Mit langsamen Schritten verließ ich das Anwesen in dessen Mitte die dunkel angestrichene Villa stand. „Das kann ich doch nicht tun“, dachte ich mir. Diese Tat wiedersprach meiner Weltanschauung auf allen Ebenen. Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben an Geld zu kommen! Doch es schien nicht so. Urplötzlich spürte ich wie mir eine Faust in den Rücken gerammt wurde und eine mir mittlerweile bekannte Stimme blaffte: „Schneller, du Schnecke!“ Dann lachte sie völlig übertrieben über ihren eigenen „Witz“. „Lass mich in Ruhe, Lorenz“, war meine Antwort. Lorenzo war einer meiner Kollegen. Er musste mich bei meinem Auftrag begleiten. Nachdem wir eine halbe Stunde marschiert waren kamen wir bei unserem Ziel an. Ein riesengroßes modernes Haus. Das Zuhause von Alessio Bastogi, Italiens Minister für Finanzen. Man hat uns aufgetragen den Mann zu ermorden.
Die Alarmanlage zu umgehen stellte sich als einfacher heraus als ich erwartet hätte und schon waren wir im Inneren des Hauses. Dort durchsuchten wir alle Räume bis wir den Politiker schließlich auf einem Sofa sitzend die Zeitung lesend sahen. Ich schlich mich von hinten an den Mann heran bis er sich in meiner Reichweite befand. Dann zog ich wie besprochen ein krummes Messer aus meiner Manteltasche. Ich hob die Hand, das Messer so stark umklammert, dass sich meine Knöchel weiß färbten. Doch dann zögerte ich. Ich konnte nicht das Leben eines Unschuldigen für mein Wohlergehen und das meiner Familie opfern. Das war durch und durch nicht richtig. Als ich noch zögernd dastand hörte ich plötzlich ein lautes Husten hinter mir. Verwirrt drehte ich mich um und blickte in das böse lächelnde Gesicht von Lorenzo. Als ich mich wieder zu meinem Opfer wand bemerkte ich wie mich der Mann entsetzt anstarrte. Nun blieb mir keine Wahl mehr ich hob wieder die Hand welch das Messer hielt. Doch mein Opfer handelte blitzschnell, schlug mir mitten ins Gesicht, sodass ich zu Boden ging und flüchtete dann.
Entgeistert blickte ich Giuseppe den Chef der Organisation in der ich arbeitete an. „Du willst mich umbringen?“, fragte ich. „Wegen dem Fehler welcher schon fast eine Monat her ist?“ Das konnte doch nicht sein Ernst gewesen sein. „Wenn du deine Seele dem Teufel verkaufst musst du mit den Konsequenzen leben. Du mein Freund hast sie an mich verkauft, dafür werde ich deiner reizenden kleinen Familie nichts tun. Ich werde das Geld was ich dir versprochen habe deiner Familie ausbezahlen. Doch als Gegenleistung will ich deinen Kopf.“ „Du bist doch gestört!“, schrie ich entsetzt. „Du willst nicht sterben? Glücklicherweise gibt es eine Alternative“, begann Guiseppe mit hämischen Grinsen. „Du kannst dein Leben retten. An deiner Stelle werden dann deine wahrlich reizende Frau und deine entzückenden Kinder von uns gehen.“ Der Raum verdunkelte sich. Ich spürte die Anwesenheit des Todes. Die pure Angst durchfuhr meinen Körper wie ein Blitz. „Du Psychopath!“, schrie ich. „Auf keinen Fall werde ich meine Familie dem Tod überlassen. Bring lieber mich hier und jetzt um!“, schrie ich. „Es tut mir Leid. Doch du hast gewählt.“, war Guiseppes Antwort. Ungläubig blickte ich Giuseppe an, so hätte ich ihn nicht eingeschätzt. Ich war so verblüfft, dass mir jedes Wort in der Kehle stecken blieb. Allerdings nahm ich wahr wie Giuseppe seinen Dienern zunickte. Die verließen kurz den Raum kamen aber gleich danach wieder, mit meinen Kindern und meiner Frau im Schlepptau. Ihnen wurden Säcke über das Gesicht gezogen, sodass ich nicht einmal mehr ihr Gesicht sehen konnte. „So grausam bin ich nun auch wieder nicht, dass ich dich zwinge ihre Hinrichtung mitanzusehen.“, sagte Guiseppe im Plauderton. „Schafft ihn raus!“, befahl Guiseppe. Zwei seiner Untergebenen packten mich und zerrten mich zur Tür. Ich versuchte mich loszureißen doch ihre Griffe waren fest wie die eines Affen. Während der eine der beiden die Tür öffnete hörte ich einen Pistolenschuss. Ich warf den Kopf herum und sah wie meine mit durch einen Strick gebundenen Händen zu Boden sackte. Ich stieß einen schrillen Schrei der Verzweiflung aus und plötzlich durchströmte mich eine nie dagewesene Kraft. Ich wand mich in den Griffen der Wachen und konnte ihnen auch entfliehen. Doch die Beiden reagierten sofort, warfen sich auf mich und nagelten mich am Boden fest. „Ich werde dir bei der Flucht helfen“, flüsterte mir einer der beiden Männer zu nachdem sie mich aus dem Haus bugsiert hatten. Der Mann welcher mir helfen wollte gab mir einen kräftigen stoß gegen den Rücken. Ich ging zu Boden und kullerte die hölzernen Stiegen vor dem Haus runter. Dann hörte ich noch die Stimme des Wächters: „Sie werden dich suchen also lauf!“
Meine Welt war mit einem Schlag zum Einsturz gebracht worden, all das Schöne, was sie beherbergte war wie weggeblasen. Es würde nie mehr so werden wie zuvor. Sie haben mir alles genommen. Das Letzte was ich noch hatte, war die durchnässte Kleidung die an meiner Haut klebte. „Wohin soll ich gehen? Ich habe keinen Besitz mehr.“ Dunkelheit! Der sonnige Tag wurde urplötzlich zur schwärzesten Nacht. Blind vor Trauer und Hass irrte ich durch die engen menschenleeren Gassen Venedigs. „Sie suchen mich und wenn sie mich finden, bin ich tot! Ich habe nichts womit ich mich verteidigen kann. Kein Geld! Keine Waffen.“
Auf einmal verließ mich all mein Mut und ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Benommen setzte ich mich auf eine kalte Steinstufe. In meinem Kopf schwirrte ein Haufen Gedanken herum. Es waren so viele auf einmal, dass ich mir über ihren Inhalt gar nicht mehr im Klaren war. Aber eines wusste ich, nie wieder würde ich zum „finsteren Giuseppe“ zurückkehren. Am Tag als ich ihn traf, begann mein Fluch. Wie konnte ich mich damals nur so in seinen Bann ziehen lassen? Eher würde ich sterben, als noch einmal für ihn zu arbeiten. Doch ich hatte keine Zeit, mich jetzt über meine Vergangenheit zu ärgern. Eine ganze Armada voller Söldner war hinter mir her, sie waren alle bereit zu töten, denn es war ihr Beruf. „Wie soll ich entkommen? Ich könnte auswandern, es gibt nichts mehr was mich in diesem Land hält.“ Aber dennoch hinderte mich irgendetwas in mir daran. Aber warum? Alles was ich mit dieser Stadt und dem Land verband war Schmerz und Verzweiflung. Ich hätte mich sofort in einen Kanal stürzen können. Doch das wiedersprach meiner Lebenseinstellung, einfach so aufgeben konnte ich nicht. Es war zu viel Hass in mir, ich würde erst ruhen, wenn Giuseppe tot vor mir liegen würde. Das Blut meiner Kinder schrie förmlich nach Vergeltung. Und ich wolle sie auch. Giuseppe hatte mir alles genommen, was ich liebte. Rachedurst stieg in mir auf. Er gab mir den Ansporn aufzustehen und zu laufen. Denn alles deutete darauf hin, dass Giuseppes Männer bald hier auftauchen würden.
Also lief ich, ich lief ganz alleine durch die finsteren Straßen, immer begleitet von dem Geräusch, das meine Schuhe machten, als sie auf die gepflasterte Straße trafen. Als ich auf eine breitere Straße trat, saß dort ein Mann in eine Decke gewickelt, er hatte sich zusammengerollt und schien zu schlafen. Da ich ihn nicht aufwecken wollte, verlangsamte ich mein Tempo und ging an ihm vorbei. „Setz dich neben mich“, flüsterte der Mann, welcher ungefähr 30 Jahre älter war als ich. Immer noch benommen von den vielen Gedanken, welche durch meinem Kopf spukten, gehorchte ich. Als ich mich auf die kalte Pflastersteinstraße gesetzt hatte, begann der Fremde: „Was ist mit deinen Klamotten los?“ Obwohl ich antworten wollte, verließ kein Wort meinen Mund. Mein Hals war staubtrocken, nicht einmal ein bemitleidenswertes Krächzen brachte ich hervor. Wie es schien, hatte der Obdachlose nicht einmal mit einer Antwort gerechnet, er sprach einfach mit seiner rauen und tiefen Stimme weiter. „Siehst echt fertig aus, Mann!“ Ich antwortete mit einem erschöpften Kopfnicken. „Ruh dich mal aus.“ Hinter seinem Rücken zog er eine zwei Meter lange, zusammengefaltete braune Wolldecke hervor, welche er als Polsterung benutzt hatte. Da erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ja eigentlich auf der Flucht war und auch an all die grausamen Dinge die mir Giuseppe angetan hatte. Dann aber kam mir eine Idee, wenn ich mich in diese große Decke wickle, werden mich Giuseppes Männer vielleicht nicht entdecken. Außerdem brauchte ich wirklich Ruhe und etwas Schlaf, denn die Erschöpfung der letzten Tage, saß immer noch tief in meinen Gliedern. Die Müdigkeit ließ meine Lieder automatisch zufallen, wenn ich nicht dagegen ankämpfte. Mit den Worten: „Hier für dich“, riss mich der Mann neben mir aus meinen Gedanken. Ich streckte die Hand aus und nahm die Decke entgegen. Mit einer Stimme die mir fremd vorkam krächzte ich: „Danke.“ Danach tat ich es dem Mann gleich und wickelte mich in das Geschenk. Als mich die Decke gewärmt hatte, wurde ich schnell von Müdigkeit übermannt. Meine Träume waren in etwa genauso dunkel, wie das Leben in dem ich mich befand. Es gab nichts mehr, was mir noch wichtig war. Das Einzige was mich daran hinderte aufzugeben, war mein unstillbarer Durst nach Rache.
Meine Welt war mit einem Schlag zum Einsturz gebracht worden, all das Schöne, was sie beherbergte war wie weggeblasen. Er hat mir alles genommen. Das Einzige was ich noch hatte, war die durchnässte Kleidung die an meiner Haut klebte. Wohin soll ich gehen? Ich habe keinen Besitz mehr. Ewig flüchten war keine Option, Guiseppe würde mich finden. Früher oder doch erst später, für mich machte das keinen Unterschied mehr. Dunkelheit! Der sonnige Tag wurde urplötzlich zur schwärzesten Nacht. Blind vor Trauer und Hass irrte ich durch die engen menschenleeren Gassen Venedigs. Sie suchen mich und wenn sie mich finden, bin ich tot! Ich habe nichts womit ich mich verteidigen kann. Kein Geld! Keine Waffen! Einfach nichts.
Dann verließ mich all mein Mut und ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Benommen setzte ich mich auf eine kalte Steinstufe. In meinem Kopf schwirrte ein Haufen Gedanken herum. Es waren so viele, dass ich mir über ihren Inhalt gar nicht mehr im Klaren war. Aber eines wusste ich, nie wieder würde ich zu Giuseppe zurückkehren. Der Tag an dem ich ihn traf war der Anfang meines Fluches. Tag als ich ihn traf, begann mein Fluch. Wie konnte ich mich damals nur so in seinen Bann ziehen lassen? Eher würde ich sterben, als noch einmal für ihn zu arbeiten. Doch ich hatte keine Zeit, mich jetzt über meine Vergangenheit zu ärgern. Eine ganze Armada voller Söldner war hinter mir her, sie waren alle bereit zu töten, denn es war ihr Beruf. „Wie soll ich entkommen? Ich könnte auswandern, es gibt nichts mehr was mich in diesem Land hält.“ Aber dennoch hinderte mich irgendetwas in mir daran. Aber warum? Alles was ich mit dieser Stadt und dem Land verband war Schmerz und Verzweiflung. Ich hätte mich sofort in einen Kanal stürzen können. Doch das wiedersprach meiner Lebenseinstellung, einfach so aufgeben konnte ich nicht. Es war zu viel Hass in mir, ich würde erst ruhen, wenn Giuseppe tot vor mir liegen würde. Das Blut meiner Kinder schrie förmlich nach Vergeltung. Und ich wolle sie auch. Giuseppe hatte mir alles genommen, was ich liebte. Rachedurst stieg in mir auf. Er gab mir den Ansporn aufzustehen und zu laufen. Denn alles deutete darauf hin, dass Giuseppes Männer bald hier auftauchen würden.
Also lief ich, ich lief ganz alleine durch die finsteren Straßen, immer begleitet von dem Geräusch, das meine Schuhe machten, als sie auf die gepflasterte Straße trafen. Als ich auf eine breitere Straße trat, saß dort ein Mann in eine Decke gewickelt, er hatte sich zusammengerollt und schien zu schlafen. Da ich ihn nicht aufwecken wollte, verlangsamte ich mein Tempo und ging an ihm vorbei. „Setz dich doch neben mich“, flüsterte der Mann, welcher ungefähr 30 Jahre älter sein musste als ich. Immer noch benommen von den vielen Gedanken, welche durch meinem Kopf spukten, gehorchte ich. Als ich mich auf die kalte Pflastersteinstraße gesetzt hatte, begann der Fremde: „Was ist mit deinen Klamotten los?“ Ich antwortete nicht als ob ich durch die vergangenen Ereignisse das Sprechen verlernt hatte. Wie es schien, hatte der Obdachlose nicht einmal mit einer Antwort gerechnet, er sprach einfach mit seiner rauen und tiefen Stimme weiter. „Siehst echt fertig aus, Mann!“ Ich antwortete mit einem erschöpften Kopfnicken. „Ruh dich mal aus.“ Hinter seinem Rücken zog er eine zwei Meter lange, zusammengefaltete braune Wolldecke hervor, welche er als Polsterung benutzt hatte. Da erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ja eigentlich auf der Flucht war und auch an all die grausamen Dinge die mir Giuseppe angetan hatte. Dann aber kam mir eine Idee, wenn ich mich in diese große Decke wickle, würden mich Giuseppes Männer vielleicht nicht entdecken. Außerdem brauchte ich wirklich Ruhe und etwas Schlaf, denn die Erschöpfung der letzten Tage, saß immer noch tief in meinen Gliedern. Die Müdigkeit ließ meine Lieder automatisch zufallen, wenn ich nicht dagegen ankämpfte. Mit den Worten: „Hier für dich“, riss mich der Mann neben mir aus meinen Gedanken. Ich streckte die Hand aus und nahm die Decke entgegen. Mit einer Stimme die mir fremd vorkam krächzte ich: „Danke.“ Danach tat ich es dem Mann gleich und wickelte mich in die Decke. Als mich die Decke gewärmt hatte, wurde ich schnell von Müdigkeit übermannt. Meine Träume waren in etwa genauso dunkel, wie das Leben in dem ich mich befand. Es gab nichts mehr, was mir noch wichtig war. Das Einzige was mich daran hinderte aufzugeben, war mein unstillbarer Durst nach Rache.
Mein eigenes Husten riss mich aus dem Schlaf, mein Hals war staubtrocken und meine Lippen klebten zusammen. Ich lag nicht mehr auf den Straßen Venedigs, sondern in der Ecke einer dunklen mit Eichenholz tapezierten Kammer. Nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen geblinzelt hatte, sah ich mich erst einmal in dem Raum um. Das nur durch eine Kerze, welche auf einem Holztisch stand, beleuchtete Zimmer war spärlich eingerichtet. Das einzige Möbelstück neben dem Tisch war ein Kasten zu meiner Linken. Langsam erhob ich mich, begleitet von dem Geräusch meiner knacksenden Gelenke. Dann stand ich wieder, zwar schwankend aber ich stand! An der Wand war ein kleines Fenster, ich stellte mich davor und blickte hinaus. Draußen war es schon dunkel geworden und keine Menschenseele war zu sehen. Da erkannte ich zirka hundert Meter von mir entfernt die Brücke, an der ich vor ein paar Stunden vorbei gekommen war. Wie viel Zeit wirklich vergangen war, wusste ich nicht.
Als ich mich von dem Fenster abwandte wurde die hölzerne Tür meines Raumes aufgerissen. Auf der Schwelle stand der Mann, welcher mich verfolgt hatte. Ohne irgendwelche Emotionen in seine Stimme zu legen, sagte er: „Unser Anführer der finstere Giuseppe will dich sehen!“ Ich fiel aus allen Wolken. Giuseppe ist hier, dann hat uns das Schicksal doch noch einmal zusammengeführt. Zum Ersten Mal seit langem war mein Körper wieder voller Tatendrang. Jetzt würde ich Giuseppe doch noch in die Finger kriegen. Ohne jeden Zweifel ging ich auf den Mann zu. „In Ordnung!“, sagte ich, mit einem leichten Grinsen welches ich mir nicht verkneifen konnte. Der Mann sah mich ungläubig an, drehte sich dann aber um und verließ das Zimmer. Wir gingen durch einen unbeleuchteten Gang, in dem ich große Mühe hatte, dem Mann vor mir zu folgen. Nachdem wir zirka 35 Sekunden gegangen waren, kamen wir vor einem großen Tor mit zwei Flügeln zu stehen. Der Mann riss die Torflügeln auf, packte mich an der Schulter und stieß mich hinein. Danach schlug er die Tür von außen zu.
Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, sah ich mich um. Ich konnte nicht sagen wie groß das Zimmer war, denn im Inneren war es stockfinster. Die Jalousien vor den Fenstern waren heruntergelassen, sodass kein Licht nach innen dringen konnte. „Das passt zu Guiseppe“, dachte ich mir. Genau in dem Moment wurde der Raum schlagartig durch grelles Scheinwerferlicht erhellt. Ich hielt meinen Arm schützend vor meine Augen, um nicht zu erblinden. Als meine Neugierde aber immer größer wurde, senkte ich meinen Arm wieder und sah mich im Raum um. Unter den Scheinwerfern thronte ein Mann mit einem schwarzen Mantel, schwarzen Schuhen, einer schwarzen Anzugshose, einem schwarzen Zylinder auf seinem Kopf und einer hierzulande typischen Pestmaske, welche sein Gesicht verdeckte. „Giuseppe!“, stieß ich hervor. Sein Blick war starr auf mich gerichtet. „Du Mörder!“, schrie ich wutentbrannt und rannte auf den Mann zu.
Doch da traten zwei Männer hinter einem Kasten hervor, packten mich an den Oberarmen und zerrten mich zu einem hölzernen Stuhl. Nach einer Geste von Giuseppe setzte ich mich. „Ich habe dich vor die Wahl gestellt. Außerdem bin ich kein Mörder. Ich habe noch keinen einzigen Menschen umgebracht“, sagte Giuseppe mit zorniger Stimme. „Du Bist der Teufel in Person!“, schrie ich ungehalten. „Besessen von Macht und Reichtum! So besessen, dass dir jedes Mittel Recht ist.“ Als ich fertig gesprochen hatte sprang ich auf und rannte wieder auf meinen verhassten Feind zu. Doch auch diesmal schützten die Wachen ihren Gebieter. Als ich in ihrer Reichweite kam, verpasste mir einer der beiden einen Schlag ins Gesicht. Durch die Wucht des Schlages ging ich zu Boden. Dann hörte ich wieder die Stimme Giuseppes. „Ich sagte vorhin, dass ich noch nie einen Menschen umgebracht habe. Nun es gibt für alles ein erstes Mal. Und dieser Moment ist dafür geradezu perfekt!“ Auf einen stummen Befehl traten die Wachen zur Seite. Das war ein Fehler“, dachte ich mir. Giuseppe war ein großer dürrer, nicht besonders sportlicher Mann. Ohne seine Handlanger war er mir quasi ausgeliefert. Wegen seiner schwachen Ausdauer wäre ich in einem Duell sicher der Sieger. Giuseppe hatte sich nun von seinem Thron erhoben und schritt langsam auf mich zu, bis er ein paar Zentimeter von mir entfernt stehen blieb. „Wie ist es denn, das Morden?“, sagte er und trat mit seinem Fuß in Richtung meines Kopfes. Ich wollte ausweichen, aber meine Muskeln waren wie gelähmt. Als der spitze Stiefel meinen Schädel traf, durchzuckten brennende Schmerzen meinen Kopf und ich schlittere über den Parkettboden. Dabei zog ich mir an allen möglichen Stellen Schiefer ein. Doch das trug nichts mehr zur Sache bei. Mein Hass auf Giuseppe, war größer als jeder Schmerz dieser Welt. Als Giuseppe wieder auf mich zu stiefelte, erhob ich mich. „Du Schwein! Du hast mir alles genommen, jetzt trittst du mich, obwohl ich am Boden liege!“, schrie ich. Doch Giuseppe machte nicht den Anschein, auf meine Worte antworten zu wollen. Welche Emotionen er fühlte konnte ich nicht sagen, da die Maske einen Blick auf sein Gesicht unmöglich machte. Mein Erzfeind blieb einen halben Meter vor mir stehen. „Ich lasse dir den Vortritt“, dachte ich mir. Giuseppe lehnte seinen Kopf leicht nach hinten um dann nach vorne zu schnellen. Doch ich war schneller, mit einem kräftigen Schlag in die Magengrube hatte ich ihn gestoppt. Hätte ich nicht so schnell reagiert, hätte der Schnabel auf Giuseppes Maske welcher aus Metall bestand, jetzt mein Gesicht durchbohrt. Mein Gegner taumelte und stürzte nach hinten auf den Boden. Als seine beiden Wachen ihm zu Hilfe eilten, winkte er ab. Nachdem er wieder auf den Beinen stand, befahl er ihnen den Raum zu verlassen. „Lasst uns alleine, unser Schicksal soll nur zwischen uns beiden entschieden werden“, sagte Guiseppe und lachte schauderhaft.
Nachdem die Wachen den Raum verlassen hatten, wandte sich Giuseppe wieder mir zu. „Du hast dich also damit abgefunden zu sterben. Das war die richtige Entscheidung“, sagte ich, in der Absicht ihn zu provozieren. Damit traf ich genau ins Schwarze. Mein Gegner rannte wie ein wild gewordener Stier auf mich zu. Mit gesenktem Kopf stand ich da, bis ich seinen Atem spüren konnte, dann hechtete ich zur Seite. Und wirklich eine Millisekunde später hätte mich Giuseppe mit dem krummen Dolch erwischt, mit welchem er sich bewaffnet hatte. Ruckartig drehte sich mein Gegner um und ging diesmal langsam auf mich zu. Als er wieder einen halben Meter vor mir stand, lachte er einmal kurz auf und ließ den Dolch dann auf mich niedersausen. Doch meine Reaktionen retteten mich ein weiteres Mal. Als der „finstere Giuseppe“ seinen Arm gehoben hatte, ergriff ich ihn mir und drückte ihn nach oben. Dann schlug ich mit meiner linken Hand gegen die seine, welche die Waffe hielt. Seine knorrigen Finger lockerten den Griff und so glitt das Messer aus seiner Hand. Sofort ließ ich Giuseppes Handgelenk los und stürzte mich auf den Dolch. Doch Giuseppe kickte die Waffe, mit der Eleganz eines Fußballers weg. Begleitet von einem klirrenden Ton, zerbrach das Fenster als der Dolch es traf. Ich sah, dass er auf dem Balkon liegen geblieben war. Doch mein Gegner hatte das wohl zur selben Zeit bemerkt.
Sofort sprang ich durch das zerborstene Fenster, dicht gefolgt von Giuseppe. Wir beide verfolgten dasselbe Ziel. Ich war es, der als erster bei der Waffe ankam und als ich mich bückte, um sie aufzuheben, trat Giuseppe wieder gegen die Waffe. In hohem Bogen flog sie über die Balkon-Umzäunung und landete mitten am Markusplatz. Da es mitten in der Nacht war, bemerkt das jedoch niemand. Das war eine der schönsten Kulissen die man sich für einen Kampf vorstellen konnte. „Das war es jetzt wohl, du Schlange!“, sagte ich, meinen Blick immer noch auf den Markusdom gerichtet. Deshalb merkte ich nicht, wie sich Giuseppe mir genähert hatte. Doch er wollte meine Aufmerksamkeit gar nicht und verpasste mir einen Schlag. Durch die Wucht wurde ich nach hinten geschleudert, bis ich gegen die gläserne Balkon-Umzäunung prallte. Diese zersplitterte sofort, doch sie konnte mich soweit abbremsen, dass ich nicht auch auf den Markusplatz stürzte. Giuseppe gab ein zufriedenes Schnauben von sich. Er dachte also, er hätte gesiegt. Nun wollte er dem Ganzen möglichst schnell ein Ende setzten, denn er sprang auf mich zu. Mit einer letzten Kraftanstrengung konnte ich mich zur Seite rollen. Mein Gegner griff also ins Leere und schlug hart auf dem steinernen Boden auf. „Jetzt ist es vorbei Giuseppe, finde dich damit ab“, sagte ich so gelassen wie möglich während ich mich vor ihm aufrichtete. Giuseppe drehte sich um, sodass er mir wieder in die Augen schauen konnte. Dann schrie er: „Niemals!“ „Dieser Kampf dauert schon viel zu lange. Ich musste dem Ganzen endlich ein Ende bereiten“, dachte ich mir. Doch als ob der schwer schnaufende am Boden liegende Mann meine Gedanken gelesen hatte brach er vor Erschöpfung zusammen. Er lag nun komplett flach auf dem mit Steinen gepflasterten Balkonboden. Genugtuung stieg in mir auf. Nun hatte ich meinen größten Feind, den Mörder meiner Familie genau da wo ich ihn wollte. Wie von selbst hob sich meine geballte Faust, dann schlug ich zu.
Eilig huschte ich über die finstere Brücke und überquerte so den Kanal. Hinter mir waren Rufe laut geworden und man hörte die Sirenen von Polizeiautos. Sofort erhöhte ich mein Tempo und rannte nun den rutschigen Weg entlang. „Nein sie durften mich nicht kriegen“, dachte ich mir. „Bleiben sie sofort stehen oder ich muss auf sie schießen! schrie der Polizist hinter mir.
Tag der Veröffentlichung: 28.03.2016
Alle Rechte vorbehalten