Cover

Unsere Autoren:

Lichtwege:

Marlies Lüer, Gittarina, Sina Katzlach

Katharina Krämer, Rene Deter

 

Lichterkette:

Leahnah Perlenschmuck, Sina Katzlach,

Anneliese Koch, Rene Deter, Geli A.

Traumwanderer, Jennifer Klein, Gittarina,

Petra Kania, Enya Kummer, moireach,

Christa Philipp, Roland Readers, Marlies Kühr

 

Literarische Weihnacht:

Sina Katzlach, Anneliese Koch

Gittarina, Ute Annemarie Schuster

 

Mit dem Herzen dabei:

Jennifer Klein, Anneliese Koch, 

moireach, Manuela Schauten

 

Gereimte Ungereimtheiten:

Susannah Knoop, Jennifer Klein, Anneliese Koch

 

Heiliger Bimbam:

Anneliese Koch, Jennifer Klein

Leahnah Perlenschmuck, Gittarina

 

Der Weg nach vorn:

Gittarina, Rene Deter

 

Autoren-Rubriken (Mixed Pixles empfiehlt usw.):

Gittarina, Rene Deter, Sina Katzlach, Jennifer Klein

 

Grafik-Konzepte:

Sina Katzlach, Jennifer Klein

Sweder van Rencin

 

Bildvorlagen (Quellen):

Unter Verwendung von Pixabay

 

Layout und Schriftsatz:

Sina Katzlach

 

Kontakt: Sina Katzlach

Oslinfjorder.Kurier@gmail.com

 

Titelblock

Mixed Pixles 04/2014

 

Licht in die Dunkelheit

 

***

Literatur-Magazin

 

***

© Die Tintenfass AG

 

 

Widmung

Gewidmet

den Lichtbringern

Menschen, die helfen in Not

überall auf der Welt

 

den Notleidenden und Einsamen

und jenen, die Trost und Zuversicht spenden

die da sind, wo man sie braucht

 

gewidmet jenen,

die Hilfe brauchen

und jenen,

die das Licht in der Dunkelheit zünden

 

Gewidmet auch jenen,

die Liebe suchen und geben

in Zeiten des Kriegs und des Friedens

 

© Jennifer Klein

Rubriken-Verzeichnis

Editorial

 

Lichtwege:

Sage mir ...

Der Weg ins Licht

Am Abgrund

Am Ende des Weges

Stille

Emporgeschwungen

 

Lichterkette:

Ein Licht für .../Diverse Autoren

 

Literarische Weihnacht:

Sternchen

Den Weihnachtsmann gibt es doch ...

Meditation ins Licht

Aulendorfer Schloss-Romantik

Das Christkind, der liebe Gott und der Wunschzettel

Sterne am Wegesrand

 

Mit dem Herzen dabei:

Biografische Briefe .../Diverse Autoren

 

Gereimte Ungereimtheiten:

Ach, wie ist das Leben schön!

Lichtgeblödel

Wir sagen euch an ...

Nikolaus heute

 

Heiliger Bimbam ...

Weihnachten, das Fest der Supermärkte

Weihnachten – Kommerzialismus versus Besinnlichkeit

Kreuzverhör

Getrappeltes Äppel Glögg

Glocken im Wandel der Zeit 

Stille Nacht, Heilige Nacht

Buchklassiker ins Kino gebracht

 

Der Weg nach vorn

Schreiben als Blitzableiter

Genre in der phantastischen Literatur

 

Mixed Pixles empfiehlt ...

Autorenrubrik: Gittarina

Leseproben

Vita einer Autorin

 

Talk: Autoren unter sich

Gittarina/Rene Deter/Sina Katzlach

 

Die Gruppe Biografisches

 

Ausklang:

Ein Licht in der Dunkelheit

Editorial

Licht

 

 

Heutzutage ist es schwierig, den traditionellen Weihnachtsgedanken in sich zu tragen. Die Heiligen Schriften des Christentums verschwinden mehr und mehr im Reich der Legenden, und nur wenige Individuen klammern sich an letzten Glaubensfragmenten fest.

Die Ereignisse überall in der Welt machen es schwierig, an irgendetwas zu glauben, geschweige denn an eigentlich übersinnliche Wesen, was Götter jeglicher Art ja im Wesentlichen und ausschließlich sind.

Ausgegangen davon, dass die Bibel (und jede andere Gottesschrift natürlich auch) möglicherweise wirklich nur ein Märchenbuch sei, was bleibt dann noch übrig? Und was wäre die Konsequenz?

Können wir Menschen damit leben, dass sich zwar unser Geist mehr und mehr mit vermeintlichem Wissen erhellt, doch wie ist es mit unserer Seele? Wäre unsere Welt so ganz ohne den Halt von Religionen jeglicher Art im Sinne des Glaubens nicht eher düster, gar dunkel? Macht es überhaupt noch Sinn, an religiösen Wurzeltraditionen festzuhalten?

Möge es sein, wie es will. Das sind viele Fragen, die in einer technisierten Welt der Moderne insbesondere bei den jüngeren Generationen auftauchen mögen. Eine Antwort darauf kann die Wissenschaft niemals bieten, weder Geistes- noch Weltwissenschaft. Weil das Antworten sind, diese ruhen im Herzen von jedem selbst.

Was jedoch auf der Hand liegt: Das Leben braucht Licht. Nachtschattengewächse mögen zwar als Nahrungsmittel gut genug sein, doch im Sinne der menschlichen Psyche bliebe letztendlich nur Einsamkeit, wenn nicht gar Verbitterung.

Gerade in der dunklen Jahreszeit horcht man gern in sich hinein, und nicht immer gefällt einem Menschen, was er dort findet. Lange Zeit haben sich sogar Gerüchte gehalten, dass die Suizidrate an Weihnachten am höchsten sei. Neuere Statistiken bestreiten dies mittlerweile, dennoch ist dies nicht weniger tragisch, wenn „so etwas“ tatsächlich geschieht.

Ein Grund mehr, das Licht wieder in sein Leben zu lassen. Und welches Ereignis bietet mehr Helligkeit als das Geburtswunder eines alles überstrahlenden Propheten, der es schaffte, in den Herzen der Menschheit über zwei Jahrtausende hinweg seine Wiege zu haben?

Deshalb steht Mixed Pixles 04/2014 ganz im Zeichen des Lichts, und wir wünschen unseren Lesern eine lichtreiche und mit Herzenswünschen gesegnete Weihnachtszeit!

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Eure Tintenfass AG

Lichtwege

 

Was sind Lichtwege? Das sind Wege im Dunkeln, an deren Ende ein Licht erscheint. Das sind dunkle Momente im Leben, in denen man am Verzweifeln ist, und plötzlich erscheint einem ein Licht, das Hoffnung bringt. Dieses Licht kann durch einen Menschen überbracht worden sein, durch eine Situation, durch ein Tier, oder auch aus seinem eigenen Inneren geschöpft worden sein.

Von solchen Momenten erzählen die Autoren der Tintenfass AG, die Bestreiter dieser bunt gemischten Rubrik.

 

***

 Doch sage mir, Meister, was ist Dunkelheit?

Was ist Licht?

Was tut das Licht?

So fragt der Tempel-Schüler, aufgewühlt von seiner Trauer um den Vater.

 

Des Meisters Lippen umspielt ein feines Lächeln.

So höre nun, was Weisheit spricht:

Die Dunkelheit, die ich kenne, ist ungeborenes Licht.

 

Was tut das lebendige Licht?

 

 Licht erhellt.

Licht füllt die Dunkelheit aus mit Licht.

Licht wärmt.

Licht bringt Freude!

Das ist es, was Licht "tut".

 

Doch was genau ist Licht?

Spirituelle Menschen setzen Licht gleich mit Liebe und Leben. Gäbe es das Sonnenlicht nicht, gäbe es kein Leben auf Erden. Kein Wachstum, kein Gedeihen - nur wüste, kalte Leere.

Wenn Licht schon auf der materiellen Ebene so göttlich wirkmächtig ist, wie sehr ist dann geistiges Licht überlebenswichtig?!

 

Es IST das Leben!

 

Licht ist die Liebe und das Leben.

Unsere Seelen sind reines Licht, lichtvolle Kinder Gottes.

Das HOHE LICHT, Gott, unfassbar rein und gütig und selbstlos liebend, hat uns nach seinem Bilde erschaffen.

Aus Licht kommt Licht, Leben gebiert Leben.

Das gilt für uns "Lebende" und für die "Verstorbenen".

Öffne dein Herz und verstehe: Leben ist ewiglich, unzerstörbar. Wir wechseln bei Geburt und Tod die Ebenen der Existenz, es ist Wandel, keine Zerstörung.

Der Körper ist irdisch. Erde zu Erde, Asche zu Asche.

Licht zu Licht!

Unsere Seelen sind lichtvoll!

Die Verstorbenen leben! Nur sind sie nicht mehr mit einem Erdenkörper bekleidet, sondern tragen nun ein Gewand aus Licht.

Und Weihnachten ist das Fest des Lichtes!

Mit jeder einzelnen Kerze am Baum entzünden wir im Herzen lebendiges, freudiges Licht.

Wir holen uns die Liebe jedes Jahr im Dezember wieder symbolisch ins Haus.

Wir erneuern den Bund.

Wir sind auf alle Ewigkeit mit unseren geliebten Menschen verbunden, seien sie nun auf der irdischen Ebene oder schon in der Seelenwelt.

Weihnachten sind wir nicht allein.

Unsere Liebsten werden mit uns sein, bei uns sein, IN UNS SEIN!

So wünsche ich dir nun eine wahrhaft gesegnete Weihnacht.

Gesegnet sei deine Liebe und auch deine Trauer.

© Marlies Lüer

 Der Weg ins Licht

 

Die letzten Stunden in Gedanken,

bevor das Neue Jahr anbricht.

Draußen lärmt die frohe Meute,

die es kaum erwarten kann.

 

Die Welt, sie feiert ohne Schranken

und hofft, wie stets, auf bessere Sicht.

So entflieht ganz ohne Rast das Heute -

ab Zwölfe ist was Neues dran.

 

Angstgefühle keimen auf - wie Ranken

verhüllen Körper und Gesicht;

verschlingen mich als ihre Beute,

die sich kaum noch wehren kann.

 

Mein Weg zum Ziel gerät ins Wanken:

„Ich bin ich“ verliert das Gleichgewicht.

Wie schaffen’s nur die andern Leute,

zu lieben sich als Frau, als Mann?

 

Wollt’ ich zu früh dem Leben danken?

Was tun, wenn Hoffnung schier zerbricht?

Was macht’s, wenn ich mich langsam häute?

Entscheidend nur: ich fang mal an!

 

Mein Wille lässt mich Hoffnung tanken,

verleiht der Veränderung bewusst Gewicht;

nicht, das mich das Alte schmerzlich reute,

doch zog zu lang es mich in seinen Bann.

 

Vor mir liegen - ungesichert- dünne Planken,

führen fort in ein diffuses Licht.

Hoff‘, dass ich den Weg nur richtig deute,

da ich nur selbst ihn gehen kann.

 

© Gittarina

 

 

Am Abgrund

 

Ein Donnern und Rauschen bebt unter den Füßen

Broken Heart, Finger krampfen sich um das Geländer

Porzellanpuppe am Boden, das Gesicht nach unten

Die Wärme eines Sommers, eiskalte Tränen

Einsamkeit, Verlassenheit, Verrat

Der letzte Tag im Lande TirNaNog

Welches nicht existiert – und doch Realität

Laute Stimmen, die  unvernommen verhallen

 

Silbern glänzende Dächer rasen vorbei

Leben und Tod – ein schwacher Moment

Kaltes und lebloses Metall, eingelassen in Kies

Stumme Schreie, wer will jene schon hören?

 

Seelenpein wandelt sich in einen Sog.

Wie einfach wäre es, zu entrinnen.

Ein Bein über das Geländer, nein!!!

Imagination, zerschmetterter Leib

 

Ein Gebet, Bitte um Leben – nicht Tod

von silbern fließendem Metall gebracht

Zwiegespaltener Körper – will nach unten

und dennoch leben, will lieben und geben.

 

Weit aufgerissene Augen starren auf Dächer

im Abgrund fließend wie ein tödliches Band

Donnern und Rauschen bebt unter den Füßen

Die Ewigkeit ruft: „So komm und tilge Schmerz!“

Broken Heart, Finger krampfen sich um das Geländer

Panik im Blick, Schreie gellen im Herzen: „Wo bist Du?“

Zeit bleibt stehen, Sekunden werden zur Unendlichkeit

Donnern dröhnt in den Ohren und in geschundener Seele

 

Der Sog wird stärker und stärker, unwiderstehlich

Silbernes Metallband, es fließt in die Finsternis

Ein Ticket nach TirNaNog, um Frieden zu finden.

Das Donnern und Rauschen verhallt – endlich!

 

Leben, oh Leben: Ein Gebet, inbrünstiger Dank

Riesiger metallischer Vogel am blauen Himmel

Kein Ticket mehr in die Unendlichkeit, nie mehr!

Doch eines, um Erinnerungen entfliehen zu können.

 

© Sina Katzlach

 

 Am Ende des Weges

 

Es war ein Traum:

ich ging meines Weges

in der Dunkelheit.

vor mir ein Weg,

eingetaucht in diffuses Licht;

nur schemenhaft ließ sich

die Umgebung erkennen,

und weit voraus strahlte

ein Lichtbogen zu mir.

Mein größter Wunsch war,

dieses Licht zu erkennen,

zu wissen, was es war,

woher es kam.

Also ging ich,

aber ich kam ihm nicht näher,

je schneller ich lief,

desto mehr entfernte es sich,

blieb ich stehen,

so blieb die Distanz gleich.

So kam es, daß ich versuchte,

dieses Licht, mein Ziel

zu vergessen, zu ignorieren.

Doch auch nach Jahren

der Wanderung, der Stagnation,

hat sich das Licht nicht verändert

… und ich habe die Fähigkeit

zu Vergessen verlernt.

 

© Katharina Krämer

 

 

 Stille

 

Stille umgibt mich

ich bin ganz allein

meine Stimme verhallt

und wo bist nun Du?

 

Wieder sind Fragen in mir

ohne Sinn, ohne Antwort

Tränen, die niemand sieht

Trauer, die Du nicht spürst

 

Wieder einmal bist Du gegangen

lässt mich einsam im Regen stehen

Wohin führt mein Weg ohne Dich?

Ich hoffte, fern der Zweifel zu sein

 

Der Schlaf flieht mich stets

weil Du nicht bei mir bist

ich Deine Stimme nicht höre

Deine Hand mich nicht führt

 

Wieder einmal hast Du nicht vertraut

hast wieder verlernt, einfach zu lieben

ohne zu fragen, nur um mich zu spüren

wieder einmal lässt Du mich allein

 

Was wird nun geschehen ohne Dich?

Muss ich den Weg nun alleine gehen?

Doch ich gehe ihn, um Dich zu suchen

Ich folge Spuren, um Liebe zu lehren

 

 Entscheidungen fällen

die längst gefallen sind

dem Schicksalsweg folgen

der mich zu rufen scheint

 

Dir die Liebe zu geben

die Du im Leben verdienst

dies ist das, was ich will

um alle Zweifel zu nehmen

 

Dass wir zusammen gehören

hast Du dies nicht gewusst?

Weshalb stellst Du Fragen

die uns beide nur schmerzen?

 

Unsre Tage und Nächte

müssen einsam nicht sein

weil Vertrauen wir missen

weil wir beide verlernten

auf unsre Herzen zu hören

 

Wir beide müssten es wissen

was wir einander bedeuten

weil wir es tief in uns spüren

unsere Welten fühlen mit uns

 

Ich habe alles gesehen

was auch Andere sahen:

Dass wir inniglich lieben

doch Du scheinst blind

 

Unsere gemeinsame Welt

hast Du es nicht gesehen?

Sie schöpfen Hoffnung,

zehren an unsrer Liebe

 

Siehst Du es nicht:

Wir beide sind eins

ein gemeinsamer Weg

der sich vor uns auftut

 

Niemand kann sich entziehen

dem Zauber unserer Liebe

sie wird weithin sichtbar

durch ein goldenes Band

 

 

Wir lehren die kalte Welt

selbst wieder zu lieben

Es liegt an uns ganz allein

der Bestimmung zu folgen

 

In poetischen Versen

sind meine Worte geschrieben

zugleich ist es ein Schwur

jegliche Silbe davon ist wahr

 

Dir ist es gewidmet

weil ich Dich liebe

wohin es mich führt:

Ich weiß es nicht

 

Ich fühle die Tränen

die geweint werden wollen

und die es nicht dürfen

weil ich die Starke bin

 

Unser beider Entscheidungen

sind längst im Leben gefallen

und seien sie noch so schmerzlich

Ich schwöre, dass sich alles erfüllt

 

 

Wenn ich den Weg nicht gehe

wird er ins Dunkel führen

Wenn ich ihm jedoch folge

führt er mich in das Licht

 

© Sina Katzlach

 

Emporgeschwungen

 

Dunkle Welt mein Herz umfasst,

das Licht in der Ferne verblasst.

Nur ein leises Schimmern noch

in dem verfinsterten Seelenloch!

 

Im Seelenstress so tief gefallen,

nur noch ein Geisterschallen.

Wer mag mich ins Helle führen,

in ein neues Leben hinein küren?

 

Mag ich doch das Licht lieben

statt in des Dunklen Trieben

einsam und verloren zu sein

ohne des Lichtes hellem Schein.

 

Da! eine Hand, sie fasst mich.

Ich greife sie mit meinem Ich,

diese letzte Chance zu wahren,

das Leben neu zu erfahren,

 

zieht mich aus dem Dunkeln empor

in der Lichterreigen weitem Tor,

um der Seele Freude zu ergeben,

das Leben als Leben zu leben!

 

Ich danke dir, du starke Hand,

mich zu befreien von der Schand

das eigene Leben zu verdunkeln.

Im Licht ist es besser zu munkeln!

 

Drum stimme ich nun wieder ein

voll im stetigen Leben zu sein,

die Seele ins Licht zu tauchen

und Dunkelheit weit zu verhauchen.

 

© R. Deter 2014

Lichterkette

L ebensqual, (k)eine Wahl

I mmer dem Licht entgegen

C hamäleongleich, unerreicht

H erzenswärme geben

T rotz oder gerade jetzt erst recht

E inen Schritt, einen Blick

R ichtung sehen

K risen beheben

E inander halten

T rotz oder gerade jetzt erst recht

T iefe Verbindung erleben

E in Licht weitergeben

 

© Leahnah Perlenschmuck*

 

* Anmerkung der Redaktion: Dieser Akrostichon von Leahnah Perlenschmuck ist die Fackel, die auf den nächsten Seiten eine wunderschöne Lichterkette entzündet hat.

Ein Licht für ...

 

Ich zünde ein Lichtlein an für einen Menschen, der mich und viele von uns eine lange Zeit begleitet hat. Ein Mensch mit Ecken und Kanten, manchmal unkoordiniert, manchmal konfus.

Es ist eine Frau, und alles in mir weigert sich, das Wörtchen "war" zu verwenden. Es gab eine Zeit, da hatte ich mehr mit ihr zu tun, und wir hatten zusammen ein Magazin auf den Weg gebracht. Nicht ausschließlich, doch sie war die Erste, die Impulse geliefert hatte.

Ich zünde ein Lichtlein an für Alke, die uns verließ, und ich hoffe, dass sie in vielen Herzen noch und insbesondere an Weihnachten leuchtet. Ich vermisse Dich.

© Sina Katzlach

 

 

Ein Licht für Rainer

 

 Ja, am 2. Weihnachtstag, passierte es. Nachdem wir bei Tina, unserer ältesten Tochter und ihrem Mann Rainer eine wunderschöne Familienfeier hatten. Alle Gäste waren gegangen, auch wir, mein Mann und ich waren wieder daheim.

Rainer fiel einfach um und wurde ohnmächtig ins Krankenhaus gebracht. Am nächsten Tag erfuhren wir dann: Gehirntumor. Eine OP war nicht möglich.

Als er wieder nach Hause kam, besuchten wir ihn täglich. Wir gingen spazieren und beschäftigten uns mit ihm, bis Tina von der Arbeit heimkam.

Der Tumor wuchs ständig. An eine Chemotherapie war nicht zu denken. Nach und nach verlernte er das Sprechen.

Er wusste alles, konnte sich aber nicht mehr ausdrücken. Wir hatten in dem Jahr einige schöne Novembertage. Weil der bestellte Rollstuhl immer noch nicht da war, schoben mein Mann und ich ihn mit dem Nachtstuhl auf die Terrasse.

Rainer liebte es, Späßchen zu machen. Wir lachten, bis er von mir wissen wollte, was für ein Tag denn sei. Er fand die Worte nicht und ich hatte keine Ahnung was er wollte.

Tina kam von der Arbeit. Ich fuhr nachdenklich heim und überlegte ständig, was er wohl wissen wollte. Inzwischen verschlechterte sich sein Zustand und er lag nur noch teilnahmslos im Bett.

Als mir dann einfiel, was er wissen wollte, brannte am Adventskranz die zweite Kerze. Er verstand mich nicht mehr.

Ich wollte ihm noch eine ganz besondere Freude machen, als ich das letzte Mal vor Weihnachten bei ihm war. Gemeinsam mit der Pflegehilfe wuschen wir seine Haare, denn er mochte keine verschwitzten Haare. Danach lag er glücklich auf seinem Kissen, schaute mich dankbar an und erkannte mich. „Anne, komm her“ verstand ich ganz deutlich. Ich setzte mich zu ihm und er nahm mich in den Arm, es war wie Abschied.

Am nächsten Tag war Tina zu Hause, es war Samstag. Mein Mann stellte den Weihnachtsbaum auf, und ich schmückte ihn lustlos. Die Kugeln wollte ich weglassen.

Da klingelte das Telefon. Meine Tochter weinte: „Komm schnell, ich glaube jetzt geht es zu Ende.“

Verzweifelt suchte ich nach jemand, der mir meinen Hund ein paar Stunden versorgte, aber wie es ist, wenn man sie braucht, hat man keine Freunde. Wir nahmen den Hund mit, und als wir ankamen, waren wir zu spät.

Und wieder saßen wir um den Tisch. Letztes Jahr hatten wir gefeiert, jetzt weinten wir gemeinsam. Es läutete an der Haustür, ein Bote wollte den Rollstuhl abliefern.

Daheim entschied ich mich für silberne Kugeln am Weihnachtsbaum. Wir denken jedes Jahr an Rainer, und eine Kerze brennt immer ab Mitte November nur für ihn, bis einen Tag vor dem Heiligen Abend.

© Anneliese Koch

 

***

Ein Licht für das Licht

 

Ein kleines Licht für einen Menschen, der mich vor vielen Jahren ein Stück meines Weges begleitet hat.

Unsere Wege hatten sich getrennt, und nun ist er seinen in die Ewigkeit gegangen.

von Traumwanderer

 

***

Ein Licht für das Unfassbare

 

 

 Meine Kerze brennt für die Opfer der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004. Bis heute ist nicht bekannt, wie viele Menschen - und auch Tiere - ihr Leben durch dieses Unglück verloren haben.

Doch sie soll nicht nur für die Opfer brennen, sondern auch für deren Angehörige und die vielen Helfer.

© Jennifer Klein

 ***

Für einen Hirten

 

 Im Schatten des Lichtes,

da reiche ich Dir die Hand,

der Du mich durch dunkle Zeiten

in das Licht führst.

Nimm diese Kerze

und leuchte mir meinen Weg,

auf das ich nicht irre und

von dem abweiche,

was mir zusteht.

So werde ich den Weg finden,

den Du mir bestimmt hast

und glücklich sein!

 

© Rene Deter

 

***

Ein Licht für die Liebe

 

Lichtdurchflutet war sie

die Blickdichte unserer Zuneigung

wie erster Sonnenschein im März

manchmal neckte die Nebelfrau

deckte mit ihrem Novembergrau

Gefühle zu, die im Winterschlaf

auf den Frühling hofften

endlos schien die Zeit

versickerte im Zeitgefüge des Alltags

bis sich die Tür für immer schloss

 

 © Geli A. 2014

 

Eine Kerze, für den Menschen,

der mich ungeschminkt sah und mich trotzdem liebte.

Du bist nur ein Stück vorausgegangen.

 

Ein Licht für die wahren Sterne

 

 

Eine Kerze, sie mag leuchten, in die Ewigkeit hinein

Süße Träume singen manches Kindlein fein

Das in Sternen steht, voller Kerzenschein

Mögest Du für immer, mir und uns erinnert sein!

 

© Rene Deter

 

Ein Licht für Dich, meine Liebe …

 

 

… unsere Blicke trafen sich und unsere Freundschaft war besiegelt. Wir verbrachten so viel Zeit als möglich miteinander, stellten fest, dass wir in vielen Dingen die gleiche Wellenlänge haben. Das nutzten wir redlich aus, solange es ging. Und als es uns nicht mehr so möglich war, uns da und dort unsere Highlights zu gönnen, holten wir sie uns ins Haus: als CD, als DVD, als Buch oder TV-Ausstrahlung.

Wie sagst Du immer so nett: „Du bist der Kopf und ich bin die Beine!“

Ich kann nur hoffen, dass wir uns weiterhin und noch ganz lange so ergänzen dürfen. Und dafür möchte ich für uns beide diesen herzlichen Lichterzauber erstrahlen lassen …

Deine Gitta

 Ein Licht für ...

 

Ein kleines Licht für dich allein,

Erhell' dein Herz mit seinem Schein.

Bist du jung? Bist du alt?

Ist's in deinem Innern kalt?

Bist du groß? Oder bist du klein?

Möchtest gern wer anders sein?

 

Das kleine Licht, es brennt für dich.

Sag, brennt das deine auch für mich?

Hast du kein Licht ganz nah bei dir,

Es ist nicht schlimm - hol's dir bei mir.

Bist du traurig und allein?

So soll dies Licht dein Begleiter sein.

 

 Das kleine Licht für dich allein,

Erhellt dein Herz mit seinem Schein.

Du trägst das Strahlen in die Welt,

Verteilst die Wärme, nimmst kein Geld.

Dies kleine Licht - du reichst es denen,

Die das Licht wie du ersehnen.

 

Das kleine Licht reist um die Welt,

Steht nicht für Rang und nicht für Geld.

Es steht für Freude, schöne Zeit,

für Ehre und Gemeinsamkeit

Es steht für Frieden und für Glück,

Kommt am Ende zu dir zurück.

 

© Jennifer Klein

 

***

 

Wie oft ich an dich denke, kann es gar nicht sagen. Aber ich weiss, ich vermisse dich immer noch. Du warst mir Freund, Partner, Begleiter.

Wie oft haben wir zusammengesessen und über alles und nichts reden können. Wenn ich nicht mehr weiter wusste, du hast mir zugehört. Nicht die Lösung gebracht, doch den Weg dahin geebnet, mir Mut gemacht. Mein Lichtschein am Ende des dunklen Tunnels warst du.

Dann warst du nicht mehr da, und es war wie eine Flucht, weit von dir weg. Ich ging soweit wie nur möglich fort, entfernte mich von mir, denn die Ängste schlugen wie Wellenkämme über mir zusammen.

Ein Strudel reißt mich immer tiefer hinab, der Boden geht verloren.

Kein anderer wollte oder konnte diese Lücke schließen, ich verschloss mein Herz und wollte nur noch den Weg zu dir finden, jahrelang.

Die Eskapaden gingen nicht spurlos an mir vorüber. Tiefe Falten brachten sie meinem Körper, sichtbar. Die Narben in mir kann niemand sehen. Sie sind es, die mich am tiefsten quälen.

Jeder Versuch, Vertrauen zu schenken, jede weitere Lebensepisode zerbrach. Tränen versiegten, nur dein Licht wird immer weiter in mir bleiben.

An meiner Liebe zu dir wird sich keiner messen können. Diesen Lebensstrahl hast allein du mit dir genommen und das Wissen darum macht es nicht einfacher. Diese Kerze, dieses Licht soll immer bleiben:  Nur für dich.

©Leahnah Perlenschmuck

 

 Ich bin kein Tanzbär,

aber auch ich lebe in Gefangenschaft.

Ich bin kein Tanzbär,

aber auch ich werde gequält, verhöhnt, gefoltert.

Ich bin kein Tanzbär,

aber auch mir nehmen sie mit Gewalt meine Identität.

Ich bin kein Tanzbär,

aber auch mich zwingen sie zu tun was sie befehlen.

Ich bin kein Tanzbär,

aber auch ich sehne mich danach frei zu sein.

Ich bin kein Tanzbär,

aber auch ich weine um den Tod

von Müttern, Vätern, Geschwistern.

Ich bin kein Tanzbär,

ich bin Tibeter!

 

© Petra Kania

 

***

 

 Wüstenkind

 

Was sind deine Träume?

Träume, die aus sand- und

staubbedeckter Hoffnung entstehen?

 

Scham umhüllt mich.

Da, wo ich noch lang den

Sand zwischen den Zehen spüre,

diesem Klischee gedankenlos folge,

da spürst du die blutgetränkte Erde,

die nicht mal in deinen Träumen

dir Erinnerung sein wird.

 

Möge auch dir ein Licht leuchten

und deine Träume erwecken!

 

© Enya K.

 

***

 

 

Ein Licht für eine Welt,

in der Blutvergießen

zur Selbstverständlichkeit wird

 

Eines für ein verlorenes Lächeln

in der Hoffnung,

es möge den Weg zurück finden

 

Eines für das verlorene Leben

von Kindern des Kriegs in der Hoffnung,

die Kälte der Nacht zu erwärmen

 

Ein Licht für eine verlorene Seele

die kein eigenes mehr in sich trägt

 

Ein Licht für die Freundschaft

die immer währt, und eines,

das niemals vergessen mag

 

Ein Licht auch für Enya

Ich denke an dich

und wünsche dir ganz viel Kraft

 

Und das Licht meines Herzens

Für meine Mutter, für meine Familie

und für die Menschen an meiner Seite

 

Ein Lichtermeer für alles auf dieser Welt

was die Nacht in sich trägt

Und Helligkeit braucht.

 

© Sina Katzlach

 

***

 

Ein Meer aus Lichtern,

es mag scheinen

berührt von der Einen

die in warmer Kraft

Stets das Leben schafft

aus namenlosen Gesichtern.

 

Denkt immer daran

Ihr freundlich zu leuchten

nicht zu entfleuchten

die euch das Leben bringt

und der Ihr Freude singt

In der Lichter weite Bahn

 

Denn nur aus Ihrer Geduld

aus Ihrem Leben heraus

Mit einem Blumenstrauß

Dem freundlichen Lachen

und stetigem Wachen

steht Ihr einander in Schuld

 

Sagt Ihr täglich euren Gruß

Denn so werdet ihr sein

in des Lebens gütigem Wein

Mutter Natur euch liebt

Wenn ihr tagtäglich gebt

Ihr einen lieben Freudenkuss

 

© Rene Deter

 

***

 

Das Licht des Lebens

möge nie erlöschen.

Wo auch immer du bist,

möge es für dich scheinen.

Wenn dein Lebensweg

zu Ende geht,

möge es im Herzen

deiner Liebsten weiter scheinen.

 

Das Licht des Lebens

möge dich begleiten.

Wohin du auch gehst,

möge es mit dir ziehen.

Wenn du nicht mehr weiter weißt,

möge irgendwo ein Licht

dir deinen Weg erhellen.

 

Das Licht des Lebens

möge dir nah sein.

Was du auch machst,

es sei immer bei dir.

Wenn dein Herz

sich in Trauer befindet,

möge das Licht

dich wieder erfreuen.

 

© Jennifer Klein

 

***

 

 Lichterband

 

Welche große Zuversicht

steckt in einem Kerzenlicht!

Welt in einer dunklen Zeit:

Unter Brücken, in Verließen

friert versteckt gehaltnes Leid.

Friedenskerzen leuchten weit!

 

Licht an Licht zu einem Band,

welches führt von Land zu Land,

überwindet alle Grenzen.

Weltweit mögen Städte glänzen!

 

Licht des Friedens und der Freud,

führe zur Gemeinsamkeit,

gib auf Erden allen Menschen

Schutz und ein Zuhause heut.

Weihnachtslicht an Licht gereiht

bringe allen frohe Zeit!

 

© Marlies Kühr

 

 Mitten in der dunklen Nacht,

da nahm der Herr dich bei der Hand,

er holte dich durch seine Macht

ins ach so ferne Jenseitsland.

 

Du lässt uns trauernd nun allein,

schaust aus der Ferne auf uns nieder.

Doch können wir uns sicher sein,

irgendwann seh'n wir uns wieder.

 

Heut' Abend strahlt ein neues Licht

herab vom dunklen Himmelszelt.

Es ist dein Stern, der uns verspricht:

Ich pass auf euch auf in eurer Welt.

 

Egal wohin wir uns stehlen,

egal was wir auch treiben,

du wirst uns für immer fehlen,

ewig in unseren Herzen bleiben.

 

Weihnachtlicher Kerzenschein

auf tränennassem Gesicht.

Nicht nur bei der Liebsten ganz allein,

strahlt er nur mit halbem Licht.

 

Dein Licht strahlt nun in dunkler Nacht

von oben auf die Heimat nieder.

 Es verspricht, du gibst auf uns Acht

Tag für Tag, Jahr für Jahr, immer wieder.

 

Möge dein Licht noch ewig scheinen,

über die Welt so weit;

mögen die Tränen, die wir nun weinen,

versiegen mit der Zeit;

 

mögest du weiterleben in unseren Herzen,

in Gedanken mit uns geh'n;

und mögest du uns im Schein der Kerzen

in dunkler Zeit zur Seite steh'n.

 

© Jennifer Klein

 

 

 Ein Licht gegen den Schmerz

 

Weihnachtszauber, Lichterglanz,

Kerzenschein und Weihnachtsgans.

 

Jedes Jahr aufs Neue,

Vermissen kommt empor

Verständnis schimpft mit Reue,

wenn und aber treten vor.

 

 

Weihnachtszauber, Wolkenatem,

Bäckerduft und Weihnachtsbraten

 

Kerzenschein mit warmen Licht ,

steht am Friedhof fragt wieso,

begreifen ist noch immer nicht,

ach wo bist du nur – sag mir wo.

 

© Moireach

 

 

 

Ein Licht für die Hoffnung

 

Sternenloses Firmament

Finstere Sonnenfinsternis

Mond, der sich abwendet

Träume sind gestorben,

Grausame Wirklichkeit

gewinnt das Sein

Doch

Hoffnung beginnt neu zu leben

Hoffnung stirbt niemals

Die Hoffnung auf ein Wiedersehen

 

© Christa Philipp/Eiskristall

 

***

 

Ein Licht für Kinder

 

Ich widme mein Licht allen Kindern dieser Erde, die unterdrückt und ausgebeutet werden. Kinder sind nicht unser Eigentum, sondern ein Geschenk Gottes.

Roland Readers

 

***

 

Ein Stern

 

Ein Stern strahlt in der dunklen Nacht.

An ihn hat hier niemand gedacht.

Den drunten auf der Erde,

zählen andre Werte.

 

Da wird nach Ruhm und Geld gerungen

und kaum ein fröhlich Lied gesungen.

Ein Kind hat dann den Stern entdeckt,

zum Himmel es die Ärmchen reckt.

 

Und ruft: „Seht nur den Stern da oben.

Woll`n wir ihm sein Strahlen loben?“

Da schau`n auch andre zu dem Stern

und haben gleich sein Strahlen gern.

 

Strahle heller, kleiner Stern.

Strahle, Stern von Bethlehem.

 

© Roland Readers

 

 Aus aktuellem Anlass ...

 

 Kommen wir nicht umhin, ein ganz besonderes Licht anzuzünden. Zwei junge Menschen haben ihr Leben gegeben, um andern zu helfen.

Gewaltbereitschaft hat dafür gesorgt, dass nicht nur zwei Menschen starben, sondern auch deren Familien damit leben müssen, sie verloren zu haben. Den Schmerz, den sie zu tragen haben, kann niemand ermessen.

Deshalb zünden wir ein Licht in unserem Herzen für eine junge Frau, die Ende November 2014 in der Bemühung, eine schlimme Tat an zwei Mädchen zu verhindern, Zivilcourage bewies und dies nicht überlebte.

Ganz Deutschland trauert mit Tugces Familie.

Zugleich gedenken wir des jungen Manns aus Hannover, der sich ebenso mutig einem Räuber entgegen stellte und dafür mit dem Leben bezahlte.

Zwei Helden im Jahr 2014: Danke, dass Ihr gelebt habt.

 

R.I.P.

 

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Manuela Schauten

Jennifer Klein

Sina Katzlach

Rene Deter

Anneliese Koch

Gittarina

 Christa Philipp

Roland Schilling

Gamefreak (Ina)

 

 

 

Literarische Weihnacht

 

Das Bestreben der Autoren in der vorliegenden Weihnachts-Edition von Mixed Pixles ist, etwas zu schaffen, mit dem jeder etwas anfangen kann. Wir möchten eure Herzen erfreuen, gleichgültig, ob Ihr evangelisch, katholisch, muslimisch oder buddhistisch oder ganz ohne Religion seid. In der Rubrik "Literarische Weihnacht" findet Ihr die Geschichten, ohne die man sich Weihnachten schlecht vorstellen kann.

 

 

 

 Sternchen

 

Es wurde langsam dunkel. In den Häusern zündeten die Menschen die ersten Kerzen an, und ein warmes Licht strahlte aus den Fenstern. Hell flackerte das Feuer in den Stubenöfen.

Das Christfest hatte begonnen. Hinter den Fenstern hörte man den Jubel der Kinder, die ihre Geschenke auspackten. Plätzchenduft erfüllte die Stube, und im Ofen brutzelte die Weihnachtsgans.

Draußen in eisiger Kälte schlich zitternd ein kleines Hündchen von Haus zu Haus. Er sollte unter dem Weihnachtsbaum Lisa und Rudi erfreuen.

Der Hauswirt entdeckte das kleine Hündchen und jagte es hinaus in den kalten Winterabend. Er mochte keine Hunde, und deshalb duldete er es nicht in seinem Haus.

Lisa und Rudi waren traurig. Die Kerzen am Christbaum wurden nicht angezündet.

Vorsichtig kratzte das Hündchen an den Türen der Häuser und hoffte, hineingelassen zu werden, doch niemand hörte das Winseln. „Ach, wenn ich doch nur bei meiner Mutter wäre, die hat mich immer gewärmt“, dachte der kleine Welpe.

Die Gasse endete am Marktplatz. Dort stand vor einer kleinen Kirche ein herrlich leuchtender Weihnachtsbaum. „Darunter werde ich mich verstecken, ich will mich an den Kerzen erfreuen, und die Zweige halten mich warm, wie meine Hundemutter.“

Nein, warm war es unter den Zweigen nicht. Das Hündchen zitterte, wobei es nicht genau wusste, kam es von der Kälte, oder war es Hunger. Ganz klein rollte sich das Tier zusammen und es wäre sicherlich in der Nacht erfroren, wenn es nicht einen kleinen Schutzengel gehabt hätte. Immer, wenn das Hündchen fast eingeschlafen war, rüttelte das Engelchen an dem Zweig, unter dem der kleine Welpe lag.

Hin und wieder ging jemand in die Kirche und kam auch bald wieder heraus. Soeben war das einsame Tierchen wieder eingeschlafen, und der Engel rüttelte wie wild an dem Zweig. Die Kerze, die an dem Zweig befestigt war, fing an zu flackern und drohte auszugehen.

Wieder öffnete sich die Kirchentür und eine Frau kam heraus. Ihr Gesicht war traurig, sie schien geweint zu haben.

Sofort erblickte sie die flackernde Kerze an dem Baum und schritt darauf zu, um nachzusehen, ob man den Schaden beheben könnte. Als sie sich zu der Kerze hinab bückte, entdeckte sie das kleine, steif gefrorene Tierchen. „Ach du lieber Gott!“ entfuhr es ihr, „was bist denn du für ein süßer Fratz?“

Das Gesicht der Frau erhellte sich, und ein gütiges Lächeln lag um ihre Mundwinkel. Sofort nahm sie das Hündchen unter ihren Mantel, um es an ihrer Brust zu wärmen. „Ja“, freute sich die Frau, „Du bist seit Langem für mich das schönste Geschenk, ich werde Dich „Sternchen“ nennen, denn du bringst Licht in mein dunkles Leben.“

© Anneliese Koch

 

 

Den Weihnachtsmann gibt es doch ...

 

 Es war in jenem für mich schicksalsträchtigen Jahr, als ich noch regelmäßig an meinem wichtigsten Buch „Auf der Suche nach dem Regenbogen“ gearbeitet hatte. In Erwartung an die traurigsten Weihnachten meines Lebens war ich nicht gerade sehr menschenfreundlich gestimmt und dementsprechend melancholisch. Seit Weiß-Gott-wieviel Jahren bin ich nun schon an der Seite meines Kerls, und jedes Jahr lief gleichermaßen bescheiden ab: Keinerlei Sinn für Weihnachtsromantik, aber: Will haben, Kommerzdenken pur. „Liebling, schenk‘ mir eine Eisenbahn, und ich bin glücklich.“

Ohne teure Geschenke geht es offenbar nicht. Wie ich es hasse. Es kommt hinzu, dass ich gern schenke, doch mein Geldbeutel ist nicht gerade sehr gut bestückt.

In jenem Jahr bestand die Gefahr, dass wir Weihnachten nicht einmal genügend zu Essen hatten – zumindest befürchtete dies irrationalerweise mein Kerl. Und ich hatte mich anstecken lassen.

Seit zwanzig Jahren versuche ich ihm schon klar zu machen, dass es nicht wichtig ist, wieviel Geld ein Mensch hat, Hauptsache, dass man mit dem erwirtschafteten – auf welche Art auch immer – Einkommen einigermaßen über die Runden kommt. Aber nein: Immer wieder das Gejammer der Männer, vor Allem, wenn sie zu Hause sind. „Ich war schon lang nicht mehr in Urlaub“, „Kein Auto“, „Wie gern hätte ich mal wieder ein Rumpsteak.“

„Ja“, denke ich dann insgeheim und rolle hinter seinem Rücken mit meinen Augen: „Aber wenn man arbeitslos ist, dann geht das nun mal nicht.“

Keine Lust mehr, mich vor Euch zu verstecken, Ihr Lieben. Ich gestehe es zu meiner Schande: Bin eine Staatsschmarotzerin, und mein Kerl mit. Ich weiß, was nun geschieht, wenn diese Geschichte in die falschen Hände gerät: Dies nennt man „Perlen vor die Säue geworfen.“

Ist mir egal, ich kann mich wehren. Auch gegen die Steuerzahler, zu denen ich auch einmal gehörte, genauso wie der Mann an meiner Seite.

Tut nichts zur Sache, die Textpassage ist nur schmückendes Beiwerk – möglicherweise auch zur Erklärung für manche Schritte, mit denen ich irrationale Wege beschreite. Dies, was ich Euch gleich erzähle, war ein sehr irrationaler Schritt, und zugleich eine Studie.

Ich wollte es wissen: Wie verlogen ist die Religion, wie halten es die Kirchen mit Nächstenliebe, sind all ihre Thesen nur Lippenbekenntnisse? Man hört nicht immer Gutes von Gottesmännern, das brauche ich ja wohl nicht extra zu betonen. Also dachte ich: „Wie ist es mit den Gottesmännern in unserer Stadt?“

Und ich ging für Eure Begriffe wohl schlicht und einfach zum Betteln. Doch Vorsicht: Ich erhebe den Anspruch, dass ich zum stillosen Betteln zu stolz bin. Es liegt mir nicht, mit demütig gesenktem Blick auf den Knien zu liegen und die Hand aufzuhalten.

Und wenn ich schon einmal etwas abgraben will, dann nicht einfach „nur Geld“, denn Geld ist zu schnell weg. Zudem: Wenn schon, denn schon, dann sollen auch Andere etwas haben. Also gesagt und getan: In meinem Haus wohnte eine alleinerziehende Mutter, hochschwanger zudem und am Rande der Verzweiflung gelandet.

Bei ihr war ich mir wirklich sicher: Wir – mein Kerl und ich – haben keinen Grund zum Jammern, denn dank seiner sprichwörtlichen Sparsamkeit ging es uns gut. Wir hatten zu essen – bei ihr war ich mir da nicht ganz so sicher. Ich sah etliche Male, wie ihre Familienangehörigen ihr und dem kleinen Sohn etwas zu Essen brachten.

Wie verzweifelt sie war, konnte man letztendlich durchs ganze Haus hören: Die junge Frau war nervlich am Ende, ihr dreijähriger Sohn trug sein Übriges bei. Ich hatte etliche Male Angst um den Kleinen. Ich glaube, diese kleine Familie war denn auch der letzte Knackpunkt, warum ich den Mut fand, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Ich zog also los, gewandet in meinen obligatorischen Eisgottmantel (ein schwarzer Maximantel und deshalb „Eisgottmantel“, weil er die Inspiration für eine Ballade barg), schwarze Klamotten und schwarze Schuhe.

Es lag Schnee, und dementsprechend weihnachtsmelancholisch war ich gestimmt. Mir liefen bei meinem Gang nach Canossa nicht nur einmal die Tränen übers Gesicht.

 Meine erste Anlaufstelle war das evangelische Gemeindehaus und der dazu gehörige Pfarrer. Noch wusste ich nicht, wie ich es anstellen sollte, ohne als Bittstellerin vor ihm zu stehen. Doch dann ging es ganz wie von selbst: Ich erzählte ihm von der jungen Mutter im Haus, schilderte ihm unsere eigene Situation, ohne zu jammern.

Ich bat ihn um eine Naturalienspende für zwei Familien. Dies war überhaupt mein allererster Satz bei dem Gespräch, die Erklärungen folgten. Und ich betonte wiederholt, dass ich kein Geld will, sondern etwas zu Essen.

Diese Anlaufstelle barg meinen ersten Erfolg, und weitere folgten. Wichtig ist jedoch nicht dies, sondern alles, was weiterhin geschah. Mein Weihnachtswunder war weder mit Geld noch mit Lebensmittelspenden verbunden, und war dennoch das kostbarste Geschenk, was ich dieser Tage erhielt. Der Herr Pfarrer und ich einigten uns darauf, dass er uns des Abends besuchen käme, auch, um sich ein Bild von mir zu machen. So kam er dann wie verabredet um 18.00 Uhr und brachte vier Einkaufstüten voll Lebensmittel mit - zwei für uns, zwei für die junge Mutter unter uns.

Es war nur ein sehr kurzes Gespräch mit ihm, doch rührend war, dass er extra zum Einkaufen gegangen war, um uns etwas geben zu können.

Im Großen und Ganzen war die Gesprächssituation neutral, nicht übermäßig mit Wärme und religiösem Nächstenliebegetue bestückt, eben ein ganz normaler Mann, der sich mit zwei Menschen (meinem Freund und mir) so nebenbei über das Wetter austauschte.

Dies war also Tag eins meiner selbst ins Leben gerufenen Spendensammelaktion. Ich brachte noch am selben Abend der Mutter unter uns den für sie und ihren Sohn gedachten Anteil der Naturalienspende.

Sie fiel aus allen Wolken, denn die Frau hatte von meinem Plan rein gar nichts gewusst. Zuerst dachte ich, dass sie es nicht annehmen würde, denn vorher hatten wir kaum Kontakt. Doch sie nahm es.

Tag zwei und die dazu gehörige Anlaufstation - das katholische Gemeindehaus, ganz nach dem Motto: „Klopfet an, und Euch wird die Tür aufgetan. Bittet, und Euch wird gegeben werden.“ Ich habe nicht geklopft, sondern geklingelt, die zugehörige Verwalterin wohnte im Haus. Sie öffnete mir die Tür, kein Misstrauen, kein Argwohn, keinerlei Abscheu, nur Offenheit und Wärme zu einem Menschen, der da im Dunkeln vor ihr stand, zudem schwarz gekleidet.

Ich hätte mich vermutlich gefürchtet, wenn des Abends jemand an meine Tür geklopft hätte und zudem wie der Sensenmann persönlich gekleidet wäre. Keine Spur von Furcht bei dieser Frau.

Eine weitere Dame mittleren Alters war zugegen, sie war gerade mit Aufräumen beschäftigt. Das katholische Gemeindehaus ist zudem ein Veranstaltungsort für alle möglichen Aktionen. Die Verwalterin bat mich also herein und lud mich zu einer Tasse Kaffee ein. Mein Anliegen hatte ich ihr schon an der Tür unterbreitet und ihr auch nicht verschwiegen, dass ich keine Katholikin bin. Es hatte keinerlei Rolle gespielt. „Hilfsbedürftige werden nicht abgewiesen, gleich welcher Konfession sie auch sind“, hatte sie schlicht argumentiert.

Dies war ein weiterer Anreiz, um Tränen fließen zu lassen. Warum hat man immer auf Weihnachten zu den verstärkten Drang, Rotz und Wasser zu heulen? Geht es einem an Weihnachten ganz besonders beschissen? Mir schon.

Doch weiter: Wir haben lange geredet, diese Frau und ich. Unser Gesprächsthema war die junge Frau unter uns, und wie oft ich hören würde, dass sie nah am Rande eines Zusammenbruchs stand. Auch sprachen wir über meine eigene Lebenssituation. Dies fiel mir unendlich schwerer, denn schließlich: Wie oft wird man als etwas abgestempelt und in die Schublade des obligatorischen faulen Arbeitslosen gesteckt?

Wobei ich zugeben muss, dass ich mich unwahrscheinlich oft als ebendies fühle. Den eigenen Ekel vor mir kann ich in solchen Situationen nur überwinden, wenn ich mir selbst beweise, dass es nicht so ist. Auch dies habe ich ihr nicht verschwiegen: Meine eigene Zerrissenheit. Was soll ich sagen? Die Verwalterin des katholischen Gemeindehauses war eine sehr kluge Frau, sehr verständnisvoll. Doch an dem Tag hatte ich mich sehr wohl wie eine lausige Bittstellerin gefühlt, weil ich mich meiner Arbeitslosigkeit wegen schämte.

Ich saß bestimmt eine Stunde bei ihr, mit der Zeit wurde die Situation für mich entspannter, und wir lachten sogar über dieses und jenes.

Im Hause hatte sie an jenem Tage nichts, was sie mir geben konnte, doch sie bat mich, zwei Tage später wieder zu kommen. Als ich ging, rubbelte sie mir noch kurz über den Arm und munterte mich auf, wieder zu Kräften zu kommen und mich meiner selbst zu besinnen. Sie betonte, wie großartig sie es fände, dass ich nicht nur für mich bitten und mich für eine junge Familie einsetzen würde.

Dies war noch nicht die letzte Anlaufstation an diesem Tag. Es war zwar mittlerweile schon zwanzig Uhr, es schneite, und mir war ziemlich kalt. Aber mein Ansporn war, auch noch zum katholischen Pfarrer selbst zu gehen, wie diese Frau mir empfohlen hatte.

Sie hatte ihn im Vorfeld bereits über mein Kommen informiert beziehungsweise: Er hatte mich extra bestellt, als er hörte, dass ich Hobbyschriftstellerin sei und religiöse Themen abhandeln würde. Hab‘ ich ihr gegenüber erwähnt, und sie hatte es genauso weiter gegeben. Etwas später: Da saß ich dann, in einem Foyer neben dem Pfarrhaus, mit einem Herrn mittleren Alters, der so gar nichts von einem Pfarrer hatte. Kein bisschen selbstgerecht, sehr interessiert an meiner Person, warmherzig, weltoffen, ganz ohne Vorurteile. Wir sprachen über meinen Roman, der zwar auf den ersten Blick eine Fantasy-Saga ist, doch auf den zweiten einen religiösen Hintergrund hat.

Wir diskutierten über dieses und jenes, ich informierte mich bei ihm über einige katholische Thesen. Das Private kam auch zur Sprache, ebenso wie mein anderes Anliegen bezüglich der jungen Frau. Der katholische Pfarrer tat zum Abschluss genau dies, was ich gar nicht wollte: Er gab mir Geld. Dies gab mir absolut den Rest. Ich wollte es nicht annehmen, sagte: „Nein, Geld will ich nicht. Mir genügt, ein paar Lebensmittel zu bekommen.“

Er wollte davon nichts hören und drückte mir das Geld mehrfach wieder zurück in die Hand, bis ich es nahm. Es waren 50 Euro, aufzuteilen in zwei Teile für zwei Parteien. Meine Güte, war mir elend zumute, diese Schmach, auch wenn es nicht allein für uns war.

Bedrückt und beschämt schlich ich nach Hause, klingelte bei meiner Nachbarin und drückte ihr zu ihrer Verwunderung zwanzig Euro in die Hand. Na ja, ganz Halbe/Halbe war dies zwar nicht, aber schließlich hatte ich auch die Lauferei, fünf Euro behielt ich mir als sarkastisch gemeinte Bearbeitungsgebühr ein. Nehmen wollte die junge Mutter es genauso wenig wie ich, doch hatte sie letztendlich eine andere Wahl?

Kurz und gut: Zwei Tage später hatte ich schlussendlich den Termin beim katholischen Gemeindehaus, um zwei weitere Fresspakete abzuholen. Wieder saßen die Verwalterin und ich in der kleinen Essküche und klönten. Sie hatte einen Tisch festlich gedeckt, mit einer Weihnachtstischdecke und einem Adventskranz in der Mitte. Die nette Dame kredenzte Kaffee und Stollen. An der Seite standen zwei Weihnachtsgeschenktüten, äußerst liebevoll gepackt, und ein kleiner Karton mit Lebensmitteln. Ich war neugierig, was nun auf mich zukam.

Es war gigantisch: Im Karton waren nützliche Lebensmittel wie Nudeln, Brot und das Übliche, was man so an Beilagen gebrauchen konnte. Die Geschenktüten enthielten herrliche Leckereien wie teuren Kaffee von Mövenpick, Orangen, Mandarinen, Stollen und sogar für den Kleinen meiner Nachbarin einen Schokoweihnachtsmann. Ich kann gar nicht alles aufzählen, was die Frau für unsere beiden Familien eingepackt hatte.

Rückblickend schnitt der evangelische Pfarrer am Schlechtesten ab, doch darauf kommt es schließlich nicht an. Die Empfangsatmosphäre war mir wesentlich wichtiger wie dies, was ich Euch gleich noch ausführlicher schildern werde – denn es kommt noch eine weitere Quelle hinzu: Ein wahrer Engel.

Die letzte Anlaufstation war eher durch Zufall zustande gekommen und mit keinerlei Erwartungen verbunden. Der katholische Pfarrer hatte mir eine Beratungsstelle ans Herz gelegt, an die ich mich bezüglich Glaubensfragen und weiterer Recherchen für mein Buch wenden könnte. Auch hatte er mir empfohlen, nach einem Rechner zu fragen, weil ich ihm erzählt hatte, dass meiner im Begriff war, den Geist aufzugeben. Gesagt getan: Auch dort wurde ich mit offenen Armen erwartet – und noch einiges mehr. Zwischenzeitlich hatten sich noch einige bedrückende Aspekte zwischen meinem Partner und mir aufgetan – so zum Beispiel der oberflächlich anmutende Aspekt fehlender Präsente.

Warum war dies nun überhaupt wichtig? Nun, mein Freund hatte mir gegen die Vereinbarung und trotz magerem Budget etliche Geschenke gekauft, und ich hatte dies in Erfahrung gebracht. Und ich wäre an Weihnachten mit leeren Händen vor ihm gestanden.

Dieser Gedanke zog mich noch mehr herunter als ich ohnehin schon war. Und mit dieser Grundstimmung bin ich schließlich bei diesem katholischen Diakon angetanzt.

Der Mann war der Hammer. Von ihm bekam ich nichts und doch alles: Humanität, Seelenbalsam und noch mehr Wärme, wie ich ohnehin schon bei den anderen drei Anlaufstellen erhielt. Er bedauerte sehr, dass er mir bezüglich eines PCs nicht weiter helfen konnte, versprach mir aber, sich umzuhören.

Und wieder saß ich da und beantwortete Fragen über meine Lebenssituation. Wir kamen auf dies und jenes zu sprechen: Religion, Wirtschaftslage, soziale Brennpunkte. Natürlich redeten wir auch über mein Buch und  Inquisition.

Dieser Tag war der Beginn eines sehr kommunikativen Gedankenaustauschs, welcher sich letztendlich über Wochen hinweg zog und sich auch über einen Mailkontakt hin ausgebreitet hatte. Dieser Mann repräsentierte in keinster Weise den Katholizismus. Es gab sogar eine Zeit, in der er vom Glauben abgekommen und durch ein Schlüsselerlebnis zurück gekehrt war.

All diese Informationen erhielt ich im Laufe der Zeit. Auch war ich überrascht, dass ein katholischer Diakon verheiratet sein darf (er ist es).

Dieser Mann war so herrlich unkonventionell, so voller Liebe und Licht, dass er mir wie ein Engel erschien.

Nach diesem Tag, an dem ich ihm auch von dem Kummer erzählte, mit leeren Händen vor meinem Freund stehen zu müssen, hatte uns der Herr Diakon kurz vor Weihnachten noch einmal besucht und mir einen Geschenkgutschein einer Drogerie überreicht – für meinen Freund.

Anschließend saßen wir im Computerzimmer und redeten über mein Buch. Ich ließ ihn ein paar Passagen lesen. Bei dem Gedicht „Thiaras Tod“ saß er neben mir, fassungslos, Tränen in den Augen – und dennoch verstehend. Er hatte zu keinem Zeitpunkt die Problematik der Inquisition verteidigt oder gar abgestritten, wie es einige Ordonnanzen des Katholizismus in der Vergangenheit zu tun pflegten.

Viele weitere Gespräche folgten auf diesen Tag: Wir hatten Gesprächsstoff ohne Ende, und der Diakon versorgte mich mit etlichen Informationen, die äußerst wertvoll für den weiteren Verlauf meines Regenbogenromans waren.

 

Er ist:

 

Mein ganz persönlicher Weihnachts-Elf ...

 

Oder ein Engel!

 

© Sina Katzlach

 

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Meditation ins Licht

 

Zu Beginn meiner Erkrankung an MS, beschloss ich sehr schnell, eine Therapie zu beginnen, da ich meine „Leichen“ oder Mumien aus dem Keller holen wollte, um sie endlich mal richtig „auszuwickeln“ und um sie genauer anzuschauen. Mir war klar, dass ich das nicht allein schaffe.

Knapp zwei Jahre lang lief mein ganzes Leben, meine ziemlich verkorkste Kindheit und alle folgenden Jahre wie ein Film in mir ab, in dem alle Darsteller und Mitwirkenden von mir intensiv auseinander genommen wurden – natürlich auch ich selbst. Mein Vater war als erster dran, und es fiel mir nicht schwer, ihn ein wenig vom Sockel zu schubsen, denn ihn hatte ich schon früh zu meinem Denkmal erkoren. Aber seine vielen immer jünger werdenden Weiber, die ihm natürlich als damaligen Rundfunkdirektor und gefeierten Pianisten reihenweise um den Hals fielen und er sie nur noch umnieten musste – die störten mich doch sehr – ich nehme an, ich war damals schlichtweg eifersüchtig - da bröckelte dann ganz schnell so einiges an Putz von meinem Superhelden ab.

Meinen Stiefvater konnte ich, oh, Wunder, noch schneller „erledigen“, denn ihn hatte ich schon seit Jahren als meinen ärgsten Feind identifiziert. Hatte sogar versucht, ihn vor Jahren mit seinen Untaten zu konfrontieren. Doch das scheiterte an seinem Zustand, denn als ich ihn nach dreißig Jahren mit 71 Jahren wiedersah, war er durch Leukämie stark gezeichnet, abgemagert, hohläugig und kahlköpfig durch die Chemotherapie. Er war nicht mehr derselbe, der mich jahrelang gequält hatte und den ich hasste. Mein Hass und somit auch mein Vorhaben zerplatzten wie eine Seifenblase angesichts dieses Wracks.

Nur an meine Mutter kam ich nicht ran. Alles in mir weigerte sich. Es war verblüffend: in den Therapie-Gesprächen schlug ich verbale Haken wie ein Hase; versuchte ich, mich ihr in Meditationen zu nähern, schlief ich ein oder musste wegen Herzrasen abbrechen. Ich hatte mir ein Bild von ihr ausgesucht, da war ich wohl erst so 2 Jahre alt und sie 20. Ich kam überhaupt nicht an sie ran – das Bild zerfloss in mir, und ich musste abbrechen.

Doch eines Tages, während einer Meditation zum Thema Loslassen von Rüdiger Dahlke, stand sie plötzlich vor mir. Da hatte ich mir eins ihrer letzten Bilder ausgesucht, das kurz vor ihrem Tod mit 39 Jahren aufgenommen wurde, und es entstand ein Kontakt zwischen uns.

Ich näherte mich ihr und hatte ihr einiges zu sagen, aber erstaunlicherweise bekam ich auch Mitleid mit ihr. Ihre Vorwürfe, die sie mir als Kind so oft an den Kopf geworfen hatte: Ich hätte durch meine Existenz ihr Leben versaut, ihre Karriere als Modezeichnerin verhindert und ihr ein Dasein als Hausfrau und Mutter aufgezwungen – konnte ich plötzlich bei ihr lassen. Es tangierte mich nicht mehr. Ich gab ihr, bildlich gesprochen, den großen Sack ihrer eigenen ungelösten Probleme zurück, war nicht mehr bereit, sie weiterhin als meine Schuld zu sühnen.

Danach fühlte ich mich von einer tonnenschweren Last befreit, und meine weitere therapeutische Arbeit begann mir regelrecht Freude zu machen. Ich konnte mich wieder auf mich und meine Zukunft konzentrieren und merkte, dass ich nach Verlassen des Elternhauses ein zwar sehr unruhiges, aber doch ausgesprochen schönes und reichhaltiges Leben genossen hatte.

In mir breitete sich eine tiefe Zufriedenheit aus. Mir wurde auch klar, dass ich unglaubliches Glück gehabt hatte, weil die MS-Erkrankung mich erst so spät, mit 55 Jahren erwischte. Ich hatte in meinem Leben vorher fast alles „gemacht“, was ich mir als erstrebenswert wünschte. Es gab und gibt kein Defizit, dem ich nachtrauern muss.

Und die MS? Sie behindert mich körperlich, ja – aber bisher nicht geistig. Das war und ist mir entschieden wichtiger. Und somit kann ich eine überaus positive Bilanz meines Lebens ziehen. Der Erkrankung habe ich nicht nur Behinderung, sondern auch Bereicherung zu verdanken – denn sie hat mich förmlich gezwungen, Soll und Haben miteinander abzuwägen.

Das Haben hat eindeutig gewonnen, und ich freue mich über meinen Weg, der einige Jahre durch einen dunklen Tunnel führte – und im Licht wieder lebenswert wurde.

© Gittarina

 

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 Aulendorfer Schloss-Romantik

 

Wo ist Aulendorf? Die Frage habe ich erwartet. Unser Städtchen ist klein, übersichtlich und liegt genau in der Mitte zwischen Ulm und Friedrichshafen. Für alle Aulendorfer ist es das schönste Städtchen in Deutschland, und da wohne ich!

Wenn ich mal den Ort verlasse, was allerdings höchst selten vorkommt, dann werde ich von Weitem schon vom Schloss begrüßt. Es steht mitten in der Stadt und überragt alle anderen Häuser. Damit auch jeder Aulendorfer heimfindet, wird es bei Nacht hell angestrahlt.

„Kommst Du mit auf den Weihnachtsmarkt?“, fragte mich meine Tochter vor ein paar Jahren!

„Ja, lohnt sich das denn?“, war meine Gegenfrage.

Entsetzt schaute sie mich an: „Weihnachtsmarkt in Aulendorf, direkt am und im Schloss, ob sich das lohnt?“

Es war ja nur die klirrende Kälte und der Schnee, die mich auf eine so aberwitzige Idee gebracht hatten, mir war kalt und ich wollte kneifen.

Meine Tochter brachte meine warme Jacke, und der Kleine kam mit den Schuhen in die Stube. „Mach schon Oma, dort bekommst du einen Glühwein“, forderte er mich auf.

Fünf Minuten später stampften wir durch den Schnee Richtung Schloss. In der verkehrsberuhigten Zone der Hauptstraße stand mitten auf der Straße ein großer, prächtiger Weihnachtsbaum. Alle Läden waren festlich geschmückt, und bald schon hatten wir das Schloss erreicht.

Auf dem Vorplatz, dem Reiterhof, standen ringsum kleine Häuschen, die alle mit vielen Lichtern und Sternen geschmückt waren, dazwischen Tannenbäume. Es roch nach gebrannten Mandeln, Esskastanien und Glühwein.

Die Stimmung in dem „Weihnachtsdorf“ war so heimelig, ich hatte die Kälte vergessen. Gerade spielte die Stadtkapelle weihnachtliche Lieder, und es begann zu schneien.

„Oma!“, hörte ich jemanden rufen. Ich schaute in die Richtung, von wo es kam. Da entdeckte ich die „Guggenkapelle“, die mitten auf dem Platz auf einem Podest platziert war.

Genau in der Mitte saß Tommy, auch ein Enkel von mir. Nun machte die Stadtkapelle Pause, und die Guggenkapelle begann. Jetzt war die Weihnachtsstimmung in vollem Gange. Der Nikolaus kam mit seinem kleinen Gespann, einem Geißengespann. Auch der Weihnachtsmann begrüßte alle Kinder.

Wir suchten das Hüttele, in dem der Glühwein gebraut wurde, und der so verführerisch duftete. In jedem der kleinen Häuschen gab es etwas anderes. Kleine Geschenke, Selbstgestricktes von den Landfauen und Würstchen sowie Krautschupfnudeln, die hier in Oberschwaben auf gar keinen Fall fehlen dürfen.

Es sah aus, als ob hier die Aulendorfer ganz unter sich waren. Meine Tochter kannte alle, und der Kleine drängte, er wollte jetzt ins Schloss.

Unterhalb des Schlosses hatten noch einige einheimische Geschäfte Verkaufsstände aufgebaut. Sie berieten fachmännisch und führten Neuheiten vor, alles beim Lichterschein unzähliger Kerzen. Wir durften abschließend noch die Spielzeugausstellung sowie die Puppenausstellung besuchen.Dann machten wir noch einen Rundgang durch das Weihnachtsdorf und verweilten bei dem kleinen Schafstall. Neben den großen Schafen waren auch schon Lämmer dabei.

Wir kauften eine Tüte Magenbrot für den daheim gebliebenen Opa, und als die Stadtkapelle „Oh du fröhliche“ spielte, machten wir uns auf den Heimweg. Schade, dass der Weihnachtsmarkt jetzt nicht mehr direkt vor dem Schloss ist. Jetzt ist er unterhalb davon, bei der Alten Mühle. Ich denke, aber auch dort wird es an weihnachtlicher Stimmung nicht fehlen.

© Anneliese Koch

 

Das Christkind, der liebe Gott und der Wunschzettel

 

Oben in den Wolken, dort und nirgends anders, wohnen der liebe Gott und das Christkind. Und weil bald Weihnachten ist, hat der liebe Gott eine Konferenz einberufen, zu der er auch die Goldengel eingeladen hat. “Wisst Ihr“, sagt der liebe Gott, „Weihnachten macht keinen Spaß mehr, die Wünsche der Kinder werden immer größer!“

„Ich weiß was du meinst. Wenn ich mir die großen Säcke mit den Wunschzetteln ansehe, kommen mir die Tränen“, jammert das Christkind.

„Ach, liebes Christkind, liebe Goldengel, schaut euch nur Lisas Wunschzettel an, er ist so lang, dass er von der Erde bis zum Himmel reicht, und wenn Ihr genau schaut, seht Ihr, dass sie immer noch schreibt.“

„Lass mal sehen?“ Mit einem kräftigen Ruck zieht eines der Goldengelchen den Wunschzettel hoch in die Wolken.

Fassungslos schaut Lisa hinterher. „Mama, mein Wunschzettel ist in den Himmel geflogen. Ich war noch lange nicht fertig, ich hatte noch so viele Ideen und nun ist er weg. Mama, bitte, was kann ich nur machen?“

„Komm mal her, meine Süße, ich glaube, ich muss dir einiges erklären. Es ist nämlich so: Wir Eltern geben die Wunschzettel beim Christkind ab. Wenn es alle Geschenke besorgt hat, bekommen wir eine Rechnung, und erst wenn diese bezahlt ist, kommen die Geschenke auf den Schlitten und werden Heiligabend an die Kinder ausgeliefert.

Es gibt aber auch Eltern die so arm sind, dass sie die Rechnung des Christkinds nie bezahlen könnten. Was ich damit sagen will ist, dass es Kinder gibt, die keine Geschenke bekommen, für die steht nicht einmal ein Weihnachtsbaum in der Stube.“

„O Mami, ich habe nie darüber nachgedacht, wo die Geschenke herkommen, auch nicht, dass Ihr sie bezahlen müsst, und schon gar nicht, dass es brave Kinder gibt, die nichts bekommen, weil ihre Eltern arm sind. Ich habe eine Idee. Ich suche alle Spielsachen, die ich nicht mehr brauche, zusammen. Und dann bringen wir sie in das Kinderheim, ganz bestimmt kann ich ein paar arme Kinder glücklich machen.“

Der liebe Gott und das Christkind beugen sich weit über den Wolkenrand und schauen zu, wie Lisa in ihr Kinderzimmer rennt und Spielsachen in einen großen Karton packt. Auch die Puppe Mona und der Teddy Brummel kommen mit in den Karton. Am Heiligabend klopft es an der Tür. „Ich geh schon“, ruft Lisa und flitzt los.

Draußen steht der Weihnachtsmann und fragt mit tiefer Stimme: „Wohnt hier die kleine Lisa?“

„Ja, das bin ich!“ lacht Lisa fröhlich.

„Das Christkind hat mich gebeten, dir diesen Karton zu überreichen!“

Lisa öffnet das Paket und kann es kaum fassen. In dem Karton liegen Mona und Brummel. Ohne zu überlegen, fällt sie dem Weihnachtsmann um den Hals „O, Danke! Ich wollte sie wirklich verschenken, aber sie haben mir schrecklich gefehlt!“

„Lieber Gott, irgendwie kommt mir das alles ein bisschen unwirklich vor!“

„Da gebe ich dir recht, mein liebes Christkind, aber wäre es nicht doch denkbar, dass Eltern und Kinder gemeinsam beratschlagen, welche Wünsche erfüllbar sind und welche nicht?“

© Ute AnneMarie Schuster

 

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Sterne am Wegesrand

 

I.

 

Der Tag ist grau in grau. Himmel, Straße, sogar der Fluss und die Häuser, alles eintönig grau. Kein Regen, kein Nebel, auch nichts, was auf ein aufziehendes Unwetter hinweisen könnte, nichts, es ist, als hätte dieser Tag kein Licht abbekommen. In meinem Kopf hämmert es, als würde jemand meine Schädelknochen oder den Kiefer spalten. Dieser unerträgliche Schmerz lässt sich nicht lokalisieren, er füllt meinen Kopf, ja sogar meinen Körper bis in die letzte Zelle vollkommen aus.

All mein Denken ist ausgeschaltet, ich bin nur noch fleischliche Masse. Ein Stück Leben, das nicht mal mehr die Kraft hat, die Füße ins Bad zu bewegen und nach Tabletten zu suchen. Wie erschlagen liege ich auf meinem Bett, warte sehnsüchtig darauf, dass Müdigkeit den Schmerz frisst, der Schlaf mich übermannt und ich schmerzfrei aufwache …

 

II.

 

Weit offene Augen kriechen angestrengt über die Zimmerdecke, betrachten den sechzehnflammigen Lüster, zählen die Glühbirnen, während mein Hirn versucht, sich zu erinnern, welche davon defekt sind. Meistens fallen gleich zwei oder drei dieser Kerzenbirnen gemeinsam aus. Ein Rätselraten, das sich im Nichts verliert, da der Leuchter ausgeschaltet ist.

Meine Gedanken wandern weiter, werden traurig. Wandern zu meiner Mutter, die vor einem halben Jahr gestorben ist. Fragen hätte ich an sie gehabt, so viele Fragen. Keinen Tag hatte ich daran gedacht, dass sie einmal geht. Mütter gehen nicht, sie lassen ihre Kinder nicht allein und doch weiß jedes Kind, dass die Mutter vor ihm geht, dass es ein ganz normaler Vorgang ist.

Wissen ... Ja! Aber sich das auch tatsächlich bewusst machen? Nein, das machen wir nicht ... Nie.

 

III.

 

Ich stehe am Anfang eines bemoosten Waldweges, meine Füße sinken tief in weiches Moos, die Bäume rechts, links und vor mir erinnern mich an die Allee, in der ich meine Kindheit verbracht hatte. Immer schmaler wird der Weg, ganz hinten oder ganz vorn ist ein strahlend helles Licht. Noch nie habe ich so ein wunderschönes weißgoldenes Licht gesehen. In diesem Licht steht eine Frau. Als ich sie erkenne wird alles in mir weich und friedlich, es ist meine Mutter, es ist wirklich meine Mutter …

Sie kommt ein paar Schritte auf mich zu, hebt den rechten Arm und streckt mir ihre Hand entgegen. Ich versuche verzweifelt, ihre Hand zu erreichen. Tränen treten in meine Augen. Angst überfällt mich. Angst, dass sie geht, ohne dass ich sie berührt habe. Als hätte sie die Panik in meinem Blick gesehen, tritt sie noch einen Schritt weiter aus dem Licht, und endlich - endlich berühren sich unsere Fingerspitzen. Kaum spürbar ist diese Berührung, aber doch so unendlich schön. In mir breitet sich ein großes Glücksgefühl aus. Egal, wo ich jetzt bin, es ist mir egal, dieser Ort ist mein zuhause.

Bleiben möchte ich, nichts als bei meiner Mutti bleiben. Aber dann sagt ihre Stimme, als würde sie mit dem kleinen Mädchen sprechen, das ich vor vielen Jahren war: "Utchen, bitte geh zurück, dieser Ort ist noch nicht der richtige für dich. Dein Leben geht weiter. Viele deiner Träume werden sich erfüllen, du wirst neue Wege gehen, ganz anders als du es dir jetzt vorstellen kannst. Ich verspreche dir, dass ich dich immer beschützen werde. Von Zeit zu Zeit werde ich dir kleine Zeichen senden, mal wirst du mich in einer Blume erkennen, mal werde ich der sanfte Wind sein, der über dein Haar streicht. Achte auf alles, ich bin immer dort, wo du bist. Aber nun geh – geh mein Utchen – geh zurück …"

 

IV.

 

Hellwach liege ich auf dem Bett und versuche, meine Augen an das überirdische weißgoldene Licht zu gewöhnen. Zuerst denke ich, der Lüster brennt, dann denke ich, das Wetter hat sich gewandelt und die Sonne scheint. Aber dann wird das Licht schwächer und schwächer, bis es ganz verschwunden ist. Der Tag ist grau wie vorher, doch in mir ist eine himmlische Ruhe und tiefe Dankbarkeit und unendliche Liebe. Nie zuvor war ich so traurig und glücklich zugleich …

Meine Mutti hat ihr Versprechen gehalten, ich bin ganz neue Wege gegangen, viele meiner Träume haben sich erfüllt. Wenn ich durch meinen Wald streife, lachen mich hundert und mehr zartlila Leberblümchen an, die Lieblingsblume meiner Mutter.

Als Kind konnte ich nicht verstehen, warum sie so glücklich war, wenn dieses unscheinbare Blümchen ein oder zwei Blütenköpfe aus blutrotem Blattwerk hob. Es war die Bescheidenheit, die diese kleine Blume ausstrahlt, genau so bescheiden war auch meine Mutter.

Heute schenkt mir jedes dieser zartlila Sternchen ein Lächeln, weiß ich doch, dass es eines der vielen Zeichen ist, die sie mir hin und wieder schickt …

© Ute Annemarie Schuster

 

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Mit dem Herzen dabei

 

 

Weihnachten ist die Zeit der Briefe, der Liebe, der Besinnung, der Familie. Bekundungen von Zuneigung aller Art beinhaltet die vorliegende Rubrik "Mit dem Herzen dabei".

 

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 Traditionell, Geborgenheit, Familie: All dies sind Attribute, die auf den ersten Brief von Jennifer Klein angewendet werden können.

Sie schrieb ihn an ihre Mutter, und die Geschichte, die dieser erzählt,  sagt zugleich viel über sie selbst aus.

 

 Liebe Mama,

 

am 21. Dezember 1961 erblicktest du in Nümbrecht das Licht der Welt. Für deine Eltern warst du von Anfang an das kleine Christkindchen.

Dein Vater hätte es zwar lieber gehabt, wenn du noch bis zum 24. gewartet hättest, aber du wolltest dein erstes Weihnachtsfest bereits mit nur drei Tagen erleben. Natürlich wurdest du nicht in einem Stall, sondern in einem Krankenhaus geboren. Der besondere Zauber der Weihnacht 1961 lag für deine Familie sicherlich an dir.

25 Jahre später, an Weihnachten 1986, hattest du dann selbst ein kleines Würmchen von etwas über zwei Monaten unterm Tannenbaum liegen - mich. Und weitere fünf Jahre später komplettierte Janin im Sommer unsere Familie.

Jahr für Jahr war die Vorweihnachtszeit immer etwas ganz Besonderes für uns. In der Woche nach Totensonntag holtest du die Weihnachtsdeko aus den Wandschränken und brachtest damit einen Zauber in die Wohnung, der mir bis heute jedes Jahr wieder eine Gänsehaut beschert.

Janin und ich durften dir - wenn wir wollten - immer beim Dekorieren helfen, aber meist haben wir es doch dir überlassen. Nur beim Weihnachtsbaum, da warst du eigen. Papa durfte maximal so lange helfen bis die Kerzen im Baum hingen und wurde danach aus dem Wohnzimmer verbannt.

Wir Mädels hatten ebenfalls keine Chance, dafür war die Freude dann umso größer wenn wir am 23. Dezember abends zum Essen aus unseren Zimmern nach unten kamen und das Wohnzimmer zum ersten Mal im Lichterglanz des Weihnachtsbaums erhellt wurde.

Vor ein paar Jahren kam dann ein ganz besonderes „Schmuckstück“ ins Haus. Ulli, die Mama von Janins Freund Max, hatte in liebevoller Kleinstarbeit eine Weihnachtskrippe gebastelt, die du dann zum Geburtstag bekamst. Figuren waren zum Teil schon vorhanden, die fehlenden wurden nach und nach dazu gekauft.

Janin verschanzte sich bereits Wochen vorher im Keller und bastelte an kleinen Holzhaufen, Feuerstelle, Zaun, und und und …

Wäre ich handwerklich ein wenig geschickter gewesen, hätte ich ihr dabei geholfen. Doch nachdem mir mehrfach das gerade zusammengebaute wieder auseinander fiel, hab ich gesagt, dass ich es lieber ihr überlasse, da sie einfach geschickter war.

Die Krippe, die samt ihrem Umfeld eine Fläche von ungefähr zwei bis drei Quadratmetern einnimmt, steht seitdem jedes Jahr im Wohnzimmer und verleiht der ganzen weihnachtlichen Atmosphäre noch zusätzlichen Flair. Ein Weihnachtsfest ohne Krippe, Weihnachtsbaum und Co. kann ich mir nicht wirklich vorstellen und ich vermute, dir geht es ähnlich. Sonst würdest du dir nicht Jahr für Jahr die Mühe machen, alles so liebevoll zu dekorieren.

Ich möchte dir auf diesem Wege einfach mal DANKE sagen. Danke, für all die liebevollen Kleinigkeiten, mit denen du mir das Leben nah gebracht hast. Danke, für unsere gemeinsame Zeit - auch wenn wir uns schon mal in den Haaren hatten. Danke, dass du einfach immer da bist, egal wann man dich braucht.

Von Herzen wünsche ich dir ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest; mit Adventskranz, Weihnachtsbaum und Krippe; mit Gesang, Zeit für Geschichten, zum Innehalten und Durchatmen. Ich bin froh, dass es dich gibt!

 

In Liebe deine „Große“

 

© Jennifer Klein

 

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Von einer spannenden Kindheit erzählt der nächste Brief. Erziehungsmaßnahmen als Abenteuer verpackt, liebevoller kann man ein Kind nicht erziehen.

Lieber Vati,

 

Am 19. Oktober war wieder Dein Geburtstag. In diesem Jahr wärest Du 128 Jahre alt geworden. Leider wurdest Du nur 70 Jahre alt. Ich war ja nur 12 Jahre bei Euch, aber in der Zeit warst du mir ein Bilderbuch-Vati!

Jedes Jahr am Heiligen Abend schickte Mutti uns auf den Dachboden, um dort in den Dachzimmern zu kehren und Staub zu wischen.

In der Zeit holte Mutti die Weihnachtsgeschenke aus den Verstecken und legte sie auf den Gabentisch. Wir hatten in Windeseile die Kammern geputzt, und dann gingen wir zu unserer ganz persönlichen Gedenkstunde über. Vati gedachte seiner verstorbenen 1. Frau und ich an meine Familie, die während des Krieges auseinander gerissen wurde. Ich durfte von Mama erzählen, und von Elisabeth die beide gestorben waren.

Wenn ich jedes Jahr aufs Neue erzählte, dass meine Mama den Zug nicht gesehen hatte, weil es dunkel war, sagtest Du nichts dazu, obwohl wir beide wussten, dass es gelogen war. Nein, ich wollte es nicht wahr haben, dass sie uns absichtlich verlassen hatte.

Du erzähltest mit Tränen in den Augen von Deiner Lisbeth. Ja, sie war krank, sie hatte „Schwindsucht“, wie Ihr es früher genannt hattet.

Du schautest die Bilder von Lisbeth an, und ich schnupperte an dem Mantel von Mama, dem einzigen Andenken von ihr. Wenn wir dann wieder in der Wohnung waren, durften wir kein Wort mehr darüber verlieren. Mutti hatte es verboten.

Du warst ein wunderbarer Mensch! Ich sehe Dich heute noch, wie Du täglich mit einem alten Fahrrad, mit einem 3-teiligen Anzug und Krawatte oder Fliege und Hut, die Lindestraße hinauf fuhrst, ohne abzusteigen. Unterwegs grüßtest Du alle Leute, auch das Dienstmädchen von nebenan.

Wir machten herrliche Ausflüge meistens allein, weil Mutti sich nicht schmutzig machen wollte. Mal gingen wir Angeln ohne Angelschein, oder wir machten eine Kanufahrt auf der Else. Dort sagtest du das Sprüchlein: „Ich würd so gerne wissen, ob sich die Fische küssen, unter Wasser sieht man´s nicht, und überm Wasser tun sie´s nicht.“

Du kanntest jede Pflanze und brachtest mir bei, wovon man Tee machen konnte und für was es gut war. Ja, vieles habe ich heute davon vergessen. Was ich aber nie vergessen habe, sind deine unzähligen Sprüche. Bei jeder Gelegenheit fiel Dir ein passender Spruch, ein Verslein, oder ein Liedchen ein. Sie sind heute noch meine täglichen Begleiter.

Du verhextest die Schokolade, damit sie nicht so schnell gegessen, wurde in Erbsensuppe, die ich so gar nicht mochte. Im Garten hobst Du mich am Kopf hoch, damit ich Nachbars Gänse sehen konnte. Die hatte gar keine Gänse, aber mein Hals knackte verdächtig.

Wenn Dir gar nichts einfiel, dann fragtest Du, ob ich mal an dem Jackenknopf riechen will. Nichtsahnend sagte ich „Ja“, und du drücktest meine Nase auf den Knopf bis es weh tat. „Ja das kommt davon, wenn man neugierig ist“, pflegtest Du dann zu sagen.

As ich unbedingt mit Dir Kartenspielen wollte, verlor ich mein ganzes Geld aus dem Spardöschen an Dich. Ich war enttäuscht, als ich es nicht zurück bekam. Nie wieder in meinem Leben habe ich um Geld Karten gespielt. Deine Erziehungs-Maßnahmen waren seltsam, aber nachhaltig.

Regelmäßig gingen wir zum Friedhof, wo Du immer noch das Grab von Lisbeth pflegtest. Ja, da wolltest Du begraben werden, es war ein Familiengrab. Mutti hat Dir den Wunsch nicht erfüllt, was ich so gar nicht verstanden habe.

 

Wie gern habe ich Dir zugehört, wenn du auf Deiner Querflöte, der Okarina oder der Mundharmonika gespielt hast. Wenn Mutti verreist war, ging es bei uns immer musikalisch zu. Du kanntest so ziemlich jedes Lied sowie die schönsten Lieder aus Opern und Operette.

Ja, immer noch mache ich beim Essen Fettflecken auf meine Kleidung. Dann denke ich daran, was Du immer erzähltest, von der Zeit, als Du ein junger Soldat im 1. Weltkrieg warst: Die ganze Kompanie musste antreten zum Drill. Alle Soldaten kamen in hellgrauer Drilljacke auf den Kasernenplatz.

Der Hauptmann schritt die Reihen ab. Bei einem jungen Mann blieb er stehen und fragte: „Wie heißen Sie denn, mit dem Fettflecken auf der Drilljacke?“

Der junge Soldat: „Reiner, Herr Hauptmann!“

Darauf der Hauptmann: „Sollten Sie lieber Dreckig heißen!“

Nun, lieber Vati, tut es mir gut, dass ich einmal mit Dir plaudern konnte. Ich sollte Dir jedes Jahr einen Brief schreiben, aber bisher hatte ich immer viel Arbeit vor Weihnachten.

Jetzt sind meine Kinder alle aus dem Haus, und ich bin mit meinem Mann allein. Wenn ich wieder einen Deiner Sprüche los lasse, fragt er immer: „Ist der auch von Deinem Vati?“, dann fügt er hinzu: „Ich hätte ihn zu gern kennen gelernt.“

Ich denke, wir werden uns irgendwann wieder sehen. Bis dahin auf Wiedersehen, Deine Anneliese.

© Anneliese Koch

 

 

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Eine moderne und besondere Art der Freundschaft hat Moireach, die Autorin des folgenden Briefes, erlebt. "Ohne Ansehen der Person" einander erkannt und gefunden - das höchste Gut, was ein Mensch finden kann.

Lieber Freund,

 

lange habe ich nichts von dir gelesen, aber nun war wieder eine Nachricht da! Ja du warst zu spät, mein Geburtstag schon ein paar Tage her, aber niemals könnte ich dir böse sein, denn ich freue mich, wenn ich dich überhaupt lese.

Weißt du, es ist schon komisch, selten mache ich mir so tiefgehende Gedanken über die Menschen, die eigentlich nur meinen Weg - einer Tangente gleich - berühren. So wie du.

Per Zufall sind wir uns auf der Datenautobahn begegnet. Diesem mächtig pulsierenden Strang, der sich über den gesamten Erdball zieht. Unglaublich, mit welchen Mitteln wir es heute schaffen uns durch die Welt zu bewegen, ohne uns zu bewegen.

Meine Anfänge auf der Bahn waren schwer, gekennzeichnet von Missverständnissen und Täuschungen. Ich war schnell auf der Datenautobahn, viel zu schnell, und die Leistungsstärke dessen, was ich brauchte, hatte ich nicht. Ich bin doch eher der langsame Typ, mit der Wertvorstellung, nicht der Raser mit der Leistung.

Wie irre bin ich durch den Orbit gerast, völlig benebelt und fasziniert von den Möglichkeiten. Ich habe was Neues gesucht, und Rat! Schön war es, dass es dich auf dieselbe Raststätte gespült hat.

Wir haben das Gleiche gesucht und auch gefunden. Wie scheu und doch manchmal kühn waren die ersten Kontakte. Wir haben miteinander gelacht, geweint, geredet, ohne uns nur ein einziges Mal zu begegnen.

Anfänglich stellt man sich sein Gegenüber vor, dann wieder nicht. Man beschreibt vielleicht sich selbst, aber subjektiv, und die Fehler betonend. Wir Beide sind selbst unsere größten Kritiker, denkst du nicht auch? Irgendwann ist es egal wer der Andere ist, was er hat, er tut oder wie er aussieht. Man spürt nur noch den Menschen und das er gefällt.

Du warst die Ruhe selbst. Es schien so. Oft wähltest du deine Worte mit Bedacht, wägtest sie lange ab, um wirklich am Schluss die Botschaft zu senden, die du aussagen wolltest. Herrliche Vergleiche, sprachliche Ausflüge, sanfte Worte und schallender Humor, so habe ich dich beschrieben, und es passt.

Dazu kommt ein Müllcontainer vor deiner Tür, den du mir ans Herz gelegt hast. Sondermüll der Marke Seelenschmerz kommt da hinein. Schmeiße einfach alles rein, hast du gesagt. Danach kannst du die Entsorgung wählen, mit oder ohne Kommentar. Und so wie du es geschrieben hast, war es gemeint.

Schön, so ein unbekannter Freundeshalt im Nirgendwo auf der Datenautobahn. Im Irrsinn und Wettrennen des Alltags kann ich dort parken und Luft holen. Ab da warst du erst recht mein Freund, egal, ob unbekannt oder nicht!

Ich war mir nicht sicher, ob ich das Internet mag, aber diese Zeit war wertvoll. Zuspruch und Anerkennung. Die Seele gestreichelt bekommen in der Hetze des Tages.

Ja, das Internet ist nicht nur gefährlich, es birgt auch seine eigenen Schätze, und die sind kostbar und rar. Du warst einer der Juwelen die ich fand, die mich dazu brachten, voran zu gehen.

Ich habe tatsächlich noch andere Schätze und Juwelen gefunden, und ich bin froh die Datenautobahn betreten zu haben. Mein lieber Freund, deine Wünsche für mich sind wundervoll. Sie sprechen ihre eigene Sprache, und ich nehme sie dankbar mit. Du bist für mich wie ein scheues Tier. Suchst, tauchst auf, streunst herum, und dann bist du nicht mehr zu sehen. Scheinst verschreckt. Die Erinnerung und Neugier treibt dich dann zurück, und kurz sehen wir uns im Chaos des Netzes, bevor wir wieder entschwinden. Manchmal glaube ich Verletzungen zu sehen und spüre Nuancen der Trauer, aber dann sind sie auch schon wieder weg. Bist du weg. Bis zum nächsten Mal.

Es ist genau so geworden, wie du es am Anfang wolltest. Wir lesen uns mal hier und mal da, aber nicht regelmäßig. Dennoch bin ich sicher, wir haben in dem anderen einen Menschen gefunden, dem Werte wichtig sind. Ich danke dir für deine Augen und deine Sicht.

Ich lehne mich zurück, lese deine Nachricht noch einmal und freue mich. Schön, dass du da warst, Freund. Schön das du daran teil hast, mich zu füllen. Wann immer du mich brauchst, rufe mich, und ich rase dahin auf der Datenautobahn, werde mit Vollgas in deine Richtung fahren.

Ein letztes Wort sei mir gestattet. Auch vor meinem Haus steht jetzt ein Container mit Sondermüll, aber wichtiger ist: In meinem Cyber - Garten steht eine Bank. Jederzeit können wir uns dort treffen und verweilen, still oder schreibend, dass entscheiden wir gemeinsam. So verlängern wir die Blüten der Freundschaft und binden sie zu einem Strang!

Ich wünsche dir von Herzen ein frohes Fest, und dass ein Engel deine Wünsche erfüllt!

© Moireach

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Wir schließen die Rubrik "Mit dem Herzen dabei" mit dem Weihnachtsbrief von Manuela Schauten ab, die sich darin als Lichtbotin zur Verfügung stellt.

 

Liebe Freunde,

 

seit langem geh ich meinen Weg durch unsere schöne Welt, versuche dabei, mein Leben so zu gestalten, wie es mir gefällt. Unser Himmel erscheint mir unendlich weit, auch wenn nicht immer die Sonne scheint, doch freue ich mich sehr, wenn das Glück es gut mit mir meint.

Doch wenn dann ganz still und leise der erste Schnee über Nacht die Welt verhüllt, gehen meine Träume auf die Reise und Erinnerungen werden wach. Wenn im Advent die erste Kerze brennt, beginnt meine Vorfreude auf das Fest der Liebe. Trotz aller Hektik und Stress im Alltagsleben, finden sich doch viele Momente in denen man abtauchen kann in seine Träume und Wünsche. Doch was kann man alles unternehmen, um anderen ein Licht, gerade in dieser düsteren und dunklen Jahreszeit, zu bringen?

Da fällt mir spontan das Lied „Tragt in die Welt ein Licht“ hinein. Aber was möchte uns dieses Lied denn mitteilen?

Bereits in der ersten Strophe werden wir aufgefordert, allen mitzuteilen, ein Licht in die Welt zu tragen. Wir können ein Licht zu den alten Menschen, die einsam sind, oder den Kranken bringen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren. Wir tragen ein Licht zu den Kindern, denn alle Kinder dieser Welt haben Träume, die man zerstören kann.

Wie glücklich sind die Kinder, wenn sie Liebe erfahren. Ihre Fröhlichkeit und Freude rührt unsere Herzen, denn gerade ihr Lachen erhellt die Dunkelheit. Ihren Kummer weinen sie leider sehr oft nur still in sich hinein, unterdrücken ihre Enttäuschungen und jedes böse Wort nimmt ihnen die Wärme, so dass ihre Augen leer und traurig werden. Sicher gibt es noch unzählige Beispiele, wem wir alle ein Licht zutragen können.

Gerade im Advent, wenn ich mich auf die Weihnachtszeit freue, muss ich immer an die schöne Zeit denken, als mein Kind noch kleiner war. Da wurde gemeinsam musiziert, ob mit selbstgebastelten Musikinstrumenten oder mit Gitarre und Keyboard, dazu sangen wir unendlich viele Weihnachtslieder. Gemeinsam wurde der Schmuck für den Baum und andere Dekorationen gebastelt, Plätzchen gebacken und die Fenster mit Malereien verziert.

Zum Abend oder einfach nur so wurde gekuschelt, wunderschöne Weihnachtsgeschichten vorgelesen oder der Abend durch Erzählungen abgerundet. So erzählte ich eines Tages meinem Kind diese kleine Erinnerung: „Am Heiligen Abend war die ganze Familie in unserer Wohnung beisammen, nach einem Mahl mit Kartoffelsalat mit Würstchen und Fisch, warteten wir Kinder im Kinderzimmer auf das Christkind, unser Opa saß bei uns und erzählte eine kleine Geschichte.

Plötzlich klingelte ein kleines zartes Glöckchen, und wir Kinder schauten erwartungsvoll zur Tür. Da kam meine Mutter und meinte, ob wir nicht schauen wollten, denn das Christkind hätte doch sein Glöckchen läuten lassen.

Durch den Flur gingen wir bis zur Wohnzimmertür, doch hinein traute sich niemand. Da stimmte meine Großmutter „Alle Jahre wieder“ an, und alle sangen ehrfürchtig mit. Mit großen staunenden Augen blickte ich zu dem strahlenden glitzernden Tannenbaum, und meine Gedanken gingen auf die Reise. Nach dem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ vernahm ich aus der Ferne die Glocken läuten, da durften wir die gute Stube betreten, ich stand so andächtig da, dass mein Bruder mich anstupsen musste und wir gingen mit vorsichtigen Schritten hinein. Auf dem Gabentisch lagen einige Geschenke, die wir mit großer Freude öffneten. Zum Abschluss des Abends für uns Kinder las unser Vater im Sessel sitzend die Weihnachtsgeschichte vor.“

Sicherlich, wie meine kleine Anekdote, habt ihr meine lieben Freunde, so ähnlich den Heiligen Abend im Kreise eurer Eltern und Verwandten verbracht. Doch leider gibt es unzählige Menschen, darunter unendlich viele Kinder, die so etwas nicht erleben dürfen. Und diese dürfen wir nicht vergessen. Daher bitte ich euch liebe Freunde, tragt in die Welt ein Licht mit mir. Ich wünsche euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Eure Manuela Schauten

Gereimte Ungereimtheiten

Um es leicht abgefälscht mit Shakespeare zu halten: Reim oder nicht Reim, das ist hier die Frage. Damit wir diesbezüglich der Bredouille entgehen, geht es locker und flockig zu Werke - ohne Wert auf handwerkliche Fertigkeiten zu legen.

 

 

Ach, wie ist das Leben schön!

 

Am heilgen Abend

sitzt du still

und weißt nicht

was Dein Herze will

 

Du denkst an dich

und an das Geld

dass dir aus deiner

Sicht oft fehlt

 

dann bist du traurig

und du denkst

dass dir kein Mensch

ne Reise schenkt

 

du fühlst dich einsam

und auch arm

doch deine Wohnung

ist schön warm

 

im Gegensatz zu

and’ren Leut

die hungern und

auch frieren heut

 

mit dem Streichholz

machst du dann

behutsam eine

Kerze an

 

Und bald nimmst du

den Mantel ab

und ziehst ihn an

und dann im Trab

 

gehst auf die Straße

und dein Blick

geht nur nach vorn

und nicht zurück

 

die Suppenküche

hat noch auf

beherzt nimmst du

der Türe Knauf

 

zu helfen wo die

Hilfe fehlt

das ist es was

im Leben zählt

 

Von nun an

wirst Du oft hingehn

und denkst

wie ist das Leben schön!

 

© Susannah Knoop

 

 

Lichtgeblödel

 

Weil ich stets Angst im Dunkeln habe,

da kauf ich mir ein Licht.

Doch komm ich abends spät nach Hause,

find ich den Schalter nicht.

 

So steh ich weiter vor der Tür,

bis sich der Schlüssel dreht.

Dabei schau ich mich laufend um,

ob hinter mir auch niemand steht,

der mir an die Gurgel geht.

 

Nun gibt es Lampen, die trägt man

gleich oben im Gesicht

Und wenn man die dann wirklich braucht,

funktioniern´ sie nicht.

 

Das gleiche gilt auch für die Leuchten,

mit einer Kurbel dran

Mit einer Hand halt ich die Lampe,

der Zweiten dreh ich dann.

Dieweil ich nur zwei Hände habe,

das auch nicht klappen kann.

 

Nun hab die Arbeit ich gewechselt

und komme früher heim.

Da brauch ich keine Lampe mehr,

ich hab den Sonnenschein.

 

Auch schaue ich mich nicht mehr um,

wenn sich der Schlüssel dreht,

ob hinter mir in dem Gebüsch

vielleicht doch jemand steht,

der mir gleich an die Gurgel geht.

 

© Anneliese Koch

 

 

Wir sagen euch an ...

 

Wir sagen euch an den lieben Advent

sehet die Mutter ins Kaufhaus rennt.

Wir sagen euch an eine heilige Zeit,

machet zum Schenken euch bereit.

 

Eilt euch ihr Menschen, eilet euch sehr

bald gibt's keine Geschenke mehr!

 

Wir sagen euch an den lieben Advent

hoffentlich hat der Niklaus ihn nicht verpennt.

So nehmen wir eins ums andere an

Was uns wird in den Stiefel getan.

 

Eilt euch ihr Menschen, eilet euch sehr

bald gibt's keine Geschenke mehr!

 

Wir sagen euch an den lieben Advent

Amazon, Ebay und wie man sie nennt.

Sind die Wünsche auch nicht mehr so klein

hier kommt alles in den Warenkorb rein.

 

Eilt euch ihr Menschen, eilet euch sehr

bald gibt's keine Geschenke mehr!

 

Wir sagen euch an den lieben Advent

oh nein, der Weihnachtbaum brennt!

Das Handy genommen, zögert bloß nicht

damit die Feuerwehr lösche das Licht.

 

Eilt euch ihr Menschen, eilet euch sehr

jetzt gibt's keine Geschenke mehr!

 

© Jennifer Klein

 

 

Nikolaus heute

 

Advent, Advent, Vorweihnachtszeit!

Ihr Kinder, haltet Euch bereit!

Denn wenn die erste Kerze brennt,

der Nikolaus zum Schlitten rennt.

 

Mit vielen kleinen Helferlein

Räumt er jetzt seinen Schlitten ein.

Was brave Kinder alles lieben,

ist auf der Liste aufgeschrieben.

 

Der gute Mann rauft sich sein Haar,

denn es wird teurer jedes Jahr.

Einst waren Äpfel es und Nüsse,

Davon will heut kein Kind was wissen!

 

Smart Phone , Game Boys, solche Sachen,

sind`s, die die Ladung teuer machen.

Es muss auch von den Staaten kommen,

sonst wird`s Geschenk nicht angenommen.

 

Die Rute hat nur symbolischen Wert,

wer sie benutzt, wird eingesperrt.

So ist der Wandel unserer Zeit,

die armen Kinder tun mir leid.

 

Den wahren Sinn haben sie vergessen,

weil alles am Geschenk sie messen!

Das Christkind wurde arm geboren,

der Kern des Festes ging verloren.

 

© Anneliese Koch

Heiliger Bimbam ...

 

  Nicht ganz so heilig geht es in der vorliegenden Rubrik zu. Aufgabenstellung war, Weihnachten zu entzaubern. Es darf gelästert, geschmunzelt und nachgedacht werden.

 

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 Weihnachten, das Fest der Supermärkte

 

 

Während der Einzelhandel die Gedenktage für die Toten verstreichen lässt, um danach ihre weihnachtlichen Dekorationen und Produkte zu präsentieren, ist der Weihnachtsverkauf im Supermarkt schon in vollem Gange. Kaum sind die Sommerferien um, da werden palettenweise weihnachtliche Leckereien in der Verkaufshalle aufgebaut. Während sich die Kinder im Freibad vergnügen, kaufen die Mütter die ersten Lebkuchen und Weihnachtsmänner. Auch Christstollen und Marzipanbrote finden ihren Weg in die Einkaufswägen.

So soll es sein, denn jedes einzelne Teil, welches die Hausfrau jetzt einkauft, kauft sie bis Weihnachten noch mehrmals, und damit rechnen die Manager der Supermarktketten.

In jeder Familie lauert einer, der sich in einem unbewachten Augenblick, den ersten Weihnachtsmann krallt, um ihn dann heimlich zu verzehren. Und wer einmal genascht hat, tut es immer wieder. Genau deshalb wird die süße Ware früh genug angeboten, damit die Hausfrau immer wieder nachkaufen muss.

Im November spätestens kommen dann die ersten Geschenkvorschläge. Da beginnt es mit kleinen Dingen die Freude bereiten. Die Kunden nehmen hier ein Teil und dort eines und stellen in der nächsten Woche fest, das jenes viel besser passen würde, als das bereits gekaufte. Somit kauft man noch einmal ein Teil für jeden. Je näher es Weihnachten entgegen geht, desto toller werden die Geschenkvorschläge. Da wandert dann auch noch elektronisches Spielzeug im Einkaufswagen. Der Umsatz steigt, die Kassen klingeln, die Geschäftsführer sind zufrieden. Schließlich muss auch noch ein Braten her, nicht zu klein, denn es sollen alle satt werden und es könnte ja auch Besuch kommen. Da muss es schon ein Truthahn sein oder eine Gans, mindestens aber eine Ente.

 

 

Drei Tage vor dem Fest, da stellt sich heraus, dass die Kinder einen Wunschzettel geschrieben haben.

Ja ausgerechnet jetzt, vor drei Wochen hat es das im Supermarkt gegeben! Nun sucht die Mutter den Einzelhandel auf. Dort kauft sie das ein, was sie im Supermarkt nicht mehr bekommt. Die Umsatzsteigerung der kleinen Läden hält sich sehr in Grenzen, obwohl sie die Kunden gut beraten, und man die Ware sogar anprobieren kann. Logischerweise kann man das im Supermarkt auch, wenn man sich vor allen Leuten halb ausziehen möchte und die Schuhe im Stehen anprobieren will.

Als letztes kauft der Kunde den Weihnachtsbaum. Da ist es nicht selten, dass der sündhaft teure Baum schon beim Transport das Auto mit Tannennadeln dekoriert. Und wenn dann jemand sagt: In diesem Jahr hat man orangefarbigen Baumschmuck, dann muss man noch einmal los, um eine komplette Garnitur in orange zu erstehen.

 

Wenn dann alles erledigt ist, der Baum geschmückt, der Braten im Ofen, ja dann ist man fix und fertig und will nicht mehr in die Kirche gehen. Obwohl das früher der absolute Höhepunkt am Weihnachtsabend war.

 © Anneliese Koch

 

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 Weihnachten – Kommerzialismus versus Besinnlichkeit

 

 

Jedes Jahr hat es mehr den Anschein, als würde der Kommerzialismus die Besinnlichkeit zur Weihnachtszeit verdrängen. Warum lassen wir uns immer mehr von den großen Industrieriesen beeinflussen? Wann ist der Sinn des Weihnachtsfestes verloren gegangen? Wo ist der Zauber der Weihnacht geblieben, den wir als Kinder so geliebt haben?

Früher – und ich meine da nicht vor ein paar Jahren – war es noch wichtig, dass man an Weihnachten Zeit mit der Familie verbrachte. Natürlich gab es auch damals Geschenke, doch fielen diese wesentlich „kleiner“ aus. Da freute man sich noch über eine Tüte mit Süßigkeiten, Obst und Nüssen – heute wird darüber die Nase gerümpft.

Man saß an den Adventssonntagen zusammen mit der Familie im Wohnzimmer, sang Weihnachtslieder und freute sich darüber, einfach mal ein paar Minuten (oder Stunden) zur Ruhe so kommen. Heute sind selbst die Sonntage nur noch Stress. Da wird noch schnell bei Ebay, Amazon und Co. nach Geschenken gesucht, der Fernseher zeigt einen Film nach dem anderen – ob davon wirklich was wahrgenommen wird, steht auf einem anderen Blatt – und die Kerzen am Adventskranz werden angezündet, weil es so sein muss; es gehört halt einfach dazu. Aber man kommt an der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes ja auch gar nicht mehr vorbei.

Kaum ist man aus dem Sommerurlaub zuhause, grinsen einem im Supermarkt schon die Weihnachtsmänner entgegen. Lebkuchen wird stapelweise ausgestellt, Nüsse und Mandeln lösen Erdbeeren in der Obst- und Gemüseabteilung ab, und die ersten Christstollen liegen auch schon im Regal.

Vor kurzem kam eine Reportage im Fernsehen, dass im September und Oktober schon massenweise Lebkuchen gekauft wird. Im November – was zugegebenermaßen der Monat ist an dem ich persönlich den ersten Lebkuchen im Einkaufswagen landen lasse – herrscht eine kleine „Flaute“, bevor es dann im Dezember noch mal richtig los geht. Nimmt man neben dem ganzen Kommerz-Wahn überhaupt noch wahr, was um einen herum geschieht?

Sieht man noch das Leid in der Welt? Wer achtet schon groß darauf, in welchen Ländern die Geschenke unterm Weihnachtsbaum produziert wurden?

Natürlich kommt man an den ganzen Spendenaufrufen – sei es im Fernsehen oder über andere Medien wie Radio, Flugblätter oder auch das Internet – nicht vorbei, aber auch das ist heutzutage „normal“. Zur Weihnachtszeit was Gutes tun ist ja schön und gut, aber was ist im restlichen Jahr? Da brauchen die Leute, die vor Weihnachten Hilfe brauchen, doch genauso gut Unterstützung.

Andererseits sitzt bei vielen vor Weihnachten der Geldbeutel wesentlich lockerer als sonst. Da denkt man dann schnell mal „ach komm, fünf Euro kannste da noch für berappen, ist ja für nen guten Zweck“. Doch kommt das Geld auch wirklich da an, wo es angeblich hingeht?

Klar, man kann sich heutzutage im Internet schlau machen, ob die Stiftung (oder wer auch immer die Spendenaktion ins Leben gerufen hat) „ehrlich“ ist. Doch oft wird man auch einfach überrumpelt, sei es durch unangekündigte Haustürbesuche von Hilfsorganisationen oder auch durch sogenannte Infostände in den Fußgängerzonen.

Fragt man heute die Kinder, warum Weihnachten gefeiert wird, so bekommt man meist „weil es da Geschenke gibt“ als Antwort. Für viele Kinder ist Weihnachten so was ähnliches wie ihr Geburtstag. Teilweise gibt es so viele Geschenke, dass diese unterm Weihnachtsbaum gar nicht mehr alle Platz finden. Und wenn doch eher weniger Geschenke da sind, dann sind sie dafür meist umso hochwertiger. Sei es ein neues Smartphone, Tablet oder eine Digitalkamera (natürlich mit allen möglichen Extrafeatures), Hauptsache es ist wertvoll.

Wer zwischen dem ganzen Einkaufstrubel und sonstigen Vorbereitungsstress doch mal die Zeit findet, über einen der vielen Weihnachtsmärkte zu schlappen, der wird selbst dort mit kommerziellen Dingen „zugemüllt“. Während ein Weihnachtslied nach dem anderen aus den Lautsprechern dröhnt, wird an den Ständen fleißig um jeden Cent gefeilscht.

Aber halt, da war doch noch dieses eine Wort! Wie hieß es noch gleich?

Genau! Besinnlichkeit. Schlägt man dieses Wort im Lexikon nach oder sucht online nach einer Definition, stößt man eventuell auf die folgenden Worte: „Besinnlichkeit ist eine stimmungsvolle Zeit, in der Menschen zum Nachdenken und Innehalten kommen“.

Gut, jetzt wissen wir, was Besinnlichkeit bedeutet. Sofort ist da das nächste Problem: woher sollen wir die Zeit für die Besinnlichkeit nehmen?

Egal, ob Kind oder Erwachsener, berufstätig oder arbeitslos, Student oder Rentner – wenn wir eines zu wenig haben, dann Zeit. Wir rennen nur noch von A nach B, quetschen weitere Termine in unsere bereits überfüllten Terminkalender und wundern uns am Ende des Tage, warum wir – todmüde wie wir sind – trotzdem nicht schlafen können.

Warum versuchen wir nicht, Zeit für Ruhe im Terminkalender unterzubringen? Müsste man das nicht auch mit einplanen, um überhaupt mal wieder Zeit für sich zu haben?

Vielleicht einfach mal alles ausschalten, was uns in irgendeiner Weise ablenkt. Vielleicht gönnen wir uns ein heißes Bad, lesen ein Buch, oder oder oder …

Möglichkeiten gibt es wie viele, wir müssen nur die finden, die für uns selbst die beste ist.

Vielleicht sollten wir es mal ausprobieren wie es sich anfühlt, wenn wir die Zeit vor Weihnachten wieder besinnlicher gestalten. Ob bei Kerzenschein, schöner Musik, Plätzchen knabbern oder einfach nur in völliger Ruhe.

 

Vielleicht schaffen wir es, uns Stück für Stück wieder dem „wahren“ Weihnachten zu nähern.

 

Vielleicht können wir so den großen Konzernen die Stirn bieten, ihnen zeigen, dass wir uns von ihnen nicht die (Vor-)Weihnachtszeit diktieren lassen.

In diesem Sinne – ob kommerziell oder nicht – allen eine besinnliche Weihnachtszeit.

© Jennifer Klein

 

Kreuzverhör

 

"Mama, warum sind hier so viele Leute?"

"Die wollen alle einkaufen, das siehst Du doch!"

"Aber sonst sind doch nie so viele hier im Kaufhaus."

"Schätzchen, Du weißt doch, dass bald Weihnachten ist."

"Ja, das weiß ich und ich freue mich schon darauf."

"Na siehste, und die anderen Kinder freuen sich natürlich auch."

"Ja, aber hier sind doch nur ganz wenige Kinder."

"Die sind vielleicht noch im Kindergarten oder in der Schule."

"Mama, es ist doch schon Nachmittag!"

"Ach ja, ich bin schon ganz durcheinander."

"Und warum sind denn jetzt so viele Leute hier?"

"Kind, Du nervst, die müssen halt jetzt mehr einkaufen als sonst."

"Wieso?"

"Weil Weihnachten zusammen 3 Feiertage hat und da braucht man viele Lebensmittel, aber das weißt Du doch!"

"Lebensmittel? Aber die bekommt man doch ganz unten und da war doch kaum was los, als wir da waren."

"Vielleicht suchen die Leute noch Geschenke für Weihnachten."

"Aber die bringt doch das Christkind!"

"Ja, klar, aber für alle Menschen hier zu sorgen, das kann das Christkind nicht alleine schaffen."

"Aber das Christkind bekommt doch alle Wunschzettel, da weiß es doch, was wir uns wünschen."

"Ja, schon, aber kannst Du Dir vorstellen, was das an Zeit kostet? Und wie viele Wünsche zu erfüllen sind? Da braucht es manchmal die Hilfe von den Menschen."

"Ach so. Hast Du beim letzten Weihnachten auch dem Christkind geholfen?"

"Nein, das brauchte ich nicht."

"Das wäre aber besser gewesen!"

"Äh, wieso wäre es besser gewesen?"

"Weil das Christkind mir Sachen gebracht hat, die gar nicht auf dem Wunschzettel standen und dafür die Barbiepuppe vergessen hat."

"Ach je, aber vielleicht hat es sich gedacht, dass Du für die Barbiepuppe noch zu klein warst."

"Und warum habe ich dann diese blöde kratzige Strumpfhose, die viel zu groß war, bekommen?"

"Keine Ahnung, da hat es sich wohl in der Größe vertan, aber jetzt passt sie Dir doch."

"Die kratzt und sieht doof aus. Vielleicht braucht das Christkind eine Brille, wie alt ist das eigentlich?"

"Wie alt? Das Christkind hat kein Alter, das ist doch im Himmel."

"Ja, aber da kommen doch nur alte Leute hin, wie Oma und Opa. Und warum heißt das Christkind hinten 'kind'?"

"Weil es für Euch Kinder da ist!"

"Und warum schenkt es Euch auch was? Habt Ihr, Du, Papa und Tante Jule auch einen Wunschzettel geschrieben."

"Nein, wir machen das nicht mehr. Die Großen schenken sich eben auch etwas, worüber man sich freut."

"Dann ist das damals aber richtig schief gegangen, da wäre ein Wunschzettel besser gewesen."

"Wieso denn das nun wieder?"

"Also, als Papa Dir die Küchenmaschine geschenkt hat, warst Du richtig sauer und Tante Jule hat Dich gefragt, ob man die Vase umtauschen kann und ob Du den Zettel noch hättest. Das wäre doch mit einem Wunschzettel nicht passiert."

"Ja, da hast Du recht, vielleicht sollten wir das auch wieder machen!"

"Mama, guck mal, die Leute haben alle ganz viele Sachen im Einkaufswagen, was machen die damit?"

"Ich denke, die lassen sich das zurücklegen, damit das Christkind sich die Sachen dann vor Heilig Abend für die Kinder abholen kann."

"Und warum bezahlen die das, lassen es einpacken und nehmen es mit?"

"Mein Gott, komm, wir müssen noch runter in die Lebensmittelabteilung, ich habe noch was vergessen."

"Ja, aber sag doch mal …"

"Ich weiß es doch nicht, vielleicht haben viele vor Weihnachten noch Geburtstag."

"Aber dann packt man das doch nicht in Weihnachtspapier."

"Komm jetzt endlich, vielleicht haben sie nur noch Weihnachtspapier."

© Gittarina

 

Getrappeltes Äppel Glögg*

 

 

Ein Drabble ist eine pointierte Geschichte mit exakt 100 Worten. Viel Spaß mit der Anekdote von Jennifer Klein.

 

***

 

Weihnachten, die Familie ist zu Besuch.

Im Keller stand noch eine Flasche Äppel Glögg. Freudig holten wir sie in die Wohnung, der schwedische Glühwein schmeckt doch irgendwie besser als „normaler“.

Die dunkle Farbe wunderte mich nicht. Doch in der Küche dann – fehlte nicht was? Wieso ging der Verschluss so leicht auf? Wo war das Knacken des Schraubverschlusses?

Vorsichtig wurde an der Flasche gerochen. Seltsam, es roch nicht nach Glühwein – aber auf der Flasche stand eindeutig „Äppel Glögg“.

Wagemutig – vom Gänsebraten beflügelt – probierte ich einen Schluck. Was war denn da in der Flasche? Dann fiel es mir ein …

… es war selbstgemachter Gurken-Essig …

© Jennifer Klein

 Glocken im Wandel der Zeit

 

Große Glocken-Kirchenglocken

 

Wer kennt sie nicht, die großen bronzenen Glocken, die meistens zu dritt auf den Kirchtürmen hängen? Früher wurden sie vom Küster geläutet, er zog an den herabgelassenen Seilen, reine Knochenarbeit und mehr oder weniger ein Ohrenschmaus.

Es kam auf die Verfassung des treuen Kirchendieners an, ob die Glocken im harmonischen Dreiklang über das Städtchen schallten, oder ob da die Flasche Wein vom Vorabend eine erhebliche Rolle spielte. Der Anblick war bestimmt unbezahlbar, wie der magere Küster mit seinem schwarzen Küstergewand an den Seilen mal nach oben und wieder nach unter schwebte. Dabei zappelte er wahrscheinlich hilflos mit seinen Beinen und hatte leichte Schwierigkeiten beim Abwärtsgang. Ein Trampolin wäre sicher hilfreich gewesen!

 Während der Kriegszeit hatte es der Küster leichter, denn da befanden sich die meisten Glocken im Krieg. Sie wurden eingeschmolzen und zu Kanonenkugeln verarbeitet. Ob diese Kugeln aus geweihten Kirchenglocken jemals ein Ziel getroffen haben, ist nicht mehr festzustellen. Der Tod durch eine solche Kugel muss wohl ein besonderer gewesen sein. Nach dem Krieg wurden die Glocken wieder ersetzt, und was bisher noch nicht elektrisch läutete, das wurde spätestens jetzt an den Strom angeschlossen. Aber Technik vernichtet Arbeitsplätze, der Küster wurde nicht mehr gebraucht.

Die Menschen in der Gemeinde freuten sich nicht lange über das nun so perfekte Glockengeläut. Die Straßen wurden täglich belebter, die leisen Fahrräder alle durch Autos ersetzt, Flugzeuge flogen über die Städte und die Radios schallten durch sämtliche Räume. Lärm überall, der Mensch wurde dollohrig!

Wer nach einer Nacht in der Disco am Sonntag ausschlafen wollte, wurde vom Geläut der Kirchenglocken aus dem friedlichen Schlaf gerissen. Ja, es wurden sogar Anträge gestellt, das Glockenläuten an Sonn- und Feiertagen zu verbieten.

Und dann am Heiligabend, dem Fest der Familie! Früher freuten sich die Kinder, wenn Glocken das Weihnachtsfest einläuteten, heute wissen sie genau: Die Geschenke gibt es auch ohne Gebimmel.

Es ist ja auch höchst unangenehm, wenn im CD-Player "Süßer die Glocken nie klingen" läuft, parallel dazu das Video: "Eine schöne Bescherung", und ganz plötzlich die Glocken vom Kirchturm das traute Familienfest stören.

In den kleinen Kapellen, hier handelt es sich vorwiegend um Friedhofskapellen, da reicht ein kleines Glöckchen. Wenn nun ein Bürger aus dem Ort dem Leben den Rücken gekehrt hatte, ertönte das silberhelle Glöckchen genau so viele Male, wie der Verstorbene Lebensjahre gezählt hatte. Da sitzt dann so mancher Opa mit seiner betagten Ehefrau auf dem Bänkle vor dem Haus und zählt.

"Siehste", sagt der Opa dann zur Oma, "den haben wir zwei schon längst an Jahren überholt." Dann klopft er seiner Frau auf den Oberschenkel und meint: "Wir halten noch ein paar Jahre durch und haben es nicht eilig, Radieschen können wir auch noch in 10 Jahren von unten betrachten."

 

Glocken mit Handgriff

 

So, nun genug von den großen Glocken, die sowieso für die „Ottonormalverbraucher“ viel zu hoch hängen. Eine schöne Erinnerung an vergangene Zeiten, ist der Milchmann, der jeden Morgen im gleichen Rhythmus seine Glocke schwang. Ja, und nicht zu vergessen: Der Eiermann, der einmal in der Woche lustvoll an jeder Straßenecke bimmelte.

Der Schuldiener läutete mit einer Solchen die Pausen ein und aus. Dafür wurde die Glocke von allen Schülern gehasst. Aber alle Leute liebten den Amtsbüttel, den Ausrufer. Die Gemeinde-Nachrichten wurden durch ihn an alle Einwohner übermittelt. Wenn er seine Glocke läutete, eilten alle Menschen schnell ans Fenster und öffneten es weit. Immer waren es die wichtigsten Ereignisse, auf die jeder Bürger das Recht hatte, sie sofort zu erfahren. Laut bimmelnd bog er um jede Straßenecke, und dann rief er seine Botschaft den Zuhörern zu. Immer wieder das gleiche Sprüchlein gerufen und dazu gebimmelt.

In jeder Straße fand sich jemand, der dem Büttel einen Korn zukommen ließ, damit er nicht schlapp machte. So kam es dann, dass sein Spruch anfangs hieß: "Heute wird das Fleisch einer minderwertigen Kuh an minderbemittelte Leute verkauft!"

Die Anwohner der letzten Straßen erfuhren: "Heute wird das Fleisch einer minderbemittelten Kuh an minderwertige Leute verkauft!"

 

Glöckchen am Wanderstab

 

Ebenso wichtig wie der Ausrufer war der Hochzeitslader. Der ging mit einem Wanderstock, der mehr ein Wanderprügel war, von Haus zu Haus, um zur Hochzeit einzuladen. Dass er aber auch zu Beerdigungen einlud, möchte ich jetzt nicht extra erwähnen. Der Hochzeitslader hatte meistens einen Begleiter. Sie läuteten oder klopften an den Türen.

Die Haustüren hatten früher Klopfer oder Klopfringe. Die ersten Hausglocken hatten keinen Klingelknopf, waren auch nicht elektrisch, sondern man drehte an einer großen Flügelschraube, die dann einen glockenähnlichen Ton erzeugte.

Sobald geöffnet wurde, klopften sie mit ihrem Stock auf den Boden, und das Glöckchen daran bimmelte. Das wiederholten sie dann mehrmals, während sie ihr Sprüchlein aufsagten. Die Damen waren davon so entzückt und holten sofort die Flasche mit dem Korn oder dem Obstler. Die braven Hochzeitslader ölten damit ihre Stimmbänder, und danach ging es weiter zum nächsten Haus.

Zum Schluss waren sie froh, dass sie zu zweit waren, denn da konnten sie sich gegenseitig stützen.

 

Glockenspiele und Tischglöckchen

 

Etwas ganz anderes, jedoch besonders bemerkenswertes, sind Glockenspiele. Diese werden heute auch elektrisch betrieben. Auch die findet man auf Kirchtürmen und in Rathäusern. Sie sind immer noch ein beliebtes Geschenk in Form von Spieluhren. In der Barockzeit gehörte das Glockenspiel zum Besitz einer jeden Dame, die dann vor dem Kästchen saß, unentwegt die Kurbel drehte und bis zur vollständigen Verblödung immer die gleiche Melodie anhörte.

Das Tischglöckchen stand neben der Hausherrin. Mit diesem wurde das Personal auf Trab gebracht.

Da es einen so wundersamen Klang hatte, wurde es auch fleißig geläutet, dabei blieb das Personal fit bis ins hohe Alter. - Na ja, Rente gab es damals auch noch nicht.

 

Glöckchen, die unseren Alltag bestimmen

 

Es gibt ja auch Glocken, die leicht zu erreichen sind. Da haben wir die stinknormale Ladenglocke, die war früher über der Eingangstür angebracht. Wenn ein Kunde die Tür öffnete, erklang ein schriller Klingelton.

Später wurden diese durch Lichtschranken ersetzt. Wer geschickt die kleine Kontaktplatte mit der Hand abdeckte, konnte eintreten, ohne dass es bimmelte. Der Ton, den diese Lichtschranke auslöste, war weitaus angenehmer.

Heute werden die Kunden mit ganzen Melodien empfangen: Das reinste Glockenspiel. Ja, da lohnt es sich allein deswegen, ein Einzelhandels-Geschäft aufzusuchen, denn im Supermarkt gibt es so einen Empfang nicht.

Jede Ladenkasse hat eine Glocke. Glocken werden überall angetroffen. Kaufen Sie einen Schoko Nikolaus oder einen Schokohasen, trägt auch dieser voller Stolz eine Glocke.

Danach gehen Sie mit dem Einkauf heim, überholt Sie vielleicht ein Radfahrer, benutzt seine Fahrradglocke und bimmelt Sie mal schnell an.

Daheim angekommen. haben Sie den Haustürschlüssel vergessen. Was solls, man läutet schnell mal die Hausglocke. Doch können Sie lange warten, denn in der Wohnung läuft ohrenbetäubende Musik. Da hilft jetzt nur noch ein Anruf mit dem Handy, denn der sanfte Klingelton wird farbig und hell leuchtend untermalt. Das ist nun mal eine Erfindung: Ein Glöckchen, an dem man den Ton sehen kann!

Genau genommen, in der heutigen Zeit, klingelt und bimmelt es überall. Früher gab es die mechanischen Schreibmaschinen.

Wenn man das Ende der Zeile erreicht hatte, klingelte es. Am PC klingelt nichts, das Schreiben ist tonloser geworden.

 

Glocken fürs liebe Vieh und solche, die nicht bimmeln

 

Seit eh und je tragen Kühe auf der Weide Glocken. Wenn sie weglaufen, verrät das Gebimmel, in welchem Maisfeld sie sich verstecken. Ziegen dagegen hätten es gar nicht nötig. Wenn man sie sucht, dann findet man die auch ohne Glocke, denn Geißen meckern meist ohne Unterlass.

Auch Katzen werden von einem Glöckchen nicht verschont, und sei es nur, dass Mäuse früh genug hören, wann eine Katze kommt. Dann kann sich die obligatorische Beutemaus immer noch überlegen, ob sie lieber weglaufen will, statt der Jägerin als Speise zu dienen.

Abschließend kommen wir nun zu den Glocken, die nicht läuten. Damit meine ich nun nicht die, bei denen der Klöppel verloren ging oder gar gestohlen wurde. Nein, es sind die Glocken die tonlos und ohne Murren täglich in Haus und Hof ihren Dienst tun.

In der Küche da ist es die Dunstglocke, im Kühlschrank die Käseglocke, und im gepflegten Haushalt sowie im Restaurant serviert man die Speisen unter einer Glocke.

Das Federvieh hat eine Futterglocke, die das Futter langsam in den darunter befestigten Teller rieseln lässt, so ist es jedenfalls gedacht. Da die Hühner wählerisch sind, aber nicht blöd, haben die schnell erkannt, wo die Löcher in den Glocken sind. Geschickt fressen sie nur die Maisbröckelchen, werfen mit dem Schnabel alles andere aus dem Teller und holen aus den Löchern wieder neues Futter.

Was auf dem Boden liegt ist für die Mäuse, die sich prächtig vermehren. Kein Wunder bei dem guten Futter. Glück für den, der Gänse, Enten und Puten hat, die sind nicht so wählerisch und fressen dann den Mäusen das Futter weg. Früher haben die Hühner noch selbst gebrütet, nein heute lassen sie brüten: In der Brutglocke. Ja, die Brutglocke wird sogar in Krankenhäusern benutzt, wenn jemand ein Kind auf die Welt bringt, das noch nicht ganz gar ist.

Bei schwierigen Geburten benutzte man früher eine Saugglocke. Es wird gemunkelt, dass bei den meisten dieser Kinder der Kopf für immer verformt war. Einige hatten nach einer solchen Geburt ihr Lebtag einen an der Glocke.

 

Glocken, von Natur aus leise

 

Kommen wir abschließend zu den Glocken die bei den Frauen unter der Bluse zu finden sind, oder auch nicht. Manche sind so winzig, dass Mann die Brille putzen kann, sooft er es will: Es ist nichts zu sehen. Solche Dinger hatte ich auch lange genug. Neidisch habe ich anderen Frauen auf ihre verdammt strammen Glocken geschaut, mit denen sie das Neue Jahr einläuten konnten. Ich hatte Mühe, meine Kinder mit den meinen satt zu bekommen.

Eine meiner Töchter verstand überhaupt keinen Spaß. Weil sie nicht genug kriegen konnte, biss sie mir die Brustwarze fast ganz ab. Wenn wir diese nicht hätten retten können, wäre es gewesen wie ein Glöckchen ohne Klöppelchen.

Solange ich jung war, kaufte ich BHs in Kindergröße. Ich habe schon sehr darunter gelitten. Selbst meine inzwischen erwachsenen Töchter haben vernünftige Glocken im Pulli.

Schließlich wurden meine Haare grau, und ich wuchs in die Breite. Jeden Tag ein wenig mehr, und meine Glocken wuchsen mit. Eine hat inzwischen das Wachstum eingestellt, während die andere munter weiterwächst. Es gibt keinen BH in dem sie genug Platz hätten.

Jawohl, jeder Wunsch geht mal in Erfüllung, aber was soll ich jetzt mit solchen Glocken, zumal die Kirche schon lange geschlossen ist?

Die Männer können es nicht lassen, sie stieren auf die himmlischen Glöckchen der jungen Mädchen. Sie lassen keine Gelegenheit aus, einen Versuch zu unternehmen, mit den Fingern diese Prachtexemplare zu ertasten. Die hübschen Mädchen, mit Recht erbost, drohen den Wüstlingen: "Wenn Du das machst, hau ich Dir eins auf deine Glocke!" ( in manchen Gegenden nennt man das auch Schelle ...)

Lieber Leser, sollte ich jetzt eine wichtige Glocke vergessen haben, dann läuten Sie bei mir. Ich heiße Bimmel und wohne in der Glockenstraße in Bammelstadt. Fahren Sie am Besten mit der Bimmelbahn, und ziehen Sie am Seil, wenn Sie aussteigen wollen. Dann klingelt es im Führerhaus.

Danach kaufen Sie einen Strauß Osterglocken und gehen Sie in das Haus mit den Glockenblumen neben der Haustür. Verstanden? Ist doch nicht so schwer, heiliger Bimbam!

 

© Anneliese Koch
 

 

Stille Nacht, Heilige Nacht

 

 „Stille Nacht, heilige Nacht“ - wer kennt es nicht, das bekannteste Weihnachtslied der Welt? Ursprünglich aus sechs Strophen bestehend, werden heute - in der Regel - nur noch die erste, zweite und vierte Strophe gesungen. Zum ersten Mal aufgeführt wurde das Lied an Heiligabend 1818 in der St. Nikola Kirche in Oberndorf (Nähe Salzburg). Da die Restaurierung der St. Nikola Kirche zu aufwändig und teuer geworden wäre, wurde zwischen 1924 und 1936 an der gleichen Stelle die Stille-Nacht-Gedächtniskapelle erbaut. Bei der hier alljährlich stattfindenden Gedenkmesse werden seit 2006 wieder alle sechs Strophen gesungen.

Weltweit gibt es wohl kein Lied, das an Heiligabend aus mehr Kehlen und in mehr Sprachen erschallt. Ob nun „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Silent Night“, „Douce nuit, sainte nuit“, „Noche de paz“, „Noite Feliz“ oder, oder, oder - an Weihnachten wird es wieder in vielen Kirchen und Häusern erklingen.

Die Stille der Heiligen Nacht, gibt es diese überhaupt noch? Ist es nicht viel eher so, dass wir gar nicht mehr wirklich still sein können? Und selbst wenn wir es schaffen mal für einen Moment inne zu halten und die Ruhe zu genießen, wer weiß schon wie es bei den Nachbarn oder so aussieht? Bei wie vielen Familien gibt es (gerade) zu Weihnachten Streit?

Aber gerade zur Weihnacht, in der Heiligen Nacht, da wollen wir uns nicht damit beschäftigen, was es alles Schlimmes gibt auf der Welt. Da wollen wir Friede, Freude, Eierkuchen - um es mal salopp auszudrücken - und denken uns, dass die anderen uns mit ihrem „es gibt so viel Elend auf der Welt“ doch bitte mal für einen Moment in Ruhe lassen sollen. Einmal im Jahr wollen wir an uns denken, an uns und unsere Familie. Einmal im Jahr wollen wir glücklich sein. Und wann, wenn nicht an Weihnachten?

Außerdem haben wir in den Wochen vor Weihnachten oft genug das Portmonee gezückt, Geld gespendet für einen guten Zweck und auch im Weihnachtsgottesdienst - so wir denn den Weg in die Kirche gefunden haben - noch einen Schein in den Klingelbeutel getan. Und jetzt zuhause, nachdem das Weihnachtsessen verspeist, die Spülmaschine eingeräumt und die Geschenke verteilt sind, jetzt wollen wir endlich mal nichts mehr mitkriegen.

Doch halt! Mal an sich denken und nichts mehr mitkriegen, das klingt ja ganz gut. Aber sollten wir nicht gerade an Weihnachten - dem Fest der Liebe - die Augen öffnen? Während bei uns vielleicht eine „stille Nacht“ tatsächlich möglich ist, mag sie anderswo nahezu komplett ausgeschlossen sein. Da knallen Kanonenschüsse anstelle von Sektkorken, da hungern Menschen anstatt sich ein Festmahl zu gönnen, und da weinen Kinder, anstatt sich über Gaben zu freuen.

Diese Liste könnte man noch lange weiter führen - doch alleine diese drei Punkte reichen aus, um die stille Nacht in eine laute Nacht zu verwandeln. Nicht unbedingt im wörtlichen, denn Hunger kann man wohl so direkt nicht hören, aber zumindest im bildlichen Sinne. Sei es in der Ukraine oder im Nahen Osten, sei es im Irak, in Syrien oder Nigeria, sei es in Libyen oder sonst wo auf der Welt - haben nicht alle ein Recht darauf in Frieden zu leben? Ob es nun Bomben sind, die aus Flugzeugen geworfen werden; Terroristen, die sich eiskalt selbst mit in den Tod nehmen oder ein Land gespalten wird, weil die einen zur EU und die anderen lieber zu Russland gehören wollen - Gründe für Krieg scheint es immer zu geben. Und dann war es das mit der stillen Nacht.

Kein Hauch mehr von Besinnlichkeit, Frieden und Liebe. Dann beherrschen Randale, Anschläge und Hass das Bild der Weihnacht. Keine ruhige Idylle mehr mit schneebedeckten Tannen, Feuer im Kamin und funkelnden Kerzen im Weihnachtsbaum. Da ist der Schnee nicht mehr weiß, sondern mit roten Flecken getüpfelt; Feuer brennt Häuser nieder und Kerzen leuchten höchstens noch im Andenken an die Gefallenen …

Sollten wir also nicht doch in „unserer“ stillen Nacht für einen Moment an die denken, die es nicht so gut haben wie wir? Einmal kurz an die Menschen denken, die Angst haben und nicht wissen, ob und wie sie die Nacht überleben werden? Und sei es nur für einen kleinen Moment, es tut uns doch nicht weh …

© Jennifer Klein

 

 Buchklassiker ins Kino gebracht

 

Klasse Idee, so kann sich der Leser gleich davon überzeugen, wie gut oder schlecht seine inneren Bilder in ein Filmgeschehen übertragbar sind. Ganz im Ernst, ist nicht das Eintauchen in die Welt der Schrift viel spannender und bringt die eigene Fantasie viel tiefer ins Geschehen?

"Der Hobbit" entstand für seine Kinder, als modernes Märchen. Ob sich J. R. R. Tolkien je träumen ließ, mit welcher Wahrnehmung seine Mittelerde auf das Auge projiziert wird?

Und jetzt die Qual der Wahl: Was soll unter den Weihnachtsbaum?

Sinneberührung mit unterschiedlichen Reizen, mit Taschenlampe unter der Bettdecke lesen, Eintauchen in eine Welt voller Mystik und altnordischen Handlungsbeschreibungen? Gegenüber gestellt: Bilderfluten treffen auf´s Auge!

Zusammen mit Familie und oder Freunden ins Kino oder gemütlich als DVD ansehen? Oder doch Beides und in welcher Reihenfolge?

"Die drei Musketiere", aufbauend auf Gatien de Courtilz de Sandras Biografie d´Artagnans, schuf  Aleandre Dumas der Ältere auch weitere Teile/ Romane, die mehrfach verfilmt wurden.

"Paddington Bär", die ersten erschienen 1958, geschrieben von Michael Bond, der auch Krimis schreibt. Hier liefen schon diverse Teile der Geschichten im Kinderprogramm, nun soll auch der Weg ins Kino geebnet werden.

Fragt sich, wer soll damit besonders angesprochen werden?

"Shades of Grey" -  E. L. James ist das Pseudonym der britischen Bestsellerautorin Erika Leonard. Hier bringt die negative Kritik weitere Verkaufserfolge, dazu musste einfach ein Kinofilm entstehen, um weitere Kassen zu füllen.

"Harry Potter" von Joanne K. Rowling (Pseudonym Robert Galbraith) erlebte, auch durch groß angelegte Mundpropaganda, einen wahren Hype und hat bisher 7 Teile zu dieser Reihe veröffentlicht, die verfilmt wurden.

Bei manchen Filmen ist die Intensität des Geschriebenen einfach nicht adaptierbar. Selbst die BlueBox, Trickeinlagen und Schnittführung kann die eigene Fantasie zum gelesenen Wort nicht erfüllen.

Vielleicht ist der Weg, erst das Buch zu lesen und dann die Verfilmung anzusehen, ein - nicht nur für mich - angenehmer Weg?

© Leahnah Perlenschmuck

Der Weg nach vorn

 In unserer Stamm-Rubrik "Der Weg nach vorn" präsentieren wir heute weihnachtsgemäß einen Ratgeber der etwas anderen Art, von einer Fachfrau verfasst. Das Schreiben als therapeutische Maßnahme: Wie's geht, erzählt Gittarina.

Ein weiterer Meilenstein ist ein Essay von Rene Deter, der sich mit Kategorisierung verschiedener Genre befasst.

 

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Schreiben als Blitzableiter

 

Das Poesiealbum war wohl früher das Erste, was vor allem Mädchen zum Schreiben brachte, allerdings gab es genug Sprüche, die man verwenden konnte, ab und zu wurden aber auch eigene Reime erfunden und hinein geschrieben. Dann folgten oft die Tagebücher, in dem alle Ereignisse des Tages und – wenn die Mütter nicht zu neugierig waren – auch die Gefühle, Schwärmereien, Enttäuschungen verewigt wurden. Auch hier waren und sind es wohl mehr die Mädchen, die sich so alles von der Seele schreiben.

Den Schwärmereien folgen meist die ersten Liebesbriefe, die entweder den Umschwärmten zugesteckt oder heimlich verwahrt werden. Wieder sind die Mädels meist die kreativeren Verfasserinnen und vor allem ausdauernder. Was so manchem Jungen schnell auf den Keks geht, weil er eben nicht so gerne schreibt – Ausnahmen natürlich ausgenommen.

Meist entsteht dann erst einmal eine große Pause, Berufstätigkeit, Heirat, Kinder, Haushalt – das alles sind Schreibkiller. Vielleicht fängt die eine oder andere Mutter an, eine Weile die Daten zur Geburt ihres oder ihrer Kinder schriftlich fest zu halten, aber das ist es denn auch schon. Aber es gibt Ausnahmen, die statt Poesiealben, Tagebücher oder Briefe mit Texten zu füllen, beginnen zu dichten oder Geschichten und Erzählungen zu verfassen.

Und, das ist hinlänglich bekannt, enthalten diese Werke nicht nur erfundene Protagonisten und Handlungen, sondern viele Personen, Handlungsorte und Geschehnisse tragen, oft verschlüsselt, Züge des Umfeldes der Autoren. Das ist bei gestaltenden Künstlern nicht anders, sofern es nicht reine Auftragsarbeiten sind.

Wieso also kann Schreiben wie ein Blitzableiter wirken? In dem Moment, in dem der Mensch beginnt, nicht reine Sachbücher, sondern Lyrik, Poesie, Erzählungen und Geschichten zu schreiben, sind fast immer biografische oder auch autobiografische Elemente darin enthalten. Interessant wird es, wenn ein Mensch spürt, dass in seiner Vergangenheit irgendetwas geschehen sein muss, über Jahre oder auch nur für kurze Zeit, dass immer mal wieder wie ein unangenehmer, störender Gedankenfetzen auftaucht.

Meist wird versucht, dies zu verdrängen und je mehr man sich bemüht, es wegzuschieben, umso häufiger drängt es sich auf. Es ist bekannt, dass seelische und psychische Belastungen, je länger sie verdrängt werden, zu körperlichem Unwohlsein entwickeln können. Wer kennt nicht die unbefriedigende Diagnose einer psychosomatischen Erkrankung bei gefühlten Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen und Migräne, Bauch- und Darmbeschwerden? Und wie entsetzt sind dann die Patienten, die vom Arzt auch noch die Empfehlung bekommen, doch mal einen Psychotherapeuten aufzusuchen.

Wird diese Empfehlung tatsächlich wahrgenommen, wird, je nach Vorgehensweise der Therapeuten, oft empfohlen, aufzuschreiben, was den Betroffenen so durch den Kopf geht, was sie beschäftigt, was sie freut und was sie stört. Je tiefgründiger der „Schmerz“ sitzt, desto schwerer fällt es dem Menschen, darüber zu reden. Wenn auch das Schreiben gehemmt ist, ist Malen angesagt, denn Farben und Formen enthalten Andeutungen, erzählen Geschichten, schöne und schreckliche.

Irgendwann greifen viele auch zum Stift, heute wohl mehr zur Tastatur und fangen an, Worte zu finden, die, erst vorsichtig und ängstlich – dann immer mutiger und aussagekräftiger – den inneren Schmerz erklären und auch die Entwicklung zum besseren Befinden deutlich machen. Natürlich ist immer zu bedenken, dass viele Menschen den Therapeuten, aber auch die Familie und die Freunde als reinen Mülleimer benutzen und danach, ohne irgendwas verändern zu wollen oder meinen nicht ändern zu können, fröhlich jammernd wieder in ihren Alltag zurückkehren.

Schreiben als Blitzableiter ist für Menschen, die ernsthaft ihren eigenen Ungereimtheiten auf die Schliche kommen wollen, eine mehr als gute Möglichkeit. Und dazu verhilft, mal die biografischen Vorkommnisse des eigenen Lebens unter die Lupe zu nehmen und aufzuschreiben. Wenn man noch ältere Angehörige hat, kann man sie erzählen lassen und seine eigenen Gedanken dazu aufschreiben. Wie haben Geschwister, Verwandte, Freunde diese Zeiten erlebt – und so nimmt nach und nach die eigene Lebensgeschichte Gestalt an – ergänzt durch unsere Erinnerungen und Empfindungen, die sich oft erheblich unterscheiden von den Berichten der anderen.

Und so kann eine Autobiografie entstehen, die einem selbst einiges klar macht, nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die unangenehmen Ereignisse, die einen stets, aber unbewusst belastet haben. Sich seinem eigenen Leben zu stellen, ist keine einfache Übung, aber eine sehr gute Möglichkeit, sich vieles von der Seele zu schreiben. Denn diffuse, seelische Empfindungen lassen sich nicht bändigen, nur betäuben mit Tabletten, Alkohol oder anderen Rauschmittel. Warum also nicht versuchen, sie aufs Papier zu bannen?

© Gittarina

 

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Genre in der phantastischen Literatur

 

Unbestritten ist die phantastische Literatur ein beliebter Bereich der Belletristik, denn man findet kaum an einer anderen Stelle derart viele Möglichkeiten, wie in der phantastischen Literatur. Grob lässt sich diese in mehrere Untergenre einteilen, die dann weitere Teilbereiche umfassen. Es handelt sich um:

  • Horror
  • Fantasy
  • Science Fiction
  • Mystery/ allgemeine Phantastik

wobei die Grenzen zuweilen fließend sind und die Genre ineinander übergehen können. Die reinen, Horror, SF oder Fantasy-Romane gibt es nicht mehr.

Genauso lassen sich Verzahnungen mit anderen Genre feststellen. Die vorliegende Abhandlung geht auf die Unter-Genre der oben genannten Kategorien ein, wobei keine Vollständigkeit gewährleistet werden kann.

 

Horror

- viktorianische Schauerromane/ Gothic-Novel: Das ist die klassische Gespenster- und Schauergeschichte, wie sie bereits im 19. Jahrhundert gang und gäbe war.
Sehr beliebt ist das Thema auch heute noch in sogenannten Frauen-Grusel-Romanen. Auch die Gothic-Novel spielt hier hinein. Ja, selbst Texte der deutschen Romantik lassen sich hier einordnen.

Oftmals handelt es sich um Geschichten, die vor dem Hintergrund alter Ruinen, verfallener Herrenhäuser, seltsamer Orte und so weiter spielen. Oder aber werden auch Legenden verarbeitet, die teils realen Ursprung haben, teils aber auch frei erfunden sind.
- Horror: Der klassische Horror fußt in der Regel auf Monstren oder übernatürlichen Wesen, wobei erwähnt werden sollte, dass auch der Vampir-Roman im klassischen Sinne ein Horror-Roman ist, heute aber eher in Dark Fantasy oder Fantasy einzusortieren ist.
- Splatter: Eine modernere Form des Horrors, indem teils
ekelerregende, manchmal auch erotisch-sadistische Szenen auftauchen. Nicht selten fließt viel Blut in den Geschichten. Im gewissen Sinne lassen sich auch diverse Zombie-Romane hier einsortieren.
- Dark Fantasy: Dunkle Fantasygeschichten, in denen das Übernatürliche in Form von Horrorgestalten wie zum Beispiel Vampiren und Werwölfen enthalten ist. Auch finstere und dunkle Settings spielen hierbei eine große Rolle.


Psychothriller: Psychologische Storys, in denen es um
psychischen Horror geht, wie zum Beispiel Verfolgungsszenarien, Mörder-Opfer-Beziehungen, Angst vor Räumen oder bestimmten Handlungen etc., ein Grenzfall der Genre Thriller, Horror und Krimi. Manchmal spielen auch übernatürliche mediale Begabungen eine Rolle.
- Horror-Thriller: Harter Horror mit Elementen des Thrillers, häufig sehr drastischen Schilderungen unterschiedlicher Themen, auch von Gewalt.
- Frauengrusel / Gothic Novel: Eine moderne Weiterentwicklung des Schauerromans. Der Grusel fällt eher sanft aus und Liebe und Zuneigung ist eine der häufigsten Zutaten dieser Geschichten. Diese wird häufig durch übernatürliche Erscheinungen und Phänomene auf die Probe gestellt.
- Endzeitromane/Dystopie: Geschildert werden zukünftige Horrorwelten. Dazu zählen unter anderen Endzeit-Zombie-Romane, die sich großer Beliebtheit im Moment erfreuen. Häufig Überschnitt mit Dystopien und Endzeitromanen der SF verbunden.
 
Fantasy
- allgemeine Fantasy: es tauchen übersinnliche, magische Eigenschaften auf oder seltsame Begebenheiten
- High Fantasy: Hier werden komplexe Welten mit magischen Wesen erschaffen und farbenprächtig geschildert. Diese können in unterschiedlichen Szenarios angelegt sein, wie einem fiktiven Mittelalter, einer parallelen, magischen Welt z.B.
- Urban Fantasy: Fantasy die in unserer Umwelt spielt. Übernatürliche Gaben spielen eine Rolle, auch ein Teil moderner Vampir-Romane können hier mit aufgezählt werden.
- Dark Fantasy: siehe Horror – Dark Fantasy
- Dystopie: Dystopische (negative) Zukunftswelten mit Fantasy-Elementen.
- Fantasy-Romance: Hier spielt die Liebe eine große Rolle, eng verwandt mit Frauen-Grusel / Gothic Novel von der Thematik her.
- Historische Fantasy: Es werden fiktive Geschehnisse der Vergangenheit aufgezählt und ausgeführt, die phantastische Elemente enthalten.
- Märchen (klassisch und modern) sowie Sagen und Heldenepen (Nibelungenlied): Märchen sind vom Volk überlieferte Geschichten oder von Autoren verfasste Geschichten um zauberhafte Begegnungen, lehrreichen Ereignissen oder auch Tugenden/ Untugenden. Häufig haben Märchen einen belehrenden Hintergrund. Sie müssen nicht immer gut enden, sind zuweilen auch derb oder zotig.
- Sagen dagegen beruhen auf tatsächlichen Geschehen und spielen in realen Gegenden. Aber sie müssen sich nicht zwangsläufig tatsächlich zugetragen haben.
- Heldenepik ist zumeist in Versform verfasste Heldenlyrik, die bereits ab dem 10.Jahrhundert entstand und teils auf ältere Stoffe zurückgeht. Sie wurde zunächst wie Märchen und Sagen mündlich tradiert, dann aber auch aufgeschrieben. Das bekannteste Beispiel ist das Nibelungenlied, das um 1200 aufgeschrieben wurde, dessen Stoffe aber älter sind. Es gibt aber auch von Autoren verfasste Heldenepik.
 
Science Fiction
- Space Opera/Weltraumabenteuer: Hier spielt der Weltraum und seine Wunder eine Rolle. Es werden Entdeckungen im All gemacht oder sich auch mal bekriegt. Technische Errungenschaften spielen häufig auch eine Rolle.
- Social Fiction: Es werden werden soziale Welten der Zukunft entworfen. Ist eng verwandt mit der Dystopie und Utopie, kann in gewissem Sinne als Oberbegriff dafür aufgefasst werden.
- Steampunk: In diesen Geschichten spielen Dampfmaschinen eine entscheidende Rolle, die in verschiedenen Zeitaltern angesiedelt sein können. Aber auch klassische Technik im Allgemeinen spielt eine Rolle.
- Dystopie und Utopie: Das Genre Utopie entwirft positive, Dystopie negative Zukunftsszenarien. Vor allem die Jugend-Dystopie ist momentan sehr beliebt.
- Science Fiction: Allgemein auch wissenschaftliche Phantastik genannt. Ist der allgemeinere Ausdruck für Romane, die sich um wissenschaftliche Errungenschaften drehen, wird aber auch allgemein verwendet.
- Wissenschaftsthriller mit fiktiven Elementen: Diese Werke spielen zumeist in der Ist-Zeit oder nahen Zukunft und enthalten ein fiktives wissenschaftliches Szenario aus den Bereichen Medizin, Geologie, Astronomie oder Archäologie.
 
Allgemeine Phantastik
- Mystery Thriller: Unter Mystery lassen sich verschiedene Stoffe zusammenfassen, die teils unheimliche, teils wissenschaftlich-phantastische, teils auch religiöse Inhalte haben. Aber auch verschwundene Völker, mysteriöse und/oder kultische Gegenstände und Orte können eine Rolle spielen.
- Paranormal-Romance: In diesem relativ neuen Genre spielen Beziehungen zwischen Menschen und übernatürliche Wesen eine Rolle, wie z.B. die Liebe zu einem Geist.
- allgemeine Phantastik: eine Bezeichnung für Werke mit phantastischen Elementen, die sich nicht eindeutig einordnen lassen. - Abenteuer-Phantastik Abenteuergeschichten, die teilweise phantastische Elemente enthalten, wie unbekannte Lebewesen, Kulturen etc.

Nicht zu vergessen sind auch Comics und Mangas, die dem phantastischen Bereich zuzuordnen sind. Zwei der Richtungen, die sich finden lassen, sind die Superhelden-Comics und die zumeist aus Japan stammenden Mangas mit verschiedenen Elementen.

Die in diesem Artikel gemachten Aussagen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn gerade in diesem Bereich der Literatur gibt es sehr viel Bewegung. Es entstehen neue Untergenre, wie die zum Beispiel bereits erwähnte Jugend-Dystopie, in denen sich eher jugendliche Helden durch zukünftige Welten kämpfen müssen, um zu überleben. Deshalb kann dieser Artikel nur einen groben Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit geben. Der geneigte Leser mag selbst entscheiden, wie weit er in phantastische Welten eintauchen möchte. Die Auswahl jedenfalls ist riesengroß.

© Rene Deter

 

 

Mixed Pixles empfiehlt

 Weihnachtlich kommt diese Ausgabe daher. Im Rahmen der Vorzeichen haben wir diesmal die Gruppe "Biografisches" unter die Lupe genommen, insbesondere begründet durch die Herausgabe des Spendenbuchs "Licht in der Dunkelheit".

Als Highlight haben wir einen besonders liebevollen Brief eines Gruppenmitglieds an unsere Leser hintan gestellt, mit Link zu diesem tollen Projekt.

Die Autorenrubriken "Mixed Pixles empfiehlt" bis hin zu "Autoren unter sich" werden wiederum die Gruppen-Administratorin selbst in den Fokus rücken, und auch dies hat seinen Grund: Durch ein besonders liebevolles Händchen hat sie aus einer einstmals kleinen Gruppe eine heimelige Riesenwohnstube für über 1000 Mitglieder geschaffen. Um diese besondere Frau auch einmal in einem etwas anderen, etwas persönlicheren Licht erscheinen zu lassen, präsentieren wir von ihr zwei Leseproben aus ihren eigenen Büchern, ihre Vita und daran angeschlossen ein spannendes Interview.

 

We proudly present:

 

Gittarina*

 

 

* Ein Klick auf die beiden Cover führt direkt zum Profil der Autorin. Dort befinden sich nicht nur die beiden beschriebenen Werke, sondern auch andere Titel.  Mixed Pixles ist hocherfreut, Gittarinas Werke vorstellen zu dürfen. Ab der nächsten Seite könnt Ihr zwei Probiererle genießen.

Leseproben

Lebensborn

 

Lilo weint. Muss er wirklich gehen? Er ist doch noch so jung, grade mal 17 Jahre alt, sogar ein Jahr jünger als sie und so toll und so begabt, allein wie er Klavier spielt – aber Hitler ruft alles, was männliche Beine hat an die Front. Es gibt keine Ausnahmen, kein Entrinnen – nun sind die Jüngsten dran, die Deutschland noch zu bieten hat.  Der Abschied naht – ein einziges Zusammensein in ihrem kleinen Zimmerchen in Berlin haben sie noch vor dem Marschbefehl.

„Ja, ich bin schwanger!“ – Lilos Mutter Sybille erstarrt, sie will es eigentlich gar nicht hören, welche Schmach – sie kennt doch einige Ärzte hier, die…. „Bemühe Dich nicht, es ist viel zu spät, ich habe schon alles versucht, ohne Erfolg wie Du siehst.“  Lilo streicht über ihren gerundeten Bauch. Es ist Anfang August. Ihr Liebster wurde vor gut 5 Monaten eingezogen.

In Sybilles Kopf arbeitet es, was tun, sie kann nicht hier bleiben, die Leute würden sich die Mäuler zerreißen, man würde mit den Fingern auf sie zeigen. Und das gerade jetzt, wo ihr Mann doch Gauleiter für das Salzburger Land geworden ist und sie endlich das rege gesellschaftliche Leben in vollen Zügen genießen können.  „Paul? – komm doch mal!“

Paul verfügt über weitreichende Beziehungen und lässt seine guten Verbindungen spielen. Natürlich, warum ist er nicht gleich drauf gekommen? Die Burg von Mauterndorf – ideal, weit genug weg von Salzburg, eine gut gepflegte und medizinisch bestens ausgestattete Lebensbornstätte in Goebbels Besitz. Genau der richtige Ort, zumal zu hoffen ist, dass Lilo dort wieder auf den rechten Weg zurück findet, denn dieser kleine Möchtegern Pianist aus Berlin scheint doch eher eine recht dubiose Figur zu sein und so gar nicht linientreu. Weiß man doch, dass er schon mal vom Blockwart verhaftet wurde, weil er während eines Fliegerangriffs im bereits zerbombten Erkerzimmer auf seinem Flügel „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ klimperte.

 

Endlich … wenn auch mit Gänsehaut

 

Irgendwo, ganz weit hinten in meinen Gehirnwindungen, gab es einen Gedanken, eine Idee, einen Traum, den ich mir irgendwann mal erfüllen wollte. Aber andrerseits fürchtete ich mich auch davor, mehr darüber zu wissen, den Ort selbst in Augenschein zu nehmen. Dieser Ort war mein Geburtsort: Mauterndorf, Kreis Tamsweg im Lungau in Österreich in Nähe der Tauern. In diesem Ort gab und gibt es einen Bergfried, eine trutzige Burg, die vom Eigentümer Hermann von Epenstein (ein reicher Militärarzt aus Berlin) 1939 als Schenkung an Hermann Göring weiter gereicht wurde. Der übereignete dieses Geschenk zur Nutzung an Heinrich Himmler und so wurde dieses Gemäuer zu einer Geburtsstätte für ledige Mütter, die in das Programm Lebensborn e.V. zur Erhaltung des „arischen Blutes“ aufgenommen wurden.

Meine Mutter war gerade 18 Jahre alt, ledig und schwanger. Durch die Beziehungen ihres Stiefvaters, Gauleiter in Salzburg, verfrachtete man sie genau dorthin, weil man diese „Schande“ nicht so gerne im direkten Umfeld dulden wollte. „Was sollen denn die Leute denken!“

Ich habe nie ein Wort von ihr darüber gehört. Aber ich wurde stutzig, als ich im Nachlass zwei Geburtsurkunden fand. Eine mit Reichsadler und Hakenkreuz aus Mauterndorf von 1943 und eine vom Standesamt Berlin - Wilmersdorf von 1946. Tja, da war meine Neugier geweckt und ich begab mich auf die Suche und in mir wuchs der Wunsch, mir diesen Ort mal anzusehen.

Mit der Zeit entschlüsselte sich mir das Geheimnis ein wenig, aber ihr Schweigen verstand ich überhaupt nicht. Durch die Berichte einer Freundin meiner Mutter und durch meine Recherchen begriff ich langsam, was das für ein Ort war und was es für meine Mutter bedeutet haben muss, dorthin abgeschoben worden zu sein.

Die Vorstellung, mal dort Urlaub zu machen, zerbröselte zu Staub, denn ich konnte mir nun nicht mehr vorstellen, dorthin zu fahren. Zumindest nicht mehr allein, weil ich befürchtete, dort das heulende Elend zu bekommen. Aber irgendwann, irgendwann wollte ich dorthin. Damals war ich Anfang 20.

An meinem 50. Geburtstag flammte er aber wieder auf, dieser Traum. Jetzt fühlte ich mich stark genug, jetzt wollte ich es wagen. Aber es dauerte noch ein Jahr, dann war es soweit. Mit einem männlichen Gefährten, dem ich zutraute, mich auch als jaulende Zicke ertragen zu können und dessen Brust stark genug war, um darauf vor Trauer oder Zorn herum zu trommeln.

© Gittarina

Vita einer Autorin

 Gittarina ist doch tatsächlich eine Nikolaus-Frau. Somit erteilen wir von Mixed Pixles einer interessanten Frau mit interessanter Biografie selbst das bombastische Wort:

 

***

Am 6. Dezember 1943 als uneheliches Kind in einer Lebensbornstätte im heutigen Österreich geboren.

Auf der Rückkehr nach Berlin wurden meine Mutter und ich 8 Wochen in ein Zwischenlager bei Stuttgart verfrachtet, weil die Nase meiner Mutter Lilo wohl jüdische Züge hatte. Kurz vor dem weiteren Abtransport kam der Ariernachweis von meinem Großvater.

Weiterfahrt nach Berlin.

Heirat meiner Eltern – Trennung ein Jahr später.

Lilo stammt aus gutbürgerlichem Hause, Ehe der Eltern nach 4 Jahren geschieden, weil er fremd ging. Er stammt aus einer Künstlerfamilie, will Pianist werden. Nach Kriegsverletzung der rechten Schulter zunächst keine Chance.

Er verlobt sich 1948 mit der Freundin seiner Schwester, und sie heiratet kurzentschlossen einen schwerbehinderten Kriegs“helden“. Begründung: der wird mir nicht so schnell fremd gehen. Tat er auch nicht, er ging „bekannt“ und sah in mir wohl das geeignete Opfer.

1949 Umsiedlung von Berlin nach NRW ins neue Haus von Lilos Vater, Arzt und ein alter Haudegen. Dort 4 Jahre Volksschule, dann Realschule, Aufnahme ins Aufbaugymnasium gescheitert, Höhere Handelsschule, 1963 Heirat, Umzug ins Rheinland - 1. Kind Ende 1964.

Als Bürokraft im Betrieb meines Mannes gearbeitet, 1968 Scheidung, 2. Heirat 1969, Umzug Richtung Stuttgart, 2. Kind 1971 (Katja). Dieses Kind ist körperbehindert, und „Krüppel“ konnte mein Mann nicht ertragen. Er griff zur Flasche.

Da wurde mir klar, dass ich für meine beiden Kinder sorgen muss. Ich habe nebenher das Abi nachgemacht und dann Psychologie und Medizin studiert (mit Tochter in der Tragetasche!). Sohn ging zur Schule.

1973 habe ich dort einen Verein für „Tages- und Pflegemütter“ aufgebaut – nach dem schwedischen Modell. Dort wurde dann auch Sohnemann nach der Schule versorgt.

Medizin musste ich nach dem Physikum aufgeben, da zu viel Arbeit und Stress.

1979 habe ich meinem Mann eine neue Wohnung besorgt, um zumindest mal den privaten Stress zu mildern.

Scheidung 1980 – Umzug nach Bad Mergentheim Sommer 1981 – da ich das Angebot bekam, hier am Kurort zusammen mit Medizinern und der Uni Heidelberg ein Gesundheitszentrum aufzubauen. Nebenher Psychopraxis im Städtchen, Betreuungen übers Notariat und Pressearbeit für die Kurverwaltung.

Zwei Jahre später wurde im Ort das erste Schmerztherapiezentrum eröffnet. Witzigerweise war der Besitzer ein ehemaliger Studienbekannter aus der Unizeit. So kam ich zur Leitung der Psychologischen Abteilung dieser Klinik.

Zusatzausbildung während der Anfangszeit als Traumtherapeutin über 3 Jahre.

Zwei Jahre später eröffneten wir die zweite Schmerzklinik, die vor allem die psychosomatischen Schmerzerkrankungen therapierte. Dort arbeitete ich bis 1996 – bis mich sowas wie ein Burnout überkam (der Begriff war damals allerdings noch nicht in). Ich hatte zumindest das Gefühl, wenn mir jetzt noch ein Missbrauchsopfer in die Praxis kommt, laufe ich Amok und erschieße alle Männer.

Auf die Frage, was ich denn gerne machen wolle, kam spontan: „Was mit älteren Menschen, noch kann ich das“ – Fazit: Wir nahmen uns 1997 ein neues, aber pleite gegangenes Rehazentrum vor, und ich gestaltete daraus ein niedliches „Seniorenkurhotel“ mit 65 Betten. Meine Gäste, die ich dann herrlich betuddeln konnte, kamen aus ganz Deutschland durch gemeinnützige Organisationen wie Rotes Kreuz, Caritasverbände, DRK etc.

Ein Jahr später brach meine MS aus – ich engagierte mich sofort im Wissenschaftlichen Beirat der DMSG (Deutsche Gesellschaft für MS-Erkrankte).

Nun hatte ich, wie viele meiner Gäste, einen Rollstuhl, Rollator oder Stock. Aber: kein Problem zunächst, während der jahrelangen, vierteljährlichen 3 Tage dauernden Chemo im KH erholte ich mich und war wieder fit. Die Chemotherapie während meiner Krebsbehandlung ab 1984 war wesentlich unangenehmer.

2003 wusste ich allerdings, das geht nicht mehr lange und so zog ich mir eine potentielle Nachfolgerin heran. Aber so einfach war das wohl nicht, denn 2 Jahre später war Feierabend.

In 2003 hatte ich eine Idee, wie ich dann zwar zuhause, zeitungebunden und trotzdem berufstätig bleiben konnte, weil ich eine Idee verwirklichte. Nämlich „Informationen zu Krankheiten“ schreiben und die Ergebnisse mit dem Kopf der entsprechenden Kliniken ins Netz zu stellen.

So konnte jeder, der Infos zu was auch immer suchte, nicht nur was über sein Krankheitsbild lesen, sondern auch gleich die passende Klinik dazu.

Schnell hatte ich fast 30 Kliniken gewonnen, deren Ärzte mir die Krankheitsbilder schilderten, die ich dann für Laien verständlich machte und einstellte.

Dazu kamen dann auch Anfragen von medizinischen und psychologischen Journalen und Magazinen. Ende 1010 habe ich das dann eingestellt, hatte das Gefühl mit über 4.000 Artikeln alles abgegrast zu haben.

Und im Januar 2011 landete ich dann durch meine schreibende Tochter bei BookRix. *

© Gittarina

 

* Anmerkung der Redaktion: Ausführlichere Informationen bezüglich Gittarinas Zeit seit BookRix werden im Interview zu finden sein. Rubrik "Autoren unter sich"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Autoren unter sich

Talkrunde Sina Katzlach/Gittarina/Rene Deter

 

***

Einführung: Gittarina ist die Administratorin der Gruppe "Biografisches" und Initiatorin mehrerer Charity-Anthologien. Die letzte davon ist das Spendenbuch "Licht in der Dunkelheit", passend zur Weihnachtszeit. Darüber hinaus ist sie für Mixed Pixles aufgrund eines ungewöhnlichen Lebenslaufes und eines besonderen Talents interessant: Ihre Biografien lesen sich so spannend wie ein Roman. Last but not least hat unsere Interview-Partnerin einen besonderen Führungsstil. Sie ist für ihre Gruppenmitglieder Freundin, Taktgeberin und Lebenshilfe zugleich.

Grund genug, Gittarina in den Fokus der Weihnachtsausgabe von Mixed Pixles zu rücken und eine kleine Gesprächsrunde mit ihr zu führen. Let's talk about: A marvellous way!

 

***

Sina: Hallo Gittarina, danke, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast. Meine erste Frage an dich: Laut deiner Vita hast du spät mit Schreiben begonnen. Hast du dich nicht bereits in der Schule mit dem Gedanken getragen, ein besonderes Talent zu haben und es irgendwann nutzen zu wollen?

Gitta: Hallo Sina, bewusst nicht. Meine Lieblingsfächer waren allerdings immer Deutsch, Geschichte, Geografie, Biologie und Musik. Mathematik und Physik hätte man von mir aus gar nicht erfinden müssen. Aufsätze habe ich immer gerne geschrieben, hatte da aber keine Ambitionen, dies als Hobby zu betreiben. Dafür wollte ich ab 10 Jahren unbedingt Klavier spielen lernen – nach meinem ersten längeren Besuch bei meinem Vater - mit 14 habe ich dann heimlich Klavierstunden genommen. Die Stunden habe ich vom Verdienst als Zeitungsausträgerin bezahlt.

Aber ich flog leider auf, meine Mutter verpasste mir wochenlangen Hausarrest und damit endete jäh meine Karriere als potentielle Pianistin.

Sina: Zitat: "Aber ich flog leider auf, meine Mutter verpasste mir wochenlangen Hausarrest und damit endete jäh meine Karriere als potentielle Pianistin."

*lacht* Warst du darüber sehr traurig?

Gitta: Ja, das kannst Du wohl annehmen, ich wusste allerdings warum, denn sie vertrug überhaupt keine klassische Musik, weil sie alles an ihren ersten Mann, meinen Vater erinnerte, der inzwischen wieder Konzerte gab. Aber ich habe mich gerächt!

Sina: Zitat: "Aber ich habe mich gerächt!"

Würdest du uns gern eine kleine Anekdote hinsichtlich dieser Rache erzählen, oder wäre dies zu persönlich?

Gitta: Klar, kann ich das erzählen: ich wusste, dass meine Eltern sich in Berlin im KADEWE kennengelernt hatten. Sie sammelte mit der Blechbüchse Geld für das "Mütterhilfswerk" und er spielte dort nachmittags immer auf einer Präsentation für Klaviere auf einem "Bechstein-Flügel". An diesem Tag spielte er Beethovens "Apassionata" und die "Mondscheinsonate".

Diese beiden Schallplatten (damals noch Schellack) schenkte ich ihr zu Weihnachten. Sie nahm sie, den Blick werde ich nie vergessen, und zerbrach sie über ihren Knien. 3 Monate später hatte sie Geburtstag und da lagen dann noch einmal beide Platten auf ihrem Gabentisch. Was sie mit denen gemacht hat, weiß nicht. Sie lagen einige Zeit dort und waren dann verschwunden.

Sina: *grinst*

Du hast eine spannende Vergangenheit. Gehen wir zur nächsten Frage über: Dein literarischer Schwerpunkt liegt auf Biografien. Warum ist das so, und hast du dich auch schon in anderen Genres versucht?

Gitta: Oh ja, meine ersten „literarischen Ergüsse“ waren ellenlange Liebesbriefe, aber da unterscheide ich mich sicher nicht von anderen. Auf jeden Fall kamen die immer sehr gut an *lach* - Die nächste Station begann erst mit dreißig. Eine Freundin lud mich zu einem Konzert ein und beichtete auf der Hinfahrt, dass eigentlich sie eine Kritik schreiben solle, aber keine Ahnung von Musik habe, ob ich das nicht machen könne.

So begann eine jahrelange Zusammenarbeit als Rezensentin mit den Kulturseiten der Zeitungen im Stuttgarter Raum. Dann kamen die Kolumnen „Gedanken zur Zeit“ hinzu, die ersten wissenschaftlichen Arbeiten für psychologische und medizinische Journale, der Aufbau einer Serie im Internet über „Informationen zu Krankheiten“ und dann, ja dann erst kam Bookrix! Und damit die Hinwendung zu Biografien.

Sina: Verstehe ich das richtig, dass du quasi journalistisch tätig warst? Hast du Geld damit verdient?

Gitta: Ja, das war auch gut so.

Ich habe ja damals angefangen mein Abi nach zu machen und das Studium angefangen und da war jede Mark willkommen. Ich bekam zwar ordentlich Unterhalt, aber meine Uni war weit weg und kostete viel Sprit, Sohnematz war zeitweise bei einer Tagesmutter, war auch nicht billig und Wünsche sind natürlich immer vorhanden. Da ich für viele Zeitungen und Journale arbeitete, war das ein gutes Zubrot. Am meisten Kohle hat allerdings später meine Internetarbeit gebracht.

 Sina: Kommen wir zu der Literaturplattform BookRix und somit zum zweiten Teil deiner Antwort:

Wie lange bist du schon auf BookRix?

Gitta: Im nächsten Januar werden es vier Jahre, ganz schön schon, gell?

Rene: Welche Beweggründe verleiteten dich dazu, dich auf BookRix anzumelden?

Gitta: Eine ehemalige Freundin hatte sich bei BookRix
angemeldet und meinte, das wäre doch etwas für meine Tochter Katja, die einige Monate zuvor ihr erstes Buch veröffentlicht hatte. Katja war zunächst unsicher und sagte dann „ja, aber nur, wenn Du Dich auch anmeldest“. Okay, so bin ich zu BookRix gekommen.

Ein weiterer Zufall bescherte Katja und mir sofort die Aufnahme in eine kleine private Gruppe, in der ich mich sofort aufgenommen fühlte.

Sina: Seit BookRix befasst du dich also mit Biografien. Da stellt sich mir eine Frage:

Du schreibst in deinen biografischen Werken - angefangen mit "Lebensborn" - sehr offen, fast schon konfrontativ. Befürchtest du nicht, dass sich einer deiner ja authentischen Protagonisten kompromittiert fühlen könnte?

Gitta: Anfangs habe ich nur gelesen, in einer kleinen privaten Gruppe wurde ich allerdings schnell ermuntert, auch einige Texte meiner Kolumnen von früher einzustellen. Ein Wettbewerb in der "Gruppe Biografisches" reizte mich und das war der Anfang.Meine Schreibe ist so, wie ich das empfunden habe oder auch noch empfinde. Warum sollte ich um den heißen Brei schreiben? In meinem Alter brauche ich keine Schönfärberei mehr. Und meinen Protagonisten von früher kann es egal sein, es lebt niemand mehr, was übrigens für meine eigene therapeutische Arbeit sehr hilfreich war.

Sina: Zitat: "Und meinen Protagonisten von früher kann es egal sein, es lebt niemand mehr, was übrigens für meine eigene therapeutische Arbeit sehr hilfreich war."

Hat das Schreiben in irgendeiner Art und Weise dein Leben beeinflusst?

Gitta: Mit Sicherheit, ich war aber lange unsicher, ob ich das überhaupt machen soll. Und dann funkte meine Tochter dazwischen und meinte: "Jetzt schreib' endlich mal Deine Biografie, bevor Du abkratzt."Ich hatte schon viel aufgeschrieben, immer mal wieder was - aber dann kam erst System rein und ich habe das Gefühl, dass es gut war.

Meinen Patienten habe ich immer geraten, alles aufzuschreiben, was ihnen einfällt, dann wird der Kopf ein wenig entlastet von all den inneren Belastungen. Ihnen habe ich immer gesagt, dass so ein Bleistift oder Kugelschreiber wie ein Blitzableiter wirken kann - heute ist es meist die Tastatur.

Rene: Kommen wir auf dich als Administratorin zu sprechen. Du leitest seit einiger Zeit die Gruppe Biographisches. Was treibt dich an, sich mit diesem schwierigen Thema zu beschäftigen, in dem ja auch Kontroversen auftreten können?

Gitta: Ja, diese Entwicklung habe ich unserer Wollfrau, so nannte sie sich damals, zu verdanken. Die Gruppe Biografisches war Ihr Kind und das hat sie mir anvertraut, als sie für sich beschloss, einen anderen Weg in der Literatur einzuschlagen.

Und für mich ist es kein schwieriges Thema, sondern „das Thema“ überhaupt. Wir alle haben eine Biografie und wir alle haben Gleiches und Unterschiedliches erlebt. Und wenn wir darüber nachdenken, es erzählen oder aufschreiben – dann werden eben genau diese so wichtigen Unterschiede bewusst. Und diese Unterschiede können uns helfen, uns selber besser zu verstehen – aber auch andere Menschen, die mit einer anderen Geschichte in diese Welt entlassen worden sind. Es hilft eben auch sich in die oder den Andere/n besser einzufühlen. Eben – wenn es Kontroversen gibt.Wenn ich weiß, warum ein Mensch vielleicht die oder die Eigenschaft hat, kann ich doch viel eher verstehen, woher und wieso es so sein könnte. Es hilft mir, mit Menschen umzugehen.Ich kann es auch ganz kurz begründen: es war mein Beruf und scheint wohl auch eine Art Berufung zu sein.

Rene: Du sprichst gerade deinen Beruf an. Kannst du uns darüber mehr erzählen? In deinen biographischen Werken berichtest du über deine Zeit als Therapeutin und Begleiterin hilfsbedürftiger Personen. Was hat dir diese Arbeit für das Leben mitgegeben?

Gitta: Ich hatte keine Berufsausbildung, heiratete früh und der damalige Slogan für die Frau an sich hieß: „Kinder, Küche, Kirche“. Mit der Kirche hatte ich es allerdings nicht so. Bei der Geburt meines zweiten Kindes, das körperbehindert war, ging die Ehe auseinander und mir war klar, dass ich was tun musste. Also habe ich das Abi nachgemacht und danach Psychologie und Medizin studiert. Medizin musste ich nach dem Physikum aufgeben, ich schaffte es nicht, beide Studiengänge neben Haushalt und Kindern zu bewältigen. Ehrenamtlich baute ich zur gleichen Zeit in Sindelfingen einen Verein für Tagesmütter nach dem schwedischen Modell auf. Der Umzug nach Bad Mergentheim bescherte mir dann die psychologische Leitung einer Schmerzklinik und eine große Zahl an Pflegschaften – heute Betreuung genannt.

Was mir diese Arbeit fürs Leben gebracht hat? Alles! Das gute Gefühl, andere Menschen auf schwierigen Lebensphasen zu begleiten, sie von so manchem Leid zu befreien, damit sie ihre Zukunft lebenswerter angehen können. Gibt es was Schöneres? Für mich nicht.Und es gab einen kleinen aber ungeheuer wichtigen Nebeneffekt: ich konnte endlich anfangen, auch mich, mein bisheriges Leben und meine Psyche, komplett auseinander zu nehmen. Man sagt ja auch ironisch so schön: Wer Psychologie studiert – hat selber ne Macke!

Sina: Eure Gruppe zeichnet sich durch eine heimelige Atmosphäre aus und ist eine der wenigen BookRix-Gruppen, die eine funktionierende Gemeinschaft trägt. Wie schaffst du das?

Gitta: Liegt das nicht schon ein wenig in dem Begriff
"biografisch" begründet? Ich denke schon.

"bios" ist das Leben und graphisch steht für schreiben. Und so finden sich in der Gruppe Menschen, die über ihr aktuelles Leben schreiben - so entsteht ein Austausch über die eigenen Befindlichkeiten, positive wie negative und so entsteht doch fast automatisch ein Austausch mit den anderen Gruppenmitgliedern.

Gut, man muss ihnen die Plattform dazu geben, das ist klar. Aber genau das ist halt meins. Jahrelang war es mein Beruf, heute ist es mein Hobby. Ich war immer für andere Menschen da - und eigentlich ist es nur eine Fortsetzung meines Berufes - oder vielleicht Berufung?

Wichtig ist auch eine möglichst beständige Präsenz, sonst versickert vieles. Interessante Themen, zu denen ohne Gefahr die eigenen Meinung kund getan werden kann. Das ist mir besonders wichtig. Jeder hat eine Meinung zu was auch immer. In den üblichen Diskussionen kommt oft schnell einer daher und knallt seine Gegenmeinung in die Runde. Das tötet oft sehr schnell die Lust, sich dort zu beteiligen - und sowas versuche ich zu verhindern. Niemand sollte die Lust verlieren, überall mitzumachen. Und ich versuche schon, meine "Schäfchen" zusammen zu halten.

Sina: Liebe Gittarina, das mag vielleicht die Grundlage für eine funktionierende Gruppe sein, doch darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus. Es erklärt vielleicht die Entstehung von schönen Geschichten, Gemeinschaftswerken und so weiter.

Niemals jedoch diese Atmosphäre in eurem Forum, insbesondere in der Plauderecke. Es ist, als säße man mit vielen Bekannten in einem Café, und genau dies kann ein Gruppenzweck allein niemals erreichen. Ich denke, dies dürfte der Verdienst einer warmherzigen Administratorin sein, der dies am Herzen liegt, was sie tut. Nächste Frage: Kennst du einige deiner Gruppenmitglieder auch real?

 Gitta: Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich genauso dabei bin und schreibe, wie mir der Schnabel gewachsen ist? Das ich jeden virtuell in den Arm nehme - Sina, das ist für mich selbstverständlich. Ich kenne nur wenige persönlich, tatsächlich nur sechs, telefoniert habe ich schon mit erheblich mehr Personen, allerdings bin ich ein Telefonmuffel - war wohl zuviel während meiner Berufszeiten.

Sina: Wie schützt du im Internet deine Privatsphäre, das ja gerade mit deinem literarischen und administrativen Schwerpunkt ziemlich schwierig sein dürfte?

Gitta: Hm, was ist Privatsphäre, was habe ich zu verbergen? Nicht viel, muss ich ehrlich sagen. Warum auch? - Also meine Kontoauszüge würde ich sicher nicht einstellen, Telefon und Adresse kann man in der heutigen Zeit übers Internet erkunden. Was ich manchmal denke, okay, das mache ich nicht publik. Meine Meinungen gebe ich auch nicht immer bekannt, allenfalls oberflächlich, so wie auch persönliche Verletzungen. Mehr fällt mir da gerade nicht ein, ich bin da wohl etwas zu blauäugig, oder?

Sina: Nein, blauäugig bist du beleibe nicht. Im Gegenteil. Ich finde, wer schreibt sollte auch den Mut haben, authentisch zu sein, insofern ist deine Einstellung eher vorbildlich. Und erst recht, wer Spenden-Aktionen managt. Wobei wir beim letzten Thema sind:

Welches von den Spendenbüchern, die Ihr Biografen gemeinsam erstelltet, liegt dir am Meisten am Herzen?

Gitta: Das neue Buch "Ein Licht in der Dunkelheit" - es ist irgendwie ein "Prachtkind" geworden. Außerdem macht mir die Bestimmung, dass die Spenden für deutsche Kinder in Not verwendet werden, noch zusätzlich Freude.

Das soll aber nicht die Freude am ersten Spendenbuch schmälern, denn es war im vorigen Jahr für die Hochwassergeschädigten auch sehr wichtig.

Rene: Als Leiterin der Gruppe gibts du nun zum zweiten Mal eine Anthologie zu wohltätigen Zwecken heraus, Was hat dich zur Herausgabe von Spendenbüchern animiert?

Gitta: Das ist etwas vielschichtiger und nicht mit einem Satz zu beantworten. Ich habe ja selbst vor 8 Jahren zusammen mit einer Freundin eine Stiftung für Aidswaisen auf die Beine gestellt und wir unterstützen Kinder von HIV infizierten Eltern, damit sie in Uganda und Namibia eine Schule besuchen und eine Berufsausbildung machen können. Diese Stiftung trägt sich selbst durch die Zinsen.

Als 2013 die Hochwasserkatastrophe viele Menschen ins Elend stürzte, kam mir die Idee, dieses Mal eine Anthologie mit den Autoren von BookRix zu erstellen – im Prinzip habe ich den Gedanken von BookRix übernommen, die ja vor dem Relaunch jahrelang bei Katastrophen aller Art, thematische Beiträge zum Thema sammelten und jeden Beitrag mit einem kleinen Geldbetrag belohnten, der dann insgesamt gespendet wurde.Ich führte den Gedanken einfach ein wenig weiter, erstellte ein Buch und so fließt nun der Nettoerlös in die Kasse der Spendenorganisation "Lebensbrücke e.V."

Rene: Kannst du uns davon noch ein wenig genauer berichten? Was genau macht die"Lebensbrücke e.V. und warum kommen die Spendengelder gerade dieser Organisation zugute?

Gitta: Dass die Spendengelder dieses Mal gegen Kinderarmut sein sollten, war gleich der erste Gedanke zu Beginn der neuen Aktion, der sich in der Gruppe „Kinder in Not“ festigte. Und es sollten Kinder aus Deutschland sein.Nachdem ich von den großen Spendenaktionen von „Bild“, „ZDF“ und „RTL“ sehr hochnäsig und schon fast beleidigend abgewiesen wurde, wendete ich mich an die „Dt. Lebensbrücke e.V.“ – dort war man richtig begeistert davon.

Dort werden Kinder in deutschen Großstädten betreut. Immer häufiger kommen Kinder ohne etwas im Magen zur Schule. Das liegt an schwierigen sozialen Verhältnissen, aber auch daran, dass für das Familienleben morgens immer weniger Zeit bleibt. Dafür wurde nun der Frühstücksklub eingerichtet. Das gleiche Dilemma gilt auch für ein anständiges Mittagessen. Sie unterstützen sozialpädagogische Freizeiteinrichtungen in verschiedenen Städten Deutschlands, ermöglichen den bedürftigen Kindern und Jugendlichen in diesen Projekten gesunde, warme und kostenlose Mahlzeiten. Dort finanzieren sie auch Betreuer, die einfach für sie da sind, die ihnen bei den Hausaufgaben helfen, die kreative Angebote und Lernspiele mit ihnen machen und soziale Kontakte aufbauen.

Rene: Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Könntest du dir vorstellen, auch in Zukunft weitere Spendenbücher herauszugeben? Die Erstellung eines solchen Bucher kostet doch einiges an Aufwand und Zeit. (und ein paar Nerven).

Gitta: Ja, das kann ich! Und es gibt viele Gründe dafür: ich liebe Gruppenarbeit und arbeite gerne mit Gruppen, weil es interessant ist. Jedes einzelne Gruppenmitglied ist und bleibt ein Individuum mit eigenen Vorstellungen, Werten, Vorleben und Visionen. Und all diese Eigenschaften und Varianten gebündelt zu einem Gruppenkonsens – was Besseres gibt es nicht (wie auch längst wissenschaftlich belegt wurde).Und mit dem eigenen Hobby, dem Schreiben, verbunden, ebenso mit dem Gedanken, etwas (z.B. gegen Kinderarmut) zu tun – das sollte man nicht einschlafen lassen. Und noch sind mein Energiepotential sowie mein Nervenpaket willig. Ich denke schon, dass wir im nächsten Jahr wieder etwas in dieser Art erstellen.

Rene: Welches Spendenthema könntest du dir denn vorstellen? Möglichkeiten gibt es da ja viele.

Gitta: Ja, Möglichkeiten gibt es genug. Ich würde in Zukunft gerne weiterhin gezielte Aktionen unterstützen, so wie jetzt den Frühstücksclub und den Mittagstisch für Kinder in Not bei einer renommierten Spendenorganisation. Wichtig ist, dass die Thematik von den Menschen als sinnvoll und spendenwürdig anerkannt wird. Es wäre sicher schwieriger der Allgemeinheit zu vermitteln, zum Beispiel „nur“ ein Tierheim oder „nur“ einer einzelnen Familie zu helfen.

Rene: Möchtest du bei zukünftigen Projekten weiterhin auf Bio-Gruppe und ihre sehr aktiven Mitglieder bauen oder es auf das gesamte BX ausweiten?

Gitta: Die Mitglieder der Gruppe „Kinder in Not“ sind sozusagen überregional und nicht nur Biomitglieder. Und BookRix selbst ist ja insofern auch beteiligt, da sie auf ihre Provision verzichten.Ich kann mir aber eine Ausweitung im großen Stil gut vorstellen, wenn die Admins einiger anderer Gruppen bereit wären, die Idee auch in ihren Gruppen vorzutragen und dafür zu werben. Dazu müssten sie ja nicht mal unbedingt der Biogruppe beitreten, sondern nur der Planungsgruppe. Doch, das wäre eine gute Idee!

Sina: Wie erfolgreich haben die bisherigen Spenden - Werke ihren Zweck erfüllt?

Gitta: Das Buch "Entfesselte Natur" erbrachte insgesamt über 1.300 €, die komplett an die Aktion der Hochwassergeschädigten überwiesen werden konnten.

Aktuell konnte ich allein für den Oktober für die Printversion bereits 80 € an die "Dt. Lebensbrücke e.V." überweisen. Die Abrechnung von BookRix für das E-Book steht noch aus.

Sina: Wir danken dir für diesen interessanten und informativen Gesprächsverlauf. Ich hoffe, du bleibst BookRix noch lange erhalten. Eine Frage habe ich noch: Hast du auch noch andere Projekte oder ist deine administrative Tätigkeit hier sozusagen dein Lebenswerk?

Gitta: *Lach* - ich denke, es wird zu meinem Lebenswerk solange ich noch schreiben und lesen kann. Noch habe ich einige andere Aufgaben: ich lektoriere und korrigiere Texte von anderen Autoren, unterstütze meine Tochter Katja bei der Vermarktung ihrer Bücher, organisiere Lesungen, halte Einführungen zur Handhabung der Tarotkarten und Bachblüten, bin im Wissenschaftlichen Beirat der AMSEL (Arbeitsguppe der MS-Erkrankten in Baden-Württemberg) und schreibe immer mal wieder Texte für "Psychologie heute".

Zum Schluss auch euch ein dickes Dankeschön für den angenehmen Verlauf unseres Gesprächs!

Sina: Danke dir, Gittarina. Wir wünschen dir für alles, was du tust, weiterhin viel Erfolg, und bleib, wie du bist.

© Rene Deter/Sina Katzlach/Gittarina

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Gruppe "Biografisches"

Die „Gruppe Biografisches“ wurde etwa 2010 gegründet, denn die ersten Mitglieder sind laut BX-Angaben 4 Jahre dabei. Gegründet und geleitet wurde sie von „Wollfrau“, so wie sich Brigitta Wullenweber damals nannte.

Irgendwann kam „guerain“ als zusätzlicher Admin oder Moderator hinzu.

Im Sommer 2011 entschloss sich Wollfrau, mal zu einem anderen Genre zu wechseln und übertrug die Hauptverantwortung an guerain. Gittarina kam als Moderatorin hinzu. Im November übernahm sie die Administration der Gruppe, da auch guerain andere Wege gehen wollte. Die „Gruppe Biografisches“, hatte damals etwa 600 Mitglieder.

Im Prinzip blieb die Gruppenstruktur so wie sie war, es kamen nur mit der Zeit einige weitere Elemente hinzu. Damals war es zum Beispiel möglich, dass jeder Autor sein eigenes Portal zur Vorstellung seiner Bücher hatte, da mit jedem neuen Eintrag der gesamte Thread wieder sichtbar auf die erste Seite rutschte – das änderte sich nach dem Relaunch sehr nachteilig, denn jetzt würde jeder Eintrag schnell in der Versenkung verschwinden. Heute gibt es dafür einen einzigen Thread für alle Autoren, der als „Wichtig“ festgetackert auf der ersten Seite bleibt. Das Gleiche geschah mit der Rubrik zum Thema „Musik, was wir gerne hören“, den Wettbewerben und den Wochenfragen.

Nach der Übernahme der Administration durch Gittarina führte sie das erste Gemeinschaftswerk - nämlich „Unser Adventstagebuch“ - ein, das aufgrund der regen Teilnahme gleich 4 Bände ergab. Diesem Objekt folgten dann gemeinsame Bücher zu den Themen, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, Schulgeschichten, "unsere ersten Erinnerungen" und viele mehr. Natürlich gab es auch jedes Jahr Bücher zum Advent und Weihnachten. Auch in diesem Jahr wird in der Adventszeit wieder ein Gemeinschaftswerk der Gruppe entstehen.

Im Sommer 2013 entschloss sich die Gruppe Biografisches dazu, ein erstes Spendenbuch für den Verkauf zu erstellen. Der Grund war das fürchterliche Hochwasser im Juli, das so vielen Regionen, Menschen und Tieren eine Lebensgrundlage nahm. Der Erfolg konnte sich sehen lassen, und so entstand auch in diesem Jahr die Idee zum Spendenbuch, mit dem Ziel, den Erlös für Kinder in Not zu spenden.

Ein weiterer Kernpunkt der Gruppe ist „Bios Quasselecke“. Hier wird – wie der Name schon sagt – einfach drauflos gequasselt. Ob über Schicksale, den Alltag oder einfach nur ein Plausch mit den anderen Gruppenmitgliedern, alles ist möglich.

Die regelmäßig stattfindenden (auto)biografischen Wettbewerbe bieten Gelegenheit, sich untereinander besser kennenzulernen. Aber auch Kraft und Ermutigung lassen sich durch die Anteilnahme, den Zuspruch oder auch nur einen netten Kommentar schöpfen.

Heute hat die Gruppe bereits über 1.400 Mitglieder. Neue Mitglieder sind jederzeit herzlich Willkommen und werden mit offenen Armen aufgenommen. Ein herzliches Dankeschön gilt an dieser Stelle Gittarina, die beim Verfassen dieses Artikels mit Rat und Tat zur Seite stand!

© Jennifer Klein

Ausklang

 Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Mitgliedern der Gruppe "Biografisches" für die Mitwirkung an der vierten Ausgabe von Mixed Pixles im Jahr 2014 und wünschen sowohl allen Autoren als auch unsren Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Vorankündigung: Eine kleine Sonder-Edition mit dem Titel "Mixed Pixles Outsourced" ist in Vorbereitung. Zielsetzung: Vorstellung von außergewöhnlichen Kunst-Projekten, Blogs und verschiedenen Künstlern sowie sämtliche Themen rund um das Selfpublishing und den Buchmarkt.

Abschließend übergeben wir an Manuela Schauten das Wort, die für uns die letzte Ausgabe in 2014 ausläuten darf.

 

Herzlichst,

 

Eure Tintenfass AG

 

 

Ein Licht in der Dunkelheit

 

 Liebe Freunde,

 

was ist nur mit den Menschen los? So gereizt, wie in dem letzten halben Jahr habe ich es bisher noch nie wahrgenommen. Piesacken, sticheln, vorne freundlich und hinten herum, auf gut Deutsch ein A…! Machen uns die Medien oder vielleicht das Wetter so aggressiv?

Wenn wir Nachrichten hören oder fernsehen, erreicht unser Ohr fast nur Negatives, dazu die schrecklich schaurigen Bilder. Da möchte man sich am Liebsten in sein Schneckenhaus verkriechen. Weltweit Krieg, Mord und Totschlag, dazu die sich rasend schnell tödlich um sich greifenden Krankheiten, welche ganze Landstriche von Menschen befreien, ebenso durch die Trocken- und Dürreperioden ausufernden Hungernöten. Doch dazu brauchen wir gar nicht so weit zu reisen, selbst in unserem sogenannten Sozialstaat, gibt es unzählige Menschen, darunter unheimlich viele Kinder, die unter Hunger leiden und teilweise sogar auf der Straße leben.

Dabei könnte das Leben so schön sein, wenn alle ein wenig zusammenrücken, teilen und Hilfe leisten, jeder in seiner Möglichkeit, wie er kann und mag. Denn nur gemeinsam gegen Gewalt und Hunger vorzugehen, macht Spaß, und es bringt Licht und Wärme in diese elendige kalte Welt. So haben auch Autoren der BookRix-Community Beiträge für einen guten Zweck geschrieben, wobei alle Autoren auf jegliches Honorar und BookRix auf ihre Verkaufsprovision verzichten.

Der Nettoerlös geht an die Deutsche Lebensbrücke e.V., welche sich gegen Kinderarmut einsetzt. Daher zünde ich eine Kerze an und hoffe das viele dieses Gemeinschaftsbuch „Ein Licht in der Dunkelheit“ erwerben oder anderen unter den Tannenbaum legen, um ein wenig Licht und Wärme bei den Kindern zu verbreiten.

Eure Manuela

 

Weihnachtsbücher unserer Autoren

 

 

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Kein Weihnachtsbuch,

jedoch passend zu

einem aktuellen Thema:

 

 

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Impressum

Texte: Sina Katzlach and Authors
Bildmaterialien: Dito/Pixabay/Diverse Autoren
Lektorat: Sina Katzlach
Tag der Veröffentlichung: 23.11.2014

Alle Rechte vorbehalten

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