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Prolog




- Lucifera -

 




Es war vor langer, langer Zeit...

Ich erinnerte mich noch als sei es gestern gewesen, doch wünschte mir, dass es nicht mal Morgen geschehen würde. Dennoch war ich mir bewusst, dass Veränderung angebracht war. Doch konnte ich ihm niemals verzeihen...

Es war vor vielen, vielen Jahren. Noch viele Jahrhunderte vor Lucifels Geburt. Da hatte ich gelebt. Mit meinem Herren in der ersten Schicht des Himmels. In Etemenanki, dem göttlichen Turm. Dort beginnt diese Geschichte...

Lilith


Lucifera Story


Luciferas POV:

 




Ein sanfter Wind umspielte meine Haare. So bodenlang und schwarz. Etwas ungewöhnliches, jedoch aber wieder genau das, was zu der Person passt welche mich erschaffen hatte. So oft hatte der Herr meine Haare gelobt, doch niemals einfach so angefasst. Er legte niemals seine Hände an mich. Das einzige was ich von ihm bekam war ein sanfter Kuss auf mein Haupt. Dennoch erfüllte mich dies lange mit Zufriedenheit und Liebe. Liebe zu meinem Herren, welcher mir ein so schönes Geschenk bei der Erschaffung gemacht hatte. Ebenso auch die anderen Wesen die hier lebten. Man konnte sie als Vorreiter der Engel bezeichnen. Wir konnten Kinder kriegen, hatten das Wissen und die Erlaubnis des Geschlechtsverkehrs.

Doch gerade dieses Geschenk der Fruchtbarkeit und der Mehrung schien meinen Herren immer mehr zu beunruhigen. Neben mir, seiner ersten weiblichen Kreation, gab es noch einige andere Engel. Doch ich lebte als einzige so nah bei meinem Herren. Es erfüllte mich mit Stolz, doch immer mehr schlich sich ein anderes Gefühl in mein Herz. Ich wusste nicht welches, doch es war da.

So wie jeden sonnigen Tag war ich auf den Weg zu meinem Herren. In der Hand ein Tablett welches aussah wie eine platte Wolke, wobei es auch eine war, worauf zwei Kelche standen. Mit nackten Füßen lief ich den dennoch warmen Marmorboden entlang. Es wäre eine Schande diesen göttlichen Bereich mit Schuhen zu betreten. So etwas würde auch nie jemand wagen, wobei in die oberen Bereiche des Turmes sowieso keiner Zutritt hatte. Während der untere Bereich dafür da war Besucher anzuhören, gar eine Besprechung zu halten, auch wenn es damals nicht nötig war da Gott mit niemanden sprechen musste, war der obere Bereich mehr den je geheiligt. Es war der Bereich Gottes und seines Vertrauen. In dem Falle mir.

Die Schleppe meines weißes Gewand, welches mit einigen goldenen Verzierungen versehen war, schliff über den Boden. Auf dieser Schleppe war der Teil der Haare welcher sonst so nackt auf den Boden schleifen würde. Um meine Taille war ein Band welches das Gewand festhielt. So wurde meine schlanke Taille und mein runder Busen betont. Von meinem Herren hatte ich neben Fußschmuck, auch Haarschmuck bekommen. So hatte ich überall in meinem welligen Haar, hier und da kleine glitzernde Steinchen. Meine Augen waren von Anfang an rötlich. Der Herr mochte die Rote Farbe. Ich lief gemächlich die Treppen hoch und klopfte dann an einem Tor was verziert war mit Efeublättern. Kurz nachdem ich geklopft hatte öffnete sich diese auch schon automatisch und ich durfte eintreten. Als ich dies tat sah ich auch schon den Herren im Garten Eden. Ich liebte diesen Garten. Er war so schön und friedlich. Ich verbrachte die meiste Zeit in diesem Garten. Es waren alle Blumen dort die ich mir vorstellen konnte. In der Mitte des Gartens war eine kleine Tränke an dem sich die Vögel niederließen und tranken, aber auch einfach nur rasten. Als ich in den Garten kam flogen ein paar zu mir und setzten sich in meine Hand welche ich ausgestreckt hatte. Es war wirklich friedlich, in dem ewig blühenden Paradies.

Ich ging zu meinem Herren, welcher so langes und blondes Haare hatte wie das Licht. Ihm umgab eine friedliche und ruhige Atmosphäre. Es war so als würde er von innen heraus strahlen. Der Herr hatte heute ein rein weißes Gewand an und saß an dem Teich und sah dort hinein. „Kami. Beunruhigt dich etwas?“ fragte ich. Als ich sprach schenkte er mir seinen Blick, mit seinen hellen, blauen Augen welche den Himmel schon fast widerspiegelten. Dennoch waren seine Augen eigentlich golden. Doch in seiner normalen Gestalt hatte er blaue Augen angenommen und hatte sich ebenfalls einen Namen gegeben um genauso zu wirken wie wir. Das man ihn ansprechen konnte mit Namen, sofern es erlaubt war. Kami wollte innerlich das man ihm eine Existenz zuschrieb, doch was in ihm vorging konnte keiner der wenigen Himmelskreaturen auch nur ansatzweise Wissen. Kami war ein unergründliches Wesen. Er streckte seine Hand nach mir aus. „Lilith, mein Sonnenschein.“ sprach er sanft und ich nahm seine Einladung an und setzte mich ihm gegenüber am Rand des Teiches. „Ich habe dir etwas mitgebracht mein Herr.“ Ich reichte ihm einen Kelch Himmelswasser. Es sah eher aus wie Milch, dennoch war es etwas was im Himmel floss. So hatte ich es Himmelswasser getauft. Es schmeckte wirklich sehr gut. „Ich danke dir mein Engel“ bedankte er sich und nahm einen Schluck. Auch ich gönnte mir einen Schluck und sah wieder zu ihm. „Es bedrückt dich etwas“ „Lilith. Ich befürchte schlimmes...“ Verständnislos sah ich ihn an. Was sollte hier im Paradies, dem friedlichen Himmelsreich schlimmes passieren? „Sei unbesorgt. Ich werde immer an seiner Seite sein!“ kam es von mir und ich beugte mich zu ihm vor. Er lächelte sanft und streckte die Hand nach mir aus, ließ sie aber ein paar Zentimeter über meiner Wange stehen. „Ich danke dir für diese aufopfernden Worte.“ Anstatt meine Wange zu berühren, so wie ich es mir gewünscht hatte, strich er mit einem Fingernagel eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht. Hätte ich gewusst das dies die letzte, liebevolle Geste war hätte ich sie mehr genossen. Doch so eröffnete er mir eine andere Neuigkeit. „Ich werde einen Stellvertreter erschaffen. Einen Engel. Ja... ich nenne sie Engel. Himmelswesen mit Flügeln, so wie die deinen und meinen. Und ich bitte dich sehr gut um meinen ersten Engel zu kümmern.“ Als ich seine Idee hörte, nickte ich. Dann würde es endlich viel belebter hier sein und das Himmelsreich mit seinen sieben Schichten auch endlich gefüllt sein. Als er mich bat auch noch um das erste Exemplar seiner Engel zu kümmern, willigte ich ein. Ich würde mein Bestes geben. Für meinen Herren und für den ersten Engel.


Doch es kam alles anders.


Es vergingen Jahre und das sonst so friedliche Himmelsreich wurde weniger friedlich. Die Himmelswesen wurden immer habgieriger, immer brutaler. Das Leben wurde immer sündiger hier. Man beging die Höchststrafe und tötete sich gegenseitig aus Eifersucht. Das war das was Gott befürchtet hatte, was er sich dachte. Nämlich das die Möglichkeit befleckt zu werden anderes hervorruft. Ich wollte den Herren fragen was man nur tun sollte um den Verfall des Himmelsreiches zu verhindern. Den Hass und die Eifersucht zu stoppen. Doch Kami hatte seine Antwort schon gefunden. Als ich im Torbogen stand sah ich noch wie er die Höchststrafe, den göttlichen Hammer, über die sündigen Wesen verhängte. So wurden mit einem Schlag alle Himmelswesen vernichtet. Nur ich blieb übrig, da ich unter Gottes Schutz, im heiligen Turm Etemenanki wohnte. Leicht lehnte ich mich geschockt an die Wand. Ich spürte keinerlei Leben mehr. Die Sünder wurden vernichtet. Da ich noch Jungfrau war und auch niemanden getötet hatte war mein Körper frei von Sünde. Nach dem ich mich etwas gesammelt hatte ging ich nach Eden zu Gott und sah zu ihm. Er sah tieftraurig in den Teich in dem sich das Himmelsreich spiegelte. Bevor ich auch nur einen Schritt gehen konnte sah er zu mir. „Mein Herr...Kami...“ flüsterte ich und er stand auf. Man konnte in seinem Blick und seinen Gesten sehen wie schwer ihm dieser Schritt gefallen war. Doch die Seelen waren befleckt von Sünde. Sie waren schwarz wie die Nacht. Hätte Gott sie nicht getötet, hätten sie sich und das Himmelreich getötet. „Lilith. Ich möchte dies nicht mehr. Die Seelen wurden in die Halle der Seelen verbannt. Sie werden ein fristloses Dasein finden werden sie sich nicht besinnen, ihrer Sünde klar werden und versuchen ein aufrechtes Leben zu führen.“ verkündete er mir. Ich nickte und wusste wovon er sprach. Das große, unheimliche Tor in der untersten Himmelsschicht. Dahinter war die Halle der Seelen, wo Sünder ihr Leben fristeten. Doch bis jetzt waren da noch nie welche, so das dieser 'Strafraum' nie benutzt wurde.

Doch dies war das erste mal das die Halle der Seelen ihre ersten Sünder beherbergte... „Arme Seelen...“ flüsterte ich leise und senkte den Blick. Als ich den Blick wieder hob erschrak ich mich etwas, da Kami direkt vor mir stand. Er sah mir tief in die Augen. Ich konnte seinem Blick nicht lange standhalten. Es war so als würde er mich durchschauen. Als wäre ich nackt vor ihm und er könnte alles sehen. Meine Gedanken, Gefühle, einfach alles. So sah ich zur Seite auf den Boden. „Lilith... ich spüre die Sünde an dir. Dennoch ist dein Körper rein, doch seine Seele beginnt sich zu versündigen!“ Geschockt sah ich zu ihm. „Aber mein Gott! Wie kannst du nur so etwas sagen! Meine Seele ist nur dir zugetan!“ „Dessen bin ich mir bewusst... dennoch spüre ich die Sünde. Meine Lilith... Ich weiß das sich viele umgebracht haben um dir einen Blick in ihre Richtung abzuringen. Wie sehr sie sich verzehrten dich zu sehen, gar zu berühren!“ „...“ Ich konnte nicht wirklich etwas darauf erwidern. Er hatte Recht. Auf meinen Ausflügen in die anderen Schichten hatten sich die Himmelswesen nach mir umgedreht. Ihre Blicke lagen auf mir. Auf meinen Körper und meiner Seele. Doch ich hatte niemals seinen Mann angefasst. Nur den Frauen hatte ich eine helfende Hand gereicht in ihrem Leid. Doch keiner sah je meinen Körper in einer sündigen, oder gar unverhüllten Pose. Ich wollte nur das Kami mich so sehen würde, auch wenn es mir ebenso peinlich wäre. Jedes mal wenn dieser Gedanke kam. In letzter Zeit kam er sehr oft. Den Wunsch das er mich mehr berührte. Das er mich überhaupt berührte! Dennoch hat dieses Gefühl das mich alle berühren wollten und liebten, etwas zufriedenes gehabt. Es hatte mein Herz gestreichelt, dass mir alle verfallen waren. Doch das konnte ich niemals sagen. „Ich... ich habe nichts getan Herr...“ blieb ich standhaft und sah ihm in die Augen. Es war schwer in meiner momentanen Verfassung diesem Mann die Stirn zu bieten. Ich hatte es das erste mal getan. Mich aufgelehnt gegenüber seinen Worten.


Ich hatte ein Geheimnis gegenüber Gott....
Und er wusste es...




„Du bleibst verschont.“ kamen dann jedoch seine erlösenden Worte und ich atmete erleichtert aus. „Doch du bleibst im Turm! Nie wieder soll die Sünde das Himmelsreich überfallen! Du wirst in der vierten Ebene des Turms verweilen. Dies ist deine Strafe für deine Sünden!“ Ich sah ihn etwas geschockt an, nickte dann aber demütig. Etwas anderes blieb mir auch nicht übrig. Würde ich es ablehnen, dann würde mich Gottes Strafe ebenso treffen wie die anderen Sünder. So würde ich mein Dasein dort fristen. Ich wurde in die vierte Ebene des Turmes gebracht von dem Gott selbst. Die vierte Ebene war etwas versteckt und nur eine kleine Tür führte in die großen Räumlichkeiten. Als ich durch die Tür ging, drehte ich mich noch einmal zu ihm um und sah ihm tief verletzt in die Augen. Doch sein Blick war standhaft und ernst. Bevor ich etwas sagen konnte schloss sich auch schon das Tor vor mir welches Gott versiegelte.

Mein Herr...Kami... Er hatte mich wirklich eingesperrt...

So zogen die Jahre ins Land. Wie viele es waren wusste ich nicht. Doch es waren einige. Ich lebte in meinem Exil und bekam nichts von der Außenwelt mit. Die Außenwelt auch nicht von mir. Kein Laut drang von außen nach innen und von innen nach außen. Doch meine Einsamkeit wurde immer größer. Anfangs hatte ich immer zu Gott gebetet und gehofft das er meine Gebete erhörte. Ich hatte alles gebeichtet, meine Sünden, meine Wünsche. Alles. Doch ich hatte nie eine Antwort bekommen. Wieso hörte mir Gott nicht mehr zu? Hasste er mich so sehr? Hatte ich mich in seinen Augen so sehr versündigt?


Ich merkte nicht das in diesem Moment etwas in meinem Herz heranwuchs... Etwas was die Sünden größer werden ließ....

 

Der Sündenfall


Dieses Rot




Lucifera POV:




Es war eine lange Zeit vergangen. Wie viel genau wusste ich nicht. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr so still rumsitzen. Die Räumlichkeiten waren groß und wunderschön, doch es war nicht dasselbe. Ich war gefangen, wenn auch in einem goldenen Käfig. So beschloss ich selbst aus diesem auszubrechen. Ich ging zu dem großen Fenster im Wohnraum und sah entschlossen raus. Von außen war dieses Fenster nicht zu sehen, doch es war hier. Eine Illusion Gottes von außen. Doch da es ein Fenster war konnte ich es zerschlagen, was ich auch tat. Ich nahm einen Sessel, welcher eine flauschige Wolke war und warf ihn gegen das Fenster. Doch da der Sessel eben eine veränderte Wolke war, verpuffte er nur und tauchte auf dem Platz wo er vorher war wieder auf. Man konnte daran wirklich sehen das dies hier eine Ewigkeit war. Eine Ewigkeit und Unvergänglichkeit welche einen mit der Zeit immer wütender werden ließ. Ein Gefühl was ich zuvor nie hatte.

Da das Mobiliar nicht wirklich meine Wünsche unterstütze machte ich etwas was mir sonst nie in den Sinn kam: Ich hob mein Gewand etwas und rannte mit einigem Anlauf auf das Fenster zu und schmiss mich dagegen. Dies hatte mehr Wirkung. Es zerbrach. Die Glassplitter schnitten sich in meine freie Haut und ich musste die Zähne zusammenbeißen. Auch wenn es wohl sinnlos gewesen wäre zu versuchen extra leise zu sein. Immerhin hieß es ja das Gott alles sah. So würde er auch schon wissen das ich soeben ausgebrochen war. Aber das war mir egal. Als ich aus dem Fenster fiel, den hohen Turm herunter und den Wind spürte, fühlte ich mich als würde mein Herz befreit werden. Der Wind welcher durch mein langes Haar pfiff und an meinem Gewand zog als würde er mich vor dem Aufprall bewahren wollen. Doch soweit kam es gar nicht. Ich breitete meine Flügel aus und konnte mich kurz vor dem Aufprall noch retten und Segelte sanft zu Boden. Ich hatte vier weiße Flügel gehabt welche mir das Leben, wobei ich nicht gestorben wäre, gerettet hatten. Gott hatte mir damals als einziger seiner Himmelswesen Flügel geschenkt. Dieses Geschenk erfüllte mich mit Stolz und Freude. Als einzige im weiten Himmelsreich fliegen zu können. Den Wind zu genießen und die Leichtigkeit zu spüren. So oft hatte ich es genossen. Doch in der Zeit in meinem Gefängnis hätte ich zwar genug Platz gehabt meine Flügel auszubreiten und die langen und geschwungenen weißen Federn auszubreiten, doch es war nicht dasselbe.

Als ich gelandet war ging ich ein paar Schritte, am Rand der Himmelsschicht und sah hinunter. Ich konnte so viele Auren spüren. Etwas was zuvor nie da war. Jetzt waren so viele, unterschiedliche Auren. Es war so als würde auf einmal der Himmel eine Bevölkerungsexplosion erlebt haben. Doch das war nur das Gefühl einer Person die Jahrhunderte in der Einsamkeit gefangen war und zuvor weniger in Erinnerung hatte.

Innerlich hatte ich das Verlangen nach unten zu fliegen. Die verschiedenen Schichten zu Besuchen und zu sehen was sich verändert hatte in einer Welt in der alles Unvergänglich war. Aber dann sah ich hoch zum Turm, ließ meinen Blick über das gigantische Bauwerk gleiten, welches ich so lange nicht mehr von außen gesehen hatte. Ich wollte ihn sehen. Wollte vor ihm stehen und ihn zur Rede stellen. In mir machte sich das Gefühl breit welches all die Jahre sich langsam entwickelt hatte. Mit einem flüchtigen Blick zu meinen Flügeln, die mir irgendwie etwas dunkler vorkamen als vorher, wollte ich losgehen. Meine Flügel waren immer noch weiß, jedoch hatte ich das Gefühl das diese dunkler geworden waren. Schon fast ein hellgrau. Doch ich tat dies damit ab und schrieb es dem von Einsamkeit verwirrtem Geiste zu, der ewig schon nicht mehr Gottes Helligkeit von außen gesehen hatte.


Was ich nicht wusste war, dass mein Herz sich der Sünde schon lange zugewandt hatte... Das die Wut und die Verbitterung über den Schöpfer nach außen getragen wurden...




Die Räume in meinem Domizil waren alle hell und freundlich gewesen, doch das goldene und helle Licht was über Etemenanki leuchtete und den ganzen Himmel erhellte war von außen viel beeindruckender als von innen. Ich wollte losgehen als ich auf einmal ein quietschen hörte. Es war ein leises Quieken, was schon fast qualvoll war. Sofort drehte ich mich um und sah noch einmal über den Rand der ersten Himmelsschicht. Dort konnte ich ein leidendes Wesen sehen. Sollte ich erst zu Kami und dann zu dem kleinen Himmelwesen? Ich zögerte, ging einen Schritt vorwärts Richtung Turm, dann blieb ich wieder stehen und drehte mich zum Rand. Doch dann warf ich meinen Zwiespalt über Board und sprang vom Rand und landete dort wo ich das quieken gehört hatte.

Während ich zu dem Wesen flog sah ich beim vorbeifliegen hier und da ein paar geflügelte Wesen. Diese schienen mich auch kurz zu beachten, doch dann war ich schon verschwunden. Während meines Weges zu dem Hilflosen dachte ich darüber nach was Gott damals gesagt hatte. Das er Wesen erschaffen wollte mit Flügeln. Das ich nicht mehr mit ihm die einzige war mit Flügeln. Ich glaubte Engel nannte er diese. „Engel...“ murmelte ich. Doch da ich zu schnell für den Blick eines einfachen Engels war, landete ich unbehelligt in der dritten Himmelsschicht Yetzirah. Als ich ankam sah ich mich um. Es war wirklich noch so wie damals. Nichts veränderte sich, nur die Bewohner waren anders, auch wenn hier kaum einer war. Es waren alles im allen, auch nur eine Handvoll Engel im Himmel. Gott hatte damals noch nicht viele erschaffen. Innerlich hoffte ein Teil von mir unbemerkt, dass Kami Skrupel hatte wegen dem was er mir angetan hatte und deswegen kaum noch welche erschaffen. Doch dieser egoistische Wunschtraum würde nicht wahr werden. Ich sah zu meine Flügel welche dunkler wurden. Es war also keine Halluzination! Erschrocken taumelte ich ein paar Schritte zurück bis ich dann auf den Boden sank und mich selber umarmte. Was war nur mit mir los? Wieso fühlte ich mich so... so seltsam! Ich kniff die Augen zu und zitterte etwas. Dann aber hörte ich auch wieder das quieken und öffnete die Augen. Ein kleines Engelskind war zu mir gerobbt. Seine Flügel waren gebrochen. Anscheinend hatte es sich verflogen und war böse gelandet.

Ich sah zu dem Kind. Es war verloren... konnte nicht mehr fliegen. „Engel...“ murmelte ich nachdenklich und streckte die Hand danach aus. Engelskinder... Man konnte sich hier immer noch Fortpflanzen. Hatte Gott nicht gesagt das so etwas sündiges nicht mehr geschehen sollte? Dennoch sahen die Engel so schön aus. Gott hatte sie mit Liebe erschaffen, dies konnte man sehen. Dieses Kind strahlte eine Unschuld aus welche mich fast wahnsinnig machte. Es sah mich mit blauem und klaren Blick an. „Schau mich nicht so an!“ herrschte ich es an, da mich sein Blick an den von Kami erinnerte. Er war fast genauso Blau. Es kroch ängstlich nach hinten während ich leicht auf meine Lippe biss. Ich wusste nicht warum, doch ich hatte so einen Druck in mir. Ich war so wütend. Gott hatte geliebt... diese Wesen. Während ich als Sündige Hexe eingesperrt wurde. Ich hatte den Himmelswesen damals zwar den Kopf verdreht, doch... Waren meine Sünden so schwer? War es so schlimm sich zu wünschen das ER einen beachtete? Während ich mich in Rage dachte spürte ich wie eine Träne die Wange runter rollte. Geschockt öffnete ich die Augen. Ich hatte lange nicht mehr geweint. Das erste Mal geweint hatte ich als Kami mich einsperrte, das letzte Mal vor vielen hunderttausend Jahren.

„Schmerzen?“ fragte mich das Engelskind undsah zu ihm. „Schmerzen... Es steht dir nicht zu so etwas zu denken...“ sprach ich kühl und war selbst erschrocken über meine plötzliche Kälte. Doch dann passierte es... Ich hörte einen lauten Schrei und sah wie ein Himmelsdrache auf uns zuraste. Was ich nicht Wissen konnte war, dass dieser Drache das Engelskind abholen wollte. Ich kannte ja die neueren Himmelsdrachen nicht. 'Sollte es doch dieses Kind fressen', wollte ich sagen, hielt mir dann die Hand vor dem Mund. Was dachte ich da? Das richtige... Ja? Nein! Oder vielleicht doch?

„Ah! Hört auf!“ schrie ich verzweifelt und fixierte mit meinen roten Augen die beiden Wesen. Der Drache wollte gerade das Kind schnappen, doch dann ging ich dazwischen. Der Drache wollte das Kind natürlich nicht aufgeben und zum Schöpfer bringen damit es gesegnet werden konnte, doch ich war in meiner Wut gefangen, welche noch angefacht wurde da dieser Drache so eine Wärme hatte wie mein Gott Kami.


So passierte es...




Es war wie in Zeitlupe... Meine scharfen Fingernägel, welche ich in der Zeit hatte, glitten durch den Körper dieses Drachen. Ein roter Schleier war vor meinen Augen und breitete sich auf dem Boden aus. Das Engelskind, was mutig versuchte zum Drachen zu rennen und mich zu bitten Gnade walten zu lassen, sah ich erstarrt an. Ich stand vor dem Drachen und meine Hände waren voller Blut. Es tropfte langsam über meine grazile, weibliche Hand, die Finger herunter und landete vom Fingernagel aus auf den blutverschmierten Boden. Meine Augen waren vor Schock weit aufgerissen. Ich war nicht im Stande irgendwas zu sagen. Mein Hirn schien nicht zu arbeiten. Ich stand einfach nur da, geschockt vor dem Drachen welcher verblutete da ich ihn so sehr zerfetzt hatte. Die goldenen Schuppen waren kaputt und zerfetzt. Die fluffige, weiße Mähne welche einer Wolke ähnelte, zu einem blutigen Matschhaufen geworden.


War ich das?
Was habe ich getan??




Wie in Zeitlupe sank ich zu Boden, den Blick immer noch auf den Drachen gerichtet. Das Engelskind hörte ich nur nebenbei wimmern. Dieses sah dann zu mir, da ich mich nicht regte, sondern nur auf den Drachen starrte, dann meinen Kopf langsam nach oben richtete zum Himmel. Das Blut was in mein Gesicht getropft war perlte leicht nach unten. Auch mein Gewand, welches vorher so rein, weiß und unschuldig war, war in Blut gehüllt. Meine weißen Flügel zierten Blut und Hautreste meines Opfers.

Die weißen Flügel wurden dunkler und eine Feder löste sich von meinem edlen Federkleid und segelte in die Blutlache. Sie färbte sich Augenblicklich dunkelrot, so wie das Blut. Meine weißen Federn... mein so wertvolles Geschenk von Gott war mit Blut verschmiert...


Habe ich es wirklich getan?
Ja...
Dies war mein erstes Mal...
Ich beging eine Sünde...
Ich tötete ein Lebewesen.
Ich bin eine Sünderin!




Ich bemerkte nicht wie das Engelsbaby die Hand nach mir ausstreckte, doch erreichen würde sie mich nicht mehr. Denn die Engelssoldaten waren gekommen. Gott hatte sie geschickt. Jener der wusste das ich ausgebrochen war, der wusste das ich gerade gegen das höchste Gebot verstoßen hatte.

Es erschienen vier männliche Engel in Yetzirah bei mir. Ich war so weggetreten, dass ich sie erst bemerkte als ihr Anführer seine Stimme erhob. „Seraphim Lilith! Ihr habt euch der Sünde des Tötens strafbar gemacht. Wir sind ausgesandt worden euch mitzunehmen nach Etemenanki, damit euch die Strafe des Herren erwartet!“ sprach dieser. Auch sie mussten sich zusammenreißen damit man ihnen den Schock über den Anblick des Toten nicht ansah. „Ete...menanki... mein Kami“ kam es leise von mir, wobei sich meine Lippen nur kurz bewegten. Als die Engel näher kamen stand ich auf und drehte mich zu ihnen um. Das Blut in meinem Gesicht war getrocknet und bildete einen guten Kontrast zu meiner fast elfenbeinfarbenen Haut. Ich ging auf sie zu und wirkte ziemlich verstört. „Ich habe es retten wollen...“ Doch es kam keine Antwort. Ich griff mir in mein volles Haar. „Ja! Ich habe es retten wollen!!!“ sprach ich mit Nachdruck und nun etwas lauter. „Nehmt die Sünderin mit!“ befahl der Anführer und so kamen die Engel auf mich zu. Ich ging ein paar Schritte zurück. „KOMMT MIR NICHT ZU NAHE!!“ schrie ich. Nur er durfte mich anfassen! Wenn Kami mich nicht anfasste, dann sollte es kein Mann tun! Sie waren alle schlecht! Sie waren Schuld daran das Gott in mir eine Sünderin sah! Sie waren Schuld das ich eingesperrt wurde und sie waren auch Schuld an dem Tod dieses Lebewesens! Hätten sie sich nicht gegenseitig umgebracht! Hätten sie mich nicht so sehr vergöttert! Ich... Ich habe keine Schuld! Kami würde das verstehen. Ich würde es ihm sagen. Er würde es verstehen! Er ist anders! Er ist der heilige Herr, unser Gott, mein Kami. Er war Verständnisvoll! Ein guter Gott. Er würde mich anhören, mich verstehen und mich das erste Mal in die Arme nehmen. Nur mich... Mich allein!

„Ich werde nach Etemenanki gehen.“ kam es mit erhobenem Haupt an den Soldaten vorbei. Gott hatte gesagt er liebte meine edle Gesinnung. So würde ich bis zum Schluss meine Würde wahren. In Begleitung der Engelssoldaten flog ich nach Etemenanki. Dort wurde ich auch schon erwartet. Direkt wurde ich in den Anhörungssaal gebracht. Nicht einmal mein Haupt durfte ich vom Blut reinigen, ebenso wenig meine Kleidung wechseln. So trat ich dem Schöpfer so gegenüber wie ich war. Blutverschmiert. Als ich ihn auf seinem Platz sah, machte sich Hoffnung in mir breit. Kami sah immer noch aus wie vorher. Aber als er zu mir sah, waren seine sonst so gütigen Augen nicht mehr so sanft und blau, sondern voller strenge. Vor mir saß nicht mein Herr, sondern der Schöpfer. Er hatte seine göttliche Gestalt angenommen und goldene Augen gehabt. Nicht einmal sein sanftes Blau blieb mir.

Als ich den Mund öffnen wollte, fing dieser auch schon an zu sprechen. „Lilith! Ich habe dich beobachtet und bin erschrocken über deine Sünden.“ „Mein Herr. Es war nicht meine Absicht. Dieser Drache, er hätte das Engelskind getötet.“ Als ich das sagte sah mich Kami eindringlich an und nun merkte auch ich welch Unsinn das war. Dieser Drache hatte dem Engelskind nichts getan als es bei ihm war und um diesen trauerte. Diese warme Aura. Es war eines von Gottes engsten Vertrauten gewesen. Ein Drache welcher die verirrten Kinder auf den richtigen Weg brachte. Dies erkannte ich auch schon als es auf das Baby zukam. Dennoch... ich WOLLTE meine Klauen in dieses Vieh rammen.

„Ich verstehe.“ kam es von ihm und ich kam aus meiner Gedankenwelt wieder heraus und sah erschrocken zu ihm. „Dein Blick sagt alles. Du hast dich der Sünde verschrieben, so wie damals. Lilith... dieses mal werde ich dich bestrafen!“ „Was? Ich habe nichts getan!! Es war nicht unrecht! Das was du mir angetan hast war unrecht! Du hast mich weggeworfen!“ schrie ich auf einmal voller Wut. Als ich ihm näher kommen wollte, wurde ich von den Soldaten am Handgelenk gepackt und zurück gezogen. „Fasst mich nicht an!“ fauchte ich und befreite ich mich, indem ich ihnen unschöne Kratzer verpasste und danach einen kräftigen Tritt, so das diese gegen die Wand flogen. Dann sah ich wieder zu ihm, welcher auf meine Worte geschwiegen hatte. In seinem Blick lag etwas undeutliches, dennoch sah er mich mitleidig an. Ich hasste es wenn er mich so ansah. „DU hast mich verlassen!! Ich...“ Ich hielt inne. In meiner Brust fühlte es sich an als würde sich alles zuschnüren. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl das etwas explodieren würde. Ein Gedanke der neben meinen Gefühlen zu Gott sich all die Jahre unterschwellig entwickelt hatte. Die ganze Zeit konnte ich es unterdrücken, doch nun platzte es aus mir heraus. Wütend funkelte ich ihn an. „Ich hasse dich!“ Als ich diese Worte sprach, welche ich so oft gespürt hatte, hielt ich inne. Es war etwas anderes es nur zu fühlen als es zu sagen. Immer hatte ich dieses unterschwellige Gefühl ignoriert, doch nun war es ausgesprochen und man konnte es nicht zurücknehmen. Auch Gott war überrascht, dann schloss er bedauernd die Augen.

Was war nur mit mir los? Diese Worte... dieses Gefühl, sie waren so schlecht... Einer Dame nicht würdig. Einem Seraphwie mir nicht angemessen. Dennoch hatten diese Worte mich so unendlich erleichtert. Als würde mir ein Stein vom Herzen fallen, aber gleichzeitig wieder mir noch mehr Gefühle geben. Gefühle welche ich nicht kannte und vor denen selbst ich Angst hatte. Dennoch... Mein Herr. Ich wollte doch bei meinem Kami sein.

„So ist es. Du hast dich für deinen Weg entschieden! Dann werde ich dir meine Entscheidung mitteilen!“ sprach Gott bevor ich noch etwas hinzufügen konnte zu meinem plötzlichen Ausbruch. „Seraphim Lilith! Dir wird dein Stand entsagt! Als zweites werde ich dir die Fruchtbarkeit nehmen. Nur noch eine Person wird dies bei dir vollbringen können, um sein eigenes Leben erneut beginnen zu können. Nie wieder soll dein Körper die Himmelswelt versündigen. Ebenso bist du nicht mehr hier Willkommen! Ich verbanne dich! Du sollst dein sündiges Dasein fristen, versiegelt in der untersten Schicht des Himmels! Alleine!“ hatte er sein Urteil verkündet. Auf dem ersten Blick war diese Strafe nicht schlimm, da ich nicht getötet wurde, sondern am Leben blieb. Doch es war schlimmer als der Tod. Ich wurde für ewig versiegelt in Fleisch und Blut. Der ewige Schlaf, nicht möglich alleine aufzuwachen. Versiegelt und nicht gefunden.

„Nein...“ kam es leise, geschockt von mir. Doch Gottes Wort war gefallen. „Nein!“ rief ich verzweifelt,wurde dann aber von den Soldaten schnell am Handgelenk gepackt wo man mir die Handgelenke mit Armreifen versah. Ich versuchte diese ab zu bekommen, doch die Armreife saugten mir meine Kraft aus. So konnten die Wachen mich packen und mitnehmen. „Herr!“ rief ich als sie mich mitziehen wollten, ich mich aber dagegen stemmte. Doch mein Ruf blieb unbeantwortet. Er schloss die Augen und senkte den Kopf. „KAMI!“ kam es mit erhobener Stimme, wurde dann aber mitgenommen da ich mich nicht mehr wehren konnte. Verzweifelt und mit Tränen in den Augen konnte ich meinen Herren noch einmal sehen. „Mein Kami...“ wisperte ich und spürte wie die Tränen die Wangen herunterliefen. Wieso wirfst du mich weg? Wieso? Ich sank den Kopf und meine Tränen perlten von den Wangen, herunter auf den Marmorboden Etemenankis.

Während ich herausgebracht wurde, hörte ich ein leises rascheln und sah zur Seite. Dort blickte ich zu einem kleinen Jungen. Er ging mir vielleicht gerade mal bis zur Hüfte. Sein ebenso bodenlanges, schwarzes Haar glich dem meinen. Nur das seines Glatt war. Er hatte aber ebenso rote Augen wie ich. Als ich den kleinen Engelsjungen sah, spürte ich eine große Macht. Er war es... Gottes Stellvertreter. Eine Kind was ebenso mächtig wie Gott war. Der schwarzhaarige Junge hatte ein Gottesboten, ein Häschen mit Flügel, im Arm welches er an sich drückte wie ein Kuscheltier. Mit großen Augen sah er zu mir.

Mir kam diese Begegnung wie eine Ewigkeit vor, doch es waren nicht mal zwei Sekunden, die wir uns begegneten. Unsere Blicke streiften sich, dann sank ich wieder meinen Kopf und schloss die Augen. Ich wurde in die letzte Himmelsschicht gebracht. Man hatte mir wenigstens noch etwas anderes zum anziehen gegeben. Dies war die einzige Güte die ich von meinem Herren noch bekam. Da meine Kräfte durch die Armreife versiegelt waren, konnte ich nicht fliehen. Auch meine Flügel konnte ich nicht ausbreiten. So zog ich mich um als die Wachen sich umdrehten. Eine letzte Ehrung als Seraphim. Dann wurde ich an den See gebracht welcher in der Sphäre war und Gottes Macht wurde aktiv. Ich kippte zur Seite und wurde in einen Kristall gelegt, welcher im See versiegelt wurde.


Dies war das vorerst letzte Mal nach langer Zeit das ich Lucifel traf, auch wenn ich damals seinen Namen nicht kannte.




So vergingen die Jahre.

Lucifel


Die Geburt der Erzengel




Lucifels POV:


Seid der Begegnung mit Lilith waren viele Jahrhunderte ins Himmelsreich gezogen. Aus dem kleinen Körper Lucifels, wurde ein älterer. Anfangs war ich natürlich sehr neugierig gewesen wer diese Dame war die abgeführt wurde. Ich hatte noch nie diese rote Farbe gesehen. Immerhin war im Turm nichts was mich verletzen konnte all die Zeit. Das Gesicht der Dame war mir jahrelang im Gedächtnis gewesen. Sie war so... verzweifelt. Ihre Tränen waren mehr als nur Trauer wegen Schmerzen. Das hatte ich schon damals bemerkt, auch wenn sie mit ihrem Blut so aussah als müsste sie eine Menge Schmerzen haben. Man wusste ja damals nicht, dass dieses Blut nicht von ihr war. Aber ich konnte in ihrem Gesicht und in ihrem Gemüt Trauer, Verzweiflung und auch Enttäuschung und Hass ablesen. So viele Gefühle die mich damals fertig gemacht hatten. Gerade deswegen hatte Gott meine Erinnerungen verblassen lassen. Er konnte sie mir nicht löschen, da ich ihm mit der Macht ebenbürtig war. Doch er konnte mir mit seiner Wärme die schmerzlichen Gedanken soweit vergessen lassen das diese so tief unten waren das ich mich nicht mehr Erinnerte. Wie bei einem kleinen Menschenkind was in den ersten Lebensmonaten erlebte. Doch nun hatte ich keinen Körper eines Kindes mehr. Ich war, auf einer menschlichen Skala gesehen, in der Frühpubertät.


Es war wie immer ein schöner Tag im Himmelsreich. Noch nie gab es einen Tag wo der Himmel nicht Blau war und das Licht nicht leuchtete. Es war immer Hell und freundlich. Es gab nur einen Tag wo das Licht nicht so hell leuchtete wie sonst. Doch das hatte mit dem Tag zu tun wo Lilith verschwand. So konnte ich mich nicht erinnern. Auch die anderen, wenigen Engel damals, erinnerten sich nicht. Doch die waren alle ohnehin jünger als ich. Auch wenn ich damals noch einen kleinen Körper hatte. Viele Engel hatte Gott sofort als Erwachsene erschaffen so das sie ihre Aufgaben nachkommen konnten. So wie die Wachen die Lilith abgeführt hatten.

„Lucifel.“ kam es von einer sanften Stimme. Dann hörte man ein Lachen. Der Schöpfer selbst war unterwegs und ging nach Eden. Er lächelte etwas und sah dann hin und her. „Ach Lucifel.“ kam es von ihm, dennoch lachte er leise. Dann ging er tiefer in Eden rein und setzte sich an den Teich um die Hand hinein zu tauchen. Eine Stille kam auf. Jedoch war diese weder erdrückend, noch sonst irgendwie negativ. Gottes Gesicht war mit einem Lächeln geziert während er mit sanften Blickes in den Teich sah. Er ließ seine Hand sanft durch das Wasser am Rand gleiten und strich damit auch zärtlich über die Gräser die dort noch waren. Dann schloss er kurz die Augen und nahm seine Hand zurück und ließ den langen Ärmel seines Gewandes wieder herunter. Leicht hob er den Kopf und sah zu einem Baum und lachte leise. „Ach Lucifel. Komm da runter!“ meinte er dann lieb und sah zu mir nach oben.

Ich saß in einer Baumkrone und hatte die Füße runter baumeln lassen und kicherte ein wenig. Dann schob ich vorsichtig einen Ast zur Seite welche etwas die Sicht freigab. „Wie hast du mich gefunden?“ fragte ich neugierig, stand dann auf. „Hmm... sagen wir göttliche Eingebung?“ kam es neckend von ihm. Das ich jedoch immer mich im selben Baum versteckte sagte er mir nicht, da er mir den Spaß nicht nehmen wollte. Dann sprang ich vom Ast und landete auf der Bank und drehte mich kurz. Mein bodenlanges Haar war mit ein paar Blättern voll, aber das störte mich nicht. Ich schüttelte kurz mit dem Kopf und die meisten fielen zu Boden. „Nächstes mal werde ich mich besser verstecken!“ versprach ich voller Tatendrang was Gott ein wenig Lachen ließ. „Da bin ich mir sicher Lucifel.“

Als das Angekündigt wurde kletterte ich von der Bank und ging zu ihm. Erst wollte ich mich zu ihm setzen, wie wir sonst immer am Teich saßen und ich Kami etwas vorsang, oder er mich lehrte. Doch nun stand er auf sodass ich inne hielt und zu ihm hoch sah. In meinem jetzigen Körper ging ich dem Herren bis zur Mitte der Brust. Er lächelte ein wenig und sah mich an. "Ich denke es wird Zeit das du etwas neues lernst. Beziehungsweise etwas erledigst, was du schon lange gelernt hast." sprach er für mich in Rätseln. "Was meinst du damit Kami?" fragte ich ihn, dann deutete er mir mit zu kommen. Ich folgte ihm wie gewünscht und wir gingen in eines der höheren Stockwerke des Turmes. Wir waren so schon nahe am göttlichen Licht, doch nun waren wir fast darunter. So sah ich staunend nach oben, folgte dann aber Gott in den Raum. Dort standen vier Körbe. In jedem dieser Körbe war eine Decke, ein Kissen und ein Armreif. Bis auf den Armreif sah es aus wie ein Tragekorb für Babies. Auf jeden dieser zierlichen Armreife waren Symbole. Eines war für Feuer, eines für Wind, Wasser und Erde.

"Wieso stehen hier Körbe für Engelsbabies?" fragte ich ihn. "Was ist deine Aufgabe?" fragte mich dann Kami, wobei ich nicht lange überlegen musste. "Ich bin dein Stellvertreter. Zusammen wachen wir über den Himmel und Assiah." "Richtig. Und was gehört dazu, mein kluger Schüler?" Auch da musste ich nicht lange überlegen. "Das wir die Welten mit Güte und Weisheit regieren. Wir kümmern uns darum das die Gebote befolgt werden und die Sünde keinen Platz in unserem Herzen hat. Wir lieben den Nächsten wie uns selbst und reichen den Leidenden und Hilfesuchenden die Hand ." Gott lächelte sanft und nickte. "Doch es gibt noch eine Aufgabe die ein Gott zu erfüllen hat. Bisher habe ich dir nur graue Theorie darüber erzählt. Doch nun denke ich, dass es soweit ist das du den ersten Schritt in Richtung Erwachsenwerden gehst. Natürlich ist Spiel und Spaß sehr wichtig und Balsam für Seele und Körper, dennoch darf auch die Verantwortung nicht fehlen mein junger Lucifel." Mit neugierigen Augen sah ich ihn an. "Ich bin erwachsen und verantwortungsbewusst Herr." Gott nickte. "Ich weiß. Du bist ein vorbildlicher Engel und ein gelehriger und erfolgreicher Schüler. Doch so manches mal..." brach er ab, lächelte etwas und streckte die Hand nach mir aus. Er fischte eines der Blätter die noch in meinem langen Haar war, heraus und drehte es am Stil etwas hin und her, "... gibt es Zeiten wo das Spiel die Überhand nimmt."

Ertappt sah ich leicht zur Seite und hatte die Arme nach vorne gelegt und ein Bein nach hinten und lächelte ein wenig. Doch auch diese Unschuldspose brachte nichts. Ich wusste selbst das ich manchmal viel zu verspielt war. Erst letztens hatte ich die Vögel in Eden so sehr erschreckt, das sie panisch hin und her flatterten. Kami legte seine Hand auf meinen Kopf und streichelte mich sanft. "Ich erfreue mich sehr an deinem Lachen und ich hoffe es wird niemals verklingen. Vergiss niemals das Spaß und Verantwortung Hand in Hand gehen müssen. Auch wenn du spielst wie ein Kind, musst du Verantwortung zeigen wie ein Erwachsener. Ich liebe es euch allen zuzusehen wie ihr Spielt und Spaß habt, gleichzeitig aber auch euch des Lebens bewusst seid. Ihr seid meine Schätze und jedes Lächeln auf dieser Welt macht es zu einer noch besseren als zuvor." Ich nickte bei seinen warmen Worten.

Sanft strich er mir mit dem Handrücken über die Wange wobei ich kurz die Augen schloss. Dann widmeten wir uns wieder dem weswegen wir hier waren. Gott drehte sich zu der schwebenden Wolke um, worauf die vier Körbe standen. "Eine weitere Aufgabe eines Gottes, somit auch deine mein liebster Seraphim, ist die Schöpfung." eröffnete mir und nun dämmerte er es mir was ich tun sollte. "Heißt das ich darf...." wagte ich es kaum auszusprechen. Gott nickte. Bis jetzt hatte ich ihm nur zugesehen, wenn er einen neuen Engel erschuf. Dies war selten, da es nicht mehr nötig war durch die Engelseier. Es wurden auf natürlichem Wege Engel geboren. Die Engel wuchsen in den Engelseiern heran, am heiligen Weltenbaum und schlüpften bei einer reinen Stimme. Auch mein Gesang von Etemenanki aus, hatte die jungen Eier erreicht und zum Schlüpfen gebracht. “Es schlüpfen immer mehr Engel und das Himmelsreich wird zu einem wundervoll, bevölkerten Ort. Doch es ist mir ein Anliegen Engel zu erschaffen welche von den Elementen anerkannt werden und diese lenken. Bis jetzt haben wir den Himmel und Assiah dieses stete Gleichgewicht gewahrt. Doch nun möchte ich Vertraute erschaffen, welche mit uns zusammen dieses Gleichgewicht wahren. Da du mein Stellvertreter bist und ich finde das es an der Zeit ist, dass du unter meinen Augen eine richtige Schöpfung erschaffen lässt, gewähre ich dir mit mir den ersten Vertrauten zu schaffen. Du hast mir jedes Mal zugesehen und kennst den Ablauf. Doch ist die Technik nicht das wichtigste an dieser Sache, sondern das Herz. Ein Leben entsteht in deinen Händen. Dieser Schritt ist jedes Mal sehr Bedeutend. Bist du Bereit für solch einen neuen Schritt?“ fragte mich Gott und ich musste überlegen. Ich sah zu den Körbchen. Dort würde das neue Leben sein, darunter ein Leben welches ich mit erschaffen würde. Ein Leben dessen Göttervater ich sein würde. Eine schwere Ent­scheidung. Doch nach reiflicher Überlegung nickte ich. Mein Herz war bereit. Ich wollte Schöpfen, so wie mein Schöpfer.

Er nahm meine Hände und schloss die Augen. „Entspanne dich Lucifel und lass deine Gefühle entscheiden.“ Ich nickte und schloss ebenfalls die Augen. Ich spürte Gottes Wärme, welche von seinen Händen kam. Dann konzentrierte ich mich auf mein Gefühl. Es war wie ein warmer Strom der durch mir hindurch floss. Vor meinem inneren Auge hatte ich ein undeutliches Bild. Aus Gottes Theorie wusste ich was es war, doch es nun selbst zu sehen war einfach überwältigend. Meine Gefühle, meine Gedanken, einfach alles. Alles was sich zusammen mischte um dieses neue Leben zu erschaffen. Das neue Leben was ich bildlich vor mir hatte. Kamis Wärme half mir Standhaft zu bleiben und mich nicht von meiner Kraft einwickeln zu lassen, sodass sie außer Kontrolle geraten würde. Seine Hände die meine hielten, gaben mir den Halt den ich brauchte. Als würde er mich direkt in den Arm nehmen. Ein wenig Lächelte ich.

Ein kribbeln jagte über meinen Körper. Es war so als würden mir die Haare aufstehen, so sehr kribbelte es. Ich ließ die Kraft durch meinen Körper strömen und es erschienen meine sechs, reinweißen Flügel. Ein paar Federn welche von den Flügeln segelten, wurden vom leichten Wind fortgetragen.

Ich war mir sicher in dem was ich tat. Gott gab mir diese Sicherheit und verstärkte mein eigenes Gefühl. Die Energie von mir und Gott vermischte sich vor unserem geistigen Auge. Wir würden zusammen einen Engel erschaffen. Schon jetzt spürte ich Emotionen für dieses ungeborene. Ob Gott dies jedes Mal so spürte? Er war immer sehr angetan von seiner Schöpfung und er liebte uns alle.


Dennoch...




Nein. Ich durfte jetzt an nichts anderes denken als an dieses wundervolle Geschöpf welches durch uns das Licht dieser Welt erblicken würde. Dann war es auch soweit und alles geschah ganz schnell. Zwischen mir und Gott erschien eine Lichtkugel. Als ihr leuchten abebbte hatten wir die Hände umgedreht und offen gehalten. Dann spürte ich auch schon ein Gewicht in meinen Händen. Das Engelsbaby was auf unseren Händen lag. Wir öffneten langsam die Augen und ich erblickte den Engelsjungen. Dies sah ich, weil er komplett Nackt war und er den eindeutig männlichen Beweis da unten hatte. Gott war etwas erstaunt, lächelte dann aber bei dem Anblick des Babies. Auch ich war erstaunt, aber eher weil dies meine erste Schöpfung war. Sozusagen mein Sohn.

Das Baby hatte gebräunte Haut und sah uns mit seinen dunklen, schokofarbenen Augen an. Seine Haare waren schwarz, soweit man hier und da ein paar Härchen sehen konnte. Immerhin war es ja ein Baby. „Darf ich...?“ Gott nickte verständnisvoll und ich nahm das Baby komplett in meine Arme. Leicht legte ich ein paar meiner Flügel um uns und sah zu dem braungebrannten Baby, welches nicht einmal schrie. Es blieb ganz ruhig in meinem Arm und sah mich an, dann sah es zu Gott als dieser sich bewegte um ein Babytuch zu holen. Erst jetzt fing er an etwas zu lachen, als würde er sich freuen und sich bedanken das er auf der Welt wäre. Das Baby lachte und ließ dann seine Flügelchen erscheinen. Sie waren klein, gerade mal eine Hand groß. Doch als er die Flügel erscheinen ließ, musste ich aufpassen das Baby vor Schock nicht fallen zu lassen. Es waren zwei Flügel, so wie es bei Engeln sein sollte. Doch sie waren nicht weiß. Einer war schneeweiß, der andere war tiefschwarz. „W..was? Aber ich habe mich so konzentriert wie du es mir beigebracht hast. Und ich habe das neue Leben schon im Gedanken sehr gerne gehabt“ sprach ich verwirrt zu Gott und sah ihn an.


Wie konnte ich ahnen, dass mein wankendes Herz sich schon damals so zeigte.
Mein Herz hatte ein Geheimnis vor Gott...




„Du musst dir keine Vorwürfe machen. Ebenso wenig wie dieses Baby. Ich spüre keinerlei Sünde in seinem Herzen. Dieses Baby ist gerade auf die Welt gekommen. Vergiss niemals: Babys sind die unschuldigsten Wesen.“ „Auch unschuldiger und reiner als du?“ wagte ich zu fragen, doch Kami nickte. „Ein Baby kann niemals etwas dafür das es auf der Welt ist. Es ist ohne Sünde und schlechter Gedanken. Jene die es geboren haben, die können Sündig sein. Doch ein Baby ist rein.“ lehrte er mich und ich nickte. Dann war dieses Baby also rein? Aber wieso hatte es einen pechschwarzen Flügel? Reine Engel hatten doch weiße Flügel. Sünder hatten dunkle, graue Flügel. „Mein Lucifel. Suche nicht den Fehler. Diesen gibt es nicht. Ein neugeborenes ist immer ohne Fehl und Tadel. Egal wie es aussieht.“ Während wir redeten spürte wohl das Engelsbaby das wir über es redeten und fing an zu weinen. Dicke Tränchen kullerten über seine Wangen und ich sah erstaunt zu ihm.

Gott nahm das Baby an sich und strich zart über dessen Köpfchen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Es kommt immer auf die Sichtweise an. Sieh. Könnte dies ein Sünder bewerkstelligen?“ fragte er und deutete auf eine Blume, welche am Torbogen stand. Als das Baby geweint hatte, fing die Pflanze an noch mehr zu blühen. Dann verstand auch ich und nickte. „Ich mag es. Sehr.“ kam es ehrlich von mir, während das Baby nach dem Kuss Gottes aufgehört hatte zu weinen. So hatte er ihn in das Körbchen gelegt und zugedeckt. „Darf ich ihm einen Namen geben?“ fragte ich dann. „Wie lautet dein Vorschlag?“ Ich sah kurz zu dem Baby welches mich lachend ansah, da es wieder glücklich war. Dann sah ich zu Kami. „Uriel!“ „Uriel?“ Ich nickte. „Ja! Uriel! Während der Schöpfung schwebte mir dieser Name immer wieder vor.“ Kami überlegte kurz, nickte dann. „Du hast Recht. Dann verkünde ich hiermit mit Stolz, dass Erzengel Uriel das Licht der Welt erblickt hat. Ihm wird das Element Erde zugesprochen!“ sprach er und das Licht schien heller und glücklicher zu Strahlen als je zuvor. Als würde es das neue Leben begrüßen wollen. Uriel sah nach oben wo die Lichtkugel war und lachte glücklich, streckte seine Händchen aus.

Während ich Uriel dann eine Flasche Himmelsmilch gab, kümmerte sich Gott um die drei weiteren Vertrauten. So erblickte ein blonder Engel das Licht der Welt, welcher auf den Namen Rafael hören würde. Ihm wurde das Element Wind zugesprochen. Als er weinte war eine Windböe gewesen welche mir das Gewand leicht hoch wehte. Doch durch meine sechs Flügel, konnte niemand etwas pikantes sehen. Auch Rafael bekam Himmelsmilch von mir und natürlich davor auch einen Kuss von Gott auf die Stirn. Dann fing Gott an einen weiteren Engel zu schaffen. Kurz hielt er inne, wobei ich fragend zu ihm sah. Doch dieser schüttelte den Kopf und schuf ein Engelsmädchen. Ihre Augen waren blau wie das Wasser und als sie weinte schwabbte die Himmelsmilch von Rafael und Uriel ein wenig. So wurde ihr das Wasser zugetan. Gott zögerte kurz, küsste sie dann aber liebevoll und innig auf die Stirn. Sogar länger als bei den beiden anderen.

Ich wusste ja nicht was in Gott vorging. Das Jibril, so wie Gott sie nannte, mit dem Gedanken an Lilith, geboren wurde. Jibril hatte sogar in ihren, noch kurzen, Haaren, ein paar wellige dabei. So wie Lilith es hatte. Aber da ich von Gottes Trauer und von Lilith nichts wusste, dachte ich einfach nur das Kami Jibril besonders lieb haben wird. Dann wurde auch sie von mir ins Körbchen gelegt. „Du bist also ein weiblicher Engel. Kami hat so wenig weibliche Engel erschaffen.“ sprach ich zu ihr und pokte sie spielerisch auf die Brust. Gott hatte meines Wissens nach, wirklich nie viele weibliche Engel erschaffen. Alle Weibchen waren aus den Engelseiern geschlüpft. Doch da ich in Etemenanki bleiben musste hatte ich die weiblichen Engel nur durch mein göttliches Auge gesehen. Aber nicht mit ihnen von Angesicht zu Angesicht gesprochen.

Während ich Jibril spielerisch pokte, lachte sie kurz. Dann ruderte sie mit den Arm vor lachen so das sie mir mit der Hand gegen die Wange klatschte. Das tat nicht wirklich weh, aber dennoch hatte ich mich erschreckt. Ich ließ das Poken sein und rieb mir die Wange. Ich wusste ja nicht, dass dies der Anfang einer 'wunderbaren' Freundschaft sein würde und dies später noch ein paar Mal passieren würde. Jibril lachte nur und nuckelte dann brav ihre Milch.

Kami hatte nur etwas gelacht, erschuf dann auch noch den letzten Engel. Als dieser weinte flammte der Docht einer Kerze auf. Auch so war dieses Baby jetzt schon sehr aktiv und strampelte ein wenig, lachte aber genauso glücklich wie die anderen. Das Baby wurde Michael getauft und sein Schöpfer musste es selbst in das Körbchen legen, da Michael schon wie wild versuchte mit den Miniflügelchen zu schlagen. Aber so wurde auch das Energiebündel in den Korb gesteckt. „Werden wir ihnen dann alles beibringen?“ fragte ich und sah zu den vier zukünftigen Vertrauten. „Ja. Unter anderem auch wir. Doch die Vier werden zu den Elementen entsandt in die verschiedenen Himmelsschichten. Sie werden im Palast des Feuers, Windes, Wassers und der Erde aufwachsen. Die personifizierten Elemente werden ihnen alles über sich beibringen.“ „Dann müssen sie von hier weg?“ fragte ich. Kami nickte. „Etemenanki und die erste Himmelsschicht betritt niemand außer wir.“ erinnerte er mich und ich nickte, sah dann zu den Engelsbabies, welche alle vergnügt ihre Milch tranken. Noch nie war ich aus dem Turm draußen, sondern hatte nur vom Leben außerhalb der ersten Himmelsschicht, durch die Beobachtung durch den Spiegel mitbekommen. Was andere direkt lebten, konnte ich zuschauen. Bis jetzt hatte es mir auch immer gereicht, auch wenn sich hin und wieder die Neugierde breit machte. Ebenso wie der Wunsch Etemenanki zu verlassen um nur mal kurz selbst an diesem Leben teilhaben zu können. Aber so lächelte ich nur und nickte. Ebenso wie Gott, gab auch ich den Engelsbabies einen segnenden Kuss. Sie hatten alle ihre Armreife an den Handgelenken, welche das jeweilige Element zeigten. Dann rief Gott auch schon die Himmelsdrachen. Es waren passenderweise vier die kamen.

Große, schlanke und edle Tiere kamen von ganz oben herein geflogen. Da wir auf der höchsten Ebene waren und der Turm dort kein Dach hatte, sondern die Lichtkugel weit über dem Turm war, konnten die Tiere rein fliegen. Als sie landeten begrüßte ich sie jeder mit einem Streicheln über den Kopf. Auch von Gott bekamen sie ihre wohlverdiente Zuwendung. Bald dürfte auch ich mir meinen Begleiter erschaffen. Auch ich hatte damals einen persönlichen Begleiter bekommen. Dieser lebte schon genauso lange wie ich. Gott hatte bei meiner Erschaffung mir nur damals eine Lichtkugel mitgegeben was das Ei meines Begleiters war. Doch schlüpfen musste es mit meiner Seelenreifung. Da das Ei immer noch ein Ei war, war der Drache wohl noch nicht bereit zu schlüpfen. Ich fragte mich aber schon wie er aussah.

Nachdem die Drachen gesagt bekommen hatten was zu machen war, wurden auch schon die Körbe von ihnen geschnappt. Wir hatten uns von den Engeln ja schon verabschiedet. So winkte ich ihnen nach und die Drachen flogen los und brachten die vier Engel zu den jeweiligen Orten wo sie aufwachsen würden. Ich würde, genauso wie Gott natürlich, ihre Entwicklung durch einen Spiegel und meines göttlichen Auges, mitansehen. Sie würden mehr Leben haben als ich, da es ihnen nicht untersagt war ihre Stätte zu verlassen, wenn sie es denn konnten. Als Babies war das noch etwas schwer, aber die vier Vertrauten hatten ihre Freiheit.

So verging einiges an Zeit. Auch wenn die Engel und ich uns nie gesehen hatten, so wusste ich genau wie sie aussahen und wer sie waren. Denn ich hatte sie oft beobachtet in Eden, oder in meinem Gemach im Spiegel. So wuchsen die Erzengel heran und was ich nicht wusste war, das später eben diese meine ersten Freunde sein würden.


Das diese Begegnung mit Rafael und der Ausflug mit ihm nach Ereignisse nach sich ziehen würde, konnten wir noch nicht ahnen...




So verging die Zeit und viele Jahrtausende zogen erneut ins Land und ich war zu einem, äußerlich um die 18 Jahre alten, Seraphim herangewachsen. Wie alt ich war wusste ich nicht wirklich, doch älter als das Assiah was die Menschen später als Erde betitelten. Anfangs war Assiah nur eine Energiekugel, von Gott erschaffen, schwebend in Zeit und Raum. Ich hatte mitbekommen wie aus der Energie ein Planet, eine Welt Assiah wurde. So war ich relativ alt und nach Kami das älteste Wesen. Dennoch war ich so gut wie unsterblich. Immerhin war ich als Gott erschaffen worden. Dem Schöpfer ebenbürtig. Zwar würde ich irgendwann sterben, aber jedoch niemals einfach so getilgt werden. Wie ein Phönix würde ich aus meiner Asche wieder auferstehen. So hatte es mir der Schöpfer selbst erklärt. Doch wer mich auferstehen lassen sollte wusste ich nicht. Aber darüber hatte ich auch nie nachgedacht. Mein Geist war rein und dachte nicht so intim.


Als die Zeit verging und nach vielen Jahrtausenden die Erzengel geweiht wurden, wobei Rafael mich aufhielt, da ich schon gehen wollte. Immerhin hatte ich meine Aufgabe erfüllt und die Engel konnten gehen, während ich hier bleiben sollte. Als er mich bat von mir zu erzählen nickte ich und so wurden wir Freunde. Mit der Zeit lernte ich auch die anderen Erzengel kennen und ich schlich mich immer wieder heimlich von der ersten Himmelsschicht Atziluth. Doch jedes Mal bevor ich den Turm und Atziluth verließ hatte ich eine Blende erschaffen so das Gott nicht wusste das ich weg war. Dies war mein erstes Mal das ich Gott widersprach. Doch ich dachte mir damals noch nichts sündiges dabei. Ich hatte nur Spaß mit den Erzengeln und sie erklärten mir das Leben hier unten, zeigten mir auch das ein oder andere. Alles völlig sündenfrei. Auch wenn Jibril nicht mehr wirklich wegen meines Standes zurückschreckte und mir eine Ohrfeige verpasste, wenn ich sie im unbekleideten Zustand bespannte. Derweil bekam ich irgendwie den Drang sie zu Reizen und sie spaßeshalber zu provozieren. Dies Endete jedes Mal mit einer weiteren Ohrfeige. Doch ich hatte nur gelacht und Jibril danach einen sanften Kuss auf die Haare gegeben. In der Zeit hatte auch sie sich entwickelt und Gott hatte gesehen das Jibril Lilith ein wenig ähnelte. Jibrils Haare waren zwar nicht so lang wie Liliths, doch sie waren wellig und weich. Ebenso waren ihre Augen genauso tief wie die von Lilith. Er hatte eben doch Lilith ein wenig als Vorlage benutzt für Jibril.

Doch dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte. Als Rafael mich mit nach Assiah nahm und ich mich fast der Sünde hingab. Er wollte mit mir auf ein Fest gehen, da ich das andere Geschlecht kennen lernen wollte. Irgendwann hatte Gott die Menschen erschaffen. Beziehungsweise er begünstigte die Evolution so dass in vielen Jahrtausenden der Mensch herauskam. Er war stolz auf seine neue DNA-Kreation und erfreute sich an diese. Doch als er sah wie sich die Menschheit schon damals versündigte und auch ich mich fast, hatte er Uriel geschickt um uns wieder zu holen. Unsere Strafen waren hart. Ich durfte nie wieder den Turm verlassen, da ich mich nicht versündigen sollte meinte Gott, während Rafael für einige Zeit im Palast des Windes bleiben musste. Doch Kami verzieh Rafael und auch mir.


So kam es bald zu einer Begegnung, welche meine Denkweise endgültig änderte...

 

Sünden


Lucifel und Lucifera




Es war wirklich seltsam gewesen. Dieses Gefühl auf Assiah mit dieser Menschenfrau. Ich wusste das sie verheiratet war. Dennoch konnte ich nicht von ihr ablassen. Doch es war nichts passiert, da Rafael zum Glück dies noch aufhielt. Während meinem Arrest dachte ich darüber nach. Ich saß in der Bibliothek und las ein Buch. Doch so wirklich konnte ich mich nicht auf das Geschriebene konzentrieren. Zu sehr war diese Begegnung noch präsent. Warum war diese Menschenfrau so anziehend? Wieso wollte ich eine verheiratete Frau versündigen? Wieso hatte es mir in der Brust ein so interessantes Gefühl gegeben? Es war wie... ein Kick? Ich wusste nicht wie ich das Beschreiben konnte. Ich war überfragt. Ein wenig seufzte ich. Was war nur mit mir los? Ich war Lucifel. Ein Seraphim und reinstes Wesen nach Gott. Ich war sein Stellvertreter und kein Sünder. Gottes Blick bei der Bestrafung ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er war so... seltsam. Ich konnte ja nicht ahnen das sich schon damals jemand stark versündigte.

Als der Arrest aufgehoben war und ich wieder frei durch den Turm laufen durfte, wagte ich es erst nicht wieder die Blende zu benutzen um Atziluth zu verlassen. Brav hatte ich meine Aufgaben erfüllt. Sang auch jederzeit wenn Kami es sich wünschte. So war ich auch dieses mal in seinem Gemach und saß neben seinem Bett. Als ich fertig gesungen hatte sah Gott zu mir. „Dich bedrückt etwas. Dein Lied ist voller Gedanken und Zweifel.“ Überrascht sah ich zu ihm, doch was hätte ich denn erwarten sollen? Natürlich würde mein Schöpfer es merken wenn ich mir solche Gedanken machte. Immerhin hatte er mir auch die Wichtigkeit der Töne und ihre Auswirkungen beigebracht. Er war mein Lehrer, Schöpfer, mein ein und alles. Wenn ich an ihn dachte wurde mein Herz so seltsam. Ich sagte ihm auch immer das ich ihn lieben würde. Dieses erwiderte er. Doch nicht nur zu mir. Auch sagte er zu den Vögeln das er sie liebte, die Gräser, den Engeln und Assiah. Während ich Gott liebte, schien er mich denn alleinig zu lieben? Schon alleine dieser Gedanke... So wie diese Frau. Als sie in meinen Armen lag war nur ich ihr wichtig. Da gab es keinen Ehemann, keine Kinder und anderes. Sie liebte in diesem Moment nur mich.

Nein! So etwas durfte ich nicht denken! Egoismus ist eine Sünde! Eine schwere Sünde! Ich sah zu Kami welcher meine Hand nahm. „Ich Liebe dich.“ sprach ich. Kami lächelte sanft. „Ich liebe dich auch Lucifel.“ Ich sah ihn an. Sein blondes, weiches Haar schmeichelte seinem Gesicht, streichelte die Wangen und schmiegte sich an seine Taille. Kami war ein wirklich wunderschöner Mann. Ich musste wegsehen, da ich an etwas dachte was ich nicht wirklich zuordnen konnte. Ich wollte diesen Mann berühren. Nicht so berühren wie wir es sonst taten, sondern anders. Sich in seine Arme kuscheln. Mehr als ich es sonst durfte. Als ich diese Lippen sah, drang sich mir etwas auf. Diesen Drang das zu tun was ich beinahe mit der Frau getan hätte. Meine Lippen auf seine zu drücken. Diese Gedanken... sie waren so... Eine Stille entstand, dann sah ich nach der Musterung wieder zu ihm. „Ich liebe dich“ sprach ich erneut. Dann legte Kami die Hand auf mein Haupt und streichelte mich. „Ich dich doch auch Lucifel.“ „Wirklich?“ „Würde ich Lügen?“ Ich schüttelte den Kopf. Gott würde niemals Lügen. Nicht so wie ich es getan hatte, als ich mich raus geschlichen hatte. Gott war rein. So rein und schön. Er sagte ich sei der schönste Engel, das schönste Wesen welches er erschaffen hatte. Doch... warum war er nicht so wie diese Frau auf Assiah?


Warum liebte er nicht nur mich? Er sagte ich sei voller Schönheit und Hingabe. Doch er gab sich mir nicht hin.




„Niemals würdest du Lügen.“ gab ich ihm dann die geschuldete Antwort und setzte mich auf, beugte mich leicht nach vorne und legte die Hände auf seine Matratze. Ich kam ihm immer näher. Sein Duft wurde immer intensiver. Er roch so süßlich. Das mochte ich sehr. Ich schloss meine Augen und wollte meine Lippen an seine legen, doch das war von keinem Erfolg gekrönt. Als ich bei seinem Mund war, zog er den Kopf weg und meine Lippen blieben in der Luft hängen. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah zu Kami hoch. Dieser sah zu mir nach unten, da er die ganze Zeit saß. „Lucifel?“ fragte er was mich wieder aufwachen ließ aus meinen wirren Gedanken. „ehm... verzeih! Das war nur ein Scherz!“ lachte ich und stand auf. Dann drehte ich mich um und faltete meine Hände wie zu einem Gebet. „Soll ich noch etwas singen?“ fragte ich dann und sah zum Himmel herauf. „Nein. Du hast bereits gesungen.“ sprach er. „oh... stimmt.“

Ich hatte schon früher öfters versucht Gott auf den Mund zu küssen. Da war ich aber noch ein kleines Engels'kind'. Doch schon damals war er mir meinen Lippen ausgewichen, wenn ich seine berühren wollte. „Ich freue mich über deine Zuneigung mir gegenüber. Doch du bist mein Kind mehr.“ sprach er und ich nickte. „Es tut mir Leid... ich werde mir diesen Scherz nicht mehr erlauben...“ wisperte ich leise und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und faltete die Hände fester und sah zu Boden. Dann spürte ich eine Hand auf meinem Kopf die mich streichelte. „Assiah hat dich verwirrt. Es ist nicht leicht seinem Weg zu folgen bei so vielen Wegen. Doch als Seraph hast du die Aufgabe anderen den Weg zu weisen. Auch den Menschen. So musst du deinen eigenen Weg genau kennen Lucifel.“ Ich nickte stumm. Gott hatte sicher Recht. Gott hatte immer Recht. Das was ich alles dachte. Diese egoistischen Gedanken... Ich war sicher nur verwirrt wegen Assiah und dieser Menschenfrau. „Ich glaube ich werde mich zur Ruhe begeben.“ Kami nickte und ließ von mir ab. „Ich danke dir auch Heute für dein wundervolles Lied.“ Ich nickte und senkte leicht den Kopf. „Ich bedanke mich für das Gefallen.“ Dann verließ ich das Gemach Gottes um in mein eigenes zu gehen.

Es war genauso Hell und Freundlich. Es hatte ein Balkon und einen direkten Durchgang zu Eden. Doch auch hier war viel grün. Eine kleine Vogeltränke war an einer Steinsäule mit eingearbeitet. Ich schmiss mich in mein Himmelbett und drückte die Kissen alle an mich und vergrub meinen Kopf darin. Was wollte ich da nur versuchen? Wollte ich mir mit Gott einen Scherz erlauben? Das musste es sein. Aber ich hatte zu keiner Sekunde an einen Scherz gedacht. Was waren das nur für Gedanken? Gott für mich alleine beanspruchen zu wollen. Mir zu wünschen das er mir genauso viel Hingabe gab wie diese dumme Frau. So wirklich zum Schluss kam ich nicht. Ich setzte mich auf und zog etwas fahrig mein Gewand aus und ließ es einfach neben meinem Bett fallen. So bedeckten mich nur noch meine vollen Haare. Doch Nacktheit war im Himmelsreich nicht so eine Sünde wie in der Menschenwelt. Die ersten Menschen waren auch Nackt, sowie die ganzen Tiere in Assiah.

Ich seufzte und sah zum Spiegel welcher gegenüber meines Bettes ging. Ich streckte die Hand aus und ließ den Zeige und Mittelfinger ausgestreckt, während die anderen Finger gekrümmt waren. Dann 'zeichnete' ich mit den beiden ausgestreckten Fingern in der Luft ein Kreuz und murmelte etwas dabei. Danach erschien auf dem Spiegel ein Bild. Es war Assiah. Selten Blickte ich nach Assiah, da ich wusste das ich eh niemals dort hinkommen würde. Die Gebete erreichten mich auch so. Hin und wieder hörte ich Stimmen. Ich fragte Gott was das war. Er war damals so stolz auf mich gewesen als ich ihm sagte das ich diese Stimmen hörte. Er meinte das ich ein wahrer Gott sei und sensibel genug für Gebete. Als er mich so lobte, verschwieg ich ihm jedoch den Inhalt der Gebete. Denn die meisten Gebete hatten einen schlimmen Inhalt, gar sündigen.


Ich hatte ein Geheimnis vor Gott...
Mein erstes...
Und er ahnte es...




Doch nun beobachtete ich Assiah, wechselte dann aber zum Himmelsreich. Da kam mir Uriel ins Bild. Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen. Mein Uriel... Mein Sohn. Ich war sein Göttervater. Er wusste es. Ich wusste es. Doch ich hatte es ihm nie gezeigt. Gott hatte gesagt das man alle gleich behandeln sollte. So hatte ich damals auch Uriel genauso gesegnet wie die anderen Drei und auch kein extra Wort verschwendet. Auch wenn wir uns trafen behandelte ich ihn wie die anderen und auch er behandelte mich mit Respekt und sprach mich in der Höflichkeitsform an. So wie es sich für alle Engel gehörte.

Doch ich hatte nie vergessen das er auch mein Sohn war. Vielleicht sollte ich mit ihm über Assiah reden. „Uriel ist derjenige der am meisten über Assiah weiß.“ murmelte ich. Noch vor der Erschaffung der Menschen wurde Uriel zum Engel des Todes und kümmerte sich um die Seelen. Gute Seelen kamen zur Wiedergeburt, schlechte Seelen wurden gereinigt und bekamen eine zweite Chance. Besonders gute Seelen hatten das Privileg ihren Körper zu behalten und im Himmelsreich zu verweilen, das Paradies. Besonders schlechte Seelen wurden in der Halle der Seelen eingesperrt. Das Sündentor, welches in Uriels Himmelsschicht war. Er war dessen Wächter geworden. Er hatte es zu sehr viel gebracht, auch wenn ich spürte das Zweifel an ihm nagten. Doch er war Gott und mir treu ergeben.

Durch die Seelenarbeit erfuhr er immer sehr viel über Assiah, da Seelen sprechen konnten. Zwar richtete Uriel über die Seelen ohne sich einwickeln zu lassen, doch die Seelen sprachen wie von selbst. Uriel war vernünftig. Mit ihm konnte ich am ehesten reden über Assiah. Jibril würde mir eine Scheuern wenn ich darüber redete was mich verwirrte. Rafael war ja damals mit mir auf Assiah und stand auf leichte Abenteuer. Er war mein bester Freund in all der Zeit, doch ich glaubte dennoch das Uriel der richtige war. Würde ich Michael befragen würde er schockiert sein, sich aber freuen das auch kleine Leute Sex haben konnten. Ja... wir waren beide im Club der kleinen. Der 'gegründet' wurde von uns. Wir waren alles, nur nicht klein, so unser Motto. Die anderen waren nur zu groß.

Aber nun sollte ich erst einmal ruhen. Ich konnte Uriel auch Morgen besuchen. Dieser würde sicher auch bald Ruhen wollen. So legte ich mich wieder hin wo ich meinen Blick auf den Nachtschrank neben meinem Bett richtete. Dort schwebte über einen goldenen Sockel, welcher aussah wie zwei Drachenflügel, mein Ei. Das Ei meines Begleiters. Sanft strich ich darüber. „ich hoffe du schlüpfst bald... dann kann ich dir die Schönheit des Himmelsreichs zeigen.“ Mit diesem Gedanken schlief ich ein und erwachte erst am nächsten Tag.


Hätte Gott gewusst das an diesem Tag ich jemand anderes als Uriel treffen würde, da ich meine Neugierde nicht zügeln konnte, hätte er 'Gottes Hammer' verschoben.




Als ich aufwachte war noch alles gut. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, auch wenn ich einen Albtraum hatte. Diese Stimmen, Gebete. Sie hatten mich im Traum verfolgt. Sie waren hasserfüllt. Immer Hasserfüllter. Seid dem ich die Gebete hören konnte bemerkte ich wie der sündige Inhalt darin zunahm. Aber ich war nicht der einzige der merkte das Assiah den Untergang drohte, wenn die Menschen so weitermachen würden. So hatte Kami zum letzten Mittel gegriffen. Er hatte gehofft nie wieder so etwas verhängen zu müssen. Doch es ging nicht anders. Die Flut der Sünder war einfach viel zu sehr angestiegen. Es ging sogar so weit, dass Engel attackiert wurden, welche als göttliche Hilfen nach Assiah gesandt wurden. Während ich schlief, wurde so ein Engel getötet. Dies hatte Gott dazu veranlasst der Sünde erneut ein Ende zu setzen.

„Ich werde mir nie verzeihen, doch ich hoffe Assiah kann dies irgendwann.“ sprach er leise. Dann war es vollbracht. Erneut in Gottes Geschichte wurden die Sünder vernichtet. Dieses mal durch das heilige Licht Gottes. Jene die Rein waren, durften in der neuen Welt als Menschen wiedergeboren werden, da ihr Verhalten belohnt werden würde. Die Sünder wurden von Uriel in die Halle verbannt. Als Gottes Strafe über die Menschheit verhängt war, war auch auf einmal mein Kopf frei. Verwirrt sah ich in den Spiegel, wo ich mir gerade die Haare kämmte. „Seltsam... keine Stimmen mehr. Ich fühle mich so leer...“ wisperte ich. Ich ging zu Gott und erfuhr davon was passiert war. Ich war ziemlich schockiert darüber, ging aber zu Gott und hielt seine Hand. Auch dieses mal hatte er ein paar Tränen übrig für die Welt. Damals als er die Himmelswesen bestrafte, hatte er ebenfalls um sie geweint. So gedachte er auch an diese Welt. Doch er tat was getan werden musste. Wie er es versprochen hatte, ließ er die frommen auf Assiah zurückkehren. Ohne Erinnerungen an das was war. Einfach in ihr Leben zurück. Es war für Gott so einfach als würde er ein Puppenhaus leerfegen und dann einfach die Puppen welche er wollte wieder einsetzen. So wirkte es jedenfalls. Doch die Wahrheit war eine andere. Gott sank auf die Knie. Eine Reformierung hatte immer viel Energie gekostet. So brachte ich Gott in sein Gemach und sang für ihn.


Die Sünder wurden bestraft. So wie es doch richtig war, oder nicht? Doch ich ließ keinen Platz für Zweifel, sondern sang einfach für meinen Gott. Als er mich dann entließ lief ich ein wenig planlos durch den Turm. Irgendwann ließ ich mich dann an einer Wand hinunter sinken und lag auf dem Boden. Nicht sehr Edel und angemessen für einen Seraph, doch ich fühlte mich so seltsam. Ich schloss die Augen während ich auf dem Marmorboden lag. Mein Kopf fühlte sich seltsam an.


Wie konnte ich ahnen das die Tilgung der Sünder mich selbst so sehr mitnahm, da sich bei mir schon lange tief im inneren die Sünde breit gemacht hatte...? Dass ich ein Sünder war. Die Todsünden vereinen würde...




Ich ballte eine Hand zur Faust, hörte jedoch nicht einmal auf als durch meine Fingernägel die Handinnenseite anfing zu bluten. Viel zu paralysiert war ich von dem roten Blut. So wie die Flammen Gottes. Ich erwachte erst aus der Starre als da rote Blut, den weißen Boden berührte. Dieser Kontrast... so wie meine Haut und das Blut. Meine Haut... so weiß... wie Elfenbein. Blut... so rot wie Feuer, wie meine Augen. Blut... Ruckartig setzte ich mich auf als auf einmal ein längst vergessenes Bild vor meinen Augen erschien.

„Was war das?“ schreckte ich hoch und drückte meine blutverschmierte, aber schon verheilte Hand auf den heiligen Boden. Was war das nur für ein Bild? Es war so schnell wieder weg. Doch es hatte mit Blut zu tun. Es war zu schnell wieder weg um was zu sehen. Doch wieso tauchte es auf wenn ich Blut sah? Leicht drehte ich meinen Kopf zur Seite, sah auf den Boden wo das ganze Blut war. Meine Fingernägel blutig waren. „Blut..“ wisperte ich schon fast wie in Trance. Außer Himmelsmilch hatte ich nie etwas anderes zu mir genommen. Okay. Der Honig war eine Ausnahme und der Himmelswein mit Rafael, welcher immer versuchte Uriel betrunken zu machen. Warum auch immer. Der Honig war echt lecker, die Milch ging so. Der Wein war eine andere Kategorie.

Irgendwie fühlte ich mich anders als die anderen. Während die Erzengel lieber nicht so süße Dinge mochten, liebte ich den süßen Honig. Die meisten verdünnten ihn immer mit der Milch. Ich war der einzige im Himmel der ihn Pur aß. Dennoch befriedigte all dies nicht meinen 'Hunger'. Es war alles zwar sehr schön, doch es befriedigte nicht meine Sinne. Als ich zum Blut sah drückte ich meinen Zeigefinger dort hinein und zog eine blutige Linie auf das sonst so saubere Marmor. Es schien mir schon fast Spaß zu machen die sonst so reine Oberfläche zu beschmutzen. Doch als ich merkte was ich tat hielt ich inne. Ich hatte mit meinem Blut ein Kreuz gezeichnet.


Würde ich in der Zukunft auf dieses Ereignis zurückblicken, dann würde ich sagen das dieses Marmor so weiß und rein wie meine Seele war und das Blut die langsam ausbreitende Sünde.




Ich sollte schleunigst zu Uriel! Mit ihm reden! Man wurde ja noch verrückt hier! So benutzte ich wieder die Blende und verließ Atziluth. Auf direktem Wege flog ich nach Uriel. Ignorierte sogar Michael welchen ich unterwegs getroffen hatte. Als ich jedoch in Uriels Himmelsschicht ankam und zu seinem Erdpalast ging, welcher eher einem Botanikhaus glich, war niemand da. „Seltsam.“ Ich suchte das ganze Gelände ab. War natürlich Vorsichtig damit ich keine seiner geliebten Pflanzen verletzte. Doch von dem Herren des Gewächses war nichts zu sehen. Ich hatte ja total vergessen das durch diese göttliche Strafe eine Menge Seelen verwalten werden musste. Zwar kamen die meisten zur Seelenhalle, da die Menschheit von der Sünde infiziert war, doch es gab auch Lichtblicke welche die Gnade und Liebe Gottes erfuhren.

Doch da Uriel nicht da war, stand ich alleine hier wie bestellt und nicht abgeholt. „Hm... was jetzt?“ fragte ich mich. Dabei wollte ich doch reden. Auch wenn Uriel nicht viel redete. Er war immer da um zuzuhören. Nun wollte ich das erste Mal mit ihm reden. Ich ging hinaus in den weiten Garten und setzte mich an den See. Natürlich könnte ich auch direkt zum Tor gehen und dort Uriel sehen. Doch ich wollte ihn nicht bei der Arbeit behelligen. So blieb ich am See und dachte nach. Dann bemerkte ich das an meiner Hand immer noch Blut klebte. „Ich sollte das lieber sauber machen. Sonst macht sich Uriel noch Sorgen.“ Ein wenig lachte ich, dann aber ließ ich meine Hand ins Wasser gleiten. Während ich so über alles nachdachte, kribbelte es auf einmal an meiner Hand. Dann sah ich auch schon wie der See anfing zu blubbern, als würde jemand dieses Wasser kochen. Schnell zog ich meine Hand raus und stand auf um ein paar Schritte nach hinten zu gehen. Das war schon etwas ungewöhnliches wenn der See 'kochte', nur wenn man seine Hand reinlegte. Selbst im Himmelsreich!

Erst dachte ich an einen Streich von Jibril, da ich nicht wusste das diese sich mit Michael traf wegen den himmlischen Truppen. „Jibril! Guter Witz.“ meinte ich deswegen lachend und ging wieder zum See. Doch selbst nach meiner Ansprache hörte es nicht auf. Jibril würde niemals so weit gehen noch weiter zu machen obwohl man sie enttarnt hatte. So wurde das doch ein wenig unheimlich. Andererseits... Das blubbern passierte als ich meine blutige Hand reingelegt hatte? Was wohl passierte wenn...? Nein! Lucifel! Kami hatte Recht! Ich drehte mich um. „Spielen wie ein Kind, Verantwortung zeigen wie ein erwachsener! Ich bin kein Kind mehr.“ tadelte ich mich selbst. Doch mich entfernen von diesem Ereignis konnte ich auch nicht. Es war irgendwie so als würde es mich magisch anziehen. Vielleicht sollte ich doch? Ein klitzekleines mal konnte ja nicht schaden. Was sollte mir passieren? Ich war ein Seraph! Dieses mal blieb ich stehen und streckte meine Hand über den blubbernden See aus. So passierte nichts. Also doch Blut. Ich biss mir leicht in der Hand mit meinen etwas spitzen Zähnen, hielt sie dann wieder über den See. Jedoch hatte ich ein Finger auf die Wunde gelebt um die Sache kontrollieren zu können. Langsam nahm ich den Finger weg und ein Tropfen tropfte in den See. Wie erwartet fing es an stärker zu blubbern. Sicherheitshalber machte ich wieder den Finger auf die Wunde.

„Was geht hier vor? Ich sollte Kami Bescheid sagen.“ Doch als ich gehen wollte und somit auch den Finger von der Wunde nahm und noch ein paar Tropfen in den See fielen blieb ich stehen. Der Grund war, dass ich auf einmal das Pochen eines Herzens hörte. Es durchfuhr mich wie ein Blitz. Langsam drehte ich mich wieder um und sah zum See. Ich spürte eine seltsame Kraft und fühlte ein Herzschlag. Meiner war es aber nicht. Dennoch fühlte er sich so vertraut an. Es ging mir durch und durch. So konnte ich gar nicht anders und biss mir ein wenig Haut weg, sodass viel mehr Blut in den See floss. Meine Heilungskräfte schlossen die Wunde auch wieder innerhalb von Sekunden. Dennoch hatte die kurze Zeit ausgereicht. Das Blubbern wurde stärker und auf einmal wurde ich in den See gezogen. Eine Blase umschloss mich und ich wurde in den tiefen See gezogen. Erst sah ich nur schwarz, da Uriel meinte das dieser See zwar wunderschön sei, doch durch die Seelen auch dunkel war. Aber dann sah ich etwas glitzern durch das ganze Schwarz.


Da sah ich sie.




Ich sah einen Kristall welcher eine wunderschöne Frau beherbergte. Es war so als würde mich dieser Kristall anziehen. Meine Blase schwamm zu diesem. Je näher ich kam, desto mehr pochte mein Herz, aber je lauter war auch dieser andere Herzschlag. Ich war schon fast wie in Trance, als würde mich etwas zu diesem Kristall ziehen.. Ehrfürchtig legte ich meine Hände auf den Kristall und sah zu der Person welcher in diesem lag. Sie war so... wunderschön. Ihre langen Haare welche so schwarz wie die Dunkelheit selbst waren. Sie schmiegten sich an ihren zierlichen Körper. Ihre geschlossenen Augen sahen so edel aus. Die Wimpern so geschwungen und lang. Diese Frau... ich fühlte mich ihr so nah, doch gleichzeitig kannte ich sie nicht. Aber ich hatte das Gefühl wir waren uns so ähnlich. Es wunderte mich jedoch das diese ein schwarzes, knielanges Gewand hatte. Sie hatte eher die Ausstrahlung eines höheren Engels. So etwas trugen aber keine Engel. Uriel war de einzige der manchmal komplett schwarz trug. Ich tat es nur manches mal, da mich diese Farbe irgendwie beruhigte.

Wer war diese Frau nur? Sie sah nicht viel älter aus als ich. Eigentlich sah sie sogar ein bisschen jünger aus. Vielleicht 1-2 Reifejahre, aber nicht mehr. Sie war definitiv eine reife Frau und hatte Ähnlichkeit mit Jibril. Doch selbst sie war nicht so schön, dabei wurde Jibril von den Engelsfrauen immer beneidet. Während ich sie musterte sah ich auf ihrem schönen Gesicht getrocknete Tränen. Hatte sie geweint? Warum nur? Warum war sie eigentlich hier? Ich wusste nicht viel über sie, doch eines war mir klar. Ich wollte dieses Engelsmädchen befreien. Ich sah zu ihr und dann sah ich das sich ihre Augenlider bewegten. Sie lebte also. Das war doch schon einmal etwas. Ich formte ein Kreuz auf den Kristall und dieser leuchtete auf und verschwand. Eine Blase erschien um die Fremde. Ihre Augenlider bewegten sich erneut. Als sie ihre Augen öffnete und ich in ihre Augen sah wusste ich es sofort! Ihre Augen, so rot wie meine!


Ich kannte SIE.




Als sie ihre Augen geöffnet hatte lächelte ich sanft. „Keine Sorge. Du bist in Sicherheit.“ sprach ich leise in einem beruhigenden Ton welcher bei ihr auch anschlug. „Kami...“ wisperte sie verwirrt. Sie kannte Kami? Okay. Jeder kannte Kami, doch niemand außer mir würde es je wagen ihn so vertraut anzusprechen. Aber dennoch. Ja... Ich habe sie ja damals in Etemenanki getroffen. Also hatte dieser Turm doch noch mehr außer Kami und mich! „Ich bringe dich zu Kami wenn du es möchtest.“ Die junge Frau senkte ihren Blick und schwieg. „Wie heißt du?“ fragte ich dann. Eine Stille herrschte, dann sah sie zu mir auf. „Ich möchte einen neuen Namen. Ich erinnere mich nicht an alles, doch ich spüre das mein alter Name so viel Leid in meinem Herzen verbreitet.“


Sie legte ihre zarten Finger an meine Wangen und wir sahen uns tief in die Augen. Ihre waren so voller Verwirrung und Trauer. Ich wollte sie nicht hier lassen. In mir regte sich etwas. Etwas was sich wünschte diese Frau mitzunehmen. „Ich werde dich mitnehmen nach Kami.“ „Ich bin dort nicht willkommen... denke ich.“ Ich umarmte sie, drückte sie sanft an mich. Der fremde Engel war erst etwas erschrocken, doch dann legte sie ihre Arme um mich und legte den Kopf an meine Brust. „Es ist so warm...“ „Ich werde dich nicht alleine lassen. Komm mit mir... Lucifera.“ sprach ich und löste mich etwas von ihr um sie direkt anzusehen. Ich hatte eine Hand zu ihr ausgestreckt. Sie schien wohl über den neuen Namen noch nachzudenken, dann lächelte sie sanft und ergriff meine Hand.


„Ja...“


Als ich Lucifera sah, machte sich in mir ein vertrautes Gefühl breit. Ich wollte sie beschützen, berühren und nie wieder loslassen.




Luciferas POV:




Wie lange hatte ich nur geschlafen? Es mussten Milliarden von Jahre sein. So kam es mir vor. So war es aber auch. Kami hatte mich so lange schlafen lassen, hätte es noch länger, wenn ich nicht aufgewacht wäre.


~


Ich hörte einen Herzschlag. War es meiner? Ich hatte ihn lange nicht mehr gehört. Um mir herum war nur Dunkelheit. Wo war ich nur? Das war nicht die Freundlichkeit in Etemenanki. Was war passiert? Wo war ich? Es war so als würde sich mein Geist vor alle dem schützen was gewesen war. Meine Erinnerungen waren so verschwommen. Doch dann drang erneut dieser Herzschlag in meine Verzweiflung und weckte mich. Dieser süßliche Geruch von Blut stieg in meine Nase. Was war hier nur los? Immer mehr hatte ich den Drang die Augen zu öffnen. Sonst war mir dies immer versagt, doch nun fühlte es sich so an, als sei es das Leichteste auf der Welt.

Ich spürte wie das Gefängnis um mir verschwand. Die Aura des mich befreienden drang in mich ein und ich fühlte mich so unendlich geborgen. Sie war anders als Kamis. Sie war mir viel Ähnlicher. Sie war mir viel vertrauter und viel lieber. Langsam öffnete ich die Augen und sah in ein weiteres, rotes Augenpaar in welches ich mich spiegelte. Die Augen waren so rein und anziehend. Ich hörte seine Worte und flüsterte den einzigen Namen, den ich auch als letztes damals aussprach. „Kami...“ wisperte ich. Als mir der fremde Engel anbot mich zu Kami zu bringen, senkte ich den Blick. Ich hatte das Gefühl das Kami mich nicht sehen wollte.


„Ich bin dort nicht willkommen...denke ich.“ antwortete ich ihm. Wenn ich an den Herren dachte hatte ich so ein taubes Gefühl in der Brust. Nicht voller Freude wie es sonst sein sollte. Als man mich nach meinem Namen fragte, brannte er mir auf der Zunge. Doch während ich ihn gedanklich aussprach, regte sich in mir etwas. Aufsteigende Trauer? Ich konnte es nicht deuten. Doch ich wollte diesen Namen nicht mehr haben den mir Kami gab. So bat ich um einen neuen. Dieser Engel... dieser junge Mann der vor mir schwebte im Wasser. Ich wollte ihm Nahe sein. Er sollte mir einen neuen geben.


Ich lehnte Gottes Namen ab...
Ich lehnte Gott ab...




Auf einmal spürte ich zwei Arme um mich, wurde an die Brust des Engels gedrückt. Erst war ich überrascht, doch dann ließ ich mich darauf ein. Ich wollte nicht von einem Mann angefasst werden. So war es jedenfalls. Nun wollte ich nicht von einem Mann angefasst werden. In mir regte sich der Wunsch das dieser Mann mich anfasste. Er nahm mich in den Arm und ich spürte seine Wärme. Sie war anders als Kamis. Sie war für mich viel beruhigender. Ich liebte sie viel mehr! Sanft legte ich meinen Kopf gegen seine Brust und krallte mich leicht in sein Oberteil. Das erste Mal fühlte ich mich so geborgen. Richtig geborgen. Es war so schön. „Es ist so warm...“ flüsterte ich ergriffen. Doch dann hatten wir uns gelöst und sahen uns in die Augen. Dann streckte er seine Hand nach mir aus.


„Ich werde dich nicht alleine lassen.“
„Komm mit mir.!“
...
„Lucifera.“



Lucifera... Dann ist dieser Mann... Ja. Er musste es sein. Lucifel. Ich erinnerte mich an diesen kurzen Moment damals. Seine, damals so kindlichen, Augen. Wie sie mich ansahen. Mit einem Misch aus kindlicher Furcht und bedauern. Lucifel... Diesem Mann wollte ich folgen. Er war Gottes Stellvertreter. Ich spürte das. Dennoch war er so anders als Kami selbst. Es kam mir so vor als würde seine Ausstrahlung mich viel mehr anziehen. Nie hatte ich für ein Himmelswesen so sehr empfunden, wie in den paar Minuten wo ich Lucifel jetzt begegnet war. Selbst Kami trat in den Hintergrund.


So nahm ich seine Hand an.


„Ja.“

 

Ein Geheimnis vor Gott


Lucifel Requiem




Lucifels POV:



Ich hatte Lucifera an meine Brust gedrückt und flog mit meinen sechs Flügeln aus dem Wasser. Sie hatte sich an mich gedrückt und meinte, dass sie ihre Flügel nicht öffnen konnte. Doch das fand ich nicht weiter schlimm und hatte sie an mich gedrückt. Sie war so zierlich und kam mir so schwach vor. Da musste ich sie einfach an mich drücken. Nicht einmal die Menschenfrau auf dem Assiahfest hatte mich so interessiert wie sie. Eigentlich, wenn ich so darüber nachdachte, hatte mich gar nicht so viel interessiert wie sie.

Als wir aus dem See kamen und auf dem Trockenen landeten, waren wir beide froh. Doch lange waren wir beide nicht alleine. Uriel hatte sich schon Gedanken gemacht. Doch er war nicht alleine. Der braungebrannte, mit dem schwarzen langen Haar kam mit einem rothaarigen zu mir. Es war Michael gewesen. „Lucifel-sama! Yo! Was geht hier vor? Der Herr hatte mich beauftragt hier her zu kommen, da etwas passiert sein solle. Aber ich sehe nur dich und diese Frau“ meinte er, hatte kurz zum Gruß die hand gehoben, besah sich dann Lucifera genauer. Auch Michael dachte sich, dass diese Frau wunderschön sei. Er war sonst immer sehr aufgedreht und schien sich im ersten Blick nichts aus Frauen zu machen. Aber so wie er Lucifera ansah, könnte man denken er sei ihr fast verfallen. „Wer ist die Dame?“ fragte er während ich aufstand und auch Lucifera die Hand reichte. Diese blieb an meiner Seite stehen und musterte die Erzengel. Sie hatte ein etwas kühlen Blick. Etwas seltenes im sonst so friedlichem Himmel.

Kurz räusperte sich Uriel, welcher dann unsere Aufmerksamkeit hatte. Stimme ja! Kami wollte das wir zu ihm kamen. So würde ich das Gespräch mit Uriel wohl wann anders führen. Jetzt war erst Mal Lucifera wichtiger. Lange überlegte ich nicht und hob sie auf meine Arme. Sie gab einen überraschten Laut von sich und legte ihre Arme um meinen Hals. Uriel und Michael sahen überrascht zu uns, sagten aber nichts. Es stand ihnen nicht zu meine Aktionen zu bewerten. Mit ihr im Arm und Michael als Begleitung, da Uriel hier unten blieb, flog ich zurück nach Atziluth. Als wir ankamen ließ ich die Engelsdame herunter. Sie schien leicht Abwesend zu sein, schon gar einen gleichgültigen Blick zu haben. Michael ging schon vor in den Turm hinein, während wir noch draußen standen. Ich reichte der wohl verwirrten Frau die Hand. Sie sah zu mir, nahm sie dann an. Händchenhaltend gingen wir dann in den Turm. Es beruhigte nicht nur sie, da sie nun wesentlich entspannter wirkte, sondern auch mich. Die Wärme ihrer Hand berührte mein Herz und es kam mir so vor als würde ich eine leichte Gänsehaut bekommen.


Sie schien mich anzuziehen. Doch es beruhte auf Gegenseitigkeit.
Dies war das erste Mal, dass ich jemand anderes als Gott anfing zu lieben.
Vielleicht sogar jetzt schon ein Stück mehr.




Zusammen gingen wir durch den großen Torbogen des Turmes, direkt zu dem Anhörungsraum. Leicht spürte ich das Lucifera sich verspannte. „Alles wird gut.“ wisperte ich zu ihr. Sie nickte. An Michael vorbei, welcher wieder fortgeschickt wurde, gingen wir zu Kami. Er saß auf seinem Platz und sah mit undefinierbaren Blick zu uns. So einen Blick hatte er sonst eher selten. Doch dieses Mal schien er sehr Ernst zu sein. „Kami. Ich habe jemanden gefunden“ sprach ich, um diese erstmals bedrückende Stille zu brechen. Ich gab den Blick zu Lucifera frei, welche direkt zu Kami sah. Ihre Blicke trafen sich. Keiner gab nach. Doch da Kami nicht ewig starren wollte, erhob er das Wort. „Diese Person ist hier nicht Willkommen. Schicke Lilith wieder dort hin wo sie her kommt.“ kam es mit ungewöhnlicher Kälte von ihm, so das ich überrascht zu ihm sah. Kami hatte nie so gesprochen. Lucifera verengte etwas die Augen und drückte etwas meine Hand. „Ich heiße nicht mehr Lilith... dieser Name lässt mein Herz schwer werden.“ sprach sie ruhig. „So? Wie lautet nun dein Name?“ „Lucifera.“

Erneut Stille.

„Lucifera? Ich verstehe. Du hast ein bedrückendes Gefühl, wenn man dich Lilith nennt.“ Sie nickte. Gott schien nachzudenken, sah aber die ganze Zeit Lucifera in die Augen. „Nun gut Lucifera. Du darfst verweilen. An Lucifels Seite sollte es dir Möglich sein ein“ war sein Urteil und er stand auf. Erleichterung machte sich bei mir breit und auch Lucifera schien es so zu gehen. „Ich danke dir.“ „Enttäusche mich nicht mein Kind.“ hatte er noch gewispert, was wir aber nicht verstanden. So blieben wir zurück, Hand in Hand. „Ich zeige dir dein Gemach“ „Ich möchte bei dir sein.“ hatte sie leise gemeint, was mich verwunderte. Zögerlich nickte ich. Wir gingen zusammen in das Stockwerk welches ich bewohnte. Es war mehr als genug Platz so das es keine Rolle spielte das noch eine zweite Person hier wohnen würde. Dennoch war es ungewohnt. Zusammen betraten wir ein Gemach, welches nicht weit von meinem war. Dies würde ihre neue Schlafstätte sein und auch ihre letzte im Himmelreich....


Luciferas POV:




Er brachte mich wie versprochen aus diesem dunklen See. Diese Dunkelheit welche meine eigene widerspiegeln schien. Vertraut drückte ich mich an ihn und ließ mich hier raus bringen. Doch lange waren wir nicht alleine. Zwei Engel kamen, die uns nach Atziluth bringen wollten. Während sie sprachen, musterte ich sie. Es waren mehr als nur normale Engel. Sie waren im Bunde mit den Elementen. Dies konnte ich deutlich spüren. Es waren Vertraute von Gott.
Vertraute...
Irgendwo hatte ich das schon einmal gehört...
Gesehen...
Gespürt?

Ich konnte mich nicht an viel erinnern nach meinem Schlaf. Es war so als würden Traum und Realität sich vermischt haben. Dennoch hatte ich ein bedrückendes Gefühl wenn man mich Lilith nannte. So bekam ich einen neuen Namen. Hieß nun Lucifera. Dieser Name erfüllte mich mit noch nie dagewesener Wärme. Doch nun mussten wir zu dem Mann welcher mein Herz bedrücken ließ. Wenn ich an Kami dachte, fühlte ich mich so schlecht. So als würde ich weinen wollen. Doch ein weiteres Gefühl mischte sich mit hinein. Nur konnte ich dieses im jetzigen Zustand nicht deuten.

Mit einem Mal war ich auf Lucifels Armen. Vertraut und schon fast glücklich legte ich meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Egal wohin es ging. Das Gefühl, dass ich mich überall von diesem Mann hin tragen lassen würde, war zu überwältigend. Zusammen landeten wir auf Atziluth. Nachdem er mich runter ließ und ich das beeindruckende Bauwerk sah, spürte ich einen Klos in meinem Hals. Was war mit mir los? Doch ich wurde aus meinen trüben Gedanken gerissen als mir Lucifel die Hand hinhielt. Erneut nahm ich diese Hand an welche er mir reichte. Hand in Hand stellten wir uns dem Schöpfer. Michael wurde wieder zurück geschickt, nachdem Gott ihn gedankt hatte. So waren wir alleine mit ihm in einem Raum. Er sah uns an. Sein Blick war undefinierbar. Er ging fast durch uns durch, als würde er alles sehen. Dieser Blick schürte mir fast die Kehle zu, brachte mich aber dazu Kami die Stirn zu bieten und fest in die Augen zu sehen. Der unbändige Drang nicht zu unterliegen kroch in mir hoch. Lucifel war die ganze Zeit an meiner Seite und hielt auch meine Hand nachdem Kami meinte das ich nicht Willkommen sei. Bestärkt von Lucifels Beistand bot ich ihm die Stirn und korrigierte seine Aussage. Ich war nicht mehr diese Lilith. Ich war nun jemand anderes. Lucifera. Benannt nach dem Stellvertreter Gottes und somit unter dessen direktem Schutz. Diesen den er mir jetzt auch gab. So standen wir beide stur vor Gott, als seien wir kleine Kinder die nicht auf das was ihre Eltern sagten hören wollten. Kami hingegen schien etwas in unseren Augen, besonders in meinen zu sehen. Er erkannte das ich mich nicht mehr an das was damals geschah erinnerte. Die Milliarden von Jahren, welche ich schlief, hatten meine Seele eingenommen. So willigte er ein und ich durfte hier bleiben. Unsere Sturheit hatte gesiegt. Doch was Gott danach wisperte hatten wir nicht mehr mitbekommen.

Erleichtert standen Lucifel und ich im Saal und sahen uns dann an. Er bot mir an ein Gemach zu geben. Leicht lehnte ich mich an ihn und sah zu ihm hoch. Er war nur einen Kopf größer als ich. Ich äußerte meinen Wunsch bei ihm zu verweilen. Lucifel akzeptierte dies und zusammen gingen wir stillschweigend in sein Stockwerk. Er gab mir eines seiner schönsten Zimmer. Ich war wirklich überwältigt von der Schönheit. Es war direkt bei seinem Gemach. Schon fast freudig lief ich zum Himmelbett und warf mich rein. Lucifel lachte, folgte mir dann aber. Wir lagen nebeneinander auf dem riesigen Bett, dass genug Platz für vier Personen gehabt hätte. Als sich unsere Finger berührten drehten wir den Kopf zueinander. Wir lächelten leicht, sahen uns in die Rubinroten Augen. Wir verhakten unsere Zeigefinger miteinander und sahen uns weiter an. Lucifel beobachtete eine meiner Haarsträhnen, die meine vollen Lippen ein wenig streichelten. Auch ich musterte sein Gesicht, sah dann auf einmal etwas zucken. Fragend sah ich ihn an und er erkannte. Ein Puschel ragte aus seinem Gewand und stupste mich spielerisch gegen die Stirn. „Was ist das?“ fragte ich. „Ich habe heimlich geübt wie man Körper verändert. Dann ist nach einigem hin und her ist das dabei herausgekommen. Jetzt bekomme ich es nicht mehr richtig weg. Es erscheint jedes Mal wenn ich...“ Doch er erzählte nicht weiter. Es erschien ihn jedes Mal wenn die Sünde in seinem Inneren aufflammte. Doch dies konnte er nicht sagen.


Er hatte heimlich diese verbotene Technik des Erschaffens benutzt.
Er hatte gesündigt...
Ein Geheimnis vor Gott, dessen Sünde sichtbar war.




„Es ist so süß...“ war meine Meinung, entgegen seiner Erwartung. Ich nahm den Puschel in meine Hände und streichelte ihn ein wenig. „Er ist so fluffig. So unglaublich süß.“ freute ich mich. Lucifel lächelte leicht, spürte dann aber ein unbekanntes kribbeln während ich seinen Puschel befingerte und mich an dessen Fluffigkeit erfreute. Irgendwann konnte er diesem kribbeln nicht mehr standhalten und entzog mir den Puschel und stand auf. Verwirrt sah ich zu ihm. „Habe ich etwas falsch gemacht?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein... ich denke nicht. Eigentlich soll niemand diesen Schwanz sehen. Ich ekele mich davor. Doch ich mochte es sehr als du ihn berührt hast. Sehr sogar.“ verkündete er die Wahrheit.

Er mochte es wenn ich seinen sündigen Punkt berührte. Aber auch ich mochte es. Nicht nur weil es süß war. Ich mochte es diesem Mann nahe zu sein. Bei ihm fühlte ich mich das erste Mal verstanden. Alle anderen hatten mich immer nur angesehen, vergöttert und sich nach mir verzehrt. Doch dieser Mann tat etwas, was andere nie getan hatte. Er verstand mich.


Er hatte mir die Hand gereicht.
Ich wollte sie nie wieder loslassen.




„Ich werde mich nun zur Ruhe begeben.“ Leicht nickte ich. Auch ich war Müde. Es war so viel passiert. „Gehab dich wohl diese Nacht.“ „Du auch, Lucifel.“ Als Lucifel in sein Gemach ging, sah dieser zu seinem Nachtisch. Er blieb stehen und hatte die Augen weit offen. Das Drachenei hatte Risse bekommen. Es begann zu schlüpfen. Aufgeregt rief er nach mir und ich folgte diesem Ruf. Erst hatte ich Sorge da was passiert war, aber als ich seiner Deutung folgte und auf das Drachenei sah, wusste ich was los war. Dieser Drache wollte Leben. Es war wohl soweit und Lucifels Herz schien sich entschieden zu haben. Wir wussten beide nur noch nicht wie, aber dieser Gedanke verschwand schnell bei diesem Ereignis. So schlüpfte dieser Drache im Beisein von uns. Nach und nach riss die Eischale immer weiter auf bis zwei Füße sich mutig durchbrachen. Doch diese waren nicht die einzigen Mutigen. Bald kam auch ein Kopf heraus und das Ei zerbrach komplett. Vor uns lag ein Drachenkind. Es war jedoch nicht so flauschig und weich wie die normalen Himmelsdrachen, dennoch befanden wir es für Wunderschön. Lucifel begrüßte das neue Leben und drückte es sanft an seine Brust. Ein neues Leben war geboren, unter unseren Augen...


Doch dies war nicht das Einzige was neu sein würde.




Die Zeit mit Lucifel war eine wirklich schöne Zeit. Er stellte mir die Erzengel vor. Michael und Uriel kannte ich ja schon. So stellten sich nur noch Rafael und Jibril vor. Als ich Rafael traf bemerkte ich das er eine ziemlich lose Zunge hatte. Dennoch nahm ich die Blume an welche er mir gab, aber berühren ließ ich mich von ihm nicht. Damit musste er sich abfinden. Als ich jedoch Jibril traf, wunderte ich mich sehr über ihr Aussehen. Das kleine Engelsbaby, dass Lucifel damals eine geklatscht hatte, war nun in den ganzen Jahrtausenden zu einer reifen Dame herangewachsen. Sie hatte langes, blaues, welliges Haar. Ihre Augen waren dunkelblau. Man konnte sich wirklich in diesen verlieren. Ihre Lippen waren voll und sahen weich aus. Der rote Lippenstift war ein guter Kontrast zu dem blauen Haar. Auch Rafael war kein unansehnlicher Engel. Er hatte blondes, weiches Haar und war großgewachsen. Seine blauen Augen waren gütig und aufgeweckt. Er lebte mit einer lockeren Lebenseinstellung und diese ließ ihn glücklich erscheinen. „Sie sehen sich Ähnlich nicht?“ bemerkte Lucifel an seinen Freund Rafael gewandt. Dieser nickte. „Nun haben wir zwei schöne Frauen. Lucky“ kam es grinsend von ihm und Lucifel lachte ein wenig. Jibril schnaubte etwas. „Rafa! Immer so etwas sündiges im Beisein eines Seraph!“ tadelte er ihn, doch dann lachten alle drei. Ich schwieg und ließ meinen Blick über das Gelände gleiten.

Wir hatten uns am Wasserpalast getroffen. Dieser stand in Mitten eines riesigen Sees. Wasserfälle waren im Hintergrund und befüllten den See stetig. Diese kamen davon das der Palast etwas tiefer im See eingelassen war, jedoch nicht überschwemmt wurde. So hatte Jibril diese schöne Wasserfallumgebung. Eine große Wasserbrücke überbrückte die Distanz von Palast und Wasser. Doch der See hatte wieder Abzweigungen welche über die ganze Himmelsschicht von Jibril gingen. Einige Abzweigungen flossen sogar über die Himmelsschicht, wie ein Wasserfall herunter. Jibrils Himmelsscheibe spendete das heilige Wasser, das Leben. Durch das ganze Wasser war diese Schicht auch sehr Grün und mit vielen Blumenbeeten gesegnet. Zwar kam es an Uriels Garten nicht heran, da dieser seine halbe Himmelsschicht mit Botanik zugepflanzt hatte, während Jibrils halb mit Wasser war, doch es kam dem nahe. Uriel war es auch der Jibrils herrliches Grün immer wieder Segnete. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. So redete sie mit ihm, nachdem sie Rafael getadelt hatte.

Ich setzte mich an den Rand des Sees und ließ meine Hand hinein gleiten. Das Wasser war nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Es war genau richtig. Obwohl man doch glauben müsste, dass so ein See eher kalt sein müsste. Doch das heilige Wasser Jibrils nicht. Ich mochte diesen Ort. So verweilte ich oft hier. Jibril und ich wurden Freundinnen. Wir waren oft auf dem See, saßen auf Wolkeninseln welche im Wasser waren. Unter Jibril und ihren Dienerinnen – sie hatte nur weibliche Dienerinnen - fühlte ich mich wohl. Sie beneideten mich und Jibril für unser Aussehen, wobei auch Jibril meinte das sie mich sehr schön fand. Wir gaben uns viele Tipps, redeten über Ereignisse und alles andere. Hier und da war immer etwas kichern zu hören und auch ich lächelte ab und an mal, war ansonsten mit dem gleichen Gesichtsausdruck gesegnet, so das Jibril mich irgendwann als 'Kühle Schönheit' betitelte. Alles im allen hatten wir eben die üblichen Frauenthemen, welche es auch im Himmel gab. Nur ohne Sünde. Wir redeten nicht über das erste Mal, oder gar anderes in der Richtung.

„Lucifel-sama ist wirklich ein schöner Engel. Ihr seid euch sehr Ähnlich.“ meinte Jibril irgendwann, als ich wieder bei ihr war. Überrascht sah ich zu ihr. „Aber in einer Sache seid ihr euch nicht ähnlich. Während du dich wie eine echte Lady benimmst, hat Lucifel-sama ein genauso loses Mundwerk wie Rafa-kun. Ich glaube die beiden sind einfach zu oft zusammen.“ beschwerte sich Jibril, auch wenn sie es nicht wirklich böse meinte. Das verriet ihr lächeln danach. „Ich habe nie über Lucifel so nachgedacht. Er ist immer sehr zuvorkommend zu mir.“ schilderte ich ihr meine Sichtweise und bemerkte erst jetzt wie überrascht mich Jibril ansah. Fragend sah ich sie an. „Ihr seid euch so nahe das du ihn mit Namen ansprichst.“ „Ehm... ich... weiß nicht“ So genau hatte ich nicht über mich und Lucifel nachgedacht. Es kam einfach so. Ich wollte diesen Mann so ansprechen und er wollte wohl so angesprochen werden. Wir hatten Geheimnisse geteilt. „Vielleicht schaffst du es ja Lucifel-sama aus Rafaels Klauen zu befreien. Ich zähle auf dich Lucifera-sama!“ kam es fröhlich von Jibril. Verwirrt sah ich zu ihr. Ein paar Dienerinnen kicherten. „Rafael-sama ist sehr oft hier unten Lady Lucifer-sama.“ kam es von einer. Eine andere nickte. „Rafael-sama ist ein schöner Mann.“ kicherte diese. Auch die anderen kamen mehr oder minder zu dieser Aussage, nur jede mit anderen Worten. Jibril schmunzelte, sah dann zu mir. „Rafael ist öfters in meiner Himmelsschicht.“ „Oh! Wirklich?“ Jibril nickte. Die meisten Frauen, eigentlich fast alle, waren auf Jibrils Himmelsscheibe. Sie lebten mit in ihrem Palast. „Rafael kommt öfters hier her und macht den Frauen schöne Augen!“ „Oh. Was für ein haltloser Mann.“ entkam es mir und hatte alle Blicke auf mir. „Habe ich etwas falsches gesagt?“ Doch dann fing Jibril an lauthals zu lachen, fiel sogar nach hinten und wischte sich eine Träne ab. Verwirrt sah ich zu ihr. Hatte ich etwas falsches gesagt?

„Nein nein.“ kam dann doch die geschuldete Antwort, als diese sich wieder einkriegen konnte. Sie setzte sich wieder auf. „Du hast Recht! Wirklich haltos!“ kicherte sie noch und sah in den Himmel. „Rafael ist der Feind aller Fraueeeeeeeeeeeeeeeen!!!“ rief sie lachend in den Himmel, während die Dienerinnen nur lachten. Dann verstand auch ich und musste doch etwas hinter vorgehaltener Hand lachen. Woanders musste sicherlich ein gewisser blonder Engel niesen.

Jibril sah zu mir und umarmte mich. „Wir sind Freundinnen ja?“ Ich nickte. „Dann nimm das!“ Sie schenkte mir einen ihrer Armreife. Ich hatte an den Handgelenken zwar welche, doch diese konnte ich nicht abnehmen. Warum das so war wusste ich nicht, doch da sie mich nicht störten beließ ich es dabei. Es waren göttliche Symbole darauf gewesen. So dachte ich das es ein Geschenk des Herren war. Etwas was mich als hoher Engel auszeichnete, weswegen die Erzengel auch dieses Suffix an meinen Namen hängten. Doch sie siezten mich nicht wie bei Lucifel, da ich eben unbekannt war und auch kein Seraphim so wie er. Ich gab Jibril dafür eine meiner funkelnden Haarspangen, sodass auch ihre Haare so aussahen als würden funkelnde Diamanten darin verwebt seien. Sie freute sich sehr über dieses Geschenk und sah dan zu mir.„Dann verlasse ich mich darauf das du Lucifel-sama wieder auf den richtigen Weg bringst ja?“ „Ehm.. ja.“ willigte ich ein. „Gut. Lucifel-sama ist ein reiner und schöner Engel.“ schwärmte sie.

Während sie so schwärmte musste auch ich über Lucifel nachdenken. Nie hatte ich mir solche Gedanken gemacht. Doch ich wusste eines: Ich wollte Lucifel Nahe sein. So wie er mir. Als ich Jibril so hörte schlich sich mir ein altbekanntes Gefühl in mein Herz. Erschrocken legte ich meine Hand auf die Brust. Nein... So etwas durfte ich nicht denken. Doch immer wieder schlich sich der Gedanke ein, dass Jibril nicht so über meinen Lucifel reden sollte. Ich versuchte diesen Gedanken zu verdrängen. Jibril war doch meine beste Freundin. So sollte man nicht über die beste Freundin denken. So sollte man nicht denken. Sicher meinte es Jibril nicht so. Sie war eine reine Engelsfrau und lebte in vollkommener Reinheit. Doch... Nein... Ich sah etwas zur Seite, hoch in den Himmel.


Eifersucht war eine Sünde die vieles zerstörte...
Ich war eifersüchtig...
Auf Jibril und Lucifel
Ich hatte eine Sünde, so wie Lucifel, welche wir vor Gott verheimlichten.




Die Zeit verging, doch das Gefühl blieb. Doch nicht nur ich fühlte so, auch Lucifel fühlte. Wusste nicht was er mit diesen Gefühlen machen sollte.

Er war überfragt.
Verzweifelt.


Lucifels POV:




Mit Lucifera in Etemenanki war es wirklich aufregend. Ich war nicht mehr alleine und auch sie war nicht mehr allein. Nachdem ich ihr die Erzengel vorgestellt hatte, freundete sie sich mit Jibril an. Hin und wieder bekamen Rafael und ich Schläge von dieser, wenn wir mal wieder zufällig dann auftauchten wenn diese etwas knapper bekleidet war. Immer diese Zufälle. Natürlich konnte ich mich nicht zurückhalten und Jibril ein wenig provozieren. Sie war so lustig, wenn sie sich aufregte. Die zierliche Frau konnte zu einem Himmelsungeheuer werden, so wie ich sie manchmal neckend nannte. Dafür gab es natürlich auch wieder eine geklatscht, wenn sie mich erwischte.

Jibril interessierte mich schon. Doch nach und nach bemerkte ich, dass ich nicht nur wegen Jibril dort hin kam. Natürlich wollte ich meine teure Freundin ärgern und Spaß mit ihr haben. Doch Lucifera drängte sich immer weiter in meine Gedanken. Ich wollte sie. Ich wollte sie sehen. Nicht im Spiegel, nicht angezogen. Ich wollte alles sehen. Dieser Frau so nahe sein wie niemand anderes. So nahe sein wie es nicht mal Kami sein würde. Selbst wenn ich für Kami sang, waren meine Gedanken bei Lucifera. Ich war Gottes Chor, sang immer nur für ihn, dachte aber heimlich an diese Frau.

So gut es ging versuchte ich diese Gedanken zu verdrängen. In letzter Zeit wusste ich wirklich nicht was mit mir los war. Mein Drache wuchs heran und wurde eine stattliche Drachendame. Jibril meinte das dies zu mir passte, womit sie mich zum Teil auch necken wollte. Natürlich hatte ich zurück geneckt und meinte das dieser Drache doch schon sanfter aussah als sie es war. Die Antwort hatte ich zwei Sekunden später auf meiner Wange gehabt. Mein Drache sah nicht so aus wie die Himmelsdrachen. Der Schöpfer hatte mir damals beigebracht, dass die Gefährten sich so entwickeln würden wie das Herz sich entwickelte. Ich verstand nicht warum mein Drache dann kein Himmelsdrache war, beziehungsweise denen ähnlich sah. Während die Himmelsdrachen so flauschig waren, hatte mein Drache Schuppen, gigantische Hörner und riesige Flügel. Er war imposant und einfach nur wunderschön in meinen Augen. Doch auch die anderen Engel bewunderten diesen, wenn ich mit ihr ausflog.

So flog ich auch dieses Mal mit dem Drachen. An meiner Seite Lucifera. Mein Drache hatte die Eigenart nicht jeden auf sich Fliegen zu lassen. Rafael wurde damals gnadenlos runter geschmissen. Auch Uriel und Jibril landeten auf ihren Hintern. Sogar zu Kami war die Drachendame etwas ablehnend. Nur Lucifera durfte mit mir fliegen. Diese akzeptierte der Drache. Während die Erzengel sich fragten was da vor sich ging, dass dieser Drache Kami verschmähte, aber Lucifera aufsteigen ließ, hatte Kami selbst dazu nichts gesagt. Er hatte uns nur immer lächelnd viel Spaß gewünscht. Auch jetzt flogen wir zusammen. Lucifera war vor mir, während ich die Zügel hielt und sie damit indirekt umarmte. Diese nutzte das und lehnte sich an mich, da sie seitlich saß. Diese gemeinsame Reitposition genoss ich sehr. Der Flugwind trieb mir direkt den Duft dieser Frau in die Nase. Einen Duft den ich verführerisch fand. Wir flogen durch den Himmel und sahen von oben dann kahle Stellen in Uriels Himmelsschicht. Ich wusste das nicht alles von Uriels Reich so blühte, doch selbst war ich nie dort hingegangen. Uriel hatte immer gemeint, dass dies ein unwirscher Ort sei und das das Tor, welches sich dort befand kein wirklich guter Ort sei für einen reinen Seraph wie mich. Jetzt wo ich mit Lucifera über diese Himmelsscheibe flog und das ganze Ausmaß der Kahlheit und des 'Todes' sah – Es war wie eine graue Steinwüste – packte uns beide die Neugierde. Luciferas Blick folgend, willigte ich ein und so flogen wir in die kahlen Gebiete. Hier war keine einzige Pflanze, nicht einmal ein Strauch. Je näher wir dem Tor kamen, desto unwirscher wurde die Gegend. Bis wir dann ankamen. Ein riesiges, schwarzes Tor. Der Weg dorthin war durch eine Fackelalle. Die Fackeln jedoch waren aus. Ich fragte mich warum diese hier waren.

Wir landeten vor der Allee und stiegen ab, wobei ich der Dame meine Hand reichte. Hand in Hand liefen wir den schwarzen Marmorweg entlang, durch die Allee. Vor dem Tor war ein steinerner Altar. Dieser bestand aus zwei knienden Engeln aus Stein welche die Platte hielten. Ich ließ Lucifera los und ging um den Altar, strich ehrfürchtig über das steinerne Federkleid eines Engels. Es war so.. schön. Eigentlich war dies eine Unheimliche Atmosphäre, doch sie hatte mich fest im Griff. Als würde sie mich anziehen. Mein Blick richtete sich auf das pechschwarze Tor. Dieses hatte viele Eingravuren, welche aber nicht so deutlich waren. Ich selbst würde es sein der später dem Tor sein endgültiges Aussehen geben würde. „Was ist das?“ fragte ich und sah auf 7 Kreise. In jedem war etwas in göttlicher Schrift geschrieben. Drei Kreise waren auf der linken, drei auf der Rechten. Einer war direkt in der Mitte und würde, wenn das Tor aufgehen würde, geteilt werden. Lucifera trat zu mir und sah zu den Kreisen. „...“ Ich sah zu ihr, dann wieder zu dem Tor. „Hochmut“ sprach sie und deutete auf einen der linken Kreise. Danach deutete sie etwas nach unten zum nächsten. „Neid.“ Erneut senkte sie ihren Finger zum dritten linken Kreis. „Völlerei.“ Dasselbe Spiel für die rechte Seite. „Wollust. Trägheit. Geiz.“ Dann deutete sie auf den mittleren Kreis. „Zorn.“ „Die sieben Todsünden...“ wisperte ich. Lucifera nickte und wandte sich ab um sich auf den Altar zu setzen. Die Kreise waren angeordnet wie das Bild des göttlichen Baumes. Während Zorn der Stamm war, waren die sechs anderen Sünden die Baumkrone.

Fast wie in Zeitlupe, schon fast in Trance, streckte ich die Hand nach dem Tor aus, legte sie auf die kühle Oberfläche. Die Kälte kroch mir durch den ganzen Körper und auf einmal platzten Stimmen in meinen Kopf. Ich kniff die Augen zusammen und hörte die Stimmen als würden sie direkt neben mir stehen und reden. Ihre Phrasen waren voller Hass, Trauer, Verzweiflung und Zorn. Die Sünder welche Gott verbannt hatte, waren hinter dieser schweren Tür. Sündige Stimmen durchdrangen mich. Zum Glück wurde ich aus diesen Stimmenwirrwarr gerissen. Es war Lucifera welche meinen Kopf daraus holte. „Au!“ hörte ich gedämpft und wachte aus dem Sündenwirrwarr auf und sah zu ihr. Sie saß auf dem Altar und ihr Daumen blutete. Sie hatte sich an einem Engelsflügel geschnitten. Dies sah man, da ein Blutrinnsal über das Federkleid des Engels rann. Sie schien wie gebannt zuzuschauen wie die Steinfedern eine rötliche Färbung annahmen. Auch mich machte dieser Anblick neugierig und konnte den Blick davon nicht abwenden. Erst als Lucifera ihre Hand von dem Stein erhob war ich wieder in der Lage mich zu konzentrieren.

Sofort ging ich zu ihr und nahm ihre Hand. Ich wollte sie verbinden, auch wenn sich die Wunde schon wieder geschlossen hatte. Aber als ich die blutverschmierte Hand vor meinen Augen hatte, stockte ich. Dieser Kontrast, dieses rote Blut, dieser... Geruch. Lucifera roch schon immer verführerisch für mich, doch im Moment war dieses noch stärker als sonst. Ich musste daran denken wie ich in Etemenanki lag und mein Blut auf den Boden tropfen sah. Ich fühlte mich genauso wie damals. Dieses Blut zog mich magisch an. Lucifera, wie sie dort saß und mir in die Augen sah.
„Lucifel...?“
„Lucifera...“
„Möchtest du es...? Mein Blut?“ „Was? Das ist eine Sünde! Blut zu Trinken. Fleisch zu Essen. Den Lebenssaft zu sich zu nehmen.“ wachte ich auf, klang aber nicht wirklich glaubhaft das ich dazu stehen würde. Jedes Engelskind wusste um diese Gebote. Das man es nicht tun durfte.


Doch warum eigentlich?




Lucifera drückte mich an sich und wir sanken beide auf den Altar. „Ich möchte das du mein Blut trinkst... ich möchte dein Blut trinken. Mein Wunsch ist es so sehr mit dir eins zu sein wie es sonst keiner sein wird. Ich will

dich nicht teilen.“ Ihre Worte drangen klar in mein Ohr. Sie entfesselten Gefühle die ich bis jetzt immer unterdrückt hatte. Ich fühlte mich wie damals, als ich den 'Scherz' mit Kami in seinem Gemach brachte. Es war nie ein Scherz. Ich wollte ihn für mich allein!


Ich wollte




Ich sah zu der schwarzhaarigen unter mir. Unser schwarzes Haar vermischte sich miteinander und hing über den Altar. Es ergänzte sich mit dem schwarzen Marmorboden. Das Blut auf den Flügeln war wieder getrocknet, doch wir fanden beide das es wunderschön aussah. So wunderschön wie ich Lucifera fand.


Ich wollte SIE.
Hier
Jetzt
Ihr Blut
Ihren Körper
Ihre Haut berühren




Langsam, als gehörte alle Zeit der Welt nur uns, leckte ich mit meiner Zunge schon fast unschuldig über das getrocknete Blut ihrer Hand. Es schmeckte metallisch. Aber es ekelte mich nicht. Im Gegenteil. Ich wollte mehr. Ich wollte alles von ihr! Ich will mehr! Ich konnte nicht einfach aufhören und wollte mich dem Genuss hingeben. Es platzte aus mir heraus, dieses dringliche Gefühl.

Völlerei...



Erneut leckte ich sanft über ihre Hand, als würde sie durch meine Zunge zerbrechen. Sie schloss die Augenlider und gab ein zufriedenes Seufzen von sich. Fest umarmte ich sie und hatte alles weggeleckt. Dennoch leckte ich weiter. Sie schmeckte so unglaublich. Sanft küsste ich ihre Hand, hinauf über ihren Unterarm. Unterbrach dort und küsste ihre Stirn. Hinunter über die Schläfe und setzte einen Kuss auf ihren Hals. Ihren wunderschönen und anziehenden Hals. Er war so weiß, zart und rein. Ich wollte diesen Hals besudeln mit ihrem Blut, ihn rot färben. So küsste ich auf diesen, saugte an der Haut. Immer weiter, immer mehr. Lucifera keuchte und ließ die Augen geschlossen, verschränkte ihre Finger mit meinen. Dann biss ich zu. Meine Reißzähne wurden ein Stückchen länger und ich biss in diese unschuldige Haut. Verletzte sie. Erneut keuchte Lucifera und drückte sich an mich. Wir wollten immer mehr.

Habgier...



Lucifera legte ein Bein um meines um mir noch näher zu sein. „Ich wünsche nicht das dir jemand anderes so nahe ist.“ hörte ich sie und löste meinen Biss. Dieses Blut hatte mich so befriedigt wie sonst noch nie etwas. Ihr Blut. Meine Lippen waren rot und meine Fangzähne spitz. An diesen klebte noch etwas Blut. Tief sah ich ihr in die Augen. „Ich will dich mit niemanden Teilen! Sei mein!“ verlangte ich. „Wie du es wünschst. Niemand wird dich kriegen.“

Neid...



„Ich möchte nichts anderes mehr machen, als bei dir zu liegen. Bei dir zu sein...“ Lucifera nickte.

Trägheit...



Ich küsste sie tief und innig. Meinen ersten Kuss auf die Lippen. Ein blutiger Kuss. Sie schmeckte ihr Blut, dann biss sie mir in die Lippe. Ich ließ es zu, genoss es sogar. Die Blutstropfen fielen in den Rachen meiner Verführung, welche zufrieden den Mund schloss und meinen Lebenssaft genoss. „Es ist so wohlschmeckend. Mein ganzer Körper brennt förmlich. Was ist das nur?“ „Ich weiß es nicht, doch auch mir geht es so.“ Ich nahm ihre Hand, zog sie nach oben und drückte sie wieder an mich. Mein Schwanz war auch wieder erschienen bei diesen Sünden. Wir sündigten tief, doch es interessierte keinen von uns. Wir wollten nur uns. Als wir eine bekannte Aura spürten, die von Uriel, erhob ich mich und zog sie mit mir. Ich lachte etwas und auch Lucifera lachte. Zusammen rannten wir zum Drachen und flogen weg. Gott schlief um diese Zeit und durch die Blende konnte er unsere Sünden nicht sehen.


Ja...
Wir hatten ein Geheimnis vor Gott
Und er wusste es nicht...
Doch es machte uns so glücklich
Wir waren verdammt
Es interessierte uns aber nicht
Es interessierte mich nicht!




Als wir in Atziluth ankamen, rannten wir lachend in den Turm. Wir rannten die Treppen entlang und lachten Befreit als würden nur wir hier sein. Immer wieder hielten wir an, wo ich Lucifera sanft gegen die Wand drückte und innig küsste. Sie schmeckte so süßlich. Wir rannten in mein Gemach. Ich stolperte über eine Pflanzenranke und landete auf meinem Bett. Wir kümmerten uns nicht um die Pflanze und Lucifera kroch zu mir aufs Bett, stieg über mich und küsste mich innig. Sie krallte sich in mein Gewand und küsste mich immer fordernder. Auch ich tat dies und als sich unsere Zungen berührten schauten wir überrascht auf. Wir hatten den Kuss abgebrochen und sahen uns in die Augen. Es fühlte sich an wie Jahre. Wir sahen uns einfach nur an. Dann zog ich sie wieder zu mir runter, rollte mich mit ihr ein wenig sodass ich auf ihr war. Ich drückte ihre Handgelenke auf das weiche Kissen und küsste sie erneut. Dieses mal benutzten wir unsere Zungen. Es war so als würden wir unsere Lippen Wundküssen. So sehr küssten wir uns immer wieder. Spielten mit den Zungen, ließen sie sich gegenseitig streicheln, verknoten und immer wieder lösen. Alles sollte meines sein. Sie sollte nur meine sein und ich würde niemand anderem etwas abgeben. Ihre Gedanken, ihr ganzes Dasein.

Geiz...



Immer wieder küssten wir uns. Leichte Sabberfäden trennten unsere Lippen als wir sie voneinander lösten. Erneut sahen wir uns an. „Lucifel... mein Körper brennt. Er schreit nach mehr. Berühre mich. Hier und jetzt!“ Wie in Trance nickte ich. Sie sprach das aus was ich fühlte. Was ich die ganze Zeit fühlte. Ich wollte ihren Körper ganz für mich einnehmen. Ihn versündigen. Ich wollte eins mit ihr werden. Nackt. Intim. All diese Begierden platzten aus mir heraus. So lange hatte ich sie unterdrückt, doch nun kämpften sie sich hervor. Sie durchbrachen die unschuldige Hülle und nahmen mein ganzes Denken ein.

So kam es wie es kommen musste. Wie wir beide es wollten. Ich entkleidete die Frau unter mir und auch die ließ ihre flinken Finger über mein Gewand gleiten und zog es mir aus. Sie sah zu dem Puschel welcher meine Sünden bezeugte. Dann lächelte sie aber und nahm ihn in die Hand. „Ich bin so glücklich...“ wisperte sie und strich dabei wieder den Puschel. Erneut kribbelte es in mir und ich konnte mich nicht halten. Ich sah herunter auf ihre weiße Haut. Ihr Körper war schlank und zierlich. Alles in allem eine wunderschöne Frau, welche mich, den reinsten Seraph, zur Sünde gebracht hatte. Aber ich wollte es. Sanft bedeckte ich den Körper dieser Frau mit küssen, reizte ihre Brustwarzen mit dem Zeigefinger was ihr ein keuchen entlockte. Ich hatte es noch nie getan, doch es war so als würde ich wie von selbst wissen was ich tun musste. Meine Gefühle lenkten mich. Ich ließ mich ganz darauf ein. Kami war in meinem Denken gerade verschwunden. Der Ort wo wir waren war mir einerlei. Das Himmelsreich war mir egal. Ich wollte nur diese Frau von mir und mich mit ihr vereinen. Leise stöhnte ich durch ihre Massage, dem sie meinen Sündigen Puschel gab. Dieser schien wohl darauf zu reagieren und konnte es nicht mehr abwarten. Genauso wenig wie ich. So liebten wir uns. Meine flinke Zunge brachte die entzückendsten Laute aus Luciferas Mund. Meine Hände brannten auf ihrer Haut wie Feuer. Wir küssten uns, berührten uns Gegenseitig an Stellen an die vorher niemand von uns auch nur gedacht hatte. Stellen welche uns Laute entlockten die wir nicht für möglich gehalten hatten. Laute voller Lust, Leidenschaft und Hemmungslosigkeit. Wir vereinten uns. Immer und immer wieder. Konnten einfach nicht genug davon bekommen.
„Werde meine Braut!“
„Ja!“

Wollust...



Wir fühlten uns einander so nahe wie kein anderer zuvor. Der heilige Turm Etemenanki wurde von uns beschützt. Auf heiligen Boden trieben wir es. Das reine Bettlacken wurde immer und immer wieder befleckt. Blut floss und vernebelte uns die Sinne. Es gab für uns nur noch dieses Bett und uns beide. Der heilige Boden war befleckt, der reine Körper eines Seraphen mit Blut und Flecken verschmutzt. Unsere Seele war befleckt.


Wir trieben es hier in Gottes heiligem Turm
Wir vereinten uns gemeinsam
Wir hatten ein Geheimnis vor Gott...
Wir waren Sünder
Befleckt und unrein
Doch gemeinsam.
Dieses Geheimnis vor Gott liebten wir und bedauerten es nicht
Denn...




Ein letzter, lustvoller Schrei entglitt uns. Wir hatten uns geliebt. Ich sah zu der Frau, welche ich gesündigt hatte. Zu meiner Braut, mein ein und alles. Meine Lucifera. Wir waren ein Paar. Uns kam der Gedanke, dass ein Paar Kinder haben sollte. Sie hatte mir eröffnet das sie geschwängert werden konnte, jedoch nur um mir zur Wiedergeburt zur verhelfen. So war dies unmöglich eigene Kinder zu erschaffen. Aber uns kam etwas anderes in den Sinn.

Wir waren schon so voller Sünde, das wir auch vor diesem nicht zurück schreckten. Wir wollten Schöpfen. Erst kamen wir darauf, da Lucifera genauso sein wollte wie ich. Da sie ein antikes Himmelswesen war, konnte sie mit ihrer Kraft in einer abgeschwächten Form schöpfen. So war es ihr Möglich das sie sich ebenfalls einen Schweif erschaffen konnte. Sie wollte so sein wie ich. Eins mit mir sein. Dies machte mich glücklich. Sanft streifte ich über ihren Schweif. Er passte zu ihr und gab ihr noch einmal eine besondere Note. Dies brachte uns darauf zusammen zu schöpfen.

Innerhalb der Tage hatte ich mein erstes Wesen geschaffen. Alleine und eigenständig. Doch es war nicht wie die Engel. Die Flügel waren schwarz, die Ohren spitz und dieses Wesen hatte genauso wie ich Fangzähne und einen Schweif. Ich nannte diese Spezies Dämon.

Dies war die Geburtsstunde der Dämonen.



Angefangen mit meiner ersten Schöpfung, welche ich Kain nannte. Ein erwachsener, junger Dämon mit rot-schwarzem Haar und blauroten Augen. Ich hatte ihm Kraft gegeben. Dann erschuf ich einige Wochen später einen weiteren Dämon. Er ähnelte mir in der Lust und so war der erste Inkubus geboren worden. Ich nannte ihn Zephyr und hatte ihm die List gegeben. Beide Dämonen waren uns treu ergeben und schworen uns ihre ewige Treue. Wir fühlten uns wie Kami. Welche Kräfte Kain und Zephyr entwickeln würden wusste ich nicht, doch ich war mir sicher sie würden erfolgreich sein. Sie waren meine ersten Kinder.

Wir hatten beide durch eine Blende getarnt und in der zweiten Himmelsschicht versteckt. Doch lange konnte dies nicht gut gehen...


Wir waren Hochmütig
Waren Stolz auf unsere Kreation
Fühlten uns genauso wie Gott
Wir hatten ein Geheimnis vor Gott
Wir waren die Sünde selbst




Nach meinem Sündenfall liebten uns Lucifera und ich immer wieder. Auch an diesem Tag... Wir ahnten nicht das Gott die ganze Zeit etwas mitbekommen hatte von unseren Sünden...

Erneut wollte ich sie küssen, doch dann wurde es Dunkel. Das sonst so helle Himmelreich verdunkelte sich.
Dann ein lauter Knall.
Ein gigantischer Blitz schlug in den Boden ein.

Ich kroch von Lucifera und drehte mich um womit ich auch ihr die Sicht freigab. Mit verschwitztem Körper und verwuschelten Haaren sahen wir zum Eingang. Dort stand er. Sein Blick durchdringend als würde er uns direkt ins Herz treffen wollen.


Kami...

Lucifer


Gefallene Engel




Er hatte uns entdeckt. Das Schlimmste was wir uns vorstellen konnten. Gott hatte unser Geheimnis herausgefunden. Wir waren Nackt auf dem Bett. Man sah genau was hier passiert war. Auch meinen Puschel sah er mit Argwohn an. Das dunkle Blau draußen war nicht verschwunden. Es sah so aus als würde es Gewittern so wie in Assiah. Das so etwas im Himmelreich war, war kein gutes Omen.

Der Schöpfer war wütend auf uns.
Auf Lucifera
und auf mich
Zum ersten Mal hatte ich den Zorn Gottes auf mich gezogen




Dann ging alles ganz schnell. Er streckte die Hand aus und Lucifera verschwand in einer Lichtkugel. „Lucifera?“ Doch sie war nicht da. Der Platz wo sie lag war leer. Das Laken frei. „Lucifera!!“ schrie ich, sah dann zu Kami. „Wo ist sie?!“ „Mäßige deinen Ton!“ „WO IST SIE!!“ platzte es aus mir heraus. Ich stockte. Das erste Mal hatte ich Gott angeschrien. Meine Stimme erhoben gegen den Schöpfer. Doch in mir war so ein brennendes Gefühl. So wie er mich ansah. Wie er Lucifera von mir genommen hatte. Dieser Mann... Unerkannte Gefühle schwabbten über und Kami wusste dies.

Zorn...



Er hielt sich die Hand an der Stirn und schloss seufzend die Augen. „Nicht erneut...“ flüsterte er, sah dann streng zu mir. „Ich erlaube es nicht das du dich weiter versündigst!“ Sofort stand ich auf als er zum ersten Mal in dieser Strenge und Lautstärke mit mir sprach. „Wo ist Lucifera! Gib sie mir zurück!“ entgegnete ich ebenso laut. Erneut streckte Gott die Hand aus als ich mich ihm näherte. Doch dieses Mal kam keine Lichtkugel, sondern etwas anderes. Die Wurzeln des Grüns aus Eden erschien und schlang sich um meine Handgelenke und Fußgelenke. „Du musst dich erst einmal beruhigen. Dein Zorn nimmt dich sonst ein.Ich habe Lucifera den Erzengeln übergeben. Sie wird zum Tor der Seelen gebracht und dort verbannt für immer. Ihre Seele kann nicht mehr gerettet werden, doch die deine soll nicht verloren gehen “ äußerte er sich dazu. Aber ich wollte mich nicht beruhigen! Ich wollte nicht immer lieb, nett und rein sein! Ich wollte frei sein! Nicht mehr Gefangen sein! Assiah war ein Sündenpfuhl, doch Gott hatte die Menschen nie wieder mehr bestraft. Er liebte seine Schöpfung und vergab ihnen. Doch wieso vergab er uns nicht? Wieso vergab er Lilith nicht?? „Wieso...?“ säuselte ich leise und sah ihm direkt in die Augen. „Wieso dürfen wir nicht frei sein??!! Wieso sind die Menschen so viel besser als wir?? Wieso vergibst du ihnen, aber uns nicht? Die Menschen sind dumm! Sie sind schlecht und sündigen jeden Tag! Sie sind so schwach und zerbrechlich!“ schrie ich. Dann fing ich an wie irre zu lachen. Das war doch einfach alles nur noch so lächerlich. So VEERDAMMT lächerlich.
„Schweig Lucifel!!“
„NIEMALS!“
Ich wollte nicht mehr schweigen. Nicht mehr der nette und fromme Seraph sein welcher sein früheres Leben immer in Etemenanki verbrachte und das Leben nur beobachtete, aber niemals teilhaben konnte. Damals als ich mich Dank Rafael zum ersten Mal hinausschlich fühlte ich mich so unglaublich gut.


So frei!




Mit Lucifera an meiner Seite fühlte ich mich komplett. Sie liebte nur mich. Sie vergötterte mich und ich vergötterte sie. Wir liebten nur uns.


Verständnis
Liebe
Hingabe...
Ich fühlte mich so unglaublich gut mit ihr zu sündigen.




„Du hast mich niemals verstanden!!!!“ schrie ich zu ihm wo er meine Fangzähne sah wo noch etwas Blut von Lucifera hing. Kami ging einen Schritt zurück. „Nein... das darf nicht sein.“ Er sah mich geschockt an. „Du hast dich der Sünde voll und ganz hingegeben...“ flüsterte er geschockt. „Sünde? Es ist keine Sünde! Und wenn.... dann BIN ich die Sünde!“

Mit diesen Worten wuchs eine Kraft in mir welche ich sonst nie benutzt hatte. Die vollkommene Kraft einer Gottheit. Mein Schwanz peitsche hin und her. Leichte funken sprühten aus diesem und ich knurrte, sah ihn, meinen Schöpfer, feindselig an. Ein Blick den er mir nie zugetraut hätte. „Du bist von Sinnen!!“ „Ich sehe nun klarer als mehr denje!!!“ konterte ich und um mir erschien ein blauer Flammenkreis. Die Fesseln verbrannten. Die großen Fenster des Turmes zersprangen durch den plötzlichen Energieanstieg. Auch die neuen Fesseln die Gott auf mich hetzte, verbrannten sofort in den Flammen des blauen Feuers. Ich ging einen Schritt nach vorne und streckte die Hand nach ihm aus. Dabei verhüllte sich mein Körper automatisch. Ich trug meine Seraphenkleidung. Doch sie war nun anders. Anstatt so weiß und golden, war sie nun schwarz, mit goldenen Verzierungen.Endlich war mir alles klar. Der Grund warum ich mich mein ganzes Leben so anders fühlte. Der Grund warum ich mich so unverstanden und einsam fühlte.

„Das kann nicht sein...“ waren die leisen und schockierten Worte Kamis.

Als ich angekleidet war sah ich kurz an mir herunter, dann mit eiskaltem Blick zu Kami. Kurz leckte ich mir über meine Lippen. Ich ließ einen Feuerkreis um Kami erscheinen der ihn einkesselte, dann verließ ich Atziluth. Dieses mal aber mit dem Wissen das ich nicht zurückkehren wollte.


Das ich Etemenanki den Rücken kehren wollte, meinem früheren Leben und meinem Schöpfer.




Ich war von Atziluth gesprungen und landete auf dem Rücken meines Drachen, welcher zu mir geflogen kam. Die Drachendame hatte gemerkt das sich etwas verändert hatte. Ohne das ich etwas sagen musste flog sie mich in die letzte Schicht des Himmels. In Uriels Sphäre. Es dauerte auch nicht lange und ich flog direkt in das unwirsche Gebiet.


Luciferas POV:




Als Kami die Lichtkugel erscheinen ließ konnte ich noch schnell mir mein Gewand schnappen so das ich nicht nackt dastand. Von Lucifels Bett aus landete ich direkt in Uriels Sphäre. Ich erschien in einem Bannkreis welcher vor dem Seelentor war, vor denen der Todesengel stand. Uriel hatte schwarze Kleidung an und eine Sichel. Er würde mir das letzte Geleit geben. Sein Blick war eine Mischung aus Ernst und Bedauern. Doch der wortkarge Engel schwieg. Doch Uriel war nicht alleine. Jibril war ebenfalls da.

„Lucifera-sama! Was ist passiert? Wieso soll Uriel dich zum Seelentor bringen? Wir sind doch Freundinnen!“ kam es von ihr verzweifelt. Also hatte Gott ihnen nicht einmal gesagt warum ich sterben sollte. Kami... er warf mich erneut weg ohne Worte zu verlieren.

Eine Wut stieg in mir hoch. Durch die Lichtkugel und Gottes Kraft hatte ich meine kompletten Erinnerungen wieder. So wusste ich genau was damals passiert war. Etwas was meine Wut noch anfachte. Ich hatte es so satt! Ich hasste Kami und das Himmelsreich! Kurz schnaubte ich verächtlich bei Jibrils Bezeichnung. „Freundinnen? Du denkst wirklich das ich mit einem minderen Wesen wie dir Freundschaft schließen wolle?“ erwiderte ich in ungewohnter Kälte. Ich sah Jibril nur verächtlich an. „Ich hasse Kami. Ebenso hasse ich dessen Vertraute. Ihr seid nichts Wert. Ihr seid meine Feinde.“ Deutlich konnte ich sehen wie meine Worte Jibril Stück für Stück verletzten. Ihr Blick wurde immer trauriger. „Lucifera...“ bat sie mich, doch meine Haltung blieb abwehrend. „Du wagst es mich derart respektlos anzusprechen Engel? Du solltest wissen wo dein Platz ist!“ wies ich sie kalt zurecht und lachte nur amüsiert als die Augen des Wasserengels sich mit Tränen füllten. „Wie überaus passend für den Engel des Wassers, jenes zu vergießen!“ verhöhnte ich sie nur.

Uriel nahm die weinende Engelsdame in die Arme und sah zu mir. „Der Herr sprach wahr. Ihr seid eine Sünderin und müsst bestraft werden.“ „Ist dies so Uriel?“ Ein kühles Lächeln legte sich auf meine Lippen. Uriel nickte. Doch bevor dieser den Ritus anfangen konnte entflammte der ganze Platz und wurde in blaue Flammen getaucht. Diese Flammen... sie waren so vertraut. Sie waren so zerstörerisch. Ich liebte diese Flammen... Jibril klammerte sich etwas ängstlich an Uriel. Sie und auch er hatten diese Flammen noch nie gesehen. Ich lachte nur auf und streckte die Hände in den Himmel. Mein Liebster! Mein über alles geliebter Lucifel!


Lucifel POV:




So schnell ich konnte hatte ich mich auf den Weg gemacht nach Lucifera. Rechtzeitig kam ich an und sah sie von oben. Sie wollten Lucifera töten. Meine Freunde wollten meine Frau verbannen! Das konnte ich nicht zulassen. Mein Schweif brannte immer noch im blauen Feuer und so ließ ich es erneut erscheinen und sandte es zu Lucifera. Die beiden Erzengel entfernten sich von ihr, da das Feuer für sie viel zu warm war. Es war richtig heiß und nur das danebenstehen war für die Erzengel schmerzhaft. So mussten sie sich entfernen.

Ich landete mit meinem Drachen und ging gemächlich auf Lucifera zu. Uriel und Jibril sahen zu mir. „Lucifel-sama?“ war Jibrils schockierte Frage, da ich in Flammen stand und sie zum ersten Mal meinen brennenden Schweif sah. Doch ich ignorierte sie und löschte meine Flammen. Schweigend streckte ich meine Hand nach Lucifera aus. „Nein! Das dürft ihr nicht tun Lucifel-sama! Sie ist eine Sünderin!“ kam es von Uriel, welcher zu mir rannte. Er legte seine Hände auf meine Schultern, schrie dann aber schmerzhaft auf. Auch wenn mein Feuer erloschen war, so konnten sie mich nicht mehr berühren. Ich war ein Sünder. Ich war ein Gott. Ein sündiger Gott und vereinte alle sieben Todsünden. Kurz bedachte ich Uriel mit einem kalten Blick. „Mein Name ist nicht mehr Lucifel. Ab sofort bin ich Lucifer

! Der Gott der Sünden!“ Uriel sah schockiert zu mir hoch. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und seine Hände leicht rötlich da er sich an mir verbrannt hatte. Mein Sohn konnte mich nicht anfassen. Doch diesen Gedanken schluckte ich runter. Er war nicht mehr mein Sohn. Er war ein Diener Gottes. Auch wenn Uriel Gottes Wort nie folgen musste, da er Neutral war wegen seiner Stellung, so bezeichnete er sich selbst als Engel und alle Engel waren unsere Feinde. Die von mir und meiner Frau.

Immer noch hatte ich die Hand zu Lucifera gestreckt. Diese nahm sie auch, nach der kurzen Unterbrechung durch Uriel, an. Elegant schritt sie die Stufen herunter zu mir. Ich legte meine Arme um meine Frau, riss ihr die einschränkenden Armreife ab sodass sie endlich wieder ihre Kraft benutzen konnte. Dann sah ich zu den beiden Erzengeln. „Wir werden uns wieder sehen. Doch glaubt nicht das ich Gnade walten lasse.“ Mit diesen Worten verschwand ich mit ihr im Arm und ließ die Erzengel zurück.


Dies war meine erste Kampfansage an das Reich Gottes, an seine Vertrauten.
Nicht als Lucifel
Sondern als Lucifer!
Als Gott der Sünde, Schutzpatron der Dunkelheit




Wir verließen diesen Ort. Jedoch versteckten wir uns nicht. Ich sprang mit Lucifera auf meinen Drachen und wir flogen davon. Wir flogen über die Himmelsschichten und verkündeten ein neues Zeitalter. Die Engel waren schockiert über unsere Rufe, unsere frevelhaften Worte. Zwei Personen wussten was diese Worte bedeuteten. Zephyr und Kain. Sie hatten gewartet bis wir unser eigenes Zeitalter einläuten würden. Im Himmelreich war kein Platz für Sünder. Man würde uns nie verstehen. Das wurde uns beiden klar. Wir wollten frei sein. Uns nicht mehr von Gott einschränken lassen. Lucifera wollte ihre Rache an Gott. Das er sie erneut wegschmeißen wollte, nur weil sie nicht so dachte wie er. Ich wollte meine Rache an Gott, da er mich nie verstanden hatte und mir die einzige Person nehmen wollte welche mich verstand. Ich sah zu Lucifera und strich über ihre Wange.„Wir werden in die Zukunft gehen nicht wahr? Zusammen...“ „So ist es. Nur du und ich. Wir werden ein neues Reich begründen und für Ewigkeiten eins sein. Meine Braut Lucifera. Mein Herz wird immer dein sein.“ sprach ich ein Gelöbnis. Sie drehte sich zu mir und nickte. „Mein Herz wird ewig nur für dich schlagen mein geliebter Lucifer. In Ewigkeit werden wir vereint sein.“ Wir ließen unsere Flügel erscheinen. Ihre vier Schwingen waren pechschwarz und auch meine sechs Schwingen waren so schwarz wie die Nacht. Ab sofort war ich kein reiner Seraph mehr. Ich war der Fürst der Finsternis und Lucifera meine Fürstin.


So begann der heilige Krieg, zwischen Engel und Dämonen.




Ich öffnete eigenmächtig das Tor der Sünden und befreite die Sünder. Sie bekamen alle einen Körper von mir, wurden zu Dämonen und strömten ins Engelsreich. Meine erste Dämonenarmee war geboren. Lucifers Armee

. Die Erzengel stellten sich gegen uns, doch sie hatten gegen mich keine Chance. Ich war ein Gott. Ich war bei ihrer Erschaffung dabei gewesen. Sie waren nichts gegenüber meiner Macht und meiner grenzenlosen Dunkelheit.

Kain hatte die Führung meiner Dämonenarmee übernommen und kämpfte gegen Michael und seiner Engelsarmee. Die beiden waren sich ebenbürtig. Viele Verluste waren in diesem Krieg zu beklagen. Es war der erste und zeitgleich Schreckliste Krieg in der ganzen Geschichte...


Die Zahnräder der Geschichte wurden drehten sich...




Wir wurden unabhängig und Gott verbannte uns Sünder aus dem Himmelsreich. Ich war nicht mehr Willkommen, so wie meine Braut und all die anderen die Überlebt hatten. Wir beanspruchten das Tor der Seelen für uns und ich schuf ein neues Reich. Das Spiegelbild des Himmels. Ich nannte es Gehenna. Es bestand wie das Himmelreich aus sieben Schichten und würde den Gegenpol zu Gottes Reich sein, so wie ich Gottes Gegenpol war.


Wir waren Licht und Dunkelheit
Reinheit und Sünde
Gott und Lucifer




Das Tor der Sünde veränderte sich und zwei Skelette zierten den Torbogen. Die Schrift auf dem Tor veränderte sich. Diese würde später als Dämonenschrift bezeichnet werden. Die Fackelallee brannte im blauen Schein und würde auch in Zukunft niemals mehr erlöschen. Ich gab dem Tor einen neuen Namen. Es wurde das 'Gehenna Gate

' und die dahinter liegende Halle der Seelen wurde von mir vernichtet. An ihrer Stelle wurde Gehenna verankert, sodass die obere Schicht Gehennas die Halle der Seelen einnahm. Das Weltgefüge wurde an diesem Tag verändert und würde nie wieder so werden wie es einmal war. Gott selbst konnte es sich selbst erst nicht eingestehen das dieses Gleichgewicht jenes war, was das Sein gebraucht hatte. Ein Platz für das Licht, aber auch ein Platz für das Dunkle.

Durch den heiligen Krieg wurde Assiahs Leben komplett vernichtet. Gottes und meine erste und für lange Zeit letzte gemeinsame Aktion war, Assiah wieder ins Leben zu rufen. Denn dieses war der Kern zwischen Gehenna und dem Himmel, dessen Anker. Doch die sich neu entwickelten Menschen wuchsen ohne das Wissen auf das es neben ihnen noch etwas anderes gab. Sie waren anders als alle anderen Menschen zuvor. Sie hatten von Anfang an Dunkelheit und Licht in sich.

Während ich über Gehenna herrschte und die Wesen der Dunkelheit ins Leben rief, hatte sich Gott abgewandt und schlief. Gott war Gnädig und Gütig. Doch er war auch Einsam und voller Trauer. Lilith hatte ihn nicht verstanden, Lucifel hatte ihn verlassen, die Menschen waren zur Hälfte Sünder. Er wollte nichts mehr wissen. Er wollte erst wieder aufwachen, wenn jemand wahre Reinheit und Nächstenliebe zeigte.


So würde Gott erst wieder aufwachen als ein blauhaariger Pater um das Leben seiner Mutter betete. Dessen Worte so rein und klar waren, dass diese selbst von Gehenna aus in das Himmelsreich kamen.

Epilog

 

 

 

Wir waren Sünder
Befleckt und unrein
Doch gemeinsam.
Dieses Geheimnis vor Gott liebten wir und bedauerten es nicht
Denn...
Wir waren die Sünde selbst.
Wir waren frei...

 

Lucifer und Lucifera

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.10.2012

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