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Kapitel 1

„Sue beeil dich! Du kommst zu spät zur Schule!“, rief Sue’s Vater zu ihr nach oben. Sie packte schnell alle Bücher zusammen, die noch auf dem Boden lagen und rannte die hölzerne Treppe hinunter in den 1. Stock des Hauses. Bevor Sue aus dem Haus ging, richtete sie noch kurz ihre langen, lockigen blonden Harre, die wie jeden Tag in den Strahlen der Sonne glänzten. Sie wohnte jetzt seit 3 Wochen hier, aber trotzdem hatte sie sich noch nicht richtig eingelebt. In ihrer Schule hatte sie keine Freundschaften geschlossen und die Umgebung, in der sie wohnte, war ihr auch nicht geheuer. Der Tag verging also wie immer. Ohne irgendwelche Verabredungen oder Gespräche mit anderen Teenager. Nachmittags setzte sie sich gerne in ihr Zimmer und las ein Buch. Dass war auch so ziemlich die einzigste Beschäftigung die sie hatte, denn in diesem Gebiet in der sie wohnte war nichts los. Man hörte vielleicht einmal am Tag ein Auto vorbeifahren aber sonst war es ruhig und friedlich, bis sie eines Nachts von dem Dachboden des Hauses seltsame Geräusche vernahm. Es klang fast wie Schritte, die auf und ab liefen. Sue lies sich davon aber nicht verängstigen, denn sie hatte schon oft in ihrem alten Zuhause etwas auf dem Dachboden gehört, was sich dann aber nur als der Wind oder die Mäuse, die hin und her rannten, herausstellte. Doch die Geräusche kamen jede Nacht wieder. Langsam bekam Sue Angst, doch sie redete sich jede Nacht aufs Neue ein, dass es nichts Schlimmes sein konnte, da ja niemand auf den Dachboden kommen konnte ohne durch die Haustür zu laufen. Doch dann kam ihr in den Sinn, dass das Rundfenster an der Nordseite der Fassade des Hauses Tag und Nacht geöffnet war, da es sich nicht schließen lies. Schließlich hatte sie beschlossen, mit Taschenlampe und einem Nudelholz bewaffnet auf den Dachboden zu gehen. Sie lief die schmalen Treppen, die zum Dachboden führten, hinauf und öffnete zögernd die Tür. Diese quietschte, wie in den Horrorfilmen, die Sue so verabscheute. Sie betrat in kleinen Schritten den dunklen Raum, in dem noch Umzugskartons, voll gepackt mit unzähligem Krimskram, standen und schaute sich um. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie dachte, es würde ihr augenblicklich aus der Brust hüpfen. Als sie alles mit ihrer Taschenlampe beleuchtet hatte, und zum Ergebnis kam, dass hier niemand zu sehen war, huschte etwas so schnell vor ihren Augen durch das Fenster hinaus in den Nachthimmel, dass sie nicht erkennen konnte was es war. Ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und sie bekam furchtbare Angst. Was konnte das nur gewesen sein?! Aber dass kümmerte Sue nicht mehr, sie wollte einfach nur noch hier raus und außerdem was das Wesen ja auch verschwunden.
*
Samstag. Es war ein sonniger, warmer Tag. Sue hatte die ganze Nacht nicht mehr geschlafen. Sie hatte über viele Dinge nachgedacht. Vor ein paar Stunden hatte sie noch geglaubt jemanden auf dem Dachboden gesehen zu haben, aber sie zweifelte immer mehr daran. ,,So ein Unsinn! Gestalten die übermenschlich schnell sind, fliegen können und Nachts nichts besseres zu tun haben, als auf einem, mit Kartons Vollgestellten Dachboden, rumzulungern. Wenn ich so weiter mache, kann ich mich bald selbst in die Spychiatrie einweißen!“, schmunzelte sie vor sich hin. Sie zog sich rasch um, aß ihr Frühstück und startete dann den Wochenendanfang mit einer schönen Joggingtour in der Sonne, bei dem ihr Kopf etwas klarer werden sollte.


Kapitel 2

Das Wochenende verging wie im Flug und Sue machte sich gerade für die Schule fertig. Sie hatte die letzten Tage kaum geschlafen, da die Geräusche ihr immer lauter werdend vorkamen und sie jetzt auch nicht mehr daran zweifelte, dass da etwas auf dem Dachboden war. Sollte sie es ihrem Vater erzählen? Nein, dieser würde sie nur für verrückt erklären und ihr diese Geschichte nicht abkaufen. Aber wem konnte sie erzählen was jede Nacht aufs Neue auf dem Dachboden geschah. Sie hatte keine Freunde und wenn sie ihre alten Freunde angerufen hatte, klingelte das Telefon so lange, bis sie irgendwann auflegte. Doch über solche Sachen durfte sie sich jetzt keinen Kopf machen, denn sie schrieb morgen eine Matheklausur, die sie nicht verhauen durfte, sie wusste nämlich wie ihr Vater über schlechte Noten in der Schule dachte. „Oh schon 7.55 Uhr! Ich muss mich beeilen, sonst verpasse ich den Bus. Wenn ich den nicht bekomme schaff ich es nie rechtzeitig zur 1. Stunde. Da wiederholen wir doch noch mal das, was ich in Mathe nicht verstanden hab!“, stellte Sue geschockt fest. Sie schwang ihren Schulranzen über die Schulter und lies heute ihr Frühstück mal ausfallen. Sie rannte so schnell, als würde sie von einem Bären verfolgt. „Nein! Da vorne steht der Bus! Halt! Bitte nicht wegfahren! Ich muss noch rein!“, schrie Sue. Doch es war zu spät. Der Bus setzte sich in Bewegung und fuhr davon. Sue fuchtelte mit den Händen wild um sich herum, um den Busfahrer noch aufmerksam auf sich zu machen. Aber dieser bemerkte sie nicht mehr. Übermüdet und niedergeschlagen trottete sie dem Bus hinterher, der schon über alle Berge verschwunden war. Schließlich kam sie, völlig außer Atem, um 8.25 in der Schule an. Natürlich motzte Frau Usenberg, ihre Mathelehrerin, wie jedes mal wenn jemand zu spät zum Unterricht kam, herum und löcherte einen mit Fragen. Doch Sue ließ alles über sich ergehen, da sie dank ihrer Müdigkeit, sowieso die Hälfte nicht mehr mitbekam. Nach fünf Minuten war die Befragung vorbei und Sue konnte sich endlich dem Thema zuwenden, dass sie für die Mathearbeit noch verstehen musste. Um 8.45 war die Stunde zu Ende aber der Tag wurde einfach nicht besser. Herr Paule, der sie in Deutsch unterrichtete, war bei sehr schlechter Laune und bei jedem kleinen Mucks oder bei einer falschen Antwort, ging er sofort in die Luft. Er war sozusagen eine tickende Zeitbombe die jeden Augenblick aufs Neue explodieren konnte.
*
Da Sue heute natürlich eine ihrer oft vorkommenden Pechsträhnen hatte, fielen ihr nach der Schule die ganzen Bücher, die in dem offenen Ruckssack wild umher flogen, heraus, da sie über eine dieser Wurzeln stolperte, die aus dem Boden ragten. „Auch das noch! Wieso muss mir eigentlich immer so etwas passieren?! “, fluchte sie. Sue kniete sich auf den Boden um die Bücher aufzuheben. „Das kenn ich! Passiert mir auch oft genug!“ Ein Junge, mit schulterlangem braunem Haar, etwa in ihrem Alter, bückte sich zu ihr runter und grinste sie an. Er streckte seine Hand aus um die restlichen Bücher, die Sue noch nicht aufgesammelt hatte, aufzuheben. „Ähm. Danke! Aber du musst mir nicht helfen. So was passiert mir ständig. Ich bekomm das schon hin!“, sagte Sue. Der Junge sah sie nur verblüfft an und reichte ihr dann die Bücher. „Kein Problem. Dass ist selbstverständlich. Ich bin Lucas und sie heißen gnädige Frau?“, lachte Lucas. „ I..Ich bin Sue. Ich wohne erst seit 3 Wochen hier.“, stotterte sie. „Noch keine Freunde gefunden? Dass kenn ich! So war es bei mir auch als ich hier her gekommen bin! Wenn du willst können wir uns mal treffen. Natürlich nur wenn du willst! Komm einfach heute Abend um 19 Uhr hierher. Ich zeig dir die Stadt. Ich freu mich!“, antwortete er. Lucas stand auf und warf einen kurzen Moment einen Schatten auf Sue, da er mit seinem muskulösen Körper die Sonne verdeckte. Sue stand total benommen auf und lief überglücklich, denn sie hatte endlich eine Verabredung, nach Hause.
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Ihr Vater wunderte sich, als er von seiner Arbeit nach Hause kam, warum seine 16 jährige Tochter seit seiner Ankunft 2 Stunden im Bad verschwunden war und sich nicht blicken lies. Doch dann kam Sue aus dem Bad. Sie hatte, was sie nicht oft machte, vielleicht nur zu besonderen Anlässen, Make-up, Lidschatten, Mascara und Eyeliner aufgetragen. Sie trug enge Jeans und ihr T-Shirt, dass sie sehr gerne anzog. Noch bevor ihr Vater irgendetwas sagen konnte stürmte sie aus der Tür, denn es war schon 18.45 Uhr und sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Gerade noch rechtzeitig kam sie an der Schule an, doch niemand war zu sehen. Sie wartete weitere 15 Minuten doch keiner war in Sicht. Sie hatte langsam die Hoffnung verloren, wahrscheinlich war das wieder nur ein dummer Witz, die ihr an ihrer alten Schule schon gespielt wurden. Doch da kam er, mit blauen, verwaschenen Jeans und engen schwarzem T-Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper betonte. „ Hey! Ich dachte du kommst nicht mehr! Ich will ja nicht unhöflich sein aber wo warst du?“, fragte Sue. „Tut mir leid. Ich war so damit beschäftigt mir zu überlegen, was ich heute Abend mit dir unternehmen kann, da habe ich glatt die Zeit vergessen.“, gestand Lucas. „Lust ins Kino zu gehen?“, fragte er. „Natürlich! Ich liebe Kino!“, bejahte sie. Lucas grinste sie an und so liefen sie die schmale Gasse entlang, am alten Friedhof vorbei, immer näher hin zum Kino.


Kapitel 3

Im Kino angekommen, war das einzigste Problem nur die Filmauswahl. Schließlich entschieden sie sich für einen Film der den Titel „ Die Reise nach Eldesas“ trug. Es war eine Mischung aus Fantasie-und Liebesgeschichte. Der Film startete gerade als sie sich gesetzt hatten. Lucas war total in den Film versunken aber Sue hatte andere Gedanken. Sie bekam einfach den Gedanken nicht aus dem Kopf, was da oben auf dem Dachboden wütete und außerdem, wie konnte man bei einem so Gutaussehenden, durchtrainierten Jungen die Augen auch auf die Leinwand richten. Sue kicherte leise und Lucas schaute sie verwirrt an. Sie richtete gleich ihr Gesicht dem Film zu doch Lucas merkte, dass sie eigentlich die ganze Zeit nur ihn angesehen hatte. Sie errötete und Lucas konnte sich ein kichern nicht unterdrücken. Nach dem Film liefen sie zusammen den beleuchteten Weg, der durch den Park führte entlang, bis sie schließlich vor Sue’s Haustür standen. „ Der Abend war echt schön. Danke für die Einladung.“, sagte Sue nervös. „Kein Ding! Ich fand es auch sehr schön. Können wir gerne wieder wiederholen. Also dann bis morgen. Wir werden uns bestimmt in der Schule über den Weg laufen.“, antwortete Lucas und küsste sie sanft auf die Wange, was dazu führte das Sue errötete. Sie schloss die Tür auf, drehte sich noch einmal zu Lucas um und lächelte ihm zu, bevor sie hinter der Tür verschwand.
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Am nächsten Morgen wurde sie natürlich von den Fragen ihres Vaters durchbohrt. „Wo bist du gewesen, junges Fräulein?! Weißt du welche Sorgen ich mir gemacht habe?!!! Das kommt nicht wieder vor! Und jetzt ab in die Schule. Du schreibst Mathe!“, stellte ihr Vater klar. Oh Nein- Dass hatte sie total vergessen! Die Matheklausur! Sie hatte vergessen zu lernen. „Papa? Mir ist auf einmal total schlecht! Kann ich Zuhause bleiben?“, stöhnte Sue, in der Hoffnung, dass ihr Vater nicht merkte, dass es einer ihre Versuche war, Arbeiten zu verpassen und mehr Zeit zum lernen zu haben. Doch ihr Vater hatte ihre Tricks schon durchschaut und sagte böse „ Nichts da junge Dame! Hast du wieder einmal vergessen zu lernen?! Natürlich, du warst ja zu beschäftigt damit mit diesem Jungen durch die Stadt zu schlendern, statt für deine Klausur zu lernen. Ich wusste, dass dieser Typ nicht gut für dich ist! Ab jetzt triffst du dich nicht mehr mit ihm! Du siehst ja was er anrichtet! Und jetzt ab in die Schule, schau zu, dass du die Mathearbeit nicht verhaust! Hast du dir selbst zuzuschreiben!“ Sue lief aus der Tür, drehte sich noch einmal zu ihm um und sagte „ Aber Dad, du kannst mir doch nicht verbieten…“. „Oh doch, dass kann ich!“ widersprach er voller Wut und schlug die Tür für Sue’s Nase zu. So hatte Sue ihren Vater noch nie erlebt. Normalerweise war er ein netter, friedlicher Mann, der viel Verständnis für seine Tochter hatte, doch wenn es um die Schule ging, verstand er keinen Spaß. Oft genug hatte er ihr vorgepredigt, wie wichtig Schule doch sei, und dass er wolle, dass sie, wenn sie erwachsen war, einen vernünftigen Job bekam.
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Sue war wieder einmal spät dran, deshalb trödelte sie nicht, wie jedes Mal, sondern bewegte sich in schnellen Schritten auf die Bushaltestelle zu. Puh- Der Bus war noch nicht vorgefahren, sie hatte also noch Gelegenheit sich auf die Mathematikarbeit vorzubereiten. Nach 10 Minuten hatte sie das Meiste verstanden, als der Bus angefahren kam. Sie packte ihr Buch in ihren Rucksack und stieg in den Bus ein. Die Fahrt war sie nur damit beschäftigt, den restlichen Stoff zu lernen. Normalerweise belauschte sie gerne die Gespräche anderer, die im Bus saßen, doch dafür hatte sie keine Zeit. Total vertieft in das Mathebuch, bemerkte sie nicht, dass der Bus an der Schule angehalten hatte und alle Schüler schon ausgestiegen waren. Da sie keine Stimmen anderer vernahm, schaute sie kurz auf, um nachzusehen, wieso alles auf einmal so still war. Jetzt wusste sie warum. Hektisch stopfte sie das Buch in die Tasche und rannte die Tür, des Busses, ohne sich umzuschauen, hinaus- direkt in Lucas’ Arme. Verblüfft richtete sie ihren Blick auf Lucas, der sich ein Kichern nicht verkneifen konnte. „ Ja ich bin auch froh dich zu sehen, Sue! Du musst mich aber nicht gleich überrennen.“, lachte er. „Tu..Tut mir leid, aber ich muss weiter!“, antwortete Sue und verschwand. Lucas war verwundert, warum Sue es so eilig hatte, schließlich waren es noch 15 Minuten bis zum Unterrichtsbeginn.Er drehte sich um und schaute Sue hinterher, die zur Eingangstür der Schule rannte. „Sue, pass auf, die Wurzel!!“, rief Lucas ihr zu, doch es war zu spät. Sue stolperte und schlug mit dem Kopf auf den gepflasterten Schulhof. Lucas lief so schnell er konnte zu ihr und schaute, ob sie noch bei Bewusstsein war, doch sie reagierte nicht mehr. Zum Glück war ein Lehrer, der den Unfall mit angesehen hatte, anwesend der sofort den Notarzt verständigte. „Sue, wach doch auf! Bitte!“, flehte Lucas, Sue an, die gerade in den Krankenwagen gehoben wurde. Sosehr er mit dem Krankenwagen mitfahren wollte, die Notärzte hatten ihm gesagt, dass er sie besuchen kann, sobald sie wieder bei Bewusstsein war. Doch dass beruhigte ihn nicht. Aber was sollte er tun? Wenn er schon nicht zu ihr mit ins Krankenhaus fahren durfte, wollte er sie wenigstens besuchen. Doch erst musste er die nächsten Stunden in der Schule verbringen. Wie konnte er sich jetzt noch auf Schule konzentrieren? Doch irgendwie musste er es schaffen.


Kapitel 4

„Wie geht es dir? Tut dein Kopf noch arg weh?“, fragte Lucas sie besorgt. „Nein, mach dir keine Sorgen um mich Lucas! Alles ist in Ordnung. Außer diesen furchtbaren Kopfschmerzen!“, antwortete Sue. In diesem Moment kam der Arzt in das Zimmer und bettete Lucas aus dem Zimmer. Nach ein paar Minuten kam er aus dem Raum und Lucas fragte ihn „ Entschuldigen sie mich, aber ist irgendetwas schlimmes mit Sue? „Es tut mir leid aber sie sind kein familienangehöriger und deswegen darf ich ihnen keine weiteren Auskünfte geben. Eines kann ich ihnen doch verraten. Sue Thomson hat keine ernsthaften Schäden erlitten. Bitte entschuldigen sie mich jetzt, ich muss mich noch um andere Patienten kümmern. Auf Wiedersehen!“, antwortete der Mann und ging. Sofort stürmte Lucas ins Zimmer und fragte Sue was los war. Sie verriet ihm, dass sie nur eine leichte Gehirnerschütterung hatte. Lucas machte sich tierische Sorgen um Sue, doch sie beruhigte ihn. „ Es ist alles in Ordnung mit mir Lucas. Bitte glaube mir! Mir geht es gut. Wirklich!“, sagte sie. Nach einer Weile gab Lucas auf. Sue’s Lächeln verzauberte ihn,doch er war immer noch besorgt. Laut der Aussage des Doktors durfte sie sogar schon am nächsten Morgen in ihr Heim zurückkehren.

*
Er konnte es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Erwartungsvoll wartete er vor der Haustür, doch seine Hoffnung sollte bald wieder verfliegen. –Die Tür öffnete sich und Lucas wurde nervös, denn er hoffte, endlich Sue in die Arme schließen zu dürfen. Doch statt der hübschen Sue kam ihr Vater aus dem Haus mit einem Gesicht, als hätte es schon seit Tagen geregnet. „Was treibst du denn hier?! Verschwinde auf der Stelle! Ich verbiete dir mit meiner Tochter Kontakt zu haben!“, sagte der Vater laut. „Aber..Sie können doch nicht..ich meine..Ich lasse nicht zu, dass Sue und ich uns nicht mehr sehen dürfen! Sie können es mir nicht verbieten!“, widersprach Lucas lautstark. In diesem Moment kam Sue aus der Tür und blicke erst ihren Vater und dann Lucas verwirrt an. Noch bevor ihr Vater irgendetwas sagen konnte, stürmte sie auf Lucas zu und viel im in die Arme. „Ich bin so froh dass ich endlich aus diesem Krankenhaus raus bin! Ich hab dich total vermisst!“, sagte Sue lächelnd. „Ja aber,du warst nur 1 Tag dort und überhaupt, ich war gestern doch noch bei dir!“, antwortete er. Sie grinste einfach nur. Ihr Vater schrie ihnen hinterher, doch das hörten sie nicht mehr, denn sie waren schon in ein Gespräch vertieft.
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Der Tag war ziemlich stressig, denn jeder hatte gefragt wie es ihr ging. Doch sie genoss das Gefühl, einmal im Mittelpunkt zu stehen. Sie hätte sich daran gewöhnen können, aber als die Schulglocke zum Unterrichtsschluss ertönte, war der ganze schöne Traum zu Ende. Am Nachmittag machte sie ihre Hausaufgaben, nein- auch Leute, die einen tag zuvor noch im Krankenhaus lagen, bekamen kein Mitleid von Frau Usenberg. Natürlich brummte sie ihr Extraaufgaben auf, denn sie hatte die Matheklausur verpasst und deswegen musste sie einen Ausgleich dafür erledigen. Gestresst verzog sich Sue in ihr kleines, bescheidenes Zimmer, nachdem sie ihre, scheinbar unzählige, Aufgaben erledigt hatte. Sie legte sich auf ihr Bett und schloss ihre Augen. Sie dachte über die letzten Tage nach, bis ihr Lucas in den Sinn kam. Sie musste ständig an ihn denken, war dass ein Zeichen dass sie ihn mochte, oder sogar liebte? Doch bevor sie darüber nachdenken konnte, schlief sie erschöpft ein. –Es war mitten in der Nacht, als Sue wach wurde. Sie hatte es beinahe vergessen, doch genau jetzt kam es zurück.


Kapitel 5


Sie konnte es nicht glauben. Sie war der festen Überzeugung gewesen, dass das knacken und Knirschen auf dem Dachboden verschwunden war. Doch da hatte sie sich wohl geirrt. Sie fühlte sich unwohl und war nicht sicher ob sie noch einmal hinaufgehen sollte, um nachzuschauen, was es war. Doch sie nahm all ihren Mut zusammen und betrat, wie schon vor ein paar Tagen, die schmale Treppe. Oben angekommen, öffnete sie die quietschende Tür. Der Dachboden war jetzt ein wenig aufgeräumter, da ihr Vater 2 oder 3 Kartons ausgeräumt hatte. Jetzt sah dieser noch unheimlicher aus, denn er war viel größer und Furchteinflössender als zuvor. Sie erschauderte, doch lies sich nicht davon abbringen, vom Dachboden zu gehen. Etwas huschte an ihr vorbei, sie blickte hinterher. Da. Noch einmal. Sie versuchte dieses „Etwas“ zu erkennen und zu fangen. Mit einem großen Satz sprang sie vor und fiel direkt auf es. Dieses Wesen wehrte sich, doch Sue war fest entschlossen, es nicht gehen zu lassen. Doch kaum hatte sie eine Sekunde nicht aufgepasst, lag sie, dort wo das Wesen gerade gelegen hatte und wurde von ihm festgehalten. Sie dachte ihr letztes Stündlein hätte geschlagen, doch dem war nicht so. Blitzschnell stand „Es“ auf und verschwand aus dem Fenster. Sue war wie eingefroren. Mindestens 10 Minuten lag sie auf dem alten, harten Holzboden bis sie endlich ihre Füße und Arme wieder bewegen konnte. Sie hatte einen jungen Mann erkannt, aber wer konnte denn bitte in ein ungefähr 4 Meter hohes, kleines Fenster hinaufklettern? Das war doch absurd. –In dieser Nacht konnte sie nicht schlafen, sie war sicher, jemanden dort oben gesehen zu haben. Aber mit wem konnte sie denn darüber reden? Lucas kannte sie erst seit Kurzem und ihr Vater würde sie nur auslachen. Also behielt sie es für sich.
*
Am Morgen stand sie übermüdet auf und schmierte sich Make Up ins Gesicht, damit man ihre tiefen Augenringe nicht sah. Sie rannte die Treppen hinunter, aß ihr Frühstück und lief an die Bushaltestelle. Dort traf sie auf Lucas, der wie jeden Tag wieder umwerfend aussah. Als er bemerkte, dass Sue auf ihn zukam, setzte er sein bezauberndes Lächeln auf und lief ihr entgegen. Sue war total abwesend, da sie die Nacht kein Auge zugetan hatte. Die verzweifelten Versuche mit Sue zu reden, gingen schief. Im Bus saßen sie nebeneinander, doch bevor Lucas etwas sagen konnte legte Sue ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. Innerhalb weniger Sekunden war sie eingeschlafen. Doch Nach 10 Minuten wurde sie von ihm geweckt, denn der Bus war an der Schule angekommen. Sue gähnte und stand träge auf um den Bus zu verlassen. Vor der ersten Stunde redete sie noch mit Lucas über die Hausaufgaben von Mathe, die sie nicht verstanden hatte, bis Lucas sagte, dass er jetzt gehen müsse, sonst würde er die letzte Stunde vor der Englischarbeit verpassen. Nun war Sue, mit etwa 10 anderen Schüler, vor der Schule um noch mal in die Bücher zu schauen, Hausaufgaben zu vergleichen oder anderes zu erledigen. Gerade als sie ein Buch aufgeschlagen hatte, um sich die Vokabeln erneut durchzugehen, hörte sie Schritte, die auf sie zukamen und einen Schatten, der direkt vor ihr stehen blieb. Sue erhob ihren Blick und sah einen Jungen, der der Schönheit von Lucas fast glich. Sie war wie hypnotisiert von seinen wundervollen hellbraunen Augen, die der Farbe von Karamell sehr nahe kam. Sie überlegte, ob sie ihn hier schon einmal gesehen hatte, doch nein, hatte sie nicht. Was wollte er nur von ihr? Neugierig war sie, doch war es nicht unhöflich ihn danach zu fragen? Sue schaute ihn fragend an und er fing an zu grinsen. „ Du fragst dich bestimmt wer ich bin oder?“, sagte der Junge. „J..Ja. Ich hab dich hier noch nie gesehen. Dass kann natürlich daran liegen, dass ich hier erst seit ein paar Wochen lebe. Ich bin Sue. Wie heißt du denn?“, fragte Sue. Sie erfuhr, dass der faszinierende Junge Daniel hieß und er sie schon öfter gesehen hatte, doch nie dazu gekommen war sie anzusprechen. Sue war erstaunt, denn normalerweise sprach sie nie ein so wundervoller Junge an. Na ja außer Lukas, obwohl dass nicht gerade dazu zählte. Er hatte ihr geholfen die Bücher aufzuheben, weil sie so dumm gewesen war und den gesamten Inhalt ihres Rucksackes auf den Boden fallen gelassen hatte. Aber über solche Dinge durfte sie jetzt gerade nicht nachdenken, ein total hinreißender Typ hatte sie angesprochen! Daniel und sie erzählten noch eine Weile bevor der Unterricht begann und sie sich für nach der Schule verabredet hatten, um gemeinsam nach Hause zu laufen.
*
Goooong! Endlich ertönte die Schulglocke. Sue konnte es kaum abwarten Daniel wieder zu sehen. Na ja, bis jetzt hatte sie ihn erst einmal gesehen, aber sie war so verzaubert von ihm. Sie war so ziemlich die Erste, die 2 Sekunden nach Schulschluss schon verschwunden war. Schnell rannte sie an den Baum, an dem sie sich verabredet hatten. Sie war so aufgeregt, dass ihr ganzer Körper nur so bebte. War sie jetzt zum hormongesteuerten Monster geworden? Nein, so war sie nicht! –Da kam Daniel. Seine brauen Haare, die im Wind herumwirbelten, glänzten in den Strahlen der Sonne. Ein Lächeln genügte, um Sue dahin schmelzen zu lassen. „Hey Sue! Wollen wir losgehen?“, rief Sue ihr entgegen. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen und sagte: „ Natürlich! Gehen wir.“ Sie drehte sich um, um den Weg nach Hause zu beginnen. Doch sie hörte auf einmal Schritte von hinten, die schnell näher kamen. Sue wunderte sich, wer denn so in Eile sei. Sie drehte sich um und sah Lucas auf sie zu rennen. „Sue warte! Wir waren doch in der Lobby verabredet. Wir wollten doch ins Kino gehen! Wo warst du denn?“, fragte Lucas. „Oh nein! Dass hab ich total vergessen. Tut mir leid, aber ich hab Daniel versprochen mit ihm nach Hause zu gehen. Anderes Mal okay?“, sagte Sue, drehte sich um und lief weiter. Daniel grinste Lucas nur an und drehte sich dann auch um. Lucas war total enttäuscht von ihr, denn wie man merkt, lag ihm viel an Sue. Alleine und niedergeschlagen ging er den Weg nach Hause.


Kapitel 6


Die nächsten Wochen verbrachte Sue nur damit, insgeheim für Daniel zu schwärmen und fast jede Sekunde bei ihm zu sein. Lucas war natürlich total enttäuscht von Sue, denn sie tat so als wäre Lucas Luft, ein „Hallo“ war alles an Aufmerksamkeit, was sie ihm widmete. Doch er gab die Hoffnung nicht auf, bald wieder von Sue beachtet zu werden. Tage der Ignoranz vergingen und an jedem einzelnen, an dem Lucas von Sue nicht beachtet wurde, merkte er wie es die reinste Hölle für ihn war. Er wusste, dass er Gefühle für sie hatte, gerade jetzt, da sie ihn behandelte wie Luft, doch wie sollte er ihr seine Liebe gestehen, wenn sie ihn nicht einmal ansah? –Er kam in der Schule an. Vielleicht würde sie heute ihm einen Blick würdigen. Als er am Schulhof ankam, sah er Sue auf ihn zukommen, mit weit ausgebreiteten Armen und einem, wie er es zu pflegen sagte, wunderschönen Lächeln. Ebenfalls breitete er seine breiten Oberarme aus, um Sue endlich nach mehreren Wochen in die Arme zu schließen. Mit jedem Schritt, der er ihr näher kam, fing sein Herz lauter und schneller an zu pochen und sein Grinsen wurde immer breiter. Er war überglücklich, dass sie endlich wieder einen Lucas in ihrem Leben kannte, doch… Zu früh gefreut. Sie lief schnurstracks an ihm vorbei und in die Arme seines „Größten Rivalen“, auch genannt Daniel. Noch bevor er einen Wimpernschlag tätigen könnte, lagen ihre Lippen auf seinen. Wie konnte sie so was nur tun und dann auch noch in der Gegenwart von dem Jungen, der Hals über Kopf in sie verliebt war?


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Tag der Veröffentlichung: 25.08.2010

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