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Jamie machte vor einem Balkon Halt. Die Türe Stand offen. Schneeweiße, seidene Vorhänge wehten unheimlich in der kühlen Nachtluft.
Lautlos kletterte er hinauf und blieb auf dem Balkongeländer stehen. Er konnte durch die Dunkelheit hindurch sehen, dass an der Wand gegenüber der offenstehenden Balkontüre ein Bett stand.
Lautlos sprang er vom Geländer auf den Balkon und schritt näher. Er lief durch das Zimmer bis er vor dem breiten Bett stehen blieb. Voller Bewunderung betrachtete er das wunderschöne Wesen welches dort lag und friedlich schlief.
Es war eine junge Frau, im schwachen Schein des Mondlichts war ihre Haut so blass wie die seine. Ihr schwarzes, glattes Haar war über die Seidenkissen ausgebreitet, ihr Körper war nur bis zur Hüfte mit einem dünnen Tuch bedeckt, sie hatte einen wundervollen Körper. Ihre Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug.
Plötzlich bewegte sich die junge Frau, hob die Arme und streckte sich- sie wachte auf!

Lourdess öffnete die Augen. Ein seltsames Gefühl hatte sie geweckt. Die weißen Vorhänge wehten leicht in der frischen Nachtluft.
Die Decke um ihren Körper gewickelt stand sie auf. Sie trat an den kleinen Tisch an der Wand und schenkte sich ein Glas klares Quellwasser ein. Dann trat sie auf den Balkon, um die frische, klare Luft besser genießen zu können. Es war sicherlich kurz nach Mitternacht, weshalb war sie nur erwacht?
Die Blätter eines Baumes ganz in ihrer Nähe raschelten in der Briese. Als sie ausgetrunken hatte warf sie einen letzten Blick auf den wunderschönen, großen Vollmond über sich, dann drehte sie sich um und ging zurück zum Bett, um sich wieder schlafen zu legen.

In der nächsten Nacht saß Jamie auf einer Friedhofsbank.
Diese junge Frau ging ihm nicht aus dem Kopf. Er erinnerte sich daran, wie er sie von einem nahegelegenen Baum aus beobachtet hatte, sie bewegte sich so geschmeidig und anmutig.
Er verstand nicht, was ihn von seinem Vorhaben abgehalten hatte. Doch er würde sie wieder sehen und diesesmal würde er es tun.

Jamie stand wieder vor der schlafenden Schönheit. Diesesmal zog er gleich ein kleines Fläschchen hervor und öffnete den Schnappdeckel. Er hielt die Öffnung unter die Nase der jungen Frau. Es war eine Art Betäubungsmittel.
Er verstaute das Fläschchen wieder und setzte sich aufs Bett. Ihr Haar schimmerte wie schwarze Seide, ihre Haut schien so weiß wie eine Perle.
Jamie strich ihr Haar zurück und hob ihr Kinn ein wenig, sodass ihr Hals freilag Langsam beugte er sich über sie und vergrub genüsslich seine Zähne in ihrem zarten Hals.
Er konnte einen bewundernden Seufzer nicht zurückhalten, als seine Zunge ihr Blut schmeckte, ihr köstliches Blut.

Lourdess ganzer Körper war von einem Kribbeln erfüllt, es ähnelte dem Gefühl wenn einem der Fuß eingeschlafen war.
Langsam bekam sie wieder ein Gefühl für ihren Körper. Ein scharfer Schmerz pochte an ihrem Hals auf und wurde immer stärker. Dann spürte sie noch mehr, einen Körper, über sie gebäugt und Lippen, die sich sanft um die schmerzende Stelle an ihrem Hals gelegt hatten.
Langsam öffnete sie die Augen. Ein Mann hatte sich da über sie gebäugt, schwarz gekleidet, mit ebenfalls schwarzem, schulterlangem Haar.
Nun spürte sie das Saugen seines Mundes an ihrem Hals, spürte ihr Blut aus der Wunde fließen und seine Zunge, die immer wieder genüsslich darüber leckte. Im ersten Moment hatte sie schreien und die Person von sich stoßen wollen, doch ihre Gliedmaßen gehorchten ihr noch nicht. Stattdessen grub Lourdess die Finger in das Laken und begann unbewusst schwer zu atmen. Einerseits hatte sie Angst, doch unverständlicherweise ergriff auch ein Empfinden von ihr Besitz, das unglaublicher Faszination glich.
Der Mann hörte abrupt auf an der Wunde zu saugen. Mit einem leisen schmatzen nahm er die feuchten Lippen von ihrem Hals. Er hob seinen Kopf und sah sie an. Seine Augen waren tiefrot, seine Lippen leicht geöffnet und mit Blut bedeckt. Er atmete als wäre er unglaublich erregt und sah ihr nur in die Augen.
Dann stand er auf lief langsam rückwärts zur Balkontür. Er sah sie unentwegt an und wich weiter zurück.
Lourdess setzte sich vorsichtig auf, den Blick nur auf den Mann gerichtet.

Jamie wich weiter zurück. Er sah, wie das Blut aus der Bisswunde über ihren Hals lief, über das Schlüsselbein und über ihre nackte Brust. Der unglaublich süße Duft ihres Blutes lag in der Luft. Jamie riss sich von all diesen verlockenden Sinneseindrücken los, drehte sich um und sprang lautlos über das Balkongeländer.

Lourdess saß wie versteinert auf ihrem Bett und starrte auf den leeren Balkon. Ihre Lippen formten leise ein Wort: "Vampir..."

Jamie betrat die Gruft. Er trat neben den schwarzen Sarg seines Bruders und klopfte kräftig mit der Faust dagegen.
Anders als Jamie schliefen die anderen Vampire meist so lange, bis sie ihr Blutdurst aus dem Schlaf riss. Jamie war nuneinml anders, er war nahezu süchtig nach dem süßen Geschmack des Blutes und auch danach sich heimlich irgendwo einzuschleichen oder manchmal auch mit seinen Opfern zu spielen, ihnen Angst einzuflößen, sie zu jagen. Darum ging er fast in jeder Nacht hinaus.
Jamie wurde das Warten zur Last. Er riss den Sargdeckel herunter und Brüllte: „Verdammt Nick du Basterd, du hast mich genau gehört!“ Nick öffnete die Augen, welche die gleichen waren wie die seines Bruders, rot und bedrohlich. Er zeigte wütend seine Zähne. „Was willst du von mir, James?!“
James drückte seinem Bruder das Fläschchen in die Hand. „Kann es sein, dass dieses Zeug an Wirkung verliert?!“ Nick schüttelte das Fläschchen, die Flüssigkeit darin schwappte leise. „Nein, solange es nicht leer ist, wird es immer funktionieren.“, antwortete er. „Bist du dir sicher?!“ Nick sah Jamie leicht grinsend an. „Wieso willst du das überhaupt wissen, James?“ „Unwichtig.“, sagte Jamie kühl und verließ die Gruft.

Zwei ganze Nächte hatte er nun schon kein Blut mehr getrunken, diese Nacht musste er sich endlich wieder jemanden suchen, also lief er durch die Gassen des kleinen Städtchens. Doch es war garnicht so einfach, denn die Nacht war erfüllt von Blitzen und lautem Donnergrollen. Darum hatten die Menschen in dieser Nacht ihre Fenster geschlossen und waren auch nicht unterwegs.
Versunken in seine Gedanken lief er einfach weiter und fand sich plötzlich vor dem Haus der jungen Schönheit wieder. Er sah hinauf zu dem Balkon, die Tür stand offen. Er wunderte sich, dass sie nach alledem was geschehen war noch immer die Tür offen ließ, noch dazu bei einem solchen Wetter. Es schien beinahe wie eine Einladung, als wollte sie, dass er erneut zu ihr kam. Jamie schnaubte bei diesem Gedanken belustigt aus. Wieso sollte sie das wollen? Sie war wahrscheinlich nur dumm und hatte sich eingeredet, dass alles was sie gesehen hatte nicht in Wirklichkeit geschehen war. Menschen, sie waren nuneinmal naiv.
Ein Windhauch trug einen unwiderstehlichen Geruch zu ihm hinab. Jamie hatte in all den Jahrhunderten in denen er nun schon existierte noch niemals einen solch anziehenden Geruch vernommen wie den dieser Frau.
Ehe er sich versah war er diesem Duft auch schon auf den Balkon gefolgt und ging lautlos auf seinen Ursprung zu. Wie in den anderen beiden Nächten lag sie da, wunderschön und unschuldig. Sie war so perfekt, als wäre sie aus Elfenbein geschnitzt worden.
Jamie zog abermals das Fläschchen hervor und hielt es unter ihre Nase, doch dieses Mal ließ er sich mehr Zeit bevor er es wieder verschloss und verstaute. Ihr Blut roch so verführerisch und sie war so schön. Er konnte nicht mehr an sich halten und beugte sich wieder über sie. Bevor er seine Zähne in ihre zarte Haut stieß glitt er sanft mit der Zunge über die dünne Haut und sog ihren Geruch
genüsslich in sich auf. Dann quoll auch schon ihr liebliches Blut hervor und liebkoste seine Lippen.
Schon bald bemerkte er dass sie erneut erwachte, doch diesmal störte es ihn nicht, nein, es machte ihn nur noch gieriger und seine Erregung stieg. Er legte seine Hand auf ihren Hals und saugte leidenschaftlich das Blut aus ihrem Körper.
Jamie ließ von ihrem Hals ab und sah ihr in die Augen. Da erkannte er dass sie tatsächlich gewollt hatte, dass er erneut zu ihr kam. Voller Verlangen presste er seine Lippen auf die ihren und küsste sie.

Lourdess schmeckte den metallischen Geschmack des Blutes. Er zog sie sanft nach oben. Wiedereinmal rann ihr Blut ihren Hals hinab. Seine Lippen entfernten sich von ihren und er leckte das Blut von ihrem Hals. Ein tiefer Seufzer entglitt ihren Lippen.
Er küsste sie ein letztes Mal auf ihren zarten Mund, dann stand er auf und sah zu ihr herab.
„Eigentlich müsste ich dich jetzt mindestens töten!“, sagte er mit vor Erregung bebender Stimme. Lourdess verstand den Sinn seiner Worte nicht so recht, doch das war auch nicht so wichtig. Die dunkle Faszination die von diesem Mann ausging war einfach zu groß.
„Wer bist du?“ Doch sie bekam keine Antwort. Er drehte sich einfach um und sprang den Balkon hinab.

Lourdess erwachte in der folgenden Nacht mit einem seltsamen Gefühl.
Ihr fiel ein, dass sie die Balkontür am Abend wegen des schweren Sturmes geschlossen hatte. Sie öffnete die Augen und sah zu der Glastüre. Entsetzen packte sie.
Die Scheibe war voller Blut! Wieso hatte er das getan? War er vielleicht wütend gewesen, da sie ihm den Eintritt verwehrt hatte? Lourdess stand auf und ging auf die blutverschmierte Tür zu. Da entpuppte sich das, was sie zuerst für wahrlose Schmiererei gehalten hatte als ein wunderschönes Gemälde aus leuchtend rotem Blut.
Sie trat noch näher an die Scheibe und strich sanft, fast liebevoll über das Glas. Es war ein wahres Kunstwerk. Ein riesiger Friedhof war dort entstanden. Lourdess erkannte ihn, es war der Friedhof nicht sehr weit entfernt von ihrem Haus.
Inmitten all der Friedhofsengel und Mausoleen sah sie eine Frau stehen, in einem wehenden Kleid und sie erkannte die junge Frau, es war sie selbst!
Was wollte er ihr damit sagen? Sollte sie etwa zu ihm kommen? Sie versank eine Weile in der Schönheit des Bildes. Dann fasste sie sich ein Herz und beschloss zum Friedhof zu gehen. Sie zog sich an und verließ das Haus, der Sturm hatte aufgehört die Nacht war kühl. Zielstrebig ging sie zu dem nahegelegenen Friedhof. Es war ein sehr alter Friedhof und er war riesengroß.
Lourdess schritt zwischen den Friedhofsengeln und Grabsteinen hindurch und drang tief in den Friedhof ein. Als sie an einer großen Marienstatue vorbeiging erblicke sie ihn, den Vampir. Es war tatsächlich seine Absicht gewesen dass sie hier her kam. Er saß den Rücken in ihrer Richtung auf einen Grabstein und sah zum Mond hinauf. Langsam ging Lourdess auf ihn zu, doch sie blieb einige Meter von ihm entfernt stehen und sah ihn einfach nur an.
„James.“, sagte er plötzlich und sie erschrak leicht. Dann war sie verwirrt. „Wie bitte?“, fragte sie. Der Mann lachte. „James, ich heiße James. Du kannst mich aber auch Jamie nennen.“ Er drehte sich zu ihr um. „Lourdess.“, sagte sie und eine Weile herrschte Stille. „Was haben sie gemeint, als sie gesagt haben, dass sie mich hätten töten müssen?“ James rote Augen blitzten auf. „Erstens, sag bitte du. Und zweitens ich habe mindestens töten gesagt.“ Er ließ Lourdess einen Moment noch verwirrter da stehen bis er weiter sprach. „Normalerweise töten wir Menschen indem wir ihr Blut bis zum letzten Tropfen aussaugen, oder-“, er atmete einmal tief ein. „Oder wir machen ihn zu einem von uns.“
Ein leichter Schauder lief Lourdess den Rücken hinab. Sie schluckte schwer. „und warum hast du nichts der Gleichen getan?“ Sein blasses Gesicht leuchtete im Schein eines Blitzes auf. „Das kann ich dir auch nicht sagen.“ Er stand auf und kam auf sie zu. „Aber jetzt brauche ich deine Hilfe.“ Er stand vor ihr. „Seit einigen Tagen schleicht ein Vampirjäger hier in der Gegend umher. Er könnte uns gefährlich werden, denn er hat das nötige Wissen und einen unglaublichen Hass auf uns.“ „Uns?“,, wiederholte Lourdess. „Es gibt noch mehr von deiner Sorte?“ James lachte wieder. „Sicher!“ Sie sah sich um. „Weshalb sind sie dann nicht hier irgendwo?“ „Sie schlafen.“, kam prompt die Antwort. „Wieso denn das?“ James ging ganz nah an ihr Ohr heran und hauchte: „Weil keiner von ihnen weis was für ein Gefühl es ist, wenn man aus Spaß jagt, wie erregend es sein Kann!“ Er küsste, um der Aussage noch mehr Bedeutung zu geben, die verschlossene Wunde an ihrem Hals.
„Wie denkst du könne ICH euch helfen?“, fragte Lourdess. James sah ihre vollen, bebenden Lippen an. „Wir kommen an diesen Vampirjäger nicht ran, aber du als Sterbliche könntest das. Und du könntest uns helfen ihn endlich aus dem Weg zu schaffen!“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Umbringen?!“, fragte sie entsetzt. Er nickte nur. „Wieso glaubst du dass ich euch helfen werde?!“
Er packte sie plötzlich am Hintern und zog sie an sich, presste ihren Körper gegen den seinen. Wieder küsste er ihren Hals, dann sah er ihr in die erschrockenen Augen.
„Weil ich dich sonst töten werde!“

Louis betrat erneut den dunklen Friedhof. Er spürte, dass hier etwas im Gange war. Vorsichtig trat er in das große Gebüsch und schlich hindurch. Und was er da sah konnte er nicht glauben!
Da war dieser Drecksvampir, der welcher jede Nacht seine schäbige Gruft verließ. Und Louis sah das schönste sterbliche Wesen dass er jemals gesehen hatte. Eine junge Frau, blass wie der Mond und mit langem, schwarzen Haar wie Seide. Sie sah den Vampir mit leichtem entsetzen in den Augen an. Doch der grinste nur und fuhr mit der Hand ihren Hals hinauf, dann küsste er sie und sie schien ihr entsetzen völlig zu vergessen, erwiderte den Kuss leidenschaftlich.
Diese verdorbene Ausgeburt der Hölle hatte sie verführt, in seinen Bann gezogen!
Dann stieß er seine Zähne in ihren schlanken Hals und sie söhnte erschrocken und zugleich lustvoll auf. Die Schönheit legte den Kopf in den Nacken, die vollen, roten Lippen leicht geöffnet. Einerseits war Louis von den Machenschaften des Vampirs angewiedert, doch andererseits begann es in seiner Lendengegend verräterisch zu jucken, als er diese wunderschöne, junge Frau dort sah.
Als der Untote von ihrem Hals abließ sah Louis unglaubliches Verlangen in seinem Blick, doch da war noch etwas anderes, ein Gefühl...Liebe? Unmöglich!

Lourdess lief schnell die dunklen Gassen entlang. Sie hatte ein ungutes Gefühl, seit sie den Friedhof verlassen hatte. Es kam ihr vor als würde sie beobachtet, vielleicht sogar verfolgt!
Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich. Sie drehte sich mit einem leisen Laut des Schreckens um, doch da war nichts. Erleichtert atmete sie aus. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen, als ihr von hinten ein Tuch auf Mund und Nase gedrückt wurde.Lourdess versuchte zu schreien. Es roch scheußlich!
Dann sank sie in eine tiefe Dunkelheit.

Lourdess erwachte erst nach dem Nächsten Sonnenuntergang. Noch immer hatte sie einen seltsamen Geruch in der Nase, doch es war nicht mehr der Selbe, er war anders, hing schwer in der Luft. Sie öffnete die Augen. Was war geschehen? Um sie herum war ein leichter Nebel. Neben ihr stand eine Metallschüssel, darin lagen einige glühende Kräuter von denen der Rauch und somit der seltsame Geruch ausging.
Als Lourdess bemerkte, dass ihre Handgelenke mit Lederriemen festgebunden waren, begann sie panisch daran zu zerren.
„Schhh,Schhh!“, hörte sie eine Männerstimme. Der Träger der Stimme tauchte zwischen den Nebelschwaden auf und sah zu ihr herab. „Was soll das? Wer sind sie? Wo bin ich?“, fragte sie noch etwas benommen von ihrem langen Schlaf.
„Du bist in Sicherheit! Ich bin Louis, ich habe dich vor dem Vampir gerettet!“ Lourdess sah ihn an. ER war der Vampirjäger von dem James gesprochen hatte! „Gerettet?“, fragte sie unüberlegt. „Jah.“, sagte Louis und sah sie etwas verwundert an. „Diese Ausgeburt der Hölle hatte dich in seinen Bann gezogen, doch mit einigen Kräutern konnte ich den Bann von dir nehmen, wie geht es dir?“
Er glaubte also nicht, dass sich Lourdess James freiwillig hingegeben hatte. „Nicht sehr gut.“, Antwortete sie und zerrte demonstrativ an den Fesseln. Der Vampirjäger lächelte leicht. „Verzeih mir, aber ich konnte ja nicht wissen, wie stark er dich in seinen Ban gezogen hatte und ob meine Heilung anschlagen würde.“ Er öffnete die Fesseln. Lourdess rieb sich die Handgelenke und setzte sich auf. „Wo sind wir hier?“, fragte sie und sah sich erneut um, es schien eine kleine Hütte zu sein. „Am Rande der Stadt.“, antwortete der Mann knapp. „Ich denke du solltest vorerst hier bleiben, dieser Vampir wird dich sonst sicherlich wieder aufsuchen und Verführen.“ Er ging zur Wand und hob eine Tasche auf. „Ich muss weg, werde in ein paar Stunden zurück sein. Dort hinten steht Essen und Trinken für dich, bediene dich einfach.“ Er wollte gehen. „Warten sie!“, rief Lourdess. Er blieb stehen und sah sie fragend an .
„Wo gehen sie hin?“ Louis lächelte. „Ich werde diese Vampire ein für allemal auslöschen!“, sie sah ihn etwas erschrocken an. „Wieso? Was haben sie ihnen angetan dass sie sie so sehr hassen?“ Er seufzte und ließ die Schultern herabfallen. „Als ich dreizehn Jahre alt gewesen war.“, begann er. „Da griffen Vampire meine Mutter an. Doch sie töteten sie nicht, schlimmer, sie machten sie zu einer der ihren!“ Er sah sie nicht an. „Ich habe sie töten müssen, bevor sie sich verwandelt hatte, sie hat mich angefleht es zu tun!“ Jetzt sah er ihr direkt in die Augen. Sie war entsetzt über dass was er ihr da erzählte. „Ich habe mich informiert und mir mein Werkzeug besorgt. Dann habe ich einen nach dem Anderen von ihnen getötet und mir geschworen nicht zu ruhen, bis ich sie alle getötet habe!“ Er sah noch einmal zu Boden und drehte sich um. Dann war er auch schon zur Tür heraus verschwunden.
Lourdess blieb fassungslos zurück. Sie hatte gewusst, dass die Vampire töteten, doch hatte sie nicht gedacht, dass sie so grausam sein konnten! Sie war sich nicht mehr sicher was sie als richtig empfand. Was sollte sie tun? Sollte sie einfach abwarten, oder diesem Mann hinterhergehen? Sollte sie ihn wirklich töten so wie es James von ihr erbeten hatte? Konnte sie das überhaupt? Diesen Mann töten, der sich so um sie gesorgt hatte, ihr Verpflegung und Schutz angeboten hatte?

Louis ging zwischen den Bäumen des Waldes hindurch, diesesmal würde er sie alle töten!
Da hörte er plötzlich ein Knacken hinter sich. Mit erhobener Armbrust schnellte er herum. Da stand eine Person! Er war kurz vorm Abdrücken, als die Person die Arme hob. „Ich bin es, Verzeihung!“, sagte die junge Frau. Sie war ihm gefolgt. „Was soll das?! Du hattest jetzt tot sein können!“, sagte er ärgerlich. „Entschuldigung.“, sagte sie aufrichtig und sah zu Boden. „Also was willst du hier?!“, fragte er noch immer verärgert. Sie sah ihm in die Augen.
„Ich will dir helfen diese Vampire auszulöschen!“

Sie schlichen sich leise zur Gruft. De Nacht war noch jung und sie würden sicher alle noch schlafen. Lourdess war etwas mulmig zu Mute, als sie an James dachte und an das, was sie nun zu tun gedenkte. Doch eigentlich hatte sich Lourdess sich auf nichts bestimmtes festgelegt, sie wollte erst mal mitgehen und abwarten. Doch trotzdem fühlte sie sich als Verräterin.
Sie traten in die Gruft. Jeder noch so leise Schritt hallte von den Steinwänden wieder. Fackeln erhellten den Gang in die Tiefe und dann kamen sie in einen großen Raum. Fünf schwarze Särge standen hier, umringt von dutzenden Kerzenständern. Als Lourdess klar wurde, dass James und seine Familie in diesen Särgen schliefen, drehte sich ihr vor Unbehagen der Magen um.
Louis griff in seine Tasche und zog eine zweite Armbrust heraus. Er hatte einen raffinierten Mechanismus an seine Armbrüste gebaut, durch den er nicht jedes mal selbst einen neuen Bolzen einlegen und spannen musste.
Was nun? Fragte sich Lourdess und sah den Jäger an. Dieser hob den Fuß und trat einen der Läuchter um. Er fiel laut scheppernd zu Boden, das Geräusch zeriss die Stille und hallte von den Wänden wieder.
Einer der Sargdeckel wurde aufgestoßen und James tauchte auf. Er erblickte Lourdess und lächelte leicht. Hatte er etwa erwartet, dass sie da war? Doch sein Lächeln gefror mit einem Mal, als er sah mit wem sie gekommen war.
„Was hast du getan Lourdess!“, rief er laut und sprang aus dem Sarg. Ein Bolzen zischte an Lourdess vorbei und traf James. Sie schrie laut auf. Entsetzen packte sie als er zu Boden stürzte.
Die anderen Särge wurden aufgestoßen und ein Gewirr aus erschrockenen Stimmen wurde laut. Da war ein weiterer junger Mann, etwas jünger als James, eine Frau und ein Mann, das mussten seine Eltern sein und dann war da noch ein kleines Mädchen, es schien vielleicht neun oder zehn Jahre alt zu sein!
James riss sich mit einem lautem, wütenden Brüllen den Bolzen aus der Schulter. Mit einem schrecklichen Verzweiflungsschrei stürzte er sich auf den überraschten Louis und riss ihm eine Armbrust aus der Hand. Der Jäger rang mit dem Vampir. „Ich hätte gedacht du könntest besser zielen, Jäger!“, gab James zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
Lourdess sah wie gebannt zu wie James´ Familie floh. „Schnapp sie dir!“, rief Louis zu ihr und meinte damit gleichzeitig die Armbrust und die Vampire. Doch Lourdess starrte nur wie gebannt auf die panisch flüchtende Familie. Sie rannten zu dem Gang. Doch plötzlich stürzte das hübsche kleine Mädchen. Ihre Mutter wollte ihr zu Hilfe eilen, doch ihr Mann zog sie weiter.
Louis erwische mit dem Griff der Armbrust James Kopf und schlug ihn nieder. Augenblicklich zielte er auf das hilflose kleine Kind. Und plötzlich wusste Lourdess endlich was sie als richtig empfand. Doch schon hörte sie das Klicken des Abzugs.
„Nein!!!“, schrie sie und warf sich vor das Kind. Ein heißer Schmerz durchzuckte ihre Brust, noch bevor sie vor dem Mädchen zu Boden stürzte. Sie sah hinab und sah nur noch die Federn aus ihrer Brust ragen. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie Louis an.
„Du bist auch nicht besser!“, schrie sie ihn mit letzter Kraft entgegen, bevor ihre Gliedmaßen versagten.

James richtete sich auf und schmiss sich auf den entsetzten Jäger. Er grub eine Zähne in den Hals des Mannes und riss ihn auf. Er trank voller Wut und Hass auf diesen Menschen, bis dieser bewusstlos wurde. James ließ ihn auf dem Boden zusammen sacken, sollte dieser Mistkerl doch jämmerlich verbluten!
Er stürmte zu Lourdess, die kraftlos vor Kathreen seiner kleinen Schwester auf dem Boden lag.
„Lourdess!“, sagte er besorgt und zog sie auf seinen Schoß. Er sah wie tief der Pfeil in ihrer Brust steckte, es war ein wunder, dass sie noch atmete! „James.“, sagte sie mit schwacher Stimme. „Schhh.“ Er wiegte sie in seinen Armen. „Vergib mir, James. Ich wusste nicht mehr-“, sie musste husten und ein Schwall Blut ergoss sich aus ihrem Mund.
„Ich vergebe dir!“ Er küsste sanft ihre Blutüberströmten Lippen. „Ich liebe dich.“, hauchte er. Als er ihr Blut schmeckte hatte er sich schon beinahe mit der Endgültigkeit abgefunden, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf zuckte. Er packe Lourdess und legte sie zurück auf den kalten Steinboden. „Halte durch! Ich werde dich retten!“
James strich ihr das mit Blut durchtränkte Haar zur Seite und beugte sich ein letztes Mal über sie. Er grub sachte seine Zähne in ihren Hals und saugte an der Wunde. Schwach spürte er ihr Herz schlagen und er wusste wie riskant sein Vorhaben nun war. Er musste ihr das Blut aussaugen, bis nahezu keines mehr in ihr war, jetzt wo sie dem Tode schon so nahe war war das natürlich sehr riskant, aber es war die einzige Möglichkeit sie noch zu retten! Also trank er vorsichtig Schluck für Schluck.
Es war soweit. Doch ihr Herz schlug kaum noch. Er richtete sich auf und riss mit seinen Zähnen eine tiefe Wunde in die Innenseite seines eigenen Armes und hielt die blutende Wunde über ihren halb geöffneten Mund.
„Schluck es hinunter, bitte, Lourdess!“, sagte er flehend. Und sie schluckte mit letzter Kraft sein Blut hinunter. Im selben Moment hörte ihr Herz auf zu schlagen!
James sah sie fassungslos an. War es zu spät gewesen? Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. „Lourdess! Bitte! Öffne deine Augen!“ Doch es tat sich nichts! Es war zu spät gewesen!
Er legte sie sanft wieder zurück und brüllte seinen Schmerz hinaus.
Da öffnete Lourdess ihre Augen, ihre blutroten Augen!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.06.2009

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