Ihre desintresse lag nicht daran, das es ihr egal war – es lag daran, dass es Sie kaum interessierte.
Die Frau mit den wirren langen Haar; ließ sie perfekt und attraktiv wirken, war eher ein schwieriger Fall; was Freundschaft, Liebe und im Umgang mit andern an ging.
Interesse hatte sie an vielen Dingen, Kunst zum Beispiel, Geschichte, Mythenlegenden, Literatur bis hin zur Musik … aber nicht für das, was für andere in ihrem Alter typisch wäre.
Ihr fehlte in allem das Feingefühl. angefangen bei einer Beziehung – sie war kein besonders romantischer Typ; sie mochte zwar Blumen, doch Rosen zu erhalten fand sie kitschig. Pralienen hingegen mochte sie keineswegs. Schokolade war ihr viel zu süß! Und, aber das erhalten von Komplimenten darüber wollte sie erst gar nicht reden. Sie fand es merkwürdig schleimende Komplimente von Menschen zu bekommen, die sie gar nicht kannte. Und auch sagte sie viel selten „Danke“.
Es war einfach nicht ihre Natur, sich für irgendetwas zu bedanken – es waren nur die Meinungen der anderen, die sie entgegen nahm.
Oft sagte sie „Ok“ oder „Passt schon“ als Antwort auf so etwas.
Es war schräg. In den Augen der andern war Sie schräg. Die meisten Menschen betrachteten sie, als wäre sie nicht von dieser Welt. Wenn man bedachte das Sie überhaupt nicht von hier war und nur bei ihren Onkel wohnte und aufwuchs.
Zu sehr wollte sie vergessen was damals vor Jahren in Wickford geschah – bis Heute hatte sie brennde Alpträume davon, die nie endeten...
(…) 15:48 Uhr. Langsam schlug sie die Augen auf. Ihr Blick müde – wie sonst auch.
Ihr Körper lag auf dem Boden ihres Zimmers, das am anderen Ende des Ganges im ersten Stock lag. Monoton tickte die Uhr auf dem Nachttisch.
Wie der Rest des Zimmers, wurde die Decke hell gehalten, die stark dunklen Möbel ließen es erdrückend wirken.
Aufgerichtet, durch das wilde Haar gegangen und langsam erhob sie sich von der Erde. Tief Luft holend starrte sich die Frau im Schrankspiegel an. Den Blick abgewandt ergriff ihre Hand ein Haargummi. Das lange Haar band sie zu einen Zopf, nur einige Strähnen lösten sich aus dem Gummi und sie verließ das Zimmer. Vorerst war alles still, doch je näher sie der Treppe kam umso lauter wurde die Geräuschkulisse im unteren Bereich.
Verschiedene Stimmen die sich unterhielten – knarren der letzten Stufen. Gelächter der Kinder ihres Onkels.
Silhouetten die in der Scheibe wie Schatten wirkten bewegten sich auf die Eingangstür zu und schienen dann verschwunden zu sein.
Einen Schritt und sie betrat die Küche mit angrenzenden Esszimmer.
Kurz verstummten die Stimmen bis ihre Cousine das Wort ergriff: „Seht an, wer Uns beehrt.“, meinte die 17 – jährige gehäßig; wie ein naives Schulmädchen begann ihr Zwillingsbruder zu kichern.
Zeitungsrascheln. Strenger Blick.
„Lass sie in Ruhe, Lena.“ tadelte Cameron.
Die dunkelblonde verstummte, genau wie das kindische Lachen ihres Bruders und das nur bei den Worten ihres Vaters. Die Zwillinge tauschten untereinander diesen Blick aus; ergriffen die Glässer und verschwanden aus den Raum.
Die Haushälterin, (mexikanischer Abstammung) drehte sich zu Cameron und der Frau um. Ihre vollen Lippen leicht geöffnet – in ihrem Kopf schien sie über etwas nachzudenken.
Der angenehme Akzent, den sie besaß, „Wollen sie einen Kaffee, Miss?“, der Blick immernoch müde und sie starrte die Mexikanerin an. Schluckend. Sie stand schweigend im Rahmen der Küche.
„Nein, danke. Das ist nicht nötig.“ - die Stimme der Frau, sie kratzte ein wenig.
Die Haushälterin, sie goss Wasser in ein Glas und stellte es ihr auf dem Tisch ab, und das, obwohl sie gesagt hatte, sie brauchte nichts.
Sie wusste, das sie es nur gut meinte – noch einige Minuten stand sie im Rahmen bevor sie gegenüber ihres Onkels Platz nahm.
Stille, nur das quakern des Essens im Kochtopf. Hörbar stieß sie Luft aus. Die Zeitung zugeschlagen erhob Cameron den Blick auf seine Nichte. Das Wort ergriffen: „Nimm es Dir nicht zu Herzen was Lena sagte.“ - schüttelnd und aus dem Fenster blickend.
„Lenas Argumente sind mir völlig egal.“
Ihr Ton war leicht angegriffen. Cameron, er berührte ihre Hand und sie schaute zu im rüber.
„Was ist es dann? Du weißt, Du kannst mit mir reden.“
Stumm nickte sie und hob ihr Glas an. Minutenlanges schweigen – es läutete an der Tür und es war untypisch, das Lena nicht zur Tür hechtete wie sie es sonst immer tat.
Ein weiteres läuten. Langsam erhob sich die Frau und trat den Weg zum Eingang an.
Ein letzter Blick über die Schultern geworfen – den goldenen Knauf der Eingangstür berührt. Aufgezogen. Ohne nach vorn zuschauen, stand die Frau vor zwei Männern in Anzügen – der wesentlich weiter vorne stehende Mann war maximal um die fünfzig während der andere um die Mitte zwanzig bis Anfang dreißig sein müsste.
Musternd starrte sie die Fremden an. Ein kalter Wind zog durch das Haus. Gerade als der ältere Sie ansprechen wollte, ertönte eine Stimme aus dem Hinterhalt - „Samuel! Wie schön dich zu sehen.“, sie ging einen Schritt nach hinten und sah ihren Onkel an. Die Männer begrüßten sich als haben sie sich Jahre nicht gesehen.
Cameron bat die Männer hinein. Tür geschlossen und die Mäntel aufgehangen.
Sie war auf dem Weg zur Treppe um sich wieder in ihren Zimmer zu verkrümmeln.
„Wir waren in der Nähe und ich dachte mir, ich besuche Dich mal wieder. Deine Tochter?“ meinte Samuel.
Cameron sah zur Treppe. Auf seinen schmalen Lippen lag ein Lächeln.
„Nein, nein. Das ist meine Nichte Clarke.“ erklärte er.
Bei ihren Namen drehte sich die Frau um. Sie sagte kein Wort. Ihr Onkel wunk sie heran und so ging sie auf die Männer zu. Stumm stand sie neben Cameron und kurz lagen seine Hände auf ihren Schultern
„Clarke, mein alter Freund Samuel.“ stellte Cameron Ihn seiner Nichte vor.
„Freut mich. Mein Sohn Dave.“
Vor ihren Augen spiegelte sich eine Szenerie ab, die ihr bekannt vor kam – sie stand als kleines Mädchen vor ihrem Vater, beide Hände an ihren Schultern und er sprach mit einem Mann, der Samuel sehr glich.
Es fühlte sich wie ein Flashback ihrer Vergangenheit an.
Cameron rüttelte ihre Schultern, „Clarke? Alles in Ordnung?“ - zu ihrem Onkel auf geschaut, „Ich gehe wieder auf mein Zimmer. Sehr erfreut Sie kennenzulernen.“
Beide Männer sahen die Frau an.
„In Ordnung. Ich rufe dich dann. Ihr beide bleibt doch zum Essen, oder?“
Die Worte ihres Onkels, die hörte sie schon gar nicht mehr – nur wenige Worte vernahm ihr Ohr und sie stieg die Treppen hinauf.
Bis ans Ende des Flures gegangen schob sie ihre Zimmertür auf und betrat ihr Reich. Tür geschlossen. Licht eingeschaltet.
Clarke beschlich das Gefühl, das hier etwas ganz und gar nicht stimmte – es war komisch. Schon einmal hatte sie so eine Rückblende aus ihrer Vergangenheit gehabt und auch kam ihr dieser Samuel so bekannt vor. Jedoch wusste sie nicht woher.
Auf der Fensterbank Platz genommen, starrte sie einige Minuten auf dem Hof und intensiv dachte sie nach.
Lena und Diaz wären keine große Hilfe, Cameron war im Moment beschäftigt. Vielleicht wusste Oktavia etwas. Die Haushälterin wusste am besten über alles hier Bescheid.
Von der Fensterbank erhoben, verließ die Frau das Zimmer umso gleich von der Haushälterin abgefangen zu werden.
Oktavia deutete an, das sie ruhig bleibe sollte und kein Wort sagte. Mit ihrem Blick sagte Clarke alles und die dickliche Frau setzte zum Gespräch an. Bedacht das keines von Camerons Kindern auf den Fluren ist sah sich die Haushälterin um.
„Clarke, vertrauen Sie mir?“ flüsterte Oktavia.
Ihre Augen funkelten bei dieser Frage wie Diamanten auf.
„Mehr als ich vielleicht sollte.“ flüsterte sie.
Die Haushälterin berührte ihre Hand und sah ihr dabei stark in die Augen.
„In der Nacht von Heute auf Morgen, sind weder ihr Onkel noch die Kinder im Haus...“ fuhr Oktavia fort.
„Was wollen Sie damit sagen?“ hinterfragte die Frau.
Nochmals umgesehen; Oktavia legte der Nichte von Cameron einen goldenen Schlüssel in die Hand und berührte ihre Wange.
„Dieser Schlüssel öffnet den Dachboden, dort finden Sie etwas was ihnen gehört...“ setzte die Mexikanerin an.
Niemand, weder Lena noch Diaz oder Clarke durften den Dachboden betreten. Als ob dort oben ein Geheimnis schlummerte.
Clarke wusste wo der Dachboden war und es gab nur einen Weg dort hin.
Sie besaß den Schlüssel der die Dachluke öffnen würde – doch sie hatte gerade keine Chance, dort hinein zu gehen ohne das es Cameron bemerken würde. Es war heikel selbst dort nur in der Nähe zu sein.
Den Flur entlang geschaut – er wirkte länger und dunkler als zuvor.
„Sie wissen mehr als sie zu geben wollen....!?“, ihre Stimme stoppte fragend; Oktavia hatte sie los gelassen ohne das es der Frau auffiel, und auch war sie vom Flur Spurlos verschwunden.
Sie betrat wieder ihr Zimmer – gedämmtes Sonnenlicht brach durch die Jalousinen.
Überlegend drehte sich die Frau, überlegte wo sie diesen Schlüssel verstecken könnte, je weiter sie da stand und drüber nachdachte umso mehr verspürte sie einen kalten Windzug.
Obwohl die Fenster verschlossen waren – beobachtend stand Er in der Tür und schwieg vorerst. Gegen die Tür geklopft, „Clarke!?“ - wie er ihren Namen aussprach, versetzte sie in eine weitere Rückblende ihrer Vergangenheit.
Den Schlüssel fest in der Hand drehte sich die Frau um – vor ihren Augen sah sie das Feuer, dass alles vernichtete und kurz glaubte sie ihren Vater wieder zuerkennen.
Dave ging auf die Frau zu und streifte kurz ihre Schulter. Zusammen zuckend wich sie einen Schritt zurück. Es dauerte einen Moment um aus der Blende zu entkommen und um zu wissen wer dort vor ihr stand.
„Entschuldige, Dave richtig? Ich war in Gedanken gewesen.“ setzte Clarke an.
Kurz erschien ein Lächeln auf seinen Lippen und er nahm etwas Abstand zu ihr.
„Das Essen ist fertig und dein Onkel hat mich geschickt um Dir Bescheid zu sagen.“ meinte der Mann.
Sie nickte ihm schweigend zu. Dave verließ vor ihr das Zimmer – sie wusste nicht ob er etwas von dem Schlüssel gesehen hatte und was er genau wusste.
Den Schlüssel auf die Kette gezogen legte sie diesen um den Hals und versteckte ihn unter dem Stoff des Pullovers.
(…) nichts deutete mehr darauf hin das Oktavia Clarke vor Minuten abgefangen hatte, im Moment war sie damit beschäftigt das Essen zu servieren – Lena und Diaz gingen wie üblich an den Handys, Samuel reichte Cameron Weinglässer und dieser zog den Korken aus der Flasche.
Die Zwillinge wurden stumm als Clarke das Esszimmer betrat. Dave nahm gegenüber von Lena Platz. Oktavia stellte einen weiteren Teller für sie hin. Cameron bemerkte die Stille und drehte sich zu ihr um.
„Clarke, willst Du auch ein Glas Wein?“ fragte ihr Onkel.
Normal würde sie ablehnen doch diesmal überlegte sie es sich anders. Verschworen.
„Gerne.“
Es war ein Wort und jeder starrte die Frau an. Schweigend nahm sie neben Dave Platz – Cameron reichte seiner Nichte das Glas. Gegenseitig sahen sich die Cousinen an. Wort erhoben: „Du bist so still Lena, ist alles ok?“, Clarke nahm ihr Glas in die Hand; die 17 – jährige schluckte kurz und fühlte sich unwohl.
Es war höchst fragend. Clarke schien wie ausgewechselt zu sein. Ihre Familie hatte Fragen doch niemand würde sich trauen.
Still hatte sie das Essen und den Wein genossen, und war vor allen andern fertig. Es war kurz nach halb acht am Abend.
Erhoben stand Clarke auf und kehrte der Runde den Rücken.
Cameron war etwas beunrihigt, „Clarke, bist du ok?“, angesprochen drehte sie sich kurz um: „Alles bestens, ich bin nur müde – ich werde ins Bett gehen. Samuel. Dave. Hat mich sehr gefreut.“ - die Gäste samt ihrer Familie sahen sie musternd an.
Esszimmer sowie Küche verlassen – sie war schon immer Eigenartig gewesen.
Ihr Kopf, er begann stark zu schmerzen wie so oft in den vergangenen letzten Tagen.
2:53 Uhr.
Niemand war im Haus anwesend, Cameron sowie seine beiden Kinder waren weg. Unterwegs zu Veranstaltungen auf die sie nie gehen würde.
Es war von selbst das Clarke automatisch in der Nacht aufwachte – die Lichterkette über ihren Bett flackerte schwach und ihr fiel wieder ein was Oktavia am Abend zu ihr gesagt hatte. Der Dachboden – dort würde sie etwas finden.
Sie verließ das Bett, der Fußboden war bedenklich kühl gewesen und eine Gänsehaut zog über ihre Haut.
Etwas über geworfen öffnete Clarke ihre Zimmertür.
„Oktavia?“ rief sie in den Flur.
Keine Antwort. Keine Oktavia, die zur Stelle war wie sonst.
Das sperrliche Mondlicht lag auf dem Flur und diesen tapste sie entlang. Es war die letzte Tür am weiteren Ende.
Es war eine ziemlich alte Holztür die dazu neigte im Schloss zu klemmen.
Diese Tür führte zu einem leeren Raum über den der Dachboden lag. Schon einmal war sie dort und wurde so gleich von Cameron zusammen gestaucht. Es ist, als ob er nicht wollte das man etwas bestimmtes finden sollte. Es musste ein Geheimnis sein, den einen anderen Grund gab es dafür nicht.
Angekommen, sie hatte die Tür erreicht und nun stand sie davor, und überlegte. Sollte sie es wagen oder nicht?
Vorsichtig legte sich ihre Hand an den Türknauf und langsam öffnete Clarke die Tür, zaghaft löste sich die Tür aus dem Rahmen und sie huschte durch den Spalt.
Düster und kalt. Wie ein Grab. Der Atem war flach und der Herzschlag schnell. Vor ihr lag die Treppe, die zum mysteriösen Dachboden führte. Einen Moment zögerte sie und dachte daran umzukehren. Doch zu spät, Clarke stand mitten im Raum; wenige Schritte auf die Treppe zugegangen. Mit einer Hand berührt setzte sich ihr Fuß auf die Stufe der Treppe und langsam stieg sie hinauf.
Leicht vor Kälte zitterten ihre Beine, aber, es könnte auch an der erneuten Rückblende liegen; wieder sah sich Clarke als kleines Kind, wie sie Stufe für Stufe eine Leiter hinauf stieg.
Das Gefühl im Nacken, erwischt zu werden. Höher und höher stieg sie die Stufen und kam der Luke zum Dachboden näher. Schluckend. Zwei Stufen, die Hand, die das Vorhängeschloss berührte und eine zerissene Erinnerung, die daran festhielt. Den Schlüssel von der Kette genommen, flüstern ihrer Seits: „Einen Versuch ist es wert.“ - Schloss und Schlüssel passten perfekt. Rum gedreht und ein klackendes Geräusch. Das Schloss war aufgesprungen. Mit beiden Händen die schwere Luke aufgedrückt.
Der verstaubte Boden, der zum Vorschein kam. Licht das durch ein Fenster fiel. Die letzte Stufe hinauf gestiegen und sie stand auf dem Dachboden. Staubige Partikel, die durch die Luft schwirrten – der Boden fühlte sich weich an, als würde man über Moos gehen. Der Geruch glich der einer alten Bücherei. Die herum liegende Taschenlampe ergriffen, leuchtete Clarke in jede erdenkliche Ecke. Sie wusste nicht genau wonach sie suchen sollte – hier waren viele Kisten, Regale und alte Spielsachen der Zwillinge. Inne gehalten, sie konnte sich nicht erinnern, ob sie jemals mit eines dieser Sachen gespielt zu haben oder die Zwillinge.
Etwas stimmte nicht. Vorsichtig tapste die Frau auf eine Reihe Kartons zu. Der Blick nachdenklich.
Die Art wie sie gestapelt waren, als ob man damit eine Mauer erbaut hatte um etwas zu verbergen.
Nah davor stehend leuchtete sie nochmals umher in der Hoffnung etwas zu sehen – doch nichts. Unwohl drehte sich die Frau wieder um, schluckte und begann die Kartons aus dem Weg zu räumen.
Beiseite geräumt, auf einer alten Holztruhe lag ein Umschlag, adressiert an Clarke und stammend tat er aus Wickford, ihrer Heimat. Er gehörte ihr, sie wusste nichts davon und sie kniete sich zu Boden.
Den Umschlag an sich genommen; Staub wirbelte und kurz hustete sie. Die Taschenlampe gut positioniert zog sie die Lasche auf und griff hinein.
Zwischen den Fingern hielt sie einen alten rostigen Schlüssel. Clarke konnte sich nicht erinnern wozu dieser Schlüssel gehörte, doch er musste von Bedeutung sein, immerhin war der Umschlag für sie und prüfend war sie nochmal einen Blick hinein. Keine weiteren Anzeichen, nur ein altes zerknittertes Foto und Minutenlang sah sie es an.
Taschenlampe genommen leuchtete sie darauf um mehr zu erkennen. Auf dem leicht verblichenen Foto erkannte sie ihre Eltern und Cameron, vor einem Haus in Wickford. Sie kannte dieses Haus nicht, zumindest glaubte sie das. Das Foto umgedreht, auf der Rückseite war etwas nieder geschrieben - „Eli und Jane Evans mit Cameron Lodge. Jahr 1963. Ort – Wickford...“; die Stirn gerunzelt, neben den Namen des Ortes standen Zahlen.
„19345...“ murmelte Clarke.
Vielleicht war dies der Code für einen Safe oder doch einer Hausnummer.
Zurück in den Umschlag gesteckt. Sie wollte es wissen – Kisten zurück geschoben um keinen Verdacht zu schöpfen jemals hier oben gewesen zu sein.
Eng gegen die Brust gedrückt. Taschenlampe ausgeschaltet schaute sie prüfend die Treppe herunter. Kein Geräusch und so stieg sie hinab. Die Luke zum Dachboden verschloss sie das Schloss und verstaute den Schlüssel in eines der Dielen.
Die Stufen herunter gestiegen, den Umschlag unter der Kleidung versteckt – die letzte Stufe geschafft.
Tief Luft geholt lugte Clarke aus der Tür – niemand auf dem Flur und leise schlich sich die Frau hinaus.
Tür fest verschlossen rannte sie in Richtung ihres Zimmers. Ihren Lichtschalter betätigt wurde ihr Zimmer mit grellen Licht geflutet. Ruhig atmete sie aus und sah sich um.
Der Laptop auf ihren Schreibtisch, er war an und ein Onlineartikel flimmerte über den Bildschirm.
Es war unheimlich, niemand war im Haus, weder ihr Onkel, die Zwillinge noch Oktavia, und dieser schien ihr etwas zu verheimlichen. Sie schluckte. Mit dem Umschlag ging die Frau auf den Schreibtisch zu um zu sehen, was auf dem Bildschirm war.
Von einer Stelle zur andern sprangen ihre Augen. Ein Artikel aus dem Jahr 1967. Clarke nahm auf dem Stuhl Platz und legte den Umschlag nieder.
Der Artikel war einige Jahre älter als das Foto was dort abgelichtet war. Sie erkannte das Foto wieder, es war dasselbe wie im Umschlag und skeptisch begann Clarke den Artikel zu lesen.
„Streit der Geschwister Evans und Lodge.
Die beiden Brüder Eli Evans (links im Bild) und Cameron Lodge (rechts im Bild), sollen sich nach einer Entdeckung, stark um die Aufteilung des Vermögens von George Evans gestritten haben. Der jüngere der beiden Geschwister, soll einen größeren Anteil und die vererbte Villa in Wickford bekommen.
(…) zu diesen Vorfall äußert sich keiner der beiden Brüder.“
Clarke verstand nicht ganz, was dieser Artikel mit der Sache von damals in Wickford zu tun haben sollte, mit dem Mausrad scrollte die Frau weiter herunter um mehr zu lesen; statt einen weiteren Artikel zu finden, fand sie einen Teil der Vergangenheit ihres Onkels.
„Cameron Lodge – Angeklagt: Verdacht auf Mord!
Hat der älteste Sohn von George und Linda Evans mit dem Mord an seiner Schwester zu tun?
20. April 1949 – Jassy Evans; ermordet im Evans Anwesend gefunden; (…) heut Morgen hatte man die verstümmelte Leiche der ältesten Tochter, Jassy Evans im Innenhof des Anwesens gefunden...“
Clarke begann bei diesen Artikel zu schlucken. Sie konnte sich nicht vorstellen das Cameron in der Lage war seine eigene Schwester zu ermorden.
Clarke scrollte noch ein wenig runter um den Rest des alten Artikels zu lesen.
„...verdächtig wird Cameron, der einige Tage zuvor einen Streit mit seiner Schwester hatte.“
Über Jassy Evans wusste man kaum etwas, nur das sie die erst geborene des Evans-Clans war; sie an erster Stelle stand, jedoch auf den Anteil des Vermögens verzichtete – auch hatte Jassy keine Kinder und war nur einmal verheiratet gewesen. Von ihrem Exmann wusste man gar nichts, weder wer er war noch was er gemacht hatte...
(…) 6:37 Uhr; seit der Nacht war Clarke wach gewesen, sie konnte nicht schlafen, zu sehr waren ihre Gedanken beschäftigt das Geschehen zu verarbeiten.
Kurz vor 6 Uhr morgens schaltete sie den Laptop aus – sie brauchte jemanden der sich mit Bildern und Geschichte aus kannte, und sie wusste ganz genau wenn sie anrufen musste.
Es war kein Ausdruck mehr wie müde sie war. In ihre braune Tasche verstaute sie den Umschlag und die Artikel, die sie ausgedruckt hatte. Tasche verschlossen wandte sie sich den Kleiderschrank zu; Nachtkleid zu Boden geworfen, zog sie die Türen des Schrankes auf – überlegend was sie anziehen könnte nahm sie ein weißes Stoffkleid heraus und streifte es sich über. Einen schlichten braunen Pullover über geworfen sammelte sie die Schuhe beisammen, und schlüpfte hinein.
Etwas im Bad zurecht gemacht – Tasche über die Schulter geworfen verließ die Frau das Zimmer.
Untypisch war sie vor allen andern wach; sie hatte keine Ahnung wann Cameron samt den Zwillingen nach Hause gekommen war, Clarke hatte jegliches Zeitgefühl verloren und auch hatte sie nichts gehört.
Punkt 7 Uhr würden die andern zum Frühstück herunter kommen; Oktavia deckte bereits den Tisch und ließ die Kaffeemaschine durch laufen.
Die Haushälterin nahm gerade die Tassen aus dem Schrank und schaute die Frau verwundert an.
„Clarke, Sie sind ja schon auf.“
Nichts deutete mehr darauf hin, das Oktavia sie vor den gestrigen Abendessen abgefangen hatte um ihr etwas zu sagen.
Verdutzt der Blick, Clarke legte die Tasche beiseite und ging auf die Mexikanerin zu.
„Oktavia, woher haben sie den Schlüssel gehabt?“ fragte Clarke.
Tassen abgestellt, „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Cameron würde mich feuern.“; sie wies alles von sich ab, als wolle sie mit all dem nichts zu tun haben, Clarke berührte ihre Hand und die Frauen sahen sich an.
„...Onkel Cameron, er wird es nie erfahren.“ stocherte sie weiter.
Die Maschine ausgeschaltet, reichte Oktavia Clarke eine Tasse mit Kaffee - „Selbst wenn, ich kann es nicht.“ behagte die Haushälterin.
Clarke spürte Oktavias Angst. Sie trank einen Schluck des Kaffees.
„Ok, ich verstehe, doch können Sie mir die Nummer von Samuel besorgen? Es ist dringend, bitte!“ flehte die Frau.
Für einen Moment überlegte die Dickliche – sie verschwieg etwas, das war klar und deutlich. Lippen kauend.
„Tut mir leid, das ich nicht viel sagen kann... aber, ich kann die Nummer besorgen. Warten Sie kurz – einen Moment.“ sprach Oktavia.
Dankend ihr zu genickt. Oktavia tat es nur ungern und schlich sich ins Arbeitszimmer ihres Onkels.
Wartend stand sie in der Küche und trank den Kaffee. Es war nicht mehr viel Zeit, die der Mexikanerin blieb, den, in weniger als 3 Minuten würden die undankbaren Nervensägen herunter kommen und ihr Onkel suchte Morgens immer sein Arbeitszimmer auf.
Es war ein Wetlauf mit der Zeit.
So langsam wurde Clarke nervös, je länger sie auf die Uhr in der Küche starrte. Noch wenige Sekunden und es wäre Punkt 7 Uhr. Oberhalb hörte man schon Lena, die vermutlich telefonierte oder Diaz zu quatschte.
Eine halbe Minute vor 7 Uhr. Erleichterung.
Mit einem Notizzettel rettete sich Oktavia zurück in die Küche und drückte diesen Clarke in die Hand.
„Ich habe Ihnen die Nummer notiert und eine Adresse gefunden.“ sprach sie leise.
Oktavia die Tasse gereicht, „Ich danken Ihnen, Oktavia. Sagen sie meinen Onkel, ich werde heute spät zu Hause sein.“, die Tasche genommen nickte die Frau der Nichte zu. Aus der Küche verschwunden, Lena und Diaz sahen ihre Cousine merkwürdig an.
Den Mantel und die Schlüssel zu ihren Wagen geschnappt verließ sie das Haus.
Im Innenhof des Anwesens stand ihr Wagen, Tasche auf den Beifahrersitz geworfen stieg sie ein und fuhr langsam vom Grundstück.
Draußen hatte der Wind zu genommen, mit dem Telefonhörer in der Hand stand sie in einem Lokal und wartete darauf das Samuel um diese frühe Uhrzeit abnahm. Sie hoffte es.
Sekundenlang tutete es und nur ein kurzes Rauschen ertönte.
Mit kratziger Stimme meldete er sich: „Samuel Rage.“
Kurz war sie erleichtert, sie musste es riskieren egal um welchen Preis oder wie schräg es war. Doch sie brauchte Dave und zwar dringend.
„Samuel? Clarke Evans hier, Camerons Nichte.“
Meldete auch sie sich zu Wort. Sekundenlang herrschte Funkstille, „Clarke, welch eine Ehre, aber wieso rufst Du den an? Ist irgendetwas mit Cameron?“, besorgnis in Samuels Stimme, er fragte nicht nach den Zwillingen sondern nur nach ihrem Onkel. Als stimmte da irgendetwas nicht.
„Oh keine Sorge, Cameron geht es prima..., der Grund meines Anrufs, verstehen Sie das bitte nicht komisch aber, ich müsste mit ihren Sohn Dave dringend sprechen. Ginge das irgendwie?“
Sie riskierte es einfach und biss sich auf die Lippe.
Eine Strähne hinter das Ohr gestrichen – schmunzeln seiner Seits: „Aber sicher, Dave ist gerade in der Universität von Habor.“ meinte er.
Habor, schon einmal hatte sie diesen Namen gehört.
„Wie genau erreiche ich ihren Sohn dort?“ fragte sie.
Es war riskant, sie wusste nicht in welcher Beziehung Samuel und Cameron standen oder was Dave dachte.
„Geh dort einfach zur Information und frag nach Professor Dave Rage. Sag du bist eine Bekannte und willst Ihn sprechen.“ meinte Samuel.
„Ich danke Ihnen. Haben sie noch einen schönen Tag und auf wiederhören.“ sagte Clarke.
Erleichtert das Samuel ohne bedenken ihr die Information gab legte sie den Hörer auf und verließ das Lokal.
Die Universität Habor, sie war ganz in der Nähe und grenzte an Wickford an.
(…) kurz nach 9 Uhr, das Gelände vor Habor war hauptsächlich mit Bussen und Fußgängern überfüllt.
Um zum Gebäude zu gelangen musste sie höllisch aufpassen, einige Studenten achtete weder auf Autos noch auf Busfahrer; beinahe hätte Clarke einen Unfall mit einen anderen Fahrer gehabt, wenn sie nicht Rechtzeitig ausgewichen wäre.
Angespannt hielt sie vor dem Gelände an und sammelte ihre Tasche auf, die vom Beifahrersitz gerutscht war.
Wagen verlassen stand sie vor dem Gebäude – Studenten wie Lehrer tummelten sich auf dem Campus.
Mit einem Fuß auf dem Campus, sie hatte ein komisches Bauchgefühl – kurz hatten alle Personen sie gemustert und tief Luft holend marschierte die Frau auf das Hauptgebäude zu. In letzter Sekunde erfasste sie die Glastür bevor diese sich schloss.
Stille Atmosphäre, ganz anders wie draußen – Studenten die ihr entgegen kamen. Sterille weiße Wände. Kunst hing Massenweise an einigen Wänden. Staunend blickte sich die Frau um und erspähte die Information.
Vor ihr waren ein paar junge Frauen, die etwas unterschrieben und mit Dokumenten verschwanden.
Der junge Herr, der hinter den Tressen stand musterte sie kurz.
„Guten Morgen, kann ich Ihnen helfen?“ frage er freundlich.
Kurz schwieg Clarke um zu überlegen was sie sagen könnte.
„Morgen, ich bin auf der Suche nach Professor Dave Rage, man sagte mir, ich würde Ihn hier antreffen.“ legte sie los.
Musternd über ihr Aussehen sah der Mann sie an, „Und sie sind wer?“ - „Clarke Evans, eine Bekannte – Samuel Rage, sein Vater hat mich hier her geschickt.“
Den Hörer in die Hand genommen, „Einen Moment bitte.“, er drückte einige Tasten – Clarke sah sich im Eingangsbereich um. Es war ein kurzes Gespräch und er legte wieder auf.
„Professor Rage ist gleich für Sie da, Miss Evans.“ meinte er.
Sie nickte ihm stumm zu und stellte sich Abseits der Information um auf ihn zu warten. Die Tasche auf dem Fensterbrett abgelegt schaute Clarke über den Campus.
Wartend. 5 Minuten wartete sie bereits. In einer Horde marschierten Studenten durch die Gänge und Clarke nahm von niemanden Kenntnis.
In völlig anderen Klamotten stand Dave hinter Clarke und musterte sie kurz.
„Clarke?“ sprach er sie an.
Für ihn sah sie mit offenen Haar viel schöner aus – angesprochen drehte sie sich zu ihm um und starrte in sein Gesicht. Dieser ungewohnte Kleidungsstil an ihm.
Kurz schien ihr Sprachzentrum wie blockiert zu sein. Auf sie zu gegangen strich sich die Frau eine Strähne hinters Ohr.
„Was machst Du den hier?“, es war seine erste Frage an sie; Lippen reibend antwortete sie: „Dave, du kennst dich doch mit alten Fotos und deren Landschaften aus, oder?“ - leicht sah er sie skeptisch an und schob die Hände in die Hosentaschen.
„Ja, warum fragst Du?“ erkundigte er sich.
Dieser eine Ausdruck in Clarkes Augen, Dave stellte sich näher an sie heran – aus der Tasche nahm sie das Foto und hielt es ihm hin. Dave starrte das Foto an, „Kannst du mir helfen heraus zu finde wo das aufgenommen wurde?“, seine Lippen befeuchtend, „Komm mit.“, stumm nickte sie und schob das Foto zurück in die Tasche.
Mit seiner Hand auf ihrem Rücken zog er die Frau mit sich.
Schweigend folgte sie ihm. Treppe hinauf steigend. Die lange Steintreppe führte hoch in den obersten Bereich der Universität. Während sie die Stufen hinauf stiegen kam den beiden eine blondhaarige Frau entgegen. Gegen ihre Brust drückte sie Bücher und Schreibblöcke.
„Professor Rage, kann ich Sie sprechen?“
Clarke und Dave stiegen weiter hinauf.
„Mabel, im Moment bin ich beschäftigt.“ meinte er kühl.
„Professor,... es geht um meinen Aufsatz.“
Sie ging Ihnen nach und ließ nicht locker. Er wurde langsam ungehalten, ununterbrochen quatschte seine Studentin – Clarke konnte dazu nichts beitragen und hielt sich daraus.
„Mabel! Ich sagte doch, ich bin beschäftigt.“
Sein Ton wurde rauer als zuvor. Stehen geblieben, die Studentin musterte die Frau an seiner Seite, „Entschuldigung, ich wusste nicht das ihre Frau da ist... ich wollte nur etwas fragen.“ sprach Mabel.
„Schon gut. Was gibt es?“
Kurz überlegte die Blondine, „Mein Aufsatz ist noch nicht fertig und ich wollte Sie fragen ob ich noch etwas Zeit haben könnte?“; still stand Clarke eine Stufe höher und beobachtete nur.
„Freitag, letzter Abgabetermin. Du entschuldigst Uns.“ meinte Dave entnervt.
Stumm nickte die Studentin und stieg die Treppe wieder herunter.
Kurz angeblickt, im Raum stehen gelassen und den Gang fort gesetzt.
Eine weitere Treppe hinauf gestiegen standen sie endlich vor seiner Bürotür. Auf geschlossen überließ er ihr den Vortritt und betrat das Büro.
Tür verschlossen legte Clarke Jacke sowie Tasche ab.
„Kann ich das Foto nochmal sehen?“ fragte Dave.
Clarke nahm das Foto aus der Tasche und reichte es ihm.
Stundenlang war Dave damit beschäftigt den Ort zu bestimmen, wo genau das Haus stand – jeder erdenkliche Datenbank durchforstet; bis er auf etwas stieß.
„Ich habe etwas gefunden.“ setzte der Mann an.
Von der Couch erhoben ging Clarke auf ihm zu um zu sehen was er gefunden hatte. Dave blickte einen Moment auf und widmete sich wieder dem Computer.
„Also, das Foto das Du mir gezeigt hast; ziemlich alt und leicht verblichen, aber... wie schon auf der Rückseite beschrieben... dieses Haus, Clarke, ist der Hauptsitz von George Evans, der vor Jahren verstarb.“ erläuterte der Mann.
Clarke strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und beugte sich herunter.
„Das habe ich vermutet. Was hast Du noch?“ fragte sie nach.
Dave klickte mal hier und mal dort.
„So einiges. Cameron, dein Onkel hat ziemlich Dreck am Stecken.“ meinte er.
„Ich weiß, er wird Verdächtigt Jassy ermordet zu haben.“
Stumm nickte Dave Clarke zu und zeigte ihr einen sehr alten Artikel, der sogar seinen Vater mit betraf. Er war schockiert, ließ sich aber nichts anmerken.
„Mysteriöses Verschwinden der Familie Evans.
Kaum ist ein Monat vergangen, seit Jassy Evans einen brutalen Mörder in die Hände gefallen ist, verschwand Mutter und liebevolle Frau Jane Evans...“
Dave schaute zu Clarke auf, sie besaß diesen seltsame Leuchten in den Augen was ihm so bekannt vor kam nur wusste er nicht woher.
„Setzt dich. Willst du einen Kaffee?“
Dave war aufmerksam freundlich zu ihr und das kannte sie bei einen Mann nicht – nickend bestätigte die Frau seine Frage und nahm auf seinem Bürostuhl Platz.
Ohne weiteres zu sagen hatte sich der junge Professor aus dem Raum verkrümmelt um für beide Kaffee zu besorgen.
Erst als sie sicher war, er war weg nahm sie die Maus in die Hand und scrollte weiter herunter.
„Tragischer Todesfall – George Evans zu tote gefoltert.
12. April 1990 – gestern Mittag wurde George Evans in seinem Hauptsitz in Wickford aufgefunden , bei ihm seine kleine Enkelin Clarke Evans. Die gerade mal 4 jährige fand ihren Großvater zu tote gefoltert im Brunnen, wo einst seine zerstümmelte Tochter gefunden wurde...“
Clarke stockte der Atem, jetzt wo sie diesen alten Artikel laß erinnerte sich die Frau wieder, ein weiterer Rückstoß ihrer Vergangenheit..., sie erkannte sich wieder, sie spürte die blutige Hand ihres Großvaters in ihrer, die letzten säuselnden Worte in ihrem Ohr, die flüsterten: „Halt acht,... er will Dich holen,... verschwinde mein Schatz.“
Damals wie heute verstand sie nicht was George damit gemeint hatte. Auch hatte sie in all den Jahren vergessen das sie ihn gefunden hatte und nicht ihr Vater.
Sie war wie gelähmt von der Sache das sie nicht mit bekam wie Dave das Büro wieder betrat und den Kaffee auf dem Tisch abstellte.
„Clarke, alles in Ordnung?“ fragte er beunruhigt.
Sich eine Strähne hinters Ohr gestrichen schaute sie den Mann vorerst verwirrend an und langsam erhob sich die Frau.
„Ja?! Ja ich denke schon. Dave, kannst Du mir sagen wo genau dieses Haus meines Großvaters steht?“
Auf seinen Lippen legte sich ein Lächeln, „Klar.“, ohne weiter darauf einzugehen tippte er auf der Tastatur und suchte die genaue Adresse.
„Ähm... da scheint es ein Problem zu geben. Das Haus wurde vor Jahren abgesperrt.“ deutete Dave an.
„Wieso das?“ hinterfragte Clarke.
Er richtete sich auf und sah ihr fest in die Augen, „... es wird als Geisterstätte eingestuft. Weil deine gesamte Familie dort starb und gemunkelt wird, das es dort spuckt.“, sie hatte diesen besonderen Blick in den Augen; sie hatte wenig Furcht davor ob es in dem Haus spuckte oder nicht, etwas verriet ihr das sie dort hingehen sollte.
„Ich hätte gern die Adresse. Dave, bitte“
In ihrer Stimme lag ein leichter flehender Ton. Er konnte nichts anderes als sich ihren Willen zu beugen.
Und so händigte Dave Clarke die Adresse aus.
„... Clarke bist du sicher dass, du das tun willst? Ich mein, was ist wenn sich dort Kriminelle eingerichtet haben? Jetzt warte doch mal, … ich will nicht das dir etwas passiert.“
Dave packte sie beim Arm, einige Studenten blickten die beiden an, jeder hatte das Gespräch mit bekommen umso stärker wurde geflüstert.
Sie blieb einen Meter vor ihm stehen und sah tief in seine Augen. Langsam berührte sie seine Hand und hielt diese für Sekunden fest.
„Es ist wirklich nett von Dir das, du dir Sorgen um mich machst aber, die brauchst du nicht.“ erwiderte Clarke.
Ungewohnt drückte sie ihm ein Kuss zum Abschied auf die Wange und ging ihren Weg. Dave hatte mehr als nur bedenken, „Warte!“, der Platz um den Wagen war leer, als ob es voraus zu sehen war – Flammen sowie grelles Licht gefolgt von einem lauten Knall schlugen empor.
Ruckartig wurden beide zurück gestoßen, wie von einer unsichtbaren Macht. Fest hatte Dave die Arme um Clarkes Schultern gelegt.
Schrille Schreie. Panisch liefen Studenten umher. Lichterloh brannte ihr Auto, Rauchschwaden bedenkten eine Hälfte des Parkplatzes – wie gelähmt stand die Frau da und schien etwas anzustarren.
Eine geisterhafte Erscheinung sprach zu ihr.
„Verschwinde so lange Du kannst – er wird auch dich holen.“
Schall und Rauch – er verschwand so schnell wie er gekommen war. Auf ihren Schultern legten sich Hände und Clarke illerte über ihre Schulter zu Dave, der nur leichte Schrammen im Gesicht besaß.
„Bist du ok?“ fragte er.
„Mir tut nur der Kopf etwas weh.“ meinte sie.
Sie konnte kaum davon erzählen, das sie so etwas, wie einen Geist gesehen hatte, man würde sie sofort einweisen lassen – Dave zog sie in die Arme und strich ihr sanft über den Kopf.
Es war ein Anschlag, jemand wollte sie tot sehen.
1:45 Uhr. Tür aufgeschlossen trat Clarke in das Haus ihres Onkels und wurde so gleich von Ihm in Empfang genommen. Verwundert blickten sich die beiden an. Cameron erblickt.
„Wo kommst du den jetzt her?“
Seine Frage klang gereizt; die Tür langsam geschlossen, legte sie Schlüssel beiseite und hing den Mantel auf.
„Ich war in der Stadt und bis eben auf dem Polizeirevier. Jemand hat mein Auto in die Luft gejagt und mich versucht zu töten.“ erwiderte die Frau.
Sonderbar verhielt sich ihr Onkel als er das Wort „Polizeirevier“ vernahm. Auf seine Nichte zu gegangen legte er beide Hände an ihre Schultern und musterte sie intensiv. Ihr kam ein außer ordentlicher starker Geruch entgegen; dieser kam ihr irgendwie bekannt vor.
„Hast du Dir etwas getan? Bist du verletzt?“
So führsorglich kannte sie ihren Onkel nicht, „Nein., ich will mich nur hinlegen.“ - Cameron nickte ihr zu und ließ sie gehen.
Es war merkwürdig, noch nie zuvor hatte er so reagiert und auch war der Geruch an ihm sonderbar.
Schnell war sie auf ihrem Zimmer verschwunden. Die Frau drückte ihren Rücken eng gegen die Holztür, den Kopf im Nacken, atmete sie erleichtert aus und das ihr Onkel vorerst keinen Verdacht schöpfte. Sie hätte ihm auch die Wahrheit sagen können doch das würde sie vielleicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen als sonst schon. Cameron war kein angenehmer Geselle wenn man schon so lange bei ihm wohnte. Wie es seine Kinder aushielten war ihr immer noch ein Rätsel. Am liebsten würde sie ausziehen doch immer wieder kommt er und meint es sei nicht das beste für sie. Clarke verstand seine Sorge nicht und auch ließ sich die Frau zu schnell entmutigen.
Schuhe sowie ihre Sachen ausgezogen schlüpfte sie in das Nachtkleid. Kurz starrte sie aus dem Fenster und dachte nach. Dieser Geruch, ein Hauch, eine Spur von Benzin. Es war so vertraut und bekannt. Als ob sie diesen Gestank schon mal gerochen hatte. Sie versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern. Doch je mehr sie sich versuchte zu erinnern umso mehr verlor sie sich in der Schwärze ihrer Bewusstlosigkeit.
Dumpf fiel es etwas; unterhalb auf der Couch sitzend starrte Cameron zur Decke, die Fernbedienung in der Hand, kurz überlegte er und zuckte anschließend mit den Schultern.
(…) die Nacht war kurz gewesen. Ihr Kopf schmerzte – auf die andere Seite gewälzt öffnete Clarke die Augen, sie starrte in grelles Licht wie in einem Krankenhaus. Ihr Augen zuckten als würde sie unter Strom stehen, langsam gewöhnten sie sich an die Umgebung und sie richtete sich auf. Ihr Hinterkopf schmerzte, sie rieb die Stelle und stand schwankend auf. Es drehte sich gefährlich. Gegen das Bett gestellt gestoßen nahm sie plumpsend darauf Platz. Sie verzog schmerzlich das Gesicht. Haare aus dem Gesicht gestrichen. Erst Sekunden später bemerkte sie blaues aufleuchten von Sirenen der Polizei. Verwundert stemmte sich die Frau vom Bett ab und ging auf das Fenster zu.
Mit der Hand schob sie die Gardinen beiseite und blickte auf dem Hof. Mehrere Polizeiautos standen umher, ein Trupp suchte das Gelände ab, während ein Polizist mit Lena und Cameron sprach. Zu gern wüsste Clarke was hier vor sich ging. Was war geschehen? Warum standen so viele Polizisten auf dem Hof? Was suchten sie?
Je weiter sie auf das Geschehen schaute; eine Hand streifte ihre Hand und sie wollte laut aufschreien.
„Schhh. Nicht schreien, bitte.“ flüsterte Oktavia.
Beide Frauen schauten sich an.
„Was ist hier los? Oktavia, was ist hier los? Wieso sind so viele Beamten hier?“
Fragen die sich häuften. Oktavia, sie hatte sich auf ihren Kleiderschrank zu bewegt und räumte einige Klamotten heraus, verstaute sie liebevoll in eine Tasche.
„Oktavia! Ich rede mit Ihnen!“ brummte Clarke.
Wie bei einem Schuss stand die Haushälterin still da und drehte sich gruselig zu ihr um.
„Sie müssen von hier verschwinden.“, „Wieso? Was ist geschehen?“ - Clarke bemerkte es nicht, nicht einmal als sie die Frau genauer ansah. Oktavia sah misshandelt aus. Schrammen. Blutergüsse. Hämatome. Häusliche Gewalt. Der letzten Erbin des Evans-Clans war es nie auf gefallen, nicht einmal jetzt als die gute Seele so nah vor ihr stand.
„Diaz. Er ist verschwunden. Spurlos.“ flüsterte die Mexikanerin.
Skeptisch starrte Clarke durch die Gegend. Sie verstand nicht ganz, „Wie? Diaz ist verschwunden?“, Oktavia wollte nicht mehr erzählen als nötig. Der Frau Jeanshosen und Pullover in die Hand gedrückt.
Ohne Ahnung was hier los war tauschte sie Nachtkleid gegen Alltagskleidung. Die Häushälterin packte alles Notwendige in die Tasche, feinsäuberlich sortiert das genügend hinein passte und langsam zog sie den Reißverschluss zu.
„Ihr müsst gehen.“ drängte sie.
„Wohin? Onkel Cameron wird mich suchen wollen.“, „Nein, vorerst nicht. Er ist mit den Polizisten beschäftigt. Ich habe euern Onkel heute Morgen informiert das Ihr bei Zeiten aus dem Haus seit.“
„Oktavia das ist gelogen! Wie zum Henker soll ich jetzt unbemerkt aus dem Haus gelangen? Auf dem Hof stehen mindest um die fünfzehn Polizisten.“
Aufgeregt hatte sich die Frau auf das Fenster gestürzt und die Gardinen beiseite geschoben. Mit den Augen überflog sie den Platz. Sie realisierte das ganze noch nicht ganz, doch plötzlich befand sie sich wieder in eines der Schleifen wieder, die zu ihrer Vergangenheit gehörten.
Polizisten. Nichts außer Polizisten. Wild verstreut standen sie da. Nahmen Proben und unterhielten sich. Eine Frau die auf sie zu kam und bei der Hand von ihren Großvater wegzerrte als ihr Vater noch nicht in Reichweite war.
„Clarke.“, aufgerüttelt aus dieser Erinnerung, starrte sie die Haushälterin an und legte den Gurt der Tasche über ihre Schulter.
„Seien sie ganz still und folgen Sie mir. Ich kenne einen Weg unbemerkt aus dem Haus, sogar vom Grundstück.“ flüsterte die dickliche Frau.
Leise und bei der Hand schlichen sich die Frauen aus ihrem Zimmer. Nichts deutete darauf hin, das Clarke die gesamte Nacht hier war. Oktavia hatte gelogen nur um sie zu schützen, vor etwas, was ihr noch nicht bewusst war, ein Monster das hinter ihr her war und sie in seinen kalten Klauen haben wollte.
„Moment, das ist der Dachboden.“ zwitscherte die Nichte von Cameron dazwischen.
Bei der Hand gezogen, „Nicht nur.“, die Tür aufgezerrt stieß sie die junge Frau hinein und verschloss die Tür.
Hinter eines der Regale, es verbarg sich ein Gang, der geheim war und von niemanden benutzt wurde. Clarke kannte diesen nicht und hatte ihn auch nie zu vor bemerkt. Oder überhaupt!
„Folgen sie den Pfad. Am Ende wird jemand auf Sie warten und sie mitnehmen. Vertrauen Sie. Er wird Ihnen alles erklären. Tut mir leid.“ raunte Oktavias Stimme.
Es war nur ein kleiner Schubs notwenig gewesen und die Frau setzte sich in Gang.
An den Gurt der Tasche fest gehalten schaute Clarke misstrauisch zurück in die Dunkelheit, die ihre Sinne beinahe einahmen und verschlangen. Schluckend über all das hier, was im Moment geschah starrten ihre Augen gerade aus. Etwas anderes blieb ihr nicht übrig. Das einzige, die Chance, die sie hatte war Oktavia blind zu vertrauen und ihren Worten glauben zu schenken. Auch wenn es ungewiss war, was hier los war.
Wieso sie so zugerichtet aussah. Was die ganzen Männer in Uniform hier wollten. Wieso Cameron sich so merkwürdig verhielt. Wieso Lena zitternd neben ihren Vater stand. Und wo steckte Diaz? Er würde nie fortlaufen ohne seiner Schwester etwas zu sagen. Die beiden waren Zwillinge und klebten wie Teer aneinander. Keiner würde ohne den andern fort gehen. Es musste etwas gravierendes geschehen sein.
(…) Licht am Ende des sogenannten „Tunnels“. Clarke war gespannt. Wer dort auf sie warten würde und wo genau sie raus kam. Sie kannte diesen Geheimweg aus dem Haus nicht. Und ihr war es schleierhaft wie Oktavia davon erfahren konnte.
Die Hand gegen das grelle Tageslicht geschirmt betrat sie wackelig einen Schritt in die Freiheit.
Zu erst sah die Frau niemanden, nur Bäume. Bäume? Sie stand im angrenzenden Wald.
Scheu und an die Tasche gepresst drehte sie sich panisch im Kreis. Sie war alleine und sie fühlte sich ängstlich. Schon einmal hatte sie sich in diesen Wald verirrt und erst Stunden später nach Hause gefunden, auch nur dank einer Frau in Zivil. Ruhig versuchte sie zu atmen was ihr kaum gelang. Es war bitter kalt gewesen, sie hatte keine Jacke an nur ihren Pullover, den Oktavia ihr gereicht hatte.
Rascheln das von eines der Büsche ausging. Fluchtartig wollte Clarke das Weite suchen; „Psst! Du da, bist du Clarke Evans?“, sie krallte sich ängstlich in den Stoff des Pullovers und illerte zum Busch. Aus diesen trat ein mittelalter Mann hervor und sah sie anregend an.
„Ja, die bin ich. Wer seit Ihr?“ fragte sie.
Es wirkte alles wie in einem falschen Film. Von weitem waren die Sirenen der Polizeiwagen zu hören und Clarke wusste das es an der Zeit war zu verschwinden, mit einem Mann der ihr so fremd und gleichzeitig vertraut erschien.
„Du kennst mich kaum, aber ich weiß eine Menge von dir. Wir sollten verschwinden.“
Das war ein Wort. Sie wollte fort. Fort von hier und fort von den ganzen schrägen Sachen, die um sie herum geschahen.
Sie folgte den Mann, der sich noch unter einen Kapuzenhoodie verbarg, sie wüsste zu gern wer er war und wieso er so viel über sie wusste. Anscheinend!
„Gut, Ihr wisst so einiges über mich aber ich nicht über euch.“ setzte Clarke zum Angriff an.
Nervös schaute sich der Mann in alle Richtungen um. Packte ihren Arm und zerrte sie weiter voran.
„Jassy.“ murrte er.
Clarke versuchte zu verstehen was er meinte und was ihre Tante damit zu tun haben sollte. Bis ein Schalter bei ihr sich umlegte, „Ihr seit der Mann meiner Tante Jassy?!“, „Paúl Evans. Freut mich dich endlich kennenzulernen. War schwer dich ausfindig zu machen, nachdem was mit deinen Eltern geschah.“, ein wunder Punkt in ihrer Seele. Kurz huschten Tränen über ihre Augen, doch Clarke versuchte so gut wie möglich diese zu verbergen, „Was genau meinst Du?“ - ihren Arm los gelassen zog er eine mit Moos und Blätter besetzte Plane vom Auto.
„Nach dem man Dich zu Cameron brachte, war klar das du früher oder später in Gefahr sein wirst. Immerhin bist Du die letzte der Evans.“
„Nein, was ist mit Cameron, den Zwillingen, Lena und Diaz?“ hinterfragte sie.
Ihr die Tasche abgenommen war er diese auf dem Rücksitz seines Vws. Sie zum Beifahrersitz geführt öffnete Paúl die Tür und schaute sich erneut nervös um.
„Die zählen nicht. Die gehören nicht ganz zur direkten Blutlinie und schon gar nicht diese Bälger deines Nichts-nutzigen Onkels.“ murrte der Mann.
Auf die Fahrerseite geschlagen stieg Paúl ein, ohne sich anzuschnallen drehte der den Schlüssel im Zündschloss und trat aufs Gas. Wie ein Irrer! Als wären beide auf der Flucht, wie damals Bonnie und Clyde.
Laubblätter flogen empor und er hinterließ eine brennende Reifenspur im Schlamm.
„Wie genau meinst Du das? Nicht direkt zu Blutlinie? Sie sind doch Camerons Kinder.“ erläuterte Clarke.
Sie beließ und vergass die Formalitäten, das sie sich kaum kannten und ihr „Onkel“, ihr eigentlich so fremd war, wie es eins Dave war.
„Lena und Diaz, sie sind nicht seine leiblichen Kinder. Die beiden Bälger sind adoptiert und gehören somit nicht rechtmässig zur Familie, auch wenn das Cameron immer wieder beweisen wollte.“, „Beweisen?“, Clarke, sie war sichtlich verwirrt und so verwirrter war sie über die ganze Sache im voraus.
„Ich weiß nicht wie weit Du als Kind etwas mit bekommen hast oder ob dir Oktavia etwas erzählt hat. Aber, Cameron, ist ein ziemliches Dreckschwein!“ knurrte Paúl gefährlich.
Die Verachtung gegen seinen Schwager über war nicht zu übersehen.
Er lenkte den Wagen vom Waldstück auf die offene Landstraße. Nichts außer Rehe, die an der Seite standen und jeden Autofahrer misstrauisch beäugten, als wollte man diese gleich jagen und erschießen.
„Ich höre die gesamte Zeit über das er ein Mistkerl ist jedoch weiß ich gar nicht um was es geht.“ meinte sie verwirrt.
„Wir sind bald da, dann erklären wir Dir alles.“, „Was heißt den wir?“, Clarke schaute zu Paúl rüber der ein Lächeln auf den Lippen hatte und seine Aufmerksamkeit wieder der Straße widmete.
Die Fahrt über zu einem Treffpunkt hatte sicher Stunden gedauert, den Clarke konnte sich an nichts mehr erinnern, wo sie lang gefahren oder wo sie vorbei kommen waren.
Den Wagen vor einem Gebäude angehalten, „Wir sind da.“, misstrauisch schaute die Frau aus dem Fenster, „Wo sind wir?“, Paúl berührte ihre Schulter, „Wickford. Willkommen daheim.“ - Atem angehalten. Es war beängstigend wieder hier zu sein, jedoch besaß Clarke keine Erinnerungen mehr daran. Gleichzeitig stiegen sie aus. Eng drückte die Frau die Tasche an ihre Brust, lauschte den Wind und achtete auf jedes Geräusch im Hintergrund.
„Du brauchst keine Angst haben, drinnen bist du in Sicherheit. Es wartet schon jemand auf dich.“
Clarke warf einen Blick zu ihren „neugewonnenen“ Onkel, der ihr immer noch etwas fremd erschien. Schluckend und keinen Gedanken mehr daran vergoldet folgte sie ihm einfach.
Das Gebäude auf dass sie zu gingen erinnerte stark an den Hauptsitz ihres Großvaters, nur war es das leider nicht. Es ähnelte sehr, war aber ein anderes Haus. Ein völlig anderes. Außen glich es sehr dem Hauptsitz doch innen erinnerte es an eine Anstalt.
Sie betraten die riesige Eingangshalle, es ähnelte sehr einer verlassenen Anstalt in den die Geister der verstorbenen Insassen existierten.
(…) die riesige Treppe überquert betraten die beiden einen Saal, der riesiger als das Grundstück von Cameron war; innen im Raum warteten einige Personen auf sie, einige weniger vertraut als der andere. Unter all den Menschen.
„Dave!“
Ihre Stimme hatte sich um eine Tonlage höher geschraubt. Der angesprochene Mann drehte sich auf seinen Namen um und erblickte die Frau, die verwirrt schien.
„Gott, Clarke. Bist du ok?“ - beide gingen aufeinander zu, die Tasche zu Boden gefallen umarmte sie ihn. Es war die erste körperliche Zuneigung die sie erwiderte. Und das kam in den seltensten Fällen vor.
„Mir geht es gut. Was machst Du hier? Und was ist hier eigentlich los?“
Sie schien noch verwirrter als man annahm. Paúl hatte sich ihrer Tasche gewidmet und durchforstete sie, „Hey, was soll den das?!“, ihr Onkel hob die Hand und Dave hielt sie zurück.
„Oktavia ist gar nicht so dumm wie wir erwartet haben. Clarke es tut mir unendlich leid. Wir, ich meine, Ich sollte dir einiges erklären.“
Tuscheln bis hin von einer klaren lauten aussprache. Panisch blickte die Frau zu Dave auf, für diesen schien alles normal zu sein und beim Arm führte er sie zu eines der Sessel.
Nieder gesetzt schaute sie zu Dave auf. Der Professor nahm auf der Kante des Sessels Platz. Die Personen, die sich immer noch zurück hielten nahmen wie bei einer „Tafelrunde“ Platz und schwiegen.
„Clarke, wir alle hier gehören zu einer Spezial Einheit des FBI, wir untersuchen den Fall deiner Familie. Oder wohl eher, wer sie alle ermordet hat.“ setzte Paúl an.
Eine Strähne aus dem Gesicht gestrichen, „Wartet mal, ja?! Ihr alle gehört zum FBI einer sogenannten Spezial Einheit und ihr tut bitte was genau? Den Fall meiner Familie untersuchen? Ich begreife gerade gar nichts!“, Dave der ihr am nähesten war griff neben sich auf einen Tisch und hob etwas an.
„Paúl so wird das nichts. Du kannst doch deine Nichte mit so vielen Informationen überschütten. Clarke begreift gerade nicht was los ist. Doch eine Frage, erinnerst Du dich hier noch daran?“
Dave hielt ihr einen Ausdruck des Artikels was sie vor einigen Tagen in seinem Büro gelesen hatte. In beiden Händen hielt sie die Ausdrucke und warf einen Blick darauf. Ihr kam alles so bekannt vor, „Du auch?“, Blätter zu den Knien gelegt schaute sie hinauf zu ihm.
„Ja. Ich besitzte ein Doppelleben, mein Vater weiß nicht davon genauso wenig wie Du oder Cameron.“, „Was genau verlangt ihr Futzis vom FBI von mir?“, Paúl rückte näher an sie heran und umschloss ihre Hände, „Einige Informationen, dafür gewähren wir Dir Schutz und Sicherheit.“, „Ich sperrt mich ein!“, die Gruppe an Agenten schüttelten den Kopf und eine Frau trat näher an sie heran.
„Gewiss nicht, Miss Evans. Wir haben sehr lange nach Ihnen gesucht, deswegen haben wir Oktavia geschickt. Sie ist eine der besten, niemand hat verdacht geschöpft... bis jetzt.“
„Du musst Jodie entschuldigen.“ setzte Paúl an.
Jodie setzte sich auf die Kante des Holztisches vor ihr und überschlug das Bein, „Sorry Paúl. Clarke, ihnen ist sicher der Aufruhr heute Morgen aufgefallen?!“, „Schon, ja. Diaz soll verschwunden sein.“, die dunkelhaarige nickte ihr aufrichtig zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Um die ganze Sache zu erklären. Cameron Lodge ist ein mieses Arschloch das andere Leute bluten lässt nur um an etwas zu gelangen, was ihm nicht rechtmäßig gehört.“ setzte sie fort.
„Das höre ich die ganze Zeit! Was soll das?“, Clarke wurde lauter und ungehaltener. Vom Sessel erhoben warf sie die Blätter in den Sitz des Sessel. Griff sich in die Haare und starrte zum Fußboden.
„Dein Onkel. Cameron, er hat deine Familie auf dem Gewissen.“ flüsterte Dave.
In ihren Augen spiegelten sich Tränen der Verzweiflung.
„Was?“, sie blinzelte die Tränen beiseite, Dave berührte ihre Schulter und hielt eine Akte vor sie, „Cameron hat Jassy, George, Linda und deine Eltern auf dem Gewissen. Kannst du dich an einen Artikel erinnern, der um eine Entdeckung handelt?“
Stumm hatte Clarke auf seine Frage genickt. Die Akte aufgeschlagen holte Dave ein uraltes Foto heraus und reichte es ihr.
„Clarke, niemand will sie verunsicher, doch haben sie eine Erinnerung an diese Kiste?“ fragte Jodie.
Das Foto angestarrt wandelte sie umher, legte den Kopf in eine schräge Lage und starrte merkwürdig gerade aus.
Angespannt sah sich die Einheit unterander fragend an, „Was hat Sie?“, Jodie war mehr als beunruhigt und erhob sich von dem Tisch, „Das, dass habe ich schon Mal gesehen bei ihr. Sie hat eine Art … Flashback!“, Dave warf die Akte Paúl entgegen der sie zu gleich auffing.
Auf Clarke zu gegangen stand er vor ihr und blickte in ihre Augen, sie waren leer und es schien als habe sich jegliche Farbe verloren...
...sie erkannte sich, als Kind. Sie stand im Rahmen des Arbeitszimmer was ihren Vater gehörte, erhaschte einen Blick auf die Kiste und zuckte im nächsten Moment zusammen.
Ruckartig wich sie zurück und drohte zu stürzen. Bei den Armen fest gehalten zog Dave sie an sich heran und berührte ihr Gesicht was wie Feuer glühte. Sekundenlang dauerte es bevor sie sich wieder beruhigte und wusste wo sie sich befand.
„Diese Kiste, die gehört Eli, meinen Vater. Dort hat er immer seine wichtigen Dokumente aufgewahrt.“ erwiderte sie.
Clarke stand neben sich und schien verwirrter den je. In eines der Sessel gesetzt reichte man ihr ein Glas Wasser.
„Miss Evans, wir haben Fragen, viele Fragen. Sind Sie dafür bereit, diese uns zu beantworten?“ stellte Jodie die Frage aller Fragen.
Einen Schluck getrunken nickte die Frau zurückhaltend. Es war an äußester Vorsicht und Wichtigkeit, all die Fragen so zu formulieren das Clarke sie ohne weiteres verstand.
(Achtung! Dies ist ein reines Frage-Antwort Kapitel.)
„Clarke, wie hat sich ihr Onkel in letzter Zeit verhalten? Ihnen und seinen Kindern gegenüber?“ fragte Jodie.
Einen Moment musste die Frau überlegen, bis sie zu einen Entschluss kam.
„Merkwürdig.“, „Wie genau merkwürdig?“, sie warf einen Blick zu Paúl, „In letzter Zeit war er unzufrieden. Wütend. Und manchmal hatte er so einen eigenartigen Geruch an sich.“
„Geruch?“, Jodie wurde hellhörig und senkte für eine Sekunde den Kugelschreiben mit dem sie sich alles genaustens notierte.
„Ja. Cameron besaß in letzter Zeit diesen Geruch, … einen Hauch von Benzin an sich. Als würde er sämtliche Autos in der Nachbarschaft abzapfen.“
„Die Kinder, Lena und Diaz, wie hat er sich denen den verhalten?“ fragte Paúl.
Sie schaute zu ihrem Onkel auf. Überlegte einen weiteren Moment, doch diese Antwort auf die Frage war klar gewesen.
„Wie immer eigentlich. Wie ein Vater eben, wenn sie Mist gebaut hatten, hatte er sie angeschrien, das Taschengeld gestrichen und ihnen Hausverbot erteilt.“ erwiderte Clarke.
„Hat er sie jemals geschlagen?“, nun kam Dave ins Gespräch und sie schaute zu ihm rüber.
„Nicht das ich wüsste, zumindest habe ich nie etwas an Ihnen gesehen. Keine blauen Flecke.“
„Und Oktavia? Wie sah Sie heute aus?“ stellte Jodie weiter Fragen.
Ihr war unklar was die Haushälterin mit all dem zu tun haben sollte, „Oktavia? Ist sie auch eine Agentin?“, die Gruppe schaute sich gewiss an und nickte ihr stumm zu.
„Sie sah wie immer aus...nein, nicht. Sie besaß blaue Flecke, Blutergüsse und hatte ein Hämatom am rechten Unterarm. Das war mir neu.“
Beunruhigt schaute sich die Gruppe an und flüsterte.
„Wir müssen Oktavia da raus holen.“ setzte Jodie zum Sprung an.
Paúl hielt die Frau bei der Hand fest und hielt sie davon ab, „Wie stellst Du dir das vor, Jodie? Rein spazieren, Cameron sagen – oh Hallo, ich bin eine Spezial Agentin des FBIs, ich würde gerne Oktavia mitnehmen?, Jodie, meine Liebe so einfach läuft das nicht.“ - die beiden Agenten sahen sich an, der Ausdruck von ihr änderte sich schlagartig als sie nur einen Gedanken daran vergeudete.
„Sie ist so gut wie tot.“, Jodie und Paúl drehten sich zu Clarke um, musterten sie und bemerkten ihre sonderbare Haltung.
„Wie meinst Du das?“, ihr Onkel erwiderte ihre Aussage und kam einen Schritt auf sie zu. Dave streckte die Hand aus und schien ihn davon abzuhalten. Abrupt blieben sie alle starr stehen, in ihren Augen spiegelte sich einen Moment dieser leere Ausdruck als würde sie jeden Augenblick wieder von einer Rückblende erfasst.
„...Oktavia, sie ist bereits tot als sie anfing für meinen Onkel zu arbeiten. Ich denke, wir alle wussten, es ist ein Leben auf Zeit. Ein Spiel. Ein grausames Spiel.“ sprach sie leis.
Unbehaglich hielt sich Jodie an Paúls Hand fest, ihr Onkel warf einen unwohlen Blick in die Runde und jeder Mann schluckte kräftig.
Es war ein Zeitspiel. Ein gefährliches, Zeitaufwendiges Spiel. Das Cameron hinter einer bestimmten Sache her war, war sicher, doch leider verfügte Clarke nicht über genügen Informationen über sein Handeln, seinen Machtzerfressenen Plan – den er besaß.
„Ihr wisst über etwas bescheid – was genau will Cameron?“
Nun war sie die jenige, die eine Frage stellte und sie waren gewissermaßen dazu gezwungen zu antworten. Doch es schien als würde es sich niemand trauen.
„Hast du den Schlüssel noch?“
Dave stellte eine Frage, Clarke schaute zu ihm auf und überlegte. Das Glas in einer Hand gewogen griff sie unter ihren Kragen des Pullovers und holte eine Kette hervor, dort baumelte der rostige Schlüssel...
(…) Mitternacht, sie schlief in eines der leeren Zimmer. Einen Spalt stand die Tür offen, Licht des Flures das herein brach und Schritte die entlang schlürften.
Stürmisch prasselten Regentropfen gegen die leicht verschmutzten Fenster des Anwesens. Unruhig wälzte sich die Frau umher, warf die Decke beseite und drohte aus dem Holzbett zu stürzen.
Schrecksekunde...Sperrstunde...ein Traum der sie zu oft verfolgte.
Aus ihren geglaubten „Traum“ erwacht, fand sich Clarke in einem langen dunkeln Gang eines alten Gemäuers wieder. Das ticken der Standuhr am Ende. Tick. Tack. Tick. Tack.
Sie kannte es. Diese Vertrautheit. Diese Atmosphäre. Diesen Gang. Die beängstigende Enge als der Gang sich verkleinern wagte, ein panisch verzerrtes Gesicht das sie machte als sie rannte, das lange Kleid am Stoff packte, raffte und beinahe über bröckelnde Steine fiel.
Es war derselbe Gang. Dasselbe Haus. Dasselbe Vertrauen, der Traum in dem sie so oft gefangen war, das sie als Kind einen Psychologen brauchte um „Traum“ und „Realität“ zu unterscheiden.
Sie fand sich einfach wieder – als Kind. Das knattern und knarren von Holz das Lichterloh brannte. Die Schreie, die sie ausstieß, die Sirenen und die Rufe eines Mannes...
„Clarke! Clarke, nicht!!!“
Entsetzen des aufwachens. Wankende stand sie auf der Kante des Vordaches. Sie spürte die erdrückend brennende Hitze im Nacken. Mit Tränen in den Augen schaute sie über ihre schmalen Schultern, in das Gesicht eines Mann dessen Ausdruck Machtzerfressen war.
Sie wagte es, zog es in erwägung zu springen sollte er einen Schritt näher auf sie zu kommen.
„Lassen Sie mich in Ruhe!“ schrie immer wieder ihre kindliche Stimme.
Ein breites zermadertes Grinsen auf den Lippen des Mannes, eine Hand die sich nach ihr ausstreckte und beinahe ihr Haar berührte...
Sie schrie und sprang. In dem Abgrund, der ihr beinahe das Leben gekostet hätte...
(…) und wieder war es dieser Traum der Illusion und Realität verschmolz.
Dumpf fiel sie aus dem Bett, stieß sich Kopf und Schulter gleichzeitig an eines der Pfosten.
Dave, dessen Zimmer nebenan war spürte die nervöse Anwesenheit und das poltern in ihren Zimmer.
Die Zimmertür aufgeschoben schaltete er das Licht ein und sah sie am Boden sitzen.
„Clarke!“, seine Stimme hatte sich um eine Oktave lauter geschraubt; ihre Hand drückte gegen die blutende Stelle an ihrem Kopf, sie hatte sich bei dem Sturz verletzt und es fühlte sich für sie, genau wie früher an.
In die Knie gegangen und sie beim Arm hochgezogen, „Ich hab ihn gesehen...“, zurück auf ihr Bett gesetzt nahm er ihre Hand herunter um sich die Wunde anzusehen, „Wenn?“, seine Frage klang verunsichert und seine Augen blickten in ihre.
Er konnte nur ahnen das sie im Traum eine Rückblende hatte und sich nur schwer daran tat wieder zurück zu kommen.
„...Samuel, deinen Vater.“ flüsterte sie.
Entsetzen. Dave drückte ihre blutverschmierte Hand und schluckte das erste Mal. Er konnte sich nicht erklären, was sein Vater mit der Sache von Cameron zu tun hatte, auch fiel ihm jetzt auf wie anders er sich verhalten hatte, nachdem er Clarkes Anruf entgegen nahm und sie zu ihm schickte, er auch keineswegs gefragt hatte warum sie ihn sprechen wollte und niemand anders.
„Meinen Vater?“ fragte er bestürzt nach.
Sie starrte in seine Augen, der Mund leicht geöffnet, die Worte anfangs unverstanden: „Im Traum..., ich habe Samuel im Traum gesehen, der immer wiederkehrende Traum.“
Er dachte einen Moment sie sei Verrückt geworden, doch so langsam ergab das alles einen Sinn.
„Du musst mir davon erzählen.“ drang er sie dazu, ängstlich wirkten ihre Augen als sie seinen Blick erwiderte und hilflos versuchte sich ihre Hand an seinem Shirt festzuhalten.
„Was genau will Cameron?“
Ihre Frage klang banal. Dave wusste was sie hören wollte, doch konnte er das Riskio riskieren und dabei seine Mission gefährten?
Clarke war nur die Figur in einem gefährlichem Schachspiel. Sie war der Bauer, der Läufer und die Königin in einem. Sie war die wichtigste Person, die sie schützen mussten, ohne ihr oder das Leben eines anderen zu gefährten – doch, sie war anders als erwartet oder wie Oktavia sie beschrieben hatte in all den Jahren ihrer undercover Arbeit.
In den großen Saal gegangen, mit einem Tuch stoppte die Frau vorerst die Blutung, sie war nur halb so schlimm wie man annahm.
Auf der Couch Platz genommen kramte Dave einige Akten, Unterlagen aus eines der riesigen Schränke. Die Einheit hatte sich im Haus von Paúl und Jassy eingerichtet, auch weil der Mann seit Jahren Cameron auf der Spur war, er wollte diesen Dreckskerl endlich dran kriegen, ihn verhaften doch so einfach wäre das nicht.
Auf dem Tisch alles abgelegt schob Dave diesen nah an Clarke heran und setzte sich neben sie; „Ich dürfte es Dir nicht einmal zeigen aus Schutzgründen, weil du eine wichtige Rolle spielst, aber … ich kann es nicht vor dir verbergen und du hast ein Recht auf die Wahrheit.“, sie nahm die Hand von der blutenden Stelle und schaute zu ihm rüber. Sein Blick hatte sich geändert und sie wusste, alles oder nichts!
Dave reichte ihr eine Akte mit einigen alten Artikeln der Zeitung von, vor gut 30 Jahren, wenn nicht so gar länger.
„Das wird Dir nicht gefallen.“, „Ich weiß.“ - das blutverschmierte Tuch beiseite gelegt atmete sie tief durch bevor sie die Akte öffnete und die Artikel laß.
(Achtung! Jetzt folgt eine Reihe von Artikeln – (es beeinträchtig möglicherweiße das Kapitel, gehört jedoch zur Geschichte/Inhalt!))
***
„Mordanschlag auf die Familie Evans.“
„19. Mai 1954 – in der vergangenen Nacht wurde ein Anschlag auf die Familie Evans verübt. (…) ein unbekannter Täter hat einen Stein in die Scheiben der Villa geworfen, gefolgt von Molotovcocktails, die Lounge der Evansvilla fing Feuer. Es gab jedoch keine Verletzten, die wohlhabende Familie kam mit einem Schrecken davon. Der Tatverdacht ist bisher unklar, die Polizei geht von einen Racheakt aus...“
„Schatz unter Wickford“
„Die beiden Brüder Eli Evans und Cameron Lodge, haben eine riesige Entdeckung in Wickford gemacht. Es war der 29. Juni 1963, als die Brüder unter ihrem Elternhaus eine alte Kammer entdeckten, verbarrikadiert mit alten Holzbrättern...,(...) im frühsten Mittelalter war dies die Schatzkammer einer Räuberbande, unter all den Schätzen barg sich ein wertvolles Schmuckstück...“
„Verlobung zwischen Eli Evans und Jane Cartner“
„Das junge Paar Eli Evans (Sohn eines Unternehmers) und Jane Cartner (Tochter eines Winzers), gaben heute Mittag öffentlich ihre Verlobung bekannt.
13.Januar 1957“
„Erbschaftsstreit“
„Die Geschwister Evans und Lodge sollen sich nach einigen Aussagen, um die Erbschaft gestritten haben, Grund sei eine hohe Geldsumme und die vererbtbare Villa sein. Nach einigen Aussagen des Familienanwalts soll Eli Evans einen größer Anteil und die Villa bekommen, Cameron Lodge soll nur mit der Hälfte davon kommen. Jassy Evans, die vor einigen Jahren schon zur Aussage brachte auf das Erbe zu verzichten. (…) Grund für den Streit soll die Minderjährige Clarke Evans sein, sie soll ein gewisses Erbstück nach dem Ableben von George Evans erhalten...“
***
Clarke zuckte bei ihren Namen in dessen Artikel von 1990 zusammen, „Was habe ich damit zu tun? Ich kannte ja meine Eltern geschweige meine Großeltern kaum.“, hilfesuchend und fragend schaute sie hinüber zu Dave. Dieser hielt sich bedeckt ruhig und hielt die gesamte Zeit über Blickkontakt zu ihr.
„Du kannst dich an sie nicht erinnern, doch sie an dich. Cameron ist Machtsüchtig, er will alles besitzen dafür tut er wirklich alles.“ erwiderte der junge Mann.
„Du meinst die Sache mit meiner Tante? Jassy.“, Dave nickte ihr gewiss einmal zu, „Genau. Wer sonst würde eine Frau angeifen, die auf das Erbe verzichtet?! Cameron ging davon aus, das sie das Geld nicht haben will aber dieses eine Erbstück.“ - sie verstand die Welt nicht mehr.
Für sie schien gerade nichts Sinn zu machen.
„Das ist doch Blödsinn. Wenn Jassy schon das Erbe nicht wollte, wieso in aller Welt sollte sie dann dieses Erbstück wollen?“, „Das weiß niemand so genau.“, Clarke war von der Couch auferstanden um kurz Luft zu machen und sich die Beine zu vertreten.
„Du hast etwas was Cameron will.“ sprach Dave.
Auf den nackten Füßen stehen geblieben drehte sich Clarke nach ihm um, „Hä?“, Dave deutete auf ihren Hals und sie holte den Schlüssel hervor.
„Das was er will kann man mit diesem Schlüssel öffnen. Dein Vater muss es versteckt haben. Das Cameron all deine Post abfing war voraus zu sehen, deswegen haben wir auch Oktavia bescheid gegeben als der Brief aus Wickford abgeschickt war. Paúl hat ihn Dir geschickt weil er wusste, eines Tages würdest du vielleicht hinter das dunkle Geheimnis kommen.“ erläuerte Dave.
Oktavia, sie war in all der Zeit in das Geschehen eingebunden, deswegen suchte die „Haushälterin“ immer nur den Kontakt zu Clarke, nicht zu Lena oder Diaz. Es ergab langsam einen Sinn. Auch wenn es anfangs schwierig erschien.
„Bankfach.“
Das war dass erste Wort, das sie am Morgen sagte als alle andern endlich erwacht sind.
Unglaubwürdig was sie von sich ließ illerte Dave sie an. Er musste auf der Couch eingenickt sein. In normalen Straßensachen stand sie vor ihm. Leichte Verwirrtheit die sich breit machte, langsam rutschte er auf dem Polster nach oben und rieb sich müde die Augen.
„Was?“ murrte er verschlafen.
„Dieser Schlüssel, Dave... er muss zu einem Bankfach gehören, vielleicht ist dieses sogar in Wickford.“
Es hörte sich alles gerade sehr Verrückt an, was diese Frau da gerade von sich gab, müde rieb sich der Mann das Gesicht und erhob sich langsam von der Couch.
„Clarke, wie kommst Du auf solch eine Erkenntnis?“
Sich kurz an ihrer Schulter fest gehalten, blindlinks hob sie ein Foto an und hielt es ihm Nah genug vor die Nase. Es handelte sich um eines der ersten gemeinsamen Fotos ihrer Eltern. Dave schaute es sich genauer an, vorerst konnte er nichts genaueres erkennen, bis sie mit dem Finger auf ein Detail tippte – 19345, das war kein Code für ein Safe gewesen sondern für eine Ortsstraße in Wickford.
„Weißt du, das, dass gerade echt schräg ist.“, „Wie meinst Du das?“, Dave rieb sich den Nacken warf das Foto zurück auf den Tisch und ließ die Knochen förmlich knacken.
„Ich wäre nie im Leben darauf gekommen.“, „Hm, ich habe eben ein geübtes Auge für die kleinen Dinge im Leben.“, sie versuchte zu scherzen was wohl kaum gelang im Anbetracht der Sachlage.
Wickford.
Das erste Mal nach einer halben Ewigkeit befand sich Clarke in Wickford. Zu lange war es her. Zu viel Zeit war verstrichen. Nichts erkannte sie mehr. Straßen sowie die Gegend hatte sich in all den Jahren verändert. Es war voraus zu sehen, das nichts mehr wie früher war.
In seiner Jacke stand sie im Foyer der Bank, die Hände an den Oberarmen schaute sie gespannt an die hohe kunstvolle Decke.
„Jane? Jane Evans?“
Man sprach sie an, jedoch war nicht sie mit Jane gemeint – langsam sanken die Arme herunter und sie drehte sich beunruhigt zu der Stimme um.
Es war ein Bankangestellter, wenn nicht sogar der Chef persönlich. Sie strich eine Strähne hinters Ohr, „Tut mir leid. Ich bin nicht Jane.“, der Mann beäugte sie genaustens und kam einen Schritt auf sie zu.
„Aber, ...du siehst genau wie Jane aus.“ musterte er.
„Ich heiße zwar Evans aber nicht Jane. Jane war meine Mutter. Ich bin Clarke.“
Es hätte ein dröhnendes Geräusch wie in einem Hollywoodstreifen geben müssen als sie diese Aussage traf. Der Mann wich schockiert einen Schritt zurück, hielt sich die Hand auf dem Mund und seine Augen zuckten nur so.
„Oh mein Gott.“
Diese Aussage traf sie hart. Sie konnte nichts dafür die Tochter einer gänzlich ausgelöschten Familie zu sein, die hier jeder zu kennen schien, „Wie hast Du all das überlebt?“ - Clarke schien mit dieser Frage überfordert zu sein.
„Wie, wie meinen Sie das...überlebt?“, „Du erinnerst dich nicht? An das Feuer, 1997?“, Feuer, dieses Wort es brannte so sehr da sie sich einen Momentlang an einer Säule im Foyer festhalten musste. Sie war damals noch zu jung gewesen um sich noch daran gut zu erinnern. Nun ergab es auch einen Treffer wieso sie, die meiste Zeit von einem Feuer träumte.
„Clarke? Miss Evans?“ sprach der Mann.
Sie hielt sich die Hand gegen den Brustkorb als würde man ihr jegliche Luft nehmen. Sie begann zu husten als würde sie vom Rauch verschlungen werden, es brauchte eine Sekunde, sie konnte sich nicht schon wieder von einer Rückblende einnehmen lassen und fürs erste gelang es ihr auch.
„Verzeihung, es ist nur so... ich weiß nicht, ich erinnere mich kaum daran.“
„Schon gut, ich hätte nicht fragen sollen. Es war mein Fehler. Wie ist es Dir in all den Jahren ergangen?“ sprach er ruhig.
Er führte sie zu eines der leeren Sitzbänke. Sie nahm Platz, sie brauchte das. Sie versuchte ruhig zu atmen. Sich zu konzentrieren.
„Ich schätze nicht so gut wie Sie es gerne hätten, was.“, zum ersten Mal legte sich ein Lächeln auf ihren Lippen, wohl eher aus Verzweiflung an der Geschichte als aus Freude.
„Wir haben uns alle schreckliche Sorgen gemacht. Weißt du deine Eltern und dein Großvater, sie waren sehr angesehen hier.“ erzählte er.
Clarke schaute zu ihm rüber, er berührte ihre Hand und hielt diese für einen Moment fest. Es ist, als würde sie mit einem alten Freund sprechen, den sie Jahrelang kannte und vertraute.
„George war mein engster Freund, genau wie Eli und Jane. Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich, genauso hübsch wie Sie.“ belächelte er es, „Oh ich vergas, Jefferson Pay. Du kannst mich ruhig Jeff nennen.“ - sie starrte die Hände an und illerte schräg zu ihm auf.
„Sehr erfreut Jeff. Wie waren den meine Eltern? Und natürlich mein Großvater.“ setzte sie an.
„Wunderbare Leute und so nett. Vorallem dein Großvater, er war wunderbar, er hat ein Teil seines Vermögens in diese Bank gesteckt, die war um die 1970' kurz vor der Schließung, ich danke George wirklich. Schade das er nicht mehr am Leben ist, er wäre stolz darauf so eine hübsche Enkeltochter zu haben.“, nur kurz machte Jeff eine Pause um gleich weiter zu erzählen, „Dein Vater war toll, großartiger Mann, liebevoller Vater und deine Mutter, ach Jane, sie war wunderschön, Du hast ihre Augen... aber du bist sicher nicht hier um etwas von der Vergangenheit zuhören, oder?“
Clarke begann mit dem Kopf zu schütteln, mit ihrer freien Hand zog sie den Schlüssel unter dem Pullover hervor und Jeff wurde mulmig zu mute.
„Steck den wieder ein. Ich weiß was Du möchtest, … dein Erbe.“
Der Bankangestelle flüsterte am Ende. Scheu wie ein junges Reh schaute er sich um, bedacht darauf das niemand etwas genaueres sah.
Bei der Hand zog er die Frau mit auf, Jeff wusste so gut wie Clarke das es an der Zeit war das Fach zu öffnen, ihr es auszuhändigen auch wenn er das ungern tun wollte.
(…) Stille, Jeff hatte hinten ihnen die Tür verschlossen, so wie es sich gehörte – Dave an der Seite warteten die beiden nur darauf das er endlich das Fach öffnete.
Mit einem seperaten Generalschlüssel schloss Jeff ein Fach mittig der andern auf und trat einen Schritt beiseite, „Miss Evans.“, deutete er ruhig an, Clarke und Dave, die beiden sahen sich an als wären sie ein Paar. Der junge Agent nickte ihr gewiss zu und sie trat einen Schritt auf das dunkle Fach zu. Sie musste schlucken, keiner so genau wusste was sie gleich dort wieder finden würde.
Das Erbe? Von dem aller Welt sprach. Ein dunkles Geheimnis? Vor dem alle die Augen verschlossen.
Tief durch geatmet nahm sie den Schlüssel vom Hals, drehte den rostigen Gegenstand in dem Schloss und öffnete somit das allerheiligste, was es im Moment für sie gab. Das Bankfach.
Die schmale Holzklappe geöffnet starrte sie ins Innere und hielt die Luft an. Stille und Mutig legte sich eine Hand ans Fach. Clarke hatte mit allem gerechnet aber nicht damit.
In dem Fach war nicht wie vermutet ein Dokument oder ein Testament ihres Großvaters – sondern die alte Holzkiste ihres Vaters, wo er all seine wichtigen Unterlagen aufbewahrte.
Dave und Jeff warfen sich einen besorgten Blick zu. Langsam zog die Frau die Kiste aus dem Fach und drückte sie eng an sich.
Zu den beiden Männern umgedreht, ihre Augen sprangen von einem auf dem anderen.
In der Mitte des Raums stand ein Tisch aus Metall und vorsichtig stellte sie die Kiste ab.
Die beiden Männer stellten sich seitlich neben sie. Jeff war genauso neugierig wie Dave. Er wüsste zu gern was Eli damals in die Kiste gelegt hatte. Niemand hatte eine Ahnung was sich darin befinden würde.
Luft holend löste Clarke den kleinen Riegel an der Seite, der die Kiste zusammen verschlossen hielt, zitternd legten sich ihre Hände auf den Deckel und sie zögerte. Sie schaute hinter sich zu Dave, der junge Mann legte eine Hand auf ihre Schulter und beugte sich ihr ein wenig entgegen. Seine linke Hand legte sich an ihrer und er nickte zustimmend.
Auch wenn die beiden kaum etwas mit einander zu tun hatten, vertraute Clarke ihm sehr, immerhin tat es ihr Onkel Paúl auch.
Gemeinsam taten sie den Schritt und lösten den Deckel. Langsam hob er sich an und sie klappten ihn nach hinten.
Ein raunen der Verwunderung. Kein Testament oder ähnlicheres, nur ein Handgeschriebener Brief an Clarke. Stammend von ihrem Vater. Und sie begann ihn zu lesen:
Clarke, meine geliebte Tochter.
Ich weiß, wenn Du diesen Brief findest, ihn endlich erhälst wirst du überall das sehr erschrocken sein. Über das dunkel Geheimnis einer Person.
Hör mir gut zu, ich weiß es ist schwer zu erklären, doch, ...halt dich von deinem Onkel Cameron fern!
Er ist abgrundtief böse. Er ist der Teufel im Leib. Er will Dir nichts gutes, egal mit welchen Mitteln er es (immer) versucht.
Er will das, was Dir rechtmässig zu steht. Er will dein Erbe, dein Großvater selbst, er wollte immer das du es bekommst.
(…) das was geschieht, ist nicht zu ändern. Was deiner Tante Jassy zu stieß, ich habe die dumme Vermutung, er war es – Cameron!
Er hat sie ermordet und zerstückelt in dem Brunnen geworfen. Er nahm wie so oft an, sie würde das Erbstück bekommen doch so dem ist nicht. Dir gehört er!
Nun hör mir noch einmal zu, mein Liebling.
Er hat uns alle auf dem Gewissen, Jassy, deinen Großvater, deine Großmutter, Mich und deine geliebte Mutter.
Kehre nie nach Wickford zurück, nicht zu dem Haus, in dem alles begann.
Tu mir bitte den Gefallen, lass nicht zu, das Cameron auch Dir schadet oder einen nahestehenden Menschen, den du liebst.
P.s. Meine Kiste hat ein Geheimfach, öffne es und Du wirst sehen wofür dein Onkel mordet.
Und denk immer daran, wir lieben dich auch wenn wir womöglich längst tot sein werden.
In Liebe, dein Vater Eli Evans.
Clarke wurde schlecht. Sie laß diesen Brief, ihr Magen drehte sich um, nur beim Gedanken das Cameron alle ermordet hatte nur um etwas zu bekommen was ihr gehörte.
Jeff und Dave waren schockiert, und nahmen einen Moment Abstand. Jeder einzelne musste durchatmen und vorallem Clarke musste es.
Sorgsam legte sie den Brief beiseite und durchsuchte die Kiste nach dem Geheimfach, bis sie ihn fand. Die kleine Vertiefung im Inneren mit den Fingernagel angehoben löste sich der Doppelteboden und sie hebelte ihn raus.
Sie schluckte und starrte wie gelähmt, „Ein Ring?“, wie versessen eilten die Männer wieder auf sie zu und warfen einen neugierigen Blick über ihre Schulter.
In ihrer Handfläche lag der silberne Ring besetzt mit einen Diamanten. Sie nahm das Schmuckstück zwischen die Finger und hielt ihn sichtbar gegen das Licht. Hundertfach funkelte er in den verschiedensten Farben auf.
„Das will Cameron haben, einen Ring?“ stellte Clarke, die unwahrscheinliche Frage.
Clarke drehte den Ring in die verschiedensten Richtungen, ein wahres Wunder eines Regenbogens spiegelte sich im Diamanten.
„Das ist der Verlobungsring deiner Mutter.“ deutete Jeff an.
Die beiden schauten zu dem Bankangestellten, „Was will Cameron mit dem?“, „Weil er weitaus mehr wert ist als sich irgendwer erträumen kann.“, Dave hatte nur kurz den Ring an sich genommen um diesen genausten zu betrachten.
Es war jeden Anwesenden ein Rätsel weshalb Cameron ausgerechnet den Verlobungsring ihrer Mutter wollte. Sicher, er war weitaus mehr wert als alles andere in der Welt – doch weshalb ermordete er all seine Familienmitglieder? Es war als wolle er diesen Ring für sich selbst, für sich allein. Clarke hatte den Gedanken, dafür hätte er alles getan, ihn sicher sogar von den kalten Finger ihrer Mutter gezerrt, wenn Eli nicht so schlau wäre und diesen Sicher in einem Bankfach verschlossen hätte.
(…) sie hätte es nicht tun sollen, doch sie hatte ein merkwürdiges Bauchgefühl, als sie nochmals dieses eine Detail im Brief laß - „Kehre nie nach Wickford zurück, nicht zu dem Haus, in dem alles begann“.
Sie hatte ein schleichendes Gefühl, das dort etwas war, was ihr mehr von der Vergangenheit erzählte.
Auch hätte sie Dave nie dazu überreden sollen, mitzukommen, sie zu begleiten und sie vor Gefahren zu schützen. Es war ein dummer Gedanke, ein Fehler gewesen.
***
„Clarke, ich halte das wirklich für eine bescheuerte Idee.“ murrte Dave.
Die beiden saßen im Auto, sie waren ohne ein Wort an die andern zum Hauptsitz der Evans gefahren, nervös fummelte Clarke am Gurt um dieses aus der Halterung zu bekommen.
„Mag sein, doch ich habe so ein Gefühl das hier irgendetwas noch ist.“, „Und den Wunsch deines Vaters zu ignorieren? Clarke das ist Wahnsinn!“, die Frau schaute über die Schultern zu ihm, mit der Hand an der Tür und einen Fuß gegen den Innenraum gedrückt, „Möglich.“
Mit diesem Wort war sie aus dem Auto verschwunden. Sie ignorierte nicht nur den Wunsch von Eli sondern auch das Absperrband der Polizei.
Wie ein flinkes Wiesel war sie unter dem Absperrband gekrochen und stand mit beiden Beinen auf dem Innenhof ihres damaligen Zuhauses.
„Paúl erwürgt mich eigenhändig.“ fluchte der junge Mann vor sich hin, bevor auch dieser ausstieg und unter dem Absperrband kroch.
Gerade noch Rechtzeitig konnte er sie davor abhalten ohne ihn weiter zu laufen. Mit seinem Ausdruck im Gesicht tadelte er ohne Punkt und Komma.
Es wurde Windstill um sie herum, als würde gleich jeden Moment etwas aus der Dunkelheit angreifen – ihren Arm los gelassen schauten sich die beiden flüchtig um.
Der Innenhof war überwuchert mit Unkraut. Die Steinplatten waren mit Moos überzogen, die Kletterrosen schlängelten sich durch den Eisenzaun. Im Grunde wirkte alles sehr verlassen und verwahrlost.
„Ich fühle mich echt unwohl hier.“ flüsterte Dave.
Clarke ignorierte seine Worte, gesteuert von etwas setzte sie den ersten Schritt und ging auf den Brunnen zu. Wo sie eins ihren Großvater fand und wo Jassy zerstückelt da lag.
Das ungute Gefühl. Still folgte der Mann ihr. Es war beängstigend. Die Villa wirkte in der Abenddämmerung düster und gefährlich. Nichts deutete mehr darauf hin, das hier eine Familie mit Kindern und Enkelkindern aufwuchs.
Brandspuren von dem Feuer 1997 klebten immer noch auf der Seitenfläche des Hauses, man konnte sich nur ausmalen was hier vor Jahren geschah.
Ein Mord. Ein Brand. Ein Streit um ein Erbe.
Einen Meter stand Clarke vor dem Brunnen, trotz des ständig wechselnden Wetters konnte man immer noch die rostigen Blutflecken sehen. Hinunter gekniet strich ihre Hand über die Marmorrand des Brunnens. Ein brennender Schmerz der Erinnerung von damals huschte über ihren Rücken. Taumelnd erhob sie sich und stolperte in Daves Arme.
„Was hast Du?“, „Nichts. Alles in Ordnung.“, sie log wie so oft wenn jemand fragte ob alles gut sei und wieder hatte sie kurz Bilder vor Augen gehabt, die an das schreckliche Erlebnis zeigten.
Wieder gefangen passieren sie den Weg hinauf zur Villa. Der Innenhof war nur der Anfang gewesen.
Über Ranken bishin zu kleinen Hinternissen gestiegen erreichten sie den Haupteingang nach einigen Minuten und wieder wurde es so Windstill als hätte man die Zeit angehalten.
Kurz hielt Clarke an als sie glaubte jemanden zu hören, „Hast du das gehört?“, Dave schaute sich Sekundenlang um, hob die Schultern und verneinte ihre Aussage: „Ne.“
Als ob ihr Verstand, ihr einen Streich spielen wollte. Langsam stieg sie die zersplitterten Steintreppen hinauf. Ihr Blick schweifte über die Stilvoll geschnitzte Eingangstür. Ihre Hand berührte den goldenen Knauf – etwas tief in ihr drin verriet sie solle noch nicht hinein gehen.
Sie entzog ihre Hand wieder und lehnte sich etwas nach hinten, Dave beäugte sie von der Seite und starrte hinauf zu den Ziegeln des Vordaches.
„Clarke, pass auf!“ schrie seine Stimme.
Eines der porösen Dachziegel löste sich und wollte sie durchweg erschlagen. Bei der Hand zog er sie schützend zur Seite, genau deswegen wollte sie ihm dabei haben, ohne ihn hatte dieser Ziegel sie erschlagen und sie würde blutend auf der Treppe liegen. Und niemand wüsste wo sie zu finden sei.
Kurz mussten sich beide erholen, auch wenn dieser Akt nicht viel ausmachte versetzte es jedoch beide in schrecken.
„Ich glaube ich habe da was gehört.“ behagte sie wieder.
Nach wie vor, Dave vernahm kein Geräusch außer das der Vögel und des Windes. Sie war vielleicht Verrückt geworden, das musste man in Kauf nehmen, wenn man bedachte was sie alles durch hatte.
Den Mann bei der Hand gehalten zog sie ihn mit. Sie bemerkte im Geiste ihres leicht angeknacksten Verstandes nicht wie sich ihre Handlung andern gegenüber änderte. Dave unternahm auch nichts um das zu unterbinden. Er nahm es gelassen und trottete ihr nach wie ein Hund, den sie an der Leine führte.
Sie marschierten um die westliche Ecke der Villa und da war es, das was sie die gesamte Zeit über hörte.
„Lena.“
Es war schwer von der Entfernung zu erkennen. Doch an eines der alten Bäume hing Lena, ihre nicht ganz „leibliche“ Cousine – Dave musste die Hand über den Augen schirmen um gegen die Dämmerung anzukommen, doch Clarke hatte Recht behalten.
Blut überströmt und angekettet wie im Mittelalter hing sie an der Trauerweide und wimmerte.
Sie tauschten nur einen Blick aus und rannten. Rannten auf sie zu. Womöglich war das die letzte Chance das Mädchen noch lebend zu retten, auch wenn dies bedeutete Cameron war hier. Wartete nur darauf Clarke oder Dave zu erwischen. Und ihr Vater hatte im Brief recht behalten; Cameron tat alles um an diesen Ring zu kommen, den sie um den Ringfinger an der rechten Hand trug.
„Lena!“
Sie schrie ihren Namen als wäre ihre Cousine taub oder schwerhörig. Beide erreichten die Weide, sie hing vielleicht 20 Zentimeter bis hin zu einen halben Meter in der Luft. Die Handgelenke blau, die Lippe offen, der gesamte Körper mit Blut getränkt als hätte die 17 – jährige darin gebadet.
Clarke umfasste ihr Gesicht um es anzuheben, sie spürte nur einen schwachen Puls am Hals und suchte ihren gesamten Körper nach Verletzungen ab.
„Lena, Lena hörst du mich?“ fragte sie besorgt.
Clarke und Lena hatte nie das innige Verhältnis was man vielleicht sonst so von andern Verschwandten kannte, zwischen ihnen herrschte eher eine eingespannte Situation.
„Er hat ihn ermordet...“ murmelte sie.
„Was, wer? Lena, wer hat wenn ermordet?“ hinterfragte Clarke.
Schwach hob das Mädchen ihren Kopf, Clarke sowie Dave hielten den Atem an als sie bemerkten, das man ihr ein Auge rausgerissen hatte. Stark kämpften sie dagegen an.
„Mach sie los!“ brüllte die Frau.
Es war nicht unschwer zu erkennen was Lena zugestoßen war. Cameron musste ihr das angetan haben. Clarke war es so klar, Diaz wäre nie davon gelaufen ohne seiner Schwester etwas gesagt zu haben.
Dave zerrte an den Seilen, stark sog die Jugendliche die Luft ein vor Schmerz. Unter die Arme gegriffen packte Clarke ihre Cousine um sie vor einen Sturz auf die harte Wiese zu schützen.
„Er hat ihn umgebracht...“ säuselte Lena erneut.
Clarke und Dave, angesehen und er zerrte das letzte mal an der linken Hand um das Seil los zu binden.
Helfend mit unter die Arme gegriffen sanken sie zu Boden und lehnten Lena gegen den Baumstamm.
Mit einem Stück Stoff deckte Clarke das klaffende Loch ab, wo eins ihr Auge war, es war ein durchaus nicht schöner Anblick gewesen. Ihr Pullover hatte eine rostigrote Farbe des Blutes angenommen. Lenas Hände hatten sich zittrig in ihren Ärmeln verfangen, „Er hat ihn getötet.“, ihre Stimme war kaum merkbar, hörbar. Die beiden Erwachsenen wussten, wenn das Mädchen meinte. Diaz. Ihren Zwillingsbruder.
Für einen Moment musste Clarke alles riskieren und Lena ausfragen so lange sie noch bei Bewusstsein war.
„Lena. Lena, hey. Wo ist Oktavia?“
Ihre sanfte Stimme flüsterte in jeder Oktave. Das Mädchen konnte sich kaum bei Bewusstsein halten, ihr Auge schloss sich immer wieder und Clarke berührte ihre Wangen.
„Lena. Oktavia, wo ist Sie?“, kurz wurde sie lauter, Lena blickte schwach in ihre Augen, „...im Haus.“, ihre verschmierte Hand löste sich und zeigte hinauf in Richtung der Villa.
Gedreht starrten beide hinauf zu dem Anwesen.
„Bring sie hier weg.“, „Bist du verrückt? Ich lasse dich nie und nimmer hier alleine zurück.“, Dave wehrte sich provokant gegen ihren Willen.
„Bring sie hier weg!“, Clarke schrie das erstemal in ihrem Leben eine Person an, die ihr ans Herz gewachsen war auch wenn sie sich kaum kannten.
„Clarke was ist wenn er da drin ist und nur auf Dich wartet?“ fragte er.
Er wollte es auf keinen Fall, er wollte sie nicht zurück lassen an einem Ort der ein dunkles Geheimnis verbarg. Und auch wollte er sie keinen Mörder überlassen, der nur darauf wartet sie endlich zu bekommen.
„Lieber sterbe ich, als zu wissen das es Lena nicht schafft. Bring sie hier weg, bitte.“
Sie flehte und das nur zu ungern. Ihre Augen, dieses Funkeln im Inneren und Dave knickte wie ein Kartenhaus ein.
„Mhmm...ahhr, gut, aber bitte tu nichts unüberlegtes. Ich bringe sie zum Wagen und rufe Paúl an.“
Sie nickte aber versprach es nicht. Sie würde eine Dummheit begehen, eine, die vielleicht sogar ihr Leben beeinträchtig würde.
Sie hatte nicht auf ihn gehört. Sie hat die Villa betreten. Sie stand in mitten der Verwüstung ihrer Vergangenheit. Auf den Boden immer noch die Kreise, die mit Kreide gezeichnet um Objekte war. An einigen Ecken hing Absperrband der Polizei.
Clarke achtete auf jedes noch so kleines Geräusch im Haus. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie hörte nichts. Es war, als sei sie plötzlich taub.
Ihre Füße bewegten sich eigenständig auf den alten Dielen. Ihr Herz raste ins unermessliche nur bei dem Gedanken hier allein, in einem Haus zu sein, so nah bei dem Mörder ihrer Familie. Sie schluckte. Schweiß trat auf ihre Stirn und ein kalter Schauer lief ihr kriechend über den Rücken.
„Oktavia!“
Sie rief und es schallte wie bei einem Echo. Schmerzlich hielt sich die junge Frau die Ohren. In jeder Ecke funkelte etwas auf und sie wusste es war Bedeutungslos.
Eine breite Treppe hinauf gestiegen um in den oberen Bereich zu gelangen. Das leise knarren der Dielen unter ihren Füßen.
Was würde Dave nur von ihr denken, sollte sie nicht lebend aus dem Haus kommen?
Er wäre unfassbar sauer auf sie. Doch im Moment nahm sie alles hin. Sie wollte nur Oktavia finden und verschwinden.
Sie begann zu zittern je weiter sie die Treppe nach oben stieg. Sie fürchtete sich doch man merkte es der Frau nicht an.
Nochmals: „Oktavia!“, vergebens, es meldete sich keine mexikanische Agentin des FBIs die zu einer Spezial Einheit gehörte.
Langsam schwankte die Hoffnung, diese Frau je lebend wieder zu Gesicht zu bekommen. Oktavia war ihre Schwachstelle. Clarke vertraute ihr mehr als ihren eigenen Onkel der ein kaltblütiger Mörder war.
Auflauschend zuckte sie zusammen - „Hallo Clarke.“, Angst gepackt wich sie einen Schritt nach hinten, das Machtzerfressene Gesicht seines Vaters. Samuel.
„Schön das Du endlich nach Hause zurück gekehrt bist.“ lechzte er.
Auf ihre Haut brannte eine Gänsehaut der Furcht. Das mörderische Grinsen auf sein Gesicht. Panik machte sich in der Frau breit.
„Bleiben Sie mir fern.“, „Aber warum den? Du hast etwas, was mir gehört.“, Clarke ging nicht auf sein Spiel ein, ihre linke Hand verbarg den Ring an der rechten – Samuel blickte hinunter und trat einen Schritt auf sie zu.
„Ihnen? Ich dachte Cameron?“ fragte sie.
Clarke ging Schrittweise zurück in den düsteren Foyer des Oberstockwerks, „Cameron ist nicht hier Clarke. Cameron ist nicht hier.“, seine Stimme klang Psychomässig wie in einem Horrorfilm.
„Sie lügen!“ warf sie ihn entgegen.
„Warum sollte ich lügen, hm? Es gibt keinen Grund dafür.“ schnalzte er mit der Zunge.
Aus der Jacke holte er etwas hervor, der Lauf einer Pistole blitzte auf und ihr Atem fiel einige Sekundenlang aus. Ängstlich presste sie beide Hände ineinander und wankte zurück.
„Komm, sei ein gutes Kind und gib mir den RING!“ brummte Samuel.
Sie biss die Zähne aufeinander, „Wieso sollte ich das tun?“, der Alte entsicherte die Pistole und hob sie in ihre Richtung - „Hast du nur die leiseste Ahnung wie Wertvoll dieser Ring ist?“, sie begann schwach mit dem Kopf zu schütteln. Laut lachte er auf, „Woher auch?! Du bist ja nur eine Frau mit einer angeknacksten Psyche!“, nochmals lachte er auf und das war ihr Moment zu flüchten. Wortlos ohne weiter darauf eingegangen zu sein rannte Clarke. In den düsteren Foyer. Türen die verschlossen waren und es kein Licht gab.
„Bleib stehen!“
Samuel brüllte und feuerte die Waffe ab. Angst erfüllt schrie sie auf.
Sie rannte, rüttelte an den Türen und war verzweifelt auf der Flucht. Dave hatte ja keine Ahnung wie sein Vater wirklich war.
Blind stolperte sie in ein altes Arbeitszimmer. Staub wirbelte. Schränke wie Schubladen waren durchwühlt. Panisch umgeschaut stieß sie die Tür zu und rückte ein Schrank davor.
Bumm. Bumm. Bumm.
Immer wieder ertönten diese Geräusche. Die Arme schützend über den Kopf und hockend hinter eines der umgekippten Schränke. Ihr wahrgewordener Alptraum bewährte sich. Sie fühlte sich wie im Traum. Sie war ein kleines Mädchen das gejagt von einem Monster wurde.
Die wummernden Geräusche wurden lauter. Panik huschte und sie kroch zu einer nächsten Ecke wo sie sich verstecken könnte.
Laut brach etwas zu Boden. Sie spürte die Vibration der Schritte. Das schlürfen der Absätze der Schuhe, das knacken seiner Knochen und seine Stimme, die mit ihr sprach.
„Komm raus, wo immer Du auch bist.“, ängstlich hielt sich Clarke beide Hände gegen dem Mund um ihr Atmen etwas zu verringern, sie wollte nicht das Samuel ihr panisches, Angst ergriffenes wimmern hörte.
„Mäuschen, Mäuschen piep einmal. Na komm schon Clarke, piep einmal für Onkel Samuel.“
Hilfe, sie schrie immer wieder um Hilfe in ihren Gedanken. Die Schritte näherten sich ihrem Versteck. Sie spürte wie er Schranktüren aufriss um hinein zu schauen. Auf die Knie gerutscht illerte sie zitternd über eines der umgefallenen Tische. Sie erhaschte ihn und zog ihren Kopf zurück.
„Miss Evans!“ rief er.
Clarke schluckte. Ein Schuss. Die Kugel sauste einen Millimeter an ihrem Ohr vorbei und stark hielt sie dem Atem an.
„Ich stehe sogar nicht... auf Versteckspiele, du dummes Kind!“, seine Stimme klang erst „nett“ bevor sie laut und ungehalten wurde – sie robbte leise um die Tischkante um aus seinen Blickwinkel zu gelangen.
Sie spürte wie sich Samuel um eine Ecke beugte um zu schauen, „Sei nicht dumm. Du könntest leben, würdest du mir nur diesen Ring geben!“, verneint schüttelte die Frau dem Kopf und sah sich suchend um.
Ihre Finger strichen über den verstaubten Boden des Arbeitszimmers. Sie fand auf dem Boden ein abgebrochenes Stück Holz. Wog es in der Hand und warf es blindlinks in die andere Richtung. Aufgehorcht ging Samuel dem Geräusch nach.
„Wo steckst Du?“ knurrte er gefährlich.
Sie schluckte, illerte um die Ecke. Aus der Sicht des Wahnsinnigen. In die Hocke und leise erhob sich die Frau. Still schweigend tapste sie hinaus in den Flur.
Fluchend schoss Samuel um sich. Und sie rannte. So schnell und so weit sie konnte.
(…) sie war so gut und so weit wie möglich geflohen. Nicht Cameron war das eigentliche Monster sondern Samuel!
Wie hätte sie ahnen können das Daves Vater solch ein Schwein war? Er hatte auf sie geschossen, sie knapp verfehlt. Er wollte genau das wo hinter auch Cameron her war. Der Verlobungsring ihrer Mutter. Eli hatte ihn mit Absicht vor Cameron und der Außenwelt versteckt.
Hastig schnappte sie nach Luft als sie endlich vor der freien Fläche eines offen stehenden Fensters stand. Die Fensterläden weit geöffnet, „Wo wollen wir den hin, Clarke?“, seine monströse Stimme hinter ihr und sie schaute ängstlich zurück.
„Bleiben Sie mir fern.“ zitterte ihre Stimme.
Samuel schüttelte den Kopf, die Waffe auf sie gerichtet und die Schritte die sich ihren näherten.
Am Rahmen fest gehalten stieg sie hinaus auf das Vordach, „Keinen Schritt weiter! Gib mir, was mir gehört und ich lasse Dich zu frieden.“, sie schüttelte den Kopf, „Nein! Sie werden mich nie in Ruhe lassen. Wieso das alles?“, er lachte und folgte durch das Fenster.
„Wieso? Dieser Ring, Clarke, ist weitaus mehr wert als deine Familie besaß und das wusste Cameron.“, „Wo ist er? Wo ist Cameron?“, er schüttelte den Kopf, „Nicht hier.“, Samuel hob die Schultern und kam ihr näher.
„Bleiben Sie stehen!“
Für einen Moment tat er das. Sie sah sich um, blickte in den Abgrund und dann sah sie es. Die Leiche von Diaz, ganz nah und unter ihr. In der Mitte seiner Stirn ein Einschussloch und sie schluckte.
„Ich habe Fragen.“ erwiderte sie.
„Machen wir einen Deal, Miss Evans. Ich beantworte deine Fragen und im Gegenzug gibst Du mir den Ring, einverstanden?“ - „Einverstanden.“, sie spielte, setzte auf ein ganz neues Level. Auch wenn dies bedeutete, sie würde vielleicht ihr Leben lassen.
Ihr Fuß eckte an der Kante an, wankend hielt sie sich aufrecht und noch gesichert auf dem Vordach. Ein Schauspiel an Spektakel.
Sie wusste, keiner von beiden würde gewinnen, weder sie noch er.
„Lass hören!“ brummte Samuels Stimme.
Sie schaute noch einmal hinuter zu Diaz.
„Wie lange wussten Sie von dem Ring und seinen wert?“, „So lange wie ich deine Familie und deinen Onkel schon kenne.“ - sie behielt ihre Stellung und fuchtelte hinter ihrem Rücken.
„Wer, … wer hat Jassy ermordet? Ich mein, zerstückelt dazu.“ fragte sie.
Samuel lachte wie besessen und hustete eine Sekunde. Das war ihre Chance, den Ring vom Finger gezogen warf sie diesen ohne sein Wissen hinuter ins Gebüsch.
„Ohhh, meine Liebe, das war wunderbar. Alle nahmen an es war Cameron, oje leider falsch. Ich war das.“ lachte er, sie behielt Blickkontakt, „Und meinen Großvater, waren Sie das auch?“, zum ersten Mal schien er zu überlegen, „Den alten George?! Nein, das hat sich ganz allein Cameron zuzuschreiben.“, sie trat einen Schritt auf ihn zu, „Meine Großmutter, was geschah mir ihr?“, „Abgemurkst.“, noch einen Schritt, „Eli, mein Vater?“, Samuel wusste was sie hören wollte, die ganze Wahrheit. Sie kam ihm näher und er kam ihr näher.
„Erschossen, eine Kugel genau zwischen die Augen, abgefeuert aus Camerons Magnum.“ lechzte er.
„Meine Mutter, Jane – was geschah mit ihr?“ fragte Clarke.
Samuel strich über ihre Wange und sie zuckte zurück, „Was glaubst Du dummes Gör' wohl? Die hat dein Onkel erstochen...“, sie schluckte und stieß ihn zurück. Lachen ertönte von seiner Seite.
„Diaz. Wer hat ihn ermordet?“
„Diaz? Dieser nichts-nutzige Adoptivsohn? Tot. Mäusetot. Erschossen genau wie dein Vater. Er war nur Balast!“ grunzte Samuel.
„Und wer hat das Lena angetan?“ - Still, es wurde einfach still und er grinste wie versessen in sich hinein und schwieg die ersten paar Minuten.
„So dumm wie Sie vielleicht aussah war Lena nicht. Sie kam dahinter als Diaz verschwand und diese fette Haushälterin dich fortschickte.“
Verachtung in jedem Wort was er sprach, „Oktavia war nicht fett! Oktavia ist eine wunderbare Frau!“, Clarke verteidigte sie obwohl sie keine Ahnung hatte ob sie noch leben würde oder nicht.
„Schweig!“, er schrie sie an, „Es war ein leichtes Unterfangen, Camerons Tochter zu schnappen, nachdem sie versucht hatte aus dem Haus zu fliehen. Dir ist die Flucht gelungen, Ihr nicht. Cameron wusste, seine Kinder waren anfangs nur Deckung und waren nicht von Bedeutung für ihn.“, Clarke schwieg wie er es verlangte und kurz illerte sie hinunter zu Diazs toten Körper.
„Wie können Sie nur so etwas sagen?!“
„Das weißt Du nicht? Th, sehr Schade. Lena genau wie Diaz waren nur Figuren in unserem Schachspiel. Hast du immer noch Fragen oder wars das?“
Samuel wurde langsam wütend. Sie bekam es mit der Furcht zu tun und wich bis zu Kante zurück.
„Ja! Was ist mit Oktavia geschehen?“ fragte sie.
Ihre Stimme war laut genug gewesen um die benachbarten Häusern zu informieren.
„Gute Frage. Dir sind sicher ihre Flecken nicht entgangen?! Cameron war sehr wütend als er erfuhr das sie undercover arbeitete. Ich konnte ihn kaum zurückhalten als er sie hier her brachte und auf dem Dachboden schleifte.“ - sie schluckte und wollte innerlich zusammen brechen.
„Was hat er getan?“, Samuel grinste und schloss einen Moment die Augen, „Er hat dieses Weib aufgehangen wie ein Stück Fleisch bei einem Metzger.“, ihr Herz hüpfte und schien in die Hose zu rutschen.
„So wars das nun? Wir hatten einen Deal Clarke, Ring gegen Antworten. Nun gib ihn schon her!“ zörnte seine Stimme.
Ihre Augen blickten sich um und sie erhob ihre Hand. Verwirrt starrte Samuel ihre Hand an, mit der Waffe fuchtelnd, „Die andere – na los!“, auch diesen Gefallen tat sie dem Mann. Beide Hände, sichtbar in der Luft und seine Augen sprangen.
Wut flammte in ihm auf. Zornig auf die Frau zugegangen und die geladene Waffe abgefeuert. Ein stummer Schrei. Brüllend ertönte eine Stimme, „Nein!“; Clarke besaß ein Lächeln auf dem Lippen und ließ sich in den Meterhohen Abgrund stürzen – das letzte was ihre Augen erblickten war das Gesicht von Samuel Rage.
Ende.
Texte: Stéfaníé Faber
Bildmaterialien: Stéfaníé Faber
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
For my Mommy, Daddy, Husband and Family -special thanks to you.