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Sie lief schon ewig vor ihm davon. Wenn er sie kriegte, würde er sie töten. Wo war die Polizei? Warum kam sie nicht? Es knackte unter ihren Füßen, ein dünner Ast schnellte ihr ins Gesicht, sie stolperte über eine Wurzel und fiel hin. Da lag sie nun vor seinen Füßen, mit dem Gesicht zu Erde. Er hatte das Verlangen sie laufen zu lassen, sie war noch jung und hübsch. Doch er war sich schnell wieder Herr der Lage. Er konnte sie nicht laufen lassen, sie würde sein grausames Geschäft auffliegen lassen. Er nahm also den Revolver und schoss. Der Schuss hallte zwischen den Bäumen wieder. Er dachte sich, dass dieser Schuss bis nach Norddeich zuhören sei. Er versicherte sich das sie tot war und ging schnellen Schrittes davon.

Sie war noch nicht tot. Sie spürte den Schmerz in ihrer Seite und schrie. Sie hoffte inständig, dass sie jemand hörte bevor es zu spät wäre. Doch keiner kam. Da lag sie nun, dem Tode geweiht, wie ein hilfloser Käfer und schrie aus ihren letzten Reserven. Irgendwann verstummten die Hilferufe. Sie war tot. Verblutet an einen eisernen Schuss.


Die Kaffeemaschine ist kaputt


„Blech, kann ich deinen Kaffee? Die Kaffeemaschine ist schon wieder kaputt!“, fragte seine Kollegin Silke Strübner. „Meinet Wegen, aber sorg’ dafür, dass ich bis heute Abend wieder Kaffee habe!“, antwortet Hauptkommissar Blech genervt, „Ständig ist das blöde Ding kaputt, blad bring’ ich mir selbst meinen Kaffee mit.“ „Ob der bei ihrem Konsum reicht?“, lachte seine Sekretärin Mike Genf.
„Sehr witzig Mike, du trinkst doch immer unseren Wasserhahn leer!“
„Ich trinke den Hahn nicht leer, ich mache mir mit dem Wasser nur Tee, ihr benutzt für eure missratene Kaffeemaschine auch Wasser.“ „Da hat sie Recht, Robert“, mischte sich Silke ein, „aber Schluss mit lustig, ich habe einen Anruf rein gekriegt, einen Leiche in Emdener Wäldchen. Junge Frau. Wir müssen los.“ „Ich geh’ meine Jacke holen.“ Er stand auf und ging zur Garderobe, zog die Jacke vom Bügel und schlüpfte hinein. Er war ein stattlicher junger Mann, er war letzte Woche 27 geworden, mit sportlichem Köper und kurzem hellem Haar. Er war der Schwarm der Abteilung, nur seine Kollegin Strübner konnte mit ihm reden ohne sich in seinen glasklaren blauen Augen zu verlieren. Nun saßen sie in seinem Saab Cabrio, es regte Silke jedes Mal auf, wenn sie die diversen Fundstücke auf der Rückbank begutachtete. Rob machte kein Geheimnis aus seinem Liebesleben und dass er keine festen Beziehungen hatte, wusste Silke auch. Sie fuhren von Aurich aus in Richtung Emden auf der Bundesstraße. „Ob es ein Mord ist?“ „Sonst würden sie uns ja nicht hinfahren lassen. Was bedeutet noch einmal „Mordkommission“?“, scherzte Silke. Er schwieg, Mike behauptete immer wenn er so guckte, wäre er in seine Ehre verletzt. Silke lachte da nur drüber.
Am Tatort erfuhren sie, dass die Frau Anna Lewinski hieß, 21 Jahre alt war und mit einem Schuss in den Rücken getötet wurde. Ein Spaziergänger hat sie so gefunden. „Sie scheint über diese Wurzel gefallen zu sein“, meinte einer der Beamten und deutete auf eine Wurzel, die sich über den Weg wand, „Und ist dann von hinten mit einem Revolver erschossen worden.“ „Ist ihr etwas gestohlen worden?“, das war Strübner. „Ja, ihr Bargeld, sowie ihre Kreditkarten. Könnte ein Raubmord sein.“ „Gibt es irgendwelche Spuren von Gewaltanwendung?“
„Nein, sie scheint kein eingeplantes Opfer zu sein. Wahrscheinlich ist sie dem Täter gerade mal so über den Weg gelaufen.“ „Habt ihr sonst irgendetwas gefunden?“, fragte Rob. „Nein, aber...“ „Hier! Ein Schuhabdruck!“, rief Einer von der Spurensicherung herüber. Alle eilten zu dem Finder und sahen auf den morastigen Waldboden. Ein großer Abdruck war zu sehen. „Etwa Größe 44, würde ich sagen und der Größe zufolge ein männlicher Täter. Damit wäre geklärt aus welcher Richtung beide kamen. Er hat sie vor sich her getrieben, sie fällt und er schießt kaltblütig.“, schlussfolgerte Silke flink.
„So könnte es gewesen sein. Wir haben einen Anhaltspunkt, nur bringt er wenig, wenn es ein gängiger Schuh ist...“, meinte der Beamte. „Wir werden dass überprüfen. Sind wir hier fertig?“, man merkte Blech seinen Hunger deutlich an und aus diesem Grund bejahte der Beamte die Frage schnell. Silke und er gingen schweigend zu Auto, beide grübelten. Der Mord war fast nahtlos, es würde schwierig werden den Täter zu fassen. Sie stiegen ein und Silke schlug vor an den Hafen zu fahren um sich einen Snack zu gönnen. Robert war einverstanden. Sie aßen still bis Robert meinte: „Warum? Warum hat er sie umgebracht? Eine Beziehungstat? Oder eine Erpressung, die nicht auf gegangen ist?“ „Das mit der Beziehungstat kommt mir komisch vor, warum im Wald? Dann hätten wir ihre Leiche doch irgendwo in einer Wohnung oder einem Auto gefunden, oder? Und eine Waffe wegen so was? Das plant man doch nicht.
Und die Theorie mit der Erpressung... Ich weiß nicht, dann hätte er sie doch in einen Hinterhalt gelockt und auch vorgesorgt, damit sie nicht entwischen kann.“, meinte Silke dazu. „Da könntest du recht haben.“, war nur seine Antwort, er war mit anderen Dingen beschäftigt. Er hatte am Nachbartisch eine hübsche Brünette entdeckt und beobachtete sie. Anscheint hatte sie ihn auch gesehen und zwinkert ihm zu. Silke sah es mit verdrehten Augen mit an und verschwand dann in Richtung Hafenbecken um den beiden Flirtlustigen aus dem Weg zu gehen. Während also Rob mit Lea, so hieß das Fräulein, schäkerte, spazierte sie die Segler entlang. Sie merkte dass sie von einem älteren Mann beobachtet wurde, ließ aber nichts anmerken und ging später zu dem Parkplatz auf dem das Auto von Blech stehen sollte, um dort auf ihn zu warten. Doch das Auto war weg. Silke lief zu der Fischbude, wo sie gegessen hatten, doch auch dort war Blech weit und breit nicht zu sehen. „Er hat mich sitzenlassen.“, murmelte sie empört, als sie hinter sich Schritten hörte. Sie schnellte herum und sah Blech von der Toilette kommen. „Ich will mich nicht aufdrängen, aber das Auto ist weg...“ „Was? Bist du dir sicher?“, rief Blech erschrocken.
„Wir haben es doch am Kai abgestellt. Aber... Eben als ich bei den Seglern war, hat mich ein Mann beobachtet, vielleicht hat er Schmiere gestanden und deine Schnecke auch?“ „Das ist doch Quatsch. Es stand doch gar nicht am Kai. Wir hatten es am Anleger der Fähre abgestellt, da es dort kein Geld kostet.“, lachte Rob. „Oh..., Sorry...“, betreten sah sie zu Boden. „Du hast dein Kopf auch nur damit es nicht in deinen Hals regnet!“, Blech kriegte sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Silke guckte beschämt zu Boden und drängte zum Gehen.


Die Waffe hat noch nicht aus gedient

„Lissy, bring’ mir noch ein Bier!“, sagte er zu seiner Frau und sank in den alten Sessel. „Wo warst du?“, fragte sie, „Reiner war da, er wollte dich sprechen“ „Was wollte er? Er hat hier nichts verloren und das weiß er auch!“, meinte er. Reiner Browinski, der Leuchtturmwärter von Norden. Ein alter Schulfreund, der aus seinem Geschäft einige Vorzüge schloss. Er musste dem ein Ende setzen. Nur wie? Lissy brachte ihm das Bier und setzte sich auf die Couch. „Er meinte er ließe irgendein Geschäft platzen, wenn du dich nicht bald meldest.“, sagte sie. Er sprang auf. Reiner hatte es wirklich gewagt, ihm gegenüber eine Drohung aus zusprechen. „Was ist los?“, fragte Lissy erschrocken. „Nichts.“, meinte er und ging zur Tür, nahm den Autoschlüssel und ging zu seinem Auto. „Nicht als ob Anna mir nicht schon in die Quere gekommen ist, muss Browinski jetzt auch noch Ärger machen?“, fluchte er auf der Fahrt nach Norden. Dort angekommen, fuhr er in die Deichstraße, direkt zum Leuchtturm. Er nahm den Revolver aus dem verschließbaren Handschuhfach, steckte ihn ein und ging auf die Tür zu. Er klopfte und Reiner machte auf. „Da bist du ja, ich hab’ mir schon gedacht, dass Lissy dich von meinem Besuch unterrichtet hat.“, meinte Browinski missgünstig, „Komm doch rein.“ Sie gingen schweigend in die Leuchtkammer. Reiner brach es: „Du hast Anna getötet.“ Sein Gesprächspartner blieb stumm. „Du hast sie umgebracht!“, sagte Reiner nochmals, „Ich hätte nie gedacht, dass du zu so was imstande bist. Ich dachte es bleibt bei der Piraterie, aber töten..?“ „Das ist nicht dein Ernst?“, lachte er, „Du willst mir sagen dass ich nicht imstande bin einen Mord zu begehen?“ Er lachte laut und Angst einflößend. Er zog den Revolver aus der Jacke und zielte auf Browinski. Der wurde kreidebleich und hob die Hände noch vor dem Befehl. „Das hilft dir auch nichts mehr, du machst dich über mich lustig und setzt meine Frau in Kenntnis über meine Geschäfte. Du hast verspielt.“ Er entsicherte die Waffe. „Iiii..ch ma...aache alles, nuur niiihhh...mm d..ieee Waaa..ff.ffeee run..ter.“ Er ließ sie sinken. „Danke, ich halt in Zukunft mein Mund, deiner Frau gegenüber und allen Anderen.“ „Das ist deine letzte Chance.“, das waren seine Worte, bevor er ging und davon fuhr.

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Tag der Veröffentlichung: 03.03.2012

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