familie hat sich eins der neuen Familienhäuser gekauft und wohnt hier nun schon seit 2 Wochen.

An der Bushaltestelle angekommen meinte Luke es sei der schönste Tag, seitdem er hier ist gewesen. Als ich sein Lächeln sah, konnte ich mir meins nicht verkneifen und lächelte zurück. So standen wir da und warteten, bis sein Bus kam und wir uns verabschiedeten. Als der Bus weggefahren war machte ich mich fröhlich auf den Heimweg. Ich hatte mich in Luke komplett getäuscht und hatte den unverschämten Gedanken, die Schule morgen könnte Spaß machen. Nachdem ich geduscht hatte und ich bettfertig war holte ich mein altes Fotoalbum heraus und schaute mir die Bilder an. Früher sah nur ein wenig so aus wie heute, ich hatte von der Sonne weiße Haare und meine Haut war der totale Kontrast dazu, dunkel gebräunte Haut. Wie ich dort so dastehe, neben meinem Vater der ein Surfboard in der Hand hat. ´Mein Vater-Mein Held steht` darunter. Ich vermisste meinen Vater sehr und war mir sicher, wenn er verunglückt ist, dass er jetzt im Surferhimmel ist, der einzige Platz, wo er nach dem Leben hinwollte. Ich schlief mit einem guten Gefühl ein.

Kapitel 5

 Am nächsten Morgen frühstückte ich mich meiner Mutter, da ich noch genug Zeit hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie siech wunderte wieso ich so fröhlich war, sie ließ es aber nicht anmerken. „Ich muss heute ein paar Sachen im Laden einkaufen, magst du nicht mitkommen?“, fragte sie. Heute hatte ich sowieso nichts vor, also wieso nicht? „Klar Mum ich muss jetzt los. Bis später.“ Und damit drückte ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn und lief zum Haus raus. Heute war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien am wolkenlosen Himmel und man konnte das Meer rauschen hören, das langsam von Flut zu Ebbe überging. Der Bus kam überpünktlich und ich erzählte dem Fahrer, dass ich mich das erste Mal seit Jahren auf die Schule freute. Er wünschte mir wie immer viel Spaß und den könnte ich heute sogar haben. Ich sah Luke nicht und so ging ich zu meinem Spind. Ich hatte heute Sport und obwohl ich Schulsport hasse, freute ich mich darauf. Als ich mich gerade zum Gehen umdrehte, wäre ich beinahe in ihn rein gerannt. „Huch! Was machst du denn hier?“, fragte ich erschrocken. „Also ich gehe hier seit neustem in die Schule und du?“ Ach Mist er sah heute wieder unverschämt gut aus. „Ich habe heute Sport magst du mir vielleicht zeigen, wie ich dort hinkomme?“ Ach was für ein Zufall, dass ich auch Sport hatte. „Klar ich muss in dieselbe Richtung.“ Als wir uns auf den Weg machten, merkte ich, wie die Schüler uns beide mit Blicken aufsogen. Besser gesagt Luke, denn ich wurde nur eifersüchtig angeschaut. Hinter unserem Rücken konnte ich hören, wie einige zum Nuscheln anfingen und mir wurde unwohl. „Alles okay bei dir, Alaska McVeach?“ „Klar alles bestens!“ Aber das war es ganz und gar nicht. Endlich hatten wir die Sportumkleiden erreicht und ich ging in die Mädchenkabine um mich umzuziehen. „Na Alaska, hast du auch mal einen Freund?“, fragte mich Zoey mit einem fiesen Blick. Ich beachtete sie nicht weiter sondern zog mich um. In der Sporthalle kam unsere Lehrerin und meinte wir spielen heute Basketball.“ Na toll das kann ich überhaupt nicht. Wir machten einige Übungen aber ich strengte mich nicht allzu an und nach einer Weile meinte Miss Gabriel: „Schluss jetzt mit den langweiligen Übungen, wir spielen jetzt. Die Jungs müssten gleich kommen.“ Und da waren sie schon. Allen voran der Top Basketballspieler unserer Schule, Brian Davis. Der Schwarm aller Mädchen. Er versuchte sich immer an mich ranzumachen, weiß Gott wieso. Aber bei mir wird er sowieso nie eine Chance haben!

„So zwei Teams bitte!“ Brian und ein anderer Junge wählten die Mannschaften und ich wurde natürlich in Brians Team gewählt. Er stellte mich nach außen, weil er wusste, wie ich Basketball hasste, was wirklich nett war und half mir wirklich, den Ball so wenig wie möglich zu bekommen. Dafür hätte ich ihn umarmen können, aber das hätte Brian mal wieder falsch verstanden. Ich wurde ausgewechselt und schaute mir das Spiel an. Ich war irgendwann woanders mit meinen Gedanken, als ich plötzlich einen Schrei hörte. Er war von Zoey. Ich sah, wie Luke auf dem Boden lag und sich vor Schmerzen krümmte. „Sag sowas nicht noch einmal Junge!“, schrie Brian. Lukes Nase blutete und seine Lippe war aufgeplatzt. Oh mein Gott, was denkt sich dieser Brian eigentlich. Ich ging zu Luke um zu schauen, ob alles okay ist. Als ich sein Gesicht sah, wurde mir übel. Es lag nicht daran, wie zugerichtet er worden war, sondern wie er mich anschaute. So voller Hass und ich konnte mir im besten Willen nicht vorstellen wieso. „Das war alles nur wegen dir!“, sagte er zornerfüllt, stand auf und ging. Er ging einfach und ich blieb hier stehen. Alleine, denn die Schüler sind in ihre Umkleiden geschickt worden. Was hatte das alles zu bedeuten? Was hat Luke zu Brian gesagt, dass er so ausgeflippt ist und die größte Frage ist: Was zur Hölle hat das mit mir zu tun?

Ich war noch ganz erschrocken darüber, was gerade geschehen ist, als Zoey auf mich zu kam. „Wieso ist das deine Schuld, Alaska? Was meinte Luke damit?“ Ja das frag ich mich auch. Wieso ich? „Ich hab keine Ahnung!“, antwortete ich. „Ach wer´s glaubt!“ Und damit lässt sie mich stehen. Was ist denn nur los mit den Schülern der Abbington Highschool?

In der Mittagspause versuchte ich Luke zu finden aber er war nirgends zu sehen. Ich machte mir echt Sorgen um ihn. Als ich ihn nirgends sehen konnte, holte ich mir mein Essen und setzte mich an meinen Platz. Der Tag hatte so gut angefangen, aber jetzt will ich nur noch nach Hause. Wie war ich nur so dumm zu glauben es könnte der erste Schultag sein, auf den ich mich freue? Wie um alles in der Welt hätte ich denken können, dass sich jetzt etwas ändert. Irgendwie schaffte ich schließlich noch die letzten Stunden und machte mich schleunigst auf den Heimweg.

Zu Hause setzte ich mich an meinen Laptop und schaute mir die neusten Surfvideos an. Ich hatte mich für eine Surfcompetition in 2 Wochen angemeldet und musste dafür noch so viel wie möglich üben. Ich hatte eigentlich keine Lust zu meinem Häuschen zu fahren, dass würde mich nur wieder auf falsche Gedanken bringen. Also packte ich mir meine Sachen, nahm das Surfbrett von meinem Bruder und machte mich auf den Weg zum Surfstrand, da war es zwar noch lange nicht so schön wie an meinem Strand, aber besser als nichts. 

Kapitel 6

Nachdem ich mich aufgewärmt hatte, ging ich ins Wasser. Ich war nicht die einzige die heute mit ihrem Bretter draußen waren. Überall waren andere Surfer. Das konnte mich aber nicht abhalten und so konnte ich mich einigermaßen gut konzentrieren und vergaß was heute in der Schule passiert ist. Ich war schon drauf und dran die nächste Welle zu nehmen, als ich einen Surfer übersah, der sich die Welle schon für sich beansprucht hatte. So ist das beim Surfen, wer als erstes auf der Welle ist, dem gehört sie auch. Der Surfer bemerkte mich erst im letzten Moment und schon verlor er die Kontrolle und stützte ins Wasser. Ich konnte nicht rechtzeitig seinem Brett ausweichen und so traf es mich mit voller Wucht am Schädel.

Als ich die Augen öffnete, schaute ich in die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Tiefblaue Augen, fast schon ins Schwarze übergehend und da war ein kleiner Ring, ein goldener Ring um die Pupille. Es sah unglaublich aus. Ich konnte mich einfach nicht losreiβen und da sah ich wer über mich gebeugt war. Luke, der total aufgelöst aussah und wild auf mich einredete. Ich verstand  erst nach einer Weile, was er sagte: „Es tut mir so leid! Wieso habe ich nicht besser aufgepasst? Was hab ich mir nur dabei gedacht?“ Ich rappelte mich unter großen Schmerzen in meinem Kopf auf. „Mach dir keine Sorgen mir geht es schon besser. War ja nicht deine Schuld!“ Tatsächlich aber kam mir mein Kopf gerade vor, als würde er platzen, wie ein Lufballon, der zu voll aufgeblasen wurde. Ich versuchte es mir aber nicht anmerken zu lassen. „Natürlich war das meine Schuld! Ich hätte dich früher sehen müssen! Es tut mir so leid. Du hättest sterben können!“  „So schlimm war es auch wieder nicht!“ Er nahm sein Gesicht in die Hände und setzte sich neben mich. Mir schwirrt der Kopf, nicht nur wegen dem Unfall sondern auch wegen der Sache, die heute in der Schule passiert ist und sein verhalten jetzt. Ich kam nicht mehr mit. Wieso ist er jetzt nicht mehr böse auf mich? Schließlich kam die Antwort: „Es tut mir leid, dass ich dich in der Schule heute so angemacht habe, aber ich frage mich immer noch, wie du so gemein zu mir sein konntest, gestern den ganzen Nachmittag mit mir zu verbringen, obwohl du einen Freund hast.  Das hättest  du mir doch sagen können!“ Bitte WAS? Ich soll einen Freund haben? „Und wer in aller Welt sollte dieser Freund sein??“ „Na Brian! Er hat es mir gesagt.“ Ich bekam einen Lachanfall der ins Husten überging, von dem ganzen Wasser, das ich geschluckt hatte. Ich und Brian? Niemals! NIEMALS!! „Du denkst doch nicht ernsthaft, ich bin mit Brian zusammen? Ich glaub’s nicht.“ Jetzt kriegte ich mich nichtmehr ein vor Lachen. Brian ist so ein armseeliger Vollidiot. „Wie kann das sein? Er hat es mir direkt ins Gesicht gesagt.“ „Ja, er versucht schon seit Jahren an mich ranzukommen, aber jemanden wie Brian brauche ich nicht. So was könnte nie funktionieren Luke!“ Beide waren wir für einige Zeit in unseren Gedanken versunken, als ich plötzlich jemanden Lukes Namen rufen hören. Ich drehte mich um und sah einen Jungen, etwa 10 Jahre alt. Er war das Ebenbild von Luke nur in jünger, braungebrannte Haut mit schwarzen Haaren und denselben Gesichtszügen. Der einzige Unterschied waren die Augen, er hatte Rabenschwarze Augen in derselben Farbe seiner Haare. Das konnte nur Lukes kleiner Bruder sein. „Hei Luli ist sie das Mädchen, von der du gestern ständig geredet hast? Alaska nicht wahr?“ fragte er und sah mich an. „Sie ist tatsächlich hübsch!“ Ich sah wie Luke rot anlief und konnte mir mein Lächeln nicht verbergen. Luke war das anscheinend ziemlich peinlich und packte seinen kleinen Bruder über die Schulter. „Jetzt bist du aber fällig kleiner Mann!“ Und schon rannte er mit seiner kleineren Version über der Schulter zum Wasser. Lukes Bruder wurde von ihm ein paarmal unter Wasser getaucht und so kam ich auch ins Wasser und half ihm sich von dem Griff seines großen Bruders loszumachen. Wir lachten die ganze Zeit und wenn man uns zu schauen würde, sähen wir sicher wie die größten Vollidioten aus. Nach einer Weile dann verschwand Lio, was mir Luke später erzählte. Es sei ein traditioneller Hawaiianischer Jungennamen und sein Vater bestand darauf, dass wenigstens einer seiner Söhne hawaiianisch benannt wird. Wir gingen aus dem Wasser und packten unsere Sachen. „Was hast du heute Abend noch vor, Alaska McVeach?“ Ich überlegte und da fiel es mir ein. „Oh nein ich war heute mit meiner Mutter verabredet mit zum Einkaufen zu fahren!“ Das habe ich völlig vergessen.

Kapitel 7

Nachdem ich auf schnellsten Weg nach Hause gefahren war, kam ich außer Atem an. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel von meiner Mutter: Hei Schatz ich hoffe du hattest einen Schönen Nachmittag. Anscheinend war er so schön, dass du unsere Verabredung verpasst hast. Aber bitte Alaska, mach dir deswegen keine Sorgen, lass es uns einfach ein ander Mal wiederholen! Mum

Na super, der Tag hatte sich so gut hingedreht und jetzt ist wieder alles wie heute früh in der Schule. Ich schnappte mir meine Hausaufgaben und versuchte mich auf Mathe zu konzentrieren schweifte aber mit meinen Gedanken ab. Was Luke jetzt wohl machte, ob er immer noch am Strand war oder zu Hause bei seinem Bruder. Aber wieso interessierte mich das alles? Ich war nie der Mensch gewesen, der sich um andere Leute kümmerte sondern war einzig und allein auf mich konzentriert. Meine Hausaufgaben waren  mittlerweile einigermaßen durchgearbeitet und so legte ich mich auf mein Bett und nahm mir meinen I-Pod.

Ich wachte auf, als ich einen lauten Schrei hörte. Wie lange habe ich denn geschlafen? Ich schaute auf die Uhr, fast neun Uhr. Ich hatte das Abendessen völlig verpasst. Ich ging runter, um zu sehen was los war aber glücklicher Weise waren es nur meine Geschwister, die sich mal wieder stritten. Mein Bruder Alex hat Nate sein neues Comicheft geklaut und Nate macht jetzt daraus ein großes Trara. Sie wussten echt nicht, wie sehr ich die beiden beneidete. Als ich in ihrem Alter war, hatte ich keinen Spielkameraden. Ich fühlte mich immer allein, aber vor allem dann als mein Vater verschwunden ist.

Kapitel 8

In meinem Zimmer ließ ich mich mit einem Sandwich und meinem Laptop in die Sitzecke fallen. Es ist einer meiner Lieblingsplätze, weil man abgetrennt von dem Rest der Welt sein kann, mit einer wunderschönen Sicht die Küste und ganz versunken in die Kissen. Meine Kopfhörer im Ohr schaue ich durch Musikvideos und füge Lieder zu meiner Liste dazu. Ein großes Hobby von mir ist Musik, vor allem Bands  wie ´Vance Joy` oder ´The 1975`. Nachdem ich mir die Songs herunterlade, überspiele ich sie in einem Programm, das ich mir kürzlich gekauft habe und bearbeite sie zu einem Remix. Manchmal mixe ich mir auch meine eigenen Lieder, füge meine Stimme dazu und speichere alles auf einer CD. Bisher hat noch niemand meine Playlist zu hören bekommen, denn die meisten Songs haben einen negativen Hintergrund, sei es mein Privatleben oder sonstige Katastrophen auf der Welt. Früher wollte mich meine Mutter überreden, in einer Umweltgruppe einzusteigen weil ich mich oft dazu ausgelassen habe, welche Schäden die Menschen der Natur antun. Aber ich bleibe lieber unter mir und versuche ein kleines bisschen zum Naturschutz beizutragen, indem ich ein besserer Mensch bin.  Ich lebe gerne nach dem Motto ´Take it day by day and be grateful for every breath`.

Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich mich so abschottet von meinen alten Freunden habe. Ich mag es nicht, teure Klamotten zu kaufen die von Leuten gemacht werden, die dafür so gut wie keinen Cent bekommen oder von Tieren hergestellt werden. Wenn es nach mir ginge, gäbe es keine Tierversuche, kein Ausrotten seltener Tierarten, keine Abholzungen und natürlich keinen Krieg mehr, aber es wäre schön, wenn das so einfach gehen würde.

Ich stelle mir oft vor, wie die Welt in der Zukunft aussehen würde. Vielleicht sind wir gerade auf einem Höhepunkt in der Industrie und irgendwann leben wir wieder wie früher, ohne Elektrizität und einer Gesellschaft mit entweder Reichen oder armen Menschen. Die Natur wird sich wahrscheinlich auch verändert haben, durch den Abbau von Öl im Meer wird der Schutz Amerikas nicht mehr da sein und dann werden durch die globale Erwärmung Hurrikans und Flutwellen übers Land kommen, wenn die Eisberge schmilzen.  Aber Menschen heutzutage kümmern sich nur um ihr Geld, ihr Wohlergehen und möglichst viele neue Erfindungen zu machen. Aber um das Wohlergehen aller Lebewesen und der Natur der Welt wird sich nicht gekümmert! Ich hoffe, dass das früher oder später mehr Menschen so sehen und helfen die Welt wieder aufzubauen, wie sie einmal war.

 

Kapitel 9

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.11.2014

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