Unsere Geschichte beginnt an einem Ort, an dem die alten Werte über den Annehmlichkeiten der Zivilisation standen. Wo reine Seelen lebten und in Demut ihren Herren dienten. Ein Ort, wo man glauben mochte, die Zeit hätte ihn nicht bedacht.
Hoch oben, über den naheliegenden Dörfern, auf einem riesigen Berg, wo weder die Hast der Gegenwart, noch die Sünden den Ort erreichten, stand es. Ein großes Kloster. Der Berg der Götter, wegen seiner Höhe und des Klosters benannt, ragte aus der kleinen Gebirgskette heraus. Es war ein Berg mit unberührter Natur. Selbst ein kleiner Fluss, der seine Quelle tief im Wald hatte, wagte den Weg durch den, von der Bauwut der Neuzeit verschonten, Wald. Städte waren wie Pilze aus der Erde geschossen, die Moderne Unverzichtbar in den Haushalten geworden und Lärm und Stress übernahmen den ehemals ruhigen Alltag der Menschen. Doch von alledem kam am Götterberg nichts an. Das Kloster, welches nach seinem Begründer Amon benannt worden war, war in der alten Zeit geblieben. Es war, als wollte der Berg selbst als Erinnerung an die alte Zeit stehen. Das Kloster, das zum Teil in den Berg, aber auch auf dem Berg erbaut wurde, unterstützte dies.
Es war ein Kloster voller Männer. Mönche. Dennoch war es kein normales Kloster. Nicht nur seine Lage und der Name waren einzigartig, auch dessen Geschichte. So lebte dort die Linie der Auserwählten, führten von Generation zu Generation das Kloster. Ein heiliger Pater, dessen Stellenwert selbst über dem des Papstes lag, auserwählt von Gott persönlich. Die Haare so blau wie der Himmel, gleichfarbige blaue Augen, eine Seele so rein wie die eines Neugeborenen. Mit der Aufgabe betraut, den Menschen die Botschaft Gottes zu bringen, als Gottes einziger Streitmacht auf der Erde, Assiah genannt, die Welt vor der Dunkelheit und dem Unglauben zu bewahren.
Das heilige und altehrwürdige Familiengeschlecht der Talin, begründet durch jenen, der das Kloster errichtet hatte, Amon Talin!
Seit jeher wurde die Menschheit, ohne ihr Wissen, von den Talin vor der Macht der Dämonen beschützt. Der heilige Pater und sein Gefolge, welches aus speziell ausgebildeten Kampfmönchen bestand, wachte hoch oben, auf diesem Berg über die Gläubigen. Doch die Zeiten hatten sich verändert. Die Neuzeit hatte jene Geschichten vergessen. Nur noch eine Hand voll Gläubige, darunter der heilige Vater selbst, wusste noch etwas über die Talin. Für alle anderen waren sie unerkannt. Ein normales Kloster, stehen geblieben in der Zeit, sich an alte Werte klammernd. Ein Zufluchtsort für Gläubige, so wie jedes andere Kloster auch.
Vergessen waren alte Geschichten und Tugenden. Die Welt hatte sich der Neuzeit zugewandt. Doch nicht für jene Eingeweihte. So beginnt die Geschichte. Es befand sich etwas im Kloster, etwas mächtiges und dunkles, was jeden Dämon übertraf...
Es war tiefste Nacht als nackte Füße über die kühlen Steine des Bodens huschten. Der Gang war lang und dunkel. Der Stein schien die Kühle der Nacht wiederzugeben. Doch Jener, der die Stille der Nacht störte, mit einer Kerze in der Hand die Dunkelheit erhellte, kümmerte sich nicht darum. Er konnte nicht schlafen, seine Seele war ruhelos. Zu aufgeregt war er gewesen, nun endlich wieder an jenen Ort zurückzukehren, den er vor so langer Zeit hatte verlassen müssen...
Godric war erst seit einer Woche ins Kloster seiner Familie zurückgekehrt. Das Kloster war nicht klein, sondern riesig. Es bestand aus einem Haupthaus, in dem gebetet wurde und vielen kleineren Hütten, die verteilt um den Haupttrakt waren. Abseits gab es einen Schrein und einige Hallen, in denen Kampfkünste und viele andere Fertigkeiten unterrichtet wurden. Alles verbunden durch lange Gänge aus Stein. Schier endlose und verschlungene Gänge, wie der junge Mann fand. Godric war seit fünfzehn Jahren nicht mehr Zuhause gewesen, da er zum Pater ausgebildet worden war. Er hatte sein Gelübde abgelegt keusch und nur für Gott zu leben. Seinem Glauben und seinem Wort zu folgen, allen Sünden zu widerstehen. Dazu gehörten Sünden wie Sex, unkeusche Gedanken, das verzehren von Fleisch, Gotteslästerung, Mord, Fluchen und noch viel mehr. Auch sich gegen dunkle Geschöpfe und Versucher zu behaupten gehörte dazu. Als der junge Pater in seiner Ausbildung das erste Mal davon gehört hatte, konnte er seinen Ohren nicht trauen. Doch er lernte schnell, dass die Welt nicht nur aus dem bestand, was er mit bloßem Auge sah. Dunkle Geschöpfe gab es nicht wenige und doch war kein Pater, Mönch und auch keine Nonne wehrlos gegen diese. Sie wehrten sich nur, griffen aber niemanden von sich aus an. Es zählte nicht zum Mord, wenn man den dunklen Geschöpfen durch Verteidigung und Gebete, den Weg ebnete, in ein besseres Leben . So war dieses Kloster doch dafür bekannt Männer hervor zu bringen, die dies beherrschten.
So auch Godric. Er hatte seine Weihe erhalten und war nun Würdig der Abt dieser Einrichtung zu sein. Er hatte viel gelernt und wusste, dass er dies alles auch brauchte. Er trug immer sein Schwarzes Gewand mit einem geweihten Kreuz um dem Hals. An seinem Finger war ein Ring. Der einzige Schmuck, den er tragen durfte, da es der Familienring war und Godric als obersten Pater und Abt des Klosters auszeichnete. Es war nicht irgendein Schmuckstück. Es war der heilige Schmuck Amons, dem Begründer dieses Klosters. Ein mächtiger Ring, nach dessen Kraft viele begehrten, aber niemals besitzen konnten. Er suchte sich selbst seinen Besitzer, einen Nachfahren Amon's und hatte er dies getan, färbten sich beim Anlegen dieses Ringes die Haare blau wie der Himmel und die Augen so tiefblau wie Wasser. Egal was deren ursprüngliche Farbe war. Es waren die Farben des ersten Talin, Amon. Der Ring konnte erst wieder vom Finger genommen werden, wenn der Auserwählte starb, was geschah, sobald sein Nachfolger auf die Welt kam, da es nur einen Heiligen geben durfte. So wuchs auch Godric ohne Vater auf, hatte jedoch auch die Mutter früh verloren. Er konnte sich nicht an sie Erinnern. Der ehemalige Abt, der Schüler von Godrics Vater, hatte das damals kleine Baby aufgenommen und ihn aufgezogen. Gemäß dem Wunsch der Talin.
Außer des Schmuckes besaß Godric keinen Reichtum. Niemand in diesem Kloster hatte welchen. Die Zimmer waren, außer eines Bettes, eines Schranks für die Roben und Gewänder und einen Tisch samt Stuhl und einer Lampe, leer. Es wurde nach den Regeln des Verzichts und der Demut gelebt und nicht der Verschwendung nachgegeben. Man hatte nur das, was man zum Leben brauchte. Nicht mehr und nicht weniger.
Da Godric diese Nacht jedoch nicht schlafen konnte, hatte er sich vorgenommen, die Gänge, die er zuletzt vor fünfzehn Jahren erkundet hatte, neu zu erforschen. Sich wieder mit allem vertraut zu machen. In einer Hand hielt er eine Kerze. In diesem Kloster gab es keine Elektrizität. Nur den Luxus von fließend Wasser und damit verbundenen sanitären Einrichtungen hatten sich die Mönche gegönnt, der Hygiene wegen. So fortschrittlich wollte man dann doch sein, um Krankheiten vorzubeugen.
Gemächlich ging der Blauhaarige die Gänge entlang. So vieles hatte er vergessen und an vieles mehr wollte er sich wieder erinnern. Zum Beispiel auch wie es wieder zurück ging. Denn selbst ein auserwählter Pater war nicht davor geschützt sich zu verlaufen, so wie es ihm passiert war. Wollte er doch nur diesen Teil erkunden, da er in der Woche, in der er hier war, nie dazu kam. Es gab nichts, was er hatte in diesem Teil des Klosters erledigen müssen. Dieser Trakt war auch etwas Abseits in den Berg gebaut. So als wäre es Absicht gewesen. An dem Boden, den Wänden, Ecken und Säulen, welche für den Außengang waren, konnte man sehen, dass dieser Trakt lange nicht mehr benutzt wurde. Die tägliche Arbeit eines Mönches, bei der auch Godric sich nicht ausschließen durfte, war das Kloster rein zu halten wie es auf einer Tafel im Hauptgang stand. 'Halte deine Seele und deine Umgebung rein!' Selbst Godric, als höchster Pater, konnte sich nicht vor der Putzarbeit drücken, musste aber wenigstens nicht so viel machen wie seine Mönche. So war ihm das Zubereiten der Speisen, die Küchenarbeit und die grobe Hausarbeit und Wäsche doch erspart geblieben. Er hatte dafür zu Sorgen, dass die heiligen Schriften Ordnungsgemäß gelagert waren in dem Archiv, da kein anderer außer den Talin Zutritt hatten. Dies war hingegen der Hausarbeit, keine weniger schwere Arbeit. So streckte sich das unterirdische, über Jahrtausende bestehende, Familienarchiv doch über eine weite Strecke. Das Kloster selbst war mehr als zweitausend Jahre alt und so hatte jede Generation an Pater weitere Schriften verfasst und zugefügt. Da kam am Ende einiges auf den nun amtierenden Pater zu, auch weil er eigentlich alles lesen sollte, um das Wissen der alten Generationen nutzen zu können. Doch selbst nach fünfzehn Jahren hatte er nicht einmal einen kleinen Teil des Archivs durchlesen können und hatte für seine Ausbildung nur bestimmte Schriften herauspicken lassen können. Sein Glück war, dass die vorherigen Generationen sauber gearbeitet hatten. Jedes Buch, jede Schriftrolle, jedes noch so kleine Papierstück, war geordnet und unter Stichwörtern einsortiert in einem Regal. So konnte man schnell etwas finden, wenn man von der Menge an Stichwörtern einmal absah...
Daran wollte Godric jedoch nicht denken. Er hatte sich nach seiner Ankunft eine Lektüre aus dem Archiv geholt, welche sein Interesse geweckt hatte. Eine Geschichte über seinen Vorfahr Amon. Denn dieser wurde, entgegen aller Heiligkeit, die dieser Platz ausstrahlte und für die er Stand, als dunkler Pater betitelt und der Name Amon, der in der Bibel ein wenige göttlicher Name war, verbesserte den Umstand nicht wirklich. Godric wollte den Grund erfahren, hatte auf Antworten in dem Buch gehofft, welches in irgend einer Generation von einem Nachfahr Amons verfasst worden war. Doch zum Lesen kam er noch nicht.
Ein Seufzen kam über die Lippen des Paters. „Verlaufen...“, sinnierte er über seine Lage. Das war doch weniger heilig, hatte sich Godric gedacht und lachte über sich selbst. Ein toller Heiliger war er, sich im eigenen Kloster zu verlaufen. Ob das wohl einem seiner Vorfahren auch passiert war? Er kannte jedenfalls keinen. Hätte er doch eine Karte mitgenommen, oder einfach den Mönch gefragt, den er noch vor zwei Stunden gesehen hatte, aber nicht hatte Fragen wollen. Diese Gedanken ließen ihn erneut seufzen. Er wollte nicht wirklich offen zugeben, sich verlaufen zu haben. In der ersten Woche hatte er sich gewünscht so wenig wie Möglich falsch zu machen. Nun war er in einer doch etwas dringlichen Situation. Insgesamt drei Stunden hatte er das Kloster schon inspiziert, seit zwei Stunden sich verlaufen und seit einer Stunde fragte er sich, ob er nicht die ganze Zeit um Kreis lief. Godric hätte geflucht, wenn ihm sein Selbst nicht im Weg gestanden wäre. Seit seiner Weihe zum Abt verbat er es sich, doch selbst davor hatte er nur selten davon Gebrauch gemacht. Konnte es auch daran liegen, dass der Abt damals nicht gerade erfreut war, wenn Godric solche Wörter gebraucht hatte.
Nach all der Zeit des Laufens entdeckte Godric eine Treppe die in einen Keller führte. Er entschloss sich einen Moment ruhe zu gönnen, da seine Füße doch nun schon ziemlich kalt waren und anfingen zu schmerzen. „Nur ein wenig Ausruhen, dann werde ich sicher wieder einen klaren Kopf haben und aus meiner Lage herauskommen.“, dachte sich der Verlaufene und sank die Augenlider, spürte wie seine Gliedmaßen dankbar über die kleine Ruhe waren. Erschöpft lehnte er sich gegen die steinerne Mauer und schloss ganz die Augen. Sein Atem ging ruhig und er schien sich zu entspannen. In diesem Moment der Ruhe fühlte sich Godric unglaublich wohl. Lange war er nicht mehr so Dankbar über ein wenig Pause wie jetzt. Er hatte die nackten Füße kurz aneinander gerieben, dann aufeinander gelegt in der Hoffnung es würde etwas Wärmer werden. Da der Gang außen war und somit an einer Seite offen. Der Nachtwind blies unbarmherzig in den Gang. Zwar war es Sommer doch nur mit einer bis zur Hüfte gehenden Mauer und Säulen, welche Mauer und Decke miteinander verbanden, gaben Windschutz. Da das Kloster so weit oben auf dem Berg war, waren selbst so manche Sommernächte etwas kühler.
Leicht wiegten die blauen Strähnen im sommerlichen Wind und kitzelten die Nase des verlorenen Paters der nur einen müden Laut von sich gab. „Mhm~“ Es war schon spät und selbst, der noch vor kurzem, schlaflose Godric konnte sich der Müdigkeit nach einem dreistündigem Marsch durch das Kloster, auf der Suche nach einem vertrauten Gang, um wieder in das eigene Zimmer zu gelangen, nicht verwehren. Die Augen geschlossen und gemütlich an der Wand lehnend, wäre er Beinahe eingeschlafen, wenn die Kerze ihn nicht geweckt hätte. Da der Pater drohte in den Schlaf abzusinken, hatte er die in der Hand befindlichen Kerze, leicht schief gehalten. Das Wachs, welches vorher noch auf dem kleinen Kerzenteller lief, verteilte sich nun auf der Handoberfläche. Ruckartig setzte sich Godric auf, war wieder erwacht durch den leichten Schmerz und hielt die Kerze nun wieder gerade. „Au...“, murmelte er und stellte den Kerzenteller, samt Kerze, an die Seite und begann damit das Wachs von seiner Hand zu kratzen. Die Haut war darunter leicht rötlich geworden was den Pater erneut kurz seufzen ließ. Doch er war weder wütend, noch verstimmt. Er sah es als Positiv an, da das Wachs ihn davor gerettet hatte, nicht einfach auf der Treppe einzuschlafen.
Nur kurz ergab sich der junge Pater dem herzhaften Gähnen, erhob sich dann. Er wollte einen Weg zurück finden, hatte sich nicht träumen lassen mit seinen jungen Jahren, dreiundzwanzig an der Zahl, wie ein alter Greis einfach einzuschlafen. Er wollte sich abwenden, als auf einmal etwas ihn in seinem Tun stoppte. Sein Blick folgte den Treppen, die in den Keller führten. Unterirdische Kellergewölbe die sich, wozu das Familienarchiv gehörte, weit unter dem Kloster erstreckten. Godric hielt inne und hatte den Blick gebannt auf den immer dunkler werdenden Weg nach unten gerichtet. Er hatten nicht gedacht das auch hier, in diesen verlassenen Räumlichkeiten, ein Weg in die Kellergewölbe führte. Ein Schlucken durchbrach die Stille. Godric hatte das Gefühl, dieser Weg in den Keller würde an Dunkelheit zunehmen. Natürlich versuchte er sich einzureden, dass dies nur durch die Nacht kommen konnte. War er doch hier zu Zeiten noch auf den Beinen, an dem jeder fromme Mensch schon im tiefen Schlaf versunken war. Doch Godric war wach und stand auf der ersten Treppenstufe, Richtung dunklem Keller. Als kleines Kind hatte er Angst gehabt, fürchterliche Angst. Nicht einmal das Familienarchiv konnte er betreten, da die herrschende Dunkelheit in den Kellern ihm die Furcht in den Leib trieb. Der ehemalige Abt hatte jedes Mal die Ehre gehabt in den heiligen Archiven die nötigen Unterlagen aufzufinden und sie dem Unterricht beizufügen. Godric hatte bei dem Betreten der Kellerräume stets ein seltsames Gefühl gehabt. Ein Gefühl, welches ihm Gänsehaut bescherte. Glaubte er, dass die Dunkelheit des Kellers selbst langsam seine Füße ergriff und langsam den jungen Leib hinaufkroch. Er fühlte eine Kälte in diesen Räumlichkeiten, die er selbst im Winter nie gespürt hatte. Weder im Kloster, noch an jenem Ort, wo er seine fünfzehnjährige Ausbildung abgeschlossen hatte. Nur dieser Keller... War Godric nun doch als ehrbarer Pater und Schriftgelehrter zurückgekehrt. Hatte großes Wissen über Riten, Magie, Geschichte. Ein gefestigter Mann. Doch nun, im Angesicht dieses Kellers, war nichts mehr davon übrig. Erneut spürte Godric diese Kälte, dieses seltsame Gefühl in sich hochsteigen. Als würde es ihn übernehmen wollen und seine Seele in die Schwärze tauchen. Der damalige Abt hatte selbst zu seinen Lebzeiten ihm verboten zu jenen Kellerräumen zu gehen, die verlassen waren. Jene Räume, um die sich wilde Geschichten rankten. Jedes Kloster hatte wohl so eine Geschichte, dachte sich Godric damals. Verfluchte, verlassene Räume. Geistergeschichten. Dennoch! Godric hatte getan, was der Abt ihm damals befohlen hatte. Seine Angst vor jenen Räumen war selbst zu groß um den Anweisungen nicht Folge zu leisten. Doch nun, so viele Jahre später, stand Godric am Eingang jener Räume die er vergessen hatte und als Kind nicht betreten sollte. Jene Räume die ihm damals einen Schauer über den Rücken jagten, jene die es heute noch taten. Im Schein des Vollmondes stand der erwachsen gewordene Godric auf der ersten Stufe der Treppe, welche in diese Räume führte. Er stand im Licht, während der Schein des Vollmondes nicht einmal die restlichen Stufen mehr erreichen konnte. Es war, als würde die Dunkelheit dem Vollmond verbieten, sein Licht auszubreiten und jenes zu enttarnen was von der Dunkelheit verdeckt, gar beschützt wurde.
Wie gebannt stand Godric auf der Stufe, die zu seinen Kindheitsängsten führte. Erneut ein Schlucken. Seine Kehle fühlte sich trocken an, als hätte die Flüssigkeit seine Kehle seit Ewigkeiten nicht mehr mit Feuchtigkeit bedacht. Momente vergingen, dann schreckte er auf, ließ die Kerze fallen, welche die Treppen herunter rollte und hinter dem Torbogen des Kellereinganges zum stehen kam. Die Flamme war erloschen und nur noch der Schein des Mondes schien Godric ein wenig Licht zu spenden.
Eine Krähe hatte sich auf das alte Mauerwerk gewagt und seine Anwesenheit verkündet. Dem jungen Pater war das Herz in sein schwarzes Gewand gerutscht. Hatte er Nachts mit allem gerechnet, doch nicht einen solchen Schrecken zu bekommen. Wie lange hatte er dort gestanden, um so in seiner Gedankenwelt versunken gewesen zu sein? Godrics Blick wandte sich zur Krähe die sich nicht gerührt hatte und weiterhin auf den Blauhaarigen sah. Ihre Blicke kreuzten sich. Die schwarzen Augen der Krähe verschlangen regelrecht den blauen Blick. Godric wusste nicht wieso, doch dieser Vogel, so klein er auch war, hatte etwas anziehendes auf ihn. Dennoch war es Godric nicht möglich sich zu bewegen. Ganz so, als wäre er im Bann des dunklen Blickes. Er weitete die Augen als die Krähe die Flügel ausstreckte und damit das Licht des Mondes brach, welches selbst das tiefschwarze Gefieder nicht erhellen konnte. Erneut ein Krächzen, während Godrics Blick gebannt auf dem Vogel lag. Als Kind hatte er viele Geschichten über Krähen gehört. Galten sie in einigen biblischen Texten als Vorbote und tierischer Begleiter der dunklen Geschöpfe. Zogen sie Menschen in den Bann, nur um ihnen dann die Augen herauszupicken. Diese Krähe hatte sich erhoben, jedoch nicht um dem jungen Pater das Augenlicht zu nehmen, sondern dem Mond entgegen zu fliegen. Als das stolze Tier seinen Flug begonnen hatte waren schwarze Federn, sanft wiegend im Wind, langsam zu Boden gefallen. Godric hatte der Krähe nachgesehen, stand selbst noch einige Momente, als diese sich seinem Blickfeld entzogen hatte, wie gebannt dort. Erst als ein kühler Wind die Federn erneut aufwirbelte schien auch er wieder in der Realität angekommen zu sein. Die letzten Zeugen des tierischen Besuches waren hinfort geweht worden und ließen den Hinterbliebenen zurück.
Nach einer gefühlten Ewigkeit gönnte sich Godric einen tiefen Atemzug. Hatte er das Gefühl gehabt in der ganzen Zeit keinen Atemzug von sich gegeben zu haben. So schnell wie möglich wollte er zurück in seine Kammer, da diese Begegnung ihm immer noch seltsam vorkam. Sein verlorenes Kerzenlicht gab ihm auch kein besseres Gefühl. Doch er musste sie holen, die Kerze und den dazugehörigen Kerzenteller. Godric wollte sie nicht zurück lassen, auch wenn es sich nur um normale Gebrauchsgegenstände handelte. Hatte der fromme Pater gelernt nichts zu verschwenden. Ein weiteres hartes Schlucken kam von ihm, dann aber ballte er seine Hände zu Fäusten. „Ich bin kein Kind mehr... Die Dunkelheit kann mir nichts anhaben. Das Licht ist erloschen, doch das Licht meines Herren begleitet mich! Ich brauche keine Angst vor einem Keller zu haben“, sprach Godric zu sich selbst, um sich Mut zu machen und besann sich auf das Vertrauen in seinem Herren. Ihn stets an der Hand zu haben und jedes Unglück nicht alleine bestreiten zu müssen.
Er nahm die zweite Stufe.
„Mein Herr ist immer bei mir... selbst in der dunkelsten Stunde. Mag ich ihn nicht sehen, doch spüren.“, redete er konzentriert weiter auf sich ein, als würde er ein Mantra aufsagen. Er nahm die weiteren Stufen und stand nun vor dem Torbogen. Ein riesiger, weißer Torbogen, der in den Keller führte. Mutig schritt Godric unter diesem hindurch, hatte das Gefühl, die Kälte hätte zugenommen. So schnell er konnte sammelte er die Kerze ein, blickte suchend nach dem Teller. Godric umarmte sich kurz selbst, schüttelte sich, da es ihn fröstelte. Er fragte sich, wie es auf einmal so kalt sein konnte und sah nach vorn. Der Keller war offen gestaltet. Der Bogen als Einlass, dann ein weiter Gang, welches Ende man nicht sehen konnte, da dieser von der Dunkelheit verschlungen wurde. In jener Dunkelheit blitzte etwas. Godric erkannte es mit Mühe. Es war der Kerzenteller. Weit war er in den dunklen Gang gerollt. Leicht biss er sich auf die Unterlippe. Sollte er ihn holen? Er durfte nichts zurücklassen. Es wäre entgegen aller Lehren, selbst wenn es nur ein kleiner Kerzenteller war. Doch es war entgegen seiner Art einfach alles liegen zu lassen. Eine Art, für die er sich selbst gerne gerade Ohrfeigen möchte. Mutigen Schrittes begab er sich in den Gang, wollte nur schnell den Teller holen und dann gehen. Lieber würde er draußen schlafen, als eine Sekunde mehr als nötig hier zu verweilen. Er nahm den letzten Schritt, hob den Kerzenteller wieder auf und wandte sich dem Ausgang zu, blieb aber plötzlich stehen. War es hier schon immer so dunkel? Godric sah die Hand vor Augen nicht mehr. War er wirklich so weit gelaufen für diesen kleinen Kerzenteller? Godric musterte den Gang und sah, dass dieser sich ein paar Schritte weiter teilte. Würde er nach Links gehen, so hatte er den groben Plan in Erinnerung, würde er bald zum Familienarchiv kommen. Von dort aus könnte er sicher wieder zum Haupthaus gelangen. Er neigte sich nach Links, wollte diesen Gang gehen, hielt jedoch inne und hatte den Kopf zur Seite gelegt. Sein Blick lag auf den Gang der Rechts verlief. Sollte er doch nun eigentlich seine Chance ergreifen, um doch noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, doch der rechte Gang übte eine ungeahnte Anziehung auf ihn aus. War er doch so dunkel und hatte eine seltsame Ausstrahlung. Die Worte des damaligen Abtes, diesen Teil nicht zu betreten, hämmerten in seinen Hinterkopf. Godric war kein Mann von Angst. Er vertraute auf sich und seinem Herren. Die kindlichen Ängste hatte er abgelegt, bis auf diese hier. Aus Godric war ein mutiger Abt geworden. Als Kind noch so schwach, war er nun trainiert und geübt im Umgang der heiligen Kampfkünste und des Wortes. Er sah die Welt nicht mehr mit den ängstlichen Augen eines Kindes, sondern mit den starken Blick eines Mannes.
Doch dieser Gang übte eine Faszination aus, welcher die abgeklärte, erwachsene Seite ruhen und die kindliche, neugierige Seite erneut aufleben ließ.
Godric hatte sich von der sicheren Seite abgewandt und wagte den Schritt in den dunklen Gang. Eine Kerze als Lichtspender besaß er nicht mehr und Lichtschalter gab es nicht. Der einzige Ort, an dem es einen Hauch von Elektrizität gab, war die Küche. Darüber war er auch ziemlich froh, ebenso die anderen Bewohner. Mit einem Kühlschrank konnte das Essen nicht mehr schlecht werden. Der Umstand, dass es hier kein Licht gab, zwang den Pater jedoch nicht zur Rückkehr. Immer tiefer wagte er sich in die unbekannte, dunkle Welt. Vorsichtig hatte er die Hände an die Wände gelegt, um in der Dunkelheit wenigstes etwas Halt zu finden. Der Gang war nicht besonders breit, so dass dies problemlos möglich war. Zwei Kinder hatten gerade genug Platz, um nebeneinander zu laufen. Vorsichtig ließ Godric seine Fingerkuppen über die kalten Steine der Mauer huschen, welche sich alt und bröckelig anfühlte, als hätte sich lange niemand mehr darum gekümmert. Godric fragte sich nach dem Grund, da er nicht daran glaubte, dass die anderen Mönche genauso viel Angst hatten in dieses Kellergewölbe zu gehen wie er. Tat er es doch selbst als Überbleibsel seiner Kinderängste ab und wollte sich nun diesen stellen. Lag es an den mahnenden Worten des damaligen Abtes? Eine Antwort wollte ihm nicht einfallen, doch der Drang diesem Gang zu folgen war ohnehin größer als jede Antwort.
Tiefer und tiefer in die Dunkelheit hinein
Wie lange er lief, gar in welche Richtung, oder wie lange es noch dauern würde anzukommen, wusste er nicht. Nur eines war ihm Gewiss: Er hatte eine lange Strecke zurück gelegt, so dass er sich fragte, ob dieser Gang gar selbst in den Berg hinein führte. Zwei Schritte weiter endeten die Mauern und Godrics Hände griffen ins Leere. Er sah auf, erkannte jedoch nichts. Die Dunkelheit erwies sich als hartnäckiger Begleiter des jungen Mannes. Eines konnte er jedoch sagen, dieser Raum, in dem er zu stehen schien, war riesig. Egal wie sehr er versuchte eine Mauer, eine Wand oder etwas anderes zu erhaschen, es war erfolglos. "Bin ich nun im Berg?", hatte sich Godric gefragt, da er es sich nicht anders erklären konnte. Ein so schmaler Gang, welcher so endlos schien und urplötzlich ein riesiger Raum. Bei diesem Gedanken musste er lachen. Wäre er im Berg, hieße es, dieser war hohl, oder wenigstens zu einem Teil. Natürlich kannte er Höhlen, die durch einen Berg führen konnten. Doch vom Keller eines Klosters aus? Unwahrscheinlich. Dennoch wusste er sich auch nicht diesen Ort zu erklären wo er war. Es war zu dunkel um etwas sehen zu können. Auch hören konnte man nichts. Als sei alles um ihn herum verstummt. Anfangs hatte Godric hin und wieder noch den Wind pfeifen gehört, doch je tiefer er kam, desto stiller wurde es. Ein Geruch stieg Godric in die Nase. Es roch alt. Die Luft war stickig, gar dünn. Es fiel ihm schwer zu atmen und der Geruch von Altem und Verwesung war ihm in die Nase gestiegen. Er schreckte zurück, fiel über seine eigenen Füße und landete hart auf den steinernen Boden. Der Boden ließ Godric hoffen, doch noch im Kloster zu sein. Der Geruch trieb Unbehagen in den jungen Leib. War hier ein Grab? Waren es gar Katakomben? Nichts ungewöhnliches für ein Kloster. Doch dieses Kloster begrub seine Leichen woanders. Ein riesiger Friedhof war tief im Wald versteckt. Jeder Mönch, der hier lebte, wurde dort begraben. Jeder Talin hatte seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof. In einem Mausoleum, welches zu Ehren Amons errichtet wurde im Zentrum des Friedhofes.
Nun wo er so weit gekommen war, wollte Godric nicht umkehren. Dies ließ sein Stolz nicht zu. Er wollte sich aufrichten, als sein Ring anfing aufzuleuchten. Verwirrt sah er zu seinem Finger herunter, führte ihn dann vor seine Augen. In all der Zeit, in den er den Ring hatte, seit er sich erinnern konnte, hatte er dies nicht getan. Es hatte ihn schockiert, doch selbst wenn er wollte, so konnte er den Ring nicht von seinem Finger bekommen. Da müsste er sich schon den ganzen Finger abschneiden. „Was ge-?“ Doch weiter kam er nicht, da hatte der Ring sich verselbstständigt. Wie durch Zauberhand zog der Ring an Godrics Hand und führte ihn den Weg entlang. Er konnte sich dem nicht entziehen. Die Kraft war so stark, selbst als er mit ganzer Kraft dagegen stemmte, wurde er mitgezogen wie ein kleines Kind an der Hand eines Erwachsenen. So entschied sich Godric keine Gegenwehr mehr zu leisten, war der Meinung, dass sein Herr vielleicht selbst ihn an der Hand nahm. Er wollte sich dem Zeichen nicht entziehen und als weitere Schritte gegangen wurden, hatte der Ring sein Leuchten verloren und wurde wieder normal. Verwirrt blinzelte Godric und fragte sich was dies zu bedeuten hatte, dachte er sei vielleicht doch auf der Treppe eingeschlafen und hatte nun den seltsamsten Traum seit Lebzeiten. Zeit für Verwunderung hatte er jedoch nicht. Urplötzlich wurde der Raum erhellt. Vor dem verwirrten Pater war ein riesiges Tor, knapp zwei Köpfe größer als er. Neben diesem hingen zwei Fackeln, die Feuer gefangen hatten und die Dunkelheit vertrieben. Es war jedoch kein gewöhnliches Feuer. In dem roten Feuer, war ein leichter Blaustich erkennbar. Godric wunderte sich über das, was sich ihm bot, fragte sich woher auf einmal diese Fackeln Feuer fingen. Dies war eindeutig nicht normal, empfand er. Besonders nicht bei dieser dünnen Luft. Jegliches Feuer wäre hier unten erloschen. Er musterte die Fackeln, wandte sich ab und erkannte, dass er Recht hatte mit seiner ersten Vermutung. Es war wirklich ein riesiger Raum. Während der steinerne Boden noch an den Keller des Klosters erinnerte, war das Deckengewölbe von anderer Beschaffenheit. „Wirklich... Eine Höhle??“ Auch wenn er es sich vorgestellt hatte, so hatte er nicht gedacht, dass diese der Wahrheit entsprach.
Sein Blick wanderte von der Decke zu dem Tor. Es sah aus wie ein altes, steinernes Tor. Dennoch hatte es etwas anderes. Das Tor war schwarz, wie die vorher herrschende Dunkelheit. Dies war nicht die einzige Besonderheit. In dem Tor waren verschiedene Symbole eingeritzt. Einige erkannte er als göttliche Symbole, andere wiederum waren ihm fremd, ebenso wie einige Schriftzeichen. Langsam, Stück für Stück, strich Godric über die Zeichen um sie besser zu erkennen. Eine unerkannte Faszination machte sich in ihm breit. Es war so als würde das Tor ihn magisch anziehen. Doch unter all dem Bekannten und Unbekannten konnte er lateinische Schriftzeichen entdecken. Sie waren etwas blass, so wie der Rest der Symbole, doch bei näherer Betrachtung noch deutlich lesbar.
Qui ad hoc sanctum imo cognitionem facit animam. Qui ad hoc sanctum tenebras faciens scire. Qui ad hoc sanctum peccare, ne forte resipiscant et ad regendum mundum.
Amon
Überrascht sah Godric auf. Es war von seinem Vorfahr persönlich! Für einen Moment hielt er inne. Natürlich gehörte auch Latein zu seiner Ausbildung, nur dass er die tote Sprache nicht so oft benutzte. Einzig alleine, wenn er die Dokumente aus dem Archiv hatte lesen müssen. Diese waren ausnahmslos alle auf Latein. So hatte Godric im Kopf übersetzt.
Wer diese heilige Stätte betritt, macht Bekanntschaft mit den Abgründen seiner Seele. Wer diese heilige Stätte betritt, macht Bekanntschaft mit der Dunkelheit. Wer diese heilige Stätte betritt, sollte umkehren und den Sünden keine Chance geben, erneut über diese Welt zu herrschen.
Amon
"Ein Sünder!", kam es schockiert und er und musterte das Tor erneut. Nun ergaben alle diese Symbole einen Sinn. Schützende Schriften, warnende Symbole, die zur Umkehr bewegen sollten. Ein Bann, welcher auf das Tor gesprochen wurde und einen am Durchgang hindern sollte. Mit einem Sünder dieser Art wollte Godric nichts zu tun haben. Sein Vorfahr wird einen Grund gehabt haben, diesen Sünder hier beerdigt und verbannt zu haben und nicht wie üblich auf dem Friedhof zu beerdigen, dachte er sich. Gerade wollte er kehrt machen, als erneut, wenn auch nur ein Bruchteil einer Sekunde, sein Ring aufblitzte. Der blaue Stein. Er schien im Schein des leicht bläulich wirkenden Feuers, erneut aufgeleuchtet zu haben. War dies wirklich nur ein einfacher Ring? Natürlich war ihm schon vorher klar, dass dieser hier wohl Magie besaß, auch wenn es absurd klang. Anders konnte er sich die blauen Haare und Augen nicht erklären, die er bekommen hatte, nachdem er den Ring angelegt hatte. Ebenso, dass dieser nie wieder abging und das schon seit gut einundzwanzig Jahren.
Leicht legte er die Hände auf das schwarze Tor, bemerkte wie das Feuer der Fackeln nach ihm züngelte. Amon hatte hier etwas verbannt, war es nun an ihn diesen Bann zu erneuern? Hatte sein Herr ihn hier her geschickt um dies zu tun? Eine andere Antwort fand Godric nicht und so öffnete er das Tor. Er war überrascht wie leicht dies ging. Hatte er doch bei der Größe und Dicke gedacht, dass mehrere Männer dazu erst in der Lage sein konnten. Doch dieses Tor öffnete sich schon fast wie von allein. Es kam ihm so leicht wie eine Feder vor. Godrics Anspannung stieg. Was würde ihm hinter diesem Tor erwarten? Er war bereit für alles und hatte sich im Gedanken schon Bannsprüche zurecht gelegt. Noch kein dunkles Geschöpf konnte den Pater reinlegen. Er war gut in dem was er tat und befreite die Menschen von ihren Sünden, betete für sie und trieb die Dunkelheit aus. Doch bis jetzt war ihm so etwas wie hier, noch nie untergekommen.
Als das Tor offen stand und Godric einen Blick hinein wagte, war alles dunkel. Die Luft war hier noch dünner als sie eh schon war. Damit hatte der Pater nicht gerechnet und musste kurz die Hand vor seinen Mund legen. Das Atmen fiel ihm schwer, jedoch ließ er sich nicht davon beeinflussen. Sein geheiligtes Kreuz, welches er immer dabei hatte, lag fest in seiner Hand. Er würde dem Unbekannten mit festem Glauben entgegen treten. Godric wagte einen Schritt in die versiegelte Halle und urplötzlich, als wolle man den wohl ersten Besucher nach vielen Jahren willkommen heißen, erschien ein Feuer. Es war rotes Feuer mit blauem Schein. Der Raum stellte sich als Rund heraus und an der Wand hingen Fackeln, welche lichterloh brannten, aber nicht so wirkten als würden sie abbrennen, sondern ewig weiter Licht spenden. Doch das Feuer hatte sich nicht nur auf die Fackeln verteilt, auch Godrics Kerze brannte nun Lichterloh. Sie war aufgeflammt und hatte eine riesige Stichflamme, welche dann sich zurückzog und zu einer kleineren wurde. Die Stichflamme hatte sich auf den Boden verteilt, zog ihre feurige Bahn um einen marmornen Steinbehälter und war zu dem verwirrten Pater zurückgekehrt. Man hatte ihm einen Weg aus Flammen bereitet. Selbst der so gefasste Pater hatte sich erschrocken, war einen Schritt nach hinten gegangen und hatte dem Spektakel mit Erstaunen beigewohnt. Sein Blick führte ihn zu dem Steinbehälter. Hinter diesem war eine weiße Engelsstatue. Entgegen der sonstigen Statuen, hatte sie einen traurigen Blick. In den Händen war eine Bibel aus Stein gelegt und auf dem Kopf ein Dornenkranz. Aus den Augenwinkeln, bis zur Wange herunter, war eine schwarze Spur, die an Tränen erinnerte. An blutige Tränen. Die in Stein gemeißelten Haare des Engels, welchen Godric als männlich identifizieren konnte, da die Brust flach war, waren lang und verdeckten die Blöße. Der Engel hatte eine kniende Position, als würde er gerade einer Gruppe von Zuhörern aus dem heiligen Buch vorlesen. Godric musste kurz nachdenken, dann erkannte er das Engelsbild. Die Statue hatte entgegen der normalen Engel sechs, anstatt zwei Flügel. Ihm war nur einem Engel in der Geschichte Gottes geläufig, welcher von dem Herren mit sechs wunderschönen Schwingen gesegnet wurde.
Gottes schönster und ehemals reinster Engel.
Lucifel
Vor Schreck ließ er die Kerze fallen. Diese rollte ins Feuer und verbrannte. Wieso war hier eine Statue von Lucifel? Natürlich kannte Godric die Geschichten über diesen und was aus ihm geworden war. Selbst die jungen Kinder lernten im Religionsunterricht, anhand von seinem Beispiel, nicht vom rechten Weg abzukommen und den sündigen Weg zu nehmen.
Wieso war eine Statue von Lucifel... nein... dem gefallenen Engel Lucifer in diesem Raum?
Godric wollte umkehren. Schon alleine das Feuer hatte ihm Unbehagen bereitet. Das so seltsam erscheinende Feuer! Nun auch noch eine Statue von Lucifers ehemaliger Engelsgestalt! „Oh Amon! Was hast du getan?“ Wenn hier etwas so Machtvolles lag, wollte Godric es weiterhin versiegeln und schnell umkehren. Schnellen Schrittes war er beim Altar, ignorierte den Anblick des traurigen Lucifels und schob die Steinplatte leicht zur Seite. Da auf der Platte selbst nichts eingeritzt war, ging er davon aus, die Siegel, die er erneuern musste, waren innerhalb. Ohne zu zögern sah er hinein und erkannte einen Sarg. Dieser war von Ketten umschlungen, ebenso mit heiligen Banner übersät. Auf dem Sarg war, wie das Tor, Symbole und Schriften eingeritzt. „Requiem in pacem peccatorum.“, hatte Godric lesen können. Zweifelsfrei ein Sünder!' Er fragte sich, was für Sünden dieses Geschöpf auf sich gezogen hatte, wenn es hier eingesperrt und so sicher versiegelt wurde. Erst am Tor, dann der Sarg. Verkettet und mit Bannern übersät.
Vorsichtig, mit Achtung vor dem Toten, legte er die Hand auf eine der morschen Ketten. Auch wenn hier ein Sünder lag, so hatte Godric auch vor seine Totenruhe Respekt. Die Ketten sahen alt und verfärbt aus. Wie lange mochte dieses Grab schon bestehen? Wenn es wirklich Amon gewesen war, dann waren es fünfzehn Jahrhunderte gewesen. Eine lange Zeit. Eine Zeit, die dieser Raum widerspiegelte. „Mögen deine Sünden dir vergeben werden.“, sprach Godric und hatte seine Stirn an das heilige Kreuz gelegt, während die andere Hand auf dem Sarg ruhte. Er wollte mit der Versiegelung beginnen, doch weit kam er nicht. Ein starker Wind wehte und stieß ihn zurück. Das Feuer am Boden war erloschen, das der Fackeln brannte aber noch. Godric landete unsanft gegen die Engelsstatue und hatte zwei der sechs Flügel mit sich gerissen. Ein schmerzvoller Laut entkam ihm. Sein Körper zitterte leicht vor Schmerz und ein Blick zu den abgebrochenen Flügeln verriet ihm, dass dies nicht ohne Grund war. Blut klebte an der Stelle, wo ehemals die beiden Flügel waren. Godric sah an sich herunter. Die Robe ein wenig zerrissen, Blut lief ihm über den linken Arm. Doch darum konnte er sich nicht kümmern! Viel wichtiger war zu erfahren, was da gerade geschehen war. Godric richtete sich mit Mühe auf, sah zum Ausgang und erkannte dort eine Gestalt.
„Wer ist da?!“
Der junge Pater sah mit festem Blick zu der Gestalt. Diese trat hervor, so dass das Licht des Feuers ihn preisgab. Ein alter Mann mit faltigem Gesicht. Die grauen Haare hingen matt und ohne Glanz herunter. Sein Bart war ebenfalls schon ergraut und verdeckte den meisten Teil seines Gesichtes. Der Fremde trug eine Kutte des Klosters und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Godric fragte sich, ob er diesen Mann jemals im Kloster gesehen hatte. Auch wenn er nur dessen Gesicht sah, so hatte dieser etwas an sich, dass man ihn nicht vergessen hätte, wenn man ihm begegnete. Der Abt aber erinnerte sich nicht an jenen Mann und er hatte alle seine Brüder gesehen, an dem Tag, an dem er ins Kloster kam. Bei der Begrüßungszeremonie hatte er diesen Mann nicht gesehen. Er wäre ihm sofort aufgefallen, da sein Blick stechend und dessen gelb-rote Augen eine Seltenheit waren.
Ein perfides Grinsen legte sich auf die Lippen des Mannes. Er hob den Fuß und trat den nicht geöffneten Teil des Tores ein. Der Stein zerschellte regelrecht und wurde mit solcher Intensität gegen die Statue Lucifels geschlagen, dass diese in Einzelteile zerbrach. Godric war aufgeschreckt, hatte beide Hände um sein heiliges Kreuz gelegt. Dieses Verhalten war untypisch für einen Mann, der aussah, als wäre er in seinen achtziger Jahren. Kein Mensch hatte eine solche Kraft, um das handbreite Tor im Nu einzutreten, besonders nicht mit solch einer kargen Statur wie der Mönch. Kein Mann Gottes würde sich so respektlos an einem Ort der Ruhe verhalten!
Bevor der Abt jedoch seinen Unmut über das Verhalten dieses vermeintlichen Ordensbruders äußern konnte, war jener in die Grabkammer gekommen. Fahrig nahm er sich die Kapuze ab und gab sein altes Antlitz preis. Godric hatte Recht mit seiner Vermutung. Er war wirklich alt, hatte jedoch eine unmenschliche Kraft beim Eintreten des scheren Tores bewiesen. Der alte Mann streckte seine knöchernen Hände nach oben und fing an wie ein Wahnsinniger zu lachen. „Endlich! Nach so langer Zeit! Endlich bin ich an meinem Ziel angekommen, mein Herr!! Ihr habt nicht umsonst gewartet!“, kam es unter Lachen von ihm und er riss die Augen weit auf, fixierte Godric mit seinem Blick. Mit wankendem Schritt kam er näher. „Ich werde dir für deine Dienste einen gebührenden Dank aussprechen.“, säuselte er und ließ seine Fingerknöchel knacken. „Dein Tod wird schnell und schmerzlos werden!“ Ein schon fast krankes Lachen entkam dem alten Mönch, welcher sich mit der Schnelligkeit eines jungen Kriegers drehte und mit voller Wucht einen Gesteinsbrocken des Tores zu Godric schlug. Dieser konnte knapp ausweichen, lag halb über der Platte des Steinbehälters. „Du bist wohl einer von den ganz Harten was? Aber so wird es spannender! Wie lange habe ich darauf gewartet, meine Klauen in deinen Körper zu rammen! In jeden einzelnen verdammten Talin! Weißt du wie das ist~?“, schrie der Angreifer und kam mit weiteren, wankenden Schritten auf Godric zu. „1500 Jahre euch zu beobachten! Euer Gerede von Gott und der Barmherzigkeit! Wie es mich angewidert hat!“, schrie er erneut, während der Blauhaarige versuchte einen stabilen Stand zu bekommen. Er bemerkte nicht wie das Blut an seinem Arm auf den Sarg tropfte und achtete nur auf den alten Mönch. Godric formte mit der anderen Hand an seiner Brust ein Kreuz und bemerkte dabei nicht das er in diesem Moment etwas erweckt hatte, was für immer in den tiefen der Dunkelheit ruhen sollte. In seinem Mantra vertieft, hatte er nicht bemerkt, wie der Sargdeckel sich öffnete. Stück für Stück, Wort für Wort. Der Sargdeckel wurde nur einen Handspalt geöffnet, jedoch sah man das Blitzen eines Auges.
Das Feuer schien in Richtung Godric zu züngeln, die Flammen höher zu steigen als zuvor. Konzentriert in seinem Mantra, bemerkte Godric nicht wie die Aura eines Fremden den Raum erfüllte. Der alte Mönch war einen Schritt zurück gegangen, hatte seine Hände in das ergraute Haar geschoben und lachte auf. Er fing an sich zu schütteln, als sei er von Besessenheit geplagt. „Es ist soweit! Oh Herr!!!“, beschwor er. Der Schatten, der im Schein des Feuers geworfen wurde, kroch die Wand hinauf und wurde immer bedrohlicher. Indessen war das Blut des Paters in den Sarg geronnen und wurde von einer trockenen Zunge in Empfang genommen. Nicht möglich sich zu bewegen, nahm er begierig das rote Lebenselixier in sich auf.
Sein Körper war bewegungslos, wurde jedoch neues Leben eingehaucht. Langsam erwachten die Glieder und das köstliche Blut des Paters arbeitete sich in jede Ecke seines Körpers vor und versorgte diesen mit Wärme und Kraft. Stück für Stück kämpften sich die Augenlider nach oben und gaben die Umgebung preis...
Ein Atemzug...
Ein tiefer Atemzug erfüllte den Raum.
Das Feuer brannte Lichterloh, als wollte es diesen Atemzug gebührend feiern. Auch Godric bemerkte nun die Veränderung, aber es war zu spät. Zwei gierige Hände griffen nach dem blutigen Arm des Paters, zogen ihn kraftvoll in den steinernen Sargschutz. Er konnte sich dem nicht entziehen. Egal wie sehr er sich wehrte, der Griff war fest und stark. Godric konnte spüren wie eine Zunge über seinen Arm glitt, spürte den Speichel welcher sich verteilte, dafür aber das Blut mit sich nahm. Ein warmer Atem stieß gegen seinen Arm und angeekelt verzog er das Gesicht, wusste nicht was mit ihm geschah. Der alte Mönch bemerkte jedoch, was sich in diesem Moment abspielte und bekam es mit der Angst zu tun. „Niemals! Ich werde es nicht zulassen das DU meine Pläne ruinierst!“, schrie er fast panisch, zog einen Dolch und rannte auf den verwirrten Pater zu. Dann geschah alles ganz schnell.
Bevor der panische Mönch Godric verfrüht zu seinem Herren schicken konnte, wurde der Sargdeckel aufgeschlagen. Mit voller Wucht kam der schwere Sargdeckel ein paar Meter weit auf dem Boden zu Fall. „Nein! NEIN!“, schrie der Mönch, ging ein paar Schritte zurück, während für den Blauhaarigen alles wie in Zeitlupe verging...
~
Es war still. Kein Lüftchen drang in diesen Raum und ich war dazu verdammt bis in die Ewigkeit hier eingesperrt zu bleiben. Doch viel hatte ich nicht davon mitbekommen. Anfangs noch gegen den Sarg gehämmert, lag ich nun in einem ewig währenden Schlaf. Jedoch drang etwas an meine Nase, was mich dazu bewegte aufzuwachen. Der Geruch von Blut erfüllte den Raum und eine laute Geräuschkulisse schien sich außerhalb meines Gefängnisses abzuspielen. Ich bekam dies jedoch nur gedämpft mit, hatte mit mir selber zu kämpfen. Seit 1500 Jahren hatte ich meine Glieder nicht mehr bewegt, doch nun, wo die Ketten des Sarges abgerissen wurden, war es soweit sich zu erheben. Langsam, vom Geruch des Blutes angezogen, hatte ich die Augenlider bewegen können. Ein kleiner Blutrinnsal wagte sich in das Innere meines Sarges, ein Tropfen ließ sich auf meiner Wange zur Ruhe. Meine Zunge fing diesen Tropfen auf, bevor dieser meine Wange verlassen und in die Haare sickern konnte. Jedoch war der Tropfen nicht alleine. Weitere folgten, erfüllten meinen Körper wieder mit Energie. Ich spürte wie die Wärme und Kraft in mir zurück kehrte. Langsam hob ich meine Augenlider, hatte den Sargdeckel ein Stück beiseite geschoben. So weit wie es die Kraft zuließ.
Dann erkannte ich es... und nahm es mir!
Begehrlich hatte ich mir den Arm genommen, genüsslich das Blut abgeleckt. Das zappeln des Besitzers hatte ich nicht wirklich registriert, jedoch meinen Drang nach Freiheit. Mein Gefängnis, nach so langer Zeit zu verlassen. Als ich genug Blut in mir hatte, mobilisierte ich meine Kräfte, hatte den Sargdeckel hinweggeschleudert und den unbekannten Spender dabei entlassen. Langsam erhob ich mich, hatte eine Hand auf den Rand des Steinbehälters gelegt. Es war ein befremdliches Gefühl wieder seinen Körper zu benutzen, jedoch auch ein Gutes. Langsam hatte ich mich erhoben und gab meine Gestalt preis...
Es ist so verdammt gut nach so vielen Jahren wieder frei zu sein! Amon! Endlich werden wir uns wieder sehen!
Ein dunkles Lachen entkam mir...
~
Godric wurde zur Seite geschlagen, konnte sich noch knapp auf den Beinen halten und sah zu jener Gestalt die sich aus dem Sarg erhoben und wohl auch an seinem Arm geleckt hatte. An seinen Lippen war noch etwas Blut zu sehen, welches die unbekannte Gestalt gemächlich von den Lippen leckte. Der junge Pater wusste nicht wie ihm geschah. Er hatte viel gelernt in seiner Ausbildung, doch so etwas hatte er sich nie vorgestellt. Ein auferstandener Sünder, welcher laut Schrift seit langer Zeit tot sein sollte. Doch dieser Sünder sah noch sehr lebendig aus, befand der Pater nach der ersten Musterung. Es war ein junger Mann, würde der Pater schätzen müssen, nicht älter als Zwanzig. Er hatte bodenlanges, rabenschwarzes Haar und eine helle Haut. Sein Körper sah nicht wirklich kräftig aus, aber auch nicht schwach. Es war ein jugendlicher Körper, wie Godric unter den alten Kleidungsfetzen erkennen konnte. Doch die zerschlissene Kleidung, welche eher davon zeugte, dass dieser Sünder vor seinem Tode gekämpft haben musste, war nicht das wirklich Sonderbare. Es waren neben seinen langen Haaren, die Augen. Der Sünder hatte tiefrote Augen. So rot wie Blut. Noch nie hatte Godric etwas vergleichbares gesehen wie diese Augen. "Ein dunkles Geschöpf! Ein Dämon!", schoss es ihm in den Kopf.
Während der heilige Abt sich sammelte, hatte der Mönch jedoch seine Fassung wieder gewonnen. Er streckte die Arme nach dem Neuankömmling aus, verbeugte sich dann aber schon fast respektvoll. „Es ist eine unendliche Freude euch wieder zu sehen! Doch~ verzeiht mein Verhalten! Ihr müsst nun sterben!“ Lachend umschloss er den Dolch und beschwor etwas, was selbst Godric nicht kannte. Um den alten Mann erschien ein schwarzer Kreis, aus dessen Blitze zuckten. Egal wie sehr Godric nachdachte, eine solche Beschwörung hatte er noch nie gesehen. Er selbst kämpfte nur mit seinem Kreuz und einer Waffe. Einen silbernen, geweihten Mönchsstab. Nachdem der alte Mann seine Beschwörung vollendet hatte, rasten Blitze auf den auferstandenen Sünder zu. Dieser jedoch sah nur amüsiert zu dieser Bedrohung und hatte nur ein höhnisches Lachen für die Versuche des Verzweifelten übrig. Er holte aus, wobei das Feuer an den Wänden sich um die Gestalt schlängelte. Mit einem Schlag hatte der Schwarzhaarige den Angriff des Mönches abgewehrt. „Ts! Ich wache nach so langer Zeit auf und man hat mir nicht mehr zu bieten? Jämmerlich!“ Wütend über das unzureichende Schauspiel, ließ er sein Feuer auf den Mönch herabregnen. Dieser versuchte noch zu fliehen, doch er hatte keine Chance. Das Feuer hatte ihn gepackt und verbrannte ihn am lebendigen Leibe. Godric weitete schockiert die Augen, sah wie der brennende Leib im Feuer zuckte und der alte Mönch schrie. „Bastard! Sei verflucht Lu-!“ Das Feuer hatte in Sekundenschnelle den Mönch eingenommen und ihn verbrannt, so dass nur noch Asche von seiner Existenz zeugte. „Grauenvoll...“, wisperte Godric, sah dann zu dem Sünder, der langsam den Kopf in seine Richtung drehte und ihn mit seinen roten Augen ansah. Ihre Blicke trafen sich...
Sofort ging Godric in Kampfstellung. "Der Sünder ist wieder auferstanden!", murmelte er leise und faltete seine Hände zu einem Gebet, fing an Worte in lateinischer Sprache zu rezitieren. Die geheiligten Gebetsperlen an seiner Kette fingen an zu leuchten. Eine Gebetskette erschien um den Schwarzhaarigen und wollte ihn einschließen. Da dieser der lateinischen Sprache wohl genauso mächtig war, erkannte er was der Heilige vorhatte und hob die Augenbraue. "Sünder?", waren seine verwunderten Worte. "Ich habe dich in meiner unendlichen Großzügigkeit gerettet und DU nennst mich einen Sünder? Na wie nett! Doch anders kenne ich euch Menschen nicht!" Er erhob seinen Arm und ließ das Feuer erneut die Arbeit verrichten. Die Gebetsperlen platzten eine nach der anderen und Godrics Beschwörung löste sich auf. „Lästiges Gewürm. Eine solch niedrige Magie wirkt bei mir nicht. Dein Versuch ist recht niedlich, junger Mensch, doch eine Beleidigung für mich!“ Der Sünder lachte, fixierte Godric mit seinem Blick und leckte sich über seine spitzen Fangzähne, die an einen Vampir erinnerten. Godric verstärkte den Griff um seine Kette, wusste nicht was der Sünder meinte. Doch als er die Hand zu ihm streckte und erneut sein Blut verlangte, hob er die Hände. „Ich mag zwar jung sein, doch für dich wird meine Magie alle mal reichen ,Sünder!“, kam es mit fester Stimme, wollte erneut einen Bannspruch sprechen. „So? Ich habe viel Zeit verschwendet und möchte ungern noch mehr verschwenden. Sei brav und gib mir dein Blut. Dann ist dein Leben wenigstens einen Funken wert gewesen ,Gottesanbeter!“ entgegnete sein Gegenüber und streckte die Hand nach dem blauhaarigen Pater aus. Als jedoch sein Ring im Feuerschein glänzte, hielt er ein. Seine Augen weiteten sich. Er erkannte diesen und erlaubte sich das erste Mal den Träger genauer zu mustern. „Der Pater...“ Diese blauen Haare...! Diese Augen! Es konnte keine Verwechslung sein! Allerlei Gedanken durchfuhren ihn, doch dann nahm der Sünder ein paar Schritte und war direkt vor Godric, der gar nicht wusste wie ihm geschah. Mit festem Griff wurde sein Handgelenk umschlossen und die Hand mit dem Ring nah an das Gesicht des Sünders gezogen. Der rote Blick wanderte musternd über den heiligen Schmuck. Er wusste genau, was dieser Ring zu bedeuten hatte, ebenso wie Godrics Aussehen. Er tadelte sich gedanklich selbst, es nicht sofort bemerkt zu haben. „Du lebst. Nein viel mehr zu lebst WIEDER!" Der Pater interessierte ihn nur noch zweitrangig. Sein Blut würde er sich noch nehmen wollen, doch der Ring war in seinem Interesse weit höher gestiegen. Die Proteste des Besitzers ignorierte er, wollte er doch nur den Ring. Der Dämon versuchte diesen von seinem Finger abzuziehen, doch er rührte sich kein Stück. Ein leichtes knurren kam aus der Kehle des Schwarzhaarigen. „Wieso? Wieso? Wieso stößt mich dieser Ring ab? Bin ich zu schwach? Hatte ich zu lange geschlafen?“, fragte er sich im Gedanken, während Godrics Ring kurz aufleuchtete und dem Dämon einen Blitzschlag durch den Körper fuhr. Dieser taumelte nach hinten, konnte sich gerade noch an der Wand halten. "Sünder! Als wenn ausgerechnet ein Wesen der Finsternis einem Mann Gottes etwas wegnehmen könnte. Sünden jeglicher Art werden bestraft wie du gesehen hast", kam es kalt von Godric, welcher einen Schritt zurück wich. Diese Antwort gefiel dem Sünder jedoch gar nicht. "Woher... woher hast du ihn? Nenn' mir deinen ganzen Namen!" verlangte er und sah dem Pater in die Augen. „Mein Name ist für ein Wesen der Dunkelheit nicht von Belang! Das einzige was du von mir hören wirst, wird mein Bannspruch sein, der dich wieder dorthin bringt wo du her kommst!“ Der junge Abt wusste, einem Dämon durfte man seine Namen nicht verraten, ohne das man diesem die Macht über einen gab. „Du wagst es mich zu verspotten? Ich werde dich lehren was es heißt dich mit mir anzulegen!“ Der Dämon wollte auf Godric zugehen, sank jedoch auf einmal zu Boden und legte eine Hand vor dem Mund. Die Energie des Ringes, die durch seinen Körper gefahren war hatte, dem erst kürzlich Auferstandenen, mehr zu schaffen gemacht als er dachte. Godric nutzte diesen Moment der Schwäche und stellte sich hinter den Torbogen. Die heilige Kette hatte er davor ausgebreitet und faltete die Hände zu einem Gebet. Er wollte, wie sein Vorfahr zuvor, den Dämon einsperren. Mag er zwar aus seinem Sarg gekommen sein, so wollte der Pater jedoch in dem Moment der Schwäche wenigstens das Tor neu errichten und versiegeln.
Der Dämon hielt sich die Hand vor dem Mund, spürte eine Übelkeit. Die Tatsache in diesem Moment so schwach zu sein, ärgerte ihn sehr. Doch als Godrics Worte zu seinen spitzen Ohren drangen, sah er auf. Stücke des Tores schwebten auf den Blauhaarigen zu, schienen sich wieder von selbst zusammen zu setzen. Natürlich wusste auch der Dämon was dies bedeutete, wollte es nicht erst soweit kommen lassen. So schnell es ging, erhob er sich, ignorierte den Schmerz und wollte erneut eine Feuerkugel bilden, um Godric zu verbrennen, wie den Mönch zuvor. Der Schmerz in seinem Körper war aber stärker als gedacht und machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Da er gerade erst erwacht war, war er leichtes Ziel gewesen für die Kraft des Ringes. Godric hatte Glück und konnte das Tor errichten und versiegeln, bevor der Dämon sich sammeln und die Feuerkugel in seine Richtung werfen konnte. Diese wurde gegen das neu errichtete Tor geschleudert, aber von der Siegelmagie absorbiert. „Verflucht!“, stieß der Sünder einen Fluch aus, während Godric erleichtert zu Boden sank. Für einen Moment hatte er sein Leben schon für beendet gesehen. Viele hatten seinen Weg gekreuzt, doch keiner war so mächtig und hatte seine Beschwörungen zum Platzen gebracht wie dieser.
„Mögest du dich Besinnen und dir den Einlass in das Paradies verdienen.“, beschwor Godric, während der Dämon nur knurrte. „Das Paradies? Als wäre dies mein Wunsch! Doch als frommer Gottesanbeter wirst du der Tatsache nicht entkommen können, dass ich dich gerettet habe vor dem Dämon!“ Godric blinzelte kurz verwirrt, verstand dann aber was er meinte. Dieser Mönch war also kein Mensch gewesen. Innerlich fragte er sich, wie ein Dämon all die Zeit im Kloster leben konnte, doch er würde diese Unsicherheit nicht offen preisgeben. „Heißt es nicht 'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?'. Wenn du so fromm bist, dann bring mir wenigstens Nahrung! Jetzt wo ich wegen dir wach bin!“ kam es von der Stimme hinter dem Tor. Natürlich kannte Godric die Phrasen aus der Bibel, war jedoch überrascht, dass der Dämon sie kannte. Als er ihn jedoch um Nahrung bat, hob er galant die Augenbraue. Er wusste nicht was er einem Dämon zu Essen bringen sollte, könnte er sich doch gleich selbst vorwerfen. Doch er willigte ein. Hatten die provokanten Worte ihn doch erreicht. "Ja es heißt liebe deinen Nächsten wie dich selber, ich bringe dir etwas zu Essen mit, nur ob es dir schmecken wird ist etwas Anderes." Er ließ mich gewiss keinen Strick aus den Worten Gottes drehen, kannte er sie gut genug um die Situationen, in welche sie ihn brachten, abzuschätzen.
Godric verließ den Raum, fand dieses Mal sogar schneller wieder aus dem Keller heraus. Die Gedanken hingen bei dem Sünder, den er wieder eingesperrt hatte. Er hätte nicht gedacht, dass ein Dämon unter dem Kloster ruhte. Ihm kam die Bezeichnung 'Götterberg' nun doch reichlich abstrakt vor. Sein Vorfahre wird sich etwas dabei gedacht haben, hoffte Godric zumindest. Schnellen Schrittes kam er an der Treppe an, die ihn vorher in den Keller herunter geführt hatte. Die Sonne war am Horizont zu sehen und der Pater war überrascht zu erkennen, wie lange er in dem Keller gewesen war. Als er ein Geräusch wahrnahm, sah er zum Geländer. Erneut konnte er eine Krähe auf der Mauer sitzen sehen. Doch dieses Mal sah er sie mit festem Blick an. „Ich muss dich enttäuschen. Ich habe überlebt.“, sprach Godric ernst zu dieser. Warum er das tat wusste er jedoch selbst nicht so genau. Es war ein Drang, den er sich nicht erklären konnte. Als dies erledigt war, hatte er eine Richtung eingeschlagen und wurde tatsächlich von dem Mönch gefunden, den er, vor seinem Ausflug in den Keller, das letzte Mal gesehen hatte. Bruder Tom! Er hatte Nachtwache und hatte sich Sorgen gemacht, da der Pater nicht wieder zurückgekehrt war. So hatte er beschlossen sich auf die Suche zu machen. „Du siehst erschöpft aus Pater.“ sprach er besorgt. Godric seufzte leise, nickte dann. „Glaube mir Bruder. Das bin ich... Das bin ich.“ Mit diesen Worten gingen die beiden und er freute sich so sehr wie noch nie, seine Schlafkammer zu Gesicht zu bekommen.
Derweil saß die Krähe immer noch an ihrem Platz, hatte den beiden nachgesehen. Als diese aus seinem Blickfeld verschwunden waren, sah die Krähe zu den Treppenstufen und krächzte erneut laut. Der schwarze Vogel spannte seine Federn und stieß sich von der Mauer ab. Dieses Mal jedoch war er nicht alleine. Auf dem Dach des Klostertraktes hatten sich, während Godrics Gang in den Keller, ein ganzer Schwarm eingefunden. Diese flogen los gen Himmel und hinterließen nur eine Hand voll tiefschwarzer Federn...
Übersetzung:
Requiem in pacem peccatorum! = Ruhe in Frieden Sünder!
Viel Schlaf hatte der junge Pater nicht bekommen. Zu sehr hatte ihn die Begegnung mit dem Dämon mitgenommen. Selbst seine Ordensbrüder hatten mitbekommen, dass etwas mit dem Pater nicht zu stimmen schien, da er die Morgenpredigt in der großen Kapelle gehalten hatte, als stünde er neben sich. Godric konnte sich nicht erklären was geschehen war. Ein Sünder, gefangen unter dem Kloster. Davon hatte ihm der Oberpater nichts erzählt. War es der Grund, warum er nie hatte in diesen Kellerbereich gehen dürfen? Der Oberpater konnte ihm keine Antworten mehr geben, da dieser vor einigen Jahren gestorben war.
„Pater Godric! Ist alles mit dir in Ordnung?“, kam es von einer sorgenden Stimme. Ein junger Mann mit blondem, schulterlangen Haar war nach der Predigt an Godric herangetreten. Es war der selbe Mönch von letzter Nacht. „Bruder Tom! Ehm.. Wirke ich so?“ „Nun..., du warst irgendwie neben dir.“ Godric musste in sich gehen. Er konnte seinem Bruder nichts über diese Begegnung erzählen. Es würde ein Chaos geben, wenn es jeder wüsste. Doch Godric wollte auch nicht lügen. So befand er sich in einer Zwickmühle, in der er sich aber schnell befreien konnte. Er setzte ein Lächeln auf und legte die Hand auf die Schulter seines Bruders. „Ich danke euch allen für eure Sorge. Ich habe in der Tat etwas, was mich beschäftigt. Doch ich werde selbst damit klar kommen müssen. Mit festem Glauben werde ich diese Prüfung bestehen.“, sprach er sanft. „Ich verstehe. Ich werde dich in meine Gebete mit einschließen, Pater Godric. Mögen der Herr und Amon mit euch sein.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Ordensbruder und ließ Godric alleine. „Amon...“, wisperte Godric. Er hatte eine Idee! Ohne Umschweife ging er in das Familienarchiv. Er suchte etwas Bestimmtes. Es war nicht leicht unter so vielen Büchern und Rollen das Passende zu finden, doch nach dreistündiger, unermüdlicher Suche, war er auf etwas gestoßen.
Während Godric Schriftrollen und Bücher durchsucht hatte fiel ihm ein kleines Buch, in einer der hinteren Reihen auf. Man könnte glauben, es sei extra tief versteckt gewesen, da es auf den ersten und sogar dem zweiten Blick nicht auffindbar war. Godric griff nach dem versteckten Schatz und zog das Buch unter all den anderen hervor. Es war ein kleines, schon fast zerfallenes Buch. Der Buchdeckel zeugte von langer Zeit und als Godric diesen aufschlug, kam ihm eine Staubwolke entgegen. Ein Husten verließ seine Kehle und er fragte sich, wie lange dieses Buch hier unten schon verweilte. Die Seiten sahen alt und rissig aus, die Schrift fast verblichen. Dennoch blätterte Godric, in der Hoffnung etwas zu finden, die Seiten durch. Als er in der Mitte des Buches ankam, wurden die Zeichen deutlicher, so das er eine lang vergessene Geschichte lesen konnte.
"...und Gottes Macht wurde schwächer. Die Menschen gaben sich ihrer Verzweiflung hin. Ihr Herz füllte sich mit dunklen Gedanken. Das was einst im Licht erstrahlte, wurde getaucht in Dunkelheit. Die Unschuld drohte der Sünde zu verfallen. Der Himmel unterlag der Hölle. Die Gestalten der Nacht brachen über die Unschuldigen herein und nahmen ihnen das Licht. Allen voran ~Er~. Die Dunkelheit selbst.
~„Lucifer.“~
Godric weitete die Augen, ließ fast vor Schreck das Buch fallen. „Lucifer...“, wisperte er ehrfurchtsvoll. Hatte er gerade richtig gehört? Der Fürst der Unterwelt, der Antichrist! Natürlich hatte der junge Pater Geschichten über Lucifer gehört. Gottes Widersacher und Verbreiter der Sünde. Godric wusste nicht was er mit dem Wissen anstellen sollte, las dennoch gebannt weiter:
„Die Gestalten der Nacht regierten über die Menschheit. Nur jene mit frommen Herzen und starkem Glauben konnten ihnen widerstehen. Doch auch gegen ihn, hatten die normalen Menschen keine Chance. Die Dämonen labten sich an der Sünde der Menschen, allen voran er. Sein langes, schwarzes Haar, welches die Dunkelheit in ihm widerspiegelte, seine roten Augen, die das Blut seiner Opfer darstellten und seine Krallen, die sich in die Leiber der Unschuldigen schlugen. Lucifer, der Fürst der Unterwelt. Seine schwarzen Flügel breiteten sich über die Welt aus und hüllten sie in die Dunkelheit. Sein blaues Höllenfeuer verschlang die unschuldigen Seelen. Die Menschheit sah sich am Ende und es gab nur wenige Überlebende.
Nur ein Mann konnte sich dieser Dunkelheit in den Weg stellen: Der gefallene Mönch Amon Talin. Jener, der selbst der Sünde verfiel, konnte es mit dem Sünder aufnehmen. Er hatte es sich zur Aufgabe ersehen, die Welt zu retten. Nach einem erbitterten Kampf versiegelte der schwarze Mönch Amon Lucifer unter den Mauern des Klosters welches er gegründet hatte. Er selbst gab sein Leben für die Versiegelung Lucifers. Seit dem war die Welt vom Bösen gerettet.“
Als Godric die letzte Seite zu Ende gelesen hatte, klappte er das Buch zu und starrte regelrecht auf den Buchdeckel. Es war wirklich Lucifer dort unten. Sein blaues Feuer, das den Mönchsdämon verbrannt hatte. Diese roten Augen, welche so kalt und erbarmungslos schienen. Die schwarzen langen Haare, die im Schein des Feuers ihren eigenen Glanz hatten. Es war wirklich Lucifer. Der Erzfeind Gottes und gefallener Engel Lucifel! Godric fragte sich, was sein Vorfahre sich nur gedacht hatte, gerade die mächtigste Gottheit, neben dem Herren selbst, dort unten zu versiegeln. Ebenso würde sich der junge Pater gerne selbst schlagen, da er so dumm war diesen Bann gelöst zu haben. Er tadelte sich für seine Neugierde, Lucifers Anziehungskraft nicht stand gehalten zu haben und lieber den linken Weg genommen zu haben, anstatt den Rechten. Godric hatte das Buch weggelegt, doch er war nicht der Einzige der darüber grübelte, dass die Dinge nicht so waren wie sie sein sollten.
Lucifer selbst hatte sich, nach Godrics erneuter Versiegelung, einige Gedanken gemacht. Kurz hatte er zur Kutte gesehen, die zu dem Mönch gehörte, den er verbrannt hatte. Mit dem Fuß hatte er sie ein wenig zur Seite geschoben und ließ die Asche unter seinen Fuß knirschen. „Das jetzt schon solch niedere Dämonen in mein Grab kommen. Du musst wirklich am verzweifeln sein.“, sprach er amüsiert und setzte sich in den Sarg, um sich dann etwas zurück zu lehnen. „Sicherlich wird auch sie es gespürt haben. Man darf gespannt sein.“ Ein leises Lachen hallte durch die Gruft. Lucifer nahm einen Zeigefinger und wickelte einen Teil einer Vordersträhne daran auf. „Sie werden um Gnade winseln. Allesamt. Dafür sorge ich.“, waren seine unheilvollen Worte. Er legte die andere Hand auf die Brust, spürte etwas unter dem Stoff. Es war ein Papier, ein Brief. Kurz schloss der Dämon die Augen. „Amon. Du bist wirklich ein Bastard.“, wisperte er und sah dann mit halb geschlossenen Augen geradeaus und führte seinen Monolog weiter. „Mich so reinzulegen. Doch das sieht dir ähnlich, Amon. Das sieht dir wirklich ähnlich.“ Nach diesen Worten hatte er die Augen ganz geschlossen und gab sich dem Schlaf hin, da er selbst gerade nichts zu tun hatte. Er war versiegelt und er hielt es nicht für nötig, umsonst einen Finger zu bewegen. Wusste er schon selbst, dass durch das Öffnen dieser Kammer bald welche kommen würden, die überaus erfreut waren, dass nun endlich die Aura des dunklen Herren erschienen war. Godric konnte ihn zwar erneut versiegeln, dank der kurzzeitigen Schwäche durch den langen Schlaf, doch die dunkle Aura des Lucifers konnte er nicht unterdrücken. Sie war zu mächtig für einen kleinen Menschen. So passierte es, dass die Welt Opfer von einer Vielzahl von Angriffen wurde...
Es war nun schon eine Woche vergangen, seit Godric die Gruft Lucifers entdeckt und aus Versehen geöffnet hatte. In dieser Zeit war der junge Pater nicht einmal unten gewesen. Zu groß war die Furcht, um das Wissen wer da unten war. Dennoch erinnerte er sich an das Versprechen, hatte auf seinem Schreibtisch eine Schale mit Nahrungsmitteln stehen. Godric würde niemals sein Versprechen brechen, dass hatte er noch nie getan. Nicht einmal gegenüber dem Antichrist würde er dies tun. In dieser Woche hatte Godric öfter als sonst zu Gott gebetet. Er hatte Antworten auf seine Fragen gesucht und innere Ruhe. Doch diese war nicht leicht zu finden. Immer erschienen ihm bei der Meditation die Augen Lucifers, in die er direkt gestarrt hatte als dieser ihn, so wie seinen Ordensbruder, töten wollte. Godric bat um Beistand bei seinem Herren. Sein Glaube war um so fester geworden, nachdem er von Lucifer erfuhr. Nie hatte er an die Existenz seines Herren gezweifelt, doch hatte nun Dank Lucifer einen Beleg, dass dieser tatsächlich existieren musste. Wenn es einen Lucifer gab, dann musste es ja auch seinen Gegenpart geben. Ebenso hatte Godric in dieser Woche viel in dem Archiv recherchiert. Er wollte Antworten, Schriftstücke von Amon selbst finden. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass diese wohl schwer zu finden waren, da der schwarze Mönch vor 1500 Jahren lebte. Aber Godric gab nicht auf. Er wollte wissen, was es mit Lucifer und Amon auf sich hatte. War es am Ende sogar Lucifer zuzuschreiben, warum sein verehrter Vorfahr als gefallener und schwarzer Mönch betitelt wurde? Godric selbst hatte sich immer gefragt, warum ein Mann wie Amon, dessen Geschichte doch so edel war und der sogar ein Kloster für Gott erbaute, ein Sünder sein sollte. Es passte nicht in das Bild. Die Talins waren immer ein Geschlecht von rechtschaffenen und reinen Menschen. Das ausgerechnet der Begründer und laut Buch, der Retter der Welt, der die Menschen vor Lucifer und seiner Dunkelheit errettete, ein schlechter Mensch sein sollte, konnte Godric einfach nicht glauben. Jedoch hatte er außer das Buch keine Schriften mehr gefunden. Tage - und Nächtelang hatte Godric gesucht, doch nichts gefunden. Es waren einfach zu viele Schriften in diesem Archiv. Dabei hätte er sich gerade jetzt, in dieser unglückseligen Woche, Antworten gewünscht.
Seit Lucifers Grab geöffnet wurde, wurden viele Kloster angegriffen. Gläubige wurden brutal abgeschlachtet. Ihre Köpfe als Dekoration verstreut. Das Blut lief die Wände herunter, tauchte das Straßenbild in ein schreckliches Horrorszenario. Einige Menschen wurden auch komplett ausgesaugt gefunden, als hätten sich Vampire an diesen vergangen. Die Welt versank in Panik wegen dieser Todesfälle. Im Fernsehen wurden sie als 'Vampir-Morde' bezeichnet, da die meisten Opfer kein Blut mehr im Körper hatten, während die anderen gleich zur Unkenntlichkeit abgeschlachtet wurden. Hier und da wurde mit Blut, für normale Menschen unkenntliche Zeichen auf Wände geschmiert. Doch die Gläubigen wussten was diese bedeuteten. Die alten lateinischen Schriftzeichen, welche über Gott und Lucifer berichteten. Die Nachricht über die Tode kam sogar bis ins weit entfernte Kloster auf dem Götterberg an. Viele suchten dort Schutz und göttlichen Beistand. Die Mönche und Godric hatten genug zu tun damit die Massen zu beruhigen. Godric fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass Lucifer durch seine Schuld wieder erwacht war. Er fragte sich, wieso die Morde anhielten obwohl Lucifer doch wieder verbannt wurde. Hatte er einen Fehler begangen? War Lucifer frei? Die Überfälle bewegten sich immer weiter Richtung Götterberg. Wollte Lucifer sich rächen? Oder war er noch unten und seine Anhänger würden ihn holen wollen? Doch warum hatten sie ihn dann nicht schon vor langer Zeit geholt? Godric grübelte in der letzten Woche viel. Er war froh, dass seine Mönche nicht schutzlos waren und die Gegend hier von diesen gut beschützt wurde. Seine Brüder, sowie er, waren Kampfmönche. Sie exorzierten Dämonen, kämpften gegen dunkle Wesen und schützten das Licht. Doch nie wurden sie so sehr gebraucht wie jetzt.
Godric war in seiner Kammer, hatte beim Verteilen der Nahrung geholfen, da die Flut an Gläubigen und Schutzsuchenden das Kloster seit dem nicht mehr verlassen hatten. Es war für den Blauhaarigen nicht schlimm mit anzupacken. Er machte es gerne und sprach jedem Einzelnen dem er Nahrung gab, gleichzeitig auch noch Mut zu. Doch Godric fragte sich, wie die Zukunft aussehen wird. In Stunden wie diesen, in denen er in seiner Kammer in sich gehen konnte, kamen ihm allerhand Gedanken. Hätte er das Siegel nicht gebrochen, dann wäre all dies nicht passiert. Große Schuld lag auf dem Herzen des Paters. Als sein Blick zur Schüssel glitt, wo die Nahrung für Lucifer lag, fasste Godric einen Entschluss. Entschlossen ging er zum Schrank und öffnete diesen. Als die Schranktüren den Blick freigaben, sah man einen goldenen Stab. Er ging Godric bis zur Schulter. Es war ein schmaler Stab mit einem kreisförmigen Aufsatz. Auf dem Stab selbst waren Schriften eingraviert. Es waren heilige Schriften, ebenso wie dieser Stab heilig war. Neben dem Ring das Heiligste was Godric besaß. Eines der heiligsten Dinge in diesem Kloster. Es war sein Kampfstab, gesegnet vom Herren selbst. So hieß es jedenfalls. Seit Generationen wurde dieser Stab weitervererbt, sodass Godric selbst nicht wusste, ob es der Wahrheit entsprach. Doch eines wusste er: Dieser Stab war mächtig. Mit diesem Stab konnte er es mit den dunklen Wesen aufnehmen und seine spirituelle Energie einsetzen. Godrics Hände gingen zum Stab. Ehrfürchtig strichen seine Fingerspitzen über die glatte Oberfläche. „Ich muss es tun. Ich bin der heilige Pater. Es ist meine Pflicht!“ Mit diesen Worten nahm Godric entschlossen den Stab, aber auch die Schüssel mit den Lebensmitteln. Ob dieser überhaupt solche Nahrungsmittel aß wusste er nicht, doch es war ihm egal. Er wollte in den Keller. Zu Lucifer...
Derweil war dieser aufgewacht. Er hatte die Auren seiner Wesen gespürt. Sie waren nahe. Er lag mit offenen Augen im Sarg. Der Blick war zur Decke gerichtet. „Amon... Ich werde die Dunkelheit wieder nach Assiah bringen. Wirst du mich erneut aufhalten?“ Er senkte leicht die Augenlider, wusste nicht wie viel Zeit während seiner Verbannung verstrichen war. Doch die Erinnerung an Amon war allgegenwärtig. „Bald wird es soweit sein...“ wisperte er, sah dann zur Seite. Er hatte den Pater gehört, welcher mit der Nahrung vor dem Tor stand. Godrics Atem drang zu seinem Gehör und das Rauschen seines Blutes war für ihn nicht zu überhören. Kurz lachte Lucifer auf. „Da hat sich jemand ganz schön Zeit gelassen! Nun~ Zeit ist nicht wirklich etwas, worüber ich mich beklagen sollte. Dennoch gehört es sich nicht, mich warten zu lassen!“ Godrics Griff um seinen Stab wurde fester. Er fragte sich, woher Lucifer wusste, dass er vor dem Tor stand. Es war versperrt und nicht einmal ein Feuer hatte der junge Pater mitgenommen. Die Fackeln brannten hier unten immer noch. So war dies nicht nötig gewesen. Godric wollte keine Aufmerksamkeit erregen, doch nun wusste er wenigstens, dass Lucifer noch hier war und ihn bemerkt hatte...
~Schweigen.~
Lucifer schloss die Augen und wandte den Kopf ab, doch dann erhob Godric seine Stimme. „Bist du wirklich Lucifer?“, drang seine Frage durch die dicken Tore. Der genannte grinste. „Anscheinend eilt mir mein Ruf voraus. Doch was bringt dir dieses Wissen, unbekannter Pater, der Amon so ähnelt? Möchtest du den Namen desjenigen wissen, der dich töten wird?“, entgegnete Lucifer mit kalter Stimme. Godric ließ sich davon nicht abschrecken. Ihm war bewusst, dass ein Gespräch mit Lucifer kein Kaffeekranz sein würde. Immerhin ging es um die Sünde in Person, dennoch fuhr er fort. „Du bist es also. Dann ist der Herr...“ „Im Himmel!“, unterbrach Lucifer ihn und setzte sich auf. Godric schossen sofort nach dieser Antwort tausende von Fragen durch den Kopf. Es gab Gott wirklich! Natürlich glaubte der Pater an Gott, doch so deutlich, wie es Lucifer bestätigt hatte, hatte es wohl noch nie ein Mensch gehört. Sollte er Lucifer mehr Fragen? Mehr über Gott? Den Sinn des Lebens? Oder gar anderes? Da Lucifer eingesperrt war, wog sich der Abt in Sicherheit.
Nein... Das konnte er nicht tun. Godric hielt sich zurück, auch wenn es ihm schwer fiel. Auch ihn plagten existentielle Fragen und nun war jemand hier, der eine Antwort geben konnte. Lucifer hingegen schien ruhig. Gemächlich bewegte er seine Finger Richtung Handinnere, besah sich seine spitzen Fingernägel, als würde ihn das hier alles nichts angehen. Godric biss sich kurz auf die Unterlippe, kämpfte mit sich selbst und seinem Wissensdurst. Doch er konnte sich davon abbringen und die Fragen stellen, welche für ihn momentan wichtiger erschienen. Jedoch war es nicht einfach mit Lucifer ein Gespräch zu führen...
„Woher kennst du Amon?“
„Wie ist dein Name?“
„Wieso bist du hier?“
„Wo ist Amon?“
Godrics Griff um seinen Stab wurde fester. Egal was er fragte, Lucifer erwiderte mit einer Gegenfrage. „Ich..-“ Doch weiter kam er nicht. Ein ohrenbetäubender Schmerzensschrei unterbrach ihn. Lucifer sprang aus seinem Sarg und war zum Tor gerannt, während Godric sich umdrehte. Drei Mönchsleichen wurden in den weiten Raum geschmissen. Godric konnte sofort erkennen, dass ihnen nicht mehr zu helfen war. Aus ihren Augenhöhlen quoll Blut, ihre Kleidung war zerfetzt und einem wurde sogar der Brustkorb aufgerissen. Erschrocken über das Bild, was sich dem Pater bot, drückte er sich gegen das Tor hinter sich. Den Stab fest in den Händen, darauf wartend was kommen möge.
~„Es ist wohl soweit~“, waren Lucifers leise Worte, welche in der Dunkelheit zu hallen schienen.~
Die Angriffe hatten das Kloster erreicht. Die Angreifer konnten die Siegel, welche die Mönche gesetzt hatten, umgehen. Einige Mönche hatten wie durch Zauberhand selbst die Siegel entfernt und ihre Mitbrüder, die sie daran hindern wollten, schwer verletzt. Sie waren besessen. Aus ihren Augenhöhlen quoll ebenfalls Blut, ebenso wie aus den Ohren, Mund und Nase. Sie hatten ein schon fast irres Grinsen auf den Lippen. Die siegelsetzenden Mönche wurden schnell besiegt, da sie dem Überraschungsangriff nicht erwartet hatten und ihre Brüder nicht angreifen konnten. So wurden sie selbst angegriffen und fast getötet. Doch nicht nur Besessene machten den Weg frei, sondern es hatten sich auch Dämonen unter die Mönche zu erkennen gegeben. Brüder, welche Tag für Tag an der selben Tafel saßen, dieselbe Arbeit verrichteten, verwandelten sich in schaurige Wesen mit langen Ohren, Hörnern und spitzen Zähnen. Sie ließen ihre Klauen in das Fleisch ihrer ehemaligen Brüder gleiten und zerrissen es. Ein blutiges Bild spielte sich auf dem Götterberg ab. Während die Dämonen von außen die immer schwächeren Siegel zerbrachen, die wie eine unsichtbare Kuppel über das Kloster wirkten und die Sünder vom Eindringen abhalten sollten, hatten die Dämonen, die sich als Menschen getarnt hatten und schon lange im Kloster waren daran gemacht, die Verteidigung zu schwächen. Die Siegel blieben nicht lange aufrecht und wurden komplett zerschlagen. Viele Mönche versuchten die normalen Menschen und unwissenden Mönche, die weder Kampfmönche waren, noch von der Existenz von Dämonen wussten, zu evakuieren. Doch auch sie wurden von den Dämonen überrollt. Ein erbitterter Kampf um das Kloster nahm seinen Lauf.
Während gekämpft wurde und auch das letzte Siegel fiel, erschien auf dem höchsten Turm des Klosters ein Dämon. Er war über zwei Meter groß. Seine langen, weißen Strähnen gingen ihm bis zur Hüfte. Sein freier Oberkörper war muskulös und an seinen starken Oberarmen trug er jeweils einen goldenen Reif. Seine Ohren waren, wie bei jedem Dämon, lang und elfenartig. An ihnen hatte er jeweils drei Ringe und ein Kettchen, welches von der äußeren Ohrspitze bis zum Ohrläppchen ging. Es war ein silbernes Kettchen. An dessen Ende war ein Anhänger, der an ein umgedrehtes Kreuz erinnerte. Der Dämon trug kniehohe, schwarze Stiefel und hatte um seine Taille eine Bauchbinde mit allerlei Schmuck an dieser, während an der Bauchbinde schwarzer Stoff herunterging bis zu den Knöchel des Dämons und somit seine Blöße bedeckte. Die Augen des Dämons waren rot und sein Blick stechend. Auf der rechten Seite in seinem Gesicht waren Male, die sich von seinem Horn, herunter zu Auge und dann weiter bis zum Hals erstreckten. Unter dem rechten Auge war dieses Mal zu einem roten, zackigen, offenen Kreis geformt mit einem Punkt in diesem.
Der Turm, auf dem der Dämon stand, war ein Glockenturm. In diesem läutete ein Mönch die Warnglocke. Doch dieser wurde von dem Dämon einfach aus dem Glockenhaus gezogen und in die Tiefe geworfen, wo er auf dem Boden aufkam und starb. Kalt lachte der Dämon und lies seinen Blick über das Kampffeld gleiten. „Lucifer!!! Ich weiß das du hier bist!!“, hallte seine Stimme über das Kampffeld. Der Dämon schien der Anstifter all der Übergriffe zu sein. Er hatte ein angst- und respekteinflößendes Aussehen. Die Dämonen gehorchten seinem Befehl, als er ihnen anwies, keine Gnade walten zu lassen. „Ich werde dich finden, Lucifer!!“, waren die lauten Worte des Dämons, welcher dann ins Kloster eindrang und jeden niedermetzelte, der ihm in den Weg kam. Ein kaltes Lachen entkam dem Dämon, welcher so leicht in das Kloster kam, als gäbe es keinen Widerstand.
Godric hatte die Worte selbsbis hier unten vernommen. So laut und durchdringend waren sie gewesen. Das Lachen war näher gekommen und drei seiner Brüder waren abgeschlachtet in die Grabkammer geschmissen worden. Mit festem Blick sah er zum Eingang und sah nur ein paar Sekunden zu jenem Dämon, der Lucifer verlangt hatte. Hämisch lachte er auf und sah zu Godric, welcher sich in Kampfstellung begeben hatte. „Ein Talin! Die letzte Verteidigungslinie. Das hatten wir doch schon.“, waren seine amüsierten Worte. Godric biss die Zähne zusammen. Dieser Dämon hatte eine unheimliche Aura. Der Blick des Dämons verriet, er würde keine Gefangenen machen. Dies konnte man auch gut an den Mönchen sehen, die verstümmelt auf dem Boden lagen. Der weißhaarige Dämon ließ sich nicht von Godrics Kampfposition beeindrucken und ging einen Schritt nach vorn, trat achtlos eine im Weg liegende Leiche fort und sah grinsend zu Godric. „Endlich. Ich musste eine Ewigkeit warten, doch endlich sehen wir uns wieder Lucifer.“, schien sich der Dämon zu freuen. Godric sah seinem Bruder hinterher, welcher weggeworfen wurde. Der Dämon kümmerte sich nicht um die Leichen. Menschen schienen für ihn nur Gewürm zu sein. „Wie kannst du es wagen, so achtlos mit den Toten umzugehen...“, wisperte Godric wütend, hielt dann inne, als er Lucifers Regung hinter sich spürte und eine leise Stimme ertönte, die er nur schwerlich verstehen konnte, doch sie kam von Lucifer.
Dieser war zum Tor gegangen, hatte die Ankunft dieses Dämons gespürt und auch dessen Ruf gehört. Er legte die Handflächen an das versiegelte Tor und hatte die Stirn an das kühle Gestein gelegt. Es war eine lange Zeit gewesen, als er das letzte Mal eine bekannte Stimme hörte. Er hatte die Augen geschlossen und stand in der Mitte des Tores, vor dem auch Godric stand. „Decus...“, wisperte Lucifer. Godric sah zu dem genannten Dämon, welcher immer näher kam. Decus war also sein Name... War er wegen Lucifer hier? Es wirkte so. „Hey Pater!“, holte Lucifer Godric aus den Gedanken. Dieser sah leicht angesäuert zur Seite. „Was?!“ Er dachte sich, dass Lucifer ihm irgendwelche Worte an den Kopf schmeißen würde. Dass er nun sehen würde, was er davon hätte, oder das er seine letzten Sekunden noch zählen könne, da es gleich vorbei wäre. Doch nichts der gleichen. „Lass mich frei.“, verlangte er mit einer ruhigen Stimme. Godric schien seinen Ohren nicht zu trauen. Da verlangte Lucifer doch selbst die Freilassung! „Was? Niemals!“ „Lass mich frei Amon!“, kam es dann nachdrücklicher. Decus lachte. „Was gibt es da zu tuscheln? Lachhaft! Egal was ihr für Pläne schmiedet, gegen mich werdet ihr verlieren! Erst töte ich dich, Amon! Langsam und qualvoll vor Lucifers Augen. Dann wird er selbst dran glauben müssen!“ Godric sah schockiert zu Decus. Hatte er da gerade richtig gehört? Er wollte Lucifer nicht befreien, sondern töten? War er nicht für seine Rettung hier? „Ich bin nicht Amon! Wann kapiert ihr es endlich!“, schimpfte Godric, welcher nicht ständig mit seinem Vorfahr verglichen werden wollte. Decus grinste nur perfide. „Ist mir egal wer du bist. Nach dem ich dich in einen Haufen Eingeweide und Matsch verarbeitet habe, ist mir dein Name auch egal. Doch für mich siehst du aus wie der Bastard von Pater Amon! Nimms mir nicht übel Kleiner! Du hast eben ein schlechtes Karma und ein schlechtes Gesicht geerbt.“ Decus lachte auf und knackte mit den Fingern. Godric murrte. Er ließ es nicht zu, dass man seine Vorfahren beleidigte. Doch da war er nicht der Einzige. Er konnte hinter sich ein Knacken hören. Lucifer hatte seine Krallen in das Gestein gerammt. Die Siegel auf dem Tor leuchteten auf und man hörte aus der Kammer einen erstickten Laut. Die Siegel verhinderten es, dass Lucifer dem Tor größeren Schaden zukommen ließ. Doch es dauerte nicht lange, da war der Fürst der Finsternis wieder auf den Beinen und schlug mit der Faust gegen das Tor.
"Nimm seinen Namen nicht in den Mund...", vernahm Godric gedämpft seine Stimme. Er wunderte sich, warum ausgerechnet Lucifer Gedanken um Amons Ruf hatte. Was war nur zwischen den Beiden? Dann aber wurde er erneut angesprochen. „Jetzt befreie mich endlich!!“ „Niemals!“ Decus nutzte diesen Zwist und griff an. Er schlug Godric den heiligen Stab aus der Hand, welcher weiter entfernt auf dem Boden landete. Godric wurde gegen die Wand neben dem Tor geschlagen. Decus' Krallen hatten sich tief in den Körper gerammt und zogen sich einmal durch. Der junge Pater schrie vor Schmerz, während Decus nur befriedigt grinste. „Schön~. Ach Lucifer! Wenn du dieses rote Blut sehen könntest! Es ist so rein und duftet so verführerisch!“ Lucifer knurrte. „Bastard!“ Dies ließ Decus nur auflachen, dann blieb ihm das Lachen im Halse stecken. Godric hatte sich wieder aufgerappelt und stieß Decus einen silbernen Dolch zwischen die Rippen.
Der Dämon schrie auf, taumelte eine Schritte zurück und sah an sich herunter. Ein silberner, geheiligter Dolch steckte in seinem Körper. „Wie kannst du es wagen!!“, knurrte Decus und zog sich den Dolch aus dem Körper und warf ihn zur Seite, so das er klimpernd, mit dem Blut des Dämons, am Boden ankam. Er konnte den Dolch nicht lange anfassen, da er geheiligt war. Dämonen konnten diese Gegenstände nicht berühren, ohne Verbrennungen zu erleiden. Dies sah man an seiner Wunde. Sie blutete nicht nur stark, sondern die Haut war in einem knappen Radius darum verbrannt. Wütend sah er zu dem Pater. „Ich töte dich!!“ "So einfach sterbe ich nicht", widersprach er angespannt und stützte sich an der Wand ab. Sein Gewand saugte sich mit seinem Blut voll. Decus' Krallen hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Die Wunden waren stark. „Ich bin noch keinen Monat wieder hier! So einfach werde ich nicht sterben!!“
„Welch wirre Weltanschauung!“ Decus hatte sich wieder ganz aufgerichtet und grinste überlegen, was den Blauhaarigen schockierte. Eigentlich sollte die Wunde jeden Dämon wenigstens ein wenig in seine Schranken weisen, doch dieser stand, als wäre nie etwas passiert. Der weißhaarige Dämon lachte nur und gab den Blick auf den Grund frei. Zu Godrics Erstaunen war die Wunde dabei sich wieder zu schließen. Doch weiter wundern konnte er sich nicht. Decus holte aus und rammte seinen Fuß in die Magengrube des Paters. Als dieser zu Boden ging, rammte Decus seinen Fuß auf Godrics Rücken. „Unterschätze mich nicht, Gewürm! Ich bin keiner der kleinen Fische, die ihr gewöhnt seid!“ Godric verkrampfte sich. "Was soll der Mist überhaupt. Weswegen greift ihr unser Kloster an?", knurrte er und wollte nicht aufgeben. Er ließ die Hand unter seinen Kuttenärmel wandern, wo er einige Bannzettel hatte, aus seiner eigenen Kreation. Er hatte sie sogar schon an Dämonen getestet, die meinten, den jungen Talin überfallen zu müssen. Bis jetzt hatte er jeden Angreifer damit wieder in die Hölle zurück geschickt. Er hoffte, dass es auch mit Decus klappte. Doch dieser bemerkte es und trat immer wieder auf ihn ein. Er packte ihn am Handgelenk, zog ihn daran hoch und riss ihm den Ärmel ab, wobei die Bannzettel herausfielen. „Bannzettel? Lachhaft!“ Godric stöhnte vor Schmerz, verfluchte innerlich die Aufmerksamkeit dieses Dämons. Der Blick des Weißhaarigen wanderte auf den Ringfinger des Abtes.
"Oh~ Dieser Ring, dieses schändliche und hässliche Antlitz. Du bist wirklich Amon~ Kein Zweifel.", kam es von dem Dämon. Hinter ihm tauchten vier Mönche auf. „Brüder!“, rief Godric und sah zu diesen. Einen konnte er als Bruder Tom erkennen, welcher seit der Ankunft sich um den Pater gekümmert hatte. „Bruder Tom! Ihr anderen! Geht! Dieser Dämon ist nicht normal! Er wird euch sonst auch noch umbringen!“ Doch die Worte des Paters stießen auf taube Ohren. "Aber Pater. Sie möchten doch nicht unserer Dunkelheit im Weg stehen. Sollte ein Diener Gottes nicht das beste für die Welt wollen?", fragte einer der Mönche. Godric sah erschrocken zu ihm. Bruder Tom nahm seine Kapuze ab und sah emotionslos zu seinem Freund. "Das Beste wäre, wenn Lucifer endlich stirbt. Am Besten, wenn ihr alle mit ihm geht! Alle, die das schändliche Blut Amons haben", kam es von Bruder Tom. Godrics Augen weiteten sich vor Schock. Diese Worte von Bruder Tom zu hören, versetzten ihm einen Stich im Herzen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht! Bruder Tom war einer der wenigen Mönche, welche sich um den Pater außerhalb der Predigten gekümmert hatten. Bruder Tom war es der Godric sein Zimmer zeigte, die Klosterregeln erklärte, den Ablauf und vieles mehr. Er hatte sich jeden Tag nach Godrics Wesenszustand erkundigt. Er war in der kurzen Zeit so etwas wie ein Freund geworden. „Bruder.... Tom...“ wisperte Godric, doch die Augen seines Bruders blieben kalt. Decus ließ Godric los und lachte amüsiert. Er klatschte in die Hände. „Welch perfekte Aufführung! Leid und Verrat! Ich liebe so etwas.
Tom war etwas näher herangetreten. „Gräme dich nicht. In diesem Kloster gibt es viele Menschen, die nur auf diesen Moment gewartet hatten, da sie einen Pakt mit dem Herren Gehennas eingegangen sind, so wie wir.“ Auf Toms Erklärung sah Godric ihn nur vorwurfsvoll an. „Du hast dich verleiten lassen von der Sünde!“ Tom lachte. „Oh bitte! Nicht schon wieder das!“ Er strich sich eine blonde Strähne nach hinten. Als Godric seine geheiligte Kette nehmen wollte, um für Toms Sünden zu beten, rammte dieser seinen Fuß in Godrics Magen, so dass er aufschrie und gegen die Wand gedrückt wurde. „Dieses ganze Beten macht mich krank! So lange musste ich das ertragen! Ich bin ein Ghoul, ein Diener der Dämonen und fühle mich gut dabei! Dennoch musste ich so lange hier an diesem verdreckten Ort zubringen! Ich diene einzig und allein Meister Decus! Er hat mich vor dem Tode bewahrt!“ Godric biss sich auf die Unterlippe. Er verstand nicht. Wieso Tod? Doch Godric wollte seinen Freund nicht aufgeben. „Warst du es nicht, der gesagt hatte, dass dieses Kloster ein Ort der Wunder sei? Hast du mir nicht gesagt, hier sei ein Ort zum Wohlfühlen, der Heimat!!“, schrie Godric und erinnerte sich an den ersten Tag, an dem er in dieses Kloster kam. Bruder Tom hatte den Pater abgeholt. Godric hatte Sorge, dass sich so vieles verändert hätte, dass er dem Kloster nicht gerecht werden konnte. Doch Bruder Tom war es, der die Hand seines Paters geküsst hatte und ihm anlachte und mit Worten seine Sorgen nahm. Dass sich alle auf Godric freuen würden und ihn endlich Zuhause begrüßen wollten, dass alle eine Familie seien und das Kloster ein wundervoller Ort sei. Kurz schloss der Pater die Augen und ließ diese Erinnerung Revue passieren, sah dann Tom in die Augen. Dieser zog scharf die Luft ein, hatte ein wütenden Ausdruck. Decus lachte. "Ich muss schon sagen. Du bist nicht so schwächlich wie deine Vorfahren. Immer hatten wir gewartet, dass es jemand schafft, Lucifer zu erwecken, damit wir ihn in die ewigen Jagdgründe schicken können. Doch jeder Pater war unnütz, sodass wir sie alle aus dem Weg räumen mussten", erklärte er. Lucifer hatte hinter dem Tor alles mitangehört. „Mich in die ewigen Jagdgründe schicken? Lächerlich... Doch so warst du schon immer.“ Decus hob leicht den Kopf, wobei seine langen Ohren etwas nach unten gingen. „Ach Lucifer! Du wirst sehen was du davon hast.“ Godric sah leicht zur Seite. Niemand hatte ihm gesagt, wie seine Familie gestorben war, oder warum die Talins so eine kurze Lebenserwartung hatten. Die meisten sind nicht einmal Dreißig geworden. Nun hatte er die Wahrheit gehört. Alle wurden sie umgebracht, wegen Decus' perfidem Plan. Der Pater ballte die Hände zur Faust, sah derweil weiterhin in Toms Augen. „Ich glaube dir nicht. Ich glaube nicht daran, dass Bruder Tom so einen schwachen Geist hat!“, sprach Godric ernst. Er würde nicht aufgeben. Das hatte er nie getan und nun wollte er nicht damit anfangen! „Du wagst es...“, zischte Tom, welcher dann zu Decus sah. „Oh Meister Decus!! Tötet diesen Pater endlich! Ich flehe euch an", bat er. "Ich möchte sein Blut zu uns nehmen und einer der Euren werden!" Die anderen Mönche nickten. "Oh bitte Herr! Nach so langer Zeit."
Decus lachte auf. Ihm gefiel dieses Schauspiel, was sich hier bot. Er legte seine Hand auf Godrics Kopf, seine Krallen gruben sich in dessen Kopfhaut. Das Blut sickerte langsam in die Haare des Paters und erneut stöhnte er vor Schmerz auf. Ihm kam es so vor, als würde er vor Schmerz benebelt werden. "Es dauert nicht mehr lange meine Diener und ihr werdet euch in der Dunkelheit suhlen können! Mit Lucifers Tod wird unsere Ära aufsteigen! Ich werde alle leiden lassen! Ich bin der Herr Gehennas und ein Gott!"
"Ihr wollt mich töten? Das ich nicht lache!", lachte Lucifer dunkel. "Eure Ära ist nichts weiter als einen Haufen Dreck wert!“ Decus sah wütend zu den Toren, als Lucifer seine Ansprache begann. „Du wirst mich nie töten können! Ich bin der Herr der Unterwelt und die vollkommene Dunkelheit! Nicht du! … Bruder!“ Decus grinste. „Das werden wir noch sehen, kleiner Bruder. Damals hatte ich, dank der wachsamen Augen unserer Mutter nie die Chance gehabt. Aber nun werde ich dich aus dem Weg räumen.“ „Als ob!“ Lucifer sah zur Seite, wo er den Pater vermutete. „Yo Pfaffe! Willst du sterben oder leben?“ Godric öffnete mühevoll seine Augen, sah zur Seite, zum Tor. Was sollten diese Fragen? „Ich frage dich noch einmal! Willst du Leben oder Sterben? Meine Freiheit, für dein Leben und das deiner Leute!“ Decus knurrte auf. Ihm passte es nicht wie sich das Gespräch entwickelte. Sein Druck wurde fester und die Krallen rammten sich tiefer in Godrics Kopf. „Ahh...~!“, stöhnte er vor Schmerz, biss sich auf die Unterlippe. Leben oder sterben? Was sollte der junge Pater wählen? Er wollte nicht sterben, doch die Chancen zu überleben waren gerade sehr gering. Sein Stab lag weit entfernt, an diesen kam er nicht. Die Mönche, darunter Bruder Tom, hatten Godric im Blick. Seine Bannzettel waren vorsorglich von einem der Mönche vernichtet worden. Gab es hier wirklich so viele Verräter und Mönche, die auf der Seite des Bösen standen? Er war hin und her gerissen. Sollte er Lucifer zuhören? Als er aber ein Schrei von einem Mönch aus den oberen Stockwerken vernahm, war seine Entscheidung gefallen. "Wehe du hältst dein Wort nicht!" Mit diesen Worten legte Godric eine Hand an das Tor. Sein Blut lief an seiner Hand herunter und die Gravuren leuchteten auf. Im Namen des Herren! Löse das Siegel und gib die Kreatur, das es beherbergt frei!!“ rief Godric. Lucifer grinste. „So wird dies unser erster Pakt...“ Godric war zu beschäftigt, rechtzeitig das Siegel abzubringen, als dass er merkte, wie sein Ring bei Lucifers Worten kurz aufleuchtete...
Decus sah schockiert zu dem Tor, riss Godric davon weg und rammte ihn gegen die nächste Wand, wo er vor Schmerz aufschrie. Doch es war zu spät. Das Siegel löste sich und das Tor zerfiel zu Staub. Decus ging einen Schritt nach hinten und sah schockiert zu der Gestalt seines Bruders, die er seit so langer Zeit nicht mehr gesehen hatte.
~Lucifer war nach 1500 Jahren endlich frei...~
Zufrieden sah Lucifer, wie die Tore des Siegels vor ihm zu Staub zerfielen. Decus ballte die Hände zu Fäusten. So hatte er sich das nicht gedacht. Doch er hoffte, dass sein Bruder wegen des jahrelangen Siegels noch so geschwächt war, dass er ihn töten konnte. „Endlich frei! Nach so langer Zeit!“ freute sich Lucifer und sah zu den Anwesenden. Er sah zu Godric und musterte ihn. „Die Ähnlichkeit ist unverkennbar.“ Godric verzog leicht das Gesicht, sah zu der befreiten Gestalt und hoffte, dass er damit nicht sogar noch alles schlimmer gemacht hatte. „Vergiss dein Versprechen nicht!“ Lucifer lachte. „Natürlich nicht, kleiner Pfaffe!“
Die Mönche waren zurückgewichen, als Lucifer einen Schritt aus seiner Grabkammer gegangen war. Sie falteten ihre Hände zu einem Gebet, baten zum Herren. Dafür hatte Lucifer doch nur ein müdes Lächeln übrig. „Selbst er wird euch nicht mehr helfen!“ Blitzschnell erschien Lucifer hinter Tom, rammte seine spitzen Fingernägel in seinen Kopf und drückte ihn fest zur Seite. Toms Schmerzensschrei erstickte jedoch, als Lucifer seine spitzen Zähne in den Hals des Mönches rammte und dessen Blut aufnahm. Schon fast sehnsuchtsvoll erwartete Lucifer dessen Blut, spürte wie es aus der Wunde quoll und seine Lippen benetzte. Genüsslich schloss er die Augen, schmeckte mit jeder einzelnen Faser seines Körpers das warme Blut. Die Wärme und Kraft, welche in all der Zeit verschwunden waren, kehrten zurück in seinen Körper. Tom konnte sich nicht wehren. Lucifers Griff war zu fest. Der Schwarzhaarige war kleiner als Tom, dennoch war er der Stärkere. Der Biss hatte den Mönch benebelt. Er spürte wie langsam seine Lebenskraft verschwand und in Lucifer wieder erschien. Das Feuer an den Fackeln brannte nun heller und stärker als je zuvor. „G...Godric...“, röchelte Tom, konnte jedoch nicht einmal mehr die Hand nach ihm ausstrecken. Mit großen Augen sah Godric zu Lucifer. „Du hattest gesagt meine Männer würdest du nicht anrühren!!“, schrie er, fühlte sich verraten.
Decus hingegen wollte nicht untätig bleiben. Er ließ in seinen Händen ein Feuer erscheinen und warf es zu Lucifer. Dieser drehte sich und benutzte Tom als Schutzschild. Tom verbrannte jämmerlich am eigenen Leib. Seine Schmerzensschreie hallten durch den großen Saal. Stück für Stück fraß sich das Feuer in seine Haut, nagte an seinen Knochen. „Rettet mich mein Herr~", hörte man es nur noch. Lucifer lachte. „Dein Herr kann dir jetzt nicht mehr helfen.“ Das Letzte was Tom sah, war Lucifers rote Augen, dann verbrannte er endgültig zu Asche. „Deine Männer? Ich habe mein Wort nicht gebrochen. Dieser Mann war niemals einer deiner Männer.“, antwortete Lucifer überlegen. Godric wusste, Lucifer hatte Recht hatte, doch er konnte den Tod von Bruder Tom auch nicht einfach so kommentarlos hinnehmen. Bruder Tom war sein Freund gewesen. Daran hielt Godric nach allem noch fest.
Lucifer wandte sich ab und schenkte dem Pater keine Aufmerksamkeit mehr. Er interessierte sich nicht für die Moralvorstellungen der Menschen und deren Zweifel. Nur wenn er diese zu seinen Gunsten benutzten konnte. Doch Lucifer wollte hier weg. Lucifer wollte seinen Bruder Decus töten. Dies war der einzige Gedanke den er hegte. Durch das Blut war Lucifer gestärkt und nun bereit zu kämpfen. Jedoch war Decus auch nicht untätig und griff erneut an. Er bündelte sein Feuer in den Händen und ließ ein langes Schwert aus Feuer erscheinen, welches er meisterhaft zu nutzen vermochte. Lucifer wusste um die Künste seines Bruders. Schon früher hatten die Brüder in ihrem Reich Kämpfe ausgetragen. Es war nichts neues mehr für die beiden. Doch Lucifer war so lange Zeit eingesperrt. Er war achtsam und beobachtete jeden Schritt seines Bruders. Nicht sicher was sein Bruder in all der Zeit gelernt oder gar verfeinert hatte. Decus stürzte sich auf Lucifer und murmelte etwas. Um ihn herum erschienen Dolche aus Feuer. Daraufhin lachte Lucifer auf. „Da stiehlt jemand meine Techniken?“ „Du irrst Bruder. Nicht stehlen, sondern verbessern!“ Mit diesen Worten ließ Decus einen Hagel aus Dolchen auf seinen Bruder niederregnen. Godric musste sich aufraffen, da dieser sonst vom Feuer des Dolchregens erwischt werden würde. Jedoch war der Pater durch Decus' Handgreiflichkeiten verletzt. Lucifer ahnte dies. Da er einen Pakt mit dem Pater geschlossen hatte, ihn und seine Männer zu verschonen, galt dies auch für den Schutz. Lucifer teleportierte sich direkt vor Godric und fing das Feuer mit seinem Körper ab. Dies nutzte Decus für einen weiteren Angriff. Da Lucifer das Feuer abgefangen hatte, taumelte er ein wenig nach hinten. Decus war sofort zur Stelle und rammte seinem Bruder das Knie in den Magen, nur um danach mit der Faust in sein Gesicht zu schlagen. Dies geschah mit solcher Wucht, dass Lucifer gegen die nächste Wand geschleudert wurde. Kühl lachte Decus auf. „Anscheinend bist du noch ein wenig geschwächt, Brüderchen. Oder wie erklärst du mir diese schwache Leistung? Als dein großer Bruder bin ich sehr enttäuscht. Ich habe mich auf einen fantastischen Kampf gefreut. Einen Kampf, in dem es mich in Ekstase versetzt dich zu töten, deine Eingeweide mit bloßen Händen herauszureißen und dein Blut genüsslich in mir aufzunehmen. Doch das ist einfach nur enttäuschend.“
Lucifer war an der Wand zu Boden gesunken und stützte sich mit den Händen ab. Decus war während seiner Worte auf seinen Bruder zugekommen. In seiner Hand das Feuerschwert. „Doch keine Sorge. Ich werde es dennoch genießen, deinen Leib zu zerstückeln.“ Ein höhnisches Lachen war von Decus zu vernehmen. „Das Lachen wird dir noch im Halse stecken bleiben!“ murrte Lucifer. „Sprich du nur. Wenn ich deine Augäpfel als Dekoration benutzte, wird dir das auch nichts mehr nützen!“ Mit diesen Worten rannte Decus auf seinen Bruder zu. Das Schwert fest umgriffen und bereit die Klinge in den Leib seines kleinen Bruders zu schlagen. Ein Grinsen legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen. Er hatte gewusst das sein Bruder sich dieser Hast hingab. Er war deutlich im Vorteil, weswegen er Decus gereizt hatte. Etwas was sein Bruder schon immer besaß, seine grenzenlose Ungeduld. Diese würde ihm nun zum Verhängnis werden. Als Decus die Klinge sinken ließ sprang Lucifer zur Seite, rollte kurz über den Boden und kam neben Godrics heiligen Stab zum stehen. „Los!“, befahl er dem Pater. Dieser wusste erst nicht was Lucifer wünschte, doch als er die Situation erkannte war er Bereit dem Folge zu leisten.
Godric zog eine weitere Gebetsrolle unter seinem Gewand hervor und fing an auf Lateinisch die heiligen Worte zu murmeln. Derweil hatte Lucifer den Stab des Paters genommen. Als er die Hand um diesen gelegt hatte, verzog er schmerzverzerrt das Gesicht. Natürlich galt die Abwehrreaktion des Stabes auch bei ihm. Kein unreines Geschöpf würde ungestraft Hand an den reinen und heiligen Stab des Paters legen. Schon gar nicht der Herr der Sünden selbst. Doch dieser biss die Zähne zusammen und ignorierte das Brennen an seiner Hand.und wehrte Decus Schlag ab, als dieser sich zu ihm teleportiert hatte und zuschlagen wollte. Der Stab leuchtete auf und ließ Decus' Feuerschwert verschwinden, da die heilige Kraft des Stabes das Feuer neutralisierte. „Was geht hier vor?!“, verlangte Decus zu wissen. Jedoch gab ihm Lucifer eine andere Antwort. Mit Schwung schlug Lucifer seinen Bruder mit dem Stab in den Magen, nur um danach den Kopf mit einem mächtigen Schlag zurück zu schlagen. Der Stab brannte sich bei jedem Schlag in die Haut der beiden Dämonen. Als Lucifer ins Gesicht geschlagen hatte, brannte sich der Stab zwischen seine Augen. Er schrie auf. Lucifer nutzte die Sekunden der Unachtsamkeit und trat seinen Bruder in den ehemals versiegelten Raum. Als Decus gegen die Wand schlug, rammte Lucifer den Stab durch den Körper seines Bruders und hatte ihn so an die Wand gepinnt. Als dies geschehen war, war auch Godric soweit. Nachdem Lucifer sein ehemaliges Gefängnis wieder verlassen hatte und auf die Knie sank, besprach Godric Decus mit einem Siegel das ihn lähmte, da dieser schon versucht hatte den Stab aus dem Gestein und seinem Körper zu ziehen. Ein weiterer Bann folgte. Godric errichtete mit der Siegelmagie erneut die Tür und versiegelte den Raum. So wurde das Gefängnis Lucifers zum Gefängnis für seinen Bruder.
Schwach vernahm Lucifer noch ein paar Worte seines Bruders, bis es still wurde in der Höhle. Er sah an seine Hände herunter. Der Stab hatte auch ihm zugesetzt. Seine Hände waren rot und schmerzten bei jeder Bewegung. Die heilige und reinigende Kraft gierte natürlich auch nach der sündigsten und dunkelsten Kraft die es gab: Die Dunkelheit Lucifers.
„Jämmerlich... Was hast du aus mir gemacht, Amon...“, wisperte dieser. Seine Wunden heilten Stück für Stück, so dass nach ein paar Sekunden nichts mehr zu sehen war von der Röte. Godric sah staunend zu ihm, jedoch als er Stimmen hörte erinnerte er sich daran, dass der Angriff noch nicht vorbei war. Kurzentschlossen stand er auf und rannte denn Weg entlang, hinaus aus dem Keller. Lucifer war aufgestanden und hob eine Augenbraue. Dann lachte er etwas. „Interessant! Das er wirklich denkt, ohne Waffe die Dämonen zu besiegen.“ Lucifer war sichtlich amüsiert darüber, doch als sein Ring kurz aufleuchtete sah er leicht genervt zu diesem. „Das Leben seiner Leute. Ich weiß, ich weiß.“, murmelte er und machte sich, weit gemütlicher als Godric, auf den Weg nach oben. Als Lucifer aus dem Keller kam, streckte er sich ausgiebig. „Nach so langer Zeit ist es ein gutes Gefühl hier zu sein. Auch wenn ich den Geruch des frischen Blutes sehr schätze.“ witzelte er und sah nach Links und Rechts. Die Gänge waren mit Leichen übersät.
Als Lucifer auf dem Gang stand, spürten auch die niederen Dämonen die Aura ihres früheren Herren. Sie hatten kurz Inne gehalten mit ihren Angriffen. Die überlebenden Mönche waren verwirrt, einige wurden durch diese kurze Verwirrtheit gerettet, da sich nur ein paar Sekunden später die Klauen der dunklen Kreaturen in sie gebohrt hätten. Godric rannte durch die Gänge und wollte zum großen Platz am Eingang des Klosters. Dort versuchten die Mönche vergeblich die Dämonen am Eintreten in das Kloster zu hindern. Doch bevor Godric ankam, hielt Lucifer ihn auf. Dieser hatte sich hinter den blauen Pater teleportiert und ihm am Handgelenk zu sich gezogen. „Hey! Wa- „, doch weiter kam Godric nicht. Lucifer hielt den Griff, trotz Godrics Bemühungen sich zu befreien. Dieser wunderte sich über die Kraft des schmächtigen und kleineren Mannes hinter ihm. Lucifer war einen guten Kopf kleiner als der Pater. Dieser hatte sich über das Aussehen des angeblichen Antichristen gewundert. Schließlich hatte Lucifer weder Hörner, noch einen Dämonenschwanz oder gar andere Dinge, die sich die Menschen vorstellten. Selbst Decus hatte diese Attribute, doch dieser Lucifer hinter ihm sah aus wie ein normaler Jugendlicher. Ein Jugendlicher mit zu viel Kraft und Magie. Doch unter diesen Umständen hatte Godric noch nicht die Zeit gefunden, sich Antworten auf all die Fragen zu suchen. „Du hast doch keine Chance gegen die Dämonen.“ „Das ist mir egal! Ich muss ihnen helfen!“ „Wieso haust du nicht einfach ab? Du bist doch ein gefundenes Fressen für die. Deine blauen Haare und der Ring, das werden auch sie bemerkt haben. Oder liege ich da falsch, Talin?“ Godric verengte kurz die Augen. „Mir war klar, dass ein Sünder wie du, mich nicht verstehen würde! Und jetzt lass los, bevor es noch schlimmer wird!“, forderte er, doch Lucifer zog Godric näher zu sich. Seine schlanken Finger vergruben sich in Godrics blaue Haarpracht. „Ihr seid euch zu ähnlich.“, sprach dieser. Godric wusste nicht was er von dieser Geste halten sollte, schlug aber entschieden Lucifers Hand von sich. „Lass das!“ Auf diesen kleinen Protest schien Lucifer selbst nur ein müdes Lachen übrig zu haben. „Nun gut! Wenn du das alles schon so schlimm fandest, dann solltest du am Besten die Augen schließen!“ Mit diesen Worten stieß er Godric in einen Gang und sprang auf einen Fenstersims, nur um danach auf das Dach zu kommen. Von dort sprang er über die Dächer, schlug jeden Dämon der ihm in den Weg kam zur Seite und kam schließlich auf den höchsten Punkt am Kloster. Der Glockenturm. Die Dämonen wussten nicht was sie davon halten sollten, jedoch hatte Godric ein komisches Gefühl. Diesem folgte er und rief seine Mönche in das Kloster. Sie sollten den Eingang von innen verriegeln. „Aber Pater! Was ist mit dem Jungen da oben?“, kam es panisch von einem Mönch. „Ihm wird nichts passieren.“, versicherte Godric dem besorgten Mönch, während auch alle anderen Überlebenden sich zum Tor kämpften. Gerade so schaffte es noch der Letzte hinein, als das Tor ins Schloss fiel und ein Dämon unsanft an das stabile Tor krachte.
Während im Inneren des Klosters die Mönche sich um die unwissenden Menschen kümmerten und ihnen Beistand gaben, versuchten die Dämonen von Außen hinein zu kommen. Immer wieder war ein Krachen zu hören. Doch das Tor war fest verschlossen und durch ein Siegel, was Godric angebracht hatte, geschützt. „Lasset uns beten.“, sprach Godric. Die Mönche befürworteten dies und überzeugten auch die ängstlichen Schutzsuchenden sich dem Gebet anzuschließen.
Draußen versuchten einige Dämonen immer wieder Lucifer anzugreifen, doch diese konnten nicht einmal einen Finger an diesen legen. Zuvor zerfielen sie zur Asche mit einem gequältem Schrei. Lucifer lachte auf. „Das ihr tatsächlich glaubt, auch nur einen Finger an mich legen zu dürfen!“ Er ließ seinen Blick über das Kloster schweifen. Von hier konnte man über alles sehen. Lucifer registrierte die Anbauten. Er kannte das Kloster aus einer anderen Zeit. Für ihn war das Kloster deutlich vergrößert worden, wenn er seine Erinnerung mit dem hier und jetzt verglich. „Dennoch wirkt es, als würde es nicht hierher gehören.“, befand er und hob seinen Kopf und schloss genüsslich die Augen. Der Wind wehte durch seine knöchellangen Haare. Er genoss es. Wie lange hatte er den Wind nicht mehr gespürt. Er fühlte sich gut. Er fühlte sich endlich wieder frei! Langsam öffnete Lucifer die Augen, sah direkt zum Himmel hoch. Hinter ihm hörte man das Krächzen der Krähen. Diese flogen um ihn und verloren ein paar schwarze Federn. Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. „Nicht einmal du könntest dies vorhersehen.“, wisperte Lucifer, während die Dämonen immer wieder Diener vorausschickten, die an Lucifers unsichtbaren Schutz zerfielen. Langsam umarmte sich Lucifer selbst und dann wurde es windstill. Erneut schloss er die Augen.
Eine Wolke schob sich vor den Mond und verdunkelte den Platz. Leicht sank Lucifer seinen Kopf, fing an zu rezitieren. "In nomen tenebrarum. Audire meo verbum. Ego rex peccatores excitat. Vocant vos et petere meritis! Esse servum et mortuis omnes qui tradidit me! In desperatione mea godson, in mortem praesidio! Clamo aeternum tenebris." Die leisen Worte schienen das Einzige zu sein, was durch die Dunkelheit kam. Zeitgleich gab die Wolke den Mond wieder frei und der Schatten Lucifers war gewachsen, während der echte Körper die selbe Form behielt. Dem Schatten wuchsen Umrisse. Am Kopf des Schattens wuchsen Erhöhungen. Sie hatten die Umrisse von Hörner. Ebenso wuchs etwas an den Seiten. Große Umrisse welche immer weiter wuchsen. Sie nahmen die Gestalt von Flügel an. Der Mond, der noch helles Licht abgegeben hatte, verfärbte sich Rot. Lucifer hob seine Hände zum Mond, als wolle er ihn greifen. Schwarze Federn erschienen wie durch Zauberhand und schwebten um den Schwarzhaarigen. Lucifer streckte eine Hand zu den Dämonen aus. „Mori!" Auf diesen Befehl hin blieben die schwarzen Federn in der Luft stehen, richteten sich mit der Federspitze zu den Angreifern. „Peribit!“ Dann rasten die Federn wie Dolche auf die Dämonen zu, zerschnitten ihre Glieder, durchtrennten ihre Sehnen, schnitten Körperteile ab. Unter Lucifer erstreckte sich ein Meer aus Blut und Schmerzensschreie. "Immersa in tenebris! Requiem in contentio proditor!", waren Lucifers letzte Worte und immer mehr Federn regneten auf die Dämonen herab. Die Schreie waren bis ins Klosterinnere zu hören. Die Menschen klammerten an sich, versuchten sich im Gebet zu vertiefen. Die Mönche selbst wussten nicht was dort draußen geschah, doch sie wussten, sie mussten hier bleiben. Um zu überleben, um den wehrlosen Menschen beizustehen. Godric zitierte weiter das Gebet, versuchte mit seiner Stimme das Schreien und Klagen der Sterbenden zu übertönen. Er musste seinen Gläubigen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
„Euer Verrat wiegt schwer! Nun werdet ihr dafür bezahlen!“, schrie Lucifer, auch wenn ihm keiner mehr antworten konnte. In der ausgestreckten Hand erschien ein blaues Feuer. Es loderte auf und legte sich um die Hand, verletzte ihn jedoch nicht. Lucifer ließ das Feuer zu Boden gleiten und es labte sich an all den Leichen, seien sie Menschen oder Dämonen.
Stille.
Godric sah auf. Hatte nun all dies ein Ende? Schien Gott ihn erhört zu haben? Er beendete das Gebet und sah zu seinen Brüdern, die seinen Blick erwiderten. Eine einzige Frage schien im Raum zu schweben. War es nun endlich vorbei? Godric selbst wollte sich vergewissern und löste das Siegel vom Tor. Die Mönche machten sich zum Angriff bereit. Schließlich wusste niemand, was dort draußen, hinter dem Tor, aus sie lauerte. Godric hatte zur Sicherheit selbst noch ein Siegel in der Hand, um sich zu schützen. Erst ein Stück, dann schlug er das Tor ganz auf und ein erschreckendes Bild erwartete die Gottesmänner. „Was... ist hier los...“, hauchte Godric kaum hörbar, hatte die Augen schockiert geweitet. Blaues Feuer hatte sich überall ausgebreitet. Man sah deutlich, wie es sich auf einige Punkte konzentriert hatte. Den Grund vermuteten sie, konnten ihn jedoch nicht aussprechen. Zu groß war die Trauer um die eigenen Männer. Godric deutete ein Kreuz an auf seiner Brust, betete für all die verlorenen Seelen. Danach ließ er seinen Blick über das Gelände schweifen, hoffte jemanden zu finden der noch lebte. Seine Suche wurde belohnt, wenn auch nicht so wie er es sich wünschte. Dennoch war er von diesem Anblick gefesselt. Er drehte sich leicht in diese Richtung, hatte seine Kreuzhalskette fest in beide Hände. Lucifer, inmitten all der blauen Flammen. Er kam auf ihn und die Mönche zu. Godric sah direkt in seine Augen. Dieses Rot schien noch intensiver zu sein, dieses Feuer stammte von ihm. Daran hatte Godric keinen Zweifel. Ebenso wenig daran, dass er für das Massaker verantwortlich war. Vereinzelt sah man noch Blutspuren, die darauf schlossen, dass nicht alle Körper komplett geblieben waren. Godric hatte vieles gesehen, doch so ein Massaker hatte auch er noch nie erlebt.
Die Flammen hatten all die Körper gefressen und wurden kleiner. Sie verschwanden, etwas was den Mönchen viele Fragen aufwarf. Doch als sie Lucifer sahen, schien dieser ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Während Godric stehen geblieben war und Lucifer direkt in die Augen sah, sah Lucifer belustigt zurück. „Alles in Ordnung?“, fragte ein Mönch und war vor Lucifer angekommen. Drei andere Mönche folgten diesem. Godric hätte am liebsten diese von ihm weg gezerrt, gar gerufen, sie sollen verschwinden. Doch diese Schreie behielt Godric für sich, schien innerlich zu schreien. Jedoch schien Lucifer den Mönchen nichts anzutun. Er erhob nicht die Hand, war dennoch auf etwas Abstand. Er schenkte kurz Godric einen spöttischen Blick, was diesen aus seiner Sorge erwachen ließ. „Dieser...“ Doch Godric konnte nichts sagen. Lucifer wandte sich an die Mönche. „Ja. Es geht mir gut. Was für ein schlechter Zeitpunkt nach Hause zu kommen.“, sprach Lucifer in einem schockierten Ton als sei er ein unbeteiligter Zaungast gewesen . „Oh! Deswegen kennen wir dich nicht. Aber du wohnst hier? Dann musst du ganz schön lange verreist sein. Ich selbst lebe schon seit zehn Jahren hier. Mein Name ist Jens. Wie lautet deiner?“, erwiderte der Mönch fragend. „Das stimmt. Ich hatte lange nicht mehr einen Fuß in das Kloster gesetzt. Mir kommt es fast wie eine Ewigkeit vor!“, antwortete Lucifer, sah leicht spöttisch zu Godric. Er konnte dem Pater ansehen, welchen Kampf dieser gerade innerlich führte. Natürlich konnte Godric vor seinen Mönchen nicht so Handeln, wie er es wünschte. Sie würden es nicht verstehen, denn Godric konnte schlecht allen verraten, um wen es sich bei dem Heimgekehrten wirklich handelte. Somit war Godric verdammt, gute Miene zum bösen Spiel zu bewahren. Ein Umstand, den Lucifer selbst sehr amüsant fand und voll auskostete. „Mein Name ist Louis und ich freue mich wieder hier zu sein.“, stellte sich Lucifer vor. Die Mönche hießen ihn Willkommen, wollten ihm Godric vorstellen. Doch Lucifer verneinte. „Ich kenne den Pater bereits.“ „Oh. Wie kommt das?“, fragte Jens. „Eine lange Geschichte. Ich kenne seine Familie, aber entschuldigt mich nun. Es war hier so viel geschehen.“ Die Mönche zeigten sich verständnisvoll. „Ich werde nun ein Bad nehmen und mein altes Zimmer beziehen.“ Mit diesen Worten ging Lucifer ins Kloster, während die Mönche ihren Kameraden halfen, die nach möglichen Überlebenden suchten.
Godric ballte die Hände zu Fäusten, sah zu den Mönchen und folgte Lucifer ins Kloster. Als diese alleine in einem Gang waren, erhob Godric seine Stimme. „Halt Sünder!“, verlangte er und tatsächlich blieb er stehen. Lucifer drehte sich zu Godric um und lachte. „Was gibt es Pfaffe? Willst du einem geschockten Zeugen nicht seine wohlverdiente Ruhe gönnen?“, kam es unter kurzen Lachen. Godric biss kurz die Zähne zusammen, überbrückte den Abstand zwischen ihnen schnell und stand nun knapp einen halben Meter vor ihm. „Geschockten Zeugen? Wie geschmacklos! Wegen dir sind alle gestorben!“ „Faaaalsch!“, widersprach Lucifer und lachte kurz auf. „Es war Decus, der die Dämonen hier her brachte und ein Gemetzel anfing. Ich habe es beendet. Leider hast du nun hundert Minuspunkte Pfaffe.“ „Nenn mich nicht so! Und es ist egal. Ob dieser Decus oder du.“ „Wer hat mich denn durch seine Neugierde erweckt? Das warst doch du!“ Lucifer legte den Zeigefinger auf Godrics Brust, sah ihm direkt in die Augen. „Oder ist es in der Moderne Sitte in fremde Grabkammern zu steigen und dort sich überfallen zu lassen?“, kam es süffisant von Lucifer. Godric musste sich zusammenreißen. Er wusste das er Schuld daran trug, in Lucifers Grabkammer eingedrungen zu sein, dennoch ließ er sich nicht von ihm Beschuldigen. „Trotzdem! Außerdem, was soll das? Louis? Du kennst mich? Wie kannst du meine Brüder so dreist belügen?“, verlangte Godric zu Wissen. Erneut musste Lucifer auflachen. „Verschwiegenheit ist wirklich nicht dein Ding. Oder wolltest du eine Massenpanik? Ihr Menschen seid doch in jeder Epoche gleich! Außerdem habe ich nicht gelogen! Ich lebte in der Tat hier, unter diesem Namen und ich kenne deine Familie und in meiner großen Güte erlaube ich es auch dir, mich bei meinem Namen in dieser Welt hier anzusprechen.“ Godric war etwas geschockt. Er wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Dieser Dämon, der Antichrist, kannte Amon! Doch bevor er weitersprechen konnte, hatte sich Lucifer, Louis, schon abgewandt. „Ich habe keine Lust auf weitere Besprechungen und werde mich endlich dem Baden hingeben. Kaum zu glauben, wie lange ich sicherlich schon kein Wasser mehr gesehen habe!“, sprach dieser und ging weiter. Doch so schnell wollte der Pater ihn nicht gehen lassen. Er wusste, aus dem Kloster jagen konnte er Louis nicht, doch so wollte er wenigstens den Schaden begrenzen. Er wühlte mit einer Hand in der Kutte herum, bis er fand was er suchte. Mit einer geschickten Handbewegung und einem kurzen Vers erschien ein leuchtendes Kreuz über den Dämon. Dieser blieb stehen und war ziemlich amüsiert über Godrics Versuche. Das Kreuz spaltete sich und die Abspaltungen wurden zu Kugeln. Diese flogen um Lucifer herum, wollten sich um seinen Hals legen und eine Kette bilden, doch soweit kam es nicht. Bevor die Kette sich materialisieren konnte, schnippte Louis einmal und die Kugeln zerplatzten und das Licht verschwand. „Wie?“ Godric verstand nicht. „Ach Pfaffe. Du bist dümmer als du aussiehst. Glaubst du wirklich, dass ausgerechnet ein kleiner Mensch wie du, mir eine Leine anlegen kann? Wie lachhaft. Und nun lass mich in Ruhe, oder ich werde dir eine Leine anlegen! Außerdem hast du etwas vergessen. Du kannst mich wegen des Paktes ebenfalls nicht in irgendeiner Weise einsperren. Dumm gelaufen.“ Mit diesen Worten verließ Louis den Gang und begab sich zum Raum in dem er das Badezimmer vermutete, da dies in diesem Raum war, als er noch im Kloster lebte. Er hatte Glück. Derweil blieb Godric im Gang stehen und ärgerte sich über die Situation. Doch dann wandte auch er sich ab und ging. Er wollte seinen Brüdern helfen. Wenn der Pakt für Lucifer galt, so würde er auch für Godrics Seite gelten. Zumindest hoffte er das.
Erst im Bad konnte sich Louis Schwäche erlauben und sank vor dem großen Wandspiegel auf die Knie. Er war lange eingesperrt und somit war er noch ein wenig Schwach gewesen, nachdem er die starke Energie entladen hatte, um die Dämonen zu töten. Neben der Verwunderung des Bades, da es für ihn, seltsam eingerichtet war, wunderte er sich über den Geruch. Als Dämon konnte er den heiligen Geruch wahrnehmen und dessen Aura spüren. „Seit wann ist es hier so angefüllt mit heller Magie?“, wunderte er sich und richtete sich auf. Ebenfalls staunte er über die Armaturen von Waschbecken und Wanne. „Was ist hier nur los? Was hat Amon mit dem Kloster gemacht? Und wieso hat er... dieser verdammte Pfaffe, seinen Ring? Diese Missgeburt! Er sieht Amon so ähnlich und auch seine Aura ähnelt. Ist er sein Sohn?“ Er konnte sich keinen Reim auf alle dem bilden. Es war zu verwirrend gewesen.
Schnell fand Louis raus wie er Baden konnte, trotz der ihm unbekannten Gerätschaften und entschied sich erst einmal zu baden. „Ich muss den Ring dieses Pfaffen bekommen. Er hatte mich abgestoßen, so wie damals. Dabei gehören sie doch zusammen. Heilig und Unheilig.“, sinnierte er über das Geschehene und plante sein nächstes Vorgehen. Er wusste nicht wo er war, nicht einmal in welcher Zeit oder wie lange er geschlafen hatte. Louis war klug genug die Dinge nicht zu überstürzen. Zwar waren das hier alles Menschen, doch da er schon einmal versiegelt wurde, wollte er achtsamer sein. Kurz sank er mit geschlossenen Augen unter Wasser und gab sich seinen Erinnerungen hin. Doch als vor seinem geistigem Auge ein Mann mit blauem Haar erschien und ihm lachend die Hand reichen wollte tauchte er wieder auf. „Amon!“, war sein einziges Wort und stieg aus der Wanne. Louis wollte zu dem Mann bei dem alles angefangen hatte.
Schnell hatte er sich angekleidet und suchte das Zimmer Amons auf. Dabei folgte er seinen Erinnerungen und kam auch recht schnell dort an. Louis stand vor einer verschlossenen Tür, welche schlicht und einfach wirkte. Sie war aus Holz, wie alle Türen der Schlafkammern. Doch er ahnte nicht, dass dieses Zimmer jemanden gehörte, den er am aller wenigsten treffen wollte...
Ein kurzes Klopfen.
„Amon?“
Erneut klopfte Louis an die Tür, unterließ es sogar daran zu hämmern. „Amon! Komm! Hör auf mich an der Nase herum zu führen! Komm raus!“ Seine Stimme klang nicht mehr so fordernd und herrisch wie zuvor. Dennoch war sie erhaben. Doch dies hatte Louis auch nicht vor zu ändern. Derjenige der im Zimmer war, wunderte sich jedoch. Godric hatte während Lucifers Bad mit den anderen Mönchen für Ordnung gesorgt, doch da es so spät war und Godric selbst verletzt war, hatte man ihn zur Ruhe gebeten. Er war in sein Zimmer zurückgekehrt und wurde vom einem Mönch, der Arzt war, verbunden und versorgt. Nun wollte Godric sich eine neue Kutte anziehen und zu Bett gehen, doch ein Klopfen und die bekannte Stimme brachten ihn ab von dem Tun. Erst wollte er ihn ignorieren, doch als Godric ein Kratzen vernahm, da Louis mit seinen Krallen kurz an dem Holz kratzte und den Namen des Verwandten, konnte er dies nicht mehr länger. Mit bestimmendem Schritt ging er zur Tür und machte diese auf. Louis sah in Godrics Augen und auch dieser erwiderte den Blick. „Was machst du in Amons Kammer, Pfaffe?“, verlangte Louis zu erfahren. Godric musste an die Worte von Louis denken, dass dieser hier lebte und seinen Vorfahr kannte. Doch als Louis sich an Godric vorbei gedrängt hatte, um nach Amon zu suchen, hatte sich der Pater zu ihm umgedreht. „Amon ist tot! Das ist dir wohl entgangen in deinem Sarg da unten! Also hör auf nach ihm zu rufen wie ein kleines Kind!“, kam es kühl von Godric, der versuchte so hart wie möglich zu sein. Er wollte sich gegenüber dem Antichrist keine Schwäche erlauben. Die Bilder der Toten waren ihm immer noch im Gedächtnis. Louis blieb stehen und drehte sich zu ihm. Wut stieg in diesem auf. Er wusste nicht worüber er mehr grollen sollte. Das ein sterblicher es wagte so respektlos mit ihm zu reden, oder das dieser behauptete, Amon sei Tod. „Du!“, kam es bedrohlich von Lucifer und Godric ging in eine Abwehrstellung. Diese war auch nötig, denn Louis hob seine Hand und wollte seine Krallen in den Leib des Paters schlagen. „Du wagst es falsch Zeugnis zu sprechen? Mir gegenüber? Als Pater? Amon würde nicht so einfach sterben!“, waren Louis' wütende Worte und er schlug zu. Doch anstatt den Pater zu töten, leuchteten die Ringe auf und beide wurden auseinander geschleudert. Godric kam gegen die harte Holztür auf, während Louis auf das Bett fiel.
Der verletzte Abt erhob sich stöhnend, da seine Wunden schmerzten. Er fragte sich, was dies zu bedeuten hatte. War das wieder ein seltsamer Zauber des Dämons? Louis setzte sich auf und sah auf seinen Ring. Er wusste die Antwort. Es war der Schwur. Die Freiheit gegen die Unversehrtheit. „Kacke...“, murmelte Louis und stand auf, da er nicht ewig auf dem Bett des Paters sitzen wollte. Er strich sich ein paar Haarsträhnen nach hinten, die durch den unfreiwilligen Flug sich nach vorn gestohlen hatten. Derweil versuchte er Amons Aura zu orten, doch vergeblich. Louis fand sie nicht. Es war nur Godrics Aura, die Amon sehr ähnlich war. Louis musste sich eingestehen, dass er nicht wusste was hier los war. So sah er zu dem Pater. „Wer bist du? Welches Jahrhundert schreiben wir?“, fragte der unwissende Dämon. Nachdem Godric sich erhoben hatte und seine Kutte gerichtet hatte, sah er zu Louis. Als er seine Fragen vernahm, wollte er erst antworten, dass dieser mehr Zeitung lesen sollte, doch dies war unsinnig. Immerhin war Louis eine Ewigkeit in der Kammer. Da würde kein Zeitungsbote hinkommen. Er unterließ die pampigen Antworten und gab Auskunft. „Wir leben im Jahr 2012! Und seit Amons Tod sind mindestens 1500 Jahre vergangen. Mein Name ist Godric Talin und Pater Amon war mein Urgroßvater!“, gab Godric die gewünschte Auskunft. Selbst wenn es sich um einen Dämon handelte, so war Godric bereit jedem verirrten eine Auskunft zu geben. „Und nun, verlasse mein Zimmer.“, fügte er noch hinzu. Da Louis ihn nicht töten konnte, wurde auch er mutiger. Sonst würde er sich nie Lucifer widersetzen, dem Herren der Unterwelt. Doch da dieser ihn nicht töten konnte und Godric glaubte, dass dieser irgendwie an dem Kloster hing, so das er es nicht mit samt den Mönchen den Erdboden gleich machte, wagte Godric es den Mund zu öffnen. Natürlich hatte auch er etwas Angst, das war natürlich als Mensch. Louis konnte ihn zwar nicht töten, aber immer noch schwer verletzen. Doch dieser schien gerade mit den Gedanken woanders, schien die Informationen die er bekam zu verarbeiten. Als dieser sich wieder gesammelt hatte, sah er kurz zur Seite. An einer Wand war eine kleine Tür. Sie war nur ein wenig größer wie Godric selbst. Er sah die Tür an, als würde diese sich jeden Moment von selbst öffnen. Doch das tat sie nicht. Nichts kam aus dieser Tür. Sie sah aus, als wäre sie lange nicht mehr benutzt. Nur schwach sah man noch die Umrisse dieser Tür und ein kleiner Schrank stand zur Hälfte vor dieser. Godric wunderte sich über den Blick, folgte diesen und entdeckte selber diese Tür. Er hatte sie schon vorher einmal entdeckt, doch da er den Schlüssel dafür nicht hatte, hatte er sie zugestellt und nicht benutzt. Sie schien für ihn lange nicht mehr benutzt und so hatte auch er es nicht für nötig befunden, den Raum dahinter zu erforschen. Jedoch wunderte er sich, dass Louis sofort diese Tür entdeckte. Für gewöhnlich musste man erst ein paar Mal mehr dort hinsehen, um zu sehen das dort wirklich eine Tür war.
Louis sah dann zu Godric, fing an zu lachen. Der Pater verstand nicht. Erst sah er zu einer Tür, dann fing er an zu lachen. Godric hatte nicht wirklich gedacht, Lucifer zu verstehen, doch das war selbst ihm ein wenig suspekt. „Das war ein guter Witz, Aushilfspfaffe!“, fing Lucifer an und lachte erneut. „Amon würde niemals ein Versprechen brechen. Er soll seit 1500 Jahren tot sein? Schwachsinn! Das würde bedeuten, dass auch ich 1500 Jahre älter wäre. Aber ich fühle mich noch recht jung und agil!“ Godric biss sich kurz auf die Lippe. Er wusste nicht was er von ihm halten sollte. Dennoch wollte er sich nicht der Lüge bezichtigen. „Es ist die Wahrheit! Wir haben 2012! Lügen ist eine Sünde! Als würde ich eine Sünde begehen. Ich bin nicht du!“ Kurz schmunzelte Louis. Da hatte der Pater recht. Lügen war eine Sünde und Louis kannte kaum reine Geistliche die logen. „Hmm... 2012. Was für ein verdammt beschissenes Jahr. Nicht wahr?“ Louis fixierte Godric mit seinem Blick, grinste etwas. Dieser wusste worauf der Dämon anspielte. Immerhin gab es durch Decus auftauchen und das Erwachen Lucifers viele Menschen die dachten, dass die Prophezeiung der Maya nun Wirklichkeit werden würde. Selbst Godric hatte sich damit auseinander gesetzt. Zwar dachte er nicht daran, doch da Lucifer in diesem Jahr erwacht war, war es doch irgendwie ein schlechtes Jahr. So seine Gedanken. Doch den Triumph gönnte er ihm nicht. „Du weißt genauso wie ich, der Herr würde es nicht zulassen! Und nun geh! Im Gegenzug zu euch Dämonen, möchten Menschen in der Nacht schlafen!“ Daraufhin lachte Lucifer nur, verließ aber freiwillig die Kammer. Es gab vieles worüber er nachdenken wollte. Als die Tür hinter ihm zuging und sich Godric schlafen legte, teleportierte sich Lucifer in den Glockenturm. Vor Godric wollte er nicht ins Grübeln geraten. Der Glockenturm war verlassen. Hier würde ihn niemand stören oder gar sehen. Es nagten Zweifel.
War Amon wirklich Tod?
„Du hast es mir versprochen... Amon.“, wisperte Louis und schloss die Augen. Ein sanfter Wind wehte durch das Haar, doch ein weitaus größerer Sturm tobte in dem Dämon selbst. Er musste es wissen, überprüfen ob Amon wirklich tot war. So machte sich Louis am nächsten Morgen auf, um sich selbst zu überzeugen. Er hatte sich eine Kutte eines Mönches genommen, welcher am Duschen war. Dieser wunderte sich über den Verbleib seiner Kutte, doch Louis störte dies nicht wirklich. Da der frühere Besitzer der Kutte viel breiter gebaut war, als Louis selbst, hatte er einfach ein Band genommen und dieses um seine Taille gebunden. Dies bekam er, indem er den Stück Stoff abriss, der durch die unterschiedliche Größe der Träger beim Laufen schleifen würde. Zwar versank er immer noch fast in der heiligen Kutte, doch seine eigene Kleidung konnte er nicht tragen. Diese war alt und verdreckt mit dem Blut seines Bruders. Lieber würde er ein verhasstes heiliges Gewand tragen, als weiterhin das Blut seines Bruders mit sich zu tragen. Die alte Kleidung hatte er verbrannt. „Diese Kutte stinkt nach Weihwasser. Was machen die nur immer mit ihrer Kleidung!“, beschwerte er sich, zog sich dennoch die Kapuze über den Kopf und tief ins Gesicht. Da es hell war und die Sonne hoch am Horizont war, war es eine unsittliche Zeit für Dämonen. Natürlich wurden sie nicht zu Asche, doch die Sonne war Louis unangenehm. Er war die pure Dunkelheit und empfand so die Sonne und das blendende Licht als sehr störend.
Als dies erledigt war und Louis eingekleidet, machte er sich auf den Weg. Er folgte seinen Erinnerungen. Wenn Amon wirklich gestorben war, so gab es nur einen Ort wo er nun sein konnte. Louis wusste um den geheiligten Friedhof des Klosters, der tief im Wald lag. Jeder Mönch der hier im Kloster lebte wurde dort begraben. So musste auch Amon dort sein. Louis lief den Weg durch den Wald und kam recht schnell am Friedhof an. Er hatte sich etwas beeilt, da er unbedingt in Erfahrung bringen wollte, wo Amon war. Von weitem konnte Louis schon die Mauern des Friedhofes sehen. Sie waren mannsgroß und ein riesiger Torbogen, mit göttlichen Symbolen die für Schutz und Frieden standen, gewährte einen Einlass. Der Friedhof war mit in den Berg gebaut und erstreckte sich somit über drei Stufen. Louis schritt weiter und passierte den Torbogen. Seitlich standen zwei Säulen mit Engelsfiguren. Louis erkannte sie sofort, auch wenn die Statuen wenig gemeinsam hatten mit den echten Personen. Auf der einen Seite sollte die Engelsstatue Uriel, den Engel des Todes und Richter der Toten darstellen. Auf der anderen Seite war Raphael. Engel des Lichtes und der Heilung. Er stand für die Menschen, für das Leben. Ein wenig schmunzelte er. „Also als Statuen gefällt ihr mir schon viel mehr.“, witzelte er, ging an ihnen vorbei und ließ seinen Blick über den Friedhof wandern. Er kam ihm so unnatürlich groß vor. „Werden hier jetzt alle begraben?“, waren seine Worte. Doch dann fiel ihm wieder Godrics Auskunft ein. Es würde seiner Meinung nach zusammen passen. Wenn wirklich 1500 Jahre vergangen waren, dann würde es die Menge an Gräbern erklären. Doch das würde auch heißen...
Louis schüttelte den Kopf. Über diese Wahrheit wollte er nun selbst Auskunft finden. Sein Blick blieb an einem Mausoleum stehen. Es war das größte und herausragendste Gebäude auf dem Friedhof und lag direkt in der Mitte. Es war komplett weiß. Säulen führten zum Eingangsbereich und über dem Tor waren auch dort Bilder zu sehen. Dieses mal jedoch von Engeln. Louis ging direkt zu dem Mausoleum und blieb vor dem verschlossenen Tor stehen. Dieses war weiß, versehen mit goldener Schrift. Es stand etwas auf Latein, doch Louis hatte keine Probleme es zu lesen. Die Zeilen jedoch gaben ihm ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Es wurde gewarnt, dass dies das Mausoleum der Familie Talin war und der schwarze Pater dort beigesetzt wurde. Louis kannte nur einen schwarzen Pater. Eine Person, die sich diesen Titel zu Schulden kommen ließ. Vorsichtig legte er seine linke Hand auf das Tor, fuhr mit der Fingerkuppen über die Schrift.
„...Amon.“
Übersetzungen:
In nomen tenebrarum. Audire meo verbum. Ego rex peccatores excitat. Vocant vos et petere meritis! Esse servum et mortuis omnes qui tradidit me! In desperatione mea godson, in mortem praesidio! clamo aeternum tenebris - Im Namen der Dunkelheit. Hör mein Wort. Ich der König der Sünder bin erwacht. Rufe dich und verlange deine Dienste! Sei mein Sklave und bringe den Tot über all die welche mich verraten haben! Die Verzweiflung ist mein Pate, der Tod mein Geleit! ich rufe sie aus, die ewige Dunkelheit!
Mori! - Stirb!
Peribit! - Verrecke!
Immersa in tenebris! Requiem in contentio proditor! - Getaucht in der Dunkelheit! Ruht in Unfrieden Verräter!
Am frühen Morgen war auch Godric aufgestanden, um die Morgenandacht zu halten. Wie jeden Morgen, pünktlich um sechs Uhr. Als dieser die letzten Worte sprach, speiste er mit seinen Brüdern. Am Tisch vernahm er eine Unterhaltung. Diese schien sich um eine seltsame Begegnung zu handeln. „Ja, wenn ich es dir doch sage. Auf einmal war meine Kutte verschwunden. Ich habe nur geduscht und wie immer meine Kutte zurecht gelegt. Doch dann war sie verschwunden.“, kam es, sich wundernd, von einem Mönch mit schwarzen Haaren. Ein blonder Mönch biss von einem Brot ab, musste dann aber lachen. Kurz bevor er sich verschluckte, konnte er den Bissen noch hinunterschlucken. „Ach Boris! Und ich dachte schon, du würdest jetzt im Zirkus auftreten.“ Der genannte Mönch sah zu dem Blonden. „Zirkus?“ „Genau! Ich hatte einen Schatten gesehen mit deiner Kutte. Wer genau das war, konnte ich nicht erkennen. Deine Kutte ist riesig! Erst dachte ich, dass du lebensmüde wärst. Von so weit oben nach unten zu springen. Doch es ging alles ziemlich schnell und der Schatten und deine Kutte waren verschwunden Richtung Wald.“, erzählte der Blonde. „Was? Scheint es hier zu spuken? Nach den letzten Ereignissen warfen sich bei mir einige Fragen auf.“, mischte sich ein dritter Mönch ein. Dieser gehörte nicht zu den Kampfmönchen und war nicht eingeweiht in das Wissen über die Übernatürlichkeit, die es gab. Die Geschichte zog sich schnell durch den Essenssaal. Die Eingeweihten fragten sich, ob es doch noch einige dunkle Wesen hier gab, während die normalen Mönche ich über Geistergeschichten austauschten. Es war nicht immer leicht die Welt der Übernatürlichen vor normalen Menschen geheim zu halten. Nicht jeder Mönch der hier ankam und leben wollte, war geschaffen für die Wahrheit. Um das Kloster rankten sich schon immer Geschichten, doch es war ein heiliger Ort. Nur zwei Drittel der Mönche wussten, wie heilig dieser Ort wirklich war und waren trainiert in den Künsten der hellen Magie. Diese für Gott und zum Schutze des Klosters und Godrics einzusetzen konnten nur wenige Menschen. Seit dem Angriff waren viele Mönche verstorben, sodass die Anzahl der Unwissenden fast dieselbe erreicht hatte. Dies erklärte den aufkeimenden Trubel im Speisesaal. Godric konnte sich denken wer dieser Schatten war, aber nicht wieso dieser Richtung Wald ging. „Will er sich vergewissern?“ murmelte Godric in sein Brot. Als die Masse eine ausgeweitete Diskussion über Schatten und Geister in diesem Kloster hatte und selbst die erfahrenen Mönche es nicht schafften das Gespräch einzudämmen, kümmerte sich Godric selbst darum. „Dies ist ein Speisesaal! Hier wird gegessen!“, erinnerte der Pater seine Brüder, worauf es langsam stiller wurde. „Sorgt euch nicht. Natürlich gibt es hier keine Geister! Es gibt sicher eine einfache Erklärung für das Verschwinden der Kutte von Bruder Boris. Ich bin mir sicher, jemand hat sich einen Streich erlaubt.“, erklärte Godric und hoffte innerlich wirklich, dass es hier keine Geister gab. Ein ehemals versiegelter Dämon reichte ihm schon.
Tatsächlich ließ sich die Menge durch Godrics Worte beruhigen, sodass das Frühstück seinen gewohnten Gang nehmen konnte. Godric selbst machte sich nach dem Essen auf, um sich zu vergewissern, ob etwas an den Sichtungen dran war. Es handelte sich schließlich um Lucifer, der den heiligen Friedhof besuchen würde. Zumal hatte Godric selbst lange nicht mehr die Gräber seiner verstorbenen Brüder und Familienmitglieder besucht. Dies wollte er damit ebenfalls nachholen. Godric kam schnell am Friedhof an und formte kurz ein Kreuz und schloss dabei die Augen. Sein Gang führte ihn direkt zum Mausoleum seiner Familie. Dort wurde jeder Talin begraben, angefangen mit Amon. Schon von Weitem konnte Godric erkennen, dass das Tor des Mausoleums geöffnet war. „War es Lucifer gewesen?“, fragte sich Godric in Gedanken. Niemand würde ohne Grund die Totenruhe stören, so ging Godric davon aus, dass es niemand anderes als der Dämon sein konnte, welcher die Worte des Paters prüfen wollte. Gemächlichen Schrittes ging der Pater in das Mausoleum. Nach dem Eintreten durch das imposante Tor, führte es ihn durch eine kleine Halle. Dort waren neben biblischen Bildern, auch die Namen der bisherigen Talin aufgeführt. Unter jeden Namen ihr Geburts- und Todesdatum. Auch Godrics Name stand dort, als letzter der Namenskette. Er war der aktuell Lebende. Er wusste, dass bald unter seinem Namen auch die Daten stehen würden. Noch war unter seinem Namen nichts niedergeschrieben.
Louis war derweil in der Grabstätte angekommen. Neben Engelsfiguren und Steintafeln, unter denen die Urnen der Toten standen, war eine große Engelsstatue in der Mitte. Louis ging direkt zu diesem und blieb davor stehen. Der Engel hatte kurzes Haar und trug ein langes Gewand. In der linken Hand hielt der Engel einen Stab. Dieser war ähnlich Godrics. In der rechten Hand hatte der Engel eine aufgeklappte Bibel. Zwei Flügel ragten aus dem Rücken des Engels und waren zur vollkommenen Pracht ausgebreitet. Die Statue war aus weißem Gestein und schien schon sehr alt. Doch trotz des Alters hatte die Statue von ihrer Reinheit nichts eingebüßt. Es war so, als hätte man sie erst frisch erbaut. Louis senkte seinen Blick und am Fuße des Engels war ebenfalls eine Steintafel. Dort stand der Name, den Louis am wenigsten lesen wollte: Amon Talin.
Langsam sank er auf die Knie, legte die Hände an die Tafel. „Amon...“ wisperte er und schloss kurz die Augen. „Der Bengel hatte also die Wahrheit gesagt... 1500 Jahre sind vergangen.“ Louis konnte es nicht glauben. Eine solch lange Zeit hatte er nicht mehr am Leben teilgenommen. Der Blick ging zu einem Buch, das in einer Einbuchtung vor der Steintafel lag. Vor jeder Tafel lag eines. Es diente, die großen Taten des jeweiligen Verstorbenen weiter zu geben. Jeder Besucher dieses Mausoleums konnte lesen, welch große Tat vollbracht wurde. Louis nahm das alte Buch. Es wunderte ihn wieso es in so einem guten Zustand war. Die Mönche hatten es in gewissen Zeitabständen erneut verfasst, damit Amons Geschichten nicht der Zeit zum Opfer fielen. Louis blätterte die Seiten durch, doch interessieren taten ihn nur die Letzten. Das was geschah bevor Amon starb. „... und er gab sein Leben dafür, um die Dunkelheit zu verbannen und der Menschheit das Licht wieder zu geben.“, las Louis die letzten Worte des Buches. „Du wusstest es also von Anfang an. Das du nicht überleben würdest.“ wisperte Louis. Er warf das Buch forsch in eine Ecke und fing an zu lachen. „Ihr Pater seid ja soooo selbstlos!“, lachte er. Leicht beugte sich Louis vor, berührte mit der Stirn fast die Tafel. „Ich habe also 1500 Jahre auf dich gewartet. Das du so dreist bist und mich so lange warten lässt. Ein frevelhafter Mensch.“
Louis hob seinen Blick, als er eine weitere Anwesenheit in diesem Mausoleum spürte. Es dauerte nicht lange und Godric war in die Gruft gekommen. Kurz murmelte er ein Gebet, dann sah er zu der Gestalt in der übergroßen Kutte. Sie war Louis mindestens 3 Größen zu groß. „Ein wenig geschmacklos sich als Mönch zu verkleiden und hier her zu kommen.“, sprach Godric ruhig und blieb am Eingang stehen. Er sah in der Ecke ein Buch. Hatte man hier gewütet? Er würde es nicht dulden, dass jemand in der Gruft seiner Familie etwas entweihte. Aber war es nicht schon eine Entweihung, wenn Lucifer persönlich hier war? Godric wusste es nicht. Er hatte niemals geglaubt, dass so etwas überhaupt möglich war. Aber nun stand er hier am Eingang und der dunkle Herr saß vor dem Grab seines ältesten Verwandten. „Geschmacklos? Kehre vor deiner eigenen Tür Pfaffe. Das einzig geschmacklose ist deine Kleidung. Sie beleidigt meine Augen.“ konterte Louis und stand auf. Vor einem Pater würde er niemals knien. Vor keinen würde er jemals freiwillig sein Haupt senken. „Mein Kleidungsbewusstsein steht nicht zur Debatte und ich muss sagen, dass er nicht so schlecht ist wie du ihn hinstellst. Die Kutten sind gewöhnungsbedürftig, aber unumgänglich in diesem Kloster. Aber wie es mir scheint, freundest du dich mit den Kutten schon an.“ Daraufhin lachte Louis kurz auf. „Du beliebst zu scherzen Pfaffe. Aber nun gut. Was willst du? Du bist sicher nicht den weiten Weg gekommen um mit mir zu plaudern. Oder möchtest du der dunklen Seite die Treue schwören?“ Godric schüttelte den Kopf. „Niemals werde ich dir und der dunklen Seite Gefallen schenken! Ich hatte mich nur gewundert, nach dem Aufstand im Kloster und dem Verschwinden von Boris' Kutte. Aber was gedenkst du nun zu tun? Wirst du erneut versuchen die Welt zu unterjochen?“ Nun da Amon tot war, wusste Godric, dass es keinen auf Erden gab, der Lucifer davon abhalten konnte. Dennoch hoffte Godric auf eine positive Antwort. Er dachte sich, wenn es Lucifer gab, dann müsste es auch Gott geben. Jedoch wünschte er sich, dass es dieses Mal auf der Welt kein Armageddon geben würde. Aus den Überlieferungen wusste er, es war eine grausame Zeit voller Tote und voller Qual. Godric wandte sich zur Engelsstatue, sah dann herunter zur Steintafel seines Ahnen. Er sandte ein kleines Gebet zu ihm.
Louis schien wirklich eine kurze Zeit darüber nachzudenken. Dann sah er zu dem Pater. „Was ich gedenke zu tun? Was würdest du denn tun, wenn du auf einmal aufwachst und bemerkst es sind 1500 Jahre vergangen?“, brachte Louis die Gegenfrage. Er wusste nicht was er tun sollte. 1500 Jahre sind für ihn nicht wirklich viel gewesen und auch ohne eine Versiegelung wären die Jahre an ihm spurlos vorbeigezogen, doch in der Welt in der er versiegelt wurde, waren diese Jahre deutlich vergangen. Auch Louis legte nach dieser Frage die Hände aneinander und betete wie ein ausgebildeter Mönch. Dies war etwas, was Godric verwunderte. Er kannte diese Gebetshaltung. Sie wurde all die Jahrhunderte verinnerlicht und weitergegeben. Es war die Gebetshaltung dieses Klosters. Nur das der dunkle Herr in Latein betete und nicht in Godrics Sprache. „Woher kennt er diese Haltung?“, fragte sich Godric im Gedanken, wandte sich dann aber der Gegenfrage zu, als auch Louis sein Gebet beendet hatte.
„Ich würde zum Beispiel nicht gleich Leute umbringen. In dieser Welt gibt es viel zu sehen und zu erleben. 1500 Jahre sind eine lange Zeit. Anstatt zu töten, könntest du diese verlorene Zeit nutzen und die Welt kennen lernen. Das würde ich jedenfalls tun.“, antwortete Godric ehrlich. Kurz lachte Louis auf. Godric hob kurz eine Augenbraue. Er mochte es nicht, wenn man über seine Worte lachte. „Du bist wirklich ein Mann Gottes! Natürlich werde ich mir die Welt ansehen, jedoch auf meine eigene Art und Weise. Ob die Mayas mich voraussahen, oder gar wen anderes?“ Louis sah Godric in die Augen und grinste ein wenig. „Egal wie sehr ihr betet, ihr könnt oder wollt nicht einsehen das eure Gebete niemanden erreichen werden. Dein Glaube ist nur ein Wahn.“ Godric wusste nicht wirklich etwas darauf zu sagen. Natürlich wusste er, Lucifer konnte die Welt vernichten. Doch er hoffte auf Gottes Hilfe.
„Das Beten an Gott wäre für euch das Gleiche wie an euren Glauben der Zerstörung. Jeder glaubt an irgendetwas auch du. Egal ob du es hören willst oder nicht. Wahrscheinlich glaubst du daran die Welt zu zerstören und das alle Menschen nur deine Sklaven sind. Auch dies ist ein Glauben, so wie meiner der an Gott ist und an eine heilen Welt in der es nicht so viel Krieg und Gewalt gibt.“ Godric war fest davon überzeugt, dass jeder an etwas glaubte. Selbst ein Lucifer. „Eine heile Welt ohne Krieg und Gewalt? Du bist wirklich sehr witzig Pfaffe. Die Welt war nie so rein wie du sie in deinem Glauben siehst. Glaubst du wirklich, Gott antwortet dir? Gott hatte niemals den Krieg und die Gewalt gestoppt! Das musst selbst du einsehen. Gott hat nie geantwortet! Er wird es auch niemals in Erwägung ziehen.“, waren Louis harte Worte. Er sah dabei Godric eingehend in die Augen und hatte leicht die Hände zu Fäusten geballt. Wie lange hatte Louis selbst die Stimme Gottes nicht mehr vernommen? Er schätzte es auf viele Millionen Jahre. Ihn machte es wütend jemanden vor sich zu haben, der seiner Meinung nach, so leichtfertig darüber redete. Über den Frieden und den Glauben. Godric selbst wusste, dass Gott nicht direkt zu einem sprach. Dennoch teilte er die Meinung des Schwarzhaarigen nicht. „Gott spricht nicht zu uns. Er spricht durch unser Herz, durch unser Handeln. Ich weiß sehr wohl, dass es Krieg und Gewalt gibt, doch ich wünsche mir dennoch eine Welt, in der dies nicht passiert. Gottes Aufgabe ist nicht uns davon abzuhalten Dummes zu tun. Er ist wie ein Vater, der wachend die Hand über uns hält. Das was wir daraus machen ist eine andere Sache. Ich höre Gottes Stimme nicht, doch ich fühle mit jedem Lachen, mit jeder guten Nachricht seine Anwesenheit. Sehe dir die Welt an und du wirst sehen was ich meine.“ Louis verengte leicht die Augen. Die Worte des Paters machten ihn wütend. Diese Worte hatte er vor langer Zeit einmal gehört. Genauso wie damals empfand er diese Sichtweise nicht als Richtig. „So ein Unsinn ist mir lange nicht mehr zu Ohren gekommen!“, sprach er scharf, so das selbst Godric kurz einen Schritt zurück wich. Jedoch entgegen seiner Erwartungen bequemte sich Louis nicht ihn für seine vorlaute Antwort zu bestrafen. Doch dann lachte er auf. Eine Reaktion über die sich Godric wunderte. Hatte er doch anderes erwartet, gar seinen frühzeitigen Tod. Doch Louis sah ihn nur amüsiert an, als hätte er einen Witz erzählt. „So so~ Klingt das nach einem Angebot? Ich werde es annehmen! Du wirst mir als Geleit in die neue Welt dienen.“ „Was??“ Godric weitete überrascht die Augen. Damit hatte er nicht gerechnet. „Ich kann keinem Dämon Geleit geben! Nicht in dem Wissen, dass du sie vernichten würdest! Nie würde ich solch ein Wesen wie dich schützen und noch weniger eins in unsere Welt führen.“, widersprach Godric, doch er hatte die Rechnung ohne Louis gemacht. „Mir ist es egal was du kannst oder nicht. Du hast es Angeboten, so werde ich es annehmen. Wähle deine Worte das nächste mal weise. Deine Ahnenreihe verspricht viel, jedoch hält nichts. Doch ich werde nicht ein zweites Mal warten!“ Mit diesen Worten wandte sich Louis ab und ging. Er hinterließ einen ziemlich verwirrten Pater. „Was meint er damit? Und wie kann er es wagen meine Ahnen zu beleidigen?! Ich werde ihn nirgendwo hinführen! Soll er sich doch selbst geleiten!“, kam es wütend von diesem. Hatten der Antichrist und der erste Talin etwa ein Versprechen? Godric stand alleine und verlassen in der Gruft, drehte sich zu der Engelsfigur von Amons Grab. Dann sah er das Buch in der Ecke, holte es und legte es auf seinen alten Platz. Godric faltete die Hände und schloss die Augen. „Ich verstehe so vieles nicht. Es tut mir Leid, dass ich deine Versiegelung gelöst habe. Du hast dich für unsere Welt geopfert und ich habe den Teufel wieder befreit. Ich verspreche dir dein Opfer nicht umsonst werden zu lassen.“, entschuldigte sich Godric leise bei seinem Ahnen. Er verharrte noch kurz in seiner Gebetshaltung, dann entschied auch er sich, zum Kloster zurück zu kehren.
Louis saß derweil auf einen Baum und hatte drei Papierfetzen in seiner Hand. Sie sahen alt und vergilbt aus. An den Rändern hatte sich die Zeit bemerkbar gemacht. Sie waren leicht angefressen und rissig. Dennoch hielt Louis das alte Papier in den Händen, als sei es das Einzige auf dieser Welt. Schwach waren Buchstaben auf dem Papier zu sehen. Nur mit scharfem Auge konnte man sie noch erkennen. Doch der Inhalt war etwas, was Louis nicht gefiel. Es stieß ihn förmlich ab, schien ihn wütend und traurig zugleich werden lassen. „Was tust du nur mit mir?“, wisperte Louis und faltete die Seiten wieder zusammen und schob sie unter die Kutte. Er lehnte sich an den breiten Stamm des Baumes und legte die Hand über seine Augen und schloss diese. Weinen würde er nicht. So tief würde er nicht sinken wollen. Dafür gab es auch keinen Grund. Nie würde er den Inhalt der Seiten sich so nahe gehen lassen. Er verbrachte den Tag damit auf dem Baum zu sitzen und seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
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Ich wusste nicht woran ich denken sollte. Alles war so konfus und er war ihm so ähnlich. Sie waren beide nur Menschen. Sie hatten es nicht verdient ,dass ich auch nur einen Gedanken an sie verschwenden würde. Dennoch...
Die Welt Assiah schien mich noch in vielfältiger Hinsicht zu überraschen.
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Es waren einige Tage vergangen. Godric hatte gelebt wie bisher. Er hatte nichts von Louis gehört. Es war schon fast so für ihn als hätte er niemals den Fehler begangen und den König der Hölle befreit. Dies kam ihm auch sehr recht, da Godric eine wichtige Aufgabe zugeteilt wurde. Er freute sich sogar schon sehr darauf. Dennoch fragte er sich wo Louis zu sein schien. Den einzigen Vorfall den er dem Dämon zuschreiben konnte war vor zwei Tagen. Der Bote, der die Briefe zum Kloster brachte, wurde mit Anämie im Wald gefunden von zwei Mönchen die Kräuter sammeln wollten. Der Bote selbst erinnerte sich nicht daran was passiert war, doch Godric war sich sicher, Louis steckte dahinter.
Jener war an diesem Tage wieder in das Kloster zurück gekehrt. Die Kutte, die er sich von Boris genommen hatte, trug er immer noch. So schien niemand sich zu wundern über den Aufenthalt des Schwarzhaarigen. Einige Mönche grüßten ihn, während er auf dem Weg in die Kapelle ging in der die Messen stattfanden. Louis setzte sich auf die vorderste Bank und sah zum Alter. Dort war neben dem Rednerpult ein Altar mit einer Schale und darüber ein großes Kreuz. Neben dem Pult stand auf jeder Seite eine Kerze. Eine Bibel lag auf dem Pult, sowie eine Papierrolle. Neben dem Altar waren Blumen. „Es hat sich einiges verändert Amon. Vor allem die Größe. Das Gefühl ist auch nicht mehr dasselbe.“, sprach Louis. Auch als er eine Anwesenheit spürte, ließ er nicht den Blick vom Kreuz. Drei Mönche hatten ebenfalls Ruhe im Saal gesucht. Als diese Louis sahen grüßten sie ihn. „Ich bin schon sehr aufgeregt. Unser Pater ist noch nicht lange hier und nun hat er schon solch eine wichtige Mission.“ sprach einer der Mönche. Louis wusste nicht so recht was er sagen sollte. Welche Mission. Die Mönche schienen seinen fragenden Ausdruck bemerkt zu haben. „Na weißt du es nicht? Unser Pater, Godric, wurde vom Vatikan persönlich beauftragt eine Rede zu halten in einer weit entfernten Stadt. Dies ist eine große Ehre. Er ist zu beneiden.“, erklärte ein Mönch, während ein anderer kurz lachte. „Aber, aber. Neid ist eine Sünde.“ „Oh stimmt!“ Die beiden Mönche lachten während Louis nur kurz mit den Augen rollte. „Menschen.“, war sein knappes Resümee. Doch die Informationen die ihm die beiden Mönche gegeben hatten, waren für ihn doch von großer Interesse. Bevor die Mönche ein weiteres Wort an Louis verlieren konnten, war dieser schon weiter gegangen. „Der Pfaffe will also verreisen und glaubt mich zurück lassen zu können. Da kennt er mich aber schlecht.“ Mit diesen Worten schob er seine Hand unter die Kutte. Hervor holte er einen Taschenspiegel. Er war rund und passte in die Handfläche. Das schwarze Äußere lies vermuten wer sein Besitzer war, ebenso die Verzierungen am Gehäuse. Der Deckel bestand aus zwei Flügeln, dessen äußeren Federn sich um einen Kreis schmiegten. Auf diesem Kreis war ein umgedrehtes Pentagramm. An den Spitzen dieses Pentagramms konnte man bei scharfen Blick eingelassene Symbole erkennen. Auch in der Mitte des Pentagramms war ein Symbol eingelassen. Der untere Teil des Spiegels war mit einem Abbild eines Drachen versehen. Der Kopf des Drachen war am Deckel, oben wo die Flügel begannen, eingebettet. Die Flügel des Drachen bestimmten die Unterseite, während der Schwanz des Drachen einmal unter der Öffnung entlang reichte und seinen Abschluss an der Verbindungsstelle von Deckel und Unterseite fand. Louis öffnete den Spiegel und sah hinein. Der Spiegel gab das Spiegelbild zurück, doch das Gesicht Louis', welches sich im Spiegel spiegelte, fing an zu verschwimmen. Es war als würde die Oberfläche selbst Wellen schlagen. Angefangen von der Mitte, nach außen gehend. Als die Oberfläche wieder normal wurde zeichnete sich nicht Louis' Spiegelbild ab, sondern Godrics. Es war wie ein Film. Godric war am Packen. Louis grinste etwas. „Hey Pfaffe! Was machst du da?“
Godric war dabei eifrig alle Sachen die er benötigte einzupacken. Er bemerkte nicht, dass ihn jemand beobachtete. Zu vertieft war er in seinem Tun. Erst als eine Stimme ertönte war er hochgeschreckt. Zuerst schaute er sich um. Seine Tür war geschlossen und auch hinter ihm stand niemand. Woher kam diese bekannte Stimme? Spielte man ihm einen Streich. Als die Stimme anfing zu lachen ließ Godric langsam seinen Blick Richtung Wand gleiten. Dort hing ein großer Spiegel. Godric erschrak. Normalerweise zeigte dieser alte Spiegel das eigene Spiegelbild, so wie es sein sollte. Doch nun hatte der Spiegel wohl seine Arbeit nieder gelegt. Als Godric zum Spiegel sah, sah er nicht sein eigenes Spiegelbild, sondern das von Louis. Der erstaunte Pater ging einen Schritt zurück, hatte seine Gebetskette fest in der Hand. Louis lachte und legte die Hände an den Rand des Spiegels. Godric wollte näher kommen und das Phänomen begutachten, doch als die Oberfläche anfing erneut Wellen zu schlagen, blieb er dort wo er stand. Louis streckte eine Hand aus, schien sie auf die Oberfläche zu legen. Diese beruhigte sich wieder und wurde so glatt wie davor. Doch als Louis die Hand weiter ausstreckte, schien sich die Oberfläche wie Gummi auszudehnen. Louis beugte sich nach vorne und Godric öffnete erstaunt den Mund. Die Oberfläche schien zu weichen und die Finger des Schwarzhaarigen wurden freigegeben. Stück für Stück kletterte vor ihm ein Mann aus dem Spiegel. Die Oberfläche wirkte wie eine Masse aus Gelee. Sie schien von dem Dämon abzuperlen und nur ein paar Sekunden später war Louis aus dem Spiegel gestiegen. Grinsend stand er im Raum des erstaunten Paters, während im Hintergrund der Spiegel wieder so fest wie davor wurde.
„Dein Mund steht offen, oder möchtest du mir Lobpreisungen entgegen bringen, Pfaffe?“, fragte Louis, da Godric immer noch vor ihm stand mit leicht geöffnetem Mund. Dieser jedoch schloss ihn wieder und entspannte sich. „Als würde ich dich Lobpreisen!“, entgegnete er nun wieder weit gefasster und wandte sich seinem Koffer zu, der auf dem Bett lag und schon bestückt wurde. „Aber um auf deine Frage zurück zu kommen. Ich gehe auf Reisen.“ „Ich verstehe. Dann ist es wohl soweit!“ Godric verstand nicht. „Natürlich um mir Geleit in die neue Welt zu bringen. Etwas anderes wäre auch ziemlich absurd.“, erklärte Louis mit einer Selbstverständlichkeit die Godric nicht kannte. „Was? Als würde ich so etwas tun! Ich wurde vom Vatikan beauftragt in einem fremden Land eine Rede zu halten! Nie und nimmer um den Fürst der Finsternis die Welt zu zeigen!“ „So? Was glaubst du was ich machen werde während deiner Abwesenheit?“, war Louis süffisante Antwort. Doch bevor Godric etwas erwidern konnte, fuhr Louis fort. „Ich könnte das Kloster vernichten, eventuell durch Decus deine heißgeliebten Mönche töten lassen. Natürlich könnte ich auch satanistische Rituale in dem Kloster vollziehen.“ Godric ballte die Hände zu Fäusten. „Das würdest du nicht tun!“ „So? Was bringt dich zu dieser Annahme?“ „Amon! Ich weiß nicht warum, aber ihr seid verbunden! Du würdest nicht Amons Kloster vernichten. Sonst hättest du das schon lange getan!“ Godric dachte die Überhand zu übernehmen, hoffte das Amon der Schlüssel zur Unversehrtheit seiner Mönche war, doch Louis Reaktion war nicht die gewünschte. Dieser lachte kurz auf und sah kühl in die Godrics saphirblauen Augen. „Amon ist tot. Hast du mir nicht selbst verkündet, ich solle die alte Zeit ruhen lassen und mich auf die neue konzentrieren?“ „Dies hatte ich damit nicht gemeint!“ Doch Godrics Einwände interessierten den Schwarzhaarigen Dämon nicht. „Dann erkläre dich das nächste Mal genauer. Ich werde mitkommen. Es wäre ein Jammer, wenn du überfallen wirst und Amons Ring an irgendein niederen Dämon geht! Schließlich will ich ihn. Wer weiß wie viele Dämonen dort herumlaufen und einen Pfaffen wie dich auf ihre Seite ziehen wollen. Der sündige Godric ist ganz mein!“, war Louis ausschweifende Antwort. Godric hob eine Augenbraue. Ein Reflex, den er nicht unterdrücken konnte. „Ich bin nicht hilflos Louis und sicherlich wird mich keiner Überfallen wegen diesem Ring. Ich war schon oft genug auf Reisen um dies bestätigen zu können! Und eine Sache vorweg: Du wirst diesen Ring niemals bekommen. Er geht von Vater zu Sohn. Kein Außenstehender wird ihn jemals anlegen können!“, antwortete Godric und hob kurz die besagte Hand an der der Ring war. Der blaue Saphir funkelte kurz im Schein des Lichtes. „Zweitens, mich wird niemand auf die dunkle Seite ziehen! Wir sind hier nicht bei Star Wars! Einen sündigen Godric wirst du niemals erleben!“, fügte Godric hinzu und schloss seinen Koffer, nachdem er noch eine Kutte dort hinein gelegt hatte. „Du bist nicht Hilflos? Das sah in der Grabkammer doch ganz anders aus.“, spielte Louis an. Godric sah leicht zur Seite, umfasste den Griff seines Koffers. „Dies ist eine ganz andere Situation! Wer hätte schon damit gerechnet, wirklich auf Dämonen zu treffen!“ Godric wusste selbst das er dort keine gute Figur abgegeben hatte. Doch er war zu erstaunt gewesen. Decus' Erscheinung schien übermächtig und auch Louis Kraft fühlte sich an als würde sie ihm an die Substanz gehen. So etwas hatte Godric noch nie gefühlt. Bevor Louis etwas sagen konnte hatte Godric seinen Koffer genommen und ging zur Zimmertür. „Geh beiseite! Ich möchte nun los. Meine Reise ist lang genug, auch ohne Verzögerungen zu Beginn!“ Mit ernsten Augen sah Godric zu dem Schwarzhaarigen, schob sich dann an diesem vorbei und machte sich auf den Weg.
„Star Wars?“, war Louis' verwirrte Frage, doch der Pater war schon im Gang. Doch so einfach ließ sich ein Dämon nicht aufhalten. Ganz gleich was Godric sagte, Louis wollte mitkommen und er war jemand, der es wollte, dass es nach seinem Willen ging. Louis trat ebenfalls auf den Gang und sah zu Godric. „Du bist kein Sünder? Das wage ich doch sehr zu Bestreiten! Du hast einen Vertrag mit dem Teufel geschlossen. Eine Sünde und ein Frevel gegenüber Gott!“ Diese Worte hatten Wirkung. Godric blieb stehen. Er selbst hatte dies noch nie so gesehen. War dies wirklich eine Sünde? Er wollte doch nur seine Brüder schützen und dieses Kloster. „Ich glaube dennoch nicht, dass es eine Sünde ist! Ich habe es nicht für mich getan, sondern für meine Brüder und alle die hier waren. Ich wollte ihren Schutz und mich nicht selbst bereichern. Das sehe ich nicht als Sünde!“, antwortete er und drehte seinen Kopf zu dem Dämon, um diesen in die Augen zu sehen. Doch bevor das Gespräch weitergeführt werden konnte, kam ein Mönch in den Gang. Als dieser Louis und vor allem Godric sah, ging er schnellen Schrittes zu diesem. „Pater! Dem Herren sei Dank! Habe ich dich noch rechtzeitig erreicht!“ Der junge Mönch kam vor Godric zum stehen und atmete schnell ein und aus. Er schien sich beeilt zu haben. „Was ist los Bruder Maik?“, fragte Godric besorgt. War etwas geschehen? „Bruder Leon wurde heute Morgen in ein Krankenzimmer gebracht. Er wirkte erschöpft, zusammen gebrochen als er im Garten die Blumen gegossen hatte. Er hatte gemeint, er wollte noch einmal die Blumen gießen, bevor er diese so lange nicht mehr Wiedersehen würde. Dann ist er einfach umgekippt. Er war sehr blass.“, berichtete der Mönch und hatte zwei Umschläge in der Hand. „Bruder Leon hatte noch extra die Fahrscheine in die Umschläge gelegt.“ Godric weitete schockiert die Augen. „Bruder Leon...“ wisperte er. Louis hingegen lachte und trat hervor. Er schnappte sich einfach einen der Umschläge und hielt diesen zwischen Zeige- und Mittelfinger hoch. „Was für ein unvorhergesehenes Ereignis und so schlimm! Hoffentlich wird es Bruder Leon wieder gut gehen. Ich werde an seiner Stelle treten und den Pfaffen begleiten! Nur keine Sorge! Ich werde mich außerordentlich gut um ihn kümmern.“, waren Louis' amüsierte Worte, bei den letzteren hatte er kurz gegrinst. „Was? Aber das kann doch nicht so schnell entschieden werden! Bruder Louis ich muss dich bi-„, doch weiter kam der aufgeregte Mönch nicht. Louis hatte den Handballen auf dessen Stirn gelegt und keine zwei Sekunden später sackte der Mönch in sich zusammen und fiel bewusstlos zu Boden. „Diese Menschen! Das sie auch alles immer so verkomplizieren müssen!“, tadelte Louis und stieg einfach über den Bewusstlosen. Summend wollte er sich auf den Weg zum Ausgang begeben, doch Godric gebot ihm Einhalt. Dieser konnte nicht glauben, was er dort hörte. Bevor er auch nur die Möglichkeit hatte ein weiteres Wort an seinen Bruder zu richten, sackte dieser bewusstlos in sich zusammen und der Dämon stieg sichtlich gut gelaunt über diesen. Sofort ging Godric auf die Knie, hob seinen bewusstlosen Bruder in die Arme. Was war hier geschehen? War Louis für Bruder Leons Ausfall verantwortlich? Was hatte er getan? „Halt! Was hast du getan?“, verlangte Godric zu Wissen. Louis blieb stehen und drehte sich leicht zu dem Pater um. Nun wollten sie doch endlich losgehen und dennoch schien Godric ein Problem zu haben. Louis verstand nicht warum die Menschen so waren wie sie waren. „Ich? Ich habe nichts getan.“, war seine Antwort, wobei er spielerisch versuchte einen Ansatz von Unschuld erklingen zu lassen. Godric biss sich kurz auf die Lippe. Er konnte das Verhalten Louis' nicht verstehen, doch er glaubte genau zu wissen, dass Louis an dem Zustand des Mönches Schuld hatte. „Spiel hier nicht den Dummen! Du hast Bruder Leon das angetan! Was hast du mit ihm und Bruder Maik getan?“, harkte Godric mit fester Stimme nach. Louis drehte sich nun ganz zu Godric und lachte. „Ach nicht viel. Der da nervte einfach nur, weswegen ich ihn Schlafen geschickt habe.“, antwortete Louis und deutete dabei auf den Bewusstlosen, „Und dieser Bruder Leon war eine überaus schlechte Mahlzeit. Ich muss schon sagen. Ich hatte mehr erwartet in einem Kloster. Nicht so einen schlechten Geschmack.“ Godric hatte seinen Bruder vorsichtig auf den Boden gebettet und war aufgestanden. Ungläubig sah er zu dem Dämon. Er wusste nicht, was er mehr fühlen sollte. Verwirrtheit, da er nicht genau Verstand was Louis ihm da erklärte, oder Wut, da Louis mit einer Leichtfertigkeit und Ignoranz über das Leben seiner Brüder sprach, die alles überstieg was er kannte? „Wie bitte? Was meinst du damit? Essen? Bist du vollkommen Irre?“ Louis lachte auf Godrics Wut nur, legte einen seinen langen und schmalen Zeigefinger mit der Kuppe auf die Unterlippe. „Aber, aber. So wütend? Mir gefällt es, wenn du erregt bist.“, witzelte Louis. „Antworte mir!“, verlangte Godric. Er wollte sich nicht als erregt betiteln lassen. „Nun gut. Wenn du mich schon so anbettelst. Dabei ist es doch ganz einfach. Menschen essen um zu überleben und auch Dämonen essen. Selbst Gott nimmt etwas zu sich.“ Godrics Blick lockerte sich ein wenig. Ihn verwunderte diese Aussage. Gott aß? Doch er wusste nicht, was dies mit seinen Brüdern zu tun hatte. „Normalerweise ernähre ich mich von der Dunkelheit und den Sünden. Ich bin ein Wesen der Dunkelheit, ich BIN die Dunkelheit. Doch da ich im Licht wandele und die Nacht hier so kurz ist, beschaffe ich mir Ersatz, abgesehen davon das ich gerne Blut zu mir nehme. Blutiges Fleisch ist eine Delikatesse. Solltest du einmal probieren.“ Godric verzog leicht das Gesicht. „Ich esse kein Fleisch. Also hast du Bruder Leon das Blut abgenommen? So wie ein Vampir?“ Godric erinnerte sich an die 'Vampir-Morde', kurz nach der Erweckung Lucifers. Tranken Dämonen Blut? Wie Vampire? „Vampire? So nennt man das also Heute. Aber ja. Ich würde ja gerne eine leckere Seele zu mir nehmen, doch das hätte den hässlichen Nebeneffekt, dass der Betroffene stirbt.“ Da Louis den Pakt mit Godric hatte, konnte er nicht einfach die Seelen der Mönche essen.
Godric strich sich durch das Haar. So viele Informationen auf einmal. Doch das machte alles nicht besser. Bruder Leon lag im Krankenzimmer wegen dieses Dämon! „Pater! Da bist du ja! Wir warten alle voller Ungeduld auf dich!“, zog ihn eine Stimme aus den dunklen Gedanken. Godric sah auf und sah zu drei Mönchen. Diese hatten sich gewundert, wo Godric blieb. Man wollte ihn verabschieden, doch er war nicht einmal da. So hatte man sich auf die Suche nach dem Pater gemacht. Als die Mönche ihren Ordensbruder sahen erschraken sie. „Was ist hier passiert Pater?“ Sofort eilten sie zur Hilfe und zwei Mönche hoben den Bewusstlosen nach oben. „Oh, ehm...“ Godric wusste nicht wie er das erklären sollte. „Lucifer hat unseren Bruder auf die Matte geschickt?“ Godric schüttelte innerlich den Kopf bei dem Gedanken. So etwas konnte er doch seinen Brüdern nicht sagen. Aber es war die Wahrheit. Godric hatte sich geschworen nie wieder zu Lügen. Als Godric zur Antwort ansetzen wollte schaltete sich jedoch Louis ein. „Bruder Maik ist ausgerutscht und hatte sich dummerweise seinen Kopf gestoßen. Er wollte uns diese Fahrscheine geben damit wir endlich los können.“, log Louis dreist, packte Godric am Handgelenk und zog ihn mit. „Hey!“, beschwerte dieser sich, konnte sich jedoch nicht aus dem festen Griff befreien. „Ja, wenn das so ist...“, waren die verwirrten Worte von einem der drei Mönche. Während zwei den Bewusstlosen in seine Kammer trugen, folgte der Dritte dem Pater und Louis. Dieser hatte Godric mit auf den Vorplatz des Klosters gezogen und ließ ihn erst dort los. Auf dem Vorplatz waren alle Mönche des Klosters versammelt, jedenfalls diese die es konnten. „Ah Pater Godric! Bruder Louis! Ihr werdet also zu zweit fahren.“, sprach ein älterer Mönch für die Menge und lächelte sanft zu den beiden Männern. Godric entfernte sich etwas von dem Dämon, hatte noch einmal kurz missmutig zu ihm gesehen, lächelte dann aber ebenso sanft dem alten Mann zurück. „Bruder Gordon.“, begrüßte Godric ihn. Ein alter Mann Mitte siebzig. Die Falten in seinem Gesicht zeugten von seinem Alter und seiner Weisheit. Weißes, dennoch volles Haar, bis zur Rückenmitte und ein bis zur Brust gehender, weißer Bart, waren sein Stolz. Er war der Älteste in diesem Kloster. Seine weisen Ratschläge und seine ruhige Ausstrahlung hatten den Mönchen schon oft geholfen. Auch Godric hatte sich früher, bevor er das Kloster für seine Ausbildung verließ, oft Rat von ihm geholt. Gordon war nicht nur der Älteste, sondern verweilte auch schon am längsten im Kloster. Sechzig Jahre an der Zahl, als er kurz nach dem Erwachsenwerden sich für das bescheidene Leben eines Mönches und das Leben in Gottes Glaube entschied. „In der Tat würde ich lieber mit Bruder Leon auf diese Reise gehen. Ich weiß nicht ob ich mit... Bruder Louis diese Reise antreten kann.“ Godric fiel es sichtlich schwer Louis so zu nennen. Gordon lächelte nur sanft. „Ich verstehe dich. Doch Bruder Leon muss sich erholen. Vergiss niemals. Gott nimmt und Gott gibt. Er hat dir einen neuen Reisepartner gegeben und somit neue Erfahrungen. Vielleicht ist es Schicksal und der Herr hat sich diese Wendung gewünscht.“ Godric seufzte im Inneren. Er hätte gerne widersprochen, wusste er doch, dass nicht Gott dafür Verantwortlich war, sondern die Gegenseite höchstpersönlich. Doch er konnte den netten, alten Mann nicht so vor den Kopf stoßen. Kurz schielte Godric aus den Augenwinkeln zu Louis. Dieser schien sich zu amüsieren und grinste. Godric wünschte sich gerade diesem eine zu verpassen, tadelte sich jedoch selbst, da es sich nicht ziemte in seiner Stellung. Genau dies wusste Louis nur zu gut und hatte an der Sache noch mehr Freude. Godric jedoch war mit anderen Dingen beschäftigt. Er überlegte sich, ob es nicht vielleicht doch eine gute Idee wäre Louis mitzunehmen. Wenn dieser nicht im Kloster war, mussten auch keine Mönche unter ihn leiden, oder gar als Mittagessen dienen. Vielleicht hatte Bruder Gordon doch Recht und es war einerseits eine gute Wendung. Louis selbst ließ sich nicht davon abhalten, mitzukommen. Bevor sich der Antichrist entschied härtere Überredungskünste anzuwenden, nahm er ihn lieber mit.
„Ich danke euch allen dafür, dass ihr gekommen seid.“ bedankte sich Godric und verabschiedete sich von seinen Brüdern. Louis hob nur kurz die Hand und schien weniger interessiert daran zu sein die Mönche zu verabschieden. Mit dem Koffer in der Hand und Louis an seiner Seite machte er sich auf den Weg zu dem, der ihn abholen würde. Da das Kloster weit auf dem Berg war, mussten Godric und Louis einen kurzen Weg gehen um auf befahrbaren Boden zu kommen.
Während des Laufens streckte sich Louis. Er hatte eine neue Kutte an. Godric hatte diese erkannt, sagte jedoch nichts dazu. Er wusste, dass sich der Dämon an seinen Kleiderschrank bedient hatte und diese Kutte aus einem weißen Untergewand und einen hellblauen, seitlich offenen, Überwurf ihm gehörte. Es gefiel ihm nicht, beklaut zu werden, doch es war ihm lieber, als wenn dieser nackt herum lief und die Mönche aufschreckte. Dennoch wäre Godric um ein Wort des Fragens sehr froh gewesen. „Nun denn! Wir sollten die Augen offen halten. Wir wollen ja nicht das Wegelagerer, Raubritter oder anderes Gesindel vorbeikommen und deinen hübschen Kopf vom Körper reißen.“, sprach Louis und deutete eine 'Kopf ab!'- Geste an. Godric hob erneut die Augenbraue. „Raubritter? So etwas gibt es in dieser Zeit nicht mehr. Das Einzige wovon man sich fürchten muss sind Diebe. Doch diese werden uns nicht begegnen.“ Godric ging stur gerade aus und wollte so wenig wie möglich mit dem Dämon reden. Dieser jedoch ließ nicht locker. An einer Treppenstufe ging er weiter, jedoch nicht nach unten. Er hatte den Schritt weiter gerade aus gelenkt. Jedoch fiel Louis nicht die Treppe herunter. Er hatte sich leicht abgefedert und schwebte lautlos, auf Schulterhöhe, hinter Godric her. Dieser wunderte sich über die fehlenden Schrittgeräusche und drehte sich um. Als er jedoch auf einmal den schwebenden Louis direkt vor seiner Nase hatte erschrak er sich. „Also wirklich, bist du schreckhaft!“, kam es von Louis unter Lachen. Godric strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Das ist nicht witzig! Lauf normal! Nicht das dich der Taxifahrer noch so sieht, oder gar meine Brüder!“, waren Godrics aufgeregten Worte. Da der Weg ein kurzer war, konnte man vom Kloster die beiden noch gut erkennen. „Nur die Ruhe Pfaffe!“, meinte Louis ruhig und hob die Hände, stellte sich aber wieder auf seine Füße. „Wohin gehen wir eigentlich? Wie weit ist unser Zielort entfernt? Werden wir ein paar Tage laufen, oder Wochen?“ Louis wusste gar nicht wohin es ging. Er hatte einfach nur Lust gehabt dem Pater zu folgen, wohin es jedoch ging, war ihm Anfangs nebensächlich. Allein Godric wollte er ärgern, was er auch gut geschafft hatte. Aber nun, da beide auf dem Weg waren, wünschte sich auch Louis ein paar Einzelheiten zur Reise. Dieses Wissen gab ihm Godric dann doch. „Laufen? Das wäre ja noch schöner. So lange habe ich nicht die Zeit. Ich muss 4000 Kilometer in drei Tagen hinter mich bringen. Das würde zu Fuß viel zu lange dauern! Ich hoffe dir wird in Auto, Bahn und Schiff nicht schlecht.“, erklärte Godric, wobei im letzten Satz sogar bei ihm ein wenig Gehässigkeit mitschwang. „Auto, Bahn und Schiff? Wovon redest du? Wenn wir so eine weite Strecke hinter uns bringen müssen, dann wird uns nichts anderes übrig bleiben als ein Pferd aufzutreiben. Doch selbst dies kann in drei Tagen nicht solch eine Strecke hinter sich bringen“, war Louis der festen Überzeugung. „Ein Pferd? Das war vielleicht zu deiner Zeit so. Doch dies ist die Neuzeit.“ Louis strich sich kurz eine Strähne aus dem Gesicht, als die beiden an einem kleinen Weg angekommen waren. Dieser Weg führte direkt hinunter in das angrenzende Dorf. „Ich sehe schon, ich werde es regeln müssen. Doch da ich ein so unglaublich gütig und zuvorkommender Dämon bin, werde ich uns in drei Sekunden an den Zielort bringen!“, sprach Louis und holte erneut seinen Spiegel heraus. Godric verstand es jedoch nicht. „Nenne mir die Koordinaten und ich bringe uns dort hin.“, verlangte Louis und sah abwartend zu Godric. Dieser schüttelte jedoch den Kopf und stellte sich an den Wegesrand. „Es gibt keine Nächsten liebenden Dämonen! Sie lieben nur sich selbst und deinen Spiegel kannst du behalten. Ich komme auch so pünktlich an. Du wirst sehen, in dieser Zeit gibt es mehr als bei dir früher.“ Godric vertraute dem Dämon nicht, auch wenn er das mit den Spiegeln interessant fand. Etwas was Louis überhaupt nicht verstand, da er sich gerade für das Vertrauen in Person hielt. Dieser ging missmutig zu dem Pater und wollte etwas darauf erwidern, doch als ein gelbes Auto sich näherte, brachte Louis ein wenig Abstand zwischen sich und Godric.
Das Taxi hielt direkt neben dem Blauhaarigen. Godric sah zufrieden zu dem Fahrer, welcher ausgestiegen war. „Sie hatten ein Taxi bestellt?“, kam es gewohnt nüchtern von dem Taxifahrer. Godric nickte. „Genau. Wir möchten zum Bahnhof.“ Als der Koffer verstaut wurde und Godric einsteigen wollte, sah dieser zu Louis. Jener stand noch etwas abseits und sah prüfend zu dem Taxi. „Das ist ein Taxi. Ein Auto, wovon ich dir erzählt habe. Nun komm. Wir werden sonst nicht pünktlich ankommen.“, waren Godrics erklärende Worte. Louis jedoch hob kurz eine Augenbraue, beugte sich nach Vorne um das Taxi genauer in Augenschein zu nehmen. „Hmm..., ein Auto also. Ein Gefährt oder Pferd.“, murmelte er. Als jedoch Godric einsteigen wollte, kam ein lauter Rums. Godric konnte noch gerade rechtzeitig sich in Sicherheit bringen, während das Taxi wenige Zentimeter über die Straße schlitterte. Der Taxifahrer schrie erschrocken auf, fragte sich warum sich sein Auto selbstständig machte. Jedoch als er, so wie Godric, in Louis' Richtung sah, verstand er, dass es nicht das Taxi war, welches sich von alleine bewegte. Es war Louis gewesen, der dies verschuldete. Während das Taxi an einer Tür eine tiefe Delle hatte, hatte Louis noch seinen Fuß erhoben. Doch er senkte diesen in aller Ruhe und nickte, als wäre er zufrieden. „Es ist ein geeigneter Schutz gegen Ritter!“ Louis war zufrieden über das Ergebnis und die Stabilität des Taxis. So konnten sie, laut seiner Denkweise, die Reise unbeschadet überstehen. „Aber Herr Mönch! Was... haben sie getan??“, rief der Taxifahrer schockiert. Er war überrascht, dass jemand ein Auto so fest treten konnte, dass dieses sich so weit wegbewegte. Godric versuchte den Taxifahrer zu beruhigen und redete auf ihn ein. „Es tut mir Leid! Er ist noch neu in unserem Kloster. Ich werde natürlich für den Schaden aufkommen!“, entschuldigte er sich. Dies erklärte dem Taxifahrer zwar nicht Louis Kraft, jedoch wurde er davon abgelenkt und willigte ein. Als dieser einstieg, wandte sich Godric zu Louis. „Mach das nicht noch einmal!“ Godric betonte jedes Wort und stieg ein, lehnte sich gegen das Polster. Auch Louis stieg nach kurzem mustern ein. Das der Pater sauer auf ihn war, war ihm ziemlich egal. Er befand es für wichtig das Fahrzeug eingehend zu prüfen. Wenn der Pater schon seinen Spiegel ablehnte, so dachte er sich.
„In dieser Zeit gibt es keine Ritter mehr. Zumindest nicht in dieser Gegend und ebenso keine Diebe oder Meuchelmörder, oder wer weiß was. Wenn du etwas wissen willst, dann frag mich vorher", versuchte er dem unwissenden Dämon einzutrichtern. Godric fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee war ihn mit in die Großstadt zu nehmen. Er malte sich grauenvolle Szenarien aus, wenn Louis erst einmal den Zug sah, oder gar von den Leuchtreklamen der Stadt geblendet wurde. Er hoffte, dass Louis nicht alles kurz und klein schlagen würde. Louis hingegen war sich keiner Schuld bewusst und ließ seinen Blick durch das Taxi schweifen. Er empfand es als höchst seltsame Kutsche. Jedoch als Godric zu ihm sprach, hob er eine Augenbraue. „Ich soll dich um Rat fragen? Ich bin nicht so verzweifelt, dass ich einen Menschen um Rat frage. Jedoch sieht es so aus, als würdest du mich nun freiwillig geleiten. Dies werde ich im Hinterkopf behalten.“, sprach Louis. Er wusste selbst zu genüge, dass er in dieser Welt vieles nicht wusste. Zu viel Zeit war vergangen. Natürlich konnte er sich zu genüge wehren, doch auch Louis empfand es als unsinnig ohne Wissen einfach alles kurz und klein zu schlagen. Er fand es wichtig viel zu Wissen, vor allem über seinen Feind oder aber dieser fremden Umgebung. „Ich möchte an deinem Wissen teilhaben, so teile es mit mir.“ Godric seufzte. Er fand es gut das er wenigstens ein paar Präventionsmaßnahmen einleiten konnte.
Louis hatte die Kapuze der Kutte abgesetzt. Diese hatte er die ganze Zeit über aufgehabt, da er sich selbst ein wenig vor der Sonne schützen wollte. Doch nun als er erkannte, dass die Sonne hier nicht hineinschien, hatte er diese abgenommen.Mit den langen Fingernägeln strich er sich durch die vorderen Strähnen. Er trug sein fast bodenlanges, schwarzes Haar zu einem Zopf. Nur zwei Strähnen, die das Gesicht zur Geltung brachten, hingen ihm vorne herunter. Der Taxifahrer sah in den Rückspiegel und beobachtete Louis dabei. Selbst Godric musste zugeben, dass Louis nicht all zu schlecht aussah. Er war Lucifer, der Verführer, kam es Godric durch den Kopf. Während er ihn so beobachtete, fragte er sich, ob auch Gott eine Art menschliches Aussehen hatte. Es war verboten Bilder des Herren zu malen, sodass keiner diesen Gedanken wirklich nachgehangen war. Doch nun saß der Herr der Finsternis, in einem Taxi, direkt neben ihm. Er hatte andere Dämonen gesehen und sogar den Bruder des Teufels. Da fragte sich Godric, ob Louis selbst auch Hörner und Flügel hatte. Jedenfalls wurde Lucifer doch oft so dargestellt, aber egal wie intensiv er ihn musterte, keines der beiden war zu sehen. Als das Taxi auf einmal anfing kurz Schlangenlinien zu fahren, schreckte auch Godric aus seinen Gedanken hoch. „Hey! Schau nach vorne oder deine Augen sind weg!“, murrte Louis und sah zu dem Fahrer. Dieser hatte Louis die ganze Zeit beobachtet und schien den Blick nicht mehr von diesem lösen zu können. Dämonen waren Verführer und für die meisten Menschen verführerisch. So war es für Louis, als deren Herr, ein leichtes einen Menschen zu verführen, auch wenn er es nicht vorgehabt hatte. „J... Ja! Tut mir Leid Herr Mönch!“, kam es eingeschüchtert vom Taxifahrer, welcher seinen Blick stur gerade aus richtete. „Benimmregel Nummer zwei: Es geht auch ohne Drohungen!“, mischte sich auch Godric ein. Louis rollte nur mit den Augen und schnaubte kurz. Als würde dieser sich etwas von einem Menschen sagen lassen. Doch etwas anderes bekam die Aufmerksamkeit des Dämons.
Nachdem das Taxi die Berglandschaft und das kleine Dörfchen hinter sich gelassen hatten, kamen sie auf eine belebte Straße. Diese führte direkt Richtung Stadt und gewünschtem Bahnhof. Neben dem Taxi fuhren andere Autos. Etwas was Louis ungemein faszinierend fand. „Du willst mir Fragen beantworten? Nun gut. Sage mir, wieso bewegen sie sich ohne Pferde fort?“ Erneut rollte Godric mit den Augen, doch er antwortete. Es war besser als, wenn sich Louis die Antworten auf seine Weise beschaffte. Da musste man ja Angst haben um die anderen Fahrer! „Sie werden angetrieben von einem Motor. Es ist so, als wären kleine Pferde dort drinnen. Umgangssprachlich gemeint.“, erklärte Godric so einfach wie möglich. Er selbst kannte sich auch nicht mit Autos aus, jedoch mehr als Louis. „Kleine Pferde hm?“ Louis klang nachdenklich, sah wie die Autos an ihrem Taxi vorbeifuhren. Der Taxifahrer selbst wunderte sich über seine Gäste. Ihm war es noch nie untergekommen, dass jemand nicht wusste was ein Auto war. „Die Leute vom Kloster sind wirklich weltfremd.“, dachte er sich und seufzte kurz. Jedoch spannte er sich wieder an und setzte ich kerzengerade hin, als Louis an ansprach. „Hey Taxiführer! Fahr ein wenig schneller! Man überholt unser Gefährt!“, befahl Louis. „Was? Nein!“, wandte Godric ein, wurde jedoch von Louis den Mund zugehalten. „Aber wir fahren schon 100, Sir.“, versuchte der Taxifahrer zu erklären, während Godric versuchte sich zu befreien. Beides interessierte Louis nicht. „Wenn wir nicht schneller sind, dann wird man uns überfallen! Nun Fahr schneller, oder ich sorge dafür!“ „J.. Jawohl!“ Dumpf hörte man von Godric, dass Drohungen verboten waren, aber dann wurden beide in die Polster gepresst. „Ahh!“, kam es von Godric, während Louis lachte. Der Taxifahrer folgte Louis' Worten und hatte auf 200 beschleunigt. Zufrieden beobachtete Louis, wie das Taxi nach und nach die anderen Autos überholte. „Yeaha! Gut so!“, freute sich Louis. Der Taxifahrer umgriff fest sein Lenkrad, drückte das Gas dabei durch. Er selbst wusste nicht was er fühlen sollte. So war er doch schon lange ein Fan von Autorennen, konnte sie jedoch nie selbst fahren, da er nur ein einfacher Taxifahrer war. Doch nun raste er mit allem was das Auto hergab über die Straße, aus Angst das ihm Louis den Kopf umdrehte.
Dieser schien den Spaß seines Lebens zu haben, während die anderen Autos und auch Fußgänger, panisch weichen mussten. „Weiter so! Weiter so!“, freute sich Louis. „Arrg! Hör auf dem Fahrer zu sagen, was er machen soll!“, rief Godric, der sich an Sitz und Halterung festhielt. Er sah sein Leben schon an sich vorbeiziehen, glaubte Engelchen zu sehen. Nie hätte sich Godric vorgestellt, dass er einmal in einem Taxi mitfuhr, in dem Lucifer den Taxifahrer zum Rennen zwang. Unentwegt murmelte Godric ein Stoßgebet in den Himmel, hoffte dass endlich alles vorbei sein würde. Seine Gebete wurden fünf Minuten später erhört. Punktgenau raste der Taxifahrer in eine Parklücke und sank erschöpft in das Polster seines Sitzes. Auch Godric musste erst einmal verschnaufen, pellte sich aus dem Auto und hielt sich am Türrahmen fest. „Mir ist... so schlecht.“ Louis hingegen stieg gut gelaunt aus dem Auto und streckte sich. „Also für die erste Fahrt mit einem Auto, muss ich gestehen, dass dies ganz annehmbar war!“, verkündete er sein Urteil mit einem Lächeln. Der Taxifahrer, der das Gepäck ausgeladen hatte, hoffte einfach nur noch schnell hier weg zu kommen. Godric zuckte mit einer Augenbraue, wollte schon ansetzen zu reden, doch als ein lautes Pfeifen von einem Zug ertönte, zog Louis ihn in seine Arme. „Wir werden angegriffen!“, warnte er. Godric verstand die Welt nicht mehr. Was hatte Louis auf einmal. Als erneut ein Pfeifen ertönte, verstand er es auch. Empört befreite er sich aus dem Griff des Dämons. „Verdammt! Hör endlich auf mit dem Mist! Wir werden nicht angegriffen!“ „Nicht? Es klang wie die Sirene Michaels.“ verteidigte sich Louis, sah sich um. Ihn wunderte es, warum hier so viele Leute waren. Der Bahnhof war voll und es schienen viele Leute auf Reisen gehen zu wollen. „Ist hier eine Hinrichtung? Wenn ja, dann will ich den Kopf!“, freute sich der Dämon und nahm ein paar Stufen, die zum Eingang des Bahnhofsgebäudes führten. „Was? Hier ist keine Hinrichtung. Das hier ist ein Bahnhof und das was du vorhin gehört hast war ein Zug. Es ist schneller als ein Auto und damit fahren mehrere Menschen! Deswegen sind hier alle. Entweder kamen sie gerade an, oder möchten mit dem Zug weg fahren. Hier gibt es keine Hinrichtungen.“, erklärte der Pater leicht genervt. Hinrichtungen... Godric fragte sich ernsthaft in was für einer Welt er lebte, doch durfte man sich doch bei Lucifer nicht wundern. Waren Dämonen doch für ihre Hinrichtungen bekannt. Godric machte sich mit dem Koffer in der Hand auf. „Komm nun. Wir werden ebenfalls nun mit dem Zug fahren und ich hoffe du wirst dich nicht die ganze Zeit weiter so aufführen.“ Godric machte sich ernsthafte Sorgen um Leib und Leben der Mitreisenden, während Louis nur kurz auflachte und dem Pater folgte. Dieser bahnte sich den Weg durch die Menschenmasse, zählte Gedanklich die Nummern der Abteilwagen. „Ah! 33.“ Kurz drehte er sich zu Louis um, erklärte ihm das sie hier einsteigen mussten. Schnell war auch das reservierte Abteil gefunden. Es war eine kleine Kabine mit sechs Sitzplätzen, wovon jedoch nur zwei benutzt werden würden. Godric und Louis hatten das Abteil für sich allein. Dieser verstaute den Koffer und war froh diesen nicht mehr mit sich herumtragen zu müssen. Zufrieden setzte er sich an einen Fensterplatz und ließ den Blick durch das Abteil schweifen. Er war sehr zufrieden, hatte jedoch auch nicht wirklich große Ansprüche gehabt. Dennoch war er nun froh, dass er mit Louis ein privates Abteil hatte. Anfangs hatte Godric sich dagegen ausgesprochen, da er nicht als etwas besseres behandelt werden wollte, doch nun, mit Louis an seiner Seite, war Godric froh, dass keine anderen Menschen hier saßen. Louis setzte sich gegenüber von Godric auf den Fensterplatz. Auch er hatte das Abteil inspiziert und fand es interessant, wie Menschen heutzutage auf Reisen waren. Es war anders als ein Pferd oder ein Pferdewagen. Die Sitze waren gemütlich und es gab genug Platz. Etwas was Louis sehr schätzte. Er mochte es nicht eingepfercht zu werden, schon gar nicht mit einem Pater.
Als Louis sich gesetzt hatte, klopfte er mit dem Zeigefinger kurz an dem Fenster. Er war verwundert über die Härte. War dies hier eine Art Gefängnis? Der Pater erzählte doch etwas von Reisen. Aber er erkannte schnell, dass es nicht so war wie es schien. Einige Menschen gingen an ihrem Abteil vorbei. So hatte auch Louis verstanden, dass dies hier kein Gefängnis war und sich jeder frei bewegen konnte. Godric hatte derweil den Umschlag, in dem die Fahrkarten waren, unter seiner Kutte geholt. Er öffnete den weißen Umschlag, auf den sein Name stand. Neben drei Fahrkarten war auch ein Brief dort zu finden. Der Vatikan hatte selbst die Reise des Paters bezahlt und einen Brief dazugelegt. Godric kam noch nicht dazu ihn zu lesen, wollte dies nun nachholen. Als er die ersten Zeilen überflog hob er eine Augenbraue. „Priesterschüler? Ich habe keinen Priesterschüler.“ Godric war verwirrt über den Brief in dem stand, dass er und ein Priesterschüler eine gute Reise haben sollten. Louis lachte auf. „Halten die mich schon für deinen Schüler. Wie dumm könnt ihr Menschen nur sein?“ Godric verengte kurz die Augen. „Rede nicht so abfällig über die Menschen! Der heilige Vater dachte bestimmt, dass ich schon einen Schüler hätte. Wäre da nicht jemand bestimmtes am Werk gewesen, dann wäre es wenigstens einer aus meinen Kloster.“ Mit diesen Worten schielte er kurz zu dem Dämon. Immerhin hatte dieser den Mönch Leon, Godrics eigentlichen Begleiter, aus dem Verkehr gezogen. Kurz grinste Louis. „Also so 'ne große Nummer war es nun auch wieder nicht.“ „Rede du nur! Doch wenn die Messe wirklich so groß ist, dann ist der Ausfall Leons noch schlimmer als vorher!“ „Ach wie traurig. Gottes Seite fehlt es also an Personal und sie bitten mich einzuspringen? Wie amüsant.“ „Dann kann der Teufel als Messediener seine Sünden beichten und um Vergebung für die dunklen Machenschaften beten.“, waren Godrics knappe Worte. Natürlich war er auch nicht davon begeistert, ausgerechnet Gottes Gegenspieler um so etwas zu bitten. „Als ob ich so etwas in Erwägung ziehen würde. Ich bin auf jede meiner Taten stolz!“ „Das ist ja das Schlimme...“, murmelte Godric und sah aus dem Fenster. Er wollte gar nicht daran denken, was dies für Taten waren. Kurz spürten Godric und Louis einen kurzen Ruck. Der Zug setzte sich in Bewegung und auch das Bild hinter dem Fenster änderte sich, flog an ihnen vorbei, da der Zug immer schneller und schneller wurde.
Louis sah aus dem Fenster und schmunzelte ein wenig. „Fast so schnell wie ein Ritt auf meinem Reittier.“, waren seine Worte. „Wie lange werden wir mit diesem Gefährt unterwegs sein?“ Godric holte auf dieser Frage hin den Fahrplan aus seinem Umschlag heraus. Leon war noch so weit gekommen diesen beizulegen, bevor er in Ohnmacht fiel. „Die Fahrt wird knappe 12 Stunden dauern.“, antwortete Godric. „Ich verstehe. Dann habe ich mehr als genug Zeit nachzudenken welche Schriften ich vor den Jüngern verlese!“ Godric sah verwirrt zu dem Teufel. Was meinte er damit? „Na ich soll doch Messdiener spielen. Eine geeignete Lektüre sollte bei einer Messe nicht fehlen. Mit mir als Redner wird sie ein Erfolg! Aber warte! Ich habe eine Idee!“ Godric war verwundert über die Worte des Dämons. Nicht nur das er anscheinend doch dabei sein wollte, er glaubte auch etwas verlesen zu können. „Äh... Louis?“, doch weiter kam Godric nicht. Louis war aufgestanden und streckte seine Hand aus mit der Innenfläche nach Oben. Er schloss die Augen und murmelte ein paar Worte. Sie waren erneut auf Latein. Zugleich erschien unter Louis erneut ein magischer Kreis. „Visa mihi ante tenebras libri ostenderet nescis.“ Während Louis diese Worte murmelte, übersetzte Godric gleichzeitig im Gedanken, erschrak über dessen Bedeutung und stand hastig auf. „Das konnte doch nicht wahr sein?!“, dachte er sich und malte ein Kreuz vor seiner Brust. Wollte dieser Dämon etwa...?
Nachdem die Worte verklungen waren, erschien in der Hand des Teufels ein schwarzer Nebel. Dieser lichtete sich jedoch wieder und in seiner Hand war ein dickes, schwarzes Buch, welches sich wie von selbst öffnete und den, mit roter Schrift, verfassten Inhalt darbot. Godric ging ein Stück zurück. Er hatte viel darüber gelesen, auch gehört. Einige hatten so etwas als Accessoire, Satanisten als Regelwerk und nun wurde es, wohl zum ersten Mal, vom Teufel selbst vor einem Menschen beschworen! „Niemals! Pack das Buch wieder weg! Ein solch, mit Sünden beschmutztes Buch, wird in meinem Beisein nicht gelesen!“, rief Godric, wobei leichte Panik in seiner Stimme mit schwang. Die dunkle Aura des Buches war deutlich zu spüren. Sie ging ihm durch Mark und Bein. Ein dunkler Schleier schien das Buch zu umgeben. Es strahlte Macht und Unheil aus. Louis sah mit seinen roten Augen direkt zu Godric. „Welch harsche Wortwahl. Ich schätze es nicht, dass ein einfacher Mensch so liederlich über das heilige Buch der Dunkelheit spricht. Oder sehe ich da ein Hauch von Ignoranz?“ Louis lachte auf, ließ die Hand sinken. Das Buch schwebte dennoch, aufgeklappt und bereit gelesen zu werden, vor seinem Herren. Natürlich war Louis der Gedanke selbst ein wenig eigenartig, als Herr der Dunkelheit aus seiner eigenen Bibel zu lesen. Doch um die breite Masse zu bekehren, würde er diesen Schritt gehen. „Hmm... Alle vier Kapitel sind sehr wichtig. Oder soll ich lieber aus dem schwarzen Grimoire lesen?“, sinnierte Louis. „Niemals! Hier wird in keinem Buch gelesen. Weder aus der dunklen Bibel, noch aus dem Grimoire! Du wirst aus keinem Teufelsbuch vorlesen. Weder aus diesem, noch aus dem Grimoire. Vergiss nicht deinen Schwur..“, beharrte Godric, hob die linke Hand, mit dem Ring Amons am Finger, welcher den Vertrag seiner Meinung nach aufrecht hielt. „Meine Männer sind Geschützte und meine Leute sind alle meine Brüder und Schwester und ich muss dir ja wohl nicht erklären, dass dies Tausende, wenn nicht sogar Millionen von Menschen sind“ Louis lachte auf, beugte sich zu ihm nach Vorne.„Soso mein Schwur. Ich erinnere mich. Den Schutz von dir und deinem Bruder~“, wiederholte er den Vertrag. „Von Schwestern war aber nie die Rede. So ein dummer Zufall aber auch.“, kam es amüsiert von ihm. „Aber du kannst deine Schwestern retten, wenn du dafür mir einen kleinen Gefallen erwiderst.“, bot Louis an. Godric biss sich auf die Unterlippe. Im Kloster gab es leider keine Nonnen. Godric wusste selbst, dass der Vertrag nur an die Brüder ging. Es war ein dummer Zufall. Was sollte er tun? Dem Dämon zuhören? Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Godric wollte nicht, dass jemand seinetwegen in Gefahr geriet. „Ich höre.“ Louis stellte sich wieder richtig hin und verschränkte die Arme vor der Brust während die dunkle Bibel und der Magiekreis wieder verschwanden. „Die Sache ist ganz einfach. Werde mein Blutopfer!“ Godric weitete die Augen. Er glaubte sich verhört zu haben, doch Louis Blick war ernst. Es war also keine Verwechslung. „B... Blutopfer?“ Der Pater wusste nicht was dies bedeuten sollte. Wollte der Dämon nun seinen Tod? Natürlich wusste er, dass Lucifer den Tod der Talins wollte. War es doch sein Geschlecht, dass die Streitmacht Gottes auf Erden war. Andererseits konnte er nicht glauben, dass er nun Godric opfern wollte. Hätte Louis seinen Tod gewünscht, dann hätte er ihn doch schon von Anfang an Töten lassen. Sei es durch Decus, oder gar einen anderen Dämon. In Godrics Kopf kreisten viele Gedanken. Louis musterte den Pater, ahnte dass dieser nicht wusste wovon er redete. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass ein Mensch, schon gar nicht ein Talin, so etwas verstehen würde. Ein Blutopfer zu wünschen war nichts Alltägliches für ihn, da er doch jedes Blut haben konnte das er begehrte. Louis hatte jedoch kein Interesse an jedem Blut, sondern explizit auf Godrics. So hatte er ihm diesem Deal angeboten.
„Ich sehe schon, du bist überfordert. Lasse mich dir das erklären!“ Godric sah gespannt zu ihm, musste sich setzen. „Ich habe dir von der Wichtigkeit der Nahrung erzählt?“ Godric nickte auf diese Frage. Das hatte er getan. „In deiner Bibel steht, dass Jesus sein Blut mit allen geteilt hat. Der Wein. Aber ich muss dir das ja nicht erklären. Gott ernährt sich vom Licht, ich mich von der Dunkelheit. In dieser Welt ist die Dunkelheit jedoch eine andere. Natürlich kann ich mich acht Stunden in der Nacht nach Draußen stellen, jedoch, da wirst auch du mir sicherlich zustimmen, ist dies keine Lösung.“ Godric nickte erneut. Der Gedanke, Louis stünde die ganze Nacht draußen um zu essen, war auch ihm suspekt. Er scherte sich zwar nicht um den Dämon, glaubte aber auch nicht das dieser so etwas tun würde. „Eine andere Möglichkeit wäre es, wenn ich Seelen essen würde.“, fuhr Louis fort. „Seelen?“, fragte Godric. Waren diese Kindergeschichten wahr, in denen stand, dass Dämonen kommen würden und die Seele essen würden? Hatten Menschen so etwas? Natürlich glaubte Godric an das Gute im Menschen, an die Gesinnung. Doch trotz des Glaubens, wirklich wissen tat es keiner. Louis nickte. „So ist es. Alles hat eine Seele. Menschen, Tiere, die Natur. Diese Welt hat eine Seele. Wenn etwas stirbt, dann entschwindet die Seele aus dem jeweiligen Körper und fliegt zum Richter.“ „Uriel...“, wisperte Godric, woraufhin Louis nickte. „Genau. Uriel, der Erdengel und zugleich Engel des Todes. Er richtet über die Seelen. Doch das will ich nicht weiter vertiefen. Wenn deine Zeit gekommen ist, wirst du es selbst sehen. Der springende Punkt ist, die Menge an Seelen die ich zu mir nehmen würde, würde das Gleichgewicht dieser Welt stören. Dies ist aus verschiedenen Gründen sehr wichtig für mich.“, war seine weitere Erklärung. Godric blinzelte kurz. Was kümmerte es dem Teufel, wenn diese Welt im Ungleichgewicht wäre. Zu gern würde Godric diese Frage stellen, ahnte jedoch keine Antwort darauf zu bekommen. Kurz strich sich der Teufel durch eine Haarsträhne. „Nun. Lange Rede, kurzer Sinn: Eine dritte Möglichkeit für Dämonen sich zu ernähren ist das Blut! Ähnlich dem Vampirmythos. Wir saugen das Blut der Menschen. In dieser Welt ist es leicht zu Überleben. Der magische Druck ist fast gar nicht vorhanden. Keine Kraft zerrt an uns. So ist Blut ausreichend genug.“, beendete Louis seine Erklärung. „Der Pakt ist folgender: Biete dich mir jeden Abend als Blutopfer an. Ich werde eine bestimmte Menge deines Blutes zu mir nehmen, ohne das es Folgen für dich haben wird und dafür verschone ich die Unschuldigen. Sie werden für die Dauer des Vertrages nicht willentlich von mir getötet werden.“, klärte Louis die Vertragsbedingungen und sah abwartend zu Godric.
Dieser wusste nicht so recht was er sagen sollte. Der Gedanke sich als Lebendfutter einem Dämonen anzubieten, war ihm genauso zuwider, wie das Louis die Unschuldigen tötete. Godric wusste nicht wie er Entscheiden sollte. „Ich... Ich werde mich nicht von dir beschmutzen lassen!“, sprach Godric, wenn auch mit einer leichten Unsicherheit in der Stimme. Sonst hatte er immer einen Ausweg in der Hand, einen Spruch, gar ein biblisches Zitat. Doch nun war alles wie weggeblasen. Nun saß er vor Lucifer, sollte sein Blutopfer werden und bekam im Gegenzug das Wort des Teufels. War dieses überhaupt etwas Wert? Hielt sich der Dämon an seine Abmachung? Fragen über Fragen hämmerten in den Kopf des Paters ein. Bis jetzt hatte der Dämon sein Wort gehalten, wenn auch eher Gewöhnungsbedürftig. Er hatte seine Brüder nicht getötet, aber doch übel mitgespielt. „Also sind dir die Menschen egal? Nun auch gut. Dann werde ich sie töten. Einer nach dem anderen. Werde mir das Blut schmecken lassen, angefangen bei den Kindern. Enden werde ich mit dem Tod des Papstes. Den für euch heiligen Mann. Einen Umstand den ich jedoch nicht verstehe, da Amon und seine Blutlinie wesentlich heiliger sind.“, sprach Louis kühl und setzte sich in den Sitz, schlug die Beine übereinander. Er sah aus dem Fenster. „Ich kann es kaum erwarten bis wir angekommen sind.“, kam es schon fast schwärmerisch. Godric ballte die Hände zur Faust. Das erste Mal fühlte er sich unterlegen. Sonst war es Godric, der ganz oben stand. Doch gegen die Worte des Dämons hatte er bis jetzt nur selten eine Chance gehabt. Immer wieder hatte er ihn in die Enge gedrängt mit seinen Worten. Sah in die tiefen der Seele und nutzte die Unsicherheit zu seinem Vorteil. Er war wirklich der Teufel. Ohne Gnade sprach er zu den Menschen, verkündete seinen Wunsch. Innerlich wünschte sich Godric, er hätte seiner Neugierde, an jenem Tag, nicht nachgegeben.
„Ich... werde dir Blut geben. Doch nicht meines.Für die Sicherheit aller Menschen. Damit meine ich alle!“, meldete sich Godric wieder zu Wort, sah zu dem Dämon. Dieser sah gelangweilt aus dem Fenster, zeigte deutliches Desinteresse gegenüber dem Vorschlag des Paters. Mit dem Zeigefinger zwirbelte Louis immer wieder seine Haarsträhne. Nach endlich wirkenden Sekunden sah er wieder zu dem Pater. „Ich möchte nicht das Blut von irgendwem. Dies kann ich mir selbst besorgen. Du glaubst nicht, wie viel Blut mir meine Jünger täglich opfern. Dein Blut ist es, was ich mir wünsche. Das Blut des Enkels von Amon! Im Gegenzug für die Unversehrtheit der Unschuldigen.“ „Unschuldig sind die Menschen, die in ihrem Herzen Reue tragen für Taten und Sünden die sie begangen haben. Unschuldige Menschen sind all die, die im Herzen glauben und beten ob sie es nun wissen oder nicht", sprach Godric kühl dachte aber über seine Worte nach und nickte schlussendlich. Er merkte, dass er nicht weiterkam. Louis wollte Amons Blut, Godrics Blut. Godric wollte die Sicherheit der Menschen. „Den Schutz aller Unschuldigen gegen mein Blut", sprach er ruhig und sah seinen Gegenüber abwartend an. Louis grinste etwas. Menschen waren klein und unbedeutend. Sie waren für ihn wie Schachfiguren im göttlichen und dämonischen Plan. Er hatte schon viele Unschuldige auf die dunkle Seite gezogen. Fromme Menschen, als heilig geltende Päpste. Auch Godric wollte er auf diese Seite ziehen. Es war ein unglaublicher Reiz, den Godric für ihn ausstrahlte. Es war nicht nur die Verbundenheit mit Amon, sondern Godric selbst. Louis wollte Godrics Seele und dessen Körper beflecken. Er wollte diesen Talin von seiner Heiligkeit abbringen. So war diese Einwilligung ein großer Schritt in seinen Augen.
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Ich wusste damals nicht wieso, doch dieser Talin hatte mein Interesse geweckt. Er wagte es, des Lucifers volle Aufmerksamkeit, zu erhaschen.
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„Die Unschuldigen gegen dein Blut“
„Ja.“
Louis stand auf, beugte sich zu Godric nach vorne. Er legte beide Hände an die zarten Wangen des Paters. Sie waren weich und warm, empfand Louis. Auch Godric war überrascht über die Wärme von Louis' Händen. Er hatte sich gedacht, die Hände eines Dämons wären kalt und hässlich. Doch dem war nicht so. Louis' Hände waren schlank und ansehnlich, die Finger zart und lang, die Hand weich und ohne Fehl und Tadel. Die Fingernägel des Teufels waren schwarz lackiert und lang, wie bei einer Dame. Doch so damenhaft waren diese langen Nägel nicht. Sie waren scharfe und gefährliche Krallen. Dies hatte Godric selbst miterleben dürfen, bei dem Kampf gegen Decus. Doch wieso legte Louis die Hände an die Wangen des Paters? Der Teufel schloss die Augen und legte seine Stirn an die des Blauhaarigen. Godric vernahm den Duft des Teufels. Er roch, zu seiner Verwunderung, sehr gut. Es war ein verführerische Duft. Godric hatte geglaubt, dass Louis nach altem Grab riechen würde, doch ein zarter Lotusduft war zu riechen. Von Schwefel oder Fäulnis keine Spur.
Louis bewegte seine Lippen. „In contractus clausa et adhaerendum.“ hauchte er, kaum hörbar und legte seine Lippen auf die des Paters. Dieser weitete vor Schock die Augen, war starr vor Schreck. Er hatte mit allem gerechnet, doch nicht mit einem Kuss. Doch Louis hatte seine Lippen auf die unschuldigen Godrics gelegt. Es war sein erster Kuss, geraubt von Satan höchstpersönlich! Godric wollte etwas sagen, doch die Worte versanken im Kuss. Der Teufel schmeckte gut. Godric musste sich zusammenreißen, um bei Sinnen zu bleiben. Sein erster Kuss und das von einem Mann, von Lucifer. Godric wusste nicht an was er denken sollte, würde am liebsten den Teufel von sich stoßen. Doch er konnte es aus irgendeinem Grund nicht. Etwas in ihm sperrte sich dagegen. Etwas ließ ihn erstarren.
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Er ahnte ja nicht, wie groß sein Verlangen wirklich war. Ein Verlangen, zum ersten Mal geweckt, von der Sünde selbst.
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Nach einer gefühlten Ewigkeit, für Godric, löste Louis den Kuss. Ein zufriedenes Seufzen war zu hören. Er glitt mit den Lippen nach unten, seinen Nacken entlang, leckte über seine spitzen Zähne und biss in den unschuldigen Hals hinein. Louis spürte wie das Blut aus der kleinen Wunde quoll, seine Lippen benetzten. Es war ein Hochgenuss. Zeitgleich leuchteten die Ringe auf, hatten den Vertrag akzeptiert und besiegelt. Genüsslich hatte Louis seine Augen geschlossen und gab sich dem Geruch des unschuldigen Blutes hin. Es war als würde der reine Duft des Blutes das ganze Abteil benebeln. Louis fühlte sich sichtlich wohl und versank in einer Welt des Rausches und der Ekstase. Das Blut benetzte seine Kehle. Es fühlte sich an, als hätte noch nie einen Tropfen diese berührt. Zu angetan war Louis von Godrics Lebenssaft. Doch weit kam Louis nicht. Auch Godric hatte sich wieder gerührt. Als Louis in seinen Hals biss, war die Starre wie aufgelöst. Kurz bevor der dritte Tropfen vom Teufel aufgenommen wurde, hatte Godric ihn von sich gerissen. Ihn selbst schmerzte es, da die Zähne des Dämons sich tief vergraben hatten und nun so gewaltsam gelöst wurden. Mit einer Hand hielt sich Godric an den Hals, stöhnte kurz vor Schmerz. Louis wollte einen Einwand vorbringen, fortfahren, da er gerade so in Ekstase war. Doch anstatt Blut, bekam er von Godric etwas anderes. Dieser holte mit der anderen Hand weit aus, dann hörte man ein Knallen im Abteil. Louis Kopf neigte sich leicht zur Seite und eine Rötung war auf seinen sonst so blassen Wange zu sehen. Godric hatte tatsächlich dem Teufel persönlich eine Ohrfeige verpasst! Dies wunderte nicht nur Godric, welcher angesäuert war, sondern auch Louis war mehr als überrascht, wenn nicht gar schockiert. Hatte man ihm doch nie eine Backpfeife verpasst.
"Wage es dir nie wieder, Sünder. Spiel deine Spiele mit anderen Dämonen, aber nicht mit den Kindern Gottes", knurrte Godric wütend und erhob sich. Er war sehr wütend. Wütend über Louis, aber auch über sich selbst, dass er das alles nicht vorher gestoppt hatte. Das er seinen ersten Kuss an Louis, einem Dämon, Lucifer, verloren hatte und sich wie ein Anfänger hat überrumpeln und anknabbern lassen. Godric wollte so schnell wie möglich aus dem Abteil. Ihm war es sogar gleich, ob Louis nun ihn mit dem ganzen Zug in die Luft jagen würde. Er wollte nur weg. Weg von diesem Dämon, der ihm diese seltsamen Gefühle gegeben hatte. Mit einem Knall war die Tür des Abteils wieder zugeschmissen und Godric davon gesaust. Er musste sich abkühlen. Louis ließ ihn gehen, saß immer noch in der Haltung. Er selbst war überrascht über den Mut dieses Menschen, legte verwundert die Hand an seine Wange. Die Rötung war wieder verschwunden und die Haut des Teufels so Elfenbeinfarben wie vorher. Dennoch fühlte er die Hand des Paters. Eine Weile blieb es Still, dann fing Louis aus dem Nichts an zu Lachen. Erst nach ein paar Minuten verstummte das Lachen wieder und er legte eine Hand an das Fenster. Er sah zu der Gegend die an ihm vorbeizog. „Godric Talin... Du bist sehr Interessant.“, wisperte er und lehnte sich zurück, schloss die Augen und hatte die Kapuze tief in sein Gesicht gezogen.
Godric hingegen war am Ende des Wagens stehen geblieben. Er legte die Finger an seine Lippen. Er hatte seinen ersten Kuss bekommen. Einen Kuss, bei dem er dachte er würde ihn nie bekommen. Godric hatte sich der Abstinenz verschrieben, doch nun hatte ein Dämon ihn geküsst. „Meine Beichte wird groß sein...“
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Doch war es nur die Wut, die Godric so erregte, oder hatte Lucifer etwas anderes in den jungen, unerfahrenen Pater geweckt?
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Übersetzungen:
Visa mihi ante tenebras libri ostenderet nescis. = Heiliges Buch der Dunkelheit, erscheine vor mir und offenbare uns dein Wissen.
In contractus clausa et adhaerendum." = Die Verträge wurden geschlossen und werden eingehalten.
Godric hatte einige Zeit mit sich gerungen, war jedoch nicht in der Lage zu erkennen was mit ihm passiert war. Er wünschte sich erneut, seiner Neugierde nicht nachgekommen zu sein und Louis erweckt zu haben. Doch er hatte es getan und er würde damit Leben, dies hatte er zu sich gesagt. Nachdem er sich etwas im Bistro genehmigt hatte, war er auch schon wieder in das Abteil zurück gegangen. Louis hatte, nachdem Godric das Abteil wütend verlassen hatte, sich nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen. Er wollte ein wenig ruhen, da diese Tageszeit nicht seine gewohnte Zeit war. Als Dämon war er meist am späten Nachmittag auf den Beinen, doch da die Reise am frühen Morgen angetreten wurde, hatte er keine andere Möglichkeit gehabt. Er wollte seinen Pater schließlich begleiten, wenn es auch nur zu seinem eigenen Vergnügen war und der Pater selbst sich fragte, was er alles im Leben falsch gemacht hatte.
Nachdem Godric das Abteil betreten hatte, sah er zu Louis. Er musterte ihn. Die Augen waren geschlossen, dies konnte er noch gerade so sehen, da die Kapuze durch eine kleine Bewegung verrutscht war. Godric konnte nicht anders, als den Dämon zu mustern. Sein Blick glitt über das feminine und feingliedrige Gesicht, über die vollen Lippen und den feinen Gesichtskonturen. Er war sogar fast versucht zu denken, dass der Dämon sehr friedlich und schön aussah, wenn er schlief. Doch Godric verbat sich dies zu denken. Er wollte es nicht so weit kommen lassen, einen Dämon schön und friedfertig zu finden. Er wollte sich nicht von dem Verführer selbst verführen lassen.
Der Pater setzte sich schweigend an seinen Platz und versuchte Louis zu ignorieren. Ihm kam der Kuss wieder hoch, als er auf dessen Lippen sah. Schnell sah Godric aus dem Fenster, wollte auf andere Gedanken kommen. Doch der Gedanke um seinen ersten Kuss, seinen ersten Kuss mit Lucifer, blieb hartnäckig. Godric war soweit, dass er sich ein Buch nahm, welches er sich für die Reise mitgenommen hatte und las darin. Erst ein paar Stunden später, als er das Buch beendet hatte, stand er wieder vor einem neuen Problem. Es war dunkel geworden und ein Blick auf die elektronische Fahrplananzeige verriet ihm, dass die Zugfahrt bald beendet war. Sollte er Louis wecken? Er spielte mit dem Gedanken es nicht zu tun. Dann hätte er eine weitere, weniger beschwerliche Reise, andererseits nagte ein Gefühl der Schuld an ihm. Er konnte den Dämon doch nicht einfach hier aussetzen. So etwas gehörte sich doch auch nicht und er konnte doch keinen, der sich nicht auskannte, einfach aussetzen. Selbst wenn es ein Dämon war. Godric war hin - und hergerissen. Wecken oder nicht wecken? Leicht biss er sich auf die Unterlippe. Galten denn die menschlichen Werte auch für Lucifer? Doch Godric hatte gelernt, dass vor Gott jeder gleich war. Selbst der Teufel.
Kurz seufzte er, sah dann wieder zu Louis und erschrak. Dieser sah direkt zu Godric, dann ließ er seinen Blick zum Fenster wandern. „Welch schöne Nacht.“, säuselte er und grinste etwas. Er fand es sehr amüsant, dass Godric sich erschreckt hatte. Als dieser schon in die Kabine kam, war Louis automatisch wach geworden. Selbst im Schlaf war der Teufel wachsam und hatte jede Bewegung mitbekommen. Natürlich hatte er auch mitbekommen wie der Pater hin- und hergerissen war. Er wusste zwar nicht worüber dieser angestrengt nachdachte, doch es tat seiner Freude keinen Abbruch. Godric räusperte sich kurz, versuchte den Dämon zu ignorieren.
Es dauerte nicht lange und die Fahrt nahm ihr Ende und die Zugfahrt endete für beide an einem Bahnhof mitten im Nirgendwo. Nur ein paar Straßen waren zu sehen, doch sie waren kaum, bis gar nicht befahren. Es war ein kleines Dörfchen mit einer handvoll Häuser. Selbst der Bahnhof war nicht riesig und hatte nur zwei Gleise, die die Reisenden nutzen konnten. Zufrieden über die Ankunft, verließ Godric den Bahnhof und lief die wenigen Stufen des Eingangsbereiches hinunter um an die verlassene Straße zu kommen. Da es schon spät geworden war, riet Godric zur Nachtruhe. „Du willst schon schlafen Pfaffe?“ „Natürlich! Um solch eine Zeit sollte man ins Bett gehen!“, antwortete Godric, während er mit Louis auf dem Weg zu der gebuchten Herberge war. Natürlich wurde auch für die Unterkunft zwischen den Reisewegen gesorgt. Schließlich konnte Godric unmöglich eine solche Distanz an einem Tag zurück legen. Erneut wurde ein Taxi gerufen und dieses Mal war die Taxifahrt für Godric eine angenehmere, da der Dämon dieses Mal keinerlei Interesse zeigte, den Weg unnötig zu verzögern, oder gar die anderen Verkehrsteilnehmer mit einer rasanten Fahrweise zu bedrohen. Godric wunderte sich selbst, setzte sich aber schweigend neben Louis und genoss diese Fahrt sichtlich. Das Taxi fuhr über eine lange Landstraße und es schien als würde man die Zivilisation verlassen. Das Straßenbild änderte sich. Bäume und Gräser nahmen den Platz der Häuser ein und die Straße wurde unsteter. Dennoch fuhr der Taxifahrer diese ohne Probleme.
Die Fahrt dauerte nicht lange und vom weiten war eine kleine Kirche zu sehen. Sie schien verlassen im Wald, jedoch war sie es nicht. Es war die Kirche des kleinen Dorfes. Der Taxifahrer hielt direkt am Parkplatz und fuhr, nachdem Godric sein Gepäck bekommen hatte und bezahlte, wieder ab. Louis sah musternd zur Kirche. Sie war nicht hoch und ihr Alter war unverkennbar. Die Tore waren aus Holz, während die Wände aus Gestein waren. Es war eine kleine, malerische Kirche im Wald. Direkt neben der Kirche war ein moderneres Haus angebaut worden und bildete einen direkten Kontrast zur alten Kirche. Das Haus erstreckte sich über das große Grundstück. Man konnte deutlich sehen, dass dies eine Herberge war. Godric ging direkt in die Herberge und betrat den großzügigen Eingangsbereich. Er staunte über die Inneneinrichtung. Während außerhalb die Wand glatt war, hatte man innen den Anschein wecken lassen, die Wände bestünden aus dem selben, alten Gestein wie die Kirche. Eine große, antik wirkende Holztheke war auf der einen Seite, während auf der anderen Seite des Raumes eine große Rattancouch samt Sessel stand, die Platz für viele bot. Godric ging zum Empfang, wo eine braunhaarige, junge Dame stand. Sie sah freundlich zu ihren Gästen und lächelte ihnen zu. „Wie kann ich ihnen helfen?“, waren ihre Worte. Louis hob eine Augenbraue und lehnte sich leicht gegen die Theke. „Wie wäre es mit außerordentlichen Diensten?“, hauchte dieser sanft gegen ihr Ohr. Augenblicklich errötete die junge Dame und sah verlegen zur Seite. „Aber Sir! Ich kann doch nicht...“ Sie wusste nicht was sie antworten sollte. Niemand hatte ihr je so ein eindeutiges Angebot unterbreitet. Godric räusperte sich und zog Louis am Ärmel von der leicht überforderten Wirtin. „Verzeihen sie meine Begleitung. Er weiß manchmal nicht wann der passende Moment ist!“, entschuldigte sich Godric, sah bei den letzten Worten mahnend zu Louis. Er konnte es erst selbst nicht fassen, dass der Teufel vor seinen Augen direkt mit einer unbekannten Frau flirtete. Godric würde so etwas niemals einfallen!
Die Wirtin fing sich wieder, sah kurz ein wenig verschüchtert zu dem schönen Dämon, dann konnte sie ihren Blick Godric zuwenden. „Ihrer Kleidung nach zu Urteilen sind sie der heilige Besuch. Pater Godric nehme ich an?“, versuchte sie professionell zu wirken und legte erneut ein Lächeln auf. Godric nickte. „Ja so ist es. Ich bin Godric und dies hier ist mein Begleiter Louis. Es müssten Zimmer für uns gebucht worden sein.“ Die Empfangsdame nickte. „Ja, in der Tat! Es wurde ein Zimmer für euch gebucht.“, bestätigte sie und suchte einen Schlüssel heraus und legte diesen, dem verwirrten, Godric vor. „Stimmt etwas nicht Pater?“ „Ehm. Hatte man uns nicht jeder ein Zimmer gebucht?“, fragte Godric leicht verwirrt. Er erinnerte sich daran, dass Leon für ihre Unterkunft jeweils Einzelzimmer gebucht hatte. Natürlich würde es einem Mönch niemals in den Sinn kommen mit dem Pater in einem Bett zu schlafen. Selbiges galt natürlich auch für Godric.
„Oh wirklich? Ich werde sofort nachsehen!“ Die junge Dame holte sofort das Buch in dem die Reservierungen standen hervor und blätterte, leicht angespannt, in dieses. Nach ein paar Seiten fand sie dann auch schon den Fehler und sah peinlich berührt zu dem Pater. „Es tut mir Leid!“, entschuldigte sie sich sofort. Louis hob eine Augenbraue, während Godric nicht wusste was in ihr gefahren war. „Wegen des anstehenden Dorffestes sind viele Touristen gekommen. Ich habe aus Versehen zu vielen Gästen ein Zimmer angeboten, sodass nur noch das Doppelzimmer frei ist.“ Godric sah schockiert zu der verzweifelten Frau während Louis hinter vorgehaltener Hand lachte und leicht gehässig zu seinem Begleiter sah. „Es tut mir wirklich Leid. Ich bin noch nicht lange in dem Beruf und ich... Ich weiß nicht wie ich das wieder gut machen soll!“ Die Frau stand nahe den Tränen. Sie war wirklich noch sehr jung und man konnte ihr ansehen, dass sie noch nicht lange diese Tätigkeit ausübte. „Ahh! Beruhigen sie sich doch.“, bat Godric, der keinesfalls eine Frau zum Weinen bringen wollte. „Aber ich habe einen großen Fehler gemacht. Das ist Unverzeihlich!“ „Nein, nein. Niemand ist perfekt. Es ist nicht so schlimm. Wir werden es nehmen. Bitte zeigen sie uns unser Zimmer.“, versuchte Godric die Situation zu retten und hatte scheinbar Erfolg damit, da sich die junge Frau beruhigte und freudig zum Pater sah. „Wirklich? Vielen Dank! Dann folgen sie mir bitte!“ Godric und Louis ließen sich in den oberen Stock führen und kamen nach einem langen Gang an einer dunkelgrün gestrichenen Holztür an. Die Empfangsdame öffnete diese mit dem Schlüssel und trat zur Seite, damit sich ihre Gäste das Zimmer ansehen konnten.
Sofort entdeckte Louis das Doppelbett und pfiff anerkennend. „Nicht schlecht. Damit werden der Pfaffe und ich wohl im selben Bett schlafen.“, meinte dieser amüsiert und setzte sich sofort auf das Bett und sah Godric eindringlich an. „Bilde dir nichts darauf ein!“, entgegnete Godric scharf und sah zu der braunhaarigen Frau die dem Gespräch nicht wirklich folgen konnte. „Vielen Dank für ihre Führung. Sagen sie, ist noch ein Priester in der Kapelle?“, fragte Godric freundlich. Kurz sah die Frau auf die Uhr. „Wenn sie Glück haben, dann erwischen sie den Priester noch.“ „Oy, Pfaffe! Du willst doch jetzt nicht beten gehen. Jetzt wo wir uns ein Bett teilen können!“, ertönte Louis Stimme und dieser hatte sich schon auf das Bett gelegt und sich aufreizend positioniert. Die Frau errötete ein wenig bei dem Anblick, während Godric nur zur Seite sah. „Als würde ich solche Gedanken hegen!“ Er wandte sich ab und würdigte Louis keines Blickes mehr und stellte seinen Koffer neben einem Tisch ab. Zusammen mit der Empfangsdame verließ er das Schlafzimmer und machte ich auf in die Kirche, in der Hoffnung noch einen Priester zu finden. „Päh. So ein Langweiler. Geh mal fromm beichten Pfaffe.“, murmelte Louis als die Tür ins Schloss gefallen war.
Es vergingen einige Minuten und während der Pater beichten war, wurde es Louis alleine im Zimmer doch zu langweilig. Um sich Abhilfe zu verschaffen war er aufgestanden und verließ das Zimmer ebenfalls. Beichten wollte er nicht, so wollte er sich einen Überblick über diese Herberge verschaffen. Doch lange hielt das den Teufel auch nicht bei Laune. Schnell wurde das Gebäude langweilig und Louis setzte sich auf die Couch im Eingang. Er lehnte sich ein wenig zurück und hatte den Kopf auf die Rückenlehne gebettet. „Was für ein langweiliger Ausflug.“, murmelte er und sah zur Decke. Doch dann stieg ihm ein verführerischer Geruch in die Nase. Es war der zarte Geruch von Rosen. Leicht legte Louis seinen Kopf zur Seite, sah woher der gut riechende Duft kam. Eine Frau hatte die Herberge betreten. Sie schien ein Gast zu sein, so schloss es Louis daraus, da die Empfangsdame sie begrüßte und ihr eine angenehme Nacht wünschte. Während des kurzen Gespräches hatte Louis die Frau gemustert. Sie war schlank. Ihre Kleidung verrieten ihre Rundungen, da sie sehr Figur betont war, jedoch nicht freizügig. Ihr blondes Haar ging bis zur Hüfte und schien die weiblichen Rundungen noch zu unterstreichen. Sie hatte einen üppigen Busen und als sie sich umdrehte, traf ihr unschuldig wirkender, grüner Blick den blutroten, sündigen des Teufels. Ihre Blicke schien für eine Weile nicht voneinander los zu können, bis sich Louis galant erhob. Mit anmutig wirkendem Schritt ging der Teufel zu der blonden Dame, nahm ihre Hand und hauchte auf dessen Handfläche einen sanften Kuss. Die junge Frau errötete und Louis erhob sich, grinst ein wenig bei dem unschuldigen Rot ihrer Wangen. Er legte seine Lippen an ein Ohr der Dame und flüsterte ihr eindeutige Worte ins Ohr. Worte, die sie nur noch stärker erröten ließen und Louis dabei noch mehr amüsierte. Die Frau kicherte ein wenig und wollte sich entfernen, doch Louis legte eine Hand an ihre Hüfte, zog sie zu sich und sah ihr in die Augen. „Du willst mich doch nicht schon verlassen?“ Die Blonde sah verlegen zur Seite. „Aber... sie sind doch ein Mönch.“, wisperte sie. Louis grinste, strich mit dem Handrücken über ihre Wange und drehte sanft ihr Gesicht wieder zu sich. „Das bin ich. Jedoch nehme ich auch gerne Beichten entgegen.“, hauchte Louis gegen ihre zarten Wangen. Die Frau konnte nicht anders, als sich in Louis Blick zu verlieren und folgte ihm. Beide gingen auf das Zimmer der Dame, welche nicht ahnte, mit wem sie gleich das Bett teilen würde.
Als Louis nach dem Eintreten der Blonden die Tür geschlossen hatte, sah er sich um. Männerkleidung lag über einen kleinen Stuhl. Ein Schmunzeln entkam den Teufel. Die willige Dame lehnte sich an den Schwarzhaarigen, nahm seine Hand und sah mit freudigem Blick zu ihm hoch. Man konnte ihr ansehen, sie wollte es. Der Ruf Lucifers war gerechtfertigt. Er war der Verführer, benebelte den Geist der Frommen und zog die Schuldigen auf seine Seite. „Ach stört euch nicht frommer Mönch. Dies ist nur die Kleidung meines Mannes. Er ist der Priester der Kirche und meist bis spät in der Nachts noch mit ein paar Messdienern unterwegs.“, erklärte sie die Kleidung über dem Stuhl. Louis hob eine Augenbraue. Ihm war es Schleierhaft, warum ein Priester eine Frau hatte. Doch es freute ihn sehr, dass er eine Schuldige getroffen hatte. Seine Intuition irrte nie und er hatte schon ihre Schuld gerochen, als sie den Empfangssaal betreten hatte. Es war eine süßlich riechende Schuld. Eine Schuld die er gerne kosten wollte.
„Soso, dein Mann.“, sprach Louis und setzte sich auf das Bett, sah mit verführerischem Blick zu ihr. Sie konnte nicht anders als diesen zu erwidern und der stummen Aufforderung Folge zu leisten.
Hätte die Frau des Priesters gewusst mit wem sie diese Sünde beging, dann hätte sie sich erklären können, weswegen ihre Gedanken so stark benebelt, von dem Wunsch, waren mit diesem Mann zu schlafen. Dadurch sich zu beschmutzen und danach noch beschmutzter zu fühlen. Lucifer verging sich an der Sünde, säte noch Größere. Die Freude Ehebruch zu begehen, ausgerechnet mit der Frau eines Priesters, erregte ihn über alle Maßen. Doch dies genügte ihm nicht. Er wollte alles. Louis wollte nicht nur die Sünde selbst, sondern diese Frau, bis zum letzten Tropfen auskosten. Lange war er nicht mehr in den Genuss der fleischlichen Begierde gekommen. Nun wollte er alles nachholen, nachdem er endlich frei war.
Immer und immer wieder kostete er ihren Nektar der Lust, ließ ihre Stimme vor Leidenschaft aufbegehren, ihren Körper vor Hitze auflodern und ihre Gedanken in blinder Ekstase versinken. Louis war ein fordernder Liebhaber und nicht umsonst als Versucher und Verführer bekannt. Von diesem Ruf konnte sich nun auch die unschuldige Priesterfrau überzeugen. Sie wusste selbst nicht mehr wie oft sie gekommen war, wie oft Louis in ihr kam, bei einem Stellungswechsel seinen Samen auch über die zarte Frauenhaut ergießen ließ. Nur der Sternenhimmel schien Zeuge dieser sündigen Tat zu sein, die zerrissene und blutbefleckte Bettwäsche ein Beweis hemmungsloser Spiele.
Doch selbst als Louis seine Triebe befriedigt hatte, ließ er nicht ab von seiner Gespielin. Diese lag mit halb geöffneten Augen und schwer atmend unter ihm. Sie wusste nicht wie ihr geschehen war. Ein kleiner Rinnsal an Speichel trat aus ihrem, leicht geöffneten, Mund. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht, während in diesem eine Leere herrschte, nicht im Stande ein Wort von sich zu geben. Louis hatte sich alles genommen, was sich ein Mann von einer Frau nehmen konnte. Nach 1500 Jahren hatte Louis viel zu nehmen, aber auch zu geben. Doch nun, schon übertrieben Gegensätzlich, strich Louis sanft mit den Spitzen seiner harten Krallen, welche sich nicht nur einmal in das zarte Fleisch der Frau gebohrt hatten, über ihre Brust. Suchend den Weg zum Hals. Eine Gänsehaut breitete sich auf dem schönen Körper der Priesterfrau aus. Sie schloss die Augen. Selbst nach dem Akt schien Louis seine sündige Partnerin nicht aus seinen Fängen lassen zu wollen.
Am Hals angelangt, kratzte Louis mit seinen langen Nägeln über die empfindliche Haut. Er wusste was er wollte, neben der Befriedigung. Natürlich hatte er noch Godrics Versprechen im Hinterkopf. Doch er würde keinen Vertrag brechen, da diese Frau nicht Unschuldig war. Sie hatte eine Sünde begangen, als Frau des Paters. Grund genug für Louis sie als Schuldig einzustufen. Genüsslich leckte er sich mit der Zungenspitze über die Lippen, Gedanklich bei dem köstlichen Blut der beschmutzten Dame. Louis übte Druck aus, bohrte seine Krallen in das Fleisch. Die blonde Patersfrau bekam davon nicht mehr viel mit, da sie sich in einem regelrechten Delirium befand. Nur kurz begehrte sie leise auf, als Louis seine Krallen in ihrem Hals versenkt hatte. So tief, dass Blut aus der Wunde trat, neben den Fingernägeln quoll und für Louis einen verführerischen Duft freigab. Das Blut dieser Frau war gerade richtig für den Dämon. So sündig und erregt. Nach so langer Abstinenz, war dieses Blut ein Segen. Natürlich hatte Louis während seiner Zeit im Kloster das ein oder andere Mal genascht, doch erregtes Blut einer, gerade eben erst, beschmutzten Frau, war eine andere Liga.
Louis beugte sich über sie und zog seine Hand von ihrem Hals, stützte sich mit dieser. Mit halb gesenkten Augenlidern legte er seine Lippen an die blutende Stelle des Halses und seufzte zufrieden auf, als das Blut seine Lippen berührte. Louis wurde gar eingenommen von diesem verführerischen Duft des Lebenselixiers. Schon fast mit sanfter Vorsicht leckte er mit der Zungenspitze über die Wunde, nahm das Blut in sich auf und gab sich dem Geschmack, welcher sich auf seiner Zunge ausbreitete, hin. Erst hielt er inne und löste sich leicht, um den ersten Schluck gebührend zu genießen. Es kam für Louis nicht in Frage in Eile zu verfallen. Dies war seiner nicht würdig. Erst als er zum zweiten Schluck ansetzte, begann er damit nicht erneut von seinem Opfer zu lassen. Diese konnte nicht einmal ein Wort des Aufbegehrens sprechen, da Louis sie mit seinem Biss betäubt hatte. Sie fiel in eine Ohnmacht, während er sich an ihrem Blut labte. Doch er tötete sie nicht. Als Louis seinen Hunger und seine Blutlust gestillt hatte, ließ er von ihr ab. Er legte seine Hand über die Augen der Blonden und berührte ihre Stirn mit seiner. „Du kannst dich glücklich schätzen, von mir so großzügig bedacht zu werden, Mensch.“ Mit diesen Worten schloss Louis seine Augen und murmelte ein paar Worte, jedoch nicht wie gewohnt in Latein, sondern in einer anderen, fremden Sprache. Der Sprache der Dämonen.
Während Louis diese Worte flüsterte, schienen sich die Gesichtszüge der Frau zu entspannen, bis diese ganz friedlich waren. Erst als das letzte Wort verklungen war, hatte sich Louis erhoben. Die Frau des Paters lag nackt in dem Bett und Louis hatte auch keine Ambitionen dies zu ändern. Etwas anderes erlangte seine Aufmerksamkeit. Er wandte sich dem Kleiderschrank zu. Ein großer, schon fast wuchtiger, Kleiderschrank aus dunklem, geölten Walnussholz. Louis öffnete die großen Türen des Schrankes und sah sich einer Vielzahl an Kleider gegenüber. Die Frauenkleidung ließ er außer Acht und widmete sich gleich dem Bereich des Ehemannes, wobei er die Kutten, welche natürlich auch in dem Schrank hingen, sofort zur Seite schob. Louis wollte nicht noch mehr Kutten tragen. Jene im Kloster gingen dem Teufel schon auf die Nerven, da würde er nicht freiwillig nach neuen suchen. Erst sah es so aus, als hätte der Priester nur solche, doch, nach einigen Kleidungsstücken, fand Louis endlich andere. Er wunderte sich über diese jedoch sehr. Es waren Jeans und Satinhemden. Diese Stoffe waren dem Teufel unbekannt, da es zu seiner Zeit Kleidung aus solchem Stoff nicht gab. Jedoch fand Louis keine anderen Hosen, so dass er beschloss die Jeans zu probieren. Zu der dunkelblauen Jeans, fand er noch ein schwarzes, Ärmelloses Top ohne Aufdruck. Dieses fand sich ebenfalls schnell am Körper des Dämons wieder. Louis besah sich im Spiegel und war sehr zufrieden mit dem was er sah. „Die Kleidung der heutigen Zeit hat etwas. Sie ist sehr Figur betont. Wenn ich daran denke, man wurde damals bedroht in die Hölle zu kommen, wenn man so etwas trug. Anscheinend hat sich wirklich viel geändert, wenn sogar ein Priester diese Kleidung so eng zu tragen pflegt.“, sinnierte Louis, im Gedenken an alte Zeiten. Das die Mode sich geändert hatte, schien dem Teufel sehr zu gefallen. Damals hatte er noch geklagt über das Modebewusstsein der Menschen, nun schien es sich, in seinen Augen, endlich gebessert zu haben. Doch Louis' Pech war es, in einem Kloster zu leben, in dem die alten Werte regierten. Alle Bewohner dieses Klosters trugen die klösterliche Kleidung. Doch nun, nachdem Louis diese neue Kleidung entdeckt hatte, wollte er etwas ändern. Dies würde viel Aufsehen erregen. Darauf freute er sich besonders. „Amon! Du wirst begeistert sein!“, waren Louis' lachende Worte. Er schloss die Schranktüren wieder und zog seine alte Kutte über die Kleidung. Dies diente dazu, dass der Priester, wenn er kommen würde, nicht sofort wusste wer sich an seinem Schrank bedient hatte. Zumal sich Louis an der Unwissenheit des Priesters laben wollte, wer denn nun seine Frau so geschändet hatte. Zufrieden verließ Louis das Zimmer, überlegte seine nächsten Schritte. Nun, nachdem er gegessen hatte, hatte der Teufel keinerlei Gründe mehr sich den Rest der Pension anzuschauen. Ein kurzer Blick in das gemeinsame Zimmer mit Godric, verriet ihm, dass dieser noch nicht zurück gekehrt war. „Er betet immer noch. Dieser Pfaffe.“ Louis seufzte und schüttelte den Kopf. Er verstand die Menschen nicht, welche ihre Zeit damit verschwanden zu Gott zu beten. Jedoch hatte Louis nun ein neues Ziel, dass Godric hieß.
Dieser war an der Kirche angekommen, hatte jedoch keinen Priester mehr gefunden. Doch zurück gehen wollte er nicht. Er hatte keine Lust mit Louis länger als nötig in einem Schlafzimmer zu verweilen. Neben diesem Fakt, lastete der Drang zu Beten schwer auf ihn. Da es keinen Priester gab, bei dem er auf dem Beichtstuhl seine Sünden ablegen konnte, hatte Godric sich vor den Altar gekniet und demütig den Kopf vor dem Kreuz aus Holz. Es war ein schlichter Altar, jedoch hatte dies für Godric keine Bedeutung. In seinen Augen war nicht der Altar wichtig, sondern die Hingabe. Godric würde überall beten, solange er mit ganzem Herzen dabei war. So hatte er sich auf den Holzboden gekniet und die Hände zum Gebet gefaltet. Godric schloss die Augen und seufzte zufrieden. Es war ruhig und niemand schien ihn zu stören. Diese Ruhe schätzte der Blauhaarige Pater. Er versank während dem Gebet gerne in einer Art Meditation. Während Godric betete, befreite er sich von allem weltlichen Lasten und gedachte nur noch seinem Herren. Die Kunst der Meditation war wichtig für ihn und die Kampfmönche. Sie fanden innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Als Kind konnte sich Godric niemals vorstellen, was der damalige Oberpater und Mentor damit meinte und war eher ein typisches Kind, welches gerne spielte anstatt sich stundenweise auf einen Boden zu setzen und zu beten. Doch nun war Godric dankbar über die Lehrstunden und es tat ihm schon fast Leid, damals so viel Unverständnis seinem Lehrmeister entgegen gebracht zu haben.
Godric spürte wie er sich entspannte. „Mein Herr... Ich habe große Sünden auf mich genommen. Amon, verzeih mir meine Neugierde. Ich habe deinen Einsatz zunichte gemacht.“, wisperte er gedankenversunken. Er fragte sich, ob Gott traurig war, oder gar enttäuscht. Nun, nachdem er wusste, es gab Lucifer und dieser auch Gottes Existenz bestätigt hatte, machte er sich Vorwürfe seinen Gegenspieler befreit zu haben. Er machte sich Vorwürfe, Amons Lebenseinsatz, Louis zu versiegeln, umsonst scheinen zu lassen. Godric war schon immer sehr Neugierig gewesen. Von allen kindlichen Lastern konnte er sich trennen, ein ernster Mann werden. Doch seine Neugierde war ihm geblieben. Der Oberpater selbst hatte zu ihm gesagt, dass seine Neugierde ihn einmal in Schwierigkeiten bringen würde. Damals hatte Godric gedacht, es wären die mahnenden Worte eines alten Mannes. Doch nun hatten sie sich Bewahrheitet. Godrics Neugier hatte Lucifer befreit. Zwar hatte dieser das Kloster gerettet und schien über Amons Tod seltsamerweise sehr erbost zu sein, doch dies änderte nichts an der Tatsache. Godric selbst konnte sich keinen Reim daraus machen, was zwischen Louis und Amon war. Während Louis über die Menschheit abfällig sprach, waren sein Blick, seine Stimmlage und seine Wortwahl gegenüber Amon eine gänzlich andere. Es stand für Godric außer Frage, dass sein Vorfahr und der Teufel befreundet waren. Nicht nur, weil es für Godric völlig absurd klang, dass ein heiliger Talin mit dem Erzfeind befreundet war, sondern: Es würde heißen, Amon hätte seinen 'Freund' eigenhändig versiegelt. Godric wusste nicht weshalb Amon als schwarzer, sündiger Pater, bekannt war. So sehr ihm geehrt wurde, auf der anderen Seite wurde über seine Sündhaftigkeit geurteilt. Jedoch schloss er es aus, dass Louis damit etwas damit zu tun hatte.
Je mehr Godric darüber nachdachte, je mehr verwirrte ihn all dies. Kurz schüttelte er den Kopf, atmete ein paar Mal tief ein und aus und nahm eine entspannte Haltung im Schneidersitz ein. Er befand, es sei besser nicht mehr darüber nachzudenken. Er würde keine Antwort finden, sondern nur noch tiefer in die Verwirrung rutschen. Dies wollte er jedoch nicht, sodass er sich erneut gedanklich befreite und nun endgültig in seinem Gebet versank und sich so seinem Gott und seinen Ahnen nahe fühlen konnte.
Godric verharrte Stunden in dieser Postion, bemerkte nicht wie die Zeit vorüber ging. Er war so vertieft in seinem Gebet, im Beichten seiner Sünden, dass er selbst nicht einmal bemerkt hatte wie jemand weiteres die Kirche betreten hatte. Der Ankömmling beobachtete Godric, ging ein paar Schritte auf diesen zu, blieb jedoch dann in der Mitte des Ganges stehen. Die Sitzbänke Rechts und Links ignorierte er. Sein Blick lag allein auf Godric. Er musterte den Pater. Selbst die kleinste Bewegung entging seinem Blick nicht.
Stille.
Louis beobachtete den Pater bei der Meditation, blieb einige Schritte hinter ihm stehen. Louis musste zweimal hinsehen, als er Godric gesehen hatte. Er ähnelte seinem Vorfahr. Für einen Moment hatte Louis Amon vor seinem geistigen Auge gesehen, nicht Godric. Der Anblick hatte ihn selbst überrascht, wollte zu Amon gehen. Doch als er sich wieder besann, war er stehen geblieben. „Es könnte niemals Amon sein. Er ist gestorben.“, besann sich Louis gedanklich, beobachtete Godric weiter. Doch nach ein paar Minuten wurde es ihm doch zu dumm. Louis verstand einfach nicht, was es für einen Sinn hatte für Godric, auf einem alten Boden zu sitzen und zu Gott zu beten. Louis' Meinung nach, würde Gott niemals antworten. „Was bringt es dir?“, fragte Louis und durchbrach die Stille. Nun bemerkte auch Godric, dass er beobachtet wurde. Das Louis seine dunkle Aura in eine Kirche brachte, erstaunte Godric ein wenig. Er hatte nicht gedacht, dass Lucifer selbst eine Kirche Gottes freiwillig betreten würde. Doch da dieser mit im Kloster zu wohnen schien, war es auch nicht verwunderlich.
Godric betete zu Ende, stand dann auf und drehte sich zu dem Sünder. „Ein gutes Gefühl.“, beantwortete er die noch ausstehende Frage. Kurz musterte er den Teufel, da ihm etwas in die Nase drang. Galant hob Godric eine Augenbraue und trat näher heran. Der Geruch wurde intensiver. „und du hast anscheinend erneut gesündigt, außer du warst in einer Parfümerie und interessierst dich für Frauenparfüm.“ Godric seufzte. Godric konnte sich auch schon gut vorstellen, wie die Sündigung ausgesehen hatte. Das Louis wusste wo eine Parfümerie war, oder gar sich für Frauenduft interessiert war, schloss er aus. So kniete Godric erneut kurz vor den Altar um wenigstens für das Seelenheil der Frau zu beten. Er hoffte, die Strafe für die Frau würde nicht zu hart ausfallen. Es war Godric unbegreiflich, wieso Dämonen unschuldige Kinder Gottes verführen mussten. Gab es denn nicht genug andere willige Dämonen? Anscheinend nicht.
Auf diesen Vorwurf lachte Louis nur amüsiert. „Du kannst es ruhig aussprechen. Wir hatten Sex! Oder erwartest du etwa, ich habe nach 1500 Jahren Abstinenz keinerlei Lust?“ „Darum geht es nicht! Wieso sollte ich es aussprechen? Du hast es doch nun getan.“ Erneut lachte Louis. „Ach kleiner Pfaffe. Du wirst es auch noch irgendwann lernen. Aber ich habe nicht als Einziger gesündigt. Die Frau hatte eine viel größere Sünde begangen, besonders als Frau eines Pfaffen. Ehebruch wird nicht gerne gesehen, oder haben sich die Zustände geändert?“, fragte Louis mit einem Schwung Belustigung in der Stimme. Godric weitete etwas die Augen. Hatte er gerade richtig gehört? Louis hatte was?! Godric musste dies Revue passieren lassen und sich beruhigen. Wie gerne würde er dem Dämon vor ihm eine Backpfeife verpassen. Nicht nur, dass er eine unschuldige Ehefrau geschändet hatte. Es war auch noch die Frau eines Priesters. Godric seufzte tief, sammelte sich und sah wieder zu dem Dämon. „Sex ist wahrlich keine Sünde, aber der Ehebruch. Sie trug sicherlich einen Ring am Finger. Jemanden, der gebunden ist, zu verführen ist nichts worauf man Stolz sein kann, Sünder. Es gibt genügend ungebundene Damen, die sich der Fleischeslust hingeben und damit keine Sünde begehen. Hattest du nicht einen Vertrag mit mir? Du hattest gesagt, den Schutz der Unschuldigen. Du hast ihn gerade gebrochen. Die Frau die du verführtest war eine von den Unschuldigen Seelen von denen ich sprach. Wenn ihr Mann dies heraus findet, wird sie dadurch Leid ertragen müssen und ich bin mir sicher, er wird es herausfinden.“, sprach er kalt, wie er sonst eigentlich nie war. Godric war eigentlich ein freundlicher Mensch, doch dieser Sünder schien es, seiner Meinung nach, darauf anzulegen.
Jedoch interessierte es Louis nicht, wie sehr Godric versuchte ruhig zu bleiben, oder wie sehr er sich über den Teufel aufregte. Louis fand es sogar sehr amüsant. Es machte ihm Spaß den Pater an seine Grenzen zu bringen. „Da irrst du dich. Sie ist eine Sünderin, genauso wie ich. Ich habe niemals eine Unschuldige verführt. Wäre sie unschuldig, hätte sie sich nicht auf mich eingelassen. Also ist unser Vertrag weder gebrochen noch angebrochen. Ich bin ein Dämon und auch wenn du es nicht glaubst: Dämonen nehmen Verträge sehr ernst. Vergiss nicht: Contractus esse debent!“ Kurz hielt Godric inne, musterte Louis von oben bis unten. Insgeheim konnte er verstehen, wieso die Frau sich nicht gegen Louis' Reizen wehren konnte. Der Teufel war ein wunderschöner Mann. Dies hatte auch Godric erkannt. Doch er würde sich niemals dieser Sünde hingeben, noch Louis diese Gedanken auf die Nase binden. „Sie war eine Unschuldige mit geheimen Sehnsüchten, die ihr Mann nie hatte erfüllen können, was sie aber nicht zur Sünderin gemacht hatte. Sehnsüchte sind jedem erlaubt, nur mit wem sie diese auslebt, entscheidet ob sie sich versündigt oder nicht. Es ist nichts mehr wie es zu deiner Zeit war, Sünder!“, entgegnete Godric, betonte das Wort Sünder besonders. Louis lachte auf. Sein Lachen hallte in der leeren Halle der Kirche. Amüsiert ging er ein paar Schritte auf Godric zu. Dieser hatte sich leicht in die Abwehrhaltung begeben, wusste nicht was der Dämon vor hatte mit seiner Aktion. Würde Louis nun die Kirche in die Luft jagen? Oder gar den Pater in dieser töten? Es gab so viele Möglichkeiten. Für Godric war Louis das bisher geheimnisvollste Wesen. Er konnte die Aktionen des Teufels weder vorausahnen, noch wirklich verstehen. „Du redest von Dingen, die du nicht verstehst. Oder möchtest du dich der Fleischeslust hingeben?“, flüsterte Godric ins Ohr. Dieser bekam eine Gänsehaut, als der heiße Atem sein Ohr traf. Er wollte etwas erwidern, doch Louis sprach weiter. „Ich nehme an, dein Körper ist rein und unschuldig. Nicht so beschmutzt wie die Frau, welche es wahrlich genossen hatte, noch mehr beschmutzt worden zu sein. Aber ich glaube, dass du dir dafür zu fein bist. Du redest von Frömmigkeit und Nächstenliebe, aber wie willst du von Liebe und Leidenschaft reden, wenn du selbst dich nie hingegeben hast?“, fragte Louis ernst. „Du hast eine viel zu steife Lebensweise und siehst nur deinen Weg, aber es gibt viele verschiedene Wege. Deus operatur in arcanum semitas.“, beendete Louis seine Ansprache und ging an Godric vorbei, zum Altar.
Dieser biss sich auf die Lippen. „Wie kann er es wagen?!“, schoss durch Godrics Gedanken. Er war sichtlich wütend über Louis' Worte. Nie wagte es jemand so mit ihm zu reden. Doch Louis tat dies und hatte sichtlich Spaß daran. Dieser hatte sich mit einem eleganten Schwung auf den Altar Gottes gesetzt und die Beine übereinander geschlagen und sah den Pater abwartend an. Sein rotes Augenpaar konnte Godric nur zu deutlich spüren. Doch er wollte nicht klein beigeben. Dies war immerhin das, was Louis wollte. Doch diesen Erfolg konnte und wollte Godric ihm nicht geben. Sein Stolz ließ es nicht zu, kampflos vor Louis zu kriechen. Er drehte sich zu Louis, verengte die Augen ein wenig, als er sah, dass sich der Teufel auf dem Altar Gottes bequem gemacht hatte. „Nein. Der Fleischeslust möchte ich mich nicht hingeben und ich predige auch nicht davon, dass wir uns der Leidenschaft hingeben sollen. Meine Themen beruhen auf reinen Aspekten, die ich selber auch erlebt habe. Du musst mir also nichts erzählen. Ich stehe hinter allem was ich predige!“, verteidigte sich Godric. Louis konnte ja nicht ahnen, dass Godric niemals über Fleischeslust und Leidenschaft predigte. Der Pater überließ all diese Themen einen seiner Brüder welcher mehr darüber Bescheid wusste. Nie hatte Godric selbst über Dinge gepredigt, von denen er keine Ahnung hatte. Es kam ihm wie eine Lüge gleich, würde er dies tun. Zumindest all das, was das wahre Leben anging. Der Rest entstammte aus der Bibel und dort konnte selbst Godric nicht wissen, was nun wahr oder falsch war. Godric glaubte an Gottes heiligstes Buch und an die Botschaft, welche es mit sich brachte. „Meine Lebensweise mag steif sein, doch deine ist dafür zu locker. Gottes Wege mögen unergründlich sein, doch ein Jeder muss seinen eigenen Weg ins Himmelreich und in des Vaters Schoß finden“, fuhr Godric fort. Louis hob eine Augenbraue. Doch bevor er etwas erwidern konnte, machte ihm die Kirchenglocke einen Strich durch die Rechnung. Sie schlug ganze zwölf Mal. Es war Mitternacht.
„Was ist denn hier los?“, war von einer fragenden Stimme zu hören. Louis und Godric sahen zur Kirchtür. Dort stand ein Mann mit schwarzen Haaren. Er trug Priesterkleidung. Es war der Priester dieser Kirche. „Verzeihen sie. Es ist etwas spät geworden. Wir hatten nicht vor Unruhen zu verursachen.“, entschuldigte sich Godric während Louis auf dem Altar sitzen blieb. Dies brachte ihm verwunderte Blicke des Priesters ein. „Junger Mann. Das Sitzen auf dem Altar ist strengstens untersagt! Bitte zeige Respekt unserem Herren gegenüber.“, mahnte der Priester sanft, aber doch mit etwas Nachdruck. Er wollte nicht schimpfen, konnte es jedoch nicht dulden jemanden auf dem Altar Gottes sitzen zu lassen. Louis verengte die Augen. Er wollte sich nichts von einem Menschen sagen lassen, schon gar nicht von einem Priester. „So? Respekt?“, waren Louis' kühle Worte. Godric ahnte schon worauf dies hinauslief. Der Priester dieser Kirche hatte aber auch wirklich Pech, dass ausgerechnet Lucifer diese Kirche besuchte. Doch Godric wollte es auch nicht eskalieren lassen. „Wir entschuldigen uns!“, sprach Godric schnell, packte Louis am Handgelenk und zog ihm vom Altar. Dieser konnte sich gerade noch abstützen, bevor er auf den Boden gelandet wäre. „Was soll das?!“, waren Louis' empörten Worte. „Er ist unschuldig und du hast mit seiner Frau geschlafen. Ich denke das reicht.“, antwortete Godric mit scharfem Blick. Kurz knurrte Louis, musste sich aber geschlagen geben. Dieses Mal war Godric im Recht. Der Priester war unschuldig. Louis konnte nichts Sündiges an diesem riechen. Er war ein Unschuldiger. Godric verabschiedete sich höflich von dem Priester, ließ Louis Hand nicht los und zog ihn mit. Selbst als er mit diesem im Zimmer angekommen war, bemerkte er nicht, dass er noch die Hand des Teufels hielt. Jedoch hatte es Louis die ganze Zeit bemerkt und konnte sich nicht zurückhalten, etwas über das 'Klammern' des Paters zu sagen.
„Du kannst mich nun loslassen, oder hast du doch vor meinen Worten Folge zu leisten und die Fleischeslust auszuprobieren?“, waren seine süffisanten Worte. Godric sah verwirrt zu ihm, dann sah er zu seiner Hand, welche Louis' immer noch hielt. Sofort ließ Godric los und wandte sich ab. „Von wegen!“
Godric wandte sich dem Bett zu, zog sich bis auf die Shorts aus und kroch unter die Decke. Er war müde und wollte endlich schlafen. Doch so leicht kam er nicht dazu. Louis meldete sich erneut zu Wort. „Du willst schon schlafen? Hast du da nicht etwas vergessen?“, merkte er an und krabbelte einfach über Godric und setzte sich auf seine Hüfte. „Was? Runter von mir!“ Doch die Hände, die den Dämon wegschieben sollten, wurden festgehalten. Louis packte Godric an den Handgelenken und beugte sich nach vorne, zu dessen Gesicht. „Nicht so schnell. Du sprachst von Einhaltung der Verträge. Ist es jetzt derselbe Mann, welcher den Vertrag sofort bricht?“ Godric biss sich auf die Unterlippe, entsann sich nach Louis Worten, dass noch etwas ausstand. Das hatte er nach allem schon fast wieder verdrängt. Doch Louis hatte es nicht vergessen. Auch wenn er heute schon von dem Blut der Frau getrunken hatte, wollte er nicht auf Godrics Blut verzichten. Es stand ihm zu und so pochte er auf die Einhaltung des Vertrages. „Hast du nicht schon etwas getrunken? Bei der Frau des Priesters?“, fragte nun auch Godric, bemühte sich vergebens die Handgelenke frei zu bekommen. Louis' Griff war zu stark. „Das ist eine andere Sache. Ich will dein Blut. Dafür lebt der Priester schließlich noch. Oder soll sich dies ändern?“, waren die kühlen Worte des Teufels. Godric sah ihm in die Augen. Er meinte es Ernst, dies konnte Godric in den Augen des Teufels sehen. Er wusste genau, Louis hätte den Priester vorhin am liebsten selbst auf dem Altar geopfert. Doch der Vertrag verbot es ihm. Nun war es an Louis auf die Erfüllung zu pochen. Sei es auch nur aus Genugtuung und nicht aus Hunger.
„Nein! Lass den Priester am Leben! Ich werde meinen Teil einhalten. Dafür musst du mich aber loslassen!“, willigte Godric ein und war zufrieden, als er seine Handgelenke wieder bekam. Kurz rieb er sich diese, sah dann abwartend zu Louis. „Steh auf. Sonst kann ich dir kein Blut geben.“ „Keine Sorge. Ich kümmere mich darum.“ Mit diesen Worten strich Louis über den Hals des Paters, leckte sich über seine spitzen Zähne. Godric erkannte was Louis wollte, schlug dessen Hand von seinem Hals und schob Louis von sich, welcher ziemlich erstaunt darüber war. Godric stand auf und ging zu dem Couchtisch auf dem zwei Gläser standen, sowie eine Obstschale mit einem Messer, damit man die Früchte schälen konnte. Godric nahm das Glas und das Messer. Er setzte sich auf die Couch und stellte das Glas wieder auf den Tisch, seufzte kurz. Nun musste es wohl so sein. Doch Vertrag war Vertrag. Da er nicht wollte, dass Louis der Welt den Erdboden gleich machte, fügte er sich dem Vertrag. Kurz murmelte sich Godric ein paar Worte des Mutes zu, dann schnitt er sich mit der Klinge vorsichtig in den Oberarm. Godric biss die Zähne zusammen, da er nicht vor Schmerz schreien wollte. Musste er dies nun jedes Mal über sich ergehen lassen? Einzig und alleine für das Blut dieses Dämons?
Sofort fing die Wunde an stark zu bluten und Godric hielt das Glas unter die Wunde. Er wartete bis dieses halb mit Blut gefüllt war, stellte es dann auf den Tisch und drückte sich ein Tuch auf die Wunde. Godric sah zu dem Dämon und grinste. Natürlich war Louis erstaunt und hatte sich gefragt wieso sich Godric auf einmal selbst verletzte. „Mein Blut für das der Unschuldigen. Ich habe nie gesagt, dass ich dich an mir nuckeln lasse. So trink und wasche das Glas danach auch wieder aus.“, waren Godrics überlegende Worte. Louis hob eine Augenbraue. So etwas hatte er nicht bedacht. Bis jetzt waren alle Menschen scharf darauf gewesen, von dem Teufel gebissen zu werden. Doch Godric entzog sich diesem Wunsch. Doch Louis wollte nicht klein beigeben. Er stand galant vom Bett auf und ging zu dem Glas. Kurz bedachte er Godric mit einem überlegenden Blick, nahm dann das Glas zwischen Zeige- und Mittelfinger und schwenkte das Glas leicht, als würde er einen Wein probieren wollen. Dies tat er mit möglichst viel Anmut. Kurz roch er an dem Blut und schloss die Augen. „Es riecht sehr verführerisch. Ich dulde kein schlechtes Blut.“, war Louis Einschätzung und legte die Lippen an das Glas um das Glas dann im nächsten Moment zu leeren. Es schmeckte, wie Louis es sich erträumt hatte. Das Blut Godrics hatte einen besonderen Geschmack für den Dämon. Es war rein und ohne Sünde. Ein solch reines Blut hatte er in dieser Welt noch nie kosten können. So genoss er jeden Schluck und spürte wie die Wärme von Godrics Blut ihn durchflutete. Godric hatte dem Dämon dabei zugesehen. Er fragte sich, ob Blut wirklich so gut schmeckte für Dämonen. Louis schien verzückt zu sein, doch die Vorstellung fremdes Blut zu trinken widerte Godric an. Dieser stand auf und ging sich im Badezimmer seine Schlafkleidung anziehen. Nun, da der Dämon beschäftigt war, glaubte Godric die perfekte Zeit dafür gefunden zu haben. Er wollte nicht von dem Dämon beobachtet werden. Die sündigen Blicke mochte er nicht auf seinem Körper spüren. Schnell hatte sich der Pater auch umgezogen und trug ein weißes Nachthemd. Es ging bis zu den Waden und ließ nicht einmal Platz für Fantasie, da es alles bedeckte. ins Bett zurück, da er vor Louis' rüder Unterbrechung Schlafen gehen wollte.
Louis selbst hatte das Glas geleert und es in das Waschbecken des angrenzenden Badezimmers gestellt. Danach trat Louis an das Bett und beugte sich über den Pater. Dieser sah zu dem Dämon hoch, fragte sich was er erneut wollte. Noch mehr Blut? Oder gar etwas anderes? „Ich bin ein Dämon, welcher sich um sein Blutopfer kümmert.“, waren die Worte Louis'.
Louis hatte sich neben Godric gesetzt und packte das Handgelenk seines verletzten Armes, zog es zu sich. „Was soll das?!“, murrte Godric. Was hatte der Dämon wieder vor? Er hatte sein Blut bekommen. Godric verstand es nicht. Doch was dann kam, wunderte selbst einen so standhaften Pater wie ihn. Louis hatte das Tuch von der Wunde genommen und leckte mit der Zungenspitze schon fast zärtlich über die Wunde. Godric zog scharf die Luft an, da es etwas brannte. Louis' Griff war fest, so dass Godric sich nicht befreien konnte. Er sah zu dem Dämon, dem er nun nahe war. Er musterte das Gesicht des Dämons, seine tiefroten Augen. Irgendwie, so fand es Godric, hatte es etwas verbotenes an sich. Eine leichte Hitze schoss in seinen Kopf. Was passierte nur? Warum wurde ihm beim Anblick des Teufels so warm? Godric schüttelte den Kopf, wollte sich nicht von dem Teufel verführen lassen. Mit der freien Hand schob er das Gesicht des Dämons von der Wunde. Dieser ließ ihn dann auch schon los und stand auf, grinste etwas. „Das war gut.“, waren seine zufriedenen Worte. Godric sah ihn schockiert an. Hatte er gerade... seine Wunde abgeleckt?? Ein Blick auf seinem Arm verriet es ihm, doch noch viel mehr. Godric konnte sehen, wie die Haut an der Wunde Stück für Stück sich regenerierte. Godric war erschrocken, konnte jedoch seinen Blick nicht davon abwenden. Langsam, fast wie in Zeitlupe, wurde die Wunde kleiner und kleiner. Nach einer halben Minute war nur noch eine kleine Narbe Zeuge der Wunde. „Aber... wie?“, konnte Godric nur noch stammeln. So etwas hatte er noch nie gesehen. Natürlich hatte er in der Bibel gelesen, dass Jesus Menschen heilte. Doch es selbst zu sehen, an einem Selbst zu sehen, war etwas vollkommen anderes. Vorsichtig, vielleicht auch ein klein wenig ängstlich, strich sich Godric, mit den Fingerkuppen der anderen Hand, über die blasse Narbe. Die Wunde war wirklich verschwunden und der Schmerz ebenso. Louis grinste etwas. Das der Pater so viel Aufsehen darüber erhob fand dieser eher lustig. „Du hast es doch selbst in der Bibel gelesen. Jesus hat Menschen geheilt durch Handauflegen. Zwar sind die Geschichten der Bibel ein wenig überzogen, doch im Kern gibt es eine Wahrheit. Engel und Dämonen können heilen, Gott und Lucifer Erschaffen und Vernichten, es geben und nehmen. Oder hast du geglaubt ich wäre Schwach?“ Louis hob eine Augenbraue und sah auf den Pater herab, welcher sich dem Blick Louis' stellte. Natürlich hatte er nicht gedacht, dass Louis Schwach sei. Louis war der Einzige bei dem Godric bis jetzt nicht weiterkam. Immer wieder gab dessen Existenz Godric den Beweis, der Schwächere zu sein. Dennoch hatte er nicht damit gerechnet, dass Louis ihm die Wunde heilte.
Als er daran dachte, räusperte er sich. Louis' Blick war immer noch auf Godric gerichtet, welcher sich den Ärmel des Schlafanzuges runter zog. Nach einem kurzen Mustern seufzte Louis. „Du solltest dir etwas anderes anziehen! Du beleidigst mein Auge. Da ist kein Spielraum für ein wenig Fantasie!“, beklagte sich Louis über Godrics Kleidungsstil. Dieser sah den Dämon erst verwirrt, dann empört an. „Ich habe nicht vor, irgendjemandes Fantasie anzuregen!“ Auch wenn Godric nicht eitel war, fühlte er sich doch angegriffen. „Nicht? Dabei wollte ich dir die unglaubliche Ehre zuteil werden lassen mit mir eins zu werden, sich der Fleischeslust zu fröhnen.“ Godric musste unweigerlich mit einem Auge zucken, beruhigte sich aber schnell wieder. „Du kommst mir vor wie ein Sukkubus, so versessen wie du auf die Fleischeslust bist. Oder doch eher ein Inkubus? Nein... Ein Sukkubus wäre passender.“ „Ein Sukkubus?“ Louis war ein wenig verwirrt über die Einschätzungen des Paters, lachte dann aber. "Nur weil ich etwas Sexleben genießen möchte bin ich doch nicht gleich wie die Inkubi. Ich schütte auch keine Pheromone aus. So etwas habe ich nicht nötig. Ich wecke Sehnsüchte. In jedem Menschen stecken gute und schlechte Seiten.“, waren Louis' erklärende Worte, während er anfing sich seiner Kutte zu entledigen und die darunter liegende Kleidung zu offenbaren. Godric war verwundert über diese Kleidung, ahnte jedoch schon wem diese nur gehören konnte. „Wenn ich ein Inkubi wäre, dann würdest du dich mir um den Hals schmeißen, doch das tust du nicht. Selbst wenn ich das mache~“ Louis hatte das Top ausgezogen und warf es, neben der Kutte, achtlos auf den Boden. Er näherte sich Godric und küsste ihn auf den Hals, biss leicht und zärtlich in die Haut ohne sie zu verletzen. Godric ließ einen erschrockenen Laut von sich, versuchte dem Dämon eine zu scheuern. Wie konnte er es wagen?! Doch Louis war schneller, hatte es schon geahnt, dass Godric dies nicht so einfach durchgehen lassen würde. Rechtzeitig hatte er sich wieder entfernt und entkam somit der schlagenden Hand. Es war für ihn immer noch unbegreiflich, wie es ein Pater wagen konnte, Lucifer schlagen zu wollen. Doch Godric ließ sich nicht einschüchtern, auch wenn er Respekt vor den Fähigkeiten des Teufels hatte. Doch alles mit sich machen lassen, wollte er auch nicht.
Louis grinste nur überlegen. „Siehst du? Keine Wirkung. Was aber auch daran liegen kann, da du, als Pfaffe, Widerstandsfähiger gegenüber den Sünden dieser Welt bist. Die guten und schlechten Seiten des Menschen sind sehr ausgeprägt. Sehnsüchte von denen der Mensch selbst nicht mal etwas ahnt. Ich bin der Versucher und entlocke den Menschen ihre sündhaften Wünsche. Aber vielleicht hast du Recht und ich bin ein Inkubus und ich sende etwas aus~ Das musst du selbst herausfinden.“, waren Louis verführerischen Worte. Godric hielt sich während der Rede den Hals und sah wütend zu dem angeblichen Inkubus. Ein leichtes murren verließ seine Lippen. Godric wünschte sich nichts sehnlicher diesen Dämon wieder dort hin schicken zu können, wo er her kam. „Es kann nicht nur an der Widerstandsfähigkeit liegen, dämlicher Dämon! Vielleicht solltest du einfach nur die guten Sehnsüchte wecken und die Schlechten schlafen lassen. Das wäre für uns alle besser und wenn du ein Inkubi wärst dann...“, doch dann hielt Godric inne. Er wollte den Dämon nicht auf falsche Ideen bringen. Wer wusste schon, was sich Louis noch einfallen ließ. Dieser lachte jedoch nur auf den Vorschlag. „Gute Sehnsüchte? Ich wecke die Sehnsüchte welche für mich als Gut erachtet werden. Um den Rest kann sich dein Gott kümmern. Doch ich finde, deine Sehnsüchte könnten einen Weckruf vertragen, meinst du nicht?“ Godric knurrte leicht. Louis schaffte es immer wieder ihn auf die Palme zu bringen. Doch es war auch die Unsicherheit, welche sich in dem Pater ausbreitete. Selten hatte er über Sehnsüchte gesprochen, sie gar sich selbst erfüllt. Godric kannte sich mit dem Thema nicht aus. „Selbst du hast Sehnsüchte und Gelüste.“, fuhr Louis fort, hatte sich bis auf ein Tuch um die Hüften entkleidet und legte sich neben Godric unter die Decke. Da dieses Bett ein Bett für Paare war, hatte Godric das Pech, dass es nur eine Decke gab. Dies nutzte Louis aus um näher an den blauen Pater zu rücken. Dieser ging soweit und legte einen Arm um die Taille des Gottesmannes und drückte ihn an sich. Seine Lippen legte er an dessen Ohren. „Dein Körper schreit danach sich Paaren zu wollen und sich der Fleischeslust hinzugeben. Doch dein Geist hält ihn gefangen. Befreie deinen Geist und werde der unglaublichen Ehre zuteil, dich mit mir zu paaren.“ Godric jedoch dachte nicht daran irgendwas für irgendwem zu befreien. Er schlug auf die Finger des Dämons und sah ihn tadelnd an. „Bis hierhin und nicht weiter!“, sprach Godric streng, zog mit dem Zeigefinger eine unsichtbare Grenze entlang der Matratze. Er selbst verfluchte die Situation ein Doppelbett bekommen zu haben. Ihm war klar, der Dämon würde es ausnutzen und er hatte Recht behalten. Das er jedoch so intensiv bei der Sache war, hatte selbst Godric nicht bedacht. Ein spöttischer Ton war von Louis zu hören, doch Godric blieb hart. Er selbst rückte zur Verdeutlichung noch ein paar Zentimeter zur Seite, sodass sich an der Bettdecke eine Furche abzeichnete, durch den Abstand der beiden Körper. „Aber... Ich denke nicht, dass dies eine Ehre wäre mit jemanden zu Schlafen, dem das Glück der Person nicht an erster Stelle steht. Es sollte immer das Glück einer Person, vor der Lust und Leidenschaft stehen, denn sonst kann es nur im Unglück enden", waren Godrics belehrende Worte während er dabei den Zeigefinger leicht hob. „Mein Körper schreit gewiss nicht nach gefühllosen Akten. Da bin ich mir zu 100 % sicher.", fügte er hinzu. Louis machte nur eine abwertende Geste mit seiner Hand. Für ihn waren dies alles nur Worte eines Gottesmannes, welcher es nicht besser zu wissen schien. „Das ist Unsinn. Doch ich glaube, dein Körper hat sicher auch seine Vorzüge, trotz dieser unsinnigen Gottesanbeterrei.“ „Das interessiert mich nicht! Welche Vorzüge mein Körper hat oder nicht, kann dir egal sein. Niemals würde ich mich in deine Hände begeben und nun möchte ich schlafen!“ Mit diesen deutlichen Worten wandte sich Godric ab und löschte das Licht, nur um sich dann im nächsten Moment richtig zuzudecken und die Augen zu schließen. Louis sagte nichts dazu. Seine Augen leuchteten einen kurzen Moment in der Dunkelheit auf, der Blick immer noch auf den, für ihn wenig erotisch angezogenen Pater gerichtet.
Louis musterte den Pater und befand, die Ähnlichkeit mit Amon war groß. Sehr groß. Es wunderte ihn nicht, dass weder er noch Decus ihn für Amon hielten. Louis musste an Amon denken, an seine Gesten und Sprüche. Sie waren sich so ähnlich, aber dann doch wieder verschieden. Louis war sehr verwirrt. Doch dann entschied auch Louis zu ruhen. Es war viel passiert und man hatte viel gesehen. Nun wollte auch er ruhen und schloss die Augen. In der Nacht hatten sich beide, ohne es zu merken, sich angenähert. Godric hatte die nächste Wärmequelle gesucht und diese war niemand anderes, als der Herr des Höllenfeuers selbst. Godric hatte im Schlaf zufrieden geseufzt und hatte das erste Mal nach langem, wieder einen sehr erholsamen Schlaf gehabt. Louis war ebenfalls sehr zufrieden. Er hatte den Pater in seine Arme gezogen in der Nacht und seinen Kopf in dem blauen Haarschopf versteckt. Erst als Godric aufwachte am nächsten Morgen, bemerkte er das er in jemandes Arme lag, doch auch, dass er sich selbst in diese geschmiegt hatte. Als Godric seine Augen geöffnet hatte, sah er auf einen nackten Männeroberkörper. Sofort hatte Godric sich entfernt, stieg aus dem Bett und sah auf den, fast nackten, Louis herunter. Godric errötete leicht. Nie zeigte sich jemand vor ihm so anzüglich und unbedeckt. Doch Louis schien es egal, wie er auf andere reagierte. Jedenfalls hatte Godric dieses Gefühl. Dieser wollte sich auch nicht weiter aufhalten mit dem Dämon und ging sich duschen. Jetzt wo Louis schlief, erhoffte sich Godric ruhige Stunden, vor allem im Bad. Er glaubte, wenn der Dämon gestern schon so nahe kam, wie wenig Diskretion er besitzen würde, wenn jemand im Badezimmer war, völlig nackt. Dies wäre ein gefundenes Fressen für diesen.
Godric hatte sich ausgezogen, nachdem er die Tür verschlossen hatte. Er fragte sich, ob Dämonen lange schlafen würden. Sie waren Wesen der Nacht, die Dunkelheit wie es Louis immer gesagt hatte. Ob sie wie die Vampire waren? Fabelwesen welche nur in der Nacht wandelten? Nun, Louis hatte gezeigt, dass er auch tagsüber wandeln konnte. Dieser Dämon gab ihm viele Rätsel auf. Als Godric unter die Dusche stieg, ließ er das warme und angenehme Wasser auf seine nackte Haut prasseln. Er entspannte sich und genoss diesen Luxus. Godric liebte das Wasser. Er schwamm gern bevor er ins Kloster ging. Nun hatte er als Pater keine Zeit mehr dazu, zumal er keinen Ort kannte an dem man schwimmen konnte. Der Pater griff zu seinem Schwamm, der neben dem Duschkopf hing. Das in blau geflieste Bad war sehr großzügig und besaß neben einer Dusche noch eine Badewanne. Die Kacheln des Badezimmers waren in einem reinen Weiß gehalten. Ein weißes Porzellanwaschbecken, sowie eine Wanne, in der mit viel Mühe zwei Personen Platz finden konnten und die Dusche, mit einer Wand aus Glassteinen und einer Toilette aus weißem Porzellan, rundeten das Bad ab. Über dem Waschbecken hing ein großer, randloser Spiegel, während neben dem Waschbecken ein kleiner Hocker stand, der als Wäschebox benutzt werden konnte.
Als sich Godric seinen Oberarm einseifte, musste er wieder an die Heilung denken. Louis hatte es wirklich geschafft, die Wunde verschwinden zu lassen. „Die Heilung Jesu ist also keine Geschichte.“, sinnierte er und wusch sich die Stelle am Hals. Sofort kam ihm das Bild von Louis, als er diesen Hals so sanft geküsst hatte, vor den Augen. Erneut errötete Godric. „Dieser Dämon!“, schimpfte er gedanklich, lehnte sich an die kühlen Kacheln und schloss kurz die Augen. Die Seifenreste rutschten langsam über Godrics nassen Rücken, über seinen Po, hinab ins Wasser.
Was war nur los?
Hatte Louis Recht gehabt? Hatte Godric jene Sehnsüchte, welche Louis in ihm geweckt hatte?
Hatte Godric Sehnsüchte, die nur Lucifer ihm erfüllen konnte?
Darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. Godric schüttelte den Kopf. „Seit wann bin ich so schwach gegenüber einem Dämon? Ich muss wirklich mehr Trainieren.“, waren seine Worte und er wusch sich zu Ende.
Derweil war auch Louis aufgewacht und wunderte sich wo sein Pater war. Er hatte im Bad nur noch ein Geräusch von fließend Wasser gehört. „Ein Wasserfall an solch einem Ort?“, wunderte sich Louis. Er streckte sich einmal ausgiebig, sank erneut zurück ins Kissen. Wie gern würde er jetzt den Pater am Wasser treffen, doch das Bett fand Louis in dem Moment doch gemütlicher. Die Sonnenstrahlen hatten sich in das Zimmer vorgekämpft und beschienen den gut gebauten Körper Louis'. Seine helle Haut wirkte noch heller, fast so als würde sie strahlen wie die Sonne selbst. Louis schloss die Augen, da ihn die Sonne ein wenig blendete. Zugleich hörte er wie das Geräusch des Wassers abebbte und kurze Zeit später die Tür geöffnet wurde. Godric trat aus dem Bad, hatte sich angezogen und legte seine Mönchskutte in seinen Koffer. Er hatte die Kutte gegen eine Jeans und ein weißes, langärmliges Shirt getauscht. Er würde die Kutte erst wieder benötigen, wenn sie an ihrem Zielort angekommen waren. Solange wollte auch Godric gewöhnliche Kleidung tragen, auch um Louis zu beweisen, dass auch er normale Kleidung hatte. Louis Kommentar zu seiner Kleidung hatte er nicht vergessen und es nagte immer noch ein wenig an ihm. Sein Blick glitt zu diesem. Godric stockte der Atem als er sah, wie lasziv der Teufel in dem Doppelbett lag. Er hatte sich in die Mitte gelegt und beide Seiten für sich beansprucht. Dies war doch nicht das, was Godric den Atem raubte, sondern wie er lag. Die Bettdecke war vom Körper des Dämons gerutscht und bedeckte nur noch alles Knie abwärts. Der Rest war frei und erneut musste Godric feststellen, dass Louis nicht umsonst der Verführer war. Sein Anblick war wirklich verführerisch. Selbst die Sonne schien dies zu würdigen und ließ die blasse Haut schon fast erstrahlen. Louis' schwarze Haare waren ein deutlicher Kontrast zu seiner elfenbeinfarbenen Haut. Diese schmiegten sich an die Rundungen des Besitzers und ließen ihn noch verbotener Aussehen. Godric konnte nicht anders, als weiterhin auf Louis zu schauen.
~ Was war das nur für ein Gefühl was mich dort beschlich? Louis war so... ~
Ein Klopfen riss Godric aus seinen Gedanken. Sofort ging er zur Tür um zu sehen wer dort klopfte. In dem Moment war er dankbar dafür und hatte wohl noch nie so viel Dankbarkeit für solch eine Geste empfunden. Nicht auszudenken was geschehen wäre, wenn niemand gestört hätte. Godric hatte ein kurzes Kreuz geformt und sah dabei nach oben. Er dankte Gott für diesen Zwischenfall und öffnete danach die Tür. Als er jedoch sah wer dort geklopft hatte, ging er einen Schritt zurück. Gottes Wege waren wirklich unergründlich, dachte sich Godric. Was würde passieren? Gab es jetzt einen Aufstand? Gar eine Schlägerei?
Doch nichts dergleichen. Die Frau des Paters stand mit einem Tablett, auf dem zwei Teller, Tassen, Besteck und essbare Dinge waren, in der Hand vor Godric und lächelte ihn an. „Ich wünsche ihnen einen guten Morgen. Da meine Schwester viele Gäste am Empfang bedienen muss, habe ich entschieden für sie einzuspringen und den Gästen ihr Frühstück zu bringen.“, erklärte sie ihr Auftauchen und lächelte Godric sanft an. Das blonde Haar war zusammengebunden und sie trug ein langes, schwarzes Kleid mit Schürze. Die Pension gehörte der Familie des Priesters, ebenso wie die Kirche in der er predigte. Etwas anderes jedoch wunderte Godric. Entgegen der Sünden, wirkte die Frau des Priesters gelassen und nicht panisch oder völlig aufgelöst. Sie wirkte so, als wäre nie etwas geschehen. Dies verwunderte Godric, da Louis selbst zugegeben hatte mit ihr geschlafen zu haben. „Mein Herr?“, riss die sanfte Stimme der Frau Godric aus seinen Gedanken. „Oh! Ah stimmt. Verzeihen sie.“ Godric nahm ihr das Tablett aus der Hand und wollte sich verabschieden, doch dann hatte sich Louis auch schon wieder gestreckt. Godric fragte sich innerlich, ob das Schicksal ihm einen bösen Streich spielte. Er hatte gehofft, dass Louis nicht aufwachen würde, während die Priesterfrau hier war. Doch seine Hoffnungen wurden in diesem Moment zunichte gemacht. Louis selbst hatte das Parfüm der Dame gerochen und schien zu ahnen, dass Godric in einer Spirale der Verzweiflung steckte und Sorge hatte das es einen großen Aufstand geben würde. Er wollte sich einen Spaß damit machen, Godric ein wenig zu ärgern. Die Priesterfrau sah an Godric vorbei in das Zimmer und erschrak. „Nun ist es soweit! Sie wird ausrasten!“, waren Godrics hektische Gedanken, doch es kam alles anders. Die blonde Frau hatte sich die Augen zugehalten und drehte sich voller Scham zur Seite. „Verzeihen sie mein Herr! Es war nicht meine Absicht!“, entschuldigte sie sich hektisch und versuchte dem Drang zu widerstehen erneut zu schauen. Louis grinste ein wenig als Godric verwirrt zwischen ihm und der schämenden Frau sah. Godric fragte sich, wieso die Frau so tat als würde sie Louis nicht kennen. Vielleicht um die Situation nicht eskalieren zu lassen? Doch es war ganz anders.
Louis hatte sich erhoben und die Decke rutschte von seinem nackten Körper. Nur das Tuch um seine Hüften verhüllte das Wichtigste. Er verbarg seine Nacktheit nicht, sondern stellte sie stolz zur Schau. Das Louis sich so unsittlich zur Schau stellte, gefiel Godric nicht wirklich. „Ich... Ich wusste nicht das wir solche Gäste haben.“, hatte die Frau noch gestammelt, was Godric wunderte. Jedoch konnte er sich nicht damit weiter beschäftigen, da die Situation doch sehr peinlich war. „Ich danke ihnen. Wir werden das Geschirr später wieder zurück bringen.“, waren Godrics knappen Worte und er schob die Frau sanft, aber bestimmend aus dem Zimmer und schloss die Tür. Danach drehte er sich zu Louis um und sah ihn tadelnd an. Er nahm die Jeans und das schwarze Oberteil und warf diese dem Dämon über den Kopf. „Zieh dir deine Sachen über und hör auf die Frauen in missliche Lagen zu bringen“, gab er ungehalten von sich und trat wieder zu dem Tablett auf dem alles mögliche für das Frühstück angerichtet war. Es war für Zwei, doch Godric war sich nicht sicher ob Louis auch aß. „Ob Dämonen überhaupt aßen?“, fragte er sich gedanklich und sah aus den Augenwinkel zu jenen, der sich gerade angezogen hatte. „Isst du ebenfalls? Oder reicht dir das Blut?“, fragte Godric und nahm sich einen der weißen Porzellanteller und ein Brötchen, welches er sich aufschnitt und mit Käse belegte. Die Wurst hatte Godric ignoriert. „Ich verzichte darauf. Ich könnte zwar essen, aber es befriedigt meinen Hunger nicht. Mir reicht es, wenn du mir Morgens und Abends jeweils ein halbes Glas Blut reichst oder einmal am Tag ein Ganzes.“, erklärte Louis. Godric hob kurz eine Augenbraue. „Du bist aber auch gar nicht unverschämt was die Mahlzeiten angeht wie? Glaubst du wirklich, dass ich dir jeden Tag eine solche Menge geben kann? Ich muss schließlich auch Leben, ohne vor Blutmangel zusammen zu brechen. Ein halbes Glas wird ja wohl jeden Abend reichen", entgegnete Godric kühl und biss herzhaft in sein Brötchen. Diese Dämonen..., dachte er sich. „Woher hast du eigentlich diese Kleidung? Hast du schon wieder gesündigt und diese geklaut?“ Godric war es schon die ganze Zeit schleierhaft, woher Louis auf einmal Kleidung dieser Zeit besaß. Da er davon ausging, dass er kein Geld hatte und Godric auch nicht solche Kleidung mitgenommen hatte, konnte es nur einen Weg geben. Dem Dämon traute er alles zu. Louis schüttelte nur den Kopf bei all dem Gerede. „Du bist schlimmer als ein Weib. Aber ja. Diese Kleidung ist nicht von mir. Ich habe sie lediglich für eine Weile ausgeliehen. Da ich keine weltliche Kleidung besitze und Amon mich frecher weise ohne angemessene Kleidung versiegelt hatte, blieb nur dieser Weg.“ Als Godric das Brötchen gegessen hatte, sah er zu seinem Gesprächspartner. „Amon ist doch nicht Schuld. Er ist schließlich nicht derjenige der etwas angestellt hat!“, verteidigte er seinen Urahn. „Oh glaubst du wirklich? Amon hat viel angestellt.“ Ein leichter Hauch von Erotik lag in der Stimme. Doch Godric wollte nicht darauf eingehen. Er war sich im Klaren, dass Amon nicht umsonst als 'schwarzer Mönch' bekannt war, doch über solche Dinge, besonders wenn sie seinen Urahnen betrafen, wollte er nicht reden. So griff sich Godric ein Schälchen mit Nutella, um dieses auf das zweite Brötchen zu schmieren. Louis wunderte sich ein wenig über Godrics Essverhalten, da alles gegessen wurde, nur die Wurst nicht. „Du isst kein Fleisch? Obwohl das Tier für dich gestorben ist? Wie sündhaft.“ Kurz runzelte Godric die Stirn, schüttelte dann den Kopf. „Denk gefälligst nach, bevor du etwas von sündhaft redest. Das Tier hier starb nicht für mich, sondern für die Masse der Leute, die in den ganzen Ländern leben. Mittlerweile wird in dieser Epoche nicht mehr nur für einen Einzelnen oder für eine Familie geschlachtet, sondern in großen Massen, für die fast gesamte Menschheit. Außerdem esse ich seit 20 Jahren schon kein Fleisch mehr und ich vermisse es auch nicht, da ich nicht einmal mehr weiß wie es schmeckt.“, erklärte Godric ruhig. „Was? Ein Tier für die Masse? Wer macht denn so etwas? Woher soll man wissen, wie viele Tiere man töten muss, um eine ganze Masse von Menschen zu befriedigen?" fragte Louis verwirrt, da in seiner Zeit jede Familie seine eigenen Tiere hatte und diese schlachtete. Die Neuzeit war wirklich seltsam, fand Louis und roch ein wenig an dem Fleisch, legte es dann aber mit angewidertem Gesicht auf das Tablett zurück. „Dieses Fleisch riecht seltsam, gar unnatürlich!“ "Nein..., nicht EIN Tier für die Masse. Sondern dutzende Tiere für die Massen. Und heutzutage ist es gleich, ob die Hersteller der Fleischspeisen wissen wie viel sie für die Massen benötigen. Es wird hergestellt, mit Zusatzstoffen versehen, weswegen das Fleisch für dich wohl so unnatürlich riecht. Dies wird gemacht, damit das Fleisch länger haltbar ist und dann wird es in die ganze Welt verkauft. Selber Schlachten tun nur noch arme Länder oder auch Bauern, aber nicht mehr die Leute aus den Städten.“ Louis schien überrascht zu sein. „Bauern dürfen eigenständig schlachten und dann auch noch Fleisch mit seltsamen Stoffen? Vergiftetes Fleisch also... widerlich.“, war Louis Meinung. Godric lachte etwas. „Natürlich dürfen sie das. Die Zeit hat sich geändert. Bauern sind keine Sklaven, oder Menschen aus der Unterschicht mehr. Sie sind wichtig für unsere Versorgung.“ Godric öffnete die kleine Schale mit dem Nutella und schmierte sie auf das Brötchen. Erneut hatte Louis Grund zur Verwunderung. Er nahm die zweite Nutellaschale zwischen Daumen und Zeigefinger um diese von allen Seiten zu untersuchen. Eine wirklich, wirklich seltsame Zeit, fand er. Als er die weiße, geschlossene Plastikschale mit der Aufschrift 'Nutella', untersucht hatte, sah er zu Godric, der genüsslich das Brötchen verspeiste. Louis machte es ihm gleich und öffnete die Schale und sofort strömte ein süßlicher Geruch in seine Nase als er erneut daran roch. Godric versuchte sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen. Für ihn war es unbegreiflich, wie sich jemand so über Nutella wundern konnte. Er fand es schon fast amüsant, unterdrückte das Lachen jedoch mit einem weiteren Biss in das leckere Schokoladenbrötchen.„Was ist dies für eine süße Speise?“, eröffnete Louis dann auch seine Frage und sah zu dem Pater. „Sie scheint zu munden, wenn ich mir dein Gesicht ansehe. Anscheinend ist diese Speise sehr klebend auf der Haut, so wie Honig.“ „Wie?“ Sofort wischte sich Godric mit der Serviette über die Wangen und es war tatsächlich so: Er hatte sich beschmiert. Es war ihm doch ein wenig peinlich. Godric liebte diese Speise. Doch meist klebte mehr in seinem Gesicht als wirklich im Magen landete. Selbst nach all den Jahren passierte ihm immer wieder mal ein kleines Malheur. „Das ist Nutella, oder einfach auch nur Schokolade. Sie ist sehr süß. Probiere es.“, forderte er Louis auf und hoffte, ihm würde weniger im Gesicht hängen als bei ihm selbst. „Ich bin gleich wieder da.“ Godric erhob sich und ging ins Bad um die Nutella, vor dem Spiegel, mit Wasser von seinem Gesicht zu wischen. Als dies erledigt war, kam er zurück um gesitteter weiter zu essen. Derweil hatte Louis ein Messer genommen und tauchte die Spitze in die cremige Masse. Für Louis sah das weniger nach Schokolade aus, sondern nach menschlichen Hinterlassenschaften. Es war genauso braun, weswegen Louis erst verwundert war, dass Godric dies aß. Doch er wollte den Worten des Paters einmal vertrauen.
Nachdem er die Messerspitze in die Schokoladenmasse getaucht hatte und ein klein wenig Nutella auf dieser nun kleben hatte, besah er sich es erst einmal erneut von allen Seiten. Für Louis bestätigte sich der Glaube, diese Schokoladencreme sah aus wie Kot. Es kostete doch ein wenig Überwindung diese Schokolade zu Probieren. „Augen zu und durch. Wenn der Pfaffe mich verarscht hat, dann brate ich ihn höchstpersönlich.“, waren Louis Gedanken und er schloss tatsächlich die Augen und führte die Messerspitze in seinen Mund. Doch es war nicht so schlimm wie er vermutet hatte. Der Pater schien Recht zu behalten! Louis schmeckte eine bisher unbekannte Süße, die sich in seinem Mund ausbreitete. Dafür ignorierte er auch die, sich seltsam anfühlende, Konsistenz, welche doch wieder an Kot erinnerte. Louis führte eine weitere Messerspitze voll mit Nutella in seinen Mund und genoss den Geschmack der Creme. Er war so vertieft darin, dass er selbst nicht mal mehr bemerkte, wie Godric sich wieder an den Tisch gesetzt hatte um weiter zu Essen. Erst als Louis das Schälchen geleert hatte, öffnete er wieder die Augen und widmete sich seinem Tischpartner. „Es ist in der tat sehr süß, aber nicht unangenehm.“, gab Louis sein nüchtern wirkendes Urteil ab. „Dafür gibt es auch Löffel, aber wie es scheint schmeckt es dir wirklich. Na wenigstens etwas. Du wirst hier noch viele Speisen und Getränke erleben, die du nicht kennst, also wundere dich nicht zu viel.“ „Ich werde mich überraschen lassen, was es noch für Speisen gibt und was du mir zeigen kannst Pfaffe.“, antwortete Louis in gewohnter Manier und stellte die leere Schale zur Seite und legte das Messer oben darauf. Godric sagte nichts dazu. Egal wie oft er dem Teufel schon gesagt hatte, er solle ihn nicht so nennen. Es würde nichts bringen. So fand er sich mehr, oder weniger, damit ab. „Vielleicht sollte ich meinen Jüngern befehligen mir so etwas zu opfern.“ Godric sah überrascht zu ihm. „Wie?“ Louis hob belehrend den Zeigefinger. „Ständig bekomme ich Jungfrauen, unberührte Männer, Schädel, Blut oder Leichen. Mit den Lebendigen kann ich noch etwas anfangen, aber mit dem Rest nicht. Doch ein Nutellaopfer wäre sehr lobenswert. Ich kann es verspeisen, auch als Beilage zu dem ganzen Menschenfleisch.“, war Louis Erklärung. Godric weitete die Augen. Er konnte es nicht mehr zurückhalten. Der junge Pater ließ das Essen auf dem Tablett sinken und fing an laut zu lachen. Ein wenig verwirrt sah der Teufel zu ihm, doch Godric hielt sich nur den Bauch und lachte weiter. Selbst nach zwei Minuten hörte es nicht auf und Louis fühlte sich ein wenig ausgelacht. „Du wagst es mich auszulachen?!“ Godric holte tief Luft, wischte sich seine Tränen weg, welche sich in den Augen vor Lachen gebildet hatten und sah zu Louis. Er versuchte sich wirklich zusammen zu reißen. Doch immer wieder kam ein Kichern aus seinem Mund. „Nein, nein. Es ist nur so... seltsam.“, versuchte er sich zu erklären und kicherte leise hinter der Hand. Louis murrte daraufhin nur genervt. Er fragte sich, was mit diesem Pater nur los war. Nun besaß er auch noch die Frechheit über ihn zu Lachen! Kurz räusperte sich Louis. „Wohl an! Wird die Reise heute weitergehen oder sind wir am Ziel angekommen?“, fragte Louis in einem ruhigen Ton und wollte von der ganzen Opfersache ablenken.
Nun beruhigte sich auch Godric wieder. Er wollte den Teufel nicht zu sehr reizen. Kurz räusperte auch er sich und trank einen Schluck Tee, danach widmete er sich der gestellten Frage. „Wir werden Heute mit dem Schiff reisen, da ich dort eine Trauung habe. Ansonsten hätten wir auch das Flugzeug nehmen können.“ Als ein reiches Paar erfuhr, dass Godric unterwegs war, hatten sie ihn angefragt ob er Zeit hätte, das Paar zu Trauen. Als Pater gehörte dies zu seinen Aufgaben und dieer kam er gerne nach. Godric mochte Hochzeiten. Sie waren sehr romantisch und er hoffte immer wieder, dass Paar möge auf Ewig in Frieden und Harmonie leben.
„Wir werden einige Tage auf dem Schiff verbringen und mit dem Zug danach die restlichen Kilometer hinter uns bringen. Dann sind wir auch schon angekommen. Es wird also eine lange Reise.“, hatte Godric erklärt und sah auf die Uhr. „Wir sollten auch langsam los. Mein Morgengebet werde ich auf dem Schiff machen müssen. Sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig.“ Godric stand auf, nachdem er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte, um dann seine wenigen Habseligkeiten wieder in der Tasche zu verstauen. Louis blieb sitzen und sah ihm zu. „Ein Schiff also...“, waren seine nachdenklichen Worte. Godric bekam dies nicht mehr mit und hatte in aller Eile alles zusammengepackt. Viel hatte er auch nicht ausgepackt, so dass er rasch fertig war. Dennoch wollte er noch das Tablett, wie versprochen, zurück bringen. Dabei fiel ihm wieder die Reaktion der Priesterfrau ein. „Eine Frage: Warum hat sie so getan als würdet ihr euch nicht kennen? Du hast selbst gesagt, du hast sie versündigt. Doch sie hatte nicht den Anschein erweckt dich zu kennen.“ Diese Frage brannte Godric schon seitdem die Frau wieder gegangen war unter den Nägeln. Louis lachte nur amüsiert. „Das liegt daran, dass ich ihr Gedächtnis gelöscht habe.“ Godric blinzelte kurz, legte seine Stirn in Falten. „Du hast was??“ Louis seufzte. „Seid ihr Menschen alle so Begriffsstutzig? Ich habe ihre Erinnerungen an mich gelöscht. Für sie bin ich ein Fremder.“ Godric sah erstaunt zu ihm. Er hatte von alle dem in Romanen gelesen, doch das wirklich jemand die Macht über das menschliche Gehirn haben konnte. Doch dies zeigte Godric nur wieder, dass er es mit einer göttlichen Person zu tun hatte. Louis grinste etwas, stand auf und lehnte sich zu Godric runter, welcher noch den Koffer schloss. „Euer hochgelobtes, menschliches Gehirn ist schwach, viel zu schwach.“, säuselte Louis und kam mit seinen Lippen denen von Godric nahe. Dieser verharrte in seiner Position. Doch als er den Atem Louis' auf seinen Lippen spürte schreckte er nach hinten. „Ach sei still! Wir sollten los!“, beließ er es dabei und verließ das Zimmer um das Tablett zurück zu bringen. Louis folgte ihm und beide machten sich auf, mit dem Taxi, welches dazu gezwungen wurde, die Schallgeschwindigkeit zu brechen, zum Hafen. Erneut hätte sich Godric beinahe von seinem Mageninhalt getrennt.
Murrend stieg Godric aus, während Louis, erneut, den Spaß seines Lebens hatte. Godric nahm sich vor, wenn er wieder in ein Auto steigen würde, dies ohne Louis zu tun. Am Hafen angekommen, waren viele Schiffe angelegt. Louis wunderte sich über die Größe der Schiffe, aber auch über ihren Baustil. Kannte er doch nur schlichtere Schiffe. „Bei der Dunkelheit. Das sind prunkvolle Meereswiegen. Sie ähneln nicht einmal den Schiffen der Unterwelt.“ Godric sah zu dem sich wundernden Dämon. „Schiffe der Unterwelt?“ Godric fragte sich ob es auch dort Seereisen gab oder überhaupt Meere und Seen. Godric sah auf seine Fahrkarte, suchte dann das dazugehörige Schiff. Dies war schnell gefunden. Es war ein riesiger Luxusliner mit dem Namen 'Goddess of Sea' welcher an der Seite mit goldener, geschwungener Schrift verewigt wurde. „Göttin der See?“, übersetzte Louis. „Genau. Mit diesem Schiff werden wir fahren.“ Mit diesen Worten bestieg Godric auch schon das Schiff, gab einem vom Personal die Fahrkarten und bestieg mit Louis das Boot. „Es wird gefährlich sein wegen den Piraten. Mit diesem Schiff wird man nicht schnell fliehen können.“, stellte Louis fest. Godric lachte kurz auf. „Keine Sorge. Hier in dieser Gegend und auf diesem Seeweg wurden noch nie Piraten gesichtet. Die gibt es eher in der Karibik als hier. Nun. Wir werden einige Tage unterwegs sein, da wir den Ozean überqueren.“, erklärte Godric ruhig und suchte den Weg zur reservierten Kajüte. Diese war auch schnell gefunden, dank der genauen Beschreibung. „Dies wird ein weiter Weg. Wer weiß wie schnell die Sklaven rudern. Deswegen nimm das.“, sprach Louis und holte seinen Spiegel hervor. Diesen klappte er auf und wisperte ein paar Worte auf Lateinisch. „Wie? Es gibt keine Sklaven!“, wollte Godric erklären, aber es war schon zu spät. „Magicales uago interminatis sicut tenebris. Tolle munera mea donec amoveret de me.“, wisperte Louis. Godric sah fragend zu ihm, hoffte das nun nichts ungewöhnliches passierte, da hier jede Menge Leute waren. Doch seine Hoffnung wurde erneut zunichte gemacht, als die verspiegelte Seite des Taschenspiegels anfing zu leuchten. Godric schreckte auf, legte seine Hände an den Rücken Louis' und schob zügig in die Kajüte, schloss die Tür hinter sich. „Louis!“, begehrte Godric auf, konnte jedoch den Blick nicht von dem was geschah abwenden. Die verspiegelte Seite leuchtete und gab ein Licht ab. Louis legte seine Hand über das Licht und im nächsten Moment formte sich das Licht zu einem Säckchen. Godric erkannte dieses. Es war dasselbe, das er an jenem Tag zu Louis gebracht hatte, als dieser noch eingesperrt war und Godric sich bereit erklärte ihm etwas zu Essen zu bringen. Doch dazu war es nie gekommen. Louis schien aber das Säckchen dennoch genommen zu haben. „W... Was ist da gerade passiert??“ Godric wusste nicht ob er das glauben sollte, was er gerade gesehen hatte. Doch wer würde dies schon. Es war unnatürlich zu sehen, wie ein Gegenstand aus dem Spiegel kam. „Nimm dies. Dann wirst du nicht sterben. Schließlich wirst du lange keine Vitamine mehr zu dir nehmen können.“ Louis dachte sich, dass Godric bei der langen Schiffsfahrt an Skorbut sterben könnte, so wie es damals oft der Fall war. Das dies Heute jedoch kein Grund der Sorge mehr war, konnte er nicht ahnen. „Bete lieber zu deinem Gott das dies reicht oder uns kein Sturm in die Tiefe reißt.“, fügte er noch hinzu. Leicht schmunzelte Godric. Irgendwie sah es gerade für ihn so aus, als würde er sich um einen Mann Gottes sorgen, auch wenn es in seinen Augen wohl nur die Nährquelle mit dem Familienring war. Aber an sich sorgte er sich trotzdem um einen Mann Gottes. „Danke. Aber ich muss dir sagen, dass in diesem Schiff keine Sklaven das Schiff fortbewegen. Dies tut ebenso ein Motor, wie bei den Zügen und den Taxis. Es ist ein riesiger Motor im Innern des Schiffes und was das Obst angeht? Wir bekommen hier jeden Tag früh, Mittag und Abend Speisen serviert.“, erklärte er ruhig und legte Louis den Beutel mit Früchten wieder in die Hand. „Du solltest sie Essen. Ich gab sie schließlich dir.“, fügte er hinzu und drehte sich um, um die Kajüte zu mustern. „So viele Speisen. Sind das jene, wovon du mir berichtet hast?“ „Nein. Die Speisen von denen ich dir erzählte gibt es hier auf dem Schiff nicht... wobei..., die Schokolade könnte es hier geben.“ Louis ließ das Säckchen wieder in dem Spiegel verschwinden. „Wieso machst du das?“ „In diesem Spiegel kann ich Dinge verschwinden lassen. Es ist wie ein Stauraum, welchen man immer dabei hat.“, erklärte Louis und schüttelte den Spiegel. Godric hörte dabei ein Rascheln, als würde etwas in dem Spiegel sein. „Hört man bei jeder Bewegung die Dinge, die in dem Spiegel sind?“ Louis schüttelte den Kopf, öffnete den Spiegel erneut. „Nein. Die Dinge die im Spiegel verschwunden sind, sind nicht mehr hier. Das was du hörst ist etwas anderes.“ Louis griff den Deckel welcher keinen Spiegel trug. Eine kleiner, silberner Harken war in einer Ecke des Deckels. Diesen zog Louis und der Deckel öffnete sich. Hinter der Deckelplatte war ein kleiner, offener Raum. Einen knappen Finger breit. Dort hatte Louis sechs Goldmünzen versteckt. Sie sahen sehr alt aus und Godric vermutete, dass diese es auch waren. Man konnte blasse Schrift auf diesen Münzen erkennen, doch sie war unlesbar. „Wenn du Geld hast, dann musst du nicht stehlen!“, tadelte Godric. Wenn der Dämon Geld hatte, wieso hatte er es nie benutzt? Godric war das ganze schleierhaft. Doch wer konnte schon die Aktionen eines Sünders erklären? Louis jedoch lachte nur. „Als würde ich diese Münzen ausgeben! Dummer Pfaffe.“, tadelte Louis zurück, was Godric wunderte. Der Dämon hatte den Deckel und den Spiegel wieder geschlossen und ließ den diesen im blauen Feuer verschwinden. „Interessant...“, staunte Godric, wandte sich dann jedoch ab. Er wollte den Dämon nicht Reizen. Die Münzen schienen Louis wichtig zu sein. Waren sie wirklich so wertvoll? Für Sammler sicherlich, doch es musste etwas anderes sein, dachte sich Godric. Louis hatte ernst geschaut. Als würde er die Münzen niemals ausgeben wollen. Doch Lucifer hatte sicherlich genug Reichtum. So war es Godric schleierhaft, wieso sich der Fürst der Finsternis um sechs einfache Münzen scherte. Fragen über Fragen, doch Godric wollte Louis nicht fragen. Um dem Drang zu widerstehen, musterte Godric das zugewiesene Zimmer. Die Kajüte war groß, dennoch gab es, jedenfalls für Godric ein Problem. Louis jedoch lachte nur. „Anscheinend ist das Schicksal. Es möchte das wir miteinander schlafen!“ „Was?! So ein Unsinn!!“, bestritt Godric und sah zu dem großen Doppelbett. Was hatte sein Bruder nur gebucht, fragte sich Godric, stellte seinen Koffer ab. Louis hingegen legte sich auf das Bett und sah Godric mit verführerischem Blick an. „Wir sollten dem Schicksal Folge leisten.“ Godric murrte etwas. „Ach sei still!“
Godric fragte sich, wieso Louis ständig mit ihm schlafen wollte. Hatte der Teufel wirklich Interesse an ihm? Oder war es etwas anderes?
~ Jedoch... wieso war der Gedanke, Louis hatte Interesse, nicht mehr so schlecht wie am Anfang? ~
Die Tage vergingen fast reibungslos und beide waren nach der Schifffahrt und der danach folgenden Zugfahrt endlich angekommen. Natürlich wäre es Godric lieber gewesen alleine zu Reisen, doch dies konnte er sich dank Louis nicht mehr aussuchen. In den sechs Tagen, in denen sie auf dem Schiff waren, hatte Godric sich nur schwerlich daran gewöhnt seinen Teil des Vertrages zu erfüllen. Doch ihm blieb keine andere Möglichkeit. Durch Louis' Heilung, auch wenn sie dem Pater sehr widerstrebte, blieben keine Narben. Doch Godric hielt zu seinem Wort und gab Louis jeden Abend, bei Sonnenuntergang, ein Glas Blut. Er hatte gemerkt, dass Louis wirklich eher nachtaktiv war. Ebenso war ihm aufgefallen, wie wenig Dämonen anscheinend schlafen mussten. In den Tagen, so wie im Kloster, hatte Louis immer nur von Sonnenaufgang bis zum frühen Mittag geschlafen. Wenn es hoch kam, gerade mal fünf Stunden. Doch der Dämon wirkte fit, sehr zum Leidwesen Godrics, welcher Louis Lieblingsziel war.
Als der Zug im Bahnhof eintraf, sah sich Godric suchend um. Der Bahnhof lag etwas erhöht, da der Ort seitlich von Bergen umzingelt war. Da Godric noch niemanden sah, der ihn und seine Begleitung abholte, ging er auf die Aussichtsplattform und genoss die Aussicht. Der Tag hatte sich schon der Mitte geneigt und die Sonne stand hoch oben. Von weitem konnte Godric Hochhäuser sehen. Ein Meer aus Grau erstreckte sich unter der Aussichtsplattform. Als auch Louis neben Godric trat, staunte er über all das was er sah. Eine Großstadt zur Mittagszeit. Selbst auf dem Bahnhof war es so hektisch, wie es in einer großen Stadt üblich war. Menschen hetzten sich von Gleis zu Gleis, Verkäufer versuchten ihre Ware an den Kunden zu bringen, Restaurants waren gut besucht. Verschiedenste Gerüche waren zu riechen, verschiedenste Sprachen und Laute zu hören. Louis war erstaunt über all diese Eindrücke. „So viele Menschen.“ Godric nickte. „Ich denke mal, das wird gleich ein ziemlicher Kulturschock für dich sein, oder eher Zukunftsschock. Aber bitte mach hier bloß nichts kaputt in der Stadt und lass' die Leute leben.“, bat Godric, sah zu seinem Begleiter, der immer noch die Aussicht genoss. An diesem Tage würde kein Gottesdienst sein, dass hieß es war ein freier Tag, den Godric nutzen wollte um in die Stadt zu gehen. Da er ahnte, dass Louis sicherlich mitgehen wollte, bereitete er ihn so gut es ging darauf vor. Doch er machte sich eher Sorgen um die Menschen, als um den Dämon. Louis passierte so schnell nichts. Doch die Menschen? Das stand auf einem anderen Blatt. „Es ist sehr Laut.“, gab Louis zu. Er hatte wesentlich feinere Sinnesorgane als die Menschen. Dies war ihm hier nicht von Vorteil. Godric wollte etwas darauf erwidern, doch eine Stimme unterbrach ihn.
„Pater! Herr Pater!“, rief eine junge Männerstimme. Godric und Louis folgten mit ihren Blicken dieser und entdeckten zwei junge Männer in braunen Roben. Louis konnte es an ihrem Geruch riechen. Es waren eindeutig Kirchenmänner. Sie hatten für den Dämon einen eindeutigen Geruch, welchen er jederzeit wiedererkannte. Die beiden Männer, es waren eineiige, schwarzhaarige Zwillinge mit blauen Augen, trugen ein langes, braunes Gewand. Während der Rechts stehende die dazugehörige Kapuze aufgezogen hatte, hatte der andere eher einen Faible für Baseballmützen und hatte auf seinem Kopf eine weiße Baseballmütze. Dieser war es auch welcher gerufen hatte. Er lächelte sie glücklich an. „Ich freue mich so euch endlich mit eigenen Augen zu sehen! Ihr Haar und ihre Augen sind wirklich blau! Erstaunlich!“, sagte er frei raus. Louis grinste etwas, während der andere Bruder, welcher anscheinend der vernünftigere und ältere war, seinen kleinen Bruder tadelnd ansah. „Jeromé! Du kannst doch nicht so respektlos mit Pater Talin sprechen!“, schimpfte er, sah dann zu dem Pater. „Es tut mir wirklich Leid. Mein Bruder ist erst seit kurzem der Kirche beigetreten. Er ist noch ein wenig überfordert mit all den Regeln. Es tut mir Leid, wenn er euch zu Nahe getreten ist.“ Godric lächelte gütig. Selten hatte er jemanden, welcher sich offen über sein Aussehen so positiv ausließ. Die Meisten, bis auf Louis, sprachen respektvoll mit ihm, da er der heilige Pater war. „Nein, nein. Bitte sorgen sie sich nicht. Ich fühle mich nicht beleidigt.“, versuchte Godric die Situation zu entschärfen, während Jeromé ihn schuldbewusst ansah. Beide Brüder seufzten erleichtert. „Nun. Mein Name ist Jisaya Brook und dies ist mein jüngerer Zwillingsbruder Jeromé Brook. Wir sind hier um sie und ihrer Begleitung abzuholen.“, stellte sich der ältere vor, sah dann auch zu Louis und begrüßte ihn respektvoll. Als beide Brüder in seine Augen sahen, verharrten sie kurz in dieser Pose. Louis schmunzelte kurz, grinste dann. „Eine Sünde.“ Die beiden Brüder blinzelten verwirrt, Godric seufzte. „Ach nichts. Mein Begleiter ist nur ein wenig müde von der Reise!“, versuchte Godric dieses Gespräch zu unterbinden, sah tadelnd zu Louis. Dieser machte nur eine abwertende Geste.
„Nun dann. Wenn ihr alles habt, dann können wir los. Wir bringen euch zu unserer Herberge. Wir haben extra das größte Zimmer für eure Ankunft reserviert.“ „Das Zimmer?“, fragte Godric verwirrt nach. Jeromè nickte. „Ja. Wir haben mit Bruder Leon telefoniert. Da wir in der letzten Zeit viele Pilger hatten, besonders auch wegen den Katastrophen damals, haben wir viele Besucher. Leon meinte es wäre kein Problem. Wo ist Bruder Leon eigentlich?“ Godric seufzte tief. „Erneut mit ihm in einem Zimmer... Es hört nicht auf.“, wisperte er leicht verzweifelt. Louis lachte nur. „Das ist eben das Schicksal.“ „Als ob!“ Die beiden Brüder verstanden nichts, doch als Godric ihre Blicke spürte, schüttelte er nur den Kopf. „Bruder Leon ist krank geworden. An seiner Stelle ist Bruder Louis mitgekommen. Doch lasst uns gehen. Es wird spät.“, bat er. Dies ließen sich die Brüder nicht zweimal sagen und nahmen Godric das Gepäck ab, brachten es zum Auto. Es war ein großes, schwarzes Auto mit Platz für fünf Personen. Nachdem das Gepäck seinen Platz gefunden hatte, konnte es auch schon losgehen. Louis räusperte sich ein wenig. Jeromé, welcher als Beifahrer fungierte, sah zu Louis. „Was gibt es Bruder Louis?“ „Das kann ich dir sagen!“ Godric schwante übles und er sollte Recht behalten. „Wie langsam seid ihr eigentlich! Jetzt macht schneller!“ „Wie bitte?“, war von den Brüdern gleichzeitig zu hören. „Schneller fahren! Ich hasse es langsam unterwegs zu sein! Ich möchte schneller als ein Zug sein!“ „Aber Bruder Louis. Das geht doch nicht.“, kam es lachend von Jisaya. „Louis! Ich möchte endlich mal eine Fahrt ohne Katastrophen! Der Weg wird nicht lang sein. Setz dich!“, mischte sich nun auch Godric ein, welcher keine Lust hatte erneut bei einem Autorennen dabei zu sein. Er packte seinen Begleiter an den Schultern und zog ihn ins Polster zurück, da dieser schon halb im Fahrerbereich hing. „Was? Lass das! Wenn wir hier eingesperrt sind, dann haben wir auch das Recht adäquat kutschiert zu werden!“ „Ich bin damit voll und ganz zufrieden wie es ist!“ „Du bist ja auch langweilig!“ „Ach sei still!“ Die Brüder schwiegen bei dem Streitgespräch, waren auch ein wenig verwirrt über dieses. Doch dieses Mal konnte Godric die Diskussion für sich gewinnen, da Louis schon von etwas anderem fasziniert wurde. Als das Auto in die Innenstadt fuhr, sah Louis zu den ganzen Häusern, Werbeplakaten, Neonlichtern und vieles anderes, was die Aufmerksamkeit des Dämons erhaschen konnte. „Wirklich erstaunlich. Häuser so hoch das sie zum Himmel reichen. Schriften die so hell sind wie das Licht des Himmels.“ „Sind sie das erste Mal in der Stadt Bruder Louis?“, fragte Jisaya höflich. „Natürlich nicht! Ich war schon in sehr vielen. Doch nie hatten sie solche Bauwerke wie hier.“ „Oh wirklich?“ „Unser Bruder Louis lebte damals etwas altertümlicher und seitdem er ins Kloster kam, hatte er es für lange Zeit nicht mehr verlassen!“, versuchte Godric zu erklären und hoffte, dass Louis nichts Falsches sagte. Nicht auszudenken, wenn Louis erzählte, wer er wirklich war und warum er all dies nicht kannte. Doch auch Godric log nicht. Er blieb sich dem Grundsatz der Wahrheit treu. Schließlich hatte Louis durch das Siegel das Kloster wirklich nicht verlassen und lebte damals, für heutige Standards, altertümlich.
Louis schmunzelte ein wenig, während die Brüder zufrieden mit der Antwort waren. Es dauerte nicht lange und das Auto kam an einem großen Parkplatz an. Als Godric und Louis ausstiegen konnten sie sehen, dass der große Parkplatz zu einer Herberge gehörte. Diese war riesig und ganz aus weißem Stein gebaut, so wie die Kirche der Stadt, zu der die Herberge gehörte. Diese trug ihren Namen über dem Tor. Neben einem Gotteskreuz stand der Name 'St. Choral Herberge' in schwarzer Schrift. Die Fenster waren ähnlich denen der Kirchen gebaut. Sie hatten die gleiche Form. In einigen Fensterscheiben waren ebenfalls göttliche Bilder eingearbeitet. Die Tür war ein großes, schwarzes Tor aus Holz. Über dieser war auf einem Holzbalken die Segensbitte 'C+M+B' zu lesen. Louis sah zu dieser. „Christus mansionem benedicat.“, las dieser vor. Die beiden Brüder nickten. „Wenige wissen Heute noch um die Bedeutung der einzelnen Buchstaben. Selbst einige Kirchengänger nicht. Doch von einem Bruder des Pater Talins hatten wir nichts anderes erwartet.“, sprach Jisaya und trug Godrics Gepäck zum großen Tor. Louis zuckte nur mit den Schultern. „Wenn ihr meint.“, hatte er es dabei belassen, auch wenn er lieber anstatt des Christus seinen Namen dort lesen würde. Soviel göttlicher Ritus nervte den Teufel auf Dauer doch ein wenig, auch wenn er wohl nicht hier viel erwarten konnte. So hoffte er doch ein paar Seelen die Vorzüge der Dunkelheit schmackhaft zu machen.
Schnell wurde den beiden Ankömmlingen das Zimmer gezeigt. Die Herberge war auch von Innen sehr geräumig. Am Eingang hing ein großes Kreuz mit Jesus an der Wand und im Empfangsbereich lagen Kirchenbroschüren und Kirchenhefte. Über eine stabile Holztreppe ging es in den oberen Stock. Jisaya und Jeromé blieben vor der letzten Tür des Ganges stehen. In dem Gang waren nur drei andere Türen, so dass man vermuten konnte, wie groß die Zimmer waren. Davon konnten sich Godric und Louis jedoch selbst überzeugen, als die Tür geöffnet wurde und Jisaya das Gepäck in das Zimmer trug und abstellte. „Ich hoffe es ist alles zu ihrer Zufriedenheit Pater Talin, Bruder Louis.“, sprach dieser. Beide sahen sich im Zimmer um. Während Godric etwas länger das Zimmer musterte, hatte sich Louis auf das große Doppelbett geschmissen und strich sich durch die langen Haare. „Das Bett ist weich und bequem. Es ist also auszuhalten.“, gab er sein Urteil ab. Godric seufzte darüber nur und lobte das Zimmer ebenfalls. Es war sehr groß und in viele Räume unterteilt. So gab es den Hauptraum mit einem großen Bett, TV, Sofas, einem Tisch und Regale mit vielen Büchern. Angrenzend konnte Godric eine Küche sehen während er hinter der nächsten Tür das Bad vermutete. Das Zimmer war mit einem weichen, weißen Teppich ausgestattet und wirkte auch sonst sehr hell und gemütlich. Die Farben waren gut gewählt und verliehen dem Zimmer einen gemütlichen und sanften Eindruck. „Ich finde es hier schön.“, waren Godrics, wesentlich freundlichere Worte. Die Brüder bedankten sich für diese Einschätzung und verließen das Zimmer, nachdem sie Godric die Daten für den Morgen anstehenden Gottesdienst gaben. Als die Tür ins Schloss fiel, gönnte es sich auch Godric einmal genüsslich zu strecken. Lange hatte die Reise gedauert und nun war er endlich angekommen. Dies war der Moment den er am liebsten hatte. Endlich am Ziel zu sein.
Ohne auf Louis zu achten, nahm sich Godric Kleidung aus dem Koffer und verschanzte sich im Badezimmer um die Kleidung zu wechseln was hieß: Raus aus der Priesterrobe, welche er am heutigen Tag getragen hatte und rein in eine dunkelblaue Jeans und ein blaues T-Shirt an dem sein Paterkranz am Kragen befestigt war. So hatte sich Godric gewandelt und außer dem Kranz, zeugte nichts mehr von seinem Beruf. Zufrieden über sein Aussehen verließ er das Bad und legte die Robe ordentlich in den Koffer. Erst als dies erledigt war, sah er zu Louis in dessen Gesicht sich Erstaunen abzeichnete. Das Godric so etwas anzog, hätte Louis eher weniger gedacht. Der erstaunte Dämon stand auf und umkreiste Godric musternd. „Hmm, diese Hose macht einen guten Hintern! Ich hätte nicht gedacht, dass du auch gut aussehen kannst“, meinte Louis. Diese Klamotten schienen dem Dämon deutlich mehr zu gefallen als die Roben. Godric hatte misstrauisch zugesehen wie Louis ihn umkreiste wie ein Aasgeier seine Beute. „Vielleicht sollte ich mir eine schlabberige Hose besorgen damit du mir nicht so auf den Hintern stierst“, kam es seufzend von ihm. Auf den Rest antwortete er nicht mehr. Eher kramte Godric seine Geldbörse aus dem Koffer. Da er im Auftrag der Kirche unterwegs war, hatte er natürlich auch etwas Geld von dieser bekommen. Dies wollte er nun benutzen um in die Stadt zu gehen und sich alles anzusehen. „Kommst du mit in die Stadt?“, fragte er nur und trat zur Tür. Hoffentlich legte er nicht alles in Schutt und Asche, dachte sich Godric zweifelnd. „In die Stadt? Na gut! Ich werde dir die Ehre meiner Anwesenheit zuteil werden lassen!“, antwortete Louis und folgte seinem Begleiter. „Wie gütig.“, waren Godrics letzte Worte und beide machten sich, zu Fuß, auf den Weg in die Stadt.
Es dauerte ein wenig, da die Herberge ein wenig entfernt war vom Stadtkern. Doch nach einer halben Stunde Fußmarsch waren beide auch schon angekommen. Nach ein paar weniger belebten Gassen standen beide in einer belebten Fußgängerzone. Louis beobachtete die Menschen. „Sie sehen sehr gestresst aus. Damals waren Menschen schon sehr gestresst, doch der Stress dieser Menschen ist deutlich höher.“, stellte Louis fest. „Ja stimmt. Die Menschen sind wirklich sehr gestresst und immer hektisch. Hier in der Großstadt mehr als in den kleinen Städten und auf den Ländern. Hier in den Städten boomt sozusagen die Wirtschaft und jeder Mensch arbeitet hart und nimmt sich auch keine Zeit mehr für Entspannung. Sie lassen sich auch unbewusst von allen Seiten Stressen und einspannen", kam es von Godric zustimmend während beide an ein paar Geschäften vorbei gingen. Nach einer Weile blieb Godric kurz stehen um sich ein Schaufenster an zu sehen und deren Inhalt, doch dann ging er weiter. Godric hatte kaum Interesse an Waren und Besitztümer. Er hatte sich dem Reichtum abgeschworen und im Kloster das Leben der Bescheidenheit gewählt. „Wenn du Fragen hast, dann stelle sie mir. Ich werde schauen ob ich sie beantworten kann", fügte er Sacht hinzu. „Boomen? Wirtschaft? Kein Wunder das die Menschen immer weiter absinken wenn es keine Zeit für Entspannung gibt. Es riecht hier auch ziemlich. Schwefelgruben sind nichts dagegen. Halten die Menschen bei all ihrem Stress wenigstens den Sabbat ein?“, fragte Louis und musterte ein Geschäft. Louis legte die Hand auf das Glas des Schaufensters, klopfte dann an dieser.
"hm... der Geruch in Städten ist normal. Hier ist die Luft wegen der ganzen Abgase nicht mehr so sauber wie auf dem Land. Die Menschen sind dran gewöhnt, ebenso an den Krach“, erklärte Godric nachdenklich. „Den Sabbat... nun ich denke nicht alle werden ihn einhalten. Die Meisten haben Samstag und Sonntag Ruhetag, doch viele arbeiten auch an diesen Tagen. Manche um ihre Familien und sich selber durch zu bringen und andere, weil sie dem Arbeitswahn verfallen sind. Wieder andere haben Schichtarbeiten, das heißt, dass sie am Wochenende Arbeiten und in der Woche frei haben. Es gibt auch Leute die Arbeiten Nachts und schlafen am Tag oder arbeiten am Tag und schlafen nachts... Nun ja, die Welt hat sich viel gewandelt.“, fügte er hinzu. Louis schüttelte den Kopf über all diese Zustände.
Erneut klopfte Louis an die Scheibe, da das Schaufensterglas etwas war, was Louis nicht kannte. „Lass die Scheiben ganz. sonst musst du sie bezahlen!“, waren Godrics mahnende Worte. Doch nicht nur Godric hatte gemerkt das Louis die Scheibe untersuchte. Eine Frau, welche im Laden arbeitete, sah zu Louis und Godric. Sie stand auf und rannte aus dem Modegeschäft, zu dem das Schaufenster gehörte, nur um vor den beiden stehen zu bleiben. Godric dachte erst, sie sei aufgebracht, da Louis an die Scheibe geklopft hatte. Doch es ging um etwas ganz anderes. „Können sie mir helfen??“, fragte sie gerade raus und richtete sich ihre bis zur Hüfte gehenden, roten Haare und sah mit ihren grünen Augen bittend zu den beiden Männern. „Helfen? Wie können wir ihnen Helfen gute Frau?“, fragte Godric sofort, da er den Drang hatte in seiner Position, zu helfen. Die schlanke Frau sah zu Godric, lächelte kurz, sah dann aber zu Louis. „Es geht mir eher um diesen schönen Mann! Er sieht perfekt dafür aus!“ Louis sah sie verwundert an. „Ich weiß das ich perfekt bin Weib. Doch weswegen sollte ich mich dazu herab bewegen dir zu helfen.“ Godric stieß Louis mit dem Ellbogen in die Seite. „Mein Begleiter spricht etwas wirr. Um was geht es?“ Die Rothaarige lächelte nachsichtig und bat beide in ihren Modeladen. Eine braunhaarige Mitarbeiterin bot beiden eine Tasse Tee an, welche Godric gerne annahm. „Wirklich sehr lecker.“, lobte er diesen nach einem Schluck. Louis ließ seinen Tee unberührt und sah zu den beiden Frauen. „Worum geht es hier?“, wollte er endlich wissen. „Ich bitte sie mir auszuhelfen! Meine Models sind krank und ich bin verzweifelt!“, eröffnete sie. „Models?“, kam es gleichzeitig vom Pater und Dämon. Die Frau nickte. „Ich brauche dringend ein Model für meine Gothic Entwürfe. Die Kleidung ist im Laden, doch ohne Model und einem Fotoshooting kann ich diese nicht publizieren. Eigentlich wäre ein professionelles Model dafür eingesprungen, aber dieses ist Krank geworden. Dann habe ich sie auf der Straße gesehen! Diese schwarzen Haare! Diese roten Kontaktlinsen und diese weiß eingepuderte Haut! Einfach perfekt!“ Louis verstand die Welt nicht mehr und auch Godric sah ungläubig zu der Dame. Diese schien Louis' unnatürliches Äußeres für unecht und herbeigeführt zu halten. Einerseits konnte Godric die Dame verstehen. Würde er es nicht besser wissen und Louis auf der Straße begegnen, würde auch er den Dämon für einen dieser Gothic-Models halten. „Entschuldigen sie. Doch wir sind auf dem Weg in die Stadt um uns die Sehenswürdigkeiten anzusehen.“, versuchte Godric zu erklären, jedoch kam dieses wohl falsch an, da die Frau freudig in die Hände klatschte. „Es ist so schön ein schwules, aber schönes Paar zu sehen! Es tut mir Leid euch in ihrer Liebe gestört zu haben!“, fügte sie freudestrahlend hinzu. Nun verschluckte sich auch Louis an dem Tee und lachte etwas, sah süffisant zu Godric. „Ich habe dir gesagt Pfaffe, das Schicksal will es so.“ Der genannte schlug sich nur die Hand auf die Stirn und fragte sich, in welchen seltsamen Film er sich gerade verlaufen hatte. Wie kam die Dame denn darauf, dass er und Louis schwul waren! Und auch noch ein Paar! „Was? Wir sind kein Paar!“, bestritt er, worauf Louis es sich nicht verkneifen konnte zu fragen ob ihm der Punkt, man hielte ihn für Schwul, nicht stören würde. Doch Godric verengte nur kurz die Augen und sah zu dem vorwitzigen Dämon, welcher noch einen drauf setzte. „Oh Angetrauter! Verleugnest du mich nun? In aller Öffentlichkeit, vor aller Augen? Deine Worte sind wie ein Dolch, welcher mir ins Herz gestoßen wird.“, kam es theatralisch von Louis, welcher seinen Handrücken auf die Stirn legte, während die andere Hand auf dessen Brust lag. Auf Godrics Wangen erschien eine Röte, zeitlich entsetzen in seinem Blick. Wie kam Louis jetzt dazu eine Show zu veranstalten?? Der Pater wusste nicht mehr was er sagen sollte. Sämtliche Blicke waren auf ihn gerichtet. Die Frauen hatten Mitleid mit Louis und jener sah, gespielt gekränkt, zu ihm. „Ahh Schluss jetzt! Wir helfen ihnen! Doch bitte, hör auf mit diesem Theater Louis!“, versuchte Godric sich verzweifelt aus der Bredouille zu bringen. Normalerweise war er nicht so leicht in die Ecke zu drängen, doch der Dämon schien zu Wissen, wie man es Godric besonders schwer machte. Etwas bei dem Godric weich wurde war, wenn die Menschen falsch von ihm dachten. Er gab sich stets Mühe redlich und ehrlich durch das Leben zu gehen. Zu Helfen und zu Geben wo er konnte. Solche Situationen waren ihm nicht nur Unbekannt, sondern auch peinlich. Die rothaarige Dame strahlte glücklich. Sie wusste zwar nicht was zwischen den Beiden los war, doch sie freute sich über die Hilfe. „Bitte helfen sie uns!“, bat sie Louis erneut. Dieser überlegte kurz. „Hmm... Für einen kleinen Gefallen werde ich es tun.“ Natürlich war Louis nicht uneigennützig. Er zog für sich immer den größtmöglichen Vorteil aus einer Sache. „Ich werde alles tun, wenn sie mir helfen.“ „Das hört sich doch schon mal perfekt an!“ Godric rollte nur mit den Augen. Er konnte sich vorstellen wie dieser 'Gefallen' aussehen würde. „Erneut planst du zu sündigen? Dies auch noch in meiner Gegenwart? Hast du gar keinen Scham?“ Auf diese Worte lachte er nur. „Ein Sünder verspürt keinen Scham, wenn dieser eine Sünde begeht. Vergiss nicht wen du vor dir hast.“, antwortete er nur salopp und stand auf, wandte sich zu der Rothaarigen. „Also gut. Welche Mission muss ich erfüllen? Wen muss ich über die Klinge springen lassen? Ich habe schon lange nicht mehr getötet!“, fragte er voller Vorfreude und dachte anscheinend, Model stehen sei etwas brutales. „Töten? Klinge? Aber nicht doch!“, verneinte sie lachend, dachte sich Louis würde sich einen Scherz erlauben. „Du stehst mir Model. Ziehst die Kleidung an, die ich dir gebe und lässt dich Ablichten.“ Die Designerin erklärte den beiden das es um das Thema „Black and White“ ging. Schwarze und weiße Gothic- Kleidung. „Es soll so etwas wie eine Gegenüberstellung von Böse und Gut sein. Ich wollte es vorstellen bei der nächsten, größeren Messe. Vielleicht schneidere ich auch schwarze Priesterroben!“, kam es von der Frau sie schielte, so wie Louis, zu Godric. Durch den weißen Priesterkranz hatte sie bemerkt, dass ein Pater vor ihr stand. „Eine schwarze Robe... Das kommt mir bekannt vor! Also kannst du dem da eine gute Robe machen?“, fragte Louis leicht hoffend, da er Godrics Roben nach wie vor schrecklich fand. Die Dame nickte lächelnd. Godric sah zwischen beiden hin und her, schnaubte kurz beleidigt. „Nein danke!“ Mit diesen Worten nahm er sich erneut einen Schluck Tee und sah zur Seite. „Waren sie denn wirklich so hässlich?“, dachte sich Godric im Stillen während Louis und die Rothaarige grinsten.
Louis ging zu einer Umkleide, welche ihm die braunhaarige Assistentin gezeigt hatte. Zeitgleich bekam er auch ein Outfit das er anziehen sollte. Mit diesem im Arm verschloss Louis die Kabine und zog sich um. Es war Anfangs recht umständlich für ihn, da diese Kleidung doch anders war, als die Kleidung die er kannte. Doch schnell hatte sich der Dämon angezogen und besah sich im großen Spiegel, der in der geräumigen Umkleidekabine hing. Es war genug Platz um sich zu bewegen und ein paar Schritte zu gehen. In der Ecke fand ein Stuhl seinen Platz, auf dem Louis seine alte Kleidung gelegt hatte.
Louis war begeistert von dieser Art von Kleidung, welche er nun trug. Gut gelaunt verließ er deswegen die Kabine und präsentierte sich seinem Publikum. Die Damen staunten über sein Aussehen und auch Godric, welcher sich eines Blickes nicht verwehren konnte, starrte den Teufel regelrecht an. Louis gab eine sehr gute Figur in der Kleidung ab. Sie wirkte, als wäre sie für ihn geschneidert worden. Der Stoff schmiegte sich elegant an seine Haut und verlieh dem Teufel ein neues Äußeres. Louis schlanke Beine wurden von knielangen Boots mit einem zehn Zentimeter hohen Absatz betont. Der schmale, aber dennoch mit Muskeln versehene Oberkörper wurde durch ein enganliegendes, weißes Top, das bis zum Bauchnabel ging, zur Geltung gebracht. Ein schwarzes Netzhemd mit kurzen Ärmeln ließ bei dem Betrachter einen Hauch von Erotik und Versuchung hochkommen. Um Louis schlanke Taille lag ein Nietengürtel, der einen schwarzen, mit Schnallen versehenen und bis zu den Knien gehenden, Männerrock hielt. Die Arme wurden geziert von schwarzen Stulpen und an Louis filigranen Fingern kam sein dämonischer Ring, durch das Outfit, nun gut zur Geltung. Godric hatte nicht gedacht, dass Louis so gut Aussehen konnte. Der Dämon wirkte in einem ganz anderen Licht und zeitgleich irgendwie menschlicher.
~ Es war, als würde mein Herz springen. ~
Godric wandte seinen Blick ab, als Louis den Pater mit einem kecken Blick ansah. Hatte dieser geahnt was in dem Mann Gottes vor sich ging? Die verwirrenden Gedanken und Gefühle? Godric versuchte sich nichts anmerken zu lassen, wollte nicht das Louis es erfuhr. „Ah fantastisch!“, freute es die Designerin, die es nicht glauben konnte, wie gut ihre Kleidung an Louis wirkten. Sie hatte die Kamera gezückt und von allen Seiten Fotos geschossen. Erst war Louis etwas erschrocken, da er Kameras nicht kannte. Licht, so hell wie ein Blitz, aus einem solch kleinen Gerät war wirklich mysteriös. Doch als er merkte, dieses Licht würde ihm nichts anhaben, posierte er so wie es die Dame ihm vorschlug. Nachdem einige Bilder in verschiedenen Lichtverhältnissen und Posen geschossen wurden, bekam Louis ein zweites Outfit, das er anprobieren sollte. So ging es erneut in die Kabine. Auch das zweite Outfit gefiel dem frisch auserkorenen Model und zeigte es seinem Publikum. „Gothickleidung für den Teufel. Wie Ironisch.“, hatte Godric geflüstert und knabberte an einem Keks, welchen er zum Tee dazu bekam. Dennoch musste er etwas Lächeln. Es schien Louis zu erfreuen. „Fast wie ein Kind zu Weihnachten.“, verglich Godric die Situation und schmunzelte. Damit hatte er nicht Unrecht. Louis hatte viel Spaß und als er mit dem zweiten Outfit aus der Umkleidekabine kam, schien es ebenso gut anzukommen wie das Erste.
Die Schuhe wurden beibehalten, doch nun zierte der Oberkörper nur noch ein transparentes, schwarzes Seidenhemd mit einem weißem Aufdruck eines Kreuzes und dem Spruch 'Come to the dark Side'. Der Rock wich für eine enganliegende, schwarze Hose welche an der Seite Schnallen hatte und am Bund silberne Kettchen. Komplettiert wurde das Outfit mit einem zum Knöchel gehenden, schlichten, schwarzen Ledermantel. Auch dieses Outfit fand gefallen beim Publikum und während die Designerin, mit Hilfe der Assistentin, versuchte perfekte Fotos für den Katalog zu schießen, sah Louis zu Godric. „Na? Dein Partner ist doch heiß!“, kam es lachend von Louis. Godric spülte den letzten Keks mit einem Schluck Tee hinunter und sah zu ihm. „Wenn ich einen habe, dann kann ich dir dies bestätigen.“, konterte Godric, konnte sich jedoch nicht des Gedankens verwehren, dass Louis wirklich gut aussah.
Nach knappen zehn Minuten war die Fotosession für das zweite Outfit ebenfalls beendet und die Dame bedankte sich erneut für die Hilfe. „Mehr habe ich noch nicht geschneidert! Jedoch haben sie mir wirklich sehr geholfen! Die Fotos sind einfach super geworden! Als Dank und Entlohnung möchte ich ihnen diese Vorführstücke schenken. Da sie in ihrer Größe sind, passt es perfekt.“, sprach die Frau. Louis überlegte kurz, nickte dann. Während Godrics Kutte ein wenig zu groß war und auch die Kleidung des Priesters nicht komplett passend war, waren diese Kleidungsstücke perfekt für den Dämon. Louis grinste etwas, sah in den Spiegel. Er hatte das zweite Outfit gleich anbehalten. „Wenn du das sehen würdest Amon, dann würdest du umkippen!“, waren die verführerisch klingenden Worte des Dämons. „Wieso sollte Amon umkippen?“, war Godrics Frage, während die braunhaarige Assistentin die restliche Kleidung sorgfältig in eine große Tüte packte. Es war Godric schleierhaft wie Louis darauf käme, dass Amon sich für so etwas interessieren würde, gar umkippen, wie es der Dämon behauptete. Louis lachte jedoch nur überlegen. „Warum er umkippen würde? Ganz einfach! Amon ist ein sehr lüsterner Mann!“ Daraufhin lachte Louis erneut. „Bei so vielen sündigen Kleidungsstücken, welche so viel Haut freigeben, würde Amon in Tränen vor Freude ausbrechen! Das man heute selbst die Sünde so bereitwillig verkauft. Diese Zeit ist fürwahr sehr seltsam.“, fügte Louis hinzu und drehte sich zu dem blauhaarigen Pater. Dieser war weniger begeistert über diese Informationen. Er konnte es nicht glauben, was Louis sagte. Er stieß den kleineren Dämon gegen die Brust. „Nur weil du ein Dämon bist, musst du noch lange keine Lügen über meine Verwandtschaft verbreiten. Ich verbitte dir weitere Unterstellungen.“, waren seine strengen Worte. Amon ein lüsterner Mann? Niemals! Godric ließ es nicht zu, dass man solch ein Urteil über seinen Verwandten fällte. Amon war ein heiliger Mann, trotz seines zweifelhaften Rufes. Jedoch achtete und verehrte Godric seinen Verwandten Amon. Jener der es sogar schaffte Menschen, die ihn hassten, zum Glauben an ihn bewegt zu haben. Godric hatte damals schon über den Ruf des 'schwarzen Mönchs' gehört. Jedoch verehrten die Menschen Amon gleichermaßen. Der Pater hatte große Bewunderung für seinen unbekannten Urahn, welcher es sogar schaffte diese zum Glauben an ihn zu Bewegen.
Louis verließ mit Godric den Laden, ließ die Tüte, wie das Säckchen mit den Früchten auf dem Schiff, im Spiegel verschwinden. Erst danach widmete er sich den Unterstellungen Godrics. Kurz lachte Louis auf, sah dann jedoch kühl zu Godric. „Ich spreche nicht mit gespaltener Zunge. Es ist die Wahrheit. Woher glaubst du zu Wissen wie Amon war? Warst du etwa dabei? Ich befürchte nein! Jedoch ich. Also unterstelle mir nichts, Mensch!“ Godric sah weiterhin mit festem Blick zu ihm, dennoch gaben ihm die Worte zu denken. Das Amon wirklich solch eine Art Mensch war, würde Godric nicht glauben. Jedoch wusste er, Louis sprach in seiner Sicht die Wahrheit. Er hatte Amon getroffen, erlebt. Godric nicht. Jedoch hielt er weiter an der Redlichkeit des Urahnen fest und tat diese Einschätzung als Sicht eines Dämons ab. „Nun ja. Mir egal. Die Dame schuldet mir noch einen Gefallen und diesen will ich nun einlösen. Also warte hier!“, waren Louis deutliche Worte. Godric rümpfte die Nase, war empört, dass Louis wirklich glaubte er würde warten nur weil dieser eine Sünde begehen wollte! „Ich...-“, fing Godric an, kam jedoch nicht weiter. Ein lauter Knall unterbrach ihn und das zerspringen von Fensterscheiben war zu hören. Menschen riefen panisch umher und von Weitem konnte Godric eine aufgebrachte Masse sehen, die panisch flüchtete.
„Anscheinend ist die Entspannung vorbei!“ „Meine Entspannung hat nicht einmal angefangen!“, konterte Godric. Louis schmunzelte, legte seine Hand auf die Wange und sah desinteressiert zur Menschenmasse. „Na endlich. Ich dachte dieses Versteckspiel würde ewig dauern.“, waren Louis' gelangweilten Worte. Godric sah zu diesem, dann zur Menschenmasse. „Was meinst du damit? Wir müssen helfen! Wir, -“, jedoch wurde der Pater erneut rüde Unterbrochen. Dieses Mal von Louis selbst. Dieser hatte ausgeholt und Godric einen saftigen Tritt in das Hinterteil verpasst. Durch die Wucht des Tritts landete dieser schreiend in einem Berg aus Müllsäcken. Doch dies hatte Louis nicht nur aus Freude getan, sondern an dem Platz wo Godric noch vor ein paar Sekunden stand, schoss ein Blitz in den Boden und riss ein großes Loch in den Asphalt. Daraufhin rannten die Menschen, welche noch auf der Straße waren, schreiend und aufgebracht davon. Bremsen von Autos quietschten, da ihre Fahrer eine Vollbremsung hinlegten. Man hörte wie einige Autos anderen in den Kofferraum fuhren, da sie nicht mehr rechtzeitig bremsen konnten. Chaos breitete sich auf den Straßen aus und die Autofahrer die aus ihren Autos kamen, flohen. Jene die eingesperrt waren, bangten um ihr Leben. „Rennt nur ihr Hühner. Bringen wird es euch nichts in der dunkelsten Stunde.“, kam es unter leisem Lachen von Louis. Dieser strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ging ein paar Schritte auf die Straße. Louis hob seinen Kopf, wandte seinen Blick Richtung Himmel. „Komm raus, der, du es wagst mich angreifen zu wollen!“, rief Louis fordernd. Godric derweil befreite sich aus dem Müll und nahm sich vor, wenn er wieder im Kloster ist, wirklich mehr zu Trainieren. Nun konnte es Godric noch als Überraschungseffekt abtun, dennoch war er weniger begeistert über diese unsanfte Rettung. Auch er sah in den Himmel und wartete ab, Wer oder Was Louis' Forderung folge leisten würde.
Es dauerte auch nicht lange und ein Schatten war in einer Gasse zu sehen. Er war groß und man konnte deutlich Hörner erkennen. Sofort griff Godric unter sein Hemd, hatte seine Bannzettel immer griffbereit. Der Pater wusste nie, wann man diese mal benötigen würde. Doch er hatte gelernt, man solle sie immer für den Notfall dabei haben. Louis derweil sah das Ganze entspannter. Er lehnte sich gegen eine Straßenlaterne und beobachtete, wie der Schatten immer kleiner und kleiner wurde. Zeitgleich war eine Gestalt zu sehen, die langsam aus der schützenden Dunkelheit hervor trat. Es war ein junger Mann mit rotblondem, kurzen Haar. Jedoch war es kein gewöhnlicher Mann. Die schwarzen Hörner auf seinem Kopf, welche leicht nach außen gebogen waren, zeichneten ihn deutlich als Dämon aus, ebenso wie seine spitzen Zähne, welche man durch das Grinsen erkennen konnte. Auch lange Fingernägel konnte Godric erkennen. „Ein Wesen der Finsternis...“, hauchte Godric. Er hatte nicht gedacht so schnell wieder eines zu sehen. Einerseits war es ihm schleierhaft, dass er nur Louis in all der Zeit getroffen hatte. Besonders nachdem die anderen Dämonen von diesem besiegt wurden, als diese das Kloster überfallen wollten. In all der Zeit hatte sich Godric gewundert und sich gefragt ob es noch mehr von Louis' Sorte gab. Wenn es Lucifer gab, dann musste dieser auch Untertanen besitzen und Godric bezweifelte, dass alle Untertanen an jenem Tag getötet wurden. Nun war erneut ein Wesen der Finsternis aufgetaucht. War es erneut feindlich gegenüber Louis gestimmt?
Der Rotblonde ging auf Louis zu, blieb einige Schritte vor ihm stehen. Wollte er ihn angreifen? Godric sah gebannt zu den Beiden. Wieso tat Louis nichts? Was ging da vor? Der unbekannte Dämon hatte einen neutralen Gesichtsausdruck. Man konnte nicht ablesen, ob dieser feindlich gesinnt war. Jedoch hatte er doch den Blitz geschickt. Der Dämon blieb stehen, umschloss mit einer Hand seine andere, die er zur Faust geballt hatte. Mit beiden Händen zum Gruß vor der Brust kniete er nieder und senkte demütig den Kopf. „Ich freue mich euch endlich wieder auf der Welt zu wissen mein Herr, unser aller Herr Lucifer. Wir haben lange, voller Freude, auf diesen Tag gewartet.“, sprach er äußert demütig und ließ den Blick gesenkt, wagte es nicht seinem Herren in die Augen zu sehen. Godric ließ die Hand mit seinen Bannzetteln sinken, da der Dämon sich unterwürfig gab. Es schien sich um einen Verbündeten von Louis zu handeln. Godric wusste, wenn er jetzt eingreifen würde, dann würde es ein böses Ende geben. Vielleicht sogar Louis selbst gegen sich aufbringen.
„Freude?“, lachte Louis auf und stemmte eine Hand an seine Seite. „Mir scheint, deine Freude hat einen seltsamen Ausdruck.“ Damit schielte er kurz zu dem Krater im Boden. Der junge Dämon lachte peinlich berührt. „Verzeiht. Ich hatte mich vor Freude nicht unter Kontrolle!“ Godric und Louis gaben sich beide verwundert, doch dann sprach Louis weiter. „Nun, deine Freude in allen Ehren, was willst du hier?“, kam er auf den Punkt. Etwas was Louis nicht mochte war es, wenn man um den heißen Brei redete. Er verschwendete ungern seine Zeit mit langen Reden. Kurz sah der Dämon zu Godric, welcher zu Louis gegangen war. „Amon?“, fragte der Dämon verwirrt, doch Louis korrigierte ihn. „Nein. Ein Nachfahre von ihm.“ „Ich verstehe! Ein neues Pet. “ Godric hob eine Augenbraue. „Wie bitte? Pet?“, empörte sich Godric. Hatte dieser Dämon einen zu viel auf die Rübe bekommen? Godric gefiel die Sache nicht. Louis lachte daraufhin. „Darüber nachzudenken ist noch zu früh. Jedoch war Amon niemals ein Pet.“ „Wie? Verzeiht. Ich verstehe euch nicht. Die Menschen sind doch nur Spielzeug. Wie kann Amon kein Pet sein?“ Louis seufzte entnervt, woraufhin der Dämon sofort schwieg. „Ich nehme an du bemerkst selbst, dass du auf meine Frage keine zureichende Antwort gegeben hast.“, waren seine kühlen Worte. Der junge Dämon nickte. „Ich bin hier wegen des Armageddon. Bald ist es soweit! Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Ich freue mich schon den Herren in Aktion zu erleben!“ Der junge Dämon wackelte kurz mit seinem Dämonenschwanz, welcher davor ruhig auf dem Boden lag. Godric wurde bei dem Wort Armageddon hellhörig. „Was? Moment mal!“, mischte er sich ein. Der Dämon sah ungehalten zu Godric, welcher sich jedoch nicht aufhalten ließ, trotz des Blickes. „Niemand wird hier die Welt vernichten! Ihr glaubt doch nicht, ich sehe tatenlos zu und lasse euch das Ende der Welt planen!“, waren Godrics wütende Worte und wandte sich an Louis. „Dämonen sind alle gleich. Ich hätte dich gleich zurück sperren sollen. Ich bin wirklich zu dämlich.“, knurrte er wütend und teils auch etwas enttäuscht. Godric hatte wirklich gehofft, dass es trotz Louis' nicht vorteilhaften Anwandlungen doch Gutes in ihm gab. Er hatte in all der Zeit die er mit ihm verbrachte aus dem Auge verloren, wer er wirklich war. Er war Lucifer, der Satan und Bringer der Dunkelheit. Feind des Himmels und Bote des Armageddon! Der Antichrist, welcher die Welt in seine Klauen bringen wollte.
„Schweig still, Mensch! Das Armageddon kann endlich stattfinden. Ich lasse nicht zu, dass du uns behinderst! Wo doch so viel schiefgelaufen war damals. Wir hatten wirklich große Sorgen, als der Meister verschwunden war!“ Godric murmelte ein paar Worte, doch Louis hielt dem Pater den Mund zu, sah dann wütend zu dem Dämon. „Schiefgelaufen, ja?! Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“, zischte Louis gefährlich. Godric, welcher sich aus dem Griff befreien wollte, blieb still und hörte zu. Selten hatte er Louis so wütend und gefährlich klingend erlebt. Das letzte Mal bei seiner Befreiung, bei dem Kampf mit Decus. „Bitte regt euch nicht auf Herr. Als Zeichen unseres guten Willens werden wir ein wenig die Stadt auf Vordermann bringen. Sicher wahrt ihr von dem Anblick dieser Welt höchst angewidert. Stressige Menschen, hohe Bauten die ketzerisch in den Himmel ragen und Fortbewegungsmittel die nicht nur laut sind, sondern auch unsere schöne Luft verpesten.“ Godric sah zwischen den Dämonen hin und her. Was wollte dieser kleine Dämon? Er wollte doch nicht...
Er wollte es.
Louis ließ Godric los, brachte sich auf Abstand. In diesem Moment zersprangen hinter ihm die Scheiben des Modegeschäftes. Schnell brachte sich auch Godric in Sicherheit, hoffte das die beiden Frauen in Sicherheit waren. Doch so viel Glück hatten diese nicht. Das Geschäft ging in Flammen auf. Diese rissen alles mit sich und man hörte nur noch das Schreien der beiden Frauen. Diese waren gerade am lebendigem Leibe verbrannt. „Damit fällt der Sex wohl flach.“, kam es schon fast Mitleidig von Louis. „Ist das alles woran du denken kannst?!“, fauchte Godric. Der rotblonde Dämon lachte. „Genießt die Show!“ „Oh nein!“ Godric rannte auf den Dämon zu, murmelte einen Spruch und klebte dem Dämon, ehe er es sich versah, den Bannzettel ins Gesicht. „Zerstöre noch eine Sache und du zerstörst dich selbst!“, waren Godrics kühlen Worte, welcher den Dämon mit einem Bann belegt hatte. Der Dämon grinste jedoch nur, schlug Godric mit dem Fuß in die Magengrube und hatte ihn über das nächste Auto getreten. „Ach Amon~ Du störst beim Spielen.“, waren seine kühlen Worte, während Godric vor Schmerz stöhnend vom Autodach rollte und auf dem Boden aufkam. „Es wird wohl gleich regnen.“, mutmaßte Louis und stellte sich unter den Sonnenschutz des Geschäftes was neben dem Modeladen stand. Louis sollte Recht behalten. Als der Dämon erneut ein Feuer beschwören wollte wurde Godrics Bann aktiv. Eine Hitze breitete sich in dem Dämon aus, fraß sich nach Außen und ließ die Haut wie Torf abbröckeln. Der Dämon schrie auf, versuchte den Zettel von sich zu reißen, doch es geschah nichts. Godrics Bann war zu mächtig und der Dämon ging in Flammen auf, verbrannte selbst an seinen eigenen Flammen. „Mein Herr! MEIN HERR!!!!“, schrie er, hoffte auf Rettung. Doch Louis sah nur kühl zu diesem. „Du hast meinen Vertragspartner angegriffen. Nun sollst du dafür bestraft werden.“ Der Dämon weitete vor Schock die Augen, sank auf die Knie, da sie zu schwach waren ihn zu tragen. Mit einer Hand stützte er sich an der Straße ab, die andere streckte er verzweifelt und hilfesuchend zu Louis. Dieser jedoch sah ihn nur mit kalten Augen an und sah zu wie das Feuer sich immer tiefer in den Dämon fraß.
„Wieso sollte ich dir helfen? Wieso sollte ich erneut das Armageddon einleiten?“, wisperte Louis kalt, fixierte den sterbenden Dämon mit seinem Blick. „Ihr seid der Herr. Ihr seid Lucifer!“ „Ihr habt mich verraten!“ knurrte Louis wütend, ballte seine Hände zur Faust. „Ich wurde 1500 Jahre eingesperrt! Durch euren Verrat!“ Louis sah den Dämon hasserfüllt an. Godric versuchte sich aufzurichten, konnte die Unterhaltung nicht hören, da das Blut in seine Ohren rann und der rotblonde Dämon ihn über die Straße geschleudert hatte mit seinem Tritt. Mühevoll richtete sich Godric auf, hielte sich an einem Auto fest und nahm langsam einen Schritt nach dem anderen, ging auf die Dämonen zu. In der Straße hatten sich Risse gebildet. Risse welche vor Louis anfingen.
Godric musterte den Dämon. Er war so hasserfüllt. In Louis Blick lag kein Mitleid über den Tod seines Untertanen. Alles was Godric in seinem Blick sah, war Kälte und Hass. Eine Gänsehaut machte sich bei ihm breit. Er spürte es, er spürte es deutlich. Den Hass Lucifers. Sie ging ihm durch Mark und Bein. Selbst die Welt spürte diesen Hass, diese dunkle Aura, welche für Godric noch stärker war als sonst. Er wusste nicht was Louis so hassen ließ, hatte keine Ahnung was damals passiert war. Doch es war ein anderes Gefühl, welches sich in dem Pater ausbreitete.
Hatte er Angst vor Louis?
War es die Verwirrung?
Er wusste so wenig. Was war nur passiert?
Godric war sich im Klaren, Louis war ein Wesen der Dunkelheit. Selbst wenn dieser mit ihm im Kloster lebte, mit ihm Reiste, gar in der Stadt freudig Kleidung probierte und eine Vorliebe für Nutella entwickelt hatte. Louis war niemand geringerer als die Dunkelheit, der Hass selbst. Dennoch schien Louis nach seiner Befreiung kein einziges Mal zu den Dämonen gegangen zu sein. „L..Louis“, keuchte Godric vor Schmerz, hatte das Gefühl sich zu übergeben. Der Tritt des Dämonen hatte ihn hart getroffen. Es fühlte sich an, als hätte er einige Rippen dabei gebrochen.
Der Dämon grinste. „Wenn ihr nicht, dann Meister Decus.“, klammerte er sich an die letzte Hoffnung. Louis weitete die Augen. „Meister Decus wird das Armageddon bringen. Es wird bald soweit sein. Dann werdet auch ihr und Amon nichts mehr dagegen unternehmen können. Ich... ich...“ Weiter kam der sterbende nicht. Louis hatte seinen Fuß in dessen Gesicht gerammt, den Schädel gespalten und dessen Inhalt zerquetscht. Durch das Feuer, welches sich von Innen nach Außen fraß, waren die Knochen porös geworden. Damit war es ein Leichtes für Louis mit etwas Druck den Schädel des Dämons an die Straße zu drücken und mit festem Treten den Schädel und dessen Inhalt unter seinen Schuhen zu zerquetschen. Kühl lachte Louis auf, stoppte dann jedoch. Er spürte es. Dieses Gefühl, diese kalte Aura. Eine Aura, welche er am Meisten hasste. Eine Aura, welche er am Liebsten auslöschte. Eine Aura, die seiner so ähnlich war. Louis stellte sich gerade hin und sah in die Ferne. „Decus!“, rief er. Die starke Aura seines Bruders konnte Louis selbst 4000 Kilometer spüren. Er würde sie überall spüren. Er würde diese verfluchte Aura selbst unter Millionen spüren. Sie war schwach und verschwand plötzlich. Louis weitete erschrocken die Augen. Das sich jemand seinem Gespür entzog war noch nie passiert. Jedoch war Decus sein Bruder. Er hatte die Macht sich seinem Bruder zu entziehen.
Statt Decus Aura, erschienen andere. Immer mehr Dämonen sammelten sich in der Stadt, versammelten sich in der Einkaufsstraße in der Louis stand. Die Stadt wurde von Dämonen überrannt. Feuer entfachte, Menschen schrien, Scheiben zersprangen und Gebäude stürzten ein. Die Dämonen kannten kein Halt. Erneut sah sich Godric Dämonenangriffen gegenüber, wie damals die Vampirmorde. Doch dieses Mal war Louis hier. Dieses Mal ging es nicht darum Louis zu befreien. Die Dämonen schienen trotz dessen Anwesenheit töten zu wollen. Das Blut floss in rauen Mengen. Godric konnte es nicht weiterhin zulassen. Er rannte zum Schlachtfeld und konnte knapp verhindern, dass ein Dämon sich über ein Kind hermachte. Die Mutter lag tot hinter diesem und hatte versucht ihr Kind zu beschützen. Bevor der Dämon Hand an das Kind legen konnte schlug Godric diesen zur Seite. „Schnell! Verschwinde!“ Das Kind nickte ängstlich, rannte davon. Godric wandte sich zu seinem Gegner und sprach einen Bann. Der wütende Dämon ging zum Angriff über, wollte Godric mit seinen Klauen zerfetzen. Doch soweit kam es nicht. Er prallte an einer unsichtbaren Barriere ab. „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Gewährt mir euren Schutz, so wie ich den Sündern verhelfe in euren Schoß zurück zu kehren!“, zitierte Godric. Ein helles Licht schimmerte um den zitierenden Pater, während sein Bannzettel, welchen er mit beiden Händen festhielt und seine Stirn an das obere Ende legte, anfing zu zittern. Der magische Zettel zuckte nach Rechts, dann wieder nach Links. Er war sehr unruhig. Doch als das Licht erschien wurde der Bannzettel starr. Godric, der bei dem Zitieren die Augen geschlossen hatte, öffnete sie wieder, sah in die Augen seines Gegners. Sie waren dunkel, schon fast schwarz. So wie dessen Gesinnung. Godric sah sich das erste Mal alleine gegen einen Dämon gestellt. Damals war Louis dabei, doch dieser war in einem, für Godric, seltsamen Zustand. Ob dieser überhaupt half die Stadt zu retten? Godric war sich unsicher. Louis war immerhin niemand dem Menschenleben viel Wert waren. Dessen Gesinnung war vielleicht sogar noch Dunkler als die seines Feindes. Godric wusste im Moment nur eines: Er musste die Menschen vor den Angriffen beschützen so gut es ging. Dafür würde er Kämpfen, notfalls mit seinem Leben. Die Dunkelheit zu verbannen war seine Aufgabe, darauf wurde er Trainiert und Ausgebildet.
Der Dämon griff erneut an, rammte seine Krallen in den Lichtschutz Godrics. Dieser hörte ein Knacken und sah zu seinem Schutz. Risse erschienen in der Luft. Sie stammten von seinem unsichtbaren Schutz. Godric wusste, er würde nicht mehr lange halten. Es war das erste Mal, dass Godric diesen Schutz aussprach. Er war noch nicht ausgereift und somit schwach gegenüber einem Wesen der Finsternis, welcher wahre Tötungsabsichten hegte. Godric hörte die Schreie der Menschen, dachte fieberhaft nach was er tun konnte. Es brachte den Menschen nichts, wenn er selbst sich nur hinter seinem Schutz versteckte. Dies wollte auch Godric nicht. Er wollte sich der Aufgabe stellen, so wenig er auch von seinem Angreifer wusste. Es sollten nicht noch mehr Menschen leiden. Da kam ihm eine Idee. „Ich hoffe der Schutz hält noch für diese kurze Zeit.“ Godric faltete die Hände zu einem Gebet. Nur die Zeigefinger lagen gespreizt aneinander. Er schloss die Augen und fing an ein Gebet zu sprechen. Der Dämon bemerkte dies, spürte eine ansteigende Kraft. „Amon! Das wagst du nicht erneut!“, schrie er und schlug immer härter auf den Schutz ein, wollte Godric davon abhalten seinen Plan zu verwirklichen.
„Ihr Verdammten! Ich werde euch den Flammen zum Fraße vorwerfen!“, rief Louis und sah zu der Dämonenschar. Er konnte spüren wie eine Energie anstieg, spürte das diese Godrics war. „So etwas hat er schon gelernt? Wie es aussieht muss ich dem Pfaffen ein klein wenig Können zugestehen.“ Kurz streckte sich Louis gemütlich, als würde er aus einem Schlaf erwacht sein. „Da will ich selbst nicht zurückstehen und mich mal etwas austoben!“ Ein blaues Feuer erschien in Louis' Hände und er legte die Handinnenflächen aneinander. Das Feuer zwischen den Händen hervor und umschloss diese. In diesem Moment löste Louis den Kontakt. Als er die Hände voneinander entfernte war es, als würde eine schwarze, lange Klinge aus den Handinnenflächen gezogen werden. Stück für Stück gab sich diese Klinge frei und zwischen Louis Händen erschien ein großes, schwarzes Schwert, dessen Klinge, als Louis das Heft des Schwertes umfasste, von einem violetten, schon fast schwarzem Nebel getaucht wurde. Der Knauf war ein Drachenkopf mit geöffnetem Mund. Die Zähne waren spitz und gefährlich. Das Heft war aus Silber und war der schmächtige Körper des Drachens. Die filigranen Schuppen waren zu sehen, sowie eingearbeitete Ornamente. Zwei gespreizte Flügel, welche etwas größer als eine Hand waren, bildeten die Parierstange. Die Klinge war wellenförmig. Mittig waren Zeichen eingearbeitet, welche sich fast bis zum Ende der Klinge erstreckten.
Louis sah abwartend zu den Gegnern. „Also los. Ich verlange Auskunft über Decus!“ Mit dieser Forderung rannte er zu seinen Gegnern und ließ erbarmungslos seine Klinge auf die Dämonen hinabsausen. Der violette Nebel war wie ein Schweif, welcher sich entfachte und die Getroffenen verbrannte. Schnell hatte Louis die Oberhand gewonnen, tötete einen Dämon nach dem anderen. Gegen seine Schwertkunst waren selbst die schnellsten Dämonen machtlos. Louis tötete schnell und gnadenlos. Dennoch bewahrte er sich in seinen Bewegungen eine Anmut und Eleganz. Wer es wagte mit Lucifer die Klingen zu Kreuzen, wurde erbarmungslos von diesem getötet. Einem Dämon schlug er den Kopf ab, andere wiederum hatte er mit seinem blauen Feuer am lebendigem Leibe verbrannt. Die Vielzahl der Gegner, welche gleichzeitig Louis angriffen, hatten nicht den Hauch einer Chance. So stand nach einem kurzen Kampf bald nur noch ein Dämon. Er schien der Anführer der Aufständischen zu sein. Der Dämon hatte blondes Haar und trug eine schwarze, elegante Rüstung. „Ich erinnere mich nicht erlaubt zu haben, kleinen Verrätern wie dir, eine solche Ehre tragen zu dürfen.“, spottete Louis. Der blonde Dämon biss sich auf die Unterlippe, ließ in seinen Händen einen langen Speer erscheinen. Dieser war größer als der Träger und hatte eine schwarze Klinge. „Wenn wir euch töten, dann werde ich der neue Hauptmann des Meisters. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis der alte Hauptmann abtritt und ich dessen Stelle einnehme.“ Louis lachte auf. „Du? Hauptmann? Ich versichere dir: Dies wird nicht geschehen. Ein Jeder versucht Cain zu erreichen, werden jedoch nie die Gunst die ihm zuteil wurde erreichen.“ Der blonde Dämon biss die Zähne zusammen und knurrte. „Tod dem Lucifer! Um einen neuen Lucifer zu erschaffen!“, schrie er, rannte auf Louis zu welcher nur ein spöttisches Lachen für diese Worte übrig hatte.
Louis parierte die Schläge des Speeres, hatte die Klinge in den Flügeln verhakt und sie dem Dämon entrissen. Mit lautem Klirren landete der Speer auf dem Asphalt und Louis Klinge rammte sich unerbittlich in das Fleisch des Dämons. Er fixierte ihn mit der Klinge an eine Hauswand. „Wo ist Decus?“, waren Louis einzige Worte. Blut quoll aus dem Mund des Dämons, schmerzhaftes Stöhnen war die Antwort. „Wo ist er!!“, schrie Louis den sterbenden an. Dieser jedoch grinste nur. „Alle Macht dem Meister!“, waren seine Worte, blieb Decus loyal bis zur letzten Sekunde. „Bastard!“, fauchte Louis, zog die Klinge aus dem Körper und ließ sie auf den Sterbenden hinabsausen. Louis rammte ihm die Klinge mitten durch den Kopf, teilte den Dämon. Das blaue Feuer verbrannte ihn endgültig, so das nur noch Asche vom Wind weggetragen werden konnte.
Immer mehr Dämonen kamen und Louis hörte ein Zerbrechen. Sein Blick ging in Richtung Godric. Der blonde Dämon hatte es geschafft den Schutz zu zerbrechen, wollte seine Klauen in den Pater rammen und sich an dessen Blut laben. Doch er hatte die Rechnung ohne den Paktpartner gemacht. Louis war hinter dem Dämon erschienen, rammte ihm das Schwert direkt durch die Brust. Das einzige was Godric traf, war das Blut des toten Dämons. „Beeil dich. Amon hatte nicht so lange gebraucht. Eine Schande, dass ich dir Rückendeckung geben muss!“, waren Louis Worte. Es wäre ein einfaches für ihn gewesen mit seinem Höllenfeuer alle Dämonen auf einmal brennen zu sehen. Doch sein Feuer wäre auch auf die Menschen übergegangen. Dies hatte einen Vertragsbruch zu folge, da auch Unschuldige sterben würden. Das Feuer hätte alles in sich eingenommen und nichts zurück gegeben außer Asche und Zerstörung. „Tz! Spiel dich nicht so auf! Es dauert wie es dauert!“, waren Godrics Worte. Dieser Dämon sollte sich nicht einbilden, dass er ohne ihn verloren wäre, waren Godrics Gedanken. Jedoch konnte er nicht davon Absehen, dass dieser ihm gerade erneut das Leben gerettet hatte. Er wäre schon wegen des Blitzes gestorben, wenn Louis ihn nicht in den Müll getreten hätte. Zugegeben, nicht sehr edel. Doch der Teufel hatte nicht vor, Godric auf Händen zu tragen. Innerlich hatte es Louis genossen, Godric in die Säcke zu treten, alleine für all den Tadel den er ertragen musste. Louis war doch ein wenig Nachtragend.
Dann war es soweit! Godric spürte den Anstieg seiner Kraft. Er hatte versucht seine Kraft zu steigern und diese mit einem Mal zu den Dämonen zu schleudern. Es war eine Technik des absoluten Lichtes. Eine Kraft die Dämonen exorzierte. Godric musste viel Kraft und Konzentration aufbringen, da es so viele Dämonen waren. Er musste seine Kraft durch die ganze Stadt fließen lassen. Sie musste sich an jedes einzelne dunkle Wesen heften und es zerstören. Eine Technik die jeder Talin lernte. Die Technik des absoluten Exorzismus.
Godric lenkte seine Kraft auf einen Punkt, die Zeigefinger. Dazu murmelte er lateinische Sätze. Louis spürte ein Ansteigen der Macht. Doch nicht nur er, sondern auch all die anderen Dämonen. Sie ließen von den Menschen ab und strömten alle zu dem Platz an dem Godric und Louis waren. Da Godric während seinem Ritus leichte Beute war, war es an Louis für den nötigen Schutz zu Sorgen. Mit dem Schwert zog er eine Linie. Sofort schossen Flammen entlang der Linie aus dem Boden, schlossen Godric und Louis ein. Der Asphalt zerbrach, verflüssigte sich augenblicklich bei den Flammen. Die Flammen Lucifers verbrannten jeden der es wagte in den Flammenkreis eindringen zu wollen.
„In nomine Domini! Ut lucem sanctam purgare peccata vestra et manducabit carnes vestras!“, rief Godric. Man konnte sehen wie es um der Stadt heller wurde. Ein Lichtkreis umschloss die Stadt, nahm sie ein. „Habet Dominus it! In generosum illic! Requiescat in pace peccatorum!", schloss Godric das magische Ritual ab und kaum war das letzte Wort verklungen wurde die Stadt in ein gleißendes Licht getaucht. Louis sprach um sich noch gerade im rechten Moment einen Schutz, da das Licht auch seine Sünden spürte. Doch dieses prallte an seinem Schutz ab, tauchte alles um Louis in Licht, wie Wasser um einen Stein floss und erreichte die Dämonen. Keiner konnte sich dem Licht entziehen. Fliehen war zwecklos. Das Licht heftete sich an die Dämonen, fraß sich in ihr Innerstes und zerfraß den Dämon von Innen. Jede Rettung war zu spät. Alle Dämonen wurden vom Licht zerfressen und zerfielen zu Asche. Die Helligkeit des Lichtes hielt ganze fünf Minuten an, bis auch der letzte Dämon vernichtet war. „Geschafft...“, waren Godrics letzte Worte und er sank ohnmächtig zu Boden, da diese Technik an seinen Kräften gezerrt hatte.
Als das Licht verschwunden war, hatte Louis seinen Schutz verschwinden lassen und besah sich das Ergebnis. Er und Godric waren die einzigen auf der Straße. Alles war wie leergefegt. Unbewohnte Autos, dessen Besitzer von den Dämonen getötet wurden, standen auf der Straße. Einige waren durch den geschmolzenen Asphalt ein Stück in die Straße gesunken. Die vorher noch so vollen Läden waren leer und verwüstet. „Ich muss sagen, nun ist es endlich etwas ruhiger.“, bewertete Louis das Gesamtbild, wandte sich dann zu Godric. Dieser lag bewusstlos auf der Straße. Seufzend schüttelte Louis den Kopf. „Bist du vielleicht untrainiert. Amon ließe sich durch so ein bisschen Magie nicht gleich der Ohnmacht zum Fraße vorwerfen.“, tadelte Louis und packte den Bewusstlosen am Kragen, nur um ein wenig später im Zimmer der Herberge zu erscheinen. Forsch warf er ihn auf das große Bett, was von seitens Godric nur mit einem geschafften Laut quittiert wurde. Louis legte eine Hand unter seinen Ellbogen, während der Zeigefinger der anderen Hand an der Unterlippe lag. In dieser nachdenklichen Pose hatte er sich vor die Fenster gestellt, sah in den Himmel. Trotz des Vorfalles schien die Sonne und machte den Eindruck eines fröhlichen Tages. „Du lässt dich von nichts aus der Ruhe bringen, was?“ Mit dem Oberkörper lehnte sich der Teufel gegen das Fenster, lehnte denen Kopf vorsichtig gegen die Scheibe und ließ den Blick nicht vom Himmel. „Das Armageddon steht noch aus. Dies spüren du und ich. Wenn dies deine Antwort ist, dann musst du viel Vertrauen in den kleinen Jungen legen. Oder ist dies schon Verzweiflung?“ Ein laues Lüftchen regte Louis Haarsträhnen. Ein Grinsen zierte seine Lippen. „So stur wie eh und je.“ Louis wandte sich ab und ging ins Bad um ein entspannendes Bad zu nehmen und über die Situation und vor allem über Decus' Verschwinden nachzudenken.
Es vergingen einige Tage in denen Godric nicht aufgewacht war. Die Kirchendiener waren schockiert als sie hörten, der Pater war bei den Übergriffen in der Stadt dabei gewesen und lag nun seitdem in Ohnmacht. Sie hatten die Messe verschoben, da Godric nicht Predigen konnte. Vor lauter Sorge hatten sie einen Arzt geholt, doch dieser konnte Godric auch nicht helfen. „Schwäche.“, war seine Diagnose gewesen. Es blieb den Kirchendienern nichts anderes übrig, als Godric schlafen zu lassen. Etwas anderes hatte Louis auch nicht befohlen. Dieser hatte in den Tagen das Zimmer nicht verlassen. Auch wenn Godric schlief, hatte er sein Blut von ihm genommen, da er selbst ja nicht verhungern wollte. Damit der Pater nicht starb, sogar weniger. Jedoch hatte er, entgegen seiner Absichten, Godrics Körper dabei nicht geschändet. Dies wollte er, wenn Godric wach war. Louis war es selbst zuwider, wenn sein Opfer dabei nicht anwesend war. Er wollte auf diesen Weg nicht den Willen des Paters brechen. Es würde ihm keine Befriedigung verschaffen. Natürlich hatte er auch versucht den Ring von seinem Finger zu ziehen, jedoch musste Louis feststellen, dass die Worte des Paters nicht gelogen waren. Der Ring bewegte sich keinen Millimeter. Selbst als es im Finger knackte, da Louis fest zog. Der Ring blieb fest. Entnervt hatte Louis aufgegeben zu ziehen. Den Finger samt Ring abzuschneiden war für Louis zwar eine Option, verstieß jedoch gegen den Vertrag. So musste der Teufel warten, bis der Pater von selbst starb, damit er ihm den Finger abschneiden konnte. Louis wunderte sich über sich selbst. Der Pater war nun leichte Beute für ihn, doch er tötete ihn nicht. Louis wünschte sich Godric entgegen zu treten, wenn dieser sich wehren konnte.
Was war das nur für ein seltsames Denken was mich überkam? Diesen Pfaffen in Rage zu erleben, ihm Steine in den Weg zu legen, machte mir Spaß. Godrics Art machte mir Spaß. Dabei war ein Mensch doch nichts weiter als ein Haustier...~
Erst am vierten Tage war Godric erwacht. Mit einem Stöhnen, da Godric unter Kopfschmerzen litt, schlug er die Augen wieder auf und war verwirrt. „Wo bin ich?“, schoss es ihm durch den Kopf. Kurz drehte er den Kopf und erkannte das Zimmer. Doch wer hatte ihn hier her gebracht? Was war passiert? Fragen über Fragen häuften sich in seinem Kopf, doch niemand konnte ihm eine Antwort geben. Genau dies wunderte Godric. Mühselig setzte er sich auf, bemerkte das er alleine im Zimmer war. „Louis?“, fragte er mit schwacher Stimme. Wo war er nur? Ihm kamen die Bilder der Dämonen in den Kopf. Bilder von Louis. „Er hat mit mir gekämpft... Doch wieso?“ Godric wusste nicht was er davon halten sollte. Lucifer stellte sich gegen seine eigenen Dämonen und diese stellten sich gegen ihn. Was war hier nur los? Godric wusste es nicht, doch er spürte, es war der Anfang von etwas Großem. Etwas, was eine geschichtliche Bedeutung haben würde. Godric wusste nicht wie das Armageddon aussehen würde, wusste jedoch das Amon derjenige war, der vor 1500 Jahren dieses unterbrochen hatte. Sollte es nun wieder soweit kommen? „Amon. Gib mir die Kraft dies zu überstehen und die Menschen zu beschützen.“
Godric faltete die Hände zu einem Gebet. Vom Flur vernahm er laute Schritte und Stimmen. Es kam ihm alles so unnatürlich Laut vor. Der Pater war wohl noch nicht richtig hier. Er hielt sich den Kopf, da dieser leicht dröhnte. Mit dem Blick nach Kopfschmerztabletten suchend, massierte er sich die Schläfen. Die Suche blieb erfolglos, was Godric mit einem Seufzen quittierte. „Ein Reich für eine Tablette.“, stöhnte er und schloss die Augen um die Massage besser genießen zu können. Durch ein Klopfen an der Tür, wurde er jedoch aus seiner Entspannungsphase gerissen. „Louis?“, fiel ihm sofort ein, verwarf es jedoch wieder. Das der Dämon friedlich an der Tür klopfen würde, hielt er für unwahrscheinlich. Eher würde er sie eintreten, war Godrics Meinung. Wer erwartete den Pater? Hatte sich jemand an der Tür geirrt? Ein zweites Klopfen verneinte auch diese Option. „Herein.“, bat Godric und ließ seine Hände auf die Bettdecke sinken. Jisaya und Jeromé hatten das Zimmer betreten. Während Jisaya ein Tablett trug, schloss sein Bruder die Tür. „Guten Morgen Pater Talin. Es freut mich euch endlich wach zu erleben. Wir hatten uns große Sorgen gemacht.“, sprach Jisaya. Godric war froh, dass dieser eine gedämpfte Stimme hatte. Anders als sein Bruder, welcher Godric anlachte. „Das war vielleicht ein Trubel! Vier Tage haben sie geschlafen!“, dröhnte es in Godrics Kopf. „Ahh~“, kam es von ihm, hielt sich die Ohren. „Oh stimmt ja. Tut mir leid.“ Jeromé hielt erschrocken die Hand vor dem Mund, kassierte einen tadelnden Blick seines Bruders. Dieser hatte das Tablett auf den Nachttisch, neben dem Bett, gestellt. Mit einem Glas voll Wasser und einer Tablette bewaffnet, wandte er sich dem von Schmerz geplagten Pater zu. Dieser war froh, dass wenigstens einer wusste was er gerade brauchte. Dankbar nahm er beides an, genoss wie das kühle Nass seine Kehle befeuchtete. Es fühlte sich so unsagbar gut an. Godric hatte das Gefühl ewig nichts mehr getrunken zu haben. „Ich hoffe das wird euch helfen. Wir waren sehr erschrocken und hatten einen Arzt konsultiert. Jedoch konnte er auch nichts anderes als Bettruhe verordnen. Bruder Louis wollte uns dann auch nicht mehr in das Zimmer lassen.“ Als Godric das Glas geleert hatte und erfreut feststellte, dass die Tablette schnell wirkte, sah er zu Beiden. „Das ist freundlich von euch. Mir ging es gestern nicht so gut. Verzeiht, wenn ihr euch habt Sorgen machen müssen", antwortete Godric sacht, bekam besorgte Blicke von den Brüdern. Dieser sah sich jedoch kurz im Zimmer um, traf dann die Blicke der Brüder. „Ihr seht krank aus Pater. Können wir euch irgendwie helfen?“ „Wo ist Louis? Und was ist mit der Messe?“ Jisaya stellte das Glas zurück auf das Tablett und nahm den Teller von diesem. Auf diesem waren mit Käse belegte Brötchen. Als Godric diese sah, knurrte schon sein Magen. Vier Tage hatte er nichts zu sich genommen. Bei dem Anblick dieser einfachen Speise meldete sich sein Hunger. Dankend nahm Godric den Teller an und biss herzhaft in eines der Brötchen. „Die Messe wurde verschoben aufgrund der Unruhen in der Stadt. Wir haben viele Verletzte zu versorgen. Außerdem wart ihr ja Ohnmächtig. Vier Tage lang!“, erklärte Jeromé. Godric sah verwundert von seinem Brötchen auf, während er es noch im Mund hatte. „Vier Tage lang??“, kam es etwas undeutlich von ihm, nahm das Brötchen aus den Mund und sah zu den jüngeren Bruder an. Dieser nickte. „Diese Attacke ist wirklich Kräftezehrend.“, kam es unter Seufzen von Godric. Da hatte er die Messe verpasst. 4000 Kilometer hatte er zurückgelegt für nichts. „Wie sieht es aus in der Stadt? Geht es den Menschen gut?“ Jisaya nickte. „Es sind dank eurem Einschreiten nicht viele umgekommen. Die Meisten sind verletzt, aber nicht gestorben. Krankenhäuser und Kirchen arbeiten zusammen. Wir möchten uns bei ihnen und Bruder Louis bedanken, dass ihr so beherzt eingegriffen habt. Ein Beobachter hatte gesehen wie ihr und Bruder Louis gekämpft hattet.“ Godric sah erschrocken zu ihm. „Er hat was??“ Hatte er Louis Kräfte gesehen?? Das würde ein Tumult geben. Godric malte sich in seinen Gedanken schon das Schlimmste aus, doch Jisaya beruhigte ihn. „Nun ja. Er hat euch und euren Schutz gesehen und Bruder Louis mit einem Schwert vor euch. Dann wurde er von einem Dämon gejagt.“, Erleichterung breitete sich in den erschöpften Pater aus. Niemand hatte Louis Feuer und seine dämonische Kraft gesehen. „Ein Glück.“, dachte er sich. „Apropos Louis. Wo ist er?“ War er verschwunden? Was war mit dem Armageddon?? War Louis dabei es zu vollenden? „Wo ist Louis??“, fragte Godric mit Nachdruck. „Bruder Louis hat vor einer Stunde das Zimmer verlassen. Er hat all die vier Tage niemanden in das Zimmer gelassen und saß selbst neben euch als Wache. Bruder Louis hat eine seltsame Art Sorge zu zeigen.“, erklärte Jeromè. Godric sah ihn verwundert an. „Louis hat was?“ Er konnte nicht glauben das der Dämon sich wirklich gesorgt hatte. „Das muss wohl eine Verwechslung sein.“, meinte Godric amüsiert, bemerkte erst dann das er dies laut gesagt hatte. Die Zwillinge sahen zu ihm, doch Godric winkte nur ab. „Nichts, nichts. Ich habe nur mit mir selbst geredet.“
„Sicher seid ihr müde. Ruht euch aus. Wir werden dem Arzt von eurem Erwachen berichten.“, sprach Jisaya. Godric nickte und ließ sich zurück in das weiche Kissen sinken und hörte nur noch wie die Tür geschlossen wurde. Mit dem Handrücken auf der Stirn, dem Brötchen in der anderen Hand, seufzte Godric und schloss die Augen. „Wenigstens sind die Menschen versorgt.“, waren die erleichterten Worte. „Das ist deine einzige Sorge?“, kam es von einer Stimme. Godric blieb in seiner Position, wusste wer das war. Es gab nur eine Person welche auf einmal erscheinen würde und Godric kritisierte. Louis war aus dem Spiegel gestiegen und landete neben dem Bett. Godric sah zu dem Dämon. Hatte dieser wirklich alle vier Tage neben seinem Bett Wache gehalten? Dieser Gedanke war ihm so surreal. Louis ging zum Fenster, legte seine Hand auf dieses. „Den Menschen ist nichts passiert. Jedenfalls nicht durch mich.“, waren seine Worte. Ein Schweigen herrschte in dem Raum. Godric wollte ihn fragen. Fragen ob er wirklich Wache geschoben hatte. Wenn ja, wieso? Louis hatte doch gar keinen Grund dazu Wache zu schieben. Er hätte den schutzlosen Pater töten können.
~ Wieso hatte der Dämon mich nicht getötet?
Hatte dies einen Grund?
War das Freude die in mir hochstieg, oder...? ~
„Decus ist frei.“, waren die gewichtigen Worte, die sich wie ein Messer durch die Stille des Raumes schnitten. Es waren Worte, die Godric aus seinen Gedanken rissen. Er setzte sich auf, sah zu Louis, hoffte das dies ein Scherz gewesen war. Doch Godric konnte nur den Mund öffnen. Louis gab ihm die Antwort, bevor er die Frage stellen musste. Ihre Blicke trafen sich. Louis Gesicht war ernst, keinerlei Anzeichen von Spaß war in seinem Gesicht zu erkennen. „Decus wurde befreit. Er verlangt das Armageddon. Er will das Ende dieser Welt!“
Godric weitete erschrocken die Augen. Das Ende der Welt. Das Ende allen Lebens. „Aber... wie kann das passieren?! Decus war eingesperrt! Du hast ihm meinen Speer durch die Brust gerammt. Ich habe Amons Siegel benutzt! Und... was ist mit meinen Brüdern! Dem Kloster!“ Louis wandte sich nun ganz in Godrics Richtung, sah auf ihn hinab. „Ich weiß es nicht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist Decus gegangen, ohne das deinen Brüdern etwas passiert ist, oder er hat sie alle getötet.“, antwortete Louis. Er atmete tief durch, durchbrach den Blick nicht. „Die dämonischen Armeen haben Decus befreit. Verräter! Sie haben sich den Worten Cains, ihrem Führer, abgewandt und folgen Decus blind! Er hat ihre Gedanken verseucht, ihren Blick getrübt. Das Gehenna Gate soll vollkommen geöffnet werden und die Dunkelheit Assiah verschlingen!“ Louis hatte die Hände zur Faust geballt. Sein Hass auf Decus war groß. 1500 Jahre waren vergangen. Ansichten und Werte hatten sich geändert. Dies war nicht mehr die Welt, die Lucifer kannte und in der er lebte. Sein Gefolge wurde von Decus benutzt. Der Wunsch Decus zu töten wuchs in Louis ins Unendliche.
„Was? Wovon redest du? Ich verstehe kein Wort! Und was ist mit meinen Brüdern und dem Kloster??“, fragte Godric verwirrt. Godric verstand nichts von dem was Louis ihm sagen wollte. „Gehe...nna... A...ssiah...“, sprach Godric nachdenklich. Ihm kamen diese Begriffe bekannt vor, hatte sie in seiner Jugendzeit einmal gehört. „Gehenna ist die Unterwelt, dies was ihr als Hölle kennt! Mein Reich!“, eröffnete Louis dem unwissenden Pater, welcher die Augen weitete. Der Gedanke an die Hölle war für ihn weit entfernt. Doch es war nur natürlich. Gab es Lucifer, gab es auch sein sündiges Reich. „Wenn... Gehenna die Unterwelt ist, dann ist Assiah...“ Godric wagte nicht weiter zu sprechen. Der Gedanke was >>Assiah<< sein könnte, was von der Dunkelheit verschlingen werden sollte. Louis nickte. „Assiah ist die physische Welt, die Welt der Menschen! Ihr nennt es Erde, doch im Himmel und in Gehenna wird eure Welt Assiah genannt! Die mittlere Welt, welche die Welt des Lichts und die Welt der Dunkelheit voneinander trennt. Die Welt, welche beides besitzt.“ Louis drehte sich zum Fenster, öffnete dieses. Die leichte Sommerluft streichelte sein Gesicht. „Assiah ist die Welt des Tages, aber auch die Welt der Nacht. Während der Himmel für das Licht steht und Gehenna für das Dunkle, so herrscht in Assiah beides. Sie ist das Gleichgewicht.“
Godric starrte Louis an. All diese Informationen waren zu viel für ihn. Sie schwirrten in seinem Kopf, kamen nicht zur Ruhe. Seine Welt sollte, so wie es in den alten Aufzeichnungen abgebildet worden war, die Schichten des Himmels und die Schichten der Hölle voneinander trennen? Das Gleichgewicht bestimmen? Godric fühlte sich wie in einem schlechten Fantasyfilm. Jedoch, als er Louis Schatten sah, war in der brutalen Gewissheit: Es ist wahr. Louis hatte einen Schatten geworfen. Doch er zeichnete nicht Louis ab, sondern die Umrisse eines Dämonen. Die Hörner und Flügel zeichneten sich deutlich ab. Godric starrte an die Wand, dort wo Louis' Schatten war. Er war ein Dämon, der Herr Gehennas und Bringer des Armageddons. Ehemaliger Lichtbringer und Rebell des Himmels. Er war Lucifer und stand mit Godric in einem Zimmer, in der Welt des Gleichgewichtes, Assiah. Godrics Blick ging langsam vom Schatten zurück zu Louis. Die Sonne blendete ihn und für einen kurzen Moment glaubte er schwarze Flügel auf Louis Rücken zu sehen. Schwarze, riesige Flügel aus Federn. Sie waren gespreizt und schienen fast bis zur Decke zu reichen. Kurz schüttelte Godric den Kopf, blinzelte und sah erneut zu Louis. Dann waren die Flügel verschwunden. War dies eine Halluzination? War Godric so schwach und verwirrt das er anfing zu halluzinieren? „Du siehst richtig!“ Louis drehte den Kopf in Godrics Richtung, sah in dessen Augen. „Es ist alles wahr.“
Godric biss sich auf die Unterlippe, griff in die Decke und schob diese von sich. Mit wackligen Beinen stand er auf, hielt sich an der Wand fest. „Dann... das Armageddon...“, fing Godric an, nahm einen Schritt in Richtung Louis. Die Schritte fielen Godric sichtlich schwer. Es fühlte sich an, als würden die Füße Tonnen wiegen. Louis hatte seinen Blick wieder nach vorn gerichtet, sah aus dem Fenster. Erneut nahm Godric ein paar Schritte. „Das wirst du nicht machen oder?“, fragte Godric mit leiser Stimme, kam dem Dämon näher und streckte seine freie Hand nach ihm aus. Doch er bekam keine Antwort. „Du wirst kein Armageddon einleiten, oder?“ Godrics Hand erreichte Louis Rücken, hielt sich an diesem fest. Erschöpft und schnell atmend hielt er sich an dem kleineren Dämon fest. „Du wirst diese Welt nicht zerstören! Wir haben einen Pakt!“ Godric klammerte sich an den Vertrag. Die Unschuldigen gegen sein Blut. „Der Herr würde dies nie zulassen!“ Godric sah zu Louis. Der Wind spielte mit seinen Haaren, verdeckte das Gesicht. „Gott wird nicht eingreifen. Gott wird euch nicht erhören.“, brach er mit ruhiger Stimme sein Schweigen. Godric weitete die Augen. „Was?“ Es war schon fast ein Krächzen. Godric hatte das Gefühl seine Stimme würde versagen. Seine Kehle fühlte sich trocken an. Doch er war sich sicher, kein Wasser der Welt würde dies ändern können.
„Vor langer Zeit habe ich Gehennas Truppen nach Assiah geführt. Es war mein Wunsch das Armageddon einzuleiten. Doch anstatt Gott, stellte sich ein Anderer mir in den Weg.“ „Amon...“ „Das Armageddon wurde unterbrochen, doch das Programm ist immer noch aktiv. Die Welt ist im Ungleichgewicht. Amon hat die Welt gerettet, doch für welchen Preis?“, sprach Louis weiter, ohne auf Godrics Unterbrechung einzugehen. „Programm?“ „Das Programm, dass das Armageddon einleitet. Die rituellen Worte, gesprochen vom dunklen Gott persönlich. Doch diese Worte wurden nie bis zum Ende gesprochen und die Dunkelheit verteilte sich in alle Richtungen. Die Welt wurde dunkler. Die Gesinnung der Menschen. Die Natur kam aus dem Gleichgewicht.“ Godric hörte sich die Ausführungen von Louis an. „Also... sind nicht nur die Menschen Schuld an all den Naturkatastrophen, sondern auch das Ungleichgewicht?“, fragte Godric zögerlich. Louis nickte. „Das Programm muss beendet werden! Decus will es beenden und den Untergang der Welt herbeiführen. Dafür braucht er mich. Nur ich kann das Armageddon beenden.“ „Aber er hat versucht dich zu töten!“ Erneut nickte Louis. „Es gibt zwei Wege das Programm zu beenden. Entweder ich beende es, oder Decus. Sie würde es nie beenden... Doch etwas steht Decus im Weg, die Fähigkeit zu erlangen es zu Beenden.“ Godric verstand nicht. Wer war Sie? So viele Informationen prasselten auf einmal auf ihn ein. Man hatte ihm immer gesagt, er sei ein heiliger Pater. Es gäbe Dinge, welche mit einem normalen Geist nicht sichtbar waren. Damals hatte Godric es nicht verstanden, glaubte seine wenige Magie käme durch die Bannzettel. Doch nun wusste er: Es gab Magie. Es gab Wesen mit magischen Fähigkeiten. Wesen die sich dem normalen Sein entzogen. Wesen wie Lucifer und Gott! „Was ist es? Was steht Decus im Weg?“, sprach Godric die Frage aus, die so unerträglich dringend wurde.
„Mein Leben!“
Godric sah schockiert auf die Hinterfront des Dämons. „Ich bin der Herr Gehennas, der dunkle Gott und Gottes Gegenpart! Wenn Decus mich tötet und mein Blut in sich aufnimmt, dann wird er der neue Lucifer, da er von meinem Geblüt ist. Er will das Programm beenden. Ob mit oder ohne mich!“ „Ob mit oder ohne dich...“, wiederholte Godric mit leiser Stimme. „Aber Moment! Kann das Programm nicht beendet werden UND dabei das Armageddon abgewendet werden? Gibt es nicht so etwas wie... ein X- Knopf oder so? Oder ein anderes Ende?“ Würde Louis überhaupt dieses Ende wählen wollen? Würde er das Programm zu Gunsten der Welt beenden? Ginge das überhaupt? Louis lachte auf und der Pater ließ von ihm ab. Der Dämon drehte sich zu ihm, sah ihm direkt in die Augen. „Du verlangst von mir das Armageddon, was ich einst gestartet habe abzubrechen?“ Fest entschlossen hielt Godric dem Blick stand. „Ja! Für die Unschuldigen!“ Louis lachte hinter vorgehaltener Hand. Godric schien ihn zu amüsieren. Meinte der Pater dies etwa wirklich ernst? Das Armageddon abbrechen. Ein absurder Gedanke für den Herren der Dunkelheit. Doch Godrics standhafter Blick zeigte keine Spur von Spaß. Er meinte es ernst.
„Du bist wie Amon...“, waren Louis unerwartete Worte. Godric sah sich wundernd zu ihm. „Wie?“ „Er stellte mir damals die selbe Frage mit denselben, ernsten Augen.“ „Mein Vorfahre hat wirklich...?“ Louis nickte, nahm die Hand vom Mund und sah versöhnlicher zu dem Pater. „Dein Vorschlag ist absurd. Dennoch bin ich bereit dieser Welt eine Chance zu geben. Nicht wegen der Unschuldigen, sondern weil du mein Führer in die Zukunft bist.“ „Dein Führer. Ich werde dich führen, aber nur wenn ich weiß..., wenn du mir versichern kannst, dass ich meine Welt nicht dem Untergang ausliefere. Ich möchte dir nichts zeigen, wenn du daraus nur deinen dunklen Nutzen ziehen wirst. Ich würde dir die Welt wirklich gerne zeigen, aber wie soll ich dir da vertrauen?“, waren die unsicheren Worte des Paters. Er strich sich ein paar blaue Strähnen nach hinten die ins Gesicht gefallen waren. „Deine Skepsis ist zurecht. Du kannst mir nicht vertrauen, da ich dir keine Sicherheiten geben kann und will. Jedoch ist dies deine einzige Chance.“ Louis sah ernst zu ihm. Es gab nur zwei Optionen die Godric wählen konnte. Etwas anderes ließ Louis nicht zu. Das wusste auch Godric. Sollte er dem Dämon vertrauen? Er war Lucifer, doch er war auch Louis, der ihn gerettet und über ihn gewacht hatte. „Warst du wirklich all die Tage an meiner Seite?“, fragte Godric. „Wie?“ Mit solch einer Frage hatte Louis nicht gerechnet, doch als er den Ernst des Paters in dessen Augen sah, nickte er. „Das habe ich.“ Godrics Lippen formten sich zu einem Lächeln. Er war glücklich diese Antwort zu hören.
„Ich vertraue dir.“
„Pater Talin! Pater Talin!“, rief Jeromè, riss die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Godric und Louis nahmen Augenblicklich Abstand voneinander. Sie waren sich sehr Nahe gekommen in dem Gespräch. Nur wenige Zentimeter hatten sie getrennt. „Bei allen heiligen Geistern! Wieso stürmst du in unser Zimmer?“, verlangte Godric zu wissen. Ja wusste der Junge denn nicht, wann es äußerst unpassend war?? Fehlanzeige! „Verzeiht Pater! Doch euer Handy! Wir haben es vorgestern vor der Herberge, auf der Wiese gefunden. Ich wollte es euch zurückgeben, hatte es jedoch vergessen.“, sprach Jeromé, hatte ein kleines, gelbes Handy in der Hand. Immer wenn Godric auf Reisen war, bekam er dieses Handy zur Sicherheit mit. Normalerweise hielt er nichts von diesen Handys, doch bei einer langen Reise waren sie unabdingbar. Es konnte immer etwas passieren, oder ein Termin verlegt werden oder gar ein Anschluss verloren gehen. Es war ein veraltetes Handy für diese Zeit. Es besaß weder eine Kamera, noch einen Touchscreen. Es war ein kleines Handy mit einem kleinen Bildschirm und Tasten. Mit den heutigen Worten würde man es als 'unmodernen Klotz' bezeichnen. Godric jedoch war dies egal. Er wollte nicht mehr als Telefonieren damit.
Louis sah zu diesem Gerät. „Da ist es ja wieder! Ich habe es doch aus dem Fenster geworfen, da es wagte, grässliche Töne von sich zu geben und selbst nach meinem Befehl nicht aufgehört hatte.“ Jeromè und vor allem Godric sahen verwirrt zu ihm. „D...du hast was?! Wie kannst du das Handy einfach aus dem Fenster werfen! Es hätte kaputt gehen können! Du solltest etwas mehr Respekt gegenüber den Dingen anderer an den Tag legen!“, schimpfte Godric. Louis hob nur abwehrend die Hände vor sich. „Es hat angefangen!“, redete er sich raus. Kurz massierte sich Godric die Schläfen. Erst griffen ihn Dämonen an, dann verpasste er die Messe wegen der er den ganzen Weg auf sich genommen hatte und dann..., dann schmiss Louis auch noch sein Handy aus dem Fenster! Unfassbar! „Entschuldigung...“, versuchte sich Jeromé sich in das Gespräch einzuklinken, erntete genervte Blicke von Beiden. „Es ist jemand am Telefon.“, kam es eingeschüchtert von ihm, hob das Handy abwehrend vor sich als hätte er Sorge gleich angefallen zu werden. Bei einem von Beiden könnte dies sogar zutreffen. Louis hob nur eine Augenbraue, während Godric das Handy an sich nahm. „Ich danke dir.“ „Nichts zu danken!“, waren die nervösen Worte des Kirchenhelfers, welcher auch sofort wieder den Raum verließ.
Godric legte das Handy an sein Ohr, während Louis sich ebenfalls zu ihm beugte um mitzuhören. „Talin?“ „Oh Pater Godric! Ein Glück das ich euch erreiche! Es ist etwas schreckliches passiert!“, kam es von einer weiblichen, hastigen Stimme. Godric erkannte sie sofort. Es war die Bäckerfrau aus dem Dorf unterhalb des Berges. Sie versorge das Kloster hin und wieder mit Backwaren, auch wenn im Kloster das Brot selbst hergestellt wurde. Das ließ die freundliche, leicht pummlige, Mitvierzigerin dennoch nicht davon abbringen den schönen Mönchen, hier und da, ein paar köstliche Backwaren zukommen zu lassen. Auch Godric wurde von ihr, bei seiner Ankunft, mit Teigwaren beschenkt. „Beruhigen sie sich. Bitte sagen sie mir, was ist geschehen?“ Godric ahnte schlimmes und auch Louis spitzte die Ohren. „Vor drei Tagen gab es eine Explosion auf dem Götterberg. Wir waren alle erschrocken. Das Licht war gleißend und blendete selbst noch uns im Dorf. Wir haben keine Ahnung was da geschehen ist. Wir hatten sofort ein paar Männer auf den Berg geschickt, damit diese nach dem Rechten sehen. Das Kloster! Alles zerstört! Alles liegt in Trümmern!“ Godric stockte der Atem, während Louis schockiert die Augen weitete. Das Kloster war zerstört?? „Z...zerstört?“, stammelte Godric. „Was ist mit meinen Brüdern? Was ist mit den Mönchen?“ Godric gab sich alle Mühe nicht laut zu werden. „Das wissen wir nicht. Es wurden keine Leichen gefunden, aber wir konnten auch nicht wirklich tief graben. Das Kloster ist bis auf die Grundmauern eingestürzt. Doch ich bete zu Gott, dass die Mönche in Sicherheit sind.“ Godric wurde blass, während Louis sich entfernt hatte. Er hatte genug gehört. Genug um zu wissen was passiert war. „Das Kloster...“, wisperte er und wandte sich von Godric ab, der noch telefonierte. Aber auch er legte nach einer kurzen Verabschiedung auf, ließ das Handy apathisch aus seiner Hand gleiten, so dass es auf den Boden landete. „Das Kloster..., meine Brüder...“, war von ihm zu hören und er sank zu Boden. In seinem Kopf herrschte Leere. Eine schwarze, betäubende Leere.
„Bastarde...“, schnitt es durch die Stille. Godric hob seinen Kopf, sah zu dem Dämon. „Diese Bastarde!“, kam es deutlicher. In diesem Moment zersprangen das Glas des Fensters und des Fernsehers. Godric war erschrocken. „Louis?“, fragte er zögerlich. Der Dämon war in Rage. Dies spürten nicht nur das Fenster und der Fernseher. Ebenso spürte Godric die Wut des Dämons. Er war verwirrt. Doch als Louis seinen Spiegel erscheinen ließ, verstand er was er vorhatte. „Du gehst zum Kloster?“, stellte er dennoch die überflüssige Frage. Louis nickte, öffnete den Spiegel. „Ich komme mit!“ Godric stand auf, sah zu Louis. Dieser schien erst verwundert, da Godric die Reise mit dem Spiegel erst ablehnte. Doch er verlor kein Wort darüber. Er konnte sich vorstellen, dass auch Godric wissen wollte, wie es um das Kloster bestellt war.
„In Ordnung.“
Louis überbrückte den Abstand, hatte Godrics Oberarm genommen und zog ihn zu sich in die Arme. Godric war zu besorgt um sich dagegen auszusprechen. Er wollte nur noch sein Kloster sehen. So verschwand er zusammen mit Louis, um am Götterberg aufzutauchen. Godric hielt sich an dem Teufel fest, spürte wie etwas an ihm zerrte. Es war um sie herum schwarz und Godric fühlte keinen Boden, dennoch hatte er das Gefühl sich zu bewegen. Godric konnte es nicht Beschreiben. Diese Art zu Reisen war ihm unheimlich. Godric schloss die Augen und wartete ab. Das Einzige was er tun konnte in diesem Moment war, Louis zu vertrauen. Es dauerte nicht lange und Godric spürte wieder Boden unter seinen Füßen. Doch als er seine Augen öffnete, hatte er das Gefühl man würde ihm diesen wieder entziehen. Louis öffnete ebenfalls seine Augen, weitete diese schockiert. Dies was die Beiden sahen, war etwas, was sie am Liebsten nie gesehen hätten. Sie standen vor einer Ruine. Kein Stein stand mehr auf dem anderen. Die Gebäude, die in dem Berg gebaut waren, waren ebenfalls restlos vernichtet. Treppen waren unbegehbar, Wände und Mauern bis zum letzten Stein eingerissen. Holzstücke zeugten von der ehemaligen Existenz der riesigen und prächtigen Tore, Scherben von Krügen und selbst der Kräutergarten war komplett vernichtet und abgebrannt. Das Kloster war komplett in Schutt und Asche gelegt worden. Derjenige der daran Schuld war, hatte einen großen Hass gehabt, da kein Stein auf dem anderen Stand bis auf wenige, kaum kniehohe Mauern, war alles glatt, als habe man mal sauber radieren wollen.
Godric war nicht in der Lage sich zu Bewegen. Der Anblick des zerstörten Heimes ging ihm durch Mark und Bein. Die Füße waren wie festgewachsen. Vor Godrics geistigem Auge zogen Bilder der Vergangenheit vorbei. Das Kloster, in dem er aufgewachsen war, es verlassen hatte um sein Wissen und seine Lehren zu vertiefen, das Kloster zu dem er als vollwertiger Pater zurückkehrte. Das Kloster, das sein Urahnen Amon erbaut hatte, lag vor ihm in Trümmern. Es stand all die Jahrhunderte, doch es hatte nur ein paar Sekunden gebraucht es zu zerstören. In Godrics Augen sammelten sich die Tränen. Amon war der erste Talin, der dieses Kloster erschaffen hatte. Godric war der letzte Talin, bei dem das Kloster in Schutt und Asche lag. „Ich... habe... versagt...“, stammelte Godric leise, sah zu Louis als dieser seinen Gefühlen Ausdruck verlieh.
Während Godric keinen Schritt gehen konnte, hatte Louis genug Energie. Schockiert sah er zu dem Gemäuer, in welchem er einst gelebt hatte und welches einst sein Gefängnis war. Es war alles Weg. Alles. „Ahh diese Bastarde!“, fluchte er, sprang über eine kniehohe Mauer, rannte zum Zentrum des Trümmerfeldes. Er schmiss sich direkt in den Dreck und legte seine Hände auf die schweren, zerbröselnden Steine. Das konnte nicht sein! Das konnte alles nicht wahr sein! Tausende Gedanken schwirrten im Kopf des Dämons. Er wusste genau, anhand der Zerstörung, es konnte nur einer gewesen sein. Decus.
Als sich Louis in den Dreck geworfen hatte und die Steine in die Hand nahm, fing er an wie apathisch die Steine fort zu schieben. Als würde er nach etwas graben. Wie gebannt starrte er auf den Boden, griff sich einen Stein nach dem anderen und schmiss die hinter sich. „Amon!“, rief Louis während er grub. „AMON!“, schrie Louis, doch es war aussichtslos. Egal wie tief er grub. Er konnte weder Amons Schriften, noch sein Zimmer ausgraben. Alles war vernichtet worden. Amons Erbe war komplett vernichtet und die Steine in Louis Hand zerbrachen, rieselten wie Sand zwischen seine Finger. „Nein... NEIN!“ Louis stieß einen Schrei aus. Godric wurde aus seiner Starre gerissen, sah zu dem verzweifelten Dämon. Er verstand ihn nicht. Das Kloster war sein Gefängnis, Amon derjenige, der ihn eingesperrt hatte. Wieso um alles in der Welt war Louis so verzweifelt? Wieso nahm ihn das so mit? Das Kloster war nicht sein Zuhause. Gehenna war es.
Louis hatte sich nach vorn gebeugt, sich selbst umarmt, berührte mit der Stirn den Boden. Nun war Louis letzte Verbindung mit der ehemaligen Welt vernichtet. Godric kletterte über die zerstörten Mauern, ging zu Louis und umarmte ihn von hinten. In diesem Moment gab er keinem Dämon halt, sondern einen verzweifelten, jungen Mann. Auch wenn Godric Louis Beweggründe nicht verstand, konnte er nicht mitansehen wie er litt. Vielleicht war auch gerade das der Grund, warum Godric sich zu dieser Tat hinreißen ließ. Louis zeigte Gefühle. Ehrliche Gefühle.
Doch was war das für ein Gefühl was Godric beschlich? Was war das für eine Verbundenheit, die er bei Louis spürte?
Hasste Louis Amon nicht für das, was er getan hatte?
Was war das für ein Gefühl das Godric verriet, dass es richtig war Louis in die Arme zu nehmen?
Louis schwieg, spürte den warmen Körper Godrics. Das dieser ihm Beistand leistete, hatte er sich nie vorgestellt. Ebenso wenig, dass er diesen Beistand wollte. Doch es war anders. Er konnte es sich selbst nicht erklären, doch er fühlte etwas. Lucifer hatte Gefühle. Er setzte sich auf, sah zu Godric. Plötzlich wirkte er älter und reifer auf den Dämon. Für einen Moment glaubte er nicht Godric, sondern Amon zu sehen. Langsam hob Louis seine Hand, legte diese auf Godrics Wange. „Amon...“, flüsterte er. Godric sah verwirrt zu ihm. Hatte er ihn gerade Amon genannt? Aber wieso? „Louis. Ich...-“ Doch weiter kam er nicht. Ein Klirren unterbrach ihn. Nun sah auch Louis wieder klar, ließ von Godrics Wange ab und folgte mit dem Blick dem Klirren. Vor ihnen schwebten zerbrochene Stücke eines Spiegels aus den Trümmern, verschmolzen zu einem runden Spiegel, der nun vor Godric und Louis in der Luft schwebte. Dieser hatte ein schwarzes Bild, doch dies änderte sich und der Spiegel gab das Abbild jener Person preis, welcher an all dem Schuld trug. „Das du es wagst mir unter die Augen zu treten!“, fauchte Louis, sah wütend zum Spiegelbild seines Bruders. Dieser war im Spiegel, bis zu den Schultern, zu sehen. Amüsiert sah er zu seinem Bruder und dem Pater. Mit dem Zeigefinger strich er durch eine seiner langen Vordersträhnen. Die Augen waren auf Louis gerichtet und zeigten Spott und Hohn. „Ach Brüderchen... Was regst du dich so auf? Es ist nur ein dummes Kloster. Oder hast du nach all der Zeit vergessen wer du bist? Oder gar in der Zeit, in der zu mit deinem Paterchen kuschelst?“ Louis hielt inne, sah zu Godric und bemerkte, dass beide noch Arm in Arm dasaßen. Louis stand auf, entfernte sich ein paar Schritte von Godric, ging diese auf den Spiegel zu. „Schweig! Das geht dich gar nichts an!“, waren Louis harsche Worte, doch Decus lachte nur. „Das ist nur der Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Das Armageddon wird stattfinden, das Programm beendet werden. Das Gehenna Gate wird sich öffnen und die Dunkelheit Assiah verschlingen. Ich freue mich schon darauf.“ „Das wird nicht passieren! Ich lasse es nicht zu, dass die Welt zerstört wird! Bei meinem Namen als Talin!“, rief Godric, stand ebenfalls auf und richtete seinen Blick auf Decus. Dieser lachte erneut auf, zeigte mit seinem langen Zeigefinger auf Godric. „Als könntest du etwas ausrichten. Aber versuche es doch. Ich freue mich persönlich darauf dich zu töten. Dann muss ich mich nicht nur mit eurem Friedhof zufrieden geben, sondern kann einen lebendigen Talin schänden!“ Godric sah erschrocken zu ihm. „Schänden? Du hast doch nicht etwa...?“ Godric konnte den Satz nicht beenden. Der Gedanke daran, der heilige Friedhof sei ebenfalls in einem verheerenden Zustand, ließ ihn schlucken. Louis ballte die Hände zu Fäusten. „Du Bastard...“ „Aber nicht doch Bruder. Du hast dich wirklich verändert. Aber ich werde dich schon wieder auf den rechten Weg bringen. Diese Welt wird ausgelöscht und du wirst das Armageddon dazu einleiten!“ Louis knirschte mit den Zähnen. „Als würde ich mir von dir etwas sagen lassen!“ Decus lachte erneut. „Natürlich nicht. Du warst schon immer ein störrischer, kleiner Bruder. Aber du wirst sehen, die Worte deines großen Bruders sind wahr. Du musst dich wieder auf das Besinnen was wichtig ist. Ich werde auf dich warten und dich mit Freuden in meinen brüderlichen Armen aufnehmen.“ Louis lachte spöttisch. „Große Töne die du spuckst. Ist dies immer noch dein verzweifelter Versuch, sie zu beeindrucken? Ihre Aufmerksamkeit, wenn auch nur für eine Sekunde, zu erhaschen? Alleinig für dich. Du bist wirklich dumm, Decus. Egal was du versuchst, du wirst nie der Einzige sein und alles andere auslöschen, was es auch nur im entferntesten wagen könnte, den Blick von dir zu lösen. Du kannst sie nicht besitzen!“ Godric sah zwischen den Brüdern hin und her. Von wem redeten sie, fragte er sich. Ging es immer noch um das Armageddon?
Decus knurrte ungehalten auf. „Du wirst es nie verstehen! Nie werde ich aufgeben! Sie wird mir gehören! Mit Leib und Seele!“ Als diese Worte ausgesprochen waren, zersplitterte der Spiegel erneut und der feine Glasstaub wurde von dem Wind davongetragen. Louis blieb stehen, folgte mit seinem Blick dem Staub, bis dieser nicht mehr zu sehen war. Erneute Stille. Nur das Fallen eines Steines brach die Stille. Godric hatte sich auf Louis zubewegt. „Was ist passiert? Wird Decus das Armageddon starten können?“, war Godrics Frage. „Wieso ist er so wütend?“ Es gab vieles was er nicht verstand, doch die Zeit diese Fragen zu Stellen war nicht die Richtige. Dies konnte Godric deutlich spüren. „Die Menschen haben es vergessen. Früher waren sie gottesfürchtig, heiligten den Sabbat, fürchteten die Unterwelt und lebten das Gleichgewicht. Doch nun ist die Welt verpestet. Kein Mensch ist mehr unschuldig. Sie leben alle in Sünde. Gott und ich haben seit Anbeginn dafür gesorgt, das Gleichgewicht zu erhalten. Decus ist wütend. Er würde alles tun, damit das Armageddon stattfindet. Schon alleine für sie. Ihre Blicke sind es, die Decus begehrt.“, waren Louis unerwartete Worte. Godric wusste nicht, ob seine Frage wirklich beantwortet wurde. Es taten sich eher viele neue Fragen auf. Dennoch musste er dem Dämon widersprechen.
„Nein. Nicht jeder kann etwas dafür. Nicht jeder ist ein Sünder. Was können Babys dafür, in eine solche Welt geboren zu werden? Was können die Kinder dafür, wenn sie versuchen ihren Eltern nachzueifern, damit sie stolz auf einen sind? Es gibt viele Sünder, doch ebenso gibt es viele Unschuldige.“ Louis lachte kurz auf. „Vielleicht.“ Er sah in den Himmel, sah wie die Wolken gemächlich vorbeizogen. „Wer ist sie?“, stellte Godric seine dringlichste Frage. Doch Louis schüttelte mit dem Kopf. „Decus Taten sind nicht dies, was sie sich wünscht.“ Louis setzte sich in Bewegung, wollte sehen ob der Friedhof wirklich dem Zustand entsprach, den Decus geschildert hatte. Louis rannte den Waldweg entlang, hoffte das Decus Worte nur eine Lüge waren um einen Trumpf, während des Gesprächs, in der Hand zu halten. Louis legte so viel Tempo an den Tag, dass selbst Godric nicht Schritt halten konnte.
„Louis!“, rief er immer wieder, versuchte sich nicht abhängen zu lassen. „Louis! So warte doch!“ Godric rannte so schnell er konnte, hoffte ebenso das sein Familienerbe nicht angetastet wurde. Kurz schloss er die Augen, um etwas Kraft zu tanken und der Anstrengung zu trotzen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Louis stehen blieb. Mit voller Wucht rannte Godric in diesen, fiel jedoch nach hinten, da Louis fester Stand es nicht erlaubte mit ihm nach Vorne zu fallen. Unsanft landete Godric auf seinen Hintern, sah zu dem Teufel hoch. „Louis! Was bleibst du stehen? Ich...-“ Doch Godric sah selbst und es verschlug ihm jegliches, weiteres Wort. Vor den Beiden erstreckte sich der Friedhof. Jedoch nicht so altehrwürdig wie sonst. Er war das Opfer einer Zerstörungswut geworden. Die schützenden Mauern waren hier ebenfalls eingefallen. Die Statuen der Engel waren geköpft und diese lagen zerbrochen auf dem Boden. Kreuze wurden ausgerissen, waren zersplittert oder gar zerschmettert auf dem Boden. Der Grabschmuck war nicht mehr zu erkennen. „A...mon...“, wisperte Louis und Godric folgte seinem Blick und erschrak. Das Mausoleum war zerstört! Nur noch wenige Säulen standen, hatten der Zerstörungswut von Decus stand gehalten. Louis rannte zu den Überresten, trat ein und folgte dem Gang. Die Bilder hingen in Fetzen, die Schriften der großen Taten waren zerkratzt. Am Ende des Ganges war der Eingang zur Grabkammer. Diese war zu Erreichen durch eine Treppe, die in die Tiefe führte, da die Kammer unter der Erde lag.
Godric folgte Louis, hielt sich die Hand vor dem Mund, als er sah, wie seine Ahnenreihe geschändet wurde. „Schrecklich...“, brachte er nur hervor, nicht wissend was er dazu sagen sollte. Die Treppe zur Grabkammer war kaum zu nehmen. Stufen waren zerstört, einige fehlten. Louis ließ sich nicht aufhalten, übersprang die fehlenden Stufen und kam in der Kammer an. Dort bot sich ihm das Bild des Grauens. Decus hatte deutlich seinen Unmut über Amon und die Talin gezeigt. Die Ahnentafeln waren völlig zerbrochen, die Bücher der Taten lagen zerfetzt und teils verbrannt am Boden. Louis Blick ging geradeaus, dort wo Amons Altar war. Godric, welcher nun auch angekommen war, sah all das Chaos. Er sandte ein Stoßgebet in den Himmel für seine Ahnen. „Wie konnte das alles nur aus dem Ruder laufen?“, fragte er sich, folgte jedoch Louis. Von weitem sahen sie, Decus hatte kein Halt gekannt. Die Engelsstatue des Amon war geköpft, deren Körper entzwei geteilt. Marmorkiesel bröckelten an der Schnittstelle ab, rieselten zu Boden. Amons Ahnentafel war pulverisiert und dessen Buch komplett zerfetzt. Decus schien Seite für Seite aus diesem gerissen zu haben, da seitenweise Papier herumlag. Einige Seiten waren angesenkt und hatten schwarze Ecken, gar Brandlöcher in der Mitte.
Godric hielt den Atem an als er das sah. Das Grab seines Verwandten so zu Schänden. Den ganzen Friedhof zu Schänden. Wie konnten diese Dämonen es nur wagen? Hatten sie den gar keinen Respekt vor den Toten? „Amon... Was haben sie nur getan?“, wisperte Godric mit einem Hauch Verzweiflung. Das Grab des Mannes, zu dem er stets aufgesehen hatte, war komplett verwüstet und geschändet. Louis hatte einige Seiten aufgesammelt, kniete vor dem Altar und legte seine Hand auf diesen. Louis war sich sicher: Er musste Decus Einhalt gebieten. Louis schloss die Augen, ließ die Seiten aus seiner Hand gleiten. „Anscheinend hast du mich ganz umsonst geschützt.“, flüsterte er, stand dann auf und legte eine kühle Miene auf. Louis hatte sich entschieden. Godric sah zu ihm, hatte nichts von dem gehört was er gesagt hatte. „Louis?“ „Anscheinend hat deine Familie auch immer Pech. Glaubst du jetzt immer noch an das Gute in der Person?“, fragte Louis mit kalter Stimme, erwartete aber keine Antwort, sondern wandte sich ab, ging an Godric vorbei und verließ das Mausoleum. „Keine Rettung ist umsonst und ich werde solange an das Gute in einer Person glauben, bis man mich vom Gegenteil überzeugt hat... Ich glaube auch an das Gute in dir, trotz deiner Abstammung und Herkunft“, hatte Godric gemeint und war an Ort und Stelle geblieben. Hatte Louis ihn noch gehört? Er hoffte es. Doch was hatte Louis nun vor? Er war so seltsam geworden? Wollte er etwa? Sofort wollte Godric sich abwenden und Louis folgen. Dieses Unterfangen wurde jedoch gestoppt, als Godrics Ring anfing zu leuchten. Verwundert blieb er stehen, sah auf den Ring, dessen Aura plötzlich pulsierte und Godric eine ungeahnte, aber doch so bekannt fühlende Wärme durchdrang. „Er leuchtet wieder. So wie damals.“, wisperte er, drehte sich zu Amons Altar. „Amon...“ Godric schritt näher zu dem Altar, sah zu der Engelsstatue. Er hatte nie gewusst weswegen sie hier stand. Weder der Name stand unter der Statue, noch war der Engel Godric bekannt. Dies war seltsam, da Godric in seiner Ausbildung fast alle Engel auswendig gelernt hatte. Auch die Abbilder, welche es als Statuen gab. Da noch nie jemand einen Engel gesehen hatte, hatten die Menschen ihnen ein bestimmtes Äußeres angedichtet. Godric selbst glaubte nicht an die reelle Existenz der Engel, sondern hatte immer geglaubt, dass Engel die Seelen der Toten waren, welche von Gott besonders für ihre Reinheit gelobt wurden. Das es wirklich Wesen mit Flügeln gab, die Gott selbst erschaffen hatte, glaubte Godric erst seit dem Tag, als Louis in sein Leben getreten war.
Doch den Engel dieser Statue hatte er in keinen seiner Schriften gesehen. Godric streckte die Hand nach der Statue aus, spürte einen Drang diese zu berühren. Es war so, als würde ihn der Ring führen. „Es ist genau wie damals bei Louis.“, stellte Godric ehrfürchtig fest, hatte seine Hand an den Marmor der zerstörten Statur gelegt. Mit einem Mal leuchtete der Saphir des Ringes stärker auf und Godric sah ein Licht, welches sich in der Engelsstatue ausbreitete. Erst war es klein, stieg vom Boden hinauf, durch die Statue. Dann breitete sich das kleine Licht aus und umschloss Godric. Dieser musste die Augen schließen, da das Licht zu hell war. „Was geschieht hier?? Ein Dämon??“, rief Godric, gestikulierte unkoordiniert mit den Armen, da er nichts sehen konnte durch die geschlossenen Augen. Dann Drangen auf einmal Stimmen an Godrics Gehör. Sie waren laut. Das Klirren von Klingen, welche aufeinander trafen war zu hören und Godric öffnete die Augen. „W... wo bin ich??“ Vor Godric erstreckte sich ein Feld voller Leichen. So wurde er direkt in eine Welt gebracht, die er nur aus Überlieferungen kannte. Mitten in einen Krieg. Mitten im Wirren blutiger Schlachten...
Louis lief durch den Wald, war auf den Weg zurück zum Kloster. Sein Blick war leer und starr auf den Boden gerichtet. Gemächlich, Schritt für Schritt, ging er den Weg entlang, dachte an nichts. In seinem Kopf herrschte Leere. Die Haare hingen in seinem Gesicht, so dass man es nicht mehr sah. „Hey! Sie!“ Eine junge Frau hatte den Dämon erblickt. Sie war auf den Weg zum Kloster, wollte sich nach Überlebenden vergewissern und war überglücklich den Schwarzhaarigen zu sehen. Sie rannte auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. „Ein Ordensbruder! Gott sei Dank!“, kam es erleichtert von ihr. Sie schien Louis für einen Klosterbewohner zu halten, da dieser vom Friedhof kam. Louis war stehen geblieben und hob langsam den Blick. Dieser glitt von den Füßen der Frau langsam hoch zu ihrer Mitte, dann über die Brust, bis Louis bei ihren Augen ankam. Die junge Dame lächelte glücklich, als Louis sie ansah, bemerkte nicht wie er seine Hände immer wieder zu einer Faust ballte, öffnete und sie dann erneut ballte. Sie bemerkte nicht, wie die Fingernägel des Dämons zu Krallen wurden. Louis leckte sich über seine spitzen Fangzähne, bedachte die besorgte Frau mit kühlem Blick. „ich hatte schon befürchtet das niemand mehr Überlebt hat.“, sprach sie weiter und bemerkte Louis Veränderung nicht. Dieser hob leicht den Kopf und lachte auf, leckte sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. „A...alles in Ordnung?“, fragte sie, ging ängstlich einen Schritt zurück. Sie bekam ein mulmiges Gefühl. Dieser vermeintliche Mönch war ihr unheimlich. Er strahlte irgendwas Unheimliches aus. „Ich... werde die anderen holen. Die können sie verarzten.“ Mit jedem weiteren Wort ging sie ein Stück zurück. Doch Louis ging ebenfalls jedes Mal einen Schritt auf sie zu, als sie dies tat. Er senkte halb die Augenlider und seine Augen schienen im Schein der Sonne kurz aufzuleuchten.
Die junge Frau weitete schockiert ihre Augen, wollte sich abwenden und fliehen. Doch Louis griff blitzschnell ihr Handgelenk, drückte seine Krallen in ihr Fleisch. Schmerzerfüllt keuchte sie auf, sank leicht in sich zusammen. „Wir wollen doch nicht gehen?!“, lachte Louis und zog die Frau zu sich in die Arme, riss ihr das Oberteil vom Leib und biss sich in ihrem Hals fest. Ein erstickter Schrei entkam ihr, doch sie hatte keine Chance. Louis Griff war fest und erbarmungslos. Er saugte all ihr Blut, gierig und ohne Rücksicht auf ihr Leben. Er saugte sie aus, bis zum letzten Tropfen. Während er saugte wurden seine Ohren länger und spitzer, glichen fast jenen Elfenohren, die jedes Kind aus Geschichten kannte. Ein langer, schwarzer Dämonenschwanz presste sich hinten aus seiner Hose, peitschte kurz auf den Boden. Er war lang und hatte ein fülliges, behaartes, schwarzes Ende. Das Puschel war fast oval bis leicht kreisrund und hatte in der Mitte ein paar Haare welche zu einer Spitze abgestanden waren und leicht nach Links geknickt waren. Die Frau, welche diese Verwandlung mitbekommen hatte, konnte nicht einmal mehr vor Panik schreien. Mehr und mehr schwand ihre Kraft, da Louis sie bis zum letzten Tropfen aussaugte. Es dauerte nicht lange und er hatte den letzten Blutstropfen zu sich genommen und ließ die Leiche der Frau achtlos zu Boden fallen. Louis hatte seinen Kopf nach oben gestreckt. Ein Blutstropfen bahnte sich den Weg über die vollen Lippen, robbte über das Kinn und tropfte zu Boden. Der dunkle Stein von Louis Ring war aufgeleuchtet und tauchte den Ring in ein dunkelviolettes, bis schwarzes, Licht. An Louis Oberteil, am Rücken, zeichneten sich Wölbungen ab. Es schien so, als würde etwas wachsen, etwas versuchen sich aus dem Rücken zu pressen. Die Wölbungen wurden immer größer und das transparente Hemd zerriss und dessen Fetzen segelten zu Boden. Zwei gefiederte, schwarze, dichte Flügel waren ihm aus dem Rücken gewachsen, schlugen kräftig in den Wind und wirbelten Staub auf. Genüsslich streckte Louis sich, ließ seine Wirbelsäule knacken. Lange hatte er nicht mehr seine Flügel gespürt.
Louis sah in den Himmel und ein kaltes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Ein dunkler Nebel umhüllte seinen Körper, ließ seine Kleidung verschwinden und gab ihm eine neue, eine edles, dämonisches Gewand. Zufrieden sah Louis an sich herunter. Er trug ein schwarzes, mehrlagiges Gewand mit langen Ärmeln. Es war schlicht und dennoch aus edelsten Stoffen. „Es ist soweit~“, säuselte Louis, schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Lüfte.
Zwei schwarze Federn flogen in der Luft, hatten sich von Louis prächtigen Flügeln gelöst. Sie segelten auf die Leiche der ausgesaugten Frau. Die Raben, welche im Baum saßen, krächzten und erhoben sich in die Lüfte, flogen im Schwarm über das zerstörte Kloster, passierten den geschändeten Friedhof und flogen gen Horizont.
Es war soweit~
Lucifer war erwacht!
Übersetzungen:
Contractus esse debent! = Verträge müssen eingehalten werden!
Deus operatur in arcanum semitas = Gottes Wege sind unergründlich
Magicales uago interminatis sicut tenebris. Tolle munera mea donec amoveret de me = Magisches Portal, unendlich wie die Dunkelheit. Nimm meine Gaben bis sie wieder von mir befreit
In nomine Domini! Ut lucem sanctam purgare peccata vestra et manducabit carnes vestras! = Im Namen des Herren! Möge das heilige Licht eure Sünden reinigen und euer Fleisch verzehren!
Habet Dominus it! In generosum illic! Requiescat in pace peccatorum! = Der Herr nimmt es! Der Herr gibt es! Ruht in Frieden Sünder!
Godric weitete die Augen und wusste nicht wie ihm geschehen war. Er erinnerte sich nur noch daran, dass er in Amons zerstörter Grabstätte stand und ein gleißendes Licht aus der Engelsstatue empor kam, das ihm die Sicht nahm. Doch die Szene hatte sich vor seinen Augen schlagartig gewechselt. Nun fand sich der junge Pater nicht mehr vor der zerstörten Statue des unbekannten Engels wieder, sondern stand auf einem freien Feld. Unter seinen Füßen war staubiger Boden und die Aussicht auf das unbebaute Land war karg. Godric stand auf einem Hügel, hatte erst geglaubt es gehöre zum Götterberg, doch er irrte sich. Vor ihm erstreckten sich keine Häuser, kein Dorf und weit und breit war auch kein Kloster zu sehen. Es war, als hätte man ihn an einem unbekannten Ort ausgesetzt. Godric empfand diesen als lebensfeindlich, da außer der puren Ödnis, die sich vor ihm erstreckte, nichts war. Etwas weiter konnte er Baumleichen entdecken. Verdorrte Baumstümpfe, zerbrochene Stämme, auf den Boden, vom Staub schon beinahe bedeckt. Kein Grün würde mehr an diesen Bäumen zu finden sein. In weiter Ferne konnte Godric etwas sehen, es schien wie eine schmale Linie zu sein, die vom Boden in den Himmel ging. Fast so, als wäre es ein Turm, der in den Himmel ragte. Doch die Existenz so eines Turmes, war Godric völlig unbekannt und er war sich sicher, würde es so ein Bauwerk geben, dann hätte man durch die Medien davon gehört. Es war schon fast ein erschreckendes Bild. Diese Ödnis und dieses, nicht reell wirkende, Bauwerk. Nur ein einziger Gedanke kam dem verlassenen Pater auf.
„Wo bin ich?“
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein Donnern zu hören war. Sofort richtete er den Blick gen Himmel. Der vorher noch so blaue, schon fast anmutende Sommerhimmel, wandelte sich und wurde verdrängt von dunklen Wolken. Blitz und Donner kündigten den dunklen Wechsel an. „Das ist nicht normal...“, wisperte Godric, spürte eine Kälte, die durch seinen schlanken Leib fuhr. Er war sich sicher, kein Sommerhimmel wechselte von der einen Sekunde auf die andere zu einem düsteren Himmel, der ein Unwetter voraus zu sagen schien. Godric kniff die Augen zusammen, versuchte genauer zu sehen. Er erkannte einen schwarzen Nebel, der sich durch die Wolken schlängelte, sich splittete und viele kleine schwarze Schlangen sich im Wolkenmeer verteilten. Jedoch schlugen sie alle eine Richtung ein: zum Turm!
Godric wusste nicht was er Glauben sollte, doch ein Drang, welcher sich nicht abschütteln ließ, wurde immer größer. Er wollte zu diesem Turm! Er musste dort hin! Dieses Gefühl schien ihn fast zu übermannen. Dieser dunkle Nebel, der von allen Seiten in Richtung Turm ging. Es war, als würde Godric etwas Bekanntes spüren. Er glaubte, dort würde seine Antwort liegen. Die Antwort, wo er hier war und die Antwort wo Louis war. Godric konnte es sich selbst nicht erklären, doch er glaubte Louis zu finden, wenn er der dunklen Spur folgen würde.
So schnell seine Füße ihn trugen, rannte er, immer mit dem Blick auf das Bauwerk. Je näher er diesem kam, je mehr konnte er es definieren. Es war wirklich ein Turm! Ein weißer Turm, der bis in die Wolken ging. Wer hatte diesen Turm erbaut? Wie kam es, dass niemand je über diesen Turm berichtet hatte? Godric war verwirrt, rannte jedoch unermüdlich weiter. Es war, als würde sein Körper ihn daran hindern stehen zu bleiben. Godric spürte eine Hitze von seiner Hand aufkommen. Fragend streckte er die Hand aus, sah das sein Ring erneut anfing zu Leuchten. „Was geht hier nur vor?!“ Er konnte es sich nicht erklären. Erst dieser Turm, diese ganze Landschaft, das schnelle Wechseln des Wetters und die ansteigende Dunkelheit, die Godric spürte. War er gestorben? Hatte das Licht ihn getötet und würde ihn der Ring nun führen? Führte er ihn zum Himmel, oder doch in die Hölle? Hatte er sich zu sehr versündigt durch den Pakt des Teufels, dass Gott ihn nicht mehr haben wollte? War er gar beschmutzt?
Die Fragen wollten nicht abebben, dennoch kam immer wieder eine neue Flut an Fragen auf. Es war, als würde sein Kopf überschwemmt werden von Dingen, auf die er keine Antwort wusste. Der Ring an seinem Finger schien den jungen Pater zu führen, schon fast zu ziehen. Selbst wenn er stoppen wollte, er war sich sicher, der Ring würde ihn unbarmherzig weiterziehen. Halten jedoch kam für ihn nicht in Frage. Je näher er dem Turm kam, desto heißer wurde der Ring. Godric fürchtete schon fast um seinen Finger, da die Hitze bald unangenehm wurde. Sie war weitaus höher, als zu der Zeit, wenn Godric Verträge mit Louis schloss. Godric hoffte, der Ring würde ihn zu Louis führen. Dies hatte er schon einmal getan, so hoffte der Unwissende darauf, dass der Ring es erneut tun würde. In all diesen Wirren, war der Gedanke an Louis, der Realistischste. Seitdem er den Teufel kannte, hatte er dem Blauhaarigen Fragen aufgeworfen, Dinge getan, die weit über das Verständnis eines einfachen Menschen hinaus gingen. Nun schien jener rätselhafte Mann für Godric der einzige Halt zu sein.
Godric erhöhte das Tempo und kam nach einer knappen halben Stunde dem Turm näher, dennoch musste er stoppen, da er an einer Klippe angekommen war. Statt eines Abgrundes, dessen Boden man nicht sehen konnte, erstreckte sich vor ihm ein großes Tal am Fuße des weißen Turmes. Jedoch war es alles andere als ein friedliches Tal. Die Szene, die sich vor Godric abspielte, raubte ihm den letzten Atem... Jedoch schien niemand den erschrockenen Pater zu bemerken, selbst als dieser einen Schrei der Verwirrung ausstieß...
Im Tal, am Fuß des Turmes, tobte eine gewaltige Schlacht. Zahlreiche Opfer hatte diese schon gefordert und es sollten noch mehr ihnen folgen. Die dunkle Energie hatte die Wolken komplett eingeschwärzt und die Blitze schossen zu Boden, trafen immer wieder einen, in Kutten gehüllten, Krieger. Es waren Kampfmönche, welche im Tal gegen eine Horde dunkler Wesen kämpften. Godric konnte die Kutten genau identifizieren. All die Jahre hatte sich nie das Wappen des Klosters, oder gar die Kutten verändert. Nicht einmal der Stoff. Das Kloster war ihren Wurzeln bis zum Schluss treu geblieben. Um so mehr verwunderte es Godric, Kampfmönche zu sehen, welche sich gegen gehörnte und geflügelte Wesen stellten, die vom schwarzen Himmel herabstürzten und die frommen Menschen angriffen. Es war nicht auszumachen, welche Seite nun im Vorteil war. Leichen von Mönchen, aber auch von Dämonen, zierten das Schlachtfeld und machten den Ernst der Lage nur zu deutlich. Godric kletterte den Felsvorsprung so schnell er konnte herunter und rannte auf das Schlachtfeld. In seiner Hand seine Bannzettel. Er war fest entschlossen seinen Mönchen zu helfen, hatte den hoffenden Gedanken das alle seine Mönche in Sicherheit waren. „Boris! Leon!“, rief er nach seinen zwei vertrautesten Mönchen, bekam jedoch keine Antwort. Nicht nur dies wunderte ihn, sondern auch, dass die Dämonen keinerlei Ambitionen hatten ihn anzugreifen. Mit seinen blauen Haaren lag Godric praktisch wie auf einem Präsentierteller, doch die Dämonen schienen ihn schon fast zu ignorieren. Was ging hier nur vor? Als ein Mönch direkt vor seinen Augen von einem Flammenschwert getroffen wurde und nach hinten kippte, wollte Godric ihn auffangen, jedoch war dies nicht möglich. Der verwunderte Mönch glitt direkt durch seine Arme und fiel zu Boden. Erschrocken weitete Godric seine Augen. „Wie... kann das sein?“ Er verstand die Welt nicht mehr. Da war der Mönch doch glatt durch ihn hindurch gegangen, als sei er ein Geist und hätte gar keinen festen Körper. Sofort kniete sich Godric zu dem Verletzten, rief ihm zu, doch dieser reagierte nicht. Immer wieder griff Godric durch ihn hindurch, konnte weder die Wunde verbinden, noch den Körper überhaupt anfassen. „Was mache ich nur?“, waren seine verzweifelten Worte, doch die Antwort wurde ihm durch ein loderndes Flammenschwert genommen, welches sich in die Brust des leidenden Mönches bohrte und seinen Körper aufglühen ließ. Die Haut wurde heiß und zerriss, so dass sie vom Körper fiel und der Mönch endgültig starb. Godric erschrak sich und sah langsam, mit schockierten Blick, zu dem Dämon hoch, der dem Mönch diese qualvollen letzten Stunden bereitete. Als Godric in die Augen des Dämons sah, erstarrte er.
Er sah direkt in zwei schwarze Augen, welche die dunkle Gesinnung zu widerspiegeln schien. Ein Rotstich mischte sich in das Schwarz und der schwarze Kajal ließ die Augen besonders gefährlich wirken. Godric konnte nicht anders als diesen Mann anzustarren. Es war, als könnte er seinen Blick nicht mehr von diesem lassen. Als verbot etwas tief in seinem Inneren einen anderen Anblick. Die langen, schwarz-roten Strähnen, des sonst kurzen Haarschnittes, wehten leicht im Wind und der Dämon ließ ab von dem Schwert aus Feuer. Gleichzeitig ebbte das Feuer ab und hinterließ nur noch die verkohlte Leiche des Mönches. Weiterhin konnte Godric nur diesen Dämon vor ihm anstarren. Es war, als sei er gefangen von dessen Präsenz. Er trug eine dunkelrote Rüstung, die eindrucksvoll und gefährlich zugleich wirkte. Es schien sich um einen dämonischen Soldat zu handeln, so Godrics Einschätzung. Er konnte sich die Rüstung nicht anders erklären. Langsam erhob Godric seine Hand, wollte den Dämon, der ebenfalls in Godrics Augen zu sehen schien, berühren. Er hatte einen Mönch getötet, direkt vor Godrics Augen, dennoch konnte er sich der Ausstrahlung des gefährlich wirkenden Mannes nicht entziehen. Warum nur?
~
Ich wusste nicht wieso, doch dieser Dämon schien mein Interesse zu wecken. Es schien mir fast so, als würde er mich ansehen. Doch nicht voller Kälte, sondern komplett anders... War ich nun verrückt geworden? Ich kannte ihn nicht. Er war gefährlich und hatte vor meinen Augen getötet, doch ich konnte mich nicht rühren.
Ich konnte meine Gefühl zur damaligen Zeit nicht erklären, doch dieser Krieger, diese Begegnung, fesselte mich. So als würde ich diesen Dämon schon lange kennen, so als keimte ein lang vergessenes, vertrautes Gefühl in mir auf...
~
Bevor Godric auch nur in die Nähe des Dämons mit der roten Rüstung kam, hob dieser schnell seinen Blick und sprang zwei Schritte zurück. Dort wo er noch vor kurzem stand, schlug ein helles Licht ein und hinterließ einen Krater. Dies riss auch Godric aus seiner Faszination und er stand ruckartig auf, um zu sehen wer oder was diesen Krater verursacht hatte. Er wusste selbst nicht, wie er nur so etwas über einen Dämon denken konnte. Besonders nicht über einen, der gerade vor seinen Augen einen Mönch getötet hatte. „Louis Anwesenheit scheint mich wohl immer mehr zu Verwirren.“, wisperte Godric und gab dem Leben mit Louis die Schuld solche absurden Gedanken zu hegen.
„Cain!“, ertönte es von einer strengen Stimme und der genannte Dämonenkrieger grinste und ließ in der linken Hand ein Feuerball erscheinen. Dieser umschloss erst die ganze Hand, konzentrierte sich dann auf die Handinnenfläche und langsam formte sich der Umriss eines großen Schwertes. Als der Umriss halb so groß war wie der Krieger, versiegten die Flammen und hinterließen ein Schwert mit goldenem Halter und einer pechschwarzen Klinge in dieser rote Symbole eingelassen waren. Sofort wollte Godric seine Bannzettel zücken, doch der Ausruf des Kriegers ließ ihn erstarren.
„Amon! Sei dir deines Todes gewiss!“, rief Cain, was bei Godric viele Fragen aufwarf. Er wagte es nicht, sich Cains Blick zu folgen, dort wo er die Antwort auf seine Fragen vermutete. Zu schockiert war er über das, was die Wahrheit sein konnte. Doch nun ergab alles für ihn einen Sinn. Das Licht aus dem Mausoleum, diese unbekannte Gegend mit dem ebenso unbekanntem Turm und vor allem, dass ihn niemand wahr zu nehmen schien. Godrics Ring stieß ein Licht ab, welches der Pater mit den Augen verfolgte, sich dabei leicht umdrehte und direkt zu einer bekannten Gestalt sah.
Aus einer kämpfenden Menge von Mönchen war ein Mann mit einem goldenen Stab herausgetreten. Der Stab ging dem Mann bis zu den Schultern und war leicht gewellt ab der Mitte. Der Schluss bildete ein großer, goldener Kreis in dessen Mitte ein roter Stein war. Jeweils drei goldene Ringe hingen am goldenen Kreis herunter und bewegten sich bei jedem Schritt des Mannes. Dieser trug eine schwarze Kutte, welche von einem weißen Band um den Hüften gehalten wurde. Ebenfalls trug er drei goldene Ketten um die Hüfte gewickelt, an denen ein paar Amulette hingen, dessen Inhalt Godric verborgen blieb. Als der unbekannte Mann stehen blieb und die Kapuze von seinem Haupt zog, weitete Godric seine Augen. Vor ihm stand ein Mann mit blauen Haaren und blauen Augen! Ein Mann, der aussah wie sein eineiiger Zwilling! War das etwa...
Godrics Vermutungen wurden mit den weiteren Worten des Dämonenkriegers bestätigt. „Es wird dir nichts bringen. Diese Schlacht ist schon lange geschlagen, Amon!“, waren die ruhigen Worte des Dämons, die in Godrics Ohren immer wieder widerhallten. „Amon... Das... ist Amon??“
Das Aussehen ließ keinen Zweifel zu, ebenso wenig die heilige Ausstrahlung des Mannes. Er trug einen Priesterkranz am Kragen und Godric konnte an einem Amulett das Zeichen des Klosters ausmachen. Ein Amulett, welches von Generation zu Generation weitervererbt wurde, an die Leiter des Klosters. Das Aushängeschild des obersten Paters! Es gab für Godric kein Zweifel mehr. Dies musste wirklich Amon sein! „Hat mich das Licht etwa zu Amon geschickt??“ Godric war verwirrt. Noch vor kurzem stand er vor den zerstörten Überresten von Amons Ruhestätte und nun stand jener, der eigentlich Tod sein sollte, direkt vor Godric und hielt dem kühlen Blick des Kriegers stand. Immer wieder ließ Godric seinen Blick zu den Parteien hin und her wandern. Amon und auch Cain, standen sich gegenüber und schienen sich einfach nur in die Augen zu sehen. Doch Godric konnte eine Spannung fühlen. Fast so, als würden sich die beiden mittels Augenkontakt duellieren. Selbst Godric wagte in dieser angespannten Situation nicht einen Schritt. Jeden Moment erwartete Godric, dass die beiden Männer ihre Waffen kreuzten, während er sich in der Mitte der beiden Parteien befand. Jedoch kam es nicht erst soweit. Etwas anderes schien die Aufmerksamkeit der beiden zu erhaschen. Fast gleichzeitig sahen sie zum Turm.
Der dunkle Nebel hatte sich von den Wolken aus um den Turm geschlungen. Die Wolkendecke riss auf und der schwarze Nebel konzentrierte sich an dieser Stelle. Ein riesiger, magischer Kreis formte sich aus dem Nebel. Als der letzte Strich gezogen war, zog sich Cain zurück und sprang auf die Klippe, auf der Godric noch vor kurzem stand. Doch nicht nur Cain zog sich zurück, sondern auch die anderen Dämonen hatten sich zurück gezogen. „Was geht hier vor?“ Godric sah sich um. Ihm kam es seltsam vor, was hier geschah. Er fragte sich, wieso sich die Dämonen den Rückzug antraten. War etwas mit dem Nebel nicht in Ordnung? Gehörte er vielleicht gar nicht zu ihnen? Dies konnte sich Godric jedoch nicht vorstellen. Er vernahm ein kurzes Rascheln und sah er zu Amon. Dieser hatte seinen Griff fest um den Stab und sah mit leicht verengten Augen zum Himmelsspektakel.
„Amon! Die erste Reihe ist gefallen!“, rief ein Mönch, der neben ihm stehen blieb. Dieser nickte stumm, ließ einen Moment der Stille walten. „Wir müssen es aufhalten. Ein Armageddon braucht sieben Tage. Am siebten Tag wird der Teufel persönlich die letzten Worte sprechen. Nun ist es soweit... Wir haben keine andere Wahl als jetzt zu Siegen!“, sprach Amon fast ehrfürchtig, während beide Männer zu dem nebligen Magiekreis sahen. Als Godric diese Worte vernahm, wandte auch er seine Aufmerksamkeit wieder dem Nebel zu. „Der Teufel? Also heißt, dass Louis...“ Weiter konnte Godric seine Gedanken nicht ausführen, da waren aus dem Magiekreis zwei Wesen gestiegen. Amon ging einen Schritt nach vorn, hielt weiterhin fest seinen Stab und ging in Angriffsposition über. „Er ist da...“
Godric sah verwirrt zu Amon, dann zu den beiden Wesen am Himmel. Sie hatten beide riesige, schwarze Flügel. Eine Person konnte Godric erkennen. Er würde sie wohl überall erkennen. Diese weißen Haare, das rote Mal im Gesicht und dieser kalte Blick. Es war Decus. „Decus... Dann ist...!“ Sofort sah Godric zu dem anderen Wesen, welches vor Decus schwebte. Die Flügel waren größer als die des Weißhaarigen, doch der Träger war kleiner. An den Flügeln waren goldene Zierketten befestigt, die im Wind leicht sich bewegten. Godric fühlte eine bedrückende Aura. Ihm kroch eine Kälte über den Rücken, welche ihm sogar eine Gänsehaut verursachte. Je länger er zu der Gestalt sah, je mehr hatte er das Gefühl in eine Schwärze zu sehen.
Die Gestalt trug ein langes Gewand, das komplett Schwarz war. Eine Kapuze mit goldenen Ornamenten war tief in das Gesicht des Dämons gezogen. Schwarze Haare ragten aus der Kapuze heraus und die Strähnen tänzelten leicht im Wind. Doch neben den langen Haaren hatten auch zwei Hörner, die aus der Kapuze herauskamen, Godrics Aufmerksamkeit erhascht. Sie waren schwarz und lang. Es waren mächtige Hörner, die dennoch nicht zu groß waren. Sie passten zu der Größe des Unbekannten.
Godric hielt sich die Brust. Er hatte das Gefühl, die Dunkelheit würde ihn erdrücken. Er konnte es sich nicht erklären, wie diese Dunkelheit so mächtig sein konnte, dass diese selbst einem Geist so nahe ging. Die Aura des Unbekannten war so mächtig und eindringlich, dass Godric einen Schritt zurück und leicht in die Knie ging. Die Dunkelheit schien auf seinen Schultern zu lasten, ihn erdrücken zu wollen. Nicht nur dem jungen Pater erging es so, auch die anderen Mönche schienen dieser mächtigen Aura erlegen zu sein. Amon hielt sich an seinem Stab fest und versuchte der Macht zu trotzen, auch wenn es fast aussichtslos war. „Nicht nachlassen!“, rief er immer wieder ermutigend.
Ein Lachen war zu vernehmen und die beiden Blauhaarigen sahen in den Himmel. Der unbekannte Dämon hob seine Hand, wobei der längere Ärmel diese freigab. Godric konnte die schlanken Finger sehen mit den langen Fingernägeln. Nicht einmal bei einer Frau hatte er eine solche Länge gesehen. Die Fingernägel waren in einem schwarz gehalten und wirkten schon fast wie lange Krallen, nur nicht gekrümmt. Im Inneren dachte sich Godric, jede Frau wäre neidisch auf diese Länge. Diesen Gedanken stieß er jedoch schnell wieder von sich, da er wusste, die Krallen eines Dämons waren scharf und unerbittlich. Sie waren schön, jedoch nur aus der Ferne.
Der Unbekannte machte eine Handbewegung und ein starker, mit schwarzem Nebel, verstärkter Wind, sauste auf die Reihen der Mönche zu, schleuderte diese einige Meter weit durch die Luft. Amon hatte rechtzeitig einen Schutz um sich erstellt, was dazu führte, dass der Wind an diesem abprallte. Aus Reflex hatte sich Godric hinter diesem Schutzschild begeben, auch wenn er wusste, ihm dürfte nichts passieren. Als der Wind abebbte, sahen Godric und Amon schockiert zu den Mönchen. Sie alle lagen verletzt am Boden, einige Tod. Amon ballte die freie Hand zur Faust, während Godric nicht nur schockiert über all die Verletzten und Toten war, sondern auch über die Macht des unbekannten Dämons. Nur eine einfache Handbewegung hatte gereicht, Amons Armee zu beseitigen. Was war das nur für ein starker Dämon!
„Herr der Dunkelheit!“, rief Amon, wobei der verhüllte Dämon seine Aufmerksamkeit dem Blauhaarigen schenkte. Amon ließ sich jedoch nicht einschüchtern, ging einen Schritt auf ihn zu, hielt seinen Stab in Kampfposition und rief erneut. „Gefallener Engel Lucifel, Herr Gehennas, Lucifer! Ich werde mich euch nicht kampflos ergeben!“, waren Amons herausfordernde Worte während Godric eine Hand vor seinen Mund hielt, zu der dämonischen Gestalt sah.
Das war wirklich Louis?
Nein...
Lucifer??
Godric ahnte zu welcher Zeit er sich nun befand. Ein Ereignis, das sich in allen Lehrbüchern wiederfand. Ein Teil seiner Familiengeschichte, den auch er lernen musste: Das erste Armageddon und damit das Aufeinandertreffen von Lucifer und Amon! „... und er besiegte die Dunkelheit und brachte der Welt das Licht wieder...“, zitierte Godric ehrfürchtig. Er hatte sich niemals träumen lassen, gerade diesen Teil der Geschichte so hautnah mitzuerleben.
Amon atmete tief ein, flüsterte sich selbst Mut zu und sah dann weiterhin zu Lucifer. „Du wirst nicht die Versen des Untergangs zitieren!“, schrie Amon. Ein amüsiertes Lachen war von Lucifer zu hören. Godric erkannte es wieder. Oft hatte Louis schon so gelacht. Gelacht über die Menschen, über die Situationen in die er sie brachte, aber auch über den blauhaarigen Pater. Dieses erhabene Lachen würde er unter allen Stimmen erkennen. „Louis...“
„Nicht schlecht für einen Menschen. Nach Lucifers Wind noch zu stehen.“, waren Decus Worte. Ob die voller Hohn waren, oder doch ehrlich, konnte man nicht erahnen. Doch sicher war es von beidem etwas. Amon war der Einzige der noch stand. Alle anderen Mönche waren außer Gefecht gesetzt. Decus landete sanft auf dem Boden und sah amüsiert zu Amon. „Doch leider endet nun dein Glück. Niemand kommt dem Armageddon in die Quere!“ Amon stellte sich in Kampfposition, als Decus seine Hand ausstreckte und an dieser schwarzer Nebel hinaufkroch. Als Amons Ring im Schein des Lichtes kurz glänzte, sah Godric zu diesem. „Der Ring. Er hatte ihn also schon damals.“ Nicht nur Godric war dieser Ring aufgefallen, auch Lucifer, der nun vor Cain, der die ganze Zeit auf der Klippe stand, landete. Cain schritt respektvoll zurück und überließ seinem Herren den Platz. Lucifer legte den Fingernagel des Zeigefingers auf seine Unterlippe, gab einen interessierten Laut von sich. Amon sah erst zu Decus, dann zu Lucifer. Er wusste, gegen den Teufel hätte er keine Chance. Doch im Namen Gottes würde er alles tun was in seiner Macht stand. Für seine Mönche, für die Welt und für seinen Herren im Himmel!
„Ich verstehe~ Ich stehe also dem direkten Untertan Gottes gegenüber.“ Godric wunderte sich über Lucifers Worte, sah abwechselnd zu diesem und zu Amon. „Direkter Untertan Gottes?“, fragte er in den Raum hinein, mit dem Wissen, dass ihn eh niemand hören würde. Godric war verwirrt. Für ihn waren keine Menschen die direkten Untertanen Gottes. Nicht einmal der heilige Priester war der direkte Untertan. Laut Bibel waren es die Engel. Aber es war nicht das erste Mal, dass Louis Worte Godric verwirrten. Godric glaubte nicht an die Geschichte Jesu, doch an Engel hatte er schon immer geglaubt. Dies jedoch hatte er nie offen zugegeben, da er dies als Pater einfach nicht sagen konnte. Er hatte es einmal getan, als er noch in seiner Lehre war. Dies hatte keine guten Folgen für ihn gehabt, da der damalige Oberpater sehr wütend über Godrics Ungläubigkeit war. Seitdem behielt er es für sich.
Lucifer und Amon sahen sich lange an. Sie schienen in ihrer eigenen Welt zu sein. So bemerkten sie auch nicht, dass ein anderer seinen eigenen Plänen nachging. Decus war zum Magiekreis zurückgeflogen und hatte die ganze Zeit einen magischen Spruch rezitiert. Da Lucifer wohl glaubte, er würde das Armageddon vorbereiten, während er selbst Amon töten wollte, hatte er ihn nicht gehindert. Amon konnte ebenfalls Decus nicht davon abbringen, da er vor Lucifer stand und es mit diesem hatte aufnehmen müssen. Da waren zwei Dämonen zu viel gewesen für den damaligen Pater. Seine Mönche lagen alle am Boden und konnten ebenfalls nicht helfen. Decus hatte somit freie Bahn.
Lucifer und Amon bemerkten erst etwas, als auf einmal ein gleißendes Licht auf die beiden zukam. Decus grinste etwas. „Ach Brüderchen. Endlich ist es nun soweit~“, säuselte Decus, lachte gehässig auf. Lucifer knurrte wütend, während Amon sich in Sicherheit brachte. Das Licht hatte eine solch starke Kraft, dass es selbst Amons Schutzschild, den er errichtet hatte um sich vor Lucifer zu schützen, zerbrach. Godric sah zu seinem Ahnen, dann zu Lucifer. „Macht doch irgendwas!“, bat er, hatte ebenfalls nicht damit gerechnet, dass Decus die Abwesenheit der beiden ausnutzte. „Anscheinend war Decus schon damals nicht gut auf seinen Bruder zu sprechen.“, hatte sich Godric nur gedacht und hoffte, beide kamen sicher dort raus. Das Licht nahm alles ein und selbst Godric musste als Geist seine Augen schließen, da es ihn blendete. Lange ließ er die Augen geschlossen, hörte nach einer lauten Explosion nur noch Stille. Godric wagte es nicht die Augen zu öffnen, doch als er eine fremde, junge Männerstimme hörte, öffnete er sie und stand auf einmal in einem Gang.
Godric sah verwirrt nach allen Seiten, erkannte den Gang wieder, fragte sich aber wie er auf einmal hier her gekommen war. Er stand in einem Gang seines Klosters. Es war einer der Gänge, die zu dem Teil des Klosters gehören, das später nicht mehr bewohnbar war. Die offene Front ließ ihn eine großzügige Aussicht genießen. Doch diese war es nicht, die Godric begehrte.
„Amon!“, hörte Godric erneut, drehte sich um und sah jenen auf dem Fenstersims, an einer Säule gelehnt sitzen. Godric schritt näher zu seinem Urahn, wollte sicher gehen, ob dieser nun vielleicht gestorben war durch das Licht und ihn nun wahrnehmen konnte. Doch egal wie viel Godric vor Amons Gesicht fuchtelte, dieser reagierte nicht auf ihn. „Wirklich komisch...“
„Pater Amon!“, hörte es Godric erneut, drehte seinen Kopf und sah neben sich einen jungen Mann. Der Blauhaarige schätzte ihn höchstens auf fünfzehn bis sechzehn. Es war ein blonder, junger Mann, der Godric bis zur Schulter ging. Die Haare waren leicht gelockt und anstatt wie Amon, welcher schwarze Kleidung trug, trug dieser junge weiße Kleidung. Godric konnte um den Hals des Jungen eine Kette erkennen mit einem Amulett. Es war das Symbol für einen Priestergehilfen. Dieser junge Mann schien Amons rechte Hand zu sein. Dieser stemmte die Hände an die Seite und sah tadelnd zu seinem Meister. „Pater! Habt ihr schon wieder Fleisch gegessen?!“ Godric sah leicht verwirrt zu der Szene, wandte seinen Blick zu Amon, welcher leicht ertappt wirkte. „Ach Papperlapapp!“, sprach Amon und lachte etwas, hatte seine Arme hinter den Rücken gelegt. Damit kam er nicht weit. Der blonde Gehilfe packte Amons Ärmel und zog seine linke Hand wieder nach vorn, griff seinem Meister unter den langen Ärmel, am Handgelenk und zog den Ärmel unerbittlich nach oben. Als der Ärmel nach oben gezogen wurde, konnte man in Amons Hand eine Hühnerkeule sehen, die er davor unter dem Ärmel versteckt hatte. Der Blonde hob eine Augenbraue, sah seinen Meister mit seinen grünen Augen an. Amon schielte leicht zur Seite. „Oh Fleisch! Ein göttliches Wunder~“, versuchte sich Amon lachend aus der Situation zu retten, während Godric leicht schockiert zu Amon sah. Sein Urahn aß Fleisch?? Das hatte er nicht gedacht. „Ach bei allen Göttern! Ich wünschte mir, ich hätte einen frommen Meister!“, verzweifelte der junge Gehilfe schon fast. Amon jedoch ließ sich seine Freude nicht nehmen, biss herzhaft in die Keule und hob tadelnd den Zeigefinger der freien Hand. Als er den Biss herunter geschluckt hatte, widmete er sich seinem Gehilfen. „Jetzt hör mal zu Eros. Fleisch essen ist keine Sünde. Die Tiere sterben für unser Überleben. Was wären wir für Sünder, wenn wir ihr Leben vergeuden und es mit Missachtung strafen? Verschwendung von Gottes Geschöpfen ist eine Sünde und kommt einem Frevel an unserem Herren gleich!“ Godric schmunzelte, während Eros nur eine Augenbraue anhob, es dann aber dabei beließ. Er kannte seinen Meister schon lange genug. Oft hatte er versucht, Amon das Essen von Fleisch auszureden, es aber nie geschafft. Eher wunderte er sich, wie der Pater sich immer heimlich neuen Nachschub hier her holen konnte. Schließlich war das Kloster vegetarisch veranlagt. Außer Gemüse baute man hier nichts an und Tiere wurden hier nicht gehalten aus Gründen der Hygiene.
„Wenn ihr es sagt Meister. Aber was ist mit eurem Gewand?! Ihr tragt erneut wieder dieses Schwarz! Ihr werdet schon als schwarzer Mönch verschrien! Dabei seid ihr doch einer der Besten! Ihr habt das Armageddon vor zwei Tagen überlebt!“, fing Eros erneut an zu kritisieren. Amon störte dies jedoch herzlich wenig, ließ den abgenagten Hühnerknochen heimlich über das Fenster verschwinden, was aber nicht an den wachsamen Augen Eros vorbei ging. Bevor dieser jedoch erneut schimpfen konnte, strich sich Amon durch das blaue Haar und sah verträumt in die Gegend. „Gott breitet auch heute vor uns die ganze Schönheit der Natur aus.“ Eros seufzte tief, ließ sich aber doch ebenfalls kurz hinreißen, die Aussicht zu genießen. So locker wie sein Meister konnte er jedoch nicht bleiben. „Meister!“, fing er erneut an, hing schon fast an dessen Rockzipfel. „Ich sorge mich um euch. Nicht nur das Fleisch. Ihr habt eine Frau geschwängert, befasst euch mit dunkler Magie und böse Zungen behaupten, ihr nehmt das Leben zu leicht. Ich sorge mich sehr um euch, Meister.“, sprach Eros besorgt, während Godric ungläubig zu seinem Urahn sah. Er aß nicht nur Fleisch, sondern hatte eine Frau geschwängert? Godric wusste, Amon war ein sündiger Mönch, hatte anscheinend eine ganz große Sünde mit Louis begangen, welche er sich noch nicht vorstellen konnte. Doch das Amon solch kleinere Sünden hatte, kam ihm so unwirklich vor. Godric hatte Amon immer verehrt. Er selbst hatte sein Leben immer strikt nach den Regeln gelebt. Nun sah er, wie ausgerechnet der Gründer des Klosters all diese Regeln zu brechen schien. Dennoch konnte Godric nicht schlecht von Amon denken. Dieser sah irgendwie glücklich aus, trotz all den Sünden.
Amon lachte kurz auf, sprang vom Fenstersims und streckte sich. „Gott sprach, vermehrt euch! Dann sah er, dass es gut war.“, zitierte er aus der Bibel, sprach dann aber ungehindert weiter. „Der Herr hat uns dieses Leben geschenkt. Ich möchte ihm danken, indem ich dieses Geschenk nicht verschwende, sondern genieße.“ Eros seufzte etwas, konnte erneut nicht wirklich etwas dagegen halten. Sein Meister lächelte ihn sanft an, während Godric ein wenig hin- und hergerissen war.
Hatte Amon Recht?
Vergeudete er sein eigenes Leben?
Godric schüttelte den Kopf. Er wollte nicht glauben, dass sein bisheriger Lebensweg so falsch war. Als heiliger Pater hatte er versucht die Menschen zu schützen, ihn eine helfende Hand zu reichen und ein Leben mit Gott zu leben. Er war sich sicher, sein Weg war ebenso wenig falsch wie der von Amon.
Dieser sah zu Eros und schien ein wenig nachdenklich. „Ich hatte vor noch ein paar Kräuter zu sammeln. Würdest du mich begleiten?“ Sofort nickte Eros und beide machten sich, mit einem riesigen Weidenkorb am Rücken geschnallt, auf den Weg in den Wald. „Lass uns zum Fluss gehen. Ich brauche noch ein wenig Tau für die Tinte.“ „In Ordnung Meister!“
Godric folgte den beiden. Er hatte keine andere Wahl. Es schien fast so, als würde sein Ring dem von Amon folgen. Seit dem Godric bei Amon war, hatte sein Ring aufgehört zu Leuchten. Anscheinend erkannte er seinen ehemaligen Meister und schien Godrics Geist irgendwie an diesen zu binden. Godric spürte, wie eine Art Anziehungskraft von Amon ausging. Er konnte sich dieser nicht wehren und folgte seinem Urahn. Dieser unterhielt sich unbeschwert mit Eros. „Irgendwie scheint Amon trotz seiner Sünden ein unbeschwertes Gemüt zu haben.“, meinte Godric und hatte ein Lächeln im Gesicht. Er konnte es sich selbst nicht erklären, doch die Anwesenheit Amons machte ihn glücklich. Sein Urahn schien so ungezwungen in seinem eigenen Glauben zu sein. Während Godric darüber nachdachte, kam ihm kurz der Gedanke an Louis. Beide schienen sich zu ähneln. Godric erinnerte sich an dem Tag, an den Louis ihn wegen des Fleisches ebenso belehrte, wie es Amon bei Eros tat. Hatte Louis diese Worte von Amon? Hatten sie über so etwas geredet? Godric wusste nicht, was ihn noch erwarten sollte. Er fragte sich, ob Louis und Amon viel miteinander geredet hatten. Das was der junge Pater mitbekommen hatte in der letzten Szene war nicht gerade das, was er sich vorgestellt hatte. Beide Parteien standen sich als Feinde gegenüber, so wie es in der Überlieferung stand. Amon hatte sich gegen Lucifer gestellt und ihn versiegelt. Jedoch hatte Louis über Amon gesprochen, gemeint, Godric sei wie er.
Godric war verwirrt. Er fragte sich immer noch, in was für einem Verhältnis die beiden standen. Louis Worte über Amon hatten ihn verwirrt. Sie klangen so freundschaftlich. So freundschaftlich wie es von einem Dämon klingen konnte. Godric war gespannt, was er noch alles sehen würde. Gleichzeitig fragte er sich was Louis in der Gegenwart tat. „Er war so seltsam...“, wisperte Godric, während er beiden folgten. Er hoffte, Louis würde kein Chaos anstellen. Ihm war der Dämon noch seltsamer vorgekommen als sonst. Godric hatte eine schlechte Vorahnung. Es schien den Dämon sehr getroffen zu haben, was mit Amons Grab passiert war. Ebenfalls etwas, was Godric nicht verstand.
„Ah perfekt!“, rief Amon und Godric sah zu diesem. Amon kniete sich in das wenige Zentimeter hohe Gras, das direkt neben einem Fluss wuchs. Der Pater nahm eine kleine Glasflasche, nicht einmal einen Finger lang und sammelte den Tau, der an den spitzen der Gräser ging. „Wie gut das wir so früh losgegangen sind!“, freute sich Amon. Godric sah sich derweil ein wenig um. Ihm kam dieser Fluss bekannt vor. Er war lange nicht mehr im Wald spazieren gegangen, auch wenn in seiner Zeit ebenfalls noch viele Kräuter aus dem Wald für Salben benutzt wurden. Godric jedoch bekam von der Kräutersuche nie viel mit, da er mit seinen Arbeiten beschäftigt war. Es wunderte ihn, dass Amon dafür Zeit hatte und sich sogar selbst auf der suche nach Tau für seine Tinte machte. Doch dann hielt Amon auf einmal inne. Eros war zum Fluss gegangen und sah erschrocken zu diesem. „Blut!“ Amon und Godric sahen zum Wasser. Godrics Urahn beugte sich vor und roch an dem Wasser. Es war zweifelsohne Blut, hatte er festgestellt. „Ist vom Armageddon etwa noch etwas übrig geblieben?“, befürchtete Eros. Die Flüsse, die sich rot färbten am Tag des Weltuntergangs, waren auch in dieser Zeit bekannt. „Und das Wasser wird zu Blut.“, zitierte Eros aus der Bibel und faltete die Hände zu einem Gebet. Amon stand auf und sah schweigend dem Fluss nach. „Es ist zu wenig Blut für ein Armageddon. Es scheint jemand verletzt, oder gar tot zu sein.“, vermutete er nach kurzer Stille.
Amon ließ keine Zeit vergehen, folgte dem Blutfluss und kämpfte sich durch Büsche und hohe Gräser. Wenn jemand Hilfe brauchte, wollte er nicht weitere Zeit verstreichen lassen. Eros versuchte mit seinem Meister Schritt zu halten, bekam hin und wieder den einen oder anderen Zweig ins Gesicht, wobei er von Schmerz geplagte Laute von sich gab. Doch auch er wollte so schnell wie möglich zu demjenigen der Hilfe brauchte. Die beiden mussten nicht lange laufen, da kamen sie an einer großen Quelle an, dessen Ursprung der Fluss hatte. Die Quelle war nicht groß, glich von der Größe her einem kleinen See. An diesem waren am Rand Steine, welche von den Mönchen damals in die Erde gedrückt wurden, um der Quelle einen guten Halt zu geben und das Schöpfen aus ihr sicherer zu machen. Das Wasser war klar und glitzerte im Sonnenschein. Doch das idyllische Bild der Quelle wurde durch das Blut jäh gestört. Es dauerte nicht lange, da hatten die beiden Klosterbewohner und Godric den Grund gefunden. „Ein Junge!“, rief Eros, deutete auf diesen.
Amon und Godric folgten seinem Deuten und sahen ihn. Ein schmächtiger Junge lag mit dem Unterkörper in der Quelle, während der Oberkörper auf den Steinen lag. Langes, nasses, schwarzes Haar klebte am Körper des Jungen, während einige lange Strähnen im Wasser hingen, welches diese mitreißen wollte. Doch das Wasser war zu schwach gewesen, den Jungen endgültig in die Tiefe zu reißen und ihm ein nasses Grab zu bescheren.
~ Der Anblick des glänzenden Wassers, des daliegenden Schwarzhaarigen, gab mir irgendwie ein seltsames Gefühl in der Brust. Es war ein magischer Anblick. Fast wie ein Meereswesen, welches sich an der Quelle ausruhen wollte. Es schien, dass die Natur ihm Tribut zollte. Ich konnte meinen Blick nicht davon abwenden...~
Amon und Eros rannten sofort zu dem unbekannten Jungen. Es war sein Blut, dass vom Fluss mitgetragen wurde. Dies konnten die Beiden nun gut sehen, da immer wieder rotes Wasser vom Schwarzhaarigen aus in den Fluss floss. Amon schätzte das Opfer nicht älter als Eros, als er näher an ihm war. Sofort kniete er sich zu ihm, zog ihn aus dem Wasser. „Eros! Dein Umhang.“, verlangte Amon, riss Eros aus seiner Schockstarre und bekam den gewünschten Umhang. Amon drehte den bewusstlosen Jungen auf den Rücken, hatte ihn in den Umhang eingewickelt und wollte ihn hochheben. Doch als Eros auf einmal anfing zu schreien, ließ Amon kurz von seinem Vorhaben ab. „Eros! Bei allen Göttern! Was schreist du hier so herum?“ Mit zittriger Hand deutete Eros auf den Grund. Amon und ebenso Godric folgten den Zeigefinger und sahen es. Die Haare hatten durch das Drehen die Ohren freigegeben. Diese waren nicht klein wie bei den Menschen, sondern lang und spitz zulaufend. Es waren eindeutig dämonische Ohren! „Ein Dämon?“, wunderte sich Godric, musterte ihn. Durch die Haare, welche das meiste bedeckten und dem Umhang, konnte Godric erst nicht genau etwas erkennen, doch als er das Gesicht erkannte, wusste Godric sofort wen die beiden vor sich hatten. „Lou...is...“, staunte Godric und fragte sich was er hier zu suchen hatte. Er hatte den Teufel nie so verletzt und schwach gesehen. Was war nur geschehen?
Amon fiel etwas anderes auf, als er Louis in die Arme zog. Etwas buschiges berührte Amons Arm. Ungeniert griff er unter den Umhang und hatte auch schon den Grund in der Hand. Er zog diesen hervor. In seiner Hand hatte er das Ende eines Dämonenschwanzes, welcher schlaff herunter hing, da sein Besitzer wohl gerade ohnmächtig war. Es war ein langer, schwarzer Schwanz mit einem leicht buschigen Ende. Auch Godric wunderte sich über diesen Schwanz, da er den bei Louis noch nie gesehen hatte. Einerseits war er froh, da die Menschen sicherlich nicht gut auf Dämonenschwänze reagierten. Andererseits wunderte er sich, wo Louis diesen versteckt hatte.
„E...Ein Dämon!“, kam es schockiert von Eros, welcher auf seinen Hintern gefallen war. Amon derweil sah zu dem Schwanz, ließ diesen los und musterte Louis Gesicht. Auch ihm kam der Dämon bekannt vor. Während Eros sich die schlimmsten Dinge ausmalte, was der Dämon wohl mit ihm anstellen würde, wenn er wach war, hatte Amon kurz den Umhang gehoben, so dass nur er Sicht auf die nackte Haut des Dämons hatte. Es dauerte nicht lange und Amon hatte den Hinweis, den er brauchte um sicher zu sein. Er senkte den Umhang wieder, als Eros zu ihm sah. Er fragte sich, was Lucifer hier tat. Wieso er hier bewusstlos an der Quelle des Götterberges lag. Es war sicherlich kein Schläfchen was dieser hielt. Amon konnte Blut am Kopf des Dämons ausmachen und sah die dazugehörige, verkrustete Wunde am Kopf. Wurde er etwa durch die Wucht des Lichtes so weit weggebracht? Oder hatte Amon selbst mit seiner Magie ohne es zu merken auch Lucifer gerettet? Amon konnte sich keine Antwort auf diese Fragen geben. Doch er wusste was zu tun war!
Godric wunderte sich als Amon mit Louis in den Amen aufstand. „Gehen wir ins Kloster zurück! Sonst verkühlt er sich noch mehr.“ Eros weitete geschockt die Augen, konnte nicht glauben was sein Meister da verlangte. „A...Aber Meister Amon! Ein Dämon! Er ist ein Dämon!“, stotterte er ungläubig, doch Amons strengen Worte unterbrachen Eros weitere Ausführungen. „Und ein hilfloser und unschuldiger im Moment! Wer schläft, sündigt nicht, vergiss das niemals! Oder kannst du wirklich einen Verletzten liegen lassen und sich seinen Wunden überlassen? Was wäre sündiger? Ein Dämon zu sein oder jemand zu sein, der einem Verletzten Hilfe verwehrt?“ „Ich...“ Doch dann nickte Eros. „Ja ihr habt Recht. Ich hoffe es jedenfalls.“, gab er schuldbewusst zu, während Amon den Bewusstlosen in den großen Kräuterkorb legte. Da der Kopf noch raus sah, hatte Amon die Kapuze des Umhangs genommen um die Ohren zu verdecken, damit diese Louis nicht verraten würden.
Godric war überfordert. „Was geht hier vor?“ Er hatte beobachtet wie Amon Louis vor dem Lehrling in Schutz nahm. Was tat sein Vorfahr da nur? Godric war sich sicher, Amon wusste wer der Bewusstlose war. Sein Blick war deutlich gewesen. Doch wieso rettete er Louis? Er wollte doch das Armageddon einleiten, hatte so viele Mönche getötet und wollte Amon selbst töten. Dennoch... Amon hatte Louis verteidigt und mit ins Kloster genommen.
Irgendwann war Louis nach Vorn gekippt, so das nur noch ein paar Haare aus dem Korb ragten, während der Rest versteckt war. „Und ich bin immer noch der Meinung, dass man Dämonen lieber töten sollte.“ Amon ignorierte Eros Einwand jedoch und ging schweigend weiter, hing seinen eigenen Gedanken nach. Als Beide am Kloster ankamen wurden sie von den Mönchen empfangen und nachdem diese sahen, dass Amon einen Verletzten dabei hatte, wollten sie alle helfen. Doch Amon wies die Hilfe ab, was reichlich Verwirrung unter den Mönchen sorgte. Amon jedoch hatte angewiesen das niemand die nächste Zeit in sein Zimmer kommen sollte. Er war dankbar für die Hilfe seiner Brüder, jedoch konnte er sie dieses Mal nicht hinzuziehen. Würden sie sehen was der Verletzte war, würde es viel Tumult geben. Dies wollte Amon sich und seinen Brüdern ersparen. So hatte er auch Eros um Stillschweigen angehalten.
Mit Louis hatte er sich in seine Kammer zurück gezogen. Godric erkannte diese. Ihn wunderte es nicht, wieso Louis direkt nach seinem Erwachen diese aufgesucht hatte. Es war die selbe Kammer gewesen. Amon ließ den Korb vorsichtig zu Boden sinken und streckte sich. Ein Knacken der Knochen war zu hören, doch dies war kein Wunder. Amon musste immerhin Louis über die ganze Strecke am Rücken gebunden tragen. Als Amon sein Kreuz wieder etwas gelockert hatte, öffnete er eine Tür, die an der Wand eingelassen war. Godric sah verwundert zu dieser. Es war dieselbe Tür, die damals Louis angesehen hatte und die Godric schon oft versucht hatte zu öffnen. Doch da diese so sehr klemmte, war das ihm nie gelungen, weswegen er seinen Schrank davor geschoben hatte. In dieser Zeit war der Raum jedoch nutzbar und schien eine Art Gebetszimmer zu sein. Amon hatte Eros angeordnet in diesem Raum ein kleines Lager einzurichten. Eros kam der Bitte, wenn auch nur widerwillig, nach. Als genügend Decken und Kissen lagen, hatte Amon den Verwundeten auf diese gebettet und musterte ihn. Als Eros die letzte Decke gebracht hatte, mit der Amon den Dämon zudeckte, hatte er auch seinen treuen Gehilfen davon geschickt und war nun allein mit dem Dämon. Godric beobachtete gespannt die Situation und fragte sich, was sein Urahn nun mit Louis anstellen würde. Amon derweil kratzte sich am Kopf und lachte etwas. „Ai, Ai, Ai! Was hab ich nur für ein Glück! Von allen Wesen auf dieser Welt treffe ich ausgerechnet Lucifer.“, sprach Amon und sah zu dem Dämon, welcher gemütlich gebettet wurde. Amons Unentschlossenheit wich jedoch schnell und er fing an den Dämon mit einem bereitgestellten Handtuch und einer Schüssel Wasser zu waschen. Der damalige Oberpater kümmerte sich zwei ganze Tage lang um den verletzten Dämon, bis jener selbst aufwachte...
Die Tage vergingen wie im Flug und Godric hatte diese in einer Art Zeitraffer miterlebt. Er bemerkte, dass das Leben Amons sich nicht nur durch die Zeit unterschied, in der er lebte, sondern auch durch Amons Lebensstil selbst. Vorbehaltlos kümmerte er sich um Louis, so wie auch an diesem Tag. Godric fragte sich, was Amon dazu getrieben hatte. Er hatte Louis verteidigt, seine wahre Identität den anderen verschwiegen und kümmerte sich rührend und äußerst fürsorglich um diesen. Es war ein seltsames und fast surreales Bild für Godric. Nachdenklich betrachtete er die beiden. Hing Louis deswegen so an Amon? Weil dieser ihn rettete und nicht einfach liegen ließ? Weil dieser sich um ihn kümmerte und seine Wunden versorgte? Hatte dies Lucifer dazu veranlasst seine Sympathien einem Menschen zu schenken? Seinen Vorfahr, der ihn versiegelte? Viel konnte Amon nicht verbinden, da er mit Staunen fest stellte, dass die Wunden sich von alleine schlossen. „Interessant.“ Als die Sonne am zweiten Tage aufging, hatte Amon sich wie immer in das Gebetszimmer gesetzt und wollte den jung aussehenden Dämon pflegen. Wie jeden Morgen hatte er ihm ein Tablett mit einer Schale Suppe und ein paar Brotscheiben darauf gebracht, damit Louis essen konnte, wenn er aufwachte. Amon glaubte auch an diesem Tage nicht daran und wollte sich zur Morgenmesse fertig machen, als er auf einmal ein Rascheln vernahm. Sofort wandte sich Amon diesem zu, sah wie die Augenlider zuckten, sich schlanke Finger in die Decken vergruben, wohl ertasten wollten, wo deren Besitzer sich befand.
Louis hatte lange Zeit nichts gehört, glaubte sich in völliger Dunkelheit zu befinden. Es war stumm und dunkel. Egal wohin er sah, er sah nichts. Doch auf einmal kam ein fremder Geruch auf. Es war ein Mensch, die konnte Louis genau riechen. Aber nicht nur ein Mensch befand sich in seiner Nähe, auch etwas anderes duftete. Louis wusste nicht was er von alle dem halten sollte, fühlte sich wie tot. Geräusche drangen an sein Ohr, ließen die langen, dämonischen Ohren kurz zucken. Louis spürte ein weiches Gefühl um seinen Körper, fühlte sich andererseits so leicht wie eine Feder. Er fragte sich wo er war, oder ob er gestorben war. Langsam versuchte er seine Augen zu öffnen, was sich als sehr mühselig herausstellte. Louis hatte das Gefühl, die Augenlider würden Tonnen wiegen. Ein Gewicht, welches er zuvor nie bemerkt hatte. Jedoch, als er die Augen einen Spalt geöffnet hatte, kniff er sie wieder zusammen. Das Sonnenlicht blendete den Dämon und er glaubte, er würde immer noch im Licht des Schlachtfeldes stehen. „Ugh~“, kam es schwach von Louis, dessen Kehle sich anfühlte, als hätte er ewig nichts mehr getrunken. Selbst ein kurzes Schlucken half ihm nicht. Langsam versuchte sich Louis aufzurichten, während Amon sofort an die Seite des Dämons ging um diesen zu helfen, doch dies ging schief. Louis hatte seine Augen geöffnet und sah zu dem blauhaarigen, hilfsbereiten Pater. Amons Kleidung war deutlich und so war Louis schnell auf den Beinen und schubste Amon zur Seite, knurrte etwas. Amon landete unsanft auf seinem Hintern, während Louis ein wenig wankte, sich dann aber an der Wand festhalten konnte. „Outsch! Nicht schlecht!“, kam es anerkennend von dem Pater, welcher sich wieder aufrichtete und zu Louis sah. Er dachte sich, dass Louis für seine geringe Körpergröße doch ziemlich kräftig war. Doch Amon wusste, er hatte es mit einem Dämon, mit Lucifer, zu tun und nicht mit einem Menschen. „Dennoch muss ich dich warnen. Hier in Assiah sind die Gravitationsverhältnisse anders als in Gehenna. Deswegen bist du sicher etwas wackelig auf den Beinen.“,erklärte er, während sich Louis darüber wunderte, woher Amon von Gehenna wusste. „Was geht hier nur vor?“, fragte er sich. Kurz streckte sich Amon, grinste dann etwas. „Du hast lange geschlafen. Ich schlafe schon gerne, aber du hast den Rekord gebrochen!“, kam es lachend von ihm. Louis hob eine Augenbraue, fragte sich was dieser Pater von ihm wollte. Auch Godrics Augenbraue entgleiste etwas, fragte sich was hier nun vorging, errötete jedoch bei Louis Anblick. Dieser stand splitterfasernackt an der Wand und schien nicht sehr gut gelaunt. Peinlich berührt sah er bei so vielen dämonischen Reizen zur Seite. Amon hingegen sah grinsend zu Louis, atmete dann tief ein und sprach weiter. „Ich habe dich gerettet. Wie kann ich dich nennen? Du hast sicher viele Namen. Jedenfalls laut Bibel. Da hast du eine Hand voll. Doch da ich dir nicht zig Namen nachrufen möchte, sollst du einen wählen. Immerhin hat jeder ein Recht auf einen Namen.“
Louis blinzelte kurz verwirrt. „Wie?“ „Deinen Namen.“, versuchte es Amon erneut. Kurz hielt Louis inne, schien nachzudenken. Godric und Amon sahen beide abwartend zu dem Dämon, welcher verwirrt zu sein schien. Dann sah er zu Amon und stellte sich gerade hin. Kurz konnte Godric den Dämonenschwanz sehen, welcher, leicht geschwungen, hinter Louis Haaren hervorkam. Es war das erste Mal, dass er diesen Schwanz so deutlich sah, welcher am Steißbein anzufangen schien. Louis Blick schien Fragend.
„Ehm... wer bin ich überhaupt? Ich dachte du könntest mir meinen Namen sagen Pfaffe!“
Amon und Godric sahen zu dem Dämon, welcher wohl nicht wusste wer er war. „Ob das von deiner Verletzung herrührt?“, fragte sich Amon, musterte den Unwissenden. „Hmm... du kannst dich also nicht erinnern. Darf ich wählen? Ich suche dir auch einen guten Namen aus.“, fragte Amon und lächelte zuversichtlich. Louis zuckte nur mit den Schultern und sah abwartend zum Blauhaarigen, welcher den Zeigefinger auf seine Unterlippe legte und nachdachte. „Hmmm~“ Es vergingen ein paar Sekunden und ein weiteres 'Hmmm~' kam von Amon. Louis schien jedoch nicht wirklich der Geduldigste zu sein, zuckte kurz mit einem Auge. Er schien genervt zu sein, ließ den Blick zur Ablenkung durch den Raum schweifen. Als Amon zum dritten Mal dieses nachdenkliche Geräusch machte, schien bei Louis die Geduld am Ende zu sein. „HEY! Würdest du dich verdammt noch mal entscheiden?!“, fauchte er und sah ihn genervt an.
Amon hob beschwichtigend die Hände vor die Brust. Er hatte lange nachgedacht. Wie sollte er den Dämon nennen? Er hatte Mitleid mit dem Wesen gehabt, welches anscheinend nicht wusste wer er war. Selbst mit dem ehemaligen Lichtbringer konnte Amon Mitleid haben. Lange musste Amon nachdenken. Wie konnte er Lucifer benennen? Es war schwierig, doch er wollte sich dieser Aufgabe stellen. Er musterte den kleineren Dämon von oben bis unten. Er sah jung aus und schmächtig. Fast wie ein angehender Jugendlicher, nicht wie der stärkste Dämon und Gottes ärgster Feind. Amon hatte sich unter Lucifer eine andere Gestalt vorgestellt. Irgendwie... imposanter. Aber Amon störte es nicht wie Lucifer wirklich aussah. Irgendwie hatte er sogar gefallen an dieser Gestalt. „Es ist Lucifer, nein... ein kleiner Lucifer. Luci oder Lui.“, waren Amons Gedanken, wobei er etwas grinste. Doch er hatte die Geduld seines kleinen Dämons anscheinend überstrapaziert, jedoch dabei den zündenden Einfall gehabt. „Ich habe es! Ich glaube ich habe etwas schönes für dich. Wie wäre es mit Louis?“, schlug er ihm vor, hoffte jedoch, Lucifer würde niemals erfahren, wie er auf diesen Namen kam. Abwartend sah Amon zu ihm, während der eben benannte Dämon überlegte. „Hmm... Louis... In Ordnung! Ich erlaube dir mich so zu nennen, Pfaffe!“ Godric war nicht entgangen wie er Amon nannte. „Louis nannte ihn also auch so.“, stellte er fest, hatte ein dumpfes Gefühl in der Brustgegend. Es gefiel ihm irgendwie nicht, so wie Amon betitelt zu werden.
Godric ahnte nicht, dass es nicht wegen Amon war, warum er sich so fühlte, sondern ein ganz anderer Grund dafür Verantwortlich war...
„In Ordnung! Dann nenne ich dich ab sofort Louis.“, freute sich Amon, legte die Hand auf den Kopf des Kleineren. Aus Reflex wedelte dieser kurz zufrieden mit seinem Dämonenschwanz, doch als Louis bemerkte wie er sich gehen ließ, schlug er Amons Hand weg. „Sofort aufhören! Ich dulde so ein respektloses Verhalten mir gegenüber nicht! Ich bin kein Kind mehr!“ Amon lachte nur. „Tut mir Leid.“ Wirklich glauben konnte es Louis jedoch nicht wirklich und auch Godric schien ein wenig zu lachen bei der Szene.
Louis räusperte sich kurz, wollte dann das Zimmer verlassen, doch Amon hielt ihn auf, indem er ihn am Handgelenk packte. Louis sah weniger erfreut zu diesem. „Was soll das?!“ „Du willst nackt rausgehen?“, fragte Amon. Louis sah ihn kurz ungläubig an, sah dann an sich hinab. Der Pfaffe hatte wirklich Recht. „An sich habe ich nichts dagegen. Du siehst sehr ansprechend aus. Aber ich glaube meine Brüder wären doch ein wenig schockiert.“, waren Amons, schon fast säuselnde Worte. Louis befreite sich von dem Griff und wandte sich ab, legte seinen Dämonenschwanz um seine Taille um sich ein wenig zu bedecken und drehte seinen Kopf leicht in Amons Richtung. Hatte dieser gerade versucht ihm etwas sündiges zu sagen? Die Worte des Paters waren ungewöhnlich und auch Godric war verwundert, dass nach dieser Vision Amon anscheinend wirklich ein wenig sündig war, so wie Louis es ihm erzählt hatte. Doch Godric schien es nicht so zu stören wie er es gedacht hatte. Amon schien ein herzensguter Mann zu sein und hatte Louis ohne Vorbehalte aufgenommen.
„Dann gib mir etwas womit ich meine Blöße bedecken kann!“, verlangte Louis, dem Amon sogar nachkam. Er reichte Louis eine Mönchskutte samt Unterwäsche. Dieser sah zweifelnd auf die Kleidung. „Ich... soll mich als Mönch verkleiden?!“, war Louis Einwand, doch er nahm die Kutte an und fing an sich umzuziehen, da er nicht Nackt herumlaufen wollte. „Da wäre noch etwas anderes.“, fing Amon an, deutete mit dem Zeigefinger auf Louis. Dieser hatte sich angezogen und sah abwartend zum Pater. „Gibt es eine Möglichkeit das du etwas.., naja, nicht so dämonisch aussiehst?“ „Wie?“ „Ich meinte deine Ohren und deine Zähne. Meine Brüder könnte das erschrecken. Ich finde ja du-“, doch weiter konnte er seine sündige Zeile nicht wiederholen, da hatte Louis schon die Hand gehoben und ein 'Stop' vermittelt. „Einverstanden.“ Amon grinste zufrieden und Louis schloss kurz die Augen. Um Louis Körper erschienen ein paar schwarze Federn, die um ihn schwebten. Diese leuchteten auf und legten sich auf den Körper. Vor Amons und Godrics Augen verwandelte sich Louis. Seine Ohren wurden klein, waren aber immer noch spitz. Seine langen Zähne wichen einem normalen Gebiss, in der nur noch die Fangzähne spitz waren. Gegen den Dämonenschwanz konnte er nichts machen, so dass Amon den kleineren Dämon nachdenklich musterte. Louis hatte jedoch schon eine Idee. Dieser hob die Arme und der Schwanz wickelte sich um seine Hüften, fast wie ein Gürtel. Nun verstand auch Godric, weswegen er den Schwanz nie gesehen hatte. Louis hatte ihn wohl immer versteckt. Amon schien zufrieden und nickte es ab. „Ich habe nichts dagegen, dass du den Schwanz offen trägst. Meine Brüder werden wissen was du bist. Deine roten Augen sind unverkennbar und ich werde meine Brüder nicht anlügen. Ich glaube jedoch nicht, dass du extra Löcher in die Kleidung schneiden willst.“ Louis überlegte kurz, nickte dann. „Diese Kleidung ist wirklich nicht geeignet für Schwänze. Wie könnt ihr Menschen nur so Leben? So Schwanzfeindlich.“ Amon kratzte sich leicht am Kopf. „Menschen haben keinen Schwanz. Jedenfalls nicht am Po.“ „Menschen sind wirklich seltsam, doch ich werde deinen Rat berücksichtigen, da ich mir meinen Schwanz nicht einklemmen möchte.“, antwortete Louis, während Godric dieses Gespräch seltsam peinlich war. Nachdem Louis sich komplett angezogen hatte, wartete er auf ein Statement des Paters. Dieser war vollendend zufrieden. „Ich hätte dir auch helfen können.“, bot sich Amon an, was Louis jedoch ignorierte. Godric musste etwas lachen. Die Unbeschwertheit Amons schien Godric sehr zu amüsieren, aber auch selbst um Nachdenken anzuregen. Er fühlte sich bei Amons Anblick seltsam. Fast so, als hätte er all die Zeit etwas verpasst. Godric dachte sich, Amon hätte ebenso streng gelebt wie er, doch nun musste er etwas Anderes sehen. „Habe ich mich geirrt?“ Godric schloss die Augen, fragte sich wieso Amon so war wie er war. Amon war ebenso ein Pater mit Pflicht und Bürden wie es Godric war. Wie konnte sein Urahn so stark sein und selbst einem Dämon Unterkunft bieten? Godrics Bewunderung für seinen Urahn wuchs weiter an. Er war froh diesen persönlich sehen zu können, auch wenn er sich fragte, wie er wieder zurück kam. Würde er nun für immer in dieser Zeit verweilen müssen? Als Geist, den keiner sah?
„Die Morgenmesse beginnt gleich. Ich sollte mich beeilen. Kommst du mit?“ „Ich soll zu Gott beten? Was für ein absurder Gedanke!“ Amon lachte kurz auf. „Du musst nicht zu Gott beten. Es ist nicht wichtig, ob du betest, sondern die Botschaft die du Aussenden möchtest.“ predigte Amon. Louis, sowie Godric, dachten darüber nach. „Nun gut. Ich werde deinem sinnlosen Unterfangen beiwohnen.“, antwortete Louis und fing an sich an der Brust abzutasten. Bevor Amon nach dem Grund fragen konnte, hatte Louis auch schon den Fehler gefunden. Er ging zu seiner Schlafstätte und hatte etwas zwischen den vielen Kissen gesucht, dann aber auch gefunden. In seiner Hand hielt er einen schwarzen Taschenspiegel, den Godric nur zu gut kannte. Er erinnerte sich noch gut, wie er mit diesem zum Kloster gereist war. Es war eine seltsame Reise gewesen.
Amon erkannte den Spiegel, den Louis sich unter die Kutte schob.“Die habe ich bei dir gefunden. Sie hing dir um den Hals. Genauso den Ring, den du auf dem Finger hast. Ich wollte ihn erst dir abnehmen um deine Hand besser zu Waschen, aber ich habe nur dunkle Blitzschläge bekommen.“ Louis hob eine Augenbraue, sah dann zu seinem Ring. Es war ein Ring mit dunklem Stein. Danach sah er zu Amon, entdeckte ebenfalls einen Ring an seinem Finger, ebenso Golden und mit einem Stein versehen. Jedoch nicht dunkel, sondern so blau wie das Meer. „Zwei Ringe, zwei Seiten...“, wisperte Louis nachdenklich. Amon sah fragend zu ihm, doch Louis schüttelte nur den Kopf und beide machten sich auf den Weg zur Messe.
Dort angekommen war Louis die Attraktion seit langem. Fragende, verwunderte, aber auch skeptische Blicke wurden dem Teufel zugeworfen. Godric konnte die Unsicherheit der Mönche spüren, obwohl er nur ein Geist war. Es war kein Wunder. Die Mönche waren darauf trainiert Dämonen zu töten, sie unschädlich zu machen und die Menschen vor ihnen zu Schützen. Doch nun war ein Dämon unter ihnen, kam mit dem Oberpater, wurde sogar von diesem gepflegt, in der eigenen Kammer und trug außerdem noch ein Kleidungsstück ihres obersten Paters. So etwas gab es zuvor noch nie und keiner der Mönche wusste, wie sie mit dem Dämon verfahren sollten. Amon hatte sie in der Messe zuvor eingeweiht was er pflegte, duldete kein Wiederwort. Dies würde er erneut nicht und als sich Louis auf die vorderste Bank, so wie er es in Godrics Zeit zu tun pflegte, setzte und die Mönche mit einem bösen Blick in die Schranken wies, ging ein Getuschel durch die Reihen. Sollte man den Dämon töten? Würde Amon ihn töten? Oder war es gar nur ein junger Mann, der exorziert werden musste? Amon verkündete nichts Derartiges. „Ich begrüße euch meine Brüder und hoffe ihr hattet eine angenehme Nachtruhe. Ich höre eure Unsicherheit und werde euch eine Antwort geben. Dies ist Louis und wie ihr alle mitbekommen habt, ein Dämon. Er wird in unserem Kloster verweilen, mit uns leben und beten.“ Als dies verkündet wurde ging ein großes Raunen durch die Runde. Louis sah zu Amon und auch Godric schien unsicher zu sein. Er konnte seine Brüder verstehen, hoffte dennoch, dass alles gut verlaufen würde.
Amon schlug mit der Hand auf das Rednerpult und sorgte damit für Ruhe. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. „Ob Dämon oder nicht, vor Gott sind alle gleich! Dieses Kloster bietet Schutz für jeden! Als fromme Männer Gottes haben wir die Aufgabe, alle Schäfchen nach Hause zu holen und sich um sie zu kümmern! Bedenkt dies! Ein frommer Mann Gottes reicht seine Hand allen, die Hilfe benötigen und verwehrt diese nicht.“, beendete Amon seine Predigt. „Amen!“, kam es freudig von Louis, welcher sich eher daran erfreute, dass Amon seinen Mönchen tadelte, als das er für sein Bleiben kämpfte. Doch Amons Worte waren gewichtig und hatten sogar Godric erreicht. Er war ebenso mit Ehrfurcht erfüllt, wie Amons Brüder. „Amen.“, willigten alle Mönche im Saal ein. So war es beschlossen. Louis würde im Kloster bleiben.
Die weiteren Tage gingen wie im Flug an Godric vorbei. Aus Tage wurden Wochen und Louis wohnte in der kleinen Gebetskammer, welche an Amons Zimmer grenzte. Godric fragte sich, ob in all der Zeit in der der Gebetsraum nicht betreten werden konnte, noch etwas von Amon, oder gar Louis, war. In all der Zeit lernte Louis all die wichtigen Dinge von Amon, die er in diesem Kloster brauchte. So lernte er das Beten, in der Haltung, die im Kloster verwendet wurde. Nicht selten kam es vor, dass Amon während der Entspannungsphase einfach einschlief und kopfüber zu Boden fiel. Amon rauchte Pfeiffe, beide aßen heimlich zusammen Fleisch, doch Louis konnte dies nicht sättigen. Dies wusste Amon und hatte den selben Pakt wie Godric geschlossen. Louis trank von Amon und Godric musste mit Erstaunen feststellen, dass Louis direkt von Amon trank und nicht von einem Glas. Der junge Pater hatte den Dämon Nachts immer in sein Bett kommen lassen und ihm am Hals trinken lassen. Godric wunderte sich über dieses Vertrauen, wunderte sich dennoch mehr darüber, dass Louis keine Anstalten machte, den Pater zu schädigen.
Selbst beim Sammeln der Kräuter hatten sie Spaß, wobei Louis den armen Pater öfters in seine, nachts vorher ausgehobenen, Gruben fallen ließ. Godric musste lachen und er bemerkte etwas. Nicht nur, dass sein Urahn ein unbekümmerter Mann war, sondern dass er Louis das erste Mal lachen sah. Godric hatte Louis oft lachen gehört, dies war jedoch immer nur durch Gehässigkeit oder Boshaftigkeit. Ein solch glückliches Gesicht mit einem solch ehrlichen Lachen hatte er bei Louis noch nie gesehen. Es war so unwirklich, dass es schon wieder wahr sein konnte. Godric fühlte sich deutlich hin und her gerissen zwischen dem Glauben, der ihm gelehrt wurde und dem, das man nach den Worten Gottes sein eigenes Leben führen sollte. Amon war ein Sünder durch und durch, wenn man nach den Lehren der Kirche ging. Er rauchte, hatte Sex und aß Fleisch. Wahrscheinlich trank er sogar, dachte sich Godric. Amon ging vor allem nicht den Weg, den jeder Pater und Mönch ging. Doch Godric schien es, dass Amon dadurch mehr lebte, als er es momentan tat. Er ließ ja sogar den Dämon so nah an sich heran, wie er es, bis auf das Trösten, nie getan hatte und auch nie in dieser Art tun wollte. Godric fand es jedoch nicht schlimm, was er dort sah. Eine Hand wanderte zu seinem Kopf. Was war nur los?
Louis blieb im Kloster und so entwickelte sich zwischen Amon und Louis langsam etwas, das weit über alles hinaus ging, was man sich hätte vorstellen können...
Etwas zwischen Mensch und Dämon...
Zwischen Lucifer und dem heiligen Talin...
Freundschaft
Es war eine unbeschwerte Zeit, die sich Godric zeigte. Louis fühlte etwas, was er noch nie gefühlt hatte: Erleichterung. Nie könnte er sich in Gehenna so frei bewegen, lachen oder gar Spaß haben. Er hatte nie Zeit, sich solchen Spielen intensiv hinzugeben. Seit seiner Geburt wurde er auf seine Rolle vorbereitet, lernte das Kämpfen und das Töten. Doch hier war es anders. Keine alten Schriften, keine Mauern und kein Zwang hinderten ihn sein Leben so zu leben, wie er es sich wünschte. Selbst Godric konnte die Unbeschwertheit des Teufels spüren und war überrascht ihn so zu sehen. Godric kannte Louis als ein herrschsüchtigen und kalten Mann, der Menschen für seine Zwecke benutzte und missbrauchte. Hier bot sich ein völlig anderes Bild. Godric fragte sich, wieso Louis sich nicht ihm so zeigen konnte, war verwundert über den Gedanken, dass er sich wünschte, Louis würde sich so ihm gegenüber zeigen.
Amon musste zwar meist unter dem Tatendrang des Teufels leiden, wurde aber auch oft mit involviert. Zwar benutzte Louis in dieser Zeit die Menschen ebenfalls um seinen Spaß zu haben, was Godric sah, als Louis, mit Amon zusammen, mittelalterliche Wasserbomben auf die Brüder fallen ließ. Eros jedoch, wurde zu Louis absolutem Lieblingsziel auserkoren. Der blonde Gehilfe war sehr ängstlich und zudem noch unglaublich gutgläubig und naiv. Dies nutzte Louis natürlich schamlos aus und brachte Eros damit nicht nur einmal an den Rand der Verzweiflung. Der Umstand, dass Eros Angst in der Dunkelheit hatte, bot dem Teufel besonders viel Angriffsfläche. Benutzte er nicht gerade seinen Dämonenschwanz unter der Kutte dazu, so zu tun als würde ihm etwas aus dem Körper wachsen, suchte Louis Eros gerne bei den Nachtgebeten heim.
Amon beendete gerade seinen Gottesdienst und klappte die Bibel zu, als er auf einmal ein Klappern hörte. Er sah zur Seite und konnte sehen, wie sich ein Stein aus der Mauer zur Seite schob. Überrascht stand er vor der Mauer, während Eros die Kerzen ausgeblasen hatte und sich bei dem Wegschieben des Steines erschrocken hinter dem Altar verkrochen hatte. „Ein Geist!“ „Eros, mach dich nicht lächerlich.“, antwortete Amon. Es dauerte nicht lange und eine schlanke Hand kam aus der Dunkelheit hervor und schob zwei weitere Steine zur Seite. Amon schmunzelte, wusste genau wem diese Hand gehörte. So wartete er nur ab und kurze Zeit später kroch aus dem Loch der schwarzhaarige Dämon. Amon kannte dieses Versteck nur zu gut und war nicht wirklich überrascht, dass auch Louis es entdeckt hatte. Die Steine waren an diesem Teil der Wand etwas lockerer und ließen einen Einblick in die Halle zu, ohne jedoch entdeckt zu werden. Als Eros den Teufel sah, atmete er erleichtert aus, machte sich dann aber doch so schnell es ging aus dem Staub, da er nicht erneut Louis zum Opfer fallen wollte. „Seitdem ich hier bin ist Eros schnell geworden.“, merkte Louis an, was Amon nur lachen ließ. „So oft wie du ihn erschreckst.“ Louis grinste kurz und sah eine Bibel auf einer Bank, setzte sich neben diese und nahm sie in die Hand. „Du weißt doch wo die Tür ist. Wieso der Gang?“, fragte Amon und schob die Steine mit dem Fuß wieder an die richtige Stelle. „Hey ich bin ein Dämon. Die Sünde kommt immer unerwartet. Durchs Hintertürchen, oder nicht?“, konterte Louis mit einem süffisanten Grinsen. „Wie konnte ich das nur vergessen?“ Amon lachte kurz auf, wandte sich dann zum Rednerpult und nahm seine eigene Bibel an sich, setzte sich dann neben Louis auf die Bank und begann sich eine Tabakspfeife zu stopfen. Sie war lang und schmal, fast so lang wie Amons Unterarm. Ihr Körper glich einem langen, dünnen Stift. Um diesen 'Stift' schmiegte sich ein silberner Drache, dessen Maul die Kammer für den Tabak darstellte, während das Schwanzende das Mundstück bildete. Es war eine edle Pfeife. Dies fand auch Louis und unterbrach ihm nicht in seinen Tun. Es war für Godric gegen die üblichen Lehren zu rauchen, doch auch er war von dem edlen Rauchwerkzeug beeindruckt. Solch eine schmale Pfeife kannte er nur aus Japan. In seinem Land gab es nur die kurzen Pfeifen. Godric wusste nur um die japanischen Pfeifen, da es auch einige Japaner gab, die zu ihm ins Kloster gepilgert waren und einige Männer zu ihrer Pfeife griffen. Godric selbst hatte sich noch nie beschäftigt mit solchen Themen. Für ihn kam Rauchen nicht in Frage.
„Du solltest lieber aufpassen, sonst ziehe ich dich noch weiter in den Sündensumpf, alter Mann!“ Amon hatte dafür nur ein müdes Lachen übrig. Er wusste wie wahr Louis Worte doch sein konnten. Er war Lucifer, der Verführer und Inbegriff aller Sünden. Louis erinnerte sich nicht daran, Amon tat es.
Hatte der schwarze Pater selbst sich im Netz der Sünden verfangen?
War Lucifer seine Sünde?
Amon hatte bemerkt, die Anwesenheit des Teufels war ihm keinesfalls unangenehm...
Louis blätterte desinteressiert in der Bibel, warf sie dann aber zur Seite, da die Bibel nicht sein Interesse wecken konnte. „Ich habe das Buch gestern gelesen. Da ist einiges falsch.“ Amon hob eine Augenbraue, atmete den Tabakdampf tief ein und atmete ihn gemächlich wieder aus. Gemütlich, als hätte er alle Zeit dieser Welt, lehnte er sich entspannt zurück und sah zu Louis, hatte einen Arm auf die Lehne gelegt. „So?“ Louis nickte. „Das ist das, was die Menschen überliefert bekommen haben. Dennoch ist nicht die Verpackung wichtig, sondern die Botschaft. Die Botschaft über Nächstenliebe und Einigkeit, über Aufopferung und Hingabe. Wie die Geschichten vermittelt werden ist mir gleich, Hauptsache sie werden vermittelt. Ich bin mir sicher, dem Herren kommt es nicht darauf an wie viel wir verzichten oder wie viele Geschichten wir erzählen, sondern es ihm darauf ankommt, dass wir unser Leben, ein Geschenk Gottes, auch einsetzen. Für uns selbst, aber auch für andere. Es wirklich Leben ohne etwas zu bereuen. Unser Geschenk auch nutzen und es nicht verschwenden.“, teilte Amon dem Teufel seine Überzeugung mit. Godric war überrascht über diese Antwort. Er hatte Fragen über die Richtigkeit vermutet, nicht eine Antwort. Was Amon erzählte war plausibel. Es stimmte, die Botschaft war wichtig und nicht die Verpackung. Godric fragte sich nu,r warum Amon in den Schriften so anders dargestellt wurde als hier in dieser Vision. Sah man Amon an, dann konnte man nicht abstreiten wie sehr er sündigte. Vieles von dem was er tat stand im Gegensatz zu dem, was er als heiliger Pater wirklich tun sollte. Sah man jedoch über dies hinweg, sah man einen Mann, der an Gottes Wort glaubte, das Leben für sich und andere lebte und sogar einem Dämon die Hand reichte. Godric überraschte Amons Lebensweg, konnte ihn nun besser verstehen. Noch immer konnte er sich nicht erklären wie er in diese Vision kam, war aber dankbar darüber. Oft war Godric traurig darüber was man über Amon las, war verwirrt über die widersprüchlichen Schriften. Godrics Ziehvater, der ehemalige Oberpater, hatte Godric als Kind oft getadelt und ihn ermahnt nicht zu einem Menschen zu werden wie Amon. Amon galt als Abschreckung und sündiger Mann, auf der anderen Seite wurde er als heilig verehrt und angebetet. Es war für Godric sehr diffus.
Louis hatte eine Schale mit Weihwasser gegriffen und roch daran, hatte jedoch sofort den Kopf angeekelt abgewendet. „Riecht scheußlich, was?“ „Abartig.“ Amon lachte. „Erwarte nicht das es schmeckt.“ Louis verzog kurz das Gesicht. „Urgh... Wie könnt ihr Menschen so etwas trinken wollen?“ Louis konnte nicht verstehen wieso die Menschen so etwas dummes, seiner Meinung nach, taten. Er hatte sich schon oft gefragt, was in diesem Kloster bei den Messen so stank. Nun hatte er die Antwort. „Wir trinken es nur in den seltensten Fällen. Nur bei wirklich großen Messen oder rituellen Reinigungen. Ansonsten nutzen wir es nur für den Kampf. Aber da braucht man ein spezielles Rezept dafür. Dies ist einfach nur rituelles Weihwasser für die Messe.“, erklärte Amon und hatte einen weiteren Zug an seiner Pfeife genommen. „Hmm... verstehe.“ Eine kleine Pause entstand und Louis roch den Dunst der Pfeife. Es war ein Tabak mit zugefügtem Duft. Amon war ein Meister in Mischen von Extrakten und hatte sich an dem Tabak bedient, damit der übliche Tabakgeruch nicht auffiel, wenn er rauchte. Er machte sich keine Sorgen um die tadelnden Worte oder schockierten Blicke seiner Brüder, wollte jedoch aus Gründen der Rücksicht nicht alles mit seinem Qualm überdecken, zumal er Eros Belehrungen nicht ständig hören wollte. Bei dem penetranten Tabakgeruch kam der junge Gehilfe schnell darauf das hier geraucht wurde. Doch bei einem zugefügten Duft wurde der Geruch überdeckt. Ein leichtes Unterfangen für jemanden, der sich in der Kräuterkunde so gut auskannte.
„Ich habe vorletzte Nacht gelesen.“ „Ja?“ Louis nickte. „Die ganze Bibel. Ich kenne sie auswendig.“ „Oho! Wenn dir in der Nacht so langweilig ist, dann kannst du gerne in der Bibliothek lesen. Dort stehen viele Schriften.“, bot Amon an. Da Louis ein Dämon war, war dieser meist die Nacht über wach und schlief nur eine kurze Zeit. Meist zwischen Sonnenaufgang und Vormittag. Dies war auch der Grund, weswegen Louis niemals an der Morgenmesse teilnahm. Diese war kurz nach Sonnenaufgang. Erst in der Mittagsmesse konnte man mit dem Teufel rechnen, wenn dieser dem nachkam. „Die Bibliothek? Das habe ich gestern getan. So interessant waren die Schriften nun auch wieder nicht, auch wenn ich zugeben muss, einige waren sehr passabel.“ Amon, sowie Godric, waren überrascht. Godric fragte sich wie jemand so viel in so kurzer Zeit lesen konnte. Er wusste ja nicht das Engel und Dämonen um ein vielfaches schneller Lesen konnten als Menschen. Für Louis reichte es oftmals nur ein Buch zu Blättern um es gelesen zu haben. Dennoch wünschte sich Godric ebenso schnell lesen zu können, da er noch so viel Lesen wollte, aber das Familienarchiv einfach zu groß war. „Hätte ich so eine Geschwindigkeit, dann hätte ich es in meiner Lehre doch viel einfacher gehabt.“, scherzte Godric.
Louis schnippte kurz und wandte sich wieder dem rauchenden Pater zu, der gerade mit dem Zeigefinger etwas verglühten Tabak aus der umgedrehten Pfeife klopfte und dann diese wieder zum Mund führte. „Die Botschaft ist zu kitschig!“ „Ja?“ Louis nickte entschieden. „Wer bitteschön hält sich denn schon groß daran? Das sind doch alles Lügner! Und enthaltsam ist keiner. Das sind alles diese dummen Geschichten die man Kindern erzählt, aber kein Erwachsener sich daran hält.“, erklärte der Teufel und stand auf. Um seine Meinung zu untermauern setzte er sich einfach auf den Schoß des Blauhaarigen und wollte ihn küssen. Godric weitete erschrocken die Augen, doch zu seinem Glück wurde der Teufel unterbrochen. Nicht von Amon selbst, sondern von Eros, der wohl die Bibel abholen wollte, die auf der Sitzbank lag. Ein Mönch hatte ihn gebeten, da er sie vergessen hatte, aber keine Zeit hatte. Eros, hilfsbereit wie er war, erklärte sich bereit die Bibel zu holen, ahnte nicht was ihn erwartete. Erschrocken hielt er inne und sah zu den beiden. Louis lehnte sich leicht an Amon und strich mit einer Hand durch das volle, blaue Haar, sah dabei lasziv und provozierend zum Blonden. „Na? Willst du zusehen?“ Der arme Eros wusste nicht was er sagen sollte. Godric hatte Mitgefühl mit diesem, da er nur zu gut wusste was er durchmachen musste. Nicht selten hatte Louis auch Godric mit seiner Schamlosigkeit zur Sprachlosigkeit verholfen. Dieser ging sogar einen Schritt weiter und gab Amon dreist einen Kuss auf die Wange und fing an mit der Zungenspitze sanft über dessen Ohrmuschel zu lecken. Eros war schon knallrot angelaufen und hatte die heiligen Hallen verlassen, wobei er etwas undefinierbares gestammelt hatte. So waren der Teufel und der Pater alleine vor Gottes Kreuz. Beide sahen sich lange tief in die Augen, als würden sie durch diese Sprechen. Godric war ebenfalls hochrot gewesen und hielt sich die Hand vor dem Mund. Er hätte nicht gedacht, dass Amon den Teufel so nah heran ließ. Er schämte sich für das was er sah. Es war ihm peinlich, auch wenn die beiden noch nicht all zu intim waren. Für Godric war es dennoch schon eine gewisse Nähe, da er selbst nicht einmal richtig geküsst hatte und somit noch sehr unbedarft war.
„Es gibt viel wofür ich Gott danken kann und anscheinend auch viel was gebeichtet werden muss. Aber ich glaube, ich mache die schnelle Reuenummer beim Sterbebett.“, meinte Amon amüsiert und brach das Schweigen. Godric sah überrascht zu ihm, während Louis etwas lachen musste. Dieser Spruch war typisch für den Pater, dachte sich Louis und ließ von ihm ab, hatte noch kurz mit der Hand den Qualm der Pfeife weggeweht, da dieser direkt in sein Gesicht gekommen war. Kurz streckte sich Louis und sah zum Kreuz. Sein Blick hatte etwas undefinierbares. Godric fragte sich was nun kommen würde. Eine Liebeserklärung? Nein. Dafür war Louis nicht der Typ, hatte sich Godric gedacht und war gespannt auf den wahren Grund.
„Es kommt mir irgendwie falsch vor, wenn ich Gott um etwas bitten würde. Außerdem will ich das nicht einmal. Immer Gott hier, Gott da. Als sei der alte Sack wirklich so wichtig.“ Amon schmunzelte. „Glaubst du das?“ Louis nickte. „Hmm..., selbst Lucifer war einmal ein Engel. Er war Gottes Stellvertreter und in diesen verliebt.“ Godric sah überrascht zu Amon. „Verliebt?“, fragte er, auch wenn ihn niemand hören konnte. So etwas hörte er zum ersten Mal. In keiner der Schriften, die er gelernt hatte und die veröffentlicht wurden, wurde davon geredet. Er fragte sich, wie Amon darauf kam. Louis hatte kurz mit dem Schwanz gezuckt und sah ebenfalls zu Amon. „Wirklich?“ In Louis wuchs den Wunsch mehr darüber zu erfahren. Er war mein Liebhaber von göttlichen Geschichten, dies wusste er selbst nur zu gut. Dennoch hatte er diesen Drang mehr darüber zu wissen. Er konnte es sich nicht erklären. Louis setzte sich wieder neben Amon und hörte weiter zu.
„So ist es. Sein Name war Lucifel Morgenstern. Er war der schönste Engel, den der Herr geschaffen hatte. Seine Schönheit war legendär und schien das Himmelreich zu erstrahlen. Lucifel lebte mit Gott zusammen. Auch dieser liebte diesen Engel, der ihm an Stärke ebenbürtig war. Jedoch war es für Engel verboten sich diesem hinzugeben. Die Herzen der Engel waren rein und unschuldig. Lucifel war der unschuldigste im Himmelreich, aber wohl auch der einsamste. Lucifel waren diese Gefühle neu und er konnte sich diese nicht erklären.“, fuhr Amon fort, während Louis geradeaus sah, direkt auf das Kreuz hinter dem Altar. Als Amon von der Einsamkeit Lucifels und der Verwirrung sprach, hatte Louis ein dumpfes Gefühl in der Brustgegend. Er konnte es sich nicht erklären. Godric sah zu dem ungleichen Paar und fragte sich, wieso Amon so etwas erzählte. Godric glaubte nicht, dass sein Vorfahr Louis anlog. Dennoch war die Geschichte seltsam. Er hatte sich neben seinem Urgroßvater gesetzt und lauschte ebenfalls weiter der Geschichte. Dabei hatte er zu Louis gesehen. Was hatte der Teufel? Godric fand es seltsam. In all der Zeit in der Louis bei ihm war, hatte er eines vergessen: Louis war nicht nur Lucifer, sondern auch Lucifel. Louis lebte damals mit Gott im Himmel. Bei all den Strapazen und all den Problemen die ihm der Teufel bescherte hatte er vergessen, dass Louis vor langer Zeit einmal ein Engel war und somit mit Gott damals lebte. Es kam Godric immer so fremd vor. Louis zeigte sich wie ein Teufel, so dass der Gedanke, Louis war einmal ein Engel, gar nicht mehr aufkam. Nun wurde es ihm wieder vor Augen geführt. Die Person, die gegen den Himmel rebellierte und die Unterwelt erschaffen hatte, war die selbe Person, die Godric so oft tadelte. „Ob sich Louis an etwas erinnert bei Amons Geschichte?“, fragte Godric. Es war nicht unüblich, dass Patienten mit Gedächtnisverlust sich wieder an etwas erinnerten, wenn man ihnen Geschichten aus ihrem Leben erzählte. War dies bei Louis hier auch so der Fall? Doch was würde passieren, wenn Louis sich wieder erinnern würde? Louis wollte die Welt vernichten, das Armageddon-Programm starten, Amon und die Mönche töten. Würde er nun immer noch Amon töten? Den Mann, der ihn nicht liegen gelassen hatte. Den Mann, der mit ihm all die Zeit verbrachte und dem Teufel ein Lachen schenkte. Würde Louis kalt lachend diesen Mann töten? Irgendwas musste passiert sein, da Amon Louis versiegeln würde. Doch was? „Wieso kann nicht einfach alles so bleiben wie es ist? Amon ist glücklich, Louis ist glücklich und die Welt ist nicht dem Untergang geweiht.“, wisperte Godric und schloss die Augen. Kurz seufzte er und schien um die Beziehung Amons und Louis zu trauern. Auch wenn es für Godric unverständlich war, wie Amon und Louis sich so nahe gekommen waren, wünschte er beiden weiterhin solch ein gemeinsames Glück.
~ War es denn Falsch, wenn Lucifer einem Talin so zugeneigt war?~
Amons Stimme riss Godric aus seinen Gedanken und er lauschte weiter der Geschichte, da auch er wissen wollte was mit Lucifel war. „Lucifel wollte dies jedoch nicht mehr hinnehmen. Er verzweifelte an der Liebe zu seinem Herren. Der Herr jedoch konnte Lucifels Liebe nicht erwidern. Er konnte nicht nur einen Engel lieben, sondern liebte alle seine Geschöpfe. Lucifel zerbrach daran und wollte für sich selbst leben, sich der Sünde hingeben und ohne Zwang leben. Er wollte dem Herren beweisen, wie falsch er lag. Lucifel stieg von Etemenanki herab, verlor sich in seiner Sünde und zettelte den Krieg gegen den Himmel und Assiah an. Doch Lucifel wurde besiegt und stürzte hinab, erschuf Gehenna und die 7 Schichten der Hölle, die das Gegenstück der 7 Schichten des Himmels sind. Damit erzähle ich dir sicher nichts neues mehr. Jeder Dämon weiß das. Was ich aber damit sagen möchte: Jeder kann zu Gott beten. Himmel und Gehenna, Assiah... alle sind miteinander verbunden. Unser Problem ist, dass nicht miteinander geredet wird. So wie es Lucifel nicht gestattet wurde, seine Gefühle zu offenbaren.“, beendete Amon die Geschichte und sah zu seinem dämonischen Schützling. Dieser schien Nachdenklich. „Lucifel war in Gott verliebt?“, flüsterte Godric, sah zu Louis. Dieser Mann hatte Gott geliebt? Er konnte es nicht glauben. Was für abenteuerliche Dinge erzählte Amon nur. Doch... woher kannte Amon Assiah und Gehenna? Godric konnte sich erinnern, diese Begriffe vor Louis Erklärung noch nie gehört zu haben. Woher kannte sie Amon? War er soweit belesen oder kam es aus den schwarzen Schriften, die er angeblich lesen würde? Godric offenbarten sich immer mehr Fragen. Konnte ihm denn niemand eine Antwort geben?
Louis nickte derweil. Natürlich sagte ihm Amon nichts Neues, was die Beschaffenheit Gehennas und dem Himmelreich anging. Louis hatte zwar das Gedächtnis verloren, konnte sich an solch elementare Dinge erinnern. Das würde ihm niemals entfallen. Als Amons Geschichte geendet hatte, hatte sich Louis mitgerissen gefühlt. Fast so, als hätte er dies in diesem Moment miterlebt. Louis konnte sich dies nicht erklären. „Doch jeder muss das Leben so leben wie er es möchte und kann.“ Mit diesen Worten stand Amon auf und schnippte Louis gegen die Stirn. Ihm war Louis Regung nicht entgangen und wusste, er hatte Louis quasi seine eigene Vergangenheit erzählt. Louis hielt sich eine Hand an die Stirn und sah hoch zu Amon. „Hey!“, tadelte er, bekam aber nur ein Lächeln. „Ich habe dir eine Geschichte erzählt. Wenn du Lust hast, dann kannst du mir heute Abend ebenfalls eine erzählen. Quasi als Gegenleistung. Vielleicht etwas über Gehenna.“, schlug Amon vor und hatte versucht Louis damit aus seiner kurzzeitigen Lethargie zu helfen. Dies passte seiner Meinung nach nicht zu Louis. Godric staunte über Amons Wunsch. Wieso wollte sein Vorfahr ausgerechnet etwas über Gehenna erfahren? Es gab doch so vieles, was er Louis hätte Fragen können. Wieso ausgerechnet die Hölle? Tief in ihm spürte er doch deutlich eine Zustimmung auf Amons letzte Worte. War er etwa auch daran interessiert wie Gehenna war? „Das darf doch nicht sein... oder?“
Amons Plan zeigte Wirkung und Louis schien tatsächlich wieder bei sich zu sein. Dieser hatte kurz hinter vorgehaltener Hand aufgelacht und stand auf. Mit gewohnt selbstsicheren Blick sah er zu Amon. „Neugieriger Mensch.“ Amon hatte als Antwort nur ein Lachen übrig, nahm sich die Bibel auf der Sitzbank und ging in Richtung Ausgang. „Wir sehen uns heute Abend.“, waren seine letzten Worte, bevor er dann den Saal verließ und Louis dort zurück ließ. Unterwegs hatte er auf dem Gang Eros getroffen, welcher immer noch ein wenig rot war. Er drückte ihm die Bibel in die Hand und verabschiedete sich dann.
Louis hatte nur den Kopf geschüttelt und ging zum Altar, nahm sich einen dort stehenden goldenen Kelch, der gefüllt war mit Weihwasser und roch erneut daran. „Es riecht wirklich widerlich. So etwas sollte verboten werden.“ Louis dachte über all das nach, war auch verwundert, woher Amon so viel wusste. Es wunderte ihn nicht einmal, dass Amon über die Weltenbezeichnungen Bescheid wusste, sondern eher über die Geschichte. Louis hatte all die Schriften in der Bibliothek gelesen und auch die Bibel. Dort stand nichts darüber. Als Louis wieder zu dem Weihwasser sah, hatte es sich vor seinen Augen rot gefärbt. Erschrocken ließ er den Kelch fallen und das rote Wasser rann über den Steinboden der heiligen Hallen, die drei Stufen, die zum Altar führten, hinunter und bildete eine kleine Lache. Louis und auch Godric, hatten sich über diese gebeugt. Nur Louis Spiegelbild war darin zu sehen, doch es war anders! Nicht nur Louis erschrak sich darüber, sondern auch Godric. Er hatte den Dämon noch nie so gesehen. Nicht einmal bei dem ersten Teil der Vision, bei der er durch die Kapuze bedeckt war. Das Spiegelbild zeigte Louis, jedoch nicht in seinem aktuellen Aussehen, sondern als Lucifer. Das Spiegelbild zeigte die mächtigen Hörner am Kopf, schwarze, geschwungene Male an der Stirn, lange und elfenartige Ohren sowie spitzere Zähne. Nicht nur das Äußerliche des Teufels war anders dargestellt, sondern auch seine Kleidung. Statt der Kutte konnte man das schwarze Gewand sehen und auf dem Kopf war goldener Schmuck, der Louis noch erhabener wirken ließ. Louis trat in die Lache und das Wasser schwabbte ein wenig. Als es sich wieder beruhigte zeigte es Louis, so wie er wirklich dastand. Kurz schloss dieser die Augen und atmete tief ein und aus, schüttelte dann den Kopf. „Wenn man zu lange über Gott nachdenkt, bekommt man ja noch Wahnvorstellungen.“, tat er dieses Ereignis ab und verließ ebenfalls die Hallen. Godric blieb kurz zurück und sah ihm nach.
War der Moment, an dem sich Amon und Louis trennen mussten, schon in greifbarer Nähe?
Abends war Louis wirklich zu Amon in die Kammer gegangen. Amon lag im Bett und war obenrum nackt. Was unterhalb war konnte man nicht sehen, da er die Decke bis unter den Bauchnabel gezogen hatte. Im Gegensatz zu Godric schien Amon etwas freizügiger zu schlafen. Dies wunderte auch den jungen Godric, der sich fragte ob Amon es nicht peinlich war. War es damals Sitte? Godric glaubte nicht daran, da er wusste, zur damaligen Zeit waren Menschen noch konservativer als zu Godrics Zeit. Zur damaligen Zeit war es sogar schon zu freizügig, wenn man den Knöchel einer Dame sah. In Godrics Zeit störte das niemanden mehr und man gab sich gewohnt freizügiger. „Ob Louis deswegen die Hemden nicht mag?“, fragte sich Godric, da Louis oft an seiner Schlafkleidung krittelte.
Amons Nacktheit war jedoch nicht die Einzige, die Godric sehen musste. Louis hatte sich ein paar Schritte neben das Bett gestellt und fing an sich vor den beiden Blauhaarigen auszuziehen. Während die Hüllen fielen, begann er von Gehenna zu erzählen, was Godric zwar etwas ablenken konnte, aber nicht ganz. Er versuchte seinen Blick abzuwenden und hoffte Louis würde sich etwas anderes anziehen, auch wenn er wusste, seine Hoffnungen würden nicht erfüllt werden. Nicht von Louis, der schon bei Godric nackt schlief. „Gehenna ist ein dunkler Ort. Der Himmel ist nicht so ekelerregend hell wie hier, so dass man nach dem Aufstehen geblendet wird. Es gibt keine Sonne, so wie in Assiah. Der Himmel Gehennas ist meist bedeckt von Wolken, welche ein Misch aus schwarz und dunkelviolett sind. Sind diese nicht am Himmel, dann ist dieser fast blutrot. Gehennas Schwerkraft ist ebenfalls nicht vergleichbar mit Assiah. Die Anziehung ist ein wenig stärker. Dies liegt an der Konzentration der Sünden.“, begann Louis mit seiner Erklärung und ließ die Kutte von seinen Schultern rutschen, hinunter über seinen wohlgeformten Hintern und gab die makellose Haut in Porzellanfarben frei. Die schwarzen Haare schmiegten sich an seinen Körper und waren ein deutlicher Kontrast zu der Blässe. Godric schoss vor Scham die Röte ins Gesicht und wandte sich leicht ab, während Amon zu Louis sah und nach dessen Gesagtem nickte.
„Ich erinnere mich an ein großes Schloss mit schwarzen, marmornen Gängen. Sie waren sehr erhaben und man konnte sich in ihnen spiegeln. Sie waren so schwarz wie das Haar. Ihr Haar.“ „Ihr Haar?“, fragte Amon und auch Godric sah wieder zu der Szene, hielt sich schnell die Augen zu, da Louis immer noch nichts gegen seine nackten Tatsachen getan hatte. Godric konnte sich erinnern, dass von ihr schon einmal die Rede war. Louis hatte es in dem Zimmer der Herberge erwähnt. Sie würde das Armageddon nicht aufhalten. Auch Decus hatte etwas über sie gesagt, war wütend nicht die Aufmerksamkeit zu bekommen, die er wollte. Wer war sie? Godric brannte darauf, zu wissen wer dahinter steckte. Es musste jemand sein, der so interessant sein musste, dass Lucifer und dessen Bruder über sie sprachen und so mächtig, dass sie das Armageddon hätte beeinflussen können. Godric konnte sich so jemanden, neben Gott, nicht vorstellen.
„Ja... ihr Haar. Es ist lang und leicht wellig. Es ist nicht so wellig, das man es als Locken werten kann, sondern eher wie ein ruhiger Fluss der leicht dahinplätscherte. Ihre Augen sind rot wie das Blut und so undurchdringlich, dass man sich ihrem Blick nicht erwehren kann. Sie hat eine Haut, so makellos und rein, wie man sie nie finden kann und volle, zum küssen einladende Lippen. Ihr Körper ist geschmeidig und elegant. Kein Mann könnte sich dem entziehen.“, erzählte Louis an das, an das er sich erinnern konnte. Amon hörte schweigend zu, während Godric sich selbst umarmte. „Von wem redet er?“, fragte er sich. Wer war es Wert, dass der Teufel solche Worte für sie übrig hatte? Godric hatte ein seltsames Gefühl. Ihm gefiel das nicht. Er hatte keine Angst davor, dass die Person gefährlich sein könnte. Dies war sie sicherlich, da es immerhin eine Dämonin sein musste und diese immer eine Gefahr darstellten. Godric gefiel es nicht, wie Louis über sie redete. Als sei sie etwas besonderes für ihn.
Godric war erschrocken über sich selbst.
Es schlich sich etwas in den Pater, was Gegensätzlich seiner Lehren war. Er war eifersüchtig auf diese unbekannte Person.
Doch wieso...
~ War ich krank? Wieso neidete ich wegen des Teufels?~
Godric ahnte ja nicht, dass der Teufel schon mehr in seiner Gefühlswelt einnahm als nur Ärger über diesen und Sorge, was mit diesem geschehen war...
„Weißt du wer diese Frau ist?“, fragte Amon in die Stille hinein, die sich für kurze Zeit gebildet hatte. Louis schüttelte leicht den Kopf und wandte sich mit seinem Körper ganz Amon zu, stand vor dessen Bett. „Ich habe keine Ahnung. Ich erinnere mich nicht, habe jedoch deutlich das Bild dieser Person in meinem Kopf. Ganz so, als hätte es sich eingebrannt.“ „Ich verstehe...“ „Gehenna hat ein großes Tor. Dieses ist mit dem Himmelsreich, aber auch Assiah verbunden. Nur Lucifer und jene, die die Berechtigung besitzen, können es öffnen.“, erzählte Louis weiter. „Verstehe. Ähnlich wie im Himmel also.“ Louis nickte und schmunzelte. „Du bist ein Pfaffe und hast Gott vor Augen. Doch was ist mit Lucifer, dem dunklen Herren? Du bist ein Sünder, ein schwarzer Pfaffe. Lucifer wird kommen und deine Seele holen.“, prophezeite Louis. Amon setzte sich auf und schien nachdenklich. „Ich bin mir sicher, Lucifer wird auf mich aufmerksam.“,antwortete er und war sich der Wahrheit in Louis Worten bewusst. Immerhin stand Lucifer, auch wenn dieser sich nicht erinnerte Lucifer zu sein, vor ihm.
~Doch was war Lucifer für mich? Natürlich sah ich ihn gerade vor meinem Auge. Deutlich sogar. Jede einzelne Faser, jedes einzelne Haar was sich an dessen schlanken Körper schmiegte. Ja Lucifer selbst hatte mich in seinen sündigen Bann gezogen. Sein Blick, seine Gesten, seine Gesellschaft... einfach alles...~
Amon musterte Louis und fuhr fort. „Hmm... Ich sehe Lucifer als pure Sünde~“, kam es von ihm und er musterte Louis weiterhin. „Lucifer ist ein Verführer und ich denke, selbst ich als Pater könnte seinen Verführungen nicht lange stand halten. Ich denke sogar, er hat mich sogar schon verführt. Er ist ein edler Mann und von unglaublicher Schönheit. Unter seinem Blick schmelzen keusche Vorsätze schneller als das Eis im Sommer. Seine Anmut sucht seinesgleichen. Dennoch diene ich meinem Herren,verschließe jedoch nicht meine Augen vor der anderen Seite. Denn Sünde und Reinheit sind zwei Seiten einer Medaille. Ein Mensch ist erst vollkommen wenn er beides hat.“, erklärte er und sah direkt in die Augen des nackten Teufels. Godric schien erstaunt. Hatte Amon gerade selbst zugegeben, er fühlte sich dem Teufel nahe? Ein unglaubliches Geständnis für den Gründer dieses Klosters. Ein unglaubliches Geständnis von dem Mann, der Lucifer versiegeln würde. Doch hatte Amon Recht? Godric wusste, man sollte die Augen nicht verschließen. Hatte Godric dies die ganze Zeit getan? Er fühlte sich so, als hätte er dies getan. Als hätte er einen Fehler all die Jahre begangen. Stets hatte er versucht fromm zu sein und das Licht zu stärken, hatte gelernt die dunkle Seite zu bekämpfen. Aber hatte nie gelernt, die dunkle Seite zu sehen. Godric kamen viele Fragen auf. Die Reise in Amons Zeit, diese Vision, hatte Godric in vielen Dingen zum Nachdenken angeregt.
Louis ging dieses Mal nicht in sein eigenes Zimmer, sondern kletterte zu Amon ins Bett und setzte sich auf dessen Hüften. Godric ging einen Schritt zurück, hoffte das nun nichts kam, was er sich niemals ansehen wollte. Er hoffte, sein verehrter Vorfahr würde es nicht so weit kommen lassen. Louis legte die Hände auf Amons nackte Schultern und kitzelte mit dem buschigen Ende des Dämonenschwanzes Amons Taille. Dieser sah Louis in die Augen. „Du verschließt nicht die Augen?“, fragte Louis während Amon sich in die Kissen zurückfallen ließ. Beide sahen sich tief in die Augen. Das Rot traf auf ein reines Blau. „Es wäre nicht richtig, alles nur von einer Seite zu betrachten.“, antwortete Amon und Louis fing an mit seinen Händen über Amons durchtrainierte Brust zu streichen. „Gnn... aufhören!“, rief Godric hochrot, doch niemand schenkte ihm Gehör. Kurz schmunzelte Louis. „Ich verstehe. Und du würdest dich verführen lassen?“, fragte er erneut nach, ließ die Hände auf der Brust liegen und lehnte sich leicht nach vorn. Amon hatte seine Hände an Louis Taille gelegt um diesen zu halten. „Jeder würde dies. In den Menschen steckt der Wunsch nach Licht, ebenso der Wunsch nach Dunkelheit. Die Sünden sind Teil des Lebens. Die Menschen selbst sind der lebende Beweis, wie Medaillen. Denn jede Seele trägt Licht und Dunkelheit in sich. Jeder Mensch ist in der Lage zu Sündigen und tut dies gern, aber ist auch in der Lage das Licht zu leben und für andere Mitgefühl und Liebe zu zeigen.“, erklärte Amon und machte keinen Hehl daraus selbst Bedürfnisse zu haben. Er zeigte Louis damit deutlich, auch er hatte das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und bildete damit keine Ausnahme. Durch seinen heiligen Schutz fühlte er sich dem Teufel jedoch nicht nackt, wie auf einem Präsentierteller. Trotzdem gab Amon offen zu, was er dachte und fühlte. „Es wäre falsch zu leugnen keine Bedürfnisse zu haben. Jeder Mann hat diese.“ Louis hatte sich so weit nach vorn gelehnt, dass sich die Nasen berührten. Jedoch küsste er den Pater nicht. „Also willst du damit sagen, beide Seiten haben ihre Berechtigung.“ Amon nickte und streichelte sanft über Louis Seiten. „So ist es. Keine Seite kann ohne die andere Überleben.“ Amon hatte schon viele Beichten über sündige Taten gehört. Nie hatte er sie verurteilt. In letzter Zeit kamen viele Frauen zu ihm in den Beichtstuhl und beichteten über eine intime Nacht. Dem Pater war es nicht ergangen, dass über die Hälfte dieser Sünden auf Louis Konto gingen, der nachts gern einmal Unterwegs war und seinen fleischlichen Begierden nachging. Amon wusste, es war normal. Louis war ein Dämon und hatte einen ausgeprägteren Trieb und teilte nicht die Ansichten der Menschen. Er nahm sich das was er wollte und zerfloss nicht in Zweifel.
Godric stützte sich mit einer Hand an der Wand. Ihm war es mehr als peinlich was er dort sah. Die Röte war noch intensiver gewesen. Es geschah nichts, doch es war für Godric ziemlich intim, anderen dabei zusehen zu müssen, wie sie sich nahe waren. Godric hatte damit ein großes Problem, weswegen er glaubte, er würde in dieser Hinsicht niemals sündigen. Godric wusste um die Bedürfnisse und hatte diese auch selbst. Doch kein Mönch und kein Pater lebte Abstinent. „Können die nicht einfach die Hand nehmen? Und das bitte dann, wenn ich wieder von hier verschwunden bin? Ich verstehe ja, man will nicht platzen vor Druck. Aber das ist doch ein wenig peinlich. Amon! Louis!“, rief Godric mit einem Hauch Verzweiflung.
Louis und Amon sprachen weiter, bis Louis den Zeigefinger Amons nahm und mit der Zunge über dessen Länge glitt. Er fing an den Finger zu beknabbern und nahm ihn in den Mund, Amon sah zu dem aktiven Dämon und wehrte sich nicht. Seiner Ansicht nach bestand dahingehend noch kein Handlungsbedarf. Amon war nicht untätig und würde sich keinen Handlungen hingeben, die er nicht wollte. Er war jederzeit bei klarem Verstand und konnte dem Teufel folgen. So wie es Godric tat, hatte auch Amon einen Vertrag mit diesem geschlossen. Louis sah kurz zu dem Ring, welcher Amons Ringfinger schmückte. „Mein Blut gegen das der anderen.“, wisperte Amon. Louis nickte. Amon wusste, er musste seinen Vertrag genau formulieren. Dämonische Verträge waren nicht umsonst als sehr vielschichtig und schwer zu Formen bekannt. Dämonen waren geschickt und wollten ihren größtmöglichen Vorteil. Ein Vertrag mit einem Dämon war das Letzte was man haben wollte, doch Amon schloss freiwillig einen. Ein Vertrag, der beide aneinander band. Amon konnte spüren, wie Louis von seinem Finger ein paar Tropfen Blut stahl und konnte sich somit erahnten was der Dämon wollte. Die Zeit war passend und so ließ Amon Louis sein Werk weiterführen. Die Beschaffung des Blutes war unterschiedlich. Amon hatte nicht viele Regeln dafür aufgestellt. Louis hatte bei den Stellen, in die er beißen konnte, fast freie Wahl. Hin und wieder gab Amon ihm auch einen Kelch wenn er erschöpft oder gar krank war. Meistens aber ließ Amon den Dämon selbst ran. Doch dieses Mal wollte Louis wohl die Hand und nicht die favorisierten Orte, wie den Hals oder die Brust.
Godric war froh, dass nichts intimeres passiert war. Es wunderte ihn. Louis ließ scheinbar die Frauen nur sündigen und hatte mit Amon eine Nähe, welche zwar erotisch war, doch nicht sexuell. Es war dem Pater aufgefallen, dass beide sich weder geküsst hatten, noch an den intimsten Stellen berührt. Godric hätte von Louis gedacht, dass dieser so weit gehen würde. Er dichtete es dem Louis aus seiner Zeit zu, da er von diesem auch schon unsittliche Angebote bekommen hatte. Mit Amon schien dies hier scheinbar anders zu sein. Godric konnte ein Hauch Erotik spüren, doch es war nicht sündig. Natürlich war er froh, dies nicht weiter sehen zu müssen, dennoch war es sehr sinnlich. Godric hatte eine Gänsehaut bekommen bei der Szene und versuchte sich wieder zu entspannen. „Es ist lächerlich. Immerhin geht es hier um meinen Urahn und Louis. Das ist doch krank, wenn mich so etwas irgendwie zu interessieren scheint.“, redete sich Godric ein.
Den Wunsch seines Körpers, seinen Inneren, tief verborgenen Wunsch, Louis würde über seine nackte Haut streichen, seine Lippen mit seinen vereinen, hatte Godric nicht wahrgenommen...
Amon hatte mit körperlicher Nähe kein Problem und hatte sich ja auch schon mit einer Frau gepaart. Er genoss die kleinen Aufmerksamkeiten, die Louis ihm schenkte, sichtlich, meinte jedoch, Louis solle lieber an einer anderen Stelle saugen, da die Finger nicht viel hergaben. Louis grinste ein wenig, nahm Amons Zeige- und Mittelfinger in den Mund und leckte mit der Zunge flink über diese. Godric versuchte sich abzuwenden, da ihn dies an die Vorbereitung eines sündigen Aktes erinnerte. Genau dieses Bild wollte Louis suggerieren und Amon hatte ein zufriedenen Gesichtsausdruck. Dieser hob seine freie Hand und strich Louis durch das volle Haar. Amons Hand war schlank, jedoch kräftig. Seine langen Finger strichen über Louis Strähnen und zog ihn an sich, damit dieser den Hals beißen konnte. Dafür hatte Amon den Kopf leicht zur Seite gelegt um mehr Freiraum zu bieten. Louis nahm diese Einladung nur zu gern an und legte seine Lippen an den Hals des Mannes, saugte leicht an der zarten Haut des Paters. „Wenn ich ihm Blut geben soll, dann ist er nie so sanft.“, nuschelte Godric peinlich berührt. Wollte Louis von diesem Blut, drängte er ihn schon fast dazu. Bei Amon hingegen war er so sanft und liebevoll.
Louis fing an seine Zähne in die Haut zu schieben was Amon aufstöhnen ließ. Godric legte die Hände vor die Augen und hoffte das nicht noch mehr kam. Amon war jedoch nicht erregt, sondern einfach nur verdammt empfindlich am Hals. Louis wusste dies und hatte deswegen immer noch ein wenig länger als nötig knabberte. Amons Blut duftete für den Dämon besonders gut. Es war rein und sehr geschmackvoll. Louis konnte sich nicht erinnern, solch ein Blut schon einmal zu sich genommen zu haben. Er widmete sich seiner Mahlzeit und schloss am Ende die Wunde so, wie er es bei Godric getan hatte. Amon sah zufrieden zu ihm und fragte, ob es Louis gemundet hatte. Dieser nickte bestätigend. „Es war nicht schlecht.“ Amon lachte etwas, während Louis zufrieden von diesem rutschte und sich neben ihm zur Ruhe legte. Louis machte nicht den Anschein in seinem eigenen Bett schlafen zu wollen. Amon störte dies nicht und rutschte leicht zur Seite, was Louis zum Anlass nahm sich die Decke zu nehmen und diese hoch zu ziehen. Er schloss die Augen und schlief ein. Amon beobachtete ihn und strich sanft durch das rabenschwarze Haar. Er sah nachdenklich aus. Godric hatte die Hände wieder herunter genommen und sah fragend zu Amon. Was war mit ihm los? Weswegen sah er so traurig aus?
Würde die friedliche Zeit bald ein jähes Ende haben?
Amon hielt sich die gebissene Stelle am Hals. Diese war dank Louis 'Aufmerksamkeit' wieder geheilt. Sanft lächelte Amon, als er zu Louis schlafendes Gesicht sah. Godric war an das Bett getreten und ging in die Hocke. Er betrachtete Louis schlafendes Gesicht. Godric verstand, wieso er der Inbegriff aller Sünden war. Louis war schön. Godric erkannte dies und sah das erste Mal genauer hin. Er war nie dazu gekommen, Louis beim Schlafen zu beobachten, obwohl sie auf ihrer Reise das Schlafzimmer geteilt hatten. Godric wurde auf Amon aufmerksam, als dieser leicht seufzte. „Wenn es doch immer so sein würde...“, murmelte er und nahm die Hand aus Louis Haaren. Amon stand auf und zu Godrics Glück war dieser mit einem Tuch, der Hüfte ab, bedeckt. Es wäre dem jungen Pater doch zu peinlich gewesen die nackten Tatsachen seines Urahnen zu sehen.
Kurz sah Amon zu seinem Arbeitstisch, dieser nahm die Hälfte einer Wand ein und bestand aus massiven Holz. Auf diesem befanden sich neben einem Tintenfässchen samt Feder, noch einige Papiere. Auf einem Stapel Papiere lag eine schwarze, lange Feder die Louis gehörte.
Langsam ging Amon zum Fenster, öffnete es und sah in den Abendhimmel. Die Sonne war schon untergegangen und dem Mond ihren Platz übergeben. Die Sterne waren klar zu sehen und Godric war erstaunt über den klaren Himmel, den es in seiner Zeit nur selten gab. Die Verschmutzung der Umwelt und das Licht der Großstädte machten es einen fast unmöglich ein solch klaren Ausblick zu bekommen. Auf dem Götterberg war es noch möglich die Sterne klar zu sehen, da man dem Himmel sehr Nahe war. Doch der Götterberg und die Aussicht in den Himmel in Amons Zeit überwältigten den jungen Pater. „Oh Herr, du weißt was passieren wird.“, konnte Godric leise vernehmen. Er sah überrascht zu Amon. Was meinte er damit? „Dennoch, mein Herr, erlaube mir eine Frage. Wieso kann es nicht so bleiben, wie es jetzt ist...?“ Amon faltete seine Hände zu einem Gebet und schloss die Augen, hatte den Kopf leicht in die Höhe gestreckt. Ein leichter Windstoß wehte durch seine blauen Haare, streichelte Amons Körper und schien wieder abzuflachen. Amon öffnete die Augen einen Spalt und sah, in seiner Position verbleibend, in den Himmel. „Das Armageddon wird wieder kommen... Es ist noch nicht vorbei.“ Godric verstand nicht, hatte dennoch das Gefühl es würde etwas passieren. Es war ihm wirklich peinlich, die beiden in ihrer Nähe zu beobachten, doch irgendwie hatte er das Gefühl, Amon hatte Sehnsucht nach diesem ruhigen Leben. Spürte dieser das nächste Armageddon so deutlich kommen? Spürte er so deutlich, das Louis sich ändern würde? Godric konnte es nicht verstehen. Doch auch er fragte sich, wieso konnte es nicht so bleiben wie es war? Amon war glücklich. Louis war glücklich. Niemand kam zu Schaden. War das irgendeine Prüfung? Ein Spiel mit den Menschen? Seufzend rieb sich Godric über die Schläfen und sah dabei auf den Ring. Es erschien, als sei dieser Ring ein spezieller Paktring. Einer, der die Verträge zwischen den Parteien aufrecht erhielt. Amon schien wohl wirklich schlauer gewesen zu sein, oder hatte mehr Zeit bei der Ausformulierung des Paktes. Godric fragte sich, was der Louis in seiner Zeit gerade tat. Er machte sich große Sorgen, da dieser sich so seltsam verabschiedet hatte. Wollte dieser gerade das Armageddon starten? Und wenn ja, wie sollte er den Teufel davon abhalten?
In Godric wuchs der Wunsch, Louis verstehen zu wollen...
~Ich war vielleicht ein Nachfahre Amons, doch ich wusste nicht genau, was ihn so erzürnt hatte. Die Zerstörung von Amons Ruhestätte? Das Kloster, in dem er so lange Zeit gelebt hatte. Oder doch etwas anderes? Ach Louis...~
Erneut traf Amon ein Windstoß und Godric sah, wie die Feder von Louis durch die Luft wirbelte. Das überraschende jedoch war, sie war nicht mehr alleine. Eine weiße Feder tanzte mit ihr im Wind. Godric sah ehrfürchtig dem Tanz zwischen Hell und Dunkel zu. Woher kam diese Feder? Die weiße Feder in Amons Tintenfass war immer noch an seinem Ort. Woher kam diese Feder nur? Nachdem Amon das Fenster geschlossen hatte, segelten die Federn gemächlich zu Boden und lagen über Kreuz. Es schien so, als würden Licht und Dunkel miteinander verschmelzen. Godric spürte, dies war ein magischer Moment.
Amon hob die Federn auf und sah sie sich lange an. Er setzte sich mit diesen an seinen Schreibtisch, legte die Federn ab und nahm Papier und Schreibfeder zur Hand. Godric fragte sich, was Amon nun vorhatte. Dieser nahm die Schreibfeder und führte sie in die Tinte, fing an einen Brief zu schreiben, den Louis nach 1500 Jahren immer noch bei sich haben würde...
Der damalige Oberpater wusste es genau, dass Armageddon würde kommen. Es war zwar auf ungewöhnliche Weise abgewendet, doch nie ganz abgewehrt. Dafür lag zu viel Energie in der Luft. „Ob es ein Zufall war? Oder göttliches Licht?“ Amon wusste sich keinen Rat, woher das Licht kam. Es hatte für eine kurzzeitige Pause des Armageddons gesorgt und ihm Louis beschert. Doch dies würde nicht lange halten. Irgendwann musste das Programm beendet werden. Egal in welcher Weise. Amon wusste, Louis würde sich irgendwann wieder erinnern. Eines Tages hatte dieses Leben ein Ende und Louis würde wissen, dass er Lucifer war. Vor diesen Tag hatte er Angst. Amon wurde es jedes Mal aufs neue bewusst wer Louis war, wenn er diese Energien spürte. Louis Aura war milder als die von Lucifer, dennoch war es die selbe Aura. Louis war derjenige, der Assiah den Tod bringen wollte, während Amon derjenige war, der im Namen Gottes dagegen ankämpfte. Sie waren Feinde und doch... Amon konnte Louis damals nicht seinem Schicksal überlassen. Louis wäre nicht gestorben an dem Tag, das wusste Amon, doch er wollte ihn wenigstens Pflegen.
~Je mehr Zeit verging, sah ich Louis und nicht Lucifer... Vergebt mir mein Herr, doch ich liebe dieses Leben... ~
Amon wollte Louis nicht töten, doch er konnte nicht ewig die Augen davor verschließen. Louis war ein Sünder, doch Amon sah hinter diesen Sünden. Er sah nicht Lucifer, nicht die Sünden, sondern ein Wesen, das ihm ein Lächeln schenken konnte. Sie lachten zusammen, waren ernst, arbeiteten und beteten zusammen. Ein Leben, welches man in Assiah lebte. Amon schloss die Augen und hielt die eingeschwärzte Spitze der Feder über dem Papier.
~ Es ist meine Aufgabe Assiah zu retten... meine geliebte Welt, aber auch Lucifer, meinen... meinen Freund...~
Godric konnte Amons Unentschlossenheit spüren. Er selbst wusste nicht, wie er in solch einer Situation reagieren sollte. Es würde ihm ebenso schwer fallen. Die alte Familienmission, die Rettung der Welt gegen das eigene Glück und das eigene Herz. Eine Entscheidung, die kein Mensch fällten sollte, dachte sich Godric und faltete die Hände zu einem Gebet. „Ich bitte euch mein Herr. Bitte gebt ihnen Zeit.“ Godric betete für Lucifer. Ein Umstand, der nicht üblich war, doch für Godric in diesem Moment der einzig Richtige. Godric wollte das Glück der Beiden. Nun konnte er Louis verstehen, seine Worte über Amon. Louis und Amon hatten wirklich etwas geteilt. Es war tiefer als Freundschaft. Godric trat neben Amon und legte die Hand auf dessen Schulter, legte die Arme um dessen Hals und lehnte sich leicht an ihn. Er wollte für beide da sein, konnte jedoch in seiner derzeitigen Gestalt nichts für die tun. So wollte er wenigstens Nähe vermitteln, auch wenn sie nie ankommen würde. Amon würde niemals wissen, dass Godric für ihn da sein wollte. Er war zu seiner Zeit tot, während Louis lebte. Dann fing Amon zu schreiben. Godric fragte sich, was der Inhalt des Briefes sein würde. Es gehörte sich nicht fremde Briefe zu lesen, doch er konnte seine Neugierde nicht zügeln. Er wollte Amon verstehen, hoffte aber gleichzeitig, dass es nichts zu persönliches war, da er nicht schnüffeln wollte. So las er Zeile für Zeile, die Amon in sauberer Schrift nieder schrieb.
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An meinen Louis,
wenn du diese Zeilen liest, dann wirst du sehr wütend sein. Ich kann es gut verstehen, werde aber wohl nicht mehr anwesend sein, um deinen Zorn über mein Handeln entgegen zu nehmen. Lange hatte ich mit mir gekämpft, doch du hast die Wahrheit verdient. Wenn nicht du, wer sonst. Es ist meine Aufgabe Assiah zu beschützten. Diese Aufgabe wurde mir vom Herren aufgetragen und als ein Engel und Bote Gottes kann mich diesem nicht entziehen. Er ist es, dem meine Gedanken und meine Seele gehören sollte. Doch mein Herz fühlte sich immer mehr Assiah und dir zu hingezogen. Es war schon immer mein Wunsch gewesen, Assiah zu sehen. Gott hat meinen egoistischen Wunsch gewährt und dank seiner Großzügigkeit wurde ich zur Erde entsandt. Ich hatte nur einen Wunsch: Das Leben der Menschen zu leben. Mein Herr hatte mir diesen Wunsch gewährt und mir einen seiner Ringe gegeben, den blauen Ring des Paktes.
Er war sehr traurig als ich ging, nachdem du doch schon gegangen bist Lucifel. Ich durfte das Leben auf Assiah verbringen. Es war mir gewährt, einen menschlichen Lebenszyklus zu durchleben bevor ich in den Himmel wieder auffahren würde. Aus dem Engel Amoniel wurde Amon. Die hellen Schwingen wurden eingetauscht durch ein dunkles Priestergewand. Es war mir sehr fremd zu altern, doch ich bereue nichts. Ich habe mein Leben immer in vollen Zügen genossen und als ich dich traf, an der Quelle, hatte ich es endlich richtig gelebt. Ich weiß, dass es anmaßend von mir ist, nachdem ich dich so lange hinters Licht geführt habe, da ich von Anfang an wusste wer du warst. Doch ich konnte nicht anders. Erst dachte ich das Armageddon abzuwenden, wenn ich dich im dunkeln ließe, doch dann kamen sie wieder. Diese egoistischen Wünsche. Die Wünsche, die ich als Engel hatte und denen Gott bereitwillig nachgegangen war....
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Amon schrieb eine Weile weiter und wusste, wenn Louis diesen Brief las, dann würde Amon nicht mehr Leben. Er wollte Louis ein paar letzte Worte schenken. Amon wusste nun, wie er Lucifer und Assiah retten konnte, doch dies würde ein Opfer bringen. Ein Opfer, welches er als abgesandter Gottes bringen wollte, doch als Pater der Menschen und Louis Freund nur zu gerne wegschieben würde. Doch selbst wenn er es könnte, Assiah wäre nicht mehr die selbe Welt. Amon ließ die Tinte trocknen bevor er zur zweiten Seite überging. Er lehnte sich zurück und sein Blick war zum Fenster gerichtet, hoch in den Himmel.
Godric las Wort für Wort, Satz für Satz. Seine Augen weiteten sich beim Lesen dieses Briefes und er ging ein paar Schritte zurück, legte die Hand an die Stirn. „Amon.. ist ein Engel?!“ Godric konnte nicht glauben was er dort las. Natürlich hatte er von frühester Kindheit gewusst, er hatte Gaben mit denen er die dunklen Wesen besiegen konnte, jedoch dies niemals hinterfragt. Es schien ihm natürlich. Es schien ihm in der Natur der Sache ein Talin zu sein. Ebenso wie der Ring und die Verwandlung der Haare und Augen in ein Himmelblau, die der Ringträger vollzog. Es war alles übernatürlich, doch Godric hatte es akzeptiert und seine Rolle als heiliger Pater versucht zu erfüllen, so gut wie es ihm möglich war. „Aber... wenn Amon ein Engel ist, dann habe ich auch Engelsblut in mir.“ Godric dachte angestrengt nach, konnte nicht wirklich mit diesen Informationen umgehen. Godric versuchte ruhig zu bleiben. Wenn Amon ein Engel war, dann musste dieses Gen auch in ihm stecken. Wie ein Engel hatte sich Godric nie gefühlt. Er hatte das Gefühl, die Federn wären ihm sicher schon in frühester Kindheit ausgefallen, oder gar schwarz gefärbt. Als Godric ein Rascheln hörte, sah er zu Amons Bett. Louis war wach geworden. Aus Reflex wich Godric zurück, auch wenn Louis durch ihn gehen konnte. Amon hatte den Brief zusammengefaltet, damit Louis ihn nicht lesen konnte. Die Zeit war schnell vergangen und es war knapp vor Mitternacht. Eine Zeit in der Louis gern durch das Kloster wandelte, da der nachtaktiv war. Louis ahnte nichts von den Gedanken die Amon hegte und lehnte sich leicht zu ihm herunter. „Was ist los Pfaffe?“ Etwas zog sich in Godric zusammen, als er hörte wie Louis Amon nannte. Es gefiel ihm immer weniger so genannt zu werden, wie er damals Amon genannt hatte. Er hatte es nie gemocht so genannt zu werden, doch die Abneigung gegen diesen Namen war deutlich gewachsen.
„Ach nichts.“, antwortete Amon. Louis hob eine Augenbraue, fing an zu grinsen. „Irgendwas verbirgst du.“ Amon lachte etwas. „Menschen sind voller Geheimnisse mein lieber Louis. Das ist nicht nur bei den Damen so, sondern auch bei den Männern. Lass mir meine kleinen schmutzigen Geheimnisse~ Sie sind so schlüpfrig.“, scherzte er. Louis schmunzelte, stellte sich wieder normal hin. „Na wenn du meinst, auch wenn ich schlüpfrige Dinge am meisten in der Geheimniskiste mag!“ Mit diesen Worten und der Anmerkung, er wollte ein wenig Eros erschrecken gehen, verließt er die Kammer. Amon nickte nur und lachte amüsiert. „Viel Spaß, aber treib es nicht zu wild. Nicht das er noch in seine Kutte macht!“ Godric lächelte schwach, während Louis sich fragte, was der Pater wohl verbarg. Ob er heimlich an Unterwäsche geschnüffelt hatte? „Dieser Wüstling.“, kommentierte er gedanklich.
Es dauerte nicht lange bis Louis sein Opfer gefunden hatte. Eros Aura führte ihn in den Messesaal. Louis verbarg sich in der Dunkelheit und schien mit ihr zu verschmelzen. Nichts deutete mehr auf die Anwesenheit des Teufels hin. Eros bemerkte nichts und hatte eine Kerze angezündet und kniete sich mit dieser vor den Altar. Der junge Gehilfe von Amon war sehr fromm und gläubig, so hatte er die Hände gefaltet und schloss die Augen, fing an mit seinem Gebet. Godric konnte sehen, wie sich die Lippen des Betenden etwas bewegten, aber nichts hören. Eros betete in Gedanken und war darin vertieft. Louis selbst hatte nichts gegen Eros einzuwenden. Es verstand sich von selbst, dass Louis es nur nicht lassen konnte den frommen Jungen zu ärgern. Einen persönlichen Groll hegte er nicht gegen ihn und konnte auch durchaus normal mit ihm reden. In diesem Moment stand Louis doch nicht der Sinn nach Reden, sondern nach Taten.
„Gott möge weiterhin uns mit seiner Güte segnen.“, beendete Eros nach ein paar Minuten das Gebet und wollte zu Bett. Er griff nach dem Teller, auf dem die Kerze stand und pustete diese aus, da der Mond ihm genug Helligkeit spendete und er kein Wachs verschwenden wollte. Als er sich vom Altar abwandte, fing die Kerze plötzlich Feuer. Eros erschrak und im Schein des blauen Feuers erschien Louis. Dieser war in seiner dämonischen Gestalt. Seine langen Ohren bogen sich leicht nach unten, als Louis den Kopf etwas streckte. Er stellte seine scharfen Fangzähne zur Schau und streckte seine Hände nach dem jungen Gehilfen aus. Um das gruselige Bild abzurunden hatte Louis die Augen verdreht, damit das Weiße seiner Augen zur Geltung kam. Louis wedelte mit dem Dämonenschwanz und sprach düster zu Eros. „Deine Seeeleee~~“ Godric erinnerte dies an einen Zombiefilm, da Louis durch die weißen Augen und die spitzen Zähne Ähnlichkeiten mit diesen aufwies. „Zum Glück hat er so etwas nicht mit mir gemacht.“, murmelte Godric, konnte dennoch ein kleines Lachen nicht unterdrücken.
Eros Gesicht war käseweiß. Er schien erstarrt zu sein. Der Kerzenteller fiel aus seiner starren Hand und ließ die Kerze über den Boden rollen. Man konnte ein kurzes Zucken seiner Augen erkennen und Louis fing an von drei herunter zu zählen. „AHHHHHHHHHHHHHHH!!!“, stieß Eros einen erschrockenen Schrei aus, als Louis bei null ankam. So schnell Eros konnte, rannte er zum Fenster und sprang aus diesem. Man sah nur noch eine Staubwolke und der gute Mann war über alle Berge. Louis blieb stehen und verwandelte sich zurück. Godric konnte nicht anders als zu lachen. Ihm tat Eros leid, dennoch konnte er nicht anders, als diesen Streich witzig zu finden. Louis hielt seine Hand über die Flammen der Kerze, die anfing zu tänzeln. Nach und nach lösten sich kleine Flammen aus ihr und schwebten zu den Fackeln im Saal und ließen ihn in ein blaues Feuer tauchen. Godric staunte über diese Atmosphäre. Es war anders als in der Höhle in der er Louis fand. Jener hatte angefangen zu lachen und wandte sich ab. Doch bevor er den Saal verlassen konnte, wehte ein starker Wind in den Raum und brachte alle Flammen zum Erlöschen. Godric wunderte sich darüber, da er um die Widerstandsfähigkeit der Flammen wusste. Er hatte sie damals in der Gruft auch versucht zu löschen, es aber nicht geschafft. Louis war ebenfalls überrascht, wie es ein einfacher Wind geschafft haben sollte die Flammen zu löschen.
Louis und Godric sahen sich um, bis Louis Blick an dem Tor hängen blieb. Im Toreingang des Saales stand ein Mann mit weißem Haar und roten Malen. „Decus...“, knurrte Godric. Er hatte noch nie Hass empfunden, doch dieser Dämon hatte ihm dieses Gefühl gelehrt. Nicht einmal Lucifer hatte Godrics Hass auf ihn gezogen. Dieser galt alleinig Decus. Godric hatte kein gutes Gefühl. Schien die gute Zeit nun ein Ende zu haben? Er glaubte nicht, dass es Decus in den Sinn stand alles beizubehalten wie es war. Decus zeigte seine Abneigung gegenüber den Menschen dadurch, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte mit einem halbwegs menschlichen Äußeren, so wie Louis, diese Hallen zu betreten.
„Wie ich sehe geht es dir gut Brüderchen! Das ist schön zu sehen~“, säuselte er und ging auf Louis zu. Dieser stand vor dem Rednerpult. In seinem Blick lag Verwirrung. „Wer ist das?“, fragte er sich und beobachtete jeden seiner Schritte. Louis fühlte eine Bedrohung, die von diesem unbekannten Dämon ausging. Sie kam ihm so bekannt vor. Er konnte es sich nicht erklären. „Dennoch, verzeih mir meine Verwunderung. Es ist seltsam dich so zu sehen Luci. Nicht das ich etwas gegen deinen Kleidungsstil einwenden möchte, aber... Menschenkleidung? Dann auch noch eine Mönchskutte? Vor allem, was machst du in diesem schändlichen Kloster?“ Louis hatte sich eine schwarze Kutte von Amon genommen, bevor er dessen Kammer verlassen hatte. Sie war etwas zu groß und hing etwas auf dem Boden, doch das machte dem Teufel nichts aus. Er mochte das Schwarz von Amons Kutten. Der Oberpater war der einzige der hier Schwarz trug. Die anderen Kutten gingen von weiß über Beige, bis Braun, doch niemals Schwarz.
Decus war vor Louis getreten und hatte eine Hand neben dessen Gesicht, auf das Rednerpult gelegt. „Bist du stumm geworden?“, kam es fordernd von Decus, legte die andere Hand unter das Kinn seines Bruders und hob es leicht an, sah ihm in die Augen. Louis war verwirrt. Innerlich tobte ein Kampf in ihm. Das Gefühl, Decus zu kennen grub sich immer tiefer, während das Gefühl der unheilvollen Aura präsenter wurde. Louis war zudem äußerst genervt von dem Ankömmling. Dieser wagte es einfach ihn zu berühren und von oben herab ihn anzusprechen. Etwas, was Louis überhaupt nicht gefiel. Er war es, der dies bei anderen tat, es aber nicht umgekehrt zulassen wollte. „Luci?“, kam es kühl fragend von ihm und schlug Decus Hand von seinem Gesicht und stellte sich gerade hin, sah zu Decus hoch. Dieser war eineinhalb Köpfe größer als Louis, doch für den Kleineren kein Hindernis Decus zu zeigen, was er von ihm hielt. „Ich kenne dich nicht. Mein Name ist Louis. Verschwinde, sonst werde ich dich zur Hölle schicken!“, drohte Louis . Decus hob eine Augenbraue, ließ sich nicht von dem Einschüchterungsversuch überzeugen. „Louis? Welch alberner Name? Du hast viele Namen mein geliebter Bruder, aber Louis? Na wenn es dein Wunsch ist, aber ich kann es nicht verantworten, dass du hier bist. Schließlich gehörst du nach Gehenna, auf den Thron des Chaos und der Vernichtung. Mein süßer Bruder Lucifer!“, hauchte Decus und seine Lippen verzogen sich zu einem diabolischem Grinsen. Louis weitete geschockt die Augen während Godric die Hände vor seinen Mund hielt. „Nein... er hat es gesagt...“, wisperte er. Allmählich konnte auch Decus die Verwunderung in Louis Augen sehen und seufzte. Er hatte nicht gedacht, dass sein kleiner Anschlag gleich das Gedächtnis seines Bruders kosten würde. Süffisant grinste er. „Anscheinend hast du bei diesem Unfall dein Gedächtnis verloren. Das ist natürlich Schade, aber was wäre ich für ein Bruder, wenn ich da nicht helfen könnte.“, bot Decus mit großzügiger Stimme an und legte die Hand auf die Brust, während er die andere unter Louis Oberteil fahren ließ und den schwarzen Spiegel von Louis holte. „Was soll das?“, zischte Louis, doch Decus klappte den Spiegel auf und legte ihn in Louis Hände. „Sieh in den Spiegel. Sieh genau hin.“, verlangte er. Godric mischte sich zwischen die beiden Dämonen, konnte jedoch nur durch Decus durchgreifen. Er verfluchte es, in diesem Moment zu nichts nutze zu sein. Er wünschte sich Louis helfen zu können, aber er war machtlos und zum Zusehen verdammt. Godric sah ebenfalls in den Spiegel. „Sicherlich hast du hin und wieder Visionen, hörst Stimmen, spürst gar Dinge, die andere nicht spüren können.“, sprach Decus. Louis sah zu dem unbekannten Dämon hoch. Woher wusste er das? Louis war verwirrt gewesen, da er oft Stimmen gehört hatte. Oft hatte er Amon gefragt, ob er diese auch hörte, doch er tat es nicht. Louis wollte sich schon als verrückt erklären. Hatten diese Stimmen etwa ihre Daseinsberechtigung? Louis wollte mehr erfahren, andererseits wollte er den Weißhaarigen zum Teufel jagen. Hätte er nur gewusst, wie nah dieser dem Teufel tatsächlich war!
Louis sah in den Spiegel, hob kurz eine Augenbraue und sah zu Decus. „Idiot! Da ist nichts!“, schimpfte Louis und auch Godric fragte sich was das sollte. Der Spiegel zeigte das Spiegelbild. Nichts besonderes. Decus lachte nur und sprach, Louis sollte genauer hineinsehen. Etwas widerwillig folgte er dieser Anweisung, da er selbst neugierig war. Dann passierte etwas. Das Spiegelbild veränderte sich. Es fing an, wie Wasser, Wellen zu schlagen. Erschrocken hielt Louis den Spiegel von sich, doch Decus nahm Louis Hand und führte den Spiegel wieder in das Blickfeld seines Bruders.
„Scheue dich nicht um die Wahrheit. Du wirst sehen, die Wahrheit ist in diesem Spiegel.“ „Die Wahrheit...“, flüsterte Louis und ließ seinen Blick zum Spiegelbild wandern, bemerkte nicht das kühle Grinsen seines Bruders. Die Oberfläche des Spiegels war abgeebbt und statt dem Spiegelbild Louis, zeigte es das Spiegelbild Lucifers. Es war ein Spiegelbild das nicht einmal Godric vorher kannte. Es war nicht Louis in seiner halb-dämonischen Gestalt oder Louis in seiner Gestalt, wenn er kämpfte, sondern es war Lucifer! Die schwarzen Male auf der Stirn, die blutroten Augen und all die dämonischen Attribute. Lucifer trug um seinen Kopf einen goldenen Kranz, der an seinen Hörnern befestigt war. An seinen Ohren trug er, neben den Ohrringen die Louis schon trug, noch weiteren Schmuck. Es war eine erhabene und bildschöne Gestalt, die sich dort im Spiegel zeigte. Es war der Sünder selbst. Godric sah mit großen Augen zu diesem Spiegelbild. „Lucifer...“, waren seine erstaunten Worte. Er hatte sich den Teufel nicht so schön vorgestellt. Louis war schön, egal in welcher Gestalt. Doch als Lucifer schlug er alles. Godric musste daran denken, wie abartig oftmals der Teufel dargestellt wurde. Mit Ziegenbeinen, roter Haut oder gar anderen absurden Merkmalen. Doch all dies schien falsch. Der Herr der Unterwelt war weder abstoßend, noch hatte her auffällige Makel. Er war die pure Sünde und die fleischgewordene Verführung.
Louis war erschrocken von dieser Gestalt die ihm direkt in die Augen sah. Er ließ den Spiegel zu Boden fallen und stieß Decus von sich. „Du Bastard! Verschwinde!“, schrie er. „Aber Lucifer!“, versuchte es Decus, kam jedoch nicht gegen die Wut seines Bruders an. Selbst Godric war erschrocken zurück gewichen. „Wie kannst du es wagen mir Trugbilder zu zeigen!? Raus! Hinfort mit dir Dämon!“, rief Louis. „Was? Als würde ich jemals Lug und Trug über dich verbreiten.“ Decus Worte stießen jedoch auf taube Ohren. „Da spricht der Typ einmal die Wahrheit und dann wird er angemeckert.“, hatte sich Godric gedacht. Louis knurrte unterdessen wütend. „RAUS!“, schrie er. Die blauen Flammen loderten dabei auf und tänzelten um die Dämonen. Decus wusste, in diesem Moment konnte er nicht mit seinem Bruder reden. „In Ordnung. Ich werde gehen, aber du wirst eh zu mir zurück kommen. Das Armageddon wartet nur noch auf dich! Vergiss nicht, ganz Gehenna zählt auf dich.“ Mit diesen Worten verschwand Decus wieder und ließ einen verwirrten Mann zurück. „Louis“, wisperte Godric leise. Er konnte seine Verwirrtheit genau spüren, würde ihm gerne Trost geben, auch wenn er glaubte, dass sein Trost selbst in der Gegenwart Louis nichts bringen würde. So gut kannten sich die beiden dafür nun auch wieder nicht.
Louis fasste sich an den Kopf. Decus hatte mit allem Recht. Er hatte diese Beschwerden. Oft hörte er Stimmen, konnte es nicht kontrollieren und sah im Traum Dinge, die ihm so real vorkamen. Er hatte all die Zeit einen Druck gespürt, eine Wut auf Gott, wenn er den Gottesdiensten lauschte und Amon über die Liebe Gottes predigte. Stets hatte er sich erklärt, es läge daran, dass er ein Dämon sei. Doch nun? Und was war mit Amon? Er hatte Louis von dem Armageddon erzählt. Es war auch unnötig es geheim zu halten, da so eine postapokalyptische Erfahrung unter den Mönchen in aller Munde war. Ebenso dieses Gefühl, als Amon Lucifels Geschichte erzählte. Dieses Gefühl des Beiseins. Louis schüttelte den Kopf. Er war verwirrt und es schien, als hätte man ein Fass der Gefühle in ihm gesprengt. „War ich Lucifer? Der Herr Gehennas und der Bringer des Chaos? Bin ich Lucifel??“, fragte er in den leeren Saal. Louis ließ die Arme sinken, ballte die Hände zu Fäusten. Es gab für ihn nur noch eines was er tun konnte. Er musste zu Amon! So schnell seine Beine in trugen, rannte er durch die Gänge des Klosters. Dabei spukten ihn allerlei Gedanken durch den Kopf.
~
Ich war verwirrt...
War ich wirklich Lucifer? Wenn ja, dann war Amon.. mein Feind?
Amon mein Feind...
Mein Feind...
Nein!
Dieser Gedanke war absurd! Wäre ich Lucifer, dann könnte ich nicht bei Amon sein!
Ich glaube das nicht!
Ich will bei Amon sein!!
~
Amon hatte seinen Brief schon lange fertig gestellt und war schlafen gegangen. Der Himmel schien langsam einen helleren Ton anzunehmen, doch das war für Louis nicht von Belang. Er riss die Holztür der Kammer auf, die mit einem lauten Knall wieder in das Schloss fiel. Die meisten Mönche hatten sich schon lange nicht mehr erschreckt über nächtliche und morgendliche Geräusche. Sie hatten sich daran gewöhnt, dass Nachts ein Dämon in diesem Kloster seinen Tätigkeiten nachging. Eros hatten die nächtlichen Geräusche zwar immer wieder erschreckt, doch meist war er von Louis am Tage so geschafft gewesen, dass er nachts durchschlief und kaum etwas ihn wecken konnte. Da müsste das Kloster selbst unter seinem Bett hochgehen, als das der junge Mann aus seinen Träumen erwachen würde.
Der Abt wurde von dem lauten Knall wach und setzte sich müde auf, fragte sich was hier los war. „Louis?“, kam es müde fragend von ihm. Er fragte sich, was den Dämon gestochen hatte. Dieser ließ die Antwort aus und sah zu Amon, musterte ihn. Diesen Mann sollte er hassen? Gar töten? Amon bemerkte, dass mit Louis etwas nicht stimmte und rieb sich den Schlaf aus den Augen, sah dann zu dem verwirrt scheinenden Dämon. Godric war gespannt, was er gleich sehen würde. Wollte Louis Amon nun töten und hatte Amon Louis deswegen versiegelt? Oder hatte Louis etwas anderes vor und Gestand das Auftauchen Decus und wurde dann versiegelt? Godric malte sich viele Szenarien aus. Louis setzte sich in Bewegung und ging zu Amon ins Bett, setzte sich zwischen die Beine des Paters und drückte ihn sanft, aber bestimmend, in die Kissen und hielt dessen Handgelenke. Lange sah Louis dem Blauhaarigen in die Augen bis dieser ein Handgelenk aus dem Griff befreien konnte und seine Hand auf die Brust des Dämons legte. „Ich spüre Unruhen in deinem Blick. Was ist passiert?“ fragte er. Louis kam ihm seltsam vor. Louis haderte mit sich. Sollte er Amon von Decus erzählen oder ihn im Unklaren lassen? Louis wollte die Wahrheit wissen, aber war das wirklich ratsam? Was würde Amon ihm sagen? Was würde danach passieren? Vor allem, wie sollte er darauf reagieren, dass Amon all die Zeit um seine wahre Identität wusste? Louis wusste nicht wohin mit seinen Fragen, doch als Amons Hand sich auf die Wange des Dämons legte und er seine Wärme spürte, gab er sich einen Ruck und erzählte ihm von der Begegnung mit Decus. Je weiter Louis die Geschichte erzählte, desto ernster war Amons Gesichtsausdruck. Nachdem Louis seine Geschichte beendet hatte sah er zu Amon. „Hatte dieser freche Dämon Recht? Bin ich nicht der, der ich vorgebe zu sein? Bin ich..-“, verlangte Louis zu wissen, doch Amon legte ihm sanft einen Zeigefinger auf die Lippen. Er konnte es selbst nicht ertragen, wenn Louis die Wahrheit aussprach. Doch es musste sein. Amon ahnte, es war soweit Louis alles zu erzählen. Louis lebte nun schon seit knapp zwei Monaten in dem Kloster. In dieser kurzen Zeit hatte sich eine tiefe Bindung zwischen den beiden entwickelt. Amon hatte all die Zeit um diese gefürchtet, wollte jedoch seinem verwirrten Dämon die gewünschten Antworten geben. Er ahnte schon, dass Louis nicht locker lassen würde bis er die Antworten bekam. Louis war niemand der sich mit einer Absage zufrieden gab. Amon befreite auch seinen anderen Arm aus Louis Griff und legte beide Hände an die schlanke Taille des Dämons. „Ich weiß nicht wer ich bin, doch es passieren seltsame Dinge. Nicht das ich Grund zur Beschwerde habe. Das Leben ist hier ganz in Ordnung und die Mönche stellen sich als einen guten Zeitvertreib heraus. Dennoch, es ist verwirrend.“, gestand Louis.
Amon nickte verständnisvoll. Er konnte sich vorstellen, wie der Dämon sich fühlte und wollte seinem Freund die Möglichkeit geben dieses Gefühl zu lindern. Er hatte sich an Louis Taille festgehalten und verlagerte die Position so, dass Amon nun über Louis lag. Die dünne Decke glitt über Amons Po und fiel zu Boden. Dies störte ihn weniger und er strich mit dem Handrücken über die zarte Wange des Schwarzhaarigen. „Du bist du, vergiss das nie. Als ich dich an der Quelle fand, hattest du einen Gedächtnisverlust erlitten.“ „Das weiß ich! Sonst wäre ich ja jetzt nicht so verwirrt!“ Amon schüttelte sanft den Kopf. „Du musst nicht verwirrt sein über deine Herkunft, oder gar über sein wahres Selbst. Solange du das tust woran du glaubst, dort lebst, wo dein Herz wirklich glücklich ist und du deinen Empfindungen folgst, ist alles andere nicht von Belang.“ Amons Worte hallten gedämpft in Louis Ohren wider. Er solle sich nicht Sorgen um seine Herkunft? So einfach konnte es sich Louis nicht machen. Amons Worte klangen plausibel, doch... „Es fühlt sich so vertraut an. In letzter Zeit passieren viele Dinge und die Stimmen wurden immer lauter. Sie bitten mich um so viel und ich spüre etwas... Als würde die Luft schwer werden.“, gestand Louis. Amon schloss die Augen. Er hatte es geahnt. Wenn er das anstehende Armageddon spürte, dann würde es Louis erst recht spüren. Louis schien die Entscheidungsgewalt tief in seinem Inneren zu spüren. Es war seine Aufgabe. Entweder leitete er den Tod ein oder er beendete das Programm ohne das die Welt unterging. Die dringliche Entscheidung schien an den schlanken Leib zu rütteln. Solange es in der Schwebe hing, waren die Energien dieser Welt verwirrt. Ein dunkler Schatten lag über ihnen, aber ein helles Licht strahlte. Amon wusste, Assiah war jeher der Austragungsort der beiden Parteien, ohne jemals selbst von deren Energie angesteckt worden zu sein. Doch nun strömte die dämonische Energie zur Erde und brachte das Gleichgewicht in Gefahr. Dies musste ein Ende haben. Alles entschied sich in der letzten Schlacht, in Lucifers Entscheidung und Amons Weg. Würde er seinen Freund töten oder nicht? Amon hatte seine Entscheidung schon lange getroffen und entschied sich mit diesen Konsequenzen abzutreten. Doch er ließ Louis im Unklaren.
Amon richtete sich auf und ging zu seinem Schreibtisch. Louis sah ihm verwirrt nach und auch Godric fragte sich was Amon nun tun würde. Würde er sich Louis offenbaren? Würde er ihm den Brief geben? Amon holte aus einer Schublade ein kleines Kästchen heraus. Es war ein schlichtes Holzkästchen und hatte keinerlei Auffälligkeiten. Darauf kam es Amon auch nicht an. Viel wertvoller als das Kästchen war dessen Inhalt. Louis hatte sich aufgesetzt und sah zu diesem Kästchen. Er kannte es, doch hatte nie hineingesehen. Es schien Amon wichtig zu sein und er hatte jedes Mal Louis das Kästchen aus der Hand genommen, bevor dieser einen Blick hinein wagen konnte. So wunderte es Louis, was Amon mit diesem Kästchen vorhatte und auch Godric war neugierig was in diesem verborgen lag.
Amon hatte sich an Louis Seite gesetzt und sah auf das Holzkästchen. „Vor langer Zeit war ich genauso verwirrt wie du. Ich habe mich nach dem Sinn von allen gefragt. Ich fragte mich wieso wir lebten, weswegen wir jeden Tag erneut uns dem Leben stellten und was Gott mit uns vor hatte. Jeder Tag glich dem anderen und mir schien das Leben eintönig und ohne tiefere Bedeutung.“, erklärte Amon. Louis und auch Godric, wunderten sich über dieses Geständnis. Amon war dafür bekannt das Leben zu genießen und es voll auszukosten. Das ausgerechnet jener einmal solchen Gedanken nachgehangen war. Unglaublich.
„Ich gebe dir etwas, was mir vor langer Zeit jemand gegeben hatte. Ich hatte ihm die Frage nach dem Sinn gestellt, doch er antwortete nur, dass jeder den Sinn selbst suchen müsse. Nicht das Leben an sich sei das Ziel, sondern der Weg, den man durch das Leben ging. Den Weg, den man für sich wählt.“ Godric verstand Amons Botschaft und fragte sich, ob Amon diese von Gott bekommen hatte. Er hatte in der Vision gesehen, Amon lebte diese Botschaft. Louis schmunzelte und Amon öffnete das Kästchen. Nach einem kurzen Klimpern hatte Amon etwas in der Hand, dass er noch verbarg. Mit der anderen Hand nahm er Louis linke Hand und legte dort seinen Schatz hinein und legte sanft dessen Finger darüber. Louis sah dem Schauspiel zu und öffnete die Hand wieder um zu sehen was Amon ihm gegeben hatte. Auch Godric war ganz neugierig und beide erkannten das Geschenk. „Daher hat er sie also!“, staunte Godric und sah auf sieben Münzen, die in Louis Handinnenfläche lagen. Es waren Münzen aus purem Gold. Gott hatte seinen Engel nicht ohne Gaben nach Assiah gehen lassen. „Was soll ich damit? Ich begehre nicht nach Gold.“, fragte Louis und bewegte mit dem Zeigefinger eine Münze auf und ab. Er konnte spüren, Amon waren diese Münzen viel Wert. Es ging ihm nicht um den materiellen Wert, dies ahnte auch Louis. Amon legte beide Hände um die von Louis. „Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß.“ zählte Amon auf und Louis wusste was er damit meinte. Es waren die sieben Tugenden des Himmels. Dies wusste auch Godric, da diese Tugenden offiziell niedergeschrieben wurden. „Diese Münzen sollen dies darstellen? Dann hast du aber nicht wirklich das erfüllt.“, meinte Louis, wobei auch Godric dieses eine Mal nicken musste. Amon war nun wirklich kein Musterbeispiel an himmlischen Tugenden. Dieser lachte ertappt. „Ich weiß. Aber sieh.“, mit diesen Worten drehte Amon alle Münzen um. Godric fragte sich, was sein Vorfahr nun damit bezweckte. Louis konnte es sich schon denken und schloss kurz die Augen. „Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit.“, sprach er die sieben Sünden aus. Amon nickte. „Sie sind zwei Seiten einer Medaille. Dort wo Licht ist, da ist auch Dunkel. Dort wo Sünden sind, sind auch Tugenden. Dort wo Hoffnungslosigkeit und Verwirrung herrscht kann auch Klarheit und der Keim der Hoffnung wachsen. Louis... wenn du dir unsicher bist, nicht im klaren bist welchen Schritt zu gehen sollst, dann sieh dir die Münzen an. Münze von Münze, Tag zu Tag. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, doch die Medaille bleibt gleich. Sei es um dich auch noch so wirr, solange dein Weg fest und klar ist, du weißt was du willst, ist alles andere egal.“ Louis schloss die Hand um die Münzen und senkte leicht die Augenlider. „Denn egal wer ich bin, solange ich meinen eigenen Weg gehe, ist es egal...“, wisperte er. Amon nickte und auch Godric hatte nun verstanden. Ihm war nun klar, wieso Louis ihn damals wegen der Münzen so beschimpft hatte. Natürlich würde er sie niemals für weltliche Dinge ausgeben. Es waren Münzen, die von Gott an Amon und von Amon zu Louis weitergegeben wurden. Die Münzen waren Amons Wegweiser, ein Andenken an Gott. Diese Münzen waren damals Louis Wegweiser und später ein Andenken an Amon. Egal wie herzlos der Teufel war, wie vielen er den Tod brachte. Diese Münzen waren Amon wichtig und erinnerten an diesen. Niemals würde er diese abgeben. Es ist das einzige, was Louis nun noch mit Amon verband. Das Mausoleum war vernichtet und der Brief vergilbt. Godric schloss die Augen und sank seinen Kopf.
„Wenn du dir im Unklaren bist, dann schau dir die Münzen an und denk an mich. Egal was passieren wird, durch diese Münzen werde ich immer bei dir bleiben.“, hatte Amon ihm offenbart und sah direkt in die Augen Louis. Godric ahnte worauf dieser Satz hinauslaufen sollte. „Was? Wieso sollte ich an dich denken Pfaffe? Du bist doch hier.“ Amon lächelte sanft. „Versprich es mir.“, forderte Louis und Godric war überrascht. Schien Louis den Sinn hinter diesem Satz zu verstehen? „Versprich mir an meiner Seite zu bleiben. Wir haben einen Vertrag.“ „Immer ist ein ziemlich weiter Begriff. Du bist ein Dämon und ich ein Mensch.“, versuchte er zu beschwichtigen. "Das ist mir egal! Du hast mir versprochen an meiner Seite zu sein und sei es nur wegen des Blutes. Willst du dich aus deinem Vertrag schleichen?“ Amon schüttelte den Kopf. Niemals würde er daran denken so etwas zu tun, doch er konnte nicht immer bei Louis bleiben. Amon wusste, selbst wenn er wieder in den Himmel fuhr, Louis konnte er dennoch nicht sehen. Er gehörte zur anderen Seite. „Dabei wollte ich es niemals soweit kommen lassen...“, flüsterte Amon, doch Louis hörte dies. „Was meinst du?“ Amon fing meinen Blick ein, schien ernst. „Lass uns einen Vertrag besiegeln.“ Louis und Godric waren überrascht über diesen plötzlichen Wunsch. „Nenne mir die Vertragsdetails.“, forderte Louis, der dem Wunsch nachgab. „Du wirst die Welt nicht zerstören solange ich bei dir bin.“ Godric sah überrascht zu ihm. Was hatte sein Urahn vor? „Ein seltsamer Vertragswunsch.“ Amon meinte es jedoch ernst, dies konnte auch Louis bemerken. Er schwieg einen Moment, schien sich alles gut zu überlegen. Verträge waren normal für Dämonen und in Assiah ein wichtiger Bestandteil zwischen der Interaktion von Dämonen und Menschen. Jeder Dämon nahm Verträge ernst und war auch konsequent in deren Erfüllung. Dämonische Verträge wurden nur aufgelöst, wenn er erfüllt wurde, oder der menschliche Vertragspartner starb, egal auf welche Art. Kurz sah Louis zu seinem Ring, dann zu Amon. „Einverstanden! Solange du an meiner Seite bist werde ich die Welt nicht zerstören. Dieser Vertrag wird das Leben Assiahs beeinflussen und Grundlage für dessen Existenz sein.“, verkündete er und schloss mit Amon einen Vertrag. Beide Ringe leuchteten auf, so wie es Godric kannte und der Vertrag wurde tatsächlich geschlossen.
~ Keiner von ihnen ahnte, dass der Vertrag in der Zukunft gebrochen wurde. Amon hatte nicht voraussehen können, was in der Zukunft passierte und der Vertrag an Gültigkeit verlor und etwas Geschah, was das Leben von Amon und Louis verändern würde... ~
Einige Tage zogen an Godric vorbei und er ahnte, bald würde es soweit sein. Louis und Amon hatten das Armageddon gespürt und Decus war aufgetaucht und würde sich nicht so einfach geschlagen geben. Decus wollte die Vernichtung der Welt, egal in welcher Zeit. Godric konnte sehen wie der Himmel immer dunkler wurde, obwohl der Frühling warmes Wetter versprach. Amon konnte es den ängstlichen Gläubigen als Gewitter verkaufen. Doch er wusste, lange würde dies nicht mehr gut gehen. Die Dunkelheit der Dämonen in Assiah wuchs an und die Übergriffe auf Menschen hatten sich vermehrt. Da es zu jener Zeit kein Fernsehen gab, konnte man nichts von den Übergriffen mitbekommen. Doch selbst in den nahegelegenen Dörfern war die Zahl der Dämonenangriffe stark angestiegen. Die Lage spitzte sich zu... Decus wollte das Gehenna Gate komplett öffnen und Louis sollte es vollbringen.
Der Zeitraffer war stehen geblieben und Godric befand sich in Amons Kammer. Louis hatte sich gerade umgezogen. Auch an diesem Tage war es dunkler als gewöhnlich. Godric erkannte die Kleidung die Louis trug. Es war die selbe Kleidung, die Louis getragen hatte als Godric ihn befreite. „Der Tag ihrer Trennung...“, erkannte Godric. Er wusste nicht, ob er sich dies mit ansehen konnte. Amon kam in die Kammer und betrachtete Louis beim Anziehen. Er pfiff und grinste dabei. „Nicht schlecht.“ Louis drehte sich zu ihm, hob eine Augenbraue. „Das war ja mal wieder klar, aber wie könnte ich dich tadeln, wenn du das Offensichtliche siehst?“, antwortete er süffisant. „Da scheint ja jemand sehr von sich überzeugt zu sein.“ „Natürlich!“ Louis legte seine Hände auf die breiten Schultern des Paters und lehnte sich an dessen Brust. Amon stieg darauf ein und hatte die Arme um den schönen Dämon geschlossen. „Wenn du so weiter machst, dann wird dich die Dunkelheit verschlingen.“, hauchte Louis. „Das hört sich sündig an. Als Pater meines Faches sollte ich mich dagegen wehren.“ Kurz lachte Louis auf. „Kannst du das denn?“ Amon schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“ Beide hatten ihre Stirn aneinander gelegt und sahen sich tief in die Augen. Es war einer dieser Momente in denen so viel hätte geschehen können, angefangen mit einem Kuss. Louis hatte den Pater nie geküsst. Sie waren sich sehr nahe, lagen nackt im selben Bett, berührten sich auf zärtliche Weise. Doch außer Blut hatte nie etwas zwischen den beiden den Besitzer gewechselt. Weder Speichel, noch Samen.
Ein wenig verlegen und rot auf den Wangen wandte Godric den Blick halb von den beiden ab, doch er konnte nicht anders als sie zu beobachten. Das ungleiche Paar schienen in ihrer Welt. Für Godric war kein Wunder, wieso Louis ihn für Amon hielt und ihm an die Wäsche wollte, auch wenn es noch nicht so direkt wurde. Godric sah seinem Verwandten sehr ähnlich und hier hatte er nicht bekommen was er wollte. Nicht einmal ein Kuss schien beiden gegönnt zu sein. Dieser Gedanke ließ Godric schwer ums Herz werden, aber wenigstens verstand er nun endlich, warum Amon ihn nicht umbringen konnte. Diesem lag wohl eine ganze Menge an diesem Dämon, an dem Fürsten Luzifer. Seine Hand griff um den Ring, der einst Amon gehörte.
Die Lippen des Paters näherten sich denen des Teufels. Ob er Louis wenigstens jetzt küssten konnte? Louis hatte nichts gegen einzuwenden, hatte einladend den Kopf gehoben. Im Normalfall war er es, der zur Tat schritt. Dieses Mal war es Amon, der ihm einen Kuss rauben wollte. Godric wartete gespannt ab. Er gab es nicht zu, doch er war ein heimlicher Fan von romantischen Filmen, Groschenheften und Büchern. Immer fieberte er mit, ob das Paar sich kriegen würde oder nicht. Godric wusste zwar, dies war nicht mit den gedruckten Geschichten vergleichbar, dennoch fieberte er in dem Moment mit. Als die Lippen nur noch einen Fingerbreit entfernt waren, faltete er die Hände wie zu einem Gebet. Er hatte sich auf Amons Bett gesetzt, um dem zu Folgen. Leicht hibbelig zitterte er mit seinem linken Fuß, hatte die Fußsohle auf dem Steinboden und bewegte das Knie schon fast nervös hin und her.
Godric wurde jedoch erneut enttäuscht, ebenso wie Amon und Louis selbst. Dieses Mal nicht wegen einem in die Szene platzenden Mönches oder einer anderen Person, sondern durch einen heftigen Laut, der einer Explosion gleich kam. Amon und Louis trennten sich sofort voneinander und gingen zum Fenster um dort nach der Ursache der Explosion zu sehen. Diese war schnell gefunden. Die schwarzen Wolken am Himmel hatten sich vermehrt. Der schwarze Nebel, den Godric am Anfang der Vision gesehen hatte, hatte sich vermehrt. Aus den dunklen Wolken schossen Blitze und schlugen in alles ein was diese finden konnten. Als erneut ein Blitz einschlug, wurde ein Teil des Klosters getroffen. Es war ein Seitenturm, in den der Blitz einschlug und eine gigantische Zerstörung anrichtete. Die Mauer des Turmes wurde gesprengt und der Turm selbst fiel in sich zusammen. Amon konnte von Weitem sehen, wie zwei Mönche versuchten aus dem Fenster des Turmes zu springen um sich zu retten. Dieses Unterfangen war jedoch vergebens und als der Turm einstürzte, riss er die Mönche mit in den Tod. „Verdammt! Schnell!“, rief Amon und Louis nickte. Beide rannten so schnell ihre Füße trugen zum großen Saal in dem sich alle Mönche versammelt hatten und auf Anweisung ihres Oberpaters warteten. Godric konnte die Hektik und die Panik deutlich spüren. Der Kampf würde beginnen...
Amon und Louis erreichten den Saal, wo Eros schon auf sie wartete. Er hatte ein Mantra für seine Brüder gesprochen und versuchte einen Schutz aufrecht zu erhalten. Eros selbst wusste nicht was hier los war. Er dachte das Armageddon wäre abgewendet, da Lucifer sich bei Amon aufhielt. Eros hatte nicht daran gedacht, dass selbst, wenn Lucifer bei Amon war, das Armageddon beendet werden musste. „Pater Amon!“, rief er verzweifelt als er diesen sah. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Er war es, der seine Mönche führen musste. Er war es, der den Kampf gegen die Dämonen einleiten musste, der Kampf gegen das Armageddon und gegen Decus. Amon hoffte, nein, er betete dafür, Louis würde verschont bleiben. Doch er konnte sich nicht hinter diesem verstecken. Es war seine Aufgabe Assiah zu retten und dieser wollte er nachkommen. Er erwiderte den ängstlichen Blick Eros, sah dann zu den erwartungsvollen Blicken seiner Brüder. Für sie würde er kämpfen, für Assiah und für seinen neugewonnen Freund!
„Es ist soweit! Wir müssen kämpfen! Unsere Gegner sind keine Menschen, keine normalen Sünder, sondern Dämonen! Die Dorfleute sollen Schutz in unserem Kloster finden, die Kampfmönche sich Bereit stellen! Wir kämpfen für Assiah, für die Menschen!“, verkündete Amon und erklomm die Treppen zum Altar, wandte sich zu seinen Anhängern. „Macht euch bereit! Wir ziehen in den Krieg!“, waren Amons gewichtige Worte...
Godric fuhr es durch Mark und Bein. Eine wichtige Ansprache der jeder Folge leistete. Doch weit mussten die Mönche nicht rennen. Decus hatte den Schutz des Klosters durchbrochen, so wie in der Neuzeit und hatte seine Dämonenschar auf das Kloster und seine Bewohner gehetzt. Alle Mönche, die nicht zu den Kämpfern gehörten, kauerten sich ängstlich vor den Altar. Eros war bei ihnen und sprach ihnen Mut zu. Er sprach Worte des Segens und errichtete damit, wenn auch nur Schwach, ein Schutzschild um die normalen Mönche. Er konnte nicht kämpfen. So stark wie sein Meister Amon und seine Krieger war er nicht. So wollte er das tun was in seiner Macht lag. „Meister Eros.“ hörte er von einem noch jungen Mönch. Er war in Eros Alter und hatte damit noch nicht einmal das Erwachsenenalter erreicht. Er hatte die Hände zu einem Gebet aneinander gelegt und sah bittend zu dem Blonden. Dieser legte seine Hände um die des Mönches. „Sorge dich nicht mein Bruder. Unsere Brüder werden uns nicht im Stich lassen. Mit Gottes Kraft werden wir siegen.“
Einige Dämonen traten die Tür ein, während Andere durch die offenen Fenster kamen. Louis vernahm ein Lachen, welches ihm bekannt vor kam. Er rannte zu einem der Fenster und suchte mit seinem Blick das Lachen, fand es dann schließlich. Es war Decus, der auf dem höchsten Turm stand und zur Menge herunter sah. „Du...“, grollte Louis und auf Decus Lippen breitete sich ein diabolisches Grinsen aus. „Du wolltest mir ja nicht folgen Lucifer. Nun wirst du den Preis dafür zahlen!“, rief er. Die kämpfenden Mönche, die versuchten die Dämonen am Eindringen zu hindern, sahen geschockt zu den Dämonenbrüdern. „Lucifer?!“, riefen einige geschockt. Amon hatte ihnen gesagt, Louis war ein Dämon, aber nicht was für ein Dämon. Amon sah zu seinen Brüdern, die ein wenig ratlos waren. Er konnte ihr zögern verstehen und gab sich die Schuld, da er nicht ehrlich war mit ihnen. Amon wollte nicht nur Louis mit dem Verschweigen seiner Identität schützen, sondern auch seine Brüder. „Louis ist nicht Lucifer! Der dunkle Lucifer würde niemals unter uns leben, mit uns beten und uns beachten! Louis ist Louis!“, verteidigte er ihn und sah zu seinen Brüdern. Decus lachte auf. Sein Plan war aufgegangen. Er hatte schon geahnt, Amon hatte seinen Mönchen nicht alles gesagt. Ein verunsicherter Laut ging durch die Menge. Ihr Meister hatte Recht, doch es handelte sich dennoch um Lucifer. Der Antichrist, der Feind Gottes und derjenige, der so viele Unschuldige auf dem Gewissen hatte. „Jetzt ist aber Schluss! Was seid ihr für Mönche, wenn ihr unseren Meister Amon und unseren Bruder Louis in Frage stellt!“, rief Eros, der alle Blicke erntete, selbst die von Louis. Er war überrascht, dass ausgerechnet Eros sich für ihn einsetzte. Amon streckte seinen Arm aus, murmelte, fast wie in Trance wirkend, heilige Worte. Unter seiner Hand erschien eine helle Lichtkugel, welche wuchs und die Umrisse eines Stabes annahmen. Als Amon diesen Umriss berührte, hatte sich der Stab materialisiert. Amon schlug mit dem Stab auf den Boden, so dass die goldenen Ringe raschelten. „Ich werde kämpfen! Für Louis und Assiah!“, verkündete er. Godric war beeindruckt von Amons Stärke. Doch nicht nur er. Auch seine Kampfmönche hatten sich besonnen. „Wir werden unseren Meister niemals alleine kämpfen lassen!“, kam es einstimmend von ihnen. Eros stieß einen erleichterten Seufzer aus, während Amon ihm einen dankbaren Blick schenkte. Dann wandte sich Amon zu Decus. „Dämon! Verschwinde hier. Das Armageddon was du dir wünscht wird niemals stattfinden.“, warnte Amon. Decus hatte nur ein müdes Lachen dafür übrig. Abwechselnd sah er zu seinem Bruder und zum Pater. Louis hatte sich ein Stück vor Amon gestellt und sah Decus eindringlich an. Es schien als würde Louis Stellung beziehen. Stellung zu Amon. Unter diesem und Louis war ein kurzer Magiekreis erschienen. Dieser war jedoch so schnell wie er auftauchte, auch schon wieder verschwunden. Es war das Zeichen, dass diese beiden Männer einen Vertrag hatten. Dies erkannte auch Decus. „Soso. Anscheinend ist das dein Vertragspartner.“, sprach Decus, verschwand vom Turm und erschien vor Amon und Louis, hatte dennoch einen Abstand von ein paar Schritten eingenommen.“Doch ich muss meinen Herren und liebsten Bruder darauf aufmerksam machen, dass es noch etwas zu erledigen gibt!“
Louis legte die Hand auf seinen Ring. War er wirklich Lucifer? Amon hatte niemals etwas gegenteiliges Behauptet. Louis hatte in den letzten Tagen nicht mehr intensiv darüber nachgedacht. Amons Wort waren sehr aufmunternd gewesen und hatten ihm neuen Mut gegeben. Er wollte mit Amon leben, als Dämon. Louis war niemand, der seine dämonische Seite aufgeben würde um Mensch zu sein. Dafür schätzte er die Menschen zu geringwertig ein. Er wollte nur eines. Mit Amon leben.
Neben Decus erschienen weitere Dämonen, hatten sich nieder gekniet und den Kopf gesenkt. Als ein weiterer Dämon erschien, war Godric einen Schritt zurück gegangen. Es war der rote Krieger gewesen. Dieser schritt vor Louis und ging auf die Knie. „Mein Herr. Ich bin euer Schwert und euer Schild. Befehlt mir einen Angriff und ich werde den Worten Lucifers Taten folgen lassen.“ Louis weitete die Augen, sah zu Cain herunter. Von allen Dämonen hatte dieser ihn am meisten überzeugt. Louis spürte die Verbundenheit mit Cain. Es war seine rechte Hand, einer seiner Schöpfungen. Louis Wirren, welches sich in seinem Kopf abspielte, wurde klarer. „Ich... bin Lucifer.“, wisperte er. „Louis!“, rief Amon, ging einen Schritt nach vorn und spürte auf einmal kalten Stahl an seiner Kehle. Cain hatte in sekundenschnelle reagiert und sein Schwert gezogen, sah Amon mit einem entschlossenen Blick zu töten an. Niemand würde seinem Herren zu Nahe kommen, gar mit giftigen Gedanken füllen. „Cain! Lass den Unsinn! Du weißt genauso wie ich was Decus für ein Dämon ist!“, rief Amon dem Krieger zu, doch dieser Blick stumm und entschlossen. Es war Lucifers Wort dem er Folge leistete. Sonst niemandem. Godric war schockiert und hatte sich vor Amon gestellt, wollte seinen Urahn beschützen. Er selbst war zwar etwas eingeschüchtert von dem Auftreten des Kriegers, doch er konnte nicht zusehen, wie Amon und Louis getrennt wurden.
„Ich bin Lucifer...“, wisperte Louis erneut und zog die Blicke der beiden Blauhaarigen auf sich. Louis schien sich nach und nach zu erinnern. Sein Blick war, als wäre er in Trance. „Du bist was du bist!“,war Amons Einwand. „Ich...“ „Es ist völlig gleich ob du Lucifer bist oder ein anderer. Das ändert nichts an dem was du erlebt hast oder? Lass dich nicht verwirren. Das ist deiner nicht würdig! Decus hat dich verraten!“, rief Eros und sah mit festem Blick zu ihm. Diese deutlichen Worte saßen. „Du hast Recht. Decus ist meiner nicht würdig!“ Louis war es egal wer er war, doch er wollte Rache. Decus hatte ihn verraten, das Licht auf ihn gefeuert und nun tat er so, als sei er der treusorgende Bruder der ihn nach Hause zurück bringen wollte. Dies konnte Louis ihm nicht durchgehen lassen. Decus lachte auf, knurrte jedoch leicht bei all dem Gerede. „Ich höre mir das nicht mehr länger an! Wenn du nicht für uns bist, dann werde ich dich töten und selbst der neue Herr der Unterwelt werden. Cain! Geh zur Seite!“ Der Krieger sah aus den Augenwinkeln zu dem Weißhaarigen. „Ein Anschlag auf Lucifer ist Verrat und ein hartes Vergehen! Niemals werde ich so etwas dulden!“, sprach er und wandte sich zu Decus. Dieser jedoch hatte erneut seine Attacke eingesetzt. Ihm war vor dem Angriff des Klosters schon klar, dass er diese nutzen würde. Entweder für oder gegen Lucifer. Ihm war es gleich. So hatte er genug Energie gesammelt, um erneut eine unheilvolle, gleißende Energiekugel auf die Anwesenden zu schleudern. „Nicht schon wieder!“, sprach Amon, sah sich um, heftete seinen Blick an Eros fest. „Schnell! Raus hier! Verschwindet alle!“, rief er, da er wusste, die Energiekugel würde den Saal vernichten. „Zu spät!!“, rief Decus und die Energie schlug ein und hüllte erneut alles in gleißendes Licht...
Eros versuchte die normalen Mönche zu evakuieren, wobei ihm sein Schutzkreis Hilfe leistete. Der Boden bebte, die Wände bröckelten und einige Steine drohten die Mönche zu erschlagen, doch sie prallten an Eros Schutz ab. Eros hatte, als der Stein den Schutz traf, die Augen zusammengekniffen. Eros war noch ungeübt in Schutzmagie und hatte keinerlei magischer Talente, da er ein Mensch war. Er hatte die Bannzettel, welche voller Magie waren, von Amon genommen. Dieser hatte ihm die Bannzettel vor langer Zeit geschenkt. Ohne jegliche magische Talente musste Eros etwas anderes nehmen um die Magie zu befreien. Schnell hatte er auch etwas gefunden: Sein eigenes Selbst. Der Mensch war nicht magisch veranlagt, hatte jedoch in seinem Körper Energie. Diese nutzte Eros und war mit dem Schutzschild verbunden. Er spürte ein Stechen, wenn das Schutzschild angegriffen wurde oder es auf solch eine Weise hart getroffen wurde. „Meister Eros?“, rief der junge Mönch, der Beistand von Eros bekam und blieb stehen. Der Blonde schüttelte den Kopf und schob den Mönch weiter. „Bleib nicht stehen! Lauft!!“, rief Eros und auch die Kampfmönche hatten von Amon den Befehl bekommen sich zu retten.
„Oh nein! So einfach kommst du mir nicht davon! Du wirst dieses Kloster und all jenen, die in diesem Leben, nicht weiter schaden!“, rief Amon, der sich dem gleißenden Licht stellte. Er nahm seinen Stab in beide Hände und hielt ihn vor sich. „In Dei nomine, in lucem sanctam, si haec pravitas animas vestras in purificationem lucem. Requiescant in pace peccatoribus! Iudicium sanctum!“ Während er sein heiliges Licht konzentrierte, erschienen auf seinem Rücken für einen flüchtigen Augenblick zwei weiße, durchsichtige Flügel. Unter Amon erschien ein himmlischer Bannkreis, der in heiliges Licht getaucht war. Amons Energie entlud sich und schlug gegen Decus Energie. Einen Teil konnte Amon aufhalten, doch die Tatsache, dass er einen menschlichen Körper trug, hatte dazu geführt, dass er nicht seine komplette Engelskraft benutzen konnte. Es war für Amon nie nötig gewesen. Bis jetzt hatte er jeden Dämon ausgetrieben, hatte es jedoch nicht mit Lucifers Bruder zu tun gehabt. Dieser war mächtiger als jeder andere Dämon gewesen den Amon schon bekämpft hatte. „Verdammt!“
Doch bevor Decus finaler Schlag alles zerstören konnte, erschien auf einmal eine schwarze Energie und parierte die todbringende Attacke. Amon sah verwirrt zur Seite und auch Godric ahnte schon wem diese Energie gehörte. Louis. Dieser hatte durch Decus Vergeltungsschlag und dem gleißenden Licht, dessen starke dämonische Ausstrahlung in ihn eingedrungen war, seine Erinnerungen zurück erhalten. „Du Wurm wagst es mich zu betrügen? Ein sinnloses Unterfangen! Du wirst mein erstes Opfer in diesen heiligen Hallen sein, Brüderchen! Erfreue dich daran, wenigstens etwas nützliches in deinem Leben geschafft zu haben!“, rief Louis kühl und stellte sich vor Amon, schien diesen zu Beschützen. Louis zögerte nicht und verwandelte sich in seine dämonische Gestalt zurück, in Lucifer. Nun, da er sich erinnern konnte, hatte er die Möglichkeit wieder er selbst zu sein.
Godric kniff die Lippen zusammen während er dem ganzen zusah. Nun war es in dieser Zeit also soweit gewesen. Doch Louis hatte Amon geschützt, was Godric ihm hoch anrechnete, selbst Godric hatte er einmal beschützen wollen, wie er sich noch gut dran entsann. Vor kurzem erst auf dem Friedhof, wo Godric ihm Trost hatte spenden wollen. Er hatte er sich vor Godric und damit Decus in den Weg gestellt. Ob es wegen dem Vertrag war oder freier Wille, vielleicht sogar, weil Godric Amon so ähnlich sah und Decus sich schon einmal zwischen ihn und Amon drängte wusste er nicht, doch für ihn hatte die Tat gezählt und die war groß gewesen.
Als dann aber Lucifer erwachte und, da er seine Erinnerungen zurück bekam wich Godric etwas zurück, auch wenn ihm das alles nichts anhaben konnte. Kurz zögerte Godric und trat etwas näher heran, als ein kurzes Schweigen zwischen beiden Parteien war und betrachtete Louis dämonisches Gesicht. Godric legte leicht den Kopf schief. „Wenn man es sich in Ruhe betrachtete, war es gar nicht so fürchterlich und grausig, wie wenn man es so ganz plötzlich erblickt.“, dachte er sich. Doch Godric wich wieder zurück, als das Schweigen gebrochen wurde, stellte sich neben Amon, der schwieg und die Szene wohl beobachtete. Amon wusste nur zu gut, in den Streit der Geschwister sollte er sich lieber nicht einmischen. Jedoch hatte der Aufprall beider Energien eine unglaubliche Druckwelle verursacht und den Saal schon fast gesprengt und diejenigen die dort standen herausgeschleudert, mit Ausnahme von Amon, Louis und Decus. Die Kuppel des Saales war zerbrochen, doch dank Amons schnell gesprochenen Schutz war niemandem etwas passiert. Der Boden hatte Risse bekommen und wurde von den aufkommenden Steinen beschädigt. Dies war jedoch nur ein kleiner Schaden im Vergleich zu dem was noch kommen könnte. Amon war gespannt. Was würde nun passieren nachdem Louis erwacht war?
„Ich werde mich nicht kampflos ergeben! Wenn ich untergehe, nehme ich die Welt mit! Dank deines Erwachens fließt genug Energie in unser Tor. Sieh nur~“, waren Decus provozierende Worte und er deutete zum Himmel, den man nun dank fehlender Decke sehen konnte. Der Himmel war in schwarzes Licht getaucht. Die Blitze zuckten durch die Wolken Als Decus nach oben sah, folgten Amon, Lucifer und Godric seinem Blick. Neben dem Schwarz mischte sich ein violetter Ton unter die Wolken. Amons Griff um den Stab verfestigte sich. Er wusste, was dies bedeutete. Am heiligen Turm war das Gehenna Gate, wie es genannt wurde, dabei geöffnet zu werden. „Jaaa! So ist es“ Das Gehenna Gate wird geöffnet und von dieser Welt wird nur noch Staub übrig sein!“ Decus Lachen verwandelte sich in ein irres Lachen.
Godric war an die zerstörte Mauer getreten und sah mit großen Augen in den Himmel. „Ein schwarz-violetter Himmel...“, erinnerte er sich an Louis Ausführungen. Würde sich die Welt nun wandeln und die Dämonen ein zweites Reich des Chaos erschaffen? Wieso lebten Dämonen und Engel nicht einfach in ihrer eigenen Welt und ließen Assiah in Frieden? Wäre das nicht für jedes Lebewesen die beste Lösung, anstatt nach alten Aberglauben und vorgelebter Gewalt zu leben? Natürlich, es gab einen Gott und einen Teufel, doch jeder hatte einen freien Weg. Godric spürte in dem Chaos wie ein warmes Gefühl von dem Ring auf seinen Finger überging. Er faltete die Hände ballend vor seiner Brust um das Gefühl zu verinnerlichen. Er musste an Amons Worte denken. Hoffnung keimte selbst in größten Zeiten der Not.
Lucifer jedoch hatte genug von diesem Anblick. Ob er wütend über Decus sein sollte, weil er ihn Verraten hatte, oder wütend darüber, dass dieser in der Anmaßung lebte seinen Platz einzunehmen, konnte er nicht sagen. Es schien wohl beides. „Ich vernichte dich und dann werde ich sehen nach was mir der Sinn steht, nach was es mich durstet~“, waren Lucifers unheilvoll bringende Worte. „Nein! Geh nicht Louis!“, rief Amon und griff das Handgelenk von Louis. Dieser hielt Inne und sah zu Amon. Lange konnte der Pater das Handgelenk jedoch nicht umfassen, da fing seine Hand an zu rauchen und kleine, blaue Flammen traten zwischen den Fingern hervor. Schmerzerfüllt ließ Amon los und sah auf die Röte, die sich auf seiner Hand offenbart hatte. Lucifer war ein Wesen, welches zu mächtig war, um von Engeln und niederen Dämonen berührt zu werden. Seine Dunkelheit war zu mächtig für den Körper und ließ jeden, der nicht seines Blutes war, verbrennen. Amon hatte Glück. Als Engel hatte er der Macht Lucifers für ein paar Sekunden standhalten können und nur eine solch minimale Verbrennung zugezogen. Diese heilte in Sekundenschnelle durch Amons Heilungskräfte. „Schweig Amon und nenne mich nicht bei diesem Namen.“, verlangte Lucifer und schritt zu Decus. „Schließe dich ihm nicht an!“, bat er, doch Lucifer war zu seinem Bruder gegangen und blieb vor diesem stehen. Godric festigte den Griff um seine Hände. Würde Louis sich gegen Amon stellen? Hatte Amon ihn deswegen versiegelt? Konnte denn nicht einfach alles so weitergehen wie davor? Einfach nur Louis und Amon, zwei Wesen auf Assiah und nicht Lucifer und Amoniel, Teufel und Engel. Das Schicksal schien gnadenlos.
Lucifer schnaubte nur abfällig über Amons Worte und sah zu Decus. Dieser grinste, wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Lucifer hatte seine Hand ausgestreckt und Decus am Hals gepackt und zu sich gezogen. Decus röchelte und versuchte sich aus dem Griff seines Bruders zu befreien, hatte aber keine Chance. Alles Kratzen brachte nichts, der Griff seines Bruders blieb fest. Decus versuchte sich zu helfen indem er einen Schwall aus dunkler Energie auf Lucifer herabregnen ließ. Dieser erreichte Lucifer aber nicht einmal und prallte von einem unsichtbaren Schutzschild an ihm ab. „Schwach~“, säuselte Lucifer kühl und festigte den Griff. Man konnte ein Knacken hören, welches von Decus kam. „Urgh..“, hatte man unter Röcheln gehört. Lucifer wollte seinem Bruder gar nicht anschließen, sondern ihn töten. Dies erkannte auch Amon und hatte sich zuerst ein wenig entspannt, war jedoch immer in Alarmbereitschaft. Eine gute Eigenschaft, was sich zeigte, da erneut etwas herabgeregnete. Dieses mal war es nicht die Energie von Decus, sondern etwas anderes. Lucifer ließ den weißhaarigen Dämon los und sprang zur Seite. Ein Dämon, der nicht rechtzeitig fliehen konnte, wurde vom Licht förmlich gebraten und zerfiel zu Asche. Amons Blick ging nach oben und er sah, dass einige Wolken sich schwach gelichtet hatten. Von dort schossen erneut Lichtstrahlen auf die Erde. Während die Kampfmönche, welche sich gegen die Dämonen durchsetzen konnten, es sich nicht erklären konnten, sah Eros zu seinem Meister. Da der Saal komplett vernichtet war, hatten er und seine Schützlinge freie Sicht. „Meister? Was passiert hier?“, rief er. „Engel...“, wisperten Amon und Lucifer gleichzeitig. Godric sah überrascht zu ihnen. „Engel?“, fragte er, sah in den Himmel. Das sein Engelsglaube sich bewahrheitet hatte wusste er nun, seit er wusste das Amon ein Engel war. Er hätte es sich doch niemals zu träumen gewagt weitere Engel zu sehen. Was würde passieren? Gab es nun einen Kampf zwischen den geflügelten Wesen des Lichtes und der Dunkelheit?
Lucifer erkannte schwach einige Umrisse und blieb stehen. Amon hingegen sprang über die zerstörte Mauer ins Freie und sah nach oben. Er hatte die Umrisse ebenfalls gesehen. „Geht! Es gibt keinen Grund einzugreifen!“, rief er, doch die Umrisse wurden deutlicher und man konnte weiß geflügelte Krieger am Himmel erkennen. Es waren viele und vor ihnen erschien ein Krieger, er war nicht all zu groß, mit rotem, kurzen Haar, das wild aussah. Der Blick des Engels war streng auf die Szenerie im Kloster gerichtet. Amon erschrak. Er kannte diesen Blick, kannte den Engel der diesen Blick hatte. Er wusste was dies bedeutete. Gott hatte ihn geschickt und er würde Gottes Befehl ausführen. „Nein! Ich bitte dich Michael! Du und deine Krieger, zieht euch zurück! Es soll nicht noch mehr Opfer geben!“, rief Amon, stieß auf taube Ohren. Michael festigte den Griff um sein Schwert und blies zum Angriff. Er ließ sein Engelsfeuer herabregnen. Amon wollte nicht weichen, drohte selbst davon getroffen zu werden. Godric sah panisch umher. Was würde nun passieren? Er hatte von Michael gelesen, auch wenn er ihn sich deutlich größer vorgestellt hatte. Es verhielt sich wohl so wie bei Lucifer. Godric wusste welche Aufgabe Michael hatte. Er war das Schwert Gottes und führte dessen Armee an. Gottes Heeresführer der in das Kriegshorn geblasen hatte. „Amon! Renn weg!“, rief Godric und war sich erneut schmerzlich bewusst nichts ausrichten zu können. „Wieso kann ich ihn nicht retten? Wieso kann ich nichts bewirken? Es ist so unfair...“, verzweifelte Godric in Gedanken, versuchte jedoch Stark zu bleiben. Es brachte ihm nichts, wenn er in Verzweiflung stürzte. „Der Keim der Hoffnung...“, besann er sich.
Amon wollte nicht weichen und das himmlische Feuer schien auf ihn einzuprasseln. Doch bevor es ihn traf und sein Schicksal besiegeln sollte, erschien ein Schild aus schwarzen Federn vor Amon und wehrte die Flammen ab. Amon sah zur Seite. Lucifer war neben ihn gelandet und die Federn wurden vom Wind davongetragen. „Louis...?“ „Wir haben einen Vertrag!“ Amon lächelte etwas. Natürlich würde es Lucifer nicht zugeben einfach so einen Mann Gottes beschützt zu haben. Nun, da Louis seine Erinnerungen zurück bekommen hatte, hatte er auch seine Persönlichkeit wieder. Er war nicht mehr der unwissende Louis, sondern Lucifer. Die Allmacht der Dunkelheit. Michael hob eine Augenbraue und ließ sein Schwert in Lucifers Richtung zeigen. „Angriff!“, rief er und seine Engelssoldaten leisteten dem Folge. Michael selbst wurde jedoch angegriffen. Bevor er jedoch getroffen wurde, hatte er diesen gerade noch abwehren könnten und kreuzte nun mit Cain die Klingen. Keiner der Soldaten hatte Cain aufhalten können, als dieser zu Michael flog. „Cain! Das wievielte Mal ist das schon?“ „Es müssen tausende Male sein.“, antwortete dieser. Beide Krieger hatten ein Grinsen auf den Lippen. Sie waren sich ebenbürtig und kreuzten ihre Klingen. Ein harter Kampf zwischen Cain und Michael entbrannte.
„Du musst das Armageddon abwenden, Lucifer!“, war Amons Bitte. Er sah seinem dämonischen Freund direkt in die Augen. Es war für Amon schwer, Lucifers Blick stand zu halten. Dieser stemmte eine Hand an die Taille und hob die Augenbraue. „Hmpf! Deine Seele gegen die Zerstörung der Welt hm? Du bist schrecklich!“ Amon grinste leicht. „Ich weiß. So einige Frauen können dies bestätigen.“ Decus erhob sich mit Mühe und sah zu den beiden. „Das Armageddon ist unumgänglich! Das weißt du Bruder! Der Kampf zwischen Himmel und Hölle ist soeben entfacht! Nur die Zerstörung dieser Welt und damit unser Sieg kann dies beenden.“, kam es unter Husten von ihm, da Lucifer ihn einige Halswirbel angebrochen hatte. Decus konnte sich heilen, doch Lucifers Feuer, welches auf ihn gewirkt hatte und dessen Kraft, war enorm gewesen. Es dauerte seine Zeit. Amon sah tödlich zu Decus und auch Lucifer war nicht erfreut über das Einmischen seines Bruders. Doch beide wussten, er hatte Recht. „Du verdammter...“, wollte Lucifer anfangen und auf ihn zugehen, doch als Amon ihn leicht an seinem Ärmel hielt blieb er stehen. Was wollte Amon von ihm? Dies war nicht die richtige Zeit für so etwas. Amon haderte mit sich, sah zu Boden. Er schien mit sich zu Kämpfen. Selbst Godric wusste nicht was Amon genau geplant hatte. „Amon! Sprich!“, verlangte Lucifer und sah mit forderndem Blick zu ihm. „Ich...“, fing er an, ließ dann seinen Blick durch die Menge schweifen. Er sah in den Himmel und sah dort Engel und Dämonen gegeneinander Kämpfen. Cain und Michael waren in den Wolken und man konnte immer wieder ein kurzen Lichtblitz sehen, wenn ihre Schwerter aufeinander prallten. Amons Blick ging weiter. Er sah zu den Kampfmönchen. Einige kämpften noch gegen Dämonen, andere waren verletzt und wurden von Eros notdürftig versorgt. Andere lagen wiederum Tod am Boden. Sein Kloster, das Kloster welches Frieden und Hoffnung bringen sollte. Das Kloster, welches den Menschen Schutz und Nächstenliebe geben sollte. Es war durch die Kämpfe zerstört, gesäumt von Leichen seiner geliebten Brüder, Leichen von Dämonen und Engeln. Das Kloster war in Blut getaucht. Amon griff fester in den edlen Stoff Lucifers, biss sich auf die Unterlippe. Sein Blick ging zu den Mönchen die nicht Kämpfen konnten. Jene die stark genug waren hatten Eros geholfen, jene die noch jung und ängstlich waren hatten sich in die Ecke gekauert und flehten Gott um Hilfe an.
~
Es war meine Schuld.
Ich hatte Verzweiflung gesät.
Mein Wunsch war es ein Leben auf Assiah zu führen. Nun habe ich nicht einmal die Kraft meine vollen Kräfte zu entfalten. Ich habe es nicht verdient, dass man zu mir aufsieht. Durch meinen egoistischen Wunsch habe ich die Dunkelheit angelockt. Durch mein mangelndes Einsehen habe ich das Leben dieser frommen Menschen in Gefahr gebracht und ich habe Lucifer erzürnt. Ausgerechnet Lucifer war es, der mir in Assiah ans Herz gewachsen war.
Verzeih mir Herr.
Ich habe nun verstanden.
Ich weiß nun was ich zu tun habe. Für Assiah, für euch und für Lucifer. Es gibt nur noch eine Möglichkeit den Krieg abzuwenden ohne das eine Seite als Verlierer gilt.
Denn ich werde es nicht als Engel vollbringen, sondern als Mensch, als Amon!
~
Louis und Godric bemerkten die Veränderung in Amons Blick. Godric ahnte was sich sein Vorfahr dachte. Er hatte damit abgeschlossen. Er hatte sein eigenes Glück und sein eigenes Leben dafür geopfert, um diesem Chaos ein Ende zu bereiten. Amon wollte nicht den einfachen Weg gehen und mit Lucifer verschwinden. Er wusste, das Armageddon und der Krieg würde sie irgendwann einholen. Dies war nicht Amons Wunsch. Er wollte Frieden für alle Seiten. Vor allem wollte er ein Leben für Lucifer. Amon würde sterben. Wenn nicht hier, dann in einigen Jahren. Der Himmel würde sie trennen und Lucifer würde dies nicht zulassen wollen. So wollte Amon dem zuvor kommen.
„Schnell! Komm mit!“, bat Amon. „Wieso sollte ich?“, fragte Lucifer, wehrte einen Angriff eines Engels ab und verbrannte ihn. „Lästiger als Schmeißfliegen.“, murrte Lucifer. „Ich bitte dich!“ Amon nahm Lucifers Hand, zog ihn zur Seite, als ein Lichtstrahl auf diesen schoss. Amon wusste zwar das Lucifer ein Schutz hatte, doch er wollte seinen Freund schützen. Scharf zog Amon die Luft ein, da seine Hand erneut anfing zu verbrennen. Es war Decus Angriff gewesen, vor dem Amon Lucifer beschützt hatte. Dieser hatte seine Kräfte gebündelt und wollte nicht so einfach aufgeben. „Schnell!“ Amon hielt trotz Schmerzen weiterhin die Hand Lucifers, ignorierte die blauen Flammen welche langsam in die Haut fraßen. „Cain! Halte die Stellung!“, rief Lucifer zu seinem Krieger, der immer noch gegen Michael kämpfte und wurde dann mitgezogen. Er fragte sich was so wichtig sei, dass der Pater solche Schmerzen in kauf nahm. Amon rannte so schnell er konnte mit Lucifer durch die Gänge. Sie wurden von Kriegern beider Seiten verfolgt, doch Lucifers Schutz war zuverlässig. Es kam nichts durch. Immer tiefer stieg Amon in den Berg, nahm die Gänge die Godric kannte. Er erkannte die dunklen Gänge, auch wenn diese zu jener Zeit noch etwas stabiler aussahen. 1500 Jahre hatten an dem Bauwerk einiges angerichtet und es wurde nur notdürftig all die Jahre ausgebessert, bis der Trakt irgendwann aufgegeben wurde und niemand mehr der Zeit entgegen wirkte.
Es war dunkel gewesen, Amon konnte dennoch gut sehen und lief zielgerichtet gerade aus. Er schnaufte wegen der Schmerzen. Amons Hand hatte begonnen zu Bluten. Die Haut war komplett zerfressen gewesen. Seine Engelskraft kämpfte dagegen an, was sie wirklich gut machte, sonst wäre Amon schon lange eine laufende Fackel gewesen. Er hoffte, er konnte solange aushalten bis er angekommen war. In den letzten Tagen hatte er vermehrt hier unten alleine an der Gruft gearbeitet. Sie musste mit genug magischen Symbolen ausgestattet sein, um Lucifer halten zu können. Amon hatte stundenlang hier gesessen und magische Verse in den Stein geritzt, die besprochen und ihnen ein Teil seiner Kraft gegeben. Amon selbst wurde dadurch Tag für Tag schwächer. Dies war auch Louis aufgefallen, doch Amon hatte ihm immer wieder versichert, dass alles in Ordnung sei. Da Amon schwieg, hatte sich Louis damit zufrieden gegeben. Während beide rannten hörte man nur hin und wieder ein dumpfes Knallen. Die kriegerischen Wirren an der Oberfläche waren nur noch dumpf zu hören. Lucifer fragte sich, was Amon so tief unter der Erde zu suchen hatte und wieso er ihn mitnahm.
Amons Schritte endeten, als er in eine Aushöhlung trat. Mit zittriger Hand ließ er Lucifer los und sank in die Knie. Der Schmerz war einfach zu groß gewesen. Amon betrachtete die Wunde. Das Feuer hatte sich so tief in die Hand gefressen, dass man vereinzelnd schon die Knochen sah. Es sah nicht nur schmerzhaft aus, sondern war es auch. Tief atmete Amon durch und wartete bis seine Heilung einsetzte. Mit der anderen Hand verschaffte er sich an seinem goldenen Stab Halt. Als ein leichtes Erdbeben zu spüren war, welches durch die aufeinanderprallenden Kräfte der Krieger kam wollte Amon nicht mehr warten. Er stand auf und sah zu Lucifer, der hinter den Sinn von Amons Taten kommen wollte. Ihm war die Versstruktur aufgefallen und die Magie die in ihr wohnte. Das diese Gruft magisch war, war ihm kein Geheimnis. Doch wieso? Wieso brachte ihn Amon hier her? Lucifer ließ den Blick schweifen, erkannte neben all den Symbolen einen marmornen Steinbehälter. Dieser war geöffnet. In diesem könnte Lucifer einen geöffneten Sarg entdecken. Er fragte sich was Amon wollte. Godric erkannte diesen. Es war der Behälter den er in seiner Neugierde angefasst hatte. Dies war eindeutig Lucifers Grabkammer! Was hatte sein Ahne vor?
„Nicht so schnell!“, rief Decus, der den beiden gefolgt war. „Du bist wirklich lästig! Dein Neid ist grenzenlos, aber was soll ich auch anderes erwarten von dir. Schließlich trägst du mein Blut. Dennoch wird es dir nichts bringen. Sie hasst dich!“, antwortete Lucifer. „Ein Trugschluss. Sie wird mich lieben, wenn du erst einmal verschwunden bist. Und dem werde ich nun nachkommen!“ Lucifer begab sich in Kampfstellung, doch Amon versuchte ihn mit Worten davon abzuhalten. Wenn so tief unter der Erde ein Kampf ausbrach mit solch gewaltigen Energien, die des Lucifers und seines Bruders, würde der Götterberg und alles um ihn herum in die Luft fliegen. Alle Menschen, die auf und um dem Berg standen und lebten, würden sterben und das kleine Dorf am Fuße des Berges vernichtet.
Als Decus angriff und Lucifer zum Gegenangriff übergehen wollte passierte es...
Godric konnte weiße Federn an sich vorbeiziehen sehen und sah wie Blut an die Wand spritzte. Der junge Pater weitete erschrocken die Augen, hielt sich die Hände vor dem Mund. Seine Kehle wurde trocken bei dem Anblick der sich ihm bot. Amon hatte sich vor Lucifer geschmissen und als Schutzschild hergehalten und somit Lucifer davon abgehalten seine eigene Attacke zu benutzen. Lucifers Augen wurden groß und es schien ihm wie in Zeitlupe vorzukommen. „A...Amon!“, rief Lucifer. Amon schloss schmerzerfüllt die Augen und stöhnte auf. Decus Attacke hatte ihm die Flügel abgerissen. Blutige Federn segelten zu Boden, Knochen hatten gesplittert und brachen. An Amons, ebenfalls verletzten Rücken, konnte man sehen wie ein Teil der Knochengerüsts von seinen Engelsflügeln von wenigen, blutenden Sehnen gehalten wurden. Lucifer konnte nicht glauben, was sich für ein Bild ihm bot und auch Godric war geschockt. Er sank zu Boden und zitterte. Es ging ihm Nahe den Tod Amons zu sehen. Er hatte sich für das Wohl der Menschen geopfert.
Amon legte seine Arme um Lucifer, ignorierte den Schmerz, der ihn durchfuhr und taumelte mit dem Dämon ein paar Schritte zurück. Das Blut wurde dabei auf den Boden verteilt und bildete eine Spur. „Lu...cifer...“, hauchte er und fiel mit ihm in den Sarg. Decus wollte zum Endschlag ausholen und beide töten, doch er wurde gehindert.
Als Lucifer in den Sarg fiel loderten die Fackeln auf, welche an der Wand hingen. Jedoch nicht mit rotem Feuer, sondern mit Lucifers blauen Höllenfeuer. Godric hatte schon damals geahnt, dass die Fackeln nicht normal waren, doch nun konnte er sehen woher sie ihr Feuer bekamen. Amon hatte leise angefangen eine göttliche Hymne zu zitieren. Amon wusste, diese Hymne würde seinen Tod bedeuten. Er hatte sie von Gott persönlich gelernt und sollte damit dunkle Kräfte in Assiah bannen, wenn nötig. Amon hatte sie nie angewendet, da die Hymne für einen normalen Engel zu schwach war und ihm seine ganze Energie raubte. Er war sich damals unsicher wieso Gott ihm diese beigebracht hatte. Nun wusste er es. Gott hatte geahnt, Amon würde irgendwann sein Leben für jemanden geben. Das es sich gerade um Lucifer handelte hatte auch Gott sich nicht Träumen lassen. Die Fackeln entzogen Lucifer die Kraft und er konnte sich nicht dagegen wehren. Amons Licht als Engel hatte ihn geblendet und diese Sekunde nutzte er. Amon hatte die die Spitze seines Stabes durch Lucifers Rücken gerammt und ihm eine heilige Wunde verpasst. Nichts tödliches, eigentlich auch nichts was Lucifer davon abhalten könnte dem Treiben ein Ende zu bereiten. Doch da seine Energie angezapft wurde, war auch sein Schutz geschwächt. Lucifer entkam nur ein erstickter Schrei. Amon wusste, die Fackeln konnten nie und nimmer Lucifers ganze Kraft aufsaugen. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Durch die Fackeln erschien eine Wand aus Feuer die Decus davon abhielt näher zu kommen. Godric hatte ein solches Phänomen noch nie gesehen. Diese Wand aus blauen Feuer war erschreckend und faszinierend zugleich. Godric wusste, Amon bediente sich einer alten Weisheit. War der Gegner zu stark, dann nutze die Stärke des Gegners und wandle sie in seine größte Schwäche um. Amon hatte dies mit Lucifer getan.
Der Blauhaarige spürte den Schmerz, der durch seinen Körper fuhr. Die göttliche Hymne entzog ihm Stück für Stück seine letzte Kraft. Das Flammenmeer welches ihn umgab schien nach seinem Körper zu lechzen. Das Feuer der Sünde lechzte nach dem himmlischen Körper. „Amon! Amon!!“, rief Lucifer, spürte wie sein Feuer die Gruft einhüllte. Decus musste fliehen, da das Feuer sich ausbreitete und die unterirdischen Gänge einnahm. Der weißhaarige Verräter konnte sich gerade noch rechtzeitig aus dem Gang teleportieren, da das Feuer alles eingenommen hatte und sich ein Ventil zum austreten suchte. Der Götterberg bebte und das Feuer schoss aus den Kellereingängen, Brunnen und sämtlichen Öffnungen die es finden konnte. Die Armeen der Engel und Dämonen hatten sich in Sicherheit gebracht, während Cain und Michael inne hielten. Von oben sahen sie das Spektakel. „Das Feuer des Lucifers... Es nimmt alles ein...“, sprach Michael ehrfürchtig. Cain schwieg und sah mit schock wie das Feuer seines Herren in den Himmel schoss. Er konnte Lucifers Energie deutlich spüren, doch nicht nur diese. Amon hatte seine Engelsenergie freigelassen. „Amoniel...“
Amon lag direkt über seinen Louis. „Verzeih mir...“, wisperte er. Tränen erfüllten seine Augen, fielen auf das reine Gesicht Lucifers. Dieser weitete die Augen. Er hatte verstanden was Amon dort tat. Lucifer war nicht so blind und dumm, dass er es nicht merken würde. „Nein! Das lasse ich nicht zu!“, doch Lucifer war geschwächt und der Engel benutzte die göttliche Hymne, die Kraft die er von Gott geliehen hatte. Eine Kraft, die langsam anfing Amons Körper zu zerstören. Die Haut wurde rissig, Blut trat aus. „Assiah wird fallen wenn es so weitergeht... Es gibt nur diese Möglichkeit um beide Seiten zu beruhigen.“, presste er hervor, versuchte dem Schmerz stand zu halten der seinen Körper zerfetzte. Amons Kleidungsfetzen hingen herunter, seine Hände umfassten fest den Stab. Ein kleines, aber trauriges Lächeln war auf Amons Lippen zu erkennen. Er trauerte nicht um seinen Tod, er trauerte darum Lucifer nicht mehr sehen zu können, seine Tage mit ihm zu verbringen, mit ihm zu Lachen, zu Scherzen und sogar zu Flirten.
Nur für Lucifer hatte er eine Engelsstatue erschaffen. Es war die von Lucifel, die 1500 Jahre später durch den Kampf mit Decus, in Lucifers Gruft, vernichtet wurde. Amon hatte sich besonnen und Lucifel vor seinen Augen sich vorgestellt. Gott hatte ihm oft von Lucifel erzählt und Amon war dankbar diesem, wenn auch als Lucifer und Louis, begegnet worden zu sein. Die weiße Statur war erhaben, so wie Lucifer selbst. Aus den Augen der Statue floss Blut. Lucifel weinte Blut. „Amon! Wie kannst du nur! Du hast mich verraten!“ „Ich weiß... Es tut mir leid.... und... es tut mir unendlich leid mich deinem Zorn nicht mehr stellen zu können. Ich... hoffe du... wirst meine Worte empfangen...mich verstehen.“, stotterte Amon vor Schmerz, hatte sich an Lucifer gelehnt, da sein Stab im Licht verschwand. Er legte dem Teufel den Brief in die Hand. Amon selbst spürte nicht den Schmerz, welchen er hatte, wenn er Lucifer berührte. Sein Körper war von einem Licht umgeben und schien zu zerfallen. Nach und nach löste sich die Haut. Jedes Stück das sich von Amon löste wurde zu weißen Federn und löste sich langsam in kleine Funken aus hellem Licht. Sein Körper würde sterben und verschwinden. Gott holte sich seinen Engel wieder zurück. Mit zittrigen Händen strich Amon durch Lucifers volles Haar, spürte die Hände des Teufels auf seinen, sich auflösenden, Körper. Glücklich lächelte Amon führte seine Lippen zu Lucifers, konnte sie jedoch nicht erreichen, da der Zerfall seinen Kopf erreicht hat. „Nicht einmal das bleibt uns...“, flüsterte er bedauernd und schloss die Augen, zerfiel dann ganz. „Danke für dieses wunderbare und erfüllte Leben...“, konnte Lucifer noch vernehmen. „Amon.... Amon!“, rief Lucifer, griff in die Federn welche zu Licht zerfielen. „AMOOOONNN!!!!“, hallte ein verzweifelter Schrei.
Die göttliche Hymne war vollzogen und über Lucifer schloss sich der Sargdeckel. Die magische Kraft vollendete das, was Amon begonnen hatte. Das Feuer sammelte sich um den Steinbehälter, während aus dem göttlichen Licht Pergamente entstanden, die sich an den Sargdeckel hefteten. Ruhe in Frieden Sünder, hatte sich in den Deckel eingebrannt. Das Feuer ebbte ab und der Steinbehälter war geschlossen. Die Symbole leuchteten auf und das Tor schloss sich... Lucifer schlug mit aller Kraft gegen den Deckel, konnte jedoch nichts mehr ausrichten. Es war längst nicht nur Amons Kraft und die, die sich Amon von ihm geliehen hatte, sondern die Kraft Gottes die hier einwirkte. Lucifer war durch Amons heilige Wunde verletzt. Er konnte nicht rechtzeitig seine Kräfte mobilisieren und so hatte er keine Chance.
Es wurde still und die Fackeln erloschen...
Godric kniete immer noch am Boden, hatte die Hände zu Fäusten geballt. Die Tränen liefen ihm über die Wangen. Sein Ahne... Amon... war tot. Er hatte sich geopfert. Man könnte in seiner Zeit sagen, dass es sich hier um eine tragische Liebesgeschichte handelte, dachte sich Godric und stand zitternd auf. Die Hauptprotagonisten, die nicht mal zum Schluss hatten vereint sein dürfen. Es war tragisch und nun wusste Godric, wieso Louis so wütend wütend war als er ihm mitteilte, Amon würde schon lange nicht mehr leben. Louis hatte zur damaligen Zeit nicht geahnt, dass Amon sich endgültig tötete und so in Assiah tot war. Louis dachte lediglich Amon kehrte in den Himmel zurück wo Gott ihm Kraft zum weiterleben gab. Godric war sich sicher, da waren auf jeden Fall tiefere Gefühle von beiden Seiten dabei gewesen. Gefühle, die man in der heutigen Welt wohl nur verspotten würde da es kaum noch so etwas gab. Heutzutage war es meist er ein Zwang oder ein Muss, kaum noch Ehrlichkeit, dachte sich der junge Pater.
Lucifer war versiegelt und Amon hatte seine Mission erfüllt, musste mit dem Leben bezahlen...
Michael hatte den Tod Amons und das Verschwinden von Lucifers Aura gespürt. Es gab für ihn keinen Grund mehr zu kämpfen. Cain und Michael hatten die Schwerter sinken lassen.
Decus hatte verloren und konnte das Armageddon nicht beenden. Der Himmel wurde klar und strahlend. Es wirkte, als wäre nie etwas passiert. Cain hatte Michael gehen lassen. Für ihn gab es keinen Grund mehr zu kämpfen. Sein Herr war versiegelt und der Krieg abgewandt. Er rief seine Truppen zurück und verschwand mit ihnen nach Gehenna, hatte noch einen letzten Blick auf das Kloster geworfen bevor er von der Dunkelheit Gehennas eingesogen wurde.
Assiah war gerettet...
Godric wich von dem verschlossenen Sargdeckel zurück, sah wie die letzten Funken des Lichtes verschwanden und die Gruft der Dunkelheit überließen. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, doch es folgten immer wieder neue. Ein Seufzen entwich seinen Lippen, während er die Hände wieder faltete um die Wärme des Ringes zu spüren. Es wirkte beruhigend bei seinen aufgewühlten Gefühle. Fast als würde die Wärme beruhigend seine Gemüter streicheln. Doch er hatte immer noch ein Problem dem er sich wieder stellen musste. Luzifer und ein erneutes Armageddon. Godric war sich nicht sicher ob er nur Assiah zerstören wollte oder gleich beide Welten, einfach aus Rache, Trauer und Wut darüber das Amon nicht hätte Leben dürfen.
Godric hatte die Augen geschlossen um der beiden zu gedenken, doch als er die Augen wieder öffnete, stand er wieder in dem zerstörten Mausoleum. Verwirrt sah er sich um. Wie kam er wieder hier her zurück? Hatte der Ring ihn wieder zurück gebracht, da sein damaliger Besitzer nun gestorben war? Oder war das alles nur ein Traum? Doch dann vernahm Godric eine Stimme und weitete geschockt die Augen, drehte sich zu der gespaltenen Engelsstatue die, wie Godric nun glaubte, von Amon war. Doch es war nicht die Statue die ihn schockierte, sondern derjenige der zu ihm sprach.
„Ich wünschte, ich hätte dich zu besseren Zeiten kennen gelernt...“
Übersetzungen:
In Dei nomine, in lucem sanctam, si haec pravitas animas vestras in purificationem lucem. Requiescant in pace peccatoribus! Iudicium sanctum! = Im Namen Gottes, heiliges Licht, hülle diese verdorbenen Seelen in dein reinigendes Licht. Ruht in Frieden Sünder! Holy Judgement!
Godric vernahm eine bekannte Stimme und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Langsam hatte er sich umgedreht und ging erschrocken einen Schritt zurück. Das konnte doch nicht sein, oder doch?! „A..Aber.... Amon?!“ Vor dem erschrockenen Pater war eine helle Lichtkugel erschienen und gab den Geist des Urahnen frei. Dieser lächelte sanft seinem Enkel zu, der glaubte zu träumen. „Ich muss Träumen oder bin selbst gestorben.“, kam es schon fast apathisch von ihm. Amon lachte erheitert auf. „Du schaust mich an, als hättest du einen Geist gesehen!“, witzelte er. Godric sah ihn perplex an, schüttelte dann den Kopf. Godric hatte bereits so viel gesehen, da wollte er es nicht ausschließen, dass Amon tatsächlich vor ihm erschienen war. „Wer mit Lucifer zu schaffen hat muss auf alles gefasst sein.“, sinnierte er gedanklich. Amon bemerkte, wie sein Enkel nun langsam sich entspannte und den Schock wohl langsam überwand. „Es ist interessant seinen eigenen Körper zu sehen!“ Godric hob eine Augenbraue. „Deinen Körper? Mittlerweile sieht jeder Nachfolger so aus, wenn er deinen Ring anlegt. Aber es ist schön dich einmal so kennenzulernen.“, erklärte Godric, seufzte sacht und hatte die Hand immer noch um den Ring geschlossen. Amon lachte kurz auf. „Ah ich verstehe. Wegen meiner Engelskraft. Das ist wohl eine Typveränderung der göttlichen Art, nicht wahr?“ Amon zwinkerte dabei. Godric fand keine Worte für das was er hörte, schmunzelte nur leicht. So konnte man es auch sehen, dachte er sich. „Nun ja. Mein Körper ist zwar etwas durchsichtig, aber dennoch schön hier zu sein. Ich freue mich einen Nachfahren kennenzulernen.“ Amon ließ kurz den Blick durch das zerstörte Mausoleum schweifen, sah dann wieder zu seinem Enkel. „Ich wünschte jedoch, es wäre unter besseren Umständen.“ Godric nickte. „Besser unter solchen Umständen als gar nicht, denn ich denke du weißt was dein kleiner Dämon gerade im Begriff ist zu tun, oder?“, fragte Godric, faltete den Brief von Louis zusammen und schob diesen in das Buch von Amon.
Kurz schloss dieser die Augen und wandte sich zur Engelsstatue um sie zu mustern. „Niemals hätte ich geglaubt, mein Grab würde so prachtvoll sein. Selbst eine Statue.“, sprach Amon nachdenklich und ließ Godrics Frage erst einmal im Raum stehen. „Außer Weihwasser und Gebete kamen leider nie wirklich gute Opfergeschenke. Hach, was würde ich jetzt geben für ein Stück Lamm oder eine schöne Frau.“, sinnierte Amon. Leicht musste sich Godric räuspern, als sein Urahn seine Wünsche preisgab, lächelte jedoch dann leicht. Ihm gefiel diese lebensfrohe Art seines Verwandten, auch wenn sie nicht unbedingt rein war. „Eros war fromm, bis zur letzten Sekunde.“ Godric sah zu seinem toten Verwandten, sah dann zur Statue. „Du bist ein Engel... und ich... Louis... Ich habe so viel gesehen... so viel Leid. Du und Lucifer.“ Godric wusste nicht wie er all dies Verarbeiten sollte, gar ansprechen konnte. War es wirklich richtig all dies gesehen zu haben? Sanft legte Amon seine Hand auf die Schulter des Verunsicherten. „Wir haben das Armageddon zweimal verschieben können. Zweimal wurde es nicht beendet. Sicher waren die Jahre in denen wir schliefen gezeichnet von Gewalt und Hass, von Kriegen und Missernten, Krankheiten und Wahnvorstellungen.“ Er faltete die Hände zum Gebet, schloss seine Augen und gedachte all jenen in Assiah und all seinen verstorbenen Brüdern. Godric sah zu dem Geist seines Urahn, wagte es nicht zu stören. Er ahnte, Amon fühlte sich schuldig für das was passiert war. „Es ist meine Schuld... Es tut mir leid.“, wisperte Godric als Amon die Augen wieder geöffnet hatte. „Hätte ich das Siegel nicht gebrochen, dann hätte ich dein Lebenswerk nicht zerstört und vor allem die Welt nicht in Gefahr gebracht. Ich... es tut mir so leid!“ Godrics Stimme klang gebrochen. All die Zeit hatte er sich gewünscht, sich bei Amon zu entschuldigen. Nun konnte er es, doch seine Schuldgefühle wurden nicht weniger, sondern wuchsen bei Amons Anblick.
Godric vernahm ein leises Seufzen und sah zu seinem Urahn, der nur wenige Zentimeter größer war. Amon erwiderte den Blick mit einer Sanftheit mit der Godric nicht gerechnet hatte. „Gräme dich nicht Godric. Ich habe alles gesehen. Du hast dein Leben stets im Sinne meiner Lehren gelebt, mich verteidigt und an mich gedacht. Du hast nicht mit böser Absicht das Siegel geöffnet, deswegen bin ich dir nicht böse.“, waren die Worte, die Godric Erleichterung verschafften. Er fühlte sich zwar immer noch schuldig, doch die Worte seines Urahnen schienen seine Seele zu streicheln. Lange hatte er sich gewünscht ein Mitglied seiner Familie zu treffen, aufmunternde Worte von diesen zu erhalten und vieles mehr. Nun war es tatsächlich Amon, Godrics ältester Verwandter und Begründer seiner Familie, der ihm diese Worte schenkte. Godric wollte etwas erwidern, bemerkte jedoch Amons ernsten Blick, der in die Ferne gerichtet war. Amon konnte es spüren. Er konnte die Schwere in der Luft deutlich fühlen. Leicht senkte er die Augenlider. Er hatte sich gewünscht, Assiah würde noch eine Weile verschont bleiben. „Das Armageddon wird stattfinden oder nicht. Ich weiß was Louis tun wird. Der Vertrag ist gebrochen und wie es aussieht ist sogar noch mehr gebrochen...“, wisperte er. Amon konnte sich an Louis Worte erinnern. Ihm sei die Welt egal, solange Amon an seiner Seite war. „Lucifer ist befreit und mein Siegel und Ankerpunkt, meine Grabstätte, vernichtet.“ Amon fragte sich, wie es im Kloster aussah. An dem Ort, an dem er so viel Freude, Leid und viele andere Gefühle durchlebt hatte. An dem Ort, an dem er Mensch sein konnte.
Godric beobachtete seinen Verwandten, musterte seinen Blick, seine Mimik. Dachte er an Louis, an das Kloster oder an etwas anderes? Dieser Mann und Lucifer... Godric hatte es selbst gesehen. „Ich ahne was er vor hat, doch wie soll man das Armageddon noch mal aufhalten? Ich stehe ihm nicht so nahe wie es bei dir früher der Fall war. Die Jahre waren tatsächlich schlecht, wie du sagtest. Jedoch...“ Godric brach ab, schloss die Augen und fühlte etwas. Er fühlte die Schwere, die Spannung in der Luft. Lag dies an Louis, lag es an dem fast beendeten Armageddon? Oder lag es daran, dass Godric doch mehr von Amon hatte als ihm lieb war? Er wusste es nicht. Er wusste nur eines: Er wollte weder Assiah noch Louis aufgeben. Godric war bereit zu kämpfen! Entschlossen sah er zu Amon. „Ein Kloster und ein Mausoleum kann man wieder aufbauen, aber gebrochenes Vertrauen und das Gefühl von Verlust ist nicht so schnell wieder zu beheben. Ich will etwas tun! Ich will Louis und Assiah retten!“ Auf Amons Lippen legte sich ein Lächeln.
„Du bist wahrlich mein Nachfahr und ich kann stolz auf dich sein!“, sprach Amon vergnügt, wandte sich von Godric ab und ging ein paar Schritte. Godrics Blicke folgten ihm während er insgeheim froh über dieses Lob war, sich aber auch fragte was Amon nun vorhatte. „Um zu Kämpfen muss man wissen gegen was man Kämpft. Lucifer selbst wirst du nicht vernichten können. Selbst unser Herr hätte Probleme bei diesem Unterfangen.“, fing Amon an und ließ wie durch Zauberhand Asche, die verstreut war, in die Urne zurückkehren, die sich vor Godrics erstaunten Augen wieder reparierte und nun wie neu aussah. Bevor Godric jedoch ein Wort des Erstaunens äußern konnte fuhr Amon fort, während er, schon fast Nebenbei, auf seine eigene, magische Art die Überreste seiner Nachfahren aufsammelte. „Du wirst Lucifer am göttlichem Turm finden. Es ist der Pfeiler, der die Welten zusammen hält. Es gibt drei Welten. Das Himmelsreich, das Reich der Engel, welches von unserem Herren regiert wird. Dann gibt es Gehenna, hier mehr als Hölle oder Unterwelt bekannt. Dieses dunkle Reich wird von Lucifer regiert und ist das Reich der Dämonen und Sünder. Assiah ist die dritte Welt, die Welt der Menschen und die Mitte der ersten beiden Welten. Assiah ist das Gleichgewicht. Der Glaube der Menschen verleiht uns zusätzliche Kraft. Wenn niemand mehr an etwas glaubt und die Hoffnung aufgibt, dann wird nichts mehr existieren. Das Armageddon selbst ist auch nicht dafür da um Assiah zu zerstören, sondern um alles Leben in dieser Welt zu zerstören. Dann gibt es auch kein Glaube mehr, der Gott stärken könnte. Lucifer, ebenso Gott, würden tunlichst davon ablassen Assiah selbst zu vernichten, da sonst das Gleichgewicht auseinanderbrechen würde. Decus Wunsch ist es nach dem Armageddon als neuer Herr der Welten aufzusteigen. Dafür benutzt er Lucifer, dem im Moment fast alles egal ist, außer das Gleichgewicht.“, erklärte Amon seinem neuen Lehrling. Godric hörte aufmerksam zu, gab sich Mühe schnell zu verstehen. Das Amon ihn mal persönlich unterrichten würde, hätte er niemals geglaubt. Godric wusste um die Ehre und um das große Glück, da er alles nun aus erster Hand erfuhr. Wissen, welches weit über das ging, was die Menschen zu glauben wagten. Er konnte sich erinnern, dass Lucifer mal über ein Gleichgewicht gesprochen hatte, doch damals hatte Godric nicht verstanden. „Doch auch wenn das Gleichgewicht für beide Parteien unglaublich wichtig ist, wird es gerade empfindlich gestört. Nicht nur durch das Armageddon, sondern durch Lucifer selbst. Lucifers Energie und Aura ist zu gewaltig für Assiah. Durch die Louis-Form hatte er die Aura unterdrückt und lebte auf Assiah. Er lebte bei mir und ich mit ihm. Wir gewannen neue Eindrücke. Mich selbst wunderte es einen Draht zu ihm gefunden zu haben. Denn du hast Recht, Lucifer vertraut niemandem so leicht.“ „Er hat dir vertraut...“, wisperte Godric.
Amon sah nachdenklich auf ein zerbrochenes Bild. Es zeigte Engel, die gegen Teufel kämpften. Eines der vielen Bilder, die im Mausoleum hingen. Amon musste unentwegt an Louis denken. Godric hatte Recht. Louis hatte ihm vertraut, dafür schenkte Amon ihm ein Heim, neue Erkenntnisse und vieles mehr. Amon bekam Schutz und Zuneigung, erwiderte diese sogar. Doch nun war alles verschwunden. Der Vertrag war gebrochen. Amons Seele, die all die Jahrhunderte in der Engelsstatue versiegelt war, da er wie versprochen bei Louis blieb, wurde befreit und würde bald in den Himmel fahren. Die Statue, der Ankerpunkt, war vernichtet. Decus hatte erneut das Band zwischen seinem Bruder und Amon durchtrennt. Amon schloss die Augen und legte seine Hände an die Brust. Auch er fühlte sich schuldig, da er Louis verraten hatte. Er hatte ihn versiegelt. Zuvor hatte er ihm vermittelt das nicht alle Menschen schlecht waren. Nun brach ausgerechnet der Vermittler sein Versprechen und sperrte ihn ein, würde nun erneut ein Versprechen brechen, da er in den Himmel fahren würde. Amon war nicht da als Louis erwacht war, so wie es versprochen war. Amon hatte sich gewünscht Louis beim Erwachen als Engel zu begegnen und sich seinem Zorn zu stellen. Er war nicht da... zwar im Geiste, jedoch nicht physisch.
Godric schwieg, sah wie all die zerbrochenen Urnen nun wieder an ihrem Platz standen. Anscheinend wollte sein Urahn wenigstens die letzten Überreste seiner Nachfahren in Sicherheit wissen. Als Amon ihm all dieses Wissen gab ging er einen Schritt auf ihn zu, ließ kurz seinen Blick durch das Mausoleum schweifen, sah dann aber wieder zum Rücken Amons. „Das hieße, wenn das Armageddon herein bricht, würde Decus ihn stürzen wollen um selber die Macht zu erlangen. Würde er dann nicht, da es dann kein wirkliches Leben mehr gibt, nicht auch über Assiah herrschen wollen...? Aber noch mal auf deinen Kleinen zurück zu kommen. Mir scheint, wenn er sich so von Decus verwirren lässt hat er nicht seine ganze Erinnerung wieder bekommen. Er muss doch wissen was das Armageddon bewirkt oder ist ihm das wirklich so egal? Ich meine ja schön und gut, du hast dein Versprechen gebrochen, aber das war doch nicht das einzige was er hier schönes erlebt hat“, kam es etwas aufgebracht von Godric. „Aber was ich mich frage. Wenn er seine Verträge so ernst nimmt, dann doch auch den mit mir. Er hat mir versprochen den Unschuldigen nichts zu tun. Wie will er dann das Armageddon einleiten, welches ja auch diese Menschen umbringt?“, fragte er nach, da er gehört hatte, Dämonen würden die Verträge so wichtig nehmen.
„Deine Worte ergeben Sinn, doch er hat all seine Erinnerungen wieder. Als Lucifer damals erwacht war tränte die Gottesstatue. Ein eindeutiges Zeichen für das Erwachen des dunklen Herren. Ich denke einfach, Lucifer ist so wütend, dass es ihm schlichtweg egal ist. Er weiß sehr wohl über die Wirkung des Armageddons Bescheid. Schließlich ist er es der es auslösen wird. Du wirst Lucifer niemals verstehen, ebenso wenig wie ich. In ihm gehen andere Dinge vor, Dinge die ich nicht erklären kann. Das wäre genauso als würden wir unseren Herren verstehen wollen. Ebenso unmöglich.“ Dies leuchtete sogar Godric ein, während Amon seufzte. War Louis so wütend über das alles? So sauer und enttäuscht das er keinen Sinn mehr sah? Amon wollte Lucifer schützen, doch auch diese Welt. Nun, da er Godric kennengelernt hatte, wollte er seinen Enkel ebenfalls nicht in Gefahr wissen. „Die Verträge sind sehr vielschichtig. Für einen Dämon, für Lucifer selbst, sind Unschuldige etwas anderes als für einen Menschen oder gar unsereins. Für Priester sind alle unschuldig die Vergeben, für Dämonen sind alle schuldig, egal ob sie Vergeben oder nicht. Jeder Mensch hat eine böse Seite, ist sogar damit geboren und somit sind sie nicht unschuldig. Um einen Vertrag eines Dämons wirklich hieb und stichfest zu machen und die Schlupflöcher so gering wie möglich zu halten braucht es einiges. Zumal das Armageddon die Menschen tötet und nicht Louis.“ Im Laufe der Zeit konnte sich Amon wenigstens ein Bild von der Denkweise der Dämonen machen, auch wenn er noch nicht alles verstand. „Aber... trotzdem!“, wandte Godric ein. Er konnte es nicht glauben, dass die Sache so einfach war. Doch leider nahm ihm Amon auch noch die letzte Hoffnung Louis wenigstens über den Vertrag aufhalten zu können. „Den ersten Vertrag hat Lucifer mit mir geschlossen. Da dieser Vertrag noch lief und er den Vertrag mit mir, dem Abt, geschlossen hatte, sind alle weiteren Verträge die im Namen des Abtes geschlossen werden nur eine Erweiterung. Da jedoch der Vertrag mit mir gebrochen wurde ist auch dein Vertrag ungültig geworden. Du hast dich als Abt, für all die Menschen, für einen Pakt mit dem Teufel entschieden.“ Godric hielt sich die Stirn. Konnte es denn sein?! Nun verstand er warum vor solchen Verträgen überall gewarnt wurde. Selbst in den Büchern die er las. Dämonen waren wirklich hinterlistig! Amon schmunzelte etwas als er sah wie angestrengt Godric nachzudenken schien. Als jedoch Blitze durch die Wolken zuckten wurde sein Blick ernster. „Wir sollten unser Gespräch auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Es wird Zeit zu den Waffen zu greifen. Dafür möchte ich dir etwas geben, mein süßer Enkel!“, sprach Amon und legte die Hände an Godrics Wangen. Leicht lachte Godric auf. „Auf später? Du bist mir gut. Ich bezweifle das wir uns noch einmal wieder sehen werden. Vergiss nicht das du eigentlich Tod bist und dein Gefäß zerstört wurde.“, wandte Godric ein, musste jedoch Amon in der Hinsicht zustimmen, dass etwas unternommen werden musste. Godric hoffte jedoch, dass es glimpflich ausgehen würde, da er sonst Amon schneller wiedersehen würde als ihm lieb war. „Du hast all die Dinge erlebt und möchtest dennoch Lucifer und Assiah helfen... Dein Herz ist groß und ich sehe in deinen Augen die Hingabe und Entschlossenheit. Dafür möchte ich dir etwas geben.“ „Etwas geben?“ Amon nickte und deutete auf seine Engelsstatue. „Schiebe die Statue zur Seite und löse das Siegel. Darunter wird etwas sein, was dir helfen wird. Nur ein Engel und Erbe meiner Blutlinie kann dies.“ Godric folgte Amons Deutung und sah zur Statue. „Ein Engel?“ Bei all den Wirren hatte Godric komplett vergessen, dass auch er Engelsblut besitzen müsste, wenn sein Urahn ein Engel war. „Aber... ich bin ein Mensch. Ich habe nie etwas besonderes Gefühlt. Ich war vielleicht besser in den Lehren zur Austreibung und konnte hier und da ein paar Dinge, die andere nicht konnten. Doch ich hatte alles dem Ring und Gottes wohlwollen zugeschrieben.“ Leicht strich Amon über Godrics Wange, was dieser ein wenig zu genießen schien. „All die Jahre ist das Engelsblut sehr verflüssigt, doch es ändert nichts an deiner Abstammung. Du hast mein Blut in deinen Adern, du hast den Segen Gottes an deiner Seite. Wir glauben an dich, auch Louis glaubt an dich! Die Welt glaubt an den blauhaarigen Pater und heiligen Talin! Glaube an dich selbst. Es ist nicht wichtig wer man ist, woher man kommt oder was ich bin. Wichtig ist allein, dass du selbst zu dir stehst. Ich weiß, du kannst es schaffen.“ Amons ermutigende Worte schienen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Es gab vieles was Godric ihn noch fragen wollte, doch er wusste, die Zeit drängte. All die Jahre hatte er dafür trainiert die Welt vor allem Bösen zu beschützen. Nun durfte er nicht aufgeben!
Fest entschlossen ging er zur Statue, schob diese zur Seite was zur Folge hatte, dass diese umkippte und endgültig in alle Einzelteile zerbrach. Amon hob eine Augenbraue während Godric nur kurz Schuldbewusst zu ihm sah. „Ach egal. Das alte Teil hat so lange gehalten!“, meinte Amon und winkte ab. Godric schien zwischen den Trümmern auf der Plattform, auf der vorher der Engel stand, zu erkennen. Ohne zu zögern kniete er sich hin und schob die Marmorteile zur Seite, wischte mit seinen Ärmeln den letzten Staub von der Stelle und erkannte es. Es war ein magischer Kreis! Unter der Statue war ein eingeritzter, magischer Kreis. Hatte den Amon eingeritzt? Godric verwarf diesen Gedanken. Amon war Tod. Wie konnte er dort etwas einritzen? „Eros hat dies in meinem Auftrag getan. Kurz vor meinem Tod habe ich gespürt, dass es bald soweit sein würde. Ich habe ein wenig Blut von mir in eine Ampulle gegeben und zusammen mit einer Anleitung sie an einen Ort versteckt, an dem Eros sie nach meinem Tode holen sollte.“, erklärte Amon, da er Godrics fragenden Blick auf den Kreis sehen konnte. Amon wusste auch, dass Eros es war, der das Mausoleum erbaut hatte und Abt wurde, nachdem Amon gestorben war. Er betete für Eros, der treu die letzten Wünsche erfüllt hatte. Godric nickte und ertastete mit den Fingerspitzen den, von der Zeit gezeichneten, Magiekreis. Er war im Laufe der Zeit ein wenig verblasst, doch Godric konnte gerade noch so die lateinischen Worte durch Ertasten entziffern. Godric sprach Wort für Wort nach und als das letzte Wort verklungen war leuchtete der Kreis auf und ein Strahl aus Licht schlang sich um Godric. „W..was?“, waren Godrics überraschten Worte. Godric suchte Amons Blick. Dieser sah zufrieden zu seinem Enkel und so versuchte auch Godric die Nerven zu behalten. Wenn Amon so zufrieden zusah, dann musste es ja seine Richtigkeit haben, dachte sich der junge Pater und wurde komplett ins Licht getaucht. Erstaunt sah er an sich herunter, sah auf seine Hände und Arme als das Licht ihn bedeckt hatte. Doch so schnell wie das Licht kam, war es auch schon wieder verschwunden und vor Godric war eine alte Kiste erschienen. „Das Licht des Himmels hat dich erkannt und dir offenbart, was es all die Zeit gehütet hat.“, sprach Amon und ging auf Godric zu. „Erkannt...?“, waren Godrics nachdenkliche Worte als er zur Kiste sah. Sie wirkte alt, sehr alt. Erst hielt er inne, schien auf eine Erlaubnis von Amon zu warten, doch als dieser nur vor der Plattform stehen blieb, begann Godric damit die Kiste zu öffnen. Als er sie aufklappte staunte er nicht schlecht. „Das ist doch dein Stab!“, murmelte er und strich sanft über den Schaft, ehe er ihn vorsichtig aus der Kiste nahm. Mit einer Hand fuhr er den Schaft hoch, strich mit den Fingerspitzen schon fast übertrieben Vorsichtig über die goldenen Ringe, die durch die Bewegung klimpernde Geräusche von sich gaben. Es war wirklich Amons Stab! Godric konnte spüren das eine große Kraft von diesem ausging.
Amon musste lächeln bei Godrics ehrfürchtigen Erkundung. „So ist es. Dies ist mein Vermächtnis und gleichzeitig Geschenk an dich.“ Godric sah zu seinem Urahn, war dann in der Lage langsam sich zu erheben. Mit beiden Händen umfasste er den Schaft und sah zu Amon. „Ich danke dir! Ich werde dich nicht enttäuschen! Ich werde den Stab solange in Ehren halte wie ich Lebe!“ Godric betrachtete den Stab. Es war ein machtvolles und schönes Stück. Ein Erbstück, so wie sein Ring. Amon lachte etwas. „Natürlich wirst du das nicht. Du bist ein guter Junge. Mein Geist war mit Hilfe dieses Stabes an der Engelsstatue gebunden. Nun, da der Stab aus dem Siegel befreit wurde, werde auch ich nicht mehr lange hier bleiben. So möchte ich dir ein letztes Geschenk geben.“ „Noch ein Geschenk?“, staunte Godric. Was wollte Amon ihm noch überreichen? Amon legte seine Hände auf Godrics Schultern, hatte die Stirn gegen seine. „Ich werde dir die Gabe geben die Macht deines Blutes zu nutzen und bei dieser letzten Schlacht mich mit dir vereinen.“ Godric wusste nicht was Amon damit sagen wollte, doch ein paar Sekunden später spürte er etwas durch seinen Körper zucken. Bevor Godric ein Wort verlieren konnte sprossen aus Amons Rücken zwei weiße und wunderschöne Flügel. Leicht taumelte der überraschte Pater, legte ungläubig die Hände an die weiße Federpracht. Er hatte wirklich Flügel! „Flügel...“, flüsterte er ehrfurchtsvoll und spürte eine noch nie dagewesene Geborgenheit, die er sich zu seiner Kindheit gewünscht hätte. Godric schloss die Augen und fühlte sich, als würde diese Geborgenheit, die Flügel Amons, ihn umschließen. „Ich werde mein Bestes geben...“, wisperte er und öffnete wieder die Augen, verfiel dann dem nächsten Schreck. Noch eben stand Godric im Mausoleum und nun stand er auf dem Friedhof... nein... eigentlich lag er direkt unter ihm! Erschrocken sah er nach unten und sah keinen Boden unter seinen Füßen. „Ach du heilige Sch...“ Godric konnte sich noch bremsen es auszusprechen, da eine Stimme in seinem Kopf ihn unterbrach. Er konnte sie als Amons identifizieren. „Amon? Wo bist du?“ Godric wagte es nicht sich zu bewegen und hatte den Stab fest umklammert. Zu groß war die Sorge nun einfach abzustürzen. „Ich bin in dir. Ich habe meinen Geist in deinen Körper fahren lassen, damit du deine Engelskraft aktivieren kannst. Sieh nach hinten.“, hallte Amons Stimme in Godrics Kopf wider. Godrics Blick ging nach hinten und er entdeckte an seinem Rücken ebenfalls Flügel! „Ich... Ich habe Flügel?!“ Godric sah zu seinen eigenen Flügeln, musste jedoch feststellen, dass diese nicht so weiß waren wie die von Amon. Während der eine Flügel in reinem Weiß erstrahlte, war der andere Flügel deutlich dunkler, fast gräulich. „Anscheinend stellt dies meine Schande in der Vergangenheit dar...“ Für einen kurzen Moment kniff Godric die Lippen zusammen, wollte jedoch nicht weiter daran denken. Er hatte immer geglaubt, er könne dieser Schande entkommen. Nun, da er diesen dunklen Flügel sah wusste er, er würde ihr niemals entkommen. Mit gesenkten Augenlidern sah er zur Seite. „Ich... ich weiß doch gar nicht wie man fliegt. Ich bin noch nie geflogen.“, versuchte Godric abzulenken. Amon ging darauf ein, da er seinen Enkel nicht noch weiter drängen wollte. Er konnte spüren, diese eine Sünde lastete schwer auf dem Herzen des jungen Paters. „Das ist nicht schlimm. Da ich mit dir verbunden bin, werde ich das Fliegen übernehmen. Halte du dich Bereit, wenn wir ankommen. Es kann sein, dass man uns sofort angreifen wird!“ Godric nickte. „Einverstanden!“ Godric konnte spüren wie seine Flügel sich ohne sein Zutun bewegten und er in eine Richtung flog. Es war Amon, der den Körper seines Enkels und damit auch dessen Flügel lenkte. Godric ballte die Hände etwas fester um den Stab, schloss die Augen und spürte den Wind in seinen Haaren. Er konnte die Aussicht nicht genießen. Nicht jetzt, auch wenn er hoch oben über der Erde war. Es gab zu viel über das er nachdenken musste, zu viel was auf ihm lastete. Doch je länger der Flug dauerte, desto stärker wurde ein Gefühl. Das Gefühl Louis vor sich zu spüren. Weit, weit, weit weg, doch er spürte ihn. Entschlossen sah Godric geradeaus. „Warte Louis. Warte auf mich...“, wisperte er und hoffte schnell an sein Ziel zu kommen.
„So. Der kleine hat also seine Engelskraft bekommen. Das wird ihm auch nicht helfen. Nicht wahr Lucifer?“, kam es lachend von Decus, welcher mit Lucifer auf der Plattform des Turmes stand. Lucifer hatte Amons Kraft gespürt und ballte die Hände für einen kurzen Moment zu Fäusten. Godric schien sich seines Blutes bewusst geworden zu sein, da Lucifer neben Amon eine weitere Aura spürte, die er deutlich Godric zuordnen konnte. Nun war die Aura nur nicht mehr so menschlich, sondern hatte einen Hauch von Himmel. „Das wird dir auch nichts bringen...“, wisperte Lucifer verärgert und hatte kurz die Augen verengt, antwortete nicht auf Decus Frage und sah hinauf. Vor Lucifer war ein Tor, das fast geöffnet war. Dieses Tor bestand aus Skeletten, die miteinander verwoben waren. An der Spitze des Tores war ein großes Skelett, dessen Arme das Skelettgerüst des Tores zu umarmen schien. Dieses Skelett hatte große, ausgebreitete, knochige Flügel. Das Tor war riesig und nahm die ganze Höhe ein. Der heilige Turm und dessen Plattform lag über den Wolken. Knapp zwanzig Meter über der Plattform war eine weitere Plattform, die an einem Turm war, der weiter nach oben ging. Es war der selbe Turm, nur spiegelverkehrt. Während der eine Turm nach unten ging, ragte der andere Turm in den Himmel. Nur die beiden Plattformen schienen aufeinander zu passen, wenn sie nicht getrennt wären und übereinander schwebten. Der untere Turm war die Verbindung zu Gehenna während der obere Turm die Verbindung zum Himmel darstellte. Die Mitte, die beiden Plattformen, waren für Assiah bestimmt. Hier sammelten sich die Seelen der Verstorbenen, um in die anderen Welten zu gelangen. Während es normalen Menschen versagt war diesen Turm zu sehen, konnten die Wesen aus der anderen Welt ihn erblicken. Nur die verstorbenen Menschen hatten die Möglichkeit den Turm zu sehen und wurden schon fast magisch von diesem angezogen, da die Kraft des Seelenrichters sie anzog.
Decus hatte einen Beschwörungskreis gezogen, den Lucifer zufrieden begutachtete. „Es dauert nicht mehr lange. Wie sehr habe ich es herbeigesehnt.“, kam es von Decus. Lucifer würdigte diesen Worten jedoch keine Antwort und sah zu dem Tor und seinem schwarz-lilafarbenem Nebel, der die Einsicht durch das Tor verhinderte. „Assiah ist wertlos geworden. Die alten Werte sind verfallen...“, flüsterte er und hielt seine Hände hinter seine langen, spitzen Ohren und schloss die Augen. „Überall Sünder. Ich kann es hören. Ihr sündiges Herz schreit förmlich nach mir, nach der Erlösung~“, säuselte Lucifer. Für einen Moment hielt er inne, schien in seinem Tun zu versinken. Einen kurzen Moment später hob er leicht seine Augenlider an und sah mit kühlem Blick zum Tor. „Sie sind hier.“, waren seine Worte woraufhin Decus in den Himmel sah.
Godric war so schnell geflogen wie er konnte. Er wusste, viel Zeit würde ihm nicht mehr bleiben. Die Entscheidung war Nahe. Vor sich sah er nach und nach zwei Turm aufragen. Noch nie hatte er von solch einer Art Turm gehört, doch sie waren ihm nicht unbekannt. Hatte er sie doch in den Erinnerungen gesehen und wusste nun, dass dies die beiden Stützpfeiler waren. Godric konnte Louis auf einer Plattform sehen, auch wenn sein Aussehen ihm so Fremd vorkam. Godric konnte eine Welle von dunkler Energie spüren. Je näher er kam, desto drückender wurde die Luft. „Lucifer...“, hörte er Amons Stimme. Godric schluckte, nickte dann. Es war Lucifer... Er würde nicht gegen Louis antreten, sondern gegen den Teufel Lucifer. Es war seine Macht, die Assiah erdrückte. Deutlich konnte Godric hinter Lucifer ein Tor entdecken. Das Aussehen ließ dem standhaften Pater einen Schauer über den Rücken jagen. Es hatte nicht nur eine starke, dunkle Aura, sondern sah auch furchterregend aus. Dies war zweifelsohne das Tor zur Hölle. Das Tor zu Lucifers Heimat. Godric ahnte, außer dem Stab und den Geist eines toten Vorfahren würde er keine Unterstützung bekommen. Die Mönche waren alle Tod und einige noch verschollen. Sie konnten ihm nicht helfen, doch Godric war fest entschlossen. Er konnte Amons Anwesenheit spüren, die ihm Mut machte. Erneut schlugen Godrics Flügel und er sah mit einem mal auch Decus. Diesen hatte er vielleicht ein bis zwei Mal gesehen, doch er hatte sich in seinen Kopf eingebrannt. So griff er fester um den Stab. „Amon!“ Dieser schien zu verstehen was Godric wollte. Schon fast schneller als der Wind sauste Godric heran, trat Decus mit voller Wucht gegen die Seite und mit einer solchen Wucht vom Turm, so dass dieser sich erst einmal fangen musste. Godric wusste, um mit Lucifer sprechen zu können musste er erst einmal Decus aus dem Weg räumen. Der ältere Bruder würde sonst versuchen Lucifer weiterhin etwas einzureden. Das Godric gegen Lucifer keine Chance hatte wusste er, so baute er alle Hoffnungen auf ein Gespräch.
Godric landete und sah zu Lucifer, sah ihm Stumm in die Augen. Nur das Klirren der Ringe des Stabes, schien die Stille zu stören. Zum ersten Mal stand er Lucifer gegenüber, dem Herr der Sünden. „Oh Louis...“ Godric konnte die dunkle Kraft deutlich spüren, hatte innerlich fast das Gefühl davongetragen zu werden. Solch eine starke Kraft hatte Godric noch nie gefühlt. Er fühlte sich, als würde seine Seele zerdrückt werden. Lucifers Blick war so stechend und kalt, wie er ihn von Louis nie erwartet hätte. In Godric breitete sich eine Angst aus. Er konnte nicht anders als sich zu fürchten. Lucifers Aura brachte ihn dazu sich klein, unbedeutend und nackt zu fühlen. Seine Kehle fühlte sich staubtrocken an und seine Gänsehaut war ihm deutlich anzusehen. Was konnte ein Mensch gegen das pure Böse ausrichten? Godric konnte seine Gefühle nicht kontrollieren. Er spürte etwas nasses auf seinen Wangen, legte die Hand an diese. Tränen? Wieso weinte er? Lange hatte Godric nicht mehr geweint, doch nun schienen die Tränen wie von selbst zu fließen. War das wegen Lucifers Aura, die zu stark und übermächtig für einen Menschen schien? Was konnte er ausrichten gegen diese Übermacht? Godric war nicht imstande sich zu bewegen, gar ein weiteres Wort zu äußern. Hatte er die Sache wirklich so unterschätzt? Es war doch Louis, den er schon oft getadelt und belehrt hatte. Dem Louis, den er gezeigt hatte, dass er sich nicht von ihm unterkriegen ließ. Doch nun war von dem Godric nichts mehr übrig. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, das man in der Dunkelheit zurückgelassen hatte. Er fühlte, wie all seine Ängste auf einmal hochkamen. Godric fühlte sich schwach, sank zu Boden und hielt sich am Stab Amons fest. Lucifer schnaubte verächtlich. „Schwache Menschen. Dennoch so dreist, eine Waffe zu nehmen die dir nicht gehört, Engelskind!“ Godric biss sich auf die Unterlippe. Er war ein Engelskind, kauerte dennoch vor Lucifer wie ein kleines Baby. Was sollte er nur tun? „Hab Mut mein Kind.“, hallte eine sanfte Stimme in seinem Kopf. Amon! Godric spürte wie zwei Hände sich um seine Seele schlossen, sie zu streicheln schienen. Er spürte eine Kraft in sich fließen, die er nie gespürt hatte. War das Amon? Versuchte Amon ihm seine Angst zu nehmen? „Verzeih mir Amon... Ich habe gesagt ich würde mein Bestes geben. Nun gebe ich so eine Figur ab...“, wisperte er leise, kniff die Augen zu. „Es ist nicht deine Schuld. Trotz deines Engelsblut bist du mehr Mensch. Dennoch glaube ich an dich. Mein Licht wird dich begleiten.“, sprach Amon und Godric fühlte, wie sich ein Licht in ihm Stück für Stück ausbreitete. Das Gesicht des Paters schien entspannter zu werden.
„Tz!“, kam es verächtlich von Lucifer. Um diesen erschienen blaue Flammen. Zwei blaue Flammen waren an seinen Dämonenhörnern während das Ende seines Dämonenschwanzes eine weitere Flamme bildete und lichterloh brannte. Das Feuer der Hölle. Godric spürte es deutlich. Er hatte die Augen geöffnet und sah nun direkt zu seinem Gegenüber. Stets hatte er in Louis etwas lebendiges gespürt, doch nun spürte er nur noch Hass und Eiseskälte. „Das du mir deinen Enkel schickst als Opfergabe ist äußerst nett von dir Amon, aber nicht nötig.“, sprach Lucifer lachend. Godric biss sich auf die Unterlippe. „Das siehst du falsch!“, entgegnete plötzlich eine Stimme und neben Godric erschien der Geist von Amon. Jedoch nicht als Mensch, sondern als Engel. Amons weiße Flügel waren prächtig und ebenso durchsichtig wie er selbst. Amon trug ein langes, weißes Gewand und schien ein Licht auszusenden. Godric weitete die Augen. Es war tatsächlich ein Engel. Zum ersten Mal stand Godric ein Engel gegenüber. Auch wenn Amon Tod war, so konnte Godric das warme Licht spüren. Es gab ihm Wärme und Schutz. Es gab ihm Kraft aufzustehen und Lucifer anzusehen. Godric wollte nicht aufgeben, so wie Amon es nicht tat. Lucifer biss die Zähne zusammen. Ein leichtes Knurren war zu hören. Entgegen Godrics Ahnung war Lucifer nicht erfreut seinen alten Freund zu sehen. „Das du es wagst dich hier noch blicken zu lassen!“, fuhr Lucifer ihn wütend an. Amon lächelte leicht. „Ich habe dir versprochen, mich deinem Zorn zu stellen.“
Godric wagte nicht dazwischen zu sprechen. Er fühlte, man konnte die Luft schon fast schneiden, die zwischen Lucifer und Amon herrschte. Dank Amons Kraft drang Lucifers Aura nicht mehr komplett zu seiner Seele durch, sodass er dem Geschehen aufmerksam folgen konnte. Dennoch war es eine angespannte Situation. Erneut klirrte der Stab hell auf, als Godric sich kurz zu Amon wandte. Er schwebte wirklich wie ein echter Geist... oder Engel, über dem Boden.
„Du willst dich meinem Zorn stellen? Lächerlich! Das du immer noch diese Opfernummer spielst!“ „Lieber gebe ich mein Leben, als das andere zu verlieren.“, erwiderte Amon. „Du hast es schon gegeben!“ Amon schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Er wusste, Lucifer hatte Recht und es würde schwer werden ihn zu überzeugen. „Ich weiß. Aber es blieb keine andere Möglichkeit. Ich hoffe du verstehst das.“, sprach Amon mit ruhiger Stimme. Lucifer schmunzelte etwas, grinste dann. „Auch ich habe keine andere Möglichkeit, ich hoffe DU verstehst das!“, entgegnete er Amon mit ungewohnter Kühle. „Natürlich. Doch es gibt nicht nur Möglichkeiten, sondern auch Auswege. Auswege, die wir damals gegangen sind! Lucifer! Du willst das nicht! Du-“, doch weiter kam Amon nicht, da hatte ihn Lucifer mit harscher Stimme unterbrochen. „Du besitzt die Dreistigkeit zu glauben was ich wünsche oder nicht?! Ich werde dich lehren was es heißt mich zu betrügen Engel!!“ Bevor Amon etwas erwidern konnte, ließ er einen Schutz erschienen, der sich um Godric und sich selbst spannte. Decus hatte mit seiner Feuermagie angegriffen. Während sich Amon und Lucifer unterhielten, hatte er sich wieder gefangen und war zum Turm zurückgeflogen. Amon biss die Zähne zusammen und verengte leicht die Augen während Godric den Griff um den Stab festigte und versuchte Amon irgendwie zu unterstützen. „Louis! Bitte erhöre Amon! So lange hast du auf ihn gewartet!“, bat Godric und zog einen Bannzettel aus seiner Tasche, versuchte damit Amons Schild zu verstärken, damit der Engel nicht so viel Kraft aufbringen musste. „Ihr werdet das Armageddon nicht aufhalten! Lass dich nicht einlullen Lucifer. Sie wollen nur dir schaden. Das Armageddon verhindern, welches für uns so wichtig ist!“, versuchte Decus auf seinen Bruder einzureden. „Sei still du Made!“, rief Godric. Decus knurrte und wollte erneut angreifen, doch Lucifers Wort ließ ihn Inne halten und entgeistert zu Lucifer sehen. „Schweigt! Wie lange willst du mich noch hinters Licht führen?!“ „A... ber...“ Als würde ich solche Geschichten glauben! Ich habe nicht vergessen. Deinen Verrat, den Versuch mich zu stürzen! Selbst jetzt denkst du daran!“ Godric sah zwischen den beiden Brüdern hin und her. „Louis, wenn du es weißt. Wieso?“, kam es fragend von Amon, der einen Schritt auf Lucifer zuging. Er blieb stehen als das blaue Höllenfeuer nach ihm züngelte, nachdem Louis seinen Dämonenschwanz auf den Boden peitschte. „Ich schulde niemandem Antworten Amon! Besonders nicht dir! Ich verachte dich und Assiah! Ihr werdet gemeinsam Untergehen!“ Lucifer sah zu seinem Bruder, senkte leicht die Augenlider und wandte sich ab. „Töte sie.“, befahl er. „Egal was du tust, du wirst ihn nicht erreichen.“, sprach Amon eindringlich. Godric sah fragend zu den Kontrahenten. Was meinte Amon damit? Doch Lucifer wollte es wohl nicht hören. „Töte sie!“, befahl er mit Nachdruck. Decus nickte und landete vor Lucifer auf der Plattform und ließ eine Flamme in seiner Hand erscheinen. Diese formte sich zu einem silbernen Schwert, welches er auf die beiden Blauhaarigen richtete. „Nun werde ich endlich in den Genuss kommen euch zu töten.“, säuselte Decus. Godric biss sich auf die Unterlippe und sah zu dem Dämon. Er wusste, Decus war kein leichter Gegner. Die dunkle Schwinge auf Godrics Rücken schien plötzlich ziemlich unruhig, fast als spürte sie den Gegner. Godric hielt sich den Kopf und kniff die Augen zusammen. Erneut durchzuckte ihn etwas. Nun war es doch nicht Amons Kraft, sondern etwas anderes. Die Schwinge wurde immer unruhiger. Amon sah zu seinen Enkel und wollte die Hand auf die Schwinge legen, da es so aussah als würde sie Schmerz bei dem jungen Pater verursachen. Bevor Amon seine Hand auf die Schwinge legen konnte wurde sie ruhig und spannte sich zu voller Größe auf. Selbst Lucifer sah zu dem Spektakel und auch Decus wunderte sich über das was er sah. Bei genauerem Hinsehen konnte man eine dunkle Aura sehen, die von der Schwinge ausging und auf Godrics Körper überging. Amon weitete geschockt die Augen. „Godric! Godric!“ Immer wieder versuchte Amon mit seinem heiligen Licht die Dunkelheit zu reinigen, doch es klappte nicht.
Godric fühlte sich, als würde sein Kopf explodieren. Was war nur mit ihm passiert? Er wusste es nicht. Er fühlte diesen stechenden Schmerz, sah die dunkle Aura, die sich um seinen Körper gelegt hatte. Schockiert riss er die Augen auf, fing an zu zittern. Vor seinen Augen spielten sich Bilder ab, die er noch nie gesehen hatte. Es war wie ein Film, an den er sich nicht erinnern konnte. „Die... Schande...“, flüsterte er und konnte vor Schock seinen Mund nicht schließen. Wie gelähmt stand er während sich jedes einzelne Bild sich tief einbrannte. Godric wusste nie welche Schande er genau auf sich gelegt hatte, doch all die Zeit hatte er eine Sünde gespürt. Eine Sünde, die er sich nicht erklären konnte. Die dunkle Schwinge war der letzte Beweis gewesen, weswegen Godric sie nicht sehen wollte. Schon als Kind hatte sich Godric gewünscht Flügel zu besitzen, wie ein Engel. Frei zu sein und die Welt von oben zu sehen, das Licht Gottes zu spüren. Doch etwas in ihm hatte ihm immer wieder gesagt, er sei nicht würdig. Egal was Godric getan hatte, wie viele Seelen er gerettet, wie viele Gläubige er auf den rechten Weg gebracht hatte. Dieses schmutzige Gefühl war nie gewichen. Als Lucifer ihm einen Vertrag anbot, hatte er sich gedacht, dass die Sünde nicht tiefer gehen würde. Er hatte sich beschmutzt gefühlt und der Vertrag mit dem Teufel hatte ihm dies bestätigt. Immer wieder hatte er sich gefragt, ob es an diesem Gefühl lag weswegen er so magisch von Lucifers Kammer angezogen wurde. Hatte er sich damals soweit versündigt das Gott nicht mehr antwortete, sondern er sich dem Teufel näher fühlte?
Vor seinem geistigen Auge sah er es, den Grund der Sünde. Fest biss er die Zähne zusammen, hatte Decus fest im Blick. „Godric?“ Dieser sah zu Amon. „Ich werde mich um Decus kümmern. Bitte sorge nur dafür, dass ich Fliegen kann.“, antwortete Godric mit fester Stimme, ging ohne eine Antwort abzuwarten auf Decus zu. Dieser sah grinsend zu Godric. „Na? Endlich runter von deinem Trip?“, waren seine hämischen Worte. Godric antwortete nicht, ging weiter auf ihn zu und stand nun direkt mit seiner Kehle vor Decus Schwertspitze. Es würde nur einen Stoß benötigen und Decus hätte den Pater töten können. Dies waren sich beide bewusst, doch Godric stand vor dem weißhaarigen Dämon als hätte er alle Zeit der Welt. „Weißt du Dämonenwicht? Ich habe mit dir noch ein ernstes Wort zu reden. Vielleicht erinnerst du dich noch an mich. Damals als ich noch ein kleines Kind war. Jetzt wo ich mir deine Fratze genauer ansehen kann erkenne ich sie wieder. Du hast damals etwas wirklich sehr, sehr Böses getan“, knurrte er wütend während eine Hälfte seiner blauen Haare sich plötzlich braun färbte, seine Naturhaarfarbe. Doch dies war nur von kurzer Dauer und Godrics Haare wurden wieder komplett blau. Decus erkannte ihn, hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. „So ist das! Du bist der Sohn dieser schwachen Frau, die benutzt habe. Ich dachte du wärst gestorben, nachdem ich dir das Blut eines Dämons eingeflößt hatte! Doch anscheinend hast du überlebt.“, sprach Decus. Lucifer sah zu seinem Bruder. Das dieser Experimente mit Dämonenblut an Menschen ausführte wusste er, jedoch nicht das Godric dazugehörte. Godrics Engelsblut hatte wohl bisher das wenige Dämonenblut bändigen können. Nun, da Godrics Engelsseite durch Amon erwacht war, war auch das Dämonenblut aktiv und zeigte sich durch den Flügel. „Interessant.“, waren Lucifers Worte. Decus legte leicht den Kopf zur Seite. „Es ist selten, dass ein Experiment von mir überlebt. Das alles nur wegen ihm. Sicherlich... Er hat dich nie getötet, wie er es mir gesagt hatte. Er konnte es wohl nicht. Oh... das wirst du büßen.“, sprach er mehr zu sich selbst als zu Godric. Dieser verstand nicht was Decus damit meinte. Man hatte ihn gerettet als Decus seine Mutter traf. Durch das Dämonenblut hatte er nur vereinzelnd Bilder der Vergangenheit gesehen. Godric erinnerte sich nicht an die Gesichter seiner Eltern oder wie sie gestorben waren. Der damalige Abt meinte, sie wurden von Dämonen getötet. Hatte Decus etwa? Für Godric gab es keine andere Möglichkeit. Es musste Decus gewesen sein. Doch wer sollte ihm den Tod des damals jungen Godrics versichert haben? Der Pater war verwirrt, schüttelte dann aber den Kopf. Er wollte sich von Decus nicht verwirren lassen und spürte einen starken Anstieg seiner Kraft. Es war das Dämonenblut. Was es genau war, was Godric eine Stärke gab um gegen Decus bestehen zu können, war Godric in diesem Moment gleichgültig. Er wollte nur gegen Decus bestehen. Kurz ließ er seinen Blick zu Lucifer wandern. Dieser war an Ort und Stelle geblieben und schien kein Interesse haben, sich in den Kampf einzumischen. Godric hoffte, es würde auch so bleiben. „Nana! Wenn du mich nicht beachtest, dann werde ich ganz traurig!“, witzelte Decus und holte aus. Dieser wich dem Hieb gekonnt aus, da er wusste, der Dämon würde sich die Chance nicht entgehen lassen. Durch diesen Trick kam Godric nah genug an ihn heran und schlug ihm mit voller Wucht, mit dem Stab, in seinen Leib. Decus schrie auf, während seine Wunde anfing zu qualmen. Godric verstand schnell. Dieser Stab war ebenso heilig, wie damals sein Stab, den selbst Louis damals nur unter Schmerzen berühren konnte. Godric nutzte die Heiligkeit des Stabes und verankerte ihn in dem Leib des Dämons, wobei ihm das deutlich größere, obere Teil des Stabes, mit den Ringen, half. Decus schlug um sich und ließ seine dunkle Kraft frei.
Dunkler Nebel schwebte um den Dämon, schien ihn zu umgarnen. Der Nebel materialisierte sich und zwei kleine Dämonen wurden freigegeben. Es waren zwei schwarze Wesen, die aussahen wie ein riesiger Ball. Doch das Aussehen täuschte und der runde Leib öffnete sich und ein riesiges Maul ging um den ganzen Vorderleib, während am Rücken kleine Flügel waren, die unentwegt sich bewegten. Die Zähne des riesigen Mauls waren lang und spitz, während an diesen Speichel herunterlief. „Du wirst mich nicht so leicht besiegen! Meine dunklen Diener werden dich töten!“ Godric ging einen Schritt zurück als die Dämon sich zu ihm drehten. „Tötet sie, meine Engelsfresser!“, rief Decus und sank zu Boden, da der Schmerz durch den Stab übermächtig wurde. Die Dämonen taten wie befohlen und griffen Godric an, der so schnell er konnte losrannte. „Jetzt!“, rief er seinem Ahnen zu. Dieser nickte und ließ den jungen Engel in die Lüfte steigen. Die Engelsfresser folgten ihm. Dies hatte Godric beabsichtigt, da er die dunklen Blitze zu seinem Vorteil nutzen wollte. So schnell ihn seine Flügel trugen flog er in die Wolken und hoffte Amon würde seine Flügel weiterhin tragen können. „Wenn ich Engelskräfte habe, dann... dann werde ich sie dort freisetzen können, wo ich dem Herren am nächsten bin!“ Lucifer sah in den Himmel und schmunzelte. „Interessant.“ Amon sah zu dem dunklen Fürsten und grinste. „Das ist eben mein Enkel!“ „So? Ich bin gespannt ob er Decus engelsfressende Diener besiegen kann.“ „Godric ist nicht schwach! Vergiss das nie.“
Dieser flog weiterhin durch die dichte Wolkendecke, wich den Blitzen aus, die auf seine Engelskraft reagierten. „Nur noch ein Stück!“ Godric sah das Licht am Ende der Dunkelheit. Er wusste, es musste noch das Licht geben. Amon sprach vom Gleichgewicht. Dort wo es die Dunkelheit gab, musste es auch das Licht geben. Hoch, über den Wolken, dort musste es sein. Dorthin wollte er die Engelsfresser bringen. Nah an das Licht, nah bei Gott. Je näher er dem Licht kam, desto größer wurde das Kribbeln in seinem Körper. Die Kraft in Godric wuchs. Ein Schutz legte sich um den jungen Engel als ein Blitz ihn treffen wollte. Dieser prallte ab und traf einen der Dämonen, die direkt unter Godric waren und sich seiner bemächtigen wollten. Der Körper des Dämons zerfiel augenblicklich und wurde wieder zum Nebel, der verblasste. Einer weniger, dachte sich Godric, doch viel Zeit für Erleichterung blieb nicht. Der andere Dämon schaffte es sich an Godrics weißen Flügel zu heften, öffnete seine große Schnauze und fraß sich in die weiße Federpracht. Ein spitzer Schrei war zu hören. Der Schmerz war zu stark. Godric konnte spüren, wie sich die Zähne Stück für Stück in den Flügel fraßen. Dank Amons Unterstützung stürzte er nicht ab, taumelte dennoch. Das Licht kam immer näher, was den Dämon anzusehen war. Qualm stieg auf. Er schien das Licht nicht zu vertragen. Auf Godrics weißen Flügel zeichneten sich schwarze Adern ab, die pulsierten. Diese wuchsen weiter und breiteten sich auf die Haut des Trägers aus. Je weiter die Adern in Richtung Kopf wuchsen, desto schmerzhafter wurde es für Godric. Dieser biss die Zähne zusammen und schrie unterdrückt. Die Atmung beschleunigte sich und Schweiß trat auf der Stirn des Blauhaarigen. „Ich... muss...es schaffen!“ Godric keuchte vor Schmerz und spürte die Adern an seinem Hals, spürte wie sie ihm die Luft abschnitten. Vor seinen Augen verschwamm alles und er nahm seine letzten Kräfte zusammen und durchbrach die schwarze Wolkendecke. Godric musste die Augen zusammenkneifen, da die plötzliche Helligkeit ihn blendete. Er spürte es auf seine Haut, das warme Licht und als er die Augen wieder öffnete, schien das Licht so warm zu scheinen, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Der Dämon an seinem Flügel fing Feuer und ließ ab, so dass Godric einen seiner Bannzettel nehmen konnte und den Dämon vernichten konnte. Die schwarzen Adern waren verschwunden und zu Godrics Erstaunen zog sich ein Lichtschein über den verletzten Flügel, der binnen weniger Sekunden wieder zur voller Größe wuchs. „Das Licht Gottes...“ Godric war ergriffen und sah das Licht, welches über seinen Körper streichelte, ihn zu umarmen schien. Hoch über den Wolken fühlte sich Godric wohl. Doch er hatte keine Zeit zu verlieren und sah nach unten. Die schwarze Wolkendecke stach deutlich hervor. „Ich muss etwas tun, nur was?“ Godric war sich nicht sicher. Er wusste nur eines, Eile war geboten. Godric spürte das warme Licht und sah zur Sonne, die gerade aufzugehen schien. Der Pater schloss die Augen und nahm das Licht in sich auf, dann hatte er eine Idee.
Der blauhaarige Engel kam einige Meter über der Wolkendecke zum stehen und nahm zwei Bannzettel hervor. Diese wurden von dem Licht beschienen und für einen Moment glaubte Godric, eine immense Kraft in sich zu spüren. War es das, was auch Amon fühlte? Dieses warme Licht, das Licht eines wahren Engels? Hier oben, nahe dem Herren, fühlte er wie seine Kraft wuchs. Instinktiv führte er seine Bewegungen aus und spreizte die Flügel, faltete seine Hände, wobei nur noch seine beiden Zeigefinger ausgestreckt waren, zwischen denen die Bannzettel waren. Mit leiser Stimme fing er an heilige Worte zu zitieren. Er hoffte, Amons Stab sei genauso himmlisch, wie er selbst. Diese Hoffnung sollte Belohnt werden. Godric erinnerte sich noch an Amons heilige Attacken in der Rückblende, als dieser die Dämonen aus dem Kloster vertrieb. Er fühlte sich Bereit es Amon gleichzutun. Dennoch hatte er nicht vor Amons Attacke komplett zu kopieren, da ihm dafür die Kraft fehlte. Aber Godric hatte einen Plan.
Lucifer sah ihn den Himmel und hatte den plötzlichen Kraftanstieg bemerkt, hatte dennoch nicht vor seinem Bruder zur Hilfe zu eilen, der versuchte den Stab aus seiner Brust zu schieben, aber sich bei jeder Berührung sich verbrannte. Godric wusste, er hatte nicht ewig Zeit, da Decus es schaffen würde und sich befreien könnte. Er glaubte nicht, dass Decus sich von so einem Trick lange in Schach halten ließ. Er musste schnell handeln, da der Dämon dabei war , trotz Verbrennungen an den Klauen, den Stab zu entfernen. „Hört mich an Himmelschöre. Gebt mir Kraft! Lasst die Kraft des Richters auf dieses sündige Wesen einschlagen!“, rief Godric. Unter Decus erschien ein Magiekreis, welcher sich bewegte. Als Godric das letzte Wort gesprochen hatte schlug ein Blitz direkt in die Mitte des Kreises, wo Decus sich befand, ein. Ein lauter Schrei war zu hören während Amon nur die Augenbraue hob. „Eine Variation? Nicht schlecht.“, gab er zu und ließ Godric wieder sicher auf die Plattform gleiten, da Decus durch den Einschlag das Bewusstsein verlor. Amons Stab hatte den Blitz direkt abgefangen und so durch den Leib des Dämons fahren lassen. Dieser Blitz, gepaart mit dem göttlichen Stab und dessen Auswirkungen, konnte auch Decus nicht standhalten. Er war stark genug um nicht davon zu sterben, wurde aber Bewusstlos. Dies hatte auch Godric bemerkt, aber es reichte ihm das Decus erst einmal aus dem Verkehr war. „Wirklich gut!“, lobte Amon. Godric sah grinsend zu seinem Urahn. „Ich hatte ja auch eine gute Vorlage!“ Leicht lachte Amon, doch als sie Schritte vernahmen wandten sie ihrer Aufmerksamkeit Lucifer zu. Dieser war neben Decus getreten, hatte seine Hand um den Schaft des Stabes gelegt und ihn ohne Rücksicht aus dem Leib seines Bruders gerissen. Nur ein schwaches Keuchen war zu hören, da Decus Leib nun einem großen Loch galt. Doch vor den erstaunten Augen der Blauhaarigen fing die Wunde langsam an sich zu regenerieren. Lucifer sah zu dem Stab in seiner Hand, der jedoch dieses Mal nicht so reagierte wie beim letzten Mal als sich Louis daran verbrannte. Mit neutralem Blick betrachtete Lucifer den Stab und das kochende Blut und Fleisch seines Bruders, welches am Stab klebte. „Er brennt nicht...“, hauchte Godric geschockt. Er hatte damit gerechnet, wenn Lucifer den Stab berührte, dann würde seine Hand anfangen zu Rauchen. Wie damals. Doch nichts geschah.
Lucifer sah zu Godric und hatte ein kühles Lächeln auf den Lippen. Achtlos warf er den Stab zur Seite und sah amüsiert zu dem jungen Pater. Amon war hingegen weniger überrascht. „Glaubst du etwa wirklich, solche Spielchen würden mich aufhalten? Doch ich muss zugeben, ihr seid lästig. Doch dummerweise hasse ich lästige Objekte.“ „Louis... Ich-“ „Decus hat versagt. Er ist schwach und ich hasse Schwäche. Es gleicht einer Utopie, der Gedanke er könne mich stürzen und über mein Reich herrschen. Doch genug. Das Armageddon möchte endlich beendet werden.“ „Louis! Selbst wenn du Assiah vernichtest und daraus ein zweites Gehenna erschaffen willst. Es wird nichts bringen! Assiah ist seine eigene Welt. Leben wird es immer wieder geben. Es wird immer wen geben der glaubt. Man kann dies nicht abtöten!“, rief Amon. „Oh wirklich~ Da bin ich aber anderer Meinung und sobald ich die sieben Verse des Untergangs zitiert habe, wirst du dich von meinen Worten überzeugen können!“ „Nein bitte nicht. Wenn es dir um das Versprechen geht, dann bitte hör mich an! Ich war immer bei dir gewesen! Decus wusste es und hat mein Siegel gebrochen. Er hat uns beide hintergangen und dies geplant. Lucifer! Ich wollte wirklich an deiner Seite sein! Damals wie heute!“ Godric sah zu Amon und konnte nicht glauben was er da gehört hatte. Er hatte gerade laut und deutlich verkündet, dass er Lucifers Seite wählen würde, hatte ihm praktisch gestanden sich danach zu sehnen an seiner Seite zu sein. Godric wusste nicht wie er darüber denken sollte. Er hatte Amons und Lucifers Gefühle füreinander gesehen, sehr deutlich. Dennoch schlich sich ein Gefühl hoch, welches diese Bindung nicht wahrhaben wollte. Fest umfasste Godric seinen Ring. Er wollte nicht Eifersüchtig sein! Doch wieso war er es?
~ War ich neidisch? War ich zum ersten Mal neidisch? Wollte ich es nicht wahrhaben, das ich mit Lucifer... ~
Godric schüttelte im Geiste den Kopf. So etwas durfte er in diesem Moment nicht denken! All seine Konzentration sollte sich dem Schutze Assiahs widmen. Doch wieso war er so versessen darauf gewesen Lucifer wiederzuholen? Immer hatte er sich gewünscht, der Teufel solle wieder dorthin gehen woher er kam. Er hatte sich gewünscht niemals das Siegel gebrochen zu haben. Nun war er selbst losgeflogen mit dem Vorsatz Lucifer wieder zu sich zu holen. Godric verstand sich selbst nicht mehr.
Hatte er sich tatsächlich an die Nähe des Teufels gewöhnt?
Wollte er an seiner Seite sein? So wie Amon?
„Es ist mir egal wer die Schuld trägt. Du bist gestorben, hast mich betrogen!“, wandte Lucifer ein und brachte Godric wieder aus seiner nachdenklichen Haltung. „Ich weiß, aber um dich und Assiah zu retten war es meine einzige Möglichkeit. Ich könnte nicht damit Leben, wenn ich wüsste Assiah würde vernichtet werden. Ebenso könnte ich nicht mit dem Gedanken leben, dass man dich in deinem Zustand nach Gehenna hätte verbannen können. Ich... Ich konnte nicht damit Leben so von dir getrennt zu sein!“ Lucifer wandte sich nach diesen Worten ab. Wie konnte Amon nur so etwas von sich geben? Lucifer war wütend, doch Amons Worte schienen ebenfalls nicht aus seinem Kopf gehen zu wollen. Godric verfestigte den Griff um seinen Ring. Sein Finger begann sich rötlich zu färben, doch es war ihm egal. Er konnte dieses Wortgefecht nicht mehr lange ertragen. Jedes einzelne Wort der beiden schnitt sich tief in seine Seele. Godric wollte standhaft bleiben für seine Ziele. „Es ist nicht mein Recht so zu reagieren. Amon und Lucifer verbindet etwas. Als respektabler Geistlicher gehört es sich nicht solche Gedanken zu hegen.“, wiederholte er gedanklich, versuchte sich zu mäßigen.
Lucifer wandte sich ab, wollte den ersten Vers zitieren. Dies brachte Godric dazu seine Gedanken beiseite zu legen und selbst einzugreifen. Er wollte es nicht soweit kommen lassen nur weil er seinen Gedanken nachhing. Auch wenn er von einer unbekannten Traurigkeit beseelt wurde, wenn er Amon und Lucifer so sprechen hörte, wollte er sein Herz in die Hand nehmen und Lucifer zurückholen, so wie er es geplant hatte. Er musste sich selbst eingestehen, die Streiche und die Anwesenheit des Teufels waren ihm nicht mehr so unangenehm. Der vorher so strenge Alltag hatte ihm nicht ausgefüllt, egal wie sehr es sich Godric eingeredet hatte. Diese Einbildung bröckelte Stück für Stück seitdem Louis an seiner Seite war. Er sah die Welt anders, brachte Leben, wenn auch sehr eigenwillig, in das Kloster. Als Godric Amons Vergangenheit sah und sah wie vergnügt die Mönche und Amon waren, wie viel Spaß sie und Louis hatten, war ihm schwer ums Herz geworden. Stets hatte er sich gewünscht, das Kloster würde ein Ort des Lachens, des Wohlfühlens und der Selbstfindung sein. Godric glaubte, er hatte es geschafft. Doch seit dieser Vision wusste es Godric besser. Er wollte sein Leben leben, mit Gott an seiner Seite, aber auch mit einer Freude, die er bisher nie zuvor empfand. Stets war es eine Bürde der heilige Abt zu sein. Doch Amon hatte es nie als Bürde gesehen, sondern hatte damit gelebt. Damit wollte Godric nun beginnen, zusammen mit Lucifer.
„Hör auf Louis“, entkam es Godric in normaler Lautstärke, doch er wusste das Lucifer ihn hören konnte. „Oder bist du wirklich so feige, dass du vor deinen Problemen davon läufst? Ich hatte dich für einen starken Charakter gehalten, aber für niemanden der einfach weg läuft. Stark und ungebrochen. Bitte lass von diesem Chaos ab“, bat er den Teufel, wobei es nicht einmal beleidigend ausgesprochen wurde. Godric gestand indirekt, dass er Lucifer dafür bewunderte. Er bewunderte den Teufel dafür, dass er sein Leben leben konnte und dennoch zufrieden mit sich war. Er bewunderte Lucifer für seine Stärke, dafür das es ihm egal war was andere von ihm dachten. Zwar war Godric nicht immer einverstanden mit dem was Lucifer tat, doch er hatte ihn dennoch für seine Stolz bewundert. Lucifer hatte unterdessen begonnen den zweiten Vers aufzusagen. Ein Donnergrollen war zu hören, und die Wolken verfärbten sich in einen noch dunkleren Ton. Es war schon fast so als würde die Dunkelheit das Licht auffressen. Ein Erdbeben erschütterte die Gegend um den Turm. Amon handelte schnell, fing an himmlische Mantras zu zitieren um einen Schutz für die umliegenden Gegenden auszusprechen. „Zwecklos.“, war Lucifers Urteil und er widmete sich Godric, lachte amüsiert auf. „Wieso sollte ich dies tun? Die Welt ist nutzlos. Das weißt du genauso wie ich Sünder. Nenne mir eine Sache, für die es sich wirklich lohnt, dass diese Welt so bleiben soll. Nenne mir etwas was du mir geben kannst.“, verlangte Lucifer. Godric sah kurz zu Amon, überließ ihm den Schutz und wandte sich nun völlig Lucifer zu. „Die Welt ist für dich nur Nutzlos, weil du völlig enttäuscht von ihr bist. War sie genauso Nutzlos für dich, als du noch Spaß und Freude hier empfunden hattest? Ich denke nicht, dass es dir zu lästig war Eros gerne zu erschrecken oder zu ärgern, so wie du es auch mit anderen Menschen und mit mir getan hast. Das war ebenso nicht Nutzlos. Es hat dir schließlich Freude bereitet.“, sprach er ruhig und blieb gut fünf Schritte vor Lucifer stehen. Nun als er dem Teufel so nahe war spürte er die dunkle Kraft deutlich. Selbst der Engelsschutz konnte sie nicht mehr aufhalten, doch Godric versuchte standhaft zu bleiben. Er wusste, ihm blieb nur diese eine Chance. Er musste Lucifer überzeugen! Er glaubte nicht, dass all die Dinge, die Lucifer getan hatte im Kloster ihm keinen Spaß bereitet hatte. Er hatte gelacht, hatte mit Amon und Godric gelebt und viele, neue Dinge kennengelernt. An diesen Gedanken klammerte sich der junge Abt, legte den Kopf leicht schief und ignorierte die Strähnen, die durch den Wind, ins Gesicht fielen. „Etwas das ich dir geben kann... Freundschaft? Spaß? Erfahrungen auf dieser Welt? Es gibt viel wofür es sich lohnt auf dieser Welt zu Leben. Wie du bereits einmal gesagt hast. Niemand ist frei von Sünde. Doch solange die Menschen mit ihren Sünden Leben können ist es nicht unbedingt schlecht. Lass sich dein Gemüt wieder beruhigen und denke noch mal über alles nach... Hat dir Amon nicht gerade dafür die Münzen gegeben? Zum Nachdenken?", fragte Godric sanft während er ihm die Vorschläge unterbreitete und hoffte sich nicht damit zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Er wollte nicht scheitern, weil er den Teufel doch noch gereizt hatte. Gespannt wartete er auf die Antwort, da Lucifer nachzudenken schien.
„Du erdreistest dir zu viel Mensch. Zu Glauben, meine Empfindungen zu verstehen. Ich weiß nicht woher du weißt was passiert war, doch ich lasse es nicht zu das du meine Erinnerungen in den Schmutz ziehst!“, fing Lucifer an. Godric wurde mulmig in der Magengegend. Er hatte völlig vergessen das Lucifer ja gar nicht wusste, dass er die Erinnerungen gesehen hatte. Würde er wegen diesem Fehler nun bitter bereuen? Dieser kam auf ihn zu während seine Hand ein blaues Feuer umgab. „Halt!“, rief Amon, der ahnte was der Teufel vorhatte. „Er hat Recht, sieh in dein Herz. Ich weiß das du eines hast, auch wenn du es immer wieder verneinst. Du fühlst... das hast du mir selbst vermittelt.“ Amon legte die Hand auf die Brust, sah den Teufel direkt in die Augen. „So?“ Lucifer erhob die Hand und entließ seine Feuersbrunst in die Wolken. Im ersten Moment war Godric erleichtert, da er nicht davon getroffen wurde. Einige Sekunden später fielen jedoch verbrannte Einzelteile von Engelskörpern hinab. Während einige auf die Plattform fielen, regneten andere herunter auf die Erde. Godric riss geschockt die Augen auf, während Amon die Hände zu einem Gebet faltete. „Meine Brüder...“, hauchte er schockiert. Lucifer wandte sich ab und ging zum Tor. „Lächerlich, mich mit solchen Worten ablenken zu wollen um einen Hinterhalt zu planen. Doch das zeigt nur euren durchtriebenen Charakter.“ Godric wusste nicht was er erwidern sollte. Woher kamen diese Leichenteile? Waren etwa Engel vom Himmel gekommen, so wie damals? „Nein... das habe ich nicht geplant...“, kam es schon fast hauchend von Godric. Er konnte nicht glauben das so etwas passierte. War es nun zu spät? Doch Lucifer wusste, auch wenn er sich verraten fühlte. Godric log nie. Nie hatte Godric ihn angelogen. Selbst als Lucifer das erste Mal vor ihm erschien war Godric ehrlich.
„Für dich gibt es viel, doch für mich gibt es nur eines und das hat Amon mir gestohlen! Meine Zeit! Meine Welt! Seine Seele! Wie willst du das alles wiederbeschaffen, wenn du sagst das die Welt einen Sinn macht? Oder willst du dich und deine Seele selbst anbieten? Spaß und Erfahrungen kann ich mir selbst besorgen. So wie es mir unheimlich viel Spaß macht diese Verräter zu vernichten. Wenn du wirklich Willens bist etwas zu ändern, dann gib mir das was mir gestohlen wurde!“, verlangte Lucifer. Godric nahm allen Mut zusammen während Amon zum Himmel sah und bat, dass niemand mehr eingreifen solle, so wie er damals darum gebeten hatte. Er hoffte, dieses Mal würden sie seine Bitte erfüllen.
„Ich erdreiste mir angemessen viel“, gab Godric zurück und zeichnete ein Kreuz vor sich und sprach ein leises Gebet für die toten Engel. Ihre Opfer waren unnütz. Es sollte keine weiteren mehr geben, dachte sich Godric. Doch bei Lucifers Wunsch lächelte er leicht. Anscheinend schien sich Lucifer dennoch auf die Worte einzulassen. „Zeit! Die ist vergangen, doch es liegt noch sehr viel Zeit vor dir, die von dir gelebt werden möchte. Deine Welt! Kannst du dir neu aufbauen. Das Kloster waren nur Steine, sie können ersetzt werden, Leben jedoch nicht. Du kannst dir den üblichen Spaß und die übliche Erfahrung anreichern, aber mit Gesellschaft macht es doch viel mehr Spaß.“ Godric lächelte den Teufel offen an. Er hatte nichts zu verlieren. Offen wollte er Lucifer begegnen, zeigen wie ernst es ihm war. Auch Amon wandte sich zu den beiden als er sichergestellt hatte das keine Engel mehr kommen würden. „Ja! Denk doch erst einmal an die schöne Gesellschaft, die Assiah zu bieten hat! All das Fleisch nicht zu vergessen! Ich bin mir sicher, die Frauen sind heute viel offener und das Fleisch noch viel zarter!“ Godric legte eine Hand an seine Stirn. Waren dies wirklich Argumente um den Teufel davon abzubringen Assiah nicht zu vernichten?
Lucifer seufzte tief. Genau diese Worte hatte er von Amon erwartet. Die Welt stand am Abgrund und her hatte immer noch einen Scherz auf Lager. „Du bist immer noch der Selbe.“ Amon lächelte sanft. „Du aber auch.“ Amon ging auf Lucifer zu und Godric trat instinktiv zur Seite. Er wusste nicht ob nun die Welt am Abgrund stand, die Lage einfach nur angespannt war oder gar sich Besserung einstellte. Doch er wusste, es war besser nun Amon das Wort zu überlassen. Dieser war vor Lucifer getreten und hatte seine Hand vor die des Teufels gehalten. Er konnte Lucifer nicht berühren, doch er konnte ihm so Nahe sein wie es nur ging. Selbst jetzt fühlte er ein leichtes Kribbeln, das von Lucifers Macht kam. Amon ließ sich davon jedoch nicht zurückschrecken, sondern blieb weiterhin nah bei dem Teufel. „Natürlich bin ich noch der Selbe. 1500 Jahre sind an mir vorbeigegangen!“, meinte Lucifer. „Ich wünschte es wäre anders gekommen, doch ich hatte keine Wahl und selbst jetzt soll es wohl nicht sein. Meine Seele wird verschwinden, aber die von Godric zu nehmen wird es nicht besser machen. Godric ist nicht ich. Wir sind uns äußerlich ähnlich, aber dennoch anders.“ Lucifer senkte leicht die Augenlider und spürte den Wind, der sanft durch sein langes Haar streichelte. „Dessen bin ich mir bewusst. Dennoch... es ist die Seele des Talin.“ Godric sah zwischen den beiden hin und her. Verhandelten die gerade über seine Seele? Das hatte er nun doch nicht mit in die Auswahl genommen! Er wollte einen Einwand einlegen, doch Amon kam ihm zuvor. „Wir werden uns immer wiedersehen können. Nun, da ich in den Himmel zurückkehre, werde ich dich an der Brücke treffen können. Ich kann nicht mehr nach Assiah, doch ich kann immer noch zur Brücke. Der Ort, der unsere Welten verbindet.“ Lucifer wusste das Amon Recht hatte. Für einen Engel wäre es nicht gut nach Gehenna zu gehen. Da war die Verbindung der Welten, die Brücke, ein besserer Ort. „Ich liebe Assiah und Godric hat Recht. Es gibt soviel was sich zu Leben lohnt in dieser Welt.“ Amon sah nach oben. Vereinzelte Lichtstrahlen kämpften sich durch die Dunkelheit. „Es ist Zeit... Ich muss zurück.“ Amon hatte gespürt wie seine Kraft langsam nachließ. Sein Anker war vernichtet und die letzte Kraft hatte er für Godric und den Schutz aufgebraucht. Er konnte sich nicht mehr länger dagegen wehren in den Himmel zu fahren. Lucifer sah zum Himmel, dann zu Amon. „Die Brücke. Eines Tages, wenn ich die Lust an Assiah verliere und zurückkehre, dann sehen wir uns wieder.“ Amon nickte. „Ja!“ Doch bevor Amon verschwand hatte Lucifer ihn zu sich gezogen und seine Lippen auf die des Engels gelegt. Amon war überrascht und auch wenn es schmerzte, er wollte Lucifer in diesem Moment nahe sein. Amon ignorierte das blaue Feuer, welches sich auf seiner Haut ausbreitete und küsste den Teufel. Nach 1500 Jahren hatten sie es endlich geschafft. Mit glücklicher Miene verblasste Amon und so stand Lucifer vor Godric, der bei dem Anblick des küssenden Paares nicht zur Seite gesehen hatte. Er konnte den Blick nicht abwenden, konnte seine eigenen Gefühle nicht leugnen. Amon bedeutete Lucifer viel. Würde es bei ihm auch bald soweit sein? Wenn ja, war es wegen seines Aussehens, oder wegen seines Wesens. Godric war im Zwiespalt, doch der Wunsch Louis zurückzubringen war derselbe.
„Schließen wir einen neuen Vertrag! Ich bin bereit von dem Armageddon abzulassen, wenn du mir etwas von dir anbietest.“, waren Lucifers deutliche Worte. „Ein neuer Vertrag?“ Godric entsann dich daran, dass alle alten Verträge nichtig waren. Würde er nun erneut mit dem Teufel einen Vertrag eingehen? Hieß es, die Sache würde ein gutes Ende nehmen? In Godric breitete sich Erleichterung aus. Hätte er gegen Lucifer kämpfen müssen, dann hätte er Assiah nicht retten können. Doch Amons und Godrics Worte schienen den Teufel zumindest ein klein wenig zum Umdenken zu verleiten. Lucifer war wütend gewesen, doch einerseits wollte er kein Armageddon. Schon alleine um nicht den Wünschen seines Bruders zu folgen. Dies konnte Godric jedoch nicht ahnen. Godric dachte lange nach, was er Lucifer geben konnte. Es war schwer, da er dieses Mal nicht den Schutz der Unschuldigen verlangen konnte. Es war an Godric zu geben. Dafür würde Lucifer das Armageddon- Programm beenden. Es war eine großartige Chance. Godric hörte den Donner und sah die Blitze, die durch die Wolken gingen. Bei genauerem Hinsehen erkannte Godric weiße, leuchtende Kugeln. Es waren viele. So viele, dass man sie nicht mehr zählen konnte. Sie schwebten alle auf Lucifer und Godric zu. War das wieder etwas dämonisches? „Seelen.“, war Lucifers Erklärung. „Seelen?“ Godric konnte diese Seelen genauer erkennen als einige schon nahe am Turm waren. Es waren leuchtende, runde Gebilde. Sie strahlten ein weißes Licht aus. Durch das begonnene Armageddon waren viele Menschen gestorben. Naturkatastrophen nahmen überhand und die Panik war groß. „Sie werden von dem Richter, Uriel, in Empfang genommen.“, hatte Lucifer hinzugefügt, wandte seinen Blick dann von den Seelen ab und sah abwartend zu Godric. Dieser bemerkte, dass er Lucifer immer noch keine Antwort auf den Vertrag gegeben hatte. Beim Anblick dieser Seelen war Godric noch gewillter einen Vertrag zu schließen. Niemand sollte mehr sterben. Das Armageddon sollte aufhören.
„Ich werde dir meine Freundschaft anbieten!“, kam es schließlich von Godric. Lucifer hob eine Augenbraue. Was sollte er mit der Freundschaft eines Menschen anfangen? „Meine Freundschaft biete ich nicht jedem an und solange du meine Freundschaft hast, werde ich auch so lange ich lebe bei dir sein“, fuhr Godric fort. „Erneut verspricht ein Talin an meiner Seite zu sein?“ Godric nickte. Ihm war bewusst, es war fast dasselbe Versprechen, wie das von Amon. Doch Godric wollte weitergehen. Er wollte nicht nur einfach an Lucifers Seite sein, sondern als Freund. Lucifer war dieser Unterschied ebenfalls aufgefallen. Einen kurzen Moment dachte er darüber nach, dann willigte er jedoch ein. Auch wenn ihm die Freundschaft zu einem Menschen wenig bedeutete, so war er gewillt Assiah und der Sache mit der Gesellschaft, wie es Godric nannte, eine Chance zu geben. Er hatte nichts zu verlieren. Lucifer besiegelte den Pakt mit den lateinischen Worten, die Godric kannte.
Als diese Worte gesprochen waren wandte sich Lucifer ab und ging auf das Gehenna Gate zu. Schwarze Flügel erschienen an Lucifers Rücken und breiteten sich zu ihrer vollen und imposanten Größe aus. Schwarze Federn schwebten langsam um das Tor und Lucifer sprach etwas in einer Sprache, die auch Godric nicht verstand. Er fragte sich was nun passieren würde, vertraute jedoch darauf, dass Lucifer das Armageddon beendete. Etwas anderes als die Hoffnung blieb ihm nicht und er sollte nicht enttäuscht werden. Das Gehenna Gate verblasste langsam vor den Augen der Zuschauer und Godric sah wie der Himmel sich Stück für Stück in seine alte, blaue Farbe färbte. Godric musste für einen kurzen Moment die Hand vor die Augen legen, da das Licht ihn zu blenden schien. „Das Licht... Es ist endlich wieder da.“, wisperte er. Nach all der Dunkelheit war Godric erleichtert nun wieder in einen hellen, blauen Himmel blicken zu können, auch wenn es ihn im ersten Moment geblendet hatte. Langsam ließ er seine Hand sinken und sah den Stab, der immer noch auf der Plattform lag. Amon war nun dort oben in diesem Licht. Godric war froh Amon getroffen zu haben, aber auch ein wenig traurig das dieser schon verschwunden war. Dennoch war Godric froh, dass nun das Armageddon beendet war. 1500 Jahre musste die Welt darauf warten, doch nun hatte sich Amons Wunsch nach der Rettung der Welt erfüllt. „Gehenna wird wohl noch eine Weile auf meine Rückkehr warten müssen.“, waren Lucifers abschließende Worte. Sicherlich wartete man in seinem Reich auf ihn, doch für diesen Moment war es ihm egal. Lucifer wusste, er war eigensinnig. Doch jeder in Gehenna wusste wie eigensinnig ihr Herr war. So würde es sie weniger verwundern.
Inmitten dieses Friedens war ein Röcheln zu hören. Lucifer und Godric folgten dem Geräusch und sahen zu Decus. Dessen Wunden waren verheilt und er war durch den plötzlichen Lichteinfall erwacht. „W...was ist hier passiert!?“, kam es panisch von ihm. Godric sah zu dem Dämon und ging auf ihn zu und hatte den Stab fest umschlossen. „Mit dir bin ich noch nicht fertig!“, waren seine Worte und er stand nun direkt vor dem liegenden Dämon, der sich nicht erheben konnte, da Godric den Stab an dessen Kehle hielt. „Ich will wissen wie ich DAS wieder rückgängig gemacht bekomme!“, verlangte Godric, deutete dabei auf seine dunkle Schwinge, die erneut anfing zu zucken. „Anscheinend reagiert sie auf Sünden.“, meinte Lucifer, der bemerkt hatte, dass diese Schwinge ruhig war, wenn Godric seinem Herren diente, aber anfing zu zucken, wenn er anfing zu sündigen. Nun, da Godric deutliche Wut gegen Decus hegte und sich gedanklich für den Bruder Lucifers Schlechtes wünschte, hatte die Schwinge begonnen zu zucken.
Während Lucifer sich in Louis zurückverwandelte, wobei er nun seinen Dämonenschwanz offen trug und nicht mehr versteckt, hatte Godric Decus erneut aufgefordert zu Antworten. Dieser lachte nur hämisch. „Das? Das ist nun ein Teil von dir. Das Blut des Dämons ist in dir kleiner Mensch.“ Louis schielte zum Flügel. Er war zwar kein Gegner solcher Experimente, hatte sogar selbst schon viele Menschen mit Dämonenblut verführt, die daran später starben, doch dass Decus ausgerechnet seinen neuen Paktpartner benutzt hatte gefiel ihm nicht wirklich. Dennoch konnte Louis dem Flügel etwas abgewinnen da er fand, dass diese Sünde Godric gut stand. Godric war entgeistert. Dieser Flügel, dieses dämonische sollte auf Ewig bleiben? Nie hatte er etwas getan was dies hier rechtfertigte. So knurrte er wütend auf. „Ein Teil von mir? Spinnst du?!“ Der schwarze Flügel schien sich über Godrics Zorn zu freuen, da dieser unaufhörlich zuckte. Louis schien amüsiert darüber und verschränkte die Arme vor der Brust, war vor Decus getreten. „Du warst wirklich sehr unartig, mein dummer Bruder. Du hast nicht nur meinen Paktpartner Blut gegeben, sondern auch mich, deinen Herren hintergangen. Du wolltest mich sogar ein zweites mal hintergehen. Du weißt was auf Verrat steht~“, säuselte Louis bedrohlich und lächelte dabei kühl. Auf Verrat stand Tot. Louis wollte es Decus aber nicht so einfach machen. Er hatte sich etwas besonderes überlegt. Erfreut sah er zu seinem Bruder, freute sich schon auf die Ausübung seiner Strafe. „Oh Decus~, mein liebster Bruder. Meine Rache wird fürchterlich sein und ich werde mehr als nur Genugtuung spüren.“ Godric sah zu dem Schwarzhaarigen. Er wollte sich nicht ausmalen was er gerade dachte, doch er wollte Antworten. „Deine Rache muss noch etwas warten Louis. Ich will wissen wie ich das wieder weg bekomme und ich werde ihn schon zum Reden bringen. Ob nett...“, damit verstärkte Godric den Druck auf dessen Kehle, die anfing zu rauchen.. „..oder böse.“, damit zuckte seine schwarze Schwinge vor und schlitzte Decus förmlich einen Teil des Oberkörpers auf, so dass dieser anfing stark zu bluten. Decus biss die Zähne zusammen, konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken. So schnell starben Dämonen nicht, das wusste Godric nur zu genüge. „Sag mir was ich wissen will, dann steht eurer Familienfehde nichts mehr im Wege!“, knurrte er, war jedoch schockiert. Er hatte nicht geahnt, dass die Federn des Schwarzen so verdammt scharf, machtvoll und gewalttätig waren, während der Weiße sanft, heilend und voller Wärme war, jedoch nicht minder Machtvoll, aber auf eine andere Art und Weise. Dennoch wollte Godric wieder er selbst werden. Er fühlte sich unwohl mit dieser schwarzen Hälfte in sich.
„Oh bei allem was unheilig ist! Das sieht ja lecker aus!“, waren Louis verzückte Worte als Godric seinen Bruder aufgeschlitzt hatte. Ihm gefiel diese Seite von Godric. Diese böse und verruchte. Sie schien den Teufel sogar zu erregen, wie Godric ohne mit der Wimper zu zucken jemanden verletzte. So viele Sünden, die Godric auf sich lastete. Das Verletzten und sich dabei freuen, anderen Leid zufügen. Hochmut, Zorn... Die Tatsache, dass Godric sich gerade Todsünden aufzulasten schien gefiel dem Teufel und es schien ihm noch reizvoller, dass Godric dies an seinem Bruder ausließ. „Einfach nur herrlich!“ Godric sah kurz zu dem Teufel, der sich vor Decus kniete und mit dem Zeigefinger in dessen Wunde stach. Tief drückte Louis den scharfen Nagel seines Zeigefingers in die blutende Wunde an der Kehle, die sich durch die Verbrennungen durch den Stab gebildet hatte, nur um danach das Blut von dem Finger zu lecken und sich an den Schmerzensschreien seines Bruders zu ergötzen. „Einfach nur perfekt!“
Godric vernahm die Kommentare und ihm war bewusst, es war pure Sünde was er hier tat. Ihm war bewusst, er würde sich der Sünde stellen müssen, beichten und die Strafe tragen. „Der Herr hats gegeben und der Herr hats genommen. Nicht wahr?“, zitierte Decus, woraufhin Godric wütend den Stab durch Decus linke Schulter rammte. „Du wagst es zu zitieren. Ich werde dich noch lehren was Respekt bedeutet“ Louis beobachtete dies noch eine Weile, doch als er bemerkte wie viel Blut Decus verlor und wie schwach seine Aura wurde, beschloss er dem ein Ende zu setzen. Nicht weil er seinen Bruder schützen wollte, sondern weil er es sein wollte, der Decus den Rest gab. Louis stand auf und sah zu seinem Bruder herab. „Ich muss schon sagen. Wenigstens sprichst du einmal wahr. Du hast es ihm gegeben, ich werde es ihm nehmen!“ Bevor Godric einen weiteren Schlag ausüben konnte hatte Louis ihn an der Schulter zu sich gezogen und legte seine Lippen auf die des wütenden Paters! Godric war überrumpelt. So schnell konnte er gar nicht reagieren, wie dessen Lippen auf seinen lagen und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelten, den Godric nicht einmal selbst unterbrechen konnte. Doch zu seinem Glück, wobei eine Hälfte von ihm es sehr Schade fand, hielt der Kuss nicht lange an. Hatte er wirklich gerade, so wie Amon, einen Kuss bekommen? Einen Kuss vom Teufel Leibhaftig? Godric war schon so voller Sünde, doch mit so etwas schien er dennoch nicht klar zu kommen.
Louis hatte von ihm gelassen und grinste etwas. „Deine Sünden schmecken überaus gut mein Kleiner. Ich kann es dir geben und nehmen. In diesem Fall nehmen. Auch wenn du mir hier gerade wahrlich gefällst.“, waren Louis Worte, denen Godric gespannt folgte. „Deine Flügel sind ein Spiegelbild deiner selbst. Eigentlich perfekt. Du bist als Mensch aufgewachsen bis Amon dich erweckt hat. Jeder Mensch hat Sünden in sich, aber auch Licht. So wie du einen schwarzen und einen weißen Flügel hast. Also ein perfekter Spiegel deiner selbst.“, erklärte Louis und als Decus sich einmischen wollte, hatte Louis diesem einfach seinen Fuß ins Gesicht gerammt, so dass dieser endgültig Bewusstlos wurde. Godric hob eine Augenbraue, wollte dann aber Louis Worten folgen. Ein perfekter Spiegel. So hatte er es noch nie gesehen. Louis Hände waren immer noch auf seinen Schultern, doch er stieß sie nicht von sich. Sie schienen ihm angenehm warm, wie er es schon vorher bemerkt hatte.
„Aber das Dämonenblut...“, fing Godric an, doch Louis unterbrach ihn. „Natürlich kann ich es nicht dulden, dass ein Engel einfach so ohne meine Erlaubnis Dämonenblut bekommt. Ich werde es dir nehmen. Jedoch sei dir eines bewusst, die Sünde ist immer an deiner Seite.“ Godric wusste nicht was er davon halten sollte, wollte jedoch unbedingt das Blut aus seinen Körper bekommen. „Bitte nimm es mir.“, bat er was Louis ein Grinsen auf die Lippen zauberte. „Da erlebe ich es mal das du mich anbettelst und dann ist es nur wegen so etwas.“, bedauerte er. Godric räusperte sich. „Ich habe dich nicht angebettelt!“, wollte er richtig stellen, wusste jedoch, wenn Louis erst einmal davon überzeugt war, brachte auch sein Einwand nichts. Erneut zog dieser Godric zu sich und legte die Lippen auf die des Paters. Godric wollte sich dieses Mal wehren, doch er fühlte eine Starre. Nicht nur das der Kuss sich anders anfühlte wie der vorherige, sondern mit einem Mal durchzog ein Godrics Körper ein gnadenloser Schmerz. Als Louis von ihm abließ sank Godric auf die Knie und umarmte sich selbst. Beide Schwingen auf seinem Rücken fingen an zu erzittern und mit jeder Sekunde mehr die verstrich, schien als würde die Farbe auf den Schwingen überlaufen, ineinander fließen und sich vermischen. Godric konnte sich nicht erklären was dort passierte und so waren seine Flügel anstatt schwarz und weiß, einfach grau. Die Farben der Reinheit und der Sünde hatten sich verbunden und eine Mischung war entstanden. Während dieser Prozedur waren die Schmerzen in Godrics Körper so groß, dass er aufschrie. Godric schrie sich seine Stimme heißer. Er fühlte sich als würde er brennen, zerrissen werden und dennoch wieder zusammengeflickt. Dieses Gefühl schien sich ständig zu wiederholen. Der Schmerz ebbte nach der Vermischung der Farben langsam ab, doch Godric wurde zuvor von der Ohnmacht erlöst.
Louis war vor Godric stehen geblieben. Er hatte ihn nicht willentlich geküsst, sondern dadurch das Dämonenblut, den Ursprung der Sünde, aus Godric gesaugt. Es schien fast so, als hätte Louis Godrics Sünden gefressen. Doch diese dämonische Seite schien sich verankert zu haben im Laufe der Jahre und so hatte Godric unheimliche Schmerzen erlitten. Es schien fast so, als würde sein dämonischer Teil bei Louis um Gnade flehen. Louis hatte jedoch wie versprochen das Blut von ihm genommen, doch nicht die Sünden. Sie waren ein Teil Godrics, auch wenn dieser es nicht wahrhaben wollte. So hatte sich die Sünde mit dem Licht vereint und seine Flügel wurden grau. „Interessant.“, waren nur die knappen Worte des Dämons, der sich nun zwischen zwei Bewusstlosen befand. So hatte er sich das Ende nicht vorgestellt. Den einen hatte er bewusstlos geschlagen, während der den anderen durch Schmerz in die Bewusstlosigkeit getrieben hatte. Louis schüttelte den Kopf, legte die Hand an die Stirn. „Heute ist absolut nicht mein Tag!“
Doch Louis war zufrieden. Godrics Flügel waren das Abbild eines normalen Menschenherzen. Nun musste nur noch der Träger die Sünden akzeptieren. Doch mit dieser Sorge wollte sich Louis nicht beschäftigen. Er packte den bewusstlosen geflügelten am Kragen und teleportierte sich mit diesem in das Hotelzimmer, hatte ihn auf das Bett gelegt um ihn ruhen zu lassen. Damit niemand Unbefugtes eintrat hatte Louis die Tür verschlossen.
Als dies erledigt war wollte Louis sich um Decus kümmern und erschien aus diesem Grund wieder auf der Plattform. Der Dämon lag bewusstlos vor den Füßen seines Bruders. Ein perfides Grinsen schlich sich über dessen Lippen. Louis legte seine Hände über den Leib seines Bruders und beschleunigte die Wundheilung. Die Wunden schlossen sich wie in Zeitlupe und nach ein paar Sekunden war Decus Körper ohne einen Kratzer. Nur noch die zerrissene Kleidung und das viele, getrocknete Blut zeugten von dem was hier geschehen war. Doch Louis hatte nicht vor in irgendeiner Form Gnade walten zu lassen, sondern wollte damit nur sichergehen das Decus nicht starb. Der Teufel hatte einen viel perfideren Plan für seinen Bruder. „Freu dich Decus. Du darfst weiterleben und sogar nach Hause zurückkehren.“, waren Louis amüsierte Worte. Mit einem Fingerschnippen erschien unter Louis und seinem Bruder ein pechschwarzer Magiekreis. Die Schrift des Kreises schien zu pulsieren und gab ein dunkles, violettes Licht ab. Es waren eindeutig satanische Symbole, die den magischen Kreis schmückten. Das blaue Höllenfeuer entfachte und zog sich über den äußeren Ring des Kreises, so dass Louis mit seinem Bruder in einen Feuerkreis stand. Ein paar Sekunden später loderte das Feuer in ungeahnte Höhe und umschloss die Dämonen. Als dies geschah waren beide verschwunden und erschienen an einen dunklen Ort. Es war ein Raum mit dunklen Wänden und dämonischen Statuen, die in einem Kreis standen. Es waren sieben an der Zahl. Die Decke des Raumes war sehr hoch gebaut und glich schon fast den Abstand der beiden Plattformen des Turmes. Decus erschien auf einer grauen Plattform, die in der Mitte des Kreises stand. Als Louis einen Schritt auf die Plattform zuging loderte das Feuer der Fackeln auf und spendete dem Raum sein Licht. Der Boden war aus dunklem Marmor und konnte das Abbild Louis widerspiegeln.
Decus war erwacht und als er sich auf der Plattform wiederfand, bemerkte in wo er sich befand, wollte er fliehen. Doch es war zu spät. Auf Louis stilles Geheiß erschienen um Decus Handgelenke und Fußknöchel Ketten, die den Dämon an die Plattform ketteten. Decus konnte sich nicht wehren, da die Ketten unter einem besonderen Zauber standen und den Verurteilten erst wieder freigaben, wenn der Richter es erlaubte. „Nein! Alles nur nicht das!“, rief Decus panisch, stieß bei Louis jedoch auf taube Ohren. „Wir befinden uns in der Sphäre des Urteils und du darfst dich geehrt fühlen dass ich persönlich über dich richten werde!“, sprach Louis und lachte auf. In seinen roten Augen blitzte die Vorfreude seinen Bruder ewige Qualen zu bereiten. Louis fühlte bei Decus panischen Versuchen sich zu befreien und seiner Verzweiflung pure Befriedigung. Ein kaltes Lachen des Teufels erfüllte den Raum und er sah zur Seite als er schwere Schritte hörte. Ein lautes Stampfen war zu hören und im Schein des Feuers stand ein riesiger, dreiköpfiger Hund, der die Stimme seines Herren vernommen hatte. „Cerberus! Es ist lange her! Du bist gewachsen!“, war Louis, schon fast freudige, Begrüßung an den riesigen Höllenhund, der die ganze Höhe des Raumes einnahm und ein vielfaches Größer war als Louis. Ein tiefes Grollen entkam ihm, doch entgegen den Erwartungen hatte die riesige Bestie seine Köpfe, die an Louis Größe heranreichten gesenkt. Mit ungewohnter Sänfte strich Louis über die Köpfe des Hundes, schien ihn hinter den Ohren zu kraulen, wie es bei einem normalen Hund der Fall war. Cerberus ließ sich dies gefallen und schien es zu genießen. Ein zufriedenes Grollen war seine Antwort auf Louis Zuwendungen. „Du durstest sicher nach Nahrung. Lange habe ich dich alleine gelassen, mein Cerbi. Als Wiedergutmachung erlaube ich dir, dich jeden Tag an ihn zu vergehen.“ Dabei sah Louis zu Decus, der die Augen schockiert aufriss. Decus hatte schon geahnt, dass sein Bruder ihn nicht glimpflich davon kommen ließ. Doch mit so etwas hatte er nicht gerechnet. „Nein! Nein Bruder! Ich bitte dich!“, flehte er, doch Louis war an ihn herangetreten und legte seinen Zeigefinger auf die Brust des Verurteilten. Er sprach einen Fluch aus, der Decus eine schnelle Heilung und somit eine Unversehrtheit gegen den Tod verschaffte. Was für die Meisten ein Segen war, würde sich für Decus als Fluch herausstellen. Dämonen waren widerstandsfähig, doch wenn man sie ausweidete, ihnen die Organe herausgerissen hatte, war es auch für sie Lebensbedrohlich. Doch dem wollte Louis zuvorkommen. Er wollte Decus jeden Tag tödliche Qualen erleiden lassen, doch bevor der Tod ihn hatte erlösen können, würde er wieder durch Louis Fluch sich regenerieren und für Cerberus erneut bereitstehen können. Dieser erhob sich und stampfte auf Decus zu als Louis sich abgewandt hatte. „Lucifer! Nein! Das kannst du doch nicht. Du-“ Der weißhaarige Dämon kam gar nicht dazu auszusprechen, da hatte sich der Höllenhund an ihn vergangen. Die Worte gingen unter bei seinen schmerzerfüllten Schreien, dem Brechen der Knochen und das entreißen der Glieder. Zufrieden lauschte Louis den Qualen seines Bruders, fühlte sich schon fast beflügelt durch den Duft des austretenden und spritzenden Blutes, das die Plattform in ein Rot tauchte. Nach ein paar Minuten war das Schmatzen von Cerberus und das Geräusch von reißenden Fleisch das Einzige was den Raum erfüllte. Louis lachte laut auf. „Nur nicht Schlapp machen Brüderchen!“, säuselte er und verschmolz mit der Dunkelheit um wenig später bei Godric aufzutauchen.
Dieser hatte nichts von all dem mitbekommen, sondern hatte einen traumlosen Schlaf. Erst in der Nacht erwachte er und riss die Augen vor Schreck auf. „Louis... was hast du nur getan...?“, waren die Worte, die sich durch die Stille der Nacht schnitten...
Es war tiefste Nacht als Godric die Augen geöffnet hatte. Ein dumpfer Schmerz war nicht geblieben, doch er ließ sich nicht davon beirren und hatte sich aufgesetzt. Als er etwas schweres an seinem Rücken spürte ertastete Godric seine Flügel und atmete erleichtert auf. All dies war kein Traum gewesen, wie er es Anfangs gedacht hatte. Die Welt war gerettet und er war wirklich ein Engel. Amon war tatsächlich auf der Erde gewesen und nun in den Himmel gefahren und... Vorsichtig legte Godric seinen Zeigefinger auf die Lippen.
Er hatte einen Kuss vom Teufel erhalten...
Godric konnte immer noch das Gefühl von Louis Lippen auf seinen eigenen spüren. Sie waren so warm... so intensiv gewesen. Der Teufel hatte gut geschmeckt. Eine leichte Röte schlich sich in Godrics Gesicht. So intensiv hatte er noch nie über einen Kuss nachgedacht. Als Geistlicher hatte er vielen Gläubigern auf die Stirn geküsst, doch nie hatte ihn jemand geküsst und vor allem nicht auf den Mund. Man konnte dies gut und gerne als seinen ersten, richtigen Kuss sehen. Dieser Gedanke ließ ihn erschaudern und wütend werden zugleich. Es war keine reine Frau, die ihn geküsst hatte, sondern der Teufel!
Wankend stand er auf, spürte wie das Gewicht der Flügel ihn zu Boden ziehen wollte. Tief atmete er durch, konzentrierte sich auf seine Flügel, welche nach und nach verschwanden. Durch die ungewohnte Leichtigkeit taumelte Godric bereits beim ersten Schritt und musste sich an der Wand abstützen, um nicht zu Boden zu gehen. Sein Ziel war das Badezimmer, da er sich schmutzig fühlte. Doch weit trugen ihn seine Beine nicht und Godric sank auf die Knie. Was war das nur für ein Druck, der sich im Körper ausbreitete? Godric kannte dieses Gefühl nicht. Er fühlte sich fremd in seinem Körper. Vorsichtig strich er sich durchs Haar und ließ die Hände über seinen Körper wandern. Eine Gänsehaut breitete sich aus und als er merkte, wo die Hände hin wollten, zog er sie erschrocken zurück. Was war nur mit ihm? „Das mache ich doch sonst nie... Was hat Louis mit mir angestellt?“ Die ungläubigen, gehauchten Worte schwebten leise durch den Raum. Was man ihm nur angetan? Godric dachte, er würde das Dämonenblut wieder nehmen. Und dann das...
Ein Schatten erschien auf der Zimmerwand, welcher immer weiter wuchs. So schnell er konnte erhob sich Godric und wollte einen Bannzettel nehmen. Als er einen bekannten Haarschopf aus dem Schatten kommen sah entspannte er sich doch. Aus dem Schatten erschien Louis, der sanft und ohne ein Geräusch zu verursachen im Raum erschien. Der Ankömmling hatte Godric schon längst bemerkt und verschränkte die Arme vor der Brust. Godric erwiderte den Blick des Teufels. Er war stumm und doch vorwurfsvoll. „Sieh mich nicht so an. Ich bin doch nicht Schuld daran.“ Als Teufel konnte er Godrics Sünden deutlich spüren. Sie waren so deutlich wie noch nie. Louis trat näher, strich mit der Hand über Godrics Brust, blieb an seinem Herzen stehen. „Man kann sogar wirklich einmal stolz auf dich sein. Sünde und Moral miteinander vereint, dies ist wirklich etwas Gutes. Du kannst wahrlich stolz auf dich sein. Deine Seele hat es akzeptiert, dass du Sünden hast, nur dein Kopf scheint da wohl noch nicht mitzukommen.“ Godric schwieg und sah zur Seite. Er fühlte sich seltsam dabei das Louis es sehen konnte, in ihm lesen konnte wie in einem Buch. „Als Mensch geboren, mit Sünde und Licht. Als Engel von Amon erweckt. Du kannst wahrlich stolz sein. Dein Körper akzeptiert es. Du warst nie rein, vergiss das nicht. Hast du mir nicht selbst gesagt das du meiner Theorie zustimmt? Das Menschen beides haben? Wieso akzeptierst du es dann nicht bei dir selbst?“
Tief seufzte Godric, wusste wie Recht sein Gegenüber hatte. Er war nie rein. Godric schloss die Augen und erschauerte als die Hand über seinem Herzen ruhte. Nur kurz und nicht vor Furcht oder Ablehnung. Einfach nur, weil seine Hand angenehm warm war und sie Godric auf irgendeine Art zu Wärmen schien. Godric legte seine Hand auf die des Teufels, sah ihm in die Augen. „Ich habe es nicht vergessen, was ich sagte und es stimmt. Jeder Mensch trägt beide Seiten in sich. Jedes Lebewesen, auch du. Aber bei den Meisten ist eine der beiden Seiten stärker ausgeprägt und ohne sein Willen plötzlich etwas anderes zu spüren. Sich anders zu Fühlen ist nicht sehr angenehm. Ich lebte über die Hälfte meines Lebens im frommen Glauben und plötzlich spüre ich von einer Sekunde auf die andere so viel Sünde in mir. Ich bin mir noch nicht sicher ob ich stolz darauf sein sollte, doch das wird mir wohl erst die Zeit sagen können. Ich fühle mich unwohl in meinem Körper, aber das wirst du wohl nicht merken. Meine Sünden scheinen dich mehr zu faszinieren als alles andere.“ Louis schmunzelte. Godric hatte Recht. Er liebte die Sünden, die sündige Aura, die Godric aussendete. Sie ließ die Seele des Paters für den Teufel noch köstlicher scheinen. Es war immer Louis Ziel den Pater zu beschmutzen, ihn mit Sünden zu verunreinigen.
„Du wirst dich irgendwann damit arrangieren. Die meisten Menschen flüchten in ihrem Glauben, weil diese ihre Sünden nicht akzeptieren wollen. Doch Gott belohnt keine Frömmigkeit, sondern den Lebensweg. Sicher hat dich Amon damit zu getextet wie ich ihn kenne. Er wird von Gott heiß und innig geliebt, obwohl er deinem Glauben nach eine Sünde nach der anderen beging.“ „Ich weiß wie Amon gelebt hat, dazu hat er mich nicht aufklären müssen. Doch jeder geht seinen Weg nicht wahr? Jeder muss den seinen finden und meiner ebnet sich mir Momentan mehr als verwischt.“ Louis lachte auf, hatte den Abstand überwunden und legte seine Lippen an Godrics Ohr, welcher mehr als erschrocken war, aber dann Louis Stimme gelauscht. „Ich finde deine Sünden mehr als anziehend, aber die Verpackung ist auch nicht schlecht~ Was bringt mir die Sünde, wenn der Rest nicht stimmt? Ich bin kein niederer Dämon, der sich mit einem Stück Sünde zufrieden gibt. Wenn dann will ich schon das ganze Paket.“ Mit diesen Worten biss Louis leicht in die Ohrmuschel des Paters, welcher einen erschrockenen Laut von sich gab. Sofort brachte dieser Abstand zwischen sich und dem Schwarzhaarigen, sah ihn mit einem empörten Blick an. „Du willst das ganze Paket? Leider wirst du das nicht bekommen!“, sprach Godric mit fester Stimme. „Wir werden sehen.“ Louis lachte amüsiert, fing an sich vor den Augen des Blauhaarigen zu entblößen. Dieser biss sich auf die Unterlippe, sah zur Seite und versuchte nicht hinzusehen. Nur das Nesteln an der Kleidung war zu hören, wie sie zu Boden ging und mehr und mehr Haut freigab. Wie konnte sich der Teufel nur so schamlos vor seinen Augen entkleiden? Es war nicht neu für Godric, doch als er etwas Schwarzes und zuckendes sah konnte er den Blick nicht abwenden. Dieser wanderte kurz über dessen Körper, blieb aber an dessen buschigen Schwanz hängen. Seine Augen folgten dem zuckenden Ding bis er dann aber wieder in Louis Augen sah, da dieser den Kopf zu ihm gedreht hatte. Diesen Schwanz hatte er in der Rückblende gesehen. Er war ihm nie vorher aufgefallen. Immer wenn der Teufel nackt vor ihm war hatte etwas die Sicht auf den Unterleib verdeckt. Godric war stets froh über diese Fügung gewesen. Doch nun stand Louis, oder eher seine Kehrseite, splitterfasernackt vor ihm und schien sich nicht dafür zu schämen. „Na? Gefällt dir mein Schwanz?“ Bei dieser Wort räusperte sich Godric, fühlte sich deutlich ertappt. „Du bist ordinär!“ „Und dennoch sehnst du dich nach meinem Körper. Deiner wird wohl bald in meine Hände fallen!“ Fest biss Godric die Zähne zusammen. Wie dreist konnte dieser Teufel nur sein? „Schwachsinn!“ Hastig wandte Godric sich ab, entkleidete sich bis auf seine Shorts und sein Oberteil um sich ins Bett zu legen. Im Normalfall trug er ein weißes Nachthemd, doch er wollte einfach nur noch schlafen und sich nicht mehr als nötig vor den gierigen Augen des Sünders entblößen. Was hatte er sich nur dabei gedacht Louis wieder zu sich zu holen? Dies musste wohl eine geistige Umnachtung gewesen sein, dachte sich Godric und schloss die Augen. Als er die Schritte von Louis hörte malte sich sein innerstes Louis vor seinen Augen. Nur leider nackt, wie er ihn eben noch sah. „Was denke ich da nur?“ Godric wollte sich nicht von der Sünde übermannen lassen. Seiner Meinung nach war er immer noch ein Mensch und es gab viele Menschen, die von der großen Liebe träumten und sich für diese Person aufsparten. Nie hatte er an Sex mit jemanden gedacht, doch nun schien es anders. „Wenn ich welchen haben wollte, dann wohl mit der großen Liebe und nicht mit dem Teufel, der mit einem spielte wie mit einem Spielzeug und wenn es zu langweilig wurde, einfach wegwarf.“, hallte es in seiner Gedankenwelt wider. Ruhig atmete der verwirrte Abt als Louis ins Bett kam. Für einen kurzen Moment konnte Godric ein nacktes Bein an seinem spüren. Bestimmt zog er sein eigenes weg, da er dem Teufel deutlich zu verstehen geben wollte, dass er keinen Kontakt mit ihm wünschte. „Kannst du dir nicht wenigstens eine Hose überziehen?“ „Nö!“
Geplagt von Albträumen, spürte Godric in der Nacht eine eisige Kälte in seinem Körper aufsteigen. Vor seinem geistigen Auge war es dunkel und nur klagende Schreie durchbrachen die Stille. Schnell atmete der Blauhaarige, der in seinem Traum gefangen war. Was war dies nur für eine Dunkelheit? Diese Kälte... Es fühlte sich an, als würde sie ihm den Atem rauben. Ein Gefühl der Zerrissenheit machte sich in ihm breit, als würde man ihn auf beiden Seiten halten und ziehen. Das Gesicht des Schlafenden war deutlich verspannt, zeugte von dem Albtraum. Instinktiv suchte Godric nach Wärme, so wie er es im Traum tat. Ein kleines Licht durchbrach in weiter Ferne die Dunkelheit. Langsamen Schrittes taumelte Godric im Traum auf dieses zu, während sein Körper in der Wirklichkeit die Arme ausstreckte, als würde er dies alles miterleben. Vorsichtig berührten die Fingerspitzen fremde Haut, tasteten sich schon fast hilfesuchend an das fremde Körperteil, welches so viel Wärme ausstrahlte. Die gefühlte Kälte schmolz, je näher Godric an das Licht kam, je näher der Körper an den anderen kam. Nicht wissend, dass sein Licht die Dunkelheit war. Nicht wissend, dass Godric sich nach und nach im Schlaf suchend nach Schutz an Louis schmiegte. Die Arme des Suchenden legten sich um die Taille des Gefundenen, während Godrics Kopf die Schulter des Teufels berührte. Als Godric dem Teufel so nahe war, war die Dunkelheit in seinem Traum verschwunden und ein helles und warmes Licht war an dessen Stelle. Es umschloss den Träumenden sanft, was Godric lächeln ließ. Hätte Godric gewusst, das dieser gerade mit jenem Mann im Schlaf kuschelte, den er davor noch einige Meter von sich wissen wollte, wäre er im Erdboden versunken, oder hätte gar versucht Louis aus dem Bett zu treten.
Louis selbst war noch wach, wenn auch Müde. Trotz seiner Neigung zur Nacht war auch er bereit nun etwas zu schlafen, da der Kampf mit Decus und das Armageddon - Programm etwas an seiner Kraft gezehrt hatten. Nun wollte er die ganze Sache nur noch abschließen und schlafen. Vieles ging ihm durch den Kopf, während er mit geschlossenen Augen neben Godric lag. Sein schnelles Atmen und das leichte Wimmern, als er sein Gesicht verzogen hatte, hatte Louis mitbekommen. Es verwunderte ihn nicht, da er wusste, dies lag an Godrics Wandlung. Der Pater war menschlich und bekam plötzlich die Kräfte eines Engels und dazu noch einen sündigen, schwarzen Flügel. Das Licht und die Dunkelheit schien in ihm um die Vorherrschaft zu kämpfen. Doch als Louis ein Gewicht und fremde Hände an sich spürte öffnete er die Augen, sah direkt auf einen blauen Haarschopf. Leicht hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue. Wie war das noch mal mit der Nähe gewesen? Nun war Godric näher als sonst gewesen. Näher, als er es im wachen Zustand erlaubt hätte. Dies kam Louis jedoch nicht ungelegen. Die Kälte des Körpers hatte er gespürt, aber auch das diese zurückwich und dem Licht den rechtmäßigen Platz einräumte. Gedankenversunken strich er mit dem Zeigefinger über seinen Hals, ließ die spitze des langen Fingernagels sacht über die zerbrechliche Haut wandern. Louis konnte spüren, wie das Blut durch den, nun nicht mehr menschlichen Körper floss. Das Blut von Engeln hatte er schon oft getrunken, zuletzt dies von Amon. Godric Blut schmeckte dem sehr ähnlich. Etwas, was Louis sehr reizte dieses Blut zu sich zu nehmen. Doch entgegen aller Erwartungen ließ er davon ab Godrics Blut zu trinken, da es ihm weniger vergnügen bereitete von jemanden zu trinken, der schlief. Er mochte es Godrics Gesicht dabei zu sehen, zu sehen wie er sich quälte und dieser Pflicht ungern nachkam. Louis war durch und durch sadistisch, was sein Pater täglich erleiden musste. Außer die Dunkelheit hatte sich noch etwas an Godric verändert, was die feinen Sinne des Teufels bemerkten. Der Geruch. Godric roch für ihn weitaus verführerischer als sonst. Es war nicht nur die reine Seele eines Paters, die fast keuschen Gedanken und der unberührte Körper, sondern die neugewonnene Dunkelheit. Es vermischte sich zu einer Note, die deutlichen Anklang fand. Louis schloss die Augen, hatte langsam seinen Dämonenschwanz um den Oberschenkel des Schlafenden gewickelt und so noch die letzten Zentimeter überbrückt. „Du wirst mein sein, Sünder. Ob du willst oder nicht~“, hauchte er mit rauer Stimme in Godrics Ohr, was diesen leicht zu kitzeln schien, da er seinen Kopf ein wenig zur Seite bewegte und undeutliche Laute im Schlaf von sich gab. Dies wurde nur mit einem ruhigen Blick quittiert. Längst war es Louis gewohnt das Godric seine Avancen nicht schweigend hinnahm. Doch es verwunderte ihn ein wenig, dass selbst im Schlaf Godric noch versuchte das letzte Wort zu sprechen. Ein Umstand, den Louis amüsierte, da Godric der einzige Mensch war, der versuchte ihm Paroli zu bieten, obwohl er wusste wer er war. Zufrieden schloss er seine Augen. Ohne diese Charaktereigenschaft des Paters wäre sein Verweilen auf Assiah nur halb so lustig, empfand Louis. So konnte er ihm halbwegs verzeihen und stritt sich gern weiterhin mit ihm. Louis fiel in einen tiefen Schlaf, was sonst eher selten der Fall war. Doch auch er fühlte sich in diesem Moment ungewohnt wohl und entspannt.
Am nächsten Morgen wurde Godric wach und bemerkte sofort das etwas nicht so war wie es sein sollte. Er spürte deutlich die Wärmequelle und war sehr verwirrt über diese, öffnete die Augen um zu sehen was überhaupt los war. Müde blinzelnd sah er auf eine nackte Brust, so dass dieser erschrocken zurückwich, dabei ein Ziehen in der unteren Region spürte. Langsam riss sich sein Blick von der Brust, hinunter zu seinem eigenen Körper und sah was dieses Ziehen auf sich hatte. Louis Dämonenschwanz hatte sich um Godrics Bein gewickelt, während das plüschige Ende sich auf seinen halb erigierten Schritt lag und einen leichten Druck ausübte. „Ach du heilige...“ Godric legte sich hastig die Hände auf den Mund, da er den Besitzer des Schwanzes nicht wecken wollte. Diesen jetzt zu wecken wäre keine gute Idee, dachte sich Godric und sah weiterhin zur verfänglichen Stelle. Er konnte sich förmlich ausmalen wie Louis reagieren wollte. Dieser Reaktion wollte er entgehen. Es war nicht neu, dass Godric sich sorgen um seine Unschuld machen musste. Doch es war das erste Mal, dass Louis ihn dort unten berührte! Vorsichtig, ohne Louis wecken zu wollen, versuchte er den Puschel von seinem Bein zu lösen und vor allem von seinem Glied. „Ich brauche dringend eine kalte Dusche...“, war Godrics gedankliche Feststellung. Dies hoffentlich noch bevor der Teufel aufwachte! „Wie kommt er eigentlich dazu das Teil so an mich zu kletten?! Ich hab ja nichts gegen das Teil. Es sieht irgendwie witzig und niedlich aus..., aber doch nicht auf meinem Schritt!“, fragte er sich und hatte den dämonischen Schwanz vorsichtig ergriffen, da er nicht wusste, wie empfindlich Dämonen dort waren. Godric hoffte, es war nicht all zu groß. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über den Schwanz. Er fühlte sich glatt, aber dennoch weich und warm an. Leicht hatte er seine Beine angewinkelt, um seinen Schritt etwas zu verstecken. Godric war froh, dass sein Oberteil weit und lang genug war, da er Sicher gehen wollte, wenn Louis doch noch vorzeitig erwachen würde.
Stück für Stück wickelte Godric den Schwanz von seinem Bein, doch es erwies sich als sehr schwer, da dieser sich bewegte und so dem Pater immer wieder aus den Händen glitt. „Der ist ja so glitschig wie ein Aal!“, beschwerte er sich und versuchte es erneut. Eine Hand legte er an den Puschel, drückte leicht daran, was von Louis mit einem Geräusch quittiert wurde. Erst lag Angst im Gesicht des Paters, da er Sorge hatte ihn geweckt zu haben, doch als Louis sich zur Seite drehte und weiterschlief entspannte sich Godric und versuchte erneut sich zu befreien. Dies war nicht leicht, da der Schwanz immer wieder zuckte. Fest, aber dennoch nicht zu fest, hielt Godric den Puschel fest, der sich immer wieder an dem Penis des Gefesselten rieb. Dadurch konnte sich auch Godric ein leises keuchen nicht verkneifen. War das denn zu glauben? War dies überhaupt legal?? Godric wollte nicht stimuliert werden, besonders nicht auf diese Weise. „Ahn~.“, raunte Louis erregt, als Godric fester in seinen Puschel griff. Was war mit ihm los? Träumte der Teufel etwa gerade heiß? Doch dann spürte Godric ein Reiben an seiner Hand, sah hinunter. „Ne, oder?“ Der Puschel zuckte immer wieder, rieb sich ein wenig an seiner Hand. Nun erkannte auch Godric was das erregte Raunen des Teufels zu bedeuten hatte und wurde leicht blass. „Das konnte doch wirklich nicht wahr sein! Dieser Schwanz stimuliert ihn??“, flüsterte er geschockt, versuchte die Lautstärke seiner Stimme zu regulieren. Dämonen waren wirklich seltsam, empfand er. Der Pater wollte sich so schnell wie möglich befreien, bevor noch schlimmeres passierte. Bestimmter hielt er nun den dämonischen Schweif fest, ignorierte das Reiben und Zucken und befreite sich. Um eine erneute Gefangennahme zu entgehen hatte er sich zur Seite gerollt und tastete sich langsam der Wand entlang, um aus dem Bett zu flüchten. „Sollte Louis sich doch selbst später einen runter holen, oder sonst wen Vögeln.“, dachte ich Godric und war über seine eigenen Gedanken erschrocken. Er seufzte frustriert auf und konnte aus dem Bett klettern, fragte sich insgeheim, ob es wirklich gut war die Bettseite an der Wand zu nehmen. Die Chancen zur Flucht waren minimal und bei dem Teufel musste man auf Nummer sicher gehen. Ein leichtes Ziehen verriet Godric, dass dieser Unfall doch etwas mehr mit sich gebracht hatte, als nur der Kontakt mit einem dämonischen Schweif. Entgeistert sah er an sich herunter. „Wunderbar... jetzt habe ich doch tatsächlich eine Latte...“
Louis hingegen hatte sich zur Seite gedreht, da man sich nicht nur intensiver mit seinem Schwanz befasst hatte, sondern auch seine Wärmequelle fehlte. Instinktiv streckte er die Hand danach aus und hatte tatsächlich das Handgelenk des Blauhaarigen erhaschen können, welcher noch mit seinen Gedanken um die eigene Latte kreiste und neben dem Bett stand. So schnell konnte Godric gar nicht reagieren, da war er wieder mit einem kräftigen Ruck ins Bett gezogen worden, direkt in die Arme des Teufels. Dies wäre nicht ansatzweise schlimm, wenn das Ziehen zwischen den Beinen dem armen Geistlichen nicht den Verstand rauben würde. „Ich muss an etwas abstoßendes denken... Leichen? Nein... zu Makaber. Die alte Schwester Kate in Unterwäsche?“ Godric fiel nichts passendes ein. Weder gesellschaftlich abstoßende Dinge, noch eine Nonne einer befreundeten Einrichtung, die an die achtzig war, konnten ihm Abkühlung verschaffen. Nie musste sich Godric aus solch einer Situation befreien, so war er völlig Ahnungslos und hoffte, seine stillen Gebete würden erhört werden und sich alles in Wohlgefallen auflöste. Doch es kam noch schlimmer. Louis Bein drückte sich zwischen die des Paters, während das Knie sich immer wieder an die erregte Stelle rieb. Eine deutliche Röte schoss ihm ins Gesicht. Um keinen Laut von sich zu geben biss er auf die Unterlippe, doch es half nichts. Ein leises Keuchen entkam dem überforderten Abt. Nie hatte er sich in der Umarmung eines Mannes wiedergefunden, der ihm, wenn auch wohl nicht wissend, mit seinem Knie seine erogenen Zonen stimulierte. Scheinbar schien der Teufel wirklich heiß zu Träumen und der Schwanz bei ihm eine erogene Zone zu sein. Godric verfluchte sein Pech, keuchte gepresst und versuchte sich aus den Armen zu winden. Diese waren jedoch fest um ihn geschlossen und ließen keinen Weg zur Flucht offen. Wieso war dieser Teufel auch nur so verdammt stark?
~
Es kribbelte...
Es kribbelte so sehr...
Es war falsch, doch das Kribbeln war so schön...
Kann ich mich Louis verwehren? Wollte ich es überhaupt?
Mein Körper und meine Gefühle überlisten mich...
~
„Nicht aufhören...“, säuselte Louis, was Godric erschreckte. War er erwacht? Machte er dies etwa alles absichtlich? Nein.. Er konnte sehen wie der Schwarzhaarige schlief. Anscheinend waren nur dessen Gedanken in einer Abteilung, an die Godric nicht einmal denken wollte. Sollte der Teufel doch feucht Träumen, doch bitte nicht mit ihm, dachte er sich. Das Bein, dass sich in seinen Schritt drückte lenkte ihn jedoch von weiteren Verwünschungen, gegenüber des Teufels, ab. Godric konnte deutlich spüren, dass sein Penis immer härter wurde, sich dem verwöhnendem Knie förmlich anbot. Was sollte er nur tun? Gedämpft keuchte Godric, wollte sich aus allem befreien, ohne weiter zu sündigen. Doch seine Männlichkeit schrie langsam nach mehr Zuwendung. Zuwendung, die er ihr nicht geben wollte, außer eine kalte Dusche. Dann kam Godric doch noch ein rettender Einfall, auch wenn dies etwas war, was er tief in seinem inneren Ablehnte.
„Oh Himmel..., verzeih.“, nuschelte er und versuchte mit einer Hand Louis Dämonenschwanz zu erhaschen. Wenn dieser dort so erregbar war, dann konnte er es zu Ende bringen ohne ihn weiter zu berühren. So hatte er es sich zurecht gelegt und hoffte damit auch, dass Louis ihn loslassen würde. Vorsichtig begann er über den schwarzen Schweif zu streichen...
Hätte Louis gewusst was Godric da tat, dann hätte er ihn wohl vernascht, wie ein Kuchen zum Kindergeburtstag. Eine Hitze durchfuhr ihm und sein Schwanz zuckte in den verwöhnenden Händen, die ihn unnachgiebig festhielten und weiter verwöhnten. Doch nicht nur dieses Körperteil schien davon begeistert zu sein, auch etwas anderes regte sich. Louis spürte, wie sich etwas zwischen seinen Beinen langsam regte und wachte langsam aus seinem Tiefschlaf auf. Er konnte das schnelle Schlagen von Godrics Herz hören, das erregte Blut und das leise und sündige Keuchen. Louis fragte sich, ob dies nur ein weiterer, perverser Traum war. Langsam öffnete er die Augen und stellte mit Erstaunen fest in der Realität zu verweilen, während Godric traumhafte Dinge mit seinem Dämonenschweif anstellte. Godric hatte den Blick des Teufels nicht bemerkt, war zu vertieft in seine Aktion. Er war unsicher und hoffte das sein Plan aufgehen würde. Zwar wusste er über die Theorie Bescheid, doch die Praxis war eine ganz andere Sache. Während er den Schwanz immer wieder auf und ab strich, hatte er den Puschel fest in seiner Hand gehalten und fing an diesen zu massieren. Leise keuchend schloss Godric die Augen und hoffte das dort oben im Himmel gerade sämtliche Engel und der Herr Mittagspause eingelegt hatten und nicht zusahen.
Louis beobachtete ihn und war überrascht über den Einsatz des Geistlichen. Wollte dieser ihm doch tatsächlich einen runter holen. Ein Kribbeln durchfuhr seinem Körper und das Pochen zwischen seinen Beinen signalisierte ihm, dass sich dort schon einiges aufgebaut hatte. Zwar berührte Godric ihn nicht direkt, dennoch berührte er seinen Schweif und erregte ihn damit. Das ausgerechnet der Pater den ersten Schritt tat und mit ihm Wichsen wollte, wovon Louis nun fest ausging, da er die harte Männlichkeit seines Gegenübers am Knie spürte, verwunderte ihn. Er lehnte es dennoch nicht ab, sondern begrüßte es sehr. Louis schloss die Augen, gerade noch rechtzeitig, da Godric seine wieder öffnete. Er ahnte nicht, dass seine heimliche Aktion schon lange enttarnt wurde. Erst als das Bein an seinem Penis verschwand und durch eine massierende Hand entdeckt wurde, erkannte auch Godric das er ertappt wurde. Louis grinste leicht und öffnete die Augen. Sein Rot sah direkt in das erregte Blau des Geistlichen. „Ich weiß nicht wie ich zu dieser Ehre komme, aber wenn du mir schon einen runter holen willst, dann wecke mich doch vorher.“, säuselte er und massierte in kreisenden Bewegungen das Gemächt des schockierten Paters. Dieser wusste erst gar nicht was er antworten sollte. Er spürte deutlich die Wärme auf seinen Wangen und er konnte sich ein Stöhnen nicht verkneifen, als Louis ihn fachmännisch massierte. All diese Gefühle, die in ihm aufkamen, waren so unbekannt.
~ Unbekannt, aber dennoch unglaublich schön... ~
„Als wenn... ich das freiwillig täte. Du hast dich doch an... mich geklammert und nicht los gelassen.“, bestritt er und versuchte die fremde Hand von seinem Schritt zu angeln. „Da du ja jetzt wach bist, kannst du ja auch endlich los lassen!“ Godric hatte das Gefühl sein Herz schlug doppelt so schnell, während sein kleiner Pater mehr als stramm stand. Louis hatte aber nicht die geringste Lust nun aufzuhören, wo doch nun sein Gegenüber den ersten Schritt genommen hatte. Da war es doch sein gutes Recht, es zu Ende zu führen. Oder nicht?
Godrics Unwissenheit und Unsicherheit erregten ihn sehr. Es war nicht schwer zu erkennen, dass es sein erstes Mal war. Amüsiert lachte Louis auf. „Ach habe ich das? Ich kann mich erinnern das sich jemand in der Nacht an mich geklammert hatte, weil ihm anscheinend kalt war. Also gibt es da auch keine Ausreden.“ Erneut ließ er seine Hand zum Schritt wandern und wollte sich nicht durch die halbherzigen Abwehrversuche aufhalten lassen. Godric wollte es, dies wusste Louis genau. Nur war Godric wie jeder andere Mensch. Er wollte es nicht einsehen diese sündigen Gefühle zu besitzen und sie ausleben zu wollen. Er war nicht der erste Geistliche, der sich in den Schoß des Teufels legte und die Sünden des Lebens kostete, da er unter ihnen zusammenbrach. „Das habe ich nicht... und wenn, dann hättest du ja nicht zurück klammern müssen!“, stöhnte Godric dunkel auf und legte erneut seine Hände auf die massierende Hand seines Peinigers. Wie hatte es Amon nur ausgehalten mit solch einem notgeilen Kerl wie Louis. Auch wenn sie so weit nie gekommen waren, soweit Godric wusste. Doch war er wirklich so schwach, dass er sich nicht gegen Louis wehren konnte? Enttäuschend. Godric war enttäuscht von sich und seinem nicht vorhandenen Durchhaltevermögen. „Na sieh mal an. Da steht ja schon jemand richtig stramm!“, lachte Louis auf, als er den Hosenbund überquerte und direkt Hand anlegte. Louis war sich sicher, sie waren nun an einem Punkt, an dem man nicht einfach aufhören konnte. Dies wollte er auch nicht. Während seine Hand am Schritt anfing die Länge entlang zu streichen, versanken die schlanken Finger der anderen Hand in den blauen Haarschopf. Mit einer gekonnten Bewegung hatte er den Pater unter sich gebracht und sah ihn lüstern an. Als Louis ihm durch die Haare strich, hinunter zur Wange und anfing unter das Oberteil zu streichen um dessen Nippel zu reizen, begehrte Godric auf und stöhnte verhalten. „Hör auf.“ „Wieso sollte ich? Deine Knospen sind bereit zu blühen.“ „Knospen? Du hast sie nicht mehr alle! Lass meinen Penis los und fass mich nicht mehr an!“ Godrics Gegenwehr stieß auf taube Ohren. „Du hast angefangen und meinen Schwanz berührt! Weißt du wie empfindlich der ist? Und du hast ihn einfach missbraucht!“, tadelte Louis gespielt schockiert. Godric wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Waren Dämonenschwänze wirklich so empfindlich? „Wirklich...?“, entkam ihm weniger intelligent, da er sich sammeln musste. Louis nickte. „Stell dir vor, du würdest deinen Penis zwischen dem Toilettendeckel und der Schüssel einklemmen und dann immer wieder darauf einschlagen.“ Godric hob eine Augenbraue. Er wusste nicht, ob diese Unterhaltung, vor allem dieser Vergleich zu dieser Situation passte. Wieso brachte ihn Louis mit seiner Art immer wieder aus der Fassung?! Dieser nutzte die Ablenkung und fing an seine Zunge leicht über Godrics Ohrmuschel wandern zu lassen, während die massierende Hand weiter ihrem dreckigen Geschäft nachging und damit wohl vollsten Erfolg hat. Die Erregung des Unerfahrenen drückte sich regelrecht gegen das Handinnere und schien um weitere Zuwendung zu betteln. Der Besitzer schien dies nur noch nicht zu verstehen. Selbst wenn sein ganzer Körper nach Erlösung rief. Seine Brustwarzen waren durch die leichten und kratzenden Berührungen hart geworden und zeichneten sich auf dem Oberteil deutlich ab. „Du kannst nicht ewig davor wegrennen. Sex ist ein Teil des Ganzen und gehört zu deinem Leben dazu.“, raunte Louis dem erregten Pater unter sich zu und knabberte leicht an dessen Ohrmuschel, versenkte die Zunge darin, was Godric leicht aufzucken ließ. „Ahhh! Lass das!“, kam es leicht angewidert, unter Stöhnen von ihm. Er versuchte so gut es ging die Laute zu unterdrücken, da er Louis nicht diesen Erfolg gönnen wollte. Um sich zu helfen hatte er sich in die Hand gebissen. Nie hatte er vorgehabt mit jemandem Sex zu haben oder zu wichsen. Er fragte sich, wenn er schon sündigen musste, wieso ausgerechnet mit dem Teufel persönlich? Selbst wenn Godric eines Tages Sex hatte, so wie Amon es mit seiner Frau tat, um die Ahnenreihe zu gründen, hatte er sich nicht vorgestellt sein erstes Mal so zu erleben. Er wollte nicht vor der Sexualität wegrennen, doch er wollte auch nicht mit ihr leben.
Louis setzte sich auf Godrics Hüften, nachdem er die Hose des Unterlegenden nach unten gezogen hatte und rieb sein Glied an das des Paters. Die Hoden pressten sich aneinander und Godric konnte nicht anders, als zu bemerken das der Teufel unterhalb wirklich gut gebaut war. Dieser legte seine Hand um seine eigene Männlichkeit und die seines Partners und rieb immer wieder auf und ab, rieb aber auch die beiden Körperteile aneinander. Mit der anderen Hand zog er Godric die Hand aus dem Mund, welche schon deutlich leiden musste, da sich einige Bissspuren zu erkennen gaben. Der Pater hatte sich große Mühe gegeben, die Laute zu unterdrücken. „Es mag ja sein..., dass es dazu gehö...rt..., aber wieso mit... einem Teufel, dem nichts... weiter an mir lie...gt, als ein kurzes Vergnü...gen?“, fragte ich keuchend und sah direkt in die rubinroten Augen des Teufels. Lasziv leckte sich dieser über die Lippen, legte seine dann auf die des Paters. Schon beim ersten Kuss war ihm aufgefallen wie weich diese waren und nun wollte er erneut von dem verbotenen Nektar kosten. War dies die Antwort? Lange konnte er nicht darüber nachdenken, da er eine fremde Zunge in seiner Mundhöhle spürte, die sich auf Erkundungstour begab. Wimmernd schloss er die Augen, konnte nicht anders als diesem Gefühl nachzugeben. Zwischen seinen Beinen schien es zu brennen. Er fühlte sich, als würde ein großes Feuer der Gefühle dort entfachen und alles mit sich reißen. Es war so gut, aber dennoch so sündig. Godric war hin- und hergerissen von diesen Gefühlen, von denen er nicht genug bekommen kann und von den Gedanken der Sünde, die er von sich nehmen wollte. Nie hatte er sich als einfacher Mensch gesehen, sondern war stets darauf bedacht die Rolle des heiligen Paters auszuführen. All seine menschlichen Gelüste, Gefühle und Neigungen hatte er tief in sich eingesperrt, als er den heiligen Schwur seines Amtsantrittes sprach und Abt wurde. Doch nun waren sie alle wieder hier, befreit von Louis und nicht willens wieder in das Gefängnis zurückzukehren. Die reine Seite des Paters wurde immer weiter in den Hintergrund gedrängt, während die menschliche Seite von Godric sich seinen Gefühlen hingab. Beide Seiten schienen einen Kampf um die Vorherrschaft des Denkens auszufechten, während Louis den Nährboden des Kampfes gab und die Erregung weiter vorantrieb. Während die eine Seite nach mehr verlangte, verbat die andere Seite jegliche Wünsche nach diesem Gefühl. Godric jedoch konnte sich nicht zurückhalten und stöhnte sichtlich erregt in den Kuss, spürte Louis Zunge an seiner reiben, die ihn zu einem Zungenspiel herausforderte. Nie hatte er geküsst und so auch keine Ahnung von solchen Zungenspielen. Bücher gelesen, auf Reisen romantische Filme gesehen, aber nie selbst so etwas praktiziert. Godric war sichtlich überfordert, aber Louis wusste um diesen Umstand und stupste die unerfahrene Zunge an, was nach ein paar Sekunden zögerlich erwidert wurde. Die Lippen des Teufels waren weich und hatten ihren eigenen Geschmack. Es war ein süßlicher, jedoch vermischt mit einem leicht herben Geschmack, empfand Godric, der sich dabei erwischte tiefer über diese Dinge nachzudenken, als er eigentlich sollte und wollte. Doch er konnte in diesem Moment nicht anders. Louis riss ihn förmlich mit, ließ seinen Körper auf einer Welle der Gefühle schwimmen, die drohte über den Pater einzufallen und sein ganzes, keusches Leben davor, wie ein Kartenhaus einfallen zu lassen.
Louis Handgriffe waren geschickt und geübt. Dem hatte auch Godric nichts entgegen zu setzen und konnte nicht verhindern, dass die Welle der Gefühle über ein hinweg rollte. Mit einem lauten Stöhnen erlebte er seinen ersten Orgasmus, der sich Schubweise über seinen und Louis Oberschenkel verteilte. Ein paar Tropfen waren sogar in das Gesicht des Schwarzhaarigen gekommen, der den Kuss während des Orgasmus gelöst hatte, damit der Pater genug Freiraum zum atmen hatte. Es war nicht nur Godric, der sich der Erlösung hingab. Auch Louis war soweit und hatte sich mit einem erleichterten Stöhnen über sich und den Pater ergossen. Dieser hatte dabei den Pater beobachtet. Das Zucken, Keuchen und schwere Atmen. Es war für ihn ein mehr als verführerischer Anblick den frommen Pater so unter ihn zu sehen. Mit dem Zeigefinger strich Louis das Sperma von seiner Wange, leckte es genüsslich ab und grinste leicht. „Du schmeckst wirklich gut.“ Godric wollte davon nichts wissen, sah zur Seite und schloss die Augen. Er hatte den ersten Orgasmus seines Lebens gespürt. Ausgerechnet mit dem Teufel. Leicht biss er sich auf die Unterlippe, während Louis aufstand und sich streckte. Dies nutzte er um sich zur Seite zu drehen. Er wollte den Teufel nicht sehen, nicht hören und am besten auch nicht spüren. Es war Scham, der ihn nun überwältigte. Er schämte sich für das, was passiert war. Von dem Teufel als Spielzeug missbraucht. Amon wäre das sicher nie passiert...
Eine Stille lag in dem Raum und der Beschämte konnte deutlich hören, wie Louis das Bad aufgesucht hatte, um sich zu waschen. Eine Waschung nach dem Sex war etwas, was auch Dämonen sich nicht entgehen ließen. Während dieser sich säuberte, blieb der Blauhaarige im Bett und sammelte sich. Es hatte ihm wirklich gefallen. Er wusste nicht einmal, ob er nur wütend auf Louis sein sollte, oder auch auf sich selbst. War es denn wirklich nur Wut? Oder war es etwas anderes? Godric hatte gespürt, ab einem bestimmten Zeitpunkt hatte er sich gewünscht das Louis nicht aufhören möge. Er hatte sich diese Sünde gewünscht. „Was ist nur mit mir geschehen?“ Tastend führte er seine Hand zu seinem Intimbereich, spürte eine klebrige Flüssigkeit. Sein Sperma, aber auch das Sperma von Louis. Es hatte sich vermischt und fühlte sich wie Lava, welches langsam auf das Lacken tropfte. Selbst einige Minuten später war die Wärme des Teufels, die Hände an seinem Körper und die Lippen an den eigenen zu spüren. Es war nicht übertrieben, dies wusste Godric jetzt. Er war Verführer. Nun, ohne es vorher bemerkt zu haben, hatte Lucifer ihn verführt.
Und er hatte sich nicht gewehrt...
Es hatte ihm gefallen...
Ein Klopfen an der Tür war zu hören. Sofort setzte sich Godric auf, bedeckte seine Blöße mit allen Decken und Kissen die er greifen konnte. Doch es kam niemand herein, sondern der Klopfende blieb lediglich draußen und informierte das es Zeit sei. Erleichtert atmete er aus. Nicht auszudenken, wenn jemand in diesen Raum kam und bemerkte was hier passiert war. Es würde Fragen geben, unangenehme Fragen. Doch selbst wenn keiner wagte zu Fragen, Blicke würde es geben. Blicke, die der junge Pater nicht standhalten konnte, da seine Scham zu groß war. „Anscheinend hast du nicht nur deinem Körper gegenüber Verpflichtungen.“, kam es von einer bekannten Stimme, die ihn aus den Gedanken riss. Louis stand mit einem Handtuch bekleidet im Türrahmen. Godric hatte den Wunsch ihm sämtliche Flüche der Welt an den Kopf zu werfen, doch er blieb ruhig und gefasst. Tief atmete er ein und aus, sah dann herausfordernd zum Schwarzhaarigen. „Sollte mein Körper wieder nach Verpflichtung schreien, so lasse die Hände und deinen Schwanz von mir. Ich komme damit schon selber zurecht.“ So einfach wollte Godric sich nicht unterkriegen lassen. Natürlich schämte er sich, doch er wollte Louis nicht die Genugtuung geben und in Scham versinken. Nicht vor diesem! Galant stand Godric auf und suchte selbst das Bad auf, würdigte Louis dabei keines Blickes mehr. Dieser sah nur kurz Lachend dem nackten Pater hinterher, bis die Tür ins Schloss fiel und die Sicht auf die pralle Kehrseite verwehrte.
„Soll das etwa jetzt eine Prüfung sein in meinem neuen Leben?“, fragte sich Godric, der sich eine ausgiebige Dusche gegönnt hatte, da er wenigstens Symbolisch seinen Körper wieder reinwaschen wollte. Nach dem erlösenden Nass hatte er sich seine beste Robe angezogen und seinen Priesterkranz am Kragen befestigt. Frohen Mutes sah Godric in den Spiegel. Heute war es soweit! Die große Predigt, auf die er sich auf der ganzen Reise vorbereitet hatte. Durch all die Unterbrechungen und Schicksalsschläge, war die Predigt weit nach hinten verschoben. Auch wenn die Gründe deutlich nachvollziehbar waren hoffte Godric, dass die Gläubigen ihm verzeihen konnten. Als er die Vorbereitungen beendet hatte verließ er das Bad und sah zur Uhr. Der Weckdienst hatte ihn pünktlich geweckt, auch wenn er selbst dank Louis schon viel früher wachgeworden und auch nicht mehr Müde war. Durch das lange Duschen hatte er etwas Zeit verloren, so beschloss er Unterwegs ein Frühstück zu kaufen. Kurzerhand nahm er seinen Geldbeutel, sowie die Utensilien für die Predigt an sich, sah dann zu Louis. „Willst du mitkommen?“, waren seine knappen Worte. Auch wenn Louis größtenteils Schuld war, konnte er ihn nicht hier lassen. Nicht nur aus Sorge um das Personal, sondern da der Teufel ihm schon mehrmals bewiesen hatte das es nicht gut war ihn zurückzulassen. Zumal war Louis als Gehilfe eingetragen und weitere Umstände wollte er der Kirche nicht zumuten. „Natürlich!“
Godric beeilte sich, da Jisaya auf ihn wartete, um ihn in die Stadt zu fahren. Da die Herberge weit außerhalb war, hatte man dem Pater einen Fahrdienst angeboten. Schließlich sollte der Ehrengast nicht zu spät kommen, oder gar zur Predigt hetzen müssen. Erneut warnte Godric seiner Begleitung den großen Familienwagen weder zu treten, noch den Fahrer drängen schneller zu fahren. Louis hob nur eine Augenbraue, lachte etwas. Natürlich konnte er es nicht lassen und so wurde der Mönch Zeuge von Lucifers Drang nach Geschwindigkeit. Umso schneller waren die Männer in der Stadt angekommen. Da Godric ein wenig Zeit eingeplant hatte und Frühstücken wollte, bat er Jisaya ihn an einem Parkplatz eines Supermarktes aussteigen zu lassen. Nicht nur, weil ihm durch die rasante Fahrweise schlecht wurde, sondern da er von weitem einen Frühstücksstand gesehen hatte, der unter anderem belegte Brötchen verkaufen schien. Wankend schälte sich Godric aus dem Auto, hielt sich die Hand vor dem Mund. Die ganze Fahrt hatte er Louis nicht ein einziges Mal angesehen. Die Scham war noch zu groß und die Versuchung Louis eine rein zu schlagen ebenfalls. Normalerweise war der Pater Pazifist, doch in diesem Falle hielt selbst er es für in Ordnung. Am Stand angekommen besah er sich die Speisekarte. Was dort stand, konnte er nicht komplett verstehen, da es in einer anderen Sprache war, doch die Bilder waren selbsterklärend. So zeigte Godric auf eines der Bilder und bestellte zwei Brötchen. Nach einer kurzen Diskussion und vielen Gestiken bekam der Pater zwei Brötchen mit Schinken und Kraut, da nur noch diese vorrätig waren. Louis hatte sich dies alles nur amüsiert angesehen. Im Gegensatz zu seinem Begleiter hatte er keine Sprachprobleme, da er die Sprachen der Menschen verstehen konnte, egal wie Unterschiedlich sie waren. Der Teufel war International. Dennoch wartete er ab und ließ Godric sich abmühen, bis dieser mit seinen Errungenschaften wieder kam. „Hier, auch eines?“, fragte er anbietend, ohne Louis wirklich anzusehen, da er sich selbst den Schinken vom Brot nahm. Den Krautsalat liebte er hingegen, doch leider gab es keine Brötchen, in denen es nur diesen Salat gab. Louis hatte sich das angebotene Brötchen genommen und musterte es von allen Seiten. Es hatte einen, für ihn, eigentümlichen Geruch. Als Godric ihm den Schinken anbot, hatte Louis ihm kurzerhand das Kraut gegeben, da dieses für ihn viel zu säuerlich roch. So freuten sich beide Seiten über ihren Erfolg, wobei sich Louis über den Verbleib der Nutellamasse wunderte. Hatte man ihm nicht gesagt das zu einem Frühstück Nutella gehörte? Diese Menschen schienen wohl selbst keine Ahnung von einem Frühstück zu haben, so Louis Gedankengänge. Zusammen und die Brötchen verspeisend gingen sie die letzten Meter zur Kirche, welche von weitem deutlich zu erkennen war. Jisaya hatte zwar angeboten die letzten Meter zu fahren, doch Godric lehnte ab. Zu groß war der Wunsch sein Brötchen auch noch ein paar Minuten später in seinem Magen behalten zu können. „Ich frage mich wo das Nutella bleibt.“, war Louis Beitrag zu dieser Entscheidung gewesen, was Godric ziemlich verwunderte, da er den Gedankengängen des Teufels nicht wirklich folgen konnte.
In der Kirche angekommen hatte man beide begrüßt, während Louis nur etwas abschätzig zu den Kirchendienern sahen. „Solch große Kirchen könnt ihr bauen, aber andere Menschen verhungern vor euren Toren. Ihr Menschen seid wirklich scheinheilig.“ Die Kirchendiener sahen verwundert zu diesem. Godric seufzte nur, während Louis die Kirche musterte. Von Außen war sie schon sehr imposant gewesen. Sie war das höchste Gebäude in diesem Stadtteil und ihre Glockentürme waren riesig. Die großen Glocken strahlten, als seien sie erst frisch gegossen worden, während einige Statuen am Sims der Kirche ihren eigenen Flair gaben. Es waren Statuen von Engeln, biblischen Personen und Wesen. Die Fenster waren riesig und das farbige Glas zeichnete Muster und Bilder von einigen Passagen aus der Bibel. Doch nicht nur außen war es prachtvoll, auch das Innere war sehr edel. Der Boden schien aus Marmor zu sein und die Bänke hatten keine Kratzer, sondern schienen wie neu. Auch im inneren gab es Statuen von Engeln, aber auch ein riesiges Kreuz an dem Jesus war, hinter dem prachtvollen Altar. Ein kleiner Brunnen war am Eingangsbereich, in diesem wohl das Weihwasser floss. Louis verzog leicht das Gesicht bei diesem Anblick und ging weiter.
Die Besucher wurden in einen Raum gebracht, in dem Godric die letzten Vorbereitungen treffen konnte. Einige Gläubige hatten sich schon vorzeitig einen Platz reserviert und warteten Stunden auf den Anfang der Predigt, hatten solange gelesen oder die Zeit mit einem Gespräch mit den Messdienern oder den anderen Gläubigen vertrieben. Menschen, verschiedenster Nationen und Hautfarben strömten in die Kirche, wollten alle anscheinend dem heiligen Pater zuhören. Godric wusste um den Andrang, war jedoch jedes Mal aufs Neue angespannt. Egal wie viele Predigen er schon hinter sich hatte, es war immer noch eine Art Lampenfieber, das er empfand. Schaffte er es auch dieses Mal die Gläubigen mitzureißen? Ihnen die Botschaft zu überbringen, gar ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln und zu versichern das Gott an ihrer Seite war? Auch wenn sie sich alleine fühlten oder die Zeiten schlecht waren. „Stell hier bloß nichts an.“, kam es mahnend zu Louis, welcher die Augenbraue hochzog. Hielt der Pater ihn etwa für ein Kind? Die Empörung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Als die Messe losging hatte sich Louis vorn in die erste Reihe gesetzt, während Godric anfing die Gläubigen zu begrüßen und zu Predigen. Immer wieder wurden Zitate aus der Bibel gesprochen, Godric sprach von der Liebe zu Gott und von eigenen Erlebnissen. Die Gläubigen hingen gebannt an seinen Lippen, nahmen jedes Wort in sich auf. Zwischen den Predigten wurde gesungen, wobei Louis als einziger nicht sang, doch dies fiel in der Masse an Menschen nicht auf. Dieser hatte sich zurück gelehnt und Godric bei seinen Predigten beobachtet. Er fühlte sich an Amon erinnert, an seine Messen, die er hielt. Kleinste Dinge waren dem Dämon aufgefallen. Sei es, wie Godric die Bibel hielt, sprach oder gestikulierte. Es erinnerte ihn an Amon. Doch nachtrauern tat er diesem nicht. Es wäre unter Louis Würde gewesen, diesem nachzutrauern. Nach den Predigten gab es eine Taufe, bei der Louis, ob er wollte oder nicht, mit Hand anlegen musste. „Vielleicht ist eine satanische Taufe nicht schlecht.“, murmelte dieser und sah auf das Kind herab, welches er im Arm hielt. Godric, der neben ihm stand und das Wasser auf die Stirn des Kindes tropfen wollte, um dann ein Kreuz zu ziehen sah etwas ungehalten zu diesem. „Wag es dich!“ „Es wären gute Soldaten. Man kann sie nach ihrem Willen formen, da sie noch so jung sind und ihr Geist unverdorben.“ „Das werde ich nicht zulassen und das weißt du auch. Halte einfach nur die Kinder!“, tadelte Godric leise hinter der Hand, da er nicht wollte, dass die Gläubigen etwas von dem Streitgespräch mitbekamen. Louis zuckte nur desinteressiert die Achseln und sah hinunter zu dem kleinen Kind, das ihn fröhlich ansah und seine Hände nach seinen vorderen Strähnen ausstreckte und leicht daran zog. Während das Kind lachte und seinen Spaß hatte, war Louis weniger begeistert. „Ich fress dich gleich du Wurm!“, murrte er, was die Eltern des Kindes schockierte, die bei Godric und Louis standen. „Nicht doch, nicht doch. Er meint es nicht so. Er ist schon so lange im Kloster, da hat er es nicht mit Kindern.“, versuchte Godric die Situation noch zu retten und glaubhaft zu versichern, dass ein Mann, der schon so lange an einem kinderlosen Ort wohnte nicht wisse, wie man mit Kindern umging. Nur mit Mühe konnte er die Eltern überzeugen, während Louis einen wütenden Blick des Blauhaarigen kassierte, bevor dieser mit der Taufe fortfuhr. Louis gab nur einen unzufriedenen Laut von sich und reichte das Kind an die Eltern weiter, als die Taufe beendet war. „Ich hätte es doch fressen sollen. Dann wäre es wenigstens still.“, kam es von diesem im Gedanken, als das Kind während der Taufe angefangen hatte laut zu weinen. Doch der Teufel hatte an diesem Tag wirklich Unglück. Während der Messe wurden von Godric 8 Kinder persönlich getauft, die allesamt Louis halten musste. „Keiner kann mich dafür verurteilen, wenn meine Zähne aus Versehen in das junge Fleisch rutschen...“, murrte er leise, als das letzte Kind sich in die Windeln gemacht hatte, bevor er es an die Eltern weitergeben konnte. Louis war sich sicher, so schnell wollte er keiner Taufe mehr beiwohnen. Es waren nicht nur die Kinder, die dem Teufel nahe an die Grenze eines Tobsuchtsanfalls brachten, sondern auch das Weihwasser, was diesem in die Nase stieg. Nicht jedes Kind war ruhig gewesen und hatte seinem Träger schon einmal das Wasser mitten ins Gesicht geschüttet. Entgegen der Geschichten verbrannte Louis nicht, doch der Geruch des Wassers und das Gefühl, dieses geheiligte Wasser in seinem Gesicht kleben zu haben, ließ ihn ekeln. Er hatte gehofft die Kinder zu verschrecken, indem er sie einfach mit einem eiskalten Blick strafte, doch Godric hatte ihn davor gewarnt etwas mit den Kindern anzustellen. Es hatte gereicht, dass Louis am Anfang der Messe einige Kindergartenkinder mit seiner Ausstrahlung verscheucht hatte. Mehr weinende Kinder wollte der Pater nicht haben.
Am Ende der Messe gab es ein Abendmahl, welches nicht nur Godric genoss, sondern auch Louis. Nicht nur, da es dort keine Kinder gab, sondern weil er wusste das dies der letzte Punkt der Veranstaltung war. Das Abendmahl ging schnell und unspektakulär. Godric freute sich über all die Speisen, während Louis nur den Wein zu sich nahm und sich fragte was dies alles sollte. Seine Bemerkung, das Abendmahl war übertrieben, wurde ebenso wenig gerne gesehen wie die, dass Louis den Wein nicht mit dem Blut Jesu verglich, sondern mit dem Blut der Menschen, das die Kirche im Laufe der Jahrhunderte vergossen hatte für ihre Scheinheiligkeit. Godric konnte nur mit Mühe und Not den Schaden begrenzen, da Louis sehr direkt war. Als das Abendmahl beendet war begab sich Godric mit einigen Priestern in das Hinterzimmer, um mit diesen über die aktuelle Lage seines Klosters zu sprechen. Schließlich musste dies wieder errichtet werden und die hohen Herrschaften mussten wissen, dass sein Kloster in diesem Moment keine Aufgaben erfüllen konnte. Louis wartete derweil im Gebetssaal und stand vor dem Kreuz. Er musterte es eindringlich und machte ein abschätziges Geräusch. „Egal wie sehr dich die Menschen anbeten, es wird dich nicht erreichen und das perfide daran: Die Menschen wollen dies nicht wahrhaben.“
„Ich glaube, Gott wird uns erhören. Irgendwann, irgendwie.“ Ein junger Mann im weißen Gewand, Anfang dreißig, kam aus dem Beichtstuhl, der am Ende des Saals stand. Mit gemächlichen Schritten kam er neben dem Teufel zum stehen und sah ebenfalls zu dem Kreuz. Der junge Mann hatte rotes, kurzes Haar und grüne Augen. Er sah nicht aus, wie ein typischer Kirchendiener, doch er war einer. Louis wunderte sich über den Aufzug dieses Kirchendieners und fragte sich, ob es in dieser Zeit normal war. Doch nicht nur Louis wunderte sich, auch der Messdiener war überrascht von dem Aussehen des Schwarzhaarigen. „Sie hatten nicht nur interessante Einwürfe gebracht, sondern sehen von Nahem auch sehr Interessant aus.“, sprach dieser und musterte Louis. Dieser hatte dieses Mal nicht seine Gothic-Kleidung an, sondern hatte von Godric ein Gewand bekommen, da er nicht wollte, dass der Teufel auffiel. Doch die Augen und die spitzen Ohren konnte selbst das beste Gewand nicht verdecken. An Louis Ohren hingen Zierkettchen, die an einem Ohrring und einem Ohrstecker befestigt waren. Es waren edle Ohraccessoires und an ihrer Verarbeitung und Form sah man, dass diese fein verarbeitet wurden und nicht von einem Wühltisch kamen. Die Bescheidenheit der Mönche, auf dem Götterberg war bekannt unter den Kirchenmitgliedern. So wunderte es den Messdiener noch mehr, dass Louis solche Besitztürmer trug und keinerlei Demut gegenüber dem Herren ausstrahlte, wie es bei einem Mönch üblich war. In seinen Augen wirkte Louis wie jemand, vor dem man Demut besitzen sollte. Doch wie konnte er auch ahnen, dass Lucifer selbst vor ihm stand und tatsächlich einer Messe beigewohnt hatte. „Verstehe. Ich halte es für besser, dem Licht Fragen zu stellen. Denn wer unachtsam ins Licht sieht, droht geblendet zu werden.“ „Sich vom Licht blenden zu lassen und einer Verblendung zu unterliegen sind zwei verschiedene Dinge.“ „Und dennoch stammen sie beide vom Licht.“ Der Messdiener wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Zwei weitere Lehrlinge kamen in den Saal, was Louis seufzen ließ. Während er die unbedarften Kirchenleute beobachtete kam ihm eine Idee. Lange hatte er nicht mehr diesen Streich gespielt. Zuletzt bei Amons Gefolgsleuten. In der Neuzeit hatte er noch nicht viel Zeit gehabt Godrics Gefolgsleute mit Streichen zu beglücken. So wollte Louis es nachholen, da er den Tag über sich sonst sehr gelangweilt hatte. Inmitten des Gespräches, zwischen den Kirchenmännern, sank Louis zu Boden und hielt seine Hände an seine Brust. „Uhghhh...“ Er ließ einige Schmerzenslaute von sich und schloss die Augen. Sofort waren die drei jungen Männer alarmiert und knieten sich zu Louis, wollten ihm zur Hand gehen. „Bruder Louis! Was ist mit ihnen?“, sprach einer, während ein anderer Hilfe holen wollte. Doch bevor dieser sich in Bewegung setzen konnte, hatte Louis ihn am Handgelenk gepackt, sah mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm. „Ich spüre es... Ich spüre es deutlich, meine Brüder!“, presste er hervor und stand auf, krümmte sich leicht. Die Männer schrien schockiert auf bei dem Anblick, der sich ihnen bot. An Louis Brust zeichneten sich immer wieder Beulen ab, die sprunghaft nach oben stiegen, sich bewegten und dann wieder abebbten. Es war fast so, als würde etwas in Louis versuchen auszubrechen. Die drei Beobachter schrien vor Schreck auf, gingen einen Schritt zurück und wurden kreidebleich. „Es koooommt~~ Ich spüre es...!!!“, rief Louis und die Beulen wurden immer größer, bis ein Loch in die Kleidung riss. Dies war der letzte Anstoß, der die Männer in die Ohnmacht fielen ließ.
Laut lachte Louis auf und sah zu den Bewusstlosen. „Egal in welchem Jahrtausend. Sie fallen alle darauf rein!“ Einfallsreich wie er war, hatte er seinen Dämonenschwanz genommen und diesen unter dem Gewand immer wieder bewegt, so dass es aussah, als würde etwas in Louis leben und aus seinem Körper kriechen wollen. Die ahnungslosen Menschen waren mehr als schockiert und fielen meist in Ohnmacht. Mit diesem Streich hatte Louis oft dafür gesorgt, dass der junge Eros schreiend davongerannt war. „Alle auf einmal. Das hat sich wirklich gelohnt und entschädigt sogar ein wenig diesen anstrengenden Tag.“, war das Fazit des Teufels. „Na du hast deinen Spaß hm?“, hörte man Godric, der am Eingang stand. Er hatte das Schreien der Aushilfen gehört und wollte zur Hilfe eilen, doch als er sah, wie Louis einen auf leidend machte, konnte er nicht anders als dies zu beobachten. Ein klein wenig musste er sogar hinter vorgehaltener Hand lachen. Er fand diese Art doch viel angenehmer, als wenn Louis in seiner zerstörerischen Wut gefangen war oder sich an seinem Körper zu schaffe machte. „Natürlich. Menschen sind so einfach hinters Licht zu führen!“ Godric nickte und holte Hilfe, damit man sich um die Bewusstlosen kümmerte. Er selbst hatte noch einiges zu erledigen. „Bist du fertig? Ich wollte gehen und muss noch diesen Brief abschicken.“ „Einen Brief?“ „So ist es. Ich muss einen Hilfsbrief an den heiligen Vater verschicken, damit das Kloster wieder errichtet werden kann. Die Priester dieser Kirche waren derweil so nett und geben uns in der Herberge ein Obdach.“, erklärte Godric. Außer dem Kloster hatte er kein wirkliches Heim, so dass Godric erleichtert war diese Hilfe zu bekommen. Louis nickte nur und beide machten sich auf den Weg. Als der Brief verschickt wurde, gingen beide die Straßen entlang, bis Louis etwas entdeckte und zum Himmel sah. Der Himmel war voller Farben. Luftballons waren aufgestiegen. Godric ahnte schon, was dies bedeuten konnte, da er einige Flyer entdeckt hatte. Doch der Teufel war ahnungslos. „Was ist das? Ein fetter Engel?" fragte er und zuckte kurz mit seinen Ohren. „Ich höre das Schreien vieler Menschen. Findet eine Hinrichtung statt?“ Godric schüttelte mit dem Kopf, musste belustigt lachen. „Nein. Weder ein fetter Engel, noch eine Hinrichtung. Dort findet eine Kirmes statt. Ein Fest sozusagen. Mit vielen Attraktionen, Spielen und Essbuden. Da sind dutzende und aberdutzende Menschen, die sich amüsieren. Aber du hast Recht, oftmals ist es dort wirklich laut, weil viele Attraktionen Musik abspielen.“ Ein Schmunzeln war vom Schwarzhaarigen zu hören, der nachdenklich der Erklärung gefolgt war. Die einzigen Attraktionen, die er auf Assiah kannte, waren Freudenfeste, Hinrichtungen oder Feste religiöser Art. Eine Kirmes war ihm völlig fremd und diesen Begriff hatte er selbst noch nie gehört.
Godric beobachtete den jung aussehenden Mann neben sich. Er ahnte schon das dieser keine Kirmes kannte. Doch er war nicht alleine. Zwar wusste Godric über die Kirmes Bescheid, war selbst jedoch noch nie auf einer. Zu sehr hatte ihn die Studien und die Arbeit in all den Jahren eingenommen. „Vielleicht sollten wir uns es einmal ansehen.“, sprach er deswegen und schlug den Weg zum Kirmesplatz ein. Louis hob kurz eine Augenbraue, da er seinen Pater noch nie so aufgeregt gesehen hatte. Jedenfalls nicht positiv Aufgeregt. Von weitem vernahm man auch schon das Kreischen der Menschen und sah einige Attraktionen, wie eine Achterbahn. Schon fast wie ein kleines Kind sah Godric erstaunt zur Kirmes, welche auf der anderen Straßenseite war. Als er merkte, wie weit er sich gehen ließ räusperte der verlegene Pater kurz. Ein Mann seines Standes sollte sich nicht so benehmen, zumal er in Louis Anwesenheit nicht schwächeln wollte. „Willst du dir die Kirmes einmal ansehen? Wenn nicht, dann gehen wir weiter. Die Stadt hatte ich mir beim letzten Mal ja nicht richtig ansehen können, weil du ja Modenshow gespielt hattest.“, erinnerte er den Schwarzhaarigen daran. Die weiteren Vorkommnisse ließ er unter den Tisch fallen. Louis ließ den Blick zum Platz des Festes schweifen, sah wie sich die Menschen amüsierten. Einige fuhren Achterbahn, andere aßen in gemütlicher Zweisamkeit oder in Gruppen. Andere wiederum hatten die Schattenseiten des Festes erlebt, brachen wegen des Alkoholkonsums. Solch ein Anblick war Louis dennoch nicht neu, auch wenn er sich fragte, was hier eigentlich gefeiert wurde. „Nun gut. Treten wir der Festlichkeit bei.“, entschied er und betrat mit seiner Begleitung die Kirmes.
Erstaunt beobachtete Godric all die Attraktionen und auch Louis war nicht minder überrascht. Verschiedenste Gerüche drangen in seine Nase als beide an einigen Essbuden vorbei kamen. Hier und da wurde Süßes verkauft, dort Zuckerwatte, Hotdogs, Pizzen und sogar gebrannte Mandeln gab es. Etwas, was besonders Godric erfreute, da er sehr gerne gebrannte Mandeln aß. „Ich erinnere mich das du mir gesagt hast, dass die Süßes magst.“ „Ja. Dämonen lieben süßes, während Engel eher scharfes mögen.“ Godric hob verwundert die Augenbrauen. Diese Informationen überraschten ihn doch, da sonst Engel immer in Verbindung mit süßen Dingen gebracht wurden. Aber er konnte sich erinnern, dass Amon in der Rückblende immer gewürztes Fleisch aß, aber nie den Honig, den man ihm angeboten hatte. „Du scheinst überrascht.“ „Natürlich! Normalerweise sind Engel doch diejenigen, die auf flauschigen Wolken sitzen, Himmelsmilch trinken und Honig essen.“ Ungläubig sah Louis zum Pater, der diese Überzeugung vertrat. Doch dann fing er an zu lachen, was nicht nur die Blicke von Godric auf ihn zog. „Ihr Menschen seid wirklich naiv!“, kam es unter Lachen. Die Wangen des Paters verfärbten sich rot vor Scham. Er zog ein leicht beleidigtes Gesicht, da er nicht ausgelacht werden wollte. Was konnte er denn dafür, wenn das Bild der Menschen so geprägt war? Er selbst konnte doch nie nachfragen, wie es richtig war. Schnellen Schrittes ging er voran und wollte sich auf seine Führung konzentrieren. Als beide an einem Wurfspiel vorbeikamen, deutete Godric zu diesem. „Hier kann man, wenn man trifft, irgendwelche Preise gewinnen. Da mit Ball werfen. Dort Basketball, Pfeile und Gewehr und dort Ringwurf.“, erklärte er gefasst und deutete dabei auf die Buden, die verstreut standen. Es gab verschiedene Preise. Von Gegenständen über Kuscheltiere. Selbst Lose ziehen gab es. Godric hoffte schwer, dass Louis wusste, wenn er etwas benutzten wollte, er dies auch bezahlen musste. Noch einen Eklat wollte er nicht.
Während dieser Erklärung war Louis an dem Stand mit Gewehren herangetreten. Er nahm sich eines, hielt es mit einer Hand und hatte den Lauf auf den Besitzer der Attraktion gerichtet. Dieser war erschrocken, ging zur Seite. „Sie wollen es versuchen?“, kam es zögerlich, da dieser wohl Angst um sein Leben hatte. Die Gewehre waren zwar nicht mit echten Kugeln geladen, doch ein gezielter Schuss konnte dennoch starke Verletzungen mit sich bringen. „Warum nicht. Was muss ich töten?“, fragte Louis, welcher endlich einen für ihn perfekten halt der Waffe gefunden hatte. Da die Waffenentwicklung an ihm vorbeigegangen war, war er anfangs unsicher, konnte sich dann doch einfinden in die Handhabung. Es war nicht anders wie eine Armbrust, dachte er sich. Der nette Besitzer lächelte etwas, fing an zu erklären was zu tun war. Selten hatte er Besucher, die nicht wussten wie dieses Spiel ging. Doch es kam vor. Nachdem Louis verstanden hatte worum es ging, auch wenn er enttäuscht war, dass es nur Stäbchen waren, die er abschießen musste, wollte er anfangen, wurde aber gestoppt. „Was soll das?“, verlangte er zu Wissen, als der freundliche Besitzer den Lauf der Waffe nach unten drückte und die andere Hand aufhielt. „Erst zahlen, dann schießen.“ „Wie war das? Du willst dafür auch noch etwas haben?“ Louis war empört. Wie konnte so ein niederer Mensch nur etwas von ihm verlangen? Doch bevor es zu einem Streit kam, grinste der Teufel siegessicher. „Als würde ich für nichts bezahlen. Selbst wenn ich dir mein Gold gebe, so wird diese Kugel niemals das Ziel treffen.“, sprach er überzeugt, was Godric verwunderte. Der Besitzer schien etwas nervös, ging einen Schritt zurück. Als nun auch andere Menschen stehen geblieben waren, da die Diskussion nicht gerade dezent geführt wurde, fühlte er sich in Bedrängnis. „Ich spüre Lüge und Habgier. Eigentlich interessiert es mich nicht. Es war schon immer Brauch, bei so etwas zu betrügen. Doch dein Fehler war es mich betrügen zu wollen!“ Mit diesen Worten legte Louis den Lauf der Waffe an die Brust des Mannes und sah ihm kühl in die Augen. „Ich betrüge nicht! So etwas würde mir niemals einfallen!“, stritt er ab und fühlte sich sichtlich unwohl. Immer mehr Menschen waren stehen geblieben und wunderten sich über diese Unterhaltung. „So? Dann testen wir es aus. Wenn es kein Betrug ist, dann müsste die Kugel durch deinen Körper gehen und dich verletzen. Wenn die Kugel jedoch unecht ist, dann bist du unversehrt. Nun, was ist? Eine Verletzung mit Ehre, oder eine Unversehrtheit der Schande!“ „Was?! Sie sind doch irre!!! Verschwinden sie!“, schrie er. Den Trick, den der Budenbesitzer anwendete, um seine Kundschaft zu betrügen, wusste Louis nicht. Doch er konnte spüren, dass das Gewicht der Waffe nicht dem entsprach, was einer geladenen Waffe entsprechen sollte. Ein weiteres Indiz war die Aura der Sünden, die er bei dem alten Mann spüren konnte. Im Laufe der Zeit, durch all den Betrug, hatte der Mann viele Sünden auf sich gelastet. Ein gefundenes Fressen für einen Teufel, der auf das Negative reagierte.
Doch bevor der alte Mann wirklich überführt wurde mischte sich Godric ein. „Aufhören!“ Kurzerhand nahm er Louis Hand und zog ihn mit. Natürlich tolerierte er den Betrug des Spielbuden-Besitzers nicht, doch er wollte keine Verletzten. „Was soll das? Du lässt einen Betrüger davon kommen?“ Ein Kopfschütteln. „Nein. Seine Strafe wird er bekommen, doch nicht so! Ich möchte nicht das du Menschen verletzt.“ „Nicht? Das ist immer noch meine Entscheidung!“ „Das mag sein, aber ich führe dich in diese Welt. Wenn du den Menschen schadest, dann werde ich dich nicht mehr führen! Ich habe dir gesagt, ich werde die Menschheit nicht dem Teufel aussetzen.“ Louis knirschte leicht mit den Zähnen. Er hatte nicht erwartet, dass der sonst so reservierte Geistliche ihn nun damit drohte. Natürlich wollte Louis sich nicht bestechen lassen, doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er im Hintergrund die Menschen sich beschweren. „Anscheinend übernehmen andere die Bestrafung.“, meinte Godric und sah, wie einige geprellte Kunden sich ihr Geld zurück holten. Auch die Polizei wurde gerufen, da herausgefunden wurde, dass die Patronen nur Platzpatronen waren und somit, wie Louis offenbart hatte, niemals das Ziel erreichen würden. Louis warf das Gewehr, das er noch in der Hand hatte, kurzerhand in die Mülltonne und seufzte. „Die dürfen ihren Spaß haben und ich muss mich mit dir rumschlagen?“ „Entschuldige mal! Wenn ich dich so sehr nerve, dann lass mich endlich in Ruhe!“ Mit diesen deutlichen Worten hatte sich Godric abgewandt um selbst die Buden zu besichtigen. Gedanklich warf er Louis das ein oder andere Wort an den Kopf. Er wusste, mit Lucifer als Begleiter würde er es nicht leicht haben. Doch er hatte gehofft, nach der ganzen Rettungsaktion und ihrem Pakt würde es etwas ruhiger werden. Da hatte er sich wohl geirrt. Nach all diesem Ärger beschloss Godric sich eine Tüte gebrannte Mandeln zu holen. Als er diese in den Händen hielt, roch er genüsslich an der Köstlichkeit und schloss dabei die Augen. Sie waren so warm und wohlriechend, fand er. Dies ließ ihn wieder zur alten Entspannung zurückkehren. Schon fast vorsichtig öffnete er die kleine Tüte und nahm sich eine Mandel und schob sie sich in den Mund, kaute langsam und genüsslich, um den ganzen Geschmack genießen zu können. Seit Entdeckung der Flyer des Kirmes hatte er gehofft diese Mandeln essen zu können. Er wollte das nachholen, was ihm als Kind versagt geblieben war.
Zufrieden ging er weiter und sah zu den Buden. Es war ein breites Angebot, vor dem sich Godric wiederfand. Es gab Kissen, Figuren, Stifte mit Mustern und tierförmigen Radiergummis und vieles mehr. Es waren süße Dinge dabei, wie Godric fand. Doch kaufen wollte er sich nichts davon. Er hielt sich an den Kodex der Bescheidenheit und wollte keine weiteren persönlichen Dinge kaufen. Er lebte Bescheiden, so wie die meisten Mönche. Zumindest auf dem Land. Die Priester und Geistlichen in der Stadt richteten sich nicht wirklich danach, doch dies störte Godric nicht. Er war der Meinung, dass jeder sein Leben leben und seinen Glauben verwirklichen sollte, solange es keinen anderen störte oder verletzte. Während er immer wieder genussvoll die Mandeln verspeiste, dachte er über das Gespräch nach. Er war ein halber Engel. Hieß es dann nicht, dass auch er scharfes mochte? Doch dem war nicht so. Godric war etwas, was man gut und gerne als Naschkatze bezeichnen konnte. Ganz anders, als in den Erzählungen des Teufels, oder wie es Amon war. War er denn nun kein Engel oder stimmte was mit ihm nicht? Godric war sich unsicher. Schon als Kind hatte er gerne süße Dinge gemocht und hatte bei scharfem Essen sogar meist Tränen in den Augen. Meist musste der damalige Abt den kleinen Jungen Brot und Milch zum Essen reichen, da die Schärfe ihn zum Weinen brachte. „Ich hab ja nicht mal weiße Flügel, noch kann ich mit ihnen umgehen. Kein Wunder das etwas mit mir nicht stimmt.“, sinnierte er. „Alles Übung!“, durchbrach eine Stimme seine Gedanken. Bevor Godric reagieren konnte drückte Louis ihm eine Tüte mit allerlei Kleinkram in die Hand. Er hatte vom kriminellen Budenbesitzer etwas Geld bekommen, bevor dieser abgeführt wurde, nur damit er versprach ihm nie wieder über den Weg zu laufen. Zwar konnte Louis dies nicht versprechen, hatte aber nun genug Geld um an einer Dartsbude sein Glück zu versuchen und sich abzureagieren. Dies gelang ihm auch wirklich gut. Jeder Schuss war ein Treffer gewesen und schlug mitten durch die Ballons, die man Treffen musste. Am Ende hatte Louis fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Da er jedoch keine Verwendung für die Preise hatte, hatte er die kurzerhand Godric in die Hand gedrückt. Er war der Meinung, Godric wisse schon etwas mit dem Menschenkram anzufangen. Unter den Preisen war sogar ein Plüschtier, was aus einem Plüschengel und einem Plüschdämon bestand, die zusammen ein rotes Herz trugen. Der Blauhaarige war anfangs ein wenig überfordert mit der Situation, zumal Louis ihm etwas zu schenken schien ohne Gegenleistung. Zwar hatte der Dämon keinerlei Verwendung für all die Preise, doch er hätte diese auch einfach in den nächsten Mülleimer geben können. Dies hatte er jedoch nicht getan, sondern alles zu Godric getragen und ihm überreicht. Dieses Handeln rechnete er ihm hoch an. „Ähm... danke?“, war seine verwirrte Antwort und holte das Plüschtier aus der Tüte, während Louis einen glitzernden Stab in die Hand nahm, welcher jede zwei Sekunden die Farbe änderte. „Süß...“, schmunzelte derweil Godric, der dem Plüschtier über beide Köpfe streichelte. Doch was sollte er nun mit den Sachen. Auch der Stab fand wieder seinen Platz in der Tüte, da Louis ihn mehr als lächerlich fand. Dafür hatte er sich eine Mandel aus der Tüte gefischt und probierte diese. „Süß...“, murmelte er. Normalerweise würde Godric sich beschweren, da Louis nicht einmal gefragt hatte, doch er schwieg und sah weiterhin glücklich zu den Preisen. Scheinbar war es wirklich ein Geschenk. Ein Geschenk vom Teufel... nein von Louis. So gewährte er ihm auch, das er sich eine Mandel nahm um zu probieren. „Ja es ist wirklich süß, aber völlig ungesund. Dennoch wird es trotzdem gerne gegessen.“ „So wie du. Richtig zum vernaschen~“, säuselte Louis, bekam dafür einen strengen Blick seitens Godric. „Das ist nicht witzig! Mich gibt es nicht zum vernaschen!“
Zusammen machten sie sich auf den Weg, um die restlichen Buden zu besichtigen. Dann packte auf Godric den Wunsch an einen der Wettbewerbe mitzumachen. Er wollte es wenigstens probieren, bevor er den Kirmes verließ. Lange hatte er darauf gewartet an einem Teilzunehmen, da wollte er auch an etwas teilnehmen. So suchte er sich das Basketballspiel aus und gab Louis die Tüte mit den Mandeln, damit er sich dem Spiel widmen konnte. Weder der Besitzer der Basketball-Bude, noch Louis glaubten wirklich an einen Erfolg eines Priesters, auch wenn dieser drei Würfe frei hatte. So leicht wollte Godric nicht aufgeben und allen das Gegenteil beweisen. Gespannt warteten die Zuschauer und wurden tatsächlich überrascht. Godric hatte zwei von drei Würfen wirklich versenkt. „Yes!“, lachte er zufrieden und durfte sich etwas aussuchen. Mit solchen Preisen hatte er es nicht, doch als ihm ein schwarzer, fein verzierter Fächer ins Auge fiel, wählte er diesen. „Siehst du? Nur weil ich ein Abt bin, heißt es nicht, dass ich solche Dinge nicht beherrsche.“, kam es siegessicher von Godric, der Louis den Fächer als Dank für den Krimskrams in die Hand drückte, seine Mandeln nahm und hoch erhobenen Hauptes weiterging. Kurz sah Louis zu dem Budenbesitzer, zuckte dann mit den Achseln und folgte dem siegreichen Geistlichen. Er hatte ihm wirklich ein Geschenk überreicht... In Louis wuchs ein seltsames Gefühl, welches er nicht deuten konnte. „Danke...“, kam es leise von ihm, was Godric dennoch nicht erreicht hatte, da die Geräuschkulisse zu laut war. „Hast du was gesagt?“ „Nein. Wieso sollte ich?“
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Was war mit mir los? Werde ich Krank, oder bekommt mir diese Welt einfach nicht...?
Ein Wort des Dankes... und das von mir an ihn...
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„Der Fächer passt irgendwie zu dir..., aber komm, lass uns weiter. Ich wollte schon immer mal auf ein Riesenrad, doch bisher war ich noch nicht dazu gekommen", forderte er Louis auf und bemerkte die lange Schlange, die ihn aber weniger störte. „Er passt zu mir? Eher zu ihr...“, murmelte Louis und sah auf den Fächer, schüttelte dann den Kopf. Godric verstand nicht, schon damals hatte er nicht verstanden als Decus von einer Frau sprach, dessen Aufmerksamkeit er erhalten wollte. Doch er wusste nicht, ob er Fragen sollte. Der Drang war groß, doch war es richtig?
Godric fühlte das erste mal ein Gefühl in sich aufsteigen, welches ihm großes Unbehagen bereitete...
Nach einer halben Stunde kam das ungleiche Paar endlich an der Reihe. „Anscheinend ist dieses Riesenrad besonders beliebt.“ „Ja das stimmt.“ Louis hatte bemerkt, dass besonders Pärchen in das Riesenrad stiegen. Dies kam ihm seltsam vor, doch er sagte nichts dazu. Godric wusste um diese Beliebtheit, wollte aber dennoch nicht abbrechen. Schon lange hatte er vor mit einem Riesenrad zu fahren. Viel hatte er davon schon aufgeschnappt, doch er wollte es erleben. Ein Mann, der die Kabinen für die Besucher öffnete, sah zu beiden und wünschte ihnen viel Spaß. Diesen Wunsch ignorierte Godric gekonnt, da er keine Hintergedanken hegte mit seinem angeblichen Partner in die Kabine zu steigen, welche sich dann auch schon ruckartig in Bewegung setzte. Leicht lächelnd lehnte sich der Blauhaarige ans Fenster, sah nach draußen und fühlte sich in diesem Moment wohl. „Ich weiß nicht ob's dir zu langweilig wird, aber schön das du mit fährst. Alleine hätte es wahrscheinlich kaum Spaß gemacht.“, waren seine sanften und zufriedenen Worte. Es war zwar noch hell, aber die Aussicht war dennoch eine schöne, wie der verträumte Pater fand. Louis hatte sich zurück gelehnt und schloss die Augen. Die stille der Kabine fiel positiv ins Gewicht und auch die Aussicht war zu seiner Zufriedenheit, doch es war nichts, was ihn nun so mitriss wie Godric. Doch als das Riesenrad am höchsten Punkt ankam, war auch sein Interesse geweckt. Die Aussicht auf die beeindruckenden Hochhäuser, Anlagen und sonstige Bauwerke war einfach prachtvoll. Nun konnte Louis endlich in aller Ruhe die Stadt von oben sehen, da zuvor so viele Zwischenfälle dies verhindert hatten. „Unter Spaß verstehe ich etwas anderes, aber ich genieße die Ruhe, die hier herrscht.“ „Die Ruhe? Dann wäre wohl ein Picknick, eine Bootsfahrt, ein Spaziergang durch die Natur, oder einfach der Strand etwas was dich mehr interessieren würde?", fragte der Blauhaarige sacht, welcher nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte. „Eigentlich Schade. Karaoke wäre sicher auch lustig!“, kam es frei heraus, dann stockte er und sah beschämt zur Seite. „Wie kam ich nur auf Karaoke?“, fragte er sich im Gedanken. Er als respektvoller Abt. Diese graue Flügelfarbe, dieses neue Gefühl in ihm schien ihn wirklich zu schaffen zu machen und ihn immer mehr zu verwirren. „Was hältst du davon, wenn wir dort zum See hier nach gehen?“, fragte er und versuchte damit die vorherige Frage zu übergehen. Dies schien doch bei Louis keine Wirkung zu zeigen. „Ich glaube nicht das Essen an einem See wirklich etwas ist, was mich motiviert. Es sind eher diese ruhigen Momente. Das hier was wir machen ist auch ganz in Ordnung, aber ich meine mit Ruhe eher so etwas, wie seelische Ruhe. Die Menschen sind zu hektisch, was daran liegt, dass es ihnen an Zeit fehlt. Und nein. Dieses Karaoke möchte ich nicht. Das klingt schon verdächtig.“, antwortete Louis selbstbewusst, spürte aber deutlich Godrics Verwirrung. „Karaoke ist nicht verdächtig. Man singt. Karaoke ist singen. Man singt Lieder nach, möglichst gut.“, kam die Erklärung auf dem Fuße, während er den Blick nicht von der Aussicht abwandte.
Stille.
„Deine Verwirrung ist fehl am Platz. Es ist alles in Ordnung.“, durchbrach Louis die Stille und sogleich sahen zwei verwirrte Saphire zu ihm. „Menschen sehnen sich weiterhin nach dem Himmel, nicht wahr?“, sprach er dennoch weiter, was Godric nicken ließ. „Ja. Die Menschen sehnen sich nach wie vor ohne Hilfsmittel fliegen zu können und auch nach den Sternen zu greifen. Es gibt zwar Flugzeuge, aber die können einem nie das Gefühl der Freiheit dort oben vermitteln“ Ein kurzes Seufzen folgte der Erklärung und er erinnerte sich an den Flug mit seinen eigenen Schwingen. Wäre die Situation nicht zu ernst gewesen, dann hätte es Godric sogar genießen können. Traurig sah er nach unten, da ¾ der Runde schon beendet war.
Louis hatte Recht. Er sehnte sich wirklich nach dem Himmel. Besonders, nachdem er erfahren hatte, was Amon war, nachdem er erfahren hatte, was er selbst war. Nie hatte sich ein Engel bei ihm gemeldet, noch hatte er etwas Himmlisches erlebt. Lag es an dem sündigen Blut, das er bekommen hatte durch Decus? Wollte ihn der Himmel nicht? Wollten die Engel ihn nicht in ihren Reihen wissen? Godric hob den Blick, sah zu den Wolken. Früher als Kind hatte er geglaubt, Engel säßen auf diesen, würden hinunter sehen und den Regen, sowie den Schnee auf die Erde streuen. Er war ein Kind mit einer lebhaften Fantasie gewesen, welche nach und nach durch den Ernst des Lebens nach hinten gedrängt wurden.
„Hmm... ich verstehe.“, antwortete Louis und konnte den sehnsuchtsvollen Blick deuten. Godric wollte Fliegen. In den Himmel. Sollte er doch fliegen! Es sprach doch nichts dagegen, dachte er und fragte sich, wieso sie es nicht gleich täten, anstatt in so einer wackeligen Kabine zu sitzen. Nie würde Godric selbst auf die Idee kommen, doch Louis. Schweigend stand er auf, unter dem verwirrten Blick des Paters. Mit einem Male trat er die Tür auf, woraufhin Godric protestierte. „Was machst du da?!“, schrie dieser schockiert, hielt sich an einer Sicherheitsstange fest, da er Sorge hatte aus der Kabine zu fallen. „Du willst fliegen? Dann rede nicht, sondern breite die Flügel aus!“, verlangte Louis, nutzte die Verwirrung und zog ihn am Handgelenk zu sich. Mit einem Mal sprang er aus der Kabine, wobei Godric anfing zu schreien. War er denn verrückt geworden? Godric hatte schon vieles erlebt mit Louis, doch nicht so etwas! War der nun total irre, fragte er sich und kniff die Augen zu, wartete ab auf dem Boden aufzuprallen und als Matsch zu Enden, den man dann abkratzen konnte. Doch anstatt so zu Enden, spürte Godric einen Windstoß, der ihn mit nach oben zog. Um Louis erschien ein violetter Nebel, der sich am Rücken konzentrierte. Ein paar Sekunden später wuchsen ihm riesige, schwarze Schwingen mit denen er, mit Godric im Arm, in die Lüfte flog. Die Kirmesbesucher waren durch den Wind geblendet, da diese ihre Augen bedecken mussten, so dass diese nichts bemerkt hatten. An Louis Schwingen hingen goldene und weiße Perlenkettchen, die außer Dekoration keine weitere Funktion hatten. In luftige Höhen angekommen flog Louis einen Looping und lachte, während Godric nicht wusste wohin mit seinem Mageninhalt und sich an dem Geflügelten klammerte. Zaghaft öffnete er die Augen, sah erst nach unten und erschrak sich, sah dann zu Louis, der seinen Spaß zu haben schien. „Du bist echt verrückt geworden Louis.“, keuchte Godric vor Schock. Dieser lachte nur. „Mag sein. Doch entspanne dich und folge deinem Instinkt. Du bist ein halber Engel. Es ist dir angeboren!“ Auch der Wind strich durch sein Haar und zerrte an dem unerfahrenen Körper, als wollte er diesen zum Fliegen überzeugen. Mit einer Hand hielt er den Pater fest, während die andere Hand sich auf der Wange wiederfand. „Das du mir schon so nahe kommen willst.“, waren die süffisanten Worte. „B.. bilde dir ni~hiiichts darauf aahhein...!“, stellte er klar, klammerte sich noch fester an den Schwarzgeflügelten, als dieser erneut einen Looping drehte. „Ach wirklich? Willst du dann nicht langsam mal deine Flügel erscheinen lassen oder hast du sie vergessen?“ fragte er amüsiert und erlaubte sich den, derzeit Verwirrten, zu küssen, um ihn aus seiner Starre zu wecken. Doch der Kuss verfehlte sein Ziel, sondern schockte ihn zusätzlich, so dass er den Kopf abwandte. „Hör auf mich dauernd zu küssen! Ich will das nicht!“, knurrte er, nahm sich vor das nächste Mal Louis dafür eine zu Knallen, auch wenn dies weniger zu seinem Amt passte. Doch wer nicht hören wollte, musste eben fühlen. Doch dann lauschte er auf. Flügel? Da war ja wirklich was gewesen, doch zugeben das er sie vergessen hatte? Vor Louis? Niemals! Dies war das Letzte, was Godric tun wollte. „Jaja. Na los Engelchen! Flieg!“, rief der Schwarzhaarige, der die Umarmung löste und ihn nur noch an einer Hand festhielt. Immer wieder wurde zerrte der Wind an dem Halbengel, verlangte wohl förmlich das dieser etwas tat. Unwohl sah er hinunter, versuchte nicht zu schreien. Wie sollte er bitteschön Flügel rufen, dachte er sich? Gab es da einen Zauberspruch? So etwas wie Abrakadabra? Ene Mene Mex?? Godrics Hirn lief auf Hochtouren, doch viel kam dabei nicht rum. Die Panik war zu groß, doch er wollte vor Louis nicht eine noch kläglichere Figur abgeben. Er wusste, schon jetzt würde sich der Teufel über die Unwissenheit lustig machen. Hart schluckte Godric, sah dann entschlossen zu Louis. „Wenn ich da unten zermatsche, dann suche ich dich als Geist Heim und lasse dir keine Ruhe mehr!“, war seine Drohung und schloss dann die Augen. „Wenn du stirbt, dann nehme ich mir deine Seele und gehe mit dieser nach Gehenna!“, kam es amüsiert. Dann ließ er den Pater los, welcher sich konzentrierte. Immer wieder purzelte er durch die Luft, hatte sich selbst umarmt und konzentrierte sich fieberhaft auf seine Flügel. Er hatte Todesangst, doch wer hatte diese nicht, wenn man ohne Fallschirm viele Meter in die Tiefe stürzte?
Tief in sich, fühlte Godric einen Druck, der sich langsam in ihm ausbreitete. Unter den wachsamen Augen des Teufels erschienen zwei graue Flügel, die den Fall des Paters aufhielten. Langsam und zögerlich öffnete er die Augen, als er spürte nicht mehr zu Fallen. Staunend besah Godric seine Flügel, welche ihm noch größer und mächtiger vorkamen als zuvor. Selbst die graue Farbe schien in diesem Moment nur Nebensache. Noch nie fühlte sich Godric so frei und beschwingt, wurde jedoch von der nächsten Windböe davongetragen. Immer wieder purzelte er durch die Luft und versuchte es irgendwie aufzuhalten. Doch dies stellte sich als schwer heraus. Der Wind zerrte an seinen Flügeln und versuchte ihn immer wieder davon zu zerren. Das Fliegen und das Bewusstsein Flügel zu besitzen musste er noch lernen, dies hatte auch Louis bemerkt, welcher amüsiert zusah, wie Godric durch die Luft eierte. Um seinen Schützling nicht in den endlosen Windböen zu verlieren, hatte er den Abstand mit schnellen Flügelschlagen überbrückt und am Handgelenk festgehalten. „Ein wenig musst du noch üben. Vielleicht solltest du lernen im Wind zu stehen. So wie jetzt.“, waren seine amüsierten Worte. Godric sah ein wenig beleidigt zu ihm. Dieser konnte ja leicht reden. Louis hatte im Fliegen weitaus mehr Erfahrung. Mehr Erfahrung als jemand, der seine Flügel erst zum zweiten Mal benutzt hatte. „Das ist NICHT lustig! Bei dieser Kugelei konnte einem ja schlecht werden!“, antwortete er bissig, seufzte dann, da in Louis Worten doch Wahrheit steckte. „Das sagst du so einfach. So leicht ist das gar nicht.“, kam es umso versöhnlicher, wobei er sich an den Schwarzgeflügelten lehnte, um seinen drehenden Kopf zu beruhigen. Das letzte Mal hatte Amon das Fliegen übernommen, aber nun wollte Godric selbst es versuchen. So löste er sich wieder und probierte es, flog ein Stück. Es war ein Gefühl, als hätte er zwei Gliedmaßen mehr, die er lernen musste zu beherrschen. Es war ein seltsames Gefühl, doch Godric liebte es. Befreit schloss er die Augen, ließ sich im Wind treiben und bemerkte nicht, wie seine Flügel wie von selbst schlugen. Es war Instinkt, so wie Louis gesagt hatte. Der Instinkt leitete ihn und als Godric fühlte, dass er sich bewegte, stahl sich ein glückliches und sanftes Lächeln auf seine Lippen. Nie hatte er sich freier gefühlt. Es war fast so, als würden alle Sorgen, Probleme und Verpflichtungen von ihm fallen. Als wäre er einfach nur Godric und niemand anderes. Fast so, als hätte sein Körper nur auf diesen Moment gewartet.
Louis beobachtete die ersten Schritte des Halbengels, konnte fast nachempfinden was er spürte. Immerhin musste auch er einmal das Fliegen gelernt haben und erinnerte sich an die Leichtigkeit, an die Natürlichkeit, die er empfand als er das erste mal seine Flügel ausstreckte und sich im Wind gleiten ließ. Um seinen Schützling nicht zu verlieren, entschied er sich ihm zu folgen. Ab und an klimperten die Kettchen an seinen Schwingen, doch dies war weniger störend. Als Louis neben dem Blauhaarigen erschien, sah dieser dankbar zu ihm. Nie wäre er selbst auf die Idee gekommen, doch dank Louis befand er sich nun im Himmel, mit seinen eigenen Schwingen. Er spürte die Hand des Teufels, die ihn mitzog. Ohne es zu merken, hatte Godric an Höhe verloren. „Du musst aufpassen. Auch wenn deine Flügel sich dem Wind anpassen musst du dennoch die Kontrolle wahren. Mache es mir nach und du wirst Erfolg haben.“ Ein kurzes Nicken folgte auf dieser Erklärung. Wo gab es denn so etwas auch? Ein Engel bekam Flugstunden vom Teufel. Doch diesem schien es nicht zu stören, solange er seinen Spaß daran hatte. Diesen hatte er definitiv, da Godric zwar nun sicherer schien, aber dennoch wie ein nasser Sack in der Luft schwebte.
Auch Godric war sich dieser seltsamen Konstellation bewusst. Dieser Teufel war ein echter Sadist und doch erklärte er ihm etwas das Fliegen, gerne würde er sich wohl auch Geschichten aus seiner Kindheit anhören. Vorzugsweise die peinlichen Erlebnisse, damit auch er etwas zum Lachen hatte. Ob er ihm etwas herauskitzeln konnte? Vielleicht war er ja mal als kleiner Teufel in einen Misthaufen von Kerberos gefallen oder so, dachte er sich und musste dabei leise Lachen. Louis hingegen verstand die plötzliche Fröhlichkeit nicht, doch woher sollte er wissen das sein Gegenüber gerade an solch peinliche Dinge dachte? Dann hielt Godric inne. Aber hatte der Teufel überhaupt eine Mutter? Laut den Geschichten in der Bibel war Gott selbst der Erschaffer von Lucifel. So fiel dieser Gedanke weg. Doch vielleicht war klein Lucifel irgendwann einmal von einer Wolke gefallen, direkt in einen Misthaufen. Erneut folgte ein Lachen. „Hey! Irgendwie habe ich das Gefühl, du lachst über mich!“, beschwerte sich Louis, da er Godrics Blicke bemerkt hatte. „Wie? Ich doch nicht!“, betritt dieser und flog eilig davon, sah vom weiten die Sonne, die langsam unterging. Fasziniert von dem Ausblick blieb er stehen. Es war ein schöner Himmel, der immer dunkler wurde. Das Rot des Sonnenuntergangs wirkte hier oben noch imposanter als auf der Erde.
Louis beobachtete den Sonnenuntergang. Auch er musste zugeben, dass dieser nicht spurlos an ihm vorbeiging. In seinem Reich gab es solch einen Sonnenuntergang nicht. Nicht in solch einer Art. So war es für ihn ebenfalls eine Art Freiheitsgefühl. Lange hatte er in seinem Gefängnis ausharren müssen, doch nun konnte er seine Flügel wieder ausbreiten und von oben auf die Menschen herabschauen. Eine Position, die zu ihm passte. Eine Position, die er genoss. Selbst Godric war es aufgefallen das Louis ein inneres Gleichgewicht ausstrahlte, als diese die Wolkendecke durchbrochen hatten. Der Himmel war so nah, dennoch so fern. Hier saßen keine Engel auf den Wolken, doch dafür flogen ein Halbengel und ein Teufel über diese und genossen die Aussicht. Vergessen waren all die Ärgernisse, die Godric mit seinem sonst ungebetenen Gast hatte. Eine innere Zufriedenheit ließ ihn all dies verzeihen. War es das Gefühl der Engel? Godric wusste es nicht, doch eines war ihm bewusst. Noch nie hatte er sich so dazugehörig gefühlt. „Anscheinend scheinst du dich langsam mit deinen Flügeln abgefunden zu haben.“, sprach Louis und bekam ein Nicken als Antwort, dem ein sanftes und strahlendes Lächeln folgte. „So einen intensiven Sonnenuntergang habe ich wahrlich noch nie gesehen... Danke.“ Louis , sah zu dem Pater, welcher vom Licht der untergehenden Sonne beschienen wurde.
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War es die Sonne die mich blendete? Anders konnte ich es mir nicht erklären. Godric sah in meinen Augen auf einmal so anders aus. Er war nicht der nervende Abt, welcher krampfhaft an seinem Glauben festhielt, sondern wirkte anders. Er wirkte so... nahe, so vertraut. Es wirkte Richtig, dennoch verwirrend.
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Der verwirrte Teufel starrte den Halbengel förmlich an. Godric selbst wusste nicht was mit ihm war, wunderte sich aber auch über ihren Verbleib. Anstatt eine Stadt sah er nur noch vereinzelnd Häuser. Er wusste, in Luftlinie konnte man viel schneller einen Weg hinter sich bringen und beide waren schon einiges geflogen. „Wo sind wir eigentlich?“, fragte dieser und weckte damit Louis aus seiner Starre, welcher wieder zu sich selbst fand. Der Abstand war schnell überbrückt und Godric fand sich in den Armen des Schwarzhaarigen wieder. „Was machst du?“ „Komm mit!“ Am Handgelenk mitgezogen flogen beide durch die Lüfte. Als Louis zum Sturzflug ansetzte erschrak sein Anhang, hoffte nicht doch noch als Matsch auf der Straße zu enden. „Du willst doch nicht?“ Und wie Louis wollte... Doch es kam ganz anders, wie gedacht. Zusammen mit Godric flog Louis auf einen Fluss zu, spannte seine Flügel rechtzeitig, bevor seine Füße das Wasser berührten. Erstaunt sah Godric zu seinem Spiegelbild bis Louis durch einen offenen Stall flog, was dazu führte das beide voller Heu waren. Godric lachte leicht und schüttelte den Kopf, um diesen vom Heu zu befreien. Auch Louis tat dies und zusammen landeten sie in einem Heuhaufen, welcher auf einem Feld stand. Schwer atmend sah Godric in die Rubine des Teufels, der über ihm lag. Auch er hatte das Gefühl der Nähe und der Zufriedenheit, welches er vorher nie hatte.
Lange sahen sie sich an, während die Sonne hinter ihnen unterging. Zufrieden seufzte Godric, bis er auf einmal die Lippen des Teufels auf den seinen spürte. Doch anstatt zu toben, hatte er die Augen geschlossen und ließ ihn gewähren. Godric wusste selbst nicht wieso, doch es überkam ihn. War dies die Zufriedenheit? Er begann sich wohlzufühlen. Er begann sich in seiner Nähe wohlzufühlen. Langsam wanderte Louis mit seinen Lippen zum Hals, begann diesen zu küssen und leicht an diesem zu saugen. Was tat er nur? „Dein Blut... ich begehre es. Es ist so süßlich.“, wisperte er leicht in das empfindliche Ohr. „Du willst trinken?“, kam die verwunderte Antwort. „So ist es. Lange hatte ich darauf verzichtet, doch nun ist es soweit.“ „Was? Du willst doch nicht direkt von...-“ Weiter kam er jedoch nicht mit seinem Protest, da bohrten sich die spitzen Zähne direkt in das zarte Fleisch. Scharf zog Godric die Luft ein, krallte sich mit den Fingern in Louis Rücken. Es schmerzte. Es schmerze so sehr! Doch... Je tiefer Louis kam, desto mehr schwappte eine Welle der Gefühle über den jungen Pater. Seine grauen Flügel zuckten, schienen angelockt von der Sünde. Er gab sich tatsächlich dem Teufel hin, wenn auch nicht seelisch. Doch er hatte tatsächlich zugebissen! Die Gefühle wirbelten umher, schienen nicht klar zu sein. Der Hals brannte, doch zugleich schienen die Arme des Teufels die letzte Zuflucht zu sein, die er noch hatte. War dies eine Sünde? Er durfte nicht weiter sündigen! Die Pupillen wechselten hastig umher, blieben an seinen grauen Flügeln haften, welche von den pechschwarzen des Teufels nach unten gedrückt wurden. Die Sünden... das graue Flügelkleid. Die schwarzen, sündigen Flügel von Louis. Nie wollte Godric so viele Sünden in sich tragen und solch ein Federkleid besitzen. Je länger Louis ihm so nahe war, je mehr hatte Godric das Gefühl seine Flügel würden schwärzer werden. Sie veränderten sich nicht real, doch in der Vorstellung des Paters wurden sie immer dunkler. „NEEEEEIN!!!“, schrie dieser auf, stieß Louis von sich. „Was soll das? Du hast es doch gewollt!“ „Nein! So etwas will ich nicht.“ „Du redest Wirr. Natürlich willst du dich mir hingeben, doch...-“ Ein lautes Klatschen unterbrach Louis. Godric hatte ausgeholt und dem Teufel eine Ohrfeige verpasst, welcher schockiert über diese Tat war. Hatte es dieser Mensch doch tatsächlich zum zweiten Mal gewagt die Hand zu erheben! „Niemals will ich mich dir hingeben! Ich bin keine deiner Bettgefährten, die du wechselst wie Unterwäsche!“ „Das du immer noch an deiner Unschuld so festklammerst. Du wirst sie verlieren, sie es jetzt oder später.“ „Selbst wenn! Ich spare mich für die Person auf, die nur mich liebt. Doch von so etwas verstehst du nichts. Du siehst in mir nur eine weitere Eroberung!“ Godric zitterte am ganzen Leib, jedoch nicht aus Angst, sondern aus Wut und Trauer. Er war nicht nur wütend auf Louis, welcher die Situation schamlos ausgenutzt hatte, sondern auch wütend auf sich selbst, da es ihm gefallen hatte. Ebenso schlich sich die Trauer in sein Herz, da Louis es nicht tat, da er Liebe für ihn empfand, sondern einfach nur eine weitere eroberte Seele an die er sich laben wollte. Nie würde der Teufel etwas für ihn empfinden. Nie...
Fest biss Godric die Zähne zusammen. Was dachte er sich dort!? Er wollte doch gar nicht die Zuneigung des Teufels! Sein Herz gehörte alleine seinem Herren! „Was ist daran falsch?“, kam es mit kühler Stimme vom Schwarzhaarigen, der sich aufgerichtet hatte und das Heu von seinem Priestergewand, das er noch von die Messe trug, klopfte. Diese Worte waren wie ein Schlag in das Gesicht für den jungen Pater. „D...du fragst mich das allen ernstes?“ „Natürlich.“ Erneut stand Godric kurz davor Louis eine Ohrfeige verpassen zu wollen, doch er ließ davon ab. Wer wusste schon, wie lange er noch damit durchkam. Wütend senkte er den Blick, versuchte um Fassung zu Ringen. „Und... genau deswegen... Genau deswegen werde ich mich dir niemals hingeben! Du hast keine Ahnung von Liebe. Wenn du mich aus Liebe küssen würdest, aus Liebe mit mir schlafen willst, dann...“ Doch er hielt inne. Was war er im Begriff gerade sagen zu wollen? Das es etwa in Ordnung war, wenn Louis ihn lieben würde? Ruckartig stand Godric auf. War er wirklich schon so sehr in den Sumpf der Sünden gesunken? Es interessierte den Blauhaarigen eigentlich nicht wer ihm Liebe schenkte, solange es ehrliche Liebe war. Ob Mann oder Frau, Engel oder Dämon, Gott oder Teufel. Doch... All dies schien ihn zu überfordern. „Fass mich nicht mehr an. Ich möchte mich nur demjenigen hingeben, der mich auch wirklich liebt.“, wisperte Godric, der seine Flügel spannte. „Ich werde zur Herberge gehen. Es ist spät und ich habe die Ehre morgen als Gastredner die Morgenmesse zu halten.“ Ohne auf eine Antwort zu warten war Godric holprig, aber wenigstens Erfolgreich in die Lüfte zurückgekehrt. Zwar wusste er nicht wo er war, doch er konnte sich noch an die Richtung erinnern, in die sie geflogen waren. So nahm er einfach die entgegengesetzte Richtung und hatte damit sogar nach einer Weile Erfolg. Während des Fliegens tobte ein Sturm der Gefühle in ihm. Was war Louis für ihn? Er war der Teufel, der ihn ständig küsste und körperlich näher kam als Godric es wollte. Doch die Wärme, die er in Louis Armen empfand, an die er sich Instinktiv in der Nacht geklammert hatte, strahlte eine noch nie gekannte Geborgenheit aus. Leicht hielt er sich die Bisswunde am Hals. Sie schien aufgehört haben zu bluten. „Für ihn bin ich doch nur eine weitere Trophäe, sein Blutspender und nicht mehr.“
Nach vielen Flügelschlägen war Godric an der Herberge angekommen, hatte jedoch ein Problem. Fliegen konnte er nun einigermaßen, doch die Landung war ein Problem. Er konnte ja schlecht mit Flügeln durch die Gänge zu seinem Zimmer schweben. Während er überlegte, sah er das die Fenster seines Zimmers offen standen. Viel dachte sich Godric nicht dabei. Vielleicht hatte die Putzfrau diese offen gelassen und einfach nur vergessen sie wieder zu schließen. Die Chance nutzend flog er auf die Fenster zu, hoffte nicht daneben zu fliegen und gegen die Scheiben zu landen. Er hatte die Augen geschlossen, als er näher kam und landete ein wenig unsanft auf dem Boden, doch es war geschafft! Erst ein Schrei ließ ihn aufschrecken und als er die Augen öffnete sah er gerade noch, wie die Putzfrau vor Schock in Ohnmacht fiel. „Oh nein!“ Wie konnte man nur so viel Pech haben! Sofort ließ Godric seine Flügel verschwinden und eilte zu der alten Dame, die am Boden lag. „Alles in Ordnung mit ihnen?“, kam es besorgt, nachdem er mit Mühe und Not die alte Dame aus ihrer Ohnmacht holen konnte. Doch als er nur einen verwirrten Blick bekam sprach er weiter. „Sie sind einfach umgekippt. Vielleicht sollten sie sich ausruhen.“, schlug Godric vor und half ihr wieder auf die Beine. „Ja... das sollte ich wohl.“, gab sie zittrig von sich und verließ das Zimmer. Erleichtert schloss der Pater die Tür und lehnte sich mit dem Rücken an diese. Für einen Moment gönnte er sich Ruhe und sank zu Boden, sah zu einer gräulichen Feder, die auf dem Boden lag und eindeutig zu seinem Federkleid gehörte. Louis hatte ihm erklärt das er nun den normalen Menschen ausstrahlte. Mit Licht und Sünde. Doch war dies überhaupt richtig? „Amon... Ich bin so verwirrt... Ich verstehe mich nicht und vor allem verstehe ich Louis nicht.“ Godric beneidete seinen Ahnen, da dieser wesentlich leichter mit dem Teufel klarkam. Sie hatten sich wohl wirklich geliebt...
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Doch was war Louis für mich? Und was fühlte dieser für mich?
War ich nur ein Ersatz für Amon?
Wollte er sich nun das Körperliche von mir holen, was er von Amon nicht bekommen hatte?
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Es gab so viele Fragen, auf die er keine Antwort wusste und so schlief der junge Pater ein wenig später erschöpft und mit gemischten Gefühlen ein. Doch nicht nur er war überfragt, auch Louis stand sich neuen Fragen gegenüber. Dieser war kurz nach vor Sonnenaufgang zurückgekehrt und hatte die Nacht draußen verbracht. Es war eine Vollmondnacht, was der Teufel besonders genoss. Nicht nur durch Blut, sondern auch durch den Mond und der Dunkelheit konnte er sich nähren. Auch Seelen gehörten zu den bevorzugten Speisen eines Dämons, auch wenn er als Teufel es nicht nötig hatte zu Essen. Er war etwas besonderes und dennoch liebte er es das Blut des Paters zu trinken. Nicht nur, weil er eben jenen damit erzürnen konnte, sondern weil das Blut der Talins einen besonders köstlichen Geschmack hatte für die Dämonen. Es war besonders heilig und rein. Für einen Moment setzte sich Louis auf die Fensterbank und horchte der Stille. Er musste er über das Gefühl nachdenken, welches er hatte, als er mit Godric durch die Wolken flog. Für einen kurzen Moment hatte er sich erwischt mehr zu wollen als nur dessen Seele und dessen Körper. Ein Gedanke schlich ihm durch den Kopf, ein Wort, als er Godric im Schein der Sonne sah.
Der Pater war wirklich schön gewesen...
Eine Schönheit, die es zu beschützen galt...
Ein tiefes Seufzen durchbrach die Stille und bald würde auch Godric erwachen, um zur Messe zu gehen. Louis redete sich ein, dass seine Gedanken falsch waren. „Ich bin der Teufel, Lucifer. Es ist absurd das ich mich solchen Dingen hingebe. Ich bin schon viel zu lange in Assiah. Es wird Zeit zurückzukehren bevor ich noch komplett wirr werde.“ Entschlossen war er aufgestanden, sah zum Bett, in dem sich der schlafende Abt befand. Es war nicht viel Zeit vergangen, als sie sich getroffen hatten. Doch es war viel passiert. Vieles, was Louis nicht für möglich gehalten hatte. Selbst Amon hatte er wiedergesehen. Nachdenklich sah er zur Halswunde und heilte diese, so dass die Haut wieder unschuldig und rein aussah. Sanft strich er mit dem Zeigefinger über die weichen Lippen des Schlafenden, doch als er bemerkte was er tat, zog er die Hand zurück. Ein solches Verhalten war eines Teufels nicht würdig, glaubte er. Nun, nachdem das Armageddon beendet war und auch der Wunsch nach einem neuen gegeben hatte, konnte er doch wieder zurück nach Gehenna. Doch... was hinderte ihn? Louis wusste es nicht. Lange hätte er schon wieder zurück können, doch er war geblieben. Zusammen mit Godric hatte er Dinge gesehen und erlebt. Leicht lehnte er sich über diesen, als auf einmal der feine Fächer aus der Tasche des Messegewandes fiel. Vorsichtig nahm er den feinen Fächer in seine Hände, musterte diesen. Es war ein Geschenk, ein Geschenk von Godric an Louis. Außer von Amon, hatte Louis nie Geschenke bekommen, welche selbstlos waren. Stets hatte man ihn beschenkt, da er der Herr der Dämonen war. Entweder wollte man in seiner Gunst aufsteigen, etwas erbitten oder seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch nichts von dem wollte Godric.
Hatte er die Aufmerksamkeit des Teufels etwa schon?
Louis spannte den Fächer und sah wie das Mondlicht sich zwischen die Stäbe stahl und seine helle Haut zu streicheln schien. „Es wird Zeit zurückzukehren und mein Reich zu führen. Sie wird sicherlich auf mich warten. Die einzige, die solche Gedanken verdient.“ Er wollte sich abwenden, hielt dann in der Bewegung inne. Ohne viele Gedanken zu verschwenden hatte er sich erneut über den schlafenden Körper gebeugt und seine Lippen auf die des Schlafenden gelegt. Es war ein kurzer Kuss, doch dies war nicht von Belang. Ein schwarzer Nebel schien ihn einzuhüllen, bis nichts mehr zu sehen und Louis verschwunden war. Nichts zeugte von seiner Anwesenheit in dieser Nacht.
Nur ein wenig später erwachte Godric, begleitet vom Klingeln des Weckers. Verwundert sah er zur Seite und bemerkte das der Platz neben ihm leer war und auch so wirkte, als hätte niemand die Decke und das Kissen benutzt. „Louis?“, fragte er in die Stille hinein, legte seine Hand an seinen Hals und bemerkte das die Wunde verschwunden war. „Also war Louis wirklich hier gewesen!“, kam es ihm im Gedanken. Doch wo war er nun. Er fühlte sich, als hätte er einen seltsamen Traum gehabt. Einen Traum mit Louis. Automatisch legte er seinen Zeigefinger auf die Lippen, hatte das Gefühl eine Wärme zu spüren. Doch dann schüttelte der Pater den Kopf und begann sich für die Morgenmesse anzukleiden. „Sicherlich poppt er sich durch die Weltgeschichte! Auch wenn ich so etwas nicht sagen sollte, aber es stimmt!“, war seine feste Überzeugung und nach einem kleinen Frühstück, wobei er die beiden Nutellaschälchen im Gedanken zur Seite legte, damit Louis sie sich nehmen konnte, machte er sich auf den Weg zur Messe. Jisaya bot erneut seinen Fahrdienst an, da er als Anhänger der Kirche der Messe beiwohnte. Ein seltsames Gefühl beschlich den Blauhaarigen während der Fahrt. Lag es an Louis? Oder an dem was letzten Abend passiert war? Godric fand keine Antwort, egal wie lange er nachdachte. „Was ist den hier los?“, rief der Priesterlehrling und Godric folgte dessen Blick, sah schockiert zu dem was sich ihnen bot. Die Kirche und der Kirchplatz waren in einem dichten, violetten Nebel gehüllt. „Das ist aber kein normaler Morgennebel oder?“, kam es vom Priesterlehrling, welcher das Auto anhielt und ausstieg. Er nahm eine Taschenlampe, in der Hoffnung damit etwas sehen zu können, wenn er den Kirchplatz beteten wollte. . „Nein... Pass auf dich auf.“, bat Godric, dem der Nebel auch nicht geheuer war. Der Nebel strahlte eine beängstigende und furchterregende Aura aus. „War dies etwa Louis Werk?“, fragte sich Godric leise, da er mit Sicherheit eines wusste: Dieser Nebel war nicht natürlich! Dieser hüllte nur den Kirchplatz ein und es schien, als wäre er unsichtbar und die Menschen würden ihn nicht bemerken. Diese gingen an dem Kirchplatz vorbei, ohne stehen zu bleiben oder sich zu wundern. Es war fast so, als könnte der Nebel nicht von ihnen gesehen werden. „Da ist etwas im Busch. Jisaya, bleib am Besten hier. Ich kümmere mich darum.“ Dieser schüttelte jedoch den Kopf. „Nein. Lasst mich mitkommen! Mein Bruder ist in der Kirche. Ich bitte euch Pater!“ Godric war sich unsicher, willigte jedoch ein. Er wusste, Jisaya würde auch ohne Erlaubnis zur Kirche gehen um nach seiem Bruder zu sehen. Während Godric seine Bannzettel nahm, um im Notfall bereit zu sein,hatte Jisaya die Taschenlampe, da er hoffte damit den Weg leuchten zu können. Doch als er dem Nebel näher kam fühlte er eine Schwere, die seinen Körper in Besitz nahm. Leicht knickte er ein, versuchte sich dennoch auf den Beinen zu halten. Je länger er in diesem Nebel lief, desto schwerer fielen ihm die Schritte. „Alles in Ordnung? Warte, ich halte dich!“ Godric wollte den jungen Mann stützen, doch dieser lehnte höflich ab. „Bitte macht euch keine Sorgen Pater. Ich möchte euch nicht zur Last fallen.“ „Aber Jisaya, du fällst mir nicht zur Last.“ Ehe Godric ihn überzeugen konnte, hatte Jisaya einen erschrockenen Schrei von sich gegeben. „Jeromé!“ Nicht weit entfernt lag sein Zwillingsbruder am Boden. Sofort rannten die beiden Männer zu diesem, doch bevor Jisaya seinen Bruder erreichen konnte fiel er Ohnmächtig zu Boden. Die Schwere hatte gesiegt. Godric blieb stehen und wollte dem jungen Mann helfen. Doch als sich der Nebel lichtete und ihm die Sicht freigab, sah Godric das die beiden Zwillinge nicht die einzigen Bewusstlosen waren. Überall auf dem Kirchplatz lagen bewusstlose Priester, Messdiener und Besucher. Die Priester und Messdiener hatte Godric den Tag zuvor noch gesehen. Nun lagen sie bewusstlos und bleich am Boden. Erschrocken über diesen Anblick ließ er seinen Blick über das Feld der Bewusstlosen wandern, hoffte den Grund für dieses Phänomen zu finden. Was ihm auffiel war, jeder Bewusstlose hatte einen Blumenstil in der Hand. Es fehlte die Blüte. Nur ein grüner, kahler Blumenstil war zu sehen, als hätte jemand die Blüten mit Absicht entfernt. Aufgrund dessen war Godric klar, dies war das Werk eines Fremden und keinesfalls natürlich. Doch wer? Louis? Dies konnte Godric jedoch nicht glauben. Er wusste nicht weswegen, doch er glaubte daran das Louis daran keine Schuld traf. Als er ein leichtes Knarren vernahm sah er die Kirchentür, welche einen Spalt offen stand. Egal wer oder was dafür Verantwortlich war, es befand sich in der Kirche. Deutlich konnte man eine starke Aura spüren. Es war wie ein kalter Hauch, der dem Pater eine Gänsehaut bereitete. Hart schluckte er, griff fester um seine Bannzettel und bewegte sich auf das Tor zu...
Im inneren der Kirche stand eine kleine Gestalt. Man konnte nicht erkennen ob es ein Mädchen oder ein Junge war, da die Gestalt einen schwarzen Umhang mit Kapuze trug. An den Rändern der Kapuze waren in weiß Ornamente eingestickt. Der Umhang war etwa einen halben Meter länger als die Gestalt und lag deswegen am Boden. In der Hand trug es einen runden Weidenkorb, in dem schwarze Rosenkelche lagen. Die unbekannte Gestalt nahm einen der Kelche aus dem Korb und roch an den schwarzen Blüten. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht, während der Blick verträumt wirkte. „So schön~“
Mit vorsichtigen Schritten näherte sich Godric dem offenen Kirchentor. „Hallo? Ist hier wer?“ Keine Antwort, nur unheimliche Stille. Vorsichtig wurde die Tür aufgeschoben, die Bannzettel bereit für das Kommende. Doch als Godric das Tor geöffnet hatte, breitete sich ein Bild des Schreckens vor ihm aus. Am Boden, auf den Bänken und sogar auf dem Altar lagen Menschen. Ebenso bewusstlos, wie jene am Kirchplatz. Die Blumen, ohne Kelche, fielen dem Pater erneut ins Auge, doch als sein Blick zum Altar ging, sah er eine Gestalt. Recht klein, fast wie ein Kind. Godric wusste nicht was er davon halten sollte, doch als er die Blüten in dem Korb und der Hand sah, dämmerte ihm. Dieses Kind war nicht unschuldig! „Wer bist du und was hast du hier angestellt?“, verlangte er zu wissen.
Die unbekannte Gestalt schien zu lächeln, über die Worte des Paters und wandte sich zu diesem. Grüne Augen, so grün wie das Gras, sahen in die blauen Saphire. Die Augen waren kalt und strahlten eine Abwesenheit aus. Godric konnte sich dies nicht erklären, doch bevor er ein Wort verlieren konnte, hatte die unbekannte Gestalt die Kapuze abgenommen. Ein junges Gesicht wurde enthüllt. Die Haut so hell wie Porzellan, die Haare so schwarz wie die Nacht, die zu zwei Zöpfen mit Korkenzieherlocken gebunden. Es war ein junges Mädchen, welches nicht älter als 10-12 aussah. Sie trug ein schwarzes Kleid, mit einem weißen Überrock, sowie kniehohe Stiefel. Als sie in Godric Augen sah lächelte sie amüsiert. „Amoniel! Sei Gegrüßt. Und ich hatte angenommen, du seist in den Himmel zurückgekehrt!“ Mit diesen Worten schimmerten ihre grünen Augen leicht rötlich. „Lass mir dir alles gute wünschen Amoniel. Nachdem wir uns so lange nicht mehr gesprochen haben. Ich hoffe dir gefallen meine Blumen!“ Mit großen Augen sah Godric zu ihr. Sie kannte Amon? Kannte seinen Engelsnamen?! Was war sie? Ein Engel? Ein Dämon? Oder gar etwas ganz anderes? Doch sie schien Amon zu kennen und wie viele, Godric mit seinem Urahn zu verwechseln. Diese Ähnlichkeit war nicht immer praktisch und sie schien dem jungen Pater auch nicht zu gefallen. Erst Louis, dann seine Dämonen und nun dieses Mädchen! Was sollte er tun? Für einen Moment dachte er daran sich seinen Namen auf die Stirn zu tätowieren, doch das vergaß er lieber schnell wieder. Vorsichtig näherte er sich dem jungen Mädchen, blieb dennoch in einem geeigneten Abstand zu ihr stehen. Er wusste nicht dieses Mädchen nicht einzuordnen. Als würde sie nicht das sein, was sie gerade vorgab zu sein. Eine Erklärung fand er dafür nicht, doch er spürte von diesem Mädchen etwas bekanntes. Fast, als wäre Louis bei ihm. Hatte dieser Teufel ihm schon so sehr den Kopf verdreht? Ein kurzes Kopfschütteln. Er musste stark bleiben. Herausfordernd sah er das Mädchen an, welches ihren Spaß zu haben schien. „Tut mir Leid sie zu enttäuschen. Wenn sie Amon suchen, müssen sie in den Himmel. Ich bin sein Urenkel, über viele Generationen. Wenn sie mir nun bitte sagen wer sie sind?“
Für einen Moment wandte das junge Mädchen ihren Blick ab und roch an einem Rosenkelch. Ein sichtbarer Duft stieg in ihre Nase und zeitgleich alterte vor Godrics Füßen einer der Bewusstlosen. In nur wenigen Sekunden zerfiel dieser zu Staub. Mit einem erschrockenen Laut ging er einen Schritt zurück. Was war hier gerade geschehen? Leicht biss er sich auf die Unterlippe. Diese Frau durfte damit nicht durchkommen! So viel war sicher. „Wirklich sehr bekömmlich.“, schien das schwarzhaarige Mädchen den Toten zu loben und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Enkel Amons. „Bitte verzeih meine Unhöflichkeit dich mit Amoniel zu vergleichen. Aber die Nachricht, die du mir hast zukommen lassen, löst keine Zufriedenheit in mir aus!“, waren ihre ruhigen Worte, während sie langsam die Schleife, die ihren Umhang hielt, löste und dieser an den jungen Körper hinunter glitt und zu Boden fiel. „Dann möchte ich mich dafür entschuldigen deine Zeit in Anspruch genommen zu haben. Ich muss mich sehr Wundern über Decus, mir solch eine Fehlinformation zukommen zu lassen. Dennoch, ich kann dich nicht einfach so fortgehen lassen. Du hast den Geruch der meinen. Dies hat etwas zu bedeuten Enkel von Amoniel!“ Godric verstand nicht, doch nun war er sich in einem Sicher: Sie war ein Dämon! Sie kannte Decus, sie kannte Amon und sie hatte eine dunkle Ausstrahlung. Zweifelsohne war sie ein Dämon. Doch... warum fühlte sich die Aura so zweigeteilt an. Während eine Aura so mächtig war, dass es ihm einen Schauer über den Körper jagte, war die andere schwächer, schon fast bekömmlicher. Eines war jedoch sicher, er musste kämpfen. Sie schien es nicht anders zu wollen. Mit einem Male schnippte sie. Zeitgleich zersprangen alle Scheiben und verspiegelten Oberflächen in der Kirche. Selbst das Kreuz bekam einen Riss. Mit zusammengebissenen Zähnen sah er zu dem Scherbenregen, in denen sich sein schockiertes Gesicht spiegelte. Ohne Zweifel, sie war mächtig!
„Nun, Enkel von Amoniel. Ich muss dich bitten zu sterben!“ Mit diesen Worten entbrannte ein harter Kampf.
Ungeduldig hallten die Schritte im dunklen Flur wider. Die Schleppe des edlen, dunklen Gewandes, welche dafür Sorgte, dass die schwarzen, weichen Haare des Besitzers den Boden nicht berührten, zog sich über den schwarz marmorierten Boden. Die dämonisch aussehenden Statuen an den Seiten der Gänge sahen im Dunkeln noch gruseliger aus, als sie es eh schon waren. Es waren Fabelwesen mit Schwingen, ähnelten den Wasserspeier der alten Kirchen. Das fahle Licht des Mondes schien durch die großen Spitzbogenfenster und erhellte den Gang. Einige der Statuen hielten Fackeln, die aufloderten und den Gang im Schein des Feuers erhellten, als die schwarzhaarige Gestalt an ihnen vorbeikam. Louis war in Gehenna angekommen und hatte sich in seine wahre Gestalt, den Teufel Lucifer, zurückverwandelt. Schnellen Schrittes ging er durch den Gang, der im Rokoko-Stil gehalten war, so wie der Rest des teuflischen Palastes, welcher in der untersten Schicht Gehennas lag.
Es dauerte nicht lange und er war am Ziel angekommen, befand sich vor einem riesigen, schwarzen Tor, das mit goldenen Blumenranken und anderen Ornamenten verziert war. Das Tor erstreckte sich fast drei Meter hoch und wurde von zwei Wachen beschützt. Als diese ihren Herren sahen knieten sie nieder, legten ihre Waffen, zwei Barden, vor sich und senkten den Kopf. „Wir begrüßen euch Herr.“, kam es im Chor. Zufrieden nickte Lucifer. Hier bekam er den Respekt, den er verlangte und verdient hatte. Hier war kein Pater, der einem eine Ohrfeige gab, oder gar die Hand erhob. Niemand würde dies wagen und auch kein Dämon oder Engel glaubte, dass es solch ein Wesen geben würde, das so lebensmüde war. „Ich begehre Einlass. Öffnet das Tor.“ Die Wachen standen auf, hatten ihre Barden wieder zu sich genommen und sahen erst zögerlich sich gegenseitig an, dann zu ihrem Herren. Eine Wache wagte es dann zu antworten. „Wir bitten vielmals um Verzeihung Herr. Doch die Herrin wünscht keinen Besuch.“ Der zufriedene Ausdruck wich aus Lucifers Gesicht. Ein kalter und verärgerter Ausdruck nahm dessen Platz ein. Die Wachen gingen einen Schritt zurück. Wäre das Tor nicht hinter ihnen gewesen, das sie stoppte, wären sie weiter zurückgewichen. Sie kannten den Ausdruck ihres Herren nur zu gut und niemand bei klarem Verstand, wollte diesen herbeiführen. Dies kostete meist das Leben desjenigen, doch die Wachen hatten Glück, da Lucifer nicht zum Reden hier war. „Was sie sich wünscht, ist für mich nicht von Belang! Öffnet die Tore! ICH begehre Einlass! Wagt es nicht meine Zeit länger als nötig in Anspruch zu nehmen!“, kam es nachdrücklicher. Eingeschüchtert nickten die Wachen und entfernten sich von dem Tor, gingen jeweils auf die rechte und linke Seite. Wie von Zauberhand öffnete sich das Tor von selbst, doch gewährte keinen Einblick auf das, was es hinter sich verbarg. Diesen Umstand ignorierend, schritt Lucifer durch das Tor, das sich sofort nach seinem Eintreten wieder schloss. „Ich war anscheinend zu lange fort.“ Das nun schon Wachen wagten,, den Worten der Frau Vorzug vor seinen geben zu wollen. Dieser Umstand konnte nicht akzeptiert werden. Ihr machte Lucifer jedoch keine Vorwürfe, dies könnte er nie. Wenn es jemanden gab, für den er einstehen würde, dann war es sie.
Ein langer, kahler und dunkler Gang folgte, an dessen Ende zwei Statuen standen. Sie waren aus weißem Gestein und fein verarbeitet. Die eine Statue zeigte Lucifer, mit erhobener Haltung und gespreizten Flügeln. Selbst die Flügel waren so detailgetreu bearbeitet, dass man jede einzelne Feder sehen konnte. Der Blick der Statue ging in den Gang. Der linke Unterarm war ausgestreckt, an dessen eine Schlange sich umwickelt hatte. Ihr Kopf sah nach Rechts, das Maul war halb geöffnet und man konnte die Zähne, einschließlich Giftzahn, deutlich sehen. Der rechte Arm des Steinernen war ebenfalls ausgestreckt. Doch anstatt etwas zu tragen, hielt diese die linke Hand der rechten Statue. Diese Statue war das Abbild einer Frau, mit ebenfalls bodenlangen Haaren. Sie waren länger als die des Lucifers. Die Statue war nicht minder fein bearbeitet und man konnte auch hier deutlich die feinen Details sehen. Ihre Schwingen waren ebenfalls zur vollen Größe ausgestreckt. Sie waren nicht so groß, wie die des Mannes, doch auch nicht wesentlich kleiner. Während ihre rechte Hand zu Lucifer gestreckt war und mit der einen angedeuteten Torbogen markierte, war der linke Arm ebenfalls unten und nur dessen Unterarm war ausgestreckt. In der Hand der Dame war ein Apfel, der an der rechten Seite angebissen war. Auf ihrem Haupt war ein Blumenkranz zu sehen. Beide Gestalten hatten nackte Füße und trugen ein luftig aussehendes, schlichtes Gewand.
Mit einem kurzen Blick zu den Bauwerken schritt Lucifer durch das geformte Tor und stand plötzlich auf einer grünen, saftigen Blumenwiese. Die Dunkelheit war einem hellen, blauen Himmel gewichen. Doch anders als der Himmel in Assiah, war in diesem keine Sonne zu sehen. Nur die Helligkeit eines Sommerhimmels war zu sehen, doch nicht zu spüren, durch die fehlende Sonne. Dennoch war es hier leicht warm und paradiesisch. Der Himmel schien unendlich und der Friede allgegenwärtig, als würde dieses Stück Land vergessen haben, wo es sich befand. Die üppigen Bäume zeugten von Fruchtbarkeit, während die Vielzahl an verschiedenen bunten Blumen an einen wahren Blütentraum erinnerte. Von weitem war das Plätschern von Gewässern zu hören. Kleine Flüsse, nicht breiter als zwei Hände, flossen verzweigt zwischen dem Grün, mündeten in einen kleinen See, dessen Wasser so klar war, dass man bis zu dem Grund sehen konnte. Es schien unmöglich, solch ein paradiesischer Ort in der Unterwelt. Doch den gab es! Tief im Palast Lucifers, hinter großen, bewachten Toren. Der Himmel war unecht, doch die Natur war es nicht. Sie war magisch erhalten, von dem Herren der Unterwelt selbst, nur in diesem Raum, mit einer schwarzen Glaskuppel bedeckt. In Gehenna hatte Grün keine Überlebenschance, doch hier wurde ihr das Recht auf Erhaltung gewährt. Es war der Garten Eden. Eine exakte Kopie des heiligen Garten, welcher im Himmel, im heiligen Turm Etemenanki war. Das einzige Paradies, das es in Gehenna gab. Erschaffen für sie, als Geschenk. Als Zeichen der Hingabe für jene Frau, die Lucifers Gunst als Einzige besaß.
Die Rubine sahen sich suchend um, fanden jedoch nicht sofort ihr Ziel. „Wo bist du? Ich weiß, deine Neugierde ist grenzenlos und dein Wunsch mich zu Maßregeln ebenfalls.“ Lucifer schritt mit nackten Füßen durch das Grün, als er keine Antwort bekam. Seine Schuhe hatte er am Eingang, bei den beiden, steinernen Dämonen stehen gelassen. Selbst in größter Eile gewährte er ihr diesen Respekt. Verwundert sah er zu allen Seiten. Selbst wenn sie nicht antwortete, so hatte er mit der Antwort ihrer Dienerin gerechnet. Das auch diese ausfiel, war verwunderlich. Sollte sie so erzürnt über das lange Fortbleiben des Teufels sein, dass sie ihm keine Antwort schenkte, selbst ihre Dienerschaft dazu befehligte? Nein. Solche Züge nahm sie nicht an. Dafür war sie zu sehr Frau und Dame. Es musste einen anderen Grund geben für dieses ungebührliche Schweigen, dachte sich Lucifer und ging an einem Rosenbusch vorbei, sah hinter diesem dann das Objekt seiner Begierde.
Eine zierliche Frau, äußerlich nicht älter als zwanzig, lag im Gras, zwischen all den Blumen. Ihre Haut war eben so hell, wie die des Teufels. Kein Makel war auf dieser zu sehen. Ihr schwarzes, langes Haar lag ein wenig verstreut um sie, als sei sie überraschend nach hinten gefallen und konnte sich dies nicht mehr richten. Auf ihrem weißen Überkleid lagen einige schwarze Blütenblätter, in ihrer Hand die passende, schwarze Rose. Es schien als würde sie schlafen, da ihre Augen geschlossen waren. Doch Lucifer wusste es besser. Die Dame schlief nicht. Er setzte sich neben sie, achtete peinlich genau nicht auf ihren Haaren zu sitzen. Sanft nahm er ihre Hand in seine, senkte halb seine Augenlider und hatte einen leicht verträumten Ausdruck in seinen Augen. Mit den Fingerspitzen strich er ihr über ihre schlanken und zierlichen Finger, ließ dabei eine Zärtlichkeit walten, die er sonst niemandem zuteil werden ließ. Er musterte die schöne Frau, dessen volle, rote Lippen sich nicht bewegten und ihre langen Wimpern nicht wie sonst, den Teufel in Verzückung geraten ließen.
Lucifer konnte deutlich spüren, der Geist der jungen Dame war nicht dort, wo er hätte sein sollen. Die Seele war immer noch in dem Körper, doch der Geist schien fort. Es war nichts, was ihn beunruhigte, wusste er doch um ihre Gabe, ihren Geist in ein anderes Gefäß zu übertragen. Doch warum? Was hatte sie für ein Motiv. Nun verstand er, weswegen ihre Dienerin und zugleich Leibwächter, die sonst nie von ihrer Seite wich, nicht zu sehen war. „Was führst du wieder im Schilde? Sonst trifft die Außenwelt nicht deinen Geschmack.“ Eines war sicher, es musste triftige Gründe haben. Sie tat niemals etwas ohne Gründe und Hintergedanken. Doch Lucifer wusste noch nicht was dieser Grund war. Er wusste nur, ihr Geist und ihre Dienerin waren nicht mehr in Gehenna. Sanft ließ die Hand der Dame wieder ins Grün zurück sinken und bemerkte dabei etwas unter einem ihrer langen Ärmel. Es war ein Stück Papier. An sich nichts verwunderliches, da er um die Leseleidenschaft der Schwarzhaarigen wusste. Doch es waren zu viele Ungereimtheiten. Die Wachen waren so nervös, wollten ihn sogar keinen Einlass gewähren. „Ob sie mein Erwachen mitbekommen hatte? Mit Sicherheit. Jeder hat es mitbekommen.“ Das Armageddon war ein deutliches Zeichen, da dies nur Lucifer selbst beenden konnte. Er nahm das Papier an sich, machte große Augen als er dessen Inhalt sah. Es war eine Werbebroschüre der Kirche, in der Godric am gestrigen Tag gepredigt hatte. Dann kam ihm ein Geistesblitz. Die verschwundene Aura, die Reaktionen der Wachen und das Verschwinden der Dienerin. Das konnte nur eines heißen... In diesem Moment leuchtete schwach Lucifers Ring. Den Flyer in der Hand verbrennend, war er ruckartig aufgestanden. Godric war in Gefahr, das konnte er deutlich spüren. Er nahm seinen Taschenspiegel um mit diesem zu reisen...
„Ahhh!“ Laute Schmerzensschreie hallten durch die Gebetshalle. Der Boden rissig und löchrig, die Gebetsbänke halb zerstört, oder durch die Kräfte des jungen Mädchens verschoben. Der Brunnen des Weihwassers gebrochen. Schwer atmend lag Godric am Boden. Seine Bannzettel waren zerstört, die Kleidung zerfetzt, sein Körper geschunden. Das schwarzhaarige Mädchen stand lachend auf dem Altar, war unbeschadet. Kühl sah sie zu dem verletzten Pater, der mühselig aufstand. „Du bist zäh und belustigst mich. Doch alles hat einmal ein Ende.“ „N...nicht so schnell...“, waren Godrics, vor Schmerz, keuchende Worte. Mit zitternden Gliedern erhob er sich. Das Blut tropfte auf den ehemals edlen Marmorboden. Schmerz durchfuhr ihn bei jeder Bewegung und auch die Sicht wurde von Sekunde zu Sekunde unschärfer. Es war, als würde das Leben aus ihm weichen wollen. „Du bist nur noch ein Schatten deiner Selbst, Enkel von Amoniel. Dein Unterfangen ist sinnlos.“ „Ich... bin nicht... nur ein Enkel von Amon... Ich heiße Godric!“ Mit entschlossenem Blick sah dieser zu ihr, ging langsam einen Schritt nach vorn. „Oh? So ist das?“ Mit einer Handbewegung nahm sie Godric den Boden unter den Füßen. Ihre Energiewelle schleuderte ihn durch drei Gebetsbänke, welche hinter ihm standen. Mit einem lauten Schrei landete er hart auf den Boden, wobei ein Stück Marmor aus diesem brach, während sich einige Splitter sich in sein Fleisch bohrten. Die Risse des Bodens füllten sich langsam mit dem Blut des Talin, der mit zitternden Augen zur Decke sah. War das etwa sein Ende? Hatte er so lange gekämpft, so lange gelebt und so viele Prüfungen bestanden, um nun einfach so abzutreten? Nicht ein mal war er dem kleinen Mädchen nahe gekommen. Ihr Schutz war zu stark, ihre Kraft zu mächtig. Mit Leichtigkeit, mittels einer einfachen Handbewegung, konnte sie ihn so stark verletzen. Als wäre er nur ihr Spielball.
~
War ich wirklich so schwach?
Bin ich wirklich nur der Enkel von Amon?
Ist das nun mein Ende?
Ich spüre meinen Körper nicht mehr...
~
Langsam schloss er die Augen.
~
Louis...
Wieso denke ich in meinem letzten Augenblick an ihn?
Selbst in diesem Moment muss er sich in meine Gedanken schleichen. Das gibt es doch nicht!
Ich werde in die Hölle kommen, meine Verfehlungen wiegen zu schwer.
Verzeih mir mein Herr...
Verzeih mir Amon...
Louis...
~
„Das ist dein Ende.“, hörte er und erwartete den nächsten Kraftschub der jungen Frau, die ihn endgültig zerfetzen sollte. Doch dieser blieb aus. Verwirrt öffnete er die Augen, konnte seinen Kopf mit Mühe zur Seite legen und sah das Wehen eines schwarzen Mantels. Godrics Augen weiteten sich. Träumte er nun? Oder war er gar schon in der Unterwelt?
Louis war vor Godric erschienen und hatte mit Leichtigkeit den Angriff abgewehrt, der sich nun gegen eine Säule richtete und diese zerschnitt. Die junge Frau ging einen Schritt zurück, sah wütend zu diesem, welcher wieder in seiner Gestalt war, in der er auf Assiah wandelte. „L..ou...is..“ Godric konnte es kaum glauben. Es war tatsächlich Louis! „Lucifer, du hier?“ Der Angesprochene grinste nur. „Ich bin überrascht dich hier zu sehen, da Assiah deiner Aufmerksamkeit nie gerecht wurde.“ „Die Zeiten ändern sich. Doch du hast mir einiges zu erklären.“ „Sehr wohl. Doch erst einmal muss ich meine Aufmerksamkeit jemand anderen widmen.“ „Wie bitte?!“ Mit ernstem Blick hatte er zu ihr gesehen, wandte sich dann in alle Ruhe zu dem verletzten Pater, kniete vor ihm und schmunzelte. „Ich darf nicht an deinen Körper, ja? Aber du lässt es zu, dass jemand anderes deinen Körper so schändet? Unmöglich!“ Godric sah erstaunt zu dem Teufel, formte seine Lippen zu einem leichten Lächeln. „Alles... ist besser...., als von einem Teufel missbraucht zu werden.“ Ein leises Lachen folgte, was aber sofort durch einen starken, blutigen Husten unterbrochen wurde. „Ich sehe, Wortgewandt wie immer. Nun kannst du nicht anders, als mich gewähren zu lassen.“ „Du bist wirklich der Teufel... Handelst mit mir, obwohl ich sterbe.“ „Das Geschäft muss eben laufen, oder ist es dein Wunsch zu sterben?“ Godrics Blick lag für einen Moment auf dem Gesicht des Teufels, wanderte dann wieder zur Decke der Kirche. Engel waren auf dieser gezeichnet. Sie spielten Instrumente im Himmelreich. War es nicht besser in den Himmel oder in die Hölle zu fahren? Die Mönche waren tot, auch hier konnte er niemanden retten. Alle waren seinetwegen gestorben. Was machte das Leben jetzt noch für einen Sinn? Er hatte als Engel und als Pater versagt. Für einen Moment hielt er inne. War es denn Richtig einfach so aus dem Leben zu scheiden? Die Engel anstarrend, sah er Amon vor seinem geistigen Auge. Er hatte stets dafür gekämpft, was ihm am Wichtigsten war. Er hatte sein Leben dafür gegeben, da er keinen anderen Ausweg fand. War es nun an ihm seinen Ahnen zu folgen? Nein. Amon wünschte ihm ein langes und friedfertiges Leben. Zusammen mit diesem, hatte er Lucifer überredet allem noch eine Chance zu geben. Nun stand er selbst vor der Entscheidung. Alles fallen lassen und der Dunkelheit nachgeben, oder den härteren Weg wählen und Leben? Leben, nicht nur für sich, sondern für alle anderen. Für alle, die ihn brauchten. Für alle, die für ihn gestorben waren. Für alle, die an Assiah glaubten! Godric wollte sie alle nicht im Stich lassen.
„Ich... will... leben.“
„So sei es. Ein neuer Pakt.“ „Ich will dir meine Unschuld nicht geben... Nicht so...“ Auch wenn Godric nahe dem Tode war, er wollte auch jetzt noch an seinen Prinzipien festhalten. Etwas, was sogar Louis beeindruckte. Oft hatte er Menschen, nahe dem Tode, getroffen, die, um zu Leben, alle Prinzipien und Werte aufgegeben hatten. Es war etwas, was ihm an dem Pater faszinierte. Er war anders als andere Menschen. Nicht nur, dass dieser seine Stimme gegen Lucifer erhob, sondern weil er seine Stimme gegen alles erhob, was seiner Meinung nach nicht rechtens war. Hatte er deswegen den Pater retten wollen? War er deswegen, nach Entdeckung der Motive, nach Assiah geeilt? Louis konnte es nicht leugnen. Dieser Mensch war interessant!
Er hatte das Interesse des Teufels geweckt...
„Nun gut. Deine Unschuld bekomme ich sowieso. Dies ist nicht von Belang. Ich wünsche mir etwas anderes. Dein Blut.“ Godric verstand nicht. Hatte er doch schon lange sein Blut, trank es jede Nacht ohne Rücksicht. „Ich wünsche es direkt von dir zu trinken.“ „Direkt... von mir?“ Ein Nicken folgte. Lange hatte Godric nicht Zeit zu überlegen. Er konnte spüren, wie seine Kraft langsam schwand. „In Ordnung!“ Mit einem Grinsen auf den Lippen verkündete Louis das Zustandekommen des Vertrages, was die junge Angreiferin weniger erfreute, sogar murren ließ. Vorsichtig hob er den geschundenen Körper an, strich die Fetzen des Oberteils zur Seite, welches dabei vom Körper fielen. Man hatte ganze Arbeit geleistet. Ein schmerzhaftes Stöhnen ging vom Blauhaarigen aus, für den jede Bewegung seines Körpers mehr als schmerzhaft war. Mit leicht gesenkten Augenlidern legte Louis die Lippen auf die des Verletzten. Doch anstatt ihn erneut unkeusch Küssen zu wollen, gar seine Mundhöhle zu erobern, ließ er eine Welle der Kraft in den Körper des jungen Paters fließen. Godric hatte bei dem Kuss die Augen geschlossen und spürte, wie die Kraft seine Glieder belebte. Der Kuss des Teufels war nicht so unangenehm, wie er es sonst empfand. Dieses mal war es schon fast sanft, ganz und gar wohltuend. Lag dies an seiner schwache Konstitution, erlag er einer Fantasie, die sein Hirn ihm vorspielte, oder gar andere Gründe? Es gefiel ihm. Es gefiel ihm sehr gut.
Dank Louis Kraft schlossen sich sichtbar die Wunden und Farbe kehrte in das Gesicht des jungen Talin zurück. Durch die dunkle Kraft wurden seine Flügel erweckt, die sofort zwischen seinen Schulterblättern herauswuchsen. Die dunkle Seite schien auf Louis Kraft zu reagieren. Als Godric genug Kraft zurückbekam, setzte er sich auf. Die grauen Flügel erstreckten sich zur vollen Größe und schienen eine helle und glänzende Ausstrahlung zu besitzen. Er konnte deutlich spüren, wie seine Kräfte zurückkamen, durch den Körper flossen und ihm zur alten Kraft verhalf. Langsam öffnete Godric die Augen, sah zu Louis und lächelte etwas. „Danke...“ „Nutzlos mir danken zu wollen. Es war Teil des Paktes.“ „Jaja, ich weiß.“ Godric ahnte nicht, dass auch in Louis ein funken Freude steckte über seine Heilung.
Die Zweisamkeit wurde jedoch jäh gestört. „Lucifer! Wie lange gedenkst du noch dieses lächerliche Theater vor meinen Augen zu spielen?“ Als Louis die Frauenstimme vernahm, erhob er sich und wandte sich zu ihr. Auch Godric war aufgestanden, sah zur Schwarzhaarigen. „Verzeih deinen Geschmack nicht getroffen zu haben. Doch es war notwendig.“ „Notwendig? Ich bitte dich. Diese Worte, dieses Handeln. Eine einzige Farce. Doch deswegen habe ich mich nicht hierher begeben.“ Sie schwebte vom Altar, landete sanft auf der ersten Treppe und sah streng zu den beiden Männern. Da Godric keine Bannzettel mehr hatte und im Laufe des Kampfes ihm auch seine Barde abgenommen wurde, achtete er auf jede Bewegung dieser Frau. Wer war sie nur?
„Erkläre mir dies. Decus berichtete mir von deinem Versagen. Ich konnte ihm nicht glauben und musste mich selbst davon überzeugen. Der Anblick war schrecklich. Wo ist das Armageddon? Ist es möglich, dass du, mein eigener Sohn, deine Verträge nicht ernst nimmst?“ Louis ging einen Schritt nach vorn, während Godric vor Staunen den Mund öffnete.
Diese Frau, diese Dämonin, war die Mutter Lucifers???
Godric wusste nicht was er davon halten sollte. Waren die Worte in der Bibel etwa falsch? War Lucifel nicht zu Lucifer geworden? Oder kam Lucifel nicht von Gott, sondern von dieser Frau? Einer Frau, welche so jung aussah. Sie war nicht einmal körperlich Erwachsen und wollte die Mutter des Teufels sein? In Godrics Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. Er hatte am eigenen Leib gespürt wie mächtig diese Frau war, aber gleich die Mutter des Teufels??
Diese sprach unterdessen weiter. „Habe ich dich wirklich all die Zeit umsonst in meinem Bauch getragen, mein Junge? Unter meinem Herz? Nur um jetzt zu erfahren, dass du es nicht für nötig hältst, dich angemessen zu benehmen? 666 Monate!“ Während Godric mit seinen Gedanken haderte, hatte Louis den Abstand zwischen sich und seiner Mutter verringert, stand nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt. „Ich bitte dich, liebste Mutter, liebste Lucifera, du neigst zur Übertreibung. Ich habe meine Verträge eingehalten. Das Armageddon hat seinen Abschluss erhalten, so wie ich es für richtig halte. Weiteres wünsche ich in diesem Moment nicht.“ „Wie bitte? Das Armageddon war der Grund für deine Abwesenheit. Es nun nicht zu beenden ist töricht! Ich habe keinen törichten Sohn!“ „Dies ist richtig. Doch meine Wünsche haben sich auf etwas anderes gerichtet.“
Ein hartes Schlucken entkam Godric, sah zwischen Mutter und Sohn, ließ den Blick durch die zerstörte Halle schweifen. Die Menschen, die hier noch lagen, sahen vertrocknet aus, als hätte man ihnen seit Ewigkeiten kein Wasser mehr zugestanden. Es war ein schrecklicher Anblick. Wütend sah er zur Teufelsmutter. „Was zur Hölle geht hier vor? Wer sind sie und was sind das für Blumen?“ Mit einem Mal wurden die Blüten von einem leichten Wind aufgewirbelt, ließ die Blüten zwischen den Parteien zu Staub zerfallen. Fast, als würde der Wind Godrics Wut teilen. Doch dies beeindruckte sie nicht, ließ sie nur für einen Moment auflachen. „Hölle? Aus dieser komme ich her mein Junge.“, antwortete sie ruhig, ließ sich nicht aus der Reserve locken. Typisch, dachte sich Louis. Er wusste, es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Ihre Wut konnte grenzenlos sein. Selbst vor ihren eigenen Söhnen hatte sie nie halt gemacht, hatte doch Decus als kleines Kind, im Kampftraining, ohne mit der Wimper zu zucken fast sämtliche Knochen gebrochen. Je nachdem in welcher Situation man sich befand, unterschied sie nicht zwischen Freunden, Verwandten und Fremden. Dies wohl wissend, legte Louis eine Hand auf Godrics Schulter, zog ihn zurück. Dieser sah zur Hand, spürte eine Welle der Beruhigung. Er konnte es sich nicht erklären, doch es Beruhigte ihn, ließ seine Wut verebben. Godric wusste und hatte es schon lange gespürt, diese Frau war deutlich stärker als er selbst, doch es machte ihn wütend, wenn sie sich an Menschen labte und diese dabei tötete. Mussten denn alle immer gleich töten? Konnte es keine friedliche Einigung geben?
Louis stellte sich schützend vor den Talin. „Dies ist Lady Lucifera. Diejenige, der ich mein Leben verdanke. Egal in welcher Hinsicht...“, hatte er die junge Dame vorgestellt. „Aber sie ist so jung.“, warf Godric ein. Ein Kopfschütteln folgte als Antwort. „Falsch. Nicht dies Mädchen vor dir ist Lady Lucifera, sondern ihr Geist. Der wahre Körper befindet sich in Gehenna. Das Mädchen dort ist nur eine Marionette, ihre persönliche Dienerin. Cheyne.“ „Ihr Geist? Ihre Dienerin?“ Das alles war ihm zu hoch. Bedeutete das... ,dieses Mädchen war besessen? „Das würde ihre Augen erklären...“ Diese waren nach dem Kampf ein unnatürlicher Misch aus rot und grün. Nickend stimmte ihm Louis zu, sah zu seiner Mutter, die seinen Blick streng erwiderte. Eine leichte Anspannung kroch durch die Glieder des Schwarzhaarigen. Was würde Lucifera nun als nächstes planen? Wollte sie ihn ebenfalls angreifen? War ihre Wut derartig gewachsen, dass sie nicht einmal mehr halt davor machte? Verübeln konnte er es ihr nicht. Gab es doch mehr als diese eine Bindung zwischen Mutter und Sohn. Louis musste nicht um seine Niederlage fürchten, dennoch würde der Kampf nicht ohne Folgen sein. Langsam und würdevoll nahm sie die letzten Stufen, stand nun fast vor ihrem Sohn. Die Blumenkelche in ihrem Korb verwelkten und jene, die sie immer noch in der Hand trug und während des ganzen Kampfes nicht losgelassen hatte, ging in Flammen auf. Dabei unterbrach sie weder den Blickkontakt, noch änderte sie ihre Mimik. „Ich war in der Annahme Assiah sei ein Ort, in dem sich meine Untergebene an den Menschen laben könnte. Doch dies scheint ihr wohl vergönnt.“ Sie überbrückte den letzten Abstand, legte die Hände flach auf die Brust ihres Sohnes. Dieser hatte eine Hand auf die ihren gelegt, während er die andere von Godric genommen hatte. „Ich bin hier her gekommen, da mir von Decus zu Ohren gekommen war, dass du aufgewacht bist. Meine Freude darüber ist grenzenlos, ebenso zu sehen, dass du wohlauf bist. Dennoch erkläre mir, was ist geschehen. Wieso wurde ein Armageddon-Programm vor 1500 Jahren gestartet, unterbrochen und nun erst jetzt beendet? Ich begrüßte die Bestrafung, die du Decus hast zukommen lassen. Doch wieso?“ Ihre Stimme schien ruhiger, schon fast sanft. Godric wusste nicht was er davon halten sollte. Wollte, als Lucifera auf Louis zukam, diesen zu sich ziehen. Doch er hatte ins Leere gegriffen. Was hatte diese Frau vor? War es wirklich nur Informationsbeschaffung, oder war dies alles nur ein abgekartetes Spiel? Es war sonst immer ein leichtes für ihn, die Menschen um sich zu deuten, doch hier tappte der junge Pater im Dunkeln. Er war sich nicht sicher, wie er diese Frau dort vor sich einschätzen sollte. Sie hatte eine Art an sich, die schleichender Gefahr ähnelte. „Louis...“
„Dies ist alles einfach zu erklären Mutter. Hör mich nur bis zum Ende an und du wirst verstehen.“ Ein Moment der Stille herrschte, dann nickte sie zustimmend. Louis erklärte ihr, was geschehen war. Er erklärte ihr den Start des Armageddons vor 1500 Jahren, den Verrat Decus und erzählte ihr sogar die Wahrheit zwischen sich und dem Engel Amoniel, der sich für ihn und die Welt geopfert hatte. Louis ließ nichts aus in seinem Bericht, während Lucifera nicht einmal mit den Wimpern zuckte. Sie hörte sich still alles an, nickte nicht einmal. „Amoniel ist im Himmel, sein Kloster zerstört und Decus für seinen Verrat bestraft.“ Nachdem das letzte Wort verklungen war, sah Louis seiner Mutter, oder eher Cheyne, in die Augen. Doch er fühlte und sah sie, nicht dieses junge Dämonenmädchen, dessen Hülle vor ihm stand. Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete sie. „Ich verstehe. Dieser Bastard... Er hat seine gerechte Strafe bekommen.“ „So ist es.“ Die Lippen des Mädchens formten sich zu einem Lächeln. „Das er es war, der unser Wiedersehen so lange verhindert hatte. Doch, er war nicht der Einzige.“ Mit diesen Worten löste sie sich von ihrem Sohn, sah für einen kurzen Moment zu Godric, welcher nun nicht wusste ob dies gut oder schlecht für ihn war. „Wer ist dieser junge Mann und in welcher Verbindung steht er zu dir? Ich spüre, ihr habt Verträge!“ Für einen Moment sah Louis schweigend zu diesem. Sein Blick wurde erwidert. Godric nahm unbewusst die Hand des Teufels, da er sich nicht nur Sorgen um sich selbst machte, sondern auch um Louis. Er spürte, die Wut der Frau schien nicht verflogen.
Als er die warme Hand des Paters spürte, durchzog ein seltsames Kribbeln seinen Körper, das er sich nicht erklären konnte. Noch nie sorgte sich ein Mensch so sehr ihm ihn, dass er sogar nach seiner Hand griff. Ausgerechnet auch noch vor Lucifera. Godric bemerkte ebenfalls was er da getan hatte. Einfach die Hand des Teufels zu nehmen und das ausgerechnet vor dessen Mutter. Das konnte nicht gut gehen. Doch er verfluchte es nicht, sondern stand dazu. Louis hatte ihn gerettet, stand beschützend an seiner Seite. Da war es das Mindeste. Wieso beschützte der Teufel ihn? Selbst dieser fand anfangs keine Antwort darauf. Er hatte sich einfach vor den Pater, gegen seine Mutter gestellt.Wo gab es denn so etwas? Luciferas Frage hallte immer wieder durch dessen Kopf. Tief atmete Louis durch, hatte nur für einen Moment die Augen geschlossen, um dann umso entschlossener ihr entgegenzutreten. Nicht ihre Worte wühlten ihn auf, sondern es waren seine Gedanken, die ihn beschäftigten. „Er hat mich aus meinen Gefängnis befreit. Wir haben den Blutvertrag geschlossen. Sein Name ist Godric Talin und er ist der Pfaffe des Götterberges und Amoniels Nachfolger. Ich muss dich bitten davon abzulassen ihn zu töten! Er hat für mich eine andere Bedeutung, als für dich! Eine Bedeutung, die über den anderen Menschen liegt!“ Lucifera hob galant eine Augenbraue und auch Louis bemerkte, dass der letzte Satz nicht wirklich standesgemäß war. Er war ihm, ohne zu denken, entkommen. Godric stand ebenfalls die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Hatte Louis gerade gesagt, es gäbe noch eine andere, gehobenere Bedeutung? Was sollte dies heißen? „War das, weil ich seine Blutquelle und sein Vertragspartner war? Oder doch, weil er...“ Godric stoppte diesen Gedanken. Das war absurd. Fliegende Schweine, die im Himmel Baseball spielten, waren realer als dies, was er sich gerade dachte.
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Ich wusste nicht woran ich denken sollte.
Ich hatte eine Bedeutung für IHN?
Wie absurd...
Doch warum habe ich ausgerechnet an ihn gedacht, als es zu Ende ging?
Hatte er eine Bedeutung für MICH?
Oh Herr... Ich verstehe mich selbst nicht mehr.
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„Ich habe andächtig deinen Worten gelauscht.“, sprach Lucifera, wandte sich ab und machte eine kurze Handbewegung. Von einer auf die andere Sekunde erhoben sich alle Scherben und Splitter, setzten sich wieder in den Boden und den Fenstern ein. Die Bänke setzten sich wie durch Zauberhand wieder zusammen und auch die Säule errichtete sich zu ihrem alten Selbst. Vor Godrics Erstaunen war die Kirche wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückgekehrt. Nichts zeugte mehr von einem Kampf auf Leben und Tod. Nicht nur die Kirche, sondern auch der Nebel schien verschwunden, wie es Godric durch den Türspalt sehen konnte. Die bewusstlosen Menschen regenerierten sich, waren jedoch immer noch in ihrer Bewusstlosigkeit gefangen. Hieß das nun, dass alles überstanden war? Würde sie nun gehen?
Doch die Hoffnung beider wurde enttäuscht.
Als alles in seinen ursprünglichen Zustand versetzt worden war, blieb Lucifera stehen. „Ich habe vernommen was wichtig war, aber auch vieles, was mich nicht zufrieden stellt.“ Mit diesen Worten hatte sie sich auf den Altar gesetzt und sah kühl zu den beiden Männern. „Was ist es, was dir solch eine Unzufriedenheit beschert?“, war Louis schlichte Frage. „Freundschaft, Spaß und sogar Liebe. All das, was ich hören musste. Ein Mensch, der dir mehr bedeutet als die anderen. Mein Sohn, dies geht eindeutig zu weit!“ Sie war wütend, erhob jedoch ihre Stimme nicht. Sie behielt ihre Fassung, doch der Blick sagte alles. Er war eisig und voller Unverständnis und Wut. „Ein Dämon. Nein! Der Herr der Unterwelt gibt sich solch Gedanken und Gefühle hin? Mitnichten mein Sohn! Liebe? Nur unter Dämonen. Spaß? Sicherlich! Wenn es der angebrachte Spaß ist. Freundschaft? Hast du vergessen was damals passiert ist? Freundschaft, die gibt es nicht! Ein Mensch, der einen wichtig ist? Wichtiger als nach Gehenna zurückzukehren? Mir bluten gleich die Ohren!“ Während sie sprach hatte sie die Hände, wie zu einem Gebet, gefaltet. Auf dem Rücken der jungen Dienerin erschienen schwarze Flügel, während das Gesicht feine Male an der Stirn und unter den Augen bekam. „Ich befürchte, Assiah hat dir weder gut getan, noch positive Erfahrungen gebracht. Hast du vergessen was damals geschehen war? Ich nicht! Niemals werde ich verzeihen. Du hast geschworen! Auf alles was dir von Wert war Lucifer! Nun hintergehst du deinen Schwur, hintergehst mich? Decus ist eine Enttäuschung, dies war mir von Anfang an klar. Doch du..., du mein Lucifer... Du enttäuschst mich und lässt mein mütterliches Herz bluten! Wo ist mein standhafter, unnahbarer, tödlicher und erhabener Lucifer? Wo ist der Mann, der über alle anderen erhaben war?!“ Louis biss die Zähne zusammen bei diesen deutlichen Worten, sah ihren verletzten Blick. Ja..., er hatte geschworen und es nicht vergessen. Nie hatte er vergessen... Ein leichtes murren kam aus seiner Kehle und unbewusst drückte er die Hand des Paters fester. Hatte er sich wirklich so sehr verändert? War er nicht mehr der Mann, den Lucifera kannte? War er nicht mehr der Lucifer, auf den sie ihre Hoffnungen setzten konnte? Ihren Frieden finden? Sie hatte Recht... Eine Veränderung war auch Louis aufgefallen. All die Gedanken um den Pater, die Gedanken um Amon...
Sie brauchte ihm nicht zu sagen, dass er solchen Gedanken nachging...
Sie brauchte ihm nicht zu sagen, dass er solchen Gefühlen eine Chance gab...
Sie brauchte ihm nicht zu sagen...,
dass er Wünsche hegte...
Wünsche abseits seines Schwurs.
Godrics Blick verdüsterte sich leicht bei diesen Vorwürfen. Er wusste nicht wovon Lucifera redete. Schwur... Welchen Schwur? Gab es ein Versprechen? Gab es etwas zwischen Mutter und Sohn, dass so tief war und sogar einer Dämonenlady so erzürnen ließ? Er spürte den festen Griff um seine Hand, sah zu Louis, der einen verwirrten Ausdruck hatte. Doch... er konnte auch etwas anderes darin sehen. Fast so... als wäre er verletzt, zweifelnd und... sich in allen Maßen unsicher. Unbewusst griff auch Godric fester um die Hand des Teufels, die ihm so viel Wärme und Sicherheit schenkte. Mit diesen Gefühlen sah er zur wütenden Mutter. Seitdem er diese grauen Flügel hatte, konnte er seinen Zorn nicht mehr verstecken, hatte den unbändigen Drang ihn einfach offen auszusprechen. Es widerstrebte ihm selbst, da er sich dem Zorn nicht hingeben wollte. Dies eine Mal jedoch, war es ihm gleich. Diese Frau vor ihm, war nicht wie eine Mutter, sondern nur eine Frau, die ihrem Kind ihren Willen aufzwingen wollte. Sei es aus einem Schwur, ein Versprechen oder einer anderen Bindung. Godric wusste nicht weswegen, doch er war wütend auf sie. Selbst wenn er keine Eltern hatte, sich nicht an diese Erinnern konnte, so hatte er den damaligen Abt gehabt. Hatte gespürt was es heißt, gebraucht und geliebt zu werden. Auch wenn dieser ihm nicht die Wärme und Geborgenheit geben konnte, die er sich gewünscht hatte, so hatte er stets den Abt als jemanden gesehen, der ihn brauchte und stolz auf ihn war. Hatte sich unter seinem schützenden Blick entwickeln können. Für Godric war eines klar: Eltern sollten stolz auf ihre Kinder sein und sie unterstützen. Sie sollten ihre Kinder lieben und sie mit Strenge, aber auch Güte erziehen. „Eine Mutter sollte stolz auf ihr Kind sein, wenn es beschließt seinen eigenen Weg zu gehen und nicht enttäuscht! Wenn ihr Mutterherz wirklich so blutet, dann sollten sie mal überlegen weshalb! Veränderungen sind nie schlimm! Sie gehören zu jedem Leben dazu, nicht nur hier in Assiah, auch in Gehenna! Louis kann ein angemessener Teufel sein, ohne gleich jede Welt den Untergang zu bringen und damit absolut alles zu zerstören! Wenn ihr wirklich eine Mutter seid, dann würdet ihr den Weg eures Kindes akzeptieren und es unterstützen!“, entkam es ihm wütend und erntete die Blicke beider Dämonen.
„Wie konnte er nur solche Worte verlieren? Er hatte ja gar keine Ahnung? War er Lebensmüde?“, dachte sich Louis. Dennoch, er wusste, die Worte waren die Wahrheit. So viele Veränderungen hatten sie schon durchlebt, so viele sterben und leben sehen. „Ich muss dem Urteil zustimmen.“, sprach Louis offen und erntete erboste Blicke seitens Lucifera.. Sie wollte solche Worte nicht hören. Doch anstatt ihn erneut anzugreifen, fing sie hinter vorgehaltener Hand an zu lachen. „So viel Zorn und dies von einem Talin. Lucifer... Kann es sein? Du hast ihn bekehrt? Ich spüre deutlich seine Sünden.“ Louis schüttelte den Kopf. Bekehrt? Nein. Verändert? Ja. Dem Schwarzhaarigen waren viele Veränderungen aufgefallen, seitdem er Godric kannte. Er hatte nicht geflucht, nicht Spaß an der fleischlichen Sünde gezeigt und hatte nicht diesen Zorn. Doch nun war alles anders. Louis konnte deutlich Zorn und Hochmut spüren. Der Zorn überwog. „Nun meine Liebe. Ich muss zugeben, seit meinem Erscheinen ist er nicht mehr der Selbe.“ Ein leises Schmunzeln kam über die Lippen des Teufels, während Lucifera auflachte. „Fabelhaft. Ein sündiger Geistlicher. Ganz nach Amoniel. Dennoch ist dies keine Entschuldigung für all dies. Du hängst Illusionen nach, welche dem Himmelreich zugeschrieben werden. Wir lieben keine Menschen, wir richten über diese. Ich fürchte, Assiah hätte untergehen sollen. Dies wäre mir lieber, als solche Worte aus deinem Munde zu vernehmen. Ich wusste, Amoniel setzt den Leuten Flausen in den Kopf, aber solch ein Verfall der dämonischen Sitten kann ich nicht dulden. Es wird Zeit zurückzukehren. Zurück nach Gehenna!“ Dies ließ den Teufel auflachen. „Solch mütterlichen Worte sind unangebracht! Ich werde noch nicht zurückkehren.“, beschloss er, erntete dafür einen weiteren wütenden Blick. So lange waren sie getrennt und nun? Lucifer hatte nichts besseres vorgehabt als sie zu erzürnen. So hatte sich das Lucifera nicht vorgestellt. Wo sie doch so lange auf ihn verzichten musste und dieser Decus ihr auf die Nerven ging. Sie hasste ihren Erstgeborenen aus tiefster Seele. Nie hatte sie ihm die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie ihrem Zweitgeborenen gab. Als die Worte verklungen waren, floss zur gleichen Zeit an den Kirchenwänden Blut herunter und die helle Kuppel, auf denen die Engelsbilder waren, wurde dunkel. Louis wusste, dies würde kein gutes Ende nehmen, wenn es so weiterging.
Godric sah dem mit gemischten Gefühlen zu, wandte sich zu Lucifera. Immerhin galt es hier seine Ehre zu verteidigen, auch wenn er wohl auf verlorenem Posten kämpfte. Doch er war wenigstens froh, dass diese ihn nicht Pfaffe nannte, auch wenn er 'sündiger Geistlicher' auch nicht angenehm fand. Godric mochte dieses Wort 'Pfaffe' nicht, mochte nicht, wenn Louis ihn so ansprach. Er hatte dann das Gefühl, Louis würde Amon ansprechen, nur seinen Urahn in ihn sehen. Ob er etwas an seinen Haaren machen sollte, um Abstand von Amon zu bekommen? Doch... wieso? War es ihm wirklich so wichtig, ob Louis ihn oder Amon sah? Godric wusste es. Es war ihm sehr wichtig! Es lag ihm am Herzen. „Ich werde mehr beten und beichten, also halten sie keine Vorträge und nein! Niemand hat mich bekehrt, zu was auch immer!“, sprach er mutig und wollte sich nicht freiwillig als sündig betiteln lassen. Godric fand Amons Lebensstil nicht schlimm, beneidete ihn sogar ein wenig für dessen Gemüt, doch er wollte ein eigenständiges Leben führen. Wer hatte dies denn auch alles aus ihm gemacht? Ihm die grauen Flügel geschenkt. Nie hatte er sich etwas zu schulden kommen lassen! Nie freiwillig...
Das Blut sickerte langsam Richtung Boden, bedeckte die ersten Marmorplatten und tauchte sie in ein tiefes Rot. „Was geht hier vor?“, wisperte Godric beunruhigt. „Abwarten.“ Louis ließ die Hand des Geistlichen los und ging direkt auf seine Mutter zu, legte die Hände auf den zierlichen Schultern der Dienerin. „Ich bitte dich deinen Zorn zu zügeln. Die Energie, welche du freisetzen möchtest, ist für diese Dienerin zu hoch. Der Körper wird vernichtet werden, wenn du dich nicht zurückziehst.“, sprach er ruhig. Sie sah mit gemischten Gefühlen zu dem Größeren. „Hast du es vergessen? Was das Himmelsreich uns angetan hat? Was er uns angetan hat?“, waren ihre verletzten Worte. Sanft schüttelte Louis den Kopf. Nie könnte er dies vergessen und selbst jetzt hatte er noch an Rache gesonnen. Neben Rache gab es jedoch noch etwas, das seine Aufmerksamkeit erringen konnte. „Wie könnte ich dies vergessen. Niemals. Ich werde meinen Schwur niemals brechen. Doch bitte ich dich zur Geduld.“ „Ich habe dich sehr vermisst.“ „Ich weiß und ich sehe meine Schuld ein. Mir erging es nicht anders in all den Jahren. Doch bitte, es gibt noch Dinge, denen ich nachgehen möchte.“ Leicht sank sie in seine Arme, die sich um den schmalen Körper legten. „Ich stelle deine Entscheidungen ungern in Frage, doch es ist meine Aufgabe. Doch ich weiß welcher Platz mir zugedacht wurde und zweifle nicht daran.“ „Es gibt keinen Grund den kleinsten Zweifel zu hegen. Du bist die Frau, die an erster Stelle steht.“
Godric beobachtete das Gespräch still, hatte einen der Männer aus einer Blutlache gefischt. „Na die sind sich ja einig. Die Mutterliebe muss ja groß sein.“, hatte sich Godric bei all den Worten gedacht. Er kam zu einem Schluss: Man konnte Dämonen einfach nicht verstehen! Sie waren zu verwirrend! Erst gingen sie sich an die Gurgel, dann lagen sie sich in den Armen. Welcher einfache Mensch sollte da noch durchblicken, fragte sich Godric und schüttelte seufzend den Kopf. Derweil strich Louis mit der Hand über die Wange der jungen Frau, spürte wie sich ein wenig Haut löste. Die Kräfte waren zu groß. Louis wusste dies nur zu gut. Würde er selbst seinen Geist in einen fremden Körper bringen, dann würde dieser sofort in Flammen aufgehen. Seine Kraft war zu groß für einen anderen Körper. Lucifera erging es ähnlich. Cheyne war in all den Jahrtausenden die erste gewesen, die Luciferas Geist für eine solch beachtliche Zeit tragen konnte. Lucifera selbst hatte an ihrer Technik gefeilt und wenn sie ihre Kraft nicht im Überfluss nutzte, gab es keine Komplikationen. „Ich werde mich zurückziehen, doch sie wird hierbleiben und euch bei eurem Weg beobachten.“, entschied sie. „In Ordnung.“ Leicht wandte sie sich ab, nicht ohne Louis noch einen letzten Blick zu schenken. „Das du wieder vor mir stehen kannst, erfüllt mich mit Zufriedenheit. Doch nicht, dass du mit Abwesenheit glänzt.“, waren ihre deutlich sanfteren Worte, welche Louis leicht lachen ließen. „Ich habe es vernommen.“
Lucifera sah zum Altar, streckte eine Hand in die Richtung des Kreuzes, das nun auch wieder unversehrt war. Mit dem Zeigefinger zeichnete sie ein Pentagramm in der Luft. Ein schwarzer Strich folgte dem Finger, bis das Pentagramm vollendet war. Leise, gemurmelte Worte waren zu vernehmen. Louis wusste was sie dort sprach, während Godric Ahnungslos dem Spektakel zusah. War dies nun ein gutes Zeichen? Er hoffte es. Im nächsten Moment schien das Pentagramm zu pulsieren und verschwand. Im gleichen Moment sank das junge Mädchen zu Boden, schien bewusstlos. „Was ist passiert?“, wollte Godric wissen, der sich sogar um die kleine Dämonin sorgte. „Nichts von Belang. Luciferas Geist ist in ihren Körper zurückgekehrt.“ Diese Worte gaben ihm neue Hoffnung, auch wenn es für ihn immer noch unglaublich war, dass man einfach seinen Geist in einen anderen Körper brachte. Nun verstand Godric, weswegen es Exorzistengeschichten gab. Erleichtert atmete er auf, sah zu den Bewusstlosen, teils leicht verletzten Menschen. „Nimm das Mädchen und verschwinde mit ihr. Ich habe noch einen Gottesdienst zu halten.“, kam es leicht ungehalten. All dieses Chaos, nur wegen den Dämonen! Konnten sie nicht all dies Regeln, ohne Menschen in Gefahr zu bringen? „Wie ungehalten.“, kam es amüsiert von Louis, welcher dennoch Cheyne auf die Arme nahm. Diese wachte in diesem Moment auf und ihre grünen Augen, sahen direkt in die roten des Teufels. Erschrocken kletterte sie von seinen Armen. „M... Mein Herr!“, waren ihre erschrockenen Worte, ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie wusste anscheinend nicht wo sie war. Wenn Lucifera jemanden in ihre Gewalt brachte, bekam diese Person nichts mit. Doch dann räusperte sie sich, ging auf die Knie. „Mein Herr. Es freut mich euch wohlauf zu sehen.“, begrüßte sie ihn, sah dann zu Godric. „Und dich natürlich auch, Amoniel.“ „Nicht schon wieder...“, murmelte Godric, während Louis lachte. „Das ist nicht Amon.“, erklärte er ihr, sah dann zum Verwechselten. „Du solltest wirklich etwas mit deinen Haaren machen.“ „Hatte ich vor. Es nervt mich, dass jeder nur Amon in mir sieht!“ „Ich soll jetzt in Assiah bleiben?“, fragte Cheyne unsicher dazwischen, da sie nicht wusste, ob sie hier erwünscht war. Das Tor zur Dämonenwelt konnte sie auch nicht einfach öffnen, da ihre Herrin ihr befohlen hatte in Assiah zu verweilen. Es war verwirrend, doch Louis nahm ihr diese. „Anscheinend. Du solltest jedoch etwas an deinem Aussehen feilen. Man darf nicht sehen was du bist.“ Cheyne nickte folgsam und schloss die Augen. Im nächsten Moment verkleinerten sich ihre Ohren und ihre Fangzähne wurden normal. Den Dämonenschwanz hatte sie, wie auch schon die ganze Zeit, unter ihrem Kleid. Es waren einige Lagen gewesen und so war der Schweif gut bedeckt. „Ich danke euch mein Herr. Lasst mich im Ausgleich euch helfen.“ Sofort ging Cheyne zu einem der Bewusstlosen, kniete neben ihm auf den Boden und biss in seinen Hals. „Hey! Aufhören!“, rief Godric, doch Louis hielt ihn zurück, erntete dabei einen wütenden Blick und fragte sich der wievielte es an diesem Tag schon war. Das junge Mädchen hatte die Augen geschlossen und schien an den Mann zu saugen, doch es war kein Blut zu sehen, als sie ihre Zähne wieder aus dem Fleisch zog. Cheyne legte ihre Hand vor den Mund, seufzte zufrieden. Lange hatte sie auf solch ein köstliches Mahl verzichten müssen. Während die junge Dienerin zufrieden war, sah der Gebissene nun viel gesunder und vitaler aus. Selbst einige Pickel waren aus dem Gesicht verschwunden. „A...ber wie?“ Mit geweiteten Augen beobachtete Godric diesen wundersamen Wandel. Louis hatte nur ein Lachen dafür übrig. „Cheyne ernährt sich, wenn sie in Assiah verweilt, von Erschöpfung und Stress. In Zeiten wie diesen, in denen der Stress und die Erschöpfung auf dem Höhepunkt sind, ist es für sie am köstlichsten. Es ist wie eine reich gedeckte Platte für sie.“ „Ich verstehe... Ihr spürt den Stress. Ich erinnere mich daran, dass du damals in der Stadt etwas ähnliches gesagt hast.“ „So ist es.“ Während der Erklärung ging Cheyne zu jeder Person, die Ohnmächtig war und biss diese. Nur einige Minuten später wachten sie aus ihrer Ohnmacht aus, schienen lebendiger und ausgeglichener als je zuvor. „Jiraya!“, hörte Godric eine Stimme, sah nach draußen. Jeromé und sein Bruder waren ebenfalls erwacht, schienen jedoch nicht zu wissen was hier geschehen war. Verwirrung lag in den Gesichtern und Godric ging die Treppen zum Altar hinauf, wandte sich an die Menge und fragte nach ihrem Befinden. Niemand wusste mehr was passiert war. Godric erklärte die Massenohnmacht durch einen Nebel. Gelogen war es nicht, doch mehr konnte er sagen, da er die Dämonen unmöglich verraten konnte. Nicht ihretwegen, sondern um der Massenpanik zu entgehen, welche sonst entstanden wäre.
Nachdem die Menschen erwacht waren und man sich um ihr Wohl gekümmert hatte, konnte Godric endlich mit dem Gottesdienst beginnen. Bevor er anfing zu Predigen, sah er zu Louis und Cheyne, welche ihre Kopfhaube richtete, dann Godric anlächelte. „Nimm die kleine und geh. Ich brauche deine Hilfe heute nicht.“, bat er, da Cheyne aufzufallen schien. Einige Besucher sahen zu ihr, wunderten sich über ihre Erscheinung. Es war selten, dass ein schwarzhaariges Mädchen, in solch einer Kleidung wie ihre, am Gottesdienst teilnahm. „Hmm... nun gut. Auch wenn ich eher glaube, deine Schäfchen stehen auf kleine Mädchen!“ „Was? So etwas absurdes! Raus hier!“ Lachend machte sich Louis mit Cheyne auf den Weg und Godric konnte, nachdem er um etwas Ruhe bat, den Gottesdienst endlich einläuten. Er wollte reden und predigen, auch wenn die Lust heute gering war. Doch er tat es, wie man es von einem guten Priester warten würde und nahm sich vor, nach dem Gottesdienst alleine zu beten und zu beichten. All der Zorn und die Sünden. Er hatte das Gefühl, dass es was zu beichten gab und schämte sich für seinen Zorn, den er empfunden hatte. So wurde er nicht erzogen, so wollte er nicht werden. Godric hatte das Gefühl sich selbst zu verlieren. All die Gedanken, die sich meist nur noch um Louis drehten. Ständig sah er dessen Antlitz. „Das ist nicht akzeptabel. Mein Herz gehört alleine nur meinem Herren...“, dachte er sich während der Predigt. Trotz seiner Gedanken ließ er sich nicht davon abbringen zu predigen und dank seiner Perfektion bemerkte niemand, dass er selbst nicht einmal bei der Sache war. Es war früher Nachmittag, als der Gottesdienst beendet war. Durch Luciferas Einmischung hatte es gedauert. Nach dem Gottesdienst, als alle, selbst der Priester dieser Kirche, gegangen waren, kniete er sich vor das Kreuz des Altars. Die Hände gefaltet, schloss er die Augen und wollte in sich gehen. Es würde ein langes Gebet werden, da er viele Sünden auf seinen Schultern spürte, die immer schwerer wurden.
Derweil standen Louis und Cheyne draußen, hörten wie der Gottesdienst im vollen Gange war. „Was nun, mein Herr?“, fragte sie, da sie nicht wusste, was nun zu tun war. Noch nie wurde sie aus einem Gottesdienst geschmissen. Louis hingegen kannte das schon und streckte sich nur gemütlich. „Ich werde mich um einige Dinge kümmern. Wir gehen.“ „Sehr wohl mein Herr.“ Erneut war Louis an einem Ort erschienen, jedoch nicht in Gehenna, sondern vor riesigen Ruinen. Nichts hatte sich hier verändert, aber es war ja auch noch nicht lange her, als hier das Kloster Amons stand und vernichtet wurde. Cheyne erschien neben ihrem Herren, sah erstaunt zum Trümmerberg. „Mein Herr. Ist das der Schuppen, in dem ihr residiert hattet?“ Das diese nicht gerade eine passende Wortwahl hatte, wusste Louis und wunderte sich nicht über diese Bezeichnung. Sie sprach äußerst respektvoll gegenüber ihren Herren, doch für menschliche Dinge hatte sie meistens nur eine abfällige Wortwahl übrig. „Ja, aber nenne das Loch nicht Schuppen. Es ist ein Kloster. So nennen es die Menschen, so nannte es Amon.“ „Ich verstehe. Ein Klosterschuppen.“ Für einen Moment hatte Louis die Hand an seine Stirn gelegt. Womit hatte er all dies noch einmal verdient? Achja... Er hatte den Pater am Leben gelassen. „Ein langweiliger Schuppen...“, wisperte er leise, schien es aber nicht wirklich so zu meinen. „Dennoch hat hier jemand gewirkt. Der Klosterschuppen sieht nicht so zerstört aus, wie ich es von Decus gehört habe.“ Bei dieser Anmerkung sah Louis auf. In der Tat! Sie hatte Recht. Der Schutt war weggeräumt, die Steine sortierter, einige sogar aufgehäuft. Die Menschen hatten wohl versucht in der kurzen Zeit die Opfer zu bergen. Sie hatten jedoch noch nicht alle gefunden. Louis konnte ihr Blut und den Geruch der Leichen, deutlich vernehmen. „Cheyne. Sammel die Menschenleichen auf. Sie zerstören mein Kunstwerk!“ „Sehr wohl.“
Auf seinen Befehl hin, lief Cheyne in die Mitte der Ruinen des Haupthauses. Sie schloss die Augen und streckte die Arme seitlich aus. Unter ihr erschien ein magischer Kreis, welcher sich in ein tiefes Rot färbte. Leise murmelnd erhob sich die Schwarzhaarige ein paar Zentimeter vom Boden, schien förmlich zu schweben. Der magische Kreis zerbrach in viele Teile, doch dies war kein Fehler in der Beschwörung, sondern Absicht. Statt eines Kreises, formten sich die Einzelteile neu, bildeten überall, über den Ruinen neue Kreise. Diese erzitterten für einen Moment und ihre Oberflächen schlugen Wellen. Als diese langsam abgeebbt waren, waren in der Mitte der Kreise eine kleine Beule. Langsam wuchs sie an und es sah so aus, als würde etwas durch die Oberflächen kommen wollen. Nur ein paar Sekunden später durchbrachen knöcherne, durchsichtige Hände die Oberflächen der kleinen Kreise, griffen zwischen den Ruinen und bargen Leichen. Einige waren nicht mehr wiederzuerkennen, anderen fehlten Gliedmaßen, Kleidung oder ihre Haut war durch die herabfallenden Gesteinsbrocken zerrissen. Anstatt die Leichen auf einen Haufen zu legen, damit die Menschen diese beisetzen konnten, verbrannten sie im Feuer. Louis hatte die Leichen, die Cheyne geborgen hatte, mit seinem blauen Höllenfeuer verbrannt, so dass ihre Asche vom Wind davongetragen wurde. Als nun kein Geruch der Verwesung zu vernehmen war, hatte sich die junge Dienerin zurückgezogen. Nun war es an Louis in Aktion zu treten. An Ort und Stelle bleibend, schnippte er und die Steine bewegten sich, schwebten langsam über den Boden. Es war dieselbe Technik, die Lucifera in der Kirche verwendet hatte. Nur wenige konnten etwas in seinen Ursprung versetzen. Es war eine fast göttliche Kraft, eine Kraft, die in Gehenna nur er und Lucifera beherrschten. Louis kannte das Kloster gut genug, um es wieder in seinen Ursprung zu versetzen. Trotz der vielen Umbauten in all den Jahren, konnte Louis das Kloster Stück für Stück mit seiner Kraft wieder reparieren. Es war nicht die Erinnerung von Louis die gebraucht wurde, sondern die Erinnerung aller Steine und aller Materialien, die zu dem Kloster gehörten. Nur einen Moment später stand das Kloster, frisch aufgebaut. Das gerade im Dorf, das am Fuß des Berges stand, die Verwunderung groß war, ahnte er nicht. Die Menschen wunderten sich über diesen Aufbau und pilgerten zum Kloster. Louis hingegen war mit Cheyne in jenes gegangen, lehnte sich zufrieden an den Rahmen eines Tores. „Großartig. Nun ist das Kloster wieder so, wie es zuvor war.“ Es war seltsam, empfand Louis. Das Kloster stand wieder, doch sein Gefühl war nicht das gleiche. Louis wusste keine Antwort darauf. „Ist mit euch alles in Ordnung, mein Herr?“ „Natürlich!“, antwortete er sofort, ließ Cheyne stehen und ging in das Zimmer des Abtes. Nach all der Anstrengung an diesem Tage wollte er sich zu Ruhe legen. Normal schlief Louis immer ab sechs Uhr morgens bis zwölf Uhr Nachmittags. Doch es gab noch etwas, was ihn störte, nämlich Cheyne. Es lag nicht an ihr, doch an ihrer Anwesenheit. Lucifera hatte gewünscht, dass diese ihren Lucifer und den sündigen Geistlichen, wie sie Godric betitelte, beobachtete. Nun sah der Teufel seine geplanten Schäferstündchen mit jenem in Gefahr. Es war nicht, dass er ein Problem mit Publikum während des Akts hatte, sondern es lag daran, dass Lucifera sicher selbst nach Assiah kommen würde, wenn sie von Cheyne erfuhr, was im klösterlichen Schlafzimmer passierte. Er wollte mit Godric sündiges treiben und sich nicht den Zorn der Dämonenmutter stellen. Cheyne blieb stehen, entschloss sich dann aber das Kloster zu untersuchen.
Während Louis schon eine Weile in Godrics Bett schlief, waren die Menschen angekommen. „Es steht. Es steht alles wieder! Wie kann das sein?“ Eine Frau im mittleren Alter legte ihre Hand an die Mauer. „Ein Wunder ist geschehen! Der Götterberg ist wirklich geheiligt! Unser aller Pater muss davon wissen!“ „Ja das muss er, aber es ist lächerlich zu glauben, Gott sei im Spiel! Das sind doch alles nur Ammenmärchen!“, bestritt ein junger Mann. „Ammenmärchen? Wie willst du dir das erklären?“, kam es von einem älteren Mann. „Wie kannst du nur so etwas sagen, vor diesem alten Kloster!“, empörte sich ein anderer Mann. Ein kleines Mädchen hatte sich auf den Boden gekniet, strich mit der Hand über diesen. Ihr kam der Boden seltsam vor. Einige Stellen waren schwarz. Sie wusste ja nicht, dass dies die Asche der Toten war, die nicht vom Wind davongetragen wurde. „Mama... Das ist komisch.“ „Ich weiß mein Kind, aber das ist das Wunder Gottes.“ Die Menge war sich uneinig ob es ein Wunder Gottes war, oder doch jemand heimlich das Kloster in beachtlicher Schnelle aufgebaut hatte. „Es war Gott! Ganz sicher!“, rief eine der Frauen. Die Stimmung heizte sich auf, bis auf einmal ein lautes Lachen sämtliche Gespräche verstummen ließ. Cheyne saß auf einer Mauer, sah zu den Menschen herab. „So? Gott? Nun..., so würde ich es nicht nennen, auch wenn mein Herr eine Gottheit ist. Streng genommen. Doch er zieht es vor Lucifer genannt zu werden und nicht Gott! Ihr Würmer habt dennoch nicht das Privileg ihn bei seinem Namen zu nennen. Für euch ist er euer Meister!“, sprach sie streng, stand auf und sah auf die Menschen herab. „Kind! Rede nicht so einen Unsinn und komm von der Mauer runter! Das ist gefährlich!“, rief einer der Männer und versuchte Cheyne von der Mauer zu holen. Als dieser ihr Nahe war, dass er ihr Unterkleid erhaschen konnte, gab sie einen wütenden Laut von sich. „Wie kannst du es wagen du Made! Einer Lady ans Unterkleid zu fassen!“ Fest trat sie mit ihren Absatzstiefeln in das Gesicht des Mannes, der nach hinten fiel und schmerzhaft am Boden aufkam. Aufgebracht ging die Menge ein Stück zurück, da das verärgerte Dämonenmädchen von der Mauer schwebte, jedoch in der Luft stehen blieb. „Mein Meister hat mir befohlen meine dämonischen Attribute nicht zu zeigen. Doch da ihr hier eindringen wollt, ist es meine Aufgabe dies zu verhindern. Ich werde meinen Herren schützen!“ Schwarze Schwingen erschienen an ihrem Rücken und ein kaltes Grinsen war in ihrem Gesicht. Sie wusste, die Menschen durfte sie nicht töten, doch von Ohnmacht hatte niemand etwas erzählt. Bevor auch nur einer fliehen konnte, hatte Cheyne sie in ihrem Bannkreis eingeschlossen. Ein dunkler Nebel erschien, kroch ihnen in alle Körperöffnungen und ließ sie in der Ohnmacht zurück. Doch noch wollte sie sich ihren wehrlosen Opfern nicht abwenden. Sie spürte großen Stress und große Erschöpfung. „Assiah ist wirklich ein perfekter Ort für das Mahl! Ich muss meiner Herrin danken dafür!“ Freudig stürzte sie sich auf die Dorfbewohner und saugte jeden ihre negativen Zustand aus, genoss jeden einzelnen Biss in vollen Zügen.
Godric ahnte nicht was in seinem Heimatdorf passierte, hatte sich schon fast in seinen Gedanken verloren. Seit Stunden saß er vor dem Altar, betete zu Gott und bemerkte nicht wie die Zeit verging und es schon später Nachtmittag wurde. Was meinte Louis nur damit, dass er mehr Bedeutete als die anderen Menschen? Was bedeutete das für Louis? Nach welchem Maßstab ging dieser überhaupt? Lebensfähig und nicht? Gutes Blut oder schlechtes? Er konnte keine Ruhe finden, bevor dies nicht geklärt war. Eines war ihm sicher: Er musste mit Louis darüber sprechen! Dabei wollte er doch nur etwas Ruhe. Nun hatte er neben Louis auch noch dessen Mutter und deren Dienerschaft am Hals! Cheyne konnte er nicht einschätzen, doch er glaubte, auch sie sei einer dieser typischen Dämonen. Von Louis und seiner Familie konnte doch nichts Gutes kommen, oder? Er hatte ihn gerettet, auch wenn er als Ausgleich das Blut haben wollte. Doch..., er war zur Hilfe gekommen, stellte sich für ihn gegen seine Mutter. Wieso tat er all dies? Vielleicht wusste Louis selbst nicht einmal warum. Godric war sich sicher. Doch... war sich Godric sicher, warum er an diesen gedacht hatte? Seinen letzten Gedanken an ihn gerichtet hatte? Verzweifelt bat er um Vergebung. Selbst jetzt, in seiner Beichte, konnte er an nichts anderes denken. Leise murmelnd bat er um Vergebung für seine Sünden, die wirklich schwer wogen. Sein Zorn, seine Hochmut und vor allem seine Gefühle. Es hatte ihm gefallen was passiert war. Die Lust und die Erregung als Louis ihn berührte. Es war nicht so unangenehm, wie er vorgegeben hatte, sondern befreiend. Sehr befreiend. Doch so wollte er nicht denken, wollte kein sündiger Pater sein und damit nicht noch mehr seinem Verwandten ähneln. Diese Vergleiche mit Amon. Er achtete seinen Ahnen, verehrte ihn. Doch..., tief im Inneren spürte er Trauer. War er so wenig Wert im Vergleich zu diesem?
War er für Louis so wenig wert?
„Das darf nicht sein... Geh raus aus meinem Kopf!“ „Armes, unschuldiges Schäfchen Gottes!“, ertönte plötzlich eine feste Stimme, hallte den Saal. Verwirrt sah Godric auf, da er nicht mitbekommen hatte, dass jemand die Kirche betreten hatte. „Armes, unschuldiges Schäfchen Gottes. So viele Lasten auf deinen Schultern.“, erklang die Stimme erneut, hallte durch die Kirche. Dessen Besitzer konnte er nicht ausfindig machen. Was war hier los? Ein erneuter Streich von Louis? Diese Stimme gehörte jedoch nicht ihm. Schickte er nun noch mehr Dämonen, um ihn zu peinigen? Reichte es nicht schon? „Wer ist da? Komm heraus!“, verlangte Godric und erhob sich vom Boden. Mit einem Mal schlossen sich zwei Arme von hinten um um seine Taille, während zwei weiße, reine Schwingen ihn einhüllten...
Louis schlief bis zum späten Nachmittag und kehrte ausgeruht ins Hotelzimmer zurück. „Immer noch niemand hier? Wie lange will der Mann beten?!“ Ob Godric am Gebetsbänkchen angewachsen war? Oder gar feststeckte? Ein amüsanter Gedanke, der ihn lachen ließ. Doch bevor er sich auf den Weg in die Kirche machte, entschied er sich für eine Dusche. Erst ein ausgedehntes Schläfchen, dann eine gute Dusche. Louis genoss das Leben in Assiah in vollen Zügen. Wenn es da nicht die ein oder anderen Tücken gab, die einem Dämon das Leben schwer machten. Ein kurzer, schmerzhafter Schrei war nach ein paar Minuten, nachdem das Wasser in der Dusche aufgedreht wurde, zu hören. Assiahs Waschanlagen waren nicht dämonengerecht. Da hatte er sich doch seinen empfindlichen Dämonenschwanz eingeklemmt. „Genau deswegen bevorzuge ich Badewannen!“, waren seine verärgerten Worte und sah auf seinen geknickten Schwanz. Nach der mehr oder minder wohltuenden Dusche hatte sich Louis neue Kleidung angezogen. Er entschied sich für ein schwarzes Netzhemd, eine dunkle Hose mit Schnallen in der Lendengegend und knielange Boots. Zufrieden über seine Kleidung erschien er nur ein wenig später mitten auf dem Altar der Kirche, hatte dabei einige Blumen, die als Opfergabe dienten, von diesem geweht und streckte die Hände in den Himmel. „Meine Jünger! Preiset mich! Ich bin hier um euer Leiden zu lindern und dieses an andere Menschen weiterzugeben!“ Dabei hatte er den Blick nach oben gerichtet, doch als er nur ein räuspern vernahm, wandte er seinen Blick nach vorn, sah direkt in zwei bekannte Gesichter. Godric hatte sich geräuspert, fragte sich, wer solch einen dummen Spruch nur bringen konnte. „Aber ja... man musste ein Louis dafür sein..“, murmelte er leicht verärgert. Doch nicht nur er ärgerte sich, auch Louis schien nicht gerade die Freude in Person zu sein und schien mit dem Auge zu zucken, als er die Person sah, die sich an SEINEM Pfaffen zu schaffen machte! „Sträube dich nicht mein Lämmchen. Ich führe dich wieder auf den Pfad der Tugend.“, sprach dieser, wurde jedoch von Godric von sich gestoßen.
„RAFAEL!!“, waren die bedrohlichen Worte Louis, der froh war, dass wenigstens Godric sich von ihm gelöst hatte. Was machte dieser Engel hier? Hatten jetzt etwa alle Auslauf oder was? Oder wollte er Amoniel Pornos bringen? Eines war sicher, es gefiel Louis nicht, dass dieser so nah bei Godric stand. Ein kurzes Räuspern später, sah er direkt in die blauen Augen des Engels. „Wie kommen wir zu der Ehre Rafael? Ein Engel der Heilung und zugleich noch einer der 4 Elementaren Engel in Assiah? Hat man dich da oben etwa rausgeworfen?“ Der Angesprochene lachte etwas, strich sich durch sein kurzes, welliges und fluffig aussehendes Haar. Er war einen halben Kopf größer als Godric und hatte reine, weiße Schwingen und trug ein weißes Engelsgewand. Louis fand die Gewänder schon damals lächerlich und schüttelte nur den Kopf. „Hey, hey. Nichts gegen mein Gewand!“, tadelte Rafael, der den Blick des Teufels wohl gut deuten konnte. „Aber dasselbe könnte ich dich auch Fragen, lieber Lucifer, wenn ich es nicht schon längst wüsste.“ Mit dem Zeigefinger hin- und herbewegend sprach er weiter. „Oh, oh, oh. Sieh nur was du getan hast. Du hast mir mein Lämmchen verscheucht“ Rafael hatte Godric eine Weile beobachtet und erschien sogar dafür in einer Kirche. Er fand sie recht hübsch, wenn auch etwas protzig. Die Lasten, welche Godric auf sich spürte, konnte der blonde Engel deutlich sehen. Doch die Lasten waren eher weniger sein Spezialgebiet. Es oblag Jibril diese Lasten genauer zu deuten und zu reinigen. In den Augen Rafaels sah dieser Pater einfach nur ziemlich unschuldig und total süß aus! Gedanklich bedankte er sich bei seinem Herren diesen Auftrag bekommen zu haben. Godric derweil sah zwischen den Parteien hin und her. Konnte man ihn denn nicht endlich mal in Frieden lassen?! Erst erschien hier ein großkotziger Teufel, dann ein total schwul aussehender Engel, der so sprach, als würde er einer Sekte entstammen und ihn für diese anwerben. Ja hatte man denn hier nie ruhe?! „Was soll der Mist?!“, war auch schon seine leicht gereizte Frage, was Rafael charmant lächeln ließ. „Du kommst wirklich schnell zur Sache, aber gut. Mein Name ist Rafael und ich bin einer der Erzengel. Der Herr hat mich geschickt. Ich bin hier, um dich auf den Pfad der Tugend zurückzuholen.“
Ein spöttisches Lachen seitens Louis war die Antwort auf diese Vorstellung. Rafael und Tugenden? Das waren zwei Worte in einem Satz die sich komplett ausschlossen! „Ich bitte dich Rafael. Deine Gedanken riecht man Kilometerweit!“ Ein verständnisloser, leicht kecker Blick war die Antwort. Etwas anderes hatte er aber auch nicht von diesem erwartet. Immerhin kannte er Rafael seit Äonen von Jahren. Louis setzte sich nun gesitteter auf den Altar, schlug die Beine übereinander und stützte sich mit einer Hand ab, während er mit der anderen ein wenig an seiner Haarsträhne spielte. Anstatt hier Rafael zu begegnen wollte er sich Godric schnappen und mit ihm im neu erbauten Kloster noch etwas anderes aufbauen. Nun schien dies jedoch wie ein Kartenhaus zusammenzufallen. Wie er solche Momente einfach nur hasste! Ein kurzes Seufzen. Nun waren vor seinem Angesicht nicht nur einer, sondern schon zwei Engel. „Ein Schäfchen gestohlen? Wie könnte ich nur so etwas tun? Vielleicht bin ich doch der böse Wolf in der Geschichte.“, säuselte er amüsiert, was Godric leise murren ließ. Am liebsten hätte er dem Wolf schon lange den Pelz über die Ohren gezogen. Rafael grinste darüber nur, musterte den Teufel. Ein wahrer Leckerbissen, wie er fand. Doch seine Aufmerksamkeit galt erst einmal seinem kleinen Schutzbefohlenen, der weniger amüsiert über das ganze war. „Genug der Scherze! Er ist Amoniels Enkel. Ich glaube nicht, dass ich ihn verscheuchen musste. Aber dies beiseite geschoben. Du möchtest mir doch nicht wirklich weismachen, dass Godric dein Schutzbefohlener ist. Er ist der Urenkel eines Engels und hat erst das Recht ins Himmelreich einzufahren, wenn das Leben seinen fleischlichen Körper verlassen hat!“ Ein leises Lachen war von Rafael zu hören, doch bevor er antworten konnte, wandte Godric ihnen den Rücken zu und wollte wohl gehen. „Wohin des Weges?“, fragte der Blonde und tatsächlich blieb Godric stehen, warf einen missmutigen Blick über die Schulter. „Ich gehe und lege mich zur Ruhe! Und wenn ich wieder aufwache, will ich niemanden mehr von euch beiden sehen!“ Das konnte doch nicht wahr sein. Enkel von Amon hier, Engel und Dämonen dort! Was sprach eigentlich dagegen, einfach mal ein normales Leben zu führen? Erneut wollte sich der verärgerte Pater abwenden, doch Rafael ließ dies nicht zu und erschien direkt vor dem Wütenden. Erschrocken ging dieser einen Schritt zurück. „Nicht doch Lämmchen. Der heilige Vater schickte mich um dich, ein verlorenes Lämmchen, wieder zurückzubringen. Vater weiß was mit dir geschah und ist dir nicht böse darüber, dass deine Flügel grau sind. Wenn du dich an mich hältst, werden sie bald wieder schneeweiß sein! Es dauert zwar ein paar Jahrhunderte, doch als Engel ist das zu schaffen!“ „Man möchte sich übergeben...“, kam es nur vom Altar. Rafael sah für einen Moment ungehalten zu Louis, widmete sich dann aber wieder seinem Godric. „Bis du wieder zu dir und deinem Herren zurückgefunden hast werde ich bei dir bleiben.“ Freudig drückte er sich an den Jüngeren. Bei Amon war ja nichts mehr zu retten, doch er hatte wirklich eine interessante Persönlichkeit, wie Rafael fand. Oft traf er sich mit diesem im Himmel und trank mit ihm ein wenig Tee, den sie von den Engeln geschenkt bekamen, die zuvor in Assiah waren.
Ein kurzes Augenzucken folgte. Das konnte doch nicht mehr wahr sein?! Umarmte Rafael schon wieder seinen Pater! Anscheinend war er wirklich sein Schutzbefohlener. Ausgerechnet bei diesem perversen Engel! Missmutig sprang Louis von dem Altar, zog Rafael grob zur Seite, was ein Quietschen von diesem zur Folge hatte. „Wenn Gott dich persönlich schickt, dann müsste er dir sicherlich von unserem Bündnis erzählt haben Raphael. Zudem er noch sehr verzweifelt sein muss.“, sprach Louis mit fester Stimme, sah dem Engel, der seiner Meinung nach eindeutig zu Weit ging, in die Augen. „Gott weiß genauso gut wie ich, wie heilig die Verträge sind. Sie regeln unser Leben, auch das zwischen Himmel und Gehenna. Niemand wagt es sich in einen Vertrag einzumischen, wenn dieser erst einmal geschlossen wurde. Das garantiert den Frieden. Ich denke nicht das der Alte da oben so senil geworden ist, dass er dies vergessen hat und dich nun schickt. Oder möchte er sich unbedingt meinem Zorn stellen?“ Louis stellte deutlich seinen Standpunkt klar. Er würde Godric nicht einfach so diesem Engel überlassen. „Der Alte hat Amon, das reicht vollkommen. Er bekommt Godric, wenn dieser stirbt. Keine Sekunde vorher! Ansonsten werde ich persönlich in den Himmel kommen und glaube mir, dies wird kein Vergnügen!“ Deutlich nahm Rafael diese drohenden Worte zur Kenntnis. Nie würde er es wagen sich in einen Vertrag einzumischen. Besonders nicht, wenn dieser mit dem Teufel persönlich geschlossen wurde. Trotzdem ging er einen Schritt zurück, da ein kalter Schauer über seinen Körper fuhr. Louis meinte seine Drohung durchaus ernst. Dies war schlecht, aber für seinen Auftrag auch wiederum gut. Das hieß, es gab wirklich etwas zwischen den beiden. Etwas, was sogar den Teufel dazu antrieb einen erneuten Krieg anzuzetteln. Auch wenn der heilige Vater dies verhindern wollte.
Bevor Rafael jedoch ein schlichtendes Wort aussprechen konnte, war es an Godric selbst seine Stimme zu erheben. „Was bin ich den für euch? Eine Ware? Geht und kauft euch Puppen zum Spielen!“ „Aber, aber. So meinten wir das nicht. Jedenfalls ich nicht.“, versuchte sich der Erzengel zu erklären, wandte sich dann zu seiner Gegenseite. „Natürlich hat Gott deinen Vertrag mit ihm nicht vergessen und wenn ich mich recht entsinne hieß es seine Freundschaft und sein Blut. Solange du dies hast, wird er solange er lebt bei dir sein. Von nach dem Tod war nie die Rede gewesen, nur das Selbstmord Tabu ist. Der heilige Vater bekommt also sein Lämmchen wieder. Amoniel hingegen war nie genug verdorben, dass er nicht hätte zurückkehren dürfen. Sein Glaube gehörte immer nur seinem Vater.“ Diese Antwort gefiel Louis gar nicht, doch Rafael hatte Recht. Dennoch wollte er sich Godric nicht nehmen lassen. „Ich weiß, ich weiß. Amon würde immer in das Himmelreich zurückkehren, als Amoniel. Er liebt Gott, Gott liebt ihn. Würde mich nicht wundern, wenn diese etwas unsittliches vorhaben. Obwohl..., wenn dein heiliger Vater immer noch in dem Zustand ist, wie ich ihn kenne, wird er nicht gerade viel machen können.“, sprach er süffisant. Rafael wusste nicht genau, was er damit meinte, da er nie selbst die Ehre hatte seinem Gott gegenüber zu stehen. „Das würde der heilige Vater niemals tun! Aber egal! Nun bin ich hier und geleite das verlorene Lämmchen wieder auf den rechten Weg. Ich mische mich also in keinen Vertrag ein.“, erklärte der Blonde freudig, der Godric zu sich drehte und sanft anlächelte.„Gesegnet seist du. Ich vernahm deine Beichten und Gott, dein Vater, vergab sie dir.“ Sanft legte Rafael die Hände an Godrics Wangen, küsste dessen Stirn als Besiegelung der Worte. Ein wenig Neugierde wurde damit ebenfalls befriedigt, da Rafael nun wusste wie weich die Haut des Paters war. Und sie war verdammt weich!
„Ja! Godrics Haut ist weich, wenn du das gerade denkst.“, waren Louis verstimmte Worte und zog den Pater zu sich, da er dem Erzengel nichts nachstehen wollte. Gleiches Recht für alle! Anstatt auf die Stirn, küsste er dessen Lippen für einen kurzen Moment, grinste dabei. Während der erste Kuss in Godric ein behagliches, fast warmes Gefühl aufflammen ließ, war er über den von Louis verärgert. „ Lass das Louis. Wie oft soll ich noch sagen, du sollst mich nicht küsse!“ Verärgert über diese Antwort murrte er, während Rafael hinter der Hand kicherte. „Egal! Ich war wenigstens nicht untätig und während du dagesessen hast und gebeichtet hattest.Wir können endlich wieder nach Hause in das Kloster.“, berichtete er und sah dann zu Rafael. „Da du deine Arbeit vorzüglich verrichtet hast und Godric die Sünden vergeben hast, kannst du ja wieder ins Himmelreich zurück. Grüß mir die beiden. Bis dann.“ Louis wollte Godric nehmen und verschwinden, doch dieser blieb stehen.„Was? Moment mal!“ Er war verwirrt. Was redete der Schwarzhaarige da? Oder wollte er sich wieder einen Scherz erlauben. „Das Kloster ist doch zerstört!“ Leise lachte Louis, doch dann erschien jemand anderes und störte die Konversation. „Ohhh Rafael!“, rief Cheyne begeistert, die an der Kirchentür erschienen war und zu den drei Männern sah. Sie mochte Rafael wohl, aber das war kein Wunder. Er war beliebt bei vielen Engeln und wenigen Dämonen, da er nicht schlecht aussah und sehr gerne flirtete, was dieser abermals unter Beweis stellte. „Wie kommt Assiah zu dem Glück euch hier zu haben?“, fragte Cheyne und führte sich schon fast auf wie einer dieser Teenies, die ihren Superstar trafen. Louis hatte nicht gedacht, dass seine Mutter solch kindische Dienerinnen hatte. „Hallo Cheyne. Lange ist es her, du siehst gut aus. Ich bin hier um meinem Schützling Tag und Nacht eine Stütze zu sein und ihn auf den rechten Weg zurück zu führen. Wenn du möchtest werde ich auch dich führen“, lächelte Rafael charmant und strich der Dämonin eine Strähne aus dem Gesicht, hinter das Ohr. „Ich denke, ich gehe ins Hotel zurück, schlafen. Das wird mir zu viel“, nuschelte Godric und trat an allen dreien vorbei zum Ausgang. Von wegen das Kloster stand wieder, außerdem würde er bald eh die Rückreise antreten.
Cheyne schien verlegen, lachte etwas. „F..ühren? Aber Rafael! Die Herrin würde dies sicherlich nicht begrüßen!“ Sie errötete ein wenig. Ihr war es keineswegs unangenehm berührt zu werden. Selbst Lucifera vergnügte sich mit ihr. Cheyne war neben Louis die einzige Person, die Eden betreten durfte. Für alle anderen war der Zutritt untersagt. Selbst für ihren Erstgeborenen. „Cheyne! Geh mit Godric mit. Sonst führt dich dieser Engel noch ins Verderben!“ verlangte ihr Herr, welcher Cheyne aus ihrer Traumwelt holte. „S..sehr wohl...“ Dann war die Dienerin auch schon verschwunden, was Rafael sehr bedauerte.
„Wie schade.“, murmelte der blonde Engel, seufzte bekümmert und wandte sich dann zu seinem Gegenüber. „Die Kleidung steht dir Luci. Du bist ziemlich besitzergreifend geworden. Das du nicht einmal mit deinem besten Freund teilen willst. Die Kleine ist doch recht niedlich. Ich wusste nicht, dass du so eine süße Dienerin hast.“ Es war wirklich unglaublich, doch es war so. Rafael und Louis waren im Himmel die besten Freunde gewesen und auch nun schienen sich die beiden bestens zu verstehen, nachdem Godric gegangen war. Rafael erinnerte sich bei dem Anblick Louis an die alte Zeit. Damals, als er und Lucifel noch allerlei Unsinn angestellt hatten. Eine Zeit, die der Windengel sehr vermisste. „Du hast dich ja gut gehalten, aber sag, seit wann spielst du so gerne hier auf Assiah herum?“ Zwar konnte Rafael vom Himmel aus die Menschen beobachten, doch die Sicht auf den Teufel, sowie dessen Gedanken, konnte keiner im Himmelreich beobachten. Nicht einmal Gott. „Das freut mich zu hören~ Auch ich muss zugeben, du hast dich kein Stück verändert. Du bist sündig, wie eh und je.“ Sanft legte er die Hand auf die Wange des Engels, strich über diese. Schon als Rafael damals für seine Segnung nach Etemenanki kam, war er entzückt von seinem Äußeren. Doch mehr hatte Lucifel damals sein Innerstes gemocht. Er war keiner dieser hohlen Engel, die sich selbst vergaßen und nur vom heiligen Licht sprachen. Rafael hatte eine ganz und gar eigene Persönlichkeit. Gott war des öfteren erzürnt gewesen über die Streiche, die Lucifel und sein Freund ausgeheckt hatten. Für einen Moment schloss der Blonde die Augen, gewährte die Hand auf der Wange nur zu gern und wurde selbst an all die schöne Zeit erinnert. Der Mann vor ihm war nicht mehr Lucifel, dies war ihm seit Jahrtausenden klar. Doch nie konnte er die Zeit vergessen und selbst jetzt hatte er gerne noch den ein oder anderen Spaß mit diesem. Doch es war niemals etwas Intimes. Rafael war zwar nicht abgeneigt, doch sein Herz gehörte schon lange jemand anderem... „Da muss ich dir danken. Ich höre gern, dass von meinem Charme nichts vergangen ist, mein guter Luci.“ Dieser lachte etwas, nahm die Hand wieder zu sich. „Assiah ist doch der beste Spielplatz überhaupt. Findest du nicht? Da ich mit Amoniels Enkel einen Vertrag habe, kann ich mich noch ein wenig dem Spaß hingeben. Hier schmecken die Sünden auch viel besser, als wenn die Seelen erst einmal zu mir herunter kommen. Aber genug von mir. Wie ist es dir ergangen?“ „Gut, gut. Es ist mir gut ergangen. Etwas langweilig, da Jibril noch spießiger geworden ist und auch Uriel ist ziemlich stumm geworden. Nur Michael ist wie immer ein Raufbold, der süße Kleine.“, kam es grinsend, da er es liebte Michael wegen seiner Körpergröße zu ärgern. Er wurde immer so schön wütend. Fast ein wenig wie Luci, dachte er sich.
„Ah! Warte! Mir ist noch etwas eingefallen!“, kam es plötzlich vom Windengel, was sein Gegenüber nur verwirrt blinzeln ließ. „Ich soll dir von Jibril etwas ausrichten.“ Vielsagend grinste der Blonde, wartete nicht, sondern richtete ihm dies lieber gleich aus. Ein lautes Klatschen hallte durch die heilige Gebetshalle. Eine Röte breitete sich auf Louis Wange aus. Erneut eine Ohrfeige! „Lucifel! Du Perversling, wehe du traust dich noch mal in den Himmel, in mein Zimmer, während ich mich umziehe!“, rief Rafael in einer weiblichen Stimme, schien den weiblichen Erzengel nachzuahmen. „Das ist eine Message von vor langer Zeit, als du uns schon verlassen hast. Aber als sie erfuhr, dass ich nach Assiah fliege, sollte ich es nicht vergessen dir auszurichten“, fügte er mit normaler Stimme hinzu, lachte etwas. „Aber du hast Recht. Assiah ist wirklich reizend geworden, in all den vergangenen Jahren. Die Menschen haben interessantes erfunden, vor allem an Kleidung zur Verführung.“
Godric dagegen hatte die Kirche verlassen und merkte erst nach einer Weile das er verfolgt wurde, erkannte auch die Dämonin, welche die ganze Zeit lächelte. „Verfolgst du mich? Geh wieder zurück zu Louis. Ich kann dich hier nicht gebrauchen.“, meinte er nur zu ihr und ging weiter, zurück ins Hotel. Ob Louis wirklich das Kloster wieder errichtet hatte? Die Leute im Dorf würden sicher denken das war Gottes oder wahlweise des Teufels Werk gewesen. Als Godric wieder im Hotelzimmer ankam wunderte er sich über die Reinlichkeit, die sich dort vorfand. Alles war an seinem Ort. Doch dann erblicke er ein bekanntes Gesicht und verdrehte die Augen. Cheyne saß vor dem großen Doppelbett und hatte ihre Fingerspitzen auf den Boden gelegt und schloss kurz die Augen. „Willkommen zurück!“ „Danke. Aber du solltest doch zu Louis zurück gehen.“ „Ich kann nicht gehen. Die Herrin hat mich beauftragt hier zu verweilen und der Herr befahl mir dich im Auge zu behalten.“, erklärte sie und musterte den Pater eindringlich, konnte doch nicht dies finden, was sie sich wünschte. „Es ist seltsam. Nie hatte er mich um Schutz für einen normalen Menschen gebeten. Wenn ich mir eine Frage erlauben darf. Wie stehen sie zu meinem Herren?“ „Ich denke nicht, dass dich das etwas angeht und nun gehst du bitte.“, forderte er sie erneut auf, um selbst danach ins Badezimmer zu gehen. „Ich sagte bereits, ich kann nicht gehen. Es ist wirklich seltsam. Anscheinend liegt dem Herr etwas an dir. Immerhin bist du nur ein normaler Engel, okay Amoniels Enkel, aber nach all dem menschlichen Blut in der Blutlinie ist das nicht der rede wert. Dennoch wünscht sich der Herr Schutz für euch und hat sogar diesen Schuppen...ach nein, es heißt Kloster, wieder auferstehen lassen. In Assiah macht man seltsame Dinge.“, sprach sie und musterte Godric erneut. „Du möchtest baden? Ich werde mit helfender Hand zur Seite stehen.“ Sofort stand sie auf, fing an das Band ihres Kleides öffnen zu wollen, damit sie sich ausziehen konnte. Erneut musste Godric die Augen verdrehen. Also hatte er jetzt diese kleine Dämonin am Hals? Eine dies ich um ihn kümmern sollte und seine Blutlinie madig machte. Doch das, um ihn kümmern, war gerade wichtiger, da sie sich doch tatsächlich ihrer Kleidung entledigen wollte. „Na, na stopp. Du wirst mich nicht ins Badezimmer zum Baden begleiten. Ich kriege das sehr gut alleine hin. Wenn du schon hier bist dann setz' dich aufs Bett, gib keinen Mucks von dir und bewege dich auch nicht vom Bett weg,“, wies Godric die kleine Dämonin an und hoffte das sie wenigstens etwas auf ihn hörte, sonst würde er das Baden wohl verschieben, oder zumindest das Duschen. Cheyne wunderte sich über diesen Befehl, wurde leicht rot und nickte, setzte sich auch tatsächlich auf das Bett. „Du bist wirklich ein wahrer Mann und weißt was du willst und das schon so früh. Du bist wirklich Amoniels Enkel.“, lobte sie und ließ ihr Kleid von den Schultern rutschen und entblößte sich vor dem geschockten Pater. „Ich werde bereit sein, wenn du dich gewaschen hast. Um dich erneut zu beschmutzen. Ich habe genug Erfahrung! Verlass dich nur auf mich.“
„W...was?", entkam es Godric verwirrt, als er sie beobachtete, wie sie sich aufs Bett setzte, errötete jedoch tief, als sie ihr Kleid fallen ließ und sich tatsächlich entblößte. Viel gab es zwar noch nicht zu sehen, da der Körper erst am Anfang seiner Reifung zur Frau war, dennoch war es ihm peinlich. "So war das doch nicht gemeint!“ Hochrot auf den Wangen, trat er zu ihr rüber und zog ihr das Kleid wieder über die Schultern, bemüht nicht ihre Haut zu berühren. Ein wenig verschüchtert legte er ihr eine Decke über die Schultern, damit auch ja kein Stück freie Haut zu sehen war. „Ich will nicht mit dir schlafen, oder dich unsittlich berühren. Du sollst einfach nur hier bleiben und mich in ruhe Baden lassen, danach schaue ich mal, ob ich ein Bett für dich auftreiben kann.“, sprach er seufzend und verschwand dann im Badezimmer. Erst dachte Cheyne, als Godric auf sie zukam, dass es nun soweit sei, hatte einen erwartungsvollen Blick und war gespannt was kommen würde. „Ich...verstehe. Ich danke dir...“, antwortete sie und knotete sich das Band wieder ordentlich zusammen. Noch wünschte sie nicht mit Godric zu schlafen. Sie wollte ihrem Herren den Vortritt überlassen, wusste das dieser den Pater mit niemanden teilen wollte. Nicht einmal mit seinem besten Freund Rafael.
Während Godric mit Cheyne konfrontiert war, sah sich Louis mit alten Nachrichten konfrontiert. Murrend rieb er sich die Wange. „Diese...! Das ist Jahrtausende her! Die hat doch echt ein Gedächtnis wie ein Elefant!“ Doch die Nachricht wollte er nicht unbeantwortet lasse, zog Rafael zu sich und legte die Hand auf dessen Wange. „Richte ihr folgendes aus: Das nächste Mal, wenn ich in den Himmel komme, wirst du dich schon freuen meine Liebe~ Oder komm doch gleich hier her und lass dich bestrafen~“, säuselte Louis, ließ den Engel los. Eigentlich wollte er noch einen Kuss hinzufügen, doch er ließ es. Sollte Jibril sich den Kuss doch selbst abholen. Sie würde über die Nachricht stinkig werden. Dies wusste Louis genau. Doch da gab es noch etwas Anderes. „Du kannst noch eine weitere Nachricht in den Himmel bringen.“ Erneut war ein Klatschen zu hören. Dieses mal war es an Rafael seine Wange zu streicheln, welche aber schnell wieder verheilte, auch wenn er über sein schönes Gesicht trauerte, das hier schwerst misshandelt wurde! „Das ist dafür, dass du mich damals unerlaubt bespannt hast! Noch einmal und du bist TOT!“ „Ich finde Jibril bekommt die schönere Nachricht, auch wenn ich glaube das dies Amoniel nicht davon abhält dich bespannen zu wollen. Es stachelt ihn eher noch an.“ „Typisch. Aber vielleicht sollten die Himmelsboten bei euch einmal etwas mehr arbeiten. Sonst hast du am Ende noch ein deformiertes Gesicht.“, meinte Louis, welcher leise lachte. Er wusste genau, bei dieser Nachricht würde Jibril dem guten Engel noch das Gesicht zu Brei schlagen. Warum war diese Frau auch nur so temperamentvoll? Aber das war es, was Louis an ihr so amüsierte. „Das stimmt! Ich denke auch, die Himmelsboten sind ein wenig faul geworden. Mein schönes Gesicht!“ Leicht seufzte Rafael, der um sein Aussehen fürchtete, wenn er Jibril gegenübertrat. Zum Glück blieb nichts für die Ewigkeit. Man war ja auch nicht umsonst der Engel der Heilung! Kurz streckte sich Louis, der es sich auf einem der Bänke gemütlich gemacht hatte. „Naja. Wenigstens ist Michael gleich geblieben. Aber was anderes: Wirst du in den Himmel zurückkehren?“ „Naja fast. Michael ist wilder geworden. Aber es hat sich auch viel verändert seit du gegangen bist. Aber nein. Ich werde heute und auch morgen, oder in einer Woche noch nicht zurückkehren. Ich darf mich ja um das verlorene Lämmchen kümmern und das sehr intensiv.“, meinte Rafael und grinste etwas lüstern. Und wie er sich um seinen Schützling kümmern wollte. Er würde noch lange, lange an ihn denken und zum Glück würde er mit ihm, einem Erzengel nicht sündigen, während er mit Lucifer die volle Sünde beging. Der Vorteil der Erzengel. So dachte es sich jedenfalls Rafael und hatte während der Gedanken ein leicht perverses Gesicht gezogen. „Vergiss es! Egal was du denkst. Schlag dir das aus deinem Kopf oder ich werde es sein, der ihn dir zu Brei schlägt!“ Diesen Ausdruck konnte der Teufel genau deuten. Schließlich war er es, der sonst an solche Dinge dachte. „Wenn du auch nur einmal die Hand an ihn legst, wirst du keine Flügel mehr haben, Sünder.“
Als Louis seine mahnenden Worte sprach, grinste Rafael galant. Es war nicht, dass der Engel den Ernst der Situation nicht kannte, doch er wusste, er war wohl der Einzige, der sich ein klitzekleines bisschen mehr herausnehmen durfte bei ihm als alle anderen. „Liebster Lucifer. Du klingst ja so eifersüchtig? Seid ihr nicht dafür bekannt das ihr eure Bettgefährten gerne teilt? Früher hast du doch auch alles mit mir geteilt. Was ist so anders an dem jungen Pater...? Oder ist es, weil er Amoniel so ähnlich sieht?“ Dieses Verhalten kannte der Blonde nicht an seinem Freund. Ihm waren die Exzesse der Dämonenwelt wohl bekannt, auch wenn er nie an solchen teilgenommen hatte. Das Louis ausgerechnet jetzt seine Besitzansprüche so offenkundig gab, wunderte ihn. Godric war nur ein Mensch. Nichts besonderes für einen Teufel, der mit Menschen nach belieben verfuhr.
„Eifersüchtig? Wie könnte ich eifersüchtig sein?“, entgegnete er nur mit erhabener Stimme. „Ich teile mit niemanden, außer mit mir selbst. Wieso sollte ich jemandem etwas abgeben? Es geht mir nicht um Amoniel. Es geht mir einzig um den Pater. Finger weg von diesen, du sündiger Engel, sonst sind sie ab. Verstanden?“ Den wenigen Abstand überbrückte Louis schnell und stand nun direkt vor dem Erzengel. „Wir hatten damals alles geteilt, das ist richtig. Wir mögen auch auf einer Wellenlänge sein, aber dennoch werde ich dir Godric nicht überlassen. Er ist... anders... Speziell.“ Louis selbst fand nicht den richtigen Ausdruck. „Außerdem würde er eh nicht mit dir schlafen. Er ist noch prüder als Jibril.“ War das zu fassen? Nicht einmal durfte er sie unsittlich berühren!
Belustigt lächelte Rafael. „Ganz klar. Du bist Eifersüchtig das Godric jemanden anders mehr Nähe schenken würde als dir. Aber wieso solltest du etwas teilen, was nicht dir gehört? Der kleine Pater scheint dich ja ziemlich abzustoßen und nur sich selber und dem heiligen Vater gehören zu wollen. Aber wenn es dir nicht um Amoniels Erbe geht..., dann sag mir ganz genau: worum dann? Wenn nicht, dann habe ich keinen Grund nicht zu versuchen Godric für mich zu gewinnen. Er ist ein sehr anziehender Mann und würde sich gewiss gut in meinen Armen und meinem Bett machen.“, sprach er, schnurrte zum Schluss genüsslich. „Aber wenn er wirklich so prüde ist wie du behauptest, wirst du nichts gegen ein kleines Spiel, eine kleine Wette einzuwenden haben. Ich weiß du liebst Spiele und Wetten liebster Lucifer. Lass uns spielen. Wer von uns beiden wird den Pater zuerst ins Bett bekommen und seine süße Enge besitzen dürfen. Wenn ich gewinne, werde ich ihn auf den Pfad der Tugend zurück bringen und du wirst ihn nicht weitere Sünden auferlegen. Wenn du gewinnst, so werde ich mich zurück ziehen und mich nur noch um meinen Auftrag kümmern, ihm wieder die Reinheit zu gewähren. Was sagst du?“ Ein Spiel um Godrics Unschuld. Ein Spiel zwischen einem Engel und einem Dämon. Dies konnte auch Louis nicht ausschlagen. Rafael kannte ihn zu gut und er kannte Rafael. Doch wieso? Wieso tat er dies für diesen Pater? Die Unschuld nehmen konnte er auch ohne lange darüber zu sprechen. Doch.., wieso war ihm die Nähe so wichtig? Louis verstand sich selbst nicht. Godric war mehr als nur ein Mensch. Lag es doch an Amons Ähnlichkeit? Das glaubte er nicht. Louis war niemand, der übermäßig lange an jemanden hing. Nicht wenn es um Engel ging. Es gab nur eine Person, die seine immerwährende Liebe bekam und diese war gerade nicht anwesend.
„Soso. Du willst mit mir Spielen? Nun gut. Mir ist langweilig, so nehme ich dein Gesuch an. Wer weiß wie lange du mich behelligen willst. Ich möchte mich mit Godric vereinigen. Er ist zickig, fast wie ein ungezähmtes Tier. Doch das ist etwas, was mir gefällt. Die anderen würden sich sofort vor meine Füße werfen, sie küssen und um Sünde betteln. Doch nicht er. Er wird noch mindestens sechzig Jahre leben, wovon dreißig wirklich verwertbar waren. Also, spielen wir um die Reinheit des Pfaffen!“, willigte er ein, auch wenn er sich wunderte das Rafael um so etwas wettete. Schien er etwa ein wenig sündig geworden zu sein? „Du solltest dich schämen. Zu sündigen in einer Kirche. Vor den Augen deines Herren.“ Dieser lachte nur. „Ich und sündig? Wo denkst du hin Luci? Ich liebe die Schönheit der Seelen und die Reinheit der Körper, wobei auch verdorbene Körper und Seelen ihre Reize haben. Gott bestraft mich jedoch nicht. Wir Erzengel stehen zu weit oben in seiner Gunst und Vater ist es, der uns liebt, so wie er dich früher geliebt hat. Aber keine Sorge Luci. Ich werde direkt mit der Wette beginnen. Doch lass mich noch eines sagen. Du solltest nicht so über Menschen sprechen, wenn du sie ins Bett kriegen willst. Das bringt dir nur Minuspunkte bei deinem Pater wenn wir spielen. Aber ich gebe dir besser keine weiteren Tipps, sonst wäre das ja unfair. Wir sehen uns.“ Mit diesen Worten war Rafael verschwunden und erschien in Godrics Badezimmer. Dieser schien sich unter der Dusche zu entspannen und bemerkte nicht, was die beiden ausgehandelt hatten. Schnell entledigte sich der Engel seiner Kleidung und wollte in die Dusche steigen. Doch so leicht wurde es ihm nicht gemacht, denn auch Louis tauchte im Badezimmer auf. „Schämst du dich nicht? Den Pfaffen einfach so zu bespannen Engelchen?“ Godric, der sich durch die Worte erschrocken umdrehte, sah zu den beiden, wusste gar nicht worauf er zuerst achten sollte. Sich zu bedecken? Zu schreien, oder gar doch etwas anderes? Was machten überhaupt Rafael und Louis im Bad??
„Verdammt! Was soll der Mist? Schämt ihr euch überhaupt nicht?“ Schnell ging Godric aus der Dusche, nahm sich hastig ein Handtuch um seine Blöße zu bedecken. „Hey Godric. Ich wollte mich nur Waschen.“, erklärte sich Rafael lächelnd und stand vor einem Waschbecken. „Sicher. Wers glaubt.“ „Aber Luci. Es ist die Wahrheit. Doch wieso bist du nackt? Wolltest du etwa in die Duschkabine?“ Leicht grinste Rafael, da auch Louis seine Kleidung entfernt hatte und nun in voller, nackter Pracht vor den Engeln stand. Im Normalfall wäre der blonde Engel begeistert, doch jetzt nutzte er es zu seinen Gunsten aus. Sein Plan ging auf und Godric wandte sich wütend zum Schwarzhaarigen, wollte ihm erneut eine Backpfeife geben. Louis hielt jedoch dessen Handgelenk fest, was Godric ungehaltener werden ließ. „Lass mich los! Jetzt bespannst du nicht nur mich, sondern auch noch einen Erzengel! Das du dich nicht schämst!“ Er riss sich los und ging zur Tür. Traurig, verletzt und wütend sah er kurz zu dem Gespann, ging dann ein sein Zimmer um sich eilig etwas über zu ziehen. Die kleine Dämonin ignorierte er dabei komplett, welche sich über den Aufruhr wunderte. „Das ging wohl in die Hose Luci.“, säuselte Rafaels amüsiert und zwinkerte seinem Spielpartner kurz zu. „Scheint wohl so. Doch ich habe nicht das Bedürfnis die Dummheit der Menschen zu unterstützen. Wenn sie nicht sehen was wahr und was falsch ist, sind sie es nicht wert.“ „Also gibst du auf?“ Louis schüttelte den Kopf. Als würde er so etwas tun! Rächen konnte er sich noch später, doch nun galt es eine Wette zu gewinnen. Gekränkter Stolz war oft der beste Antrieb und Louis fühlte sich deutlich in seinem Stolz gekränkt. Derweil schien Cheyne wohl die wahre Siegerin zu sein, da diese Godrics Nacktheit die ganze Zeit vor Augen hatte. Doch sie hatte schon genug Männerkörper gesehen, so war dieser nichts besonderes für sie. „Kann ich etwas für dich tun?“, fragte sie und war mit Godrics Zorn konfrontiert.
Dieser glaubte Rafael und ärgerte sich über Louis plumpen Versuch ihn anzumachen. „Ich bin doch keiner seiner sexgeilen Dämonen! Oder irgendein sündiger Mensch, der einfach nur mal Spaß haben will!“, fluchte er im Gedanken. Oft war er wütend auf Louis und wurde immer wieder erneut von ihm mit Sünden belastet. Nie hatte er gedacht eine solche Wut in sich zu tragen. In manch stiller Stunde war er selbst über seine Gedanken erschrocken. Was hatte man nur aus ihm gemacht? Was hatte Louis mit ihm angestellt? „Ja! Wenn du etwas für mich tun willst, dann nimm deinen Herren und halte ihn von mir fern! Du kannst übrigens auch gehen. Ich würde jetzt schon gerne schlafen.“, wies sie ihr an, half ihr dennoch sanft auf die Beine. Sie konnte nichts für ihren Herren, dachte er sich, ahnte aber, dass Cheyne sicherlich ebenso sündig war wie dieser. Als das Bett frei war, legte er sich einfach in dieses und hatte das Licht gelöscht. Seine Gedanken kreisten jedoch weiterhin um Louis. „Wie konnte er sich nur einbilden so zu verhalten? Er mag König der Hölle sein, aber nicht meiner! Ich bin nicht sein Eigentum!“, sprach er gedanklich. Godric wusste nicht weswegen, doch er war enttäuscht. Rafael hingegen lächelte nur belustigt und beobachtete seinen Gegenspieler aufmerksam. Zu Godric gehen würde dieser nicht, das wusste er. Lucifer würde sich nicht dazu herablassen und wie ein Kind seine Unschuld beteuern. Im Gegenteil. „Anscheinend wünscht er zu nächtigen. Das heißt für uns Spielpause. Sonst gehen die Menschen kaputt.“, entschied er, woraufhin Rafael nickte. Da Godric seinen Schwur gegenüber Louis vergessen hatte in dieser Nacht, stand diesem ein Unschuldiger zu. Normalerweise hatte er seinen Spaß daran den Pater an seine lästige Pflicht der Blutspende zu erinnern, doch nun hatte er keine Lust dazu und wollte seine Laune an einem Unschuldigen auslassen. Galanten Schrittes ging er an Rafael vorbei, sah dann zu diesem und grinste belustigt. „Würde der Engel mich in die Stadt begleiten? Zu einem unschuldigen Rundgang?“ Wenn Rafael schon einmal hier war, so wollte Louis mit diesem doch wortwörtlich um die Häuser ziehen. Dieser nickte, wusste nur zu gut, wie er und der damalige Lucifel nachts den Himmel unsicher gemacht hatten. Wie sie oft von Gottes Wein in dessen Garten genossen hatten. Es war Lucifel gestattet in diesem Garten zu verweilen, wie er es wünschte, solange er gewisse Orte unangetastet ließ. Cheyne sah derweil zum Pater. „Du willst schlafen. Dann wünsche ich eine dunkle Nacht! Ich werde darüber Wachen, dass kein Engel deine Unschuld stiehlt.“ Mit einem Schwert, welches aus ihrer Hand erschien, setzte sie sich vor das Bett und schloss die Augen. Sie war bereit den Körper des Paters zu schützen. Dieser sah nur perplex zur jungen Dämonin, setzte sich auf und schüttelte dann den Kopf. „Meine Unschuld geht dich nichts an Kleine. Ich würde dich bitten die beiden zu begleiten. Ich schlafe lieber alleine in meinem Zimmer.“, wies er sie hinaus und er hoffte, sie würde auch ihr Schwert mitnehmen, denn so würde er noch weniger schlafen können. Cheyne stand verwirrt auf, während Godrics Blick zu Louis und Rafael ging. „Und du! Geh nur und treib dich durch die Welt.“, murrte Godric den Teufel jedoch noch an, während Rafael eine Augenbraue hochzog. Das hieß wohl bei dem Pater soviel wie 'Popp dich durch die Welt', dachte sich der Engel, womit er meist nicht unrecht hatte. „Mir scheint, wenn du das vorhast was ich denke, wirst du die Wette niemals genießen.“, wisperte er dem Teufel ins Ohr, was den Pater verwunderte. Weswegen waren sie sich so nahe? Doch bevor dieser fragen konnte, hatte Rafael das Wort an ihn gerichtet. „Ich werde mitgehen. Schlaf gut Lämmchen. Ich werde Morgen früh wieder an deiner Seite sein und mit dir beten.“, waren seine charmanten Worte. Mit Louis und Cheyne machte er sich auf den Weg nach draußen, während Godric sich zurückfallen ließ.
„Irgendwas stimmt doch nicht mit mir...“ Was machte ihn nur so wütend? Godric fand keine Antworten. Nie war er jemand, der so leicht aus der Haut fuhr, dann noch solche Dinge von sich gab. Doch Louis hatte auch nichts erwidert, sondern ihn nur mit einem kühlen, gleichgültigen Blick angesehen. Dieser Blick war es, was die Wut in den jungen Pater weiter schürte. Er wollte das Louis sich erklärte, gar dem Gedachten widersprach. Doch das war absurd. Dies erkannte Godric selbst. Die Worte, die er hören wollte, erschraken ihn sogar selbst.
Weswegen wollte er das Louis ihm sagte, er war der Einzige für ihn...?
„Deine Chancen sehen echt sehr, sehr schlecht aus Luci.“ „Ach eigentlich ist mir die Wette ziemlich egal, aber du hast Recht. Godric hat sich verändert. Seit ich ihn gerettet hatte, ist er anders. Gar ruhelos und gereizt. Dabei dachte ich, Menschen schätzten es, wenn man ihr Leben rettete.“ Louis verstand den Sinneswandel Godrics nicht. Menschen waren seiner Meinung nach doch viel zu seltsam. „Doch.. egal mit wem ich schlafe. Es wird nicht das Selbe sein...“, dachte er sich und sah kurz in den Sternenhimmel, während beide den Weg zur Stadt einschlugen. Louis fühlte eine alte Sehnsucht in sich. Eine Sehnsucht, die er lange vergessen, gar auch verdrängt hatte. Es fühlte sich unpassend an. Hatte er doch schon lange damit abgeschlossen. Hatte er doch schon lange die Gedanken an Gott begraben. „Naja ich weiß nicht was los ist, aber das ist mir auch egal.“, tat er es damit ab, musste dennoch zugeben, die Kirmes und die Flugstunden waren schöne Zeiten. Es hatte ihm Freude bereitet und den Fächer, den er von Godric geschenkt bekommen hatte, trug er immer noch bei sich. „Du warst wirklich nicht lange genug unter den Menschen, wenn dich das schon verwirrt Luci. Weißt du..., die Menschen haben so eine Angewohnheit das jeder Mensch innerlich, egal ob er es zugeben will oder nicht, nach einer Person sucht, welche einzig und allein dem einen Menschen gehört. Ich denke auch das kleine Lämmchen sucht unbewusst und tief im Innern nach dieser Person, die er nicht teilen muss und er sich sicher sein kann das die Person nur ihn will. Doch... Er hat sich wohl eine falsche Person ausgesucht. Das ausgerechnet der heilige Talin ein solches Gefühl zu hegen scheint... Aber der heilige Vater ist für sein verlorenes Lamm da und fängt es auf, nimmt es wieder in seine Herde zurück.“, sprach er ruhig. Louis sah aus den Augenwinkeln zu dem Engel. Der heilige Talin suchte nach einem solchen Menschen und war enttäuscht? Wen hatte er denn gefunden? Louis ahnte ja nicht das Godrics Gefühle aufkeimten und er seine erste Liebe erlebte. Etwas, was Rafael bedauerte, da er wusste, es würde nicht einfach werden. Jede Liebe war etwas anderes und selbst Gott grollte seinen Priestern nicht, wenn diese sich einen Partner suchten. Doch es war immer eine andere Sache wer dieser Partner war. Rafael wusste es genau: Godric hatte sich in Lucifer verliebt!
„Dies mag sein. Auch wenn der Wandel stetig war. Die Zeit damals in Assiah ist kein Vergleich zur jetzigen. Das Kloster ist nicht gerade ein Vorzeigeort. Da gibt es nicht mal Frauen. Keine einzige!“, klagte Louis, dachte jedoch über etwas anderes nach. „Traurig das du so etwas wirklich denkst. Gott wird den Menschen nicht antworten. Hast du dich nie gewundert, warum er selbst dir nicht antwortet?“ Für einen kurzen Moment sahen sich die beiden Männer an, dann lachte der Blonde befreit.„Das stimmt. Das Kloster ist wahrlich kein Quell der Freude. Nicht für solche Freuden. Auch wenn Gott mir nicht antwortet und ich den Grund nicht kenne, so weiß ich, er ist für mich da. Er ist niemand, der nur eine Person lieben kann. Er liebt alles und jeden. Ihn kann man nicht für sich alleine haben. Komm mit und lass mich dir ein bisschen was zeigen.“, damit ließ er seine weißen Schwingen erscheinen und erhob sich in die Lüfte, was Louis ihm gleichtat. „Ja, die Menschen ändern sich. Eigentlich jeden Tag ein Stückchen mehr. In welche Richtung spielt dabei keine Rolle. Aber die Menschen lieben zum größten Teil nur eine Person aus ganzem Herzen. Sie suchten oft ihr Leben lang nach der Person, um wahres Glück und wahre Liebe zu erfahren. Viele kommen leider an die falschen Personen und werden enttäuscht. Niemand will heutzutage mehr den Menschen, den man liebt, teilen.“
Gemeinsam landeten sie schließlich auf einem Hausdach in der Stadt, konnten von dort in eine Wohnung schauen. Selbst wenn man zu ihnen sah, konnte man sie nicht sehen. Durch Rafaels Engelslicht und Louis Dunkelheit waren sie von den Menschen abgeschirmt. Es war so, als wären sie nicht da, obwohl sie es waren. Man konnte an ihnen vorbeigehen, ohne sie zu sehen oder gar zu bemerken. Sie waren in diesem Moment wie Geister und kein Teil dieser Welt. „Siehst du die Frau dort?“, fragte Rafael und deutete auf eine rothaarige Schönheit. „Sie kann wirklich jeden haben und jeder will sie. Ich habe ihr Leben ein wenig verfolgt. Sie kam viel herum und dachte sich immer, was so schlimm daran sei jeden zu haben und es doch viel besser sei als sich zu binden.“ Louis sah während der Erklärung zu dieser Frau. „Sünde...“, wisperte dieser, da er etwas spüren konnte. Er spürte von dieser Frau, welche mit dem Rücken zu ihnen an einem Tisch saß, eine Sünde. Sie war noch nicht vollzogen. Doch diese Frau war dabei, dachte daran zu sündigen. Während Louis sie beobachtete, stand die Frau auf und drehte sich ein wenig zur Seite. Ihr Gesicht war von Trauer gezeichnet. „Sie liebt jeden und jeder liebt sie. Doch sie verkraftet es nicht. So enden viele Menschen, die ihre große Liebe nicht finden können.“, sprach Rafael weiter und nun konnte auch Louis den Grund seines feinen Gefühls sehen. Die rothaarige Frau hatte ein Messer in der Hand, in den Augen ein leerer Blick. Sie ging in den Raum nebenan und kurze Zeit später konnte Louis deutlich hören, wie das Blut an den Wänden lief, den Boden befleckte, langsam in den Teppich sickerte und das Leben aus der Frau wich. Für einen kurzen Moment umgaben die dämonischen Flügel ein schwarzer Nebel, der jedoch im selben Moment wieder verschwand. „Sie wurde oft enttäuscht. Für dich vielleicht nichts schlimmes, doch stell dir mal vor Godric würde so leben wie diese junge Frau. Reine Seelen sind etwas unglaublich kostbares. Sowohl für den Himmel, als auch für die Hölle.“, sprach Rafael weiter und sah zu seinem Freund, welcher einen Zeigefinger an einen seiner spitzen Reißzähne gelegt hatte. Er konnte die Seele fühlen. Die sündige, beschmutzte Seele einer Selbstmörderin. „Auch wenn die befleckte Seelen vielleicht besser schmecken..., doch hast du wirklich schon einmal von einer wirklich reinen Seele gekostet? Sie gar rein gelassen um sie noch einmal zu probieren? Sie schmecken wirklich jedes mal aufs Neue himmlisch und höllisch gut. Man braucht nicht immer jemand anderes. Vielleicht überlegst du es dir ja etwas.“, beendete Rafael seine Erklärung. „Wollen wir weiter, oder soll ich dich ein wenig alleine lassen?“, fragte er ruhig, da er nicht wusste wonach ihm der Sinn stand. Würde er nun die Seele holen und verspeisen? Oder ihr die Chance geben die gerechte Strafe zu empfangen? Dämonen waren sehr wankelmütig und bei Lucifer selbst wusste man nie, woran man war. Rafael wusste, er hatte die Seele in Gefahr gebracht. Einen Dämon, den Teufel, zu einem Menschen zu bringen, der sterben würde, war riskant. Sie würden die Seele verspeisen, bevor sie zu Uriel wandern konnte, um von diesem das Urteil zu empfangen. Doch er war sich in seiner Sache dieses eine Mal sicher. Er wollte Louis diesen Menschen zeigen, nicht der Seele wegen, sondern um der Botschaft willen. Doch dieser lachte auf und wandte sich ab, ohne sich die Seele zu nehmen. „Das Stimmt. Die reinen Seelen sind wirklich sehr lecker. Ich hatte schon des Öfteren eine mir genommen.“ Reine Seelen waren ein Festmahl für alle Dämonen und es bereitete ihm immer wieder eine Freude diese Seelen zur Verzweiflung zu bringen. Es schien so, als würde er Rafaels Worten keine Beachtung schenken, doch dies war ein Trugschluss. Er hatte die Botschaft des Engels verstanden, auch wenn es nicht so wirkte, so gab es die bedingungslose Liebe auch unter Dämonen. Louis erinnerte sich genau. Für diese Frau hatte er alles gegeben, hätte alles Leben eingetauscht. Das klimpern der goldenen Kettchen an den schwarzen Flügeln war zu hören, als er diese spreizte. Sie schienen schon fast mit der Dunkelheit der Nacht zu verschmelzen. Die Nacht war eindeutig die Zeit der Dämonen. „Ich verstehe deine Botschaft, aber hörst du dich selbst sprechen? Ist diese Wette dann nicht gegen deine Prinzipien. Du willst mir doch nicht sagen das du die Unschuld des Paters nehmen möchtest, gar danach ewig an seiner Seite verweilen willst. Ich erinnere mich noch daran. Es war Uriel, dem du die Liebe geschworen hattest.“ Für einen Moment schwieg Rafael, musterte seinen Gegenüber. „Hast du eine reine Seele schon mal probiert ohne sie zu beschmutzen? Und sie noch mal probiert? Oder hast du mal eine Seele gekostet, die dich aus tiefsten Herzen und aus eigenen Antrieb liebt, ohne das du sie verführst? Diese Seelen sind am köstlichsten, weil immer, wenn du sie nicht beschmutzt, ihr Geschmack intensiver wird. Jedes mal ein bisschen mehr, bis du dich gar nicht mehr davon lösen kannst...“, wisperte der Blonde und sprach aus eigener Erfahrung. Eine solche Seele hatte er wahrlich schon einmal gekostet. Immer und immer wieder. Rafael gestand sich selbst ein, ein lüsterner Engel zu sein. Doch seine Liebe gehörte wirklich schon jemand ganz besonderen. Nie wollte er ihn betrügen. Louis Worte entsprachen der Wahrheit. Es war widersprüchlich, doch es hatte seine Richtigkeit. Was der Teufel nicht wusste, Rafael hatte einen zweiten Auftrag bekommen, der diese Wetten erlaubte. So lächelte er nur sanft. „Sollte sie gegen meine Prinzipien sein? Was wäre, wenn ich dann wirklich bei Godric bleiben würde? Würde dich diese Tatsache stören?“, stellte er eine Gegenfrage, während sein Blick herausfordernd auf Louis lag. „Würde es dich stören, wenn ich dir Godric wegnehmen würde? Mir seine Liebe sichere, auf das er nur noch mich will und ich immer wieder von seiner reinen Seele koste, auf das sie jedes Mal noch betörender schmeckt?“
Ein leichter Nachtwind wehte und schien die Worte des Engels zu tragen. Tief sahen sich die Kontrahenten in die Augen, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Louis war in Gedanken, riss den Blickkontakt jedoch nicht ab. Die Worte des Engels waren deutlich und er zweifelte keine Sekunde an dessen Ausführung. Egal wie flatterhaft Rafael war, er würde niemals einen Menschen so fallen lassen. Besonders keinen Talin. Doch was bedeuteten die Worte für Louis? Gedanklich hatte er sofort dagegen protestiert. Sollte Rafael seine Hände von seinem Godric lassen! Es waren jedoch genau diese Gedanken, die Louis zum Nachdenken brachten. Seinen Godric... Er war ein Mann Gottes und Louis der Teufel. Sie waren natürliche Feinde und dennoch sprach er besitzergreifend über diesen. Hatte Lucifera recht behalten? Hatte Assiah seine Gedanken und seine Gesinnung vernebelt?
Niemals...
Niemals würde er sich von den Menschen verführen lassen...
„Ich dulde es nicht, dass du Hand an ihn legst... Überschreitest du diese Grenze, werde ich dir deine Flügel ausreißen...“, wisperte Louis leise und bedrohlich. Es störte ihn! Es störte ihn, wenn Rafael sich Godric sichern würde!
~ Verdammt! Wieso stört es mich nur so sehr? ~
Rafael hob eine Augenbraue. Er wusste, diese Warnung war ernst zu nehmen. Den Zorn des Teufels auf sich zu ziehen war eine gefährliche Angelegenheit, dennoch wagte er sich weiter hervor. „Du sagst mir das ich Godric nicht haben darf? Das sehe ich nicht ein! Wenn du doch eh genügend Seelen zum Spielen hast, dann will ich wenigstens das Godric mit mir alleine glücklich wird und keine Enttäuschungen erleben muss so lange er lebt. Das ist wohl gerecht, wenn er schon deine Anwesenheit durchstehen muss, miterleben muss, wie du dutzende und abertausende von Seelen zum Spielen hast.“ Rafael spannte die Flügel. Es war wohl offensichtlich wohin er fliegen wollte, doch auch wollte er sich, wenn Lucifer ihn wirklich töten wollte, wenigstens versuchen irgendwie in Sicherheit zu bringen. Zwar waren sie befreundet gewesen, doch schon damals hatte er sich als Lucifel gegen die Erzengel gestellt und würde es auch noch ein weiteres Mal tun.
Louis lachte auf. „Ach der Arme~ Muss er meine Anwesenheit ertragen? Redest du nicht gerade selbst von dir liebster Rafael? Wie du sicher sehen konntest, ist Godric verdammt bodenständig. Er glaubt zwar an Engel und Dämonen, aber ständig, wenn ihm Übersinnliches in den Weg kommt, scheint es ihn zu nerven. Deine Anwesenheit ist ebenso nervtötend wie meine.“ Lange hatte er den Pater beobachtet, bemerkte er eine Unsicherheit, die Godric überspielen versuchte. Dies lag jedoch an seinem menschlichen Geist. Waren Louis und Rafael in eine Welt geboren worden, in der die Übernatürlichkeit ihren Platz hatte, so war Godric als Mensch nur ein Staubkorn im Vergleich zum mächtigen Weltgefüge.
Bevor Rafael auch nur einen Flügelschlag vollbringen konnte, war Louis neben ihm erschienen und hatte unsanft das Handgelenk des Engels gepackt und erhob laut und deutlich seine Stimme. „Mit dir alleine glücklich? Mit einem Engel kann man nicht glücklich sein. Mit einem Dämon auch nicht. Aber es liegt nicht an dir zu bestimmen mit wem er glücklich sein kann!“ Plötzlich loderten blauweiße Flammen auf und Rafael befand sich mit dessen Besitzer in einem Feuerkreis, aus dem kein Entkommen war. Ein Schlucken war zu hören und es schien, als würde das Feuer socj regelrecht nach de reinen Engel verzehren. Immer wieder züngelten die Flammen in seine Richtung. Rafael ließ den Blick schweifen, sah dann direkt in zwei gefährlich leuchtende Rubine. Nun hatte auch Louis seine wahre Gestalt angenommen und stand als Teufel Lucifer vor dem Erzengel. Der Dämonenschwanz peitschte ein paar Mal in beide Richtungen, bis er zur Ruhe kam. Ein leises knurren war zu vernehmen und in Rafael breitete sich ein Schmerz aus. Ein leichter Qualm, als würde man etwas anzünden, stieg vom Handgelenk des Engels auf, welches Louis festhielt. Rafael versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch der war zu fest. Die Haut des Engels glühte förmlich. „Sicher habe ich genügend Seelen zum Spielen. Aber wenn du mir sagst, es gibt nur eine Seele, die man ganz besonders begehrt, dann ist es die von Godric und ich lasse mir ungern die Seele meines Begehrens nehmen.“, wogen die unheilvollen Worte des Teufels im Wind. Selbst das Wetter schien den Zorn Lucifers zu spüren. Schwarze Gewitterwolken erschienen am noch zuvor sternenklaren Himmel. Ein lautes Donnern war zu vernehmen und immer wieder zuckten Blitze durch die dunklen Wolken. Ein Gewitter zog auf und schien das Gemüt des Teufels zu symbolisieren. Dieser hatte jedoch Gnade mit dem Engel, ließ ihn los so dass dieser auf die Knie sank. „M...meinst du nicht eher, es nervt ihn, dass du ihm dauernd Lasten aufbürdest? Hat Godric mich seit ich hier bin nur einmal vernichtend angesehen? War ich ihm gar zuwider? Hat er sich geweigert, als ich ihm auf die Stirn küsste? Ich denke nicht, dass ich als sein Leitengel, ihm zuwider bin. Eine Seele, die du sehr begehrst und trotzdem spielst du mit anderen. Armer Godric. Bei mir wären keine Seelen, die neben ihm stehen würden. Er wäre meine einzige Seele.“, rief der Erzengel, der froh war noch an einem Stück zu sein. Das Handgelenk heilte, wenn auch nicht so schnell wie bei gewöhnlichen Wunden. Lucifers Berührungen hatten dem Engel der Heilung zugesetzt. Er war froh das dieser ein Einsehen hatte und ihn losließ. Als Asche wollte Rafael nicht enden. Das Gewitter wurde schwächer und Lucifer legte eine Hand an eine Stirn. Es war nicht in seinem Sinne gewesen dies heraufzubeschwören. Es war nicht einmal in seinem Sinne gewesen, wegen Rafaels Dreistigkeit sich aufzuregen. Doch die Wut über dessen Worte, das Bild, Godric in seinen Armen. Er konnte nicht anders als wütend darüber zu sein. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren hatte er seine Gestalt wieder gewechselt, woraufhin auch das Gewitter langsam verschwand. Als Louis sah er zu dem Engel. „Ich werde noch einmal Gnade walten lassen. Doch sehe ich dich nur ein mal in seinem Gemach, dann wird mein Zorn dein Todesurteil sein!“ Nach diesen eindeutigen Worten, hatte er sich abgewandt und sah in seinen Spiegel. Das Spiegelbild war jedoch nicht er selbst, sondern Godric, welcher in seinem Bett lag und anscheinend noch nicht schlief. Der Spiegel zeigte das gemeinsame Zimmer und einen Pater, der im Bett lag und dessen Blick zur Zimmerdecke ging.
Wieso war er nur so ausgerastet?
Eine Seele, eine Seele für ihn alleine...
Eine Seele, an die er sich binden würde...
Begehrte er Godrics Seele so sehr?
Oder wollte er sie doch in die Verzweiflung stürzen, gar beschmutzen?
Louis wusste nur eines. Es war Zeit für ein Gespräch. Ein Gespräch, welches er lange nicht mehr geführt hatte. Ein Gespräch, dessen Inhalt anders sein würde, als es damals war mit ihr. Ohne ein weiteres Wort an Rafael zu richten, war Louis in der Dunkelheit der Nacht verschwunden. Leicht grinste der Engel, der wieder auf die Beine kam. Sein Auftrag lief gut und so sah er in den Himmel, legte den Kopf in den Nacken. Lucifers Anwesenheit war verschwunden und so galten Rafaels Gedanken nur einer Person. „Liebster Uriel. Es wird noch etwas dauern, doch ich werde zurückkehren. Ich hoffe der Platz an deiner Seite ist auch weiterhin frei, so dass ich um ihn kämpfen kann.“, wisperte er leise mit geschlossenen Augen und genoss den warmen Wind der Nacht.
Godric lag wach in seinem Bett. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Er wusste es nicht. Seine Gedanken waren verworren, doch sie schienen alle sich um eine Person zu drehen: Louis. „Früher war alles so einfach gewesen, doch nun... Alles ist verwirrender und verstrickter als je zuvor. Ich erkenne mich nicht mehr wieder...“ Godric fühlte sich wie ein Schmetterling, der sich in ein Spinnennetz verhedderte und nicht mehr frei kam. Weder die Welt, noch sich verstand er. Woher kam nur all diese Wut, all diese Eifersucht? Was war er für ein Geistlicher, wenn er sich diesem hingab? Ein Pater seines Standes sollte nicht so denken und sich dem hingeben. Godric war aber schon längst gefangen im Bann des Teufels. Trotz seiner Gedanken spürte er förmlich, wie jemand im Zimmer war. Plötzlich legte sich eine warme Hand an seiner Wange und er sah direkt in zwei Rubine. Sie waren so tief und fesselnd, dass Godric es schwer hatte sich dem zu entziehen. Ehe er die Stimme erheben konnte, hatte Louis das Wort an ihn gerichtet. „Spricht der Engel die Wahrheit? Bist du auf der Suche? Auf der Suche nach einer Partnerseele? Einer Seele, nur für dich allein?“ Ein kurzes Blinzeln vom Blauhaarigen folgte. Er verstand nicht, fragte sich weswegen Louis solch komische Fragen stellte. Er ahnte ja nichts von dem Gespräch, was vorher geführt wurde. „Einen für mich alleine? Wovon sprichst du? Was ist geschehen?“, folgten die neugierigen Worte und auch wenn er noch zuvor wütend war, hatte die gute Seite noch nicht verloren und jedem Gehör schenken, der es suchte. Es kam ihm merkwürdig vor, doch der Teufel schien es zu suchen. Dieser hatte sich selbst dafür entschieden das Gespräch zu suchen. Er wusste, Godric war die einzige Quelle um Antworten zu finden. Louis hatte zwar das göttliche Wissen, doch zum ersten Mal war seit langem hatte sich wieder eine Frage aufgeworfen, die er nicht beantworten konnte. Diese Antwort befand sich ausgerechnet bei einem Menschen, einem Geistlichen. War es überhaupt möglich? Zwei Seelen, die alleine miteinander auskamen? Nie kam Louis so etwas in den Sinn. Für ihn waren alle Seelen gleich. Sie würden sich von ihrem menschlichen Körper lösen und kamen alle vor das Totengericht. Louis konnte nicht zulassen das Godrics Seele von jemand anderes, als von ihm selbst gerichtet wurde. Er wollte sie wirklich... Er wollte diese Seele.
„Ich meine einen Menschen, Engel oder gar Dämon für dich allein. Eine Seele. Sicher, du verspeist diese nicht. Doch dies meine ich nicht einmal.“, versuchte er zu erklären und hatte sich auf das Bett gesetzt, woraufhin auch Godric sich aufgesetzt hatte. „Menschen wünschen sich eine einzige Seele für ihre ganze Lebensspanne. Ist dies auch dein Begehren? Ist dies der Grund deiner Verstimmung? Weil ich dir diese Seele nicht bieten kann?“, fragte er und schloss die Augen.
~ Was tat ich da nur...? ~
Godric musterte Louis von der Seite, spürte auf einmal die warme Hand des Teufels auf der eigenen. Irgendwas schien diesen ziemlich zu beschäftigen, dachte er sich, sorgte sich sogar um diesen. Eigentlich sollte er ihn zur Hölle wünschen, wo er herkam. Doch nun konnte er nicht davon ablassen ihm zu helfen, auch wenn sein Blick voller Unverständnis war. Es musste trotzdem dringend sein, wenn dies nicht sogar bis zum nächsten Tag warten konnte. Sonst war Louis doch immer Nachts allein unterwegs, ließ den jungen Pater in Ruhe schlafen. Nun hatte er sein Bett aufgesucht und nicht um unsittliches zu verrichten, sondern um ein Gespräch zu führen. „Du sprichst ziemlich wirr gerade. Ich frage mich was geschehen ist.“ Ein leises Seufzen ging durch den Raum und ein grübelnder Blick lag auf den Teufel. „Eine Person für mich, auf Lebensspanne? Meint Louis etwa einen Lebenspartner.“, fragte sich Godric und war nun doch etwas erstaunt. „Willst du wissen, ob ich mir, wie jeder Mensch einen Lebenspartner wünsche? Ich denke, das wünscht sich wohl jeder. Ich gestehe, ich habe auch schon daran gedacht, doch dann sah ich dich und wusste, dies wird wohl nie möglich sein.“, kam es erneut seufzend von dem Blauhaarigen, welcher die Hand leicht unter der von Louis drehte. Oft hatte Godric über einen Lebenspartner nachgedacht, hatte es sogar zeitweise aufgegeben, da er glaubte, seine Aufgabe würde dies nicht erlauben. Seit Louis an seiner Seite war, drang der Wunsch erneut in den Vordergrund. „Wie kommst du auf einen solchen Gedanken? Du hast doch genügend Seelen die für dich da sind, genügend Gläubige, die sich sogar opfern würden.“, fragte er und konnte sein missfallen darüber nicht ganz verbergen.
~ Wieso reagiere ich nur so darauf das Louis seinen Spaß mit vielen Menschen haben konnte? ~
Sein Blick ging zur Seite und er entdeckte die Nutella, die er für Louis aufbewahrt hatte. Wieso hatte er sie ihm aufbewahrt? Das war doch dumm... „Wieso tat ich nur solche Dinge...?“
„Genau. Du bist ein Mensch und Rafael erzählte von den Wünschen eurer Rasse.“ Ob Godric wirklich einen Lebenspartner für seine Bedürfnisse brauchte? Louis horchte auf. Wie kam der Pater nun auf ihn und die Seelen? „Es sind Millionen Seelen verfügbar, das bestreite ich nicht. Aber ich meinte nicht all die unwichtigen Seelen. Sondern DIE Seele. Mich interessieren die Millionen Seelen nicht wirklich. Die meisten Opfern mir etwas und beten mich an, was mich auch einerseits befriedigt. Dennoch fehlt da etwas. Keiner dieser Seelen würde jetzt mit mir hier sitzen und reden.“ Dann ging auch Louis Blick zum Tisch, wo er die Nutella sah. Hatte man ihm wirklich ein Opfer dargebracht? Ihm kam das verpasste Frühstück in Erinnerung. Godric hatte es tatsächlich für ihn aufbewahrt... „Und keine Seele würde mir Nutella aufbewahren. Eher noch alles selbst weglöffeln...“, fügte er hinzu, was den Pater leise lachen ließ. Dachte der Teufel wirklich daran, dass eine Seele ihm sein Nutella streitig machte?
„Du bist heute sehr verwirrend. Mehr als sonst.“ „Du findest mich verwirrend?“ Godric nickte. „Seit ich dich kenne, erkenne ich meine Welt nicht mehr wieder. Ich sehe Dinge, die neu und teilweise erschreckend für mich sind. Engel, Dämonen, Monster und vieles mehr. Alles was ich aus Büchern kenne hat einen Hauch von Wirklichkeit. Immer hatte ich an Engel und Dämonen geglaubt und dennoch fühle ich, als würde jedes mal, wenn ich dich oder einen anderes Wesen sehe, mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Ich fühle..., ich weiß nicht wie ich es benennen soll.“ Zum ersten Mal fand er keine Antwort, doch Louis kannte sie genau. „Dein menschlicher Geist sieht nur beschränkt. Du magst ein Talin sein, gar ein Nephilim, doch unsere Welt übersteigt dein Fassungsvermögen.“ „Das mag sein. Doch auch trotz meines menschlichen Geistes möchte ich dir helfen. Wenn ich dir helfen kann, dann tue ich das gern. Doch bitte, lade mir dabei nicht noch mehr Schuld auf die Schultern und beflecke mich... Louis? Sag mir ganz genau, was möchtest du?“, bat er ihn fragend und erwiderte den Händedruck und strich sanft mit dem Daumen über dessen Handrücken. Louis war wirklich ziemlich durch denn Wind, wenn er sich mir so gab, dachte sich Godric. „Wie du mir helfen kannst? Ich weiß es nicht. Du bist ein Mann Gottes. Wer weiß ob du mir überhaupt helfen kannst. Wer weiß, ob ich das überhaupt dulden kann.“, antwortete der Schwarzhaarige und legte eine Hand auf die warme Wange des Paters, strich diese sanft. Seine Haut war wirklich weich, kam es ihm im Gedanken. „Was ich möchte ist einfach und ich habe es bei Ankunft dir deutlich offenbart: Ich will dich.“
„Dich und deine Seele.“
Godric weitete ein wenig die Augen, konnte einen leichten Rotschimmer nicht vermeiden. Er wollte die Seele, mehr als das. War dies dann nicht mehr als nur ein Bündnis? Er hatte viele Romane gelesen in denen übernatürliche Wesen sich in Menschen verliebten. In Körper und Geist. Doch..., hieß das der Teufel hatte ihm, einen Mann Gottes, gerade so etwas wie die Liebe erklärt? Ausgerechnet jener, der so kalt und unbarmherzig den Menschen gegenüber war? Einen Moment lang starrte der junge Pater nur vor sich, bis er sich wieder fangen konnte. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Leicht öffnete er den Mund, wollte etwas sagen, doch unterließ es. Sah Louis das denn genauso? Vielleicht konnte es ja auch sein, dass er es anders meinte. Der Gottesmann war sich nicht sicher und zweifeltean sich selbst. Waren diese Gefühle, dieser Sturm, der in ihm tobte, einem Geistlichen seines Standes angemessen? Eine Seite in ihm war bei Louis Worten freudig aufgesprungen. Es war, als hätte sein Herz für einen kurzen Moment einen Aussetzer gehabt.
Louis war ebenfalls von seinen Worten verwirrt. Normalerweise kamen die Seelen zu ihm, opferten sich mit Hingabe und nun? Nun bat er doch tatsächlich selbst um eine Seele. „So wie damals...“, dachte sich Louis und erinnerte sich an seine Zeit mit Amon. Dieses Gefühl war ihm nicht fremd. Damals hatte er auch um eine Seele gebeten. Nur um eine einzige. Doch Amon konnte sie ihm nicht geben, so sehr er sich das selbst auch wünschte, da er seine Seele seinem Herren versprochen hatte. Vorsichtig legte Louis seine Hände auf Godrics Schultern, hielt sich an diesen fest. Er spürte wie zerbrechlich dieser Körper war. Trotz des Größenunterschiedes war es Louis, der Godric so leicht verletzen, ihn gar wie ein Streichholz brechen konnte. Ein zerbrechlicher, menschlicher Körper, dachte er sich. „Als Lucifer ist es mir unmöglich dich einfach so zu berühren, doch in dieser Gestalt ist es mir möglich. In dieser Gestalt habe ich Dinge gesehen, die ich als Lucifer übersehen würde. Dinge, die sogar mich verwirren. Ich bin der Teufel und kann nicht verstehen weswegen ihr so sehr predigt, euch nach dem Himmelreich sehnt, obwohl Gott euch nicht antwortet. Dies ist nicht meine Welt und auch wenn ich eine Zeit hier verbrachte, Gottes Worte sind für mich andere, als für euch. Euch liebt Gott.“ Godric war verwirrt von den Worten. Liebte Gott die Menschen wirklich so sehr? Oder hatte er sich schon gar von diesen abgewandt? Nein... so durfte er nicht denken. „Ich bin fest davon überzeugt, Gott liebt jeden, vergibt und kann sogar Dämonen lieben. Ich hatte nie die Ehre mit ihm ein Wort zu wechseln und kenne ich ihn auch nicht. Doch mein Herz ist davon überzeugt. Gott wird eines Tages antworten. Wann dies sein wird ist ungewiss.“ Louis lächelte nur bei diesen Worten. Sie kamen von einem Mann, der hinter seinem Glauben stand. Doch er wusste selber, eines Tages musste Gott eine Antwort geben. Egal zu wem es war. „Ihr Menschen und eure Hoffnungen. Doch... ich werde es mir ansehen. Ich werde abwarten und sehen ob deine Worte wahr werden.“ Louis wusste genau, er wollte den Pater. Er wollte an seine Worte glauben und er wollte ihn als Gefährten an seiner Seite. Er war so anders als Amon, doch das was Louis in sich fühlte war fast identisch. Dieser vorlaute, kleine Pater hatte tatsächlich sein Interesse geweckt. So sehr, dass Louis es einmal ausprobieren wollte. Zufrieden über seine Entscheidung nickte er. „Wenn du den großen Wunsch hast das ich nur von dir Nahrung aufnehme, dann soll es geschehen. Dein Blut schmeckt rein und süß. Ein Blut, eines Talin würdig.“ Godric schwieg einen Moment, fühlte die Wärme, die von Louis Händen kam. Sein Griff war fest, doch nicht schmerzhaft. Es kam dem jungen Mann so vor, als wäre dieser Griff in diesem Moment das Einzige was ihn in diesem Sturm der Gefühle am Boden hielt. Zögerlich nickte er. „Wenn ich ehrlich bin, würde es mir wirklich besser gefallen, dass du dir nicht nebenbei noch irgendwo anders Blut besorgst. Nicht auf diese Weise...“ Er hatte das Bild direkt vor Augen, als Louis ihm in den Hals biss. Es war ein magischer Moment gewesen. Ein süßlicher, wohltuender Schmerz. Godric hatte nicht gedacht, dass Schmerz sich auch gut anfühlen konnte. In diesem einen Moment fühlte er sich dem Teufel näher als sonst. Intimer... Ein gefährliches Gefühl, welches ihm jedoch mit Zufriedenheit ausfüllte. Mehr als alles andere. „Ich fühle mich austauschbar gegen jeden X-Beliebigen. Ich weiß, es sind sündige Seelen und so weiter, aber trotzdem.Wenn du mich willst, will ich niemanden neben mir haben, der zwischendurch auch mal ganz gut geeignet ist. Das alles und noch viel mehr würde eine Partnerschaft bedeuten. Louis... Kennst du dich mit menschlichen Partnerschaften überhaupt aus?“
„Keine Vielweiberei?“, fragte sich dieser gedanklich. Es war etwas wider seiner Natürlichkeit. Doch er wollte diesen Pater. Seine Seele, so dachte er sich, war ein guter Ausgleich für andere Seelen. „Nun denn. So ist mein Körper bereit dich heute aufzunehmen. Er ist für diese Nacht noch Unschuldig. Ich werde dich in mir aufnehmen, heute Nacht und auch jede weitere. Niemand anderes wird seine Hand an dich legen.“, verkündete Louis und küsste die Lippen des Paters, was diesen erst erschreckte. Dieses mal jedoch ließ er ihn gewähren und schloss die Augen. Godric fühlte, mit diesem Kuss wurde etwas Besonderes besiegelt. Es war ein kurzer Kuss, doch beide hatten ihn genossen. „Ich habe vieles in meinem Spiegel gesehen und dennoch geben mir einige Menschen Rätsel auf. Sicher, die menschliche Natur ist leicht zu durchschauen, dennoch gibt es einige Dinge, die selbst Gott und mir verborgen bleiben.“, sprach Louis plötzlich. „Ich kenne menschliche Partnerschaften unter vielen Gesichtspunkten. Sex, Küssen, Umarmungen, aber auch sich opfern und sich Nahrung spenden. Für mich ist es ganz normal viele Partner zu haben, so wie es für die Menschen normal ist einen Einzigen zu besitzen. Doch ich weiß, es gibt eine Person, die wird einen niemals langweilig oder gar überdrüssig. Dennoch..., ein Mensch für einen Teufel?“ Godric lächelte leicht, fragte sich jedoch, was Louis alles gesehen hatte. Er selbst kannte Partnerschaften in denen sich Menschen füreinander opferten. Dies war auch in der heutigen Zeit keine Seltenheit. Doch Louis musste noch viel mehr gesehen haben. „Das kannst du wohl nur herausfinden, wenn du es ausprobierst Louis. Vieles wird selbst dein Spiegel dir nicht zeigen können, sondern du wirst es selbst ausprobieren müssen. Zu den menschlichen Partnerschaften gehört auch die Treue, das Vertrauen und das man sich auf die Person verlassen kann. Es ist wirklich schade das du die Menschen dabei beschmutzen musst. Du kannst, wenn du willst, ein wirklich netter Mann sein.“, sprach Godric und sah ein wenig verlegen zur Seite. Es schien paradox, doch er hatte Seiten an dem Teufel gesehen, welche zärtlich waren. Seiten an Louis, die er Amon gezeigt hatte. Godric wusste nun wie er sein Gefühl deuten konnte. Das Gefühl das Amon die Seiten sehen und spüren durfte.
Er war eifersüchtig, denn er liebte den Teufel...
„Dies ist der Lauf der Dinge. Ich bin die Dunkelheit. Doch nicht nur ich bin es, der die Menschen beschmutzt. Sie kommen selbst zu mir, um zu sündigen. Jene, die du gesehen hast, kamen aus eigenem Antrieb zu mir. Menschen lassen sich beschmutzen. Doch wer von sich aus Rein und starken Willens ist, der hat nichts zu befürchten. Menschen sind sündige Wesen. Sie sind wie Motten, fliegen in das Licht und verbrennen. Amon war nicht so und du scheinst ebenfalls nicht so zu sein. Vielleicht zieht mich auch das zu euch. Ich habe keinen bedarf es an irgendeinem Menschen zu lernen. Sie bedeuten mir nichts. Mir geht es alleinig um dich und nicht um die anderen. Du bist der einzige Mensch und Engel bei dem ich es dulden würde.“
Ein Schlucken war seitens Godric zu hören. „Wie meinst du das? Du beschmutzt die Menschen doch schon allein, wenn sie freiwillig oder nicht freiwillig kommen. Das ist egal. Aber sie werden immer beschmutzt, wenn du mit ihnen schläfst und ich für meinen Teil kann gut und gern darauf verzichten noch mehr Schmutz auf mir mit tragen zu müssen.“, sprach Godric kühl und konnte seine Eifersucht nicht mehr verbergen. „Wenn es dir nur um mich geht, weshalb sprichst du dann immer, wenn du über mich sprichst, auch über Amon. Ich habe sehen können, wie sehr du an meinem Verwandten hingst, wie sehr du ihn beobachtet hattest und wie nah ihr euch wart.“ Godric sah erneut zur Seite. Wieso konnte er nicht einfach Lügen und seine Eifersucht begraben? Selbst jetzt konnte er nicht anders als die Wahrheit sprechen. Amon... Godric wusste, er konnte mit Amon nicht Konkurrieren. Amon war anders als er. Doch es schmerzte ihn, wenn Louis im gleichen Atemzug auch über ihn sprach. Es führte ihm vor Augen das er einfach nur Amons Enkel war. Louis lachte leicht. „Ach so viel Schmutz hast du nicht. Du bist ein normaler Mensch, mit Sünden und Licht. Ich finde, dies hat seinen Reiz. Sicher werde ich die Leute irgendwie in die Sünde treiben, wenn sie mit mir zu tun haben. Dies bestreite ich nicht. Ich bin immerhin die fleischgewordene Sünde. Trotzdem kann ich hier sein, ohne die Menschen gleich zu beschmutzen. Ebenso wenig sie zu verbrennen oder siehst du hier ein Feuer? Das ist das selbe wie mit Lucifer und mir. Man kann, aber es muss nicht geschehen und ich für meinen Teil schätze es sehr dich berühren zu können, ohne das du mir gleich in Flammen aufgehst. Ebenso kann ich deine Seele besitzen, ohne das sie beschmutzt wird. Denn Schmutz liegt im Auge des Betrachters und Sex ist kein Schmutz. Wenn ja, dann müsste Rafael für dich einen Sünder darstellen. Selbst dieser hat Sex und nicht nur er. Das ganze Himmelreich, außer Gott!“, waren die belehrenden Worte. „Vergiss nicht das ich selbst einmal im Himmelreich wohnte und deswegen auch nicht über etwas rede. was mir nicht bekannt wäre. Es ist viel Schmutziger sich den Sünden zu verschließen und Hochmut gegenüber diesen zu zeigen. Wer zu Eitel ist zu sündigen und dies nicht als Teil seines Ichs akzeptiert hat sich wahrlich beschmutzt. Was glaubst du wozu es Beichtstühle gibt? Damit man immer wieder seine Sünden beichtet und dann weiterleben kann.“
Doch dann lachte Louis leicht auf. War der sonst so fromme Pater etwa eifersüchtig? Eifersüchtig auf Amon? Er ahnte gar nicht wie Recht er damit hatte. „So? Es mag vermessen sein zu glauben ich würde an einen Engel hängen, welcher mich verraten hatte. Dies wäre meine Antwort gewesen, wenn es sich nicht um Amon handeln würde. Ein Teil von mir hängt an ihn. Doch das ist alles nicht mehr wichtig. Er ist in den Himmel zurückgekehrt ohne noch einmal zurückzublicken. Dies solltest du auch in Erwägung ziehen und auch ich werde dem Beispiel folgen und nicht mehr zurückblicken. Bevor du jedoch eine Ewigkeit in Gedanken versinkst, lass mich dir eines sagen. Du und Amon seid verschieden wie Tag und Nacht. Ihr habt nicht wirklich viel gemeinsam, nur das Aussehen und dies ist doch ein wirklich angenehmer Nebeneffekt, wie ich finde.“ Das Louis sich ausgerechnet jemanden aussuchte um dessen Seele anzueignen, der genauso aussah wie jener Priester, hatte auch er nicht für Möglich gehalten. Er konnte es nicht leugnen. Godric erinnerte ihn an Amon, ob er wollte oder nicht. Dies hatte seine Entscheidung aber nicht beeinflusst. Mochten andere sie für die gleiche Person halten, so tat es Louis nicht. Für ihn waren der Pater der alten Zeit und der Pater der neuen Zeit, so wie ihre Zeiten, grundverschieden. Godric hatte dies vernommen und sah nachdenklich auf den Boden. Ausgerechnet der Teufel war der Erste, der zwischen ihn und Amon unterschied. Einerseits wünschte er sich seinem Ahnen ähnlicher zu sein, doch er wollte nicht mit ihm verglichen werden, weswegen er seine äußerliche Ähnlichkeit verfluchte. Damals hatte es ihn nichts ausgemacht, doch nun seit Louis in sein Leben getreten war, hatte er es fast gehasst.
Er alleine wünschte sich die Liebe des Teufels.
Doch das Gespräch hatte noch mehr, was Godric erstaunte. Der ganze Himmel hatte Sex? Wollte ihn der Teufel erneut auf den Arm nehmen? Das Priester den Geschlechtsakt ausübten und sogar Familien gründeten war für ihn nichts neues, doch Engel und Sex? Das war eine ganz andere Liga! An seinem Gesichtsausdruck konnte Louis erkennen, dass diese Information ihn aus der Bahn warf. „An deinem Ausdruck schließe ich, dass du mir nicht wirklich glauben kannst. Trotz allem, es ist die Wahrheit. Gott sprach damals, liebt und mehrt euch. Die Engel leben nach Gottes Wort und Gott wünscht sich Liebe. Selbst in deiner Bibel wird über die Fleischeslust geschrieben. Dies kommt nicht von ungefähr. Was glaubst du warum Amon Kinder in die Welt gesetzt hat? Wie du heute hier vor mir sitze kannst? All dies, weil Amon den Worten Gottes folgt. Unter normalen Umständen können Engel natürlich keine Kinder bekommen, doch Sex ist keine Sünde. Es ist natürlich. Der Körper sehnt sich nach Berührungen, nach Liebe und viel mehr.“ Godric kannte die Passagen, die Louis aussprach. Gepredigt hatte er sie jedoch nie. Er hatte weder Sex, noch vermehrte er sich. Es war in seinen Augen falsch über etwas zu predigen, was er nie selbst getan hatte. „Was glaubst du von woher die Menschen den Sex kennen? Gott schuf sie nach ihrem Ebenbild, so heißt es. Er schuf die Engel und Assiah nach seinem Glauben.“ „Gott schuf uns nach seinem Ebenbild, das ist richtig. Doch auch Kinder entwickeln sich weiter. Wer weiß schon, wie es vor tausenden von Jahren hier auf Erden aussah, ob die Menschen Gott da ähnlicher waren als jetzt. Das weiß er wohl nur selber.“ Während er sprach, versuchte Godric zu erfahren wie lange Louis schon lebte, ohne ihm ins Gesicht blicken zu müssen. Doch er konnte weder bei seinem Anblick, noch sonst etwas feststellen. Er war und würde ihm wohl immer ein Rätsel bleiben. „Das stimmt fast. Doch ich habe die Menschen gesehen. Gott schuf die Engel als erste. Ich war der erste Engel, Lucifel. Viele Äonen später kamen die Menschen auf Assiah. Sie waren sein neues Spielzeug, aber anscheinend versündigten sie sich zu sehr, weswegen sie in mein erschaffenes Reich kamen. Gehenna.“ Der Blauhaarige lauschte andächtig den Worten. Etwas aus erster Hand zu erfahren und nicht aus Überlieferungen, die in all den Jahren sich verfälschten, war etwas, was er sich nie zu träumen gewagt hatte. Lucifel, der erste Engel. Sie mussten alle schon ewig Leben, auch Amon. Wie lange sein Urahn wohl schon lebte wussten wohl nur er und Gott selbst. Vielleicht auch noch Louis. Amon... Erneut kam ihm der Gedanke. „Wenn du ihm nicht ähnlich sehen möchtest, dann verändere dich.“, kam es plötzlich von Louis, der Godrics Gedanken wohl von seinem Gesicht ablesen konnte. „Du meinst er ist nicht mehr auf Erden, aber in deinem Herzen und solange du mich immer wieder mit ihm vergleichst, sei es noch so gering, würde ich mich nicht wohl fühlen. Ich bin ich und nicht er. Ich kenne Amon nicht, hatte nur die Ehre mit ihm sprechen zu dürfen, aber das war es auch schon. Ich möchte nicht, dass man jemand anderes in mir sieht und sei es auch nur ein geringer Prozentsatz.“ Seine Worte klangen verletzt. Er wollte eine Partnerschaft um seines Willens und nicht, weil er einem anderen ähnlich sah. „Ich habe schon überlegt mich zu verändern, schon allein weil mich dauernd jeder für meinen Großvater hält. Nur weiß ich nicht nicht wie. Die Haare kürzen will ich nicht, da ich sie schon immer länger wollte. Haare färben geht auch nicht da das Blau nicht verschwindet.“ Ein leises Seufzen war zu hören. Er hatte sich sogar überlegt sich die Nase brechen zu lassen, damit sie krumm war und sie weniger wie Amons aussah. Das hatte er jedoch wieder verworfen.
„Natürlich bist du du selbst und das bleibt auch so. Ich habe viele in meinen Gedanken, das war immer so und wird immer so bleiben. Doch ich sehe dennoch niemand anderen in dir. Du bist komplett anders als Amon. Ich weiß nicht wie das passieren kann, dass sich die Generationen so sehr unterscheiden. Aber Amon ist einmalig und auch du bist auf deine Weise einmalig. Du hast Probleme, über die Amon nicht einmal nachgedacht hatte. Längere Haare? Na wieso nicht. Es wäre ein Anfang.“ Schelmisch grinste der Teufel. „Mit langen Haaren siehst du sicher heiß aus.“ In seinen Vorstellungen sah Godric sehr erotisch aus. Wie er sich durch die Haare streicht, sie im Wind wehten und sich sanft an seinen Körper schmiegten. „Wenn das Blau so wichtig ist, dann unterscheide dich in anderen Dingen. In deiner Würde. In deinem Wesen weiterhin. Hattest du nicht zu Lucifera gebrüllt das man keine Vergleiche ziehen und man seinen eigenen Weg gehen soll? Das schließt doch eigentlich dein Problem mit ein. Niemand wird dich für Amon halten, wenn du deinen eigenen Weg gehst.“ Erneut sah Louis zum Tisch, auf dem die beiden Nutellaschalen standen. Er nahm sich diese und hielt eines gegen die Stirn des verwunderten Paters. „Lass uns gemeinsam Speisen.“
Godric war aufgeschreckt als er das kühle Schälchen an seiner Stirn spürte. Dankbar nahm er es an und fühlte sich sehr gerührt bei Louis Worten. „Für die langen Haare muss ich wohl noch viele Jahre warten, aber ich freue mich schon darauf.“ Godric wollte Louis Worten Taten folgen lassen und seinen eigenen Weg gehen. Der Weg, der ihn zu Gott führte. „Zeit hast du ja genug.“ Mit den spitzen Fingernägeln strich er dem Jüngeren über die betuchte Brust, wandte sich dann ab und nahm sich zwei Messer. Eines reichte er Godric, das andere behielt er selbst. Diese Art zu essen war dem Pater zwar noch fremd, doch er sagte nichts dazu und tat es ihm gleich. Louis selbst hatte über seine eigenen Worte nachgedacht. Er wollte nicht den Weg gehen, den Lucifera für ihn vorgesehen hatte. Es war der eigene Weg und die eigenen Überzeugungen, den er vertrat und in diesem Moment wollte er sein Leben auf Assiah genießen. Menschen waren ein gutes Spielzeug. „Lass uns Speisen und bei Sonnenaufgang endlich ins Kloster zurückkehren.“, schlug Godric vor und ließ die Messerspitze durch die Schokolade gleiten. Lange hatten sie nicht mehr so frei nebeneinander gesessen. Noch nie. Beide fühlten sich aneinander näher als sonst. Dennoch seufzte der Blauhaarige, bei dem Gedanken seinen eigenen Weg zu gehen. Er fragte sich, ob dieser Weg ihm trotz allem zum Schluss beim heiligen Vater landen ließ. Amon hatte es schließlich auch geschafft. „Denkst du, ich kann noch ein vollwertiger Engel sein? Besonders nachdem, was Decus mit mir angestellt hat. Meine Flügel sind völlig grau. Ich weiß nicht was ich dagegen tun soll.“, klagte er sein Leid und nahm eine Messerspitze mit dem Nutella, um es zu sich zu nehmen. War es überhaupt richtig mit dem Teufel darüber zu sprechen? Godric war sich sicher, egal ob Engel oder Teufel, Louis würde ihm zuhören.
„Dir stehen deine Flügel nicht im Weg. Die meisten Engel sind Heuchler. Da bist du wesentlich ehrlicher als diese. Du trägst die Sünde offen mit dir, lebst mit ihr und verschließt nicht die Augen vor all den Sünden des Lebens. Sicher, Decus hat dir Dämonenblut verabreicht, aber nur du alleine bestimmst deinen Weg, so wie es Amon vor dir tat und sich für seinen Weg entschied. Er war kein Vorbild eines Engels, doch er hat seinen Weg gefunden. Ich bezweifle das dies dir Probleme bereiten wird ebenfalls deinen Weg zu finden. Was dir fehlt ist Selbstvertrauen.“, sprach Louis und hatte seine Schale geleert und diese auf den Nachttisch gestellt. Eine leichte Wärme überkam Godric bei diesen Worten. „Ich danke dir.“ Er war dankbar für die überraschend aufmunternden Worte und konnte sich nun gut vorstellen, dass man auch vor dem Teufel beichtete, so wie er es immer gesagt hatte. Zwar nicht so, wie es Godric geläufig war, doch seine Gläubigen taten es. Die Zweifel des Blauhaarigen waren fast wie weggeblasen. Louis hatte Recht. Amon hatte seinen Weg trotz aller Sünden gefunden. Er würde es auch schaffen. „Hätte Gott mich aufgegeben, dann hätte er Rafael nicht zu mir geschickt.“, murmelte er leise. Dies war ein eindeutiges Zeichen gewesen. Menschen warteten ihr Leben lang auf ein Zeichen von Gott und Godric hatte eines bekommen. Dies wollte er nutzen und nicht weiter in Zweifel versinken.
Ein leises Rascheln holte ihn aus seiner Gedankenwelt und Godric sah direkt auf die nackte Pracht des Teufels. Errötet krabbelte er ein Stück zurück, bis die Zimmerwand zu spüren war. „W... was machst du?“ „Mich ausziehen. Ich schlafe nackt. Vergessen?“ „Was? Nein!“ Wie könnte er das vergessen? Erneut stieg eine Scham in ihm hoch, die jedoch für einen kurzen Moment verflog, als er etwas schwarzes an Louis sah. Sein Dämonenschwanz zuckte leicht und war fast zu einem U geformt. Solche Dinge, wie Schwanz und Flügel, waren immer noch Neuland für den jungen Pater. Es verwunderte ihn immer wieder aufs Neue. Mit staunendem Blick folgte er jeder Bewegung des Schwanzes und erinnerte sich an die letzte Begegnung mit diesem, was ihn leicht Schlucken ließ. Nie würde er es vergessen. Immerhin hatte ihn Louis dort mehr als nur intim berührt. „Sag mal.... ist dein Schwanz..., also dein Teufelsschwanz, wirklich so schrecklich empfindlich?“, fragte Godric dann leise in die Dunkelheit hinein. Von empfindlichen Schwänzen hatte er mal etwas gehört, doch meist nur in der Tierwelt. Menschen besaßen ja keinen mehr. Bei der Frage grinste Louis leicht, verhalf nur zu gerne dem Unwissenden zu einer Antwort. „Nun..., Schwänze sind empfindlich. Egal in welcher Art. Wenn man ihn richtig anpackt, so wie du letztens, dann kann es einen schon sehr erregen. Doch es gibt noch mehr erogene Zonen. Das du ausgerechnet über so etwas Auskunft einbringen möchtest. Das gefällt mir~“, war die Antwort, was Godric erneut Schlucken ließ. Noch mehr? Um Himmels willen! „Wie? Ich will nichts Falsches... Ich wusste ja nicht das der auch so... empfindlich ist. Ich dachte eigentlich nicht, dass... naja... ,dass nur..., ach menno! Ich hab halt keine Ahnung von Dämonen und auch nicht von Engeln. Woher soll ich wissen, dass man den Puschelschwanz da nicht anpacken sollte, ohne das man Gefahr läuft dich zu erregen.“, rief Godric hochrot. Währenddessen war Louis ihm näher gekommen. Das ausgerechnet der Blauhaarige auf dieses Thema kam gefiel ihm. Dieser sah dem Teufel direkt in die Augen. Was hatte er nur vor? Etwas weiches streifte seine Wange und er konnte aus den Augenwinkeln den plüschigen Teil des Dämonenschwanzes entdecken. Er war wirklich weich, dachte sich Godric, schüttelte dann aber den Kopf. Louis hingegen genoss die Berührung und senkte leicht die Augenlider. „Aber auch Engel haben empfindliche Zonen.“ Ohne auf Antwort zu warten drehte er Godric auf den Bauch und drückte ihn sanft, aber bestimmt auf die Matratze. „Hey! Was soll da-“ Weiter kam er jedoch nicht mit seinem Protest, da hatte er schon Louis Finger auf seinem Rücken gespürt. Dieser zeichnete ein Kreuz auf diesen und murmelte etwas auf Latein, was Godric übersetzen konnte. „Offenbare dich mir?“, fragte er. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Plötzlich erschienen die imposanten, grauen Flügel Godrics. Louis ließ ihn los, damit sich der geflügelte Pater ein wenig sammeln konnte. „Also ich weiß nicht wo dein Problem liegt. Deine Flügel gefallen mir. Das Grau ist viel authentischer als ein reines weiß. Sie passen zu dir.“ Sanft strich er durch das Gefieder, was den Besitzer erschauern ließ. „Soll ich es dir zeigen? Wie man mit den Flügeln umgeht? Dafür muss ich nicht einmal deinen Körper berühren, sondern nur deine Flügel.“
Godric hatte sich ein wenig aufgerichtet und sah fragend zum Schwarzhaarigen. „Die Flügel? Ich weiß doch langsam wie man mit ihnen fliegt, das brauchst du mir nicht zeigen.“, waren die naiven Worte, was Louis auflachen ließ. Diese Antwort hatte er schon erwartet, da er nicht glaubte das Godric ahnte wie viel Spaß man mit den Flügeln haben konnte. Schon mancher Engel zerfloss unter den geübten Berührungen Lucifers und gab sich diesen hin.. „Sieh sie dir genau an. Die Flügel sind der Spiegel deiner Selbst und gehören zu dir, wie ein Arm oder ein Bein. Deswegen solltest du deine Flügel nicht verfluchen. So wie die Augen, sind auch die Flügel ein Spiegel deiner Seele.“ erklärte er und ließ seine größeren, schwarzen Flügel erscheinen. Mit einer Schwinge strich er zart über eine der Grauen, legte dabei die Hände an die Wangen des Besitzers und streichelte herunter zu den Schultern. Dort angekommen führten die Hände direkt zu dem grauen Gefieder. Sanft kraulte Louis über die weiche Oberfläche der Flügel. „Wenn ich nach meinen Flügeln gehe, bin ich weder gut noch schlecht.“, stellte Godric fest und sah stauend zu den schwarzen, schönen Flügeln des Teufels. Lange konnte er sich nicht auf diese konzentrieren, da die Hände von diesem ihre Wirkung nicht verfehlten. Ein kurzes Kribbeln war zu spüren und ein leichtes Zucken durchfuhr die Flügel.
Was tat Louis da nur? Diese Gefühle waren intensiver gewesen als das normale Streicheln. Als die schwarzen Schwingen des Teufels erschienen waren, hatte Godric seine Hand nach ihnen ausgestreckt. Sie waren schön, faszinierend. Dies hatte er sich schon beim ersten Mal gedacht, als er sie sah. Ob seine Flügel auch so empfindlich waren? Dies wollte er austesten und strich sanft über das Gefieder, bemerkte abermals wie weich es war. Die Federn, die Louis verloren hatte, hatte Godric aufgehoben. Die Flügel des Teufels hatten ihn in ihren Bann gezogen. Ein leises rascheln war zu hören, da die Hand des Paters über den Federschmuck strich. Er sah so edel aus, dachte er sich. Louis hatte leicht gelächelt und genoss die schüchternen Berührungen seines Gegenübers. „Wenn ich nach deinen Flügeln gehe würde ich sagen, du stehst in der Mitte, als Beobachter. Du siehst die dunkle Seite, aber auch die helle. Du bist ein Zwischending, so wie Uriel.“, fügte Louis hinzu, während sein Dämonenschwanz sich langsam um den Fußknöchel des Blauhaarigen wickelte. Er wollte ihm noch näher kommen. Er wollte die Seele und den Körper des Paters. Alles sollte ihm gehören, nach ihm riechen und von ihm berührt werden. Sanft nahm er den Geistlichen in die Arme und begann damit seine Flügel intensiver zu streicheln. Die flinken Finger gingen durch das Gefieder, was dem Besitzer ein erschrockenes Keuchen entlockte. „Du bist sehr weich~“ Sanft hauchte er in das Ohr des Paters, leckte leicht über die Ohrmuschel und arbeitete sich zur Verbindungsstelle der Flügel vor. Godric wusste gar nicht wohin mit seinen Gefühlen. Er wollte den Teufel stoppen, konnte es jedoch nicht. Louis Treiben zog ihn förmlich in seinen Bann. Selbst den Schwanz an seinem Fußknöchel fand er in diesem Moment nicht störend. „Du auch..“, nuschelte er leise und versuchte sich aus dem verwöhnenden Griff zu befreien. Er wollte nicht schwach sein. Ein Geistlicher wurde nicht schwach im Angesicht der Sünde! Aber Louis machte es ihm nicht leicht. „D..ein Puschel... Lässt du mich wieder los?“, fragte er unsicher, sah zu seinem Fußknöchel.
Der Besitzer des anhänglichen Schwanzes lachte nur amüsiert in sich hinein. Godric versuchte sich tough zu geben, doch die Verwirrung in seinem Herzen sprach eine deutlich andere Sprache. So schlug Louis die Bitten in den Wind und knabberte zärtlich weiter an der Wurzel der Flügel. Diesen Engel in seinen Armen zu halten, ihn langsam zu erregen und zu verführen, hatte selbst ihn ein wenig erregt. Die reine, unschuldige Ausstrahlung und die Unwissenheit zogen jemanden wie Louis, der die Sünde liebte und lebte, schon fast magisch an. Selbst das weiße Nachthemdchen des Heiligen, welches sonst keinen Platz für erotische Fantasien bot, war ihm egal. Durch das Erscheinen der Flügel war es leicht zerrissen und hing in Fetzen an dem erregten Körper. „Anscheinend erregt dich das genauso wie mich.“, hauchte Louis und griff die Fetzen und riss das Nachthemd komplett von dem Körper und gab die unschuldige Haut frei, an die er sich presste. „Du bist sehr warm.“, wisperte er, während Godric nur erschrocken in die Augen des Teufels sah. „Anscheinend ist deine Engelsseite sehr aktiv, aber auch deine dämonische, welche die Befriedigung verlangt. Trotz hässlichem Nachthemd. Aber dieses Problem ist ja nun gelöst.“ Mit tiefrotem Gesicht und einem schockierten Ausdruck vernahm Godric die Worte, zuckte leicht mit dem rechten Auge. „Wie bitte?!“ Nicht nur das Louis ihm das Nachthemd vom Körper riss, sondern auch noch sich nackt an ihn kuschelte. Doch wegdrücken wollte er ihn nicht. Louis war warm und diese Wärme schien nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist zu berühren. Hatte er sich schon so sehr auf ihn eingelassen? „Dabei dachte ich, mein Nachthemd ist abstoßend genug um vor dir sicher zu sein... Wir sollten jedoch nun lieber schlafen.“, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen, da er in seiner Mitte eine unangenehme Härte spürte. All das ging nicht spurlos an ihm vorbei und Godric musste einsehen, es war erregend, über alle Maßen! Unsicher tastete er nach der Bettdecke, versuchte es zu verstecken.
Dieser Plan ging jedoch nicht auf, da Louis es sofort aufgefallen war. „Man kann sich eben nicht davor drücken. Selbst mit so einem abscheulichem Nachthemd.“, erklärte dieser und legte die Decke zur Seite. „Diese wird nun nicht gebraucht.“ Musternd ging sein Blick über den erregten Körper. Die Erregung war deutlich zu spüren, den Wunsch nach Befriedigung klar zu hören. Ja... Der Pater schrie innerlich danach... Voller Vorfreude über das Kommende leckte er sich über die Lippen und legte einen sinnlichen Blick auf. Ja... heute Nacht war es soweit. Der Pater sollte ihm gehören. „Louis?“ Godric fühlte Unbehagen bei diesem Blick. „Ich nehme an, auch wenn du Jungfrau bist, weißt du wie es geht.“ Schock! Was wollte dieser perverse Teufel, fragte sich Godric. Wollte dieser etwa... Bestimmt schob er ihn von sich, hatte Abstand zwischen ihn und sich eingenommen. „Niemals! Das kann ich nicht machen!“ „So? Und wenn du dir vor mir einen runterholst?“ Mit einem geschockten Gesichtsausdruck sah er zu Louis. Hatte er ihn wirklich...? „Was? Das kann ich nicht machen!“ „Wenn du es so belässt wirst du beim Aufstehen nur eine größere Latte haben. Eine wirklich große und durch eine kalte Dusche ist das Problem auch nicht geklärt.“ Godric wusste nicht was er tun sollte. Sich vor Louis einen runterholen? Niemals! So tief war er nicht gesunken! Der Teufel hingegen malte sich schon Bilder aus, wie Godric sich selbst anfasste, sich der Ekstase hingab. „Wenn du keine Berührungen von mir möchtest, dann berühre dich selber. Wenn du nicht weißt wie es geht, sieh mir zu. Wir können es uns vor unseren Augen machen, ohne das wir den anderen berühren.“ Mit diesen Worten hatte sich Louis Dämonenschwanz um die Erregung gewickelt, während das flauschige Ende auf der Eichel ruhte. Natürlich wprde er den Pater berühren wollen, doch in diesem Moment musste er ihm Sicherheit geben. „Also was ist? Entweder so, oder ich werde dich nehmen. Wir können das Licht auch auslassen. In der Dunkelheit sehe ich genauso gut wie im Licht.“
Selbst dieses Angebot konnte Godric nicht von seiner Scham erlösen, weswegen er sich abwandte und auf das Bettlaken starrte. „N...nein. Das kann ich nicht machen.“, waren seine kleinlauten Worte. Er hatte keine Erfahrung damit sich selbst einen runter zu holen, auch wenn es Louis schon einmal für ihn getan hatte. Nie hatte der junge Pater darüber gelesen oder von gehört, da er die Augen davor verschlossen hatte. Instinktiv ahnte er was er tun musste, doch vor Louis war ihm das alles noch peinlicher. „Ich gehe besser kurz ins Bad.“, nuschelte er und wollte vom Bett steigen, als er die Hand Louis an sein Armgelenk spürte und sich nur eine Sekunde später in seinen Armen wiederfand. „Was soll das?“ Trotz des Protestes, der halbherzig klang, hatte der Schwarzhaarige ihn nicht losgelassen und amüsierte sich sogar ein wenig über die Scham des Geistlichen. „Dein Körper will es deutlich. Dies ist auch ein Stück zur Findung des eigenen Weges. Sich und seine Bedürfnisse besser zu kennen und danach zu handeln.“ Hatte Louis Recht? Godric war sich unsicher, musste leicht keuchen als der Teufel doch tatsächlich mit der Hand zwischen seinen Beinen strich, direkt zur betroffenen Stelle. Um nicht weiterhin solche sündigen Geräusche von sich zu geben, hatte Godric sich in die Hand gebissen. War das überhaupt richtig? Es waren seine Bedürfnisse, doch durfte ein Geistlicher solche überhaupt Besitzen?
Durch ein weiteres Stöhnen wurde Godric aus seinen Gedanken gerissen. Louis hatte sich mit der anderen Hand selbst angefasst und keuchte erregt in das empfindliche Ohr des Blauhaarigen. Eine Gänsehaut breitete sich auf dessen Körper aus. Er konnte nicht anders, als dies alles erregend zu finden. Es war verboten, doch er konnte sich nicht befreien. Nicht nur, weil Louis ihn sicher nicht gehen ließ, sondern weil sein Körper selbst die Oberhand errungen hatte. In seinen Shorts wurde es nur noch heißer und enger, was Louis leicht grinsen ließ. Seine Hand massierte sanft, aber bestimmt über seinen langsam steif gewordenen Penis, während sein Besitzer nicht anders konnte als ihn gewähren zu lassen und ganz in die Arme des Teufels zu sinken, welche ihn empfingen. Der sonst so strenge Geistliche spürte etwas, was er all die Jahre unterdrückt hatte. Den Wunsch nach Nähe und Zuwendung. Die Zuwendung, die ihm Louis gab, erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Ein gedämpftes Keuchen erfüllte nun ganz den Raum, während Louis nun beide Hände nahm, um das Geschlechtsteil seines Paters zu verwöhnen. Die eine Hand schloss sich um die Länge, während die andere anfing die Hoden zu massieren. Godric wusste gar nicht an was er zuerst denken sollte und sah nur noch Sterne vor seinem geistigen Auge hüpfen. Das er so empfindlich war, hatte er nie gedacht. Für ihn war dies alles nur ein Gehänge und erfüllte seinen Zweck und nun? Nun brachte es ihn sichtlich um den Verstand. Was tat dieser Teufel nur mit ihm? Kein halbwegs vernünftiger Gedanke kam mehr zustande und das Keuchen wurde lauter, erregter und verfehlte seine Wirkung nicht. Durch diese Geräusche war auch Louis hart geworden, doch er hielt sich zurück. Er wusste, dies was er gerade tat, war in diesem Moment das höchste der Gefühle. Mag der Pater vielleicht willenlos in seinen Armen liegen, an richtigen Sex war nicht zu denken. Ein Umstand, den zumindest Louis sehr bedauerte, da Godric spätestens, wenn er sein Geschlechtsteil in ihn einführen würde, selbiges wohl spätestens dann abkacken wollte. Völlig gefangen im Sumpf der Gefühle krallte sich dieser sich in das Bettlaken um Halt zu finden, da er das Gefühl hatte sonst von einer großen Welle davon gespült zu werden. Der Teufel war gut! Verdammt gut!
Die feuchte Zunge benetzte die reine Haut des Geistlichen und die Lippen legten sich auf den Hals. Das Blut der Menschen war köstlich, doch es war noch viel köstlicher, wenn diese erregt waren. Ohne es zu wissen, sandte Godric einen süßlichen Duft aus, dem sich der Teufel hingeben wollte. „N...Nein.“, kam es unter Stöhnen, doch der Protest wurde überhört. Nur noch fester massierte er den Hodensack und ein spitzer, erregter Schrei entkam dessen Besitzer, da Louis mit dem Daumen zugleich auch noch Druck auf der Vorhaut ausübte und sie in alle Richtungen schob. Immer wieder versuchte sich Godric mit seinen Zehen in das Laken zu krallen, spreizte sie und trat leicht aus. Er versuchte das Kribbeln, was ihn fast wahnsinnig werden ließ so von sich zu treten. Das Kribbeln wuchs jedoch an, je länger Louis mit seiner Prozedur fortfuhr. Ein Zittern durchfuhr den Körper und jede Berührung schien die Hitze und das Verlangen nur noch mehr zu entfachen. Wann würde es endlich ein Ende nehmen, fragte er sich, hoffte aber zeitgleich das es nie soweit war. Leicht legte er seinen Kopf zur Seite, als Louis mit seinen Lippen sich am Hals festgesaugt hatte. Ein leichter Schmerz durchzog diesen und die Haut wurde rötlich, da der Teufel nicht daran dachte mit dem Saugen aufzuhören. Er wollte seinen Pater für sich, ihn markieren und damit eine Warnung für alle anderen hinterlassen. Niemand anderes sollte diesen Körper so berühren!
Ein kleiner Speichelrinnsal floss aus Godrics Mund und lief seinem Kinn entlang. Sollte er doch schon bald sich heiser gestöhnt haben und nicht in der Lage sein den Mund zu schließen, da Louis nicht von ihm abließ. Nie hatte er sich gedacht, dass Wichsen einen so erregte. Aus seinen Augenwinkeln traten Tränen hervor, jedoch nicht der Trauer, sondern der Erregung. Sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Er lag nun ganz in den Händen des Schwarzhaarigen, der dies auch ausnutzte und seine spitzen Zähne in den Hals bohrte. Godric fühlte ein Pochen an dieser Stelle, aber der Schmerz versank unter all den anderen Gefühlen, schien diese sogar noch weiter anzufachen. Louis schloss derweil die Augen und genoss das erregte Blut seines Besitzers. Rafael hatte Recht. Die Reinheit Godrics schmeckte einfach nur köstlich und von dieser Reinheit wollte er immer wieder naschen. Selbst wenn es hieß, dass er auf anderes Blut verzichten würde. Dieses eine Blut war es wert. Godric war es wert.
Louis wollte jedoch nicht ganz auf auf seine eigene Befriedigung verzichten. Der Dämonenschwanz war unruhig, schien die Lust des Besitzers zu zeigen. Oh wie gern würde er jetzt nun diesen heißen Körper vernaschen, jedes Loch als seines markieren und den Pater in den siebten Himmel bringen. Irgendwann..., irgendwann, dachte sich Louis und übte sich in Geduld. Es war schwer, da sein Gegenüber einfach zu verführerisch war. Der Schweiß des Blauhaarigen glänzte leicht im Licht der Nacht, die Brustwarzen waren wie Blumen erblüht und hart, der Penis in seiner Hand zitterte schon fast vor Erregung. Das alles wurde nur noch geschlagen von der lieblichen, erregten Stimme des Geistlichen. Godrics hemmungsloses Keuchen und Stöhnen war wie Musik in seinen Ohren. Der Duft, den er ausstrahlte, sein in Wallung geratenes Blut, das so köstlich schmeckte wie kein anderes. Wie könnte er da nicht erregt sein? Godric war für ihn purer Sex und dennoch rein! Nicht einmal Amon war jemals so schön gewesen in seinen Augen, wie es sein Nachfahre jetzt war. Louis war sich sicher, er wollte es ausprobieren. Das was Rafael ihm gesagt hatte. Er wollte diesen Pater, immer und immer wieder.
Seinen Körper und seinen Geist!
Godric keuchte überrascht, als Louis ihn auf einmal zu sich drehte und mit den Berührungen gestoppt hatte. Was hatte er nun vor? Die Saphire sahen nach unten und sahen die große Erregung des Teufels. Hatte dieser etwa nun vor...? Godric wollte nicht weiter denken, kam auch nicht dazu, da Louis seine Hand nahm und diese zu seinen Penis führte. Die Scham des Paters hatte nun seinen Höhepunkt erreicht und das Gesicht war tiefrot. „Louis? Ich-“ „Ich habe dir gesagt ich zeige es dir. Du wirst es mir nachmachen.“, waren die Anweisungen. „Nachmachen? Bei wem? Etwa bei dir??“ Nie könnte er... Doch der Blick seines Gegenübers war ernst. Louis wollte es tatsächlich. Er wollte, dass sie sich gegenseitig einen wichsten! Das konnte doch nicht wahr sein! „Nein. Das kann ich nicht!“ „So? Soll ich es dir etwa noch einmal zeigen?“ Gesagt, getan. Mit dem Zeige- und Mittelfinger strich er erneut über die Härte, wobei Godric scharf die Luft einzog. Er war noch nicht gekommen, war jedoch kurz davor. Der Druck, den er spürte, war gigantisch gewesen. Jede Berührung war nun noch schlimmer als zuvor und er wollte nur noch eines: Erlösung. Fest biss er sich auf die Unterlippe, war gerade mit seinen Gedanken überfordert. Sein Blick ruhte die ganze Zeit auf das Geschlechtsteil des Teufels. „Er ist gut bestückt...“, kam es ihm in den Sinn, doch er verwarf es wieder. So etwas zu denken ging nun wirklich nicht! Mit den Schenkeln wollte er an seiner eigenen Erregung reiben, da Louis die Hände des Paters genommen in seine hatte. Doch auch dies wurde ihm verwehrt, da Louis einfach sein Knie zwischen die Beine des Erregten schob. Ein leichtes grummeln war zu hören als auch dieser Weg scheiterte. Ohne auf diesen Protest zu hören hatte Louis einfach seinen Pater auf den Schoß gesetzt und zog ihn so nah an sich, dass die beiden Geschlechtsteile sich berührten. Ein sehnsuchtsvolles Keuchen entkam dem Blauhaarigen. Er wollte es. Er wollte endlich Befriedigung, doch der Schwarzhaarige war streng. Louis war wahrlich teuflisch. Er hatte ihn soweit gebracht und ließ ihn nun unverrichteter Dinge schmoren.
Zögerlich legte Godric die Hand auf Louis Männlichkeit, strich langsam über diese, prägte sich jeden Zentimeter des fremden Geschlechtsteils ein. Es war ihm peinlich, doch eine kleine Sicherheit beschlich ihm und wunderte sich über sich selbst, doch es kam ihm nicht so falsch vor, wie er es gedacht hatte. „So ist es gut. Dafür hast du eine Belohnung verdient.“ Zufrieden seufzte Louis und genoss die Berührungen sichtlich. Da wollte auch er sich erkenntlich zeigen und hatte ebenfalls wieder Hand angelegt, was mit einem Keuchen quittiert wurde. „Mach es mir nach.“, verlangte Louis und fing erneut an seine Länge mehrmals entlang zu streichen und dessen Hoden zu massieren. Das Kribbeln meldete sich zurück und hatte erneut die Überhand errungen. Brav richtete sich der Pater an dessen Worte und legte seine Hände ebenfalls um das Geschlecht und die Hoden des Teufels. Dieser stöhnte auf, auch wenn die Bewegungen des Paters noch zögerlich und noch ungeübt waren. Die Hände von diesem fühlten sich gut an, dachte er sich im Stillen und schloss die Augen, spürte ebenfalls dieses Kribbeln. Sein langes Haar klebte ihm an seinen Körper und einige Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Das Mondlicht wurde von dem Schweiß der jungen Männer reflektiert und gab einen Kontrast zu dem Schwarz von Louis. Die Sicht verschwamm vor Godrics Augen und doch konnte er den Glanz des Teufels sehen. Er war schön. Es wunderte ihn nicht das alle Reihenweise hinter ihm her waren.
Es dauerte nicht lange und Godric spürte wieder diesen Druck im Unterleib. Auf seiner Eichel waren schon ein paar Tropfen zu sehen und er fühlte sich, als würde er vor Lust auslaufen. Bei Louis hingegen dauerte es noch ein bisschen, weswegen er die Massage bei Godric ein wenig zurückschraubte. „Louis~~“, wimmerte er deswegen, doch das stieß auf taube Ohren. „Immer schön weitermachen.“ Godric nickte. Es war selten ihn so handzahm zu erleben, doch diese Situation riss ihn einfach viel zu sehr mit. Intensiver massierte er nun das Glied des Teufels, auch wenn die Scham immer noch mitschwang. Neben dem Scham war jedoch das Gefühl der Erregung und dieses war stärker. In Louis Armen fühlte er sich sicher und der Körperkontakt gab ihm eine Sicherheit, die er nur selten empfand. Ja... er hatte sich doch danach gesehnt. Einen Partner, eine Partnerschaft und Zweisamkeit. Es dauerte nicht lange und auch Louis war wieder bereit Godric richtig zu verwöhnen, damit beide gleichzeitig über die Schwelle der Erlösung schreiten konnten. Ihr Stöhnen vermischte sich und Godric schien dies zu genießen und wurde dadurch noch mehr angefacht. Das die Stimme des Teufels so erregend war und sich tief in ihm festsetze, hätte er niemals gedacht. Sonst war Louis für ihn immer nur nervend. Nun wollte er noch mehr von ihm hören. Doch alles ging einmal zu Ende und Godric konnte spüren wie die Welle der Lust unbarmherzig über ihn hereinbrach. Er war jedoch nicht alleine. Louis kam mit ihm und so kam es, dass ihr Sperma sich vermischte und über die Hände ihrer Besitzer lief. Während Godric sofort seine Hände zurückzog, hatte Louis das Sperma von seinen geleckt. „Köstlich. Schon damals war es köstlich, doch zusammen ergeben wir einen delikaten Gaumenschmaus.“, war sein Fazit. „Das brauchst du mir nicht so zu erzählen!“
Godric hatte sich die Bettdecke genommen und sich verhüllt. Nun, nachdem er gekommen war, war die Peinlichkeit für ihn größer. Erschöpft und tiefrot ließ er sich zurückfallen auf die weiche Matratze. Seine Flügel waren schon lange wieder verschwunden, da er sich während der Berührungen nicht auf diese konzentrieren konnte. Louis grinste nur, legte dann die Lippen auf die des Paters, dessen Blick schüchtern den des Teufels suchte. Er war noch zu sehr im Orgasmus gefangen und fühlte eine Richtigkeit bei diesem Kuss, weswegen er ihn sanft erwiderte. Louis wunderte sich darüber, kostete es aber voll aus und ließ dabei seine eigenen Flügel verschwinden. Die Lippen des Paters hatten für ihn einen eigenen Geschmack. Süßlich, unschuldig und rein. Er konnte spüren, Godrics Seele war immer noch rein, trotz des gemeinsamen Aktes. Immer und immer wieder wollte Louis davon kosten. Leicht lächelnd löste Godric den Kuss, war froh nun endlich Schlafen zu können, da ihn das alles sehr erschöpft hatte. Zufrieden über das Ergebnis dieses Abends hatte sich Louis einfach neben den Blauhaarigen gelegt und seinen Dämonenschwanz um dessen Bein geschlungen. Nach so einer Anstrengung gewährte dieser die Nähe, war sogar froh darüber und ließ sich näher an diesen ziehen. Für Godric war schon alles verloren in dieser Nacht, weswegen er selbst den restlichen Abstand überbrückte und sich an Louis warmen Körper schmiegte. In diesem Moment spürte er etwas, was er sonst nie spürte. Er fühlte sich eindeutig unterkuschelt und sehnte sich nach Zuneigung, die er sonst nie bekam. Sein bett war sonst immer verlassen und die Seite leer. Lange hatte sich Godric unbewusst jemanden gewünscht, der die leere Seite füllte. Ob dies Louis war? Hoffentlich verstand es der Teufel jetzt nicht falsch! „Na. Das war ja jetzt nicht all zu schlimm oder?“ Eine kurze Stille, dann sah er ihm in die Augen. „Wenn du mich nicht als Spielzeug ansiehst..., dann ist es nicht all zu schlimm.“ Godric wollte nicht das Spielzeug des Teufels sein, oder einer unter vielen mit denen er verkehrte. Er hoffte auf eine gute Behandlung, da es seine erste Erfahrung war. Louis hatte ihm gesagt Sex war keine Sünde, dennoch fragte er sich, ob er gerade gesündigt hatte, da er nicht wusste wie er fühlen sollte. „Ich verstehe, dann wird es dich nicht stören, wenn man es öfters macht.“, war Louis Antwort. „Was? Darüber muss ich erst noch nachdenken.“ Daraufhin lachte der Schwarzhaarige nur leise, strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und schloss dann die Augen. „Dann wünsche ich dir eine erholsame Nacht.“ Assiah war manchmal wirklich in Ordnung, dachte er sich. Hier konnte er mit Godric einige schöne Stunden verbringen. Nie könnte er ihn einfach so nach Gehenna mitnehmen und ins Himmelreich wollte er nicht. Er nahm die gemeinsame Decke und zog sie bis zu den Schultern hoch, hatte Godric in den Armen, welcher zufrieden seufzte. „Das wünsche ich dir auch.“
Es war eine erholsame Nacht für beide.
Denn sie waren zusammen, Arm in Arm.
So konnte es am nächsten Tag endlich wieder zurück zum Kloster gehen...
Am nächsten Tag nahm Godric dann auch wirklich noch ein Bad, bevor sie sich zum Kloster aufmachten. Zu zweit waren sie gekommen, zu viert würden sie zurückkehren, da auch Rafael geblieben war. Cheyne stand neben diesem und wackelte ein wenig mit dem Dämonenschwanz, nachdem sie ausgiebig gähnte. „Wohin werden wir nun Reisen?“, fragte sie. „Nach Hause.“, antwortete Louis nur und gähnte ebenfalls hinter der Hand, nahm dann seinen Spiegel und klappte ihn auf. Noch einmal wollte er solch eine Reise nicht miterleben. Die drei Tage, die er im Zug und auf dem Schiff verbracht hatte reichten ihm. Einzig und alleine dieses Taxi hatte ihm gefallen. Der Teufel im Geschwindigkeitsrausch. „Das muss wiederholt werden...“ Wo war Godric gewesen? „Hmm... Ich werde mal nachsehen.“, schlug Rafael vor, dem die suchenden Blicke aufgefallen waren. „Ja. Es wird Zeit das wir aufbrechen. Ich möchte keine Minute verschwenden.“ Ein Nicken vom Engel, dann war dieser auch schon in Richtung der Kirche verschwunden, die neben der Herberge stand. Godric war dort gewesen, da er vor der Abreise noch einmal beten wollte.
„Ich habe letzte Nacht Dinge getan, die ich nicht bereue. Mein Herr... Mein Herz gehört euch, doch es fällt mir schwer ihn von dort zu verbannen.“, wisperte der Blauhaarige, der vor dem Altar kniete. „Armes Lämmchen. Ich spüre dich plagt etwas. Was ist es?“, vernahm er Rafaels Stimme plötzlich hinter sich und ich musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass er in einer der Reihen saß. „Mich plagen Zweifel. Ich bereue es einerseits, doch anderseits nicht. Ich bin am Zweifeln, ob das was ich gestern tat eine Sünde war oder nicht.“, antwortete er ehrlich und musste auf eine Antwort warten. Was würde der Engel ihm sagen? Würde er nun nach Hause zurückkehren? Hatte Godric nun Gottes Gunst ganz verloren? „Hast du es freiwillig und mit einem guten Gefühl getan, so kann es keine Sünde sein.“, sprach Rafael plötzlich und nun wandte sich der Blauhaarige ihm doch zu. Keine Sünden? „Aber ich war Intim mit dem Teufel.“, entkam es ihm mit leicht rötlichen Wangen, da er sich für das Gesagte schämte. Rafael jedoch lächelte nur nachsichtig und trat langsam näher heran. „Ich habe es mir schon gedacht, doch wenn du mit reinem Herzen dabei warst ist es trotzdem keine Sünde. Sex an sich ist keine Sünde. Es kommt nur drauf an wie er vollzogen wird.“, erklärte er sanft und strich seinem Schutzbefohlenen über die Wange, als er ihm nahe genug war. Ein verwirrter Blick war die Antwort. „Es kam darauf an, wie er vollzogen wurde?“, wiederholte Godric gedanklich nach und senkte den Blick. „Louis sagte das es auch Sex im Himmel gibt und das selbst du welchen hast. Stimmt das?“ Rafael schmunzelte, doch er nickte. „Ja das stimmt Lämmchen. Wie gesagt, es kommt immer drauf an wie er vollzogen wird.“ Mit einem sanften engelhaftem Lächeln beendete er damit das Gespräch, da Cheyne auch schon in der Tür stand und zu den beiden Männern sah. Lucifer hatte zwar einige Jahre auf dem Buckel, doch anscheinend immer noch keine Geduld. Lachend machten sie sich auf den Weg und da jener Teufel es deutlich ablehnte erneut mit den irdischen Fortbewegungsmitteln zu fahren, beugte sich Godric seinem Willen, da er nicht noch mehr gezicke wollte. Seit wann waren Männer eigentlich solche Zicken? Ein kurzes Kopfschütteln und abermals sah er, wie der Dämon ein Pentagramm erscheinen ließ, welches sich unter der kleinen Gruppe ausbreitete. „Hui~!“, freute sich Rafael und ignorierte das Teufelssymbol mal und die Tatsache, das er als Engel doch wahrlich teuflisch Reisen würde. Im nächsten Moment standen sie auch nicht mehr vor der Herberge, sondern in einer großen Gebetshalle, die Godric nur allzu vertraut vorkam. „Ohhh... den Klosterschuppen meintet ihr mit zuhause.“, entkam es Cheyne überraschend, was Louis nicken ließ. „Genau! Der Schuppen!“
„Er steht wirklich wieder...“, wisperte Godric erstaunt, dennoch ergriffen. Sein Kloster, das Kloster seiner Vorfahren... Es stand wieder! Staunend hatte er eine Hand vor den Mund gelegt. Louis hatte gestern nicht gelogen als er meinte, er habe es wieder errichtet. Ehrfurchtsvoll ging er auf den Altar zu, legte die Hand auf sein Rednerpult, an dem der junge Pater schon so viele Predigten gehalten hatte. Es fühlte sich anders an, doch er war trotzdem das gleiche. Freude breitete sich in seinem Herzen aus. Nur die Trauer über die toten Mönche blieb. „Wir haben es doch gesagt. Preiset den Herren!“, rief Cheyne glücklich, auch wenn es allen klar war das sie nicht Gott damit meinte. Dennoch ein passendes Zitat in einem Kloster. „Es ist wie zu Amoniels Zeiten. Nur hier und da wurde wohl etwas erneuert. Doch nach dem was damals alles passierte kein Wunder.“, bemerkte Rafael und ließ den Blick durch die Halle schweifen. Die Fenster, die heilige Bilder zeigten. Der glatte und sich spiegelnde Boden, sowie der prächtige Altar. Louis und Rafael mochten verschieden sein, doch als sie zum Altar sahen, dachten sie an das gleiche. Sie sahen Amon an diesem. Wie er predigte, lachte und alle andächtig seinen Worten lauschten. „Ich muss zugeben, manchmal war ich wirklich ein wenig eifersüchtig auf ihn, fragte mich aber auch, weswegen er unbedingt nach Assiah wollte und sogar seinen Status aufgab als Gottes neuer Günstling.“ Nun, nachdem Rafael hier war und das Kloster sah, selbst in diesem stand und nicht nur von außen auf dieses sah, konnte er es sich erklären. Amon hatte Assiah geliebt. Dies konnte man deutlich spüren. Er hatte der Welt etwas gegeben und im Gegenzug ebenfalls etwas bekommen. Er war glücklich und hatte keine Sekunde seines Menschenlebens bereut. „Gehören in einem Kloster nicht noch andere Leute außer uns?“, durchbrach Cheyne die Erinnerungen und sah die Männer fragend an. „Hmm... Anscheinend brauchen wir neue Opfer... Ich meinte Mönche.“, überlegte Louis laut und auch Rafael nickte. Doch wo fand man sie in dieser Zeit? Auf der Straße? Beim Arbeitsamt? In Katalogen? Engel und Dämon sahen sich einander Fragend an, zuckten dann aber mit den Achseln, während Godric sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. Waren denn hier alle komplett bescheuert? Dann hatte Louis eine rettende Idee, so glaubte er jedenfalls. „Irgendwer wird schon hierher kommen! Rafael kann ja einen auf Kerze machen und dann kommen schon ein paar angerannt!“, schlug er vor und meinte das Licht eines Engels, das er erstrahlen lassen konnte um die Gläubigen auf den rechten Weg zu bringen. Dies zog doch schon in jeder Epoche, also wieso sollte es hier nicht auch gelten?
„Nein. Nicht noch mehr Probleme. Sicher wird das Dorf schon misstrauisch genug sein, weil das Kloster wieder steht!“ „Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich habe mich darum gekümmert!“, warf Cheyne ein und spürte den fragenden Blick des Blauhaarigen. Schelmisch grinste sie und Godric entschied sich es doch lieber nicht wissen zu wollen. Solange die Dorfbewohner noch alle an einem Stück waren, wollte er nicht noch mehr abgedrehte Geschichten hören, hatte er entschieden. „Ich werde wohl ins Dorf müssen und beim Kirchenvorstand anrufen. Dieser wird mir sagen wie es weiter geht.“ Damit wandte er sich vom Altar ab, während Rafael ebenfalls den Wunsch äußerte in die Stadt zu gehen. „Lass mich dich begleiten. Ich war schon so lange nicht mehr unter Menschen.“, bat dieser und ließ seine Flügel, die er die ganze Zeit draußen hatte, verschwinden. Schmunzelnd sah Godric zu ihm, der nun aussah wie ein Mensch und nicht mehr wie ein übernatürliches Wesen. Nur seine Ausstrahlung war wesentlich heller, doch damit konnte er gut leben. Besser als andere, dunkle Herrschaften, dachte er sich und konnte sich einen Seitenblick zu den Dämonen nicht verkneifen, die ihren eigenen Plan hatten. „Vielleicht sollten wir schwarze Mönche holen, damit es etwas voller wird. Was meint ihr Herr?“ „Das wäre keine schlechte Idee! Das Gerede über Gott ist auf Dauer ermüdend.“ Louis konnte sich gut vorstellen wie Godrics Reaktion war, wenn sie das Kloster in eine dunkle Grotte verwandelten. Es war wirklich interessant, doch als er den stechenden Blick desjenigen spürte ließ er die Idee fallen. Wieso waren alle nur so verdammt spießig? „Ich glaube dies ist keine gute Idee. Lass die mal in unseren Kirchen.“ Cheyne legte nur fragend den Kopf schief. Was war denn mit ihrem Herren nur los? „Wag' es dir nicht mir hier schwarze Mönche herzubringen. Das ist ein heiliges Kloster und das soll es auch bleiben.“, brummte er und sah Louis kurz warnend an. Das konnte ja alles noch heiter werden. Dann aber richtete er das Wort an Rafael. „Ja gerne. Komm ruhig mit.“, gab er sein Einverständnis, sah dann danach zu den Dämonen und hob eine Augenbraue. Nein. Diese beiden sollte man besser hierlassen, dachte er sich, da er sich noch gut an das letzte Mal erinnerte, als er mit Louis ins Dorf ging. Der Taxifahrer erinnerte sich sicherlich auch noch. Am Ende dachten alle, hier wohnten nur bescheuerte. „Wir sind bald wieder da. Benehmt euch.“, wies er die beiden an, wie er es immer tat und auch bei seinen Mönchsbrüdern immer getan hatte. Zwar war dies immer ein Scherz gewesen, doch man wusste ja nie. Louis hob nur pikiert eine Augenbraue. „Wie redest du denn mit uns? Wir sind keine Kinder!“ „Jaa!“, kam es jedoch von Cheyne, was ihren Herren verzweifelt seufzen ließ. War er hier der einzig Zurechnungsfähige? „Dann beweist es.“, hatte Godric jedoch nur gemeint und wollte mit Rafael die Halle verlassen, als auf einmal das Tor geöffnet wurde und er in bekannte Gesichter sah. Mit großen Augen sah er zu der kleinen Traube an Menschen, die vor dem Tor der Halle stand. Schockiert öffnete er den Mund, hatte das Gefühl ihm würde die Spucke wegbleiben. Bekannte Gesichter standen ihm gegenüber. „Bruder Leon! Bruder Boris und ihr alle anderen!“ Godric fühlte Tränen in seinen Augen aufsteigen. Es hatten tatsächlich welche überlebt! Er konnte es nicht fassen! Dachte er doch, alle waren Tod und hatte sich nun geirrt. Vor ihm standen knapp zehn Mann. Drei normale Mönche und sieben seiner speziell ausgebildeten Kämpfer. „Aber wie...?“ Boris lachte etwas. „Ach Pater! Das ist eine komische Geschichte! Kurz nach eurer Abreise ging es Bruder Leon so schlecht das wir ihn in ein Krankenhaus brachten. Erst hatte ich vor ihn alleine dort hinzubringen, doch am Ende schlossen uns die anderen acht aus Sorge an. Nur deswegen haben wir anscheinend überlebt, denn wir haben vom Fall des Klosters nur von den Dorfbewohnern gehört.“, hatte er erklärt und wunderte sich was nur so mächtig war das ganze Kloster in Schutt und Asche zu legen. „Dem Herren sei Dank...“, wisperte der Pater, während Rafael lächelte. Louis hob nur eine Augenbraue und grinste etwas. „Anscheinend war mein Werk gut gewesen.“, meinte er und sah zu Leon, der Louis nur all zu gut wiedererkannte. Doch er schwieg, während der Blick Godrics leicht eisig wurde, aber auch er musste zugeben, hätte Louis den Mönch nicht auf die Matte gelegt, wären dieser und seine Begleitung ebenso tot wie alle anderen. Ein Wort des Dankes wollte er dem Teufel dennoch nicht schenken, da er dessen Tat immer noch verurteilte. Mochte sie auch das Leben der Mönche gerettet haben. Genervt winkte Louis nur ab und meinte nun ruhen zu wollen, weswegen er in das Zimmer des Abtes ging und nachdem er die Fenster verdunkelt hatte, sich in dessen Bett legte, da er noch kein eigenes besaß. Cheyne hingegen hatte sich aufgemacht um das Kloster zu erkunden, auch wenn die Blicke der Mönche ihr folgten, da sie sich wohl fragten was ein junges Mädchen in einem Männerkloster zu suchen hatte. Godric wünschte sich weitere Worte mit seinen Brüdern zu wechseln, doch Rafael erinnerte ihn sanft daran das es an der Zeit war den Kirchenvorstand anzurufen, weswegen beide in das Dorf gingen.
Während des Weges fiel Godric etwas elementar Wichtiges ein und blieb ruckartig stehen, was ihm einen verwunderten Blick des Erzengels einbrachte. „Was mache ich jetzt eigentlich mit den Leuten, die wissen, das dass Kloster gesprengt wurde? Wenn die das jetzt wieder stehen sehen, dann denken die doch an sonst was!“, fragte er Rafael besorgt. Cheyne hatte sich zwar um einige der Dorfbewohner gekümmert, doch nicht um alle. „Eine gute Frage. Überlasse das ruhig mir.“, kam es nachdenklich von Rafael. Zusammen betraten sie das Dorf und Rafael schlug den Weg zum großem Marktplatz ein, der mittig im Dorf lag. Dort faltete er die Hände und es schien, als würde ein Licht, welches leichte Wellen schlug, von diesem ausgehen. Mit geschlossenen Augen sprach er ein Mantra und die Menschen blieben plötzlich stehen, unterbrachen ihre Beschäftigungen und sahen in den Himmel. Godric sah verwirrt umher, da die Menschen plötzlich wie Statuen wirkten. Es dauerte nicht lange und das Licht verschwand, die Menschen bewegten sich und gingen wieder ihren Dingen nach, als wäre nie etwas passiert. „Was hast du gemacht?“, fragte Godric erstaunt, der eine unglaubliche Kraft von dem Erzengel gespürt hatte. „Ich habe das Gedächtnis der Menschen verändert, die von der Explosion wussten.“, erklärte Rafael lächelnd und beide schlugen den Weg zum Bäcker ein. „Verstehe... Davon habe ich gehört. Louis meinte, es wäre ein Leichtes das Denken der Menschen zu manipulieren. Anscheinend hatte er Recht.“ „So ist es. Doch wir manipulieren das Gedächtnis der Menschen nicht willkürlich. Nur wenn es unsere Existenz schützt.“ „Wie meinst du das?“ Godric war sich unsicher, da ihm der Gedanke nicht gefiel das jemand an seinem Gedächtnis sich vergehen konnte. „Es ist wichtig Assiahs Gleichgewicht zu schützen. Würde man über uns wissen, dann wäre das Gleichgewicht in Gefahr. Es ist uns nicht gestattet uns in den Lauf der Dinge einzumischen, doch sollte dies passieren, ist es unsere Pflicht uns vergessen zu lassen. Wir sind kein Teil eurer Welt. Deswegen Sorge dich nicht. Deine Gedanken sind heilig, ebenso die der anderen Menschen. Was wir machen, geschieht zu eurem Schutz.“ „Ich verstehe, aber...“ Sanft lächelte Rafael, legte die Hand auf die Schulter des Kleineren. „Ich verstehe dich gut. Doch glaube mir, die Gedanken der Menschen sind ein kostbares Gut. Amoniel wusste es damals, doch er konnte nicht anders als die Menschen ihn teilweise vergessen lassen. Ihn und den Grund seines Verschwindens.“ Aufmerksam lauschte Godric den Worten. Er hatte sich schon gefragt weswegen in den Büchern nichts genaueres über das damalige Erscheinen der Engel und Dämonen stand. Selbst wenn jeder Blind war, so musste doch wenigstens Eros was niedergeschrieben haben. Dieser war Amon am Nächsten, aber nichts war zu finden. Das goldene Licht Amons, welches er ausgesandte während seines Todes, hatte die Menschen vergessen lassen. Godric fand dies traurig. Amon hatte sein Leben für alle geopfert und man wusste nicht einmal warum. Auf der anderen Seite jedoch dachte er sich, die Menschen taten gut darin in Unwissenheit zu leben. Rafael hatte Recht damit, dass das Gleichgewicht in Gefahr wäre, wenn die Menschen wussten, es gab tatsächlich etwas Höheres als sie. „Du hast Recht. Entschuldige.“, antwortete er dem Erzengel und machte sich auf um zu telefonieren. Die Bäckersfrau begrüßte ihn als wäre nichts gewesen und reichte dem Pater ein tragbares Telefon, damit dieser den Kirchenvorstand anrufen konnte. Dabei dachte sich Godric, es sei doch nicht so falsch einen Telefonanschluss im Kloster zu besitzen und berichtete dem Vorstand eine zensierte Version über das was passiert war. Es war gegen seine Natur zu lügen, doch wie sollte er dem Vorstand erklären was wirklich war? Dämonen und Engel waren erschienen und Lucifer hätte beinahe die Welt ins Chaos gestürzt? Schon alleine der Gedanke daran war absurd und er würde es auch nicht glauben, wenn nicht gerade ein Engel mit ihm im Verkaufsraum stand und neugierig die Waren begutachtete. „Interessant.“, konnte er immer wieder von diesem hören. Ob Engel Backwaren aßen? Godric war sich nicht wirklich sicher. Das Dämonen wohl Süßigkeiten mochten wusste er durch Louis, doch Engel? Kurz schüttelte er den Kopf, widmete sich dann ganz dem Gespräch. Der Kirchenvorstand versicherte ihm, dass in gut zwei Wochen fast fertig ausgebildete Mönche zum Kloster geschickt wurden. Die Bewerberliste schien lang und jeder wollte wohl gerne in das Kloster, dem heiligen Pater nahe sein. „In zwei Wochen? In Ordnung. Ich werde darauf warten. Haben sie vielen Dank. Der Herr möge sie segnen.“ Zufrieden über das Gespräch gab er der hilfsbereiten Frau das Telefon wieder, kaufte doch noch ein paar Backwaren und ging mit Rafael zum Kloster zurück, um die Köstlichkeiten an seine Brüder zu verteilen. Auch Rafael bekam eines, doch er lehnte es höflich ab und eröffnete dem verdutzten Pater das er Scharfes bevorzuge und ungern süße Dinge aß. Die restliche Zeit des Tages wollte Godric mit beten verbringen. Da Louis jedoch in seinem Zimmer war, zog er die Kapelle vor. Zwar war er nicht davon begeistert das der Teufel sein Zimmer beschlagnahmte, doch wecken wollte er ihn nun auch wieder nicht, weswegen er ausnahmsweise klein beigab.
Nach zwei Wochen war es auch schon soweit und Mönche aus allen Ländern und Religionen waren im Kloster angekommen. Sie wunderten sich ein wenig über das Aussehen von Rafael und Louis. Besonders Louis fiel mit seiner schwarzen Gothic- Kleidung auf. Godric hatte es aufgegeben ihm etwas zu diesem Thema zu sagen, da er sowieso nicht hörte. „So viele Gottesanbeter. Da wird einem doch übel.“, murmelte der Schwarzhaarige zu dem Engel und ließ die Beine leicht baumeln, da er sich auf den Altar gesetzt hatte, trotz der schockierten Blicke der neuen Mönche, die sich umsahen und sich mit dem Ort vertraut machen wollten. „Wenn ich sie sehe schleicht sich ein Gefühl des Vermissen ein. Ich erinnere ich noch an Eros. Er hat sich oft in die Kutte gemacht.“ Rafael lachte leise, schielte zu dem Teufel, dem die Mönche wohl nicht sehr gefielen. „Ich finde sie ganz interessant die neuen. Tjaja, der gute Eros. Es war sehr amüsant ihn zu beobachten.“ „Du bist wirklich ein Spanner, aber so kenne ich dich.“ Beide lachten, sahen dann zu Godric, der zu ihnen geeilt war. „Was ist los Lämmchen?“ „Wir haben ein Problem. An alles wurde gedacht, nur an die heiligen Gesänge nicht!“ „Das ist ja sooo schrecklich.“, meinte Louis, der mit den Augen rollte, dabei einen wütenden Blick von Godric kassierte. Rafael nahm das alles schon ein wenig ernster, da er wusste, eine Predigt ohne Gesang war nicht komplett. Ein Desaster! Und das schon bei der ersten Predigt im neuen Kloster. „Dann brauchen wir auf die schnelle ein paar Lieder. Ich kenne genug.“ „Ich auch Rafael. Es gibt nur das Problem, dass die Mönche sie nicht kennen.“ Leider gab es hier auch keinen Kopierer, damit Godric in aller schnelle etwas aufschreiben und an seine Brüder verteilen konnte und da die Predigt in ein paar Minuten anfing, blieb ihm auch keine Zeit welche per Hand zu schreiben. „Hier. Wie wäre es damit?“ Der blonde Engel wandte sich mit seinem Schützling und Louis ab, damit niemand das Folgende sehen konnte und hob seinen Zeigefinger mit dem er etwas in die Luft zu schreiben schien. Ein Licht folgte die Bewegungen des Fingers und vor dem überraschten Pater erschien eine gelbe Schrift. Nach und nach hatte Rafael Verse und Noten eines Liedes geschrieben, doch Godric konnte sie nicht lesen. „Also... Irgendwie ist das Latein, aber auch irgendwie nicht...“ Louis rollte mit den Augen. „Rafael. Er ist ein Mensch, dies hattest du selbst gesagt. Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass er die göttliche Schrift beherrscht.“ „Oh stimmt! Das hatte ich komplett vergessen. Wenn ich Lämmchen sehe, dann sehe ich vor mir einen Engel.“ Ein weiteres mal rollte Louis mit den Augen und fragte sich wo er hier nur gelandet war. Rafael korrigierte sich und schrieb alles in Godrics Sprache auf. „Oh jetzt verstehe ich es. Das Lied klingt schön, aber ich denke, für die Mönche ist es zu schwer. So viele Verse, so viele Tonlagen die zu beachten sind.“ Der Pater wunderte sich über das komplizierte Lied. „Ich verstehe. Vielleicht eher so etwas?“ Die helle Schrift verschwand und machte Platz für ein neues Lied. Doch auch dies schien nicht das passende zu sein. „Es tut mir leid dir nicht helfen zu können Lämmchen.“ „Nein. Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast alles gegeben und ich danke dir. Hätte ich rechtzeitig an die Lieder gedacht, wäre es nicht passiert.“ In den zwei Wochen musste einiges organisiert werden, da Louis nur das Kloster aufgebaut hatte, jedoch nicht die zerstörten Bücher, verbrannten Zettel und alles andere. Er hatte sich nur auf das Wesentliche konzentriert, weswegen der Pater in den zwei Wochen einiges aufstocken musste. Ausgerechnet die Lieder der Predigt rutschten ihm dabei durch. Gab es denn kein Lied, welches die Mönche singen konnten? Natürlich konnte Rafael auch die Lieder in der Bibel aufschreiben, doch die waren den meisten bekannt, wurden aber hier nicht gesungen. Das Kloster hatte seine eigenen Lieder um den Herren zu erreichen. Louis hatte sich derweil auf den Fenstersims gesetzt und sah desinteressiert nach draußen, da ihm die Problemchen egal waren. Rafael folgte seinem Blick, trat an seinen dunklen Freund heran und flüsterte ihn etwas ins Ohr. „Kannst du nicht-?“ „Nein.“, unterbrach dieser ihn sofort, da er ahnte was der Engel ihn fragen wollte. Leicht legte Godric den Kopf schief, doch als Leon kam, um seinen Pater an die Zeit zu erinnern, nickte dieser. „Okay, dann fangen wir an. Wenn ihr beiden nicht beten wollt, dann geht bitte.“, bat er. „Ich werde bleiben armes Lämmchen.“, antwortete Rafael, zwinkerte ihm verführerisch zu und dachte, dass er auch mal wieder beten sollte, hoffte aber neben Gott noch jemand anderen zu erreichen. Den Richter Uriel. „Höre dir meine Worte an, mein süßer Uri.“, wisperte der Blonde leise, nicht hörbar für die Sterblichen. Louis zuckte nur mit den Schultern. Ihm war es egal, doch da Rafael blieb, entschied auch er sich zu bleiben. Gott anbeten würde er nicht, doch die freie Gebetsrunde wollte er auch nicht verlassen, da er sich nicht von Gottesanbetern vertreiben lassen wollte. Der Teufel setzte sich ohne auf die anderen zu achten auf seinen Stammplatz, an den er schon saß, als er Amon zusah. Ganz vorne, die erste Bank links. Neben ihm hatte sich der Erzengel gesetzt, der dem Gebet ernster entgegen sah, irgendwie sogar aufgeregt schien.
Kurz beobachtete Godric die beiden, wobei er ahnte, dass Louis nicht betete, im Gegensatz zu seinem Gegenpart. Es war ein komisches Gefühl für ihn einen Teufel und einen Engel in seinem Gottesdienst sitzen zu wissen. Fast wie ein Traum, dachte er sich, fing dann aber mit einer Willkommensrunde an die Neuen an und war selbst etwas aufgeregt. Nicht nur, weil er vor neuen Mönchen beten würde, sondern auch wusste das der Predigt etwas fehlen würde. Die Lieder. Er sah sich vor einer großen Katastrophe, doch fliehen konnte er nicht mehr und fing an mit den anderen ein längeres Gebet an Gott zu sprechen. Etwas war jedoch anders. Deutlich konnte er spüren das Rafael wirklich mit betete. Das Gefühl konnte er nicht beschreiben, aber er fühlte eine Wärme, eine heilige Kraft. Aus den Augenwinkeln sah er zu Louis und fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt, dass dieser nicht betete. Doch er konnte es verstehen. Schließlich war er der Teufel. Würde er beten, dann würden seine Gebete wohl zu ihm selbst zurückkommen. Je näher er dem Teil der Predigt kam, in dem gesungen wurde, desto nervöser wurde er. Niemals wollte er seine alten und neuen Mönche enttäuschen, doch er hatte es getan. Die erste Predigt nach dem Unglück drohte unvollendet zu sein. „Armes Lämmchen...“, murmelte Rafael, während Louis ihn die ganze Zeit beobachtete. Die Nervosität und die Schuldzuweisung an sich selbst, konnte er deutlich spüren. Godric war nicht bei der Sache, wie es sonst der Fall war. Er strahlte eine Art Unglück aus. Oder war es schon Trauer? Das der Pater seine Predigten ernst nahm wusste Louis zu genüge. Das er wegen dem Lied jedoch so sehr verzweifelte. „Es scheint ihm wirklich wichtig.“, sprach Rafael leise das aus, was der Schwarzhaarige dachte. Dieser nickte. „Lächerlich. Wegen so etwas sich der Verzweiflung hinzugeben!“ „Er geht seiner Arbeit mit Leidenschaft nach. Erinnert dich das nicht an wen?“ Bei diesen Worten schwieg Louis für einen kurzen Moment, hatte die Augen nicht von seinem Pater abgewandt. Er war wirklich mit Leib und Seele dabei, so wie Amon. „Anscheinend ist Schwachsinn wirklich erblich.“ Leise lachte Rafael, schüttelte dann den Kopf. „Das vielleicht, aber lass es mich lieber Leidenschaft nennen.“ Beide schwiegen, dann ergriff der Blonde erneut das Wort. „Ich vermisse es.“ „Wie?“ „Die reine Stimme, die Stimme, die unser Herz berührte und dies jeden Tag. Jene Stimme, die einen wieder auf den rechten Weg brachte.“ „Sie ist verschwunden. Das solltest du wissen.“ Rafael nickte. „Ich weiß es, doch wenn ich die Mönche und das Lämmchen sehe... Ihre reinen Herzen, ihre Stimmen. Amoniel hatte gerne gesungen und ich glaube, Godric steht ihm in nichts nach.“ Diesmal war es Louis der nicken musste. In jeder Predigt hatte er den Pater singen gehört. Es war nicht so perfekt wie bei Amon, doch es hatte seinen eigenen Charme und man musste fairerweise zugeben das der Urahn mehr Zeit zum Üben hatte. Seine Stimme war eine, die Louis gern gehört hatte. Die Aufrichtigkeit und Leidenschaft war deutlich hörbar gewesen. Als der Gebetsteil zu Ende war, sah Godric zu seinen Mönchen, welche auf den letzten Teil des Gottesdienstes gespannt waren. Ein leises Seufzen kam von dem Pater, der seine Hände faltete. „Meine lieben Brüder...“, begann er und schloss die Augen. „Na gut... Ausnahmsweise. Dafür schuldet er mir etwas.“, murmelte Louis und stand auf. Alle Augen richteten sich auf ihn und auch Godric war verwundert, wollte ihn anweisen sich wieder zu setzen. „Mögen die Klänge eure Herzen berühren. Ihr seid gesegnet.“, sprach er und hob die Hand, schnippte mit den Fingern und ein Regen aus schwarzen Federn segelte über den Köpfen der Mönche herab. Langsam, vom Wind getragen, landeten sie auf den Häuptern aller Anwesenden. Als diese das Haar berührten lösten sie sich auf in viele kleine Lichter, die so schnell verschwanden wie sie gekommen waren. „Louis?“ Godric konnte sich das nicht erklären, doch als eine Feder in seine Hände fiel und das Licht ihn berührte, wurde ihm warm ums Herz. Eine leichte Röte erschien auf seinen Wangen und er fühlte sich wie ein Säugling, in den Armen seiner Mutter, welches Geborgenheit und Liebe bekam. Ein sanfter Hauch strich über seine Wange, schien ihn sanft zu wiegen und all seine irdischen Sorgen vergessen lassen. Godrics sonst so verworrene Gedanken ordneten sich und ihm kam eine Melodie in den Sinn. Er kannte sie nicht, doch tief in seinem Inneren spürte er den Drang sie zu singen, die Melodie mit Worten zu kleiden und allen dieses Lied zu offenbaren. Die Mönche waren ebenfalls gefangen im ihrem Gefühl und schienen ähnlich wie Godric eine innere Ruhe zu fühlen. Ihnen kam die Melodie in den Sinn und der Drang sie laut in die Welt zu singen war unbändig. Auch wenn sie schon lange vergaßen wem sie dieses Gefühl zu verdanken hatten, da Louis Licht gleichermaßen die Erinnerung an die Tat löschte, hatten sie dieses eine Lied im Herzen. Ohne einen Zettel zu besitzen auf dem die Verse standen, folgten die Gottesmänner ihrem Gefühl und ein sanftes, zartes und zugleich rührendes Lied erklang in der heiligen Gebetshalle. Godric, seine Mönche und auch Rafael sangen aus vollem Herzen. Sie sangen ein Lied, welches ihnen Lucifer gab. Ein Lied, das dennoch an Gott gerichtet war...
Godric und seine Mönche ließen sich von ihrem Gefühl leiten, während sie sangen. Als das Lied verklungen war, hatte er noch gesehen wie das Tor zur Halle geschlossen wurde. Verwirrt sah er sich um, sah dann das Louis fehlte und der Platz neben Rafael frei war. Dieser lächelte nur sanft und die Mönche schienen glücklich, gar ausgeglichen. Auch in Godric erging es so, dennoch fragte er sich wo Louis geblieben war und weswegen ging. Hatte ihm das Lied nicht gefallen? Was hatte er da überhaupt getan? Eines war sicher: Louis hatte die Predigt gerettet und dafür war er ihm dankbar. Nachdem die diese beendet war und Godric jedem Mönch seine Schlafkammer zeigen konnte, blieb dieser mit Rafael im Gang stehen. Der Engel hatte abgelehnt, als Godric ihm ein Zimmer zuweisen wollte. Er meinte, er bräuchte keines. Wo dieser nun schlief wusste er nicht, doch wenn er damit klar kam, dann wollte Godric auch nicht weiter darauf eingehen. Louis hatte die Kammer neben seiner bezogen, wie es damals zu Amons Zeiten war.
Es war schon spät geworden als die beiden Männer im Gang standen. „Dieses Lied... Es war wirklich schön. Ich hatte nicht gedacht das Louis so etwas kann. Es war kein dämonisches Lied, das habe ich gespürt. Als ich es sang, es in meinem Herzen hatte, fühlte ich mich als würde ich von all den Gefühlen davongetragen werden.“, gestand er dem blonden Engel, der nach draußen sah und die untergehende Sonne beobachtete. Leicht lächelte er und konnte verstehen was der Abt damit aussagen wollte. „Ja. Dieses Lied. Es ist so lange her. Ich habe es so vermisst und mein Herz fühlt sich so leicht an.“ „Du kennst dieses Lied?“ „Ja. Es ist ein altes Himmelslied. Es ist nicht 'das' Lied, doch auch dieses hat er oft gesungen. Es wundert ich nicht das du so fühlst Lämmchen. Ein jeder hatte damals so gefühlt und selbst jetzt, im Zeichen seiner Sünden, vermag er es die Herzen aller zu erreichen.“ Godric trat neben Rafael und legte eine Hand auf den steinernen Fenstersims. Der Engel kam ihm so gedankenversunken vor, als würde er sich nach etwas sehnen und dennoch das diese Sehnsucht sich erfüllt hatte. Das Gefühl war schwer zu deuten, doch er hatte den Drang bei ihm bleiben zu müssen, um weiter seinen Worten zu lauschen. „Ein altes Himmelslied? Wieso kennt Louis so ein Lied und wieso sollte er es singen, beziehungsweise es uns überlassen? Ist er deswegen gegangen? Wegen dem Lied?“ Rafael nickte. „Der himmlische Chor, die schönste und reinste Stimme in all den Welten. Lucifel... Gottes Stellvertreter und Besitzer dieser Stimme.“ Godric weitete leicht die Augen. Lucifel? Verträumt lächelte Rafael und lehnte sich nach vorn an den Sims und ließ sich von der Abendsonne wärmen. „Damals hatte ich mich immer gefragt wer Lucifel war. Ein unbekannter, reiner Seraphim, oben in der ersten Schicht des Himmels. So unerreichbar und dennoch immer präsent. Es war eines von Lucifels Liedern, das ihr gesungen habt. Jeden Tag hatte Lucifel damals gesungen, brachte das Licht und die Liebe in unsere Herzen. Jeden Tag haben wir gewartet und gehofft seine Stimme zu vernehmen. Es war wahrlich ein magischer Moment und selbst jetzt, nachdem er dem Himmelreich den Rücken gekehrt hatte, spüre ich es. Lucifer mag die Sünde sein, doch seine Stimme ist weiterhin rein.“, sprach Rafael gedankenversunken. Erst als Godric seine Hand auf die des Engels legte, sah er ertappt in die blauen Augen des Paters und lächelte leicht. „Verzeih Lämmchen. Es war nicht meine Absicht deine Zeit mehr als nötig in Anspruch zu nehmen. Das ausgerechnet ich nostalgisch werde.“ Godric schüttelte den Kopf. „Ich habe sehr gerne zugehört. Du und Louis, ihr seid schon so lange befreundet und selbst jetzt noch. Ich weiß nicht was alles passiert ist, doch deine Sehnsucht ist nicht falsch. Ich habe es ebenfalls gespürt. Die Liebe in diesem Lied. Ich war so ergriffen.“ Rafael lächelte nur und Godric erhob erneut das Wort. „Ich habe das Gefühl euch nun etwas besser zu verstehen und auch ich wünsche mir die Stimme Lucifels zu hören. Immer habe ich darüber gelesen in der Bibel. Dem ersten und reinsten Engel mit der goldenen Stimme. Ich bin mir sicher, Louis möchte dieses Lied singen, sonst hätte er es uns nicht gegeben. Er wollte das es wieder gesungen wird.“ „Wahrscheinlich. Er ist so stur unser lieber Luci! Aber dennoch ein schöner Mann. Genau wie du Lämmchen!“ Godric lachte leicht auf. So kannte er den Erzengel bereits. Immer einen solchen Spruch auf den Lippen. Er verabschiedete sich von diesem und machte sich auf den Weg. Seine Füße trugen ihn außerhalb des Klosters. Dort gab es neben Feldern, die von den Mönchen bewirtschaftet wurden, auch viele Blumenwiesen. Eine Blumenwiese mochte er besonders. Sie war an einer Klippe. Dort wuchsen wunderschöne Blumen in vielen erdenklichen Farben. Der Götterberg war unberührt von der Zivilisation und dafür breitete Mutter Natur ihr schönstes Kleid aus. Godric liebte diesen Ort, dieses Kloster und wollte es von nun an mit aller Macht beschützen. Niemals soll hier mehr Chaos und Trauer herrschen. Er wollte mit seinen alten und neuen Freunden zusammenleben.
Nach einem kurzen Marsch drangen Laute an seinem Ohr und Godric blieb stehen, ließ seinen Blick wandern und fragte sich woher es kam. Es waren sanfte, melodische Laute. Fast, als würde jemand summen. „Seltsam...“ Godric beschleunigte seine Schritte, rannte durch den kleinen Wald, durch den er musste, um zur Klippe zu kommen. Die Melodie wurde deutlicher, je näher er kam. Fast schon magisch wurde er von dieser angezogen und er fragte sich wem diese einnehmende Stimme gehörte. An der Klippe angekommen weitete er die Augen, hielt für einen Moment die Luft an, da der Ausblick, den er hatte, einfach nur atemberaubend war. Louis stand an der Klippe, mitten im Blumenfeld, im Schein der Abendsonne. Sein schwarzes Haar glänze in diesem Licht und wog leicht im Wind. Es war eine übernatürliche Aussicht, die Godric sich dort bot. Der Teufel war wahrlich nicht von dieser Welt und selbst die sonst so schöne Natur schien ihm nicht gerecht zu werden. Es war jedoch diesmal nicht das Aussehen, das Godric erstaunte, sondern die Stimme. Diese einnehmende Melodie, die das Herz des Paters fliegen ließ. Es war Louis, welcher gedankenversunken summte und für einen Moment schloss der verzauberte Pater die Augen, ließ sich in das Blumenfeld sinken und spürte ein vollkommenes Glücksgefühl.
~ Was war das nur, was mein Herz so durchflutet? ~
Godric merkte nicht einmal mehr wie der Gesang verschwand, sondern war vollkommen in seiner Welt. Erst ein Kuss ließ ihn wieder erwachen und er sah direkt in zwei rote Rubine. Erschrocken kroch er ein wenig zurück. „Louis!“ „So ist es. Niemand anderes.“ Für einen Moment beobachtete er den Teufel, legte dann den Zeigefinger auf die eigenen Lippen. Nichts hatte er wegen dem Kuss gesagt. Gewöhnte er sich etwa schon daran, dass der Teufel immer wieder ihm einen Kuss stahl? Fand er es sogar schön? Godric befand sich für noch nicht so weit, aber er konnte nicht leugnen das es ihm gefiel. Louis würde er dies jedoch niemals auf die Nase binden. Am Ende ging er ihm noch an die Wäsche! Das musste nicht sein. Dieser hatte sich neben den Blauhaarigen ins Gras gesetzt und sah zur Sonne, die nun untergegangen war und dem Sternenhimmel Platz machte. „Mir ist aufgefallen, du sendest eine Fröhlichkeit aus. Ganz anders, wie in den zwei Wochen zuvor. Liegt es daran, das du endlich wieder Pater sein kannst?“ Mit diesen Worten hatte er seine Hand auf die Kutte Godrics gelegt. „Es passt zu dir wohl am Besten.“, urteilte er. „Ich freue mich einfach nur das dieses alte und ehrwürdige Kloster nicht mehr so leer ist. Es ist kein Ort der Leere.“, antwortete dieser nachdenklich mit einem Lächeln auf den Lippen, musterte dann das Gesicht des Teufels. „Freust du dich denn nicht?“, fragte er, legte die Hand auf dessen Arm. Louis war sich unsicher was er fühlen sollte. Freude? Gleichgültigkeit? Oder doch etwas anderes? „Freuen? Ob ich mich wirklich freuen sollte das hirnlose Gottesanbeter eingezogen sind? Also als Lucifer sag ich da eindeutig nein. Doch wenn ich genauer darüber nachdenke, dann ist es besser dies Gemäuer wird benutzt. Egal von wem.“, erklärte er und nahm eine Blume, hatte die Blüten von dieser gezogen, die vom Wind davongetragen wurden. „Amon meinte damals, dieses Kloster hat ein Herz. Er hatte sich gewünscht das viele Leute hier sind, um dieses Herz zu fühlen. Ich hatte es stets belebt in Erinnerung.“, fügte er hinzu, lachte dann auf einmal. „Hier sind doch tatsächlich Mönche, die wir von unserer Reise kennen. Sie titulieren mich als Priesterlehrling. Kannst du dir das Vorstellen? Ausgerechnet ich!“ Amüsiert ließ er sich in die Blumen sinken. Das er nun solch einen Titel bekommen hatte. Godric musste ebenfalls lachen. Ja. Es passte nicht wirklich zu dem Dämon. „So schlimm ist es doch nicht, wenn man dich so nennt. So hast du wenigstens etwas deine Ruhe und kannst alles ruhig beobachten, ohne wirklich schief angesehen zu werden. Abgesehen davon wenn du diese neuen Klamotten trägst.“ Er sank ebenfalls in die Blumen und sah in den Himmel. „Es ist angenehm das du mit dabei bist und dich nicht ganz vor allem verschließt. Das Kloster steht schon seit Tausenden von Jahren und in all der Zeit haben hier so viele Menschen gelebt, das selbst das Kloster eine Art Seele entwickelt hat. Es beherbergt alle Menschen und schützt sie. Es spendet einem das Gefühl von Zuhause. Vielleicht mag es sich seltsam anhören, doch so fühle ich. Hier bin ich daheim. Hier werde ich erwartet.“, gestand er. „Das mag sein. Selbst ich kann diese Seele spüren, auch wenn es nicht meine Ansichten sind, die hier vertreten werden. Der Glaube an Gott ist für mich lächerlich, doch ebenso denken die Gottesanbeter über die Teufelsanbeter. Es ist ein Gleichgewicht. Ich kann spüren wie dieses Kloster geliebt wird. Von so vielen Menschen, aber auch Engeln und selbst ich muss zugeben, es ist mir nicht ganz egal. Die Erinnerung ist sehr präsent und zeigt sich jedes Mal. Das Kloster ist dankbar das es aufgebaut wurde um erneut wieder Menschen bei ihrem Weg zu Gott zu unterstützen.“ Louis musterte den derweil dunkel gewordenen Himmel. Assiah verstand es seiner Meinung nach zwischen Hell und Dunkel zu wählen, ohne wirklich einer Partei mehr zugeneigt zu sein. „Meine Heimat ist Gehenna, aber ich denke dieses Kloster kann ich als meine Heimat in Assiah ansehen. Es ist zwar nicht so groß wie mein Palast, doch es lässt sich aushalten und auch wenn es seltsam klingt stellvertretender Abt zu sein. Es soll nicht weiter von Bedeutung sein.“ „Ich bin mir sicher, das Kloster ist dir unendlich dankbar das du es wieder errichtet hast. Schließlich hatte es auch dich früher einmal aufgenommen. Es ist schön das du dich hier zuhause fühlst und ich bin mir sicher, du wirst hier immer willkommen sein, egal wer oder was du bist. Solange du das Kloster als Zuhause ansiehst stehen dir die Tore offen. Priesterlehrling für Lucifer klingt wirklich seltsam, aber Priesterlehrling Louis, hörte sich hingegen weniger seltsam an.“, antwortete Godric lächelnd. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt einen Lehrling auf diese Art zu gewinnen, doch scheinbar schien das Schicksal für ihn entschieden zu haben.
"So ist es. Wer hätte gedacht, dass ich so lange in Assiah bleiben würde. Eigentlich war ich nur hier hergekommen um das Leben zu zerstören und nun bin ich in einem Kloster, was das Leben und Gottes Werke anpries. Vielleicht ist das eine der ironischen Geschichten des Lebens. Aber solange du hier bist, wird es ein gutes Zuhause sein, auch wenn es nicht geplant war ein Stellvertreter zu sein. Nicht schon wieder.“ Godric errötete leicht bei den Worten, lächelte dann versteckt und versuchte das Gespräch auf ein anderes Thema zu wechseln. „Ein Stellvertreter. So wie Lucifel?“ „Genau.“
Stille.
„Dieses Lied..., das was du uns gegeben hast. Ich habe es vorher noch nie gehört. Was für ein Lied war es?“, fragte Godric. Er kannte fast alle Kirchenlieder, doch keines hatte ihn so sehr gerührt wie dieses. Es konnte unmöglich aus dem heiligen Buch stammen. Doch woher dann? Rafael hatte etwas von Lucifels Lieder gesprochen... Ob Louis ihm davon erzählen würde? „Danke...“, wisperte er leise und drehte sich zu dem Schwarzhaarigen, legte die Hand auf dessen Oberarm. „Du hast die Predigt gerettet. Ich bin dir wirklich dankbar.“ Louis blinzelte einen Moment, räusperte sich dann. „Ich wollte nur nicht das du weinst! Ich will der einzige sein, der dich zum weinen bringt. Nicht so eine dumme Predigt!“ „Achja? Ich lasse mich aber nicht so leicht zum weinen bringen!“, konterte Godric, der aber wusste das Louis nur ablenken wollte. Er hatte auch nicht geglaubt das er offen zugeben wollte, dass es auch nicht in seinem Interesse war die erste Predigt im neuen Kloster in einem Desaster enden zu sehen. Ein Räuspern war zu hören, während der Blauhaarige nur lachte über die Sturheit des Teufels. Er hielt inne, als Louis seine Frage dann doch noch beantwortete. „Dieses Lied. Es ist mein Himmelschor gewesen. Es ist ein Teil eines Liedes, welches ich immer für Gott gesungen hatte. Damals, vor langer Zeit.“ „Für Gott?“ Etwas ähnliches hatte er sich schon gedacht. Dieses Lied war so schön. Nur einmal wollte er das ganze Lied hören, den ganzen Text. Er glaubte jedoch nicht daran das Louis ihm diesen Gefallen tun würde, wenn dieser meinte, es sei ein Lied für Gott gewesen. Versuchen wollte es Godric dennoch. „Würdest du...“, fing er zögerlich an. „Würdest du mir das Lied eventuell vorsingen? Es war so schön...“ Innerlich haderte er mit sich selbst. War es zu vermessen gewesen? Es war ein Lied, nur für Gott. Doch sein Wunsch es zu hören war so groß. Sein Wunsch Louis zu hören. Es kam ihm vor, als wäre dieser entspanner als sonst. Fast so, als ob singen seinen Stress linderte. Ob Louis es sich wünschte? Wieder zu singen? „Bitte...“, bat er ihn erneut sanft.
Louis stand auf und ging zur Klippe, verfolgt von dem Blick des Paters, der sich ebenfalls erhob und sich fragte, ob er wirklich zu weit gegangen war. War Louis nun verärgert? Jener schien in Gedanken, sah hoch zum Himmel. „Ich soll dir vorsingen? Eine himmlische Sinfonie?“, fragte Louis ernst. Ein Nicken war die Antwort. „Ja.. Bitte.“ Der Dämon wandte den Blick vom Himmel, sah zu Godric und sah in die bittenden Augen. Es war nicht so das er niemand anderem das Lied nicht gönnen würde. Sein Problem lag woanders. Er war kein Engel mehr. Seit damals hatte er nicht mehr diese Verse gesungen, sondern besang nur die Dunkelheit. War es richtig dieses Lied zu singen? Würde Gott es hören? „Na gut!“, entschied er sich und wandte sich ab. Godric fiel ein Stein vom Herzen. Man hatte seiner Bitte stattgegeben! Er wollte nicht gierig erscheinen, doch er wollte sie unbedingt hören. Die himmlische Stimme Lucifels, die sonst nur dem Herren und dem Himmelreich vorenthalten war. Viel hatte er darüber gelesen und sich gefragt, wie eine einzige Stimme so viele Herzen berührte und so viele Wunder verbrachte. Godric sang selbst, hatte aber nicht so viel Talent, weswegen er sich schon damals fragte wie der heilige, himmlische Chor sich anhörte. Jetzt, seit er wusste das er ein Engel war, seit er wusste wer Louis war, war es ihm ein großes Anliegen diese Stimme endlich zu hören. Nun war er seinem Ziel nahe und Lucifel selbst gab sich die Ehre. Mehr konnte er sich nicht wünschen und setzte sich ins Gras, schloss die Augen und wollte jeden einzelnen Ton in sich aufnehmen. Versteckt lächelte Louis. Lange hatte er kein himmlisches Publikum mehr gehabt und das letzte dämonische Fest war lange her bei dem er seine Stimme erhoben hatte. Es war auch für ihn neu dieses Lied in dieser Art zu singen. Stets hatte er es nur für ihn gesungen, saß an seiner Seite und hatte jedes einzelne Wort voller Liebe an ihn verloren. Nun waren sie Feinde und Louis würde es nicht als Lucifel für ihn singen, sondern als Lucifer, für seinen Pater. So legte er, anstatt wie damals seine Hände zum Gebet zu falten, diese an die Brust und schloss die Augen. In diesem Lied würden seine Gedanken und Gefühle nicht mehr Gott gehören, sondern jemand anderem. Er wollte nicht für Gott singen, sondern für sich ganz allein. Godric lauschte der Stimme, als Louis anfing zu singen. Es schien, als würde ein Himmelschor vor ihm singen. Die Stimme war fesselnd und klangvoll. „So eine schöne Stimme habe ich noch nie gehört...“, wisperte Godric und ließ sich in die Blumen fallen, hatte das Gefühl als würden die Lasten der letzten Tage, Wochen und Monate von ihm abfallen. Die Stimme drang tief in sein Herz und erfüllte es mit vollkommener Zufriedenheit. Vor seinem geistigen Auge spielten sich verschiedenste Szenen ab. Er sah weiße Federn, in denen er sich vertrauensvoll bettete. Sie waren so weich und zart. Langsam öffnete er die Augen, als er tatsächlich eine zarte Berührung fühlte und sah gebannt zu dem Teufel. Selbst die Natur schien dem Gesang Respekt zu zollen. Die Blumen wogen leicht im Wind und schienen zu leuchten. Es waren Glühwürmchen, die sich auf die Blüten gesetzt hatten und den Sternenhimmel auf die Erde brachten. Godric befand sich in einem Meer aus Licht und jene Blumen, die noch nicht erblüht waren, öffneten ihre Knospen und zeigten sich in voller Pracht. Louis hatte während dem Singen seine Flügel erscheinen lassen, die ihre volle Spannweite zeigten. Schwarze Federn wurden vom Wind getragen und schienen sich mit dem Licht zu vermischen. Stumm beobachtete Godric das Schauspiel und spürte die Göttlichkeit, die vor ihm sich zu erkennen gab. Seine Engelsseite wurde angesprochen durch den Gesang und auf dem Rücken des jungen Nephilim erschienen seine Flügel. Der Gesang lockte nun nicht mehr nun reine Engelsseelen an, sondern auch dunkle Dämonenseelen und die der Menschen. Es war ein weiches und warmes Gefühl, das seine Seele bewegte. So stellte sich Godric den Himmel vor. Er war einfach nur begeistert und gerührt. Es dauerte nicht lange und er spürte etwas Feuchtes seine Wangen hinunterlaufen. Es waren Tränen, jedoch nicht voller Trauer, sondern voller Glück. Nicht nur Godric spürte von Louis diese Energie, sondern auch Rafael, der auf dem Dach des Klosters stand und seine Flügel vom Wind sanft streicheln ließ. Andächtig hatte er gelauscht und die Hände gefaltet um die Klänge zu verinnerlichen. „Lucifel..“
Als Louis das Lied beendet hatte wagte es Godric kein Ton von sich zu geben. Zu tief waren seine Gefühle, die er in diesem Moment empfand. Er hatte versucht seine Tränen abzuwischen, doch es kamen immer wieder neue. Der Schwarzhaarige grinste nur. „Anscheinend hast du nicht erwartet, dass der Teufel singen kann, was?“, waren seine saloppen Worte, nachdem er sich zu dem Weinenden setzte und seine Stirn küsste. Der junge Pater strahlte eine Ausgeglichenheit aus, die ihn anzog, weswegen er diesen einfach auf seinen Schoß zog und in die blauen Augen sah. Sie waren so anders als seine, dennoch verlor er sich täglich in diesen. Wie konnte ein einfacher Nephilim nur so unwiderstehlich sein? Sanft lächelte dieser und ließ sich das gefallen, hatte sich sogar an ihn gelehnt. „Nein das habe ich wirklich nicht erwartet, aber ich gebe zu, es war wunderschön. Viele Chöre habe ich gehört, doch keiner hat mich zum Weinen gebracht. Es ist schade das du nicht mehr singst. Wieso nur...? Selbst ein Teufel hat das Recht dazu. Egal was für ein Lied es ist, solange es aus tiefstem Herzen gesungen wird, wird es jeden erreichen.“, gestand er und hatte sich ein letztes mal die Tränen abgewischt. „Gott hatte selten etwas gesagt.“ „Und das verstimmt dich?“, fragte er leise und erwiderte Louis Blick und vernahm ein Seufzen. „Natürlich hatte es mich verstimmt. Gott sprach, er liebt mich und möchte mich für sich allein. Mir war es jedoch stets vergönnt. Er hat mich zu sich gezogen, jedoch gleichermaßen wieder abgewiesen.“, waren seine ehrlichen Worte, die Godric erstaunten. Nie hatte er damit gerechnet von Louis solch offene und ehrliche Worte zu empfangen. „Er ist eigensinnig und egoistisch. Eines Tages verstummte er ganz und hörte nicht einmal die Bitten seiner Menschen. Dabei hatten sie uns tagtäglich erreicht. Aber das ist lange her. Ich brauche Gott nicht, nicht wie früher. Es war wohl mein Schicksal sein Widersacher zu werden. Denn wir sind das Gleichgewicht.“, fügte er hinzu und strich sanft über Godrics Taille. Mit seinem Leben als Lucifer war er sehr zufrieden. Er war nicht mehr den göttlichen Regeln unterworfen und konnte frei sein. Der Pfad der Sünde war seine Befreiung und nie musste er sich wieder den Zwängen unterordnen, die es im Himmel gab. „Gott scheint wohl verstimmt zu sein, wenn er nicht mehr spricht. Doch das sollte dich nicht mehr kümmern Louis. Wenn Gott nicht reden will und schmollt, dann kann er das tun, aber wir werden weiter zu ihm beten und hoffen, das er es bald überwindet. Er ist der heilige Vater. Ich werde ihn zwar lieben wie man Gott nur lieben kann, aber das heißt nicht, dass er mein komplettes Herz besitzt. Er besitzt ein Stück doch der Rest ist noch frei.“ Godric wusste, sein Herz war schon lange vergeben. Er liebte das Gleichgewicht. Ein Teil seines Herzens war bei seinem Herren, der andere Teil bei dem Teufel.
Er liebte Lucifer.
Dieser lachte bei seiner Wortwahl. Ein schmollender Gott, ein amüsanter Gedanke. Der Krieg um den Himmel war vorbei und beide hatten ihre Reiche. Weiterhin würden sie das Gleichgewicht bewahren, auch wenn Gott nicht sprechen wollte. „Es ist ein Jammer das ich dich nicht nach Gehenna mitnehmen kann. In deinem jetzigen Stadium überlebst du keine zwei Sekunden.“ „Das stimmt. Gehenna wäre sicher eine nette Erfahrung, doch ich denke Assiah ist besser für mich. Zumal neben all der Dunkelheit und der Energien noch deine Mutter da wäre. Ich glaube sie mag mich nicht sonderlich.“ Darüber konnte Louis nur lachen. Das er ausgerechnet an Lucifera dachte in diesem Moment. Sie schien ihm ja wirklich viel Angst eingeflößt zu haben. So kannte er sie. „Das scheint zu stimmen. Lucifera ist ein Bild von einer Dämonin. Sie ist kühl, beinahe eiskalt und edel. Sie mag dich hassen, doch sei nicht traurig. Gott hasst sie viel mehr. Dieser Hass geht weit in ihre Zeit als Engel zurück. Es schmerzt mich dir das sagen zu müssen, doch du kommst wohl leider nur auf Platz zwei.“ Godric wusste nicht ob dies ihm wirklich Mut machte, oder ihn das beunruhigen sollte. Den Zorn dieser Frau wollte er jedoch nicht noch einmal ohne weiteres begegnen. „Sie war auch ein Engel? Mir scheint viele Dämonen waren einmal Engel.“, vermutete er dennoch überrascht. Lucifera schien Louis Mutter, aber in der Geschichte stand doch immer das Gott den ersten Engel Lucifel erschaffen hatte. Was war nun richtig? „Du scheinst verwirrt und ich kann mir vorstellen was der Grund dafür ist. Es ist wahr das Gott Lucifel, mich, erschaffen hat. Dennoch ist Lucifera Lucifers Mutter.“ „Was? Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn! Dann müsste ja Gott...“ „Nein! Nein! Gott hat niemals Hand an sie gelegt.“, bestritt Louis sofort, lächelte dann leicht. „Irgendwann wirst du verstehen, doch es ist kompliziert. Aber ja, sie war ein Engel. Der erste weibliche Engel, doch Gott war unzufrieden. Warum er das war weiß ich nicht. Sie war eine schöne Frau und man konnte ihr leicht verfallen. Damals hatte sie vier wunderschöne, weiße Flügel und einen Blick, den ich nie vergessen werde. Als ich sie das erste Mal sah wusste ich das wir uns ähnlich waren. Beide, abgewiesen von Gott, würden wir eine neue Zukunft erschaffen. Eine ohne ihn. Zusammen mit anderen Engeln verließen wir den Himmel. Deine Vermutung ist richtig. Viele Dämonen waren damals Engel, aber nur eine Handvoll davon lebt noch. Die meisten starben damals im Krieg.“ Aufmerksam lauschte Godric seiner Erzählung über die Engel und das verlassen Lucifels aus dem Himmel. Es war eine interessante Geschichte, die sogar zum Teil so auch in der Bibel stand. Er war wirklich interessiert die Geschichte des Glaubens aus jedem Blickwinkel zu vernehmen. Für sich persönlich fand er es bereichernd und konnte sich so seine eigene Meinung daraus bildenWeiche Lippen verwöhnten den Hals des Paters, welcher erschrocken zu Louis sah. „Was machst du da?“ „Ich möchte dein Blut.“ „Mein Blut? Jetzt?“ Damit hätte er am allerwenigsten gerechnet. Erst sprachen sie über solch tiefsinnige Dinge und jetzt hatte er seine Lippen am Hals kleben! Bei den sanften Küssen spürte er ein leichtes ziehen. Es waren die empfindlichen Knutschflecken, die Louis ihm das letzte mal hinterlassen hatte, weswegen er die ganze Zeit Roben mit hohem Kragen tragen musste. Als er die Flecken das erste Mal sah war er erschrocken. Wie konnte Louis ihm nur in seiner Position solche verräterischen Flecken verabreichen? Auch wenn es schon eine Weile her war, so waren einige Flecken noch nicht ganz verschwunden und das Letzte was Godric wollte war, dass jemand diese sah und womöglich noch darüber sprach! Ein angenehmes Prickeln durchfuhr seinen Leib. Dieses wurde verstärkt als Louis tatsächlich an der Unterlippe zärtlich weiterknabberte. Wollte er nicht Blut? Godric fragte sich was er unternehmen sollte. Er mochte den Kuss, war sich jedoch unsicher ob es gut war, erinnerte sich jedoch an Rafaels Worte. „Es ist keine Sünde und selbst Engel tun es...“, sprach er sich gedanklich Mut zu und bewegte zögerlich seine Lippen gegen die von Louis. Ob angebracht oder nicht, der Kuss fühlte sich einfach nur schön ein befand er. Die Lippen des Dämons waren überaus sinnlich, wohlschmeckend und weich. Dieser genoss natürlich den neuen Mut, den der Jüngere aufbrachte. Würde man ihn fragen, so hätte er gemeint das Godric eine komplette Veränderung hinter sich hatte. Damals wollte er ihm sich nicht mal auf ein paar Meter nähern und nun küssten sie sich im Blumenfeld. Louis hatte sein Ziel erreicht und sorgte sich nicht um seine Unschuld, wie es Godric tat, da er diese schon vor langer Zeit verloren hatte. Es bereitete ihm eher etwas anderes Sorgen, nämlich seine Gesinnung. Er erkannte sich meist selbst nicht mehr. Hatte er ein heiliges Lied gesungen, wollte dem Pater im gewissen Sinne treu sein und nahm sogar im weitesten Sinne Rücksicht auf diesen und seine Gefühle. Hatte sich nicht nur Godric verändert, sondern auch er selbst?
Darüber wollte er nicht weiter nachdenken, sondern lieber testen wie weit der Blauhaarige heute gehen würde. Mit diesem sank er in die Blumen, hatte die Hand an seine Wange gelegt und küsste ihn noch intensiver und stupste mit der Zungenspitze leicht seine Lippen. Automatisch öffnete Godric diese, war anfangs leicht erschrocken als die Zunge des Schwarzhaarigen die Mundhöhle eroberte, sie sogar ausrauben wollte! Dabei hoffte Louis, dass der Besitzer der Mundhöhle ihn nicht forsch zurückwies, gar auf die empfindliche Zunge biss, um den Eindringling loszuwerden. Godric bemühte sich seine Gedanken zu sammeln, spürte wie seine Zunge kribbelte, als diese von der fremden Zunge seitlich gestreichelt wurde. Er wusste nicht ob er lachen sollte, da das Kribbeln ein wenig kitzelte, oder ob er sich dadurch erregt fühlen sollte. Es war noch zu neu für ihn, aber keineswegs eine schlechte Erfahrung. Aus reinem Reflex hatte er die Augen geschlossen, während seine Zunge ein wenig zuckte. Eine Röte zeichnete sich in seinem Gesicht ab und schüchtern erwiderte er das streicheln. Beide Zungen schmiegten sich aneinander, schienen zu verknoten und sich nicht lösen wollen. Während dieses intensiven Kusses begann Louis damit den Kragen des religiösen Gewandes zu öffnen und ihm dieses über die Schultern zu ziehen, um die unschuldige Haut freizugeben. Vorsichtig kratzte er über diese mit seinen Krallen, ohne die Haut zu verletzen. „Louis...“, hauchte Godric in den Kuss, wusste gar nicht auf was er zuerst achten sollte. Den Kuss? Die zarten Berührungen? Die Nähe und Wärme?
Louis verinnerliche den Geschmack des unschuldigen Geistlichen und löste den Kuss. Gern würde er noch intensiver an die Sache gehen, doch sein Partner war noch nicht soweit. Schon dieser Kuss war sehr erregend für ihn gewesen, was man an der Gänsehaut deutlich sehen konnte. Langsam leckte er sich über die eigenen Lippen um auch den Restgeschmack in sich aufzunehmen. „Du schmeckst köstlich~ Wirklich köstlich.“, säuselte Louis in Godrics Ohr und begann damit zärtlich an dessen Läppchen zu knabbern. Hochrot bei dem Lob sah der Blauhaarige zur Seite. Musste das sein? Nur weil er Anfänger war? Oder wollte er ihn veralbern damit? Breitbeinig landete er auf dem Schoß des Teufels, befand diese Position für anrüchig, doch gehen konnte er nicht, da er festgehalten wurde. Es war ein schrecklich prickelndes Gefühl, was Louis in ihm auslöste? „Was hat er vor?“, fragte sich Godric, konnte sich nicht wehren gegen seine Gefühle. Wollte Louis etwa nun so von ihm trinken? Hätte er doch mal das Messer und den Becher mitgenommen, oder erst gar nicht das Versprechen gegeben den Teufel direkt von sich trinken zu lassen! Wenn dies immer so sein würde, wie würde das Enden? Könnte er sich denn noch wehren? Im Hinterkopf war eine dumpfe Antwort, die dem sonst so frommen Geistlichen nicht gefiel. Wollte er sich überhaupt wehren? Er war sich nicht sicher, konnte diese Frage nicht deutlich beantworten. Sanft strich Louis mit seinen Krallen über den Hals, kraulte dann den Nacken und leckte mit der Zunge über die Ohrmuschel um sich den Weg zum Hals zu bahnen. Sein Dämonenschwanz blieb nicht untätig und stupste immer wieder spielerisch die Wange des Paters an, welcher ein wenig kichern musste. Der Puschel war weich und warm, so wie alles an Louis. Godric fühlte sich sichtlich wohl bei den Streicheleinheiten, fühlte sich schon fast wie ein Entzug leidender und sog förmlich jede liebevolle Geste auf. Als Louis jedoch sich mit seinem Lippen den Hals näherte, versuchte er sich aus seinem Griff zu befreien. „Nicht... Man wird es wieder sehen.“ „Nicht doch. Ich kann dir eine besonders intensive Behandlung zukommen lassen mein kleiner Pfaffe.“ „Was? Niemals. Nenne mir einen guten Grund der mich überzeugen soll.“ „Neben unserem Vertrag meinst du? Ganz einfach: Du willst es. Das kannst du nicht leugnen. Dir gefällt es, wenn ich meine Zähne in dein zartes Fleisch ramme, deine Haut verletze und das Blut aus deinem Körper sauge. Es macht dich an.“ Bei diesen deutlichen Worten wurde Godric knallrot, schlug, wenn auch halbherzig, ein paar mal gegen Louis Brust mit der Faust. „Sag das nicht so! Das stimmt nicht!“ Dieser lachte jedoch nur und packte Godric am Handgelenk und grinste. „So? Ich glaube aber schon. Du willst es, akzeptiere es endlich. Warum sonst wünschst du dir der Einzige zu sein.“ Ein wenig beleidigt darüber das Louis seine Gefühle so genau deutete, horchte er auf. „Kannst du das denn überhaupt halten, dass ich der Einzige bin. Ich meine, du bist der Teufel. Du kannst bei jedem dir alles holen.“, fragte er leise und konnte eine Hand befreien, strich mit einem Zeigefinger über die blasse Wange des Teufels. Sie war schön angenehm und lud förmlich zum anschmiegen und kuscheln ein. Ein wenig schämte er sich für diesen Gedanken, doch er machte sich nichts vor. „Das stimmt ich bin der Teufel. Ein menschliches Leben ist für mich nichts wert.“, antwortete er ehrlich. Was brachte es zu Lügen? Godric würde es sofort bemerken. Menschen waren nur kleine Wesen welche zum Spielen geeignet waren. „Du hast mir dennoch deine Freundschaft versprochen, solange du lebst. Schon vergessen Ich habe im Moment kein Interesse an andere, sondern nur an dich. Immer und immer wieder will ich dich kosten, wenn du verstehst was ich meine.“ Für Louis war es, wie für Godric, das erste Mal wirklich einen Freund zu haben. Er hatte Diener, hirnlose Lakaien oder .Gespielinnen. Entweder diente man ihm, oder man wollte ihn töten. Etwas dazwischen gab es nicht. Godric hatte in seinem Amt keine Freunde, sondern Gläubige. Niemand wagte sich so nah an den heiligen Pater heran. Nicht einmal seine Mönche. Für sie war Godric der heilige Talin, der Überbringer von Gottes Wort. Zu wertvoll, zu unantastbar und unerreichbar. „Wenn dir Menschenleben nichts wert sind. Ist dir denn wenigstens mein Leben etwas Wert?“, fragte er zögerlich, hatte Sorge um die Antwort. Niemals wollte er als Spielzeug angesehen werden, sondern als gleichberechtigter Partner. „Stimmt... Es ist sehr neu für mich. Ich habe Brüder und Schwestern, aber du wärst mein erster Freund. Der erste, dem ich die Freundschaft angeboten habe und der sie auch annahm.“, wisperte er, versuchte sich abzulenken. Das Louis wirklich Interesse an ihm zeigte machte ihm wirklich glücklich. Jemand, der nur an ihm Interesse hatte. Nicht an seinem Status.
Eine kurze Stille entstand und nur der Wind war zu hören. Dämonen dachten so. Es war für Louis normal so zu denken. Engel und Menschen waren niedere Wesen. Ein Nephilim war da keine Ausnahme. Auch viele Engel dachten so, nur zeigten sie es nicht. Im Gegenzug zu ihrem unsterblichen Leben im Himmel war für sie jedoch ein kurzes Menschenleben mit ihren Sorgen und Nöten nur ein Witz. Doch Godric war anders, dies hatte Louis erkannt. Auf alle Menschen und Engel konnte er verzichten, doch Godric wollte er haben! „Ich denke schon.“, antwortete er nachdenklich und strich leicht unter das Kinn des Wartenden. „Lass es mich am besten so erklären. Du bist mir nicht egal und hast einen höheren Stellenwert bei mir als die anderen. Wärst du nur ein Spielzeug, dann hätte ich dich schon längst genommen und fallen gelassen. Oft begegnest du mir mit einer Respektlosigkeit, die ich sonst nie tolerieren würde. Wenn ich nur an damals denke! Lässt mich einfach in dem Keller versauern! Dennoch vergebe ich dir in meiner unendlichen Güte und lasse dich an meiner Seite verweilen.“ Godric hob eine Augenbraue, schmunzelte leicht. Eine typische Antwort für den Teufel, doch sie erfüllte ihn mit Zufriedenheit. „Ich denke das kein Leben mehr Wert hat als das eines anderen. Egal ob Mensch, Teufel, Dämon, Engel oder gar gott. Jeder hat zwar einen anderen Stellenwert, doch wir sind alle gleich. Wir Leben, sind alles Lebewesen, die denken, fühlen und handeln. Jeder vergießt Tränen, wenn er traurig ist oder verletzt wird. Jeder lacht, wenn er glücklich ist und jeder liebt.“ „Eine typische Antwort für einen Talin.“ „Eher für einen Menschen hm?“ „Das kann sein und trotz deiner Worte keine Freunde? Ich dachte Menschen machen viele Freundschaftsangebote. Besonders hinter dir müssten sie alle her sein.“ Plötzlich lachte Godric, was Louis ein wenig verwunderte. Perplex sah er zu ihm. Was war denn nun kaputt? „Deine Worte schmeicheln mir, aber es kommt auf den Menschen an. Es gibt Menschen, die sind nachlässig mit Freundschaftsangeboten, dann gibt es jedoch auch welche, die nicht jeden als Freund zählen wollen. Ich bin jemand der einfach nur ehrliche Freundschaften will und das ist nicht leicht zu finden. Doch ich vertraue darauf das ich mich in dir nicht getäuscht habe.“ „Nicht täuschen? Ich bin Lucifer und somit ist meine Freundschaft nicht leicht. Aber eine Freundschaft hat etwas mit einem Vertrag zu tun und wir Dämonen halten unsere Verträge ein. Also wenn du deinen Teil einhältst und mich nicht enttäuschst, dann werde ich dich wohl auch nicht enttäuschen.“, antwortete er. Das war doch ganz einfach oder nicht? „Freundschaft ist für mich mehr als nur ein Vertrag. Es ist etwas auf freiwilliger Basis, weil man den anderen mag.“ „Also magst du mich?“ Bei dieser deutlichen Frage schoss dem Pater erneut das Blut zu Kopf. Was sollte er nun darauf antworten? Es kam ihm seltsam vor ihm so etwas direkt ins Gesicht zu sagen, schon fast so als wäre es ihm peinlich. Godric fühlte sich wie ein Jugendlicher, der einem Mädchen eine Liebeserklärung überbringen wollte. Zwar hatte er selbst noch nie so etwas getan, doch er stellte sich vor das dies sich ebenso anfühlen würde. Starkes Herzklopfen, Unsicherheit und die Hoffnung sich mit seinen Worten nicht ganz zu blamieren. „Ich...“, fing er an, brach jedoch ab und sah zur Seite, hoffte das Louis das Herzklopfen nicht mitbekam. „Ich... glaube... ich mag dich...“, gestand er flüsternd und hatte den Blick starr zu Boden gerichtet. Seit wann war man nur so verlegen? In diesem Moment war nichts von dem Pater zu sehen, der gegen Dämonen kämpfte, gar Lucifer schon Ohrfeigen verpasst hatte. In diesem Moment fühlte er sich einfach nur wie ein kleines Kind, das sich schämte, wenn es seinen Eltern etwas beichten musste. „Wie war das? Ich konnte dich leider nicht verstehen.“, fragte Louis amüsiert. Godric weitete die Augen, biss leicht auf die Zähne und stand Ruckartig auf. Das war doch nicht fair! Natürlich hatte er ihn gehört! Das er ausgerechnet in so einer Situation mit ihm spielte! Dieser... Dieser Teufel! Doch bevor Godric fliehen konnte hatte ihn Louis schon wieder am Handgelenk gepackt. „Ich habe gesagt ich mag dich!“, rief er nun lauter, doch bevor Louis etwas erwidern konnte riss ein Rascheln sie aus ihrer Welt und bekam ihre volle Aufmerksamkeit. Sofort erschrak Godric. Hatte man sie beobachtet? Hatte man gar das Gespräch gehört? Die nicht mehr so heile Welt des Paters würde komplett auseinanderbrechen, wenn dem so wäre. Was würde man über ihn denken? Was sollte er selbst über sich denken? Noch immer hatte Louis ihn nicht losgelassen, im Gegenteil. Er zog den Jüngeren sogar in seine Arme, während in der anderen Hand ein blaues Feuer erschien, womit er den Busch zum brennen brachte. Dieser war wenig Begeistert über die Störung. Eigentlich wollte er den Pater noch ein wenig aufziehen mit seiner Schüchternheit, danach über ihn herfallen, beißen, ein wenig befummeln bis er nicht mehr wusste welchem Gott er dienen sollte und noch vieles mehr. Das Glück war ihm anscheinend nicht hold, weswegen er nun seine Enttäuschung an dem Busch ausließ. „Hey! Du kannst doch nicht alles abfackeln!“, protestierte Godric, jedoch vergeblich. Nur ein paar Sekunden später sprang Cheyne hinter dem Busch hervor, rief aufgeregt und versuchte ihr angebranntes Kleid mit hektischem Klopfen zu löschen. „Ahh! Herr! Ich brenneeee!“, rief sie, während der gerufene nur mit dem Auge zuckte. „Diese kleine....“, murrte er. Ausgerechnet seine eigene Dienerin störte ihm bei solch einem Augenblick. Machte ihm einen Strich durch die Sex-Rechnung! Ob das auf Luciferas Mist gewachsen war?
Hilfsbereit wie Godric war, löste er sich von dem erbosten Teufel und half der Kleinen das Feuer zu löschen. Am Ende stand sie mit angesengtem Oberkleid vor ihm und sah ein wenig geknickt aus. „Nyuuu~“, jammerte sie, wurde sogar von Godric lieb getätschelt, da sie für ihn im Moment wie ein kleines Kind aussah, anstatt einer brutalen Dämonin, die einer ebenso brutalen Herrin diente. „Was gibt es Cheyne?“, durchschnitt die scharfe Frage das Bild. Cheyne ahnte übles, sie hoffte jedoch das in Godrics Beisein ihr nichts passieren würde. „Mein Herr. Wie soll ich das nur in Worte kleiden... Ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Die Menschenwelt ist grausam! Ich verspüre einen Hunger, den ich sonst nie verspüre. Assiah nimmt mir meine Energie. Die Mönche schlafen. Mit ihnen kann ich nichts anstellen. Nicht einmal etwas perverses um ihre Energie auszusaugen.“ „Wie war das? Finger weg von den Mönchen! Hier wird nichts gesaugt!“, zischte Godic, der die Männlichkeit seiner Mönche von Cheyne unberührt wissen wollte. Louis grummelte leicht. Da wollte er doch auch ein wenig saugen und mehr. Da gab sich der Pater schon einmal in seine Arme, gestand das er ihn mochte und dann das! Um die Situation zu entspannen und die Keuschheit seiner Mönche zu schützen ging der ambitionierte Abt dazwischen. „Am besten du zeigst ihr die Orte wo sie ihre Nahrung kriegt. Wo immer das auch ist. Ich gehe zurück ins Kloster und wenn ihr nicht zu spät kommt, dann... dann kannst du von mir trinken!“, schlug er mutig vor. Er war Cheyne dankbar dafür das sie kam und weiteres verhinderte. Wer wusste schon was Louis noch vorhatte? Godric konnte sich gut vorstellen was der perverse Teufel wollte. Andererseits fand er es schade, da Louis Arme so gemütlich waren. Er glaubte, in diesen konnte man sicher gut schlafen. Ob der Besitzer jedoch seiner perversen Gedanken zurückhalten konnte? Dies bezweifelte er stark!
„Also fein! Wir gehen jetzt essen und danach vernasche ich Godric, oder nasche an ihm. Ich werde auch nicht jünger!“, meinte dieser und ließ abermals seine Flügel erscheinen und auch Cheyne bekam schwarze Schwingen, die jedoch deutlich kleiner waren als die ihres Herren. „Also, wir sehen uns und keine Nachthemden!“, tadelte er ihn noch und war mit der jungen Dienerin auch schon verschwunden, bevor er eine Antwort bekam. Ihr Ziel war die Stadt, da es dort genug Menschen gab die unter Stress litten, dass selbst Cheyne sich überfressen konnte. Es galt nur eines für Louis: Je schneller sie fertig waren, desto schneller konnte er wieder zurück zum Kloster und den Nachthemden-Check selbst durchführen.
Der Plan des Teufels ging auf. Cheyne fand genug stressgeplagte Menschen und hatte sich ein Opfer ausgesucht, das im Stadtpark saß und erschöpft auf der Parkbank eingeschlafen war. Ein normaler Angestellter, der Überstunden geschoben hatte und nun nicht einmal mehr die Kraft hatte nach Hause zu gehen. Cheyne war direkt vor diesem erschienen, wurde jedoch trotzdem nicht erkannt, da sie durch ihre dämonische Aura sich und ihre Präsenz abschirmen konnte. Das Handy des Mannes klingelte in der Anzughose und schien ihn zu wecken. Müde schob er seine Hand in die Hosentasche, seufzte schwer, hatte Sorge das es sein Chef war, der noch mehr verlangte. „Hätte ich doch nur nein gesagt. Aber das kann ich nicht machen. Meine Beförderung...“, klagte er Müde. Bevor er jedoch an das Telefon gehen konnte hatte Cheyne sich auf den Schoß des jungen Angestellten gesetzt und die Arme um dessen Hals gelegt. „Du riechst so verführerisch. Dein Stress bringt mich in Wallung und lässt mich die Höhepunkte einer Frau erleben.“, kam es schon fast keuchend von ihr. Für Cheyne bot dieser Mann einfach nur das perfekte Ziel. Den Stress, den er aussendete. Solch starke Wellen hatte sie noch nie gespürt. Die Neuzeit war einfach nur perfekt! Erregt ließ sie sich in seine Arme sinken, lehnte sich an die Brust des Anzugträgers und öffnete ihren Mund. All dies geschah unbemerkt von ihrem Opfer. Erst als sie zubiss spürte er ein Stechen, hatte das Gefühl eine Mücke hätte ihn gestochen. Cheyne war für ihn nicht mehr als ein Wind, der ihn sanft streichelte, ihn berührte und wieder von ihm abließ. „Ahhhn~“, stöhnte sie zufrieden, als sie sein Blut zu sich nahm. Erst als ihr Verlangen komplett gestillt war ließ sie von ihrem Opfer los, welches sich plötzlich schwach und noch müder fühlte als zuvor. Cheyne ließ von ihm ab und der junge Mann hatte sein Handy aus der Hand fallen lassen, sank auf der Bank müde zusammen. Das Blut an seinem Hals registrierte er nicht einmal, da er zu kraftlos war und der Biss schnell verheilte. Er würde es als bloßen Mückenstich abtun, vielleicht sich schwören das nächste Mal nicht so lange zu arbeiten um nicht so müde zu sein. Das ihn gerade eine Dämonin gebissen, seinen Stress gekostet und sich an ihm gelabt hatte, war ihm nicht klar. Vom Handy aus konnte man nur noch eine Stimme vernehmen, der immer wieder den Namen des Unwissenden rief. „Ein lustiges Teil!“, stellte Cheyne amüsiert fest und ging in die Hocke. „Die Menschen haben in dieser Zeit interessantes Entwickelt. Aber komm. Ich möchte das sich zwischen Godrics Beinen noch etwas entwickelt.“, kam es offen vom Schwarzhaarigen, der auf die junge Dämonin gewartet hatte. „Oh ist es schon so weit? Dann kann ich ja Lady Lucifera berichten!“ Dieser Vorschlag kam jedoch nicht gut an und schon spürte sie die harte Handkante ihres Herren an ihrem Kopf. „Au~~“ „Kein Wort wird an ihre Ohren dringen!“, warnte er. „Verstanden...“
Als Louis zurückkam war Godric tatsächlich schon eingeschlafen. Dies brachte den Teufel jedoch nicht davon ab seinen teuflischen Machenschaften nachzukommen. Still beobachtete er den Blauhaarigen, hob dann dessen Bettdecke und legte urplötzlich die Hand vor den Mund legte, da er einen Würgereiz bekommen hatte. „Das... ist... ekelerregend...!“, war das vernichtende Urteil. Vor ihm lag Godric in seinem weißen Nachthemd. Vorsichtig torkelte Louis gegen die Wand, suchte dort halt. „Wieso kann er nicht ein wenig wie Amon sein und einfach nur mit einem Hauch von Nichts schlafen? Ich glaub mir wird wirklich schlecht...“ Auch wenn die Hemden einen Teufel nicht wirklich verjagen konnten, waren diese wohl für ihn das widerlichste was das Objekt seiner Begierde tragen konnte. Er konnte sich einfach nicht mit denen abfinden. Die Kutten waren in Ordnung, mit den heiligen Roben konnte er sich auch abfinden, aber diese Nachthemden, die wie ein Kartoffelsack aussahen, konnte er einfach nicht akzeptieren. „Das ist so unmenschlich...“ Entschlossen etwas daran zu ändern fing er an Godric einfach auszuziehen. Schnell wurden Nachthemd unter Unterhose entfernt und vielen dem Teufelsfeuer zum Opfer. Erst als Godric komplett nackt vor ihm lag war er zufrieden und kletterte zu ihm auf das Bett, hatte sich über ihn gebeugt und dessen Brust mit den Krallen sanft gekratzt. „Aufwachen~ Wir haben noch was vor?“, säuselte er in dessen Ohr.
Godric spürte ein Frösteln an seinem Hinterteil und wandte sich leicht im Schlaf. Als Louis jedoch ihm ins Ohr säuselte und seine Krallen einsetzte konnte auch er nicht weiterschlafen und wachte auf, sah müde in die roten Augen seines persönlichen Weckers. „Was...?“ Verwirrt und müde sah er ihn an, roch etwas Verbranntes und sah an sich hinunter. „LOUIS!!“, hallte es und schlagartig war Godric wach, rutschte leicht zurück und bedeckte seine Blöße mit der Bettdecke. Dieser... Hatte er doch tatsächlich ihn entkleidet? Böses schwante ihn. Der verkohlte Geruch, das Verschwinden der Kleidung. Hatte Louis etwa seine Kleidung verbrannt? Das konnte doch nicht sein! Bevor er jedoch weiter tadeln konnte befand er sich schon wieder in den fordernden Armen. Diesmal wehrte er sich aber nicht dagegen, da Louis angenehm warm war. „Im Winter bist du bestimmt eine schöne Heizung, aber im Sommer?“, philosophierte er leicht müde vor sich hin, da Louis Wärme seine Müdigkeit förderte. Im Gegensatz zu diesem, war für Godric schon lange Schlafenszeit. „Eine Heizung? Ich weiß nicht was das ist, aber ich kann es mir vorstellen und nein. Ich diene zu so etwas nicht. Das ist unter meiner Würde. Aber nun genug der Worte. Wir wurden gestört und nun bist du müde. Lass mich endlich beißen, damit dies ein Ende hat.“, verlange er und legte die Lippen auf seine. „Doch du bist bestimmt eine gute Heizung.“, nuschelte er in den Kuss und musste zufrieden Seufzen als Louis damit begann ihm durch das Haar zu kraulen. Im verschlafenen Zustand fühlte sich das einfach zu gut. Louis genoss den willigen Anblick seines Paters, besonders jetzt ohne Nachthemd. Sanft drückte er ihn auf die Matratze, hatte ein Bein zwischen seine, nahe dem Schritt. Eine verfängliche Pose wie er fand, jedoch sehr anregend. Behutsam knabberte er an der zarten Schulter, grinste ein wenig. „Du schmeckst wirklich gut~ Das facht den Appetit nur noch mehr an.“ Mit diesen Worten saugte er sich an der Schulter fest, verpasste dem Verschlafenden einen weiteren, eindeutigen Fleck. Dieser keuchte überrascht auf. „Meinst du?“, waren die müden Worte. Im schlafenden Zustand gestand es sich Godric ein, dass ihm das alles sehr gefiel. Die Verschlafenheit offenbarte jenes, was er im wachen Zustand niemals denken und sagen würde.
„Ach sieh an. Du magst es.“, stellte Louis provokativ fest und küsste ihn erneut, diesmal auf den Hals. Das er so gefügig war, fast willig, war ein Traum. Doch leider schlief Godric fast, aber Louis nahm sich vor dies alles nochmal zu wiederholen wenn er wach war. „Der kleine Pater war ja noch so Unschuldig in einigen Hinsichten.“, dachte er sich. Wie ein weißes Papier, das mit schwarzer Tinte beschrieben werden musste. Dies übernahm er nur zu gern. Sanft saugte Louis ein wenig an der noch unversehrten Haut und schloss die Augen um das alles auf sich wirken zu lassen. Godrics Haut war so jung und weich. Dadurch das sie so unschuldig war, gab sie ihm nur noch einen weiteren Kick. Es war das Höchste von einer unschuldigen Seele zu naschen. Langsam öffnete er seinen Mund, offenbarte die spitzen Zähne und kraulte Godrics Nacken dabei. Vorsichtig, mit Hingabe, tauchte er seine Fangzähne in den heiligen Körper, spürte wie das Blut seine Lippen benetzte und genoss jeden einzelnen Tropfen. „Hm~ Ja...“, erfüllte die leise, unschuldige Stimme des Paters den Raum. Vorsichtig, gar zögerlich, schlang er seine Hände um den Hals des Dämons, ließ diese locker liegen. In diesem Moment vertraute er diesem voll und ganz. Das Louis ihn nicht sexuell Belästigen, sondern nur das Blut zu sich nehmen wollte. Sanft und dennoch fest krallte er sich in seine Haare, da der Biss etwas zog. Wimmernde, erregte Geräusche machten der Müdigkeit Platz und er fragte sich seit wann er durch so etwas erregt wurde. Das war doch nicht normal, oder doch?
Erst nach einigen Minuten ließ Louis von seinem Opfer ab, sah zu ihm hinunter und begutachtete das errötete Gesicht. „Das nächste Mal wird es besser werden.“, hauchte er und gab dem unten Liegenden einen sanften Kuss auf die Lippen. Ohne abzuwarten hatte er sich einfach neben diesen gelegt, nach der Decke gegriffen und mit dieser sich und ihn bedeckt. Er hatte nicht vor dieses Bett für diese Nacht zu verlassen. Zu gemütlich war es neben seinem Pater und jetzt da er nackt war und nicht mehr in seinem Kartoffelsack steckte, konnte er sich an die nackte Haut kuscheln. „Also hat es dir geschmeckt? Das ist gut.“, antwortete er müde und leicht erregt. Sein Hals und die Schulter pochten, aber es war nicht unangenehm. Nur bedecken musste er sich wieder, damit keiner Louis Besitzansprüche sah. Er hatte es aufgegeben ihn zu bitten es zu unterlassen. Louis hörte nicht auf ihn und so versuchte Godric einfach das Beste aus dieser Situation zu machen. Solange es noch an Stellen war, die man bedecken konnte, wollte er nichts mehr sagen. Insgeheim gefiel es ihm ja selbst. Zugeben würde er es jedoch nie, besonders nicht vor Louis. Am Ende verwandelte er ihn noch in einen Dalmatiner! Das wollte er nun wirklich nicht.
Das Engelsblut in Godric arbeitete und obwohl er sich noch zuvor schlaff und kraftlos fühlte, spürte er nun wieder etwas gestärkt. Die Müdigkeit war dennoch geblieben, weswegen er sich einfach an den Bettbesetzer kuschelte. Wenn dieser schon die Hälfte seines Bettes in Beschlag nahm, dann konnte er ja auch als Wärmequelle dienen. „Es war sehr gut und unverfälscht. Wir sollten es öfters so machen. Du im Bett und ich über dir. Sehr erregend.“, antwortete Louis und nahm den kuschelnden Pater sogar in Empfang, hatte seinen Dämonenschwanz einfach wieder um dessen Oberschenkel gewickelt, um diesen noch näher zu sein. Es war nicht unüblich das Dämonen sich so aneinander banden. „Dummi! Ich werde es mir überlegen, ja?“, murmelte Godric müde lächelnd und schob eine Hand in das weiche Haar des Älteren und strich sanft durch dieses. Es war schön und angenehm neben dem kleineren zu liegen, zumal Louis nicht sehr schwer war und es somit ein angenehmes Gewicht war, welches halb auf dem Körper des Paters lag. „Aber nicht das dein Puschel wieder unsittliches am Morgen bei mir macht. Behalte ihn bitte bei dir, Loui.“, bat er etwas unverständlich und strich gedankenversunken durch das schwarze Haar. Jetzt, da er so nahe neben ihm lag, fiel Godric erst auf die zierlich und dennoch männlich Louis gebaut war. Er schien kleiner und auch das Kreuz war nicht so breit wie das eigene, doch er wirkte trainierter und hatte keine Hühnerbrust. Es war eher eine Brust an der man Schutz suchte. Weiter darüber nachdenken konnte Godric aber nicht, da seine Müdigkeit langsam die Oberhand gewann. Er war sich sicher, dies würde eine schöne Nacht werden. Schön warm und er fühlte mich sogar..., auch wenn er nicht wusste wieso, geborgen und nicht mal eingeengt von dem Körper auf, der halb auf ihm lag. „Loui? Das heißt Louis oder Meister. Wer kommt denn auf so etwas. Du kannst mich auch Herr nennen. Für dich mache ich eine Ausnahme.“, sprach Louis großzügig und ahnte nicht das selbst Amon sich schon so etwas gedacht hatte. „Nein... Ich nenne dich Lui...“, waren Godrics letzte, unverständlich gesäuselten Worte, bevor dieser einschlief. „Menschen...“ Louis beließ es dabei und entschied sich ebenfalls Nachtruhe zu gönnen.
Am nächsten Morgen wachte Louis unüblich früh auf. Er hatte etwas gespürt. Eine Anwesenheit. Sie war nicht gefährlich. Jedenfalls nichts was ihm gefährlich werden konnte. Ein Dämon konnte es nicht sein, da die Tore Gehennas verschlossen waren und er auch keine Untertanen gerufen hatte. War es ein Engel? Oder hatte Lucifera ihre Finger im Spiel? Trotz der Fragen stand Louis gemächlich auf, streckte sich im Schein der Sonne und gähnte einmal herzhaft. „Das hält doch keiner aus um diese Uhrzeit...“ Tatsächlich war es schon kurz vor Zwölf. Nur eine knappe halbe Stunde früher als seine gewohnte Zeit, in der er entschied aufzustehen. Godric war schon lange nicht mehr in der Kammer, da dieser schon bei Sonnenaufgang aufstand, die Morgenandacht hielt und mit der Klosterarbeit beschäftigt war, weswegen Louis auch nicht auf die Idee kam einen suchenden Blick zu verschwenden. Da er mit Kleidung geschlafen hatte musste er sich nicht mehr umziehen, was er für sehr praktisch empfand. Nur seine Boots fanden den Weg an seine Füße, die ihn direkt zur Gebetshalle brachten, wo er direkt in die Mittagsandacht platzte. Waren die immer noch nicht fertig? Louis verstand nicht wie man so viel beten konnte. Das wäre ihm persönlich zu viel verschwendete Zeit. „Ich bin hier. Nun könnt ihr mich anbeten!“, verkündete er, was ein Raunen zur Folge hatte. Während alle Blicke auf den unpassend gekleideten Hilfspater lagen, nahm Godric die Unterbrechung gelassen. Er war es schon gewöhnt und glaubte auch das es normal war, wenn man mit einem Teufel zusammenwohnte. Rafael kicherte nur leise als Louis seinen Stammplatz neben ihm einnahm. „Weitermachen!“, befahl Godric, da der Geräuschpegel zu steigen drohte. Die Mönche hatten sich wieder abgewandt und sahen in ihre Schriften. In der Früh konnte Godric endlich die letzten Bücher organisieren und war froh nun eine komplette Andacht halten zu können. Als er zu einem stillen Gebet aufrief und alle ihre Köpfe senkten, bis auf Louis, kam ein weiter Besucher in die heiligen Hallen. Dieser war jedoch dezenter als der Dämon und hatte leise das Tor geöffnet und auch wieder geschlossen. Der Besucher trug ein weißes Gewand, mit einem schwarzen Obergewand und einer Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war. Still blieb er am Eingang stehen, beobachtete die Gläubigen. Er war Louis sofort aufgefallen und so hatte er aus den Augenwinkeln Notiz von ihm genommen. Die Haare und der dunkle Teint der Haut war zu sehen, weswegen er eine Augenbraue hob. „Er? Hier?“, murmelte Louis verwundert und auch Rafael schien etwas zu spüren, blieb jedoch schon fast verkrampft an seinem Platz und musste sich anstrengen Louis nicht gleich um den Hals zu fallen. Der unbekannte Mönch blieb die ganze Andacht über stehen und machte nicht den Anschein sich setzen zu wollen, noch Aufmerksamkeit zu erregen. Die meisten Mönche nahmen ihn nicht einmal wahr. Erst als die Andacht nach einer knappen halben Stunde beendet war und die Gläubigen den Saal verließen, hatten einige Notiz von dem Unbekannten vernommen, waren jedoch schon gegangen um ihrer Arbeit nachzukommen. Es war nicht unüblich das jemand neues erschien, besonders jetzt, da das Kloster viele Neuzugänge bekommen hatte. Godric war einer der wenigen, der die stille Ankunft des Mönchs mitgekommen hatte und sich fragte wer dies war, da sonst keiner so spät kam. Nachdem er seine Bibel zur Seite gelegt hatte und neben dem Besucher nur noch er, Rafael und Louis im Saal waren, hatte sich Godric erst einmal an den Teufel gewandt. „Das nächste mal bitte keinen so großen Auftritt.“, mahnte er, sah dann zu dem Neuankömmling. „Und wer sind sie, wenn ich fragen darf?“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Angesprochenen, während Rafael es nicht wagte sich zu erheben. Louis grinste nur amüsiert. Das konnte ja noch lustig werden.
Wenn er sich da mal nicht mal irrte...
Die unbekannte Gestalt ging an dem Pater vorbei, kniete sich ehrfürchtig vor dem Altar nieder und sprach ein Gebet. Danach wandte er sich an Louis, hatte sich ebenfalls vor diesem gekniet und sprach ein Gebet an Lucifer, welches er zufrieden vernahm. Zuletzt kam Godric an die Reihe. Der Besucher nahm dessen Hand und küsste sanft auf seinen Ring, stand dann auf und sah zu der kleinen Gruppe. „Verzeiht mein Eindringen zu solch einer Stunde. Ich bedaure es zutiefst die Andacht gestört zu haben. Doch bevor ich die Fragen beantworten kann, erlaubt mir euch ein Geschenk zu überreichen.“, begann er und griff unter sein Gewand, hielt dann in einer Hand Myrre und in der anderen Weihrauch. Beides übergab er dem Abt des Klosters, der es verwundert entgegen nahm aber den Wert dieser Dinge wusste, da es ein altes, religiöses Zeichen von Respekt war. Der Unbekannte faltete die Hände zu einem Gebet und plötzlich erschienen Flügel auf dessen Rücken, der eine weiß wie Schnee, der andere schwarz wie die Nacht. Durch den Wind wurde die Kapuze von seinem Kopf geweht und gab einen schwarze Haare und gebräunte Haut zum Vorschein. „Mein Name ist Uriel und ich gehöre zu den vier Erzengeln und bin der Richter der Verstorbenen. Ich bin hier um Rafael abzuholen.“, stellte er sich mit einer ruhigen Stimme vor und seine rehbraunen Augen sahen direkt in die meerblauen des Paters, der Uriels Erscheinung mehr als imposant fand. Er war groß, sehr groß. Mindestens zwei Köpfe größer als Godric selbst. Neben seiner Größe war er kräftig gebaut und hatte ein männliches Kreuz. Nun stand er wirklich dem Richter der Seelen gegenüber, von dem er schon so viel gehört hatte. „Vielen Dank für die Gaben... Aber..., hier um Rafael abzuholen? Aber ich denke er sollte hier seinen Auftrag erledigen.“, fragte er etwas erstaunt und sah wie Rafael noch immer verspannt auf der Bank saß. „Rafael?“, fragte er deswegen, doch der blonde Erzengel konnte sich nicht mehr halten und sprang fast Wortwörtlich auf Uriel zu, stieß diesen fast um, weswegen beide auf eine der Bänke landeten. Rafaels plötzlich erscheinende Flügel versperrten den anderen die Sicht, weswegen Godric nicht sah, wie Rafael den weitaus Größeren innig küsste. Selbst ein Räuspern des Paters ließ ihn nicht davon abbringen förmlich an den anderen Engel zu kleben. „Stopp!“, befahl Uriel und sah zu dem Blonden runter. „Oh ich habe dich sooo vermisst Urilein~“, schnurrte er förmlich und zog diesen leicht zu sich runter, küsste ihn erneut auf den Mund, was ihm ein erstaunten Blick Godrics einbrachte. Eigentlich hatte er Rafael nicht für so stürmisch gehalten, doch man spürte wie sehr dieser den anderen liebte. Nicht nur wegen des Spitznamen. „Anscheinend fliegt Rafael immer noch auf dich, aber wehe ihr macht es auf dem Altar. Das ist mein Platz.“ „Ich bitte euch Herr, dies Kloster ist ein heiliger Ort!“, widersprach der schwarzhaarige Engel, als er Louis amüsierte Worte vernahm. Dieser wandte sich jedoch nur zu Godric, um diesen aufzuklären, da er immer noch planlos im Saal stand. „Uriel und Rafael sind ein Paar.“ Dieser schmunzelte leicht und lächelte sanft, da Rafael förmlich strahlte, wie eine tausend Watt Glühbirne. Dann aber schien er sich wieder zu beherrschen und erhob sich, reichte Uriel eine helfende Hand, die er annahm. „Weshalb warst du jetzt genau noch mal hier? Mein Auftrag ist doch noch gar nicht erledigt.“, schnurrte er ihm entgegen, küsste sanft seine Wange und sah wirklich schon so aus wie ein auf Entzug leidender. Louis nutzte dies und klammerte sich einfach an Godric, der nur seufzte. Wo war er nur hier gelandet?
„Ich bin hier um dich abzuholen. Der Herr hat mich geschickt.“, wiederholte Uriel, was Godric wunderte. Weswegen sollte Rafael zurück? Die Antwort kam schneller als er wollte und diese würde ihm auch nicht gefallen. Ernst richtete der dunkle Engel den Blick auf seinen Freund. „Es zwar deine Aufgabe sein dich um das verlorene Schaf zu kümmern, doch es ist nicht verloren. Zwar mag sein Geist, sein Herz und sein Körper dem dunklen Herren gehören, dennoch ist er unschuldig und fromm. So ist dies nicht nötig. Zumal es nicht deine Aufgabe gewesen war mit dem Fürst der Finsternis um die Unschuld eines Paters zu Wetten! Ihn gar zu umgarnen. Dies ist nicht das Verhalten eines Erzengels!“ Uriel selbst war erstaunt als der Herr ihm den Auftrag gab und davon gehört hatte was sich der Blonde sich geleistet hatte. Er selbst war eher devot, auch wenn er wegen seiner Statur eher wie ein Mann wirkte, der sehr dominant war und nichts anbrennen ließ. „Selbst die Ambitionen des dunklen Fürsten, den Pater für sich zu erobern ist ehrenvoller. Er hatte sich nichts zu schulden kommen lassen, im Angesicht von Godrics Schwäche, auch wenn die Wette eine deutlich andere war!“ „Also willst du sagen, das der Alte da oben sauer auf Rafa ist, weil dieser sich einen Spaß erlaubt hat?“, fragte Louis. „Einen Spaß? So sah es nicht aus.“ Uriel konnte nicht leugnen das seine eigenen Gefühle ein wenig mitschwangen. „Jeder weiß das man gegen die Dunkelheit nicht Wetten sollte. Rafa kennt mich nicht seit gestern lieber Uri, außerdem weiß jeder um seine perverse Ader.“, belehrte er den Engel. Bevor Rafael jedoch antworten konnte, hatte jemand anderes das Gespräch unterbrochen.
Godric ballte seine Hände zu Fäusten. All das was er gehört hatte ließ die Wut in ihm kochen. Mit verletztem Blick sah er zu den beiden Schuldigen. Abwehrend hob Rafael die Hände. „Godric ich-“ Weiter kam er jedoch nicht, da spürte er schon die Hand des Abtes auf seiner Wange. Ein schmerzhaftes Pochen breitete sich auf dieser aus. Nicht nur bei Rafael, auch Louis bekam eine saftige Backpfeife. „Ihr habt um mich gewettet? Um meine Unschuld? Ihr seid doch echt widerlich.“ Ohne auf ein weiteres Wort zu warten wandte er sich ab und verließ den Saal. Murrend rieb der blonde Engel die Wange, sah zu Uriel. „Na toll. Das hast du ja gut hinbekommen!“ Dieser antwortete jedoch nicht darauf, weswegen der Blonde zum Teufel sah, welcher nur kurz über seine Wange rieb. Von Godric eine gescheuert zu bekommen war nichts besonderes mehr. Doch nicht mal diese Wut würde den Pater beflecken. „Der Herr ist doch ständig sauer auf mich Luci, das weißt du doch. Aber was heißt hier: es sah nicht so aus. Hast du etwa gespannt Uri? Und wahrscheinlich auch gleiches schlechtes vermutet und du Luci, nenne mich nicht pervers... Ich bin einfach nur offen für vieles.“, rechtfertigte er sich und wurde ernst. „Scheinbar hat der Herr seinen zweiten Auftrag an mich ganz vergessen, das er mich jetzt schon zurück holen will. Das Godric nicht verloren ist, war mir bewusst und wäre es nur der Auftrag gewesen, wäre ich schon längst wieder daheim. Doch Auftrag Nummer zwei ist Privatangelegenheit. Aber ich gebe zu, meine Methoden waren etwas... unangemessen. Aber es hatte Spaß gemacht. Nur schade das du es so laut raus posaunen musstest Uri. Jetzt ist das Lämmchen ziemlich angepisst.“ „Zurecht. Ich hoffe diese Lektion war lehrreich. Besonders für dich Rafael. Das Herz eines Menschen ist kein Spielzeug. Deine Methoden waren wirklich sehr unangebracht.“, tadelte Uriel, welcher plötzlich von Louis auf die Wange geküsst wurde und dabei stocksteif wurde. Was sollte denn das? Doch anstatt sich zu erklären ging der Schwarzhaarige weiter und lachte etwas. Nur kurz drehte er sich noch einmal zu den Engeln. „Natürlich weiß ich um seine dauernde Wut auf dich, aber das macht doch gerade den Reiz aus nicht?, kam es von ihm und er zwinkerte Rafael zu. Dann galt sein Blick Uriel. „Während dein Freund zu pervers ist, bist du zu prüde. Aber ich muss zugeben du schmeckst immer noch. Egal nach wie vielen tausend Jahren. Jedenfalls sind wir quitt.“ Damit ließ er die Engel einfach im Saal zurück und war verschwunden. Der dunkle Engel sagte nichts dazu, da er wusste, gegen Louis konnte er nicht gewinnen. „Immer noch? Hattet ihr mal was oder wie? Lass ja deine Flossen von meinem Urilein Luci, sonst versohle ich dir deinen hübschen Arsch!“, rief Rafael, trotz das der Dämon verschwunden war. Das konnte doch nicht sein? Das einfach jemand anderes SEINEN Uriel so nahe kam. Dieser wandte seine Aufmerksamkeit zu dem blonden Erzengel. „Ich glaube nicht das der Herr seinen Auftrag vergessen hat. Immerhin liebt der Herr ihn am Meisten. Seinen Lucifel. Egal was passiert ist.“ Sein Gegenüber nickte, schien ihn zu mustern. Es ging mit Rafael schon fast durch. Lange hatte er auf Uriel verzichten müssen. Seine Lippen, sein Körper und sein Herz. All das wollte er mit niemandem teilen. Nicht einmal mit Lucifer. Ohne abzuwarten überbrückte er den Abstand und küsste den schwarzen Engel direkt auf die Lippen, drängte sich nah genug an ihn, damit kein Zentimeter mehr zwischen ihnen war. „Wehe du lässt dich noch mal von wem anders küssen.“ Uriel räusperte sich. Direkt vor einem göttlichen Altar solch unsittliche Nähe. Es war ihm unangenehm, doch andererseits wollte er Rafael nicht von sich stoßen. Er musste sich eingestehen, er hatte den Blonden sehr vermisst. Stets waren es Lucifel und Rafael gewesen, die ihm die Ruhe genommen hatten. Tief, in der letzten Schicht des Himmels, welche Uriels war, drang das Treiben der oberen Schichten nur selten durch. Dort lebte er alleine, bewachte das Tor Gehennas und richtete über die Seelen der Verstorbenen. Selten kam jemand Lebendiges in diese Schicht, doch eines Tages standen zwei Engel in Uriels schönem Blumengarten und einer der beiden wich ihm seitdem nur noch selten von der Seite. „Wir haben nichts miteinander. Es ist absurd zu glauben, der Teufel würde sich auf so etwas einlassen, ebenso wenig wie ich dies dulden würde. Er ist mein Herr und als solchen achte ich ihn.“, klärte er nach einer gefühlten Ewigkeit seinen Liebsten auf, dem ein Stein vom Herzen fiel. Für Uriel würde er mit jedem kämpfen, doch er war froh das Lucifer keine Option war. „Und du solltest mit gutem Beispiel voran gehen Rafael und ebenfalls niemand anderen mehr küssen.“ Sanft schoben sich die zarten Finger durch das blonde, weiche Haar des Engels. Die Eifersucht und das besitzergreifende Verhalten war für Uriel nichts neues, weswegen er es einfach nur überging. Einem Teil von ihm gefiel es sogar, da er sich dem Blonden dadurch zugehörig fühlte. „Ich habe, seit wir zusammen sind, niemanden mehr voller Liebe geküsst. Etwas mehr Vertrauen bitte!“, bat Rafael gespielt streng. Er liebte den Erdengel über alle Maßen und dies seit vielen Jahrtausenden. Ihre Liebe war genauso wie am ersten Tag, auch wenn Uriel nicht so wirkte. Rafael wusste um die Schweigsamkeit des Engels und konnte sie deuten. Nie hatte er darüber nachgedacht einen anderen Partner zu wählen, da für ihn selbst niemand mehr in Frage kam als Uriel. Beide versanken in einem tiefen Kuss, welcher leidenschaftlicher nicht hätte sein können.
Während die Engel ihre lang ersehnte Zweisamkeit genossen war Louis auf den Weg in das Dorf, am Fuße des Berges, in dem er Godric vermutete. In seiner Hand trug er einen Totenschädel, den er von einem seiner Jünger bekommen hatte. Um sich ein wenig abzureagieren hatte er sich ein in den schwarzen Tempeln seiner Gläubigen aufgehalten. Dort fand er auf einem Altar diesen Schädel, in dem eine rote Kerze stand. Eine wirklich dekorative Idee, wie er fand und ihn deswegen kurzerhand mitnahm. „Ich spüre ihn. Vielleicht sollte ich ein wenig komfortabler reisen.“ Gesagt, getan.
Godric stand vor einem Stand, da gerade Markt im kleinen Dorf war. „Möge Gott sie segnen!“, sprach der Verkäufer, was den Pater lächeln ließ. Er war in dem Dorf beliebt und froh, dass nun endlich wieder Friede herrschte. Die Menschen hatten alles vergessen und gingen ihren Tätigkeiten wie gewohnt nach. Gerade als der Blauhaarige bezahlen wollte, da er etwas gefunden hatte, stieg aus einem Spiegel Louis heraus, ungeachtet des schockierten Verkäufers. „Schau nur was man mir geopfert hat!“, rief dieser stolz und zeigte seinen Totenschädel. Doch anstatt eine Antwort zu bekommen wurde der Verkäufer kreidebleich. Gedanklich zählte Louis von drei ab und als er bei null angekommen war passierte es. Der Verkäufer fiel in Ohnmacht. „Ach nein. Was für ein Jammer.“ Vergnügt lachte er und wandte sich wieder dem Pater zu, der nur ungläubig daneben stand, dies aber alles weniger witzig fand. Sein Gesicht verdüsterte sich und ohne dem Schwarzhaarigen eine Antwort zu schenken, eilte er zum Verkäufer, um nach dessen Zustand zu sehen. „Dieser dumme Louis!“, schimpfte er gedanklich, fühlte den Puls des Mannes und hoffte das dieser nicht wegen des Schocks schon im Jenseits wandelte. Schließlich sah man nicht jeden Tag jemanden mit einem Totenschädel durch einen Spiegel kommen. „Zum Glück. Er lebt.“, stellte er fest, als er den Puls spürte. Godric sah zu dem Schuldigen, wollte ihm eine Standpauke halten, doch zwei Lippen auf seinen ließen jedes Wort verstummen. Mit großen Augen sah er den Teufel an, fragte sich ob ihn selbiger geritten hätte. Die Erklärung kam jedoch schneller als erwartet. „Bewahre dies für mich auf. Dort wo ich hingehe wird es nicht von Nöten sein, da es Licht im Überfluss geben wird.“, sprach Louis und hatte dem verdutzten Pater den Totenschädel in die Hand gedrückt. Dieser ekelte sich sichtlich, da er spürte das dieser Schädel durchaus echt war. Erneut spürte er einen Kuss, doch eine Backpfeife konnte er ihm nicht dafür geben, so gerne er es auch getan hätte. Die schockierten Blicke der Dorfleute waren nur ein zu guter Anreiz dafür. Diese konnten nicht glauben was sie da sahen. Es verging sich doch tatsächlich jemand in aller Öffentlichkeit an ihrem heiligen Pater! „Wehe du sündigst in meiner Abwesenheit mit wem anderen. Dann werde ich das Fegefeuer heraufbeschwören. Du bist mein~“, hauchte die kühle Stimme des Teufels Godric ins Ohr, der eine Gänsehaut bekam. Ohne auf eine Antwort zu warten hatte er sich abgewandt und den Platz verlassen. Selbst Louis würde sich nicht hier vor allen anderen verwandeln. Schon alleine da Godric hier war und er ebenfalls Opfer seiner Macht werden würde.
„Pater?“ „Ist alles in Ordnung? Ehrwürdiger Pater!“ Von allen Seiten kamen besorgte Fragen, während in Godric eine Wut köchelte. Dieser Mistkerl! Was dachte er sich eigentlich? „Als würde ich sündigen...“, flüsterte er, nahm den kühlen Schädel und verstaute ihn unter seiner Robe. Er würde ihn später auf den Friedhof in Würde bestatten wollen. „Danke, es geht schon. Es war wohl nur ein, nicht sehr lustiger, Scherz. Bitte beruhigt euch, meine Brüder und Schwester.“, sprach er dann gewohnt gesittet und lächelte matt. Im inneren tobte die Wut auf den Teufel, der sich seiner Meinung nach zum selbigen scheren sollte. Hatte er sich noch gestern in seinen Armen wohl gefühlt, so wünschte er sich nun diesen weit weg von sich. Schnell wollte er den Platz verlassen, da die Blicke ihn zu verfolgen schienen. Konnte er jetzt nicht einmal mehr wegen Louis im Dorf blicken lassen? Der Sinn nach Entspannung wollte ihm nicht kommen, doch er blieb abrupt stehen, als er eine starke Macht spürte und ein Licht, welches warm und kalt zugleich war. Sein Blick ging in den Himmel und Godric sah ein Phänomen, das er sonst nur in der Bibel gelesen hatte. Eine Sternschnuppe, mitten am Tag. „Der Morgenstern... Lucifel.“, wisperte er. Aufgrund der verwirrten Blicke, die man ihm schenkte, ahnte er schon das er der einzige hier war, der dieses übernatürliche Phänomen sah. Er war jedoch nicht der einzige auf der Welt. Uriel und Rafael hatten kurz ihr intimes Treiben pausiert und sahen aus dem Fenster, in den Himmel. Sie hatten die Kraft Lucifers und das Licht, das er ausgesandt hatte, nur deutlich gespürt. Der schwarze Flügel des Erdengels zitterte ein wenig, da die Kraft des Teufels ihm so Nahe ging. Wohin flog er nur? Zu ihrem Herren in den Himmel? Der Schwarzhaarige war sich ungewiss, fragte sich ob es wirklich eine Zeit geben würde, in der auf beiden Seiten vollkommener Friede herrschen würde. Rafael, der vor dem Gemächt seines Liebsten kniete und es gerade mit dem Mund verwöhnen wollte, hatte für einen Moment die Augen geschlossen. Das Lucifer selbst ihn in seinem Tun innehalten ließ, verwunderte ihn nicht. Doch mit einem Male spürte er etwas anderes, gar unheilvolles. Ein lautes quietschen von Reifen war auf dem Marktplatz zu hören. Stimmen schrien panisch umher und das rote Blut befleckte den staubigen Boden. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Rafael ließ von dem Engel ab und schnappte hastig nach Luft. Es war, als würde etwas seine Kehle zuschnüren. Langsam, fast wie in Trance bewegte er seinen Mund, das Gesagte war nur schwer zu hören. Uriel verstand es dennoch genau.
„Uriel... Sie ist weg. Die Aura meines Lämmchen ist weg. Ich kann Godric nicht mehr spüren!“
„Pater!“
„Heiliger Pater!“
„Ruft einen Krankenwagen! Schnell!“
Die wirren Stimmen waren nur noch dumpf zu hören. Eine Kälte durchfuhr den jungen Körper des Abtes und er fühlte sich wie an jenem Tag, als er der dunklen Lady zum ersten Mal gegenüber trat. Leblos. Nicht wissend was mit ihm passierte tadelte er sich selbst. Hätte er nur aufgepasst. Hätte er nicht dem Licht nachgesehen, sondern den Blick auf die Straße behalten. Hatte der ehemalige Abt nun etwa Recht? Würde Godric durch seine Träumerei am Ende noch sich selbst in große Gefahr bringen? Hatte er das nicht schon längst? Das Blut schoss durch seine Nase, Ohren und Mund. Es bahnte sich den Weg durch seine Körperöffnungen, ließ ihn in seinem eigenen Blut betten und mit jeder Sekunde schwächer werden. Nur seiner Engelsseite war es zu verdanken das Godric nicht starb, sondern in ein Koma fiel und so noch rechtzeitig ins Krankenhaus eingeliefert werden konnte. Doch aus einem, für Rafael, unbekannten Grund, konnte er seinen Schützling nicht finden. Selbst Uriel konnte die kämpfende Seele nicht ausfindig machen. Fast, als würde eine höhere Macht sie daran hindern. Verzweifelt wandte der blonde Engel seinen Blick zur Decke des Saals, kniete sich auf das Gebetsbänkchen und schloss die Augen. Die weißen, prächtigen Flügel umhüllten den Engel, spannten sich an, während die Flügel im Takt der Worte, die Rafael murmelte, zu tanzen schienen. Da der Engel ihn nicht selbst finden konnte, wollte er die Winde suchen lassen. Es war nichts neues das Auren von Schützlingen verschwanden, doch ausgerechnet Godric? Lucifers Vertragspartner? Das konnte böse Enden. „Mein Herr... Wenn ihr es seid, der unser Lämmchen von uns fernhaltet, dann flehe ich euch an von ihm abzulassen. Wieso? Wieso jetzt?“ Rafael verstand die Welt nicht mehr. Was verfolgte der heilige Vater nur für einen Plan? Wieso war Lucifer auf den Weg zu ihm? Was hatte all dies zu bedeuten? Die Engel waren ratlos, gaben jedoch nicht auf den Pater zu finden und selbst Uriel hatte sich daran begeben ihn zu finden. Dafür hatte er sich auf den Boden gekniet und schien zu meditieren. Eine Hand berührte dabei flach den Boden, während in der Hand eine prachtvolle, lange Sense erschien. Ihre Klinge war aus glänzenden Silber, in dem etwas auf Engelssprache in goldener Schrift eingraviert war. Der Engel hatte nicht nur vor sein eigenes Element zur Suche zu verwenden, sondern nutzte seinen Status als Seelenrichter, um zeitgleich in der anderen Sphäre zu suchen, in der Hoffnung Godric schnell ausfindig machen zu können.
Lucifer war direkt nach Etemenanki, in die erste Himmelsschicht, geflogen. Es gab einen riesigen Tumult unter den Engeln, als die Aura Lucifers erschienen war. Michael wollte zu den Waffen greifen, musste jedoch tatenlos zusehen, da selbst er als Anführer der göttlichen Streitmächte nicht die Erlaubnis hatte die erste Schicht des Himmels zu betreten. Lucifer hingegen war verwundert das ihm der Zutritt nicht verwehrt wurde, er sogar ohne Belästigung auf dieser landen konnte und so vor dem Turm stand, der vor vielen Jahren sein Zuhause war. Die roten Augen musterten das Bauwerk, doch er war immer noch im selben Zustand, in dem er er diesen damals verlassen hatte. Das er nach all der Zeit wieder einmal hier her kommen würde, hatte selbst er nicht kommen sehen. Damals war es wie ein Gefängnis, aus dem er auszubrechen versuchte. Nun war er es, der wieder zurückkehrte. Mit gemächlichen Schritten passierte er das Eingangstor, das in den riesigen, hellen Turm führte, an dessen Spitze ein goldenes Licht strahlte. Im Eingangsbereich ließ sich der Teufel ebenfalls Zeit und stellte mit seinem prüfenden Blick fest, dass die Zeit diesen Ort vergessen hatte. Die vielen Stufen waren schnell erklommen und führten ihn zielsicher zu einem Zimmer, das ihm nur all zu vertraut vorkam. Wie oft hatte er damals hier verweilt, hatte gesungen, gelernt und mit ihm gelacht. Sich sogar verliebt...
Selbst jetzt, viele Jahre später, wirkte es so als wäre nicht ein Tag vergangen. Nichts zeugte von den damaligen, blutigen Kämpfen, die ausgefochten wurden. Nichts zeugte von der Ungerechtigkeit, die er und Lucifera erfahren hatten. Würde sie ihn jetzt zurechtweisen, da er hier war und nicht bei ihr? Dieser Gedanke ließ ihn schmunzeln. Diese Frau war wirklich etwas Besonderes. Machte er sich nichts aus den Gedanken der anderen, waren jedoch ihre umso wichtiger. Lucifer befand sich vor einem Torbogen, das den Eingang des Zimmers darstelle. Keines der Zimmer war mit einer Tür versehen, nicht einmal sein eigenes, altes Zimmer, an dem er ohne eines Blickes zu würdigen vorbeigegangen war. Gerade wollte er über die Schwelle treten, sich dem Licht stellen, das so unbändig ihm entgegen schien, als plötzlich sein Ring aufleuchtete. Verwirrt sah er zu dem dunklen Stein, konnte sich im ersten Moment nicht vorstellen was ihn dazu veranlasste dieses violette Licht von sich zu geben, dann aber im nächsten Moment wieder matt werden zu lassen. In all der Zeit hatte der Paktring ohne Zutun niemals so reagiert. Nur wenn... Dies konnte nur eines bedeuten! Lucifer weitete seine Augen vor Schreck. Die Verträge waren verschwunden! Keinerlei magische Kraft ging mehr von dem Stein aus. Er konnte keinen Vertrag mehr spüren. Ruckartig wandte er sich ab, wollte den Himmel verlassen, hielt jedoch inne. Nichts war so töricht zu glauben, dass es den Teufel aufhalten konnte. Dennoch hatte er das Gefühl nicht einfach unverrichteter Dinge gehen zu können. Der ganze Himmel wusste um seinen Besuch. Nicht das ihm die Meinung der Engel etwas bedeutete, doch man wollte sich ja nicht erneut in den Himmel begeben und sich damit die doppelte Arbeit aufbürden. Ohne weiter auf den Ring zu achten betrat er das Zimmer, stand in einem hellen, mit vielen Pflanzen ausgestatteten Raum. Die Säulen in dem Zimmer waren von Rosenranken eingenommen, die die schönste Blüten offenbarten. Lucifer konnte ein Zwitschern hören, da ein kleiner Brunnen friedlich in der Mitte des Zimmers plätscherte und den Vögeln als Tränke und ein Ort zum Spielen diente. Der Raum war offen gebaut und nur Säulen hielten die Zimmerdecke. Als der rote Blick geradeaus ging, konnte er den angrenzenden Garten sehen. Jenen Garten, den er Lucifera zu Füßen gelegt hatte: Eden! Die Pflanzen Edens nahmen ein Teil des Schlafzimmers ein, waren jedoch nicht zu aufdringlich. Lucifers Aufmerksamkeit galt jedoch einem großen Himmelbett, mit weißen, durchsichtigen Vorhängen. Die Stäbe waren golden und ihre Verbindungen zierten Flügel im reinen Weiß. Es gab nur einen, der in einer solch prachtvollen, dennoch unschuldigen Ruhestätte lag. Dies schon für eine lange Zeit...
„Kami...“
Ein gehauchter Name, der so leise war, dass man denken konnte der Wind würde ihn davontragen. Lucifer war direkt vor dem Bett stehen geblieben, sah durch den Spalt, dem ihm die Vorhänge gewährten. Lange hatte er nicht mehr in dieses friedlich schlafende Gesicht gesehen. Es war makellos, rein und sanft. Ein Körper, der eines Jünglings. Unbefleckt von jeder Sünde, rein und fast strahlend und verzauberte jeden, der ihn ansah. Langes, weiches, blondes Haar schmiegte sich an den jungen, zierlichen Körper. Es war wie das von Lucifer, lang, glänzend und überaus erhaben. Es wirkte fast so, als würde der Besitzer in Gold liegen, da das Haar so üppig war. Die vollen, geschlossenen Lippen und die langen Wimpern, der ruhenden Augen. Es war nur ein allzu friedliches Bild. Ein schlichtes, langes, weißes Gewand kleidete den Körper und bedeckte die Blöße vor den Blicken anderer. Langsam kniete der Besucher vor das Bett, hatte die Vorhänge beiseite geschoben und griff in das weiche Haar. „Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen Kami und dennoch gibst du dich mir so? Was lässt dich denken, dass ich dies nicht ausnutzen würde?“ Amüsiert, gleichzeitig bitter waren diese Worte. Lange hatte er nicht mehr den Blick seines Widersachers sehen können. Der Griff wurde fester, als würde er versuchen das Haar zu brechen. „Ist das dein Plan? Ist das alles dein Plan gewesen?! Erst dieser Abt, der Amons Blut in sich trägt, dann Rafael und Uriel. Glaubst du so Einfluss nehmen zu können auf mich? Einfluss, den du damals verloren hattest?“ Lucifer knirschte mit den Zähnen, denn eine Antwort bekam er nicht. Nur das plätschern des Brunnens und der Gesang der Vögel hallte durch den Raum. „Genug! Ich dulde das nicht länger!!“ Ohne sich von Gott abzuwenden, hatte er durch eine Handbewegung die Vögel zum Schweigen gebracht. Blut quoll aus den kleinen Körpern, befleckte den reinen Marmorboden, beschmutzte sein weiß. Doch nur einige Sekunden später standen die selben Vögel, die Lucifer vorher getötet hatte, wieder auf dem Rand des Brunnens und gaben ihre Stimme zum Besten. „Die Ewigkeit... Du hast es schon immer verstanden diese zu leben. Godric glaubt an dich, wie viele andere Menschen auch.“ Ein amüsiertes Auflachen hallte durch den Raum. „Eine erheiternde Vorstellung, findest du nicht? Alle glauben an dich! Alle lieben dich! Alle opfern sich für dich!! Doch sie wissen nicht, dass du all die Zeit in diesem Zimmer ruhst und kein Auge mehr geöffnet hast. Nicht einmal deine getreuen Engel!“, rief Lucifer lachend, hatte sich leicht aufgebäumt und sah nach oben. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen und es schien als würde das Rot in seinen Augen flackern. „Oh Kami... Wir sind uns nicht unähnlich. Wir beide spielen nur mit den Menschen. Doch im Gegensatz zu mir, der den Menschen mit dem Bösen nur zu deutlich seine Existenz beweist, hast noch weniger für diese übrig. Was glaubst du, was würde passieren? Was würde passieren, wenn die Welt davon erfahren würde das ihr Gott nur eine leblose Hülle seiner Selbst ist und seit der Spaltung unserer Reiche kein Auge mehr geöffnet hat!“ Es war als würde sich Lucifer in Rage reden, war dabei aufgestanden und hatte immer noch die lange Haarsträhne Gottes in der Hand. Genüsslich roch er an dieser. „So rein~ Du weißt ja gar nicht wie mein Körper sich nach dieser Reinheit verzehrt. Wie sehr ich mich nach dir verzehrt hatte. Doch das ist nun Vergangenheit. Mein Wunsch ist ein anderer und du wirst mir nicht in die Quere kommen. Schicke so viele Engel wie du nur möchtest, aber bringen wird es dir nichts. Zwar mögen die Verträge nun aufgelöst sein, doch das bedeutet nicht seine Freiheit. Ich durste nach weitaus mehr, als nur die Herrschaft über Assiah. Mein Blickwinkel hat sich ebenfalls geändert. Da staunst du was?“ Langsam rutschten die Strähnen aus der Hand des Teufels, streichelten über dessen schlanke Finger und scharfen Nägeln. Doch sie vermochten es nicht diese Haare zu schneiden.
Amüsiert wandte sich Lucifer ab, ging einige, ausschweifende Schritte und blieb stehen. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. „Menschen sind schwach. Es ist so einfach sie zu töten. Sie brechen, wenn man sie nur einmal grob anfasst. Ich habe schon viele Menschen gebrochen, dennoch vermag ich es dich, in deinem wehrlos wirkenden Zustand nicht zu töten. Was verlangst du von mir? Unterwürfigkeit? Liebe? Gar ein reines Herz? Wunschträume. Lucifel war nie so. Trotz seiner Reinheit war noch etwas anderes in ihm. Etwas, nach dem er sich gesehnt hatte.“ Ein spöttisches Lachen des Teufels war zu hören. „Dennoch bin ich hier, um dich zu sehen und du würdigst mich keines Blickes.“ Sein Blick wanderte zu einem großen Spiegel, der nicht unweit von der Ruhestätte hing. Es war ein großer, prächtiger Spiegel, der fast die Größe des Teufels erreichte, jedoch breiter als dieser war. Anstatt eines Spiegelbildes zeigte er all die Zeit ein anderes Bild. Es war das von Godric, wie dieser schwach und lebensbedrohlich verletzt in einem Krankenhausbett, angeschlossen an Maschinen, die versuchten ihn am Leben zu erhalten. Es war Gottes Spiegel, der ihn nach Assiah blicken ließ. Das göttliche Auge, das alles auf diesen Spiegel projizierte. Lucifer konnte spüren wie das Leben des Paters am seidenen Faden hing. Die menschliche Medizin konnte nichts mehr für ihn tun. Es würde sich nur noch um Minuten, bis Stunden, handeln, bis die Seele den Körper verließ und Godric seinen letzten Atemzug getan hatte. Wenige Sekunden vergingen, doch er konnte den Blick nicht von dem Blauhaarigen abwenden. „Er ist so schwach...“
Lucifer wandte sich ab und verließ das Schlafzimmer Gottes, ging in den Garten. Das Gras Edens war grün und saftig. Die Blumen standen jederzeit in voller Blüte. Zeit spielte hier keine Rolle. Sie war weder zu sehen, noch zu spüren. Er wusste nicht einmal wie viel davon vergangen war, seitdem er den Himmel betreten hatte. Ein Reich, in dem die Ewigkeit herrschte, wie es in Gehenna war. Es war die Welt jenseits Assiahs. Eine Unvergänglichkeit, nach der sich die Menschen so sehr sehnten. Der Weg des Schwarzhaarigen führte ihn an einen großen Apfelbaum. Es war der einzige, Früchte tragende Baum. Damals hätte er gezögert, doch nun pflückte er einen der Äpfel. Sie waren reif, rötlich und voller Süße. Es war wirklich eine Sünde sie zu essen, doch dieser gab sich der Teufel nur zu gern hin. Mit einem herzhaften Biss in den Apfel setzte er sich ins Gras, direkt vor einen kleinen See. Dieser war so klar, dass der Blick auf den Grund nicht verwehrt wurde. Nachdenklich beobachtete er die wenigen Fische, welche die Ehre hatten in den reinen Gewässern leben zu dürfen.
„Schmerzt es?“, fragte eine bekannte Stimme, die hinter dem nachdenklichen Teufel aufgetaucht war. Der Blick ging zu dessen Besitzer, welcher weiße, imposante Flügel besaß und ein Gewand in den Farben gelb und weiß trug. Wie jeder Engel war auch dieser Barfuß. Sanft strich er sich durch sein blaues Haar, während der gleichfarbige Blick auf den dunklen Mann am See lag. „Amoniel...“ Es war lange her das er ihn als Engel gesehen hatte. Mit Amoniel hatte Lucifer am Wenigsten gerechnet. Das Gott diesem den Aufenthalt ins allerheiligste gewährte. Doch es wunderte ihn nicht, da man immerhin Amoniels Wunsch, auf Assiah zu leben, erfüllt hatte. „Louis...“ Spöttisch lachte dieser. „Du hast vielleicht Mut Engel! Dringst in den heiligen Garten ein und wagst es mich derart respektlos anzusprechen.“ Auf diesen Tadel lachte der Angesprochene. „Ich war schon seither respektlos und dennoch hab ich den größten Respekt vor dir. Louis so zu sehen... Schon alleine in Lucifers Nähe zu sein, seinen Namen auszusprechen, lässt meinen Körper kribbeln.“ „Du bist eben nur ein Engel.“ Leise lachte dieser nickte, da er nichts Gegenteiliges behaupten konnte. Im Vergleich zum Teufel war er nur ein kleines Licht, konnte sich dennoch damit rühmen ihm nicht ganz egal zu sein. Mit lockeren Schritten ging er zum Teufel, ließ sich, mit ein wenig Abstand, neben ihm nieder und hielt seine Füße ins kühle Nass.
Amoniel war jeher anders als all die anderen. Kein Engel würde es wagen so salopp seine Füße im heiligen Wasser Edens zu kühlen. Doch Lucifer tat es ihm gleich, was den Blauhaarigen lachen ließ. „Ahh! Das tut gut! Jetzt nur noch ein kühles Bier und ein Weib! Dann wäre es perfekt!“ „Als würde es so etwas im Himmelreich geben Amoniel. Da solltest du lieber die Seiten wechseln.“ „Das stimmt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Amoniel wusste selbst nur zu gut das so etwas niemals passieren würde. „Es muss wirklich schmerzen, wenn man weiß das jemand nicht mehr sein wird, den man so sehr liebt.“, sprach er dann ernst. „Du musst es ja wissen.“, tat es Lucifer nur ab, was den Engel kurz schmunzeln ließ. Dann grinste er, musterte seinen Nachbar, den er selten in seiner richtigen Gestalt sah. „Als Lucifer bist du wirklich ein Sünde. Ich stehe darauf, aber die anderen...“ Der angesprochene Teufel lachte nur kurz auf, seufzte dann. Eines würde auch immer sicher sein, nämlich das Amoniel, egal in welcher Gestalt beide waren, ihn anmachte. Wenn auch nicht gerade raffiniert, sondern eher plump.
Es war nicht einfach Godric zu finden. All die Zeit standen die Mönche vor den verschlossenen Türen der Gebetshalle. Rafael und Uriel hatten sich in dieser eingeschlossen, um in aller Ruhe nach dem Geistlichen zu suchen. Jeder im Kloster hatte von dem Unfall gewusst und alle waren in Sorge, fragten sich wo ihr Oberhaupt geblieben war. Niemand ahnte etwas von seinem Kampf um Leben und Tod. Die Erzengel suchten unermüdlich durch ihre Elemente Assiah ab. Sie wussten, sie mussten gegen die Sperre ihres Herren ankommen. Jedoch hatte keiner von Beiden daran gedacht aufzugeben und sie taten alles was in ihrer Macht stand, um die Aura zu finden. Gottes Barriere war stark und schwächte die Engel. Stundenlang kämpften sie unermüdlich dagegen an. Rafael hatte seinen Wind, während Uriel die Erde und die Kraft des Jenseits benutzte, um gegen die Barriere zu schlagen. Ihm blieb nichts anderes übrig diese zu Schwächen, da Godric nicht sein Schützling war, sondern der seines Liebsten. So verhalf er ihm, indem er versuchte für Rafaels Wind Schlupflöcher in die Barriere zu schlagen. Dies war ein schmerzhaftes Unterfangen für den Erzengel, da die Gegenwehr von Gottes Bann nicht lange auf sich warten ließ. Immer wieder spürte er einen Schmerz in sich, als würde ein Blitz in ihn einschlagen. Schnitte klafften tief in die dunkle Haut, benetzten diese mit dem Blut des Besitzers. Uriel ließ jedoch alles über sich ergehen, stellte sich dem Schmerz, während Rafael versuchte an zwei Fronten zu kämpfen. Er konnte seinem Geliebten nicht alleine lassen und heilte ihn immer wieder, auf der anderen Seite beschwor er seinen Wind, damit Uriels Einsatz nicht umsonst war. Es dauerte nicht lange, da stieß er an den Rand seiner Kräfte und war erschöpft. „Rafael! Heile mich nicht.“ „Aber Uriel! Wenn ich dich nicht heile, dann wird der Strafzauber des Herren dich noch ernsthafter verletzen.“ „Das ist nicht schlimm. Ich werde es überleben. Der heilige Vater wird mich nicht töten. Wichtiger ist den Pater zu finden. Konzentriere dich darauf, nicht auf mich.“, verlangte er. Rafael biss sich auf die Unterlippe. Er konnte doch nicht einfach den Erdengel im Stich lassen, aber er hatte Recht. Wenn er sich nicht auf die Findung Godrics konzentrierte würden sie versagen. Seine Kräfte waren am Ende und auch Uriel war deutlich geschwächt. Würden sie jetzt kein Erfolg haben, dann würde es nie einen geben. „Uriel..., verzeih.“ Mit diesen Worten wandte er sich von dem Engel ab, faltete die Hände und erstreckte seine Schwingen zur vollen Größe. Langsam bewegten sich seine Lippen, sprachen ein heiliges Mantra auf. Rafaels Konzentration galt alleine seinem Wind und dem Finden Godrics. Uriel schloss die Augen, biss sich auf die Unterlippe und gab keinen Laut von sich. Der Abwehrzauber entfaltete seine ganze Wirkung, schnitt tief in die Haut des Engels, zerfetzte dessen wenige Kleidung, die er noch getragen hatte, komplett. Langsam sickerte das Blut aus den Wunden, befleckte den Boden des Klosters. Doch Uriel umgriff mit beiden Händen seine Sense, die im selben Moment aufleuchtete. Mit aller Kraft schlug er gegen Gottes Barriere, konnte einen Riss in diese schlagen. Dies nutzte Rafael, der für einen Moment Godrics Aura vernahm. Sofort befehligte er seinem Wind dieser Aura zu folgen. Es dauerte nur wenige Sekunden und er fand Tatsächlich seinen Schützling. „Ich habe ihn gefunden! Er ist sehr schwach.“
Rafael entließ seinen Wind, der im selben Moment verschwand. Er konnte die Kraft nicht mehr länger aufrecht erhalten und der Wind prallte an der Barriere zu ihm zurück. Hart landete er einige Meter hinter Uriel auf dem Boden, blieb für einige Momente liegen um sich zu sammeln. „Uriel... ich habe ihn gefunden. Uriel?“ Nur mühsam konnte sich der Blonde erheben, hatte nur noch ein Klirren vernommen. Uriel war die Sense aus der Hand geglitten, die auf den Boden schlug und in einzelne Lichter zerbrach und verschwand. Sein Besitzer sank im nächsten Moment ebenfalls zu Boden und hatte stark blutende Wunden. Normalerweise hätte sich Rafael darüber gefreut seinen Engel vor ihm, so entblößt liegen zu sehen, doch die helle Kleidung war in Blut getaucht und der Richter der Seelen war erschöpft. Zitternd rutschte Rafael zu diesem, legte die Hand auf dessen Brust. „Mein Uri. Ich danke dir.“, wisperte er leise und legte die Lippen auf seine. Als sich die Lippen berührten durchflutete dem Größeren sichtbar ein Licht, das alle seine Wunden heilte. Der Windengel war zwar schwach, doch er wollte wenigstens seinen Liebsten heilen. Den Anblick, ihn verletzt zu sehen, da er ihn nicht geheilt hatte in den schweren Minuten, konnte er nicht ertragen. Müde und kraftlos lag er auf ihm, regenerierte sich nur langsam. Sie wussten nun wo Godric war. Ihr Ziel war erreicht. Nun galt es nur noch genug Kraft zu sammeln um sich zu erheben. „Wenn man mal Jibrel und ihr heiliges Wasser braucht, dann ist die nie zur Stelle.“, witzelte Rafael, dem Uriel jedoch nur einen müden Blick beimaß. Er kannte ja schon das Wesen des Hellhäutigen. Selbst in Stunden wie diesen hatte er noch einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Nachdem die Engel geruht hatten und genug Kraft tanken konnten um sich zu erheben, hatte Uriel sich eine schwarze Feder ausgerissen und strich mit dieser über seine nackte Brust. Ein Licht folgte dieser Feder und im nächsten Moment trug Uriel ein dunkles Gewand, ähnlich dem Tod. Um seine Hüfte trug er eine Gebetskette, mit goldenen Kreuzen und dunklen Pentagrammen. Auf die Sense verzichtete er, da beide im nächsten Moment ihre Flügel spannten und sich auf den Weg in Richtung Godric machten. Es dauerte nicht lange und mit schnellen Flügelschlägen waren sie im Krankenhaus angekommen. Erschrocken sah der blonde Engel zu seinem Schützling, als er ihn blass und kraftlos im Bett liegen sah. Überall um ihn piepende Maschinen, die ihn überwachten. Während er als Engel der Heilung spürte wie stark die Verletzungen waren, konnte Uriel deutlich sehen wie seine Seele langsam dem Körper zu entweichen versuchte. Zwischen den Lippen des Bewusstlosen waren funkelnde Lichter. Sie waren so klein wie Staubkörner, dennoch konnte sie der Engel sehen. Es war die Seele, die sich materialisieren wollte um den Körper zu verlassen. An Uriels Blick deutete Rafael das es höchste Zeit zur Eile war. Ohne eine weitere Sekunde zu vergeuden eilte er an dessen Bett, hielt seine Hände über den schwachen Leib und versuchte ihn zu heilen. Das heilige Licht umhüllte die Hände des Engels, doch es geschah nichts. Die Wunden schlossen sich nicht, der Herzschlag wurde nicht kräftiger. An Rafaels verzweifeltem Gesichtsausdruck konnte man lesen, dass auch dieser überrascht war. Erneut versuchte er es, konzentrierte sich so stark wie er nur konnte, dennoch blieb die Wirkung aus. Langsam dämmerte es ihm. Es gab nur zwei Leute, die seine Heilung unterbinden konnten. Jedoch glaubte er nicht daran das es die eine Person war, weswegen er den Kopf in den Nacken legte, den Blick gerade nach oben richtete. „Vater? Wieso darf ich ihn nicht heilen?“ Gott hatte ihm noch nie verboten jemanden zu heilen. „Gehört das ebenfalls zu deinen Auftrag? Das geht zu weit!“
„Deine Aura ist anders, als in Assiah.“, stellte Lucifer fest, was Amoniel leise lachen ließ. „Das stimmt, aber nicht nur meine Aura. Deine Aura war auf Assiah schon mächtig, doch hier im Himmel fühlt sie sich noch viel furchterregender an. Vielleicht kommt das auch daher, dass du des Himmels größter Feind bist und trotzdem hier in Eden neben mir sitzt. In den anderen Schichten ist sicher schon die Hölle los, sozusagen...“ “Sollen die Hühner doch flattern.“ Auf diese Antwort konnte der Engel nur laut lachen. „Welch passender Vergleich. Nur das wir nicht gerne gerupft werden.“ Als das Gelächter verklang saßen beide schweigend nebeneinander, hatten weiterhin die Beine im See. Lucifer fühlte sich an früher erinnert, als er mit Amoniel in den Wald ging, am See saß und mit ihm Gespräche führte. Nur er und Amoniel. Nein! Nur Louis und Amon. Die Beine in den See gestreckt, einfach nur fast nebeneinander. Es schien sich nichts verändert zu haben. Damals kamen Lucifer Jahrtausende nicht viel vor. Die Zeit war nicht wichtig, rann im Hintergrund. Doch seit er Amon kannte hatte sich dies geändert. Jeder Tag war gefüllt mit Erinnerungen. Die Zeit, die damals nicht beachtet wurde, hatte nun einen Wert. Nicht nur Amon hatte diesem den Wert verliehen, sondern auch sein Urenkel. Der Gedanke an diesen ließ ihn nachdenklich werden. Er wollte eigentlich nur Zeit in Assiah verbringen und den Pater ein wenig ärgern. Er wollte Zeit mit ihm verbringen... Es gab viele, die sich diese Aufmerksamkeit von ihm wünschten, doch nur Godric wollte er es gewähren. Egal wie respektlos er war. Bei diesen Gedanken fiel der Blick zur Seite, in Richtung des Zimmers, in dem der Spiegel hing, der Godrics Todeskampf zeigte. Menschen waren immer nur seine Spielzeuge und auch mit diesem wollte er spielen. Ihn ärgern, ihn aufregen und zur Weißglut bringen, aber auch seinen Körper empfangen und dessen Geist besitzen.
„Es schmerzt wirklich. Nicht wahr?“ Amoniel konnte den Blick des Teufels nicht deuten, ahnte jedoch von dem Kampf, der in ihm tobte. „Wenn nichts passiert, dann wird Godric sterben und zwar Heute.“ Eine kurze Stille, dann vernahm der Engel ein kichern, welches sich zum Lachen steigerte. Lucifer stand auf, legte die Hand an seine Hüfte. „Welch uninteressante und nutzlose Information. Jeden Tag sterben Menschen. Ich selbst habe davon schon so viele in den Wahn und in den Selbstmord getrieben. Was interessiert es mich also, wenn ein kleines Menschlein stirbt? Glaubst du, wenn die Erde brennt, dass sich jemand für einen einzelnen Wurm interessiert? Ich bitte dich Amoniel. Das ist lächerlich.“ Dieser jedoch lächelte nur milde, hatte sich ebenfalls erhoben. „Und dennoch sind deine Gedanken bei diesem Wurm.“ „Wie bitte? Du erdreistest dir zu viel!“ „Das mag sein, aber es ist nicht von der Hand zu weisen. Du hast dich verändert. Bei unserer ersten Begegnung, als du meine Brüder in den Tod geschickt hattest, dachte ich du hast kein Herz. Du wolltest Assiah auslöschen, hast Verzweiflung und Tod gesät und dich daran ergötzt.“, erklärte er ruhig, streckte die Hand nach dem Teufel aus, hielt jedoch in der Mitte des Weges inne. Die kraftvolle Aura des Teufels würde seine Hand und danach seinen ganzen Körper verbrennen. „Doch dann lernte ich dich kennen, als ich dich gefunden habe. Ich stellte fest das Lucifer zwar der dunkle Herr war, die Menschen und Assiah als seine Spielzeuge betrachtet und nichts dagegen hat, wenn sie sterben. Dennoch..., das genau dieser kaltblütige Lucifer ein Herz hat. Ein Herz, für einen ganz besonderen. Das dieser Lucifer in der Lage ist Spaß zu haben, zu spielen und zu lachen. Das Lucifer nicht nur Angst und Schrecken verbreiten kann, sondern auch Erheiterung und Wärme. Das...“ „Schweig!“ „Das Lucifer lieben kann! Nicht nur sie, sondern einen Wurm. Godric...“ Lucifer weitete die Augen, als der Blauhaarige dies so offen aussprach. Das er etwas für den Pater empfand war auch ihm klar, doch nie hatte es jemand so deutlich ausgesprochen. „Das jener Lucifer auch Opfer bringen würde und sich auf die Seite der Menschen stellen kann. Ich danke dir dafür, dass du mein Kloster beschützt hattest...“, fuhr Amoniel fort. „Bilde dir nichts darauf ein. Du hast mich hintergangen und dich geopfert. Als würde ich dir das jemals verzeihen. All die Jahre, die ich gefangen war! Das war doch die ganze Zeit dein Plan gewesen!“ Nach all der Zeit hatte auch er gemerkt das Amon dieses Ende schon lange geplant hatte, doch er konnte es ihm nie sagen. „Wieso... Wieso Amoniel!“ „Weil..., weil ich dich nicht verlieren wollte!“, gestand dieser und sank auf die Knie. „Decus hätte die Situation schamlos ausgenutzt. Du und ich wissen es genau. Nach dem Armageddon wärst du für eine kurze Zeit angreifbar gewesen, da du dein ganzes Feuer über die Welt gebracht hättest. Diesen Moment der Schwäche hätte er ausgenutzt. Da ich selbst jedoch zu Schwach war Decus aufzuhalten, dich aber auch nicht töten konnte, weder als Louis noch als Lucifer, wählte ich diesen Weg! Ich gebe es zu! Ich hatte Gefühle für dich, doch auch ich war schwach. Natürlich war ich darauf vorbereitet mich zu verlieben, hatte eine Frau geschwängert und meine Gene vererbt. Doch ich habe neben meiner Frau dich geliebt. Ich war untreu und das als Engel. Jedoch konnte ich nicht davon ablassen. Weder dich noch Assiah wollte ich nicht verlieren. Ich liebe diese Welt. Sie ist so... großartig. Du und Assiah seid in meinem Herzen. Meine Familie, meine Welt..., meine zukünftigen Enkel, Godric... und vor allem du. Alles Gründe, für die es sich zu sterben lohnt, um diese zu bewahren!“
Stille lag über Eden. Nach diesem unerwartet ehrlichen Gefühlsausbruch schwiegen beide Männer. Die Gedanken waren wirr, wollten geordnet werden. Besonders Lucifer war über das Geständnis des Engels überrascht. Nie hatte er geglaubt das Amon solche Gefühle hatte, gar Sorgen hatte sich selbst als Engel zu verlieren und neben seinem Herren einen anderen zu lieben. Dieses Naturell... Er fühlte sich an Godric erinnert. Er stand seinem Urahn in nichts nach. Offen hatte er sich gegen Lucifera gestellt, tröstete ebenso jeden, der Trost brauchte. Egal ob es der Teufel, Dämonen, ein Mensch oder ein Engel war. Amoniel erhob sich, hatte sich die aufkommenden Tränen abgewischt. Wohl eine Geste, die ihm nach all der Zeit aus der Menschenwelt immer noch geblieben war. Wenn Engel weinten, dann wurden ihre Tränen zu Licht und erloschen. Auch in Amonels Augenseiten glitzerte es, doch dann lächelte er mild. „Ich weiß, du wirst den richtigen Weg wählen.“ „Bist du dir sicher? Was wäre, wenn ich Godric einfach sterben lassen würde?“ Das Lächeln blieb weiterhin. „Dann würde ich meinen letzten Nachfahren in meine Arme schließen können.“ „Du schaffst es wirklich mir auf die Nerven zu gehen.“ Lucifer wandte sich ab, wollte das Zimmer Gottes betreten. „Bist du sicher?“ Doch auf diese Frage bekam er keine Antwort. Der Teufel war sich sehr sicher und stand zu seinem Wort, das er damals an Lucifera gerichtet hatte.
~ Godric war ein Mensch, doch er war SEIN Mensch ~
„Es wird kein einfaches Leben sein.“, hörte er Amoniels Anmerkung, lachte darüber jedoch nur. „Als würde mich das noch schocken. Seit Monaten habe ich kein einfaches Leben mehr gehabt.“ „Der große Teufel neigt zu großen Übertreibungen.“, lachte Amoniel, worauf Lucifer kurz einstieg, dann aber Gott aufsuchte. „Dieser dämliche, respektlose Pater. Das er sich immer in Schwierigkeiten bringen muss. Ein Sturkopf! Wenn er mich nicht hätte...“, dachte der Teufel empört, sah zum Spiegel und konnte sehen wie Rafael verzweifelt versuchte das Leben des respektlosen Geistlichen zu retten. „Es war wirklich dein Plan...“ Das der Engel der Heilung nichts unternehmen konnte sprach deutlich für Gottes Eingriff. „Nun gut. Ausnahmsweise. Aber erst wenn Godric wirklich Tod ist und dann wird es auch nicht für immer sein. Ich bin nicht mehr Lucifel, sondern Lucifer. Ich werde es dir nicht einfach machen, werde dafür sorgen das ich dein persönlicher Albtraum bin. Doch ich halte meine Verträge.“ Mit diesen Worten legte er die Hände an Gottes Wangen, spürte eine Wärme aufsteigen, die von ihm kam. „Und wehe... Lass dir gesagt sein, wenn du in den 777 Jahren nicht nett zu mir bist, dann hast du Probleme.“, kam es mit einem Grinsend von ihm. „War ich jemals harsch zu dir?“, fragte eine sanfte, leise Stimme. Ihre Blicke trafen sich. Tiefes Rot traf auf helles Gold. Beide drohten fast in den Augen des jeweils anderen zu versinken. „Natürlich warst du das!“ Gott lächelte sanft, hatte seine Augen nach langer Zeit wieder geöffnet und legte seine Hände an die Wangen des Teufels. Beide schwiegen, doch ihre Blicke schienen deutliche Worte zu finden. „Sacra signati contractus et adhaeserunt!²“, versprachen sich beide Parteien, ließen dann voneinander ab. Gott hatte die Augen geschlossen und wirkte leblos, wie zuvor. Lucifer sah zum Spiegel, wollte das Ergebnis beobachten. Im selben Moment, als der Vertrag geschlossen wurde, war es Rafael endlich möglich zu Heilen. „Es geht... Ich danke euch heiliger Vater.“ Uriel nickte nur, ließ seinen Blick aus dem Fenster, in den Himmel schweifen. Er war sich sicher, egal was dort passiert war. Es war bedeutend.
Rafael und Uriel wollten die Nacht bleiben, doch sie mussten Ruhen, da all dies stark an ihren Kräften gezehrt hatte. „Nächstes mal soll der heilige Vater uns vorher Bescheid geben.“, hatte sich Rafael noch beklagt. Uriel schwieg dazu, hatte nur wohlwollend beobachtet wie die Ärzte und Krankenschwestern in Godrics Zimmer einfielen, da die Maschinen meldeten das dieser wie durch ein Wunder aus seinem Koma erwacht war und auch die Herzschläge kräftiger geworden waren. Rafael hatte ihn jedoch nicht komplett geheilt, da er darauf achten musste das es nicht allzu sehr auffiel das etwas übernatürliches im Spiel war. Jeder Mensch würde sich wundern, wenn ein fast Toter im nächsten Moment quicklebendig aus dem Bett springen würde. Es würde zu einer Katastrophe kommen. Im ersten Moment war der Erwachte verwirrt, da er sich an nichts mehr erinnern konnte. Jedoch konnte er noch für einen Moment die beiden Engel wahrnehmen, bis diese verschwunden waren, da sie ins Kloster zurückgekehrt waren. Der Kopf dröhnte und leicht sah er zur Seite, vernahm das Piepen der Maschinen. „Ich bin in einem Krankenhaus?“, fragte er mit brüchiger Stimme, bekam sogleich ein Glas Wasser von einer der Krankenschwestern gereicht. Diese klärten ihn über den Unfall auf, hatten einige Untersuchungen durchgeführt und ließen ihn Schlafen. Erst in der Nacht erwachte Godric erneut, da ein flackerndes Licht ihn weckte. Müde und mit leichten Schmerzen setzte er sich auf, sah zu seinem Nachttisch, auf dem der Totenkopf mit der Kerze stand. Im Krankenhaus hatte man sich über dieses Accessoire sehr gewundert, es jedoch dabei belassen. Die rote Kerze brannte, ihre Flamme zuckte unruhig nach allen Seiten. „Was passiert...? Wo ist Louis?“ In all der Aufregung hatte er ihn vergessen. Rafael und Uriel hatte er gesehen, jedoch nicht Louis. War dieser verschwunden, ließ ihn im Krankenhaus sterben? Mit zittrigen Händen nahm er den Schädel, fand jedoch immer noch keinen Geschmack an diesen. Wie konnten Dämonen nur Gefallen an so etwas finden? Es war ihm wirklich Schleierhaft. „Ich sollte schlafen. Das ganze ist schon verrückt genug.“ Godric pustete das Licht der Kerze aus, stellte den Schädel wieder zurück. In diesem Moment entfachte erneut der Docht der Kerze, was dem Pater einen erschrockenen Laut entlockte. DAS war nun wirklich nicht mehr natürlich.
„Egal in welcher Verfassung, deine erschrockene Stimme gefällt mir.“, vernahm Godric eine bekannte Stimme, ließ vor Schreck beinahe den Totenkopf fallen, der jedoch vor ihm in der Luft schwebte. In der Ecke des Zimmers, auf einem der Besucherstühle, saß Louis. Dieser deutete mit dem Zeigefinger dem schwebenden Kopf an zu ihm zu schweben. Dieser leistete dem Befehl folge und landete in den Händen des Teufels, der sein Geschenk von allen Seiten musterte, dann zufrieden nickte. „Du hast wirklich gut auf ihn aufgepasst! Ich bin zufrieden! Auch wenn mich die Auflösung unserer Verträge nicht zu meiner Zufriedenheit ist.“ „Was? Ich verstehe nicht. Was ist passiert? Und was meinst du damit, die Verträge sind aufgelöst?“ Godrics Blick ging fragend zu seinem eigenen Ring. Der Stein hatte ein normales Blau, wie sonst auch. Er konnte keinen Unterschied erkennen. Wovon sprach er nur?
„Nun. Dann bin ich mal so gnädig und kläre dich auf.“ „Na wie nett.“ „Pscht jetzt! Also: Du hattest anscheinend einen Unfall mit einem dieser fahrenden Teile. Wie das passiert ist weiß ich selbst nicht, da ich zu der Zeit schon in den Himmel aufgestiegen war.“ In Godrics Kopf ratterte es, dann erinnerte er sich an das Licht, das nur er sehen konnte. „Ich habe nicht auf die Straße geachtet...“ „Das mag sein. Zum Glück hast du den Schädel nicht weggeworfen. Durch seine Flamme konnte ich bequem vom Himmel hier her.“ Gemütlich stand Louis auf, hatte sich zu Godric ans Bett gesetzt und legte die Hand auf seine Wange. Ihm fielen die Augenringe, die kleinen Blutergüsse und das leicht eingefallene Gesicht auf. „In den Himmel...? Du warst im Himmel? Aber... Nein. Ich glaub ich sollte es nicht wissen.“ Louis zwinkerte dem Pater zu. „Sieh mal einer an! Da hat jemand Einsicht bekommen!“ „Phe! Red' du nur.“, war die schmollende Antwort. „Auf jeden Fall sollten wir nun gehen. Das Kloster wartet.“ Ohne auf eine Antwort zu warten hob Louis den Größeren aus dem Bett, wurde jedoch von den Schläuchen aufgehalten. „Was soll das? Wieso klebst du an solchen Dingen?“ „Lass mich wieder runter! Ich bin doch nicht ganz gesund!“, forderte Godric schockiert, doch dann kamen auch schon zwei Krankenschwestern rein, die durch das Piepsen der Maschine aufmerksam geworden waren. „Was machen sie da?!“ „Lassen sie den Patienten runter!“ Ein Wortgefecht entstand. Louis verstand nicht weswegen er auf die Damen hören sollte, die Krankenschwestern dachten man würde ihren Patienten entführen und riefen nach Hilfe und Godric? Dieser litt unter Kopfschmerzen. Ihm war aufgefallen, seit er Louis kannte hatte er diese öfters...
Godric konnte gerade noch verhindern das Louis die Schwestern und Ärzte nicht zur Hölle schickte und wurde wieder ins Bett gelassen. „Ich danke ihnen, aber es ist nicht so wie es aussieht. Sagen wir so, er kommt nicht von hier.“, versuchte er das seltsame Verhalten des Schwarzhaarigen zu erklären. „Nun ist aber gut. Ein Abt gehört in sein Kloster, um dort zu gesunden! Wir haben den besten Kleriker bei uns!“ Die Krankenschwestern waren verwirrt, während Godric leicht mit dem Auge zuckte. „Bitte... überlassen sie es mir. Sie sehen ja. Der gute ist total überfordert. Dort wo er herkommt haben die alle irgendwie einen Dachschaden, aber das ist jetzt nicht wichtig. Sicherlich haben sie noch andere Patienten zu versorgen.“ „Nun gut. Wenn er ihre Begleitung ist, dann habe ich nichts gesehen. Aber nicht das noch einmal so etwas passiert.“, meinte der Arzt, während Louis zu seinem Pater schielte. Hatte der gerade tatsächlich ganz Gehenna beleidigt? Als wieder Ruhe im Zimmer einkehrte, trafen sich die weniger begeisterten Blicke. „Du kannst mich nicht hier einfach entführen! Das ist ein menschliches Krankenhaus! Ich muss hierbleiben, auch wenn Rafael mich heilt. Was glaubst du was es für einen Aufstand gibt, wenn ich einfach verschwinde? Und ich will nicht das erneut an den Gedächtnis rumgespielt wird!“ Sichtlich unzufrieden setzte sich Louis wieder auf den Stuhl. „Als wäre das so schlimm.“ Doch als er einen sichtlich bösen Blick kassierte schwieg er. So schlecht konnte es Godric doch nicht gehen, wenn er wieder Giftblicke verteilen konnte!„Nun gut. Wenn meine Anwesenheit so unerwünscht ist werde ich gehen.“ „Nein! Warte!“ „Ach? Jetzt auf einmal nicht?“ Peinlich berührt sah Godric zur Seite. Einerseits wollte er Louis wirklich zum Teufel wünschen, zumal ihm auch wieder eingefallen war weswegen er das Kloster verlassen hatte und in die Stadt ging. Andererseits schien ihm der Teufel gerade der einzige Halt zu sein. Er wusste nicht aus welchem Grund, doch er wollte nicht das dieser nun ging. „B...Bitte...“ Es kam ihm schwer über die Lippen ihn um etwas derart zu bitten, doch was sollte er anderes machen, um ihn am Gehen zu hindern. „Das gefällt mir doch schon wesentlich besser. Nun gut. Ich gewähre es dir.“ „Sei bloß nicht zu großzügig zu mir.“, kam es ironisch zurück. Louis setzte sich und zwirbelte ein wenig an dem Docht der Kerze, während Godric beleidigt wegsah. Die Minuten vergingen, in denen keiner ein Wort sprach. „Wirklich seltsam.“, stellte Louis fest, hatte zum Gips des Paters gesehen, der am rechten Arm und rechtem Bein war. Er ließ es sich natürlich nicht nehmen aufzustehen und diesen genauer zu untersuchen. Diese Art des Verbandes war ihm fremd. So weiß und rein, fast wie Knochen und dennoch waren es keine. Oft hatte Louis Verbände gesehen, da Eros oftmals vergaß, wenn er vor Schreck aus dem Fenster sprang, in welchem Stock er sich befand. Aber einen solch harten Verband kannte er nicht. „Das ist Gips. Er ist sehr hart und hilft dabei das die Knochen in der richtigen Position verheilen.“, kam die Erklärung, bekam einen suchenden Blick. „Louis? Steht hier etwas zu trinken herum?“ Schnell war etwas Wasser gefunden, das dem Durstigen gereicht wurde, der sich bedankte. Noch nie hatte er sich so gut gefühlt nach einem Schluck Wasser. Der Hals war vollkommen ausgetrocknet gewesen, weswegen es im ersten Moment schmerzte, im zweiten jedoch unglaublich gut tat, das Wasser zu trinken. Nach einigen Schlücken wurde die Flasche auf den Tisch gestellt. „Kannst du mir erklären was nach meinem Unfall passiert ist? Und wie lange war ich weg?“
Louis hatte im Himmel alle Gebete gehört, die an Gott gingen. Als alle vom Unfall erfuhren hatten sie den Pater in ihr Gebet mit eingeschlossen. Selbst Amoniel hatte eines gesprochen, auch wenn dieser sich so stark gab. Ein wenig nachdenklich öffnete er eine Flasche mit Tomatensaft, die er gefunden hatte und wegen der schönen, roten Farbe an sich genommen hatte. Ein Schluck jedoch verriet ihm das dieser Saft nicht nach seinem Geschmack war. „Ich weiß nicht was passiert ist auf Assiah, doch ich habe dich gesehen, da ich im Himmel war. All die Zeit war ich bei Gott und habe in seinem Spiegel dich sehen können. Aber viele Gebete haben den Himmel erreicht. Du bist wirklich beliebt unter deinen Gläubigen. Selbst Amoniel hat für dich gebetet und wünscht dir Glück.“ Ohne eine Antwort abzuwarten legte er die Lippen auf die des noch Geschwächten. Sein Geschmack hatte sich nicht verändert. Ein Fakt, der Zufriedenheit auslöste. Jedoch nicht, dass Godric diesen Kuss abbrach und wenig erfreut darauf reagierte. „Das lässt mir Amon ausrichten? Samt den Kuss?“ Das ausgerechnet sein Urahn ihn küssen wollte? Daran glaubte nicht. „Der Kuss ist eine Zusatzgabe von mir. Du darfst dich gern geehrt fühlen.“ „Geehrt? Sicherlich nicht. Behalte deine Zusatzgaben bei dir.“ Dieser Teufel... Lieber wollte er das Gespräch auf ein anderes Thema lenken. Dies fiel dem jungen Pater auch schnell ein.
„Aber wieso warst du bei Gott die Zeit über gewesen... Ich dachte ihr versteht euch nicht mehr.“, fragte er und hatte einen weiteren Schluck Wasser zu sich genommen. Lucifer war im Himmelreich? Dies stellte er sich als sehr Aufregend, aber auch Unruhe stiftend vor. Es gab viele Geschichten in denen dies passierte und es zum Krieg kam. Doch von einem Krieg spürte und sah er nichts. Zwar war es eine Sache zwischen den Reichen, doch Godric war sich sicher, wenn diese Krieg haben, dann würde es Assiah sicherlich auch betreffen. „Es war nötig, außerdem habe ich dadurch mehr erreicht, als es geplant war. Doch ich habe auch viel verloren.“ Das Louis immer in Rätseln sprach! Diese Aussage stillte nicht seinen Durst auf Antworten, sondern entfachte noch mehr Fragen. „Wie meinst du das? Ich-“ Doch ein Zeigefinger auf seinen Lippen stoppte ihn. Fragend sah er in die Augen des Älteren, der weiterhin auf dem Bett saß und sich auch wohl nicht davon vertreiben ließ. „Alles zu seiner Zeit. Nun wurde dir erneut das Leben geschenkt und ich hatte genug Zeit um Gottes Unterwäsche zu verbrennen. Wir haben also beide etwas davon gehabt.“ Wieso musste auch die Unterwäsche des Herren so bieder sein, fragte sich Louis und schüttelte den Kopf. Er hoffte etwas retten zu können und eine ansprechendere Bekleidung verbreiten zu können, wenn er seine Jahre im Himmel verbringen musste. Amon war jetzt schon begeistert.
„Leben? Unterwäsche??“ Godric verstand kein Wort, besonders der Teil mit der Unterwäsche kam ihn verwirrend vor. Wollte er doch endlich Antworten auf solch existentielle Fragen und dann kam ihn Louis mit Unterwäsche! Der Gedanke an Gott, in Unterwäsche, bereitete dem Bibelfesten Unbehagen. „Ich bezweifle das du jemals alle hässliche Unterwäsche verbrennen kannst... Es wird immer irgendwo ein Teil noch vorhanden sein.“, waren die trockenen Worte, wonach sich Godric selbst an die Stirn fasste. Nun dachte er auch noch darüber nach! Wie schaffte es Louis nur ihn immer wieder so zu verwirren? Dieser hatte nur ein breites Grinsen im Gesicht, da er sein Ziel erneut erreicht hatte. Menschen waren so leicht abzulenken. „Egal! Aber was meinst du damit? War der Unfall so schlimm das ich ins Koma gekickt wurde? Das kann doch nicht sein.“ „Rafael konnte dich nicht heilen, jedenfalls nicht sofort. Aber der Rest zu seiner Zeit. Ich habe einen Vertrag it Gott geschlossen. Mehr musst du nicht wissen.“, beendete Louis die Unterhaltung. „Ein Vertrag mit Gott...“, wisperte Godric, der noch so viel Fragen wollte. Er wusste aber zu genau, wenn sein Gegenüber es für nötig hielt ihm die gewünschte Information nicht zu geben, dann konnte er dagegen nichts ausrichten. Louis hatte seiner Meinung nach eine große Klappe, doch in solchen Momenten war er sehr verschwiegen. „Niemand wird mir so einfach meinen Pfaffen mitnehmen. Du gehörst mir.“ „Ich gehöre niemanden! Schon gar nicht jemanden, der in mir nur ein Spielzeug sieht.“ Godric hatte einen Unfall, doch sein Gedächtnis war ihm geblieben, weswegen die Gedanken um die Wette noch frisch waren. Er war immer noch wütend auf den Teufel, aber auch auf Rafael. „Du gehörst mir. Dennoch bist du weiterhin ein Mensch und wir haben keinerlei Verträge miteinander. Deine Seele hatte für einen kurzen Moment deinen Körper verlassen, weswegen du im eigentlichen Sinne gestorben warst. Jedoch, wir sollten dies in einem anderen Zeitpunkt aufgreifen. Du solltest Ruhen.“ Louis hatte den Schädel des Toten sichtbar auf den Tisch, neben dem Bett, gestellt und verschwand. „Das hast du nicht zu entscheiden...“ Verloren waren die Worte in der Dunkelheit, ungehört von jenem, der sie empfangen sollte.
Nach zwei Wochen durfte Godric das Krankenhaus verlassen. In dieser Zeit hatten weder Rafael noch Louis ihn besucht, worüber er sich sehr wunderte, aber auch froh war. Weder wollte er einen aufdringlichen Teufel von sich halten, noch mit einem perversen Engel sprechen. Seine Wut hatte sich in den Wochen gemildert, war dennoch nicht verschwunden. Allein musste er jedoch nicht die Zeit im Krankenhaus fristen. Uriel hatte ihn täglich besucht. Der große Engel war für ihn ein Unbekannter, dennoch hatte er sich schnell an seine Anwesenheit gewöhnt. Es war eine stille und angenehme Gesellschaft gewesen und vielmals hatte er Vergessen das dieser noch im Raum war, da seine Anwesenheit keinesfalls aufdringlich war. Gern hätte er Uriel vieles gefragt. Über das Jenseits, die Seelen und vieles mehr. Doch er hatte nie den richtigen Augenblick gefunden, trotz der Stille. Uriel wartete draußen, während Godric die letzten Untersuchungen über sich ergehen ließ. Der Gips wurde durch Stützverband ersetzt und gab das Gefühl von Leichtigkeit. „Seid ihr Bereit Pater?“ „Ja. Der Arzt hat grünes Licht gegeben!“, war die freudige Antwort. Zusammen mit dem Engel machte er sich auf den Weg und suchte sich einen ruhigen Ort. „Ich denke wir sollten fliegen. Ich habe keine Lust auf ein Taxi.“ Insgeheim sprach die Vorfreude in ihm, da er sich nach all der Zeit im Krankenhaus nach der Freiheit gesehnt hatte. Godric war aufgefallen das er sich mehr den je danach sehnte die Flügel auszustrecken und wie ein Vogel, leicht und frei, durch die Lüfte zu fliegen. Ob alle Engel dieses Gefühl in sich trugen?
„In Ordnung. Ich denke, dies wird deiner Genesung nicht im Wege stehen. Rafael wird dich nun heilen können.“ „Super!“ Bei dieser Freude vergaß er sogar den Groll, den er auf den Blonden hatte. Uriel hatte dafür nur ein verstecktes Lächeln und öffnete seine verschieden farbigen Schwingen. Einen kurzen Moment bestaunte Godric diese, da er damals nicht die Zeit dafür gefunden hatte. Als er Uriels Blick spürte tat er es ihm gleich und ließ sein graues Federkleid erscheinen, schien sich für dieses zu schämen. „Meine Farbe hat sich vermischt...“, versuchte er zu erklären, doch der Engel legte den Zeigefinger auf die eigenen Lippen. „Nicht die Farbe der Schwingen ist entscheidend, sondern der Träger. Eure Flügel sind ein Abbild eurer Selbst und zeigen mir einen Mann, der nicht die Augen vor der Gesamtheit verschließt. Eure Flügel sind sehr ansehnlich.“ Uriels Worte drangen tief, ließen Godric nur stumm nicken. Die Worte berührten ihn tief und erinnerten ihn an die Worte eines anderen, die ähnlich waren. „Louis... er hat mir auch so etwas gesagt...“ „Dann könnt ihr dem vertrauen.“ Godric war sich unsicher, doch wenn schon der Zweite so über seine Schwingen sprach. Vielleicht waren sie ja doch nicht so schlecht, wie zuvor gedacht, glaubte er. „Lasst uns aufbrechen. Ihr werdet von vielen erwartet Pater.“ Zusammen machten sich die Engel auf und Uriel fiel auf das die Haltung des Jüngeren weder unsicher noch laienhaft war. „Ihr habt Übung?“ „Ja. Louis hat es mir beigebracht, auch wenn ich mich ein wenig ungeschickt angestellt hatte. Außerdem waren seine Methoden manchmal wirklich fragwürdig.“ Über diesen Protest musste der Engel nur milde lächeln.
Die Zeit verging schnell und am Götterberg angekommen ließen beide ihre Flügel verschwinden. Godric wunderte sich über den fehlenden Empfang. Hatte man ihm doch gesagt er würde fehlen. Doch niemand war vor dem Eingang, gar im Hof. „Kommt. Es ist Zeit.“, sprach Uriel und ging voran. Seine Schritte führten ihn und Godric zur Gebetshalle. Leise wurde das Tor geöffnet und der Blauhaarige erkannte den Grund des Fehlens seiner Mönche. Sie waren mitten in der Andacht, die Rafael stellvertretend hielt. Erleichterung machte sich breit. Auch ohne ihn kamen seine Schäfchen zurecht und würden nicht vom Weg abkommen. Bei dem Gedanken an den falschen Weg sah er sich suchend um, fand jedoch nicht den schwarzen Haarschopf des Teufels. Wo war er nur? All die Zeit hatte er ihn weder gesehen, noch gehört. Im Krankenhaus war er seit seinem letzten Besuch nicht mehr und auch Uriel hatte kein Wort über diesen verloren. Erst langsam erinnerte er sich an Louis letzte Worte, der Pakt mit dem Herren. Hatte er dies wirklich getan, nur um ein Menschenleben zu retten? Seins? Hatte Louis ihm doch immer gesagt und gezeigt wie wenig Wert ein solches Leben für ihn hatte. Wieso sollte er mit Gott einen Pakt schließen um gerade dieses zu schützen? Godric verstand all dies nicht. Doch... Wenn Louis nicht hier war, war er bei Gott? War er im Himmel und konnte nicht mehr zurück? Ein Sturm tobte in dem Pater, der versuchte sich auf die Andacht zu konzentrieren. Einige der Mönche, die in der hinteren Reihe saßen, hatten ihren Abt schon bemerkt und waren gerückt, damit dieser sich setzten konnte. Godric nahm dies nur zu gerne an, da er sich trotz der Entlassung noch ein wenig erschöpft fühlte. Er war Rafael dankbar dafür, dass dieser einsprang. Dennoch wollte in ihm keine Ruhe einkehren. Das Verschwinden des Schwarzhaarigen nagte zu sehr an ihm. „Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst...“, waren seine leisen Worte, da er sich an die Wette erinnerte. Was machte er sich eigentlich Sorgen? Das Louis nicht mehr hier war, war doch gut! Keine Belästigungen, keine Aufregung, keine Obszönitäten! Sein Kloster wäre wieder ein Ort der Ruhe und Besinnung. Er könnte sich umziehen ohne befürchten zu müssen das neugierige Blicke ihn beobachteten.
Nach einem letzten Gebet war die Andacht beendet und die Mönche hießen ihr Oberhaupt herzlich Willkommen. Dankbar richtete er die Worte an seine Brüder, sah dann zum blonden Engel. „Du bist eingesprungen? Vielen Dank.“ „Ach nicht doch. Das ist das Mindeste was ich tun konnte, nach all dem.“, meinte Rafael und deutete damit auf die Wette an. Die Miene des Blauhaarigen verfinsterte sich für einen Moment, hellte sich dann aber wieder auf. „Ich kann nicht behaupten erfreut gewesen zu sein, doch ich verzeihe dir. Du hast dich in meiner Abwesenheit um alles gekümmert und dich entschuldigt. Dies soll genug sein.“ Ein strahlendes Lächeln seitens Rafael war die Antwort auf die Vergebung, da er sich schon gesorgt hatte sich für immer Godrics Groll aufgebürdet zu haben. „Ein Menschlein verzeiht die Sünden eines Engels. Auf Assiah ist wohl immer etwas los!“, durchbrach eine junge Stimme das freudige Ereignis. Die Blicke gingen zu ihr. Cheyne stand im Gang und ging, ohne die Mönche zu beachten, direkt zu ihrem Abt, der sie teils mit Argwohn ansah. „Ich grüße dich Godric. Anscheinend hast du dich gut erholt. Ein Wunder nicht?“ „Wo ist der Herr?“, unterbrach Uriel und bekam die Blicke der jungen Dämonin. „Ich habe keine Ahnung. Seitdem er bei Gott war, um dieses Menschlein zu beschützen, habe ich ihn nicht mehr gesehen! Im Schuppen ist er nicht und auch sonst spüre ich seine Anwesenheit nicht, was bedeutet das er nur im Himmel sein kann.“ „Louis ist also wirklich...“, wisperte Godric leise und sah zur dem Mädchen, was wieder den Blick auf ihn hatte. „Das er sich wegen eines Menschen so viel Mühe macht.“ „Du wirst das irgendwann auch noch verstehen, das da etwas spezielles zwischen Godric und Luci.“, erklärte Rafael. „Etwas spezielles? Der Pater sollte Dankbar dafür sein!“ Godric zog nur galant die Augenbraue hoch, während Uriel die Mönche hinausbegleitete. Diese Unterhaltung war nicht für die Ohren von Menschen gedacht. „Spezielles? Meinst du die Verträge von früher? Oder meintest du die Ausrutscher, bevor ich erfuhr was so hinter meinem Rücken geschah? Ich bin Louis dankbar für seine Hilfe aber mehr auch nicht . Aber nun möchte ich schlafen und du solltest dir etwas mehr anziehen.“, waren die nüchternen Worte des Abtes, der das kleine Mädchen bat sich doch mehr zu bedecken. Sie hatte nur ein kurzes Kleid an, was mehr zeigte als verbarg. Er war ihr nicht böse für all diese Worte. Sein Groll galt eher ihrem Herren. Sie konnte seiner Meinung nach auch nichts für das Verhalten Lucifers. Ohne ein weiteres Wort an die Zaungäste zu richten ging er in seine Kammer. Prüfend ließ er den Blick schweifen. Es hatte sich nichts verändert seit seiner Abwesenheit. Sein Blick blieb an der kleinen Tür hängen, die eine Verbindung zwischen seiner und Louis Schlafplatz war. Der Schrank wurde nun an die andere Wand gestellt und die kleine Kammer sorgfältig gereinigt. Godric empfand es nach all dem was er in Amons Zeit sah für das einzig Richtige. Louis hatte diese Kammer wieder besetzt, in ihr geschlafen und gelebt. Leise musste Godric lachen. Der Gedanke Wand an Wand neben einem Teufel zu leben kam ihm so surreal vor. Dennoch tat er es. Nie hatte er danach noch in die Kammer gesehen, fragte sich jedoch oftmals ob Louis sich diese eingerichtet hatte, oder sie immer noch so leer war. Es war nicht selten geworden das er sich mit diesem das Bett in der eigenen Kammer teilte. Mit einem Mal sah Godric erschrocken auf. Der Gedanke, mit Louis zu nächtigen, kam ihn in all den letzten Wochen so normal vor. Lange hatte er schon aufgegeben diesem aus seinem Bett vertreiben zu wollen. Ein versteckter Teil von ihm, der immer größer wurde, genoss es nicht mehr alleine zu nächtigen. Der Gedanke das jemand neben ihm lag, er nicht mehr alleine war und jemanden hatte an den er sich im Schlaf schützend anschmiegen konnte, erfüllte ihn mit Freude. Hatte Louis Anwesenheit ihn so sehr verändert? Oder war es ein lang gehegter Wunsch, der mit Louis Hilfe erfüllt wurde? Godric wusste es nicht, fühlte sich durch die Ruhe, die in seiner Kammer herrschte mit einem male einsam. Selten hatte er seine Momente in denen er die Ruhe genießen konnte. Seit Louis auftauchen waren sie kaum noch vorhanden. Sollte er sich nun glücklich schätzen! Doch er tat es nicht. „Louis... Kommst du wirklich nicht mehr zurück?“ Diese Erkenntnis schmerzte. „Er ist unmöglich! Ein Perverser! Er hat mit Rafael über meine Unschuld gewettet! Wie Vieh!“
„Ich bitte euch nicht solch schlecht Zeugnis zu sprechen Pater. Ich erlaube mir nicht über das Verhalten des Teufels zu Urteilen, doch er hat das erste Mal etwas von sich für einen Menschen getan. Sicher ist er ebenso verwirrt von euch, wie ihr von ihm.“, unterbrach eine leise, raue Stimme. Erschrocken über dies stolperte Godric über seine Füße, wurde jedoch von einer starken Hand aufgefangen. Uriel hatte noch Rechtzeitig die Hand des Paters nehmen können, um ihn vor einem schmerzhaften Sturz zu bewahren. „Uriel... Du hast mich erschreckt.“ Noch immer ging sein Atem schnell. Der Engel hatte die Reisetasche, die man Godric für das Krankenhaus packte, gebracht. „Verzeiht. Dies war nicht meine Absicht.“ Er konnte immer wieder staunen über den älteren. Einerseits hatte er sich so den Richter der Seelen vorgestellt. Mysteriös, groß, respekteinflößend und still. Doch Uriel war mehr. Seine Anwesenheit gab einem eine innere Ruhe. Anfangs hatte er Angst vor dem großgewachsenen, dunkelhäutigen Mann gehabt, der nicht mehr sprach als nötig. Nach all der Zeit bemerkte Godric jedoch eine andere Seite, die ihn weder Angst noch Sorge fühlen ließ. Nur völlige Ruhe. „Meist nimmt sich der Teufel die Seele und die Unschuld seiner Opfer ohne einen Gedanken an dieses zu verschwenden. Doch mit euch ist es anders. Ich glaube nicht das es nur um die Wette ging. “, gab der dunkle Engel nachdenklich von sich und stellte den Totenschädel mit der Kerze auf den Nachtisch. „Louis ist für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn er sich selbst versteht, dann kann er gerne zu mir kommen und sich erklären, auch den Teil mit der Wette. Ich werde mich aber gewiss von niemandem entjungfern lassen. Wer bin ich denn? Des Teufels Spielzeug? Solange er mich als so etwas ansieht und nicht als etwas Gleichberechtigtes kann er es sowieso vergessen. Ich bin Godric Talin und genauso gut und schlecht wie jedes andere Wesen. Niemand ist besser und niemand schlechter.“ Mit Unbehagen sah der aufgebrachte Pater zum Totenkopf. „Den werde ich bald noch beerdigen müssen.“, seufzte er, da er es nicht als angenehm empfand einen menschlichen Kopf hier in seinem Zimmer stehen zu haben. „Weise Worte, denen ich nur beipflichten kann.“ „Ich verstehe ihn einfach nicht... Uriel... Seitdem er hier ist, ist alles so verworren. Damals glaubte ich daran das Engel für das Gute standen und Dämonen für das Böse. Nun vermischt sich alles und ich verliere mich selbst. Mein Urahn war ein Engel, liebte den Teufel, der nun bei mir lebt und mich belästigt. Dann kommen Engel und ich treffe immer mehr Dämonen und komme immer mehr in Situationen in denen ich mich frage ob das was ich mein ganzes Leben tat richtig war. Ich glaube an Gott, versuche in seinem Sinne zu leben, doch die Antworten werden nicht weniger. Amon lebte auch in seinem Sinne, scheint mir dennoch so frei und leichtlebig zu sein. Ich höre das es keine Sünde ist den Teufel zu lieben, obwohl er doch die pure Sünde ist. Im Himmelreich soll es Sex geben und viel mehr... Ich weiß einfach nicht mehr wo ich eine Grenze ziehen soll!“ Lange hatte Godric den Überblick verloren, war überfordert mit all den Eindrücken. Eigentlich wollte er all dies für sich selbst aufarbeiten, doch Uriel hatte eine Art an sich, die einem alles entlockte. „Was soll ich nur glauben...“, fügte er resigniert zu.
Uriel setzte sich vor das Bett des Paters, nahm dessen Hände in seine. Eine Wärme, doch gleichzeitig auch ein fröstelndes Gefühl stieg in Godric hoch. „Glaubt was ihr euch wünscht.“ „Wie?“ „Religion ist kein Wettkampf, auch kein Gleichstellen von Ansichten. Religion und Glaube sind Sache des Herzens und der Überzeugung. Ihr könnt an alles glauben was ihr euch wünscht.“ Mit solch einer Antwort hatte Godric nicht gerechnet. Es gab viele Antworten, die einen meist in eine der vielen Richtungen drängten. Jedoch nie eine, die einem eine solche Freiheit erlaubte. „Ich... Wird Gott nicht böse sein? Immerhin wirbst du ja nicht gerade für ihn. Ich habe immer geglaubt das Engel über Gott predigten. Auch Amon hat von Gott gesprochen.“ Sanft schüttelte der Dunkelhäutige den Kopf. „Nein. Die Engel glauben an ihren Herren, ebenso wie die Dämonen an ihren Teufel. Ich gehöre weder ganz zu der einen Seite, noch zu der anderen. Lucifer und Gott sind beides meine Herren, doch ich nicht ihr Untergebener.“ „Das verstehe ich nicht...“ „Das müsst ihr auch nicht.“, besänftigte Uriel ihn und strich vorsichtig über die Handrücken des Hellhäutigen. „Wichtig ist nur eines: Glaube sollte von innen kommen. Glaube sollte aus Überzeugung stattfinden. Seht euch diesen Schädel an. Er stammt von einem Gläubigen, der sich für den Teufel geopfert hatte. Keine Religion ist schlechter oder besser. Satanisten, Gottesfürchtige, Atheisten. Sie alle leben nach ihrer Überzeugung und einige sind sogar bereit ihr Leben dafür zu geben. Der heilige Vater hat die Menschen erschaffen, jedoch ihnen keine Richtung aufgezeigt.“ „Der heilige Vater antwortet nicht, meinte Louis...“ „Das stimmt. Er schweigt, selbst bei uns. Dennoch beten wir. Der heilige Vater wünscht sich keinen Kontakt zu den lebenden Menschen. Er möchte das ihr euer Leben nach euren Überzeugungen lebt. Menschen haben diese unglaubliche Freiheit. Nutzt sie und seht tief in euer Herz. Glaubt ihr wirklich das all euer Wirken, euer Leben umsonst war?“ Godric schwieg, ließ sich Uriels Worte durch den Kopf gehen. Spontan würde er mit nein antworten. Gerne lebte er sein Leben, genoss es und mochte es gebraucht zu werden. Die glücklichen Gesichter der Menschen, denen er helfen konnte. Die Mönche und seine Gläubigen, die zu ihm aufsahen. All jene die seinen Rat suchten. All dies wollte er nicht aufgeben, gar in Frage stellen.
„Ich sehe ihr habt euch entschieden.“ „Ich... Es war nicht immer leicht...“ „Das Leben ist nicht leicht und die Welt nicht nur weiß oder schwarz. Es gibt weit mehr als nur das was man sieht. Doch ist dies wirklich ein Grund sein eigenes Leben und Wirken in Frage zu stellen?“ „Nein... Das ist es wirklich nicht. Dennoch gibt es so viel was ich nicht verstehe.“ „Dann nutzt euer Leben um Antworten zu finden. Ihr seid nicht allein und oftmals ist eine Antwort nicht so weit entfernt wie man glaubt.“ Uriel ließ die Hände los und erhob sich. „Ich danke dir für dieses Gespräch. Es hat wirklich geholfen. Zwar verstehe ich Louis nicht und werde es wohl nie ganz, doch ich werde ihn deswegen nicht abweisen.“, entschied sich Godric, räusperte dann. „Dennoch bin ich ihm immer noch böse!“, fügte er hinzu. „Dies mag euer gutes Recht sein. Ich werde mich nun zurückziehen und wünsche euch einen geruhsamen Schlaf.“ „Danke Uriel. Den werde ich nun haben.“
Die Tage vergingen, in denen Rafael immer wieder Godrics Heilung unterstützte, weswegen er nach einer Woche komplett genesen war. „Danke dir Rafael. Dieser Stützverband war grausam. Doch nicht so schlimm wie der Gips, unter dem es immer gejuckt hatte.“ „Das kann passieren! Aber nun ist endlich wieder alles in Ordnung!“, antwortete Rafael unter lachen. Beide saßen auf einer Bank im Garten, in dem Uriel gerade mit einer Harke die Erde bearbeitete. Natürlich wurden beide Engel als Mönche aus einem fernen Land vorgestellt, damit es keine Probleme gab. Seitdem kümmerte sich Uriel liebevoll um die Gärten, welche nun üppige Früchte trugen. Rafael unterstützte Godric bei der Arbeit, da Louis immer noch nicht zurückgekehrt war. Dieser Umstand machte ihm mehr zu schaffen, als er es zugeben wollte. Auch jetzt musste er an den Teufel denken, was Rafael deutlich sehen konnte. Die Blicke des Paters waren ruhelos, als würden sie suchen. Oft ertappte er den Jüngeren dabei, wie er vor der Tür der kleinen Kammer stand und hoffte das dieser sie öffnen würde, oder aber den Blick in den Wolken hatte und hoffte das er jeden Moment seine Aura oder schwarze Flügel wahrnehmen konnte. Wie eine Ehefrau, die sehnsüchtig auf ihren Mann dachte, hatte sich Rafael gedacht. Er vermisste seinen Freund ebenfalls und fragte sich was die Zukunft bringen würde. Gott hatte ihn nach Assiah gesandt um Godrics Sünden zu vergeben, aber ihm auch zu seiner Liebe zu verhelfen. Das dieser verliebt war konnte man leicht sehen und auch die Mönche wunderten sich öfters über die geistige Abwesenheit ihres Abtes. Als kleine Aufmerksamkeit hatte man ihm sogar Körbe mit Kräutern und Gesundheitssalben zusammengestellt, da sie dachten Godric sei Krank oder war noch nicht ganz genesen. Das er den Teufel so offensichtlich vermisste war ihm selbst peinlich. „Du denkst wieder an ihn.“, stellte Rafael fest, traf direkt ins Schwarze. „Was? Nein! Ich... Gut... Ich frage mich ob er jemals wiederkommt. Wieso will Gott überhaupt den Teufel im Himmelreich? Das hört sich für mich wirklich komisch an. Sie hassen sich doch, jedenfalls hat Louis mir das gesagt und die Rivalität zwischen Himmel und Hölle habe ich schon selbst oft genug miterlebt.“ Ein Schmunzeln seitens des Erzengels war zu hören. „Hass ist ein gewichtiges Wort. Es mag stimmen das sie sich uneins sind in ihrem Denken, sich abstoßen und nicht miteinander können.“ „Ja eben! Also warum das ganze?“, unterbrach Godric aufgebracht, was ihm einen verwunderten Blick einbrachte. Dies hatten selbst die Engel nicht kommen sehen, doch Godric konnte sehr temperamentvoll sein. „Nun. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Licht und Dunkel, Gut und Böse. Sie sind jeweils eine Seite der Medaille. Würde es das Eine nicht geben, dann würde es das andere auch nicht geben. Sie schützen das Weltgefüge mit ihrer Existenz. Sicher gab es viel Krieg, Hass und Neid. Doch nie hatte Lucifer Hand an Gott gelegt oder umgekehrt.“ „Hmm... da ist was dran. Da hast du Recht. Louis sprach darüber das er den Herren nicht mag, aber nie darüber das er ihn umbringen will. Jetzt wo du es sagst, wundert es mich schon.“ Rafael nickte. „Dies liegt eben daran, dass das eine nicht ohne das andere kann. Ohne Sünden gibt es keine Reinheit und ohne Reinheit keine Sünden.“ „Ja das stimmt. Aber trotzdem. Der Herr wollte doch sicherlich nicht Louis dort oben haben um das Weltgefüge zu sichern. Das ging doch auch so immer.“ „Stimmt. Es geht auch nicht um das Gefüge, oder um die Rivalität der beiden Reiche.“ „Worum dann?“ „Seine Stimme.“ „Stimme?“ Rafael nickte. „Ich habe dir doch mal gesagt das Lucifels Stimme die reinste von allen war nicht?“ Diesmal nickte Godric. „Engel werden nicht geboren wie Menschen, sondern wachsen am heiligen Baum, in Eiern heran. Die Putten schlüpfen aber nicht nach einer gewissen Zeit, sondern werden gerufen.“ „Gerufen?“ „Ja. Von Lucifel. Nur eine wirklich reine und himmlische Stimme kann die Putten zum Schlüpfen bringen. Du verstehst sicherlich das wir nach Lucifels Verschwinden ein kleines Geburtsproblem haben?“ „Ehm... Ja. Also irgendwie schon, denke ich.“ „Engel können nicht schwanger werden und Kinder gebären. Sie werden erschaffen und schlüpfen aus den Eiern.“ „Was? Moment mal! Amon konnte Kinder bekommen und er ist doch ein Engel. Außerdem habe ich gehört das Lucifera die Mutter Lucifers sein soll und auch sie ein Engel war. Das bedeutet doch das sie vor Lucifel auf der Welt war. Wie sonst hätte sie ihn zur Welt bringen können?“ „Moment, Moment. Das eine hat nichts mit dem anderen gemein.“, stellte Rafael klar und hob kurz die Hände vor seiner Brust. „Lady Lucifera ist die Mutter Lucifers, aber nicht Lucifels.“ „Wie? Aber Lucifel und Lucifer sind doch eine Person!“, unterbrach Godric erneut, da ihn das alles sehr verwirrte. „Das stimmt, doch Lucifel wurde vom heiligen Vater erschaffen, viele, viele Jahre vor uns, den Erzengeln. Lady Lucifera war in der Tat ein Engel, doch lange vor Lucifel. Ich habe keine Ahnung was mit der ersten Generation passiert war, doch die Lady ist die einzige aus dieser und die würde mir niemals eine Antwort geben, egal wie hübsch sie ist.“ Ein leises Seufzen war zu hören und Godric konnte sich schon denken das Rafael versucht hatte auch mit ihr zu flirten, wohl aber da auf Granit biss. Er musste zugeben, neugierig war er schon, wie die angebliche Mutter des Teufels aussah. Er hatte ja nur Bekanntschaft durch Cheyne mit ihr gemacht, hatte sie jedoch nie persönlich gesehen. „Naja, egal...“, nahm Rafael das Gespräch wieder auf, nachdem er einen tadelnden Blick von Uriel empfangen hatte. „Lucifel wurde vom heiligen Vater erschaffen, verließ den Himmel und so weiter. Eben das was auch teils in der Bibel steht. Doch nichts ist für immer. Lucifel, ich, du, wir alle sterben einmal. Selbst der heilige Vater.“ „Was? Gott und Teufel sterben??“ „Ja. Sie werden jedoch wiedergeboren. Aus irgendeinem Grund kann Lady Lucifera gebären. Damit ist sie allen anderen Engeln, auch uns Erzengeln, überlegen. Lucifel starb vor gut..., lass mich mal nachrechnen.... Ah! Vor gut 3000 Jahren etwa. Doch er starb nicht wirklich. In dem Moment als er seinen letzten Atemzug tat, wurde er wie ein Phönix in der Asche wiedergeboren. Lady Lucifera vermag es den Teufel all die Zeit in sich zu tragen und zu gebären. Dies ist der Grund weswegen Luci sie wohl als Mutter vorgestellt hatte. Denn sie war es, die ihn zur Welt brachte.“
Godric fasste sich an den Kopf, kratzte sich immer wieder an diesen bei dieser Erklärung. Die Informationen überstiegen sein Denkvermögen. Gott und Lucifer waren quasi sterbliche Wesen wie er und alle anderen auch? Zwar hatten sie eine weitaus längere Lebensspanne, dennoch war dies ein unglaublicher Gedanke. Godric wusste, nichts hielt ewig. Doch das dies selbst bei diesen beiden galt zerstörte sein Weltbild. Rafael legte die Hand auf seine Schulter, wollte ihm Halt geben. Der Engel wusste das dieses Wissen einen Menschen, besonders einen Gläubigen, den Boden unter den Füßen wegriss. Eigentlich wollte er nur den Grund über Louis Aufenthalt erfahren und erfuhr nun so etwas verstörendes. Dennoch wollte Godric mehr wissen. „Okay... Ich glaube ich kriege das auf die Reihe... Aber was passierte in der Zeit als Louis in ihrem Bauch war? Gehenna gibt es doch schon länger.“ „Die Antwort liegt die ganze Zeit vor dir. Sie hat sich natürlich um Gehenna gekümmert, wie sie es jetzt auch macht seitdem Luci bei uns auf Assiah ist.“ „Oh... ich verstehe.“ Dies hätte er sich auch selbst denken können, dachte er sich nur. Eine einfache Antwort unter all den gewichtigen Fragen und er übersah sie. „Also... Jetzt mal abseits von der Sache mit der Geburt. Was will Gott von Louis?“ Natürlich brannte ihn die Frage unter den Nägeln ob Gott auch schon gestorben war und ob Lucifera auch ihn zur Wiedergeburt verhalf. An das letztere glaubte er irgendwie nicht, doch er traute sich nicht zu fragen. Zu groß war der Respekt und die Angst vor dem Wissen. Godric war sehr neugierig, doch all dies überstieg einfach alles an was er je gedacht hatte. Rafael lächelte nur milde, nickte dann. „Das ist einfach und eigentlich habe ich es auch schon damit erklärt. Lucifels Stimme. Luci soll für den heiligen Vater singen, damit die Putten geboren werden. Der heilige Baum ist voller Eier mit Ungeborenen, die nur darauf warteten geboren zu werden.“ „Ich verstehe. Aber Louis ist weder rein noch himmlisch. Von Unschuld ist er mal ganz weit entfernt!“ Lauthals lachte Rafael bei diesem Einwand, kassierte wundernde Blicke von Vorbeigehenden. Das Godric so ehrlich und schonungslos seine Meinung offenbarte amüsierte ihn. „Hey. Das ist nicht witzig!“, doch Godric musste selbst leicht grinsen. Wenn Louis das nur hören würde, dachte er sich. Ob er beleidigt wäre? Tief atmete der Erzengel ein und aus, wedelte sich Luft zu, da er vor Lachen fast rot geworden war. „Jaja. Tut mir leid!“, entschuldigte er sich unter kichern, fasste sich dann aber schließlich wieder. „Nun. Egal wie sündig unser Luci ist, seine Stimme ist immer noch so rein und himmlisch. Es mag sich seltsam für dich anhören, doch die Stimme des Teufels ist weiterhin die reinste überhaupt. Du hast sie selbst gehört.“ Godric nickte. Gut konnte er sich an diese Stimme erinnern, die tief in seine Seele gedrungen war und alles zu offenbaren schien. Nie würde er diese je wieder vergessen. Sie hatte sich auf ewig eingebrannt. Der himmlische Chor, Lucifel. „Aber... warum singt Gott nicht selbst. Ich meine, Louis Stimme ist wirklich schön, doch ist Gott nicht voller Reinheit?“ Rafaels Blick wandelte sich, doch Godric konnte diesen nicht deuten. Auch Uriel hatte innegehalten. Hatte er etwas falsches gesagt? Unsicher sah er zwischen den Engeln her. „Wir wissen es nicht... Damals haben wir Gottes Stimme gehört, doch nun bekommen wir nur noch Aufträge. Sein Licht leuchtet hell und erhaben, wie in all den Jahren zuvor, doch er spricht nicht. Zu niemandem. Erst konnte ich es nicht glauben das Luci mit ihm einen Pakt geschlossen hatte. Es wäre die erste Reaktion seit langer Zeit von ihm.“ Nicht wissend was er davon halten soll sah zur Seite. Er konnte die Trauer der Engel fühlen, fragte sich was mit dem Schöpfer passiert war. Ob er Louis fragen sollte, wenn er ihn wiedersah? Immerhin hatte er mit diesem gesprochen. Er glaubte aber nicht daran eine Antwort von diesem zu erhalten. „Wie lange Louis wohl singen muss?“ Ein schlechtes Gewissen plagte ihn dennoch. Louis hasste es im Himmel zu sein, das wusste er. Nun musste dieser im Himmel verweilen wegen des Pakts. „Nur wegen mir...“
„Macht euch keine Sorgen. Der dunkle Herr würde sich niemals zwingen. Es muss freiwillig geschehen sein.“ „Wenn du es sagst. Dennoch tut es mir leid. Einerseits ist er Schuld an allem, da sein Licht mich abgelenkt hatte, doch...“, versuchte er sich zu erklären. Godric war niemand, der einem gerne die Schuld zuschob, doch zum ersten Mal konnte er sich nicht anders helfen. Die Taten Louis verwirrten ihn. „Louis... Du musst zurückkommen, damit ich dich dafür tadeln kann.“, wisperte er. Die Engel schwiegen, während Godrics Blick wieder zum Himmel ging. Die Tage vergingen und es gab kein Anzeichen vom Teufel.
Es war Mitternacht und der Vollmond schien durch das kleine Fenster von Godrics Kammer. Er saß auf seinem Bett und sah hinaus, unfähig schlafen zu können. Normalerweise schlief er um diese Uhrzeit immer friedlich, doch seit Louis verschwinden hatte sich dies geändert. Das Gefühl der Leere überkam ihm. Meist schlief der Dämon Nachts neben ihm. Vielleicht wäre er aufgewacht, wenn dieser ihm ein wenig zu nahe kam, aber er hatte es schweigend hingenommen, rückte höchstens ein wenig und wäre dann wieder eingeschlafen. Nun schien die fehlende Anwesenheit ihm ganz den Schlaf zu rauben. Nacht für Nacht saß er wach auf dem Bett und schien unbewusst zu warten. Selbst den Vorhang hatte er nicht zugezogen, sondern ließ das Licht der Nacht gewähren. Wenn Louis hier nächtigte, dann hatte er immer den Vorhang Nachts offen und tagsüber geschlossen, um das Sonnenlicht fernzuhalten. Unbewusst, ein wenig in der Hoffnung etwas sehen zu können, hatte Godric ihm gleich getan. „Was ist nur mit mir los? Ich sollte froh sein das er nun fort ist. Er hat nichts als Unruhe in das Kloster gebracht! Ich hatte mir doch immer gewünscht das er verschwindet, nicht mehr Opfer seiner Spielchen zu sein. Und nun?“ Er konnte es nicht glauben, doch er vermisste Louis. Nicht einmal die Mönche hatten nach ihrem Stellvertreter gefragt. Es war sogar so, dass sie sich verhielten als hätte er nie existiert. Rafael hatte ihm dies erklärt, dass Menschen vergessen würden. Wenn Louis, Rafael, Uriel oder irgendein anderes Wesen aus Gehenna und dem Himmel auftauchen und verschwinden würde, dann würde es gleichzeitig die Erinnerung mitnehmen. Eine traurige Wahrheit, wie Godric fand. Er selbst wollte nie vergessen werden. All die Erinnerungen, das zusammen Lachen und Spaß haben. Sollte das etwa alles verschwunden sein? Louis war kein Vorzeigemodell eines Mönches oder Stellvertreter des Abtes, doch sie hatten mit ihm gelacht, manchmal auch ein wenig unter ihm gelitten. Nun war alles verschwunden. Engel, Dämonen und selbst der Herr und Lucifer lebten alle so lange, doch niemand würde sich an sie erinnern, wenn sie Assiah verließen. Niemand würde sie vermissen, die Zeit, die man zusammen verbracht hatte. „Einsam... Das ist so schrecklich einsam...“, wisperte Godric und hatte sich an die kalte Steinwand gelehnt. Er hatte seine Beine angezogen und bettete den Kopf auf die Knie. Mit den Zehen krallte er sich für einen kurzen Moment in das Laken, das vom Mond beschienen wurde, während er in der Dunkelheit saß, da das Licht nicht bis zum Kopfbereich des Bettes reichte.
Die Stille wurde unerträglich, fast erdrückend. Suchend wanderte sein Blick nach einer Beschäftigung, fand dann einen Korb, der am Schrank hing. Kurz schmunzelte Godric, war dann von seiner Idee überzeugt. „Warum nicht? Schlafen kann ich sowieso nicht und so kann ich auch die Kräutervorräte etwas aufstocken.“ Schnell hatte er sich angezogen, war in eine bequeme Robe und festes Schuhwerk gestiegen und hatte den Korb genommen. „Amon war sicher oft Nachts mit Louis draußen. Ob sie auch Kräuter gesammelt hatten?“, fragte er sich und schlich durch die Gänge, da er niemanden wecken wollte. Draußen sah er zum Himmel, der zum greifen Nahe schien. Eine solch schöne Nacht hatte er lange nicht mehr erlebt, da er durch seine Arbeit früh schlafen ging und sich sonst bei Schlaflosigkeit ein Buch zur Hand nahm. Nachdenklich nahm er den Weg in den Wald, sah sich immer wieder einmal um, wenn er Geräusche hörte. Trotz seiner Kraft hatte er etwas Angst nachts im Wald. Wer wusste denn schon was dahinter lauerte. Zwar glaubte Godric nicht daran das ein Massenmörder auf ihn lauerte, doch es könnte wer weiß was sein. Vielleicht sogar Dämonen, die sich gerne einen Spaß daraus machten Menschen in der Dunkelheit zu erschrecken. Dämonen wie Louis, dachte er sich und musste an die Streiche denken, die Eros ertragen musste. Ein leises Lachen entwich ihm, während er vorsichtig immer wieder ein paar Gräser und Kräuter, die er in der Dunkelheit erspähen konnte, pflückte. „Louis ist echt unmöglich. Man versteht ihn nicht, er liebt es Unschuldigen Streiche zu spielen und versteht nicht einmal die einfachsten, menschlichen Bedürfnisse!“ Dennoch fehlt er mir, fügte der Abt gedanklich hinzu. Louis Verschwinden fühlte sich weniger erfreulich an als er sich gedacht hatte. Nicht einmal Rafael schaffte es mit seiner fröhlichen Art ihn lange auf andere Gedanken zu bringen. Louis war stets allgegenwärtig. Ein Gedanke der ihn beunruhigte. Hatte er sich so sehr auf den Teufel eingelassen? „Selbst wenn... Er würde es niemals erwidern. Für ihn bin ich nur ein Mensch wie jeder andere. Gut genug für Blut, Sex und ein wenig Abwechslung. Werde ich ihm zu langweilig, dann schmeißt er mich genauso weg, wie alle anderen.“ Resigniert seufzend ging er weiter.
Sein Weg führte ihn an den Fluss entlang und als er die Quelle erblickte blieb er stehen. War er so weit gelaufen und hatte es nicht gemerkt, da er so in Gedanken versunken war? Die Quelle war ein kleines Stück vom Kloster entfernt. Man musste, wenn man langsam lief, eine gute halbe Stunde einrechnen. Das Wasser der Quelle glänzte im Mondlicht, als lägen auf der Wasseroberfläche lauter Diamanten. Das leise Plätschern wirkte beruhigend auf das Gemüt des Paters, der sich an die Quelle setzte. Unweigerlich kam ihm das Bild von Louis in den Kopf, als Amon ihn gefunden hatte. „Hier hat alles seinen Anfang genommen... Wäre Amon nicht gewesen, dann hätte ich Louis vielleicht niemals kennengelernt.“ Langsam strich Godric mit einer Hand über das Gras, ließ sich dann zurückfallen. „Hätte Amon nicht...“, wiederholte er und legte einen Arm über seine Augen, krallte sich mit der anderen Hand in das Gras. „Bin ich so wenig wert? So wenig das du nicht zurückkommst? Wenn du das wirklich für mich getan hast, dann... dann komm zurück...“, hauchte er und lockerte den Griff. Im Dunkeln konnte man ein leichtes Funkeln an Godrics Wange erkennen. Es wurde kleiner und robbte die Wange herunter, landete auf dem Gras. Seine Augen hatten sich, ohne seinen Willen mit Tränen gefüllt. Er konnte es nicht mehr zurückhalten, biss sich auf die Unterlippe. „Du Bastard! Das ist deine Schuld! Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte ich mein Leben normal weiterleben können! Was ist aus mir geworden. Sieh mich nur an. Ich fange an zu weinen wie ein kleines Kind, fahre so schnell aus der Haut und... und kann nicht mehr ohne dich!“, presste er hervor und legte seinen Arm zur Seite, sah direkt in den Himmel hoch. „Und jetzt bist du nicht einmal hier! Du sollst zurückkommen!! Du bist an allem Schuld, also stelle dich gefälligst!!“, schrie er laut, stand auf und wandte seinen Blick nicht vom Himmel ab. „Du kannst mich jetzt nicht einfach alleine lassen! Erst drängst du dich in mein Leben, bringst alles durcheinander und dann das! Das ist nicht fair!“ Die Tränen wollten nicht enden, verklärten Godrics Blick, der immer wieder ein paar Schritte ging und sich von der Quelle abgewandt hatte. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, zitterte, jedoch nicht vor Kälte. „„Komm zurück... KOMM ZURÜCK!“, verlangte er immer wieder, sank auf die Knie und sah mit Tränen unterlaufenden Augen zum Himmel.
„Sieh an was aus dir geworden ist~ Ohne mich kommst du wohl nicht mehr klar.“
Godric weitete die Augen, als er hinter sich eine bekannte Stimme vernahm. Langsam, fast in Zeitlupe hatte er den Kopf in den Nacken gelegt und sah hinter sich. Über dem Quellwasser war dunkler Nebel erschienen, der sich manifestierte. Im Wasser stand ER. Seine offenen Haare wurden vom Wind umspielt, der immer wieder an seinem schwarzen, langen Gewand zerrte, als würde er ihn wieder mitnehmen wollten.
„Louis...“, hauchte Godric, kaum hörbar und erhob sich. War das ein Trugbild? Hatte seine Fantasie ihm einen Streich gespielt oder war er es wirklich? Dieser kleinere, fast zierlich wirkende Körper, die langen, schwarzen Haare, die helle, elfenbeinfarbene Haut und diese Augen... Diese roten Augen und das herabwürdigende Lachen und diese erhabene Haltung, die jedem deutlich machen sollte in seiner Gegenwart Unbedeutend zu sein. Er war es wirklich...
„Louis!“
„Na? Hast du mich vermisst Pfaffe? Oder hast du in eine Zwiebel gebissen?“
Langsam war Godric aufgestanden, ging auf den Dämon zu, der im Wasser stand. Als er direkt vor ihm war, holte er aus und ein Klatschen war zu hören. Die Wange des Teufels wurde rot und Godric sah mit Wut geballten Fäusten zu ihm. „Natürlich habe ich dich vermisst! Das du so etwas überhaupt Fragen kannst! Verschwindest einfach ohne ein Wort, lässt mich hier allein und dann kommst du mir so? Du bist doch echt das Letzte! Ich hasse dich!“, rief Godric, hatte sich in das Oberteil festgekrallt und den Kopf darin gebettet. „Du bist die unsensibelst Person die ich kenne! Von mir aus kannst du wieder verschwinden!“, schluchzte Godric, da er das Weinen nun nicht mehr zurückhalten konnte. Die Dämme waren gebrochen. Louis stand verwirrt mit dem Pater im Arm, spürte kurz ein leichtes Ziehen in seiner Wange, die dann auch schon wieder heilte. Mit einem solchen Empfang hatte er nicht gerechnet. Er konnte dennoch nicht anders als die Arme um den Blauhaarigen zu legen und ihn an sich zu drücken. „Lass mich los! Ich hasse dich!“, rief dieser immer wieder, doch Louis ignorierte den halbherzigen Widerstand, drückte Godric noch fester an sich und vergrub seinen Kopf in die Halsbeuge und schien den vertrauten Geruch fast zu inhalieren. „Ich weiß...“, flüsterte er leise und schloss die Augen. Viele Minuten vergingen und keiner bewegte sich auch nur einen Millimeter. Godric und Louis genossen die Nähe des jeweils anderen, die Arme, die sie sanft hielten und die Zweisamkeit, auf die sie so lange verzichtet hatten. Godric spürte eine Zufriedenheit. Die sonst so verhasste Nähe gab ihm nun ein Gefühl des Glücks und der Sicherheit.
Die Zeit sollte niemals vergehen...
Nach ein paar Minuten löste sich Godric jedoch, ging aus dem Wasser und räusperte sich. Schön das du wieder da bist, aber bilde dir nichts darauf ein! Ich wurde nur von meinen Gefühlen übermannt.“ „Ach ist das so? Deswegen hast du geweint wie ein Schlosshund? Aber das war irgendwie auch ganz süß.“ Bei dieser Bemerkung wurde Godric schlagartig Rot, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Ich bin nicht süß! Abschiede und Wiedervereinigungen machen mich nun mal etwas sentimental. Dagegen ist nichts einzuwenden! Wenn du nur eine Spur Ahnung von Gefühlen hättest, dann wüsstest du Bescheid! Aber du kannst ja nichts anderes als Wetten darüber abzuhalten oder von jedem Beliebigen dich verköstigen!“, hielt er dem Schwarzhaarigen vor, der ebenfalls aus dem Wasser stieg. Ein kurzes Seufzen. Solch ein Verhalten hatte Louis schon erwartet, da die Sache mit der Wette noch nicht ausgestanden war. Natürlich würde sein Pater ihn nicht davonkommen lassen, egal wie sehr er sich über seine Rückkehr freute. „Du hast es nicht vergessen was?“ „Natürlich nicht! Als würde ich das vergessen! Du hast mit Rafael um meine Unschuld gewettet. Das ist verachtenswert!“ „Also verachtest du mich?“ Bei dieser Frage musste Godric sich zwingen nicht zu ihm zu sehen. Am Liebsten würde er bejahen, doch es wäre gelogen. Er verachtete Louis nicht, egal was er getan hatte. Die Zeit der Trennung hatte ihm schmerzlich Bewusst gemacht das alles andere tat als ihn zu verachten. „Ich... Es hat mich verletzt... Als wäre ich nichts weiter als ein Stück Fleisch für dich.“ Godric spürte die schwere der Hand, die sich auf seine Schulter gelegt hatte. Plötzlich wurde er umgedreht und spürte die feste Umarmung des Älteren. „Hey! Finger weg habe ich gesagt!“, protestierte Godric, konnte sich jedoch nicht aus dem Griff befreien. Als er ein paar geflüsterte Worte hörte hielt er inne. „Es war nicht meine Absicht dich zu verletzen...“ „Aber du hast es getan... Du verletzt mich immer. Genauso wenn du dir Blut von anderen holst.“ „Wie meinst du das? Das ist nichts weiter als Nahrungsaufnahme.“ „Das hat nichts mit dem Essen zu tun, sondern mit dem was man dabei fühlt. Das du von anderen Menschen trinkst wäre für mich genauso als wenn du Fremdvögeln würdest. Würdest du es etwa gerne sehen, wenn ich mit jemanden anders im Bett lande? Ich denke mal nicht und genauso fühle ich mich, wenn du an jemand anderem saugst. Wenn du wirklich an allen anderen saugst, dann fasse mich nicht mehr an und komm mir nicht mehr zu Nahe.“ Godric wollte nicht das Louis sich auch noch an anderen verging. Es hatte nicht einmal etwas mit seinem göttlichen Wunsch gemein andere zu beschützen. Er wollte es einfach nicht. Erst hatte er es selbst nicht verstanden, da der Gedanke ausgesaugt zu werden nicht sehr angenehm war, doch zu wissen das Louis seine Lippen an fremde Haut legte war ihm noch unangenehmer.
Louis schwieg für einen Moment, ließ sich die Worte des jungen Abtes durch den Kopf gehen. Hatte der Pater ihn gerade wirklich um Enthaltsamkeit gebeten, da er es nicht aushielt nicht der Einzige zu sein? Mit einem Mal verstand er was das alles sollte und auch Rafaels Mission war ihm kein Geheimnis mehr. Gott hatte es gewusst, die Engel und nun auch Godric. Nur er war Blind gewesen. Es war Liebe! Es war wirklich Liebe, die der Pater für ihn empfand und er konnte nicht leugnen das es bei ihm anders war. Wie um alles in der Welt waren sie nur in solch eine Situation gerutscht, fragte er sich. „Er ist ein Pater und ich der Teufel. Doch seine Worte, seine Gesten und...“ Louis Gedanken überschlugen sich. Als er den Pakt mit Gott geschlossen hatte wollte er um allen Umständen das Leben des Blauhaarigen retten. Nie hatte er solch eine Tat für einen Menschen begangen. Etwas zu opfern, damit der andere leben konnte. Mit beiden Händen packte er die Schultern des Größeren, drückte ihn sanft auf das Gras und lag über ihm, fast als wollte er ihn leidenschaftlich küssen. Tief sah er in die blauen Augen, die ihm einen überraschten und verwirrten Blick schenkten. „Du bist dir aber schon sicher mit dem was du gerade verlangst?“, fragte Louis und unterbrach den Blickkontakt nicht. „Für dämonische Verhältnisse hört es sich so an, als würdest du mit mir den Bund eingehen wollen. Wenn du verstehst was ich meine.“ Godric weitete errötet die Augen. Das es für Louis eine Erklärung für einen Bund war ahnte er nicht, denn vor dem ewigen Bund kam für ihn erst einmal die Liebe. Zumindest für ihn und die Menschenwelt. Das er gerade für dämonische Verhältnisse ihm einen Antrag machte beschämte ihn, weswegen er sein vor Scham erwärmtes Gesicht abwandte. „Einen Bund? Sollte davor nicht erst einmal die Liebe kommen, bevor man den Bund miteinander eingeht? Eine Liebe von beiden Seiten.“, fragte er und sank die Augenlider. „Momentan stehe ich ja anscheinend mit meinen verfluchten Gefühlen allein da.“, flüsterte er, sah dann Louis wieder direkt in die Augen, legte entschlossen die Hände an dessen Wangen. „Macht es dir eigentlich Spaß mit deinen dämonischen Verführungskünsten Leute dazu zu bringen sich in dich zu verlieben? Nur um sie dann auszulachen und fallen zu lassen, auf das sie ihren Sünden erliegen?“, fragte er und erhob sich soweit er konnte, um hauchzart Louis Lippen zu küssen. Nun war ihm alles egal. Es war offen ausgesprochen. Sollte der Dämon ihn doch zur Hölle jagen, die Unschuld rauben oder sogar töten. Alles wäre ihm lieber, als eine Ablehnung von ihm zu erfahren. Was war nur passiert? „Warum musste das ausgerechnet mir passieren. Einen immer tugendhaften und vorzeigbaren Pater. Bin ich nun eine Enttäuschung für alle, die mich als Vorbild sehen?“, fragte er sich in Gedanken. Er konnte sich nicht gegen seine Gefühle wehren. Den Kampf hatte er verloren. Langsam löste er sich wieder von seinen Lippen, sah zur Seite und wartete ab. Seine Anspannung war zum zerreißen nahe, die Nerven lagen blank.
Louis sah perplex zum Blauhaarigen. Mit allem hatte er gerechnet, das er wieder um sich schlafen würde, wegrennen oder ihn tadeln würde. Im schlimmsten Falle sogar Steine warf um sich zu befreien und seiner Wut Luft zu lassen. Doch das Gegenteil trat ein. Er gestand dem Teufel doch tatsächlich seine Liebe! Es waren nicht diese drei magischen Worte, doch Louis hatte verstanden. Dieser Kuss, der nicht erzwungen, sondern komplett ehrlich war, sprach eine deutliche Sprache. In seinem Leben hatte Louis schon viele Liebeserklärungen bekommen und sollte dies eigentlich schon gewöhnt sein, doch nun war es anders. Anstatt der gewohnten Routine zu folgen, spürte er ein Kribbeln, das sich in der Magengegend meldete. Der zarte Kuss schmeckte selbst nach dem Lösen noch deutlich nach ihm. War das Glück was er gerade fühlte? Louis hatte dieses Gefühl schon fast vergessen nach seinem langen Schlaf. Dieses Gefühl, das alles perfekt scheinen ließ. Die Stille machte nicht nur dem Pater zu schaffen, sondern nagte auch an Louis. „Du... sprichst verwirrende Worte.“, fing er an, rang um seine Fassung und legte sanft einen Zeigefinger auf die weichen Lippen des Paters, hatte dabei seinen Kopf wieder zu sich gedreht um ihn in die Augen zu sehen. „Das du dich in den Teufel verliebst. Ausgerechnet du. Man möchte meinen du hast akzeptiert das auch die Dunkelheit ein Teil von dir ist. Jedoch habe ich nie meine Verführungskünste an dir angewandt. Alles was du für eine Sünde hältst geschah aus freien Stücken. Es war dein eigener Antrieb. Du scheinst endlich ein vollkommener Mensch geworden zu sein. Ein Mensch mit Unschuld und Sünde.“, sprach er und rang um die richtigen Worte, um auf das Liebesgeständnis antworten zu können. Es war das erste Geständnis nach langem, was wirklich ehrlich wirkte. Amon hatte ihm nie eines gegeben und Gott? Er hatte nie geantwortet. Es gab neben Godric nur eine Person, die Lucifer geantwortet hatte. Eine Person, die ihm überallhin gefolgt war. Nun antwortete Godric ihm. Wirklich eine seltsame Welt, dachte er sich. Hatte er gedacht schon alles gesehen und erlebt zu haben und nun tat sich vor ihm eine neue Situation auf.
Nach einer gefühlten Ewigkeit legte Louis seine Hände auf die Wangen des Paters, lag fast auf diesem. Das war es also was Gott all die Zeit kommen sah. Sein heiliger Pater und der dunkle Fürst. Deswegen sollte Louis sich über seine Gefühle klar werden, sogar soweit gehen und etwas opfern. Nur um selbst überzeugt zu sein und zu erkennen das er ihn liebte. „Bist du denn dafür bereit?“, fragte er leise und seine Stimme bereitete dem Blauhaarigen eine nie dagewesene Gänsehaut. Er war Louis so nahe wie nie und es fühlte sich großartig an. Alle Zweifel waren fast wie weggefegt und die Stimme seines geliebten Teufels drang so tief wie noch nie zuvor.
„Bist du bereit die Sünde zu lieben und zu akzeptieren?"
² lat: Die heiligen Verträge wurden geschlossen und werden eingehalten
„Bist du bereit die Sünde zu lieben und zu akzeptieren~“
Im Kopf des Paters wiederholte sich die Frage abermals um abermals. Sollte er die Sünde akzeptieren? Hatte er dies nicht schon lange und war dies nicht der Grund für seine Sinnkrise? Es war Louis Schuld gewesen, soviel war seiner Meinung nach sicher, doch er konnte sich auch selbst nicht mehr dagegen wehren. Wollte er es überhaupt? Tief atmete er aus, sah dem Teufel, der ihm die Hand reichte, fest in die Augen. „Die Sünde...“, wiederholte er bedächtig und ein Lächeln legte sich auf die Lippen des jungen Mannes. „Ich brauche nicht zu sündigen um jemanden zu lieben, egal um wen es sich handelt. Der Teufel bildet dort keine Ausnahme!“ Louis weitete die Augen leicht, die Verwunderung war ihm deutlich anzusehen. Mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet und dennoch legte sich eine Hand in seine. Sanft umschloss Godric die blasse Hand des Schwarzhaarigen und fühlte die Wärme, die von ihm ausging. Eine wohlige Wärme, die seiner Seele Frieden gab. Es war seltsam, dass gerade der Teufel solche Gefühle in ihm auslöste, doch er hatte schon lange aufgehört nach dem warum zu fragen. Louis Abwesenheit hatte ihm deutlich gemacht das er nie wieder diese Hand loslassen wollte.
„Ich bin nicht Amon, kann weder so gut kämpfen wie er, noch kann ich mit dir über diese Schlüpfrigkeiten lachen über die ihr zusammen lacht. Mein Charakter ist vollkommen anders, doch in einem sind wir uns gleich: Wir lieben dich...
"Ich liebe dich.“
Ein sanfter Wind wehte ihm durch die langen, schwarzen Haare, die mit der Nacht zu verschmelzen schienen. War es das Flüstern des Windes oder doch die Wirklichkeit? Godric liebte ihn, egal wer er war. Würde seine Hand ihn nicht in der Realität halten, dann würde er es als Hirngespinst abtun. „Nun weiß ich das meine Tat richtig war.“ „Was meinst du?“ Anstatt einer Antwort, zog Louis ihn in seine Arme, schloss diese um den jungen Menschenlaib und drückte ihn an sich, als würde er jeden Moment vom Wind davongetragen werden. „Wenn du stirbst, dann werde ich dir für eine kurze Zeit in den Himmel folgen. Nun verstehe ich weswegen Gott diese Bedingung stellte. Es passt mir nicht, da ich niemandem etwas Schuldig sein möchte, besonders nicht ihm, doch in diesem Fall kann ich, glaube ich, eine Ausnahme machen.“ „Du bist für mich in den Himmel gegangen und hast eine solche Vereinbarung getroffen...?“ Der Blauhaarige wusste nicht was er davon halten sollte. Ausgerechnet der Erzfeind Gottes kam in den Himmel und bat eben diesen um das Leben eines einzigen Menschen. Um sein Leben. Würde er überhaupt noch in den Himmel kommen, nach alle dem? Er war sich unsicher, doch er schob die Gedanken beiseite und fasste allen Mut zusammen. „Ich...“, begann er, brach jedoch ab und vergrub seine Hände in die wallende Mähne seines Gegenübers. „Ich wäre bereit, wenn du für mich allein die Sünde sein würdest und nicht für andere. Ich fühle mich egoistisch bei dem was ich verlange, aber wenn, dann möchte ich doch nicht teilen. Ich will dich für mich allein.“ Nie hatte Godric solch starke Besitzansprüche gefühlt, hatte sonst nie solch egoistische Gedanken, doch seit Louis in sein Leben getreten war hatte sich einiges verändert. Abwartend sah er zum Älteren. Würde er ihm den Wunsch erfüllen? Immerhin war es der Teufel, mit dem er es zu tun hatte.
Dieser schwieg für einen Moment, senkte die Augenlider und genoss die zarten Berührungen seines Menschen. Ja, es war seiner. Schon lange hatte er Godric als Seins angesehen und wollte dies nun auch besiegeln. Das der Pater nun selbst solche Ansprüche erhob verwunderte ihn, kam ihm jedoch mehr als gelegen. „Deine alleinige Sünde? Welch egoistischer Wunsch.“, tadelte er, vergrub seine Hand dennoch in das blaue Haar und zog den Kopf des Jüngeren zu sich. Es war gerade dieser aufkeimende Egoismus, der ihn anzog. Der Pater hatte gelernt wie ein Mensch zu leben, zu fühlen und zu wünschen und dennoch war er immer noch ein Talin geblieben. Er mochte es anders sehen, doch er war Amon nun ähnlicher als je zuvor. „Ich werde deine Sünde sein, wenn du die meine bist.“ Ihre Lippen drückten sich zart aneinander und besiegelten diesen Pakt. Godric fühlte sich als würden tausende Schmetterlinge in seinem Bauch aufsteigen. Nicht nur das er es liebte Louis Geschmack zu kosten, er hatte sich ihm offenbart und war nicht abgewiesen worden. Zum ersten Mal nach langer Zeit fühlte er sich zugehörig und dieses Gefühl wollte er tief im inneren bewahren.
Sanfte Küsse liebkosten den Hals des Heiligen, der glaubte das Kribbeln würde niemals ein Ende nehmen. Bereitwillig legte er den Kopf zur Seite. Es war ihm immer zuwider gewesen, wenn Louis ihn beißen wollte, doch nun wünschte er sich dies. Er wollte eins mit dem Teufel sein, auch wenn er sich für seine eigenen Gedanken verfluchte. Das Angebot wurde natürlich gern angenommen und nur wenige Sekunden später errötete sich die Haut, welche intensiv von den sündigen Lippen bearbeitet wurde. Feuchtes Blut benetzte die Haut und der Schwarzhaarige nahm jeden Tropfen, der ihm gewährt wurde, auf. Er hatte das Gefühl das Blut schmeckte noch sinnlicher und berauschender als zuvor. Louis wusste, der Geschmack veränderte sich, je nachdem wie der Mensch zu dem Dämon stand. Viele verehrten den Teufel, wollten sich ihm als Opfer anbieten, doch keiner seiner Jünger hatte jemals solch einen reinen, ehrlichen und sinnlichen Geschmack gehabt. Zufrieden schloss er die Augen, verstand nun die Gefühle seines Gegenübers genau.
„Somit schließe ich erneut einen Vertrag, der uns miteinander verbindet.“
Die Worte waren gesprochen und der heilige Ring beherbergte nun erneut einen Vertrag. Das Leuchten schien intensiver zu sein, was daran lag das nun nicht nur der Verstand, sondern nun auch das Herz der Paktierenden dafür schlug. „Was hast du getan?“ „Nichts besonderes. Ich habe nur erneut einen Vertrag geschlossen, oder waren das nur leere Worte, dass du mein sein willst?“ Schlagartig errötete der Blauhaarige, räusperte sich dann. „Ich möchte eines klarstellen: Ich bin nicht dein Püppchen oder Eigentum!“ „Schon klar, schon klar.“ „Lach nicht so!“ Mit einem Mal umschlagen die Arme des Älteren den jungen Körper und zogen ihn zu sich. „Wie könnte ich nur mit dir spielen, wenn wir nicht einmal angefangen haben dieses Spiel zu beginnen?“, fragte er und Godric wusste bereits worauf er hindeutete, wusste aber nicht wie er reagieren sollte. Er fühlte sich nicht bereit dazu, doch gehörte es nicht dazu in einer Partnerschaft? War es wirklich richtig so zu denken?
Zu seinem Glück wurden sie gestört, da Uriel und Rafael vor ihnen erschienen. Natürlich hatten auch die Engel die Ankunft des Teufels gespürt, doch aus Respekt vor den Gefühlen des Paters abgewartet. Während Godric erleichtert war das Paar zu sehen, schien Louis weniger begeistert, murrte etwas unverständliches und sah wenig amüsiert zu den Weißgeflügelten. Rafael grinste, da er sich nur zu gut vorstellen konnte wobei sie gestört hatten, doch durch Uriels strengen Griff an seinem Ohr verstummte auch dieses. Im Gegensatz zum Windengel war dessen Miene unverändert. „Es freut mich euch wiederzusehen mein Herr.“, begann er und sah zum Teufel, wandte dann seinen Blick zum Blauhaarigen. „Im Namen unseres Herren bedanken wir uns sehr für eure Gastfreundschaft Pater, doch wir werden uns nun von euch verabschieden müssen. Unsere Aufgabe scheint erfüllt.“ Bei diesen Worten konnte Louis nicht anders als eine Augenbraue zu heben, stieß dann einen leisen Fluch gen Himmel aus, da er nun verstand was Rafaels zweite Aufgabe war. Mischte sich Gott nun auch noch in sein Liebesleben ein! Das ging doch nun wirklich nicht! „Lass los Uri.“, protestierte der Blonde, doch der Griff blieb streng und die Ohrmuschel verfärbte sich langsam ins rötliche. Godric hatte Mitleid mit seinem neu gewonnenen Freund, ahnte aber schon das diese Strenge wohl die einzige Möglichkeit war den Engel in die Schranken zu weisen. Ein wenig bewunderte er den Erdengel für seine Konsequenz, doch die Worte über den geplanten Abschied ließ dies nach hinten Rücken. „Ihr wollt schon gehen?“ „Nein! Er will gehen und zwingt mich mit ihm zu kommen! Ich will hierbleiben! Assiah ist zu gut um einfach zu gehen!“, kam die Antwort eines jammernden Engels, welcher versuchte den süßesten Hundeblick aller drei Welten aufzusetzen, um einen Freund zu überreden, was aber nicht von Erfolg gekrönt war.
„Soso, klein Rafael muss wohl wieder zurück in den Himmel was?“, mischte sich nun auch Louis wieder ein. Bittend sah dieser zu seinem alten Freund, hoffte das dieser sein Wort erheben würde. Auf ihn würde Uriel doch hören, so hoffte er. Ein breites Grinsen als Antwort. Wie er es genoss, wenn sein Engelsfreund litt, in einem musste er ihm aber zustimmen: Assiah war wirklich perfekt für das Leben eines Engels, aber auch eines Dämons und besonders das eines Teufels. Ein wenig schmunzelte dieser, begab sich dann zum dunklen Engel und legte den Arm um seine Schultern. Schlagartig ließ jener das Ohr seines Freundes los und schien überrascht. Dies nutzte Louis und zog ihn nun gänzlich in seine Arme, hatte eine Hand um seine Taille gelegt, die andere unter das Kinn geschoben und den Kopf zu sich nach unten gezogen. Es wäre ein urkomisches Bild gewesen, wie der mehr als ein Kopf kleinere den Größeren umgarnte, doch weder Godric noch Rafael waren von der Umarmung der beiden begeistert, konnten sich aber noch zurückhalten. „H...Herr... Ihr seid mir etwas zu nah...“, kam es ungewohnt verschüchtert vom Größeren, als er ein fremdes Lippenpaar an seinem Ohr spürte. „Wirklich? Bin ich das?“ Ein zögerliches Nicken war die Antwort, doch Louis schmiegte sich nur noch enger an den Engelskörper und jagte ihm damit einen Schauer über selbigen. „Mein Uriel~ Meine Perle, die niemals aufhört zu leuchten in dem Himmelsmoloch. Gewährst du deinem Herren und Meister nicht einen Gefallen, in solch einer Stunde der Not?“, hauchte er ihm zu, strich mit der Hand über den kräftigen Rücken und ließ die Hand auf seinem prallen, runden Po ruhen. „Welche Not, mein Herr?“, fragte dieser und konnte sich gegen die intensiver werdenden Berührungen nicht wehren. Den Titel Verführer trug er wahrlich nicht umsonst, dies bemerkte auch Uriel abermals, wurde dann aber erlöst, da sich sein Herr nachdenklich gibt und Abstand von ihm nahm. „Hier in Assiah gibt es so viele Probleme mit den Seelen. Wäre es nicht gut, wenn sich endlich mal jemand darum kümmern würde?“ Das sein Armageddon Schuld war an die Flut an Seelen ließ er großzügig unter den Tisch fallen und sprach ungehindert weiter. „Kümmere dich darum für mich, als Richter der Seelen sollte dies kein Problem für dich darstellen. Eine Kloster wie dies von Amoniel ist doch passend für eine solch gewichtige Aufgabe, oder irre ich mich?“, fragte er scheinheilig und gab damit seine wahren Absichten preis, da er fürchtete es könnte ohne seinen Spannerbruder Rafael doch über kurz oder lang zu Langeweile kommen. Natürlich könnte er dem Engel auch befehlen sich hier niederzulassen und der Aufgabe nachzukommen, doch Uriel in Verlegenheit zu bringen gehörte zu seinen liebsten Beschäftigungen. Dieser suchte sich halt an seiner Sense und schien in Gedanken versunken. Ihm blieb am Ende dieser jedoch nur eine Antwort und so willigte er ein, was Rafael Freude ins Gesicht zauberte. „Das ist doch eine perfekte Idee! Dann bleibe ich auch hier und gebe den Hinterbliebenen eine seelische Stütze! Derweil kannst du deinen Richterkram machen! Ist das nicht toll!?“ Überschwänglich umarmte er seinen Freund und drückte sich schnurrend an ihn. „Das schaffen wir Urilein!“, meinte er zuversichtlich, bekam von ihm aber nur einen zweifelnden Blick. Derweil hatte sich auch Louis wieder an seinen Pater geklebt, da er nicht außen vor bleiben wollte. „Hast du das gemacht um Rafael eine Freude zu machen, damit dieser noch länger bleiben kann?“, fragte dieser ihn und musste sich erst einmal mit der neuen Situation zurecht finden. Das überschwängliche „Kleben“ seines neuen Freundes machte es ihm nicht leichter und er musste sich tatsächlich fragen, als er die Engel ansah, ob dies doch nicht nur ein dämonisches Phänomen war seinen Partner derart auf die Pelle zu Rücken. Rafael schien jedenfalls keine Scham zu kennen und begann Uriel abzuküssen, was dieser aber nur mit einem Handkantenschlag auf dessen Kopf quittierte. „Jetzt wo wir noch etwas hierbleiben kommen wir vielleicht auch endlich mal zu unserem Spaß.“, schnurrte Rafael und zwinkerte Louis kurz zu, nahm dann seinen Liebsten mit sich, der über solche Worte nur den Kopf schütteln konnte. Dies war nur einer der Seiten, die der Blonde an ihm liebte. Er liebte ihn dafür, wie er von außen ein großer und furchteinflößender Mann war, der niemals seine Pflichten vergaß und ihnen ohne Fehl und Tadel nachkam, innen aber so weich und herzensgut war. Es machte ihn stolz, dass Uriel ihm diese Seite gezeigt hatte und ja, er liebte es so sehr diesen Mann unter sich zu haben und mitanzusehen wie der Gefestigte sich nicht mehr wehren konnte und seinen Gelüsten nachgab.
„Unser Pfaffe scheint zu vergessen wen er vor sich hat. Würde der Leibhaftige wirklich jemals etwas uneigennütziges vollbringen?“, kam die Rückfrage, doch ganz Unrecht hatte der Pater nicht, was er diesem aber niemals auf die Nase binden würde. „Du wolltest Uriel also nur in Verlegenheit bringen, hm? Wie gemein.“, antwortete Godric schmunzelnd, spürte erneut die Lippen des anderen auf den eigenen. „Ich bin das Böse~ Du solltest dich vor mir in acht nehmen.“, raunte dieser in den Kuss, was dem jüngeren ein Kribbeln auf den Lippen einbrachte. Sanft zog er diesem am Nacken zu sich und vertiefte den Kuss. Seit achtundzwanzig Jahren hatte er niemanden geküsst und nun schien es so, dass er fast danach süchtig werden würde. Ob es am Küssen allgemein lag, oder an diesen Mann, dem er sich so sehr hingezogen fühlte? „Ich zittere schon vor Angst~“, raunte er zurück, löste sich dann und wandte sich ab. „Nun wo wir alleine sind, wäre das Böse vielleicht so nett und würde mit mir Kräuter sammeln gehen?“ „Wie?!“
Louis konnte sich weitaus besseres vorstellen als Kräuter zu sammeln, doch der junge Pater meinte es wohl wirklich Ernst, da er seinen Korb aufgehoben hatte, der durch den ganzen Trubel etwas abseits lag. Gern würde er ihn etwas anderes Pflücken lassen, doch er musste schnell erkennen das dieses Thema ihm nun noch unangenehmer war als zuvor. Die kommenden Tage waren für Louis, sowohl auch für Godric voller neuer Eindrücke. Selbstzweifel bedrückten des Öfteren das Gemüt des Paters. Er wusste, er hatte alles richtig gemacht. Seinem Herzen zu folgen war nicht gleichbedeutend mit einer Sünde und dennoch fühlte er sich, als hätte er sein Amt betrogen. Louis war in dieser Zeit verschwunden und er fragte sich was dieser vorhatte. Nach dem Sammeln der Kräuter vor einigen Tagen, hatte er sich zu jeder freien Zeit, in der er nicht schlief, in sein eigenes Gemach zurückgezogen. Hatte Louis nach nur wenigen Tagen keine Lust mehr auf die Beziehung oder war er ihm gar überdrüssig geworden? Viele Gedanken plagten den Blauhaarigen und er sorgte sich, jedoch nicht nur um seinen Liebsten, sondern auch um das, was dieser auszuhecken schien. Es war selten, dass er so viel Zeit im eigenen Gemach verbrachte, da er es sonst immer vorzog das paterliche Bett zu beschlagnahmen. Selbst ein zögerliches Klopfen an der Wand führte zu keiner Antwort und die Tür schien wie verschlossen.Seufzend verschwand Godric, während im inneren des Raumes der Teufel seinen eigenen Dingen nachging. Er hatte seinen Liebsten gehört, schwieg jedoch und widmete sich seinem Experiment. Gläser standen auf dem Boden, einige sogar befüllt mit Flüssigkeiten welche ein groteskes Aussehen hatten. Louis kannte sich gut aus mit dem Mischen von Kräutern und er hatte einen Plan wie er das bekam, was er sich wünschte. Mit zufriedener Miene goss er all die Flüssigkeiten zusammen, welche ein dunkelviolettes Gemisch ergaben. „Daraus lässt sich einiges machen. Godric wird seine Hemmungen schon noch verlieren und bemerken wie schön es ist sich einfach nur gehen zu lassen.“ Mittel, die zu Erbrechen und Durchfall führten waren ihm zu langweilig. Dies hatte er oft an Eros ausgetestet mit der Begründung er wolle mehr über den Menschen lernen. Nun aber war es ein Aphrodisiakum, dass er dem Pater einflößen wollte. Selbst mit seinem Engelsblut konnte er sich nicht dagegen wehren. Lucifers Aphrodisiakum war zu mächtig. „Nun muss es nur noch zwei Tage reifen und mein Pfaffe hat den besten Sex seines Lebens.“ Über seinen Plan lachend schüttete er das dampfende Gebräu und stellte diese in eines der kühlen Vorratslager des Klosters.
„Noch nie war der Garten so schön wie jetzt. Wir danken dir für deine Hilfe Bruder Uriel.“, kam es von einem jungen Mönch, der mit dem schweigsamen Engel und zwei weiteren Mönchen im Klostergarten stand. Es war ein großer Garten, der neben gewöhnlichen Pflanzen auch Heilkräuter, Gemüse und Obst beherbergte. Der Ort war dafür Ideal. Auf dem Götterberg gab es genug Sonne und Platz. Bis auf einige Kleinigkeiten versorgte sich das Kloster seit jeher selbst und es gab Mönche, die waren speziell für die Gartenarbeit eingeteilt und ausgebildet worden. Godric hatte den Engeln erlaubt zu bleiben, wenn sie sich nützlich machten und sich im Kloster eingliedern würden. Natürlich hätte er sich nie erlaubt die Wesen seines Gottes zu verscheuchen, doch er wollte die Ordnung bewahren, die ihm einen gewissen Halt gab. Uriel hatte nicht gezögert und sich diese Arbeit ausgesucht. In der Mönchskutte bekleidet und mit zusammengebundenen Haaren stand er im Grün und seitdem sich der Engel darum kümmerte, schien der Garten in neuer Blüte zu stehen. Selbst einfache Pilger bemerkten den Unterschied und die neue Üppigkeit der Pflanzen, blieben immer wieder fasziniert stehen und legten eine Rast im Schatten des Grün ein.. „Ihr müsst auf die Erde achten. Gesunde Pflanzen wachsen in gesunder Erde. Sie zeigen euch, wenn es ihnen schlecht geht.“, erklärte Uriel. Die kleine Gruppe nickte und kümmerte sich um ein Blumenbeet, während der Engel selbst die Harke in die Hand nahm um die Erde aufzulockern, da neue Samen eingepflanzt werden sollten.
„Ach Uri. Kannst du nicht lieber bei mir etwas einpflanzen?“, sprach eine helle Männerstimme anzüglich und der Angesprochene wusste sofort um wen es sich handelte. Rafael war seiner Bestimmung gefolgt und stärkte die Gruppe der Heiler, von denen es im Kloster nur wenige gab. Für wirklich ernste Notfälle ging man in das örtliche Krankenhaus, doch Dinge, die man ohne moderne Medizin regeln konnte, nahmen sich die Heiler an, wie die Mönche genannt wurden, die in der Medizin bewandert waren. Da es aber wenig Krankheiten gab hatte der Blonde nicht viel zu tun und Schälchen zu spülen war ihm auf Dauer zu langweilig, weswegen er sich davongestohlen hatte. „Rafael. Hast du nicht eine Aufgabe?“ „Nun sei doch nicht so streng zu mir Uri. Die haben alle keine Ahnung und wenn etwas passiert, dann kümmere ich mich schon darum. Alle sind Gesund und niemand Krank. Nur mir fehlt etwas, nämlich deine Zuneigung.“, kam es von ihm und er zog einen mitleidigen Schmollmund. Lange hatte er von seinem Uriel nichts mehr gehabt. Durch seinen Auftrag war er die ganze Zeit auf Assiah und so von ihm getrennt und seitdem der Erdengel hier im Kloster wohnte hatte er ebenfalls noch nicht wirklich viel Zeit gehabt für Intimität. Der Alltag war streng geregelt und es war sein Nachteil das Uriel wesentlich Pflichtbewusster war als er. Seufzend legte dieser die Hand auf den Blondschopf, zog ihn dann sanft von sich, da Rafael es sich nehmen ließ sich bei seiner Ansprache immer weiter an den Dunkelhäutigen zu schmiegen. Die verwunderten Blicke der anderen Mönche hatte er dabei ignoriert und widmete sich voll und ganz seinem Partner und versuchte ihn ein wenig Zweisamkeit abzuringen. „Nur ein Kuss ja?“ Uriel hatte die Arme um den Kleineren gelegt, da dieser schon beinahe ins Feld gefallen wäre.
„Du weißt aber schon, dass ein Kloster für Enthaltsamkeit bekannt ist, oder?“, unterbrach eine mahnende Stimme den Kuss. Godric stand im Garten und sah weniger erfreut aus, doch Rafael ließ sich die Stimmung nicht vermiesen. Er ahnte schon das der junge Pater wegen jemand ganz bestimmten mies gelaunt war. „Klar, aber was keiner weiß, macht keinen heiß. Solltest du auch mal testen.“, antwortete der blonde Engel keck, leckte sich über die Lippen und wandte sich dann dem Neuankömmling zu. „Was ist passiert Lämmchen? Du scheinst heute besonders verstimmt. Hat Luci mal wieder etwas angestellt?“ Godric massierte sich die linke Schläfe. Er hatte das Gefühl langsam Wahnsinnig zu werden bei seinen neuen Gästen, konnte aber den beiden nicht wirklich böse sein. Man konnte sehen wie sehr Rafael seinen Partner liebte und dies wollte ihm auch er nicht vermiesen. Entschuldigend sah er zu beiden, setzte sich dann auf die kleine Holzbank, welche am Rand der Felder stand. Auch er staunte nicht schlecht über den neuen Glanz des Gartens. Selten hatte er die Gelegenheit diesen zu bestaunen, obwohl er gern spazieren ging oder einfach nur die Natur bewunderte. „Hier sieht es wirklich schön aus. So bunt und voll habe ich den Garten lange nicht mehr gesehen. Ist das dein Werk Uriel?“ „Alle haben hart gearbeitet für dieses Ergebnis.“ Rafael lachte kurz auf und schlug seinem Freund leicht gegen die Schulter. „Ach was! Uriel weiß einfach wie man Knospen zum blühen bringt!“ Schweigen.
Mit einem Schwung setzte sich der Blonde zu dem erschöpften Pater und überging dieses peinliche Schweigen. Er war niemand, der sich davon Beeindrucken ließ. Stets hatte er einen lockeren Spruch auf den Lippen und das würde sich auch in den nächsten Jahrtausenden nicht ändern. „Naja, Spaß beiseite. Was ist passiert Lämmchen? Kann ich dir helfen?“, fragte er nun mitfühlender. Erneut ein Seufzen, dann sah er abwechselnd zu beiden Engeln, die ihm wirklich zuhören wollten. „Manchmal frage ich mich warum ich mir das überhaupt aufbürde. Louis hat seit geraumer Zeit keine Zeit mehr für mich! Nur wenn wir schlafen sind wir zusammen. Nicht das es mich stören würde... Ich meine, so ist der Tag wesentlich entspannter, aber... Naja ihr wisst schon.“ Unsicher nestelte er an seinem Ärmel und sah zu Boden. Noch nie hatte er so etwas gefühlt und fühlte sich ein wenig hilflos. War er eifersüchtig? Louis bereitete ihm so viel Ärger, dennoch wollte er ihn immer in seiner Nähe wissen. Besonders seit dem sie ein Paar waren und nicht mal dieser Fakt war für ihn klar. „Also Louis und ich, ja? Wir sind zusammen oder? So richtig, wie es eben üblich ist. Trotzdem bin ich verwirrt.“ „Daran besteht kein Zweifel Pater. Macht euch keine Sorgen. Ihr seid nicht mit irgendwem zusammen, sondern mit dem dunklen Herren. Das euer menschlicher Geist verwirrt ist, ist nur natürlich.“ „Paaaapperlapapp!“, unterbrach Rafael und räusperte sich. Die Blicke gingen zu ihm. „Der Fakt ist doch unser Lämmchen sich mehr wünscht als jetzt. Liebe, Leidenschaft und vieles mehr. Er muss erst einmal lernen damit umzugehen. Schon alleine weil er, wie du schon sagtest, nicht mit irgendwem zusammen ist. Unser Luci ist da schon eine ganz andere Marke.“ „Das mag sein, doch unser heilige Pater zweifelt nicht an seinen Gefühlen, sondern an der Entwicklung. Natürlich spielen seine Gefühle eine große Rolle, das bestreite ich nicht, doch es ist eine Sache sie zu verstehen, wenn man nicht die Beziehung versteht. Du vergisst, unser heiliger Pater hatte zuvor nie einen Partner an seiner Seite, weswegen die Unsicherheit groß ist.“ Immer wieder ließ Godric den Blick zwischen den Beiden schweifen. Mit beiden Punkten konnte er sich gut identifizieren. Er wusste weder, wie er diese Beziehung führen sollte, noch wusste er besonders viel wie er sie mit diesem Partner führen sollte. Louis war nicht irgendwer und das was er sich wünschte war nicht irgendwas. „Ich bin dennoch der Meinung das in der Beziehung beide Rücksicht nehmen sollten! Egal ob Teufel oder nicht! Ich möchte nicht mein erstes Mal einfach so haben, sondern es soll etwas besonderes sein! Es ist mir klar, dass er vor mir schon viele hatte, aber ich möchte das nach mir niemand mehr kommt. Außerdem wünsche ich mir das...“ Godric brach ab und eine leichte Röte war in seinem Gesicht zu erkennen. Es war ihm unglaublich peinlich über so etwas zu sprechen. „Es ist nicht so, dass ich es mir nie vorgestellt habe, aber... Ich glaube ich habe Angst davor. Angst ihn zu enttäuschen, aber auch mich selbst. Was ist wenn ich nicht gut genug für ihn bin und er das Interesse an mir verliert? Er hatte doch schon so viele...“ Godric wurde immer leiser und der letzte Satz war nur noch in einem Flüsterton zu hören. Rafael sah nachdenklich zu dem Geplagten, der aufsah als Uriel sich neben ihn setzte und die Hand auf seine Schulter legte. „Uriel...?“ „Macht euch keine Sorgen. All diese Gedanken sind natürlich. Das beweist eure Menschlichkeit, aber auch eure große Zuneigung ihm gegenüber. Ihr möchtet ihn nicht enttäuschen und hemmt euch selbst. Eure Gesinnung ist edel und bis jetzt habt ihr Keusch gelebt. Nun, eine andere Welt kennenzulernen, ist nicht leicht, doch ihr müsst diesen Weg nicht allein gehen. Der Meister weiß sicherlich um eure Hemmungen und möchte sie euch nehmen, nicht nur weil er Lucifer ist, sondern euer Partner. Habt vertrauen in euch und eure Beziehung. Es ist ganz sicher eine.“ Diese Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen und brachten Godric zum nachdenken. Rafael seufzte verliebt und nickte dann. „Luci ist schon so ein Perverser, aber ich habe noch nie gesehen das er auf jemanden so sehr wartet.“ „Wie meinst du das?“ „Das ist doch Sonnenklar Lämmchen! Bis jetzt hat sich ihm jeder hingegeben oder er hat sich genommen was er wollte. Doch bei dir wartet er und lässt sich wirklich auf all das hier ein.“ „Jetzt wo du es sagst. So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Vielleicht ist er genauso überfragt wie ich. Am besten ich spreche persönlich mit ihm. Ist es in Ordnung...?“ Beide Engel nickten und entließen den Pater aus ihrer Mitte, welcher sich bedankte und mit neuer Kraft an seine Arbeit machte. Rafael lehnte sich an seinen Liebsten und sah zu ihn hoch. „Die junge Liebe. Aber sag mal Uriel. Hast du dich damals auch so gefühlt, so unsicher?“ Der Angesprochene nickte und sah in das blaue Augenpaar. „Es ist nur natürlich und ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung.“ „Ach Uri!! Ich liebe dich so!“ „Du bist unmöglich!“ „Ich weiß, aber das macht meinen Charme aus.“ Mit geschlossenen Augen spürte er die Lippen seines Liebsten und kam so doch noch zu seinem Kuss.
Am Abend hatte sich Godric etwas besonderes einfallen lassen. Eigentlich war es an sich nichts Besonderes, doch er wollte dem Teufel damit eine Freude machen. Mit zwei Tellern bewaffnet, gefüllt mit Reis und Pilzsoße, ging er in sein Zimmer, da er um diese Uhrzeit seinen Partner dort erwartete. Ihm war aufgefallen das Louis nicht aß, außer das Blut, welches er ihm überließ. Er hatte ein schlechtes Gewissen selbst zu Essen, während ein Anderer nur daneben saß. Zwar wusste er das der Teufel nichts irdisches brauchte, dennoch hatte er den Wunsch ihm etwas zu bringen und so gemeinsam mit ihm zu Speisen. Zu diesem Anlass hatte sich Godric selbst in die Küche gestellt und ein einfaches Gericht, Reis mit Pilzsoße, zu kochen. Gern stand der junge Abt in der Küche, hatte aber nur selten dafür Zeit. Es gab einen Plan wann wer dran war mit Kochen und jeder hielt sich daran, doch Godric stand als Abt nicht auf diesem, da es nicht zu seinem Aufgabenbereich gehörte. Diesmal wollte er aber eigens für ihn ein Mahl zubereiten. Unterwegs traf er Rafael mit einer Flasche Wein in der Hand. „Du trinkst?“ „Nicht doch! Wir nehmen in gemütlicher Runde ein Glas Wein zu uns. Das Stärkt die Freundschaft zwischen uns und den Mönchen!“ Langsam hob Godric eine Augenbraue, schüttelte dann aber nur den Kopf und ließ den Blonden machen. Es war ja nicht schlecht, wenn sich alle gut verstanden, auch wenn er dem Alkohol nur wenig abgewinnen konnte. Er hatte viel gehört über die Bedeutung des Wein im Himmel und auch in der Religion tauchte dieser vielfach auf, weswegen er dem Engel nichts verbieten wollte. „Na dann viel Spaß.“ „Oh ja! Den werden wir haben! Ich wusste ja nicht das ihr so gutes Zeug in eurer Vorratskammer habt!“ Lachend ging er und der Blick des Anderen folgte ihm nachdenklich. „Das wusste ich allerdings auch nicht...“ Anstatt weiter darüber zu grübeln schlug er den Weg zu seinem Zimmer ein, da er heute Abend die Zweisamkeit mit dem Schwarzhaarigen nicht missen wollte. Seine Erwartungen wurden nicht enttäuscht und Louis lag in seinem Bett, schlief jedoch nicht, was ihn die leichten auf und ab Bewegungen des dämonischen Schwanzes verrieten.
Vorsichtig stellte Godric das Tablett mit dem Essen auf den kleinen Nachttisch ab und gesellte sich zu dem Älteren. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ „Mir? Was könnte dies sein?“, fragte Louis neugierig und drehte sich zu ihm und bekam prompt einen Teller gereicht. „Was hat das zu bedeuten?“ „Nun, ich dachte wir könnten gemeinsam essen. Also nur du und ich.“, antwortete Godric schüchtern und hoffte das sein Essen Anklang fand. „Ich habe es nicht nötig zu speisen wie ihr. Welchen Sinn hat dies?“ Ein seufzen war zu hören, doch es war ihm schon klar gewesen das Louis nicht einfach mit ihm aß. „Ich dachte mir..., naja du und ich, allein.“, stammelte er und rang nach den richtigen Worten. „Also ich finde es ehrlich gesagt schade das du nur zusiehst. Du bist doch ein Teil unserer Gemeinschaft, auch wenn du dich wohl nicht so siehst. Es ist mehr als nur Nahrung aufnehmen, wenn Menschen miteinander essen. Aber vielleicht schmeckt es dir ja auch nicht. Ich habe es selbst gemacht.“ Beschämt nahm er seinen Löffel, häufte sich etwas Essen auf diesen und steckte ihn in den Mund. Unschuldig blinzelte er zum anderen, der unschlüssig den Löffel in der Hand hielt. „Du hast es selbst zubereitet?“ Ein Nicken. Man konnte sehen wie Louis mit sich rang. Essen oder stehen lassen? Er hatte das Gefühl es würde ihm viel bedeuten, wenn er es wenigstens einmal probieren würde. Zu dessen Freude tat er es und so wartete er gespannt auf das Urteil ab. Würde es ihm schmecken oder würde er gar deswegen erst recht nichts irdisches mehr zu sich nehmen? Sekunden wurden zu Stunden und als Louis die Anspannung bemerkte sah er nur zu dem kleineren, der an seinem Löffel zu kauen schien. Kurz räusperte er sich. „Es ist gut.“, kam dann die erlösende Antwort. „Wirklich?“ „Ja, wirklich! Aber du bist noch um einiges besser.“, antwortete er charmant und lehnte sich an den Jüngeren. Sanft leckte er ihm etwas Soße von der Wange, was Godric tief erröten ließ. „Du wieder.“, wisperte er leise lachend und war innerlich mehr als nur zufrieden. Es hatte ihm wirklich geschmeckt! Zusammen aßen sie im Schein einer Kerze, die ein warmes Licht spendete. Satt und zufrieden lehnte sich Godric an den warmen Körper seines Partners und schloss die Augen.
Lautlose Schritte huschten mitten in der Nacht durch die Gänge des Klosters. Nur eine Silhouette war im Schein der Sterne zu erkennen. Mit etwas in der Hand ging sie zielgerichtet zu einem Gemach, öffnete jedoch nicht die Tür, sondern wehte wie der leichte Abendwind durch diese, bevor er wieder Form annahm. „Urilein.“, säuselte die Gestalt und der Genannte, der noch am Schreibtisch saß und zu arbeiten schien, nahm kaum Notiz von ihm. Mit einer Schreibfeder, die er immer wieder in ein Glas Tinte tauchte, schrieb er etwas auf Pergamentpapier. Die Schrift schien jedoch nicht schwarz von der Tinte, sondern brannte sich in goldene Symbole, in das elfenbeinfarbene Papier ein. Vertieft in seiner Arbeit schien er das Rufen zu ignorieren, bis er weiche Lippen an seinem Hals spürte. Eine Flasche wurde auf den Schreibtisch gestellt, ohne das die Liebkosungen unterbrochen wurden. „Rafael...“, wisperte der Schwarzhaarige und ließ seinen Blick zur Seite wandern, der direkt auf den himmelblauen Blick des anderen traf. Der Genannte grinste nur und ließ es sich nicht nehmen auf den Schoß des Älteren Platz zu nehmen. „Na endlich beachtest du mich. Während ich mit den Mönchen ein Glas Wein getrunken hatte warst du Abwesend.“ „Ich habe zu arbeiten.“ Kurz sah Rafael zu der Pergamentrolle, die sich von selbst zusammengerollt hatte. In der Mitte war ein Siegel zu erkennen, mit der sie geschlossen wurde. Er erkannte die Rolle, welche wohl Namen von Seelen beinhaltete, die kürzlich verstorben waren. Uriel hatte eine wichtige Funktion im Himmel, dies wusste er, dennoch war er der Meinung, ab und an konnte man auch eine Pause einlegen und sich amüsieren. Besonders Uriel hatte es, seiner Meinung nach, nötig. „Nur für einen kurzen Moment. Der Wein ist wirklich gut! Ich habe uns noch einen Schluck aufbewahrt. Komm und trink mit mir. Das haben wir so lange nicht mehr getan.“ Der Angesprochene seufzte, nickte dann aber. Rafael hatte Recht. Nur selten sah sich das Paar im Himmel und hatte die Chance in trauter Zweisamkeit ein Glas zu sich zu nehmen. „Einverstanden.“
Erfreut über diese Antwort sprang Rafael vom Schoß seines Liebsten, nur um wenig später die zwei mitgebrachten Gläser mit Wein zu füllen. Es reichte gerade noch für diese Beiden. „Du wirst sehen, ich habe dir nicht zu viel versprochen. Dieser Wein ist besonders gut. Ich hatte nicht gedacht, dass es hier solch ein Wein mit diesem unvergleichlichen Aroma gibt. Es schien schon fast, als hätte er mich angezogen!“ Das eine Glas nahm er selbst, das andere überreichte er Uriel, welcher die rote Flüssigkeit langsam im Glas schwenken ließ. Er roch ebenfalls den verführerischen Duft des Getränks, der sich im Zimmer ausbreitete. Es schien fast, als würde es all seine Sinne ansprechen. „Fürwahr..., wirklich ein angenehmer Geruch.“, stimmte er zu und sah zu seinem Gegenüber, hob das Glas an seines und begann mit ihm zeitgleich zu trinken. Kein Tropfen wurde verschwendet und mit einer angenehmen Wärme im Inneren ließen sie ihr Gläser sinken. „Das ist heute erst mein Zweites und dennoch fühle ich mich so benebelt, fast berauscht. Vertrage ich auf Assiah etwa weniger?“, beklagte sich Rafael und ließ sich auf das Bett sinken. Jeder im Himmel wusste wie Trinkfest der Windengel war und zu keinem Glas nein sagte. Das er ausgerechnet hier sich nach dem zweiten Glas so berauscht fühlte, war ihm neu. „Irgendwas stimmt hier nicht..., aber ich bin jetzt nicht in der Stimmung das zu überprüfen..., eher...“ Weiter konnte er nicht sprechen, da sank er schon zur Seite in das weiche Kissen, hatte einen glasigen Blick und trug ein Lächeln, als hätte er das Glück der Welt gepachtet.
Langsam legte Uriel die Hand an die Stirn und stellte sein Glas auf den Tisch ab. Er fühlte sich ebenfalls schummerig, zeitgleich brodelte eine Hitze in ihm wie nie zuvor. „Was passiert mit mir?“ Er fühlte sich, als würde die Hitze seinen Körper von innen verglühen lassen. „Ich..“ Fahrig strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht, stand auf und schien einen vielsagenden Blick zu haben. Es war, als würden alle Gedanken von ihm abfallen. Sein Blick war auf die liegende Person in seinem Bett gerichtet. Schritt für Schritt kam er auf diese zu, kroch auf das Bett und hatte sich über ihn platziert. Mit einer Hand strich er durch das weiche, helle Haar nur um ein Kuss auf diese zu hauchen. Überrascht sah Rafael dem Treiben zu. War es ein Traum? Spielten seine Sinne verrückt oder war er schon so betrunken das er Bilder sah? Seit wann lag Uriel bitteschön oben? So etwas hatte es in ihrer Beziehung noch nie gegeben. Es war immer er, der den ersten Schritt gehen musste. Von allein hatte der dunkle Engel niemals Körperkontakt gesucht. Er fand es schon immer schade, hatte aber gelernt das dies kein Zeichen der Abneigung war, sondern einfach seine Art. Genüsslich schnurrte er und sah grinsend zu diesem. „Wenn du schon oben bist, dann mach auch etwas. Ich.. brauchte dich Uriel.“, raunte er, da die Hitze auch ihn zu Übermannen drohte. Was war das nur für ein Wein, fragte sich Rafael, ließ aber alle Gedanken fahren, als man seiner Bitte nachkam. „Ob du es wirklich verdient hast?“, hauchte Uriel fragend in das Ohr des unten Liegenden und fing an zärtlich daran zu knabbern. „Ich hörte du würdest sündigen. Sünder verdienen ihre Strafe.“, führte er ruhig fort und ließ die Zunge gemächlich über die Ohrmuschel gleiten, was dem Anderen einen wohligen Schauer bereitete. „Und wie sähe die Strafe aus? Bitte Uriel, erlöse mich von meinen Sünden.“, bat Rafael und schlang einen Arm um dessen Nacken und ließ die andere zu Uriels Po wandern. Dieser hatte aber die Hand von dort wieder vertrieben und tadelnd den Zeigefinger erhoben. „So nicht, mein Lieber. Du bist in dieser Nacht mein und ich werde entscheiden wann was geschieht.“ Mit diesen Worten gab er dem Jüngeren einen Handkuss, der bei diesem schon fast dahinschmolz. Er hatte bemerkt das Uriel ganz anders war als sonst. Er war stürmisch, herrisch und in seiner Lust schon fast egoistisch. Er war wirklich wie ein dunkler Engel und er wusste, diesen Beinamen trug er nicht umsonst. Doch warum jetzt? Er war immer ein Quell der Tugend gewesen, ein Vorbild für alle anderen Engel. Ohne Fehl und Tadel hatte er dem Licht gedient, doch es gab in ihm noch eine andere Seite, welche Lucifer diente. Es schien, als hätte etwas seine andere Seite geweckt, seine dämonische Seite. Nie hatte sie Uriel jemanden gezeigt, nicht einmal seinen Partner. Er hatte immer gewusst, er war anders als alle anderen Engel. Nicht vollkommen zugehörig zu Gott, aber auch nicht zu Lucifer. Er war jemand, der beide Seiten beobachtete und ihnen diente. Er war... beides.
Uriel erhob sich, legte langsam die Hände an seine Wangen und leckte sich über die Lippen. „Ich will dich. Dich und dein Licht. Ich werde mir alles nehmen und du wirst nicht anders können als um mehr zu betteln.“ Im gleichen Moment erschienen seine Flügel und zeigten seine wahre Natur. Eine weiße Schwinge leuchtete in der Dunkelheit, während daneben eine ebenso große, pechschwarze Schwinge schon fast mit dieser verschmolz. Mit zitternder Hand streckte Rafael die Hand nach dieser Schwinge aus, strich durch die schwarzen Federn. Ja, das war sein Uriel. Der erste und älteste der vier Elementaren. Geschaffen von Gott und Lucifel. Inhaber der dunklen und hellen Seite zugleich. Rein wie ein Engel und dennoch verführerisch wie ein Dämon. Rafael konnte nicht glauben was hier passierte. Schien Uriel ebenso betrunken zu sein und auf Assiah seine Hemmungen zu verlieren, jene die er im Himmel immer bewahren konnte? Er war nicht mehr er selbst. Seine Aura hatte sich gewandelt und vermischt. Sie war verführerischer und eindringlicher. Rafael konnte und wollte sich nicht davon befreien. Schon immer wusste er das sein Uriel zwei Seiten hatte, doch es war ihm egal. Er liebte ihn, so wie er war. Für ihn war er in diesem Zustand am Schönsten, weswegen er nicht mehr warten wollte. „Uriel. Du willst es doch auch. Bitte, lass mich nicht weiter leiden. Ich will dich hier und jetzt.“, flehte er. Dieser schien belustigt über diese Worte und sah zu dem Engel hinab. „Wirklich? Du scheinst ziemlich gut zu wissen was ich begehre und was nicht.“ Gemächlich ließ er sich hinab und versiegelte die Lippen des Anderen mit einem Kuss. Durch seine Verwandlung hatte er fast ebenso spitze Krallen wie ein Dämon, weswegen er mit einer Bewegung mitten durch die Kleidung des Blonden ging und sie entzwei Riss. Eine entblößte Brust kam zum Vorschein, die von einer gierigen Zunge gleich begrüßt wurde. Mit der Zungenspitze leckte Uriel über die zarte Haut, welche immer wieder unter den Berührungen zuckte. Sein Weg ging zu den Brustwarzen, die schon an Härte angenommen hatten. „Dein Körper scheint nach mehr zu schreien. Welch frevelhafter Wunsch für einen Engel deines Ranges.“ Mit diesen Worten biss er in die Härte, was Rafael erregt aufschreien ließ. Schmerz breitete sich aus, wurde aber von der Erregung überlagert. Es war nicht so, dass er nur auf Blümchensex stand. Nein, er mochte auch eine härtere Gangart, die er leider nur selten praktizieren konnte. Das Uriel nun selbst damit begann das Tempo derart anzuziehen und ihn zu quälen war für ihn eine mehr als nur willkommene Abwechslung. Natürlich wurde die andere Brustwarze nicht vergessen und erhärtete sich weiter unter den massierenden Berührungen von Uriels Zeigefinger. Dieser machte sich einen Spaß daraus ihn immer weiter zu reizen und an den Rand der Erregung zu bringen, indem er sie immer wieder mit der Kralle leicht kratzte. „U...Uriel...!!!“, kam es unter Keuchen. Rafael schloss die Augen. Ihm blieb nichts anderes als sich dem hinzugeben. Er war ein Gefangener seiner Erregung, die sich auch zwischen seinen Beinen zeigte. Sein Glied war schon schmerzhaft Steif und sehnte sich danach Zuwendung zu erhalten. Mit einem Mal wurde von ihm abgelassen, weswegen er die Augen öffnete und seinen Partner beobachtete. Dieser war aufgestanden und entblößte ein Teil seiner Schulter. „Ahnst du wie sehr ich dich will?“, verlangte er zu wissen. „Ich erahne es Uri.“, schnurrte er zurück und beobachtete wie Uriel Stück für Stück sein Gewand fallen ließ und seine sündige, dunkle Haut präsentierte. Für Rafael war es mehr als eine Sünde wert. Solange er lebte, wollte er von dieser kosten und würde niemals genug bekommen von diesem Engel, der auch den Teufel in sich trug. Lange hatte er nach etwas gesucht was sein Verlangen befriedigte und in Uriel hatte er es gefunden. Damals war er ungebunden und ließ es sich nicht nehmen von den Früchten zu kosten, die ihnen die Menschen anboten. Als dieser Engel in sein Leben trat hatte er nur noch von seiner genascht und wollte nie wieder eine andere. Es war Uriel, den er brauchte und begehrte. Er war ein Engel, den es nicht noch einmal gab und geben würde. Sein Uriel, der sich zwischen seinen Beinen platzierte und ein wohliges Kribbeln im Innenbereich der Schenkel hinterließ, an denen er kratzte. Ein sanfter Druck wurde auf seinem Hals ausgeübt, als der Dunkelhaarige ihm einen Knutschfleck, direkt seitlich verpasste. Das Pochen schien nicht aufhören zu wollen und auch wenn solche Flecken binnen kürzester Zeit wieder durch den natürlichen Heilungseffekt der Engel verschwanden, wollte keiner von beiden diese missen. „Wie du dich mir förmlich anbietest. Ich werde dich dafür belohnen.“ „Oh ja... Belohne mich. Ich war immer lieb gewesen.“, antwortete Rafael unter Keuchen. Er glaubte nicht das Uriel ihn nehmen würde, da dieser bis jetzt immer nur Passiv war, doch eine leise Hoffnung keimte dennoch in ihm auf. Das dieser über ihn lag war ein Highlight. Diese Lippen, die Stimme, seine Hände und sein erregter Körper. Es ging dem Blonden durch und durch. Überrascht stöhnte er auf, als seine Erregung mit der Hand umschlossen wurde. Dies ließ ihn alles andere als kalt, weswegen er sich sehnend entgegen reckte und mehr wollte. Mehr von allem. Rafael ließ seine Hände in die schwarze Haarpracht seines Freundes tauchen, der damit begonnen hatte mit pumpenden auf und ab Bewegungen sein bestes Stück zu massieren, welches immer härter wurde. Auf der Eichel zeichneten sich kleine Spermatropfen ab, doch es würde noch etwas dauern bis er ihn dazu gebracht hatte zu kommen. „Ah~ Das tut so gut.“, stöhnte Rafael und krallte sich in die Mähne seines Liebsten. Der Unterschied war mehr als deutlich. Uriel war dunkel und Rafael strahlend hell. Dennoch passten sie zusammen. Nicht nur Hauttyptechnisch, sondern auch in jedem anderen Punkt. Sie waren verschieden und dennoch wollte niemand einen Anderen an seiner Seite wissen.
Stets hatte Uriel seinem Partner einige, markante Flecken hinterlassen. Das diese schnell heilten schien ihn noch mehr anzuspornen neue zu hinterlassen. Er hatte nicht solch spitze Zähne wie Lucifer, dennoch konnte er deutlich sein Revier markieren. Rafael lag willig unter ihm und quittierte jeden Biss mit einem wohligen Stöhnen. Wie konnte ein einzelner Engel ihn nur so weit bringen? Immer wollte er keusch und sittsam leben, ein Teil der himmlischen Welt werden. Rafael aber ließ ihn aber immer wieder schwach werden. Ihm gefiel es verführt zu werden, den Windengel in sich zu spüren. War es eine Sünde? Ganz gleich. Solange Rafael an seiner Seite war, wollte er diese begehen. Niemand sollte glauben das der Engel noch zu haben wäre. Er konnte sich gut an das Liebesgeständnis des Blonden erinnern. Damals, als er in sein Reich kam und ihn ernst ansah. Bis heute hatte er diese 3 magischen Worte nicht erwidert, dennoch liebte er ihn und Rafael wusste dies. Er hatte ihm Seiten offenbart, die niemand anderes kannte. Nur bei ihm konnte er sich fallen lassen und für einen Moment den tobenden Krieg in seinem Inneren vergessen. Den Himmel, die Unterwelt, seine Aufgabe selbst. Alles schien an Bedeutung zu verlieren, wenn er mit ihm zusammen war. Bei ihm konnte er so sein wie er wirklich war.
Langsam ließ er seine Zunge nach unten gleiten, hatte die Hand von dem Penis des Anderen genommen und leckte die ganze Länge entlang. Wimmernd vor Lust hatte sich Rafael gewunden und wusste nicht mehr wohin mit seinen Gedanken. Sonst war er immer so taff, aber nun hatte er keine Führung. Diese hatte nun Uriel, der seine Position ausnutzte und sichtlich genoss. Schon fast quälend langsam und erregend zugleich für den Windengel, leckte er seine Länge entlang, bis er begann die Lippen auf die Eichel zu platzieren, um dort die wenigen Lusttropfen, die sich gebildet hatten, förmlich herauszusaugen. Mit einer Hand stützte er sich ab, die andere ging zu den Hoden und massierte diese. Vor Rafaels geistigem Auge tanzten die Sterne bei dieser Behandlung. Immer wieder keuchte er auf, zeigte damit dem anderen wie sehr es ihm gefiel. Oh ja, das tat es. Sein Körper kribbelte, selbst in den Fingerspitzen schien es sich auszubreiten. Langsam aber sicher glaubte er die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Lange hatte er keinen Sex mehr gehabt, was sich nun zeigte. So süße Qualen, von denen er wünschte, sie würden niemals Enden. „U... Uriel... Ich komme!“, stöhnte er mit einem bettelnden Unterton. Gern würde er dem Erdengel etwas Gutes als Gegenleistung tun, doch seine Mitte war außer Reichweite. Es blieb ihm nichts anderes übrig sich den Berührungen zu fügen und auf mehr zu hoffen.
„Dann lass es raus.“ „Es darf nicht enden... Ich...“ Durch das beständige Saugen Uriels konnte sich Rafael aber nicht mehr zurück halten. Mit lautem Stöhnen spritzte er direkt in den Mund des Anderen ab, der genüsslich die Augen schloss und es in sich aufnahm. Jeden einzelnen Tropfen leckte er nach, damit auch nichts verschwendet wurde. Dies war aber nicht das Ende, das wussten beide. Ein vielsagender Blick Uriels folgte, der erneut damit begann das beste Stück seines Partners mit dem Mund zu bearbeiten. Es dauerte nicht lange, da war er auch schon wieder fest und steif, was nur mit einem Grinsen quittiert wurde.
Uriel erhob sich und positionierte sich mit dem Po direkt über den Penis des blonden Engels. „Du bist unersättlich.“, raunte er und ließ sich stückweise auf diesen sinken. Stück für Stück nahm Uriel den harten Fremdkörper in sich auf, nur um selbst lustvoll aufzustöhnen. „So Eng~“, keuchte Rafael, der die Wärme und Enge des Anderen spürte. Egal wie oft sie schon es miteinander getan hatten: Uriels Lusthöhle brachte ihn immer noch um den Verstand. Gemeinsam bewegten sie sich im Takt, immer schneller, immer fester stieß der harte Penis fest und tief in das Innerste des Dunklen, schien die Höhle zu erkunden und nichts übrig lassen zu wollen. In diesem Moment war es ihnen egal ob sie gehört wurden oder nicht, ob Gott ihnen zusah oder gar der Teufel selbst. Sie gaben sich ungehemmt ihrer Zweisamkeit hin, die sie nach langer Zeit endlich wieder genießen konnten.
Uriel hatte sich nach Vorne gelehnt und angelte sich die Lippen seines Liebsten, um ihn liebevoll zu küssen. Seine Hände hielten die des Anderen und beide versanken in einen langen, innigen Kuss. Was immer auch hier passiert war, was die Lust so steigen ließ, Rafael konnte in Uriels glänzenden Augen erkennen, er war noch lange nicht Bereit dieses Spiel zu beenden. „Gib es mir.“, säuselte dieser und leckte mit der Zunge über die Lippen des Blonden, um noch den letzten Geschmack des Kusses für sich zu behalten, nur um danach erneut einen zu beginnen. Seine Zunge glitt in die bereits offene Mundhöhle und forderte seinen Besitzer zu einem Zungenkampf auf, den keiner von beiden verlieren wollte. Immer wieder glitt die Zungenspitze über die Oberfläche der anderen, verknoteten sich, lösten sich wieder nur um erneut aufeinander loszugehen. Es war ein prickelndes und feuchtes Gefühl zugleich. Uriels Flügel schienen die Lust nach außen zu tragen. Immer wieder zuckten sie kurz, bis diese im ausgestreckten Zustand zu verharren schienen. Rafael bemerkte dies und kannte dieses Gefühl nur zu gut. Lächelnd strich er über den breiten Rücken seines Freundes, kraulte durch den Federansatz der prächtigen Schwingen. Selbst in diesem Moment waren die Flügel nicht nur ein Zusatz, sondern ein Teil des Ganzen. Ebenso empfindlich wie der Rest des Körpers. Er wusste wie man einen Engel und auch Dämonen, auf Hochtouren bringen konnte. Ihre Flügel waren besonders am Ansatz empfindlich und bei großer Erregung dankbar über jede Berührung.
„Beweg' dich, mein erregter und versauter Erdengel. Zeig mir wie ekstatisch du dich auf mir bewegen kannst und bring mich um den Verstand.“, raunte Rafael dunkel und vielversprechend gegen die Lippen. Seine Hände gingen nun zum Penis des Erdengels, der ebenfalls schon hart war. Er wollte ihm ebenso etwas gutes tun und begann diesen zu massieren, da er mit ihm zusammen kommen wollte. „Das ist leichter getan als gesagt~“, hauchte Uriel zurück und genoss die Berührungen sehr, die ihm zuteil wurden. In diesem Moment wünschte er sich wie sein Herr einen Teufelsschwanz zu besitzen, nur damit er noch einmal in Rafael eindringen konnte. Es war nicht selten das Dämonen ihren Schwanz als weiteren Penis benutzen, wenn sie auf ihrem Lustobjekt ritten. Rafael und Uriel waren sich in einem einig, wenn Godric und Lucifer das erste mal Sex hatten, dann würde der Pater die Welt mit anderen Augen sehen. Schließlich galt der Teufel nicht umsonst als sehr guter Liebhaber, der alle um den Verstand brachte. Nun war es an Uriel, seinen Liebhaber ebenso um den Verstand zu bringen. Dafür hatte er auch eine Idee, die er schon immer mal verwirklichen wollte. Der Gedanke war erregend und beschämend für ihn zugleich. Doch es würde warten müssen, denn noch wollte er sich nicht aus dieser Postion begeben und Rafaels helfende Hand verlassen, die ihn nach und nach um den Verstand massierte. Rafael nutzte dies und erhob sich, nur um den größeren unter sich zu bringen und noch tiefer in ihn zu stoßen. „Du bist purer Sex, mein schmutziger Engel.“, raunte er. „Lass uns spielen.“ Uriel sah überrascht zu ihm, doch er ließ ihn gewähren und hatte die Beine auf die Schultern des Blonden gelegt, damit dieser noch tiefer eindringen konnte. Das alte Bett knarrte unter dem Liebesspiel der beiden Engel. Es war sicher nicht zu diesem Zweck gebaut, das wussten auch die beiden. In diesem Moment erregte Uriel der Gedanke, an diesem Ort Sex zu haben, an dem Enthaltsamkeit gepredigt und gelehrt wurde. Ein Ort, der eigentlich frei von Sünde war, durch Lucifer schon beschmutzt. Uriel hob die Hand und schnippte mit den Fingern. Eine durchsichtige Wand erschien um das Gemach. Es war eine Blende, die alles was in diesem Raum geschah, auch in diesem Raum ließ. Niemand konnte von außen nun noch hören was hier geschah. Er wollte wenigstens noch das letzte bisschen Tugend in ihm retten, bevor er ganz davon abließ und sich seinen dunklen Trieben hingab. „Welche Spiele begehrst du?“
„Ich begehre viele Spiele. Viel was wir noch nicht ausprobiert haben, mein Herz. Weißt du das ich dich gerne mal Gefesselt und Geknebelt unter mir sehen würde, Uri?“, antwortete Rafael dreckig grinsend hinzu. Im Himmel schien Uriel ja schon immer etwas hilflos unter ihm, doch dies würde dem ganzen noch einen weiteren Kick verpassen. Rafael griff an die Seite, wo er sein zerrissenes Gewand vermutete. Er riss es erneut durch und hatte nun ein langes Stück Stoff in der Hand. „Lass mich dich gefesselt unter mir erleben.“, forderte er ihn auf, nicht daran denkend das dies auch nach Hinten losgehen konnte. Bisher war der Erdengel nie aktiv gewesen. Nun, da er seine dunkle Seite zeigte, wollte Rafael sehen wie weit er kam.
„So das wünscht du dir~?“ Uriel ließ seine Augenlider sinken und grinste. Trotz seines Aussehens mochte er es, wenn Rafael dominierte. Doch nicht Heute! Seine dunkle Seite wollte sich nicht dominieren lassen. Dies hatte Rafael nicht bedacht und befand sich im nächsten Moment auch schon wieder am Boden der Tatsachen. Der Stoff war ihm aus der Hand geglitten, als plötzlich Dornenranken sich um seine Handgelenke schlangen und ihn auf dem Bett fixierten. Verwirrt sah er zu allen Seiten, bis er auf Uriels sündigen Blick traf. Das Grinsen war vielsagend. Er würde den Windengel keine Chance lassen diesem zu entkommen. Fest zog er die Hand zur Seite, doch die Fesseln lösten sich nicht. Die Dornen gruben sich in die reine Haut des Engels und benetzten das Bettlacken mit seinem Blut. „So war das aber nicht ausgemacht.“, meinte Rafael leicht belustigt und spürte wie die Dornenranken sich um seine Fußknöchel schlangen und die Beine auseinander drückten. Nun war er es, der hilflos und gefesselt vor dem Anderen lag und seiner Gunst ausgeliefert war. Uriel lachte bei dem Anblick und nahm das Stück Stoff, um es gekonnt um die Hoden des anderen zu binden und das Kommen zu untersagen. Nichts sollte geschehen ohne seine Zustimmung. „Wirklich, wirklich gut.“, lobte er das Gesamtkunstwerk, welches sich vor ihm bot.
„Uh... Quäl mich nicht Uri“, schnurrte Rafael und versuchte sich unter den Fesseln verführerisch zu Räkeln, nur um den Braungebrannten anzustacheln das Spiel fortzusetzen. „Urieeeel.“ Sein Tun war mit Erfolg gekrönt und Uriel hatte endlich die Gelegenheit seine Idee umzusetzen. Es hatte ihn beschämt wie er darauf kam, war doch die Technik eigentlich nicht für solch schmutzige Spiele bestimmt. Langsam riss er sich eine weiße und eine schwarze Feder aus seinem Federkleid, umschloss diese mit der Hand und murmelte einige Worte. Ein Misch aus Licht und Dunkelheit drang zwischen den Fingern und Uriel ließ von ihr. Er öffnete die Hand, aus der eine Kugel schwebte, die von Licht und Dunkelheit zugleich beseelt war. Als sie stehen blieb verformte sich die Kugel und gab den Umriss eines Wesen preis. Uriel hatte einen Doppelgänger von sich erschaffen, der ihm perfekt ähnelte. Als Wächter des Tores der Unterwelt durfte er es nicht unbeaufsichtigt lassen, weswegen er gelernt hatte einen Doppelgänger von sich zu erschaffen, der das Tor bewachte, während sich der echte Uriel um seine Aufgaben als Totenwächter kümmerte. Er konnte das spüren was sein Doppelgänger spürte, sehen was seine Augen sahen. Es war eine Technik, die ihm viel Kraft abverlangte, aber nötig war um seine Aufgabe zu erfüllen. Rafael hatte das Spektakel erstaunt mitverfolgt und bekam große Augen. Sein Körper kribbelte vor Anspannung und Erregung. Was hatte sein Liebster mit diesem Duplikat vor? Wollte er etwa?
Und wie er wollte.
Uriel nickte seinem Doppelgänger zu, der sich sogleich mit Rafaels Männlichkeit vergnügte und ihm einen blies, während das Original damit begann seinen Zeigefinger zu befeuchten. Rafael ahnte was ihm da bevorstand und verdrehte die Augen vor Erregung. Uriels Doppelgänger ließ dem Windengel keine Minute einen klaren Gedanken fassen. „Ahh! Du bläst mich um den Verstand!!“ Das Gemach war erfüllt von Rafaels lustvollen Lauten. Immer wieder zuckte er auf, wusste nicht wohin mit sich und warf das Gesicht zur Seite, zog an seinen Fesseln, die ihn unbarmherzig an Ort und Stelle verwiesen. Unkontrolliert stöhnte er auf, als Uriels Zeigefinger durch seinen Muskelring glitt. Es war für ihn etwas neues und aufregendes. Nie hatte er unten gelegen, sondern immer die Kontrolle gehabt. Diese war ihm spätestens nach dem zweiten Finger, der in ihm geschoben wurde, entglitten. Er konnte sich nur noch Fügen und das Spiel genießen. Uriel spürte wie seine Finger förmlich aufgesogen wurden und begann vorsichtig, ohne den anderen zu verletzen, seine Finger zu spreizen, um ihn auf das Kommende vorzubereiten. Sein eigenes Glied war immer noch steif und schmerzte vor Erregung. Uriels Doppelgänger hatte sich so positioniert das Rafael das Glied von diesem in den Mund nehmen konnte, während man ihn selbst mit dem Mund verwöhnte. Er kam dieser Gelegenheit nach, da er wusste, das auch das Original es spüren würde. Dieser keuchte auf, als Rafaels Zunge über die Männlichkeit glitt. Keiner der beiden wollte aufhören und Uriels Doppelgänger begann damit die Hoden des Unterlegenden zu bearbeiten. Sanft küsste er die weiche Haut und begann an diesen zu Saugen, was mit einem langgezogenen Stöhnen belohnt wurde. Doch es war ihm verwehrt zu kommen. Nicht nur wegen den Fesseln um sein bestes Stück, sondern der Doppelgänger hörte immer dann auf, wenn Rafael drohte zu platzen. Wimmernd stöhnte er um mehr, wollte den Dunklen in sich spüren. Dieser hatte einen dritten Finger eingeführt und dehnte immer wieder den zuckenden Muskelring, der nun bereit war die volle Länge in sich aufzunehmen. Zu diesem Anlass hatte sich Uriel hinter seinen Liebsten platziert, die Fesseln um die Beine gelöst und den Unterkörper leicht angehoben, nur um im nächsten Moment seine Spitze an den Eingang zu platzieren. Der Doppelgänger hatte derweil seine Position geändert. Während das Original Stück für Stück in seinen Partner eindrang, hatte sich der Doppelgänger auf den Penis des erregten Windengels gesetzt um diesen zusätzlich zu reiten. „Das... das ist so geil!“, keuchte Rafael. Ein anderes Wort konnte er in diesem Moment nicht dafür finden. Es erregte ihn Uriel in sich zu spüren, zeitgleich selbst in ihn stoßen zu können. Ihn stöhnen zu hören, weil er ihn nahm und weil er nehmen konnte. „Himmel! Wie war er nur auf die Idee gekommen?“, dachte er sich. Sein sündiger Engel musste wirklich verdorben sein, was bei seinem einen schwarzen Flügel kein Wunder war. „Das ist geil Uriel... mach weiter... mehr!“, forderte er stöhnend auf und stieß noch tiefer in den Doppelgänger. Dies nahm das Original zum Anlass mit seinen Bewegungen zu beginnen und tief in Rafael zu stoßen. Erregt schloss er die Augen und ließ die feuchte Enge auf sich wirken. Es war sein erstes Mal das er jemanden nahm und es war ein verdammt gutes Gefühl! Er wollte mehr, immer mehr, weswegen er begann weiter zu stoßen. Immer tiefer, immer fester, stieß er gegen die Prostata des Windengels, der nichts anderes konnte als dabei zu stöhnen und um mehr zu bitten. Diesem Bitten kamen beide gerne nach und so wusste Rafael gar nicht mehr wo vorne und hinten war. Nur eines wusste er, dass er selber bald von den Gefühlen überschwemmt wurde. Das Gefühl in seinem Unterleib verriet es ihm. Er war mit diesem Gefühl nicht allein, denn auch Uriel spürte wie die Erregung Überhand nehmen wollte. Dies nahm er zum Anlass noch einmal alles zu geben, um mit dem Blonden zu kommen. Er hatte die Schlaufe von seinem Schwanz befreit und das Original, sowohl auch der Doppelgänger erhöhten das Tempo. Das Treiben versank unter hemmungslosem Stöhnen. Es dauerte nicht lange, da brachen alle Dämme und beide Engel kamen zeitgleich. Uriel entlud sich tief in Rafael, während dieser sich in den Doppelgänger entleerte, der nach dem Kommen sich auflöste. Uriel hatte alle Kraft in diesen Akt gelegt, weswegen er sein Ebenbild nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Dies war aber nicht schlimm. Er hatte lange genug gehalten um dem Blonden eine feuchte Höhle bieten zu können. Erschöpft zog er sich aus dem noch bebenden Körper und ließ sich auf die Brust des Hellen nieder, der ebenso schwer atmete wie er selbst. Uriel ließ die Fesseln verschwinden und wurde zugleich in eine Umarmung gezogen. „Himmel, Arsch und Zwirn! Scheiße war das Geil!“, kommentierte Rafael das Geschehene und schmiegte sich an seinen Partner. Er wollte jetzt nur noch kuscheln und den warmen Körper des anderen genießen. „Das ist gut...“, antwortete Uriel und genoss das Kuscheln und schenkte Rafael einen letzten Kuss, bevor er sich dem Schlaf hingab. Die Flügel waren verschwunden und die Aura hatte sich normalisiert. Die dunkle Seite war befriedigt, so sehr das diese sich mit dem Licht wieder vereinte und Uriel eine vollkommene Zufriedenheit spürte.
Müde wachte Godric auf und sah erschrocken auf die Uhr. Er hatte verschlafen! Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er verschlafen! Warum hatte ihn niemand geweckt? Die Morgenandacht hätte schon lange beginnen sollen, aber niemand war gekommen um ihn zu wecken. Sein Blick ging zu Louis, welcher gemütlich neben ihm Schlief und die Arme um die Taille des Paters gelegt hatte. Gern hätte dieser sich noch einmal an ihn gekuschelt, aber die Pflicht rief! Mühselig befreite er sich aus der Umarmung des Teufels, der im Schlaf nur leise murrte, sich dann aber umdrehte und weiterschlief. „So sorglos wie du möchte ich mal sein.“ Schnell hatte sich Godric angezogen um zur Gebetshalle zu eilen, doch etwas war anders. Die Gänge waren wie leergefegt, in der Halle war niemand zu finden. „Was ist hier los? Wo sind meine Mönche?“ Es war still, fast als sei das Kloster verlassen. Hatten etwa zeitgleich mit ihm alle anderen Mönche verschlafe? Godric schüttelte den Kopf. Das wäre ein ziemlich großer Zufall gewesen. Schon zu zufällig um wahr zu sein. Schnellen Schrittes machte er sich auf in die Küche, hoffte dort wenigstens die Mönche zu finden, die für das Frühstück eingeteilt waren, aber nichts. Die Küche war ebenso leer, wie alle anderen Gänge. Entschlossen machte sich Godric auf zu den Schlafgemächern seiner obersten Mönche, um eine Erklärung für dieses Verhalten zu verlangen, doch die Tür war fest verschlossen. „Bruder Gordon! Bitte öffne die Tür augenblicklich!“ Es meldete sich niemand. „Na gut. Ich werde schon herausfinden was hier passiert!“ Angesäuert stampfte er in sein Zimmer und sah zum schlafenden Teufel. „Ich will ja nicht voreingenommen sein, doch jedes Mal wenn etwas Schräges hier passiert, dann bist du die Quelle des Übels!“ Mit festem Griff hatte er Louis die Decke entrissen und ihn damit auf den Boden katapultiert. Missmutig griff dieser sich an den Kopf und sah hinauf. „Was soll der Mist?!“ „Wo sind meine Brüder?“, verlangte Godric ohne Umschweife zu Wissen. „Hä?“ „Nichts Hä! Sie sind verschwunden. Was hast du ihnen angetan?“ Louis hob eine Augenbraue, schien sich gerade im falschen Film zu fühlen. Sacht stand er auf und richtete sich sein Haar. „Ich weiß nicht...-“ Mitten im Satz brach er ab und hob seinen Kopf, begann tief einzuatmen. „So ist das. Da haben sich wohl welche an meinem Eigentum vergriffen.“ Amüsiert grinste er und verschränkte die Arme vor der Brust. Godric wusste nicht was er von diesen Worten halten sollte. Louis lachte nur. „Das wird sicher gleich ziemlich witzig!“ „Was?“
Lachend stieß sich Louis vom Boden ab und schien in der Luft zu schweben. Sein Ziel war die Küche. Hektisch war Godric ihm gefolgt. Nicht nur aus Sorge das jemand den Schwarzhaarigen schweben sah, nein... Dieser besaß die Dreistigkeit auch noch dies ohne Kleidung zu tun! „Louis! Was ist wenn dich jemand sieht?!“ Dieser schlug jedoch alle Warnungen in den Wind und öffnete die Tür zum Vorratslager. Ein Blick verriet ihm das hier etwas fehlte. „Wusste ich es doch. Ich frage mich wer seine Finger nicht davon lassen konnte.“ „Wovon zur Hölle redest du?“ Verzückt drehte sich Louis zu dem Jüngeren. „Das war ja schon fast richtiges Fluchen!“ Zeit darüber sich zu freuen hatte er jedoch nicht, da sich auf einmal die Tür öffnete. Hastig war Godric vor den Teufel gesprungen und hatte ihm das lockere Übergewand seiner Robe übergeworfen, damit seine Blöße bedeckt waren. Mönche drangen in die Küche und sahen zu den beiden. Leicht errötete der Pater, da man sie nicht nur zu zweit in der Küche antraf, sondern da man deutlich sehen konnte das Louis hinter dem Gewand nichts anhatte. „Ich... Wir...“, versuchte er zu erklären, wurde aber unterbrochen. „Gib es uns...“, säuselten die Mönche verklärt und bewegten sich Schritt für Schritt auf den überraschten Blauhaarigen zu. Sie ignorierten Louis, der über sie schwebte und auf dem Tisch landete. Was um alles in der Welt war mit den Mönchen passiert? Sie wunderten sich nicht! Sie... ignorierten ihn! Louis schien dies nichts auszumachen, eher im Gegenteil. Hinter vorgehaltener Hand lachte er und beobachtete, wie die Mönche ihrem Abt immer näher kamen und in eine Ecke drängten. Dieser bemerkte die leeren, fast verklärten Blicke seiner Brüder. Sie wirkten wie Zombies. Zombies, die sich nach frischem Fleisch sehnten. Ihm war gar nicht wohl bei der Sache und auch die ganzen Blicke behagten ihn nicht. Als wäre er ein Stück Fleisch.
Louis legte nachdenklich den Kopf zur Seite und den Zeigefinger auf das Kinn. Er hatte die Ruhe weg. „Anscheinen haben sie alle von meinem Wein genascht und sind nun so hin und weg. Da du Amons Blut in dir trägst, wirkst du für sie äußerst verführerisch!“, schlussfolgerte er. „Achja?! Spar dir deine Worte und mach etwas dagegen! Anscheinend bist du an der Sache Schuld!“ Seufzend sah der Schwarzhaarige dem Treiben zu. Gern hätte er gesehen was als nächstes passierte, doch als ein Mönch beginnen wollte sich an Godric zu vergreifen, war auch er gewillt etwas zu unternehmen. Solch niedere Kreaturen sollten nicht ohne seine Erlaubnis seinen Pfaffen berühren! Das ging ja mal ganz und gar nicht! Mit einem gezielten Tritt schlug er den Mönch zu Seite, der bewusstlos die Wand heruntersank. Herausfordernd sah Louis zu den anderen und begab sich in Kampfposition. „Nun dann! Wer will als nächstes auf die Bretter geschickt werden?“ Dies ließen sich die Mönche kein zweites Mal sagen und griffen an, doch sie hatten keine Chance. Allesamt landeten sie besiegt auf einem Haufen und waren besiegt. „Meine Brüder! Oh Gott Louis! Sie können doch nichts dafür!“ Dieser lachte aber nur, griff das Handgelenk des Paters und zog ihn hinter sich her. „Ich hatte schon lange keine gepflegte Prügelei mehr!“ Gemeinsam rannten sie durch die Gänge, die sich langsam füllten. Nach und nach waren die Mönche aufgewacht und waren nur noch beseelt von einem Gedanken: Sie wollten Godric! Lachend rannte Louis mit diesem durch die Gänge, schlug jeden zur Seite, der sich ihm in den Weg stellte. Unterwegs hörte er ein Schreien. „Schnell! Dorthin!“, rief Godric und ihr Weg führte sie zur Andachtshalle. Dort saß ein junger Mönch, nicht einmal zwanzig, in zerrissenen Kleidern, umringt von den anderen. Ängstlich drückte er seine zerfetzte Kutte an sich. Anscheinend war dieser nicht besessen und der perverse Pulp wollte auf ihn losgehen. „So nicht!“, rief Godric und drängte sich vor ihn. Er zog seine Bannzettel und drückte diesem den ersten Mönch auf die Stirn, der sie anfallen wollte. „Weiche, böser Geist!“, befahl er und mit einem mal versteifte sich der angreifende Mönch, fiel dann Ohnmächtig zu Boden. „P...Pater! Sie sind alle besessen!“, rief der junge Mönch verzweifelt. „Atisan! Keine Sorge! Wir kümmern uns darum!“, versprach Godric. Louis landete neben ihn und den Mönch ihn am Kragen auf die Beine. „Du bist doch der Heini, der für die Vorräte verantwortlich ist.“ Zögerlich nickte er. „Wo ist die Weinflasche, die im Lager stand?“ „Ehm..., eh...“ „So sprich, wenn dir deine Unschuld lieb ist!“ Hart schluckte Atisan, nickte dann aber. „Bruder Rafael hat sie genommen! Er hatte gemeint, es wäre eine gute Gelegenheit unsere Freundschaft mit einem Glas Wein zu feiern! Leider konnte ich nichts trinken, da ich von Bauchschmerzen geplagt war.“, berichtete er. Louis ließ ihn los und legte seine Hand auf die Stirn, begann leise zu lachen. Er konnte sich schon denken was in dieser Nacht passiert war. „Das.. das ist zu gut! Ich mach mir gleich in die Kutte!“ „Bruder Louis?“ Atisan war verwundert über diesen Stimmungsumschwung. Mit großen Augen begutachtete er den Schwarzhaarigen. Sein Blick kam an dessen dämonischen Schwanz an. „Ein schönes Accessoire.“, kommentierte er und fragte sich, wie Louis es schaffte, das dieser so aufgeregt wedelte. Im nächsten Moment wurden die Tore der Halle aufgestoßen und die Rest der Schar war eingetroffen. Godrics Geruch hatte sie hier hergelockt. „Das ist nicht witzig! Wir reden danach noch darüber Freundchen!“, meckerte dieser und sah leicht nervös zur ankommenden Verstärkung. Ihm gingen langsam seine Bannzettel aus. Hätte er gewusst, das er heute von perversen Zombies überfallen werden würde, dann hätte er sich noch ein paar mehr gemacht. „Kümmer dich darum!“ „Jaja. Du verstehst aber auch nie Spaß.“ Louis wandte sich Atisan wieder zu. „Nun denn, ich kümmere mich darum.“ Mit diesen Worten schlug er den Mönch KO. Bei dem was nun kommen würde, konnte er es nicht als Accessoire tarnen, weswegen er es vorzog den Guten schlafen zu legen. Mit einer Handbewegung schuf er ein durchsichtiges Schutzschild, welches die anderen Abprallen ließ. „Meine armen Brüder!“, bedauerte Godric und nahm den Bewusstlosen in die Arme. „Wieso denkst du dir eigentlich solches Teufelszeug aus? Ist dir irgendwie zu langweilig?“, fügte er fragend und leicht angesäuert hinzu, versteckte sich mit dem jungen Mönch hinter dem Altar, da die anderen ihm immer näher kamen. „Natürlich ist es das. Immerhin wird hier ja nur gebetet. Mit den anderen Mönchen konnte man ja wenigstens noch Spaß haben.“, antwortete Louis und dachte an Eros, den er nur zu gern geärgert hatte seiner Zeit. Nun aber wollte er zur Tat schreiten, da ihm die Menschen langsam zu aufdringlich wurden und unaufhörlich an seinen Schutz hämmerten.
Louis legte sich den Daumen an den Mund und riss mit seinem spitzen Schneidezahn die Haut auf. Das Blut ließ er zu Boden tropfen, das sich sofort zu einem roten, magischen Kreis formte. Immer mehr Blut trat aus der Wunde, bis der Kreis vollendet war. In der Mitte stand Louis. Auf seiner nackten Haut erschienen schwarze Symbole, die aufleuchteten. Es war ein satanisches Ritual, welches er in den heiligen Hallen abhielt. Godric konnte einige der lateinischen Worte verstehen. Er war weniger davon angetan, doch da er versprochen hatte seinen Brüdern zu helfen, ließ er den Teufel gewähren. Prächtige, schwarze Schwingen erschienen am Rücken des Teufels, der die Hand ausstreckte. Zeitgleich begannen sich Bluttropfen vom Kreis zu lösen und nach oben zu schweben, als würden sie keine Schwerkraft kennen. Nun erkannten auch die Mönche die starke Kraft und stürzen sich auf Louis, doch sie hatten keine Chance. Sein letztes Wort war gefallen und das ganze Kloster erstrahlte im violetten Licht. Godric kniff die Augen zu, da das Licht zu hell für ihn war. Er konnte nur noch die Schreie seiner Brüder hören. Die Mönche wurden von der Druckwelle der Kraft zu Boden gebracht und waren bewusstlos. Sein Licht ging durch das ganze Kloster und jeder, der von seinem Gebräu getrunken hatte, war erlöst. Uriel, welcher aufgewacht war, erhob sich und sah in den Himmel. Er öffnete die Hand, in die eine schwarze Feder segelte. Als diese seine Hand berührte löste sie sich in nichts auf. „Mein Herr...“, wisperte er und hörte wie Rafael erwacht war. „Anscheinend hat uns Louis etwas eingeflößt. Hm, mein sexy Erdengel?“ Dieser sah nur kurz schweigend zum Blonden, hatte sich dann etwas übergeworfen und verließ das Gemach. In der Andachtshalle schienen alle wieder normal zu sein. Mit großen Augen sah Godric zu den Mönchen, auf dessen Körper die schwarzen Federn des Teufels segelten und ebenso verschwanden, wie es bei Uriel war. „Sie... sie leben aber noch, oder?“, fragte er Louis und lehnte Atisan gegen die Wand hinter dem Altar. „Natürlich. Sie haben nur etwas genommen, was nicht für sie bestimmt war.“ „Ich verstehe.“ Godric erhob sich und vergewisserte sich das niemand verletzt war. „Ich werde mich niemals an solche Dinge gewöhnen. An solche Dinge möchte ich mich auch nicht gewöhnen. Behalte nächstes mal dein Gebräu für dich!“ „Ach was. Sicher wärst du richtig abgegangen damit.“ „In deinen Träumen! Zu so etwas lasse ich mich nicht hinreißen!“ „So? Damals warst du aber meinen Händen nicht abgeneigt.“ Rot vor Scham und Zorn wollte er den Teufel zusammenstauchen, doch er unterließ es, als er Uriel am Eingang erblickte. Dieser war erstaunt all die Menschen am Boden zu sehen, konnte sich aber denken was passiert war. „Heiliger Pater. Alles mit euch in Ordnung?“ „Ja, mach dir keine Sorgen. Mich hat es nicht erwischt.“ Dann sah er zu Louis. „Bring meine Brüder wenigstens in ihre Gemächer. Sie wundern sich sonst, wenn sie erwachen!“ „Lasst mich euch zur Hand gehen, Herr.“, bat Uriel. Louis sah zu diesem, schmunzelte etwas. „Du bist wegen etwas bestimmten hier, nicht wahr?“ Ein Nickten folgte. „Bitte, nehmt mir die Beichte ab.“ „Jetzt?“ Uriel sah bittend zu ihm, senkte dann demütig den Blick. „Na gut. Packen wir die Menschen hier weg, dann kannst du beichten.“ „Einverstanden.“ Godric sah den beiden überrascht nach. Die Mönche waren dank Louis Magie schnell in ihren Gemächern verschwunden, so dass er mit Uriel an einen ruhigen Ort gehen konnte um zu beichten. „Anscheinend nimmt der Teufel auch beichten an.“ Während Uriel und Louis im Nebenraum ungestört beichteten, hatte Godric damit begonnen den Gottesdienst vorzubereiten.
„Dies war meine Sünde.“, beendete Uriel die Beichte. Er hatte Louis alles gestanden. Das Durchbrechen seiner dunklen Seite, bis zum Akt mit Rafael. Einige intime Details hatte er dennoch für sich behalten, da er diese selbst nicht mit seinem Herren teilen wollte. Nachdenklich kratzte Louis sich am Kopf. Er war selbst überrascht das Uriels dunkle Seite wegen dieses Weins ausbrach. Seit seiner Erschaffung war nur die Engelsseite aktiv gewesen, während die andere schlief. Manchmal hatte er sich gefragt ob er überhaupt irgendeinen Einfluss auf den hübschen Engel hatte. Doch anscheinend war sein Einfluss größer als Gedacht. „Er hatte sie wohl nur dank Gottes Hilfe unterdrücken können.“, überlegte er. Hier auf Assiah gab es Gottes direkten Einfluss jedoch nicht, aber er war tagtäglich mit dem Teufel konfrontiert, was auch seine dunkle Seite aus dem selbst erschaffenen Gefängnis ausbrechen ließ. Louis hatte während der Beichte bemerkt, dass der Engel wohl all die Jahrtausende ziemlich unzufrieden sein musste. Nun aber schien Uriels Aura befreit, als wären beide Seiten erwacht. Es war nie gut eine Seite zu unterdrücken, dachte sich der Teufel und legte dem Engel die Hand auf die Wange. „Herr?“ Uriel wollte sich entfernen, doch Louis hatte seine Handgelenk gepackt und ihn fest an die Wand gedrückt. Er musste Uriel zu sich nach unten ziehen, doch dieser hatte keine Chance zu entkommen. Der Kuss dauerte nicht lange, da hatte Louis die Hand auf dessen Rücken gelegt und ließ die unterschiedlichen Schwingen erscheinen. „Arme dunkle Seite... So lange eingesperrt.“, säuselte er. „Was habt ihr vor?!“ „Findest du es sündig?“ „Ich... ich glaube nicht, aber ich wünsche das nur Rafael meine Lippen berührt.“ „Wirklich?“ Louis beförderte den Engel zu Boden und setzte sich breitbeinig auf dessen Brust. „Wie kommst du dazu solche Wünsche in meinem Beisein zu äußern? Ich bin es, dem du zu dienen hast, nicht Rafael!“ „Mein Herr... ich...“ „Ja? Ich höre!“ Uriel biss sich auf die Unterlippe. Er rang nach Worten. Louis hatte Recht. Der Teufel war sein Herr, er hatte das Recht zu verfügen und dennoch... Fest packte dieser in die wellige Mähne des Dunkelhäutigen. „Würdest du nur mich begehren, wenn ich es verlange?!“ „Ich... ich kann das nicht. Dafür liebe ich Rafael!“ Zufrieden über diese Antwort ließ er den Engel los und erhob sich. Uriel hatte sich erhoben und richtete sein Gewand. Überrascht sah er zum Kleineren, dachte dann selbst über seine Worte nach, die er gerade geäußert hatte. Er liebte Rafael... „Also ist es eine Sünde jemanden zu begehren, den man liebt? Ihr Engel seid doch dafür bekannt den ganzen Tag darüber zu lamentieren! Blablabla, reine Liebe hier, blablabla, mit ganzer Körper und Seele dort!“ Louis ging ein paar Schritte und wandte sich dann dem Engel wieder zu. „Lügen ist eine Sünde und ich bin begeistert das du diese ausübst. Immerhin bist du nicht nur Gottes Kind, sondern auch meins. Aber wage es nicht, mich wegen deiner eigenen Entscheidungen zu behelligen!“ „Meine... Entscheidungen..?“ „Natürlich. Du hast dich entschieden dich zu belügen, oder warum glaubst du das Rafael dich nicht so nimmt, wie du bist? Wie lange klebt er schon an dir? Hat Dinge von dir gesehen, die du für verborgen hieltest?“ Lange dachte Uriel über diese Worte nach. „Rafael ist scharf auf dich! Er ist so heiß auf dich, wie mein Feuer! Bist du es nicht, der weiter sehen sollte? Zur Hälfte dunkel, zur Hälfte hell. Das ist nichts wofür du dich schämen musst, oder schämst du dich deiner Herren wegen?“ Schnell schüttelte Uriel den Kopf. Niemals würde er sich wegen Lucifer oder Gott schämen. Er war beiden treu ergeben. „Rafael liebt mich, wie ich bin...“ Louis nickte. „Hör zu mein Engelchen. Ich sage das dir nur einmal. Schämen musst du dich nicht wegen dir selbst, sondern wegen deiner Aktionen. Schäme dich niemals für dich selbst!“ „Ja! Ich habe verstanden! Ich danke euch, mein Herr!“ „Was auch immer.“, meinte Louis, winkte gleichgültig ab und verließ den Saal. Uriel blieb und lehnte sich gegen das Fenster, um noch ein wenig über das Gesprochene nachzudenken.
Der Gottesdienst fand diesmal zeitlich verschoben statt, doch dank Rafaels heilender Kraft hatte niemand Verletzungen davon getragen und dank Louis Kraft erinnerte sich auch niemand mehr an den Vorfall. „Nichts als Ärger mit dem!“, beschwerte sich Godric, der damit beschäftigt war den Altar zu säubern. Als er neues Weihwasser in die Schale gab seufzte er. „Eigentlich sollte dies ein Ort des Friedens sein. Ich habe das Gefühl mir entgleitet langsam alles. Oh Herr, bitte schenkt mir Kraft.“
„So sei es.“, ertönte eine weibliche Stimme, die Godric aus seinen Gedanken riss. Hastig sah er sich um, sah dann zur Schale in der das Weihwasser Wellen schlug. Es pulsierte und gab ein Licht frei. „Was ist denn nun schon wieder?!“ Erschrocken ging der Abt einen Schritt zurück, achtete nicht auf die kleine Stufe, die zum Altar führte und landete schmerzhaft auf seinem Hintern. Sein Blick war auf das Spektakel gerichtet, was vor ihm geschah. War das wieder einer von Louis penetranten Streichen? Das Wasser färbte sich jedoch nicht, sondern schien noch reiner zu strahlen als zuvor. Es bildete einen kleinen Strudel und eine langhaarige Schönheit erschien aus diesem, die über den Altar schwebte. Sie trug ein weites, weißes Kleid mit Ornamenten und hatte langes, blaues Haar. Am Auffälligsten waren ihre prächtigen, weißen Schwingen. Sie war ganz klar ein Engel! Ihr Blick war sanft. Lächelnd schwebte sie elegant vom Altar und landete vor Godric. „Was für eine Reise.“, kam es von ihr und sah den Pater nun richtig an. „Amon?“, fragte sie, korrigierte sich dann aber zu Godrics Zufriedenheit. „Oh! Der Pater Godric! Dann bin ich doch nicht falsch abgebogen!“, freute sich die Engelsdame und ließ ihre Flügel verschwinden. Sie kniete sich zu dem Blauhaarigen und nahm dessen Hand in ihre, platzierte dann einen Kuss, direkt auf den blauen Edelstein seines Ringes. Im Zuge dieser Geste vernahm sie einen bekannten Geruch, der ihr gar nicht gefiel. Schnell ließ sie von Godric ab und räusperte sich. „Ist Uriel da?“, fragte sie und sah zum verwirrten, jungen Mann. „Eh... Ja!“ War sie eine Freundin von dem Erdengel, fragte er sich, wollte dann aber nicht tatenlos am Boden sitzen. Er erhob sich und lächelte der Dame zu. „Er ist vor wenigen Minuten raus gegangen. Wenn sie sich beeilen, dann erwischen sie ihn noch.“ Schnell nahm er seine Unterlagen und verbeugte sich kurz und wollte fliehen. „Was ist da jetzt wieder passiert? Was wird das hier eigentlich? Ein Sammelort für Engel und Dämonen? Amon..., was hast du mir da nur vererbt?“, fragte er sich.
Weit kam er jedoch nicht, da flog auch schon die Tür auf. Nur knapp konnte Godric dieser ausweichen, da er sie sonst im Gesicht hätte. „Louis...“, knurrte er, als der Schuldige freudestrahlend über die Türschwelle ging. Er hatte natürlich die Aura des Ankömmlings gespürt und wollte sie auf seine Weise begrüßen. „Jibreel! Du bist es also wirklich!“ Die genannte sah zu ihm, weitete erschrocken die Augen. „Dann war dieser Duft also wirklich... Lucifel! Wie oft habe ich dir gesagt, es heißt Jibril!“ Godrics Aufmerksamkeit richtete sich auf die Engelsdame, dessen Namen er erfuhr. Jibril also. Wurde so nicht Gabriel auch genannt? War sie etwa wirklich Gabriel, die Herrscherin des Wassers? Diese musterte den Teufel und war überrascht über dessen Aussehen. Louis trug die Kleidung dieser Welt und hatte seinen edlen, teuflischen Schmuck abgelegt. Er hatte nur noch am Ohr einige, nicht auffällige Ohrringe und zwei Ringe an den Fingern. Für wen würde er den Satansschmuck ablegen? Ihr Blick ging kurz zu Godric, wechselte dann aber wieder zu dem Schwarzhaarigen. „Lucifel! Du siehst gut aus!“ gestand sie und beobachtete wie der Genannte ihr näher kam und sie umarmte. Für einen Moment lehnte sich Jibril an ihn, was Godric gar nicht gefiel, doch das Kommende gefiel ihm um so mehr. Ein Lächeln lag auf den Lippen des blauhaarigen Engels, welches sich zu einem murren verzog. Unerwartet holte sie aus zu einer schallenden Ohrfeige, die weder Godric noch Louis erwartet hatten. Letzteres hielt sich die Wange und sah erstaunt zur jungen Frau, die ihm Vorhaltungen machte. „Duuu! Duuuuu!“, holte sie aus. „Eonen von Jahren meldest du dich nicht! Du perverser Spanner Lucifel! Ich dachte wenigstens du hättest noch etwas Anstand und würdest mir mein Höschen zurückgeben, wenn du schon den Aufstand im Himmel probst. Und versuch dich ja nicht rauszureden! Sael hat dich erwischt, wie du meine Schublade durchwühlt hast!“ Gern würde Godric noch mehr erfahren und weiter belustigt zusehen, wie der große Lucifer gerade von Jibril zusammengestaucht wurde, doch er hatte das Gefühl hier besser das Feld zu räumen. Erneut wollte sie zuschlagen, als Louis ihre Faust abfing. „Ruhig. Benimmt sich ein elementarer Engel so?“, erinnerte er sie, was sie erröten ließ. Sie hatte sich ungewollt gehen lassen. Es war immer das Selbe mit ihm. Er brachte sie ständig zur Weißglut. „Trotzdem... Perverser...“, nuschelte sie beleidigt, was den Anderen seufzen ließ.
„Hör zu Weib. Mein Name ist nicht mehr Lucifel. Dies solltest du am Besten wissen! All das, was damals war ist vorbei! Ich bin Lucifer, der Herr Gehennas, Bringer von Dunkelheit und Leid.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wieso nur? Du warst der reinste Engel von uns allen. Der Stellvertreter unseres Herren, der reine Seraphim Lucifel. Sag, wieso hast du deine prächtigen Schwingen geopfert?“ Ungehalten knurrte Louis auf, was selbst Jibril zurückschrecken ließ. Er erinnerte sich gut an die Zeit. Damals hatte er sechs Flügel besessen, doch er hatte sich vier ausgerissen und war nun zu dem geworden was er war. Das Ausreißen der Flügel war ein deutlicher Zeichen für den Bruch. Nicht nur, weil er damit öffentlich gegen Gott spottete, sondern sich auch selbst dem Schmerz und der Sünde aussetzte. Für einen Geflügelten gab es keinen größeren Schmerz und keine größere Pein als der Verlust seiner Schwingen. „Wir sollten woanders sprechen, dies ist ein ungünstiger Ort.“, entschied er und sah zu einem Fenster, welches durch seine Wut einen Riss trug. „In Ordnung.“
Godric hatte sich entschieden einen Spaziergang zu machen, um von seinen Gedanken loszukommen. Er hatte tatsächlich einen weiteren hochrangigen Engel getroffen. „Sie waren so vertraut.. Jibril und... Lucifel.“ Was war damals nur geschehen zwischen den Beiden? Sein Weg führte ihn an die Quelle, an der Amon Louis das erste mal getroffen hatte. „Wieso ist es nur so kompliziert?“ Sein Blick ging über das Wiese. Erst beim zweiten Blick bemerkte er jemanden auf einem Stein sitzen. Es war Uriel, der über die Worte seines Herren nachdachte. Nie hatte er geglaubt das sein Herr solch offene Worte für ihn hatte. Damals sah er ihn nur mit Ablehnung an, doch etwas hatte sich in ihm verändert. Der Grund der Veränderung näherte sich dem Engel und ihre Blicke trafen sich. „Heiliger Pater...“ „Ah. Uriel. Du hast Besuch. Eine gewisse Jibril will wohl mit dir sprechen“, sprach dieser mit gesenkter Stimme. „Jibril ist hier? Ich habe verstanden.“ Dankbar nickte er und machte auf dem Stein Platz, damit sich auch Godric setzen konnte. Dieser nahm die Einladung an und beide starrten zum Wasser. „Ihr... du und Louis. Es hat sich sehr Verdächtig angehört, was ihr im Nebenraum angestellt habt.“, presste Godric nervös hervor und sah zur Seite. Dies war kein guter Start für ein Gespräch, das bemerkte er nun auch selbst. „Nicht das ich gelauscht habe! Niemals würde ich bei einer Beichte lauschen! Aber... aber wäre es nicht besser Rafael davon zu erzählen, wen du... naja...“ Gedanklich schlug sich Godric dafür, sich hier um Kopf und Kragen zu reden. „Ich sollte lernen meinen Mund zu halten.“, hatte er sich Gedanklich getadelt und sah zum Erdengel, der ihm mit verwirrten Blick ansah. Erst wusste er nicht was gemeint war, doch die Scham Godrics ließ ihn darauf kommen. „Ihr denkt... Oh nein! Das war nicht so!“, bestritt er schnell. „Keine Sorge! Ich verurteile dich nicht. Es ist ja nicht so das Louis und ich...“ Erneut sah er zur Seite. Was redete er da eigentlich? Uriel musste doch denken das er komplett bescheuert war. „Wir haben nicht miteinander geschlafen, wenn es das ist was ihr meint. Es tut mir leid euch unsittlich belästigt zu haben. Dies war nicht meine Absicht gewesen. Ich glaubte nicht einmal das er sich meiner annehmen würde.“, gestand Uriel. „Nie hat der Herr mit mir geschlafen. Nicht einmal mit Rafael, Jibril oder Michael. Er hat kein körperliches Interesse an uns. Im Gegensatz zu euch. Ich verstehe nicht wie, aber ihr habt ihn verändert. Würde er mit uns sich Vereinigen, dann ohne wirkliches Interesse, während er bei euch mit ganzem Herzen dabei sein würde.“, fuhr er fort, was Godric sichtlich erröten ließ. „Ich persönlich sehe mich und fühle mich manchmal wirklich wie ein Spielzeug, welches er je nach Gemüt benutzen möchte. Ich bestreite nicht, dass er sich seit unserer ersten Begegnung verändert hat, aber was Gefühlsangelegenheiten betreffen, so scheint er ziemlich rücksichtslos zu sein.“, sprach Godric seufzend und wandte den Kopf ab. Bei dem Thema Sex schien sich etwas in seinem Inneren zu versperren. Ob es an Louis lag oder an seinem fehlenden Wissen wusste er nicht. Schließlich war er trotz seines Alters noch Jungfrau und hatte kaum Ahnung, bis auf das was man so aufschnappte.
„Hmm... Der Herr hat euch wirklich gern. Durch euch hat er sich so verändert. Damals hatte er sich nicht für diese Art von Belange Interessiert. Nun hat er mir gesagt, ich solle zu mir selbst stehen und ich denke, er hat Recht. Auch euch möchte ich dies auf den Weg geben, da ich eure Verwirrung über euren Lebensweg deutlich sehen kann.“ „Danke... Ich hoffe wirklich meine Verwirrung löst sich. Louis ist so... ich kann es nicht beschreiben. Auf der einen Seite hat er einen fast guten und verspielten Charakter und ich mag ihn... Ja! Ich mag ihn sehr. Auf der anderen Seite ist er ziemlich rüpelhaft und rücksichtslos und das mag ich nicht. Es gibt wohl immer etwas, was man an dem anderen nicht mag.“ Musternd ging sein Blick zum Engel, sah wie sein langes Haar vom Wind umspielt wurde. Dabei fasste er sich in sein eigenes, blaues Haar. „Wie lange ich es wohl schaffen würde sie wachsen zu lassen?“, fragte er sich und schloss die Augen. Er wollte anders sein als Amon. „Ich glaube nicht das er möchte das ich mich in sein Liebesleben einmische, doch lasst mich euch etwas erklären. In der Tat werden Menschen von den Dämonen und natürlich vom Teufel selbst als Spielzeug betrachtet, doch glaubt ihr wirklich das ihr dies seid? Dafür lässt ihr euch viel zu viel durchgehen. Er kommuniziert mit euch, scheint Spaß daran zu haben sich mit euch zu streiten und hatte sogar seinen Schmuck abgelegt. Ich bin mir sicher, er möchte es euch einfacher machen, doch auf der anderen Seite dürft ihr nie vergessen mit wem ihr eine Bindung eingegangen seid. Ich glaube, er selbst hätte nicht gedacht einem Menschen seine Zuneigung zu schenken.“ Nachdenklich hörte Godric dem Engel zu, der sonst immer so schweigsam war. Uriels Worte ergaben einen Sinn. Ihm war wirklich aufgefallen das er nicht den üblichen Schmuck trug. War das ein Zeichen seiner Zuneigung? „Ich denke es muss Zeit vergehen. Der Herr schätzt euch sehr, das ist ein Fakt. Ihr seid in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen. In Assiah habt ihr die Grundwerte gelernt, die auch ich befürworte und achte. Der Teufel lernte und lebt die Grundwerte Gehennas. Es ist kein Ort wie Assiah...“
„Gehenna? Du warst schon einmal in Gehenna Uriel? Wie ist es dort? Wie ist das Leben, die Regeln, einfach alles...“ Godric war neugierig auf diese unbekannte Welt. Wie jeder Mensch fürchtete er die Hölle und dennoch war es der Ort, der Lucifer gehörte. Er konnte sich nicht vorstellen das dieser ihn anders behandelte als alle anderen oder bemerkte er das Bloß nicht, weil er sich andauernd über ihn ärgerte? Uriel schmunzelte, wollte aber den Fragen eine Antwort schenken. „Ja. Vor langer Zeit war ich in Gehenna. Als Wächter des Tores habe ich das Recht erhalten diese Welt zu besuchen. Kein Engel ist in dieser Welt willkommen und kann sie betreten, doch mir ist es erlaubt. Es ist eine Welt, die keiner anderen gleicht. Völlig Gegenteilig zum Himmel oder Assiah. Lucifer ist der Herr dieser Welt und steht über alles. Sein Wort ist Gesetz, sein Wille Befehl.“ „Kein Wunder das er so herrisch ist.“, kommentierte Godric, was Uriel nur leise lachen ließ. „Gehenna besteht, wie der Himmel auch, aus sieben Schichten. Jede Schicht ist dunkler und schwerer für die Wesen des Lichtes zu ertragen als die andere. Dort scheint niemals die Sonne. Der Himmel besteht aus schwarzen Wolken und violettem Licht. Die Flammen des Herren erleuchten gleichzeitig seine Welt. Das Zentrum der Welt ist die unterste Schicht. Dort steht der blutige Palast, die Heimat Lucifers.“ Godric schloss die Augen und versuchte sich die Worte bildlich vorzustellen. „Keine schöne Vorstellung..“, wisperte er und Uriel fuhr fort. „Es gibt nur eine Regel die dort herrscht, nämlich Lucifers Wort. Er ist das alleinige Gesetz. Wer dieses bricht und seinen Herren verrät wird mit dem Tode bestraft. Es gibt nur eine Person, die es vermag neben ihm zu stehen.“ „Nur eine Person?“ Uriel nickte. „Lady Lucifera.“ „Ach die! Mit ihr hatte ich bereits schon das Vergnügen..:“, erinnerte sich Godric an jenen Tag und verzog die Miene. Zum Glück war Louis zur Stelle gewesen, dachte er sich. Er war sich sicher, den Angriff dieser Frau hätte er am Ende nicht überlebt, wenn er nicht dazwischen gegangen wäre.
„Doch in all den Jahren spüre ich eine Zufriedenheit. Anscheinend hat er ein Stück von sich selbst bewahrt...“, sprach Uriel nachdenklich und erntete Godrics fragenden Blick. „Lucifel hatte damals auch einen sehr verspielten Charakter. Er war so edel und rein, dennoch verspielt und neugierig wie ein kleines Kind.“ Noch Heute konnte sich Uriel gut an die Zeit erinnern, wie Lucifel und Rafael ihn immer wieder besucht hatten und von seiner Arbeit ablenkten. Wie sie Schabernack trieben und besonders Jibril damit auf die Palme brachten. Der Gedanke an diese unbeschwerte Zeit zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. „Seine Stimme, sein himmlischer Gesang. So wunderschön..., selbst noch Heute.“ „Wirklich? Kann Louis wirklich so schön singen?“ Uriel nickte. „Ja. Noch immer ist seine Stimme die schönste in allen drei Welten, doch leider ist sie verstummt. Ein reiner Seraphim mit sechs Flügeln. Er war der Stellvertreter unseres Herren und verkündete in seinem Namen das Wort. Nur ihm war es erlaubt mit unserem Herren in der höchsten Ebene des Himmels, im heiligen Turm zu leben. Sein Anblick ließ das Herz erwärmen.“, sprach er gedankenversunken weiter. „Louis... war so rein?“ Immer wieder hatte Godric von den Wundern Lucifels gelesen und auch gehört. „Wie gern würde ich es sehen... Wenn auch nur für einen Moment um ihn zu verstehen.“ „Glaubt ihr wirklich ihn verstehen zu können?“ „Nicht ganz, aber vielleicht ein bisschen. Wie soll ich jemanden verstehen, dessen Geschichte ich nur aus Büchern und Sagen kenne? Ich...“ Für einen Moment hielt er inne, sprach dann aber weiter. „Ich liebe ihn und möchte all seine Seiten sehen.“ „Dann sei es so.“ „Wie?“
Uriel nahm die Hand des Paters und schloss die Augen. „Den Himmel kann ich euch nicht zeigen. Den werdet ihr sehen, wenn die Zeit reif ist. Auch in die Vergangenheit kann ich nicht reisen, doch ich kann meine Erinnerungen mit euch teilen.“ „Das... würdest du wirklich für mich tun?“ „Ja. Wenn ihr es möchtet.“ „Bitte. Ich möchte gern mehr wissen...“ Godric schloss die Augen und ließ Uriels Erinnerungen auf sich wirken...
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Meine Erinnerungen waren so klar wie am ersten Tag. Ich erinnerte mich an jenen Tag, als die himmlische Glocke läutete und uns, noch so junge und unwissende Engel, zu sich rief. Ich flog durch die Spähren des Himmels. Nur selten verließ ich mein Reich, das in der untersten Sphäre war. Heute aber war ein besonderer Tag. Ich würde, mit den drei anderen Anwärtern, vereidigt werden und für einer meine Aufgabe erfüllen können. Er selbst würde uns vereidigen, der reinste und schönste aller Engel. Nie hatte jemand ihn zuvor gesehen, doch stets seiner Stimme gelauscht, wenn er sang. Das Lied drang durch den ganzen Himmel und ließ unsere Herzen vor Wärme erstrahlen. Schnell hatte ich mein Ziel erreicht. Das Licht wurde immer heller und von weitem sah ich ihn, den heiligen Turm...
„Das ist Etemenanki, der Turm Gottes und Aufenthaltsort Lucifels.“, drang es in Godrics Kopf vor. Ich erschien selbst mit Godric in meiner Erinnerungen als Beobachter und ließ dem Revue passieren, während meine Begleitung über die Schönheit des Himmels staunte. Ein Mensch hätte sich das nicht einmal in seinen schönsten Träumen vorstellen können, nicht einmal er. Auch wen es nur eine Erinnerung war, schien das Licht des Himmels seine Seele zu berühren. „Wunderschön...“ Sein Blick ging zum himmlischen Turm, welchen er mit Ehrfurcht musterte. Das Reich seines Herren. Kein Mensch war ihm wohl zu Lebzeiten so nahe. Mit zitternder Hand hielt er sich an Uriels Gewand fest, um sich Halt zu verschaffen. Das Herz pochte und der Engel in ihm sehnte sich nach dem Licht. Uriel lächelte nachsichtig und beide folgten den Geschehnissen...
Ich landete vor dem Turm und bemerkte Jibril, die mich sofort erkannte. „Uriel... ich bin aufgeregt.“, gestand die blauhaarige Schönheit. Für einen Moment schwieg ich, hielt ihr dann aber die Hand hin, welche sie dankbar annahm. Gemeinsam betraten wir den Turm. Der Marmor war hell und ohne Fehl und Tadel. Trotz unserer nackten Füße spürten wir eine Wärme von diesem Ausgehen. Hier lebte unser Herr, hier waren wir willkommen. Der Weg führte in einen großen Saal, der mit Licht getränkt war. Blumenranken schlangen sich um die weißen Säulen und trugen ihre schönsten Blüten. Dieser Ort gab meiner Seele halt und ließ mich im Schein des Lichtes versinken. Mein Blick ging zu den Anderen, die ebenfalls den Raum betraten. Rafael, der Engel mit dem blonden Haar, grüßte mich und hob die Hand. Er war wohl Anwärter der Heilung und des Windes. Sein Wesen schien so frei zu sein wie der Wind selbst. Neben ihm stand ein kleinerer Engel mit feuerrotem Haar, Michael. Er war bekannt als begnadeter Krieger und würde der neue Feuerengel werden, sowie viel später Anführer von Gottes Streitmacht.Äußerlich war ich ruhig und gespannt, doch im Inneren tobte ein Kampf. Heute würde ich einen meiner Väter gegenüber stehen. Lucifel... Während die anderen Engel miteinander sprachen und sich einen Spaß erlaubten über Michaels nicht vorhandener Körpergröße, sah ich angespannt zur Treppe. Würde er mich bemerken? Vielleicht sogar ein privates Wort mit mir sprechen? Hatte ich ihn vielleicht sogar enttäuscht oder sogar mit Stolz erfüllt? Der Moment war gekommen und wir spürten ein reines Licht. Ein junger, schöner Engel kam die Treppen hinab. Eine zierliche Gestalt in weißen Gewändern. An seinem linken Ohr trug er einen goldenen Ohrring mit einem roten Rubin. Ein Kettchen ging von diesem zu seiner spitz zulaufenden Ohrmuschel und war an dieser befestigt. Auf der rechten Seite des Ohres hatte er einen ähnlichen Schmuck, nur das dort kein Edelstein in seinem Ohrring war. Es war ein göttlicher Schmuck, den er auf der linken Seite trug. Es war üblich den Schmuck seines Glaubens auf der Seite zu tragen, auf der das Herz war. Seine nackten Füße glitten über den Marmor. Um seinen rechten Fußknöchel hatte er ein kleines Kettchen, was ich gerade noch so erkannte, da das lange Gewand sich für einen kurzem Moment hochschob. Tiefe, dunkelrote Augen sahen uns sanft an und das lange, herabfallende schwarze Haar war ein deutlicher Kontrast zu seiner hellen Haut. Es ging bis über den Boden, wurde jedoch von seiner Schleppe sanft aufgefangen, damit es nicht den Boden berühren musste. Die vollen Lippen zeichneten ein Lächeln ab. Das war er, mein Vater. Lucifel! Seine Erscheinung hatte uns alle in seinen Bann gezogen. Michael war zudem noch zufrieden, da er kaum größer war als er selbst. Dies war aber nur ein kleiner Gedanke im Gegenzug zu seinem inneren Licht, welches wir spürten. Wir verbeugten uns tief vor ihm und bekamen seinen Segen, wurden als Erzengel vereidigt. Seine helle, sanfte Stimme klang noch immer in meinen Ohren...
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„L... Louis...“, wisperte Godric und konnte seine Augen nicht von diesem Engel lassen. Äußerlich war dieser so Hinreißend, doch im inneren schien er zu spüren, dass dieser trotz seiner Reinheit immer noch der gleiche Louis war, den er auf Assiah kennenlernen durfte. Dieser hier strahlte nur viel mehr Licht aus, als wollte er von Innen heraus erstrahlen. Langsam ließ Godric mein Gewand los und ging ehrfürchtig auf das Bild Lucifels zu. Er traute sich nicht die Hand nach ihm auszustrecken, sondern blieb einfach nur vor ihm stehen. Die Augen wanderten über sein Profil. „Wirklich... wunderschön...“ Uriel hatte derweil seine Hände gefaltet bei dem Anblick des damaligen Seraphen. Lange hatte er diesen nicht mehr gesehen und wollte seiner Gedenken. Im Zuge seines Gedenken veränderte sich die Erinnerung und Godric sah längst vergangene Bilder. Schon damals war Rafael aufdringlich und hatte seinen Liebsten von der Arbeit abgehalten. Damals hatte er noch einen weiteren Begleiter: Lucifel. Beide besuchten oft Uriels Sphäre, auch wenn dieser Rafael bat den obersten Engel nicht in seine Streiche zu involvieren.
Sanft lächelte Godric bei dem Bild der drei Engel und beobachtete die kleinen Szenen. Ihm war aufgefallen, in jeder schien Lucifel zu lachen. Was hatte den Engel damals nur bewegt sich von Gott zu entfernen? Gern würde er es erfahren, doch Uriel konnte ihm die Antwort nicht geben. „Schon damals schienen sie dich heimsuchen zu wollen.“ „Ja. Es kam manchmal beinahe täglich vor, da standen sie in meinem Garten und forderten mich auf sie zu begleiten.“ „Aber wie es aussieht hast du nie abgelehnt. Du hast wohl immer sonst in Einsamkeit gelebt, oder?“ Einen Moment schwieg der Engel, schüttelte dann den Kopf. „Einsamkeit... ich weiß nicht ob es das war, was mich dazu brachte ihnen zu folgen. Meine Sphäre ist die, die Assiah, Gehenna und den Himmel vereint. Die Brücke der Welten. Ich trage dafür Sorge über diese und das Tor zu wachen. Es ist meine Aufgabe. Rafael war stur. Egal wie sehr ich ihn ignoriert habe, er ist immer wieder gekommen.“ „Hmm... ich verstehe.“ Uriel schloss die Augen und ließ sich in seinen Erinnerungen treiben.
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Ja... der Pater hatte Recht. Je öfter Rafael kam und ich ihn abwies, desto mehr bemerkte ich meine eigene Einsamkeit.
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„Passt auf Lord Lucifel! Das ist gefährlich!“, hallte eine Stimme und die Szene änderte sich. Dies war eine Erinnerung Uriels, welche er glaubte vergessen zu haben. „Vielleicht, wenn ich damals wachsamer gewesen wäre, dann wäre alles dies nicht passiert...“ Godric sah zur Szene, während Uriel schuldbewusst die Augen schloss...
Lucifel stand vor einem riesigen Tor, mindestens fünfmal so groß wie er selbst. Es war schwarz, eine seltene Farbe im Himmel. Goldene Symbole waren eingraviert. Uriel war herbeigeeilt und wollte den jungen Seraphen vom Tor ziehen, als dieser auf einmal seine Hand auf den kühlen Stein legte. Zu Uriels Verwunderung passierte nichts. Jeder, der sich dem Tor sonst näherte bekam einen Schlag, da das Tor die Person ablehnte. In diesem Fall aber passierte nichts. „Lord Lucifel...“ Dieser sah das Tor eindringlich an. „Was ist das? Ich spüre Dunkelheit und Leid hinter diesem Tor.“ Der dunkle Engel trat an seiner Seite und nahm die Hand des Kleineren in seine. „Dies ist das Tor der Sünde.“ „Ich verstehe nicht...“ „Mein Herr, ihr wisst sicherlich, dort wo es Licht gibt, gibt es auch die Dunkelheit.“ Lucifel nickte. Dies hatte er von Gott gelernt. „Hinter diesem Tor liegt die Dunkelheit. Unser Herr hat sie dahinter verbannt.“ „Wieso? Wenn die Dunkelheit ein Teil unserer Welt ist, wieso darf sie nicht unter uns leben?“ „Das...“ Uriel war auf eine solche Frage nicht vorbereitet. „Niemals darf die Dunkelheit Einzug in unser Reich finden. Das Leid wird nicht über uns kommen, sorgt euch nicht. Unser Herr wird dafür sorgen.“, versuchte er zu erklären und ließ Lucifel den Vortritt diesen Ort zu verlassen. „Kommt. Die Blumen in meinem Garten werden euch sicher mehr gefallen.“ Zusammen verließen sie diesen Ort, doch nicht ohne das Lucifel noch einmal zurück sah. „Die arme Dunkelheit..., vielleicht ist sie auch nur einsam...“
„Wenn ich nur aufgepasst hätte...“ „Es ist nicht deine Schuld Uriel. Den Weg, den er gegangen ist hat er selbst entschieden...“, versuchte Godric den Älteren aufzumuntern. Für ihn sah es so aus, als würde Lucifel selbst von der Dunkelheit angezogen worden sein. War diese etwa immer ein Teil von ihm? All das überstieg seinen Verstand. Eines wusste er jedoch, nämlich das er gar nichts wusste. Louis war Louis. Mit all seinen Vor- und Nachteilen. Er liebte den Teufel und möchte ihn als solches sehen, der er war. Nicht als der, der er vor langer Zeit gewesen war. Seufzend schloss er die Augen und als er diese wieder öffnete befand er sich in seiner Welt, neben Uriel. Die Erinnerung war beendet gewesen. Eine Schwere bemerkte der Pater, als würde man ihn nach unten ziehen. Erst als er seinen Blick zur Seite wandte, sah er das er seine Flügel geöffnet hatte. War diese Erinnerung für ihn so realistisch gewesen das sein Engelsblut reagierte? „Hoffentlich hat uns keiner so gesehen.“ Wie sollte er einem unbedarften Menschen erklären wieso er Flügel auf dem Rücken trug? Sein Blick ging zu Uriel, der sich erhob. „Vielen Dank das du dir die Zeit genommen hast. Das war wirklich sehr lieb von dir und die Erinnerungen waren wunderschön gewesen. Ich werde sie in meinem Herzen in Ehren halten.“ „Danke. Vergesst eines nicht. Das Herz ist eine starke Waffe. Nutzt sie Weise.“
Godrics Blick ging in den Himmel. Es dämmerte schon bereits. Wie lange hatten sie hier gesessen? Es mussten Stunden gewesen sein. Ob man schon nach ihn gesucht hatte? „Yo, Uriiiii!“, rief eine Stimme von weitem und beide drehten sich zu ihr. Es war Rafael gewesen, der zu ihnen geflogen war. Er war aber nicht allein. Louis und Jibril waren bei ihm gewesen. Diese landete sanft in Uriels Armen, der sie ausgestreckt hatte um sie zu empfangen. Erst jetzt bemerkte Godric wie jung sie aussah. Sie war mindestens zwei bis drei Köpfe kleiner als der Dunkelhäutige und einen halben kleiner als Louis. Rafael sah leicht Eifersüchtig zu der Begrüßung, da dieser wohl gern selbst in den Armen des Großen liegen wollte. „Uriel. Endlich habe ich dich gefunden.“, sprach sie erfreut. „Was kann ich für dich tun, weswegen du dich extra hier her bemühst?“, fragte er. „Ich habe mich gewundert als du nicht zuhause warst. Da habe ich mir gedacht das Rafael dich sicherlich wieder von der Arbeit abhält.“ „Hey! So schlimm bin ich nun auch wieder nicht!“, warf dieser ein, wurde jedoch nicht beachtet. „Amon meinte du seist sicher auf Assiah und es wäre von Vorteil, wenn ich dich besuche. Er redete auch irgendwie davon das er Chicken Wings haben möchte.“ Rafael hob eine Augenbraue, während Louis anfing laut loszulachen und sich gegen den Stein lehnte. „Das ist so typisch für den Alten!“ Godric verzog kurz das Gesicht und sah in den Himmel. Chicken Wings? Amon war wirklich ein einzigartiger Pater gewesen. Wirklich einzigartig, auch jetzt noch. Er fragte sich ob auch er irgendwann auch eine solche Größe wie Amon haben würde. Die Perversität und die Gelüste nach Fleisch brauchte er dabei nicht unbedingt, aber wenigstens dessen Größe. „Und? Wirst du sie ihm holen?“, fragte Louis, der sich wieder eingekriegt hatte. "Natürlich nicht! Als anständiger Engel entzieht sich das meinem Verständnis! Achja, du meintest es gäbe etwas, was du Godric sagen wolltest.“ Die Blicke gingen zu Louis, welcher nickte.
„Ich werde in drei Tagen nach Gehenna zurückkehren.“
"Fünftes Buch I: Sabbat" ist noch in Bearbeitung. Für Infos Rund um Louis, Godric und ihre Freunde und Feinde schaut doch einfach auf miyaraa.blogspot.com vorbei ^^
Garantiert dämonisch ^.~
Eure Miyara
Tag der Veröffentlichung: 22.03.2013
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