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Es war Nacht.
Die Zeit zum Jagen.
Seit drei Jahren verfolgte ich schon Vampire, Werwölfe, Dämonen und sonstige Wesen und tötete sie.
Genau vor drei Jahren haben sie meine Eltern umgebracht. Da war ich gerade fünfzehn. Minderjährig, aber vor zwei Wochen wurde ich achtzehn und bin bei meinen Adoptiveltern ausgezogen. Jetzt wohnte ich mit Collegestudenten in einer WG. Eigentlich hatte ich vorgehabt alleine zu wohnen, doch es war einfach billiger. Nach dem Unterricht jobbte ich in einem Café und lernte, wenn ich Pause hatte. Ja und nachts, da ging ich meistens auf Jagd. Anfangs war es schwer für mich die Waffen zu besorgen und Vampire zu töten. Da diese sehr schnell sind, doch mit der Zeit habe ich dazu gelernt, meine Ausdauer gestärkt und somit auch meine Schnelligkeit.
Ich seufzte. Wo waren bloß diese ganzen Ungeheuer?
Heute Nacht war es ganz schön ruhig, zu ruhig, wie ich feststellte. Hier war irgendetwas faul.
Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Nichts. Einfach nichts! Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Hier war wirklich irgendetwas faul! Langsam ging ich in die Gasse herein. In meinen Händen befanden sich zwei Dolche. In dieser Stille hörte ich nur meinen hektischen Atem. Angst stieg in mir hoch. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich war einfach unberechenbar. Schritte verrieten sich und ich drehte mich schnell um. Zwei große, sehr muskulöse Männer standen vor mir. In dem Schein der Laterne konnte man eine bleiche Haut ausmachen. Bleiche Haut? Oh Gott! Es waren Vampire. Deswegen war es so ruhig gewesen, da sie sich lautlos an mich herangeschlichen hatten.
Und ich konnte auch ihre Schönheit im Schein der Laterne erkennen.
Schnell fasste ich mich wieder und warf mit einer graziösen Bewegung den Dolch zu dem linken Vampir. Dieser fand auch sein Ziel. Nämlich das Herz, ihre Schwachstelle. Sofort sackte der Mann zusammen und löste sich auf. Früher war ich von diesem Anblick immer sehr gebannt gewesen, aber jetzt musste ich mich um den anderen Vampir kümmern. Gerade wollte ich mit einer sehr schnellen Bewegung den Dolch in seine Richtung werfen, da wurde mein Arm gepackt und man drückte mich gegen die Wand. Vor Schmerzen im Arm ließ ich den Dolch los. Klirrend fiel das Messer zu Boden.
Der Vampir lächelte hämisch und musterte mich. Ich zitterte am ganzen Körper.
„M-h-m“, summte er genüsslich und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, als er mit seinem Handrücken meine Wange zärtlich streichelte. „Die anderen hatten Recht. Du riechst so süß und bist wunderschön!“
Was faselte der da? Wunderschön? Pah! Ich war nur der Durchschnitt jedes Mädchen. Auf dem College gab es viel schönere, wie mich.
Böse funkelte ich ihn an. Er lachte nur und kam mit seinen spitzen Eckzähnen ein Stück näher. Mein Herz raste. Jetzt war mein endgültiges Ende. Dieser Vampir küsste mich am Hals, genau wo die Hauptschlagader sich befand.
Ich schluckte, wollte mich wehren, doch er hatte mich einfach mit seinem Körper an die Wand genagelt. Alles war vergebens. Ihm machte es nur noch mehr Spaß.
Plötzlich wanderten seine Lippen meinen Hals hinunter und er knöpfte ein wenig meine Bluse auf, damit er sie mir von den Schultern streifen konnte. Seine Berührungen waren überall auf meinem Körper. Ich war so angewidert. Ich wollte nur noch weg. Meine Hände lagen auf seiner muskulösen Brust, doch weg schieben lohnte es sich nicht. Er war zu stark für mich.
„Bevor ich dir dein süßes Blut aussauge, könnten wir beide noch ein wenig Spaß vertragen“, säuselte er mir in mein Ohr. Ich erstarrte. Mit Spaß meinte er Sex. Oh nein! Mein erstes Mal wollte ich bestimmt nicht mit einem Vampir verbringen.
Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Von seinen Berührungen fror ich und da ich mit offener Bluse in einer dunklen Gasse stand, machte die Kälte es nur noch schlimmer. Mit einem Ruck war der Vampir urplötzlich von mir weggezerrt. Geschwächt rutschte ich die Wand hinunter und sah ungläubig zu meinem Retter auf, der auf einmal vor mir stand. Dann erst wurde mir bewusst, dass ich fast nackt war. Schnell knöpfte ich mit zittrigen Fingern meine Bluse zu. Schlanke, muskulöse Finger schoben meine Hände weg und dieser Fremde knöpfte sie zu. Ungläubig sah ich ihn an. Er lächelte, aber er war auch ein wenig wütend. Als er fertig war, packte er mich an meinem Arm und zog mich aus der Gasse raus zu einem Wagen. Ein schwarzer Porsche. Ich war beeindruckt. Dieser Typ, mein Retter hatte bestimmt viel Geld.
Aber trotzdem in dem Moment fiel mir ein, dass man nicht mit Fremden Leuten gehen sollte, doch er schubste mich einfach auf den Beifahrersitz und knallte die Tür zu. Ein paar Sekunden später saß er neben mir und startete den Motor.
„Danke!“, flüsterte ich und sah dabei aus dem Fenster.
Ich bemerkte seinen stechenden Blick auf mir.
„Du hattest Glück, dass ich zufällig in der Nähe war!“, sagte er ein wenig wütend.
Überrascht sah ich ihn an. Er hatte schwarze, kurze, gestylte Haare, passend zu seiner gebräunten Haut. Dieser Typ hatte ein Tank Top an und da konnte man seine Muskeln betrachten. Wow! In Gedanken ermahnte ich mich, nicht zu sabbern. Er sah einfach umwerfend aus. Anscheinend spürte er meine Musterung und fing an zu grinsen.
„Geh nie wieder, wenn es dunkel ist nach Draußen!“ Versuchte er gerade mir das Jagen auszureden?
Ich schüttelte nur mit dem Kopf.
„Wie heißt du?“, fragte er plötzlich.
„Kate und du?“
„Matt. Wie alt bist du?“
„Achtzehn und du?“
„Neunzehn. Du bist viel zu jung und unerfahren im Umgang mit diesen Wesen! Also hör auf meinen Rat und geh lieber nachts schlafen oder lerne!“
Empört blickte ich ihn an. Er war nur ein Jahr älter und sagte dann auch noch ausgerechnet zu mir, dass ich mit dem Jagen aufhören sollte! Unverschämt. Ich kannte diesen Typen doch gar nicht.
„Und wenn ich deiner Aufforderung nicht nach gehen werde?“
„Dann wirst du irgendwann sicherlich sterben und in dem Moment denkst du, warum du nicht auf diesen gut aussehenden Typen namens Matt gehört hast!“, sagte er lachend. Diese Situation amüsierte ihn. Dieser eingebildete und arrogante Mistkerl. Was dachte er von sich, dass alle Frauen ihm zu Füßen liegen? Ich jedenfalls nicht und ich werde auch nicht auf ihn hören. Pah! Das ich nicht lache.
Verärgert, verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schwieg.
Irgendwann hielt der Wagen an. Verwundert sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass wir bei der College WG angelangt waren. Woher wusste er, wo ich wohnte?
Fragend sah ich ihn an, doch er blickte stur gerade aus. Ich verdrehte die Augen und stieg aus dem Auto. Knallend flog die Autotür zu. Gerade wollte ich mich abwenden und zum Eingang schlendern, da rief mir noch seine warme, raue Stimme, die ein seltsames Kribbeln in mir auslöste, nach.
„Tu mir den Gefallen und geh nicht mehr jagen!“, flehte er mit sanfter Stimme.
„Ich werde es mir überlegen“, antwortete ich und lief die Treppen hoch.
„Gute Nacht!“, rief er mir hinter her, doch ich tat so, als ob ich ihn nicht mehr gehört hätte.
Erst als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, fuhr er los.
Leise trat ich in die Wohnung ein. Dann hängte ich den Schlüssel neben die Tür und sah auch sofort den Zettel. Meine Mitbewohner waren feiern, dann konnte ich ja in Ruhe duschen. Ich fühlte mich so dreckig von den Berührungen des Vampires und dann war da auch noch dieser geheimnisvolle Matt. War er auch einer von ihnen? Nein, das konnte nicht sein. Wieso sollte er dann seinesgleichen umbringen? Außerdem besaß er keine Blässe, aber er verbarg ein Geheimnis. Diesen Typen wollte ich um keinen Preis mehr wieder sehen, doch mein Herz verkrampfte sich bei diesem Gedanken. Was war bloß los mit mir heute? Ich war einfach nicht mehr ich selbst.
In meinem Zimmer verstaute ich die Waffen in einem Geheimversteck. Mein Kleiderschrank besaß eine doppelte Rückwand und dort versteckte ich das ganze Zeug. Danach ging ich duschen. Das warme Wasser tat mir gut und ich schrubbte meine Haut tausendmal mit der Seife, doch irgendwie fühlte ich mich immer noch dreckig. Nach einer Viertelstunde stieg ich aus der Dusche. Meine Haut war rot vom vielen schrubben. Ich schlang ein Handtuch um meinen schlanken Körper und tapste zum Waschbecken. Dort drüber hing ein großer Spiegel an der Wand. Ich betrachtete mich. Der Vampir meinte, dass ich wunderschön wäre, doch das war ich nicht und werde es niemals sein, denn mit diesen rot-blonden Haaren fiel ich zwar auf und mit den großen, blauen Augen auch, aber trotzdem, es würde sich nichts daran ändern. Im Moment brauchte ich keinen Jungen, der mir mein Herz brach, so wie bei meiner besten Freundin Lucy, die auch hier in der WG lebte. Und plötzlich musste ich wieder an Matt denken. Ich bekam ihn einfach nicht mehr aus meinen Gedanken raus. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und schlug mit der einen Hand gegen den Spiegel. Verdammt! Scherben bohrten sich in meine weiche Haut rein. Der Spiegel war zerbrochen. Blut tropfte auf den Boden. Ich schnappte mir aus dem Regal ein Handtuch und wickelte es um meine verletzte Hand. Mit einem anderen Tuch wischte ich die Blutflecken weg und schmiss es anschließend in den Wäschekorb. Danach rannte ich in mein Zimmer und zog mich mit einer Hand an. Sollte ich zum Arzt gehen? Nein, der würde mich als psychisch gestört abstempeln. Nach dem ich meine Schlafsachen angezogen hatte, die aus einer Jogginghose und einem T-Shirt bestanden, wickelte ich das Tuch wieder ab.
Besorgt betrachtete ich meine verletzte Hand. Zum Glück hatte ich dieses Mal mit der Linken zugeschlagen, denn ich war Rechtshänderin. Ich sah noch vereinzelte Scherben. Mit einer Pinzette zog ich sie aus der Wunde. Jedes Mal unterdrückte ich die Tränen und einen Schmerzensschrei. Nach einer Weile war ich endlich fertig. Zum Schluss legte ich noch einen Verband um und befestigte ihn. Ich betrachtete mein Kunstwerk. Professionell sah das aber nicht aus. Innerlich verdrehte ich die Augen. Besser als gar nichts.
Als mein Blick auf die Uhr fiel, war es drei Uhr morgens und heute musste ich auch noch zum College.
Erschöpft legte ich mich in mein Bett und schlief auch sofort ein.
Natürlich träumte ich auch noch von diesem Idioten.

***

Als ich sah, wie sicher dieser dreckige Vampir dieses Menschenmädchen verführte, kochte ich regelrecht vor Wut. Wie konnte er es wagen, sich an ihr zu vergreifen. Ich wusste nicht, was diese Kate mit mir gemacht hatte, aber immer zu musste ich an sie denken.
Heute war es unsere zweite Begegnung, nur sie wusste nichts davon, dass wir uns schon mal begegnet waren. Ich war ihr heute auch wieder gefolgt. Irgendetwas hatte sie in mir ausgelöst, das wollte, dass ich sie beschützen sollte.
War es vielleicht die Prägung? Ich schüttelte den Kopf. Bestimmt nicht, sonst müsste sie ja auch etwas für mich empfinden, aber das tat sie glaube ich nicht, denn als ich sie nach Hause brachte, war sie wütend, als sie ausstieg.
Zu Hause bei meinen Kumpels angekommen, erzählte mir erst mal mein bester Freund von seiner neuen Eroberung. Er war ein Frauenheld und bekam jede rum. Wann wohl bei ihm die Prägung einsetzte? Ich lachte innerlich. Er hasste bestimmt diese Prägung, da er dann nicht mehr mit jeder schlafen konnte.
„Jo Alter, wo hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt?“, fragte er mich neugierig.
„Ach, nicht so wichtig“, winkte ich ab und trank den restlichen Wodka aus dem Glas aus.
„Matt, trink nicht zu viel. Morgen haben wir unseren ersten Schultag!“, lachte er.
Genervt verdrehte ich die Augen. Es waren nur ein paar Gläser, mehr nicht.
Dann ging ich in mein Zimmer.
Müde zog ich mir meine Kleidung aus bis auf die Boxershort und legte mich erschöpft in mein bequemes, großes Bett.

***

Am nächsten Morgen erwachte ich mit ziemlichen Schmerzen in der Hand. Der Verband hatte auch schon eine Menge an Blut aufgesaugt.
Verschlafen ging ich ins Bad und putzte mir die Zähne. Ich legte einen neuen Verband um meine Hand. Danach schlüpfte ich in frische Kleidung und packte meinen Rucksack für die Schule.
Ob die anderen wohl sauer werden, wenn sie den zerbrochenen Spiegel sahen?
Ich verscheuchte diesen Gedanken erst mal. Es war noch früh. Die anderen schliefen noch, denn sie hatten erst zur zweiten Stunde.
In der Küche bereitete ich mir noch ein Brot zu und aß es auf den Hinweg zum College. Unter dem Verband spürte ich das Pochen. Sollte ich nicht doch lieber zum Arzt gehen? Am besten würde ich es einfach nach dem Unterricht machen.
Auf dem Campus angekommen, begrüßte mich Lena. Sie gehörte auch zu meinen besten Freunden. Sie wohnte noch bei ihren Eltern.
„Oh mein Gott! Katy! Was ist mit deiner Hand passiert?“, fragte sie geschockt und begutachtete meine verletzte Hand. Katy war mein Spitzname. So nannten mich auch nur Lucy und Lena.
„Ich habe mit der Hand gegen den Spiegel geschlagen“, sagte ich bedeutungslos, was sie noch mehr schockte, doch sie sagte nichts mehr. Sie wusste, dass ich nicht näher auf das Thema eingehen wollte, dafür kannte sie mich schon zu gut.
Schweigend gingen wir neben einander in unsere Klassen. Sie hatte jetzt Kunst und ich hatte Mathe, mein Hass Fach. Wer konnte denn schon Mathe? Und ich musste nur in diesen Kurs, da Französisch schon voll war. Da blieb nur noch dieses Fach übrig. Nie im Leben hätte ich es freiwillig ausgewählt, aber
ich konnte nichts dagegen machen.
Ich setzte mich nach ganz hinten. Diese Stunde wollte ich einfach nur zum Schlafen nutzen. Links von mir saßen Maik und PJ, die beiden gaben mir immer Bescheid, wenn der Lehrer kam oder so, wenn ich gerade nicht aufpasste.
Mit Maik war ich auch ziemlich gut befreundet. Er half mir immer, wenn ich in einer sehr misslichen Lage geraten war. Tja und rechts von mir saß so gut wie niemand, das wird sich auch nicht ändern.
Gerade kam Mr. Thompson rein. Der schrecklichste Lehrer, der das schrecklichste Fach unterrichtete. Dieser Lehrer hatte so eine monotone Stimme, da musste man doch einfach schlafen.
Ich stützte meinen Kopf auf meine rechte Hand ab. Gelangweilt sah ich zu ihm und hinter Mr. Thompson stand jemand. Als ich genauer hinsah, erstarrte ich. Nein, das kann doch nicht wahr sein! Verfolgte mich dieser Typ schon oder wie? Da musste ich einmal nicht an ihn denken und dann tauchte er auch noch in meiner Klasse auf. Super. Das wird ja noch ein ganz toller Tag. Der Lehrer forderte ihn auf sich vorzustellen. Dabei lag Matts Blick die ganze Zeit auf mir. Ich fühlte mich unwohl unter seinen Blicken. Dann endete er und kam lässig auf mich zu geschlendert. Matt setzte sich genau neben mich. In diesem Moment wusste ich, dass jeder sich umgedreht hatte und ihn an sah. Natürlich konnte ich nicht abstreiten, dass er heiß aussah, aber dass ich plötzlich Eifersucht verspürte, war ungewöhnlich.
Als ich ihn kurz ansah, lächelte er mir freundlich zu. Genervt verdrehte ich die Augen. Was wollte er hier? Auf mich aufpassen, dass ich wirklich mit dem Jagen aufhörte? Was war er? Das kann ja noch heiter werden!
Heute war es das erste Mal, dass ich noch dringender aus dem Unterricht raus wollte. Jetzt hatte ich drei Gründe, warum ich Mathe hasste.
Eigentlich wollte ich diese Stunde wieder schlafen, doch das Matt neben mir saß, machte mich total nervös.
„Was hast du mit deiner Hand gemacht?“, flüsterte er mir zu. Ich ignorierte ihn. Passend klingelte es und ich konnte verschwinden. Endlich waren die zwei Stunden Mathe vorüber, das hätte ich nicht länger ausgehalten.
Schnell packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zur Cafeteria, doch jemand packte meinen Arm und drehte mich um. Ich sah genau in seine braunen Augen. Sie strahlten so viel Wärme aus.
„Was?“, zischte ich wütend. Definitiv brachte er mich um den Verstand.
„Was habe ich dir getan?“, fragte er wieder sanft, dass man dahin schmilzt.
Ich antwortete ihm nicht, sondern zog an meinem Arm, doch er gab ihn nicht frei, aber dafür zog er mich näher zu sich. Die neidischen Blicke der anderen spürte ich im Rücken.
„Lass mich los“, sagte ich schwach und wich seinen Blicken aus.
„Ich will dich doch nur beschützen, Süße!“, er klang verzweifelt, aber bei dem Wort „Süße“ fing mein Herz schneller an zurasen. Ein letzter Blick in seine Augen und dann wand ich mich geschickt aus seiner Umklammerung.
Mein Herz raste wie wild. Als ich die Cafeteria betrat, kam mir auch schon Lucy entgegen und wir gingen gemeinsam unser Essen holen.
„Wir haben einen Neuen?“, fragte sie mich neugierig.
Stumm nickte ich.
„Läuft da was zwischen euch?“, hakte sie weiter nach.
Geschockt sah ich sie an und wieder raste mein Herz, immer wenn ihn jemand erwähnte oder ich mit ihm sprach oder einfach nur in seine Nähe war.
„Nein. Ich kenne ihn doch gar nicht!“
„Das sah aber eben nicht so aus!“, antwortete sie skeptisch.
„Lucy, da läuft nichts!“, beteuerte ich.
Sie zuckte nur mit den Schultern und ging dann mit ihrem Essen an unseren Platz. Dort saß auch schon Lena. Mir war der Appetit vergangen und deshalb aß ich nur einen Apfel.
„Katy! Sag mal, was läuft denn zwischen dem Neuen und dir?“, fragte sie fröhlich.
„Nichts!“, antwortete Lucy wütend für mich.
„Ok? Was ist los?“, fragte Lena jetzt besorgt.
„Es ist wirklich nichts! Lucy!“, sagte ich. Matthew Collins war mir völlig egal!
Ihre Miene erhellte sich sofort. Anscheinend würde sie sich an ihn ran machen wollen, denn Lucy war eine der beliebten und gut aussehenden Schülern dieses Colleges. Neben ihr sah ich hingegen ziemlich blass aus.
Genüsslich aß ich meinen Apfel und meine Freundinnen redeten über den Neuen weiter. Wenn man vom Teufel sprach! Dieser Typ gesellte sich auch noch zu uns. Der hatte Nerven. Lucy schenkte ihre Aufmerksamkeit nur noch diesem Matt. Ich hätte würgen können. Nach ein paar Minuten stand ich auf und verließ die Cafeteria.

***

Verwundert blickte ich Kate hinter her. Ihre ganze Körperhaltung war angespannt. War sie nur sauer auf mich, weil ich ihr gesagt hatte, dass sie mit dem Jagen aufhören sollte? Mädchen. Nie verstand man sie. Sie waren immer auf allen und jeden wütend.
„Matt?“, fragte mich eine sehr helle Mädchenstimme. Das musste Lucy sein, wenn ich mich richtig erinnerte. Die ganze Pause lang hatte sie mich voll gequatscht. „Wo kommst du her?“
Ich hob eine Augenbraue. Verwundert über diese Frage, antwortete ich wahrheitsgemäß: „Ursprünglich stamme ich aus Ohio, aber vor ein paar Jahren war ich dann, mit ein paar Freunden hier nach New York gezogen.“
Ihre Augen glänzten, wenn sie mit mir sprach. Sie hatte auch alle um ihre Umgebung ausgeblendet um sich mit mir zu unterhalten.
Doch plötzlich verspürte ich den Drang, Kate hinter herzulaufen!
„Sorry, aber ich muss weg!“, sagte ich schnell und verschwand aus der Cafeteria.
Es dauerte nicht lange Kate aufzuspüren, denn ihren Geruch würde ich unter Millionen von Menschen wieder erkennen. Er führte mich zu ihrem Schließfach.
Mein Herz raste vor Aufregung. Mit jedem Schritt, dem ich ihr näher kam, desto nervöser wurde ich.
„Kate“, flüsterte ich an ihr Ohr. Sofort spannte sich ihr Körper an.
„Was willst du?“, zischte sie und packte weitere Bücher in ihren Rucksack ein ohne mir einmal ins Gesicht zu sehen. Dies versetzte mir einen Stich in meinem Herzen. Sie war das erste Mädchen, bei dem ich diese starken Gefühle verspürte. Ich machte mir doch einfach nur Sorgen um sie. Und es war keine Prägung!
„Was ist los?“, fragte ich besorgt und sehr sanft.
Langsam drehte sie sich um und schloss dabei ihren Spind.
„Was los ist?“, wiederholte sie zynisch meine Frage. „Du bist ein wildfremder Typ, den ich nicht kenne, der mir sagt, was ich tun soll oder nicht und weiß wo ich wohne, das ist los!“
Ich spürte, wie sie vor Wut und Angst innerlich zitterte.
Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und sie getröstet, doch es würde sie nur noch mehr verwirren.
Kate wartete eine Antwort von mir ab, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte. Abrupt drehte ich mich um und verschwand nach draußen.
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie ganz in Ruhe zu lassen.

***

Verblüfft sah ich ihm hinter her. Er hatte mir noch nicht mal geantwortet. Empört ging ich zu meiner nächsten Stunde. Die hatte ich mit ihm auch zusammen. Physik. Mein Zweites Hass Fach. Physik war Mathes kleiner Bruder.
Diese beiden Fächer, wie ich sie hasste. Bei Physik war das Selbe Problem entstanden wie bei Mathe.
Am Raum angelangt, traf ich auf Lena.
„Katy! Was war los vorhin?“, fragte sie mich besorgt.
„Ach nichts!“, log ich.
„Lucy ist hin und weg von dem Neuen!“, berichtete sie. Diesen Satz aus ihrem Mund zu hören, bereitete mir einen Stich im Herzen.
War das etwa Eifersucht?
Gemeinsam gingen wir in den Raum.
Was ich dort sah, ließ mich innerlich krümmen. Matt unterhielt sich angeregt mit Lucy. Er sah noch nicht einmal auf, als ich an ihm vorbei ging.
Ich schluckte. Wildfremden Typen sollte man nichts glauben. Wahrscheinlich hatte er seine Sorge um mich nur gespielt.
Verletzt setzte ich mich zu Maik und Lena neben mir.
Maik nahm besorgt meine Hand in seine und fragte: „Wie ist das passiert?“
Als mein bester Freund mich das fragte, spürte ich den neugierigen Blick von einer Person. Mein Blick fiel auf Matt, der mich neugierig musterte. Konnte er das Gespräch etwa hören?
Stotternd antwortete ich: „Mir ist ein kleines Missgeschick passiert, mehr nicht!“
Maik hob eine Augenbraue. Er schien meiner Ausrede keinen Glauben zu schenken, aber wenn meine Vermutung richtig war, dass Matt das Gespräch hören konnte, dann durfte er es nicht erfahren.
„Ok?! Du solltest aber wenigstens zum Arzt gehen!“, sagte er und ich nickte eifrig. „Hm. Sag mal. Hast du heute Abend Lust mit zum Jazz zu kommen? Das ist so eine neue Disco hier in der Stadt.“
„Das Jazz?“, fragte ich neugierig.
„Davon habe ich auch schon sehr viel gehört!“, linkte sich Lena in das Gespräch ein. „Es ist erst seit einer Woche geöffnet und hat auch echt viele positive Kritiken!“
„Hört sich ja interessant an!“, stellte ich fest.
Maik lachte. „Also was ist? Kommst du mit?“, fragte er wieder. Schüchtern nickte ich. „Lena, du kannst auch mit kommen!“, lud Maik sie auch noch ein.
Ein Glück, dann war ich nicht so alleine mit den Jungs, denn ich war mir sicher, dass nur seine Kumpels dabei waren.
„Wer kommt denn noch alles?“, fragte Lena.
„Ach noch ein paar Kumpels. Die stelle ich dir heute Abend vor!“, winkte er ab.
„Lena. Du kommst heute Abend zu mir und dann machen wir uns beide fertig!“, schlug ich vor. Begeistert nahm sie das Angebot an.
„Und ich werde euch dann heute Abend gegen 8 Uhr abholen!“, sagte Maik.
„So Ruhe Leute! Ich möchte gerne mit dem Unterricht beginnen!“, versuchte unser Physiklehrer Ruhe in die Klasse zu bringen.
Kichernd verstummten wir. Ich spürte eindeutig immer noch seine Blicke auf mir. Als ich hoch sah, konnte ich leichte Wut in seinem Gesicht erkennen!
Schnell wandte ich mich ab. Wieso war er denn schon wieder wütend auf mich? Ich hatte nichts getan!
Die nächsten Stunden verliefen langsam und waren auch total langweilig.
Nach der letzten Stunde lief ich noch zu meinem Spind, da ich etwas vergessen hatte. Dort angekommen, holte ich das Biologiebuch raus und stopfte es in meine Tasche. Dann schloss ich die Tür und erschrak mich fast zu Tode.
„Matt, du Idiot! Du hast mich erschreckt!“, motzte ich ihn an.
Er lehnte lässig an den Spinden und die Arme waren vor der Brust verschränkt.
Ich verdrehte theatralisch die Augen und wollte an ihm vorbei gehen, doch er stellte sich mir einfach in den Weg. Wut stieg in mir hoch. Ich presste angespannt die Zähne auf einander. Wenn er mich nicht durch lassen wollte, dann konnte ich auch einen anderen Weg nehmen. Abrupt drehte ich mich um und ging in die entgegengesetzte Richtung.
Doch plötzlich wurde ich an meinem Arm herum gerissen und sah in seine wunderschönen braunen Augen. Bei diesem Anblick schmilzt man förmlich weg. Meine Knie wurden weicher. Wenn er mich nicht fest gehalten hätte, wäre ich glatt umgekippt.
Ich schluckte und wich seinen Blicken aus.
Er nahm meine Hand und führte mich zu einer Bank. Dort ließen wir uns nieder.
Dann holte er etwas aus seiner Tasche. Es war Verbandszeug. Überrascht sah ich ihn an.
Geschickt wickelte er vorsichtig meinen konstruierten Verband ab. Matt zog scharf die Luft ein, als er die Schnitte sah.
„Wieso bist du nicht zum Arzt gegangen?“, fragte er vorwurfsvoll und flüsterte noch, dass es kaum zu verstehen war: „oder zu mir?“
Er behandelte meine verletzte Hand ziemlich professionell. Insgeheim hatte ich zugegeben, dass er doch ganz in Ordnung war.
Als er fertig war, schwiegen wir uns an. „Danke!“, flüsterte ich.
Er nickte. Nach einer Weile des Anschweigens stand ich auf und wollte gehen, doch er hielt mich wieder am Arm fest und dieses Mal drückte er mich gegen die Schließfächer. Verblüfft sah ich ihn an. Die ganze Wut von vorhin war irgendwie verschwunden.
„Matt?“, flüsterte ich besorgt seinen Namen. Er zuckte zusammen.
„Was ist los?“
Seine Stirn drückte er leicht gegen meine. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht.
„Geh heute Abend nicht in die Disco, bitte!“ Als ich diese Wörter hörte, erstarrte ich.
„Wir kennen uns noch nicht mal richtig und du schreibst mir Dinge vor die ich tun darf oder nicht!“, schrie ich ihn an und drückte ihn von mir weg. Er ließ es geschehen und ich rannte so schnell mich meine Beine tragen konnten nach Draußen.

Zu Hause angekommen, schmiss ich vor Wut meinen Rucksack in die Ecke.
Dieser Matt machte mich noch verrückt. Er erzeugte Gefühle, die ich noch nie so für einen Menschen empfunden hatte und dann befahl er mir, was ich zu tun habe, obwohl er mich nicht kannte. Das war alles so verwirrend seltsam.
Ich ging aus meinem Zimmer raus und lief nach unten in die Küche. Man konnte schon von weitem den Geruch von einem sehr leckeren Essen riechen. Lasagne. Lucy stand in der Küche und pfiff ein Lied vor sich hin.
„Hey, Lucy!“, sagte ich zu fröhlich. Die Wut war schon längst wieder vergessen. „Hast du Lust heute Abend mit den andern zum Jazz zu gehen?“
„Ja, klar!“, sagte sie und holte zwei Teller raus.
Wir setzten uns an den Tisch und aßen schweigend.
„Ist es wirklich ok für dich, wenn ich mich ein wenig an Matt ran machen werde?“, fragte sie beiläufig.
Verblüffung stand mir ins Gesicht geschrieben. Was sollte ich ihr antworten?
„Klar. Ist mir egal, was der Typ macht. Ich kenne ihn doch gar nicht!“, lachte ich abwinkend und aß meine Lasagne weiter auf. Aber einerseits weckte er unbekannte Gefühle in mir.
Dann fing sie an etwas über ihn zu erzählen. Sie schwärmte von ihm und dies versetzte einen Stich in meinem Herzen.
Ich schluckte.
„Musst du heute gar nicht arbeiten?“, fragte sie mich plötzlich.
„Nein. Heute habe ich frei!“, sagte ich ein wenig erleichtert.
Nach einer Weile stand ich auf und machte mich fertig für die Party.
Gegen 6 Uhr abends kam Lena vorbei und sie beriet uns. Lucy wollte einen Minirock und ein Pailletten besetztes Top anziehen. Ich wusste es nicht. Ratlos stand ich mit Lena zusammen vor dem Schrank.
Lucy war im Badezimmer verschwunden.
„Wo sind eigentlich eure ganzen Mitbewohner?“, fragte mich Lena plötzlich.
„Ach keine Ahnung. Hauptsache die Miete kommt“, antwortete ich und schmiss gerade ein T-Shirt aufs Bett.
„Huch! Was ist das denn hier?“ Lena wedelte mit etwas Schwarzen herum.
Es war ein Kleid. Das Berüchtigte kleine Schwarze.
„Damit wirst du diesen Neuen umhauen!“, schwor sie mir. Theatralisch verdrehte ich die Augen. „Ich will nichts von Matt!“
„Ja, klar und ich bin die Kaiserin von China!“, entgegnete sie leicht genervt.
„Und außerdem wissen wir ja auch gar nicht, ob er kommt!“, sagte ich noch, dann schnappte ich mir das Kleid und zog mich um. Es passte wie angegossen. Dann legte ich noch ein wenig Schminke auf und zog zum Schluss auch noch ein paar schwarze High Heels an. Meine Haare ließ ich offen. Sie flossen gewellt meinen Rücken hinab.
Im Endeffekt sah ich recht gut aus.
„Wow!“, stießen Lucy und Lena gleichzeitig aus.
Ich sah die beiden an. Lucy hatte zu ihrem Outfit die Haare ein wenig hochgesteckt und der Rest floss geschwungen ihren Rücken hinunter.
Lena hatte ihre Haare offen und leicht gewellt. Sie trug ein Cocktailkleid.
„Du lässt uns echt alt aussehen, weißt du das?“, neckte Lena mich.
„Nein! Ich bin durchschnittlich!“, sagte ich und schnappte mir meine Tasche.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Wir hatten echt 2 Stunden gebraucht für alles.
Ich lief zur Tür und sah in die strahlenden blauen Augen von Maik. Dem fiel die Kinnlade vor Stauen runter.
„Katy, du siehst…bezaubernd aus!“ Jetzt dachte ich nur noch, Maik bloß nicht sabbern.
Lächelnd sah ich ihn an und ging an ihm vorbei. Lena und Lucy folgten uns.
Maik öffnete die Tür und wir stiegen in den Sportwagen ein. Auf der Rückbank quetschten wir uns zu viert in den Wagen.
Ich saß neben PJ mit dem ich auch Mathe zusammen hatte und den Typen, der vorne saß, kannte ich nicht. Maik stellte ihn vor. Er hieß Jonas. Dieser Jonas sah eigentlich nicht schlecht aus, was ich von hinten erkannte.
Die Fahrt dauerte nur 10 Minuten.
Dort angekommen, half Maik mir aus dem Auto. Lena und Lucy hörte ich hinter mir kichern.
Innerlich stöhnte ich genervt.
Gemeinsam gingen wir in den Club. Die Jacken gaben wir an der Garderobe ab.
Maik führte uns an einen freien Tisch. Wir setzten uns alle und Jonas besorgte ein paar Drinks.
„Katy?! Was läuft da zwischen dir und Maik?“, flüsterte Lena neben mir neugierig.
Verblüfft sah ich sie an. „Wir sind nur Freunde!“
„Das sieht irgendwie gar nicht danach aus!“, gab sie zurück und sah Maik und mich forschend an. Mein bester Freund Maik saß ziemlich dicht neben mir und hatte seinen Arm auf der Lehne hinter mir liegen. Dies störte mich allerdings nicht.
Die Musik dröhnte laut aus den Bässen und die Menschen tanzten freudig.
Eigentlich war der Club ziemlich voll, doch da das Gebäude sehr groß war, viel es nicht so sehr auf.
Irgendwann kam Jonas mit unseren Getränken wieder.
Ich bekam einen Pina Colada. Es schmeckte auch sehr lecker.
Als ich meinen Cocktail aus getrunken hatte, nahm Lena meine Hand und führte mich auf die Tanzfläche.
Wir tanzten so lange, dass mir so langsam der Atem aus ging.
Plötzlich legten sich von hinten zwei muskulöse Arme um meine Taille.
Überrascht sah ich zu der Person auf. „Maik!“, kicherte ich.
Er zog mich enger zu sich ran. Gerade zum rechten Zeitpunkt kam ein langsames Lied.
Ich drehte mich um und legte meine Arme um seine Nacken.
Was machte ich hier eigentlich? Das durfte nicht sein. Wenn ich unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollte, sollte ich ihn loslassen, doch irgendwie bewegte sich mein Körper keinen Millimeter. Es war aber auch schön in seinen Armen zu liegen.
Plötzlich drückte er seine Lippen auf meine. Geschockt, erstarrte ich.
Mein bester Freund küsste mich gerade!
Mein Herz raste wie wild.
Ich, dumme Kuh erwiderte auch noch den Kuss für ein paar Sekunden. Er war so sanft und fordernd. Er war mein bester Freund. Nein, das ging nicht, denn irgendwie empfand ich nicht wirklich was für ihn. Ich liebte ihn wie einen Bruder, aber mehr war da auch nicht, dachte ich.
Meine nächste Tat verfluchte ich, dass ich es gemacht hatte, denn ich hatte Maik eine geklatscht. Auf seiner rechten Wange prangte ein großer, roter Fleck.
Entsetzt, schlug ich mir die Hand vor den Mund, stammelte eine undeutliche Entschuldigung und verließ schnellen Weges den Club. Hastig zog ich mir meine Jacke an. Gerade trat ich nach Draußen, da packte mich auch schon der nächst Beste Idiot am Arm. Wütend drehte ich mich um und sah ihn das traurige Gesicht von Maik.
Ich wollte ihm irgendwas sagen, doch mein Mund blieb zu.
„Kate, es…“, fing er an, doch ich unterbrach ihn schnell.
„Es muss es dir nicht Leid tun, sondern mir. Die Ohrfeige, Maik! Ich fand den Kuss schön, doch…“
„…doch du empfindest was für diesen Neuen, habe ich recht?“, fragte er leicht wütend.
„Maik, es tut mir Leid, wirklich! Aber im Moment möchte ich einfach meine Ruhe haben und zwischen Matt und mir, da läuft nichts! Ehrlich!“, beteuerte ich, aber insgeheim wusste ich, dass ich etwas für diesen geheimnisvollen Idioten empfand, was aber mein Verstand nicht zu geben wollte.
Leicht gekränkt wollte Maik noch was dazu sagen, doch ich schüttelte nur den Kopf und ging. Hinter mir ließ ich einen gekränkten Maik zurück. Es brach beinahe mein Herz ihn so zu sehen.
Ich steckte meine kalten Hände in die Jackentasche und lief durch die verlassenen Seitengassen.
Meine Gedanken waren so wirr. Durch diese verdammten hohen Schuhe taten meine Füße weh. Die letzten Meter konnte ich kaum laufen. Also entschied ich, sie auszuziehen. Danach nahm ich sie in die Hand und lief in Richtung der WG.
Plötzlich traf mich etwas Hartes am Kopf. Meine Sicht wurde unklar. Alles war verschwommen.
Ich fasste an meinen Hinterkopf und konnte gerade so eben Blut auf meinen Fingern erkennen, bevor ich ohnmächtig zu Boden stürzte.
Was ich noch mit bekam, war das mich zwei starke Hände umfassten und weg trugen.

Ich erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen. Verwirrt sah ich mich um.
Wo war ich?
Wieder fasste ich mir an den Kopf. Erschrocken stand ich auf und lief zu dem Spiegel, der abseits auf einem Schrank stand. Als ich mich dort wieder erblickte, konnte ich es kaum fassen, wie ich aussah. Tiefe Augenringe und einen Verband um meinen Kopf. Das war doch nur ein schlechter Albtraum.
Kurz kniff ich mir in den Arm und schrie auf. Sofort verstummte ich, denn ich wusste ja nicht wo ich war. Vielleicht, wenn mein Entführer nicht wüsste, dass ich wach war, könnte ich abhauen. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass es kein Traum war, sondern die Realität.
Was war bloß gestern Nacht passiert? Wieso konnte ich mich an nichts erinnern?
Ich sah mich im Raum um. Ein großes Bett stand in der Mitte des Raumes. Ein paar Bücher lagen überall im Raum verteilt. Mein Entführer besaß eine große Musiksammlung. Wie es aussah, musste es ein Jungenzimmer sein, denn die Wände waren in einer typischen Jungenfarbe Blau gestrichen und wie es inhaltlich aussah, konnte es wohl kaum ein Mädchenzimmer sein. Wenigstens lagen seine Kleidungsstücke nicht im Zimmer verteilt.
Leise lief ich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Es war niemand zu entdecken. Jetzt oder nie! Ich machte die Tür weiter auf und trat auf den Gang.
Schnell schlich ich den Flur entlang. Ich war mir zu hundertprozentig sicher, dass hier keine Mädchen lebten, denn überall lagen Sachen herum. Mich würde es auch nicht wundern, wenn hier auch irgendwo Kakerlaken herum laufen würden. An diese Viecher bloß zu denken, ließ mich erschauern.
Leise tapste ich auf dem Laminat zur Tür.
„Na na, wo willst du denn hin?“, fragte mich eine raue, fremde Jungenstimme.
Erschrocken drehte ich mich um und sah in ein breit grinsendes Jungengesicht.
Mein Herz raste. Was wird er bloß mit mir anstellen? Angst stieg in mir hoch.
Ich schluckte.
„Nach Hause, vielleicht?!“, sagte ich sarkastisch.
Er fing an zulachen.
„Genau wie er es gesagt hatte! Sie ist stur“, belustigt schüttelte er seinen Kopf. Mir fiel jetzt erst auf, dass er nur mit einer Boxershort bekleidet vor mir stand.
Seine braunen Haare standen diesen Typen wirr vom Kopf ab.
Man hatte der Kerl Muskeln.
„Wer hat was gesagt?“, hakte ich misstrauisch nach und beobachtete ihn.
„Matt.“
Wut stieg in mir hoch. Ich war stur?! Wenn ich diesen Kerl das Nächste Mal sehe, dann… ach keine Ahnung!
„Wieso bin ich hier?“, fragte ich weiter.
„Matt hat dich gerettet. Frag ihn. Ach übrigens, ich bin Phil!“, lächelte er und kam auf mich zu. Misstrauisch setzte ich einen Schritt Rückwerts.
Diese ganze Situation belustigte ihn. „Du brauchst keine Angst vor mir haben. Ich werde dir schon nichts tun!“
Genau im richtigen Moment schwang die Eingangstür hinter mir auf.
Erschrocken wich ich von ihr weg und sah in das freundlich, lächelnde Gesicht von Matt.
Irgendwie war ich froh ihn zu sehen. Mein Herz klopfte wild gegen meinen Brustkorb bei seinem umwerfenden Anblick. Ich schluckte. Langsam konnte ich wirklich nicht mehr verleugnen, dass ich etwas für ihn empfand.
„Naja, ich lass euch zwei Turteltauben dann mal alleine!“, kicherte er und lief barfuß in irgendeinen Raum.
Vorwurfsvoll sah ich Matt wieder an. „Kannst du mir das mal erklären?!“
„Komm!“, befahl er, nahm meine Hand und führte mich wieder in das Zimmer zurück in dem ich aufgewacht war.
„Matt? Ich will jetzt endlich eine Antwort hören!“, schrie ich ihn an. Ich konnte das Zittern in meiner Stimme eindeutig nicht verbergen.
Er zog mich auf das große Bett. Widerwillig setzte ich mich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Weißt du wie das mit deinem Kopf passiert ist?“, fing er an zu fragen. Als er anfing zu sprechen, verspürte ich ein Kribbeln im Bauch.
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Das war ein Vampir. Ich konnte ihn noch Rechtzeitig aufhalten und dann nahm ich dich einfach mit zu mir!“
„Was bist du? Ein Jäger?“
„So was in der Art.“ Er wich eindeutig meiner Frage aus, aber wenn er wirklich ein Jäger war, brauchte ich nichts zu befürchten und ich dachte schon, er wäre irgendein Ungeheuer.
„Katy. Ich habe dir gestern doch gesagt, dass du nicht in den Club gehen sollst und vor allem nicht nachts alleine nach Hause laufen!“, sagte er wütend und fuhr sich mit den Händen durch sein Haar. Es stand ihm wirr vom Kopf ab genau wie bei diesem Phil. „Anscheinend liebst du die Gefahr.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Du hast ja keine Ahnung!“
Plötzlich legten sich zwei sehr warme Finger unter mein Kinn und drängten mich ihn anzusehen.
„Was ist passiert?“, fragte er sehr sanft und besorgt.
Ich schluchzte. Es war mir peinlich, dass mir vor ihm ein Schluchzer raus gerutscht war, denn sonst tat ich ja immer so auf die Starke.
„Du fragst dich sicherlich, warum ich eine Jägerin geworden bin? Nun ja, meine Eltern wurden von Vampiren umgebracht. Seit dem versuche ich jedes böse Geschöpf zu töten!“, sagte ich kalt und knirschte mit den Zähnen.
„Aber hast du denn keine Angst vor dem Tod?“, fragte er.
Auf diese Frage zuckte ich nur mit den Achseln und schloss für einen Moment die Augen.
„Warum hast du andauernd so Stimmungsschwankungen?“
Liebevoll strich er mir über die Wange. „Ich habe Angst dich zu verletzen.“
Ich öffnete meine Augen und sah ihn fragend an: „Womit?“
„Das wirst du noch verstehen!“
Ganz klar er wich meinen Fragen aus. Matt verbarg auf jeden Fall ein Geheimnis.
Ich seufzte. „Kannst du nicht wenigstens einmal auf meine Fragen antworten?“
Er lächelte wieder dieses Lächeln, was ich so liebte. „Nein.“
Niedergeschlagen senkte ich meinen Kopf und starrte auf meine Finger.
„Woher wusstest du, wo ich wohne?“, fragte ich weiter, aber ich wusste, dass ich sowieso keine Antwort darauf bekommen würde.
Er seufzte und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr. „Das ist doch jetzt nicht so wichtig! Irgendwann werde ich es dir sagen – Versprochen!“
Ich nickte, was anderes blieb mir ja auch nicht übrig.
„Ich sollte gehen!“, schlug ich vor und stand auf, doch er hielt mich mal wieder am Arm fest.
Überrascht sah ich ihn an. Seine Augen funkelten. So hatte ich sie noch nie gesehen. Er zog mich näher zu sich. Mein Herz raste und ich atmete Stoßweise.
Unsere Lippen waren nur noch ein paar Millimeter von einander entfernt.
Und dann drückte er auch schon seine Lippen auf meine. Sie waren so weich und sanft. Matt war einfach nur unglaublich. Er legte seine Arme um meine Taille und presste mich noch mehr an seinen Körper. Meine Finger fuhren durch seine Haare. Jetzt war ich diejenige, die Stimmungsschwankungen hatte! Erst hasste ich ihn und jetzt küsste er mich und ich erwiderte ihn auch noch.
Dieser Kuss war absolut der Beste, den ich je hatte. Irgendwie hatte ich gegenüber Maik ziemliche Schuldgefühle.
Ich legte meine Hände auf seine muskulöse Brust und schob ihn von mir weg.
Irritiert blickte Matt mich an, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf.
Mensch, Kate! Du musst dich entscheiden! Ich hatte Maik abserviert, jetzt konnte ich Matt doch nicht auch noch abservieren. Im Moment wusste ich echt nicht, was ich wollte. Es war einfach alles zu viel.
Und dann tat ich auch noch was ganz unüberlegtes: Ich zog Matt wieder zu mir und küsste ihn. Er wirkte überrascht und im ersten Moment schien es so, dass er den Kuss nicht erwiderte, aber dann tat er es doch noch.
Plötzlich ging die Tür auf. Erschrocken löste ich mich von ihm.
Erstens: Es war mir peinlich, so über ihn hergefallen zu sein und zweitens: Dass wir auch noch erwischt wurden. Sofort wurde ich im Gesicht knall rot.
Dieser Phil von vorhin stand im Eingang, nur dass er dieses Mal etwas mehr Kleidung trug.
„Ups!“, kicherte er. „Ich wollte euch nicht stören!“ Die ganze Zeit hatte er ein breites Grinsen im Gesicht.
„Phil! Raus!“, rief Matt wütend zu ihm. Phil lachte und ging wieder.
„Ja, also. Ich denke, ich sollte jetzt lieber gehen“, sagte ich immer noch verlegen.
Er nickte und führte mich raus.
Ich hörte noch wie dieser Phil lachend in sein Zimmer verschwand. Matt verdrehte die Augen und schob mich in Richtung Ausgang.
„Das war unangenehm“, sagte er verlegen. „Aber so ist nun mal Phil, mein bester Kumpel.“
Schüchtern lächelte ich ihn an und stieg in den schwarzen Sportwagen.
Matt fuhr ziemlich schnell, aber mich störte es nicht. War ja seine Schuld, wenn er einen Unfall baute!
„Läuft da eigentlich was zwischen dir und diesem Maik?“, fragte er auf einmal.
„Öhm… Nein, wie kommst du darauf?“, stotterte ich. Sofort dachte ich wieder an den Kuss und an sein verletztes Gesicht.
„Ich weiß nicht“, sagte er und sah stur gerade aus auf die Fahrbahn.
„Im Moment ist einfach alles zu viel für mich!“, sagte ich.
Mitleidig sah er mich an und legte seine Hand auf meine.
„Erst kommst du und verwirrst mich total. Dann küsst Maik mich und ich gebe ihm eine Abfuhr. Später werde ich wieder von dir gerettet und irgendwie kommt ein Kuss zustande.“ Ich gab ihm meine verwirrten Gefühle preis.
„Und was fühlst du für Maik?“
„Ich liebe ihn wie einen Bruder, den ich nie gehabt habe.“
„Und bei mir?“
Ich schluckte und wurde knall rot im Gesicht. „Das ist was anderes. Ich weiß es nicht. Vielleicht mehr. Viel mehr?“
Jetzt sah er mich liebevoll an und drückte meine Hand.
Sein Auto hatte vor der WG angehalten, doch ich blieb noch sitzen.
„Ich empfinde auch viel mehr für dich als Freundschaft!“
Mein Herz machte einen Freudentanz als er sagte, dass er mich liebte.
Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ich wusste nicht was ich tun sollte, sollte ich aussteigen oder noch sitzen bleiben oder… Ach zu viele oder-Wörter.
Ich nahm seine Hand, die immer noch in meiner Hand lag und zeichnete Kreise drauf. Es kribbelte, wo ich ihn berührte.
Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah Matt ins Gesicht. Er hatte immer noch diesen liebevollen Gesichtsausdruck mit den funkelnden braunen Augen.
Ich rückte immer näher an ihn ran. Dann nahm ich seinen Kopf in meine Hände und küsste ihn. Es war ein leidenschaftlicher Kuss. Noch viel besser als die vorherigen.
„Ich liebe dich“, flüsterte er, als er kurz Luft holte und mich dann sofort wieder küsste.
Nach einer Weile löste er sich von mir. „Aber diese Liebe wird keine Chance haben!“
„Warum?“
„Zu kompliziert!“
„Vielleicht könnten wir es ja auch erst versuchen?“
„Müssen wir, weil ich jetzt schon nicht mehr ohne dich leben kann. Ein Leben ohne dich ist wie der Tod höchst persönlich!“
Er legte seine warme Hand an meine Wange. Ich schmiegte mich so gut es ging an sie.
In seinem Gesicht blitzte ein kurzes, trauriges Lächeln auf.
„Du solltest jetzt gehen. Die anderen machen sich schon Sorgen!“, sagte er mal wieder ausweichend.
Ich nickte und stieg aus dem Wagen.

***

Es hatte noch nie eine Prägung statt gefunden bei einem Werwolf, bei dem das Mädchen ein Mensch war. Jeder aus meinem Rudel hatte eine Partnerin gefunden, die auch ein Wolf war, aber meine Prägung fand anscheinend auf einem Menschen statt.
Ob die anderen es akzeptieren würden? Gegen die Prägung konnte man schließlich nichts unternehmen und ich war mir sicher, dass ich auf Kate geprägt wurde. Ich sah ihr hinter her, als sie in das große WG Haus der Collegestudenten lief. Sie war das bezauberndste Mädchen, was ich je getroffen hatte.
Als sie das Gebäude betrat, fuhr ich los zu der Wohnung von Phil und mir.
Dort angekommen, stand mein Kumpel auch schon vor der Tür. Die Arme vor der Brust verschränkt, sah er mich wütend an.
„Du weißt es ist falsch! Sie ist ein Mensch!“, sagte er wütend, doch ich beachtete ihn nicht.
„Matt!“, rief er fassungslos.
„Was?“
„Das ist falsch! Ich hoffe du weißt es!“
Abwesend nickte ich und trank aus einer Wasserflasche.
„Du hörst mir gar nicht zu! Alter, Matt, du bist mein Kumpel. Ich will dir doch nur helfen!“
„Jaja, ich weiß!“, reagierte ich genervt und stapfte wütend in mein Zimmer. Die Tür schmiss ich mit voller Wucht hinter mir zu, doch dies beeindruckte Phil ganz und gar nicht. Alter, kann der mich nicht mal einmal in Ruhe lassen. Nein, kann er nicht. Genervt drehte ich mich zu ihm, als er die Tür öffnete.
„Was?“
„Matt. Lass diese Kate in Ruhe. Sie bringt dir nur den Tod!“
Ich zuckte nur bloß mit den Schultern.
„Alter. Ich will nicht meinen besten Kumpel verlieren“, sagte Phil noch genervt, bevor er wieder raus ging.
Eine Zeit lang grübelte ich noch darüber nach. Er würde es nicht verraten. Jedenfalls hoffte ich es.
Kate aufzugeben, nein, das kam nicht in Frage.
Ich seufzte und schmiss mich auf mein Bett.
Mir war klar, was für ein hohes Risiko ich da ein ging. Früher oder später würde es eh raus kommen, aber was wollen sie dagegen tun? Nichts! Gegen die Prägung konnte man rein gar nichts unternehmen. Oder vielleicht könnte ich es ausprobieren mit einem anderen Mädchen auszugehen, dass wie ich war?

***

Bei der WG angekommen, kamen auch schon Lena und Lucy auf mich zu. An ihren Gesichtszügen konnte man erkennen, dass sie sich Sorgen um mich gemacht hatten.
„Verdammt, Kate! Wo warst du?“, rief Lena wütend und besorgt.
„Bei Matt“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Bei Matt? Aber ich dachte, du wolltest nichts von ihm?“, fragte Lucy verblüfft.
„Er hat mich gerettet und die ganze Nacht war ich bewusstlos. Ich weiß es selber nicht so genau. An das was ich mich erinnern kann, ist dass ich etwas gegen meinen Kopf bekommen habe“, ich machte eine Pause und deutete auf den Verband. „Jedenfalls bin ich auch erst seit kurzem bei Bewusstsein.“
Bei meinen Freundinnen weiteten sich die Augen vor Schreck, als ich es ihnen erzählte, aber trotzdem irgendwie blieb ich Lucy eine Antwort schuldig, ob ich auf Matt stand oder nicht.
Im Moment war wirklich alles kompliziert. Seit Matt in meinem Leben getreten war, verläuft irgendwie nichts nach Plan.
Anfangs hatte ich gedacht, dass er auch ein Vampir oder sogar ein Werwolf war, doch ich bezweifelte es. Wenn er ein Werwolf war, dann hätte er mich doch sicherlich schon getötet. Schließlich war ich eine Jägerin und tötete, wenn er ein Wolf wäre sein Rudel. Oh Man! Diese Vermutungen machten mich noch irre.
Wieso konnte er mir nicht einfach meine Fragen beantworten?
Was verheimlichte er mir?
Wieso würde diese Liebe nicht bestehen? Er hatte selbst gesagt, dass wir keine Chance hätten, doch wovor?
Wenn er ein ganz normaler Mensch war, dann gäbe es doch auch eigentlich keine Probleme?
Oder war er doch ein etwas anderes Wesen?
Zu viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und ließen mich vergessen, dass meine zwei besten Freundinnen mit im Raum standen.
Gedankenverloren lief ich in die Küche und holte mir eine Wasserflasche.
„Kate, hast du uns überhaupt ansatzweise zugehört?“, fragten mich die beiden auf einmal.
Habe ich irgendwas verpasst? „Ähm, was?“, fragte ich schuldbewusst.
Lena verdrehte genervt die Augen. „Wir machen uns Sorgen um dich!“
„Sorry. Das braucht ihr wirklich nicht!“, sagte ich ein wenig ausweichend. Ich wollte nicht, dass sie mir noch mehr Fragen stellten. „Oh Shit! Sorry. Ich muss ganz dringend weg! Bye!“, rief ich ihnen noch zu. Beim Weggehen knallte ich die Tür hinter mir zu.
Es war schon 15 Uhr Nachmittags. Mein Chef machte mir die Hölle heiß, wenn ich zu spät kommen sollte und dies war jetzt auch noch der Fall.
Ich rannte um die Ecken so schnell ich konnte. Ungefähr 10 Minuten später kam ich atemringend am Café an. Mein Chef stand schon tadelnd hinter dem Tresen.
„Sorry, Rick. Ich hatte gestern einen Unfall“, während ich das sagte, zeigte ich auf meinen Verband, der um meinen Kopf lag.
Verständnisvoll nickte er. „Mach dich hinten ein wenig frisch. Was sollen denn die Kunden denken?!“
Wie immer hatte er etwas zu meckern. Genervt lief ich nach hinten. Zum Glück hatte ich in meinem Spind Ersatzsachen. Schnell schminkte ich mich ab, wusch mein Gesicht, legte neue Schminke drauf, öffnete meine Haare und durch fuhr sie nochmal mit meinen Fingern, der Verband kam ganz ab und zum Schluss zog ich meine Uniform an, die zeigte, dass ich die Bedienung war.
Dies geschah in nur 5 Minuten. Natürlich musste ich mich beeilen, weil das vom Lohn abgezogen wurde, aber im Endeffekt sah ich gar nicht schlecht aus.
Gerade trat ich aus der Tür und wollte an den Tresen gehen, da sah ich wie Matt mit einem Mädchen, genauer gesagt mit dem beliebtesten Mädchen des Colleges, nämlich Anna Ramsey an einem Tisch saß und ihr was ins Ohr flüsterte.
Mein Herz setzte für ein paar Minuten aus. Am liebsten hätte ich alles stehen und liegen gelassen und wollte nur noch heulen, aber das ging ja nicht.
„Kate! Endlich bist du da! Du solltest mich schon vor einer halben Stunde abgelöst haben. Hier Tisch 5 muss noch bedient werden. Ich bin dann mal weg“, sagte sie beiläufig und drückte mir den Block und einen Stift in die Hand. Tisch 5 sollte ich bedienen. Meine ganz persönliche Hölle. Na toll. An diesem Tisch saßen ausgerechnet Anna und Matt. Ich sah wie sie ständig kicherte und ihn flirtend ansah. Und was tat er? Matt ging natürlich drauf ein.
Heute Morgen hatte er mir gesagt, dass er mich liebte, aber anscheinend war davon nicht wirklich viel übrig geblieben.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging zu Tisch 5.
„Hallo. Was möchtet ihr gerne bestellen?“, fragte ich übertrieben höflich, dabei tat ich so, als ob ich die Beiden nie in meinem Leben gesehen hätte. Ich beachtete noch nicht mal Matt, aber ich spürte wie sein Blick die ganze Zeit auf mir lag. Unheimlich. Dies ließ mich auch frösteln.
„2 Latte“, sagte Matt und sah mich an. Ich blickte stur auf meinen Zettel, wo ich die Bestellung drauf schrieb.
„Kommt sofort!“
Ich drehte mich um und lief zu meinem Chef an die Bar.
Rick war immer an der Bar, damit er ein Überblick über die Menschen in seinem Laden behielt und er hatte auch ein klein wenig Angst um uns, denn einmal wurde eine Kollegin von einem durch geknallten Irren belästigt.
Der Irre hatte sie dann auch nach der Arbeit nach Hause verfolgt. Sofort hatte sich die Polizei an ihn geheftet und alles war zum Glück gut ausgegangen.
„Rick? 2 Latte!“, rief ich ihm zu und stöckelte zum nächsten Tisch.
Irgendwann Mal würden diese hohen Schuhe einen umbringen.
5 Minuten später holte ich von meinem Chef die Latte und brachte die Getränke den beiden mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
Als ich an dem Tisch ankam, spürte ich wieder seinen Blick auf mir ruhen.
Ich ignorierte diesen so gut es ging. Ihm durfte ich auf keinen Fall in die Augen sehen, sonst wäre es wieder total um mich geschehen.
Gerade wollte ich sagen, wie viel es kostet, da schob mir Matt einen 10 Euro Schein hin.
„Mister, das ist zu viel!“ Ausgerechnet sah ich jetzt in seine wunderschönen, braunen Augen und schmolz förmlich dahin.
Ich schluckte und rang um meine Fassung.
„Nein. Das stimmt so“, beharrte er und drückte ihn dieses Mal in meine Hand. Meine Kinnlade fiel vor Staunen ein wenig nach unten, aber sofort schloss ich sie auch wieder. Anna kicherte nur und ich wurde knall rot im Gesicht. Lange konnte ich diesen Blickkontakt nicht aufrecht erhalten. Also nahm ich das Geld entgegen und lief wieder zum Tresen.
Die ganze Zeit ging mir Matt nicht aus dem Kopf. Dieser Idiot. Machte vor meinen Augen auch noch mit der Beliebtesten vom College rum. Es machte mich rasend. Was mich aber noch wütender machte, dass die Beiden immer noch dort saßen. Matts Blick folgte mir überall hin. Ich spürte ihn förmlich auf mir liegen. Es war unerträglich, aber was noch unerträglicher war, war dass er mir gesagt hatte, dass er mich liebte. Oh, dieser Idiot! Wieso habe ich mich nicht gleich von Anfang an von ihm fern gehalten. Ich könnte mich köpfen vor Dummheit.
Nach einer Weile des Bedienens, kam eine Gruppe Jungen in das Café.
Ich sah kurz hoch und betrachtete die Jungen neugierig. Diese Typen hatte ich noch nie hier gesehen. Rick schien auch neugierig und besorgt zu sein.
Man konnte ihm anmerken, dass er um sein Café Angst bekam. Ich konnte ihn verstehen, man wusste ja nie was passieren würde und da diese drei Jungs ziemlich groß und muskulös waren, aber auch echt umwerfend heiß aussahen.
Rick gab mir zu verstehen, dass ich zu dem Tisch hingehen sollte. Ich nickte zum Zeichen, dass ich es verstanden hatte. Mit jedem Schritt denen ich ihnen Näher kam, desto nervöser wurde ich.
Freundlich leierte ich meinen Begrüßungstext runter, den ich zu jedem Gast aufsagte.
Zwei von ihnen hatten schwarze Haare und der Dritte hatte Blonde. Alle hatten kurze, gestylte Haare und dazu markante Gesichter. Sie sahen echt wow aus!
Besonders der Blonde strahlte etwas aus, aber was, dass vermochte ich nicht zu sagen. Er schien so geheimnisvoll zu sein und er lächelte mich an.
Schüchtern erwiderte ich das Lächeln und nahm deren Bestellung auf und ging damit zu Rick.
„Dieser Blonde starrt dich die ganze Zeit an!“, flüsterte mir mein Chef zu.
„Ach ja?“, fragte ich kichernd und wand mich wieder den Gläsern zu, die ich in das Regal stellte.
„Ja. Ich glaube der mag dich!“
„Ach wirklich?“
„Kate. Ich meine es ernst!“
Ich unterdrückte ein weiteres kichern. Ob wohl Matt vor Wut kochte? Was interessierte mich das die Bohne? Schließlich hatte er mich ja auch fallen gelassen.
„So, hier die Getränke!“, sagte Rick schon ein wenig erschöpft. Er stellte sie auf den Tresen und verschwand nach hinten.
Ich schnappte mir das Tablett und lief zu dem Tisch, an dem die 3 saßen.
Vor ihnen stellte ich die Getränke ab und wie Matt, bezahlten sie sofort.
Wieder bekam ich ein so hohes Trinkgeld. Zögernd nahm ich es an und ging zu den anderen, neuen Kunden, die gerade rein kamen.
Nachdem ich auch diese Gäste bedient hatte, machte ich mich an der Bar zu schaffen.
Ein paar Gläser hatte ich auf den Tresen abgestellt. Drehte mich um ein paar wieder in die Regale zu stellen, doch beim nächsten Mal stieß ich gegen eines und dieses zersplitterte in Tausend Teile auf dem Boden. Erschrocken quietschte ich leise auf und machte mich an die Arbeit die Scherben aufzusammeln.
„Hey! Soll ich dir helfen“, sagte auf einmal eine raue, wunderschöne Jungenstimme.
Verblüfft sah ich auf und schnitt mich an einer Scherbe. „Verdammt!“, fluchte ich und hielt mir den Finger an den Mund.
Der unbekannte Typ mit dieser umwerfenden Stimme reichte mir ein Taschentuch. Dankbar nahm ich es entgegen und bemerkte, dass dieser blonde Typ vor mir stand. Schnell wickelte ich mir das Taschentuch um meinen verletzten Finger und machte mich auf die Suche nach einem Pflaster.
Als ich hinten eins gefunden hatte, machte ich es schnell um meinen Finger und lief wieder nach vorne. Verblüfft sah ich diesen umwerfend schönen Jungen an und die Scherben, die auf einem Kehrblech zusammen gehäuft wurden.
„Das wäre aber nicht nötig gewesen!“, sagte ich verlegen und nahm ihm das ab und brachte es nach hinten. Irgendwie habe ich in letzter Zeit häufig Pech.
Erst meine Hand mit den Schnittwunden, dann mein Kopf und jetzt auch noch mein Finger. Das erste Mal hatte ich den Spiegel zerbrochen. Ehrlich gesagt, war ich nicht abergläubisch, aber vielleicht hätte ich den Spiegel nicht zerschlagen sollen oder eindeutig Matt hatte mir ein wenig Pech übertragen.
Grübelnd ging ich wieder an den Tresen und lächelte diesen Typen an.
„Übrigens ich bin Julien und du?“, fragte er verführerisch.
„Kate.“
„Ein schöner Name für ein wunderschönes Mädchen.“
Verlegen kaute ich auf meiner Unterlippe herum. „Danke.“
„Willst du vielleicht mal mit mir ausgehen?“
„Ich weiß nicht“, antwortete ich. Diesen Julien kannte ich nicht wirklich. „Ich kenne dich ja kaum.“
„Wir können uns ja kennen lernen. Also?“
„Na gut!“
„Ich hole dich morgen Abend ab. Du wohnst doch sicherlich bei diesen College WGs oder?“
Schüchtern nickte ich.
„Ok. Morgen Abend um 8 Uhr!“, rief er mir noch zu und verschwand mit seinen Kumpels aus dem Café.
Wow. Ich hatte ein Date. Und es war nicht mit Matt!


Als es dann irgendwann Mal draußen dunkel wurde, war das Café nicht mehr so voll wie am Nachmittag. Rick würde auch pünktlich in anderthalbstunden schließen, denn wir schließen abends immer so gegen 22 Uhr. Mein Chef war ein Perfektionist.
Mittlerweile stand ich hinterm Tresen und wusch das Geschirr ab, da mal wieder unsere Spülmaschine kaputt war.
Was mich im Grunde am meisten störte, war das Matt immer noch im Café saß, allerdings ohne Anna.
Weitestgehend versuchte ich ihn zu ignorieren. Als ich einmal kurz auf blickte, sah ich von ihm eine wütende Mimik. Dies kümmerte mich aber nicht.
Gerade trocknete ich ein Glas ab und stellte es hinter mir in eines der Regale, da erschien eine Gestalt hinter mir.
Natürlich erschreckte diese Person mich und wer könnte es auch anderes sein als Matt?
Ich ignorierte ihn weiter hin.
„Kate?“, fragte er mit seiner wundervollen Stimme.
Ich blickte nicht auf, sondern ignorierte ihn immer noch und schrubbte dabei ein weiteres Glas sauber.
„Kate! Hör mir bitte zu!“, flüsterte er wütend.
Theatralisch verdrehte ich die Augen, legte das Handtuch zur Seite und sah in mit einer hoch gezogenen Augenbraue, erwartungsvoll an.
„Zwischen Anna und mir da läuft nichts!“
Entrüstet seufzte ich. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Ganz klar, er tischte mir hier eine Lüge auf, aber darauf werde ich nicht noch einmal rein fallen.
„Kate, hör mir bitte zu!“, flehte er verzweifelt. „Wie ich heute Morgen schon gesagt hatte, ich will dich nicht verletzen!“
„Aber das tust du gerade.“ Meine Stimme zitterte. Es war ein Wunder, dass ich überhaupt einen Ton raus bekam.
Er seufzte und legte seine warme, große Hand an meine Wange. „Ich liebe dich!“
„Und wieso machst du gerade ausgerechnet mit Anna Ramsey rum?!“ Jetzt klang ich hysterisch. Vorher konnte ich mir nicht eingestehen, dass ich etwas für ihn empfand und jetzt hatte ich es auch noch zu gegeben, dass ich Eifersüchtig war und er… das war alles einfach zu viel. Mein Herz war ihm ja auch schon verfallen, sowie mein Körper, denn er machte mit mir etwas, was ich nicht zu begreifen schien. Jedes Mal, wenn ich in seiner Nähe war oder bloß nur seine Anwesenheit spürte, dann war es um mich geschehen. Mit meinen Fingerspitzen drückte ich gegen meine Schläfen. Davon musste man auch noch Kopfschmerzen bekommen.
Rick kam von hinten herbeigeeilt. Er wusste mal wieder, dass irgendetwas vorgefallen war.
„Kate! Was ist hier los?“, fragte er auch schon. „Hat dich dieser Typ dumm angemacht?“
Erst schüttelte ich den Kopf, doch dann flüsterte ich ein „Ja“.
Matt sah mich ungläubig an. Verlegen senkte ich meinen Kopf. Rick war schon dabei, Matt raus zuschmeißen. Ich sah noch seinen verständnislosen Blick.
Nachdem Rick es getan hatte, kam er auch schon sofort wieder zu mir. „Ist alles in Ordnung?“
Stumm nickte ich.
„Du solltest vielleicht für heute Schluss machen. Ich übernehme dann!“, schlug mein Chef vor. Ungläubig sah ich ihn an. Hatte er eine Gehirnwäsche hinter sich oder wie? Aber wenn er es vorschlägt, dann konnte man ja auch wohl kaum nein sagen.
„OK. Chef!“, sagte ich nur noch, ging nach hinten, packte schnell meine Sachen bevor er sich es noch anders überlegte, lief an ihm vorbei und verließ das Café.
Die kühle Nachtluft umfing mich.
Ich hatte mich kaum 10 Schritte vom Café entfernt, da hörte ich schon Schritte. Oh, Gott. Lass es bloß nicht irgendein Irrer oder Wesen sein.
Kurz schaute ich über meine Schulter, doch da war nichts. Hörte ich jetzt etwa Gespenster. Matt brachte mich vollkommen um den Verstand. Gerade drehte ich mich wieder nach vorne, da stieß ich gegen etwas Hartes und etwas Kaltes.
Ein Schrei entrang mir aus meiner Kehle.
Vor mir stand einer dieser Vampire. Ich konnte ihn als Vamp identifizieren, da er so eine Kälte und so eine schreckliche Aura ausstrahlte.
Ich stolperte ein paar Schritte Rückwerts. Heute Nacht würde mein Leben zu Ende gehen, denn ich hatte keine Waffe dabei mit der hätte ich mich wehren können. Alles lag in meinem Zimmer in der WG. Ich war verloren.
Dieser dreckige Vampir bleckte seine weiß-strahlenden Zähne.
Mein Herz pochte gegen meinen Brustkorb und mein Atem ging stoßweise.
Er kam immer näher auf mich zu und mit einer Schnelligkeit, die mich jedes Mal verblüffte, drückte er mich gegen eine eiskalte Mauer.
Ich verspürte ein Ziehen im Rücken.
„Na Jägerin. Jetzt bist du uns endlich mal ausgeliefert!“, lachte er hämisch.
Wir standen im Dunkeln, deshalb konnte ich nicht genau erkennen, wie dieser Vampir aussah. Ob seine Eckzähne schon ausgefahren waren? Bestimmt, denn er näherte sich gefährlich nah meinem Hals, wo sich die Hauptschlagader befand.
Plötzlich wurde er von mir gerissen und ich sackte zusammen. Das 2. Mal, dass ich einem Vampir schutzlos gegenüber stand und dem Tode ins Auge sah.
Doch jedes Mal rettete mich jemand, aber heute war es Julien.
Die Beiden kämpften miteinander und Julien ging als Sieger hervor.
„Wie?“, flüsterte ich nervös.
„Ich bin ein Jäger!“
Fassungslos sah ich ihn an. Ich war bis jetzt noch nie einem Jäger begegnet, aber ob ich Matt als einen Jäger bezeichnen konnte, wusste ich nicht genau.
„Wow!“, konnte ich nur herausbringen.
Er lächelte nur wieder sein traumhaftes Lächeln.
„Komm! Wir sollten von hier verschwinden!“, sagte er, griff nach meiner Hand und zog mich ein paar Straßen weiter.
Julien sah sich misstrauisch in der Umgebung um.
Endlich bei ihm angekommen, umhüllte mich die Wärme des riesigen Hauses.
„Lebst du hier allein?“, fragte ich staunend und blickte mich um. Es war sehr modern eingerichtet.
„Nein. Hier leben noch meine beiden Kumpels, die du aus dem Café kennst“, antwortete er ehrlich und führte mich in eine sehr moderne Küche, die wie alle Räume so gestaltet worden sind. „Möchtest du etwas trinken?“
„Ja, sehr gerne. Wasser?“
Er nickte, holte eine Flasche Wasser und ein Glas aus dem Schrank raus und goss mir etwas ein. Dankbar nahm ich es entgegen.
Julien beobachtete mich die ganze Zeit. Ich stellte das Glas auf den Glastisch und sah mein Gegenüber abwartend an.
Langsam kam er auf mich zu. Sanft strich er mir ein paar Strähnen hinter mein Ohr.
Ich schluckte.
Sein Gesicht kam verflucht nah an meinem. Es waren nur noch ein paar Millimeter.
„Julien…“, flüsterte ich, doch dann drückte er auch schon seine Lippen auf meine. Sein Kuss war ganz anders als der von Matt oder Maik. Julien war irgendwie noch fordernder.
Ich versuchte ihn von mir wegzudrücken, aber es gelang mir nicht.
„Julien“, keuchte ich. „Bitte, nicht!“
Er sah mich verwirrt an. „Ich dachte, du wolltest es?“
„Was? Nein!“, rief ich entrüstet und schubste ihn von mir weg.
„Anscheinend verkehrst du ja lieber mit Werwölfen!“, sagte er abwinkend.
Erschrocken blieb ich stehen. „Was?“
„Ja. Ganz richtig. Wir haben eine Weile auf dich aufgepasst und dann entging uns natürlich nicht, dass du mit dieser Flohschleuder rumgeknutscht hast!“
„Flohschleuder?“
„Ja, dieser Hund von Werwolf, der in seiner Menschengestalt vorgibt in unsere Welt zu gehören.“
Ich schluckte. Langsam dämmerte es in meinem Kopf, wen er meinen könnte.
Es kam nur eine Person in Frage. Meinen besten Freund Maik konnte er nicht meinen, denn Matt hatte mich damals vor einem Vampir gerettet.
„Nein. Das kann nicht sein! Matt ist kein Werwolf. Das wüsste ich!“, verneinte ich.
Julien lachte und kam auf mich zu. „Ach, Süße.“
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. Wieso hatte Matt es mir nicht gesagt? Das konnte einfach nicht sein. Ich habe ihm vertraut und dies nutzte er schamlos aus.
„Er ist und bleibt ein Werwolf, daran kannst du nichts ändern.“
Gedankenverloren nickte ich.
„Dieser Hund muss sterben!“, sprach er weiter.
„Sterben?“, stotterte ich.
Julien nickte. „Er ist ein Werwolf und es ist unsere Aufgabe, sie aus dem Weg zu räumen.“
Bei seinen Worten zuckte ich zusammen.
Ihn töten? Mit diesen Gedanken konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden.
Ich könnte ihn nicht töten, denn ich liebte ihn zu sehr, aber er war ein verdammter Werwolf.
Mein Herz raste vor Aufregung.
„In ein paar Tagen werden wir sein Rudel stürzen! Bist du dabei?“
„Was? Ich…“
„Ja oder Nein?“
Ungläubig darüber, was er vor hatte, schüttelte ich mit meinen Kopf.
„Das habe ich mir schon gedacht, dass du verneinst. Aber es ist zu deiner eigenen Sicherheit. Irgendwann wird er sich nicht mehr halten können und tötet dich. Du weißt wie schnell man sie aufregen kann!“
Ich nickte.
„Du kannst es dir ja noch überlegen.“ Er nahm meine Hand und führte mich nach oben.
Wieso vertraute ich einem Fremden?
Julien brachte mich in ein Gästezimmer.
„Gute Nacht“, wünschte er mir noch und verließ den Raum.
Ich setzte mich auf das riesige Bett und starrte gedankenverloren zur Tür.
Sollte ich bei der Aktion mit machen? Warum hatte Matt es mir nicht gesagt? Wieso hatte ich es nicht bemerkt, dass er kein Mensch war?
Lauter Fragen drängten sich in meinen Gedanken. Erschöpft und verzweifelt legte ich mich auf das bequeme Bett und fing im Stillen an zu weinen. Nach einer endlosen Weile schlief ich doch noch ein.


Diese Nacht hatte ich nicht besonders gut geschlafen. Andauernd musste ich an Matt denken. Es war ein Albtraum indem Matt sich in einen Werwolf verwandelte und mich dann in einer abgelegenen Ecke umbrachte.
Mitten in der Nacht war ich dann irgendwann Mal verschwitzt aufgewacht.
Dann schnappte ich mir meine Sachen und verließ das Haus von Julien.
Den ganzen Weg lang rannte ich wie verrückt zur WG.
Atemringend kam ich dort auch an. Leise öffnete ich die Tür und schlich in mein Zimmer. Als ich die Tür aufmachte und in den Raum reinschlüpfte, erschrak ich mich fast zu Tode. Gerade konnte ich noch einen Schrei unterdrücken. Matt saß auf meinem Bett und lächelte mich verlegen an.
Sofort tauchten die Worte von Julien wieder in meinem Kopf auf.
Ich schluckte und schloss vorsichtig die Tür.
„Was machst du hier?“, fragte ich ein wenig ängstlich. Das Zittern in meinen Händen bekam ich gar nicht mit.
Besorgt sah er mich an. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!“
Hysterisch lachte ich leise auf. „Brauchst du aber nicht.“
Jetzt stand er auf und kam auf mich zu. Reflexartig wich ich ihm aus.
„Was ist los?“, fragte er misstrauisch und besorgt. „Du verhältst dich seit gestern im Café merkwürdig. Wie oft soll ich es noch sagen, dass zwischen Anna und mir nichts läuft?!“
„Es ist nicht deswegen!“, antwortete ich zu schnell. Am liebsten hätte ich meine Klappe halten sollen, denn er würde bestimmt nachfragen.
„Wieso dann?“
„Matt? Verschweigst du mir irgendwas?“, stellte ich eine Gegenfrage. Bitte lass ihn nichts verschweigen!
„Wie kommst du denn darauf?“ Er sah mich eindringlich an.
Nervös verknotete ich meine Finger ineinander.
„Ich habe so ein Gerücht gehört, dass du ein Werwolf seist!“ Jetzt war es raus. Gespannt über seine Reaktion, hielt ich die Luft an. „Stimmt das?“
Er wirkte angespannt und seine Augen waren ausdruckslos.
„Wer hat dir denn dieses Gerücht aufgetischt?“
„Das ist doch völlig egal! Stimmt es oder stimmt es nicht?“
Unsere Blicke trafen sich. Es stimmte. Ich konnte es in seinem Blick erkennen.
„Nein!“, flüsterte ich. „Nein!“
Ich wich noch weiter von ihm weg.
„Kate! Ich wollte es dir noch sagen!“
„Und wann? Matt, du bist ein Werwolf!“
„Na und? Ich bin aber immer noch der Selbe!“
„Oh, nein. Ich habe mich auch noch in einen Werwolf verliebt!“
Ich merkte, wie er erstarrte.
„Du liebst mich?“, fragte er ungläubig und auch ein wenig glücklich.
Oh. Oh. Hatte ich das etwa laut gesagt?
„Äh…“ Weiter kam ich nicht, denn er drückte mich gegen die Tür und presste seine Lippen auf meine.
Überrascht von seiner Reaktion erwiderte ich den Kuss.
Er war ein Werwolf und ich ein Mensch, die auf solche Wesen Jagd machte.
Das passte einfach nicht zusammen. Würde ich mich überhaupt mit dem Gedanken anfreunden mit einem Werwolf zusammen zu sein?
Vielleicht und dann war da auch noch dieser charmante Julien.
Plötzlich hielt er inne und rückte ein wenig von mir ab.
„Was ist?“, fragte ich besorgt.
„Du riechst nach ihm.“
„Nach wem?“
„Nach Julien.“
„Du kennst Julien?“
„Klar! Jeder kennt ihn. Er ist der verhassteste Jäger unter uns! Aber wieso riechst du nach ihm?“
„Du brauchst nicht eifersüchtig zu werden!“
„Er hatte mit dir im Café vor meinem Auge geflirtet. Julien ist raffiniert. Er weiß wie er mich wütend machen kann indem er dich gegen mich aufhetzt!“
„Ach quatsch!“, winkte ich ab, doch dann erinnerte ich mich an dem Moment bei ihm zu Hause zurück.
„In ein paar Tagen werden wir sein Rudel stürzen!“, seine Worte hallten in meinem Kopf rum. Ich musste mich entscheiden. Entweder ich begab mich auf die Seite des Wolfes oder die des Jägers.
Julien kannte ich kaum und er wirkte anders als er zu sein scheint.
Matt war mir vertrauter und ich wusste, dass er nicht böse sein konnte. Sein Kumpel musste dann wahrscheinlich auch ein Wolf sein?!
Sollte ich mich wirklich für Matt entscheiden? Mein Herz und mein Körper waren schon auf seiner Seite, doch mein Verstand sagte mir was anderes.
Letzten Endes und innerlicher Kampf entschied ich mich doch für Matt.
Ich liebte ihn und das konnte man einfach nicht leugnen, trotz des Wolfes, der er war.
„Matt. Julien will dein Rudel vernichten!“, sagte ich.
„Woher weißt du das?“
„Er hat mir das gesagt und mich gefragt, ob ich dabei helfen möchte.“
„Er hat was?“, rief er wütend und schlug mit der Faust gegen die Tür.
„Matt werde bitte nicht sauer! Ich habe mich für dich entschieden, obwohl du ein Werwolf bist!“, entgegnete ich.
Ungläubig sah er mich an.
Schüchtern lächelte ich, ging auf ihn zu, legte meine Hand an seine warme Wange und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
Seine großen, muskulösen Hände wanderten meinen Rücken hinunter.
Er umfasste mich bei der Taille und zog mich küssend zu meinem Bett.
Ich legte mich darauf und er auf mich, dabei entledigten wir uns unseren Sachen.
Matt küsste mich so leidenschaftlich, das mein Körper unter seinen Küssen erzitterte.
Was machte ich eigentlich hier? Sex mit einem Werwolf? Wieso konnte mein Leben nicht normal sein wie bei anderen?
Insgeheim gefiel es mir. Ich durfte nur nicht daran denken, dass er ein Werwolf war.
Er küsste meinen Hals und ging weiter nach unten zu meinem Schlüsselbein, von meinen Brüsten bis zu meinem Bauchnabel.
„Matt? Du, ich… ich bin noch Jungfrau!“, stotterte ich.
Matt sah auf und blickte mich liebevoll an. „Wenn du noch nicht willst, dann…“
„Doch, aber ich habe Angst.“
„Das ist verständlich. Ich werde vorsichtig sein. Versprochen!“, sagte er lächelnd und drückte mir einen heißen Kuss auf meine Lippen, den ich sehnsüchtig erwiderte. Ich spürte wie er lächelte.
Als er sich wieder einen Weg zu meinem Bauchnabel hinunter küsste und seine Finger zurück auf meinem Brustkorb wandern ließ und meine Brüste streichelte, schloss ich meine Augen und gab mich ihm wohlig hin.
Seine Hände suchten irgendetwas in seiner Hosentasche, die auf dem Boden vor meinem Bett lag, dabei küsste er mich ununterbrochen.
Er zog ein Kondom hervor, riss die Packung auf und zieht es sich über. Danach sah er mich noch fragend an und bat mich um Erlaubnis. Entschlossen nickte ich und gewährte ihm Einlass. Langsam schob er meine Beine auseinander und drang tief in mir ein. Vor Lust stöhnte er auf und ich auch. Mein Körper bäumte sich unter seinen schnellen Bewegungen auf. Ich spürte, dass ich zu einem sehr schnellen Orgasmus kommen würde.
Zitternd atmete ich aus und vergrub meine Hände dieses Mal in seine Haare, bevor ich sie seinen Nacken hinab wandern lies bis zu seinem schweißüberströmten Rücken, als ich mich mit meinen Fingern in seine Haut krallte und ich laut aufstöhnte.
Ich wollte, dass er nie wieder aufhörte. Es war einfach fantastisch.
„Du bist wunderschön, Katy!“, hauchte er mir ins Ohr und küsste mich am Hals. Es kitzelte und ein Schauer lief mir meinen Rücken runter.
Matt fing langsam an meine Brüste zu kneten. Ein weiteres Stöhnen entrang mir und er drang auch mit seiner Zunge tief in meinen Mund ein. Unsere Zungen erforschten uns gegenseitig.
Schwer atmend ließ Matt sich neben mich fallen. Ich schmiegte mich an ihn und genoss die wohlige Wärme, die von seinem Körper ausging.
„Hast du wirklich kein Problem damit, dass ich ein Werwolf bin?“, fragte er schüchtern. Seine Schüchternheit machte ihn noch süßer.
„Keine Ahnung. Aber ich liebe dich zu sehr. Da ist mir egal, was du bist, Hauptsache, du bist da und das ist mir bewusst geworden. Es ist egal, von was man abstammt nur die Liebe zählt!!“, sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf seine verführerischen Lippen.
Zärtlich strich er mir über meine Wange.
Ich zog uns die Bettdecke über unsere Körper und Matt zog mich noch enger an sich.
Dann fiel ich auch schon in einen tiefen Schlaf ohne Albträume.


Am nächsten Morgen erwachte ich schläfrig. Ein paar Mal blinzelte ich den Schlaf aus meinen Augen.
Mein Kopf lag auf etwas Warmes und Hartes. Ich hob ihn und bemerkte, dass Matt neben mir lag und ich ihn als Kopfkissen benutzte. Er atmete gleichmäßig ein und aus. Seine schwarzen Haare standen ihn wirr von allen Seiten ab. Seufzend bettete ich meinen Kopf zurück auf seine muskulöse Brust.
Was wohl Julien dachte, wenn er sah, dass ich mich nicht mehr in dem Gästezimmer befand?
Und ich hätte niemals daran geglaubt je mit einem Werwolf zu schlafen.
Ich spürte, wie er mit meinen Haaren spielte. Lächelnd sah ich zu ihm auf.
Matt küsste mich auf die Stirn.
Ich zog die Bettdecke enger an mich und stand auf.
Danach suchte ich mir etwas aus dem Kleiderschrank.
„Lass uns heute nicht zum College gehen“, schlug Matt vor und kratzte sich am Hinterkopf. Er saß lässig mit wirren Haaren auf meinem Bett.
Nickend zog ich mir meine Unterwäsche an und die restlichen Kleidungsstücke.
Matt hatte sich nur seine Boxershort angezogen und stand mit nacktem Oberkörper vor mir.
Und plötzlich ging die Tür auf. Erschrocken zuckte ich zusammen.
Lucy stand im Türrahmen.
„Lucy“, rief ich ihren Namen. Ihre Kinnlade fiel nach unten.
„Ich dachte, du wolltest nichts von ihm! Tolle Freundschaft“, sagte sie vorwurfsvoll und knallte die Tür hinter sich wieder zu.
„Lucy!“, rief ich ihren Namen wieder und wollte ihr folgen, doch Matt griff nach meinem Arm.
„Lass sie“, versuchte er mich zu überreden hier zu bleiben.
Ich schüttelte meinen Kopf und verließ mein Zimmer.
Überall im Haus suchte ich nach ihr. Letzten Endes fand ich sie in der Küche.
„Lucy“, sagte ich sanft. „Ich kann dir das erklären!“
„Du brauchst mir nichts zu erklären!“, zischte sie und schälte ihren Apfel weiter.
„Ich weiß, was ich gesagt habe und zu dem Zeitpunkt konnte ich mir meine Gefühle noch nicht eingestehen…für ihn“, flüsterte ich und versuchte eine Erklärung zu finden. „Hörst du mir überhaupt zu?“ Ich ging ein paar Schritte auf sie zu und legte meine Hand auf ihre Schulter.
Blitzschnell drehte sie sich um und hielt das Schälmesser drohend vor ihrer Brust.
„Fass mich nicht an“, zischte sie. Abwehrend hielt ich meine Hände hoch.
„Lucy. Was soll das?“, fragte ich fassungslos. „Leg das verdammte Messer weg.“
Verächtlich lachte sie auf und kam einem weiteren Schritt auf mich zu.
War sie jetzt total übergeschnappt? Flippte sie nur wegen Matt so aus?
„Was ist dein Problem, Lucy?“
„Du“, antwortete sie knapp und stand jetzt direkt vor mir. Sie wollte mit dem Messer auf mich einstechen!
Im letzten Moment hielt Matt ihren Arm auf. Überrascht und wütend blickte sie ihn an.
„Mach das nie wieder“, zischte er und stieß sie von sich weg.
„Julien hatte Recht“, sagte sie verächtlich.
Bei diesem Namen erstarrte ich – Julien! Woher kannte sie ihn?
„Woher…?“, wollte ich mit meiner Frage anfangen, doch sie schnitt mir das Wort ab.
„Woher ich ihn kenne?! Er ist mein Bruder! Julien hatte mich vorhin angerufen und gesagt, dass du was mit ihm am Laufen hast!“, sagte sie wütend. Aber er hatte ihr nichts von seiner Existenz erzählt!
Dann war sie keine Jägerin.
Wütend und mit Tränen in den Augen verließ sie das Haus.
Fassungslos starrte ich ihr hinter her. Sie war seine Schwester.
„Und jetzt?“, fragte ich immer noch erschüttert nach.
„Ich habe keine Ahnung!“, antwortete mir Matt.


„Phil!“, rief Matt nach seinem Kumpel. „Phil!“
Matt und ich befanden uns in seiner Wohnung. Wir brauchten Hilfe. Wo steckte bloß sein Freund?
Wir suchten alle Räume ab und als ich die Tür zu seinem Zimmer aufmachte, erstarrte ich und lief rot an. Peinlich! Phil war gerade beschäftigt mit einem Mädchen. Sie machten miteinander wild rum.
Das Mädchen hatte lockige, blonde, lange Haare und ein sehr schmales Gesicht, das sehr stark geschminkt war. An ihrem Hals befanden sich viele Knutschflecke.
„Oh“, sagte sie nur und diese Situation war ihr auch unangenehm. „Ich wusste nicht, dass du eine Freundin hast.“
„Sie ist nicht meine Freundin. Sondern die von meinem Kumpel“, sagte er verärgert. „Wo ist Matt?“
„Matt?“, rief ich mit zittriger Stimmer nach ihm.
Sofort kam er angelaufen und starrte breit grinsend zu seinem Kumpel.
Das Mädchen stand auf und verließ die Wohnung.
„Ruf mich an“, rief Phil ihr noch nach und wandte sich wütend mit verschränkten Armen vor der Brust uns zu.
„Also? Was war so dringend, dass ihr mich stören musstet?“ Erwartungsvoll sah er uns an.
„Wir haben ein Problem“, fing ich stotternd an.
Phil verdrehte nur die Augen. Wieso mochte er mich nicht?
„Ich hab’s dir von Anfang an gesagt, sie macht nur Ärger“, sagte er verächtlich schnaubend zu Matt.
„Darum geht es nicht! Sondern darum, dass ein Jäger uns auslöschen will und ihre beste Freundin die Schwester von ihm ist“, erzählte Matt sachlich und ruhig.
„Wieso habt ihr die Aufmerksamkeit eines Jägers auf euch gezogen?!“, fragte er noch wütender nach.
„Er hat mit seinen Freunden ein Weile Kate beobachtet und dann kam ich ihnen irgendwie ins Visier“, antwortete Matt und raufte sich die Haare.
„Scheiße“, gab Phil nur noch von sich. „Wissen die anderen davon?“
Verzweifelt schüttelte Matt seinen Kopf. „Nur du!“
Seufzend begaben wir uns in das Wohnzimmer.
Um mich auf dem Sofa niederlassen zu können, musste ich erst eine Reihe von Dingen wegräumen. Jungs und Ordnung! Kopfschüttelnd setzte ich mich auf dem bequemen Sofa hin. Matt ließ sich neben mich fallen und legte einen Arm auf die Lehne.
„Du hast deine Gedanken vor ihnen verschlossen“, stellte Phil fest und ich verstand nur Bahnhof.
„Wie verschlossen?“, hakte ich neugierig nach.
„Wir Werwölfe sind durch unsere Gedanken miteinander verbunden“, antwortete Phil lässig. „Das heißt uns bleibt nicht verborgen für wen man Gefühle hegt oder nicht und noch mehr!“
Ich schluckte. Dann musste Jeder von ihnen Wissen was Matt beim Sex gedacht hatte! Oh, Gott. Wie peinlich!
Phil grinste nur amüsiert. Anscheinend konnte er in meinem Gesicht lesen, worüber ich gerade nachdachte. Tief durchatmend kuschelte ich mich enger an Matt ran.
„Wir müssen mit den anderen reden, Matt. Dann werden sie auch erfahren, dass sie ein Mensch ist“, sagte Phil ernst.
„Ist das etwa schlimm?“, hakte ich nach. Sofort spannte Matt sich an.
„Klar. Wir prägen uns nur auf Mädchen, die die Selbe Existenz haben wie wir“, sagte er und grinste mich an.
„Prägen?“, fragte ich fassungslos nach.
„Ja. Wir prägen uns auf andere Werwölfinnen und nicht auf Menschen, besonders nicht die versuchen uns zu töten“, sagte Phil verächtlich.
Matt hatte bisher sich zu diesem Thema noch nicht geäußert.
Die Prägung. Ich hatte schon mal davon gehört. Es bedeutete für immer mit einer Person zusammen zu bleiben. Und ich war ein Mensch. Das hieß, dass ich eh bald weg vom Fenster sein werde, wenn mich sein Rudel nicht akzeptierte.
„Dann reden wir mit den anderen“, sagte Matt monoton.
Phil nickte und verließ für einen kurzen Moment das Zimmer.
Seufzend setzte ich mich auf. Matt wollte meine Hand nehmen, doch ich entzog sie ihm.
Ich musste mich darauf einstellen, dass ich eigentlich gleich schon gehen könnte.
„Mir ist es egal, ob du ein Mensch bist. Ich mag dich so wie du bist“, sagte er aufrichtig.
Niedergeschlagen senkte ich den Kopf. „Sie werden mich nicht akzeptieren!“
„Doch das werden sie!“, versicherte er mir und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr.
„Phil mag mich jetzt schon nicht!“, entgegnete ich.
Seufzend sah er mich an. „Wir werden das schon irgendwie hinkriegen!“
Angespannt presste ich meine Kiefer aufeinander.
„Hey“, sagte er liebevoll. „Alles wird gut!“ Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich leidenschaftlich. Wir bemerkten nicht, dass uns Phil die ganze Zeit über belauscht hatte.
Als er auf einmal in den Raum trat, löste ich mich von Matts Lippen.
„Sie sind gleich da“, teilte er uns mit und ließ sich wieder auf den gegenüberliegenden Sessel nieder.
Vielleicht mochte er mich nur nicht, weil ich noch vor über einem Tag solche Kreaturen wie ihn ausgelöscht habe. Es verlief alles so schnell.
Wir schwiegen uns an. Diese Ruhe war sehr…unangenehm. Phils Blick war immer wütend, wenn er meinen begegnete.
Nach einer weiteren Runde des Schweigens klingelte es an der Tür.
Phil sprang von seinem Sitz auf und sprintete zum Eingang.
Dann füllte sich auch schon die kleine Wohnung mit ganz vielen fremden Leuten, die mich merkwürdig musterten.
Ich versuchte ihre Blicke zu ignorieren, doch es ging nicht.
Mitfühlend drückte Matt meine Hand.
Es waren viele Werwölfe, aber auch nur männliche.
Sie setzten sich einfach irgendwo hin, wo Platz war.
Die meisten hatten schwarze Haare mit einer gebräunten Haut. Aber manche hatten eine etwas mittlere Hautfarbe und blonde Haare. Einige unter ihnen erkannte ich wieder. Sie waren auch auf dem College. Andere kannte ich überhaupt nicht.
Drei Jungen sah ich ab und zu mal im Spanischunterricht, wenn sie mal nicht gerade schwänzten.
Sie waren wirklich nicht oft da und deshalb kannte ich auch ihre Namen nicht mehr.
„Das ist also der Mensch“, fing jemand das Gespräch an.
Ich schluckte. Das Hauptthema war wohl ich. Durch mich wurden die Jäger erst aufmerksam auf die Wölfe. Es war meine Schuld und das konnte ich auch in einigen Augen sehen. Sie zeigten es ganz offen mir gegenüber.
„Matthew, hat eine Prägung zwischen euch statt gefunden?“, fragte der Selbe Junge. Er schien nicht älter als zwanzig zu sein, hatte kurze, schwarze Haare und eine gebräunte Haut. Eine Gemeinsamkeit hatten sie alle, sie waren alle sehr groß und muskulös gebaut.
„Ja“, beantwortete Matt seine Frage.
„Einige werden das sicherlich nicht gut heißen, aber gegen eine Prägung kann man nichts machen!“, führte er seine Rede fort. Dieser Junge musste wohl das Alphatier sein.
Jedes Wort von ihm war ein Gesetz. Die anderen lauschten ihm neugierig zu.
„Wie ist dein Name?“, wandte er sich mir zu und sah mich liebevoll an. Er war mir sympathischer als die anderen.
„Kate“, antwortete ich zögernd. Ich fühlte mich wie in einem Verhör bei der Polizei. Das ich die Kriminelle war.
„Ich bin Tai“, stellte er sich freundlich vor. „Du bist Jägerin?“
„Ich…ja, aber auch nur, weil ein Vampir meine Eltern umgebracht hat“, sagte ich stotternd. Matt drückte meine Hand aufmunternd fest.
„Allerdings hast du auch einige von unseren Freunden auf dem Gewissen“, entgegnete er mit einer festen Stimme.
Dazu konnte ich nichts mehr sagen. Er hatte Recht. Ich hatte einige von ihnen getötet.
Wahrscheinlich war das der Grund, wenn sie mich nicht akzeptieren werden.
Niedergeschlagen senkte ich meinen Kopf und starrte auf meine Finger.
„Sie hat Nicole auf dem Gewissen“, mischte sich ein blonder Junge ein.
Jetzt fühlte ich mich noch mehr in einem Verhör als vorher.
„Damen, wir sind jetzt nicht hier um sie zu beschuldigen und sie hinzurichten. Sie gehört jetzt zur Familie“, sagte Tai gelassen, aber seine Kiefer presste er angespannt aufeinander.
Ich schluckte. Schuldgefühle machten sich jetzt breit. Diese Nicole musste seine Partnerin gewesen sein, sonst würde er mir nicht hasserfüllte Blicke schenken. Er würde mir am liebsten an den Kragen gehen. Ich konnte mich nicht an sie erinnern.
„Das wird sie noch büßen“, flüsterte er zornig.
„Du lässt sie in Ruhe!“, drohte ihm Matt und wollte auf ihn springen. Doch ich nahm seine Hand und flüsterte zu ihm, dass alles in Ordnung wäre. Aber das war es eigentlich nicht. Er beruhigte sich und setzte sich angespannt wieder hin.
„Beruhigt euch“, sagte Tai knurrend in die Runde. „Phil hat gesagt, dass die Jäger in ein paar Tagen unser Rudel angreifen und vernichten wollen.“
Aufgeregt sprachen alle durcheinander.
Genervt knurrte Tai laut und plötzlich wurde es ruhig in der Wohnung. Und an das Knurren musste ich mich auch noch gewöhnen.
„Wie wollen wir vorgehen?“, fragte er in die Runde. „Wir müssen vorbereitet sein, wenn sie zuschlagen!“
Ein Raunen war zu vernehmen.
„Wir erstellen eine Armee“, sagte jemand gelassen. Mit großen Augen sah ich ihn an. Dieser Vorschlag war so absurd, aber anders ging es wohl nicht. Der Junge hatte wie Tai schwarze Haare und ein sehr markantes Gesicht.
Alle nickten, obwohl sie diesen Vorschlag nicht für gut hielten.
„Vielleicht finden wir auch noch eine andere Lösung“, entgegnete ich und erntete dafür böse Blicke.
„Und wie?“, zischte Damen. Darauf wusste ich keine Antwort. „Siehst du. Es gibt keine andere Möglichkeit dem zu entgehen.“
Er machte mich für alles verantwortlich.
„In Ordnung. Trommelt alle zusammen, die uns vielleicht behilflich sein könnten“, beendete Tai diese „Sitzung“.
Grummelnd stimmten sie zu und verließen die Wohnung bis auf Tai.
Matt begleitete die anderen Werwölfe mit nach draußen und geriet an der Haustür mit Damen aneinander.
Sie knurrten sich gegenseitig an.
„Hey. Lasst den Mist“, knurrte Tai und ging zwischen die Fronten.
Zähnefletschend verließ Damen die Wohnung.
Fassungslos sah ich Matt an und schüttelte nur mit dem Kopf. Er brauchte mich nicht vor ihm beschützen, das konnte ich ganz gut alleine.
„Können wir das nicht friedlich lösen?“, fragte ich unter Kopfschmerzen nach.
„Wohl kaum, dass sich Julien auf sowas einlässt“, entgegnete Tai und raufte sich seine Haare.
Matt kam auf mich zu und umarmte mich.
„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du ein Mensch bist, Kate“, sagte der Anführer des Rudels nachdenklich. „Jeder Wolf prägt sich nur auf Wolfsmädchen.“
„Sie ist halt was ganz besonderes“, flüsterte Matt und strich mir ein paar Strähnen meines Haares hinter mein Ohr.
Schüchtern lächelte ich ihn an und küsste ihn auf die Wange.
„Wieso bist du mir gegenüber so freundlich?“, fragte ich ihn neugierig.
„Jeder hat eine zweite Chance verdient“, antwortete er und verließ auch die Wohnung.
„Ich hab ja gesagt, sie macht nur Ärger“, sagte Phil genervt und verschwand in seinem Zimmer.


„Lucy! Lucy! Ich will mit dir reden!“, rief ich gegen ihre Zimmertür und rüttelte an dem Griff.
Die Tür war verschlossen und sie machte keine Anstalten sie überhaupt aufzumachen.
Lucy sagte auch keinen Ton.
„Lucy!“, versuchte ich es noch einmal und rüttelte an der Tür. Plötzlich machte das Schloss klick und die Tür sprang weit auf. Erschrocken wich ich von dem Zimmer weg.
Was war das denn?!
Ich ging wieder näher heran und lugte in den Raum. Aber es war niemand da!
War ich jetzt verrückt geworden? Die Tür war verschlossen. Und Lucy war nicht hier. Wieso ging sie von alleine auf?
Vorsichtig machte ich ein paar Schritte in das Zimmer rein.
Irgendetwas stimmte hier nicht!
Ich sah mich ein wenig um und fand einen Zettel auf ihrem Bett.
Neugierig nahm ich ihn in die Hand und las:

Lucy, heute Abend um zehn Uhr im Wald.
Julien.

Was wollten sie im Wald?
Nachdenklich grübelte ich darüber nach.
Plötzlich spürte ich einen Schmerz an meinen Kopf und verlor mein Bewusstsein.


Mit pochenden Schmerzen an meinen Hinterkopf wachte ich auf.
„Was ist passiert?“, fragte ich in die Dunkelheit. Meine Finger tasteten nach der Wunde und ich fühlte getrocknetes Blut. Wo war ich?

Ich wollte aufstehen, doch mich hinderten Fesseln daran.
Auf einmal wurde eine Tür aufgemacht und das Licht ging an.
Ich kniff meine Augen zusammen.
„Hm“, summte jemand und streichelte meine Wange.
Langsam öffnete ich meine Augen. Sie hatten sich schnell an das grelle Licht gewöhnt.
„Julien“, flüsterte ich und sah ihn fassungslos an. „Was soll das?!“
Er lachte. „Du hättest dich auf unsere Seite schlagen sollen. Dann würde das hier gar nicht passieren!“
Verächtlich schnaubte ich und drehte mein Gesicht zur Seite.
Julien umschlang mit seiner großen Hand mein Kinn und zwang mich ihm in seine blauen Augen zu schauen.
„Allerdings kannst du dir das nochmal überlegen auf wessen Seite du stehen möchtest!“, schlug er mit sanfter Stimme vor.
Verächtlich spuckte ich ihm ins Gesicht, damit er seine Pfoten von mir nahm.
Angewidert wischte er sich sein Gesicht an seinem T-Shirt ab.
„Das wirst du noch bereuen“, zischte er und verließ den Raum.
Im Dunkeln ließ er mich zurück.
In was war ich da eigentlich rein geraten?
Ob Matt mittlerweile wusste, dass ich verschwunden war?
Machte er sich Sorgen um mich?
Sucht er schon nach mir?
Über solche Gedanken zerbrach ich mir meinen Kopf.
Phil hält ihn bestimmt auf mich zu retten. Oder hatten sie überhaupt bemerkt, dass ich verschwunden war?
Ich wollte doch nur mit Lucy reden und dann passierte sowas.
Genervt stöhnte ich auf. Ich dachte, Lucy sei meine beste Freundin.
Flippte sie jetzt nur so aus, wegen Matt? Nur, weil ich doch für ihn Gefühle hegte?
Das war doch alles Schwachsinnig.
Wieder ging die Tür auf, das Licht blendete in meinen Augen und energische Schritte waren zu vernehmen.
Ich sah zu der Person auf. Lucy. Sie sah…wütend aus. Plötzlich hob sie ihre Hand und ließ sie auf mein Gesicht nieder sausen.
Durch die Wucht wurde mein Kopf zur Seite geschleudert. Wie das brannte!
Bestimmt hatte sich schon längst ein roter Handabdruck auf meiner rechten Gesichtshälfte gebildet.
„Du bist so ein Miststück!“, zischte sie und funkelte mich hasserfüllt an.
„Bist du nur so wütend auf mich wegen Matt? Lucy, das ist lächerlich“, entgegnete ich mit einer ruhigen Stimme. Mich wunderte es, dass meine Stimme nicht zitterte vor Aufregung. „Du könntest eh nicht mit ihm zusammen sein, weil dein Bruder es nicht zulassen würde!“
„Wie meinst du das?“
„Hat dir Julien nicht gesagt, was er ist und was Matt ist?“, fragte ich fassungslos nach.
Verwundert schüttelte sie ihren Kopf.
„Julien ist ein Jäger und er macht auf andere Kreaturen Jagd. Matt ist einer von den Kreaturen“, sagte ich lächelnd.
Ungläubig sah sie mich an. „Das ist nicht dein Ernst. Du bist irre.“
Ich zuckte bloß mit den Schultern.
Mit stampfenden Schritten verschwand sie aus dem Raum. Wieder war ich alleine.

Ich musste wohl eingenickt sein, denn es war noch dunkler als zuvor.
Geräusche waren ein Stock über mir zu vernehmen. Was geschah dort?
Verzweifelt sah ich mich um. Ich musste hier weg. Was auch immer dort passierte, es war nichts Gutes. Meine Hände waren an dem Stuhl, auf dem ich saß, angekettet.
Ich rüttelte und zerrte, doch es half nichts. Es schürfte nur meine weiche Haut auf.
Verzweifelt blieb ich auf dem Stuhl sitzen und lauschte. Völlige Stille umhüllte mich.
Was war hier los?! Wieso war es plötzlich so ruhig, gefährlich ruhig?
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Erschrocken schrie ich auf.
Mein Herz pochte laut gegen meinen Brustkorb.
„Kate?“, rief jemand vertrautes meinen Namen.
„Matt? Bist du das?“, fragte ich hoffnungsvoll.
Dann erkannte ich sein Gesicht. Er war es. Matt versuchte meine Fesseln loszumachen, aber es klappte nicht.
Plötzlich verwandelte er seine Hand in eine Wolfsklaue. Fassungslos japste ich nach Luft.
Grinsend durchtrennte er meine Fesseln und hatte wieder seine normale Menschenhand angenommen.
Matt packte mein Handgelenk und zerrte mich aus dem Raum. Gemeinsam rannten wir die Treppen hoch. Die ganze Zeit über hatte ich mich in einem Keller befunden.
„Wie hast du mich gefunden?“, fragte ich neugierig nach.
„Dein Geruch“, antwortete er knapp.
Aha. Ich hatte glatt vergessen, dass Hunde eine sehr feine Nase hatten.
Plötzlich versperrte Julien uns den Weg. Er hatte eine Platzwunde am Kopf. Sein Blut lief an seinem Auge vorbei.
„Geh zur Seite“, knurrte Matt.
Julien grinste nur hämisch und bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle.
Auf einmal wurde er zur Seite gerissen. Phil! Ich konnte es nicht fassen! Phil half uns zu fliehen – mir einem Menschen, der vorher auch noch auf seinen Rudel Jagd gemacht hatte?!
Matt zerrte mich aus dem Haus raus. Wir rannten über die Straße zu einem Motorrad.
„Das ist nicht dein Ernst?!“, rief ich ihm fassungslos zu.
„Komm. Oder willst du hier Wurzeln schlagen?“, fragte er grinsend und stieg auf das Motorrad.
Er klopfte hinter sich auf den Sitz. Theatralisch verdrehte ich die Augen und stieg drauf.
Meine Arme schlang ich um seine Mitte.
Matt startete den Motor und wir brausten mit einer hohen Geschwindigkeit davon.
Ängstlich krallte ich mich an ihm fest. Wieso konnte er mich nicht mit seinem Auto retten?
Nach fünf Minuten kamen wir an seiner Wohnung an. Mit wackeligen Beinen berührte ich den Boden.
Er nahm wieder meine Hand und zerrte mich in das Gebäude herein.
In der Wohnung erwartete uns Tai.
„Wo ist Phil?“, fragte dieser besorgt.
„Ich bin hier“, sagte Phils Stimme. Ungläubig drehte ich mich um und starrte in seine braunen Augen. Mit offenem Mund musterte ich ihn von oben nach unten. Er hatte nicht mal einen Kratzer von dem Kampf zwischen Julien und ihm.
Wie konnte er so schnell uns folgen?
„Julien ist allerdings entkommen“, knurrte er wütend und ließ sich im Wohnzimmer auf den Sessel fallen.
Angespannt über diese Information knirschte ich mit den Zähnen.
Ich hörte dem Gespräch der anderen überhaupt nicht zu. Dass sich Matts Arme um meine Taille gelegt hatten und er mich zum Sofa zog, bemerkte ich nicht.
Wie in Trance ließ ich alles mit mir geschehen.
Bevor ich niedergeschlagen wurde, hatte ich auf Lucys Bett einen Zettel gefunden, die eine Nachricht war. Automatisch suchten meine Augen die Uhr. Noch eine halbe Stunde dann war es zehn Uhr abends. Ich musste unbedingt herausfinden, was dort passierte.
„Ich muss weg“, sagte ich abrupt, stand auf und hörte nicht auf die protestierenden Rufe von Matt.
Plötzlich packte mich Matt am Arm bevor ich die Tür erreicht hatte.
„Wo willst du hin?“, fragte er.
Shit! „Ich muss noch etwas erledigen“, stotterte ich. Es war keine perfekte Ausrede und das konnte ich auch in seinem Gesicht sehen, dass er mir nicht so recht glaubte.
„Vertrau mir, Matt“, sagte ich, riss mich von seinem Griff los und verschwand aus der Wohnung.


Seit gut zehn Minuten irre ich hier im Wald herum. Es war doch keine gute Idee in den Wald zu gehen, besonders nicht wenn es dunkel war.
Ich konnte den Weg überhaupt nicht erkennen und stolperte daher ein paar Mal oder vielleicht auch mehr…
Jedenfalls hatte ich mir schon kleine Schürfwunden zugezogen, da ich ein paar Mal über irgendeine aus dem Boden herausragende Wurzel gestolpert war.
Hier nach werde ich nie wieder nachts in den Wald gehen. Das war Selbstmord.
Und ich Blöde hätte auch noch eine Taschenlampe mitnehmen sollen, was ich natürlich nicht getan hatte.
Über mich selbst fluchend stürzte ich schon wieder über eine Wurzel, da ich mal wieder nicht aufgepasst hatte.
Alles schmerzte. Meine Handflächen, meine Knie, einfach alles.
Gerade versuchte ich mich wieder hochzustemmen, da hörte ich in der Ferne Stimmen durcheinander reden.
Aufgeregt hielt ich den Atem an und lauschte. Es war nicht weit entfernt von mir.
Schnell rappelte ich mich auf und lief langsam um keine Geräusche zu verursachen den Weg, den man nicht erkennen konnte, entlang.
Zwischen zwei Bäumen konnte ich ein Lagerfeuer ausmachen. Ich hielt mich hinter einem der Bäume versteckt.
Dort waren viele, viele, noch mehr als die Wölfe die bei der „Sitzung“ vorhin dabei waren – einfach zu viele Jäger. Ich hatte damit gerechnet, dass nur Julien und seine zwei Kumpels, die einzigen Jäger wären, aber anscheinend hatte ich mich geirrt.
Sie waren alle groß gebaut und sehr muskulös. Manche hatten sogar schulterlange Haare. Ekelhaft.
Ich hasste es, wenn Jungs so lange Haare hatten. Gut, dass Matts kurz waren. Wahrscheinlich hätte ich ihn sogar zum Friseur geschickt, wenn es der Fall gewesen wäre.
In der Runde konnte ich Julien nicht erkennen, aber dafür seine Schwester Lucy.
Sie sah ihm ähnlich – sehr sogar.
Alle sprachen durcheinander. Es war nichts Interessantes herauszuhören.
Und auf einmal wurde es still. Dann sah ich ihn – Julien.
Er sah nicht gut aus. Lauter kleine Verletzungen waren auf seinem Körper vorhanden. Seine Kleidungsstücke waren zerrissen. Was hatte Phil nur mit ihm gemacht?
Irgendwie war ich besorgt um ihn. Kopfschüttelnd über mich, dass ich mir um meinen Feind Sorgen machte, lauschte ich dem Gespräch weiter zu, dass gerade anfing.
„Julien!“, schrie Lucy aufgebracht und rannte zu ihrem Bruder. Sie umarmte ihn und er verzog vor Schmerzen sein Gesicht.
„‘Tschuldigung“, flüsterte sie in sein T-Shirt.
„Es ist Zeit…“, fing Julien an. „…das Rudel zu vernichten.“
Ein Raunen ging durch die Gruppe.
„Wie wollen wir das bewerkstelligen? Gemeinsam sind sie stärker!“, sagte eine junge, helle Stimme. Ich konnte meinen Augen kaum glauben. Ein junges Mädchen saß zwischen den vielen Jungen.
„Wir sind sehr gute, ausgebildete Jäger. Wir werden das schaffen!“, rief er in die Runde. „Und sie haben eine Schwachstelle!“
„Die wäre?“, fragte ein anderer Junge, der braune kurze Haare hatte.
„Ein Werwolf hat sich auf einen Menschen geprägt. Sie ist schwach und ein leichtes Ziel um die Hunde aus ihrem Versteck zu locken“, sagte er verächtlich.
Wie erstarrt blickte ich ihn an. Sie hatten es jetzt auf mich abgesehen. Vorher hatte er selbstständig versucht mich zu entführen, was nicht geklappt hatte. Aber jetzt wussten sie alle von mir und es würde nicht einfach werden für Matt und Tai.
Ich musste hier weg um den anderen davon zu berichten. Langsam entfernte ich mich von der Gruppe Rückwerts. Ich hielt alle in meinem Blickfeld.
Plötzlich knackte ein Ast unter meinen Schuhen. Mit großen Augen hielt ich in meiner Bewegung inne und den Atem an.
Ich zitterte. Die Jäger hatten das Knacken auch gehört und wandten ihren Blick in meine Richtung.
Verdammt!
„Ich geh mal nach sehen“, rief jemand aus der Gruppe.
„Scheiße“, flüsterte ich. Wegrennen konnte ich nicht mehr, dann waren auf jeden Fall alle hinter mir her. Langsam bückte ich mich zu meinen Schuhen hinunter. Ich hatte immer ein Ersatzmesser dort versteckt und nahm es schnell an mich.
Der Jäger kam immer näher, hatte aber noch nicht die zwei Bäume erreicht bei denen ich mich versteckt hatte.
Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Mund. Ich wollte schreien, aber dann drehte mich derjenige um und es war Matt. War er mir gefolgt?
Er legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen und schob mich leise hinter einen Busch.
Keine zwei Sekunden später kam der Junge und sah sich um.
Aufgeregt hielt ich den Atem an. Matt drückte ganz fest meine Hand, dass sie schon beinahe weh tat.
Und irgendwie fiel mir mein Messer aus der Hand. Ein dumpfer Schlag war zu hören, als es auf den Boden fiel. Geschockt starrte ich darauf. Matt wirkte angespannter als zuvor.
Wir hatten die Aufmerksamkeit des Jägers auf uns gezogen.
„Joe, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte das Mädchen besorgt.
„Ja. Ich gehe kurz nochmal etwas nachgucken“, rief er zurück und stand jetzt genau vor dem Busch. „Wen haben wir denn da?“, hörte ich seine amüsierte Stimme.
Ohne groß zu überlegen schnappte ich mir mein Messer und schnitt seine Kehle auf.
Ich hatte ihm keine Chance gegeben sich zu wehren.
Er sackte leblos in sich zusammen.
„Komm!“, sagte ich zu Matt und zerrte ihn mit aus dem Wald. Es war so verflucht dunkel.
Ich konnte kaum etwas erkennen, wo wir lang liefen.
Dann übernahm Matt auch schon die Führung und wir waren ziemlich schnell raus aus dem Wald.
Hinter uns hörte ich wie die Jäger uns verfolgten.
Dieses Mal fuhren wir nicht mit dem Motorrad zu seiner Wohnung, sondern mussten laufen!
Und jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich einen Menschen umgebracht hatte. Sonst tötete ich Wesen, Kreaturen, aber keine Menschen! Auch wenn er mein Feind war, fühlte es sich anders an.
Matt und ich rannten quer durch New Yorks Straßen und Gassen.
Plötzlich schubste er mich in eine Gasse und drückte mich gegen die Wand.
„Was tust du?“, fragte ich ungläubig. Wir mussten von hier verschwinden!
Und dann küsste er mich. Wir waren auf der Flucht vor den Jägern und knutschten in einer dunklen Gasse rum?!
Ich hörte sie. Die Jäger rannten an uns vorbei ohne uns eines Blickes zu würdigen.
Vor weit aufgerissenen Augen sah ich dort hin. Eine kleinste Bewegung und wir zogen wieder ihre Aufmerksamkeit auf uns.
Matthews Augen sahen mich die ganze Zeit an. Als sich unsere Blicke trafen, grinste er schelmisch.
„Du bist so lebensmüde“, flüsterte ich und schlug ihm auf die Brust.
„Los. Lass uns von hier verschwinden“, sagte er und griff nach meiner Hand.


Bei der College WG angekommen, holte ich alle meine Sachen und verfrachtete sie zu Matt.
Phil zeigte ganz offen, dass er was gegen mich hatte, dass ich jetzt bei ihnen lebte.
Er mochte mich immer noch nicht.
„Matt?“, flüsterte ich und sah zu ihm hoch. Wir lagen zusammen auf seinem bequemen Bett mit dem ich schon sehr früh eine Bekanntschaft gemacht hatte.
Er spielte mit meinen Haaren.
„Hm“, gab er von sich und wie in Trance wickelte er immer wieder ein paar Strähnen auf seine Finger.
„Sie mögen mich nicht, oder?“, fragte ich traurig nach.
„Tai findet dich in Ordnung.“
„Aber nur Tai. Was ist mit den anderen? Phil und Damen zeigen es ganz offen, dass sie mich nicht mögen und bei den anderen kann ich es aus dem Gesicht lesen!“
Matt seufzte. „Sie werden dich akzeptieren müssen!“
Damit war für ihn das Thema geklärt. „Was wolltest du eigentlich im Wald bei den Jägern?“
Er klang nicht gerade erfreut darüber.
„Sie wissen eure Schwachstelle“, sagte ich bedrückt.
„Die wäre?“
„Mich!“
Matt erstarrte.
„Sie wollen mich benutzen um euch auszulöschen!“, flüsterte ich in sein Hemd und krallte mich dort fest.
„Dir wird nichts passieren. Ich schwöre auf mein Leben, dass ich dich beschützen werde, komme was wolle!“, schwor er aufrichtig und küsste mich leidenschaftlich auf den Mund.
Gähnend löste ich mich von ihm.
„Du solltest schlafen“, schlug er vor. „Morgen müssen wir wieder zum Unterricht!“
Einverstanden nickte ich. Ich war zu erschöpft um mich ins Bad zu bewegen, deshalb blieb ich liegen und schlief schnurstracks ein.


College! Arg…! Ich hasste es immer so früh aufzustehen! Am liebsten würde ich immer schön lange ausschlafen und die ganze Zeit nur mit Matt verbringen.
Halbschlafend saß ich in der Spanisch Stunde. Meinen Kopf musste ich mit meinen Armen abstützen, damit er nicht auf den Tisch knallte. Die Nacht hatte ich schlecht geschlafen. Mich hatten schreckliche Träume heimgesucht. Ich bekam es gar nicht mehr aus meinen Kopf heraus, wie Julien versuchte Matt umzubringen!
Beinahe wären meine Augen zugefallen, wenn mich nicht jemand mit einer Papierkugel abgeworfen hätte. Wütend sah ich auf und begegnete Lenas Blick. Freundlich lächelte sie mich an und deutete auf unsere Lehrerin, die bald meinen Platz erreicht hatte.
Genervt stöhnte ich leise auf und strengte mich an dem Unterricht zu folgen. Erfolglos!
Lucy war heute erst gar nicht in der Schule aufgetaucht, aber dafür ihr Bruder Julien. Er war neu und hatte wie ich Spanisch gewählt. Was für ein Zufall?!
Vor dem Unterricht hatte Lena mich noch gefragt, was mit Lucy los sei. Aber selbst darauf wusste ich keine Antwort. Einerseits wollte ich sie nicht belügen, aber andererseits wollte ich mir alles von der Seele reden. Und das hatte ich nach der letzten Stunde auch vor.
Ich brauchte dringend frische Luft. Mein Kopf drohte zu explodieren!
Unsere Spanischlehrerin war eine echte Spanierin.
„Ms. Fernández? Mir geht es nicht gut. Könnte ich kurz nach Draußen gehen?“, fragte ich höflich.
Sie nickte und sagte: „Julien, begleite sie doch bitte!“
Angespannt stand ich auf und verließ den Raum.
Plötzlich wurde ich an den Schultern gepackt und gegen die Mauer gedrückt.
„Was soll das?“, fragte ich verärgert. Sein Körper nagelte mich an der Wand fest.
Seine Arme stützte er links und rechts neben meinem Kopf ab.
„Lass sie los“, rief jemand. Es war Matts Stimme. Wenn er nicht gekommen wäre, hätte ich von Julien erfahren, was das sollte! Und vielleicht mehr über ihren Plan herausgefunden.
Ohne zu Zögern trat Julien ein Schritt zur Seite, damit ich zu Matt laufen konnte.
Besitzergreifend legte er seinen Arm um meine Taille und starrte ihn wütend an.
„Was ist eigentlich dein Problem?“, fragte Matt verächtlich.
„Du bist eine wandelnde Flohschleuder und gefährlich für die Menschen“, zischte er und ging wieder in das Klassenzimmer.
„Halt dich von ihm fern!“, zischte Matt und verschwand im Gebäude.
Er hatte mich einfach stehen gelassen ohne einen Kuss!
Pah! Das bekam er zurück!
Als ich wieder in meine Klasse ging, sahen mich alle neugierig an – besonders Lena!
Nach ein paar Minuten klingelte es zur Pause.
Schnell packte ich meine Sachen. Lena wartete am Türrahmen auf mich.
Schweigend liefen wir zur Cafeteria.
„Was ist los?“, fragte sie neugierig und besorgt.
„Kann ich nach der letzten Stunde mit dir reden – alleine?“ Ich überging ihre Frage.
Einverstanden nickte sie. Ohne Matts Erlaubnis sagte ich Lena alles. Mir war egal, was er davon hielt.
Wenn man vom Teufel sprach. Matt und Phil kamen auf uns zu geschlendert. Sein bester Freund schickte mir mal wieder böse Blicke zu.
Und Matt küsste mich auf die Wange. Angespannt ließ ich es geschehen. Seine Hände lagen auf meiner Hüfte.
„Was ist los?“, flüsterte er in mein Ohr, doch ich ignorierte ihn. Irgendwie hatte ich Lust einen Vampir kalt zu machen. Heute Abend, wenn Matt schlief, würde ich auf die Jagd gehen!
Ich brauchte das um meine Frust und meine Wut abzubauen.
Während wir zur Cafeteria liefen, bemerkte ich wie Phil Lena anstarrte.
Und ihre Wangen hatten sich leicht rosa gefärbt.
Lief etwa zwischen den beiden was?
Aber ich dachte, dass sich Phil nicht auf Menschen einlässt.
Misstrauisch sah ich die Beiden an.
Tief durchgeatmet folgte ich den dreien zu unserem Tisch, wo auch die anderen saßen.
Mit Maik hatte ich seit dem Kuss kein Wort mehr gewechselt. Er sah mich immer nur seltsam an, wenn ich mit Matt Hand in Hand durch die Gänge lief.
Ich musste mit ihm auch noch ein Gespräch führen. Ich wollte nicht, dass unsere Freundschaft wegen eines Kuss jetzt auf dem Spiel stand. Dazu mochte ich ihn viel zu sehr.
Warum konnte das Leben nicht einfach leicht sein? Alles musste kompliziert sein – besonders mein Leben!
Stumm starrte ich vor mich hin. Matthew hatte es längst aufgegeben mit mir eine Kommunikation herzustellen.
Ich wartete die Stunden ab. Nachher konnte ich Lena alles erzählen! Dann fühlte ich mich auch besser. Der Unterricht zog sich so dermaßen in die Länge wie ein altes Kaugummi.
Gelangweilt und müde saß ich auf meinem Platz und träumte vor mich hin.
Die Lehrer hatten auch gemerkt, dass sie heute nichts mit mir anfangen konnten und ließen mich still vor mich hin leiden.
Nur noch fünf Minuten, dann konnte ich mir alles von der Seele reden.
Ständig huschten meine Augen zur Uhr. Der Uhrzeiger bewegte sich so schrecklich langsam.
Ungeduldig rutschte ich auf meinem Stuhl rum.
„Kate?“, fragte mich Maik plötzlich. Shit! Wieso musste er mich jetzt anquatschen?! Ich hatte keine Zeit. Gleich musste ich Lena abfangen, bevor Matt mich suchte.
„Was ist?“, fragte ich grob. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, es so barsch klingen zu lassen. Aber es war mir so raus gerutscht.
An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass ich ihn verletzt hatte. Nur eine Sekunde konnte man ihm es ansehen, dann war seine Mimik wie eine steinerne Maske.
„Sorry“, sagte ich schnell. „Was ist denn?“
„Ich wollte mich entschuldigen wegen dem Kuss“, stotterte er auf einmal. Sein Selbstbewusstsein war wie weggeblasen.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das wird nicht wieder geschehen. Ein Kuss unter Freunden“, redete ich wie ein Wasserfall. Ich bereute zwar den Kuss, aber es war auch schön gewesen. Sonst hätte ich ihn wohl kaum erwidert.
Erleichtert nickte er, doch ich konnte erkennen, dass es kein Kuss unter Freunden bleiben sollte. Er wollte mehr. Maik hatte sich in mich verliebt. Mein bester Freund!
Seufzend blickte ich ihn lächelnd an. Traurig lächelte er zurück und wandte sich wieder dem Unterricht zu.
Ich hatte ihn verletzt. Das wollte ich doch gar nicht! Wieso hatte ich nicht gesagt, dass ich keine Lust auf die Party hätte?!
Endlich klingelte es.
Eilig stopfte ich meine Sachen in meinen Rucksack und lief hektisch zu Lena rüber.
Erwartungsvoll sah sie mich an.
„Komm“, formte ich mit den Lippen und sie folgte mir aus dem Raum raus.
Wir gingen auf die Mädchentoilette. Hier kamen nicht viele her.
Nur in den Pausen schminkten sich die Divas und legten sich noch eine Ladung Schminkschicht auf ihr Gesicht. Sie sahen so unecht aus.
Aber nach der letzten Stunde kam hier niemand mehr her. Der perfekte Ort um ein wichtiges Gespräch zu führen.
Ich überprüfte alle Kabinen, damit uns keiner belauschte.
„Wo soll ich bloß anfangen?“, fragte ich laut, aber eher zu mir selbst. Nachdenklich raufte ich mir die Haare. „Glaubst du an das Übernatürliche?“
„Ja“, antwortete sie knapp und sah mich mit ihren großen Augen erwartungsvoll an.
„Also. Kannst du dir vorstellen, dass es Werwölfe und Vampire gibt?“
Eifrig nickte sie. Konnte es nur noch einfacher werden?
„Weißt du, Matt und Phil sind Werwölfe“, sagte ich und sah sie gespannt an.
Allerdings reagierte Lena normal. „Ich weiß“, seufzte sie.
„Was?“
„Ich durfte dir nichts sagen! Es tut mir Leid, Katy! Aber ich bin eine von ihnen“, sagte sie traurig.
Fassungslos starrte ich sie mit offenem Mund an.
Lucy war die Schwester von Julien. Lena war ein Wolfsmädchen. Was konnte mich noch mehr schocken?
„Ich wollte es dir sagen, aber ich durfte nicht!“, sagte sie traurig. „Und ich weiß auch schon von deinem Problem bescheid. Phil hat es mir gesagt.“
„Ich hab mich schon gewundert, warum er dich so ansieht“, entgegnete ich nachdenklich.
„Wie meinst du das?“
„Na, ihr habt euch aufeinander geprägt! Das sieht doch jeder Blinde!“
„Ach, komm“, winkte sie ab.
„Nein, das ist mein ernst. Was fühlst du für ihn, wenn du in seiner Nähe bist?“
„Soll das jetzt ein Verhör werden?“, fragte sie genervt und stemmte die Hände an die Hüften.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich sie erwartungsvoll an.
Sie ließ die Schultern hängen und seufzte. „Ich fühle mich geborgen und sicher bei ihm. Er strahlt so eine Wärme aus und am liebsten würde ich nie wieder von seiner Seite weichen!“
„Ihr habt euch aufeinander geprägt! Mach den ersten Schritt. Ich glaube er steht auf selbstbewusste Mädchen. Wahrscheinlich denkt er sogar, dass du nichts von ihm willst und unternimmt nichts für eure baldige Beziehung!“
Irgendwie fühlte ich mich erleichtert. Endlich konnte ich mit jemanden reden.
„In Ordnung“, bestätigte sie seufzend.
„Wieso mag mich Phil mich nicht?“, fragte ich nach einer Weile.
„Du bist ein Mensch und hast einige Zeit lang uns getötet“, antwortete sie ehrlich.
„Und du hast dich trotzdem mit mir angefreundet?“
„Ja“, sagte sie zögernd.
Ungläubig sah ich sie an. Das konnte ich ihr nicht abnehmen. Da steckte doch viel mehr hinter!
Plötzlich wurde die Tür zur Mädchentoilette aufgestoßen und Lucy trat auf uns zu. Sie war den ganzen Tag nicht in der Schule gewesen!
„Lucy?“, fragte ich überrascht.
„Ich hätte niemals gedacht, dass meine beiden besten Freundinnen mich anlügen“, zischte sie verächtlich.
Sie hatte unser Gespräch belauscht.
Ich bemerkte, dass sie etwas in ihrer Hand hielt. Und plötzlich warf sie dieses Ding auf den Boden und ein Gas entströmte daraus. Auf einmal wurde mir schwindelig und meine Glieder steif.
Bevor ich ohnmächtig zu Boden fiel, konnte ich noch weitere Gestalten hinter Lucy erkennen.


Ein Schlag ins Gesicht ließ mich aufwachen. Verwirrt sah ich mich um.
Dieses Mal befand ich mich ganz wo anders als das letzte Mal. Und ich hatte im Gefühl, dass ich hier nicht so schnell herauskam. Neben mir saß Lena angekettet an der Wand. Ihre Arme hingen über ihrem Kopf. Feste Metallketten umschlangen ihre Handgelenke.
Ich sah an mich herab und bemerkt, dass ich mich in der Selben Position befand wie Lena.
Meine Arme wurden schwer. Es tat höllisch weh.
Matt machte sich bestimmt schon Sorgen.
Hasserfüllt starrte ich in Juliens blaue Augen. Hinter ihm konnte ich noch eine weitere Person ausmachen.
„Sag uns, wo sich der Hund aufhält!“, befahl er mir.
Angespannt presste ich meine Kiefer aufeinander.
„Ich werde dir nichts verraten!“, zischte ich wütend.
Die Person, die hinter Julien stand, lachte glockenhell auf. „Bist du dir da wirklich sicher?“
Entschlossen nickte ich.
„Du solltest dir überlegen ob du mit uns kooperierst, denn ich denke wenn die Ratten aus ihren Verstecken hervorkriechen und an deiner Haut knabbern, wirst du dir das nochmal überlegen“, sagte sie wissend. Es war das Mädchen von damals aus der Gruppe, die nach diesem Joe rief.
„Du hast meinen Freund umgebracht. Und das wirst du büßen!“, zischte sie noch bevor sie den Raum verließ.
Knallend fiel die Tür in das Schloss.
Schweigend betrachtete mich Julien noch und dann folgte er ihr.
Ich musste mich in einem Art Gefängnis befinden.
„Lena?“, flüsterte ich ihren Namen. Sie reagierte nicht einmal. „Lena!“
Wieder und wieder rief ich nach ihren Namen, doch keine Reaktion kam von ihr.
Vergebens ließ ich mich hängen. Hoffentlich ging es ihr gut.
Seufzend betrachtete ich die kahlen Wände. Den ganzen gottverdammten Tag hier rumzuhängen war langweilig.


Ein paar Stunden später hatte sich die Lage immer noch nicht verändert.
Lena machte ihren Schönheitsschlaf und ich konnte die Ratten verscheuchen, die langsam allmählich aus ihren Löchern herauskrochen und uns neugierig beschnupperten.
Seufzend dachte ich über alles nach.
Hoffentlich hatte Matt schon gemerkt, dass wir entführt worden waren.
Oder er dachte, dass ich immer noch sauer sei und nicht auf seine Anrufe oder SMS antwortete.
Man wusste ja nicht, was in den Köpfen der Jungs war. Man musste davon ausgehen, dass er dachte ich hätte meine Tage.

***

„Phil? Sag mal, hast du irgendwo Kate gesehen?“, fragte ich meinen besten Freund nachdenklich.
„Ne. Sie ist genau wie Lena vom Erdboden verschluckt“, antwortete dieser und kümmerte sich nicht weiter darum. „Vielleicht durch leben sie gerade eine ihrer Shopping-Phasen.“
Lachend verdrehte ich die Augen. Auf was für Ideen er kam.
Nach dem Unterricht hatte ich Kate nicht mehr gesehen. Wo steckte sie nur? Hatte Phil Recht und sie war gerade mit Lena shoppen? Vorstellbar war es.
Aber wieso ging sie nicht an ihr Handy oder beantwortete meine SMS?
War sie immer noch sauer auf mich oder was?
Frauen! Nie konnte man ihnen es Recht machen.
„Lass mal noch ‘ne Runde zocken“, schlug Phil vor und holte mich aus meinen Gedanken.
Einverstanden nickte ich und nahm den Controller in die Hand.
Auf der Playstation zockten wir meistens Fifa.
Es machte Spaß immer gegen seinen Kumpel zu gewinnen.
„Wie findest du Lena?“, fragte Phil auf einmal und vermasselte ein Tor.
Überrascht sah ich ihn an. „Da kann ich nicht viel zu sagen. Kate steht an oberster Stelle bei mir, da achte ich nicht mehr auf die anderen Mädchen. Aber ich weiß, dass sie ganz okay ist. Kann es sein, dass du dich auf die kleine Lena geprägt hast?“
Jetzt sagte er nichts mehr. Anscheinend war es für ihn unangenehm darüber zu sprechen.
„Möglich“, antwortete er knapp und zuckte mit den Schultern.
Grinsend sah ich ihn an. Phil hatte sich endlich geprägt. Dann waren die Mädchen wieder sicher vor ihm. „Ich kann an nichts anderes mehr denken – außer an sie!“
„Jap. Du hast dich auf sie geprägt. Dann müsste es bei ihr doch auch so sein, oder nicht?“
Wieder zuckte er mit den Achseln. „Kannst du nicht Kate fragen?“
„Wenn ich sie mal sehen würde. Es ist schon acht Uhr abends und seit dem College habe ich sie nicht mehr gesehen!“
„Du kennst die Frauen doch, wenn sie erst einmal in ihrem Kaufrausch sind, kann man sie schlecht davon abhalten“, sagte mein bester Freund lachend.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Phil hielt das Spiel an und ich musste aufstehen um aufzumachen.
„Hey, Tai! Was geht?“, begrüßte ich unseren Rudelanführer.
„Nicht viel und bei euch?“, antwortete er knapp.
„Wir zocken gerade und trinken ein wenig Alkohol dabei!“
Hinter ihm schloss ich die Tür. Gemeinsam liefen wir zurück zu Phil ins Wohnzimmer.
Auf dem Tisch standen schon einige leere Flaschen.
Ich bot Tai ein Bier an, das er dankend annahm.
„Wisst ihr, wo Lena ist?“, fragte er uns. Lena war Tais kleine Schwester.
„Zusammen mit Kate im Kaufrausch“, lachte Phil und schaltete die Playstation aus.
„Frauen“, war seine einzige Antwort darauf und schüttelte mit dem Kopf.
„Phil hat sich auf deine kleine Schwester geprägt“, sagte ich und nahm einen großen Schluck aus der Flasche.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Tai Phil an. Jetzt ließ er den großen Bruder raus.
Jeder wusste von Phils gewissen Ruf. Er war ein Macho, der mit jedem Mädchen was anfängt.
Niemand hatte damit gerechnet, dass er sich so schnell auf jemanden prägt.
„Aber ich glaube, sie will eh nichts von mir“, sagte er um Tai ein wenig zu beruhigen.
„Ich mache mir schon ein bisschen Sorgen, wo sie steckt“, sagte Tai und überhörte seine Antwort über Lena.
Phil und ich zuckten nur mit den Schultern.
Auf einmal klingelte es wieder an der Tür.
Stirnrunzelnd blickte ich in die kleine Runde. Beide zuckten bloß mit den Schultern.
Mal wieder konnte ich die Tür aufmachen. Dort begrüßten uns drei weitere Kumpels aus unserem Rudel.
Anscheinend wurde das ein Männerabend.


***

Diese verdammten Viecher! Die Ratten versuchten an mir zu knabbern. Mit jedem Fußtritt machte ich sie nur noch aggressiver. Ich hasste Ratten!
Lena hielt immer noch ihren Schönheitsschlaf! Wieso wachte sie nicht endlich auf?!
Seit langen hatte ich es aufgegeben nach ihr zu Rufen oder sie irgendwie wach zukriegen - alles vergebens! Ich hatte ihr sogar auf den Fuß getreten.
Genervt pustete ich eine Strähne aus meinem Gesicht. Mit meinen Händen konnte ich sie nicht hinter mein Ohr streichen, da diese ja über meinen Kopf angekettet waren.
Mittlerweile war es stockduster in diesem Raum. Wo wir uns wohl befanden?
Nach einem richtigen Kerker sah es schon mal aus.
Plötzlich ging die Tür auf und Julien erschien vor mir. Breit grinsend betrachtete er mich.
„Eure Hunde haben sich noch nicht auf den Weg gemacht euch zu retten“, sagte er amüsiert und musterte mich.
Ich verzog keine Miene!
Julien kam mit ein paar Schritten auf mich zu und ging in die Hocke. Eine Hand von ihm legte sich auf meine Wange.
Auf einmal hielt er eine Videokamera in der Hand und wollte Lena und mich filmen.
Geschockt sah ich ihn an. Das war doch nicht sein ernst!
„Wenn die Flohschleuder das sieht. Oh. Oh“, lachte er und hielt die Kamera auf mich gerichtet.
Und Juliens Gesicht war dem meinen so nahe. Seine Lippen waren nur noch ein paar Millimeter entfernt.
Plötzlich legten sich seine Lippen auf meine und zwängte mir einen Kuss auf, den ich auch noch erwidern sollte. Das alles filmte er gleichzeitig noch.
Angewidert drehte ich meinen Kopf zur Seite.
Dann machte er noch ein paar Aufnahmen von der bewusstlosen Lena und wollte uns wieder mit den Ratten alleine lassen!
„Was habt ihr mit Lena gemacht?!“, schrie ich ihn an und wollte hinauszögern, dass er das Licht nicht ausmachte.
„Wir haben ihre Gedanken vor ihrem Rudel abgeschirmt“, sagte er gelassen und verließ den Kerker.
Verzweifelt blickte ich mich um und mein Blick fiel auf meine Schuhe. Eine Weile starrte ich sie stumm an. Und dann fiel mir ein, dass ich doch ein Messer immer mit im Schuh trage.
Wie sollte ich da dran kommen?!
Ich zog mit dem anderen Fuß meinen Schuh aus und hob das Bein in die Höhe, damit das Messer rausfallen konnte. War zwar keine gute Idee, aber was sollte man machen!
Das scharfe Messer befand sich jetzt auf meinem Brustkorb. Mit meinem Mund versuchte ich danach zu schnappen. Es war vergebens!
Aber nach ein paar Minuten hatte ich es geschafft und meine Zähne umfassten den Griff.
Ich setzte mich aufrecht hin und reckte mein Kinn nach oben.
Immer ein paar Millimeter verfehlte ich mit meinen Händen die scharfe Klinge.
Die Ratten machten mir diese Situation auch nicht leichter. Meinen Schuh hatte ich wieder angezogen, denn ich wollte nicht mit Biss Spuren von hier verschwinden.
Anstrengend versuchte ich es weiter. Der Schweiß lief mir schon meine Stirn hinunter.
Dann endlich bekam ich die Spitze der Klinge zu packen und ließ ihn weiter in meine Hand rutschen.
Danach ging es an das aufmachen der Ketten.
Ich biss auf meine Unterlippe. „Verdammt!“, fluchte ich, als ich abrutschte und mir meine Hand aufschnitt. Blut floss meine Haut hinunter. Es klebte und war eine warme Flüssigkeit.
Nach einer Weile hörte ich ein Klicken und ich war befreit von diesen Metallketten.
Mit steifen Gliedern stand ich nach Ewigkeiten auf meinen Beinen. Mein Fuß war eingeschlafen und es kribbelte wie verrückt.
Lena schlief immer noch. Was hatten sie ihr bloß gegeben?!
Für ihre Ketten brauchte ich nur ein paar Minuten bis ich sie geöffnet hatte.
Ich legte meinen Arm um ihre Taille und ihren Arm um meinen Nacken.
Dann machte ich mit ihr auf den Weg in die Freiheit.
Das würde einige Hindernisse mit sich bringen.
Wie gedacht, war die Tür nicht abgeschlossen gewesen. Julien dachte bestimmt, dass wir die Ketten nicht aufkriegen würden und hatte diese Vorsichtsmaßnahme außer Acht gelassen.
Mit Lena im Schlepptau schaute ich vorsichtig auf den Flur. Niemand war zu sehen.
Leise schlichen wir – beziehungsweise ich – den kahlen Flur entlang.
Wir mussten uns anscheinend in einem nachgebauten Kerker befunden haben.
Lena war ganz schön schwer für ihre Größe.
Immer wieder rutschte sie auf den Boden. Es wäre einfacher, wenn die Person bei Bewusstsein wäre.
Seufzend schleppte ich mir einen Weg aus dem Gebäude. Mich wunderte es, dass sie noch nicht mit bekommen haben, dass Lena und ich nicht mehr in der Zelle festsaßen.
Gerade bog ich um die Ecke, da stieß ich gegen eine harte Brust.

***

Ein Klingeln an der Tür ließ uns alle genervt aufstöhnen. Wer konnte das denn noch sein um diese Uhrzeit?
Lena und Kate hatten sich schon lange nicht mehr gemeldet. Tai, Phil und ich hatten es aufgegeben uns Sorgen zu machen, denn wir standen unter leichtem Alkoholeinfluss.
Verärgert machte ich die Tür auf und fand niemanden vor. Wütend wollte ich die Tür zuknallen, da fiel mir auf, dass etwas Rechteckiges auf dem Boden lag.
Verwirrt hob ich es auf und schloss die Tür.
Leicht schwankend lief ich zurück ins Wohnzimmer. Die Wohnung war rappel voll mit Jungen aus unserem Rudel.
„Was hast du denn da?“, lallte Phil und zeigte mit einer Bierflasche auf das rechteckige Etwas.
Ich zuckte nur mit den Schultern und öffnete das Packet. Dort drin befand sich eine CD?
Nachdenklich starrte ich es an.
Tai zog es mir aus der Hand und schob es in den DVD-Player.
Aufgeregt warteten wir, was passierte.
Als ein Bild auf dem Fernseher entstand, erstarrte ich. Den Alkohol spürte ich gar nicht mehr. Er war vollkommen verflogen.
Kate! Sie war an einer Wand angekettet. Und neben ihr lag Lena bewusstlos.
Im selben Moment erstarrten auch Phil und Tai.
„Shit“, fluchte ich. Sie wurden entführt. „Was wollen wir jetzt machen?“

***

Ich umfasste den Griff meines Messers stärker. Mein Gegenüber sah mich sprachlos an.
„Julien!“, rief er mit eine tiefen Stimme nach ihm. Ohne zu zögern machte ich einen Schritt auf ihn zu und durch schnitt seine Kehle. Mir machte es nichts mehr aus einen Menschen zu töten.
Sein Körper sackte auf den Boden. Schnell griff ich nach Lena, legte meinen Arm um ihre Taille und wir machten uns auf den Weg einen Ausweg zu finden.
Langsam ging mir die Puste aus. Lena war ganz schön schwer für ihre Größe, obwohl sie so zierlich und schwächlich aussah.
Plötzlich konnte ich meine beste Freundin nicht mehr halten und sie fiel zu Boden.
Ächzend griff ich nach ihrem Handgelenk und zog sie auf meinen Rücken.
Sie glich einer leblosen Puppe.
Mit dem zusätzlichen Gewicht rannte ich um viele Ecken. Gab es hier überhaupt einen Ausweg?
„Sie sind weg!“, hörte ich jemanden schreien. Shit! Sie hatten bemerkt, dass wir uns nicht mehr in dieser Zelle befanden.
Ich verlangsamte meine Schritte um zu horchen. Es waren nur dumpfe Schritte zu vernehmen.
Woher kamen sie nur?! Auf dem Gang war nichts zu sehen, aber man hörte überall ein Stampfen.
Verzweifelt sah ich mich um. Nirgends war ein Ausgang zu sehen!
Ich entschied mich, die nächst‘ beste Tür zu öffnen um uns dort zu verstecken.
Schnell griff ich nach der Klinke und drückte sie nach unten. Lena setzte ich auf dem Boden ab und verriegelte die Tür mit einem Stuhl. Fürs‘ erste würde das reichen!
Tief durch atmend ließ ich mich neben Lena auf den Boden gleiten.
Wann wachte sie denn endlich auf?
Neugierig sah ich mich in dem kleinen Raum um. Es stand nicht viel drin – es glich einer Abstellkammer, nur etwas größer.
Ich raufte mir meine Haare und seufzte tief.
In was war ich bloß nur geraten?!
Eine Weile lang war es still und nichts passierte. Von nichts zu wissen machte die Situation nicht leichter.
Plötzlich bewegte sich etwas neben mir. Erschrocken schrie ich auf und schlug mir die Hand vor dem Mund.
„Lena!“, flüsterte ich aufgeregt. „Endlich bist du wach!“
Verwirrt blickte sie mich an. „Wo sind wir?“
„Wir wurden entführt und ich habe keinen blassen Schimmer, wo wir uns befinden!“
Meine beste Freundin stand auf und reckte sich. Sie hatte einen nachdenklichen Blick eingenommen.
„Ich habe meinem Bruder per Gedankenübertragung gesagt, dass wir entführt worden sind!“, teilte sie mir nach einer Weile mit.
„Du hast einen Bruder?“, fragte ich ungläubig. Das wusste ich noch gar nicht!
„Ja. Du kennst ihn auch. Es ist Tai“, antwortete sie lächelnd und nahm wieder diesen nachdenklichen Ausdruck ein.
Sprachlos starrte ich sie an. Tai, der Rudelanführer war ihr Bruder?! Wow. Damit hätte ich nie gerechnet.
„Sie wissen es erst seit gut einer halben Stunde, dass wir entführt worden sind durch ein Video“, antwortete sie verärgert. „Die Jungs haben gedacht, wir wären shoppen!“
Entrüstet seufzte sie und lief im Raum auf und ab. „Sie sind gerade dabei meinen Geruch ausfindig zu machen, was ihnen nicht leicht fällt, da unsere Gerüche mit etwas anderem überdeckt worden sind!“
„Die Jäger sind clever!“, stellte ich fest.
Und plötzlich rüttelte es an der Tür. „Sie sind hier drin!“, rief eine unbekannte Stimme.
Erschrocken wich ich von dem Stuhl weg. Es hatte nicht lange gedauert bis sie uns fanden.
„Was machen wir jetzt? Der Stuhl wird nicht lange halten!“ Meine Stimme klang verzweifelt.
„Wir müssen uns verteidigen!“, sagte sie kalt und stellte sich in Kampfposition. So kannte ich Lena gar nicht! Sie war immer die Liebe, Sanftmütige und jetzt kalt und herzlos.
Ich umfasste den Griff des Messers stärker. Die Knochen wurden sogar schon weiß.
Immer wieder wurde auf die Tür eingeschlagen. Zum Glück gab der Stuhl nicht nach.
Aber plötzlich wurde ein Holzstück aus der Tür herausgeschlagen.
„Sie sind hier drin!“, bestätigte die Selbe Stimme noch einmal und schlug immer weiter auf das Holz ein.
Lena und ich machten uns bereit zu kämpfen.
Als die Tür aus ihren Angel glitt, stürmten schon einige Jäger auf uns zu.
Mit einer perfekten Umdrehung stieß ich mein Messer in den Bauch einer Person.
Schnell zog ich es wieder heraus und verpasste dem Nächsten einen sauberen Schnitt an der Kehle. Beide fielen gleichzeitig zu Boden. Sofort stürmten weitere Jäger in die Abstellkammer rein.
In den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass sich Lena schon längst verwandelt hatte.
Die Verwandlung in einen Wolf war ihre Waffe.
Vor kurzem hätte ich nie daran geglaubt an der Seite eines Wolfes zu kämpfen!
Sie schlitzte mit ihren Krallen deren Bäuche auf und die Eingeweide fielen zu Boden.
Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinab. Ekelhaft!
Ich durfte mich davon nicht ablenken lassen, denn der Nächste griff mich an und verletzte mich an meinem Oberarm. Es war nur ein kleiner Schnitt, aber es tat höllisch weh!
Ich packte ihn an der Schulter und rammte ihm mein Knie in seine Genitalien.
Ein schmerzvolles Stöhnen war von ihm zu hören und er krümmte sich.
Meine Hand umfasste sein Kinn und mit der anderen durch schnitt ich seine Kehle. Blut spritzte in alle Richtungen.
Ich ließ ihn zu Boden fallen und wollte mich an dem Nächsten zu schaffen machen, doch ich wurde zur Seite gestoßen. Mein Kopf prallte gegen die Wand. Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich konnte gerade so eben noch erkennen, dass eine schwarz gekleidete Person vor mir stand. Dieser packte mich an meinen Handgelenken und zog mich zu sich hoch. Dann wurde ich gegen die harte, kalte Wand gepresst.
Ich drückte meine Augen zusammen um dieses verschwommene Sicht wegzublinzeln.
Als ich endlich wieder klar sehen konnte, erkannte ich Julien, der mich stark musterte.
Er hatte ziemlich schöne blaue Augen! Mein Verstand köpfte mich innerlich, weil ich so etwas gedacht hatte in einer misslichen Lage!
„Wieso tötest du mich nicht einfach?“, fragte ich erschöpft.
Julien gab mir keine Antwort. Müde lehnte er seine Stirn an meine.
Was sollte das Ganze?!
Und plötzlich legten sich seine Lippen auf meine. Erschrocken zuckte ich zusammen und wollte von ihm zurückweichen, doch die Wand verhinderte dies. Ich legte meine Hände auf seine muskulöse Brust und drückte ihn von mir weg. Versuchen konnte man ja es. Allerdings klappte es nicht so ganz nach meiner Vorstellung.
Auf einmal hörte ich hinter Julien ein Knurren.
Er drehte sich ganz langsam um und hielt mich vor sich als Schutzschild.
Verzweifelt rang ich nach Luft.
An den braunen Augen des Wolfes konnte ich erkennen, dass es Matthew war.
Ich schluckte. Niemand bewegte sich von uns.
Matt knurrte wieder. Es war ungewohnt ihn in seiner Wolfsgestalt zu erblicken und dieses Knurren, daran könnte ich mich nie gewöhnen!
Plötzlich stieß Julien mich gegen Matt und er verschwand mit seinen übrigen Jäger-Freunden.
Matthew verwandelte sich wieder in seine alte Gestalt und fing mich auf.
Mit großen Augen sah ich ihn an.
Er sagte nichts, aber ich wusste, dass er irgendwann auf den Kuss zwischen Julien und mir zu sprechen kam.
Seine großen Hände umfassten meine Taille und er half mir aufzustehen.
Lena kam in ihrer Menschengestalt auf mich zu gelaufen und umarmte mich heftig.
Dies war noch nicht das Ende. Wieso konnte Julien mich nicht töten?
Wieso der Kuss?!
So viele Fragen und keine Antworten!
„Wir sollten von hier verschwinden!“, schlug Tai vor und verließen das Gebäude.
Lena und ich hatten uns die ganze Zeit über in so einer Art Burg aufgehalten. Es war ein sehr altes Schloss. Viele Türme um ragten das Gebäude.
Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zurück zur Wohnung.
Ich war in meinen Gedanken vollkommen verloren.


Tai, Phil und Matt ließen uns nicht mehr aus den Augen. Es machte mich schon fast Wahnsinnig ständig unter Beobachtung zu stehen. Aber ich konnte verstehen, dass sie sich nur Sorgen machten. Noch eine Entführung würde ich nicht aushalten. Dennoch wollte ich Antworten - von Julien!! Allerdings würde Matt dies nicht zulassen, mich überhaupt in seine Nähe zu lassen. Seufzend holte ich eine Wasserflasche aus dem Schrank, drehte den Verschluss auf und trank daraus. Gierig verlangte meine Kehle nach dem kühlen Nass.
Als ich fertig war, stellte ich die Flasche auf den Schrank.
„Du hast ihn geküsst“, hörte ich seine Stimme hinter mir.
Ich verkrampfte mich schlagartig bei diesem Thema. „Nein, er hat mich geküsst.“
„Das ist doch egal. Du hast es zu gelassen!“
„Was unterstellst du mir hier eigentlich? Ich habe versucht ihn von mir wegzustoßen!“, sagte ich fassungslos und schüttelte entrüstet meinen Kopf.
Darauf wusste er auch nichts mehr zu antworten.
Beleidigt ging ich an ihm vorbei um in sein Zimmer zu gehen. Ich wollte nur noch schlafen und meine Ruhe haben!
„Warte!“, rief er mir hinterher und umfasste mein Handgelenk, damit ich stehen blieb.
„Was?“, fauchte ich ihn an. „Ich wollte diesen verdammten Kuss nicht!“
Traurig seufzte er und strich mir liebevoll über meine Wange.
Bestimmt wollte er jetzt Versöhnungssex haben! Das kannte man ja von Jungs nicht anders. Aber das konnte er vergessen. Heute Nacht nicht! Ich war sauer auf ihn und ich wollte doch einfach nur meine Ruhe haben!
Ich riss mich von ihm los und ging in sein Zimmer.
Wie kam er bloß auf den Gedanken, dass ich diesen Kuss gewollte hätte?
Er hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Erschöpft legte ich mich auf das bequeme Bett und schlief auch sofort ein.


„Es tut mir Leid“, entschuldigte sich Matt bei mir am nächsten Morgen.
„Schon gut“, antwortete ich ihm und küsste ihn auf die Wange.
Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe rum.
Matt musterte mich mit seinen wunderschönen braunen Augen.
Schüchtern lächelte ich ihn an und stand vom Bett auf. Die Nacht über musste er wohl auf der Couch verbracht haben. Sehr bequem.
Mit steifen Gliedern verließ ich sein Zimmer und schlenderte ins Bad.
Dort begutachtete ich die Wunde an meinem Oberarm. Sie sah leicht entzündet aus und eine dicke Kruste hatte sich gebildet.
Aus dem Schrank nahm ich Desinfektionsmittel und Verbandszeug.
Matt half mir dabei. Er war mir ins Bad gefolgt.
Die Jungs hatten ihren Beschützerinstinkt herausgeholt.
Seine muskulösen Finger verbanden ganz leicht meinen Arm. Als er noch einen Klebestreifen drauf strich, sah er mir ganz tief in die Augen.
Ich beugte mich ein wenig vor und kam seinem Gesicht sehr nahe.
Matthew legte seine Hand auf meine Wange und drückte sanft seine Lippen auf meine.
Es war ein wunderbarer Kuss wie jeder andere!
Doch dieser wurde durch ein hohes Quietschen unterbrochen. Verwirrt runzelte ich meine Stirn.
Matt zuckte nur mit den Schultern und folgte mir aus dem Bad.
Im Flur standen Lena und Phil lachend in einer Umarmung.
Sprachlos starrte ich die Beiden an. Anscheinend hatte Lena doch noch den ersten Schritt gemacht, so wie ich es ihr geraten hatte.
Ich spürte das Matt ganz dicht hinter mir stand. Sein Atem streifte meinen nackten Hals.
Leise zog er mich am Arm in sein Zimmer.
„Wir wollen sie doch nicht stören, oder?“, flüsterte er neckisch und setzte ein süffisantes Lächeln auf.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Ich konnte mir ganz gut vorstellen, was er wollte.
„Du kannst das vergessen, was du vor hast!“, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du bist immer noch sauer, weil ich dir das unterstellt habe! Aber ich habe mich doch schon entschuldigt! Euch Frauen kann man echt nicht verstehen. Habt ihr jeden Tag eure Tage?“, sagte er genervt.
„Witzig“, zischte ich und setzte mich auf sein Bett.
Seufzend ließ er sich neben mich fallen und legte seinen Arm um meine Schulter.
„Es tut mir Leid“, entschuldigte er sich zum zweiten Mal. „Soll ich vor dir auf die Knie fallen, damit du nicht mehr sauer bist?“
Kichernd schlug ich ihm auf die Brust. „Nein.“
„Lass uns einen Horrorfilm gucken“, schlug Matt vor am frühen Morgen. Zustimmend nickte ich und er legte eine DVD in den Player rein. Matt und ich kuschelten uns zusammen auf sein Bett.
In dem Film „Sorority Row“ ging es um eine Gruppe Mädchen, die jemandem einen Streich spielten und dies hatte verharrende Folgen. Der Freund von Megan hatte sie betrogen und sie wollte mit ihren Freundinnen ihm eine Lektion erteilen, dass man sich mit keiner „Theta“ anlegt.
Megan täuschte ihren Tod vor und ihr Freund flippte aus, da er dachte, dass es seine Schuld sei.
Cassidy, Megan, Jessica, Chugs, Ellie und Claire fahren mit Garrett zu einem Stahlwerk.
Dort tötete Garrett Megan, die eigentlich ja gelebt hatte. Total krank!
Die Gruppe ohne Cassidy warf Megans Körper in einen Mienenschacht und schwören keiner Seele davon zu erzählen.
Acht Monate später bekamen sie per SMS ein Foto geschickt. Dort war die Waffe abgebildet mit der Garrett Megan getötet hatte.
Jeder einzelne ihrer Freunde starb, der von ihrem Geheimnis erfahren hatte. Ein Mörder brachte sie alle um. Am Ende stellte sich heraus, dass es Cassidys Freund Andy war, der alle umbrachte.
Zum Schluss erschoss Ellie Andy mit einer Schrottflinte.
Der Film glich „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“.
Trotzdem war er total klasse. Ab und zu hatte ich mich erschreckt und war zusammen gezuckt. Matt drückte meine Hand. Manchmal hatte er bei den Todesszenen gelacht. Wie konnte man da nur lachen?
Am frühen Morgen einen Horrorfilm zu gucken war nicht gut, abends aber auch nicht.
Mit steifen Gliedern stand ich auf. Matthew sah mich lächelnd an.
„Alles wieder gut? Nicht wütend auf mich?“, fragte er unschuldig nach.
„Auf dich kann man einfach nicht wütend sein. Dein Charme…“, stotterte ich und Matt sah mich auch noch so intensiv dabei an.
„Mein Charme…?“, half er mir auf die Sprünge.
„…dem kann man nicht wiederstehen“, setzte ich meinen Satz fort.
Grinsend kam er auf mich zu gelaufen und küsste mich.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und wir beide stöhnten genervt auf. „Was?“, fragten wir gleichzeitig.
Phil stand im Türrahmen und sah uns wissend an.
„Matt, komm mal bitte mit“, sagte er ernst und verschwand wieder.
Anscheinend musste Matt wissen, worum es ging.
„Was ist los?“, fragte ich besorgt.
„Ach, ein paar Rudelprobleme“, winkte er ab und folgte Phil aus dem Zimmer.
Nachdenklich starrte ich ihm hinter her bis Lena fröhlich in den Raum gesprungen kam.
„Du hattest Recht!“, rief sie glücklich und umarmte mich mit viel Schwung.
„Ich kriege keine Luft“, lachte ich und sie entfernte sich von mir.
„Phil und ich sind ein Paar“, sagte sie glücklich.
„Schön. Das freut mich! Sag mal, wieso musst du nicht mit den Beiden gehen? Du gehörst doch auch zum Rudel!“
„Ganz ehrlich?“, seufzte sie. „Wir Mädchen haben nicht viel zu sagen in einem Rudel besonders nicht, wenn es um die Jäger geht!“
„Also reden sie über Julien?“, hakte ich neugierig nach.
Bevor sie ihn töten musste ich noch meine Antworten kriegen! Matt würde mich umbringen, wenn er erfahren würde, wohin ich jetzt ging.
„Ja, wie sie ihn am besten umbringen können…“, hörte ich sie noch und verschwand schnell aus der Wohnung.
Matts Auto stand auf dem Hof.
Sein zweiter Ersatzschlüssel steckte unter dem Auto festgeklebt.
Ohne zu zögern nahm ich ihn an mich und setzte mich auf den Sitz.
Als der Schlüssel steckte, brauste ich mit einer hohen Geschwindigkeit davon – zu Julien.
Ich durfte nicht daran denken, wenn Matt herausfinden würde, wo ich war.
Ein paar Mal verfuhr ich mich, weil ich den genauen Weg nicht mehr im Kopf hatte. Aber so circa nach einer halben Stunde hatte ich seinen Wohnsitz doch noch gefunden.
Auf der Einfahrt bremste ich und ein Ruck ging durch den Sportwagen. Ob Matt sauer sein würde, da ich seinen Wagen indirekt geborgt hatte?
Ich stieg aus dem Auto aus und machte mich auf den Weg zum Gebäude.
Die Eingangstür stand einen spaltbreit offen. Verwundert und mit einem mulmigen Gefühl drückte ich die Tür weiter auf.
Was meine Augen erblickten, ließ mich nach Luft japsen.
Alle Möbel waren zweigeteilt und lagen zerstreut herum.
Sprachlos stand ich wie angewurzelt da und schloss meinen Mund.
Ich machte ein paar Schritte in die Wohnung rein.
In meiner Magengegend wurde das ungute Gefühl schlimmer. Hier stimmte was nicht!
Mit klopfenden Herzen lief ich durch Glasscherben.
Nur mein hektischer Atem war zu hören und sonst nichts. Absolute Ruhe!
Plötzlich spürte ich an meinem Hals einen warmen Atem. Sofort versteifte sich mein Körper. Ich war nicht mehr allein! Meine Augen hatten sich vor Schreck geweitet.
War es Julien? Und jagte mir jetzt einen Schrecken ein - vor Rache?
Mein Brustkorb hob und senkte sich zu schnell.
Mein Herz pochte um einige Oktaven höher als vorher.
Und auf einmal wurde ich zur Seite gerissen und prallte mit dem Kopf gegen die Wand.
Dies passierte so schnell, dass ich nicht einmal reagieren konnte.
Mein Kopf hämmerte und mit meinen Fingern betastete ich ihn um zu schauen, ob es blutete. Zum Glück nicht. Aber es würde eine riesige Beule geben.
Plötzlich packte mich jemand am Kragen und zog mich hoch.
Vor mir stand nicht Julien - sondern Damen! Er blickte mich hasserfüll an.
„Was willst du?“, krächzte ich. Eigentlich wollte ich meine Stimme fest und laut anhören lassen, doch sie versagt mir meinen Dienst.
Damen grinste mich nur schief an. Er trauerte immer noch um diese Nicole.
„Du wirst das gleiche Schicksal erleiden wie Nicole“, zischte er lächelnd. „Und dein Freund kann dich dieses Mal nicht beschützen!“
„Er wird wissen, dass du es warst“, sagte ich schnell um meinen Tod hinauszuzögern.
Damen lachte. „Ich werde es so aussehen lassen, dass es Julien war.“
„Julien hatte schon eine Gelegenheit gehabt mich zu töten, aber er hatte es nicht getan! Matt weiß das!“
Der Wolf vor mir zuckte nur mit den Schultern. Er hob seine Klaue, die er verwandelt hatte um mir den Todesstoß zu versetzen. Ich schloss die Augen und wartete und wartete und wartete.
Doch es passierte nichts. Verwundert darüber, dass ich eigentlich schon längst hätte tot sein sollen, öffnete ich meine Augen. Überrascht japste ich nach Luft.
Julien hatte Damen von mir weggerissen und schlitzte ihm die Kehle auf.
Er sackte tot in sich zusammen. Erstarrte blickte ich auf den Leichnam von Damen.
Er war tot! Meine Augen füllten sich mit Tränen. Auch wenn er mich umbringen wollte, gehörte er zu den Freunden von Matt und Phil. Fassungslos schaute ich zu Julien, der mich mittlerweile musterte.
„Was hast du getan?“, schrie ich ihn wütend an und schubste ihn.
Julien ließ es geschehen. „Er hätte dich umgebracht!“
„Das müsste dir doch eigentlich egal sein!“
„Ist es nicht!“
„Wieso willst du mich nicht töten? Ich bin dein Feind!“
„Du bist nicht mein Feind – nur die Hunde“, flüsterte er erschöpft und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
Seine Fingerspitzen berührten dabei meine Haut. Er hinterließ angenehme Schauer und eine wohlige Wärme durchflutete mich! Was machte er mit mir? Mir stockte der Atem.
Julien war auf einmal so nahe.
„Kate“, flüsterte er meinen Namen und sah mir intensiv in die Augen. „Ich habe mich in dich verliebt und ich möchte dir noch eine Chance geben, dich auf unsere Seite zuschlagen!“
Dieses Liebesgeständnis schockte mich. Mein Mund klappte nach unten. Er legte einen Finger unter mein Kinn und schob meinen Kiefer wieder hoch.
„Ich…“, stotterte ich. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Für Julien empfand ich eigentlich fast alle Gefühle – außer der Liebe. „Ich kann nicht!“
„Wieso?“
„Ich liebe Matt und für dich empfinde ich nur Freundschaft, aber das willst du ja nicht!“, sagte ich verzweifelt und schaute ihn traurig an. Und mit ihm befreundet zu sein konnte ich auch nicht. Matthew würde es nicht zulassen. Ich befand mich in einer Zwickmühle.
Angewidert wich Julien vor mir zurück.
„Julien“, flüsterte ich. „Es tut mir Leid.“
Ich schüttelte nur den Kopf und wollte das Haus verlassen. Jetzt wusste ich, warum er mich nicht töten konnte oder wollte. Ich hatte meine Antworten.
„Wenn ich dich nicht bekomme, dann wird er dich auch nicht kriegen“, rief er mir hinter her, packte plötzlich mein Handgelenk und drückte mich gegen die Wand.
Erschrocken sah ich ihn an.
Er hielt sein Messer gegen meine Kehle. Ich schluckte.
„Julien! Was soll das?“, fragte ich verwirrt.
„Er wird dich nicht bekommen!“, zischte er und drückte das Messer stärker dagegen.
Ich spürte wie mein Blut langsam meine Haut hinunter rann. Es war warm und klebrig.
Auf einmal ertönte hinter ihm ein Knurren.
„Sie ist tot, wenn du näher kommst“, drohte Julien. Er brauchte sich nicht mal umdrehen um zu wissen, wer hinter ihm stand.
Ein weiteres Knurren ertönte. Mittlerweile glaubte ich sogar, dass dort kein Mensch stand.
Es musste Matt in seiner Wolfsgestalt sein. Aber leider konnte ich nichts sehen. Julien versperrte mir mit seinem Körper die Sicht.
Plötzlich riss der Wolf Julien von mir. Das Messer fiel klirrend zu Boden.
Matt knurrte wie verrückt.
Ich griff nach dem Messer und nahm es an mich.
Julien war gegenüber Matthew schutzlos.
Sie standen sich eine Weile gegenüber. Matt machte einen Schritt nach vorne und noch einen.
Und dann stürzte er sich auf den Jäger. Sie rollten über das Laminat.
Erschrocken sah ich dem Geschehenen zu. Ich musste irgendetwas tun um Matt zu helfen.
Doch ich konnte nicht. Der Schock hatte sich in meine Glieder gefressen.
Auf einmal spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Rücken.
Als ich mich umdrehte, erblickte ich Lucy, die mir ein Messer in den Rücken gerammt hatte und es wieder rausgezogen hatte.
Ich unterdrückte einen Schmerzensschrei.
Es tat verdammt weh! Wie konnte Lucy nur so etwas tun? Wir waren mal die besten Freunde!
Aber anscheinend hatte ihr unsere Freundschaft nicht viel bedeutet.
Traurig über diesen Gedanken blickte ich sie an. „Warum?“
„Weil du meinem Bruder weh getan und mich belogen hast!“, zischte sie wütend. Ich hatte sie nicht belogen. Die Gefühle für Matt, die wollte ich mir anfangs nicht eingestehen!
Aber das hatte nichts mit belügen zu tun!
„Willst du mich töten?“, fragte ich und sank vor Schmerzen auf die Knie. Angespannt presste ich meine Kiefer aufeinander. Meine Zähne knirschten.
„Ich mache nur das, was mein Bruder nicht zu Ende bringen konnte“, beantwortete sie mir meine Frage. Sie wollte mich allen Ernstes umbringen. Das war doch nicht ihr Ernst!
„Du bist nicht bei klarem Verstand, Lucy“, versuchte ich sie von ihrem Vorhaben abzubringen.
Doch sie lachte nur hämisch.
Hinter mir hörte ich etwas klirren. Die Jungs waren miteinander beschäftigt. Inständig hoffte ich, dass Matt gewinnt.
„Lucy, bitte“, flehte ich.
Sie stand mit erhobenem Haupt vor mir.
Ein Schatten hatte sich hinter ihr gebildet. Misstrauisch kniff ich meine Augen zusammen.
Und plötzlich hob jemand eine Vase und schlug sie auf Lucys Kopf.
Bewusstlos fiel sie zu Boden.
„Das hatte sie verdient“, sagte Lena und lächelte mich an.
Niemals hätte ich gedacht, dass die schüchterne Lena jemandem was gegen den Kopf schlägt.
Fassungslos starrte ich sie an.
Lena hielt mir ihre Hand hin und ich nahm sie dankbar entgegen um aufzustehen. Mein Rücken schmerzte wie verrückt.
Doch plötzlich wurde ich an meinem Fuß gezogen und knallte auf den Boden, wie Lena.
Schnell drehte ich mich um und krabbelte vor Lucy zurück. Sie war ziemlich schleunigst wieder auf die Beine gekommen. Ich konnte nicht wirklich viel gegen sie ausrichten. Denn ich war nicht einmal bewaffnet und die Verletzung am Rücken machte es mir nicht leichter.
Meine Ex-beste-Freundin ließ auf Lena eine weitere Vase fallen. Sie kreischte vor Schmerzen und verstummte auch sofort, als Lucy noch gegen ihren Kopf trat.
Fassungslos starrte ich sie vom Boden herauf an.
„Das bist nicht du!“, rief ich ihr verzweifelt zu. „Du warst immer so nett und hilfsbereit, aber jetzt…“ Kopfschüttelnd sah ich sie an.
„Jetzt kann ich mich auch wehren“, antwortete sie und kam näher auf mich zu.
„Lucy. Werde bitte wieder vernünftig! Du kannst dich strafbar machen, wenn du uns tötest“, rief ich. Es war nicht die beste Ausrede, da ich auch schon einige Wesen ins Jenseits befördert hatte. Aber die waren auch keine Menschen gewesen! Und ich war einer.
Lucy lachte nur verachtend.
„Tu das nicht – bitte!“, flehte ich sie an.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Das geht nicht, Katy! Du hast mir alles genommen! Man hatte dich schon immer eher bevorzugt als mich!“
„Wie meinst du das?“
„Meine Ex-Freunde haben nur mit mir Schluss gemacht, weil sie was von dir wollten! Du hast mir Matt weggenommen, selbst Lena! Und Julien hat sein Herz auch an dich verloren!“
Darauf konnte ich nicht mehr antworten. Mir fiel nichts ein.
„Ja, jetzt bist du sprachlos. Weil du genau weißt, dass es die Wahrheit ist“, zischte sie und kam immer näher.
Ich schluckte. „Es tut mir Leid“, flüsterte ich.
„Es tut mir Leid?!“, äffte sie nach. „Fällt dir nichts Besseres ein, als „Es tut mir Leid“? Dafür Katy ist es zu spät!“
„Lucy. Wir können über alles reden, aber nicht so wie jetzt! Du schadest dir damit selber, wenn du mich tötest!“
„Nein! Dann bist du endlich aus meinem Leben weg und ich bin nicht mehr die zweite Wahl bei jedem!“
„Was du da faselst, ist völliger Unsinn! Hör mir zu, Lucy. Du bist was Besonderes und du machst dir damit alles kaputt!“
„Es ist schon alles kaputt“, erwiderte sie ausdruckslos und stand auf einmal ganz dicht vor mir.
Sie beugte sich zu mir herab und sagte: „Sorry, Katy! Aber anders geht es nicht!“
Mein Herz pochte laut. Ich ließ mir meine Angst nicht anmerken. Das wollte ich ihr nicht gönnen, dass ich vor ihr Angst hatte. Angst vorm Sterben. Nie wieder würde ich Matt sehen und Lena.
Alle würde ich vermissen!
Das war das letzte Mal, dass ich die Sonne erblickt hatte, die durch das eingeschlagene Fenster schien. Morgen würde ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Hieß es nicht, dass wenn man starb, alle Erlebnisse sich vor den Augen nochmal abspielen?
Ein letztes Mal sah ich Lucy flehend in die Augen, bevor ich sie schloss. Ich wollte nicht sehen, wie sie mich tötete.
Tränen rannen meine Wange hinab und benetzten mein Gesicht.
Jetzt konnte mich endgültig niemand mehr retten. Ich war dem Tode geweiht.
Ein Ruf ließ mich zusammen zucken und meine Augen öffnen. Durch die Tränen erblickte ich alles leicht verschwommen. Nach ein paar Mal blinzeln sah ich wie Matt in Menschengestalt auf Lucy zu rannte. Er riss sie von mir weg und nagelte sie auf dem Boden fest. Mit einer schnellen Bewegung tötete er sie.
Ich konnte es kaum fassen. Mal wieder wurde ich heute gerettet. Vier Mal stand ich heute kurz vor dem Tod. Freudentränen liefen dieses Mal meine Wange hinab und ich umschloss Matt in meine Arme.
Mein Kopf lag auf seiner muskulösen Brust und ich klammerte mich an ihm fest.
In den letzten Jahren war ich noch nie so hilflos gewesen, wie jetzt.
Die Schmerzen in meinem Rücken zerstörten diese romantische Umarmung.
Stöhnend sank ich auf den Boden, wie ein nasser Sack.
„Was ist los?“, fragte er besorgt und hielt meinen Kopf fest.
„Mein Rücken“, flüsterte ich.
„Shit!“, fluchte er und nahm sein Handy. Er wählte irgendeine Nummer und sprach hektisch, sodass ich vor Müdigkeit nichts mehr mitbekam.
Im Unterbewusstsein bemerkte ich noch, wie er mich auf seine Arme nahm und dann wurde wirklich alles schwarz.


Piepende-Geräusche weckten mich auf, sowie die Schmerzen im Rücken. Wimmernd vergrub ich meinen Kopf in das Kissen und ballte meine Hände zu Fäusten.
„Hey, so schlimm?“, fragte mich eine männliche Stimme besorgt und jemand strich mir liebevoll über den Arm.
Als ich aufsah, erblickte ich Matthew. „Matt“, krächzte ich seinen Namen und blickte ihn erschöpft an. „Es…tut weh“, presste ich zwischen den Lippen hervor. Es tat nicht nur weh. Es war die absolute Hölle!
Matt sah blass und angespannt aus, obwohl er sehr braungebrannt war.
„Ich habe Phil und Tai angerufen. Lena liegt auch auf der Intensivstation“, erzählte er.
„Wie geht es ihr?“
„Sie hat nur ein paar Schrammen im Gesicht, die etwas tief und entzündet sind.“
„Oh“, sagte ich nur und nahm seine große Hand in meine. „Ist Julien tot?“
„Ja“, sagte er angespannt.
Traurigkeit überfiel mich. Er war tot. Und Lucy auch. Ich hatte sie beide gemocht.
Mitfühlend drückte er meine Hand.
„Ah, Sie sind wach. Gut. Ihre Stichwunde wird noch etwas länger weh tun, aber wenn Sie die Antibiotika einnehmen und die Wunde sauber halten, wird alles wieder gut“, sagte die Krankenschwester, die hereingekommen war.
Ich nickte.
„Möchten Sie aufstehen?“, fragte sie mich und holte meine Klamotten.
Matt musste in der Zeit rausgehen, als ich mich umzog.
Als ich fertig war, kamen der Arzt und Matthew wieder herein. Der Arzt untersuchte mich schnell und erlaubte mir, dass ich entlassen werden konnte.
Lena würde erst in ein paar Tagen wieder fit sein.
„Phil und Tai sind bei ihr“, sagte Matt und führte mich zu seinem Wagen.
„Okay“, antwortete ich und stieg mit Mühen ein. „Weißt du noch, als wir uns das erste Mal kennen lernten?“, seufzte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Es war nicht das erste Mal, dass wir uns trafen. Ich hatte dich schon zum zweiten Mal gesehen“, antwortete er und grinste mich schief an.
„Wann denn?“, fragte ich verblüfft.
„Da war ich in meiner Wolfsgestalt und wir haben dich beobachtet.“
„Wer ist „wir“?“
„Phil und ich. Das Rudel hatte vor, dich umzubringen! Aber da durch, dass ich mich auf dich geprägt habe, wird dies nicht mehr geschehen. Zwar werden immer noch nicht alle dafür sein, aber das ist mir egal!“
Schüchtern lächelte ich ihn an. Ich war ein Mensch und war mit einem Werwolf zusammen.
Und ich liebte ihn über alles!


1 Jahr später



Heute war der Todestag von Julien und Lucy. Matt hatte mir immer noch nicht verraten, was sie mit ihren Leichen gemacht haben. Immer wieder sprach ich ihn darauf an, doch er war stur wie ein Esel!
Irgendwann hatte ich es auch aufgegeben und nicht mehr danach gefragt.
Einige trauerten auch um Damens Tod. Matt und ich nicht!
Auf meinem Rücken prangte eine kleine Narbe, die mir Lucy zur Erinnerung geschenkt hatte.
Die Wunde war sehr langsam verheilt und tat höllisch weh.
Und Lenas Gesicht sah aus. Schrecklich. Überall voller kleiner Wunden, die zum Glück für sie keine Narben hinterlassen haben, wie bei mir.
Mittlerweile hatte das ganze Rudel mich akzeptiert. Ich war der erste Mensch in ihren Reihen. Aber ich hatte Glück. Mit Matthew konnte ich gleichzeitig alt werden. Wenn er ein Vampir gewesen wäre, wäre das sehr umständlich für uns. Jederzeit dürstete er nach meinem Blut und er konnte nicht alt werden. Das wäre schrecklich. Wenn ich eine alte Frau wäre und er immer noch neunzehn Jahre alt!
Matthew und ich hatten uns eine eigene Wohnung gekauft mit Lena und Phil zusammen. Da die Alte zu klein war für vier Personen.
Phil mochte mich jetzt. Das hatte ziemlich lange gedauert bis er mich akzeptiert hatte.
Seufzend ließ ich mich ins Bett fallen und klopfte auf die Stelle neben mir, die frei war.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich Matt grinsend an.
Lachend deutete er an sich neben mich zu fallen, aber stattdessen setzte er sich auf mich drauf.
„Hey!“, lachte ich und wollte ihm gespielt auf den Arm schlagen, doch er fing meine Hand mühelos auf und drückte sie neben meinen Kopf ins Bett.
Mit seinem Körper nagelte er mich auf der Matratze fest. Mein zweites Handgelenk hatte auf der anderen Seite neben meinem Kopf durch ihn in Beschlag nehmen müssen.
Matt beugte sich zu mir hinunter und küsste mich sanft auf meine Lippen.
Ich gewährte ihm Einlass und seine Zunge spielte wie verrückt mit meiner.
„Du raubst mir den Verstand, Kate“, flüsterte er mir in mein Ohr und knabberte an meinem Ohrläppchen. Kichernd ließ ich alles geschehen, was er mit mir vor hatte.
Seine warmen Lippen streiften meine dünne Haut an meinem Hals und ließen die Stelle kribbeln.
Es war einfach perfekt mit ihm. Ich liebte ihn über alles und er mich. Schon lange war ich nicht mehr so glücklich wie in letzter Zeit!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.02.2010

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