Gewidmet
all den mitwirkenden Autoren
den Menschen auf den Weltstraßen der Revolution
den Opfern, die Blut für die Freiheit vergossen
den Frauen, die hoffen, ihrer Pein entfliehen zu können
gewidmet auch jenen, die sich einen Neuanfang wünschen
und jenen, die all ihr Herzblut und ihre Kraft dafür geben
Gewidmet jenen, die ihrer Stimme beraubt
und jenen, die Mut haben, sie zu erheben
All denen, die sprechen für andere Menschen
um jenen ein Stück Frieden und Freiheit zu geben
„Auf ein Neues, los, packen wir es noch einmal an."
Dies ist das Einstiegsmotto einer kleinen Autorengemeinschaft, genannt Tintenfass AG. Was mag es bedeuten, an was denken wir in der Regel, wenn jemand zu uns etwas Ähnliches sagt? Manchmal begleitet ein Stoßseufzer das gesprochene Schlagwort, für Manchen ist es das erneute Auftauchen aus einer Resignation. Doch zugleich ist es ein Schlachtruf, der sehr gut für das Jahr 2013 passt – ein Jahr voller Katastrophen, aber auch voller Hoffnung.
Einen euphorischen Schrei auf den Lippen – solidarisch für jene, die einen Neuanfang wagen. Diesen Menschen, die viel verloren, doch noch mehr gewannen: Die Loyalität und die Zuneigung von Helfern, die im Rahmen von Katastrophen mit anpackten, um den gemeinsamen Wiederaufbau in Angriff zu nehmen. Es mag ein himmlisches Gefühl sein, wenn die erste eingestürzte Mauer eines einstig heimeligen und nun zerstörten Domizils wieder steht, von vielen Händen „auf ein Neues" errichtet. Vorstellen können sich dies nur jene, die es erlebten. Nur sie mögen es ermessen, welchen Kraftaufwand ein Neuanfang birgt. Und während auf der einen Seite der Erde dafür gekämpft wird, Mauern zu errichten, um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen, fallen auf der anderen Seite symbolische Mauern, die Grenzen bilden. Es sind die Mauern in den Köpfen der Menschen, die mit Macht eingerissen werden wollen. Auch dort heißt es „auf ein Neues": Dies jedoch im Sinne von Umschwung, von angestrebter Freiheit, angeregt durch die Sehnsucht gesamter Völker nach Demokratie.
Aus besagten Gründen steht Mixed Pixles ganz im Zeichen des Umsturzes, des Wiederaufbaus, der Solidarität, der Gemeinschaft. Denn auch wir befinden uns im Wiederaufbau. Ob es gelingt, liegt in den Händen der Leser.
Es grüßt
Die Tintenfass AG
Gez: Sina Katzlach
Wir hoffen, ein breites Spektrum an Unterhaltung und Information bieten zu können. Frech und fröhlich geht es los mit der Rubrik "Unter uns gesagt ...", ein Sammel-Surium verschiedener Themen, dazu gedacht, ungeschminkt auch unbequeme Wahrheiten loswerden zu können.
Gelungen? Seht selbst!
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Weiter geht es mit unserem redaktionell ausgegebenen Arbeitsmotto und Top-Thema der ersten Retro-Mixed Pixles-Ausgabe: Revolutionen im Wandel der Zeit. Es zieht sich wie ein Roter Faden durch das Magazin und formt alle weiteren Rubriken.
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"Neues aus der Polit-Kantine" handelt die Vorgänge rund um Brüssel und sonstige "heißen Themen" aus der Sicht unserer Autoren ab. Politik mal anders!
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In der Rubrik "Nicht ganz ernst gemeint" gibt unsere Autorin Petra S. einen hochinteressanten Wortschatz zum Besten. Die Kapitel-Überschrift sei wörtlich zu nehmen!
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"We love Independent": Informatives und auch Kritisches rund um das SelfPublishing bieten unsere Autoren unter dieser Rubrik. Es folgt ein Interview mit Rigor Mortis und gipfelt in der Vorstellung zwei der aktuellsten Werke (Mixed Pixles empfiehlt)
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Ein kleiner, höchstpersönlicher Rückblick auf das Jahr 2013 mündet schließlich Abschied nehmend in ein wehmütiges Poem zu Nelson Mandela und bildet den Schluss von Mixed Pixles 01/2014.
Die Tintenfass AG wünscht Gute Unterhaltung!
Autoren wollen wir sein, gelesen wollen wir werden!
Lesen: Wollen wir lesen? So scheint es doch ein bisschen verwunderlich, dass wir Autoren scheinbar kaum lesen. Nein, uns soll man lesen, wir wollen schreiben. Doch was bleibt uns schon für eine andre Wahl? Wenn wir selbst nicht durch die Gegend ziehen, uns bei den Kollegen rumtummeln, dann interessiert sich doch wohl keiner für uns.
Zig Plattformen wurden für uns geschaffen, um uns ein Netzwerk zu bieten. Nie war das Publizieren einfacher als heute, und doch: Noch lange nicht sind wir zufrieden. Wir fühlen uns oft genug schon wie Stars, wenn wir es doch mal geschafft haben, ein paar Freunde dazu animiert zu haben, ein paar Bücher von uns zu erwerben. Gar kostenlos stellen wir sie zur Verfügung, Hauptsache, wir werden gelesen.
Dabei wollten uns diese Freunde doch eh nur einen Gefallen tun und stellten sich als Leser zur Verfügung - und warum? Weil auch sie gern gelesen sein wollen. Doch mit dieser Hoffnung sind sie allein - denn: Wir wollen ja nicht lesen, sondern schreiben. So wie auch sie.
Und siehe auch, wie wir darauf hoffen, dass ein Verlag sich unser erbarmt. Da stampft mal schnell ein Autörchen ein Verlagsprogramm aus dem Boden, um die eigenen Bücher auf dem Rücken von hoffentlich bald angeschlossenen Mit-Autörchen publizieren zu können, und schon sehen wir uns am Ziel unserer Träume, wenn jenes Autörchen und jetzt Verlegerchen Interesse an unseren Büchlein ankündigt. ... Huch: An unseren Büchlein? Wir schreiben Bücher!
Doch was um Himmels Willen ist nun ein Buch? Tippe ich mal schnell ein paar Zeilen und haue jede Menge Schreibfehler hinein, ist das dann auch schon ein Buch? Wenn nein, dann juckt das auch nicht, denn das Werklein kostet eh nur 2,50 oder 3,20 oder 0,99 Euro oder einfach nur ein paar Zerquetschte.
Aber bitte schön, Damen und Herren: Für 3,20 Euro kaufe ich mir lieber Cora, für 0,99 Euro könnte ich auch noch ein Heimatromänchen erwerben, und das von renommierten Verlagen und noch renommierteren Autoren. Fazit: Backen wir doch mal lieber kleinere Brötchen, denn Stars sind wir noch lange nicht! ... © Sina Katzlach
Self-Publishing – Fluch oder Segen?
von Michael Vogt
Rund 12,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik entscheiden sich bei der Frage: „Was und wie will ich lesen“, mittlerweile für das eBook. Die Tendenz sei steigend, behauptet die Branche und stellt ihren derzeitigen Marktanteil von 18 Prozent ins Rampenlicht. Wow, da muss sich doch was machen lassen, lautet mein Fazit nach der langwierigen Prozedur der Recherche.
Ich will schreiben! Bücher schreiben - Bücher, die gelesen werden. Das kann doch nicht so schwer sein, schließlich bin ich journalistisch vorbelastet. Geschrieben habe ich alles: tausende Artikel, Reportagen, Kommentare - das ganze Spektrum der Wortverschieber und Satzverdreher. Ich habe "Blatt gemacht", Redaktionskonferenzen geleitet, das Verlagswesen in- und auswendig kennengelernt.
eBooks seien keine Nischenprodukte mehr, sondern ein Massenphänomen: Sagt die Branche. Also werde ich auf den Zug aufspringen, der sich von der Bummelbahn längst zu einem ICE gemausert hat. Und dieser ICE fährt nicht mit angezogener Bremse, nein, der gibt mächtig Gas! Knapp 13 Millionen mögliche Leser. Tendenz steigend.
Das nennt man doch »beste Aussichten«. Ich entdecke ein großes Wort von Ernest Hemmingway: "Das erste Manuskript ist immer Mist!" Sicher meinte er damit die Spezies der Hobbyschreiber. Ich hingegen bin doch Profi!
Ich weiß, wie man gute Exposés schreibt, was spannende Spannungsbögen sind, mit Interpunktion stehe ich auf Du und Du. Was soll schon schief gehen? Und überhaupt – haben meine Freunde, Bekannten und auch die Familie nicht gesagt, meine Buchidee sei überragend gut? Macht schon mal Platz auf der Bestsellerliste: Ich komme!Drei Monate später. Hemmingway hat Recht, das erste Manuskript ist Mist. Buchschreiben geht easy? Man reihe kurzerhand Wort an Wort, Satz an Satz, der nächste Abschnitt, das nächste Kapitel, bitte! Ich lese das Manuskript. Immer wieder. Zwanzig, dreißig, fünfzig Mal! Noch immer finde ich Fehler. Hier ein Komma, da ein falsches Adjektiv… Und dann das Urteil eines „guten“ Freundes: "Für den Anfang nicht schlecht, aber …!"
Hier stimmt doch was nicht, schließlich habe ich mir Tage und Nächte um die Ohren geschlagen, um dieses phänomenale Werk zu schaffen! Alleine der Buchtitel garantiert doch bereits die fällige Millionenauflage. Und selbst das bekannte Markwort-Wort, man müsse immer an den Leser denken, habe ich berücksichtigt! Ich fürchte, vom Bestseller bin ich weiter entfernt, als der Mond von der Sonne! Was also macht ein „gutes“ eBook aus? Ich recherchiere wieder: „Für das eBook gelten die gleichen Spielregeln wie für die gedruckten Pendants!“ Aha! Da scheine ich etwas übersehen zu haben. Was, das ist eine andere Geschichte. Und die folgt demnächst! Denn: Wer die Spielregeln nicht kennt, wird auch beim Monopoly nicht gewinnen.
Bei den rund 13 Millionen eBook-Lesern schon gar nicht!
© Michael Vogt
Nichts leichter als das?
Ja, ich weiß: Läuten hörte ich, dass Titel nicht mit Fragezeichen versehen werden sollten. Woher ich das habe? Ich las es in einem Buch von Candice Bushnell, der Titel: „Raufschlafen". Da ging es um ein Model, das sich im wahrsten Sinne des Wortes „Raufschlafen" tat. Ja, ja: ich weiß: Was ist denn das für ein Deutsch? Heißt es nicht eigentlich „raufschlief" oder „raufgeschlafen" hatte? Noch genauer: Herauf geschlafen hatte. Aber können wir überhaupt noch das Deutsch, was unsere Rechtschreibreform einstmals laut Duden von uns verlangte?
Auf was man heutzutage nicht alles stößt: Permanente Kleinschreibung, was ja an sich bereits auf revolutionäre Anwandlungen hindeuten mag. Oder kurze Sätze, die an sich gar keine Sätze mehr sind. Nehme man das Beispiel, dass ein Satz mit „Oder" anfängt, wie grade eben, im vorliegenden Satz. Oder mit „Und": Geht gar nicht?
Und wie das geht, findet Ihr nicht? Ist nicht jede Art von Reformierung ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht? Weshalb dürfen wir nicht schreiben, wie wir es mögen? Wozu sind Reformen, die genau genommen auf Normen aufgebaut sind, überhaupt gut?
Im Falle der Rechtschreibreform dürfte das eigentlich klar sein: Verlangt wird ein einheitliches Bild, aus Verständlichkeitsgründen. Denn sonst kämen wir beim Sprechen und beim Schreiben überhaupt nicht mehr klar, und es wäre, als ob jeder Einzelne eine andere Sprache spricht. Doch wenn dies so wäre, könnten wir uns genau genommen auf Tierlaute beschränken, so wie damals, als alles begann. Dann würden wir bellen, knurren, miauen, wiehern ... oder ein schrilles „I-aaaaahhh" wie ein Esel von uns geben. Oder wir würden uns artikulieren wie Affen, was ja genau genommen schon einmal unsere Sprachkultur war. Jedenfalls muss das so gewesen sein, denn stammt der Mensch nicht vom Affen ab?
Bei manchen sieht man's noch heute, wenn die Gesichtszüge noch dermaßen ausgeprägt sind. Es gibt sogar noch welche, die benehmen sich affig. So sagt man zumindest. Allerdings halte ich das für ein Gerücht, denn ich habe noch nie einen Affen vor dem Spiegel gesehen, zumindest nicht in damaliger Zeit, weil: Da gab's keine Spiegel.
Heutzutage denken viele, Schreiben ist „Nichts leichter als das", denn schließlich haben wir es in der Schule gelernt. Und doch ist es für manchen recht schwer, man nehme mal das Beispiel „Legasthenie" oder schlimmer noch: „Analphabethismus". Es heißt, dass es sich dabei um Krankheitsbilder handelt. Wie jene Menschen sich in einer Welt der Schrift damit zurechtfinden können, ist genau genommen bewundernswert.
Noch bewundernswerter ist, dass manche Legastheniker sich outen und beginnen, echte Bücher zu schreiben. Auch dies ist eine Revolution, die erfolgreich durchgeführt wurde. Möglich macht es das Selfpublishing.
Nun nehmen wir einmal andere Sprachentwicklungen unter die Lupe: Wie ist das mit dem Amerikanismus in Deutschland? Er nimmt enorme Auswüchse an, und fragen wir uns nicht manchmal, warum? Ist unsere Sprache so hässlich oder so kompliziert, dass wir das brauchen?
Oder ist das schon ein Auswuchs der amerikanischen Politik, da ja die Leute da drüben richtige Eroberer sind? Müssen sie alles an sich reißen und brezeln sich deshalb in allen Ländern der Welt fest, sogar in der Sprache?
Eigentlich ist es ja unfair, denn: In der Schule gehört Englisch – was ja ein wesentlicher Bestandteil der amerikanischen Sprache ist – zum Pflichtfach in Deutschland, aber habt Ihr schon einmal gehört, dass englischsprachige Länder Deutsch als Pflichtfach anbieten müssen? Ich weiß es ja nicht sicher, aber ich glaube nicht. Und wenn ich damit Recht habe, dann ist das meiner Meinung nach schlicht und einfach etwas empörend.
Französisch: Dürfen wir lernen und müssen es nicht. Lateinisch, ja klar: Wenn wir Abitur anstreben und studieren wollen, dann ist das unumgänglich. Und doch war Lateinisch schon durch die Römer einstens der Grundstein aller Sprachen der Welt. Heute? Dient Latein nur noch der Verschleierung von Medizinsprache, oder um zu zeigen, wie gebildet man ist. Wobei das relativ schade ist, denn nichts ist so wohlklingend wie die romanischen Sprachen. Also betrachtet mein Essay als Hommage an die Sprache ...
Und als Aufruf zu einer Sprach-Revolution!
© Sina Katzlach
Und hiermit kommt sie auf den Prüfstand:
Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit
von Michael Vogt
Ich schreibe, also werde ich reich: Du gutgläubiger, armer Poet. Irren ist bekanntlich menschlich, die deutliche Mehrheit Deiner Zunft muss nämlich schnell und nachhaltig erkennen, nicht einmal notdürftig vom Schreiben leben zu können. Gut, nein, SEHR GUT, stündest du schon da, müsstest Du dem Finanzamt Deines Vertrauens angeben, es möge doch bitte die Steuerlast jener 3.000 Euro festlegen, die von schlauen Statistikern als durchschnittliches, jährlich zu erzielendes Honorareinkommen von Buchautoren festgehalten sind.
Wow, herzlichen Glückwunsch, Du hast es geschafft! Wie läuft es denn so mit Deinen drei oder vier Nebenjobs? Anders sähe es für Dich nur aus, könnte man Dir zum Eintritt in jene Liga der Top-100-Autoren gratulieren, die dem Durchschnittseinkommen lächelnd Schnippchen schlagen und am nächsten Bestseller arbeiten. Drum merke: Wer Reichtümer anhäufen möchte, sollte besser eine Firma gründen und erfolgreicher Unternehmer werden!
Ich schreibe, also werde ich berühmt: Und wovon träumst Du sonst? Im besten Medien-Sprech erreichst du als Autor mit ganz viel Glück oder guten Beziehungen den Status eines „C-Promis“. Mit der Nennung Deines Namens werden Füllartikel geschrieben, weil es andere Meldungen gerade nicht zu berichten gibt. Es sei denn, man hat dir den Literatur-Nobelpreis verliehen, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geschehen wird.
Du wirst also nicht zum Opfer von Paparazzi werden, keine hysterisch kreischenden Menschen wollen dich „nur einmal berühren“ oder gar Autogramme haben. Nicht einmal im Supermarkt um die Ecke dürftest du erkannt werden. Drum merke: Die Chance, berühmt zu werden, ist mit einem Job beim Fernsehen ungleich größer!
Ich schreibe, also führe ich ein aufregendes, abwechslungsreiches Leben: Sorry, aber Du hast gerade aufregend mit „einsam“ verwechselt! Sieht die schriftstellerische Praxis nicht ganz anders aus?
Das Schreiben findet im stillen Kämmerchen statt, bestenfalls unterbrochen vom Gang in die Küche, um dort die nächste Kanne Kaffee auszusetzen. Und Deinen vielen Freunden (!!!) ist Deine Arbeit sowieso schon immer suspekt gewesen. Drum merke: Wenn du ein aufregendes Leben führen möchtest, solltest du nicht Schreiben, sondern etwas anderes tun. Was, ist eigentlich unwichtig, solange es nicht das Schreiben ist. "Der nächste Bestseller, bitte …" „Schon durch den Titel alleine wird sich mein neues Buch bestimmt millionenfach verkaufen ...“: Leider nein, denn Fakt ist, die überwiegende Zahl der Neuerscheinungen tragen entweder den Stempel „Flopp“ oder „Eintagsfliege“.
Der Buchmarkt ist unerbittlich. Und gnadenlos. Trotz anfangs bester Verkaufszahlen wird dein Taschenbuch-Werk höchstens zwei bis drei Monate im Regal liegen, ganz hinten, in der letzten Reihe. Für die Hardcover-Ausgabe werden dir im besten Falle noch einmal drei Monate mehr Zeit eingeräumt. Dann bist du auch damit „weg vom Fenster“. Drum merke: Selbst Bestseller-Autoren müssen mit dieser nackten Business-Wahrheit leben.
Lyrik, Lyrik über alles: Du schreibst Gedichte. Schöne Gedichte, natürlich! Moment, vor dem nächsten Reim schauen wir uns lieber einmal das folgende Rechercheergebnis an: Noch nie hat es ein Lyrikband in die Hitparade deutscher Belletristik geschafft. Goethe, Heine, Kirsch & Co.? Längst passé. Schnee von vorgestern!
Drum merke: Lyrik wäre ein Spitzenreiter des Genres, „wenn jeder, der Gedichte schreibe, auch Gedichte läse!“
Es lebe die hochliterarische Dramatik: Schreibe, was Du auch liest, vor allem, was Du GERNE liest! Du liest Krimis? Dann schreibe Krimis! Du liest Kinderbücher? Nun, dann schreibe auch Kinderbücher! Aber bitte, lasse die Finger von der Kunst der hohen Literatur. Die lesen und schreiben Andere. Meistens besser. Aber nicht unbedingt erfolgreicher. Drum merke: Autor, bleib‘ bei deinen Leisten!
Inspiration, wo bist du nur geblieben: Der Appetit kommt beim Essen. Die literarische Inspiration kommt beim Schreiben. Zwischen Idee und Manuskriptende liegt allerdings harte Arbeit, kein Spaziergang. Und dazwischen braucht es immer wieder neue Ideen, also neue Inspirationen. Und die kommen, siehe oben, beim Schreiben. Drum merke: Autor werden, ist nicht schwer, Autor sein … Viel Glück mit vielen neuen Schreibideen und Inspirationen! Mögen sie Dir immer im richtigen Augenblick zufliegen. Dann wird das schon was, mit dem Manuskript.
© Michael Vogt
... im Wandel der Zeit
© Bild: Rene Deter
Wie unsere Leser möglicherweise - und bestenfalls - feststellen mögen, sind die meisten Artikel in dieser ersten Retro-Ausgabe von Mixed Pixles schonungslos ehrlich und teilweise gar provokant. Dies hat seinen Sinn, denn unser Arbeitsmotto für Mixed Pixles war "Revolutionen im Wandel der Zeit", mit dem Ziel, den "revolutionären" Begriff so breitflächig wie möglich zu interpretieren und abzudecken. Auch die Bebilderung richtet sich an dem vorgegebenen Thema aus. Im Verlauf des Projekts wurde auch ein einziges Bild in verschiedenen Weisen bearbeitet. Die Vorlage war ein Leitbild des Arabischen Frühlings, der redaktionell gewünscht - aber nicht ausschließlich - im Vordergrund stand. Wir wünschen weiterhin viel Spaß mit Mixed Pixles.
Bild: © Clary
Ach wie war die alte Sprache schön
Man konnte noch die Worte sehn
Gar vielfältig in Weise und Form
Ganz außerhalb der heut´gen Norm.
Das h gar gerne nach dem t
Heute tut´s den Augen weh
Und auch ein eingeschobenes e
Viel lieber gibt's ´nen boah eh.
Auch gibt es der Komma mehr
Heute gern ohne, bittesehr!
Und überhaupt: die Variation
Einte die deutsche Sprachnation
Heute ist sehr viel erlaubt
Manches gar schon eingestaubt
Doch glaubt mir, unsere Sprache
Bietet Platz für sehr viel Rache
© Rene Deter
Die Welt in Scheiben
Technische Revolution: Die Glühbirne
Die Fifties: Revolution "Rock'n Roll
Atheismus
Eine Faust für die Freiheit?
Es schreit zum Firmament
aus reinster Qual
schmerzvoll der Laut.
Nicht Angst
noch Glaube
schwingt darin.
***
Der Weinberg lässt sie los
die Traube,
die scheinbar
in der Frömmigkeit
gefangen hing.
Nichts kann nun mehr
den Zorn verhüllen,
nicht Schleier, Glaube
noch Prophet.
Die Knut`
mitsamt den
Selbstbeweihräucherern
nun endlich in
der Verbrecherecke
steht.
Dort kauern nun
die Völkermörder,
feigen Diebe, Schlächter
geschundener Körper.
***
Die sich anmaßen,
auch den Geist
für ihre Zwecke
umzudrehen.
Erdreisteten sich,
Freiheit,
Lebensqualität
feig`zu stehlen.
Sie hingen an dem Golde,
an Macht und auch Soldatensolde
und beschützten damit nur
ihre eigene, widerliche Brut.
Was macht
die Macht
so schlecht?
Warum bricht man
auf der ganzen Welt
das Menschenrecht?
***
Doch nur aus Gier
nach mehr und
mehr und mehr.
Zu lange still ertragen
die faulen Früchte,
denn immer schwerer
wurde der Korb
mit ihrem Gifte.
Nichts zu verlieren mehr
nur unwürdige
Hundeleben.
In langen Jahren
nichts zu "vergeben".
Kein eigen
Hab und Gut.
Nur Lasten
für die Ausbeuter
zu tragen.
Wie weit sollen
Menschen
denn noch
sinken?
Wohin ihr Leid
versenken?
Was übrig bleibt?
Der Mut
zur heiligen Wut!
Ist das nicht
ein Menschenrecht?
Denn niemand sei
des anderen Knecht.
Nie sah ich so klar
wie letzter Zeit
wie wenig wahr
Weltpolitik
in ihrem ganzen
Streben sei.
***
Ob sie es jemals war?
Kann sie nicht mehr erfassen
diese Schwüre
an Reue
und Treue
an Glauben?
Nichts auf der Welt
scheint mehr
in einer Ordnung
zu sein.
Lippenbekenntnisse,
Missverständnisse,
Mordlust,
Lebensfrust.
Betäubung
im billigen Rausch,
der Wille zum Hassen.
***
Fast scheint es mir,
als wären wirklich
die letzten Tage
angebrochen.
Der Böse
aus seinem feurigen Bau
geifernd gekrochen
und reibt sich genussvoll
die gierigen Klauen.
Wo ist das kindliche Urvertrauen,
das ich einst spürte?
Wo ist die Herzenswärme hin?
Wohin ist das,
was ich nicht recht
auszudrücken vermag?
Was ist das,
was sich auf einen Pfad
ohne möglichen Rückweg
verirrte?
Ist es die Unschuld,
die wir verloren,
ins Unwiederbringliche getragen,
mit immer neuer Opfergabe?
Auf den Altären der Halbgötter,
Willfährig die Nahrung
für die Höllensphären
gebaren.
Eine neue Unschuld, wird es die geben?
Oh nein, nicht in diesem Leben!
©Glenda Benning
MALEFIZMUS UND EINE SALATREVOLUTION
„Salafismus“ heißt das Zauberwort einer typisch orientalisch-männlichen Religions-Interpretation. Irgendwie erinnert es an Salat! ... Ja, den kann die islamistische Männerwelt haben, denn Allah sei mit euch, wenn die nach dem vermeintlichen Koran erzogenen Frauen plötzlich zu unerwartetem Selbstbewusstsein finden. Noch sind die Rufe nach Emanzipation fern des Westens sehr leise, und sie erklingen flüsternd unter Todesgefahr.
Noch ist es euch möglich, von Gesetz und Religion legalisierte Inzucht und Pädophilie zu betreiben, indem eure Töchter wie Vieh an den höchstbietenden Verwandten verschachert werden. Doch durch den Arabischen Frühling wächst mit dem Traum von Demokratie auch der Wunsch nach gedanklicher Freiheit, der durch eure bisherigen Diktatoren erfolgreich unterdrückt worden ist.
Oh, Ihr arabischen Männer, nach Freiheit schreit Ihr auf euren Straßen. Große Diktatoren wurden erfolgreich gestürzt, unter Blut und Tränen wurden die Sieger gefeiert. Doch viel gefährlicher sind jene kleinen, die sich nicht in Palästen verbergen, sondern in unwesentlich mehr als in armseligen Häusern. Jene, die dafür sorgen, dass Mädchen durch Beschneidungen grausigste Schmerzen erleiden, denn eine Frau ist ja nicht viel mehr für euch wie dummes Vieh. Doch würdet Ihr euch wundern, wenn Ihr entdecktet, dass eure Frauen viel klüger sind, als Ihr jemals wart. Sie haben gelernt, sich euch unterzuordnen, weil sie wussten, jede Art von Auflehnung ist tödlich. Sie wissen, dass es besser ist, euch Glauben zu schenken, wenn die überwiegend auf Malefizmus ausgerichtete Religion einem männlichen Gott durch ebenso männliche Gebote das weibliche Geschlecht den männlichen Geschöpfen der Welt unterstellt. Doch ist deine Gemahlin jene, die auch deine Kinder erzieht, du muslimischer Mann.
Sie ist jene, die den Schmerz, den sie durch deine Hände erduldet, weiter reicht an die nächste Generation. Und eines Tages erwächst eine überwiegend weibliche Generation, die gleich einer Sirene zu übermenschlicher Stärke erwächst und es wagt, sich gegen dich zu erheben.
Und dann Gnade dir Gott!
MALE symbolisiert die Männlichkeit.
Und die Weiblichkeit? FEMALE.
© Sina Katzlach
Traue keinem unter Vierzig
"Sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, ist so gefährlich wie sich auf einer Schneewanderung auszuruhen. Du nickst ein und stirbst im Schlaf", sagte Vitali und klopfte seinem Bruder Wladimir Klitschko auf die Schulter. Er ergänzte: „Ich hatte gestern einen Traum, wir beide sind 2016 noch einmal bei Olympia angetreten.“ „Aber wir haben unserer Mutter versprochen, niemals gegeneinander zu boxen, Vitali. Stell dir vor, wir kommen beide ins Finale.“
„Du hast es 1996 in Atlanta geschafft, die Goldmedaille zu holen, Wladimir. Mutti war so stolz auf dich. Darum solltest du es erneut anpacken. Ich verzichte gerne. Außerdem weißt du ja, was bei uns in der Ukraine los ist. Ich habe andere Pläne.“ „Aber ich wäre dann vierzig, Vitali!“
„Na und? Ich habe vorhin mit Boris Becker, Steffi Graf und Martina Navrátilová telefoniert. Sie zeigten sich begeistert von dieser Idee und wollen sich für das olympische Tennisturnier anmelden. Und auch Franz Beckenbauer möchte seine Jungs von 1974 zusammentrommeln und 2016 bei Olympia mitmachen.“
„Das ist doch absurd. Das wäre so, als ob Alexander Popow es beim Schwimmen versuchen würde.“
„Klasse Idee, Wladimir. Ich rufe ihn nachher gleich an. Das wird eine Olympiade, wie es sie noch nie gab. Alle Macht den Alten. Traue keinem unter vierzig.“
„Na toll. Wer soll uns sponsern? Kukident oder Tena?“
„Du übertriffst dich heute selbst, Bruderherz. Es gibt genug Sportler, die es noch einmal wissen wollen. Ich werde alles organisieren. Und wenn alles gut geht, darf ich dir als ukrainischer Präsident zum Olympiasieg gratulieren.“
Nach längerer Diskussion konnte Vitali seinen Bruder von seiner Idee überzeugen, und Wladimir gab eine Presseerklärung heraus. Er machte Ernst. Hohn und Spott folgten, doch dann kam die Wende. Nach und nach meldeten sich immer mehr Sportler und Sportlerinnen, die noch einmal angreifen wollten. Damit nicht genug. Auch in anderen Bereichen kehrten die „Alten“ zurück.
Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher wurden Parteivorsitzende, und auch Henry Kissinger griff wieder in die aktuelle Politik ein. Er erwog, erneut Außenminister der USA zu werden. In den Castingshows der Privatfernsehsender hatten Kandidaten unter vierzig nunmehr keine Chance.
Die Bewegung „Alte an die Macht“ fand immer mehr Zulauf, was Herbert Grönemeyer bewog, sein bekanntes Lied entsprechend umzutexten. Und dann die Sensation: ABBA vereinigten sich wieder. Unter riesigem Jubel und vor über 100.000 Fans gaben sie dutzende Konzerte in aller Welt. Auch Hollywood schloss sich an. Die Neuverfilmung von „Romeo und Julia“ mit Robert de Niro und Meryl Streep wurde zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Die Arbeitslosenquote der Jüngeren schnellte in die Höhe, während das Rentenantrittsalter europaweit auf fünfundsiebzig herauf gesetzt wurde.
Ja, und Wladimir Klitschko hat es tatsächlich geschafft. Er wiederholte am 17. August 2016 seinen Olympiasieg von 1996 im Finalkampf gegen Henry Maske. „Gut, dass Muhammad Ali abgesagt hat, dann hätte ich keine Chance gehabt!“, äußerte er sich danach zufrieden. Sein Bruder Vitali, der nunmehrige Präsident der Ukraine war glücklich.
Sein Traum war wahr geworden – in doppelter Hinsicht.
© Matthias März
Der moderne Atheismus in seiner Konsequenz und Verbreitung vor allem in der westlichen Welt ist eine vergleichsweise neue Erscheinung. Hierbei muss vielleicht eine Unterscheidung zu einer Art „Pseudo-Atheismus" getroffen werden, welcher im Wesentlichen darin besteht, sich mit keiner bestimmten religiösen Konzeption überhaupt auseinanderzusetzen, Weltanschauungsfragen also gänzlich zu ignorieren, oder alternativ nur unbestimmte, widersprüchliche Vorstellungen zu diesem Thema zu haben, worunter auch der Glaube an ein „höheres Wesen", welches aber nicht näher spezifiziert werden kann, fällt.
Diese Position kommt oftmals durch eine passive Einstellung gegenüber der eigenen Existenz zustande, wozu auch ein Stück weit der allgemeine Wohlstand, die äußere Sicherheit und die mediale Erziehung zum reinen Konsumenten hin beiträgt. Nicht so der selbstbewusste, organisierte Atheismus. Wie der Name schon sagt, definiert sich „Anti-Theismus" negativ, d.h. als eine Abgrenzung und Gegenbewegung gegen jede Form von „Theismus". Grundlage dafür ist zweifellos eine rein materialistische Auffassung von der Beschaffenheit aller Dinge, welche sich in erster Linie auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind dabei in engerem Sinne harte Fakten, welche empirisch oder durch logische Beweisführung erarbeitet wurden. Obwohl nicht einmal harte Fakten gegen den „Höhlengleichnis-Effekt" (oder neuerdings auch „The Matrix") gefeit sind, so können sie dennoch „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" als „objektive Realität" angenommen werden.
Freilich besteht daneben jederzeit das Risiko des Irrtums und der Unwissenheit gegenüber noch fehlenden Daten, Aspekten und Faktoren. Immerhin ist aber die Wissenschaft infolge des wissenschaftlichen Arbeitens, welches sich aus Transparenz und Nachvollziehbarkeit zusammensetzt, redlich bemüht, dieser Problematik entgegenzuwirken. Die Wissenschaft insgesamt ist allerdings ob dieser Grundsätze darauf beschränkt, sich auf Messbares zu beschränken. Nicht Messbares kann mit den Werkzeugen der Wissenschaft nicht geprüft werden, entzieht sich also der Betrachtung für die Perspektive eines reinen Materialismus. Für die Geisteswissenschaften und die Frage, ob Gott existiert, ist es nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten allein relevant, ob messbare Auswirkungen für aufgestellte Thesen in diesen Bereichen festgestellt werden können.
Naturgemäß tut sich der wissenschaftliche Ansatz dabei schwer, unterliegen doch die damit verbundenen Zusammenhänge keiner materiellen, sondern einer immateriellen Gesetzmäßigkeit.
Der strenge Atheismus trifft hier von vornherein die unbegründete Festlegung, dass geistliche Realitäten nicht existieren können. Unbegründet deshalb, weil mit wissenschaftlichen Mitteln per Definition diese Behauptung unmöglich belegt werden kann. Gleichzeitig geht der Atheismus aber nicht etwa auch gegen die Geisteswissenschaften wie z.B. gegen die Philosophie vor, da der Untersuchungsgegenstand selbiger schließlich von Menschen gemacht ist, während geistliche Realitäten übernatürlichen Ursprungs im Unterschied dazu grundsätzlich abgelehnt werden.
Die atheistische Position ist nun nicht besonders rational, da der Mensch die Existenz übernatürlicher Realitäten meistens durch messbare Auswirkungen derselben entdeckt, bei rein materialistischer Sichtweise jedoch der übernatürliche Auslöser dieser Auswirkungen durch Vorfestlegung ausgeschlossen wird, sodass alternative Erklärungsmodelle herangezogen werden müssen. Nur weil Ereignisse und Zustände auch durch rein wissenschaftlich begründete Abläufe erklärt werden können, muss dies aber noch lange nicht heißen, dass ebendiese Abläufe letztendlich auch tatsächlich ursächlich gewesen sind – vor allem, wenn infolge dieser Prämisse bestätigende Indizien und Beweise ebenfalls einfach umgedeutet werden. Der Atheismus lehnt jedoch schon allein die Möglichkeit eines übernatürlichen Auslösers ab. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein und sind oftmals weniger rationaler, sondern eher emotionaler Natur, oder gehen auf die Erziehung zurück.
Über diese Problematik kann auch nicht das sogenannte „spirituelle Bedürfnis" hinwegtäuschen, welches dem Menschen nach atheistischer Auffassung neuerdings zugestanden wird und nach Belieben durch Produkte der eigenen Einbildung ausgefüllt werden kann.
Nun stellt der moderne Atheismus eine erhebliche Gefährdung für die Glaubensfreiheit dar, da er mancherorts zunehmend militant vertreten wird. Es sei aus Geschichte und Gegenwart auf die atheistischen Anti-Gottesstaaten verwiesen, wo der dem Atheismus innewohnende Absolutheitsanspruch und die ständige Paranoia gegenüber allem Religiösen und dem vermeintlich schlechten, welches damit einhergeht, zu massiver religiöser Verfolgung geführt hat. In erster Linie ist natürlich die Rede von den bisherigen Umsetzungen der kommunistischen Idee, welche stets mit einem atheistischen Weltbild einherging. Aber auch säkulare Gesellschaften neigen zunehmend im Rahmen einer falsch verstandenen Toleranz dazu, geistliches Leben und Glaubenspraxis als Störfaktor und potentielles Risiko einzustufen, worauf sehr schnell dann auch die Diskriminierung folgt.
Dabei ist Glaubens- und Gewissensfreiheit eine spezifisch christliche Errungenschaft, welche sich schon vom Alten Testament her über Jesus Christus, über das Urchristentum und über die Täuferbewegung mühelos nachweisen lässt und auf diese Weise Einzug in die westliche Wertevorstellung gefunden hat. Oft wird von atheistischer Seite über den christlichen Fundamentalismus geschumpfen, ohne jedoch zu berücksichtigen, um welches Fundament es dabei überhaupt geht. In Deutschland stellt das biblisch ausgerichtete Christentum eine verschwindend geringe Minderheit mit einem Bevölkerungsanteil von wenigen Prozent dar, weshalb christliche Glaubensinhalte immer weniger ihre heilsame Wirkung auf die Gesellschaft ausüben und stattdessen verstärkt die Prinzipien anderer Weltanschauungen ihre zweifelhaften Früchte entfalten können.
© Stefan Kreutzer
... als Zeichen der Unsicherheit?
Wir alle kennen sie - Bücher wie "Die Tribute von Panem" oder die "Cassia & Ky"-Triologie. Doch warum erfreut sich diese Literatur momentan so großer Beliebtheit und landet regelmäßig auf den Bestsellerlisten? Was ist das scheinbar so Faszinierende an ihnen?
Um diese Fragen zu klären, kann man in der Literaturgeschichte weit zurück blicken. So entstanden bereits im Barock die Parolen "carpe diem" ("Nutze den Tag") und "memento mori" ("Gedenke des Todes"). Damals bedrückten Sorgen auf Grund des "30-jährigen Krieges" die Bevölkerung. Man wusste nicht, wohin der Krieg sie führen würde.
Autoren wie Gryphius brachten diese Ängste aufs Papier, schrieben Sonette und Dramen. Zwar bestand die Leserschaft nur aus Gutsituierten, da die Sprache recht anspruchsvoll war, aber man kann sich leicht in die Lage der Bevölkerung hineinversetzen. Die beiden Parolen wurden zumeist vor Kriegen wieder aktuell. So tauchen sie zum Beispiel in der Sturm und Drang-Phase und in der Romantik-Zeit wieder auf. Auch heute finden wir sie in den oben genannten Romanen wieder. Doch wieso gerade heute? Man könnte es vielleicht mit der wachsenden Unsicherheit der Bevölkerung begründen. Gerade in Zeiten von Drohnen, NSA und Finanzkrise wächst diese ja bekanntlich. Die Leute versuchen, sich in anderere Welten zu flüchten. Sie finden Halt in fremden Gesellschaftssystemen. Es beruhigt sie, zu wissen, dass am Ende einer solchen Buchreihe meist die Demokratie gelobt wird. Ganz nach der Devise: Wir sind keine Diktatur, also geht es uns gut!
Außerdem ist die Revolution als Mittel immer sehr beliebt. So fühlt man sich stark, wenn man behaupten kann: "Ich habe mitgewirkt und protestiert." Auch wenn dies nur mit Hilfe eines Buchkaufes geschieht, hat man damit seine Meinung zum Ausdruck gebracht. Man fiebert mit den Helden des Romans mit, versetzt sich in deren Lage und ist doch froh, sicher im heimischen Sessel zu sitzen.
Diese scheinbare Sicherheit beruhigt. Zudem enthalten solche Bücher meist eine unglückliche Liebesgeschichte. Der Leser äußert Mitgefühl für deren Lage und denkt vielleicht an seine eigenen Beziehungen mit. Man interessiert sich plötzlich für den Ausgang der Story, und wenn dieser im ersten Band nicht klar wird, dann muss man sich eben auch noch den zweiten kaufen. Besonders Jugendliche sind Leser dieser Literatur, da sie noch begeisterungsfähiger sind, noch nicht allzu viele Systeme miterlebt haben und doch daran interessiert sind. Außerdem neigen junge Leute stärker zu Revolutionen als Ältere. Ein weiterer Aspket für die Anziehungskraft der Literatur ist vielleicht auch unser Pluralismus.
So gibt es unzählige Parteien in Deutschland, und die Bevölkerung fragt sich: Was wollen diese eigentlich? Durch diese Unsicherheit entwickelt sich wieder der Trend zu „memento mori" und „carpe diem". Gerade die Europolitik ist z.B. heftig umstritten, als einfacher Bürger ist es da schwer den Überblick zu behalten. Fazit: Revolutionsliteratur könnte man als eine Art „Groschenroman" der Neuzeit bezeichnen. Sie zeigt uns auf, wie gut und wichtig Demokratie ist und beruhigt damit die Bevölkerung.
© Gamefreak
Unvollendete Revolutionen
Nicht nur die Arabische Welt steht vor historischen politischen und sozialen Umwälzungen, die eine ganze Region verändern werden. Mit weitreichenden Folgen in politischer, wirtschaftlicher und geostrategischer Hinsicht. Wer vom Arabischen Frühling spricht, der meint aber auch Länder wie Thailand, Türkei oder, als jüngstes und aktuellstes Beispiel, die Geschehnisse in der Ukraine.
Mögen die Geschichtsbücher in diesen Zusammenhängen von einer Zäsur sprechen – das Aufbegehren »der Straße« gegen Diktatur, Korruption und machtpolitische Willkür wird noch viele Opfer fordern, darunter Frauen, Kinder und unschuldige Menschen, die im Kampf der Regime zum Spielball degradiert sind. Proteste, Aufstände und Rebellionen - der Traum vom gewaltlosen Arabischen Frühling zerplatzt in den Explosionen von Raketen, Autobomben oder im Kugelhagel von Polizei und Militär.
Mehr Demokratie, das Recht auf Selbst- und Mitbestimmung, auf freie Meinungsäußerung und Wahlen sind nur einige wenige Forderungen im Umfeld des Arabischen Frühlings. Und doch werden vor allem die geostrategischen Veränderungen in diesem Teil der Welt darüber entscheiden, ob sich die Ziele umsetzen und manifestieren lassen. Die Türkei etwa positioniert sich als aufstrebende Regionalmacht, will Vorbild sein für das neue, künftige Nordafrika. Die regionalpolitische Hegemonie des Irans und Saudi-Arabiens brökelt, Israel sieht sich dem Problem der zunehmenden Isolation gegenüberstehen, befürchtet eine Eskalation des Nah-Ost-Konfliktes, angeheizt etwa durch die innenpolitische Zuspitzung in Staaten wie Syrien.
In Tunesien und Ägypten sorgten die Menschen mit Massenprotesten, nicht mit Gewalt und Terror, für die Ablösung der regierenden Mächte, entfachten damit den Flächenbrand, in dem auch Al-Quaida eine wichtige Hintergrundrolle spielte.
Heute scheint der Dschihadismus ideologisch widerlegt, generell geschwächt zu sein. Und doch muss diese Annahme mit dem Prädikat »rhetorisch-theoretisch« versehen werden. Nicht al-Quaida mobilisierte die Massen, sondern eine eher weltlich und westlich orientierte Jugend.
Übrigens auch durch den Einsatz der sozialen Netzwerke. Schnell war dafür der Begriff der „Facebook-Revolution“ gefunden, aber auch die hat alleine in Ägypten über 800 Menschen das Leben gekostet.
Fest steht: Der Arabische Frühling hatte ganz reale politische und sozio-ökonomische Hintergründe, die zur Verzweiflung einer ganzen Generation führten. »Tahrir 2011« in Ägypten oder die "Jasminrevolution" in Tunesien waren zudem nur möglich, weil die ägyptische und die tunesische Armee sich gegen die Despoten wandten. An einen Namen im Zusammenhang mit den unvollendeten Revolutionen in der Arabischen Welt aber wird man sich immer erinnern müssen: Mohamed Bouazizi!
Mit der Selbstverbrennung des jungen, tunesischen Gemüsehändlers im Dezember 2010 setzte er das Signal für die Geschichte des Arabischen Frühlings, von dem noch niemand voraussagen kann, ob er nicht in einem Arabischen Winter enden wird. Jeder Mensch, der für diese Sache sein Leben verliert, ist einer zu viel! Doch das wird (wahrscheinlich) weder die verbleibenden Machthaber noch die Großmächte dieser Welt daran hindern, ihre Interessen an der Entwicklung der gesamten Region durchzusetzen.
© Michael Vogt
Heiße Luft aus Brüssel
Nachdem der Krümmungsgrad von Bananen und Gurken von Brüssel bereits erfolgreich reglementiert wurde und Glühbirnen verbannt worden sind, hat sich die EU auf eine neue Aufgabe gestürzt: die Auswirkung des Staubsaugers auf den Klimaschutz. Besagter ist laut EU-Verordnung „ein Gerät, das Schmutz von einer zu reinigenden Oberfläche durch einen Luftstrom entfernt“. Als ob wir das nicht schon vorher gewusst hätten! Obwohl: bei Loriot konnte der „Heinzelmann“ ja noch erheblich mehr. Es wird Zeit, dass besagte Heinzelmännchen sich auf den Weg von Köln nach Brüssel machen und dort Staub aufwirbeln. Sauber machen können ja dann die Beamten.
Vielleicht hat der übermäßige Einsatz von Staubsaugern ja doch Auswirkungen auf das Weltklima. „Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Wirbelsturm am anderen Ende der Welt auslösen“; heißt es in der Chaos-Theorie. Sollte ich mein „Gerät, das Schmutz von einer zu reinigenden Oberfläche durch einen Luftstrom entfernt“ abschaffen und durch einen Teppichklopfer ersetzen?
Doch was mache ich mit dem Wohnzimmer? Dort ist Teppichboden verlegt. Das wird ein echtes Problem.
Eine andere Alternative wäre Staubvermeidung, also z.B. der Verzicht auf dem Verzehr von Erdnüssen, welche bekanntlich nicht verspeist werden können, ohne dass man Dreck macht. Wenn jetzt also alle Erdnussfans ihren Konsum einschränken würden, hätte das fatale Folgen für die Produzenten und ihre Beschäftigten: Eine neue Weltwirtschaftskrise würde kommen! Zufälle gibt es also nicht, es ist alles vorbestimmt und eines führt zum anderen.
Aber sie gewinnen angeblich, wenn einem nichts Besseres einfällt. Jedoch: wenn es sie gar nicht gibt, wie können sie dann gewinnen? Eine mathematische Unmöglichkeit. Und das alles nur, weil so ein paar verkackte EU-Beamte nichts anderes zu tun haben, als uns mit unsinnigen Vorschriften und überflüssigen Regelungen zu peinigen.
So darf „Pizza Napoletana“ maximal vier Zentimeter dünn sein und einen Durchmesser von höchstens 35 Zentimeter haben. Das ist noch akzeptabel. Allerdings steht dazu im offiziellen Amtsblatt: „Die Teigware soll weich und elastisch sein und sich zusammenklappen lassen“.
Mögen Sie elastische Pizza? Ich nicht!
Es lebe die Knusprigkeit. Obwohl: es könnte natürlich ein ursächlicher Zusammenhang mit dem „Gerät, das Schmutz von einer zu reinigenden Oberfläche durch einen Luftstrom entfernt“ bestehen. Keine krümelige Pizza, und eben genanntes Gerät wird gar nicht mehr benötigt.
Ach, ja, auch die Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mussten Gesetze für die Sicherheit von Seilbahnen erlassen. So wollte es die EU. Dabei gibt es dort gar keine Seilbahnen. Das wäre so, als ob Bayern oder Baden-Württemberg Verordnungen für die Behandlung von mutterlosen Seehunden beschließen müssten. Darauf sind die Brüsseler zum Glück nicht gekommen.
Pech für die süddeutschen Robben.
Mögen Sie Tee? Seien Sie bloß vorsichtig, wenn Sie Teebeutel auf den Kompost werfen. Das ist laut EU-Empfehlungen „für das Kompostieren von Hausmüll“ nämlich untersagt, das gilt jedoch nicht für losen Tee. Ich hoffe, Sie haben aufgrund meiner Schilderung jetzt keine schlaflosen Nächte. Denn demnächst kommt die EU auf die Idee, der arbeitenden Bevölkerung einen ruhigen und geruhsamen Schlaf zu verordnen, um Arbeitsunfälle zu vermeiden.
Da bin ich mir sicher!
© Matthias März
Das große Erwachen?
Zum NSA-Skandal
Für niemanden, der im IT-Sektor tätig ist oder sich damit beschäftigt, kam der NSA-Skandal überraschend. Seit Jahrzehnten schon sammeln sich Artikel und Berichte zusammen, welche über die technische Möglichkeit und konkrete Vorfälle von Überwachung des digitalen Datenverkehrs berichten. Meistens wurden diese aber von den Medien und der Gesellschaft ignoriert, da bei begrenzten Verdachtsmomenten stets von einem „Kollateralschaden“ geheimdienstlicher Ermittlungsarbeit ausgegangen wurde, obwohl es für diese Einschätzung keinerlei gerechtfertigten Anlass gab. Überraschend kam nun allerdings, dass sich die Reihe der einzelnen Verdachtsmomente nicht einfach immer weiter fortgesetzt hat, ohne dabei die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen, sondern unter hohem persönlichen Risiko ein ehemaliger NSA-Mitarbeiter namens Edward Snowden eine umfangreiche Beweissammlung für das Ausmaß der Überwachungsaktivitäten des US-amerikanischen Geheimdienstes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, was dann von Medien und Regierungen logischerweise nicht mehr länger ignoriert werden konnte.
Wie kommt es aber überhaupt zu dieser Überwachungs-Affäre? Wie ist es überhaupt möglich, den Datenverkehr einer gesamten Nation großflächig zu überwachen? Hat die NSA in Deutschland etwa zahlreiche Agenten, welche Nachts heimlich in Rechenzentren eindringen, Späh-Software installieren und den Boden aufbaggern, um Datenleitungen anzuzapfen?
Nichts dergleichen, denn wie in den Zeiten des Kalten Krieges auch ist die Bundesregierung williger Erfüllungsgehilfe für das Spionageprogramm auf deutschem Boden, nur dass dieses Mal das Ziel nicht der Klassenfeind ist, sondern ein angeblicher, weil faktisch nicht vorhandener Terrorismus. In Wahrheit ist das Ziel aber die gesamte Bevölkerung Deutschlands. Wie einst dem Bundespräsidenten Horst Köhler die Aussage zum Verhängnis wurde, Deutschland würde wirtschaftliche Interessen notfalls auch militärisch durchzusetzen haben, so wurde auch Deutschland selbst immer wieder Opfer des modernen Wirtschaftskrieges, und zwar nicht nur durch chinesische Wirtschaftsspione, sondern auch durch die digitalen Agenten der verbündeten USA.
Hier allerdings zeigt sich nun, dass das Bündnis mit den USA zwar in militärischer Hinsicht von Bedeutung sein mag, nicht aber im globalisierten Wirtschaftskrieg.
In der Praxis wird wohl die Überwachung in erster Linie durch den BND durchgeführt (mindestens, wenn es um den physischen Zugang zu den Datenleitungen sowie der Überwachungs-Infrastruktur geht), welcher seinerseits aber gar nicht die Kapazitäten hat, um die Daten in vollem Umfang auszuwerten. Deshalb gehen die Daten an den amerikanischen „Verbündeten“, welcher die Ergebnisse der Auswertung sowie ein paar Resultate der Analyse zurück an den BND meldet, damit dieser geheimdienstliche Erfolge seiner Überwachtungstätigkeit vorweisen kann. Die Daten werden dabei nicht unbedingt über den Atlantik geschickt, und erst recht wäre das nicht in Echtzeit erforderlich, sondern wie beim Echelon-Netzwerk auch findet die Auswertung höchstwahrscheinlich auf dem europäischen Kontinent statt, womöglich sogar noch in Deutschland selbst, sodass nur die relevanten Erkenntnisse die Reise über das Meer antreten müssen. Welche Analysen und welche Auswertungen letztendlich angefertigt werden, welche Erkenntnisse zurückübermittelt und welche einbehalten werden, bleibt dabei aber komplett im Dunkeln.
Die Amerikaner werden nur zu gut wissen, wie sie die Daten für sich bestmöglich ausnutzen können, und man könnte ohne weiteres eine lange Liste anfertigen für Erfindungen deutscher Unternehmen, welche kurze Zeit später ebenfalls durch amerikanische Firmen mit überraschender Übereinstimmung auf den Markt gebracht wurden, manchmal sogar noch vor dem Marktstart des deutschen Unternehmens, was speziell für die Anmeldung eines Patents keineswegs unkritisch ist. Ob die Bundesregierung diesen Vorgängen stillschweigend zugestimmt hat und nun lediglich versucht, medienwirksam Empörung zu simulieren, oder ob tatsächlich der Umfang der Spionage so nicht vorgesehen war, mag einmal dahingestellt bleiben, denn zweifellos wäre die gegenwärtige Situation ohne Einverständnis und Unterstützung der Bundesregierung überhaupt nicht möglich gewesen, sodass die Frage mehr oder weniger darauf abzielt, ob der Zustand nun durch böswillige Absicht oder grobe Fahrlässigkeit zustande gekommen ist. Es sei auch angemerkt, dass die Lösung nicht so aussehen kann und darf, dass die Gesellschaft zukünftig nicht mehr länger durch den amerikanischen Nachrichtendienst, sondern durch den deutschen Nachrichtendienst ausgespäht wird, wie einige Politiker fordern, was zwar das Problem der Wirtschaftsspionage umgehen würde, nicht jedoch den ganz grundsätzlichen Verstoß gegen die Verfassung und gegen die Grundrechte.
Und genau diese Auseinandersetzung müsste eigentlich geführt werden infolge der Überwachungs-Affäre, denn nicht die USA haben uns in erster Linie überwacht, sondern unsere eigene Regierung sah keine Veranlassung dazu, ihre Bevölkerung vor der Überwachung durch andere Länder zu schützen und hat selbst aktiv besagte Überwachung gegen sämtliche Bürger betrieben, und zwar in einem größeren Umfang, als die Stasi je fähig gewesen wäre. Noch scheint dies nicht besonders schlimm zu sein, da noch die Zustände in Deutschland etwas besser sind als in so manchem anderen Staat, doch wird dies in Zukunft so bleiben? Was, wenn gesammelte Datenbestände in die Hände eines zukünftigen totalitären Regimes geraten? Was, wenn einzelne Personen wie Journalisten oder Anwälte etwa infolge ihrer Arbeit zur Zielscheibe inländischer und ausländischer Geheimdienste werden? Wieso müssen diese Daten überhaupt erhoben werden, wenn doch angeblich die Rechtsstaatlichkeit gegeben ist und die Unschuldsvermutung dementsprechend nicht umgekehrt werden dürfte? Darf der Bundesnachrichtendienst im Innern eingesetzt werden und gegen die eigene Bevölkerung agieren, die er eigentlich stattdessen besser vor Überwachung schützen sollte?
Gleichzeitig ist aber der Bürger auch selbst Schuld am Überwachungsskandal, denn anders als in z.B. Frankreich ist in Deutschland Verschlüsselung nicht verboten, und jedermann kann jederzeit selbst entscheiden, ob der Geheimdienste mitlesen lassen will oder nicht. Aus Bequemlichkeitsgründen und Unwissenheit sind die vielen Hinweise von Fachleuten aus dem IT-Bereich übergangen worden, denn sowie sich ein Autofahrer wenig um die Funktionsweise des Motors schert, genauso wenig interessiert sich ein Computer-Nutzer für wirksame Vorkehrungen zum Schutz vor Überwachung. Es ist hinterher freilich ein leichtes, sich über das Versagen des Motors zu beschweren, wenn man ihn falsch bedient hat oder nicht warten ließ, oder über z.B. politisch „belastendes“ Material in den Datenbanken ausländischer Geheimdienste zu schimpfen, nachdem man keinerlei Anstrengungen unternommen hat, um die geheimdienstliche Erkenntnisgewinnung effektiv zu behindern oder gar ganz unmöglich zu machen.
So zeigt der NSA-Skandal also auf, dass die Bundesregierung bewusst und absichtlich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen hat, indem die Widerstandsfähigkeit einer freien Gesellschaft nachhaltig und unumkehrbar geschwächt wurde und weiter geschwächt wird, vor allem aber Zusicherungen des Grundgesetzes einfach übergangen wurden und sich selbst nach langer Debatte in der Öffentlichkeit immer noch nicht die Erkenntnis durchsetzt, die großflächige Überwachung der eigenen Bevölkerung grundsätzlich zu verbieten und Maßnahmen zu ergreifen, dass dies auch in Zukunft so bleibt, damit die Instrumente, die erhobenen Daten und der Apparat der Überwachungs-Infrastruktur nicht einem späteren totalitären System in die Hände fallen können und auch die jetzige Regierung den eingeschlagenen Weg hin zum Totalitarismus aufgibt, indem die Vorgaben des Grundgesetzes Anwendung finden und das unsinnige und anmaßende Selbstschutzbedürfnis einiger Politiker nicht über die ureigensten Anliegen der Gesellschaft gestellt werden. Weil es aber naiv wäre, sich in dieser Sache allein auf die Maßnahmen der Regierung zu verlassen und weder der einzelne noch die Bevölkerung insgesamt es sich leisten kann, wenn eine Wandlung hin zum Verbot von großflächiger Überwachung und der Umsetzung desselben fehlschlägt, ist es schon jetzt oberste Bürgerpflicht, vom Widerstandsrecht Gebrauch zu machen, indem im Rahmen der Legalität Daten nur äußerst sparsam über öffentliche Leitungen übermittelt werden sollten und grundsätzlich starke Verschlüsselung eingesetzt werden sollte.
Es ist leider zu befürchten, dass das mediale Interesse an der NSA-Affäre nachlassen könnte, ohne dass ein Umdenken in der Bevölkerung stattfindet, wovon dann schließlich wirklich eine ernsthafte Gefährdung für die Freiheit in diesem Land ausginge, da sich die Gesellschaft insgesamt offensichtlich dazu entschieden hätte, keinen Wert auf den Schutz des persönlichen Lebensbereiches vor Eingriffen durch den Staat zu legen.
© Stefan Kreutzer
Original: Euphorie
Ich schaffe es, ich muss es schaffen! Langsam wurde ich vorangezogen. Als ich ankam, verspürte ich wieder diese Angst, ohne genau zu wissen wovor. Ich überlegte nicht weiter und ließ mich hinabgleiten. Erst nach rechts ... Es geht doch! Ich hatte das Gefühl, sicherer zu werden. Ein Stückchen geradeaus ... Ich musste an Fahrt gewinnen. Nun nach links! Oh nein, was war das? Ich verlor die Kontrolle. Ich wurde schneller, vergaß alles, was ich bisher gelernt hatte. Der Aufprall war heftig. Als ich aufblickte, sah ich dem Skischulenmaskottchen Florian direkt in die schmerzverzerrten Augen. Ich hatte ihn einfach umgefahren.
Fassung 2013: Abgefuckt!
Boah Ey, ich schaff das! Chantalle schafft das auch, voll abgespaced dieser Homoaufzug hier. Oben dann erst mal Hakuna Matata, irgendwie muss ich von diesem Ranzhügel wieder runterkommen. Wie soll das gehen mit Surfbrettern für Arme unter meinen Flossen? Ich starte spontan eine ADS Aktion. Endgeil, ich kacke nicht gleich ab! Nach der ersten Kurve fährt mir so eine blöde Bitch über die Eisen. Fuck die Oma, ich bin out off Control. Vor mir ein verficktes Rieseneichörnchen mit Standby Blick! 'Was geht ab, Junge?', denke ich. Der Bang zwischen mir und der Analraupe war heftig, für beide. Als ich hochkam, sah das Skischulenmaskottchen aus wie nach einer Gammelfleisch Party. Mir war wie nach so Gehirnfasching, voll die Achselfolie unter den Armen. Morgen mach ich Snowboard! ... © Petra S.
Klassischer Verlag versus Selfpublishing
Es ist die anstrengende Suche nach der Eier legenden Wollmilchsau! Oder auf die Antwort: "Was war zuerst da? Das Buch oder das Buch?" Denn: Bücher sind sie alle! Die gedruckten Ausgaben, die eBooks … und sie alle erfüllen den wunderbaren Zeitvertreib des Lesens! Vielleicht hilft ja die Aussage des Altbundeskanzlers Helmut Kohl weiter, der eine Journalistenfrage sehr diplomatisch beantworten konnte: "Man kann es so oder so machen. Ich bin für so!"
Und damit beginnt auch schon das Dilemma des suchenden Autors nach dem richtigen »so«.
These eins: Die besten, interessantesten und erfolgversprechenden Bücher werden auch künftig aus den Händen der Printverlage heraus publiziert werden. Diese Tatsache gleicht einem Gütesiegel, auf das der größere Anteil der Leserschaft Wert legen wird. Er will »sein Buch« in Händen halten, es Seite für Seite mit feuchten Fingerkuppen umschlagen, das Papier rascheln hören, es nach Belieben (und Bedarf) aus dem Bücherregal ziehen, es einpacken und verschenken können. Und was sagt die Branche: "Man kann es so machen oder so". Man stellt sich darauf ein, die klassischen Tätigkeiten durch andere Leistungen zu ergänzen, es »anders zu machen als bisher, und bisher Normales anders". Diplomatisch ist das allemal.
These zwei: Das Prinzip Selfpublishing gleicht dem Schwimmen in einem Haifischbecken. Grund hierfür ist der eBook-Markt an sich und überhaupt: unübersichtlich, wenig transparent und doch marktkonform. Es gibt die gleichen Genres, gute und schlechte Manuskripte, weniger und mehr erfolgreiche Autoren. Sie alle werden lernen müssen, wie sehr gelungene, auf den Punkt geschriebene Leseproben zum wichtigen Verkaufsargument votieren, sie werden zu Marketingexperten und Social-Media-Virtuosen in eigener Verantwortung – und doch sind alle diese Maßnahmen kein Garant für den Erfolg.
Wenn viele Wege nach Rom führen, dann sind es noch eine Reihe mehr, die zu einem Printverlag führen. Und diese Wege, das gilt für das Ziel der Suche nach einem Großverlag, führen, Diskussionen überflüssig, über den Buchagenten. Eine mögliche Lösung: »Machen Sie es doch so!«
Erfolgreicher scheint zu sein, sich in einem Kleinverlag einen Autorennamen zu erschreiben. Wobei auch dann noch die Regeln des Marktes bestehen bleiben – und die sind hart und unerbittlich. Was bei Vertragsverhandlungen hilfreich sein könnte, wäre der Hinweis auf das eBook und eine möglichst treue Leserschaft.
Viel Glück! Geht es tatsächlich nur um das Thema »versus«? Nein, auf beiden Seiten geht es ausschließlich um Märkte, um Entwicklungspotentiale, das Abwägen, das tendenzielle Spiel mit den machbaren Möglichkeiten. Wer die Klaviatur der beiden Buchmärkte kennt und für sein(e) Projekt(e) umsetzt, ist klar im Vorteil. Warum sonst werden erfolgreich im Printverlag veröffentlichte Bücher mittlerweile auch als eBooks angeboten und umgekehrt? Voraussetzung hierfür ist nicht die Kunst des Schreibens an sich, sondern die klare Positionierung des Autors im durchweg kommerziellen Bereich mit deutlich kommerziellen Zielen.Das erwähnte »versus« darf mehr der technischen Seite einer Buchveröffentlichung zuzurechnen sein.
Wer glaubt, er müsse auch dieses Segment »in eigener Hand haben«, vergisst allzu leicht, die Profis der »anderen Seite« einzubeziehen. Eine durchschnittliche Kalkulation bis hin zum fertigen Hardcover umfasst in aller Regel bis zu 60!!! Einzelposten! Von der persönlichen Betreuung bis hin zu Punkten wie Lagerverwaltung oder Remittendenabwicklung. Aha! Nein, mindestens! Ein mögliches Fazit wäre dies: »… und am Ende entscheidet immer der Leser als Kunde!« Oder, um es mit Helmut Kohl zu sagen: "Man kann es so oder so machen! Machen SIE es doch so!"
© Michael Vogt
Der Erklärbär: E-Reader & Co.
Neben dem Medium des gedruckten Buches besteht nun schon seit längerem die Möglichkeit, ein digitales Buch hinreichend portabel und bequem lesen zu können. Vielfach mag sogar schon das Lesegefühl bei einem sogenannten „E-Book", einem „elektronischen Buch", völlig selbstverständlich wirken, jedoch lohnt es sich durchaus, aus etwas anderer Perspektive auch die technologischen Grundlagen dafür genauer zu untersuchen, um ein weiterreichendes Verständnis von dem Wesen und den Eigenschaften dieses Mediums zu entwickeln. Die E-Book-Lösungen, wie sie vom Handel angeboten werden, sind im Grunde nichts weiter als eine clevere Kombination einzelner Bausteine, die getrennt voneinander bereits schon eine gute Weile existieren. Um digitale Bücher insbesondere auch mobil lesen zu können, bedarf es eines entsprechenden Lesegeräts, des „E-Readers". Es handelt sich dabei um einen kleinen Computer, welcher aber als Endbenutzergerät konzipiert ist, sprich: es werden nach außen wenig Eingabe-Schnittstellen angeboten, um stattdessen ein geschlossenes Gehäuse und einige wenige Bedientasten zwecks einfacherer Bedienbarkeit entwerfen zu können.
Das meiste ist bei diesem Computer voreingerichtet, und zwar für die hauptsächliche Aufgabe, digitale Bücher auf dem Bildschirm anzuzeigen. Wenn man einen solchen E-Reader nun startet, lädt versteckt im Hintergrund und unsichtbar für den Benutzer ein Betriebssystem, welches um die sonst üblichen Funktionalitäten eines Desktop-Computers erleichtert wurde und meistens sofort ein Verwaltungsmenü anbietet, worüber der Benutzer dasjenige digitale Buch auswählen kann, welches er (weiter)lesen möchte. Digitale Bücher werden in unterschiedlichen Formaten auf den internen Speicher des Lesegeräts übertragen und dort dauerhaft gespeichert, woraufhin beim Aufruf eines dieser Bücher je nach Format automatisch eine Software gestartet wird, welche das Format lesen und auf dem Bildschirm zur Anzeige bringen kann. Hauptanwendungsfall sind dabei speziell vorbereitete E-Book-Dateien wie z.B. in dem standardisierten und offenen EPUB-Format.
EPUB-Dateien sind gewöhnliche zusammengepackte Webseiten, sodass ein E-Reader, welcher EPUB-Dateien lesen können will, nichts weiter tun muss als ein Browserprogramm zu starten und von diesem den Inhalt des EPUBs auf die Zeichenoberfläche des Browserfensters zeichnen zu lassen. Der Aufbau der Webseite legt fest, wo der Browser Buchstaben, Bilder, Linien usw. auf der Zeichenoberfläche platzieren soll, ganz wie bei der Benutzung eines Browsers auf dem Desktop-Computer, um online Webseiten im Internet anzuschauen. Freilich ist diese spezielle Version des Browserprogramms auf dem Lesegerät derart angepasst, dass u.a. die Adress- oder Menüleiste entfällt, die Knöpfe zum „Umblättern" der E-Book-Seiten am E-Reader-Gehäuse folgen aber weiterhin dem Konzept des Zurück-Buttons herkömmlicher Browsersoftware. Und hier zeigt sich dann auch schon eine weitere wichtige Komponente eines echten E-Book-Leseerlebnisses: da es sich bei einem digitalen Buch nicht um einen physischen Gegenstand handelt, sondern um einen immateriellen, ist selbiges problemlos über technische Hilfsmittel kopierbar und folglich auch übertragbar (Standardfunktionalitäten eines jeden Computersystems). Dementsprechend kann ein digitales Buch über etliche verschiedene Computersysteme hinweg übertragen werden, bis es zur Lesung durch einen Nutzer auf einem völlig anderen Gerät als dem ursprünglichen Quell-Computer gelangt.
Physische Bücher bleiben bei der Weitergabe stets auf dasselbe statische Medium „Papier" begrenzt.
Die Abmessungen des Papiers, der Textsatz und das Layout, welche beim Druck vorgegeben wurden, bleiben über die komplette Lebensspanne des Objekts unverändert erhalten – nicht so bei digitalen Büchern, denn wer weiß schon, welche Abmessungen der Bildschirm eines mobilen Lesegeräts haben wird?
Wie bei Browserprogrammen auch, wo nicht von vornherein festgestellt werden kann, wie groß der Bildschirm oder das Browserfenster eines Nutzers sein wird, der sich eine über das Internet übertragene Webseite auf seinem eigenen, lokalen Computer ansehen will, wird keine fixe Seitendimensionierung festgelegt, sondern ein theoretisches Endlospapier ohne einen einzigen Seitenumbruch.
Man kann sich das so vorstellen, wie wenn ein gesamtes Buch auf eine einzige gigantische Seite gedruckt wird und dann vergrößert immer nur ein kleiner Ausschnitt davon genauer betrachtet werden kann.
Wo Browserprogramme für Webseiten-Elemente, die vertikal nicht mehr in denselben Ausschnitt passen, einen Schieberegler bereitstellen, haben E-Reader dafür das „Umblättern" der hypothetischen E-Book-Seite, des aktuellen E-Book-Ausschnitts, vorgesehen. Horizontale Überläufe über die Ausschnittgrenzen hinaus werden in beiden Fällen, sofern möglich, durch Zeilenumbrüche und bei Blocksatz durch die Leerraumausnutzung bei gleichzeitiger Silbentrennung kompensiert. Dieses Verfahren für die Darstellung einer Webseite oder eines digitalen Buches zugrundezulegen bedeutet aber auch, dass plötzlich keine absolute Form des Textes und der Gestaltungselemente mehr aufrecht erhalten werden kann. Der Text muss dynamisch je nach den Abmessungen des Bildschirms anders umgebrochen werden, die Platzierung von Gestaltungselementen muss die Browser-Software des Lesegerätes je nach verbleibendem freiem Platz eines Ausschnittes entscheiden. Aus diesem Grund enthalten richtige E-Book-Dateien auch keinerlei absolute Positionierungs-Angaben, um stattdessen die Positionierung vollständig dem auslesenden E-Reader zu überlassen im stillen Vertrauen, dass die auf selbigem eingesetzte Software wohl hoffentlich am besten wissen wird, wie sie das optimale Erscheinungsbild aufgrund der textuellen Rohdaten erreichen kann.
Ein Vorteil dieses Konzepts ist darüber hinaus auch, dass weder die Schriftart noch die Schriftgröße festgelegt werden muss, was im Umkehrschluss für den Leser die Möglichkeit eröffnet, beides selbst nach eigenen Wünschen einzurichten und dafür keine gesonderte Ausgabe des Textes heranziehen zu müssen, weil aus derselben Datei dann auch eine Darstellung unter Berücksichtigung solcher benutzerdefinierten Einstellungen erzeugt werden kann.
Ungeachtet dessen können E-Books natürlich trotzdem optionale Angaben oder feste Vorgaben zur konkreten Formatierung enthalten, das Anzeigeergebnis könnte dann jedoch aber auch suboptimal ausfallen und entspricht nicht mehr länger der Vorstellung von einem echten dynamischen E-Book, sondern eher einer abgewandelten Form von herkömmlichen statischen Medien mit fester Dimensionierung aus der materiellen, physischen Welt. Es ist auch keineswegs verwunderlich, dass die Kompatiblität mit digitalen Büchern, die aber auf die eine oder andere Weise noch an ihre physische Herkunft gekoppelt sind, weiterhin gewahrt bleibt. Die meisten Lesegeräte können problemlos auch PDF-Dateien anzeigen, indem dort dann keine Browser-Software, sondern ein PDF-Anzeigeprogramm zum Einsatz kommt, um das Buch auf den Bildschirm zu bringen. PDF-Dateien sind Druckvorlagen, welche zugesichert auf allen möglichen Computersystemen im Druck stets denselben Ausdruck erzeugen werden.
Da jeder Ausdruck aber auf dem physischen Medium „Papier" stattfindet, enthalten PDF-Dateien grundsätzlich die statischen unveränderlichen Abmessungen einer Seite, auf welche gedruckt werden soll. Solche Dateien auf dem E-Reader sind zwar ebenso skalierbar (die Schriftgröße kann „angepasst" werden, indem mit einem digitalen Zoom der Ausschnitt vergrößert oder verkleinert wird), die Schriftart kann jedoch nicht verändert werden. Äußerst nachteilig ist auch, dass die „Umblättern"-Knöpfe des E-Readers nicht mehr richtig funktionieren können, was den angenehmen Lesefluss stark beeinträchtigt. Wenn man nämlich z.B. eine PDF-DIN-A4-Seite auf dem viel kleineren Bildschirm eines E-Lesegeräts anzeigen will, wird entweder, wenn die komplette Seite noch in den Ausschnitt passen soll, die Skalierung (Schriftgröße) ziemlich klein, oder, wenn man die Seite vergrößert und die Schrift lesbar sein soll, stets ein Teil der Seite über die Grenzen des aktuellen Ausschnittes herausragen.
Wenn man in letzterem Fall umblättert, kann das PDF-Anzeigeprogramm des E-Readers entweder den Ausschnitt horizontal oder vertikal versetzen, was beides kein befriedigendes Ergebnis ist, weil in der jeweils anderen Ausrichtung dann unumgänglich ein anderer Teil der Seite nicht zur Anzeige gelangt. Der Text kann hierbei auch nicht dynamisch rearrangiert werden, da dies dem ursprünglich festgelegten Print-Layout und der Zusicherung des PDF-Formats, auf jedem Drucker dasselbe Druckergebnis zu erzeugen, widersprechen würde.
Bei PDFs kann also im Vergleich zu EPUBs (sofern letztere richtig eingerichtet wurden) nicht von eigentlichen, echten E-Books gesprochen werden, da sie die Vorteile eines rein digitalen Buches, entkoppelt von jeder physischen Bindung, nicht voll ausnutzen können. Dennoch liegen viele Bücher zunächst nur als PDF vor, weil sie gedruckten Büchern entnommen und noch nicht im EPUB-Format aufbereitet wurden, weshalb es für E-Book-Lesegeräte durchaus Sinn macht, solche Dateien ungeachtet ihres eingeschränkten Nutzens trotzdem darzustellen.
E-Readern kommen weiterhin die gigantischen Kapazitäten moderner Speichermedien zugute. Ein Lesegerät verfügt in der Regel über einen eingebauten internen Speicher, welcher allerdings oftmals über eine SD-Karte ergänzt werden kann, wie sie im Bereich von Digital-Fotoapparaten und -kameras üblich sind.
Da es sich bei E-Books, wenn man mal von Bildern absieht, um reinen Text handelt (welcher auch noch komprimiert wird), kann man sich ungefähr ausrechnen, in welchen Dimensionen sich das Speichervolumen bewegt.
Ganz grundsätzlich kann 1 Gigabyte 1.073.741.824 Buchstaben aufnehmen, wovon ein Teil jedoch zu reinen Verwaltungszwecken benötigt und für Sonderzeichen der Speicherplatz für zwei oder gar noch mehr Buchstaben belegt wird. Von daher passt selbst in die Standard-Ausführung des internen Speichers ohne Erweiterung eine richtige kleine Bibliothek, die man mal eben unter den Arm klemmen oder in einer Jackentasche verschwinden lassen kann. Ohne Frage ergeben sich dadurch völlig neue Anwendungsmöglichkeiten – so können z.B. Nachschlagewerke direkt vor Ort Anwendung finden, oder sich über die Zeit die jeweilige Lieblingsliteratur zu einer beeindruckenden persönlichen Sammlung anhäufen.
Die eigentliche Neuerung der E-Reader ist das Display. Anders wie bei Notebooks oder Handys werden keine Flüssigkristall-Displays (LCDs) verbaut, sondern sogenanntes "elektronisches Papier". Im Grunde handelt es sich dabei um eine Oberfläche, die sich aus vielen kleinen Zellen zusammensetzt, welche mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt sind. In der Flüssigkeit sind Partikel vorhanden, die sich von selbst aber kaum in der zähen Flüssigkeit bewegen können. Wenn nun ein elektrischer Strom an die Zelle angelegt wird, können die Partikel in Bewegung gebracht werden, um mehr oder weniger den Hintergrund durchscheinen zu lassen, während die Zelle selbst ebenfalls eine andere, möglicherweise entgegengesetzte Färbung aufweist.
Bisher sind auf dieser Basis nur Schwarz-/Weiß-Displays (jedoch mit Graustufen) auf dem Markt erhältlich, es sind grundsätzlich mit dieser Technik aber auch Farben darstellbar. Der große Unterschied besteht zu den herkömmlichen LCDs nun darin, dass die Zellen die meiste Zeit passiv verharren können, und nur für die Veränderung der aktuellen Anzeige kurz Strom angelegt werden muss. Daher ist der Stromverbrauch um ein vielfaches geringer als bei den LCDs, wo unter ständigem Stromverbrauch eine Lichtquelle auf eine beeinflussbare Kristallzusammensetzung scheinen muss.
Freilich sind LCDs dementsprechend viel heller, wo im Vergleich das elektronische Papier keine eigene Leuchtkraft besitzt, jedoch ruft das elektronische Papier in Ermangelung der Leuchtkraft aber auch keine Ermüdungserscheinungen für die Augen hervor und ist darum gerade in Kombination mit der großen Akkureichweite sehr gut für ein recht natürliches Leseempfinden geeignet.
Alle diese Bestandteile wirken also dergestalt zusammen, dass das Endprodukt in vorher nie dagewesener Weise positive Eigenschaften vereint, welche vorher getrennt voneinander in separaten Geräten schon vorhanden waren (bis auf das Display). Von daher handelt es sich mehr oder weniger um eine Art „zweite Gutenberg-Druckerpresse“, die hier erfunden wurde, weil erst mit den mobilen Lesegeräten und der nun angestoßenen Entwicklung die Zugänglichkeit digitaler Bücher umfassend gegeben ist, was auch schon seit längerem dem Bedürfnis unserer Zeit entspricht.
Allein wenn man daran denkt, dass ohnehin die meisten Texte heutzutage primär digital erstellt werden und sogar im Print-Bereich sämtliche Verarbeitung durch Computer erfolgt, ist es nur logische Konsequenz, Texte dann auch in ihrer Urform zu distributieren, ohne länger eine künstliche Kettung an physische Textträger aufrecht zu erhalten.
Im Informationszeitalter mögen also Texte vermehrt nur noch ausschließlich digital vorliegen, wobei von diesem Ausgangsmedium ausgehend dank automatisierter digitaler Verarbeitungsprozesse bei Bedarf weiterhin andere, physische wie digitale, Erscheinungsformen bedient werden können. Noch befindet sich der herkömmliche Umgang mit Büchern im Umbruch, aber es ist deutlich abzusehen, dass digitale Bücher bald zu einem substantiellen Kulturgut unserer Gesellschaft werden, sei es nun mit den gegenwärtigen technischen Lösungen oder mit zukünftigen.
Es stellt sich nun allerdings folglich die Frage, inwiefern beispielsweise Autoren auf diese Veränderungen vorbereitet sind: hält die Art der Bereitstellung von Texten mit den technischen Möglichkeiten Schritt oder hat der Fortschritt auf diesem Gebiet bereits jetzt die meisten Buch-Produzenten abgehängt? Wie müssen die zukünftigen Lösungen aussehen, damit der ungehinderte Zugang zu dieser Kulturtechnologie für jedermann gewährleistet werden kann?
Wie verändert der immaterielle Charakter eines digitalen Buches die Frage nach dem Besitz und Eigentum desselben? Was passiert mit den Altbeständen in den Bibliotheken und Archiven dieser Welt, droht hier ein allgemeines kollektives Vergessen? Andererseits: ist eine Inflation des geschriebenen Wortes zu befürchten, wie kann in Zukunft noch gefunden werden? Offensichtlich wird sich auf diesem Gebiet also noch so einiges tun, man darf dementsprechend gespannt bleiben und eifrig mitmischen, wenn überhaupt einmal die Karten neu gemischt werden.
© Stephan Kreutzer
Im Gespräch: Rigor Mortis vs. Sina Katzlach
Ein hochinteressanter Autor stellt sich Mixed Pixles zum Gespräch zur Verfügung, um einige nicht alltäglche Genre in den Fokus der Leser zu rücken. Rigor Mortis* bewegt sich in den Bereichen Horror-Romanzen, Gay-Erotik und Drama. Die Interview-Führerin ist Sina Katzlach.
Eröffnung SK: "Hallo Rigor Mortis, ich freue mich sehr, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast. Um uns ein bisschen warmzulaufen, anbei mal die ersten Fragen, die ich an jede Gesprächspartnerin stellen würde. Wenn du antwortest, nütze bitte die Zitierfunktion rechts neben dem Gelben Smiley durch Copy und Paste meiner Fragen. Also los geht es mit der Frage: Wie viele Jahre schreibst du schon?"
Antwort RM: "Hallo Sina,na dann legen wir gleich los. Ich schreibe seit 18 Jahren. Damals auch nur Gruselgeschichten, was mir unheimlich viel Spaß gemacht hat und wie man sieht, all zu schlecht scheine ich nicht zu sein ;)"
Sina: "Seit 18 Jahren also. Könntest du mir Details nennen, wie zum Beispiel die erste Gruselgeschichte beschaffen war? Was waren deine Lieblingsprotagonisten?"
Rigor Mortis: "Meine erste Geschichte ging um ein Kindergrab, inklusiv Eltern die angeblich trauerten und so weiter. Genau würde ich sie wohl nicht mehr zusammen bekommen. Meine Protagonisten, die mir meist am Herzen liegen, sind die Täter, die immer auch Opfer sind. Denn keiner tut es aus Lust und Laune, hinter jedem Täter steckt ein Opfer."
Sina: "Das ist eine gute Einstellung. Was mich nun zu dem Autoren Der Rigor Mortis von heute kommen lässt: Verrätst du uns, was dein Künstlername bedeutet?"
Rigor: "Der Rigor Mortis heißt die Leichenstarre. Mittlerweile ist es nur noch Rigor Mortis, da es immer wieder zu Verwirrungen kam. Der Name kam durch das Horrorgenre, es passt, denn genau darauf laufen meine Geschichte in dem Genre raus. Es gibt Leichen. Außerdem ist der Name recht neutral und war noch nicht vergeben, weshalb er für mich passend war. Ebenso ist er einprägsam."
Sina: "Meine nächste Frage: Wie wichtig ist es dir, als Autor angenommen zu werden? Oder anders: Wie viel von dir selbst gibst du preis, wenn du schreibst?"
Rigor: "Gute Frage, nicht annähernd so viel wie die meisten denken. Ich antworte ehrlich, teilweise auch verschwommen, aber das hat immer einen Grund. Für mich ist Rigor eine Kunstfigur, schreibt, redet, lebt. Ich selbst bin zwar ähnlich, aber doch ab und an ganz anders. Ich denke ein Autor sollte neutral bleiben, bodenständig und auch greifbar, das gilt aber nicht für meine private Person. Ich bin nicht immer neutral, noch greifbar, bodenständig versuche ich zu sein, aber jeder hebt ja mal ab."
Sina: "Das sehe ich auch so. Ein Autor sollte neutral sein. Was mich nun zu der Frage kommen lässt, was dich dazu veranlasste, dich im Horror-Genre zu bewegen. Gab es ein einschneidendes Erlebnis in deinem Leben, einen Knackpunkt, sei er nun durch die Medien oder durch persönliche Erlebnisse erfolgt?"
Rigor: "Ja gibt es sicherlich. Einer wäre wohl, dass ich neben dem Friedhof gewohnt habe und so immer mit dem Tod konfroniert war. Dann ein Kauf mit 13 Jahren für meinen Bruder, John Saul... Horror/Thriller, so will ich schreiben können, der Mann ist... er fasziniert mich mit seinen Texten. Natürlich gibt es noch mehr und doch, das sind die Hauptgründe, die ich preis gebe."
Sina: "Gut. Sage mir: Welche reale historische Person übt am meisten Faszination auf dich aus? Um noch einmal auf deine Lieblingsprotagonisten zu kommen: Sind sie eher menschlicher oder übermenschlicher Natur, sprich Horror-Monster?"
Rigor: "Reale Person... so wie Jack the Ripper? Hab ich nicht, sie sind mir alle zu .. normal, ungreifbar. Meine Mörder sind menschlich wie bestiealisch zugleich. Ich bin ja ein Vertreter von: So real wie möglich, so unreal wie nötig. Jack ist mein Mörder, mein Herz und meine Seele. In ihm steckt mehr von mir drin, als in Rigor... hört sich merkwürdig an und doch ist es so. Er ist alles, was ich immer sein wollte. Wandlungsfähig, gerissen, ehrlich und frisst nichts in sich rein. Er zeigt offen was er denkt, fühlt und will. Alles was man in der Realität nicht immer tun kann, darf er. Er ist Jack, Punkt."
Sina: "Nun, du warst schneller als ich. Somit sind wir bei "Rigor Mortis at Best": Jack und Chris. Du willst mir also erzählen, dass du gern Mörder wärest? Aber vorstellen kann ich mir das nicht. Sind nicht auch Mörder Opfer ihrer eigenen Obsession?"
Rigor: "Ja das sind sie und doch ... Gott jetzt nichts falsches schreiben. Ich will jetzt keinen Mörder gut heißen, wirklich nicht. Mir geht es um Jack, mein Fantasie Produkt, meine innerliche Bestie. Er ist einfach befreiend. Mit ihm zu arbeiten, ist wie eine Last los zuwerden. Entspannend, befreiend, man kann tun wie man möchte. Es hat keine Konsequenzen. Außer Mails die nicht immer nett sind. Jack ist nicht real, im Gegensatz zu mir, er hat seine Welt und in der bestimmt er die Regeln. Sein Tun hat auch für ihn Konsequenzen, doch anderer Art, wie zum Beispiel Chris."
Sina: "Das denke ich mir schon, Rigor, dass deine Geschichten nicht um Verständnis für Mörder heischen sollen. Und dass du nun nicht losziehen würdest, Leute zu töten, wie Jack es tut. Wobei: Sind wir nun nicht bei der Problematik bezüglich Klischees? Ein Vorurteil besagt genau dies: Dass Autoren am Liebsten so wären wie ihre Protagonisten. Was hältst du davon?"
Rigor: "Also möchte ich ein Mörder sein (manchmal ja), ein Psychopath, ein Krieger, ein Polizist, eine Schwiegermutter ... ich wäre sehr vielseitig, sicherlich nicht schlecht und doch haben meine Protagonisten gar nicht so viel gemeinsam. Also hätte ich schon eine Menge weiblicher wie männlicher Personen in mir vereint und ob ich so sein will ... nein! Genau so geht es anderen Autoren. Teilweise nickt man und sagt: 'Ja wieso nicht, so will ich sein!'
Doch manchmal schüttelt man den Kopf und fragt sich: 'Kennen Leser den Unterschied zwischen Fantasie und Realität nicht?' Vorurteile sind so alt wie die Menschheit und ich verstehe sie ja auch, aber manchmal geht es mir gehörig auf die Nerven, ich wünschte mir die Person am Nacken packen zu dürfen und gegen die Wand zu schlagen.
Bevor man Menschen beschimpft, sollte man sich mit ihnen unterhalten, den wahren Menschen kennenlernen und nicht gleich sagen, dass er/sie abartig, unnormal, oder dergleichen ist."
Sina: "Das sind die Schattenseiten des Selfpublishings, nicht wahr? Der heutige Autor steht in direktem Kontakt mit seinen Lesern, mit allen Vorteilen und Nachteilen. Was würdest du sagen: Sind wir Independents gegenüber den Verlagsautoren eher im Nachteil oder im Vorteil, nun auf weitere Schreibprozesse reflektiert? Auf Jack und Chris komme ich später noch einmal zurück, weil ich gern mehr wissen will."
Rigor: "Da ich beide Seiten erlebt habe, genieße ich mein eigener Chef zu sein. Es setzt mich keiner unter Druck, bis auf Leser. Ich weiß was ich verdiene, kümmere mich um Werbung und Cover selbst, somit kann ich auch keinen dafür verantwortlich machen, wenn es nicht läuft. Ich denke, das muss jeder für sich wissen. Der Verlag der mich zu einer Unterschrift bekommt, existiert noch nicht. Für mich ist das nichts, aber jeder der es mag, dem soll es vergönnt sein und ich wünsche ihm/ihr einen tollen Verlag. Ich denke einfach, als Selfpusher ist man befreiter, aber auch da werden einige dagegen reden. Jedem das seine und mir das Beste, oder wie heißt es so schön?"
Sina: "Insofern bin ich froh, dass du glücklicher Independent-Autor bist. Das ist nicht die Regel. Aber um noch einmal nachzuhaken: Du stehst mit deinen Lesern in direktem Kontakt über Social Media Plattformen. Inwiefern beeinflusst dich ihre Meinung zu deinen Werken? Richtest du dich nach deinem Publikum bei künftigen Werken?"
Rigor: "Ja klar, Facebook, Bookrix und Twitter sei Dank, stehe ich im direkten Kontakt. Leser dürfen bei mir alles, sogar Protagonisten erschaffen und mitreden, um mich auf neue Ideen zu bringen. Gerade bei meinem neuen Projekt Tattoo. Dazu gibt es bei Facebook eine eigene Fanseite, wo mir Leser Namen vorgaben, inklusiv Ecksdaten und Eigenschaften. Interessant, wirklich, ich mag das. Ich übernehme zwar nicht alles, aber ich glaube doch, dass ich sehr Lesernah bin. Mit vielen habe ich auch über Privatnachrichten Kontakt, andere kenne ich mittlerweile persönlich durch die Buchmesse. Es ist toll."
Sina: "Das Bad in der Menge - das kann ich verstehen. Hin und wieder komme ich auch in den Genuss. Aber bisher ist es eher noch ein Bad in einem Zehn-Liter-Eimer. Kaum vorzustellen, wie ich abheben würde, wenn eine Badewanne draus würde. Nächste Frage: Was würdest du sagen für die Zukunft: Was wäre deine größte Herausforderung? Spielen Jack und Chris eine Rolle dabei?"
Rigor: "Teil zwei von Jack vs Chris wird kommen, wann habe ich zwar noch keine Ahnung, aber es wird was geben.
Da ich diese Geschichte nicht alleine schreibe, ist es immer eine Timing Sache. Kataro Nuel und ich müssen beide gleichzeitig die Zeit und die Muse haben, aber das wird werden. Momentan steht an Büchern Tattoo im Vordergrund. Eine Weihnachtsgeschichte, die auf meiner Homepage frei zu lesen sein wird und dann noch Teil 4 und 5. Damit die Reihe ein Ende findet. Herausforderung ist es allerdings eher, dass ich nicht aufgebe. Manchmal wächst mir alles über den Kopf, ich mag dann nicht mehr öffentlich schreiben. Will nichts mehr zeigen. Nicht weil ich negativ bewertet wurde, oder dergleichen, nein einfach so. Aber das geht momentan immer wieder vorbei."
Sina: "Wenn ich noch einmal auf Jack und Chris zurück kommen darf: Erzählst du unseren Lesern noch ein bisschen über deine beiden wichtigsten Protagonisten? Zum Beispiel: Hatte Jack eine Kindheit? In welcher Beziehung steht er zu Chris? Wie ähnlich sind sich die beiden?
Wie ihr Gefühl zueinander?"
Rigor: "Jack hat selbstverständlich eine Kindheit ... entschuldige dass ich lache, aber wer hat denn keine? Er ist der Sohn eines Farmers, der ebenso wie er verdeckt gemordet hat. Jack fühlte sich aber zu was Besserem berufen, hat sich "hochgemordet". Jeder der ihm im Weg stand, wurde ausgelöscht. Während Männer spurlos verschwinden, oder von ihm ersetzt werden, zeigt er Frauen wie ein Kunstwerk in ihrer toten Hülle.
Chris ist eigentlich ein junger Mann der sehr neugierig ist. Mit einer anderen Neigung, begibt sich gerne in Gefahr, darüber gerät er an Jack. Chris hat eine harte Kindheit hinter sich, eine innere Stimme die es zulässt, dass er das tut, was er tut, um Kinder zu retten. Jack tötet jeden, wie erwähnt, es gibt nur eine Ausnahme, sein Verhängnis, seine Konsequenz: Chris. Sie beide verbindet viel, ohne dass sie sich wirklich ähnlich sind, ähneln sie sich auf eine untergründige Art und Weise. Chris versteht Jack. Sie lieben sich, auch wenn Jack das ungern hört. Der Mann mit den blauen Augen bringt Jack ein Leben nahe, welches er so nicht kennt, und damit bringt sich Chris in Lebensgefahr."
Sina: "Du sagst, du schreibst gemeinsam mit Kataro Nuel. Wie habt Ihr die Arbeit aufgegliedert? Schreibt Ihr im Wechsel wie bei einem Rollenspiel, oder eher ergänzend? Und: Erzähle mir bitte ein bisschen über deinen Kollegen. Vor Allem, welche Rolle er spielt, und wie es zu eurer Zusammenarbeit kam."
Rigor: "die Zusammenarbeit zwischen Kartao Nuel kam eher durch einen Zufall. Ein Gespräch wo er behauptete, dass man keine Szene schreiben kann, ohne die Protagonisten zu beschreiben. Dadurch kam es zur Szene in Jack vs Chris, die als Verliesszene bekannt ist. Er hat viel Interesse am Horrorgenre gezeigt und mir hat eine sanfte Seite gefehlt, die er als Chris gefüllt hat. Wieso es ausgerechnet zwischen uns zu einer Zusammenarbeit kam, kann ich so nicht sagen, nennen wir es glücklicher Zufall. Kataro Nuel ist ein Autor des homoerotischen Genre, liebt Fantasy und schreibt wundervolle Gedichte. Ein einfühlsamer Autor, der aber durchaus auch mal hart sein kann. Wir kennen uns bald zwei Jahre, haben regen Kontakt und verstehen uns. Wie sagt man so schön, wir schwimmen auf einer Welle. Kataro Nuel ist für mich ein Freund, einer meiner härtesten Kritiker und immer ehrlich, was ich an ihm schätze. Ohne ihn wäre Jack vs Chris nicht, was es ist. Die Geschichte schreiben wir abwechselnd. Ohne Absprachen, somit gibt es zwar ein grobes Storyboard, aber kein Festes. Alles kann, nichts muss. Wir sind gleichberechtigte Schreibpartner, wo immer wieder Kompromisse suchen müssen, um auf einen Nenner zu kommen, doch bisher ging das problemlos und ich denke, das wird es auch weiterhin."
Sina: "Es ist nicht so einfach, zu zweit zu schreiben. Also Kataro ist die weiche und erotische Komponente zu verdanken, die in manchen Szenen zum Vorschein kommt. Ich bewundere dich, wie feinfühlig du mit dem doch so umstrittenen Horror-Genre umgehen kannst. Eine etwas spezielle Frage habe ich jetzt: Was empfindet Jack, wenn er mordet?"
Rigor: "Jack empfindet Befriedigung, doch nicht wie nach Sex, es ist kein sexuell orientierter Mord oder Morde. Er hat von seinem Vater gelernt und führt dessen Werk fort. Alte Geister haben ihm fest im Griff und verfolgen ihn geradezu. Er will sie befriedigen und das geht nur durch Qualen und den Tod, denkt er. Bis Chris kommt und ihm zeigt, was wirklich hilft."
Sina: "Das ist genau dies, was ich wissen wollte. Frage zu Chris: Was hat Chris für eine Vergangenheit? Fürchtet er Jack? Hattest du nicht gesagt, dass er ihn liebt? Wie ist das: Welche Eigenschaften von Jack trägt Chris in sich?"
Rigor: "Chris ist ein Mann, dessen Vergangenheit eine große Rolle im ersten Teil spielt. Sein Vater hat ihn seelisch wie körperlich misshandelt. Er ist früh von zuhause abgehauen und hat ein neues Leben begonnen. Und doch ist was in ihm, das ihn dazu treibt Gefahren einzugehen.
Die Kommunikation mit Jack im Chat und Jakob im Cafe zeigt hier und da, dass er weiß mit wem er es zu tun hat. Er geht bewusst ein Risiko ein, welches seinen Tod bedeuten kann und doch ist da ein Vertrauen, gegen seine Natur. Chris vertraut keinem, der Enttäuschung seiner Kindheit sei Dank. Jacks Taten an ihm und die Gefangenschaft, Chris eigenständige Befreiung lösen etwas in ihm aus. Eine tief verborgene schwarze Seite. Chris ist Kindergärtner und bekommt so viel mit. Es eskaliert als er Theo kennenlernt, dessen Vater einen schwerwiegenden Fehler macht. Chris ist sanft und doch hart zugleich. In gewisserweise hätte ich mehr Angst vor ihm als vor Jack. Denn Chris ist nicht in eine Schublade zu stecken. Nicht einzuschätzen.
Ihn und Jack verbinden Dämonen der Vergangenheit und das Verlangen nach Liebe und Zuneigung."
Sina: "Es ist also eine Geschichte, die Maßstäbe setzen könnte. Ein intelligenter Plot, zwar Horror, aber fern von jeglichem Mainstream. Lassen wir uns mal ein bisschen träumen: Was würdest du tun, wenn Hollywood Jack und Chris für künftige Filmprojekte entdeckte?""
Rigor: "Chris wird noch einige überraschen, davon bin ich überzeugt. ... Hollywood??? Okay jetzt schlucke ich mal hart, was für eine Vorstellung ... Ähm ich wäre wohl erst mal am Lachen, würde so etwas denken wie: Vera... dich selbst und dann bräuchte ich einen Schnaps. Nein ehrlich, es wäre cool, sicherlich. Ich würde Kataro anschreiben und fragen was jetzt passieren sollte. Wir müssten uns zusammensetzen und darüber reden."
Sina: "Irgendwie muss ich aufpassen, dass ich mich in keinen Mörder verliebe. Der Umriss, den du uns in diesem Interview schilderst, bringt mich beinahe zum Weinen. Irgendwie sehe ich Parallelen zu etlichen Filmen, und doch ist es anders. Meiner Meinung nach ist jeder Verlag dumm, der sich NICHT nach deinem Roman die Finger leckt. Wäre ich ein Verlag, würde ich dich mit Reichtum überhäufen, damit ich Jack und Chris auf den Markt bringen kann. Womit wir bei Verlagswesen sind: Wie schätzt du die heutige klassische Verlagswelt ein: ist sie modern oder veraltet?"
Rigor: "Sie sind Mitläufer. Wenn sich einer traut und es ankommt, dann machen es alle anderen auch. Neues ausprobieren? Nein, selten. Meist sind es aufgegriffene Themen, die Selfpusher groß machen, oder kleine Verlage. Ich habe Absagen für Jack vs Chris bekommen. Horror, dann gibt es keinen Gegenpart, keine gute Seite, keiner der den Mörder fangen will und dann auch noch homoerotisch.
Das ist ihnen zu viel. Was soll ich dazu sagen? Es ist mir mittlerweile egal und wie ich vorher schon sagte, der Verlag dem ich meine Unterschrift gebe, existiert noch nicht.
Ja, Jack vs Chris ist keine "normale" Leseware. Aber muss es denn immer normal sein? 0815 kann jeder, wir sind eben anders und wir sind stolz darauf. Ich habe mittlerweile Männer das Buch lesen lassen, die sehr kritisch waren. Sogar homophobe Ansichten haben. Ihre Reaktionen? Durchweg positiv. Es hätte eben keine Frau rein gepasst. Keine Frau der Welt hätte Jack das geben können, was Chris kann. Verlage sind manchesmal feige, leider Gottes und doch, wer nicht will hat gewollt."
Sina: "Was empfiehlst du also den heutigen Nachwuchs-Autoren? Jenen, die sich chancenlos sehen? Über welche Anlaufstellen verlegst du deine Bücher? Direkt, oder hast du eine Plattform?"
Rigor: "Ich empfehle gar nichts. Ich habe diesen Weg gewählt, der sich für mich und meinen Bauch am Besten anfühlt. Das würde ich raten: hört auf euer Bauchgefühl, macht nichts, womit ihr euch unwohl fühlt. Taschenbücher lasse ich über Createspace/Amazon herstellen und vertreiben. Eine kostengünstige Variante, wo ich nichts vorschießen muss. Ebooks mache ich bei Amazon selbst, doch der Rest von den Shops wird durch Bookrix beliefert. Ich bin froh dass es so eine Plattform gibt, die mir Arbeit abnimmt und mich unterstützt."
Sina: "Danke, Rigor Mortis. Für mich ist das ein schönes Schlusswort. Ich danke dir sehr, dass du für ein Gespräch bereit warst, und es hat sehr viel Spaß gemacht."
Rigor: "Ich danke herzlich für dieses angenehme Interview. Liebe Grüße und dem Magazin viel Erfolg. Ich war und werde immer ein Leser dessen sein."
* In der Rubrik "Mixed Pixles empfiehlt" stellt Rigor Mortis zwei Leseproben aus ihren aktuellen Werken zur Verfügung. Wofür wir uns herzlich bedanken und unseren Lesern viel Spaß wünschen.
Jack vs Chris:
Verlangen
***
Rigor Mortis & Kataro Nuel
1. Kapitel
Tobender Sturm
Jack
Ein Frühlingstag, bezaubernd nicht wahr? Die Vögel zwitschern, die Bäume treiben aus, die Menschen sehen sich mit merkwürdigen Blicken an. ‚Verlogen‘ nenn ich es, andere sagen dazu verliebt. Liebe … ein Wort, was mir nichts zu sagen vermag. Soviel darüber gelesen, und doch verstehe ich den Sinn einer solchen Verbundenheit nicht. Mein Blick schweift über die Grünfläche des Parks, in dem ich mich befinde. Es kribbelt in mir, unwillkürlich lasse ich die Schultern eine kreisende Bewegung ausführen, die ein leichtes Knacken der Gelenke verursacht.
'Konzentration', mahne ich mich selbst, schließe kurz die Augen. Als ich sie wieder in die Ferne blicken lasse, glaube ich, meinem Verstand nicht trauen zu dürfen. Ein See, in dem ein tobender Sturm wütet. Fasziniert gucke ich tiefer, will mehr davon erhaschen, als er auch schon aus meinem Blickfeld verschwindet. Was war das? Solche Augen, so dunkel und trübe wie klar. Meine Sinne spielen mir einen Streich, nicht anders sind diese merkwürdigen Empfindungen und Gedanken zu erklären.
Jetzt suche ich nach diesem See, will abermals in ihn tauchen. Da ist er, oder? Braune Haare umranden das zarte Gesicht, in welchem dieser See ruht. Nicht stürmisch. Um Hilfe flehend? Habe ich mich so getäuscht? Trugbilder!
Ein Paar, wie alle anderen scheint es mir, und doch, etwas stimmt nicht. Der ebenso braunhaarige Mann hat die Hand fest um ihren Oberarm gelegt und zerrt sie mit sich. Ihr Blick endet in meinem und ich weiß sofort, sie hat mich erkannt. Meine Augen sind unverkennbar, mehr als einmal sagte man es mir. Der Tod in lebender Gestalt.
Ein Lächeln huscht über meine Lippen. Ich bin der lebende Tod und ja, ich bringe ihn. Es liegt in meiner Hand, wer leben darf und wer nicht. Mein Herz zieht sich kurz zusammen, als ich den Blick erkenne, den die Frau mir zuwirft.
Eben noch tosende See; ist er flehend geworden, und ich weiß, was sie will. Erlösung! Selten gehe ich auf solche Bitten ein und doch, sie hat mir einen Moment geschenkt, einen Blick, ich möchte ihn ein weiteres Mal erleben. Was für Augen können mir solche Gefühle schenken? Ich will es erfahren, spüren und in mir verankern.
Langsam erhebe ich mich aus der sitzenden Position und folge dem Paar, welches nicht gerade glücklich scheint. Daher ihr hilfesuchender Blick? Ich möchte mehr wissen, wer ist sie und wo ist der tobende Sturm geblieben? Der Weg führt mich zu einem Anwesen, recht groß und vor Geld nur so strotzend. Dem stehe ich in nichts nach.
So nennt man mich Jakob Steel, einen vermögenden Geschäftsmann. An anderer Stelle nennt man mich Jack, den Mörder mit dem Tod in den Augen. Beides ist richtig wie falsch. Meinen wahren Namen habe ich schon so lange verleugnet, dass er nicht mehr existiert.
Caracasa, ein Engel von dreien des Frühlings, so heißt meine Auserwählte. Wird sie mir zeigen können, welche Gefühle in mir schlummern? Die tobende See hat es schon in mir ausgelöst, ich habe Blut geleckt und nun möchte ich mehr. Es war einfach, etwas über sie herauszufinden, gerade in meiner Position. Ihre Wochentage sind klar strukturiert. Somit habe ich den Freitag gewählt, denn alles, was zählt ist genaue Planung, ohne geht es nie.
Der Akt des Tötens ist nicht einfach eine Sache, die man nebenbei tätigt, es sei denn, die Gelegenheit ist gegeben. Mein Handwerk verlangt Planung, genaue Vorgehensweisen und strikte Konzentration. Ich habe Jahre gebraucht, um all das zu beherrschen:
Ein Mörder zu sein verlangt mehr als nur ein Messer und Opfer. Morden kann jeder, aber wer sein Handwerk beherrscht weiß auch, wie er nie gefasst werden kann. Denn genau das macht einen wahren Mörder aus: Töten mit dem Effekt, publik, jedoch niemals erwischt zu werden.
Ich kann verstehen, dass sie weg will, dieser Engel mit dem haselnussbraunen Haar. Es erinnert mich an etwas, an jemanden, lange ist es her. Ihre Augen waren hellbraun, genau wie ihr Haar. Das Lächeln gutmütig und mit einer Spur von Anstrengung versehen. Einst nannte ich sie Mutter, bis man es mir verbat.
Meine Gedanken schweifen ab, das ist nicht gut.
Volle Konzentration! Die tosende See wartet auf mich.
***
Freitag, der einzige Tag, an dem man Caracasa allein lässt, wenn auch nur zum Frisör und in ein Café. Dort trifft sie sich zum Brunch mit Freundinnen, auch wenn ich bezweifle, dass es ihre sind. Gerade Mitte zwanzig, ist ihr Mann fast doppelt so alt. Eine geschäftliche Beziehung, aus der sie entfliehen will; und ich werde ihr behilflich sein. Soll sie mir nur einen Moment schenken, einen Augenblick auf dem See mit dem tobenden Sturm.
Meine Maskerade steht, als Fahrer trete ich hier auf und weiß, es wird keiner merken. Ich bin perfekt in meinem Handwerk und weiß es zu beherrschen. Der schwarze Jeep hält vor dem Salon, als Caracasa gerade nach draußen tritt. Verwundert sieht sie zu mir, dem Fahrer, und seufzt schwer, bevor sie einsteigt. Gut erzogen, verschwiegen und folgsam, ja, so müssten alle Frauen sein.
Ich lenke den Wagen aus der Stadt heraus, sehe Caracasas Blick im Rückspiegel. Ihre Stirn in Falten gelegt sieht sie den näherkommenden Wald. Doch es kommt kein Wort über ihre Lippen, was mir ein Lächeln beschert.
Eine halbe Stunde lenke ich den Jeep durch den Wald, bis ich stoppe und wortlos von meinem Gast fordere, auszusteigen. Die zarte Gestalt gleitet in dem weißen Kleid aus dem Auto und sieht sich irritiert um. Ihr Blick bleibt an mir hängen, und dann scheint es ihr erst bewusst zu werden. „Folge mir!“, fordere ich nun doch mit Worten.
Alles habe ich vorbereitet, lediglich zwei Tage dafür benötigt. Eine kleine Waldhütte heißt uns Willkommen. Das Feuer im Kamin knistert vor sich hin, die recht kühle Waldluft wird von der Wärme der Hütte draußen gehalten. Schweigend folgt mir Caracasa, auch wenn sie immer wieder die Stirn runzelt. Nicht mehr lange wird das Leid ihr Leben beherrschen. Ich werde sie erlösen, schnell, nicht qualvoll, wenn sie mir nur einen Augenblick schenkt.
Drei Stunden sitzen wir uns nun gegenüber, die Sonne steht am höchsten Punkt. Wieso sieht sie mich nicht mit diesem gewissen Blick an? Das Einzige, was ich sehe, ist Furcht, Nervosität und dieser hilfesuchende Blick.
„Sieh mich noch einmal so an!“, fordere ich sie rauh auf.
Ihr Körper zuckt zusammen, die Muskulatur verspannt und ihr Blick trägt nichts, außer Furcht. „Wie?“, haucht sie mit ihrer zarten, melodischen Stimme.
„Ich möchte den Sturm sehen, wie bei unserem ersten Augenkontakt!“, erkläre ich ungehalten und zerre sie auf die Beine.
„Ich bat um Hilfe, trug keinen Sturm in mir! Ihr müsst euch täuschen!“, wagt Caracasa mir zu widersprechen. Ich habe mich noch nie getäuscht, weiß um meine Wahrnehmung und was ich gefühlt habe.
„Hilfe? Die wirst du erhalten, denn ich habe dich aus deinem Gefängnis befreit und du wirst nur dahin zurückkehren, wenn ich das will. Zeig mir den Sturm in der See!“
Eindringlich versenke ich den Blick in ihren. Meine Hände umfassen ihr Gesicht, während sie versucht mir zu entkommen. Ob meiner Berührung, oder doch nur meinem Blick, vielleicht auch beidem, kann ich nicht sagen. Es fühlt sich an wie ein Tanz, wir drehen uns im Kreis.
Erinnerung, der See ist vor mir, der Sturm wirbelt umher. Das Herz schlägt hart in meiner Brust und verlangt nach mehr. Will hineintauchen, mich in den Sturm stürzen und darin versinken. Ein Hauch ist es, der meine Lippen trifft. Geschockt öffnen sich meine Augen, die sich ungewollt geschlossen haben, und erfassen die Situation. Meine Lippen schweben über denen von Caracasa. Ihre blauen Augen, des Schockes wegen geweitet, blicken mich an.
Blau, es ist ein einfaches Blau, kein See, kein Sturm.
Langsam gleitet meine Hand in die Gesäßtasche, findet dort ein Klappmesser. Ihre Lippen gespannt, zum Sprechen bereit, die Augen weiterhin groß, dringt das Messer in ihre Brust ein. „Ich habe mich geirrt!“, entfährt es mir, als sie den letzten Atemzug in ihre Lungen saugt und in meinen Armen zusammensackt.
Sie hat ihn mir nicht geschenkt, nicht einmal einen Augenblick dieser Gefühle gegönnt. Ich muss die Seen finden, ich brauche dieses Gefühl zurück. Dieses gewisse Etwas.
Zurück, und genau das wird Caracasas Strafe sein. So wird sie in ihren goldenen Käfig zurückkehren, was kümmert mich noch, was aus ihr wird. Sie war nicht die Richtige. Doch was habe ich erwartet? Liebe?!
Ein Gefühl des Truges, nicht real. Wer könnte einen Mörder, eine Bestie wie mich schon lieben oder gar begehren. Mein Herz schlägt langsam seinen Takt. Routiniert säubere ich die Hütte und bringe Caracasa zurück. In der Nacht lege ich sie vor dem goldenen Käfig ab, sehe hinauf zum Himmel und lasse mir eine Brise übers Gesicht streifen.
Ich bin der Tod in menschlicher Gestalt.
Ohne Herz oder Gefühle.
***
Zweiter Blick
Jack
Der Wind ist rauer als vor drei Tagen, trotzdem sitze ich im Park und die Menschen schwelgen in ihrer … Liebe. Welch Trugbild, verlogen und nicht existent. Vertrauen und Hingabe, in der Wiege beigelegt? Freudlos lache ich in mich rein, spüre den rauen Wind auf meinem Gesicht, der sich mit den Sonnenstrahlen mischt. Ja, ich habe mich geirrt, mit Sicherheit. Als würde es Augen geben, die der See gleichkommen, dazu genug Emotionen in sich tragen, um mich gefangen zu nehmen.
Es kribbelt in mir, ich brauche wahre Befriedigung, habe Caracasa nicht ausgekostet, mich zu sehr gehen gelassen.
Impulsiv gehandelt, das war keine perfekte Arbeit, auch wenn die Polizei etwas anderes behauptet.
Unfähiges Volk, lassen sich manipulieren. Ich bin überall und nirgendwo, selbst auf der Wache habe ich mir eine Stelle zu eigen gemacht. Perfekt spiele ich den alten Polizisten kurz vor der Rente, und keiner durchschaut mich. Immer informiert zu sein ist ein wichtiger Teil meines Ichs, zudem ermöglicht mir die Stelle gegebenenfalls eingreifen zu können, sollte ich doch etwas unvorsichtig gewesen sein. Nicht, dass ich das schon benötigt hätte, und es wird auch so schnell nicht passieren.
Wieder schweife ich in Gedanken ab, doch nichts anderes ist hier gewollt. Ein neues Opfer wäre sehr angenehm, natürlich. Endlich das Kribbeln aus meinem Körper befreien, doch wer soll es sein? Wen darf ich beglücken?
Einzig Frauen kommen in den Genuss der Kunst, so hat es mich mein Vater gelehrt. Ein Stümper, der sich nach nur 100 Opfern der Todesspritze hingeben musste. War zu unvorsichtig. Es fehlte ihm an Intelligenz, aber die habe ich bekommen. Bin ihm weit voraus, die Zahl meiner Opfer nähert sich der seinen stetig an. Männer sind lediglich als Opfer auserkoren, wenn es nicht anders geht. Mittel zum Zweck, nannte es Vater, und ich halte mich an seine Ideale, das Einzige, was er mir mitgeben konnte. Dies und die Leere, die mich erfüllt und nur mit meinem Handwerk ausgefüllt werden kann.
Frauen herzurichten, sie zu präsentieren, kommt einem Kunsthandwerk gleich. Männer verschwinden einfach, unauffindbar, und werden nie mehr wiedergesehen.
Wozu auch, was sollte ich mit ihnen tun?
Dagegen ist das weibliche Geschlecht gerade dazu gedacht, meinem Werk als Rohstoff zu dienen. Sie sind formbar, man kann sie drapieren und sie sind nervend. Geschwätzig und laut, riechen penetrant und meinen stets, was Besseres zu sein. Unnütz, eignen sich nur um Erben in die Welt zu setzen, dafür sind sie auch gedacht.
Doch dazu kann ich mich nicht überwinden, ich habe es versucht. Eine Frau zu berühren, wenn nicht aus handwerklichem Drang, ist mir zuwider. An fleischlicher Lust fehlt es mir, und ich empfinde das keineswegs als Makel. Mir vorzustellen, dass sich ein Körper an mich schmiegt, ich berührt werde, verunreinigt, lässt meinen Magen rebellieren.
Andere Gedanken müssen her, mein Blick schweift durch den grünen Park. Sehe die ersten Blüten, die sich durchgekämpft haben, erblühen und bin versucht, sie einzeln zu zertreten. Schöne Vorstellung, doch nicht das, was ich möchte. Mein Blick trifft eine männliche Brust, die sich in mein Blickfeld schiebt. Langsam sehe ich hinauf, Kinder lenken mich kurzweilig ab, die an dem Mann herumzerren.
Dann stockt mir der Atem, denn da ist er wieder … der See, der Sturm, und ich versinke in den Tiefen, habe das Gefühl mich darin zu verlieren. Kein rationales Denken mehr möglich. Jeder Atemzug scheint mir zu viel Ablenkung und doch so nötig, in den Tiefen der See, die mich gefangen hält. Der wahre Sturm begegnet mir und ich bin mir bewusst, mich bei Caracasa wirklich getäuscht zu haben.
Aber wie kann das sein? Dies hier ist ein Mann.
Schmale Gesichtskonturen und doch kantig, eindeutig eine sportlich leicht muskulöse Statur und kurzes, zerzaustes Haar. Ein Mann, unverkennbar, aber wie kann ein solcher derartige Gefühle in mir auslösen? Irritiert bemerke ich seine Bewegungen, die von mir wegführen. Er geht, wird mir schlagartig bewusst und ich merke, wie sich mein Körper in Bewegung setzt. Einzig der Gedanke, ihn nicht verlieren zu dürfen, beherrscht mich.
Seine Aufmerksamkeit ist bei den Kindern, die um ihn herumspringen, welch Anblick, mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Sie sind so laut und unkontrollierbar. Doch dieser Mann scheint sie im Griff zu haben, er lässt einen Pfiff von seinen Lippen entweichen und schon sind alle in Reih und Glied, faszinierend mit anzusehen.
Einen Menschen zu beobachten, ohne zu wissen was ich von ihm will, ist recht ungewöhnlich. So stehe ich vor einem Kindergarten und warte darauf, dass er wieder herauskommt. Nervosität macht sich in mir breit, als immer mehr Kinder abgeholt werden. Der Parkplatz der Angestellten leert sich ebenfalls, es kann also nicht mehr lange dauern. Eiligst mache ich mich unsichtbar, möchte nicht erkannt werden, noch nicht. Wer ist der Mann mit dem Sturm in den Augen, der über der See wütet?
Rasant steigt mein Herzschlag an, möchte meinen Brustkorb sprengen, als er herauskommt. Die Fenster einen Spalt geöffnet vernehme ich eine Frauenstimme: „Christopher, möchtest du mit mir einen Kaffee trinken gehen?“
Ein Lächeln verzieht seine Lippen: „Nein danke, Elisabeth, ich habe etwas anderes vor!“ Mit diesen Worten hat er sich auch schon abgewandt und läuft Richtung Innenstadt. Mit einem gewissen Abstand folge ich ihm und lasse das Auto zurück. Es wäre zu unpraktisch und auffällig.
Immer noch ziert ein Lächeln seine Lippen, als Christopher in ein Internetcafé tritt. Durch die Glasfront kann ich ihn weiter beobachten, erkenne sogar, was für eine Seite er an einem der Computer aufruft. Es ist ein stadtinterner Chat für Männer, und sein Name dort lautet Lorson. Ganz in der virtuellen Welt versunken bemerkt er mich nicht.
Gegenüber von Christopher nehme ich Platz, melde mich in dem Portal an und gehe auf die Suche. Stirnrunzelnd nehme ich die anderen Mitglieder in diesem Chat wahr, einzig Männer scheinen Interesse daran zu hegen.
Plötzlich blinkt ein kleines grünes Fenster auf: „Hey, ich bin Traumfänger, soll ich auch deine Träume fangen?“, entnehme ich der Nachricht. Mein Blick sucht den Bildschirm ab. Irgendetwas habe ich an diesem Portal übersehen und dann, ganz klein, zeigen sich mir zwei Symbole, die mir bekannt sind. Zwei kleine Kreise mit Pfeilen brennen sich geradezu in meine Augen.
Hastig drücke ich das Fenster weg, soll der Sender ewig auf meine Träume warten, ich habe an ihm kein Interesse. Bin nur wegen einem hier, und den gilt es, zu finden.
Ich gebe gerne zu, dass mich diese Form einer Partnersuche doch etwas irritiert. Keineswegs habe ich gegen solche Verbindungen etwas und doch, ich kann sie nicht verstehen. Ebenso wenig wie die zwischen Mann und Frau. Das körperliche Verlangen ist für mich so unvorstellbar, dass es nicht mal in meinen Träumen zu solchen Gedanken kommt.
Da ist er, Lorson, oder auch Christopher. „Hallo, Interesse an einer Unterhaltung?“, tippe ich die erste Nachricht ein. In Sekunden erhalte ich eine Antwort: „Kein Interesse an einem virtuellen Sexerlebnis!“
„Dann sind wir uns einig, das freut mich“, antworte ich mit einem lächelnden Gesicht dahinter. Meine Augen sind gefangen von dieser Kopfform, die in mir ein Brodeln verursacht. Sie sind mir zu widerlich.
Meine Augen wandern zu Christopher, der überrascht lächelt und die Finger über die Tastatur fliegen lässt.
***
Faszination des Kennenlernens
Chris
Was bietet sich mehr an, als an einem schönen Frühlingstag in den Park zu gehen? Gerade wenn man wie ich, als Erzieher, in einem Kindergarten arbeitet, liegt wohl nichts näher. Die Kinder laufen ausgelassen umher, spielen Fangen, ärgern sich oder sitzen mir gegenüber und hören sich eine Geschichte an.
So sieht ein fast perfekter Tag in meinem Beruf aus. Ich mag diesen Park, der mir immer wieder eine neue Facette der Natur zeigt. Ebenso die Menschen, die sich hier ihren Frühlingsgefühlen hingeben, oder einfach die ersten Sonnenstrahlen genießen. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es bereits Zeit zum Aufbruch ist. Ein Pfiff reicht, um die Kinder zu mir zu holen, in Reih und Glied, wie es sein soll. Während ich die Umgebung mit den Augen absuche, ob sich noch irgendwo ein kleiner Ausreißer herumschleicht, fange ich mir einen Blick ein, der mich kurz stocken lässt. Doch keine Zeit, um näher hinzusehen, schon schieben mich die Kinder in Richtung Ausgang.
Ich sage ja, ein fast perfekter Tag.
Ende der ersten Leseprobe
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Es folgt ein Auszug aus dem aktuellsten Werk von Rigor Mortis - und eine redaktionelle Vorwarnung: Wer das Kommende mit Vergangenem vergleicht, wird überrascht feststellen, welche gigantische Bandbreite Rigor Mortis abdecken kann. "Tattoo" ist in keinster Weise mit dem vergleichbar, was Fans aus den bisherigen Werken kennen.
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Tattoo
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Im Zeichen des Drachens
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Rigor Mortis
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Für alle die nach einem Absatz unbedingt mehr wollten.
Vitae essentia
Wesen des Lebens / Elixier des Lebens
Auf seinen Knien und mit gesenktem Kopf verweilte er vor ihr, sein linkes Handgelenk auf einer steinernen Säule befestigt, und spürte schmerzhaft die Nadel, die sich tief in sein Fleisch arbeitete. „Ihr fühlt Euch gedemütigt!“, stellte die alte weißhaarige Frau fest, während sie unbeirrt weiter den Arm des jungen Kriegers bearbeitete.
„Es wird das erste und letzte Mal sein, dass ich vor einem Weib knie“, raunte dieser und sah mit seinen braunen Augen auf. Sein hellbraunes verschwitztes Haar klebte in seinem Gesicht, das keine Regung zeigte.
„Es ist bemerkenswert, dass Ihr die Schmerzen so unbeeindruckt aushaltet. Jemand wird in Euer Leben kommen, der Euch in die Knie zwingt, wegen dem Ihr Eure Maske verliert. Ihr werdet unbeherrscht sein, und Euer Herz wird seine steinerne Hülle verlieren“, lächelte die alte Frau und streifte sich eine weiße Strähne aus dem Gesicht. Der Mann vor ihr sah sie kurzweilig geschockt an. „Schwatzt nicht so ein dummes Zeug und macht Eure Arbeit“, knurrte er erbost. Doch lediglich ein müdes Lächeln entlockte er mit seiner schroffen Art bei der alten Frau. „William, ich bin nun seit achtzig Jahren eine Seherin, weiß was jedem von euch bevorsteht. Ihr erhaltet mein letztes Tattoo, dann werde ich von dieser Welt gehen. Seht hin, was Euch zugedacht ist, Anführer der Krieger!“ Mit diesen Worten löste sie die Manschette von seinem Handgelenk und senkte kurz den Kopf. „Ihr seid zu Großem berufen und doch werdet auch Ihr einen Partner an Eurer Seite benötigen; und dieser wird nicht so sein, wie Ihr es Euch denkt.“
Überrascht hatte er den Drachen auf seinem Handgelenk entdeckt, was ihn als Anführer auswies. „Ich soll Anführer der Krieger werden?“
„Ab heute wird es so sein“ antwortete sie müde. „Ihr werdet ein guter Anführer sein, aber das wisst Ihr selbst und Euer Partner …“
„Ich benötige keinen!“, sprach er knurrend dazwischen.
Die faltige Frau vor ihm grinste. „Wie Ihr meint. Hier mein bester Scotch, der hilft gegen den Schmerz“, reichte sie einen Tonkrug zu ihm. Er entriss diesen ihren zittrigen Händen und wunderte sich kurz, dass sie dennoch so präzise tätowieren konnte, dann stülpte er den Krug an seine Lippen und nahm einen großen Schluck.
„Ihr solltet es auf Eure Wunde träufeln, nicht den Magen damit ertränken!“, runzelte sie die Stirn, hatte sie ihm das doch am Anfang berichtet.
„Was von außen helfen soll, kann von innen nur besser sein“, kommentierte er und verließ den steinernen Vorsprung, an dem die Seherin ihr Heim hatte.
***
William hämmerte auf der Tastatur herum, die sich vor ihm auf dem Schreibtisch befand, während seine Augen über die drei Monitore an der Wand wanderten. Er mochte diese Zeit nicht. Wie einfach war es noch vor 150 Jahren gewesen als sie Streife gelaufen waren und nun? Saßen sie vor Monitoren und beschäftigten sich mit Hightech.
Es war nicht seine Welt, und doch fügte er sich. Es war seine Aufgabe seit 150 Jahren. Immer mit der Zeit mithalten und verhindern, dass man sie entdeckte.
Sie waren Krieger, ein Mythos in der Menschenwelt. Bekämpfung von Fabelwesen gehörte zu ihren Aufgaben.
Vampire, Dämonen, Hexen und andere Wesen trieben in dieser Welt ihr Unwesen, und das musste eingedämmt werden. Dafür waren seit Jahrtausenden die Krieger zuständig. Selten waren diese Fabelwesen gutmütig, wollten die Macht zurück, so wie es einmal war.
William kannte diese Geschichten nur vom Hörensagen, selbst lebte er in dieser Welt, die von jeher den Menschen zugeteilt war. Seit Tagen jedoch war er nur noch genervt. Die Überwachung sagte ihm gar nicht zu, er hasste es am Bildschirm zu sein, statt draußen durch Wälder und Städte zu streifen. Zudem zermarterte er sich den Kopf, die Seherin war in seinen Träumen aufgetaucht und ließ ihn den Tag seiner Bestimmung immer wieder durchleben.
Er war der Anführer der Krieger, außer ihm war nur der König über ihnen, obwohl sich dieser nie so bezeichnete.
Leonard hatte vor 500 Jahren die Herrschaft übernommen. Regierte über seine Krieger, die anderen ihrer Art, die unter den Menschen lebten, ohne sich einzumischen. Sie genossen ein längeres Leben, meist sogar in einzelnen Dörfern, die einzig ihnen vorbehalten waren.
Sie waren die Vitae essentia, so nannte man sie seit Tausenden von Jahren. Die Unterschiede zu Menschen waren nicht gravierend. Aussehen, Verhalten, selbst Gewohnheiten teilten sie, doch waren die Vitae essentia stärker und hatten eine schnellere Wundheilung. Zudem lag auf ihnen ein Fluch, so zumindest bezeichnete es William.
Die Seherin hatte ihm einen Partner vorhergesagt ...
"Partnerin", korrigierte er sich geistig und der Gedanke gefiel ihm nicht. Er wollte niemanden an seiner Seite, und irgendwas in ihm sagte deutlich, dass seine Frist - sein schönes Leben allein - bald ein Ende finden würde.
Langsam öffnete er das Armband, was seit hundert Jahren sein Tattoo verbarg. Er sah sich den Drachen an, und der Gedanke, dass dieser bald einen weiblichen Körper zieren sollte, behagte ihm gar nicht.
William war dankbar, als Quinn seine Arbeit übernahm, der Computerfreak mit den weißen Haaren, aus ihrer Einheit. Dieser fühlte sich hier unten wohl und das merkte man ihm ebenso an, während William in den Außeneinsatz gehörte und lieber kämpfte, statt zu analysieren. Heute war eine Visite bei den verschiedenen Bars der Gegend angesagt, die einzig „unmenschlichen“ Wesen den Zutritt gewährten. Neben William betrat Sean die Bar, sein bester Freund und Gefährte in Kämpfen. Zusammen gingen sie nun schon seit ihrer Lehrzeit auf Streife, wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.
Sean war drei Jahre älter als William, hatte schwarzes Haar und blaue Augen, mit denen er so manches Herz brach. Jedoch nicht beabsichtigt, das musste man ihm zugute halten. Er war freundlich, doch sein Interesse galt keiner anderen Frau als seiner eigenen.
***
Ein Fluch, nannten die meisten es. Angeblich vor tausenden von Jahren von einer Hexe ausgesprochen, die auf einen Krieger hereinfiel, der ihr Herz brach. Sie hatte einen Fluch gesprochen, der jedem einen Partner zusicherte, den es zu finden galt innerhalb von 350 Jahren, sonst war ihr Leben vorbei. Sie zerfielen wie Vampire zu Staub und wurden vom Wind hinfort getragen. Als Beweis der wahren Partnerschaft übertrug der Mann sein Tattoo, sofern er eins trug. William war mittlerweile 200 Jahre und hoffte inständig, noch 149 Jahre Zeit zu haben, bevor er seine Partnerin fand. Allein der Gedanke. nicht mehr selbstständig zu sein, brachte ihm eine unangenehme Gänsehaut über den Körper. Teil zwei des Fluches war: 350 Jahre ging es ohne Partner, doch sobald man diesen fand, sie markierte, war ein unsichtbares Band geflochten, welches Energie beanspruchte und Nähe forderte. Das hatte William bei Sean mitbekommen. Immer, wenn dieser sich schwach und müde fühlte, suchte er die Nähe zu seiner Partnerin und schien danach wie aufgeladen. Voller Energie und beschwingt.
Auch wenn diese Eigenschaft dem Anführer zusagte, wollte er es nicht erleben. Zu seinem Glück wäre seine eine zickige Frau, die ihm das Leben zur Hölle machen würde, und diese währte gut 1000 Jahre.
Ende der zweiten Leseprobe
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Eine Auflistung der bereits erschienenen Werke stehen auf dem BookRix-Account von Rigor Mortis als Buch ein, inklusive Anlaufstellen, wo die Bücher erhältlich sind:
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Wer hat es gewusst?
Ein Satz beginnt mit dem ersten Buchstaben eines Wortes und endet mit einem Punkt. Alternativ können auch Ausrufezeichen verwendet werden, je nach Betonung des Satzes. Ein Ausrufezeichen wird zum Beispiel bei Schreien, Befehlen, besonderen Aufforderungen an den potentiellen Leser verwendet. Steht ein Fragezeichen am Ende, handelt es sich bei besagtem Satz um eine Frage.
Sätze haben die Funktion, mehrere verschiedene Worte und Wortfamilien in eine logische Reihenfolge zu bringen und durch Aneinanderreihung eine fertige Aussage zu bilden. Man unterscheidet zwischen Haupt - und Nebensätzen. Sätze an sich sind Teil eines Textes und wesentlicher Bauteil von Erzählungen, Analysen, Artikeln und etlichem mehr. Kurz gesagt: Sätze bilden zu können, ist eine grundlegende Voraussetzung, um komplexe Sprachkonstrukte schriftlich oder mündlich zu erstellen. Man nenne diese Fähigkeit "formulieren". Bei einem gebildeten Satz spricht man gemeinhin von einer "Formulierung".
Ein Hauptsatz ist eine fertige Aussage, die für sich allein stehen und mit einem Punkt abgeschlossen werden kann. Ein Nebensatz ist genau genommen der Teil eines Satzes, mit einer unausgesprochenen, noch nicht beendeten Aussage. Je nach Bezug sind Nebensätze begründend, unterstreichend, aufbauend auf dem Beginn einer Hauptaussage und haben die Funktion, eine Hauptaussage zusätzlich zu betonen. In der Regel werden Nebenaussagen von einer Hauptaussage in einem Satz durch ein Komma getrennt. Eine Eselsbrücke für Haupt - und Nebensätze: Ein Hauptsatz kann für sich allein stehen und endet mit einem Punkt. Nebensätze stehen sinnbildlich und ohne Bezug auf einen eventuellen Satzbeginn im leeren Raum und ergeben ohne Begleitsatz keinerlei Sinn.*
© Sina Katzlach
* Eine ergänzende Hilfe von Enya Kummer: Nebensätze werden fast immer durch Konjunktionen eingeleitet (dass, weil, damit, wenn ...) oder durch Fragepronomen. Außerdem steht bei Nebensätzen das konjugierte Verb am Ende. Bei Hauptsätzen ist das konjugierte Verb zweites Satzglied (außer bei Fragen natürlich).
Quelle: Dreamies.de
Mixed Pixles und die Tintenfass AG
wünscht Frohe Weihnachten
und ein glückvolles 2014!
Einen kleinen Einblick in die prägnantesten Ereignisse unserer Autoren sowie Eindrücke bezüglich globaler Geschehnisse des vergangenen Jahres gewährt eine kleine Zusammenfassung, die durch eine Umfrage zustande kam. Teilweise hatten wir von der Tintenfass AG viel zu erzählen!
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Die Autorin Gamefreak erzählt: 2013 war ein spannendes Jahr, so wohl privat als auch global gesehen. Ich persönlich habe das erste Mal wahre Freundschaft erfahren. Ganz ohne Lügen und Lästereien!
Mit meiner einen Freundin habe ich auf die Wahl hingefiebert. Wir sind zwar zu jung, um wählen zu gehen, aber politikinteressierter als mancher Erwachsener. Das Ergebnis fand ich jedoch ziemlich enttäuschend!
Am Anfang des Jahres war ich immer über den Status von Frau Schavans Doktortitel informiert. Meine Oma sammelt jeden Artikel über sie. Meine persönlichen Helden 2013 sind meine neuen Freunde. Sie sind Außenseiter unserer Schule. Ich war zunächst skeptisch und hatte Vorurteile. Dabei sind sie intelligent und ehrlcih. Sie haben den selben Humor wie ich, und ohne sie wäre meine Welt nur schwarz-weiß. Sie geben mir so viel Input und bringen mich immer wieder zum Lachen, selbst in aussichtslosen Situationen. Ich freute mich, sie jeden Tag sehen zu dürfen und war traurig, als ich einer meiner Freundinnen Geld lieh, es aber nie zurück bekam, weil sie wegzog. Aber wir anderen hielten alle zusammen!
Ein Schauplatz der mir für immer in Erinnerung bleiben wird, ist die Treppe im Keller unserer Schule. Dort saßen wir alle immer beisammen, bis wir dann nach draußen geschickt wurden. Ich habe mal gewitzelt das wir vielleicht beim Jahrgangstreffen genau dort sitzen werden!
Sina Katzlach: Meine eigenen Eindrücke über das Jahr sind gemischt. Das einschneidendste Erlebnis, was sich ziemlich qualvoll in meine Seele gebrannt hat, war die Flut 2013 in Deutschland. Schauplatz Deggendorf-Fischerdorf, wo ein Damm brach und einen ganzen Ortsteil unter Wasser setzte, mitsamt weiteren Eingemeindungen im Umkreis von bis zu 100 Kilometern. Unser Regionalsender Donau TV brachte rund um die Uhr Berichterstattung. Ich bekam alles ziemlich hautnah mit, weil ich nicht weit entfernt wohne. Die Angst, dass die Flut auch meinen Wohnort erwischt, war Tag und Nacht da. Ich war immer in Bereitschaft, flüchten zu müssen und überlegte dauernd, was ich mache, wenn es zum Ernstfall kommt.
Am Schlimmsten für mich war jedoch die Auswirkung der Flut auf die Tierwelt - und die Ignoranz etlicher Mitmenschen. Ein Bauer fühlte sich zu sicher und hatte verhindert, dass ein Stall evakuiert werden konnte. 100 Rinder sind ums Leben gekommen. Die Helfer waren vor Ort und konnten nichts anderes tun, als die Tiere zu erschießen, die noch lebten. Ein Helfer sagte, sie hätten geschrien wie Kinder und hätten sich auf ihre bereits toten Artgenossen gestellt, um noch Luft holen zu können. Wenn ich mein Kopfkino einschalte, laufen mir Tränen übers Gesicht.
Eine ganze Herde Rehe ist ertrunken, weil Katastrophen-Touristen verhinderten, ans rettende Ufer zu kommen. Ein Jäger hatte es aus der Ferne mit angesehen, er hätte die Menschen, die sich offenbar daran weideten, am Liebsten erschossen. Aber ihm waren die Hände gebunden, es wären zu viele gewesen, und er selbst zu weit weg.
Nicht viel anders erging es den betroffenen Bürgern von Fischerdorf. Die noch intakten Dämme waren alle durchweicht und drohten, zu brechen. Auf den Brücken standen Menschen mit Regenschirmen und Anzug und schauten sensationslüstern den Fischersdorfern beim Überlebenskampf zu - anstatt zu helfen.
Aber nicht alles war schlecht. Die Menschen rückten zusammen und halfen einander. Diejenigen, die zusahen, ohne mit anzupacken, waren in der Minderheit. Noch heute packen etliche beim Wiederaufbau mit an, unentgeltlich.
Spenden für die Geschädigten kamen zusammen, die Regierung selbst hat auch Gelder für den Wiederaufbau freigesetzt - und die EU. Viele Tiere starben, aber auch viele Tiere wurden gerettet. Menschen kamen keine ums Leben. Meine Helden 2013 sind jene, die sich für Mensch- und Tierwelt selbstlos einsetzten.
Das andere Erlebnis, was mich flüchtig erreichte, war der Sturz etlicher Diktatoren im Rahmen vom Arabischen Frühling, am Meisten der in Ägypten. Die Bilder der jubelnden Menschen, als die Regierung gestürzt war, haben mich beeindruckt. Was mich traurig gemacht hat: Dass Menschen bei jedem Freiheitskampf sterben müssen.
Ein Umbruch besonderer Art von Eiskristall: Mein Jahr 2013! Ein Jahr, das über mich hereinbrach wie eine Lawine. Dieses Jahr begann für mich mit Depressionen, denn das Vorige hatte Löcher in mein Leben gerissen. Es schien nichts mehr zu sein, wie es hätte sein sollen. Mich plagten starke Schmerzen an beiden Hüften, hinzu kamen tierische Kreuzschmerzen und ständige bohrende Kopfschmerzen.
Ich dachte, ich hätte einen Tumor. Redete aber mit niemandem darüber. Meine kleine Dackeline Lulu brach mit ihrem Tod ein großes Loch in meine Seele. Und es gab keine Hoffnung auf ein neues lebendiges warmes Fellbündel. Unser Vermieter verbot einen neuen Hund (Ich liebe Hunde, sie sind für mich die besten Freunde). Die Hüft OP meines Mannes brachte auch nicht den gewünschten Erfolg, so wurde mein Mann zu einem meckernden Nörgler.
Mir erschien Anfang dieses Jahres alles irgendwie sinnlos. Dann machte unsere Tochter den Vorschlag, dass wir umziehen sollten, in ihre Nähe, denn wir würden ja nicht jünger. Dieses war für mich eine riesige Herausforderung. Mein Mann stellte sich quer, er wollte diesen Umzug nicht. Hätte ich vorher gewusst, was dieser Umzug für mich alles an Arbeit und seelischem Stress bringen würde, hätte ich bestimmt nicht auf diesem Umzug bestanden. Sehr oft war ich einem körperlichen und seelischen Zusammenbruch nahe (Schließlich bin ich auch nicht mehr die Jüngste, mit fast 73 Jahren). Wäre da nicht unsere Tochter gewesen, die uns so sehr geholfen hatte, hätte ich alles nicht überstanden. Fast alles musste ich machen, denn mein Mann konnte es körperlich nicht. Inzwischen wohnen wir fast fünf Monate in unserer neuen Wohnung. Es ist alles schön eingerichtet, nur mein Zimmer sieht noch etwas chaotisch aus, aber das wird noch. Ein süßer kleiner Hund lebt seit dem 14. September bei uns, er kommt aus Ungarn und war im Tierheim Donzdorf. Ich habe ihn im Internet entdeckt und mich sofort in den kleinen Kerl verliebt.
Langsam komme ich zur Ruhe, einen Tumor habe ich Gott sei Dank nicht, die Kopfschmerzen kommen von meiner kaputten Halswirbelsäule. Mein Rücken und die Hüften schmerzen nach wie vor, ich werde nächstes Jahr mal danach schauen lassen. Die rechte Hüfte ist sowieso schon lange kaputt.
Was mich sehr berührt hat: Meine Schwägerin ist mit 56 Jahren gestorben, sie stürzte, musste ins Krankenhaus, bekam eine Lungenentzündung, fiel ins Koma und ist nicht mehr aufgewacht. Sie war so lieb, und sie hatte noch so viel vor. 56 Jahre, viel zu jung, mein Bruder tut mir so leid, denn die Zwei führten eine sehr glückliche Ehe.
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Angst haben mir auch in diesem Jahr wieder die vielen weltweiten Katastrophen gemacht. Die Überschwemmungen, die wie es scheint jedes Jahr globaler werden.
Angst machen mir auch die Weltweiten Kriege und politischen Unruhen. Die vielen Menschen, Die Kinder und Frauen, die wegen Krawallen, Rassenhass, wegen ihrer Religion verfolgt und getötet werden. Die Menschen die mit Booten versuchen in ein anderes Land zu flüchten, und dabei kentern und sinnlos ertrinken müssen.
Sorge macht mir auch die Korruptheit vieler Politiker.
Meine Heldin in diesem Jahr: „Unsere Tochter!" Sie hat uns geholfen wo und wie sie nur konnte, trotz der vielen Arbeit die ihr Beruf als Managerin bei Daimler mit sich bringt. Wir sind ihr so dankbar. Ich kann sagen, ich bin froh, dass dieses Jahr vorbei ist, aber ich bin auch dankbar, dass doch alles so gut gegangen ist. ... © Christa Phillipp
Clary, unsere Grafik-Designerin: Weil ich faul und müde bin, nur Stichpunkte, alle mehr persönlich:
- endlich eine eigene Wohnung
- Zusage für den Studienplatz, Studienbeginn
- erste Bundestagswahl, bei der ich wählen durfte
- das Special zum 50. Geburtstag der Serie Doctor Who (eher allgemein, aber für mich war es was Besonderes)
Skreutzer hat Innovatives zu sagen: Nach 3 Jahren mühevoller Entwicklung habe ich Ende 2013 eine Lösung realisiert, mit welcher Texte als gebundene, durchschossene Hardcover-Ausgabe von jedermann im Eigenverlag herausgegeben werden können.
Zugegeben: ein ziemliches Luxus-Bedürfnis, jedoch ein wertvolles Werkzeug für intensive Arbeit am Text.
Ingrid Schmulder-Ölke: Das Jahr 2013 war mit sehr vielen Ereignissen behaftet. Erinnern möchte ich unter anderem an die Flut. An die vielen Helfer die Tag und Nacht wahren Einsatz gebracht haben. Ich möchte aber auch die Opfer nicht vergessen, die zwar sehr viel wieder einmal verloren haben, aber sich der Herausforderung erneut stellen und gestellt haben.
Ich möchte aber auch an einen ganz großen Mann denken, der in Südafrika Geschichte geschrieben hat und viel zur Bekämpfung des Rassismus gegen Farbige beigetragen hat. 27 Jahre mußte er auf Grund seines Kampfes und seiner Hautfarbe im Gefängnis verbringen.
***
Ihr wisst, von wem ich rede. Ich rede von Nelson Mandela der am 5.12.2013 nur einen Kampf verloren hat, den Kampf des Lebens. Aber ich bin mir sicher: sein Vermächtnis wird in unserer Erinnerung weiter leben ...
♠ ♥ ♠
♥ ♠ ♥
Und der Himmel ließ den Tränen Lauf
Weiser Madiba, er ist von uns gegangen
Fort von dieser, unserer gemeinsamen Welt
Wollte Frieden und Freiheit nur verlangen
Und wurde der größte afrikanische Held
In Frieden geeint ist nun ein Land
Vorher durch Schrecken, Apartheid
Und Rassismus weithin bekannt
der Blick seiner Augen war weit
Nicht Hass wohnte in dem Herzen
Das er der afrikanischen Welt geschenkt
Erlitt es doch vieler Jahre Schmerzen
Tata Mandela hat uns in Freiheit gelenkt
In Trauer vereint sind die Völker der Welt
Schauen in den weiten Himmel hinauf
Madiba, er bleibt für Viele ein Freiheitsheld
Und der Himmel ließ den Tränen Lauf
© René Deter
Du schwebst über der Welt wie ein Komet und
hinterlässt ein Licht, dem wir folgen sollten.
Mandelas Enkel Zozuko Dlamini
***
† 05. Dezember 2013 in Johannesburg
* 18. Juli 1918 in Mvezo, Südafrika
Häuptlingssohn der Tembu
27 Jahre Haft auf Robben Island
beschuldigt als Rädelsführer und Terrorist
1990 Rehabilitation und Versöhnung
1993 Gemeinsamer Friedensnobelpreis:
Nelson Mandela und Präsident Le Klerk
1994 Erste Parlamentswahl
Sieg für Mandela und Le Klerk
Nelson wird Präsident, Le Klerk Vize (!!!)
2013 Heimkehr zu seinen Ahnen
***
Die Güte des Menschen ist eine Flamme, die zwar
versteckt, aber nicht ausgelöscht werden kann.
Nelson Mandela
Texte: Die im Buch vertretenen Autoren
Bildmaterialien: Die Tintenfass AG, ausgenommen mit Quellen-Angaben versehene Bilder
Lektorat: Sina Katzlach
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2013
Alle Rechte vorbehalten