Ich war noch niemals Normal. Als ich ein Kleinkind gewesen war trug ich nur Pink. Was daran so falsch war? Ich bin ein Junge.
Ab meinem 10. Lebensjahr las ich nur noch Mangas und verschloss mich in meinem Zimmer. Meine Eltern machten sich große Sorgen um mich, doch ich ließ sie nicht an mich ran. Doch richtig extrem wurde es als ich in eine Scene geriet.
Ich färbte mir mein hellblondes Haar schwarz und fing an mich zu schminken. Ich traf mich noch spät abends mit meinen Leuten. Sie verstanden mich, im Gegensatz zu meinen Eltern. Meine Mutter sprach nicht mehr mit mir, seitdem ich angefangen mich zu schminken schon nicht mehr, und mein Vater rechtfertigte mich immer, er fand es nicht schlimm. Fand, dass ich mich so entwickeln sollte wie ich mich wohl fühlte. Schließlich trennten meine Eltern sich. Mein Vater fand das gut. Meine Mom hatte eh immer nur auf mir und ihm rumgehackt. Sie fand auch schon bald einen neuen Lover und zog mit diesem nach Kalifornien.
Bald lief wieder alles in der Routine, mein Vater war den ganzen Tag meistens unterwegs, ich ging zur Schule und traf mich Abend mit meinen Freunden so auch heute:
Als ich am Gewohnten Treffpunkt erschien. Waren schon alle da.
„Oy!“, ich begrüßte sie und küsste einen nach dem anderen auf den Mund. Unsere Begrüßung. Egal ob Mädchen oder Junge.
Als ich an Lestat Halt machte, stoppte ich kurz. Ich gruselte mich vor ihm, er hatte etwas, dass das Blut in den Adern gefrieren ließ. Doch ihn nicht zu küssen hieß, dass ich hier nicht mehr lebend raus kam. Er war der Gründer, unser Besitzer. Und er tötete einen ohne mit der Wimper zu zucken. Ich blickte in seine smaragdgrünen Augen. Sie bannten mich jedes Mal. Er beugte sich zu mir herunter und grinste mich an. Dann ging er ganz langsam mit dem Mund an mein Ohr und flüsterte zärtlich: „Was ist worauf wartest du?“.
Sein Atem streifte meine Haut, ich bekam Gänsehaut. Ich atmete schwer die kalte Friedhofsluft ein. Es war so kalt, dass man meinen Atem deutlich in der Luft erkennen konnte. Dann machte ich meine Augen zu und küsste ihn ganz leicht. Kurz nachdem sich unsere Lippen berührt hatten, zog ich meinen Mund weg. Er schaute mich erst prüfend an.
Dann räusperte er sich und sagte: „Hallo meine Freunde…“.
Ich atmete aus, hatte nicht bemerkt dass ich vor Spannung die Luft angehalten hatte. Wir setzten uns auf Decken, die auf dem Boden lagen und machten einen Kreis. In der Mitte machte Lestat ein Feuer an. Ciel stupste mich an: „Was war‘n das vorhin?!“.
Er grinste Breit. Ich lief rot an. „Hat man es mir sehr angesehen?“
Ich grinste zurück, oder versuchte es jedenfalls.
„Was? Das du total verknallt in den Typen bist?“
„WHAT THE F…“, schrie ich auf einmal.
Alle Köpfe drehten sich zu uns um.
„D-Das..U-Ups?“, Ich verstummte.
„Das ist so unfair! Nur weil ich nicht mit dir gehen will! Du bist böse Vlad!“, Ciel fing an zu weinen und ich wusste nicht was hier los war.
„Ist das wahr?!“ Ein ernstes Lestat-Gesicht starrte mich an.
„Ach du Sch..eibenkleister“, verbesserte ich mich in der letzten Sekunde noch. „E-Ehm..ich glaub ihr versteht da was ganz falsch!“ Ich packte den heulenden Ciel und zerrte ihn mit mir um die nächste Ecke.
„Was sollte das zum Teufel?!“, schrie ich ihn an.
„He he, beruhig dich“
„Ich und mich beruhigen?!“
„Ja man, komm runter sorry“
„Warum hast das gemacht?“, fragte ich ihn ernst.
„Hehe, war doch witzig“.
Ich tickte fast schon wieder aus. WITZIG?! Er fand das Witzig?!
„Das war überhaupt nicht witzig verdammt!“ Ich packte ihn am Kragen.
„Jetzt komm runter, alter! Was hätte ich denn machen sollen? Du hast doch rumgeschrien! Hätte ich Lestat sagen sollen das du in ihn verknallt bist?“, fragte Ciel jetzt auch wütend und riss sich los. Ich atmete tief ein, er hatte recht.
„Lass uns zurück gehen…“ Ich zog an seinem Ärmel.
Ich blickte um die Ecke. Alles hatte sich wieder Lestat zugewendet. Doch der starrte, während er die Tagesthemen durchsprach, ziemlich böse in unsere Richtung. Ich entschied mich dazu lieber für heute zu gehen.
„Ich hau ab! Und du erklärst das den anderen!“, ich packte meine Tasche und verschwand in der Dunkelheit. Mein Bus kam nicht mehr um diese Uhrzeit. Der, der mich sonst immer mit nahm, war ja noch bei dem Treffen. Ich ging in die Richtung, in die ich musste. Schritt für Schritt auf den Schienen entlang. Ich summte ein Lied, warum ich es im Kopf hatte wusste ich nicht. In der Dunkelheit brachte mich alles zum Nachdenken, doch ich versuchte meine Gedanken zu verdrängen. Je mehr ich nachdachte desto verwirrter wurde ich. Ich blieb stehen. War da nicht ein Mädchen auf den Schienen?
„HE Du!“, rief ich nach ihr. Keine Reaktion. Ich ging näher zu ihr.
Sie hatte ein weißes Kleid an und lächelte ins Leere.
„Alles okay?“, fragte ich sie. Immer noch keine Reaktion.
„Hallooo?“, ich packte sie an der Schulter. Sie drehte sich zu mir um. Immer noch mit diesem Lächeln. Ihre Augen sahen aus als würde sie mich am liebsten sofort umbringen. Jetzt wo ich genau hinsah. Sie war leicht durchsichtig und auch das Kleid hatte auf einmal rötliche Flecken.
„WHAT THE FUCK!“, Ich ging ein paar Schritte zurück. Sie kam mir nach. Ich stolperte und fiel auf die Schienen, mit dem Kopf voraus. Es wurde Schwarz und Kalt um mich herum.
Ich schreckte hoch. „Wo bin ich?“, ich rieb mir die Augen um besser sehen zu können. Mein Kopf schmerzte und die Umgebung schien sich zu drehen. Es war schon lange hell geworden, die Sonne schien. Ich lag immer noch auf den Schienen und merkte wie langsam die Schienen anfingen zu vibrieren. Ein Zug! Ich sprang auf und torkelte zum Gehweg, dort ließ ich mich fallen. Ein Mädchen mit Rosa Haaren half mir auf die Beine.
„Alles okay?“, fragte sie mich.
„Denke schon.“
Ich sah an mir herunter. Meine ganzen Kleider war Blut verschmiert, doch irgendwas sagte mir, dass es nicht mein Blut sei.
„Wer bist du?“, fragte mich das Mädchen und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ich schwieg, ignorierte sie und ihre Fragen, die sie mich wie ein Wasserfall fragte.
„Wie viel Uhr ist es?“, fragte ich schließlich, als ich genug von der nervigen Stimme hatte.
„Ehm..7 Uhr..“ Meine Augen weiteten sich. Dies war unmöglich. Ich stand auf und ließ das Mädchen einfach stehen. Ich rannte los, was meine Verfassung leider nicht lange zu ließ und so landete ich mit dem Kinn voran auf dem Friedhof. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und mein Atem beschleunigte sich. Ich zog mich an dem Zaun wieder auf die Beine. Versuchte krampfhaft normal zu Atmen, tat das Seitenstechen doch ziemlich weh. Kurzer Hand sah ich an meinen Körper herunter. Alles schmerzte mir. Aber ich musste sehen, ob das was ich gesehen hatte wirklich passiert war. Zitternd stand ich vor einem Grab. Mit blutverschmierten Händen kratzte ich langsam das Moos ab. Da stand es.
„Hannibal Lecter“, Ich las es langsam, so dass ich mir sicher sein konnte das es wirklich der Name des Mädchens war, dass ich auf den Schienen gesehen hatte. „Geboren 1994, Gestorben 2004“ Ich erinnerte mich wieder. Wie sie dastand und mir langsam etwas zu flüsterte. Doch was war es nur? Ich hielt mir meinen Kopf, er drohte zu zerspringen. Nein, ich konnte mich einfach nicht mehr daran erinnern. Ich wusste nur, dass ich so schnell wie möglich ein Aspirin haben wollte.
Dort saß ich, es war hell, eigentlich hätte ich schonlängst in der Schule sein sollen. Mein Kopf ließ es nicht zu, dass ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte. Plötzlich raschelte es hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum.
Es war Ciel.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich ihn. Ihm standen Tränen in den Augen. „Hey..ist ja alles Gut“, beruhigte ich ihn. Er fiel in meine Arme. Ich legte einen Arm um ihn und strich ihm mit dem anderen über die Haare. Ich hörte wie er anfing zu schluchzen und fühlte die warmen Tropfen auf meiner Schulter. Wie lange wir dort so lagen? Ich weiß es nicht. Schließlich erzählte er mir die ganze Geschichte. Dass er nachdem Treffen noch zu Lestat gegangen sei und sich entschuldigt hatte, dass Lestat ihm gesagt hätte er könne bei ihm mit fahren und, auch wenn unter höllischem Schluchzen, dass Lestat ihn vergewaltigt haben soll. Ich hörte ihm zu und am Ende, fühlte ich mich richtig schuldig.
„E-Es tut mir Leid, hätte ich nicht gesagt, dass du das richtig stellen sollst, hätte dir Lestat niemals was an tun können“, Ich strich im über die Haare. Auch bei mir machten sich Tränen in den Augen breit.
„Ich will nach Hause“, winselte er.
„Wir gehen nach Hause“, ich nahm ihn auf meinen Rücken, die Schmerzen, die ich litt, redete ich weg. Wir fielen ein paar Mal um. Ein paar Mal in denen ich aufschrie, die Schmerzen waren nicht aus zu halten, doch wie erging es Ciel grade? Er hatte die Hölle durch gemacht. Ich hievte ihn zur Haltestelle. In meinem Kopf drehte sich immer noch alles.
Wir mussten wie Grabschänder ausgesehen haben. Alle starrten uns an. Naja. Ciels Kleider waren teilweise zerrissen und er war ganz schmutzig. Meine Klamotten waren voller Blut und ich hatte auch ein paar Schrammen im Gesicht. Ich hätte solche Personen, die am helllichten Tage Bahn fuhren, auch angestarrt.
So fuhren wir nach Hause, was hätten wir auch anderes machen sollen? An seiner Haltestelle stieg ich mit aus. Alleine lassen wollte ich ihn jetzt auf keinen Fall und da die Schule eh bald vorbei sein würde, machte ich mir auch nicht die Mühe jetzt noch dahin zu gehen. Ich begleitete ihn bis zur Haustür, da er schon 19 war, wohnte er schon alleine. Was die jetzige Situation nur erleichterte. Mit Ciel auf dem Rücken durchsuchte ich seine Tasche nach dem Schlüssel.
„Er ist nicht da“, stellte ich schließlich fest.
„N-Nein, er..er muss da sein“, wieder rollten Tränen seine Wangen entlang.
„I-Ich will nicht noch einmal dort hin“
Er klammerte sich an mich. Jetzt kam mir meine unsoziale Zeit doch noch mal zu Gute. Kurz setzte ich Ciel auf den Treppen an, der gleich die Arme nach mir ausstreckte und winselte. Ich suchte nach dem richtigen Material. Dann kniete ich mich vor die Tür und versuchte etwas. Ciel sah nur fragend zu.
*Klick*
Ich grinste. Die Tür ging auf. Ich trug Ciel nach oben und ließ erst mal ein Bad ein. Dann…ja dann… Ich wollte eigentlich nicht mit ihm zusammen Baden…doch was blieb mir übrig? Ich zog ihn aus und legte ihn in die Badewanne. Er sah mir ängstlich in die Augen.
„Ich tu dir nichts“, ich versuchte ein Lächeln.
Dann fing ich an ihn runter herum zu waschen. Nach dem das geschafft war, trocknete ich ihn ab, zog ihm Boxershorts an und setzte ihn auf sein Bett, holte den Verbandskasten und verpflegte ihn. Ich kam mir vor wie eine Glucke, die ihr Kind versorgte. Ich legte mich auch zu ihm unter die Decke, schlief aber erst als Ciel schon schlief.
„Ein bisschen Schlaf wird mir auch gut tun“, war mein letzter Satz, da war ich auch schon weg gedöst. Als ich aufwachte, musste ich grinsen. Ciel sah so niedlich aus wenn er schlief. Trotzdem musste ich nach Hause schließlich war ich erst 15.
Mein Vater hatte wahrscheinlich schon nach mir gesucht. Machte sich vielleicht sogar Sorgen? Ich stieg wieder in die Bahn und fuhr nach Hause. Als ich die Wohnungstür aufschloss, war niemand darin. Ich fand schließlich, nach langem Suchen, einen Zettel:
Hey,
Wie du vielleicht schon bemerkst ist niemand da.
Ich bin leider auf einer Arbeitsreise.
Mach keine Dummheiten
Dad.
Eigentlich passte mir das ziemlich gut. Grade jetzt, wo ich so aussah. Ich suchte erst einmal das Bad auf, man konnte nicht glauben, dass Ciel so friedlich neben mir geschlafen hat, so wie ich aussah und auch so wie ich roch. Ich hielt mir die Nase zu, und machte dass ich so schnell wie ich konnte in die Dusche kam.
Nach 3 Stunden hatte ich die ganze Erde und das Blut abgekriegt. Als ich mitten beim duschen doch eine Wunde entdeckte, sie zog sich über meinen ganzen Rücken, es war ein tiefer langer Schnitt. Ich zog mich an und verband auch die Wunde gleich. Danach verkrümelte ich mich in die Küche.
„Nichts im Kühlschrank“, grummelte ich.
*kling kling*
Das Telefon klingelte und ich rannte sofort zu ihm hin, rutschte aus erwischte den Hörer und landete unsanft auf dem Boden.
„AH! Hallo?“, ich kämpfte mit den Flüchen die ich rufen wollte.
„Ja hallo. Hier ist die Polizei. Es gab eine Anzeige, man hat sie anscheinend mit einer anderen Person heute Morgen vom Friedhof kommen sehen. Dürfte ich erfahren was sie dort wollten?“
„Ah, ja das stimmt. Ehm..wissen sie, ein Freund von mir hatte die Idee, dass das total lustig wäre dort mal eine Nacht zu verbringen. Es tut mir wirklich leid“
„Sie wissen das das Strafbar ist? Das ist Friedhofsschänderei.“
„Ehm..ja das weiß ich. Aber wir haben ja auch nichts kaputt gemacht.“
„Wie heißt ihr Freund?“, hackte die Polizei gleich nach.
„D-Das möchte ich nicht wirklich sagen. Es tut mir leid und es wird nicht mehr vorkommen“, stammelte ich.
Nachdem was Lestat mit Ciel gemacht hatte, brauchte er jetzt nicht auch noch eine Anzeige der Polizei.
„Okay…diesmal kommen sie noch davon. Aber das nächste Mal!“
Ich legte genervt auf. Dass die Bullen immer allen hinter her spionieren mussten, doch woher sie meine Nummer hatten, fragte ich mich schon. Schließlich hatte ich keinen gesehen, der mich Persönlich kannte. Ich legte mich aufs Sofa und schlief auch sofort ein.
Als ich aufwachte war es schon wieder fast dunkel. Wundern tat ich mich trotzdem, war ich doch nie der Typ gewesen, der viel schlief. Doch vielleicht hatte mich die ganze Sache mehr mitgenommen als ich zugeben mochte.
„Hab ich etwa den ganzen Tag geschlafen?“ Ich sah auf die Uhr. 17:00 Uhr.
„Zeit um mich für das Treffen heute Abend fertig zu machen!“
Ob Ciel kommen würde? Vielleicht würde ich auf dem Weg zum Treffen nochmal bei ihm rein schauen. Plötzlich fielen mir die Worte von Ciel wieder ein.
„Was? Das du total verschossen in den Kerl bist?“
„Pff…Ich und verschossen in nen Kerl…und dann auch noch Lestat? Neeein, niemals!“, sagte ich laut und lachte dann auch noch über Ciel, wie konnte er nur so etwas fantasieren. Genau mehr als eine Fantasie von ihm, mehr war da nicht.
Als ich meine Tasche packte, tat ich noch eine Taschenlampe und Pfefferspray rein. Dann ging ich los. Um exakt 21:00 Uhr kam ich am Friedhof an.
„OY!“, rief ich von weitem.
„Hallo Vlad! Heute so früh?“, rief mir Mikki entgegen.
„Ja, Heute mal etwas früher. Lestat…ist er schon da?“, fragte ich und schaute Mikki an.
„Ehm..nee warum?“
„Ach nur so“
„Aber wenn er da ist, ist er bestimmt in seinem Mausoleum“, versicherte mir Mikki. „Ich geh mal nach gucken“, sagte ich und bedankte mich bei Mikki. Sie war schon länger bei uns, und hatte mir damals, als ich neu war, alles erklärt und mich rum geführt.
Ich machte mich also auf den Weg zum Mausoleum. Kurz davor stoppte ich abrupt. „Tief einatmen und los Vlad!“
*hust hust*
Es stank fürchterlich, nach totem und verbranntem Fleisch.
„Lieber nicht tief einatmen!“ Ich hielt mir die Nase zu und schlüpfte hinter die Tür. Auch dahinter stank es fürchterlich. Suchend schaute ich mich nach Lestat um. „Lestat? Hallooohoo?“, rief ich durch den kleinen Raum. Ich wollte nicht wirklich weiter rein gehen. 1. War es stockdunkel und ich wär bestimmt hingeflogen und 2. wusste ich nicht WAS hier auf dem Boden war. Und um ehrlich zu sein, ich wollte es gar nicht wissen, so wie es hier stank.
Ich drehte mich um und wollte wieder gehen, als plötzlich aus der Dunkelheit eine Hand nach mir griff. Ich schrie auf und versetzte dem Körper, der zur Hand gehörte, einen Stoß. Ein „Autsch“, erklang aus der Dunkelheit. Ich zog die Tür vom Mausoleum wieder auf und verschwand in der langsam werdenden Nacht. Zu meiner Verwunderung war Lestat schon bei der Versammlung und diese schon in vollem Gange. Mir rollte kalter Schweiß den Rücken entlang.
Wenn Lestat hier ist…wer war dann diese Hand im Mausoleum? Bevor ich weiter überlegen konnte, küsste mich Lestat und so galten meine Gedanken auf einmal nur noch ihm. Die Konferenz ging ohne Probleme zu Ende.
„Hey, willst du mit? Ich bin mit dem Auto hier.“, fragte mich Shion.
Er nahm mich eigentlich immer mit zurück.
„Eh…J-“
„Nein, er wird mit mir fahren“, unterbrach mich eine Stimme hinter mir. Lestat trat von hinten an mich ran und legte einen Arm um meinen Hals. Mein Herz verdreifachte seine Geschwindigkeit. Er grinste, so als ob er es spüren könnte, wie mein Herz fast explodierte, mein Gesicht sich rot und heiß anfühlte. Ich stupste ihn etwas zurück. Der Friedhof leerte sich und so waren nur noch ich und Lestat da. „Du…“, fing ich den Satz an, doch Lestat unterbrach mich.
„Ich werd dir nichts tun, noch nicht“. Wieder grinste er in die Dunkelheit, dann löschte er das Feuer und räumte die Decken weg. Ich sah ihm dabei zu, studierte jede seiner Bewegungen, nur um erahnen zu können, was er als nächstes machte. Schließlich stellte er sich neben mich, strich mir über die Arme. Kleine Funken sprangen und an den Stelle, an denen er mich berührte. Ich drehte mich zu ihm, nur um wieder in diesen wunderschönen smaragdgrünen Augen zu versinken. Los reißen wollte ich mich, doch machte er es mir unmöglich. Langsam wanderte seine Hand unter mein Kinn, zog es etwas zu sich rauf. Dann schaute er mir tief in die Augen. Mein Magen machte Anstalten sich zu übergeben, er kribbelte wild und auch meine Gedanken konnte ich nicht mehr richtig Ordnen. Lestat kam ganz nah an mein Gesicht, so dass unsere Lippen nur noch Millimeter trennten. Wie gerne würde ich diese Millimeter überwinden, ihn küssen und mit ihm zusammen die Nacht verbringen.
Stopp!
Was dachte ich denn da? War ich nicht selbst Zeuge was er mit Ciel angestellt hatte? Hatte ich nicht Ciels Wunden versorgt? Hab ich nicht gesehen wie verstört mein bester Freund war? Nein, ich konnte diesen Lestat nicht küssen, nicht wenn das in unsere Freizeit passierte und nicht wenn wir dabei allein waren.
Endlich hatte ich meinen Körper wieder in Griff und stieß Lestat weg von mir. Der mich darauf nur überrascht ansah, dann fing er wieder an zu grinsen. Ging wieder ein paar Schritte auf mich zu, und wieder trennten uns nur Millimeter. Diese Nähe war erdrückend für mich. Ich wollte ihn an mich ziehen, wollte ihn küssen, wollte ihn nie wieder los lassen, und doch wusste ich, dass er mich nur ausnutzen würde, mich vergewaltigen würde, so wie er es mit Ciel getan hatte. Schließlich verdrängte ich die ganzen verwirrenden Gedanken und überwand, die uns trennenden Millimeter, nur um unsere Lippen zu vereinen. Ich bemerkte wie Lestat gegen meine Lippen lächelte, dennoch genoss ich die weichen Lippen von ihm auf meinen zu spüren. Plötzlich kamen die Gedanken zurück und ich stieß ihn wieder von mir weg. Wischte mir mit dem Ärmel über den Mund und sagte trotzig: „Ich will jetzt bitte nach Hause“.
Lestat grinste immer noch, trotzdem antwortete er: „Klar, ich fahr dich. Mein Wagen steht gleich dahinten“.
So dackelte ich ihm brav hinter her. Wir kamen an einem roten Wagen an, der ziemlich teuer aussah, aber auch schon ziemlich viele Schrammen hatte. Fragend sah ich ihn an. Er nickte und stieg ein, machte dann von innen die Beifahrer Tür auf und grinste mich teuflisch an. Ich stieg also zu ihm in den Wagen, kurz nachdem ich die Tür geschlossen hatte, machte es klick und der Sicherheitsrigel schnallte nach unten. Ich saß fest und Lestat kam immer näher an mich ran.
„Lestat, bitte…ich möchte jetzt nach Hause!“, mit diesen Worten drängte ich mich an die Tür um nur so weit wie möglich von ihm weg zu kommen.
„Wir fahren ja jetzt nach Hause, doch zuerst…“.
Er beugte sich zu mir rüber, kam mit seinen Lippen ganz nahe, ließ sie über meinen Hals fahren. Ich hielt es fast nicht mehr aus, spürte seinen heißen Atmen auf meinem Hals. Dann packte er den Anschnallgurt und schnallte mich an.
„Schnallen wir den Herren an, es soll ja während der Fahrt nichts passieren.“
Mein Kopf war rot und meine Atmung schnell. Gott verdammt, war dieser Typ geil! Ich wollte einfach nur noch ihm die Kleidung vom Leib reißen, meine Kleidung vom Leib reißen und dann….Nein, Nein, Vladimir…reiß dich verdammt nochmal zusammen! Klaren Kopf kriegen. Ich atmete hörbar aus und ein. Lestat konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen und startete den Motor. Die ganze Fahrt lang, starrte ich aus dem Fenster, bekam aber nicht viel mit, war ich mit meinen Gedanken viel zu weit weg. Vom vielen Denken wurde mein Kopf schwer, und auch meine Gedanken verlangsamten sich auf normales Tempo. Gähnend rieb ich mir die Augen und schielte zu Lestat rüber, der immer noch vor sich hin grinste und träumerisch auf die Fahrbahn glotzte. Ich verdrehte die Augen und grinste auch. Der Wagen hielt und mit offenem Mund starrte ich auf die mir völlig fremde Gegend. „Aber…Aber…Lestat! Ich dachte du bringst mich zu mir nach Hause?“, ängstlich sah ich ihn an.
„Nein, du sagtest nach Hause, willkommen bei MIR zu Hause“, sagte er wieder mit diesem teuflischem Grinsen auf den Lippen, den ihn aber, und ich konnte nicht glauben dass ich ihn SO einer Situation daran dachte aber, dieses Grinsen machte ihn fucking sexy… Mich selbst in Gedanken ohrfeigend stieg ich aus und folgte Lestat.
Die schwere Eisentür, die er fein säuberlich mit 5 Schlössern abgeschlossen hatte, ließ mich nur noch fester Schlucken. Wo war ich nur da hinein geraten?
Hinter mir wurde die Tür zu geschmissen und die Schlösser auch wieder so feinsäuberlich wie vorhin auf-, jetzt zu geschlossen. Ich schluckte wieder, um diesen verfickten Kloß aus meinem Hals zu entfernen, doch es gelang mir nicht. In der Dunkelheit um her tastend, spürte ich auf einmal wieder Lestats Atmen auf meinem Hals. Ruckartig drehte ich mich zu ihm um und schlug mit voller Kraft…ins Leere. Er packte meinen Arm und drehte ihn mir auf den Rücken. Voller Schmerzen stöhnte ich auf nur um seine Finger spitzen in den Mund geschoben zu bekommen. Gekonnt spielte er mit meiner Zunge, knabberte mir am Ohr und machte mich dabei immer geiler.
„Na? Wehre dich doch nicht so“, flüsterte er in mein Ohr. Doch ich strampelte mit aller Kraft weiter. Schließlich schaffte ich es, in dem ich auf seinen Fuß trat. Ich stolperte nach vorne, doch fiel ich hin. Grade wollte ich mich aufrappeln, als Lestat auch schon wieder hinter mir stand. Er packte mich an den Haaren und zog sie grob zu sich nach oben. Doch erst als es zu spät war, bekam ich mit, was er wirklich vor hatte. Er schob mir seinen steifen Penis in den Mund und knurrte: „Und jetzt…blasen!“.
Ich saß da, wie angewurzelt. Ein schauer lief mir den Rücken runter, als Lestat begann meine Wirbelsäule nach zu fahren.
„Worauf wartest du kleiner?“, schnurrte er. Dieser Typ hatte echt Stimmungsschwankungen. Leider sah ich nur eine Chance hier lebendig raus zu kommen, ich musste brav mit machen.
*Den Teil hab ich rausgeschnitten^^ Damit es auch schön Jugendfrei bleibt. Wer den Teil haben möchte einfach ne Nachricht schicken :3 Ich schicks euch dann! X3
Lg Miu*
Der Raum war nur spärlich beleuchtet, was vielleicht daran lag das er nur zwei Fenster hatte. Es war eine Art Lagerhalle, die zu einer gemütlichen Wohnung umgebaut wurde. Hier lebte Lestat also? Ich setzte mich auf, was ich gleich darauf bereuen sollte. Schmerzend suchte ich eine Stellung, die gemütlich wie auch nicht grade auf meinem Hinterteil war. Ich zuckte, als ich etwas kaltes auf meine Schulter spürte.
„Na ausgeschlafen süßer?“, fragte Lestat, der mir eine Flasche Wasser gab. Ich murmelte nur etwas Unverständliches und kuschelte mich wieder in die Decke. Ich lag in einem Bett, ein Bett das wunderbar weich war. Es stand eine Etage höher als der ganze Rest. Lestat kuschelte sich hinten an mich ran, was mich zusammenzucken ließ.
„Nicht“, winselte ich und drehte mein Gesicht zum Kissen.
„Sssh“, machte er nur und streichelte mir über die Haare. Es tat gut ihn auch mal Zärtlich zu erleben. Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich ran. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Liebte ich ihn? Wie sollte ich das meinem Vater erklären? Ich drehte mich um. Blickte ihm in die grünen Augen, lächelte nur um ihn ganz sanft auf seine wunderschönen Lippen zu küssen. Er legte einen Arm unter meinen Kopf, damit ich es gemütlicher hatte. Ich hielt mich an ihm fest und dämmerte auch schon wieder weg.
Das nächste Mal als ich aufwachte, lag er immer noch neben mir. Schien, als hätte er mich beobachtet, denn als er sah, dass ich die Augen langsam aufschlug, lächelte er. Ich lächelte sanft zurück.
Am liebsten würde ich für immer in seinen Armen liegen. Diese Arme, die mir sagten, du gehörst mir und niemandem Anderen.
Trotzdem schob ich mich aus der Umarmung. Ich spürte seine Blicke auf meinem Körper, als ich mich unter der Decke hervor arbeitete und schließlich auf die Suchen meiner Klamotten ging.
Auch als ich sie gefunden hatte, und sie mir extra langsam anzog, fühlte ich das leichte kribbeln im Nacken, das mit signalisierte, dass er mich immer noch anstarrte.
Lächeln wandte ich mich zu ihm um.
„Du musst los?“, fragte er und stand auch auf.
Etwas verblüfft merkte ich, dass er seine Jeans schon anhatte. Sollte ich jetzt sauer sein? Wahrscheinlich stand ich etwas überrumpelt da, denn er kam auf mich zu und zog mich in den Arm. Schmunzelte mir ans Ohr.
Mein Gehirn schien zu schmelzen, wie Eis in der Mittagssonne.
Widerwillig stemmte ich mich gegen ihn.
„Ich muss jetzt wirklich los“, meinte ich und konnte nicht umhin, dass etwas Traurigkeit in meiner Stimme mitschwang. Er nickte, schien es gut verstehen zu können.
Ob er auch Eltern hatte? Oder vielleicht wohnte er in einer WG? Oder hier?
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich eigentlich so gut, wie überhaupt nichts über Lestat wusste.
Ich nahm mir vor das zu ändern. Das nächste Mal.
Grade als ich ihn zum Abschied nochmal küssen wollte, wandte er sich ab und ging weiter in die Lagerhalle hinein.
Verdutzt sah ich ihm nach. Was hatte das wieder zu bedeuten?
Unsicherheit stieg in mir auf. Unsicherheit, er könnte nicht das gleiche für mich empfinden, wie ich für ihn. War es etwa nur eine Nacht? Eine Nacht um seine Triebe zufrieden zustellen?
In Gedanken versunken drehte ich mich um und trabte davon.
Es war nicht ganz einfach nach Hause zu finden, hatte mich Lestat gestern einfach mit seinem Wagen weg geschleppt, zudem war es schon recht dunkel gewesen.
Doch nach einigem Suchen, war ich auf einen Bahnhof gestießen, der sogar bei meiner Haltestelle anhielt.
Ein Hoch auf das Bahnverbindungssystem!
An meiner Haltestelle angekommen, stand die Sonne schon recht hoch. War es schon Mittag? Wie auf Kommando grummelte mein Magen, verlangte nach Nahrung.
Auf dem Weg zu meinem Haus, müsste ich wohl oder übel noch einen Supermarkt aufsuchen. Ein Glück, das ich die Angewohnheit hatte, immer Geld in meinen Hosentaschen zu haben.
Erst als ich am Supermarkt ankam, der praktischerweise auf meinem Weg lag, wurde mir klar, wie warm es draußen geworden war.
Das Jahr neigte sich langsam und es würde bald Herbst werden.
Warum hatte mich Lestat nicht mit einem Kuss verabschieden wollen?, schoss es mir wieder durch den Kopf.
Doch schnell schob ich den Gedanken bei Seite. Nicht hier und jetzt. Ich würde mir später darüber Gedanken machen.
Ich beschloss noch einen Blumenstrauß für Ciel mit zu nehmen. Ob ich bei ihm meine Sorgen ausschütten könnte?
War er auch in Lestat verliebt gewesen, und hatte sich auf dieses grausame Spiel eingelassen?
Ich schüttelte den Kopf und ging zur Kasse, danach machte ich mich sofort auf den Weg zu Ciel.
Zuhause würde ich mich eh nur in Selbstmitleid ertränken. Mich wahrscheinlich in mein Bett verziehen.
Vor Ciels Haus hielt ich an.
Ob er mich überhaupt sehen wollte? Unschlüssig stand ich vor der Tür.
Mein Magen knurrte nun schon etwas lauter, protestierte über seine Behandlung von mir.
Plötzlich öffnete sich die Tür vor mir. Ciels Gesicht tauchte in der Dunkelheit des Hauses auf.
„Willst du noch länger da stehen, oder willst du rein kommen?“, fragte er mich leise und trat einen Schritt von der Tür zurück.
Ich lächelte ihn zaghaft an und machte, dass ich ins Haus kam.
Drinnen war es dunkel. Alle Rollläden waren herunter gelassen, kein Fenster war offen. Stickige, heißte Luft füllte die Räume aus.
„Ciel?“, rief ich durch die Wohnung, nicht sicher, wo er hingegangen war.
„Bin hier“, kam es links von mir gemurmelt.
Ich hielt ihm den Blumenstrauß hin, nicht sicher ob ich ihm die Blumen grade ins Gesicht drückte, oder Meter weit weg stand.
„Hab ich dir mitgebracht. Wie geht’s dir?“, fragte ich und tastete umher.
„Danke“. Die Blumen wurden entgegen genommen. Ein schepperndes Geräusch erklang. Wie lange zog er sich schon in den Schutz seines Hauses zurück?
Hätte ich ihn bloß nicht alleine gelassen.
„Ciel, es tut m-“, ich stockte, als ich einen süßlichen Geruch vernehmen konnte.
„Ciel, hast du dich geschnitten?“, fragte ich laut, was mir durch den Kopf schoss.
„Nein, alles in Ordnung“, kam ein flüstern von ihm. Ich schluckte. Die Dunkelheit hier im Haus war erdrücken, jagte einem Angst ein.
„Wie wärs du machst mal ein Licht an? Ciel?“, rief ich wieder durch die Wohnung, doch bekam ich keine Antwort.
„Ich will jetzt weiter schlafen“, kam es auf einmal hinter mir geraunt.
Ich schreckte fürchterlich zusammen.
„Gut, ich.. ähm gehen dann“, sagte und versuchte die Tür zu finden.
„Rechts von dir“, flüsterte eine Stimme in mein Ohr.
Ich beeilte mich und öffnete die Tür. Kurz schoss mein Blick nochmal nach hinten, doch Ciel war nirgends zusehen.
Bei mir zu Hause war tote Hose. Zwar war ich beruhigt, dass es wenigstens hier hell war. Doch die Einsamkeit ging mir an die Nieren.
Mein Vater hatte mir auf den AB gesprochen. Seine Fortbildung würde sich noch etwas in die Länge ziehen.
Ich seufzte, brachte meine eingekauften Utensilien im Kühlschrank unter.
Der Hunger war mir vergangen und so stocherte ich gelangweilt in meinem Salat rum. Danach machte ich es mir vor dem Fernseher gemütlich, wo ich dann auch einschlief.
Wirre Träume verfolgten mich und schweißgebadet schreckte ich hoch.
Etwas kaltes lag in meinem Nacken, ich riss den Kopf nach hinten. Es war das Mädchen.
„W-Was willst du von mir?!“, hauchte ich verzweifelt. Wieder starrte sie mich mit diesem irren Blick an.
„Halte dich fern von ihm“, hauchte sie und füllte das ganze Zimmer mit ihrer Stimme aus.
Erschrocken fuhr ich aus meinem Schlaf. Doch nur ein Traum?
Nein, dafür war es viel zu realistisch. Ich wischte mir mit der Hand über die schweißnasse Stirn, entdeckte, dass meine Klamotten und Hände wieder voller Blut waren.
Ein Schauer glitt über meinen Rücken. Ich beschloss zu duschen. Den Schweiß und die kalte Angst los zu werden. Wieder entdeckte ich den Schnitt auf meinem Rücken.
Er war eigentlich am Abheilen gewesen, doch nun war er wieder aufgebrochen, sah ziemlich frisch aus.
Zitternd hockte ich mich in die Dusche und ließ das warme Wasser meinen Körper hinab laufen.
Was ging hier eigentlich ab?
In dem Moment klingelte es. Ich stürzte aus der Dusche, wickelte mich in ein Handtuch und öffnete ohne zu überlegen die Tür.
Es war Lestat.
Tränen stiegen in meine Augen, verschleierten mir den Blick. Überglücklich jemand aus Fleisch und Blut zu sehen, warf ich mich ihm in die Arme. Erschrocken sah er mich an, dann den Schnitt auf meinem Rücken.
„Was ist denn los?“, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, presste mich verzweifelt fester an ihn.
„Gehen wir erst einmal rein“, murmelte er und drängte mich in das Hausinnere.
Dort platzierte er mich auf einen Stuhl und kniete sich davor, schien mich überlegend zu mustern. Ich konnte nichts dafür, das dümmliche Grinsen fiel mir nicht aus dem Gesicht. Ich war Glücklich ihn zu sehen. Das hieß, dass er sich Sorgen um mich machte. Dass er mich liebte, oder?
„Halt dich von ihm fern“, wiederholte ich die Worte des Mädchens, wie von selbst. Lestat starrte mich fassungslos an. „Was?“
„Ehm, nichts.. es ist nur“. Warum hatte ich das gesagt? Was hatte das Mädchen damit gemeint? Von WEM sollte ich mich fernhalten.
„Warum bist du hier?“, lenkte ich vom eigentlichen Thema ab.
„Ich hab mir Sorgen gemacht. Mikki und Rina sind verschwunden und nicht mehr aufgetaucht“, erklärte er. „und das schlimmste, Rina wurde tot aufgefunden.. Mikki ist erst seit gestern Abend weg. Ich dachte es hätte dich auch erwischt“.
Mein Herz machte einen Salto.
„Mir geht’s gut“, schluchzte ich und nah Lestat wieder in meine Arme.
Er nickte an meine Halsbeuge, leckte meinen Hals entlang, sog etwas an ihm, biss mich und leckte wieder daran. Hinterließ schließlich einen Knutschfleck.
Es war der Sichtbare Beweis, dass ich ihm gehörte. Ich lächelte ihn an.
Mein ganzer Körper kribbelte, als würde ich mich mitten in einem Ameisenhügel befinden. Er lächelte zurück, was mein Herz für zwei Takte aussetzten ließ.
Doch schnell wurde ich wieder nachdenklich. „Kennst du eine Hannibal Lecter?“
Kurz zuckte er zusammen, schüttelte dann aber schnell den Kopf. „Nein.
Wollte er nicht wissen, warum ich das wissen wollte? War er denn überhaupt nicht neugierig?
Ich schob die Gedanken wiedermal von mir. Das einzige was zählte war, dass er jetzt hier, bei mir war.
„Ich muss wieder los“, murmelte und trabte zur Tür. Fassungslos sah ich ihm nach. „Toller Besuch!“, rief ich und pfefferte ein Kissen nach ihm.
Wütend zog ich mich an und putzte sogar ein wenig die Wohnung, schmiss die Geschirrspülmaschine an, putzte die Fenster und ließ mich schließlich vor meinem Laptop nieder.
Warum war ich nicht schon früher darauf gekommen. Dieses Mädchen einfachmal zu googlen!
Eine Stunde verbrachte ich damit, doch nichts war über die zu finden. Seufzend wollte ich es schon aufgeben, als ich plötzlich auf einen Zeitungsbericht stieß.
Hannibal Lecter, 16, wurde heute tot aufgefunden. Ihre Eltern hatten sie schon zwei Tage zuvor als vermisst gemeldet. Ihr wurde der Rücken aufgeschlitzt und die Wirbelsäule grausam herausgerissen. Der Mörder ist immer noch auf freiem Fuß und konnte bis heute nicht gefasst werden.
Doch erhielten wir die Information, dass sie sich spät abends mit Freunden auf einem Friedhof traf. Auf jede hilfreiche Information hofft die Polizei.
Blah blah blah. Geschockt scrollte ich nach unten, und wollte schon angewidert weg klicken, als meine Augen an der letzten Zeile hängen blieben.
Ihre Eltern hatte diese ganze Sache sehr mitgenommen und vor allem ihr kleiner Bruder, Ciel Lecter, hat psychische Schäden davongetragen.
Ciel war ihr Bruder gewesen! Mit großen Augen las ich diesen Satz immer und immer wieder.
Außerdem hatte Lestat gesagt, er wüsste nichts von einer Hannibal, dabei stand dort schwarz auf weiß, dass sie auch auf dem Friedhof gewesen war.
Ich schluckte. Das Mädchen hatte gesagt ich solle mich von Lestat fern halten. Warum? Vielleicht, weil Lestat ihr Mörd..
Nein, ich wollte das gar nicht denken! Man sagte zwar, dass Lestat jemanden umbringen konnte, und ihm das nichts ausmachen würde. Doch bis jetzt dachte ich, das wär ein Gerücht gewesen. Einfach eine dumme Lüge, um kleine Kinder zu verschrecken!
Wieder stellte ich mich vor den Spiegel, zog mein Shirt hoch. Der Schnitt verlief genau auf der Wirbelsäule. Ein Zittern rann durch meinen Körper.
Den ganzen Tag brachte ich wie ein Zombie hinter mich. Ich aß zwar, doch nichts hatte einen Geschmack. Mein Herz blutete.
Ichliebte Lestat doch aber! Was sollte ich denn jetzt machen? Außerdem wurde er auf meine Frage nach Hannibal bestimmt aufmerksam. Würde er mich auch aus dem Weg räumen? Würde er mich töten wollen?
Irgendwann knallte ich mit dem Kopf auf die Tischplatte. Mein Kopf brummte und hämmerte, mein Gehirn war nicht bereit noch einem Gedanken nach zu gehen.
Doch eins wusste ich. Alleine noch eine Nacht in diesem Haus, würde ich nicht überleben.
Fahrig wählte ich die Nummer von Ciel. Doch er ging nicht dran, nur der Anrufbeantworter meldete sich mit einer freundliches Ansage und einem Piepsen. Mechanisch legte ich wieder auf, griff danach jedoch wieder zum Telefon und wählte wieder. Auch diesmal ging nur der Anrufbeantworter dran.
War Ciel etwas passiert? Der Gedanke brachte mich durcheinander. Mein Herz hämmerte laut gegen den Brustkorb, wollte ihn zerschmettern.
Ohne weiter zu überlegen schnappte ich mir meine Hausschlüssel und machte mich auf dem Weg zu Ciel.
In der Hoffnung, dass ihm nichts passiert sei.
„Rina und Mikki sind verschwunden. Rina wurde tot aufgefunden“, schallte es durch meinen Kopf, ließ mich meine Schritte nur schneller werden.
Wie war Rina gestorben, auch auf diese kranke, perverse Art, wie Hannibal damals? Doch warum Rina? Hatte sie auch etwas mit der ganzen Sache zu tun?
Stand sie Lestat nur im Weg?
Keuchend rannte ich zu Ciels Haus.
Tag der Veröffentlichung: 26.12.2010
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