Cover




Würde ich dir etwas zum Abschied schenken,
wäre es mein Herz,
damit du spüren würdest,
wie sehr ich dich noch immer liebe.




Kapitel 1 - Die Brücke



Der Wind peitschte mir meine nassen Haare ins Gesicht, es regnete. Mit zitternden Fingern griff ich an das kalte Eisengeländer. Rein motorisch und ohne jeden Gedanken setzte ich meinen rechten Fuß auf die unterste Querstrebe des Geländers, im selben merkwürdigen Tempo setzte ich nun meinen linken Fuß eine Querstrebe höher. Meine langen Finger suchten einen Haltepunkt weiter oben am Pfosten, schließlich fanden sie einen. Ich stand mit beiden Füßen auf dem Geländer, geschätzte 15 Meter über dem Wasserspiegel, nur meine rechte Hand gab mir Halt. Ich sah nach unten, die Gefühle in mir kamen zurück. Ich beugte mich nach vorne und wollte springen, es ging alles ganz schnell. Ein Schrei, 2 kräftige Arme, ich liege auf der Brücke.
>>Was um Himmelswillen hattest du vor? Du wolltest doch nicht etwa hier runter springen oder?!<< Ich sah in die blauen Augen eines jungen Mannes, höchstens 24. Er sah ziemlich süß aus, mit seinen schwarzen Haaren die einfach nur top gegelt waren aber trotzdem noch etwas stürmisches in sich hatten. Er trug ein schwarzes Hemd, wesen 5 obere Knöpfe offen waren und dazu eine dunkle Jeans. Doch fand ich es unverschämt von ihn, was er sich in meine Angelegenheiten einmischte. >>Geht dich das was an?<< Ich versuchte so zickig wie möglich zu klingen und es gelang mir. Ich wollte aufstehen und nach Hause, doch anscheinend hatte ich mir beim Sturz den Fuß verstaucht, denn ich sackte sofort in mich zusammen. Hätte der Fremde mich nicht aufgefangen, wäre ich glatt auf den Bordstein geklatscht. >>Hast du dich verletzt?<< Er sah besorgt auf meinen Fuß und wäre mein Leben an einigen Punkten anders gelaufen, hätte ich ihn jetzt wahrscheinlich ein Lächeln geschenkt und auf Mitleid gespielt. Doch mein Leben ist nicht anders gelaufen und deswegen giftete ich ihn wieder an. >>Man was willst du von mir?! Lass mich in Ruhe, ich komme mit meinen Problemen selbst klar!<< Ich stand wieder auf und wollte loslaufen, doch es ging einfach nicht. Irgendetwas an meinen dummen Fuß war kaputt. Wütend trat ich auf, doch das war zuviel. Es gab einen Knacks und ich spürte nichts mehr. Eine Schmerzwelle durchfuhr meinen Körper. Ich fiel zum dritten mal hin, mir wurde schwarz vor Augen.
Ich öffnete meine Augen, doch wo war ich? Ich lag auf einer schwarzen Ledercouch, unter einer weichen Kuscheldecke in einem gemütlichen, hellen Wohnzimmer. Aber wie komme ich hier her? Das Wohnzimmer war groß und richtig stilvoll eingerichtet. Es hatte 2 riesige Fenster, welche im ganzen Raum das dämmrige Licht des Sonnenunterganges verteilten. An der Wand stand ein schickes Regal mit vielen Büchern, die Wände waren mit seltsam aussehenden Bildern dekoriert, im Kamin in der Ecke loderte Feuer und ein einladend wirkendes Schafsfell lag davor. Der Raum war einfach nur ein Traum. Ich wollte aufstehen und den Ausgang aus diesem Paradies suchen, da bemerkte ich das ich einen dicken Verband am Fuß hatte und ich diesen gar nicht schmerzfrei bewegen konnte. Gefangen im Paradies?
>>Willkommen zurück<< Gerade war der Mann von der Brücke in den Raum gekommen und sah mich immer noch besorgt an. >>Was mache ich hier? Wie bin ich hier her gekommen? Wer bist du überhaupt?!<< Dieser Kerl regte mich langsam auf, wieso hat er mich nicht einfach springen lassen? >>Du bist in meiner Wohnung, denn du hattest es ziemlich eilig auf der Brücke von mir weg zukommen bist dabei mit deinen verstauchten Fuß zu sehr aufgetretten, wodurch du ihn dir gebrochen hast. Dann bist du auf den Boden gefallen und warst bewusstlos<< >>Und da denkst du dir einfach so >Super, jetzt kann sie sich ja nicht wehren
Kapitel 2 - Erste Begegnung



>>Since setzte ich bei einen Zeitpunkt ein und for bei einen Zeitraum<< Martin antwortete der Kitty wie immer perfekt. Auf ihn verlies sich immer die ganze Klasse, den keiner machte freiwillig so sehr mit wie er. Normalerweise sitzen die Mädchen da und malen oder schreiben Briefe und die Jungs diskutieren. Während der jeweilige Lehrer vorn an der Tafel ausrastet. Heute war wieder Kitty an der Reihe. Kitty ist unsere Englischlehrerin, eigentlich heißt sie Frau Gieß, aber wir haben sie Kitty getauft. Warum? Sie hat etwas Katzenartiges an sich.
>>Und wir dürfen den Mitternachtsimbiss nicht vergessen! Fällst du heute wieder die Treppe runter?<< Wie immer textet mich Mele meine Banknachberin von der Seite zu. Und ich? Ich sitze seelenruhig in meiner Bank, beschmiere meinen Hefter, höre Kitty zu und schenke Mele einen Teil meiner Aufmerksamkeit. >>Ja geht klar<< Mele ist es gewohnt von mir nur knappe Anworten zuhören. >>Wie spät soll ich heute eigentlich bei dir sein? Was machen wir heute? Gehen wir auf Party?<< Sie kann ja so nervend sein. Im Thema Feiern gehen und saufen bin ich eindeutig weiter, immerhin kenne ich meine Jungs schon ungefähr ein dreiviertel Jahr, da gab es schon so einige Sauforgien. Aber heute war mir das egal, es war Freitag und ich musste nur noch die nächste Woche überstehen, dann waren endlich Winterferien. >>Ähm... Von um vier bis um fünf bin ich bei der Konfi, dann will ich noch aufräumen oder besser gesagt sollte ich noch aufräumen. Sagen wir halb sieben?<< >>Ja geht klar. Ich freue mich schon<< >>Ich quatsch heute nochmal mit Kevin, wir können ja einen DVD Abend machen<< >>Ja super, ich will doch Twilight sehen! Hat Bifi dir den schon gebrannt?<< >>Nein, aber ich habe mir den letztens aus'm Internet gezogen, ist zwar nicht so die tolle Qualität aber besser als nichts<< >>Rrrriiiiinnnnggg!!!<< >>Endlich<< Ich stand auf, packte meine Sachen zusammen und verschwand mit Melanie zusammen aus den Zimmer.
>>Ich werde mich wahrscheinlich nie an diese Plasteklassenzimmer hier gewöhnen...<< Kritisch sah ich die >>Holzverkleidung<< des Moduls in dem wir uns befanden an. Nur noch 2 Stunden Deutsch und dann ist Wochenende. >>Wetten wenn Walter und Paul zusammen gegen die Wand krachen liegen sie draußen?<< Ich konnte mir diesen kleinen Scherz nicht verkneifen und er hatte auch einen netten Nebeneffekt. Mele verteilte vor lachen ihren Tee auf unserer ganzen Bank, schnell wischte sie alles wieder Weg und wir setzten uns. Norbi unser Klassenlehrer kam herein. Die Stunde verlief wie immer. Ich malte, Mele machte es mir nach. Mele wurde unerwartet dran genommen und wusste nicht wo wir sind. Ich half ihr aus der Patsche indem ich mich schnell meldete und die Frage richtig beantwortete und ebenfalls wie immer sah mich Mele fragend an und wunderte sich wie ich es nur immer wieder schaffe, mit ihr zu reden, in meine Beschäftigung vertieft zu sein und trotzdem dem Unterricht zu folgen. Mit den Läuten rannten alle zur Tür, Mele und ich liesen uns wie immer Zeit und waren somit die Letzten. Wir zogen unsere Jacken an, gingen raus zum Tor und verabschiedeten uns dort. Ich wartete auf den Bus und hörte in dieser Zeit Musik. Endlich kam er und ich konnte nach Hause.
Ich stand in meinen Zimmer und checkte die Zeit. >>Haare? - Gewaschen. Zimmer? - Aufgeräumt. Mutti? - Bescheid gesagt. Konfi? - Mist! Verpasst!<< Das war nicht so schlimm. Ich konnte genau sogut nächste Woche hingehen. Halb sieben, Mele war wie immer pünktlich. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung und dann trugen wir ihre Sachen nach oben. Schlafsack, Luftmatratze, Handtasche. Es war inzwischen dreiviertel sieben und Kevin und Jan waren da. Wir bestellten Pizza und sahen uns Twilight an. Jan war für die Technik zuständig und saß an meinen Schreibtisch. Kevin, ich und Mele lagen in dieser Reihenfolge auf dem Bett, Mele war richtig in den Film vertieft, Kevin schrieb SMS mit seinen Arbeitskollegen Martin und ich? Ich langweilte mich. Kurzerhand beschloss ich bei Kevin mitzulesen. Martin wurde gerade dazu überredet doch einfach mal vorbei zu kommen. Er meinte nur das er eventuell mal gegen um elf her fährt. Ein Auto hupte draußen. Kevin und ich gingen wie gewohnt nach unten, nahmen die Pizza und die Flasche Rotwein entgegen und gingen wieder nach oben. Wir aßen die Pizza und schauten Twilight zuende. Um zehn, der Film war zuende, die Pizza alle, was wollen wir jetzt machen? Die Frage stand im Raum, obwohl die Antwort klar war. Wir gehen spazieren. Wir entkorkten den Rotwein und gingen nach draußen. Zuerst liefen wir in die Richtung wo Martin wohnt, doch das war uns zu dunkel. Wir kehrten um und setzten uns auf den Steinhaufen. Nach einer Weile rief Martin Kevin an, das er jetzt bei mir vorm Tor steht, natürlich liefen wir sofort los. Jan und Kevin waren wie immer die Ersten, 3 Minuten später waren auch Melanie und ich oben angekommen. Die Musik hämmerte im Auto, die Hunde bellten hinter dem Tor und da stand er. In diesen Moment sah ich Martin das erste Mal.


Kapitel 3 - Es schmerzt



Das Erzählen hatte mir die Tränen in die Augen getrieben und Sven sah mich immer noch interessiert an. >>Ich... ich kann nicht weiter erzählen. Tut mir Leid<< Sven stand auf, setzte sich auf die Couchkante und streichelte mir zart übers Haar. >>Ist schon gut... Schhh<< Es tat gut nach so langer Zeit einfach mal alles rauslassen zu können und trotzdem konnte ich nicht aufhören mit weinen. Ich weiss nicht wie lange wir so auf der Couch saßen, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Irgendwann hatte ich mich wieder eingekriegt, atmete wieder regelmäßig und auch die Tränen liesen nach. Die ganze Zeit über summte Sven eine Melodie, sie kam mir seltsam bekannt vor und trotzdem konnte ich sie nirgendwo einordnen. Als er merkte das ich mich wieder etwas beruhigt hatte, fragte er leise: >>Bist du müde?<< Ich nickte schwach. >>Ja, etwas<< >>Ich trage dich ins Schlafzimmer, ich schlafe auf der Couch<< Er war echt nett. Ich bereute es, dass ich am Anfang so gemein zu ihm gewesen war. Er legte mich sanft auf das weiche, große Bett und ich schlief schnell ein.
Die Sonne kitzelte mein Gesicht. Ich habe das erste Mal seit einer halben Ewigkeit traumlos geschlafen. Mein Blick schweifte durch den Raum. Sven hat echt einen sehr guten Geschmack. Das Schlafzimmer ist in Brauntönen gehalten, dezent und trotzdem fesselnd schön. Jetzt erst bemerkte ich das Tablet mit Frühstück, das Telefon und den Zettel auf dem Nachttischschrank. Ich griff zuerst nach dem Zettel.

Guten Morgen Niine,
ich musste leider schon los zur Uni als du noch geschlafen hast und ich wollte dich nicht wecken. Fühle dich hier ganz wie Zuhause, ich bin gegen 16 Uhr auch wieder da. Sollte irgendwas sein, kannst du gerne anrufen, die Nummer ist gleich unter der 1 gespeichert.
Liebe Grüße und gute Besserung
Sven<<

Wow. Seven macht sich ja richtig Sorgen um mich. Er ist ja eigentlich schon ganz cool. Dumm nur das ich gestern so in Tränen ausgebrochen bin, aber ich kann einfach nicht an Mar... an ihn denken. Als ich ihn das erste Mal sah, der erste Abend mit ihm, unvergesslich. Ob Sven mich verstehen kann? Was mache ich jetzt nur die ganze Zeit? Ich versuchte aufzustehen, doch mein Fuß wollte immer noch nicht so wie ich. So lag ich bis 16 Uhr auf dem Bett, inzwischen hatte ich mir das Schlafzimmer so genau angesehen, dass ich auch Blind noch wüsste wo was ist.
>>Krach<< Die Tür fiel ins Schloss. Sven war Zuhause! Juhuu! Endlich vorbei mit der Langenweile. Ich hörte Schritte, sie wurden lauter, bis schließlich die Schlafzimmertür aufging. >>Hey Niine, wie geht es dir? Was hast du den ganzen Tag so gemacht?<< Sven kam direkt auf mich zu und setzte sich an den Bettrand. >>Hey, naja aufstehen kann ich immer noch nicht. Was meinst du wie lange das noch so geht? Es war heute soo langweilig. Ich lag den ganzen Tag hier im Bett<< >>Oh das tut mir leid, ich hätte dir ein paar Beschäftigungsmöglichkeiten hier lassen sollen. Es kann noch etwa eine Woche dauern bis du deinen Fuß wieder problemlos aufsetzten kannst<< >>WAS?! Eine Woche?!<< >>Ja, eine Woche<< >>Das halte ich nicht aus. Sven!<< >>Das musst du aber wohl oder übel, was kann ich machen damit die Zeit für dich erträglicher wird?<< >>Was weiss ich?! In deiner dummen Wohnung ist es nun mal tierisch langweilig!<< Ich war wütend. Ich wollte das alles nicht mehr. Wäre ich doch nur schneller auf das Geländer geklettert, dann hätte Sven mich nicht retten können. Anscheinend ahnte Sven was ich gerade dachte, denn er sprach mich darauf an. >>Du bist wütend darüber das ich dich vom Sprung abgehalten habe oder?<< >>Willst du es wirklich wissen? Ja!?<< Ich war wütend, so wütend wie lange nicht mehr. Meine Stimme war zittrig und noch einen Satz würde ich nicht schaffen. Ich holte tief Luft und versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu bringen. Sven beugte sich näher zu mir und streichelte mir sanft über das Haar. Das war zuviel. Wieso schrie er mich nicht an? Oder warf mich aus seiner Wohnung? Diese ständige Freundlichkeit war das Letzte. Ich schubste ihn mit letzter Kraft von mir weg und schrie. >>LASS - MICH - ENDLICH - IN - RUHE - !<< Er war schockiert, das hätte er nicht von mir erwartet? Warum nicht? Er war doch sonst so gut darin Menschen zu verstehen. Er lies mich los und ging aus dem Zimmer, was genau er jetzt vorhatte wusste ich nicht. Ich war glücklich das er endlich weg war, aber wie lange? Wie lange hatte ich jetzt Ruhe vor ihm? Eigentlich mochte ich ihn ja, aber er war immer so schrecklich nett. Seit einer halben Ewigkeit war keiner mehr nett zu mir gewesen, ich konnte mit sowas nicht mehr umgehen. Seit damals hatte sich viel verändert. Ich war nicht mehr Lebensfroh, hatte meine Freunde nach und nach verloren und als mein Hund starb war es für mich vorbei. Ich wollte allem ein Ende setzen, ich hasse Sven dafür. Er hätte mich springen lassen sollen. Warum hat er mich aufgehalten? Ich legte mich extra unbequem hin, aber ich schlief trotzdem ein. Ich schlief so unruhig wie noch nie. Gesichter von ehemaligen Freunden tauchten in meinen träumen auf. Es war gruselig.
>>Mele es ist deine Schuld! Du hast mich mit ihn zusammen gebracht! Kevin halt dich da raus! Man ihr versteht mich nicht! Geht weg. Nein bleibt. Ich brauche euch! Was ist das? Hiiilfeee! Ich falle! AaaaaaHHHHHHHhhhhhhh<<
>>Janine!? Was ist los? Geht es dir gut?<< Sven kam ins Zimmer gestürmt. Es war 3 Uhr Nachts. >>Ich... ich habe nur schlecht geschlafen... alles ok<< Murmelte ich. Er sah mich besorgt an. >>Aber was war mir >Ich falleKapitel 4 - Das ist neu



Martin lehnte an seinen dunkelblauen Audi A4, lies die Musik hämmern und begrüßte Kevin. Es war dunkel, aber ich konnte ihn trotzdem gut erkennen. Er hatte etwas lässiges an sich, sah spontan und freundlich aus. Mele und ich gingen zu ihm hin und sagten ebenfalls >>Hallo<<. >>Ähm... hier kannst du aber nicht stehen bleiben. Deine Musik ist laut und die Hunde drehen durch. Ich will nicht das Mutti und Heiko aufwachen. Am besten stellen wir uns alle runter an den Steinhaufen<< Alle konnten das nachvollziehen und somit stiegen wir ins Auto ein und fuhren die paar Meter runter. Ich saß hinten in der Mitte, es war schrecklich laut. Untenstiegen wir wieder aus und setzten uns wieder auf die Steine. Wir redenten über alles Mögliche und wie immer wurde mir kalt. Eine kleine Weile stand ich nun da und habe gefroren, als es Martin zu viel wurde. >>Willst du meine Jacke?<< Ich sah in seine Augen, ein bunter Farbenfasching und trotzdem wunderschön. Er lächelte mich an und ich konnte nur >>Ja<< sagen, mir war kälter als sonst im Januar. Ende Januar um genau zu sein. Er ging zum Kofferraum und holte eine Jacke hervor, natürlich war sie mir viel zu groß, aber das war in diesem Moment egal.
Nach einiger Zeit am Steinhaufen beschlossen wir zu McDonalds zufahren. Ich saß hinten, diesmal am Fenster. Für jemanden wie mich der schrecklichste Platz überhaupt. Ich habe die Merkwürdigkeit im Auto immer Vorne zu sitzen, wenn das nicht geht, dann wenigstens Hinten in der Mitte. Für diese Nacht musste ich mich mit dem Fenster begnügen. Wir fuhren gerade auf den McDrive zu, da kamen wir auf das Thema Alter. >>Wie alt seit ihr 2 Weiber dahinten eigentlich?<< Martin grinste und sah auch neugierig aus. In diesem Moment war ich froh am Fenster zu sitzen, ich sah ihn nämlich im Rückspiegel. >>Du kannst mich gerne mal schätzen<< Ich hasste es immer schon mein Alter sagen zu müssen. Ich bin fast immer unter den Jüngsten und das muss doch nicht sein. Er sah kritisch in den Spiegel. >>So 16-17?<< >>Ja das nehme ich gerne<< Kevin musste sich natürlich gleich wieder einmischen. >>Mensch Martin, ich habe dir doch im Herbst gesagt das sie 14 ist! Als Niine und ich dich mal mit den Rädern überholt haben hattest du mich später gefragt. Weisst du noch?<< >>Echt? Habe ich total vergessen. Niine du siehst viel älter aus<< Mele wurde nicht mehr nach ihrem Alter gefragt, statt dessen verschlangen alle ihre Burger. Als wir fertig waren, war es bereits gegen viertel eins und wir fuhren zurück zu mir.
Kaum hatte ich mein Zimmer aufgeschlossen stürzten Mele, Jan und Kevin auf den PC zu. Ich setzte mich auf mein Bett, was ja eigentlich mehr ein Sofa ist, und Martin tat es mir gleich. Kevin gab den Kampf um den begehrten Platz auf und setzte sich auch auf das Bett. Wie immer saß ich in der Mitte. Nach einer Weile, setzte Mele sich beleidigt auf den Hocker, wie immer in solchen Situationen spielten wir Flaschendrehen. Zwischen Kevin und mir ging es wieder fies zu. Ich lies ihn Mele küssen, dafür musste ich Jan einen Knutschfleck verpassen. Von Runde zu Runde wurde es zwischen Kevin und mir gemeiner, wie immer halt. Kevin drehte, die Flasche zeigte auf mich, ein Grinsen machte sich auf seinen Gesicht breit, eine Runde zuvor hatte ich von ihm verlangt das er bei Martin unter die Hose greift. Dazu sagte ich dann noch >>Da ist doch nichts weiter dabei!<<. Nun kam seine Rache. >>Nun Janine, da du ja vorhin so scharf darauf warst Martin in die Hose greifen zu dürfen und meintest da wäre ja gar nichts dabei, möchte ich das jetzt sehen<< Martin grinste auch schon, im machte das ja nichts aus, warum auch? Ich hatte auch keine Probleme damit, was war schon dabei? Als Martin seine Hose soweit offen hatte, nutze ich mal wieder meine schauspielerischen Fähigkeiten. Nur Martin und ich wussten das da nichts berührt wurde, aber keiner sagte etwas. Einige gemeine Runden später zeigte die Flasche mal wieder auf mich. Inzwischen war es schon soweit, das jeder jeden küsste. >>Ach Niine, wie schön. Weisst du was? Ich tue jetzt mal den Martin einen Gefallen. Ihr zwei dürft euch mal 2 Minuten mit Zunge küssen, ich stop die Zeit<<Martin und ich hatten keine Scheu und fingen sofort an. Es war nichts besonderes, es war nicht so wie mit Christoph, aber ihn konnte sowieso niemand im küssen übertreffen. Es war aber trotzdem auf eine Art und Weise schön. >>Hallo? Hey! Die Zeit ist um, ihr könnt aufhören!<< Kevin sah uns auffordernd an und wir beendeten den Kuss. >>Sag mal, wolltet ihr zwei etwa länger machen? Also das hatten wir auch noch nicht<< Martin und ich sagten gar nichts mehr zu dem Thema.
Die Nacht verging wie im Flug und ehe wir uns versahen war es bereits um zehn. Kevin und Jan fuhren nach Hause, Martin blieb noch kurz, fuhr aber dann auch los. >>Martin ist aber schon irgendwie süß oder?<< Mele hatte sich auf das Fensterbrett gesetzt und wollte anscheinend die letzte Nacht durch diskutieren. Gerade wollte ich ihr antworten, da piepste mein Handy. Kevin. >>Hey Niine. Martin hat uns zur Cluberöffnung eingeladen. Um vier holt er uns alle ab. Ihr seit doch dabei oder?<< >>Mele? Heute um vier Cluberöffnung?<< Es war eigentlich keine Frage. >>Na Logo<< Ich simste schnell ein >>Geht klar<< zurück und widmete mich wieder Mele. >>Er ist total verkuschelt, hast du das auch mitgekriegt?<< >>Jaa! Wolltet ihr den Kuss eigentlich wirklich noch nicht beenden?<< >>Ist doch jetzt egal. Ich bin Hundemüde. Außerdem bleibt nicht viel Zeit, ich will noch etwas schlafen und dann duschen<< Ich legte mich auf mein Bett, zog die Decke über die den Kopf und die Sonne etwas abzuschirmen, so schlief ich ein. Viertel eins weckte ich wieder auf. >>Warst du die ganze Zeit am PC?<< Mele hockte vor meinen Computer und hackte wie wild auf die Tastatur ein. >>Ja, Uli ist online!<< >>Ok, ich geh duschen. Sag einen schönen Gruß von mir<< Auf Gespräche über oder mit Uli hatte ich keine Lust, ich wusste genau das Mele immer noch total in ihn verschossen war. Genauso wie ich wusste, das sie nie eine Chance bei ihm haben würde. Ich ging ins Bad, duschte mich ausführlich, zog mir frische Sachen an und kam geschminkt und gekämmt nach eine Stunde wieder ins Zimmer. Wie erwartet hatte sich nichts verändert. Das Zimmer sah immer noch genauso schlimm aus. Kissen lagen überall herum, der Pizzakarton lehnte sich an der Schrankwand an, das Hundekörbchen war mit Klamotten befüllt. Chaos, wie immer wenn wir eine Nacht durchgemacht hatten. Es war mir egal. >>Mele ist das dein Kulli?<< Ich stand gerade vor meinen Klamottenschrank und überlegte ob ich ihn mal aufräumen sollte. Sie sah kurz auf und genauso schnell verschwand sie wieder hinter dem Monitor. >>Glaube mal nicht. Sieht aus wie der von Martin<< >>Aha, na er wird sich schon melden, wenn er ihn vermisst<< Ich entschied mich den Schrank in Ruhe zu lassen und setzte mich auf mein Bett. Wie immer wenn ich langeweile hatte machte ich meinen Fernseher an und spielte Tertis. Die Zeit verging relativ schnell, Mele saß fast die gesamte Zeit vor meinem Computer, mit Ausnahme die 20 Minuten in dennen sie sich waschen war. Es wurde um vier. Kevin und Martin waren da um uns abzuholen.


Kapitel 5 - Die Droge



Ich saß auf Sven's Bett, es war kurz vor um sieben und die Sonne war bereits aufgegangen. Ich hatte keine Lust weiter zu erzählen. Das musste erstmal reichen. Sven hatte sich auf die andere Seite des Bettes gelegt und sah mich gespannt an. Er hatte mir fast vier Stunden lang zugehört und trotzdem war sein Blick noch neugierig. Seine blauen Augen faszinierten mich. So ein dunkles und trotzdem leuchtendes blau hatte ich noch nie zuvor gesehen. Die meisten blauen Augen waren hell und kalt, gingen oft ins graue und langweilten mich von Zeit zu Zeit mehr. Aber diese Augen waren anders. Sie waren wunderschön. >>Trägst du Kontaktlinsen?<< Ich stellte diese Frage oft Leuten, deren Augen mich faszinierten. Ich kam mir dabei auch nicht mehr dumm vor, so wie früher. Ich liebte einfach schöne Augen und daran konnte ich nichts ändern. Sven sah mich leicht verwirrt an, fing sich aber schnell wieder. >>Nein, wie kommst du darauf?<< >>Naja, ich habe in meinen Leben schon viele Augen gesehen, alle möglichen Farben und Formen. Aber so ein dunkles blau wie deine hatten bisher noch keine<< >>Da fühle ich mich jetzt aber geschmeichelt. Hast du Hunger?<< Was hatte er nur immer für Gedankensprünge? >>Ja, ein wenig<< >>Komm wir gehen in die Küche<< Er half mir auf und brachte mich in die Küche, dort setzte er mich am Fenster auf einen Stuhl ab. Die Küche war wie der Rest der Wohnung sehr schick eingerichtet. Große Arbeitsfläche, schlicht und trotzdem elegant. Gemütliche Essecke. Sven hatte Geschmack, das stand nicht in Frage. Während ich mich im Raum umsah, stand Sven an der Küchenzeile und machte anscheinend Rührei. Nebenbei deckte er noch den Tisch. Nach kurzer Zeit schon war der Tisch gedeckt, das Essen stand bereit und wir konnten Frühstücken. >>Ähm... Willst du eventuell wieder nach Hause?<< Waas? Wie kam er jetzt darauf? Mir gefällt es hier doch super! >>Wie jetzt? Willst du mich los werden?<< >>Nein, nein. So meinte ich das nicht, aber am Anfang hast du dich hier ja gar nicht wohlgefühlt...<< Sven war vor Verlegenheit rot geworden. >>Aber jetzt fühle ich mich hier Wohl<< >>Dann sollten wir zumindestens mal zu dir nach Hause fahren und ein paar Sachen von dir holen<< Ich überlegt kurz und kam zu den Entschluss, das es eigentlich ganz vernünftig wäre. >>Ok. Wann?<< >>Heute?<< >>Von mir aus<<
Sven hatte mir ein paar Krücken vom Dachboden geholt und war nun im Bad. Die Wohnung war immer noch der Wahnsinn. Es war alles schlicht gehalten und trotzdem fesselte mich jede Kleinigkeit. In mir machte sich ein Gefühl des Glücks breit, lag das wirklich nur an dieser Wohnung? Immerhin hatte ich ein gebrochenes Bein und wollte vor 2 Tagen von einer Brücke springen. Eigentlich konnte es mir nicht gut gehen und trotzdem war ich glücklich. So glücklich wie lange nicht. Ich war das letzte mal so glücklich als... Als ich begriffen hatte wie sehr ich Martin liebe. Aber ich liebe Martin immer noch, egal wie sehr er mir wehgetan hat. Konnte ich mich trotzdem in Sven verliebt haben? Normalerweise würde ich Sven küssen, habe ich ein Kribbeln im Bauch, dann bin ich verliebt. Wenn nicht, dann eben nicht. Aber ich konnte ihn doch nicht einfach küssen. Ich heule ihn die ganze Zeit von meinen tragischen Leben vor und dann Küsse ich ihn? Das geht nicht. Ich kann auch einfach nur von seinen lieben Charakter angezogen berauscht sein. Eins stand auf jeden Fall fest, ich brauchte ihn. Seine Gegenwart war wie eine Droge für mich. Sven kam wieder und wir fuhren zu mir nach Hause. Das Tor stand offen und alle Auto's waren Weg. >>Sven welchen Tag und welches Datum haben wir?<< >>Dienstag, den 12. Oktober 2010, warum?<< >>Meine Nichte Joli hat heute Geburstag. Ich glaube sie wollten heute alle zu meiner Oma fahren und dort feiern. Selbst die Hunde haben sie mitgenommen<< Ich war traurig und erleichtert. Zum einen hätte ich gerne Shireen, meine Schwester, gesehen. Zum anderen war ich froh darüber meine Mutter nicht sehen zu müssen. Ich stieg aus, Sven folgte mir. Umständlich schloss ich die Haustür auf und ging in den ersten Stock. Ich sah das Fenster und die Heizung, Erinnerungen kamen hoch. Früher war dies mein Zimmer gewesen, bis vor einen knappen halben Jahr, das Zimmer zum Hausflur wurde, eine Treppe hinein gebaut und oben meine Wohnung war. An der Stelle wo damals mein Bett stand, war nun eine kleine Sitzecke. Ich setzte mich und sah zum Fenster. Ein grinsen entwischte mir. Silvester 08 auf 09, das erste was ich mit meinen Freunden feierte. Mele saß auf dem Fensterbrett und ihr war schrecklich schlecht. Ich lag mit Christoph auf dem Bett und Kevin lag mit Jan auf den Fußboden, beide kurz vorm einschlafen. All die schönen Dinge die ich hier erlebt hatte spielte mein inneres Auge wie in einen Film ab. Nach den schönen Dingen, kamen die negativen. Die besonders in den letzten 2 Jahren überwogen hatten. Mir kamen die Tränen, ich stand auf und ging die Treppe zu meiner Wohnung hinauf.
Ich schloss auf, ohne zu merken das Sven immer noch dicht hinter mir war. Hier oben war es hell, geräumig und vorallem leer. Ich hatte in dem halben Jahr, was ich schon hier wohnte keine Lust oder Zeit gehabt um einzurichten. Das Wohnzimmer in verbindung mit Küche war notdürftig zurecht gemacht. Es war mir egal gewesen wie ich wohnte. Ich ging in mein kleines Büro, Schreibtisch, Computer und Bücherregal, mehr gab es hier nicht. Ich schnappte mir ein paar Bücher und ging weiter zum Schlafzimmer. Auch hier stand nur das nötigste. Ein Bett, ein Schrank, mehr war nicht. Ich kramte unter meinen Bett eine Reisetasche hervor, warf die Bücher hinein und ging zum Schrank. Wahllos griff ich nach Klamotten, welche genauso lustlos in die Tasche fielen. Ich ging wieder auf den Flur, kurz sah ich auf den Balkon, entschloss mich aber nicht hinaus zu gehen. Das Zimmer, was in vielen Jahren eventuell mal als Kinderzimmer gedacht war und jetzt vollkommen unbenutzt einfach exestierte übersprang ich. Mutti hatte auf ein Kinderzimmer bestanden, ich fand es sinnlos. Ich wollte niemals Kinder. Ich ging ins Badezimmer, ein paar Cremen, Schminksachen. All das fiel mit in die Tasche. Nun stand ich wieder im Eingangsbereich, wo auch Sven gewartet hatte. >>Du hast einen Hund?<< Er sah auf Lara's Körbchen, neben dem zwei Näpfe standen, eins für Wasser, eins für Futter. >>Ja, seit 2005, habe Lara von Leszek bekommen und seither viel Ärger mit ihr gehabt... Egal<< >>Erzählst du mir irgendwann wer Leszek ist?<< >>Vielleicht. Können wir? Ich bin fertig<< >>Gerne<< Unten ging ich noch schnell in meinen Briefkasten schauen. Soviel Post hatte ich nicht erwarten. Ohne sie durch zu sehen, warf ich sie mit in die Reisetasche, stieg ein und wir fuhren zurück.
In Sven's Wohnung ging es mir wieder gut. Das erste Mal sah ich die das Gebäude von der Straße. Früher hätte ich mir nie vorstellen können mich in einen solchen Haus wohlfühlen zu können. Nachbarn, Straße, Lärm. Nein so wollte ich nie wohnen, aber jetzt gefiel es mir sehr gut. Sven trug meine Sachen nach oben, so das ich mich ganz auf das Treppen steigen konzentrieren konnte. Hoffentlich war mein dummer Bruch bald wieder verheilt. Als wir in der Wohnung waren, richtete Sven sein Schlafzimmer für mich ein. >>Und wo schläfst du?<< >>Auf der Couch, wo sonst?<< >>Aber es ist doch dein Schlafzimmer?<< >>Und du bist mein Gast<< Für ihn war das Gespräch beendet. Ich lehnte mich zurück und zappte die Sender durch. Wow, Sven hatte sogar Premiere. Ich entschied mich trotzdem für eine Gerichtssendung, ich musste an früher denken. Früher als ich noch Träume hatte, als ich noch von geliebten Menschen umgeben war. Als kleines Kind wollte ich immer Anwältin werden, einen Lamborghini Gallardo in orange fahren und meinen Papa wiedersehen. All das war vorbei. Mein Vater wollte nichts mehr mit mir zutun haben. Warum? Weil ich ihm meine Meinung gesagt hatte.
Die nächsten Tage vergingen ziemlich langsam, jeden Tag war ich von 6 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags alleine. In dieser Zeit sah ich Fern, wälzte mich durch meine Bücher oder hing hinter Sven's Laptop. Es war einfach nur schrecklich langweilig. Wenn Sven dann wieder nach Hause kam, musste er meistens irgendwelche Dinge rechachieren, das ging oft bis spät in die Nacht. Er entschuldigte sich oft dafür, das er nur so wenig Zeit für mich hatte. Aber so wollte er wenigstens nicht, das ich weiter von meinem Leben erzähle, denn es tat trotzdem noch weh an diese Zeit zu denken.
>>Guten Morgen!<< Es war Sonntag und Sven saß mit einen Frühstückstablet an meinem Bett. Er war einfach nur wundervoll. Einen Mann wie ihm bin ich zuvor noch nie begegnet, er tat mir gut. Ich brauchte ihn, ohne ihn ging es nicht mehr. Er durfte nie von mir gehen, aber wie sollte ich das erkären? Es war noch zu früh. >>Morgen... Wie spät ist es?<< Ich war noch ziemlich müde, es musste also noch sehr früh sein. >>Kurz nach viertel neun<< >>Warum weckst du mich so früh?<< >>Weil wir heute noch etwas vorhaben<< >>Und was?<< >>Ich habe mir überlegt, das du nicht den ganzen Tag alleine in der Wohnung hocken kannst, also besorgen wir dir ein wenig Unterhaltung<< >>Wie stellst du dir das vor? Bekomme ich meinen persönlichen Clown?<< >>Nein, wir fahren noch einmal zu dir - << >>NEIN!<< Das letzte was ich wollte, war meiner Mutter unter die Augen treten. Sven sah leicht verblüfft aus, schien es aber doch irgendwie erwartet haben. >>Warum nicht?<< >>Ich will meine Mutter nicht sehen<< >>Mmmhh... Dann Planänderung. Ich fahre ohne dich zu dir nach Hause<< >>Und was willst du da?<< >>Deinen Hund kaufen<< >>Wieso willst du meinen Hund kaufen?<< >>Damit er wieder bei dir ist, ich nehme an er ist dort nicht so richtig willkommen, so klang das zumindestens letztens<< >>Das ist doch dämlich! Du willst etwas kaufen, damit ich es habe, obwohl es mir schon längst gehört!<< >>Dann fährst du mit und holst den Hund selbst?<< >>Nein!<< >>Ok, ich fahre<< >>SVEN!<< >>Ja?<< >>Das kannst du nicht machen?<< >>Warum nicht? Entweder sie verkaufen mir den Hund oder nicht<< >>Du kommst mit ihr nicht klar!<< Ihr? Wer jetzt? Den Hund oder deiner Mutter?<< >>Beiden<< >>Ich denke das kriege ich hin<< >>Sie wird dich beissen!<< >>Die Mutter?<< >>Nein, der HUND!<< Sven schien es Spaß zumachen, ich fand es grauenvoll. Er kannte Lara nicht, sie beisst jeden Fremden, sie ist misstrauig, sie ist im Prinzip wie ich. Aber ich hätte sie gerne bei mir. >>Ok, ich fahre jetzt. Tschüss Niine<< Er ging. Ich war sprachlos. Das konnte er doch nicht machen.
Die Stunden vergingen und mit tat der Bauch weh vor Sorge um Sven. Lara hatte ihn bestimmt gebissen. War er jetzt im Krankenhaus? Was war bloß los? Warum dauerte das so lange? Die Schlafzimmertür ging auf und Lara kam mir entgegen gesprungen. >>Lara! Süße! Meine Prinzessin!<< Die Freude war riesig. Lara küsste mein ganzes Gesicht, ihr war die Freude ins Gesicht geschrieben. Sie lachte wieder! Ja, Lara war eine Hündin die lachen konnte. Ich hatte es früher immer geliebt, doch in letzter Zeit wurde sie immer trauriger, vermutlich ahnte sie von meinen Vorhaben bezüglich der Brücke. Lara verstand mich immer. Damals als Leszek gegangen war hatte ich immer mit ihr gesprochen, hatte ihr mein Leid berichtet und im richtigen Moment schenkte sie mir ihr wundervolles Lächeln. Sven lehnte am Türrahmen und betrachtete das Geschehen, er lächelte. Er hatte es geschafft mich zum Lachen zu bringen. Ich sprang auf und rannte zu ihm hin, also sogut das mit einen gebrochenen Bein ging. Ich fiel ihm um den Hals und... Und küsste ihn. Direkt auf den Mund. Die Zeit blieb stehen, Lara sprang wie wild um uns herum, sie mochte es noch nie, wenn ich jemand anderen mehr beachtete als sie. In meinen Bauch kribbelte es wie verrückt, es fühlte sich einfach richtig an. Es war der schönste Kuss den ich je erlebt hatte. Er dauerte höchstens 5 Sekunden an, es waren aber gefühlte 5 Minuten. Ich lies Sven los, stand vor ihm und sah zu Boden. >>Tut mir Leid...<< Murmelte ich verlegen. Ich hätte ihn nicht küssen dürfen. Jetzt war alles kaputt. >>Ist schon ok, es war die Freude über Lara. Ich hole noch schnell ihre Sachen hoch<< Er drehte sich um und verlies die Wohnung. Ich setzte mich wieder auf's Bett und streichelte Lara.
>>Jetzt habe ich es versaut oder was meinst du?<< Lara sah mich an, ihr Blick verriet mir nichts. >>Ach komm schon Maus. Du weisst das doch auch! Hast du nicht gemerkt wie er die Flucht ergriffen hatte?<< Lara gab mir einen Kuss und schenkte mir ein Lächeln, sie wollte mir etwas sagen. So etwas wie >>Kopf hoch, es wird alles gut, glaub mir!<< Ich glaubte ihr. Sven sprach mich den ganzen restlichen Tag nicht mehr an, es wunderte mich nicht im geringsten. Erst als er abends die Wohnung verlies sagte er >>Ich muss nochmal weg, bleib nicht wach<< >>Klick<< Die Tür fiel ins Schloss. Bald darauf schlief ich ein, Lara wich mir die ganze Zeit nicht von der Seite.


Kapitel 6 - Drogenersatz?



Die Sonne leckte mein Gesicht ab. Stop. Die Sonne? Lara stand vor mir und küsste mich wach. Es war kurz nach um 9, Sven war schon längst in der Uni. Wie lange sollte diese Stille zwischen uns bleiben? Das war nicht gut für mich. Ich wusste jetzt ungefähr wie sich ein Junkie auf Entzug fühlen musste. Es war grauenvoll, aber vielleicht auch ganz gut für mich. Ich stand auf und ging in die Küche, Lara folgte mir. >>Aaaahhhh!<< >>Dir auch einen guten Morgen<< Da saß ein fremder Mann auf meinen Platz. Er saß da, als wäre es ganz normal, als würde er hier her gehören. Er hatte vom Körperbau Ähnlichkeit mit Sven, nur das er smaragdgrüne Augen und blonde kurze Haare hatte. >>Wer... Wer bist du?<< >>Phillipp, Sven's großer Bruder. Du kannst mich aber Phil nennen<< Langsam erholte ich mich von meinen Schock und setzte mich. >>Sven hat mir nie etwas von dir erzählt<< >>Dafür hat er mir aber umso mehr von dir erzählt und ich muss sagen, er hat dich ziemlich treffend beschrieben. Allerdings glaubte er, würdest du hysterisch und gewaltätig reagieren, ein normaler Schock hingegen... Naja direkt langweilig<< Phil klang enttäuscht über meine >>langweilige<< Reaktion. Dem Witz in seiner Stimme nach zu urteilen, konnte er nur Sven's Bruder sein, Sven war genauso. >>Ähhmm... Und was machst du hier?<< >>Ich soll auf dich aufpassen und dich bei Laune halten<< >>Warum?<< >>Weil Sven meinte du langweilst dich schnell<< >>Das ging die letzte Woche doch auch<< >>Ja, aber diese Woche ist Sven nicht da<< >>Wo ist er?<< >>Auf Weiterbildung, hat er nicht erwähnt? Er ist schlimm...<< Wieso hatte er mir das nicht gesagt? >>Was hat er so über mich erzählt?<< >>Ach nichts besonderes. Ihr habt euch auf einer Brücke kennen gelernt, du wolltest eigentlich gerade runter springen, die Idee gefiel im aber nicht. Er rettete dich und das passte dir widerrum nicht. Es gab einen kleinen Streit, anschließend hast du es geschafft dir das Bein zu brechen und bewusstlos auf der Brücke zu legen. Nett wie Sven ist, nahm er dich mit nach Hause und verarztete dich. Es gab wieder Streit, schließlich warst du bereit deine Lebensgeschichte zu erzählen. Ich muss sagen, wenn ihr das irgendwann mal euren Kindern erzählt, die werfen sich weg vor Lachen. Die meisten Paare lernen sich in Disko's oder durch Freunde kennen<< Phil musste lachen und hörte auf mit sprechen. >>Schön wenn wenigstens einer darüber lachen kann. Was soll das überhaupt heißen? Paare? Kinder!<< In diesem Moment hasste ich Sven, ich erzählte ihm im Vertrauen Dinge aus meinen Leben und er sagt das seinen Bruder, welcher sich darüber kaputt lacht? >>Du bist ja genauso blind wie er. Das wird viel Arbeit...<< >>Ey jetzt hör auf mich zu nerven. Labber keinen Schwachsinn. Zwischen Sven und mir ist nichts und wird auch nichts sein!<< >>Und deswegen hast du ihn geküsst?<< Das war zuviel! >>Das war aus FREUDE!<< Lara, die eben noch neben mir lag schaute jetzt auf, ich stand auf und ging zurück ins Schlafzimmer, Lara folgte mir. Phil blieb sitzen. Sven hatte mich verletzt. Ich hatte mich in ihm getäuscht. Es waren nun mal alle Kerle gleich, es gibt keinen der einen auf Dauer nicht irgendwie verletzt. Manche gehen fremd, andere machen Schluss, doch was er gemacht hat war das schlimmste. Er hatte mein Vertrauen missbraucht. Ich erlitt einen schweren Gefühlsausbruch. Tränen liefen wie Flüsse über meine Wangen, es war ein richtiges Heulkrampf, innerlich kochte die Wut in mir. Der Hass wuchs und trotzdem konnte er nicht gewinnen. Es dauerte Ewig bis ich mich wieder etwas in Griff hatte, dann nahm ich das Telefon. Ich wählte die Nummer und bereute schon was ich tat, da nahm er ab. >>Sven Nexen<< >>Sven du bist doch echt das Letzte!<< >>Janine? Was ist los?<< >>Jetzt tu doch nicht so! Das weisst du ganz genau!<< >>Nein, weiss ich nicht, was ist los?<< >>Dein Bruder ist los!<< >>Was hat er denn jetzt schon wieder gemacht? Ich habe ihn doch extra gesagt, das er dich nicht reizen soll<< >>Ach das hast du ihn auch gesagt? Ich glaube ich komme kürzer, wenn ich frage was du ihn noch nicht gesagt hast!<< >>Jetzt verstehe ich, du bist sauer, weil ich mit meinen Bruder rede<< >>Sauer? Rede doch mit Phil! Ist mir egal, aber sag ihn nicht das, was ich dir im Vertrauen sage!<< >>Janine, können wir reden wenn ich wieder da bin?<< >>Ja sicher, in der Zeit stricke ich am besten was schickes<< >>Tuut. Tuut. Tuut<< Ich hatte aufgelegt.
>>Klopf. Klopf.<< >>Janine? Darf ich reinkommen?<< Phil stand vor der Tür, ihn wollte ich am wenigsten sehen, aber vielleicht wollte er nur sagen das er jetzt nach Hause geht? >>Was gibt es denn?!<< >>Kann ich reinkommen?<< >>Wenn es unbedingt sein muss<< Er kam ins Zimmer und setzte sich neben Lara auf den Bettrand. >>Sven - << >>Ich will es gar nicht hören, ich weiss das ihr beiden euch alles erzählt<< >>Ob du willst oder nicht, ich rede jetzt trotzdem weiter. Also, Sven hat mich angerufen und mir von euren Telefonat erzählt, obwohl das ja nicht zu überhören war... Auf jeden Fall war er ziemlich am Boden. Er wollte sogar seine Weiterbildung abbrechen und her kommen<< >>Und?<< >>Normalerweise wäre es mir ja egal was zwischen euch beiden ist. Aber ich habe vorhin bemerkt, wie groß dein Einfluss auf Sven ist. Du weisst nicht viel über ihn, um genau zu sein weisst du gar nichts über ihn. Du wusstest ja noch nicht einmal von mir und warum? Weil du zu egoistisch bist um dich um andere zu kümmern. Die ganze Woche ging es nur um dich. Was Sven an dir findet weiss ich nicht, ich werde es bestimmt auch nie verstehen können und es ist mir auch egal. Bis auf den Punkt halt, das er für dich auch seinen Traum zerstören würde. Ich habe unsere Mutter damals versprochen mich immer um Sven zu kümmern, auf ihn aufzupassen. Aus ihn sollte etwas werden. Ich habe es soweit ganz gut hinbekommen. Er studiert und kommt seinen Ziel jeden Tag näher. Seit er dich kennt, vernachlässigt er die Uni, hat sogar krank gemacht. Weisst du wie wichtig diese Weiterbildung für ihn ist? Natürlich nicht. Wie auch? Wenn er die abbricht, kann er seinen Traum vergessen! Ich bitte dich also, das du wenigstens diese eine Woche, nicht so egoistisch bist. Lass deine Wut von mir aus an Möbeln aus, meinet wegen auch an mir, aber halt Sven da raus! Wärst du jetzt so freundlich und rufst ihn an, um ihn zu sagen das sich alles geklärt hat?<< Und wieder war ich sprachlos. Was Phil mir da eben erzählt warf mich vollkommen aus der Bahn. Ich nickte nur und griff dann zum Telefon. Ich wählte die bekannte Nummer und er nahm wieder ab.
>>Sven Nexen<< Ich sollte etwas sagen, doch es ging nicht. >>Hallo? Ist da wer?<< Phil sah mich böse an. >>Hey Sven...<< Meine Stimme war leise und unsicher. >>Janine! Geht es dir gut? Du klingst so komisch?<< Seine Stimme klang erfreut, aber auch besorgt. >>Ja, ja, alles gut. Ich wollte... Ähmm ich wollte nur sagen das alles in Ordnung ist<< >>Hat sich das zwischen dir und Phil geklärt?<< >>Ja, klar. War alles nur ein riesen Missverständnis<< >>Hör mal Niine, es tut mir echt Leid...<< >>Nein, ist ok so. Ich verstehe dich<< >>Du ich muss jetzt Schluss machen<< >>Oh... Na dann, Tschüss<< >>Tschüss<< Er hatte aufgelegt. >>Na geht doch. Hast du Hunger?<< Phil war wieder freundlicher und wollte sofort das Thema wechseln. Allerdings war mir der Appettit gründlich vergangen. >>Nein... Ich würde mich gerne etwas ausruhen<< >>Mach das, Morgen fahren wir mal ins Krankenhaus, vielleicht nehmen sie dir deinen Gips ab<< Phil verlies das Zimmer und ich legte mich hin. Es gab über vieles nachzudenken. Ich war genauso egoistisch wie meine Mutter geworden. Das wollte ich nie. Ich musste an mir arbeiten und mich ändern, sonst ende ich irgendwann wie sie. Voller Selbstmitleid im ständigen Streit mit meinen Mitmenschen. Ich schlief ein, allerdings war es ein unruhiges Schlaf.
>>Ich will micht nicht entscheiden! Macht die Linien weg! Mele, Kevin helft mir! Leute bitte! Es tut mir Leid, jetzt kommt schon!<< Ich war wach. >>Alles in Ordnung?<< Phil saß auf dem Bettrand und beruhigte Lara, während er mich besorgt und neugierig ansah. >>Ich habe nur schlecht geschlafen<< >>Das war ja unüberhörbar, aber um was ging es? Was für Linien? Wer sind Mele und Kevin und warum helfen sie nicht? Bei was auch immer<< >>Habe ich noch mehr gesagt?<< >>Nein<< >>Ich stand zwischen 2 Linien, hinter jeder war eine Tür. Die Türen strahlten verlockende und schmerzvolle Dinge gleichzeitig aus, ich musste mich entscheiden. Mele und Kevin, meine früheren besten Freunde wollten mir nicht helfen. Sie saßen auf einer Bank und sahen zu wie ich verzweifelte... Es... Es war schrecklich...<< Ich konnte meine Tränen nicht verhalten. In der einen Tür stand ich mit Martin, Hand in Hand, glücklich. In der anderen hielt Sven mir seine Hand einladend hin. Wie soll man sich da entscheiden? Phil hatte seinen Arm um mich gelegt und versuchte mich ein wenig zu beruhigen. Obwohl er seinen Arm genau wie Sven um mich legte, war es etwas anderes. Phil blieb die ganze Nacht bei mir und ich schlief wieder ein.
Gerade war ich aufgewacht und wollte ins Bad gehen, da hörte ich aus dem Wohnzimmer das Phil telefonierte. >> ... Nein, ich habe sie nur im Arm gehalten und etwas beruhigt, ich glaube der Traum war noch schlimmer für sie als sie mir sagen wollte ... Bleib wo du bist, ich komme mit ihr schon klar. Mach dir keine Sorgen ... Ich fahre heute mal mit ihr zu Dr. Zönsch, mal sehen was da raus kommt ... Ja, wenn es Probleme gibt rufe ich an ...<< Lara musste in diesem Moment eine Katze oder so gesehen haben, denn sie sprang fast vom Balkon, auch Phil sah das. >> ... Du warte mal, ich glaube der Hund hat irgendwas, der springt fast vom Balkon ... Jaah, dem wird schon nicht passieren ... Ich habe nicht vergessen was du gesagt hast ... Ok, ich lege jetzt auf, soll ich ihr noch etwas ausrichten? ... Bist du dir sicher? ... Wie du meinst. Tschüss Brüderchen<< Phil legte das Telefon beiseite und ging zum Balkon, mit einen Handgriff hatte er Lara gepackt und wieder herein geholt. Jetzt konnte ich auch ins Wohnzimmer gehen. >>Guten Morgen, hat Lara dich etwa wach gebellt?<< >>Was? Nein, ist schon in Ordnung, ich war sowieso schon wach<< >>Na dann ist ja gut. Machst du dich fertig und wir fahren dann zum Arzt?<< >>Meinet wegen. Ich will das Ding endlich wieder ab haben<< >>Ich habe nicht gesagt, das du es heute schon ab bekommst. Nur, das wir mal nachschauen werden<< >>Ist schon klar, du willst mir keine falschen Hoffnungen machen<<
>>Mhh... Da haben Sie sich aber ganz schön übergenommen gehabt<< Dr. Zönsch sah die Röntgenaufnahmen meines Beines an, was man da sehen konnte wusste ich auch nicht. Für mich war das einfach nur schwarz-weis. >>Ich kann Ihnen den Gips abnehmen, aber dann müssen Sie sich trotzdem noch schonen, das bedeutet Sie müssen sich immernoch zurück halten, allerdings stört Sie der Gips dann nicht mehr<< >>Dann lassen Sie den Gips besser dran, Janine ist manchmal sehr temperamentvoll<< >>Phil halt dich da raus! Dr. Zönsch ich hätte gerne den Gips ab<< Dr. Zönsch sah von Phil zu mir und zurück. >>Phil ich kann mich beherrschen!<< Wenn Phil nicht meiner Meinung war, dann würde Dr. Zönsch den Gips nicht abnehmen, dessen war ich mir sicher. Ich war mir aber auch genauso sicher, das Sven nicht wöllte das der Gips auf Risiko abgemacht würde. >>Mensch Niine du machst einen auch gar nichts einfach. Dr. Zönsch? Machen Sie den Gips ab, ich pass auf sie auf bis mein Bruder wieder da ist<< >>Wie Sie meinen<< Gewonnen! Ich fand es zwar trotzdem nicht gut das die Beiden einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden, aber wenigsten kam der Gips ab.
>>Janine! Getraue dir bloß nicht aufzustehen!<< >>Phil ich kann nicht einfach hier sitzen und dir zu sehen!<< >>Doch das kannst du!<< Es war Freitag und in ungefähr 3 Stunden würde Sven wieder kommen. Phil putzte schon den ganzen Tag die Wohnung, wir waren die Woche über sehr schlampig gewesen und überall lagen Sachen herum. >>Phil lass mich zumindestens den Müll einsammeln, wenn ich schon nicht Staubsaugen darf!<< >>Wenn dir ärztlich bestätigt wurde, das dein Bein wieder vollkommen gesund ist, dann kannst du von mir aus putzen bis zum umfallen. Aber jetzt bleibst du wo du bist sonst schließe ich dich im Vorratsschrank ein!<< >>Das ist ungerecht! Ich habe auch Dreck gemacht!<< Phil ignorierte mich. Ich griff nach den überfüllten Aschenbecher und warf ihn auf einen der vielen Teppiche. Da der Aschenbecher aus Metall war, ging er nicht kaputt. >>'tschuldigung Phil, ich mach's gleich weg<< Ich tat so, als würde mir diese kleine Tollpatschigkeit unendlich Leid tun, doch ohne Erfolg. >>Nein ist schon gut Niine, das kann doch jeden mal passieren. Besser lässt du auch solche einfachen Sachen, wie Aschenbecher ausleeren sein, du scheinst mir noch ziemlich schwach<< Man hörte heraus, das er nur nett und mitfühlend tat, aber das war egal. Meine Aktion war vollkommen nach hinten los gegangen.
Die Tür ging auf und Sven war wieder da. Endlich! Lara und ich rannten halb in den Flur, Phil kam uns im normalen Tempo hinterher. >>Hallo Sven!<< Ich fiel ihn förmlich um den Hals vor Freude, diesmal passte ich aber besser auf, es sollte nur freundschaftlich wirken, auch wenn ich mir anders gewünscht hätte. >>Na da kann ich ja jetzt gehen Brüderchen<< >>Hey Niine, ach Phil bleib doch noch ein wenig<< Sven umarmte mich zu Begrüßung und danach lösten wir uns wieder voneinander. Phil stand schon an der Tür und war fast draußen. >>Nein, nein, ich bin mir sicher ihr zwei habt euch viel zu erzählen<< Er betonte das seltsam, so also würde er es zwar sagen, aber etwas völlig anderes meinen. Bevor einer von uns noch etwas sagen konnte war er weg. >>Wenn er meint. Gehen wir ins Wohnzimmer?<< Sven sah zu mir runter und dann in Richtung Wohnzimmer. >>Klar<<
Wir setzten uns hin und es war einen Moment richtig ruhig im Raum. >>Und? Erzähl wie war die Weiterbildung?<< >>Ach naja... Das interessiert dich nicht. Erzähl du mir lieber etwas, ich habe die langen Abende ziemlich vermisst<< Ich auch, mehr als du denkst. Das wollte ich aber nicht laut aussprechen. >>Mhh... immer muss ich erzählen, das ist ungerecht<< >>Was ist im Leben schon gerecht?<< >>Na ok, wo war ich stehen geblieben?<< >>Ihr seit abgeholt wurden und wolltest zu dieser Cluberöffnung<< >>Stimmt...<<


Kapitel 7 - Die Maske fällt



>>Guck mal Niine, ein Lama!<< Kevin stand am Zaun des Lamageheges, was zu Martin's Grundstück gehörte. Martin war eben noch etwas holen gegangen und wir 3 standen nun in der Einfahrt und warteten. >>Kevin pass auf, das spuckt<< Mele stand ein Stückchen weiter hinten und wollte Kevin da weg ziehen, ich verfolgte das geschehen vom Auto aus. >>Ach Quatsch! Das ist nur im Film so!<< >>Du bist doch doof, wurdest wohl noch nie von einen Lama angespuckt?<< Wäre in diesen Moment nicht Martin zu uns gestoßen, hätten die beiden noch Ewig weiter diskutiert. >>Wir laufen zum Club, ich will dort auch etwas trinken und mit Promille am Steuer...<< So blieb uns nichts anderes übrig als zu laufen. Der Weg, der parallel zur Hauptstraße verlief war vereist, das machte es nicht gerade einfach für mich. Ich hatte meine Stiefel an, Kevin nannte sie immer meine Nuttenschuhe, sie hatten Absatz und vorne eine Spitze, die ganze vordere Seite war geschnürt, natürlich nur als Decko und ebenso selbstverständlich hatten sie kein Profil. Die idealen Winterschuhe. Martin nahm mich an der Wand und ich Mele, so lief nur Kevin einzeln.
Als wir halb fünf ankamen war noch nichts los. Doch das Mele und ich sahen, reichte uns. Stephanie. Wer sie nicht kannte, hätte nichts gegen sie gehabt. Sie sah ganz normal aus, nicht hässlich, nicht tussig. Aber sie war eine falsche Schlange. Natürlich kam unsere liebe Klassenkameradin sofort auf uns zu und begrüßte uns im netten Ton. >>Na ihr 2. Auch hier? Niine bist du etwa mit Martin zusammen?<< >>Hey, ähh nein?! Warum sollte ich?<< >>Na dann ist ja gut, der will nur das eine und der will auch wenn du nicht willst<< Na sie musste es ja wissen, immerhin war sie vor einer Weile mal mit ihm zusammen gewesen. Mele und ich gingen von Stephie wieder weg. Was sie uns erzählte glaubten wir sowieso nicht. Kevin war auch schon wieder verschwunden, aber an der Glühweinausgabe fanden wir ihn wieder. Das war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Die Zeit verging und nach und nach kamen ein paar Leute. Mir war wie sooft eiskalt. Ich stand mit Mele am Feuer und ab und an kam Martin mal von hinten an mich heran geschlichen und umarmte mich. Es war ein schönes Gefühl, er war einfach nur lieb zu mir. Lange hatte ich mich nach soetwas gesehnt. Nachdem Mele und ich die ersten Paar Glühweine getrunken hatten und immer noch keine Wärme in Sicht war, gingen wir auf den Clubdachboden. Dort waren Sofa's, eine Bar mit 2 süßen Barkeepern UND eine Heizung! Wir setzten uns hin und bestellten einen KiBa [Kirschwein, Bananennektar und einiges anderen zusammen gemischt]. Das Mele 13 und ich 14 war, interessierte die Beiden gar nicht, wir bekamen was wir wollten. Wie immer hatte ich schneller als Mele getrunken und wartete nun auf sie. In dieser Zeit quatsche ich noch ein wenig mit den Barkeepern. Der eine hieß Alex, war ziemlich klein, hatte fast schwarze Augen und eine braune Igelfrisur, der andere war Tony, etwas größer und schwarze zerzauste Haare. Mele hatte ausgetrunken und wir gingen wieder runter.
>>Kevin hast du Martin gesehen?<< >>Der steht dort oben am kleinen Feuer<< >>Ok<< Schnell gingen Mele und ich zu ihm. Er unterhielt sich gerade mit einen jungen Typen, der Typ war riesig, hat braune Haare und in der Mitte einen blonden Kamm. Über was die Beiden gerade sprachen konnte ich nicht so genau verstehen, aber als Martin mich sah, küsste er mich erstmal, dann sprach er weiter. Mittem im Gespräch küsste Martin mich wieder, diesmal ein Zungenkuss. >>Kannst du eventuell mal die Zunge aus der Frau nehmen? Also zumindestens wenn ich mit dir rede!<< Martin wendete sich wieder dem Typen zu und konnte darüber nur lächeln. >>Wer bist du eigentlich?<< Der Typ sah mich an, als wäre er erstaunt darüber das ich überhaupt sprechen konnte. >>Andreas Hausmann, kannst aber Hoshi sagen<< >>Wie? Horsti?<< >>Nein nicht Horsti. HOSHI!<< >>Achso<< Das Gespräch von Martin und Hoshi interessierte mich herzlichst wenig und so gingen Mele und ich wieder auf den Dachboden. >>Mele ich habe durst auf Jim Beam...<< >>Dann kauf dir welchen<< >>Ok<< >>Ich will auch welchen!<< Ich ging zu Bar und setzte mich auf den selben Hocker wie vorhin. >>Habt ihr auch etwas mit Jim Beam?<< >>Klar, Jim Beam - Cola<< >>2 Bitte<< >>3 Euro<< Ich reichte Alex das Geld, während Tony die Getränke mischte. Mele und ich setzten uns auf ein Sofa und tranken. Es war ein Mischverhältnis von 80 zu 20, also fast purer Jim Beam. Dadurch das ich einen Strohhalm hatte trank ich schnell. Ich war fertig und Mele hatte gerade mal ein Viertel getrunken. Mit einem leichten Schwindelgefühl ging ich zur Bar, mein Glas abgeben. >>Schon fertig?<< >>Wenn's schmeckt<< Ich setzte mich wieder zu Mele, aber sie trank langsam, es nervte mich tierisch, ich wollte wieder runter zu Martin. >>Jetzt trink doch mal!<< >>Man hetz mich nicht so!<< >>TRINK!<< Mele exte, etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig. Ich ging auf die steile Treppe zu und rechnete mir aus, wie hoch die Chance war unten heil anzukommen. Gering war mein Ergebnis. Es war mir egal. Unten klatschte ich gegen die Wand, ein paar Polster zur Abfederung wären nicht schlecht gewesen, aber ich musste dort schnell weg, den Mele nahm bereits anlauf. Die zweite Treppe war deutlich einfacher. Unten setzte ich mich wieder zu Martin ans Feuer. Nach einer Weile gingen wir alle wieder nach oben und setzten uns auf die Sofa's. Martin hatte einen kleinen Becher mit Wodka E geholt, für sich, aber Mele und ich hatten es ihm weggetrunken. Dann kam er wieder, eine Flasche Sekt und ein Wodka E. >>Hier der Sekt ist für euch<< Er füllte 2 Plastebecher mit Sekt und reichte sie uns, sofort waren sie alle und ich griff zur Flasche. Ich setzte an und wollte trinken, aber ich hatte vergessen das Sekt sehr stark schäumt. Ich spuckte den Sekt auf Martin's Hose. >>Sorry...<< >>Na das sieht jetzt aus, die denken doch alle sonst was von mir<< Ob er noch etwas sagte konnte ich nicht sagen, denn Mele nahm mir gerade den Sekt weg. >>Geb mal her, ich kann das besser!<< Sie setzte an und mir viel nichts besseres ein als >>Schlucken oder Spucken<< Sie entschied sich für ein ausergewöhnliches Spucken, durch die Nase. So verging die Zeit, was Kevin machte wusste ich nicht, ich hatte ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Irgendwann gingen wir wieder nach unten ans Feuer. Ich saß wieder neben Martin und hatte mich darauf konzentriert mein Handy und meinen Schlüssel nicht zu verlieren, mehr hatte ich eh nicht mit.
Wie spät es jetzt war, wusste ich nicht, ich wusste allgemein nicht besonders viel. Die ganze Zeit hatte Martin neben mir gesessen, jetzt hatte Mele mich fast ins Feuer geschubst. Renê und Basti kamen gerade, zwei alte Freunde, ich wollte sie zur Begrüßung umarmen, aber sie hatten zu kämpfen mich zu halten. Mir war schrecklich schlecht. Ich ging um die Ecke um mich zu übergeben, aber es ging nicht, es war noch zu früh. Wir setzten uns wieder hin und ich sah Hoshi, sofort sprang ich auf und fiel ihm um den Hals. >>Hoshi du hast tolle Haare!<< Hoshi schaute mich nur komisch an, das hatte bestimmt noch keine Betrunkene zu ihm gesagt. >>Niine komm wieder zu mir, bitte!<< Martin zog mich zu sich doch ich ging wieder weg. >>Lass mich zu meinem Hoshi! Der hat tolle Haare!<< Martin war beleidigt und trotzdem saß ich irgendwann wieder neben ihn. Zu meiner Rechten Martin, zur Linken Mele. >>Willst du mit mir zusammen sein?<< Ich bekam die Frage zwar mit, aber nahm sie nicht wirklich ernst. >>Mele! Martin hat mich gerade gefragt ob ich mit ihm zusammen sein will, ja, nein oder vielleicht, was meinst du?<< >>Nein!<< >>Martin, Mele würde nein sagen, aber ich vielleicht. Frag mich bitte noch einmal, wenn ich nüchtern bin<< Martin war beleidigt.
Später waren wieder mal alle weg und es gab ein langes hin und her, irgendwann fand ich mich mit Martin und Mele auf dem parallel Weg zur Hauptstraße wieder. Ziel? Martin's Zuhause, aber der Weg war lang. Die Beiden wollten mich festhalten, doch wie immer wenn ich betrunken bin, war ich fest davon überzeugt, das ich es alleine schaffte. Aller 5 Meter landete ich auf dem Weg und blieb ziemlich verkrüppelt liegen. Mele und Martin halfen mir wieder auf und nach 5 Metern lag ich wieder. >>Das kann ich vielleicht leiden...<< Die ganze Zeit murmelte Martin solche Dinge vor sich hin und Mele versucht ihn zu beruhigen. >>Sie ist nun mal so. Daran kannst du nichts ändern, aber Morgen ist alles wieder normal<< >>Die wirft sich doch jeden an den Hals!<< >>Sie hat Hoshi NUR umarmt!<< >>Sie wollte gar nicht mehr weg von ihm!<< >>Ach Martin...<<
Irgendwann reichte es Martin und er ging das Auto holen, in dieser Zeit lehnte ich mich gegen einen Baum und übergab mich, danach lag ich wieder auf dem Boden. Martin kam und trug mich ins Auto, wo ich sofort einschlief. Als ich aufwachte lag ich auf einem Schafsfell, was auf einer Kücheneckband ausgebreitet war. >>Oh sie ist wach, möchtest du auch einen Tee?<< Eine Frau, höchstwahrscheinlich die Mutter von Martin stand an der Arbeitsplatte und hatte gerade einen Wasserkocher in der Hand. Mele saß auf einem Stuhl und sagte nichts. >>Nein, danke<< Martin kam in die Küche und brachte uns nach oben in sein Zimmer, dort legte ich mich auf sein Bett, gemeinsam mit Mele. Er selbst schlief auf einem kleinen Sofa. Gegen um fünf früh weckte ich wieder auf. Mir ging es gut, keine Übelkeit und auch kein Schwindelgefühl. Ich wollte die anderen nicht wecken und so blieb ich leise liegen, nun hatte ich genügend Zeit mir das Zimmer anzusehen. Es war ziemlich groß und ein typisches Jungenzimmer. Keine Decko, ein überfüllter Schreibtisch, überall Autoposter und Kalender mit nackten Frauen. Bis um sieben verging die Zeit nur sehr langsam, aber dann weckte Mele auf. >>Mele? Weisst du wo hier die Toilette ist?<< >>Ja, warte ich zeige sie dir<< Ich war aufgestanden und wartete auf Mele. Martin war aufgewacht. >>Wenn eine wach ist, dann ist das ja noch ganz ok, aber wenn dann beide wach sind...<< Er war genervt und drehte sich wieder um. Mele zeigte mir unten die Toilette und ging wieder nach oben. Jetzt im hellen erkannte ich die Einrichtung, ein typisches Landhaus. Im kleinen Gästeklo war alles aus Holz. Klobrille, Spiegelschrank, Klopapierhalterung, mich wunderte es, dass das Klopapier nicht aus Holz war. Als ich mich ein wenig frisch gemacht hatte ging ich wieder nach oben. Martin stand gerade auf, Mele saß auf den Bett und ich setzte mich neben sie. >>Ich geh mal was zu trinken holen<< Und schon verschwand Martin nach unten. >>Mele was ist gestern eigentlich noch passiert? Und warum ignoriert mich Martin so?<< >>Naja... Ich soll es dir nicht erzählen, aber wir haben uns gestern rumgebissen, als du geschlafen hast... Tut mir Leid<< WAS? Ich war schockiert, aber auch Froh darüber, gestern noch nicht zu Martin >>Ja<< zusagen. >>Ist nicht so schlimm, er ist single und kann machen was er will<< >>Aber er liebt dich!<< >>Mele, das ist ein Kerl. Die wissen nicht was Liebe wirklich ist<< Wir redeten noch eine Weile, bis Martin wieder kam. Er fuhr uns nach Hause, wo Mele und ich gewaltigen Ärger bekamem.
>>Was fällt euch eigentlich ein? Ihr habt gesagt das ihr nicht so lange weg bleibt! Und jetzt ist eine ganze Nach vergangen ohne das wir etwas von euch gehört haben! Janine du gehst ja auch nicht ans Handy, wenn man versucht dich anzurufen!<< >>Da muss ich deiner Mutter recht geben<< Heiko musste natürlich wieder Mutti unterstützen, anders ging das ja nicht. >>Und du<< Sie sah Melanie an. >>Brauchst gar nicht glauben, das du hier noch einmal übernachten darfst!<< >>Janine, deine Mutter trägt die Verantwortung für dich und auch für Melanie, wenn sie hier ist. Stellt euch mal vor es wäre etwas passiert!<< Konnte Heiko nicht einfach die Klappe halten? Mele und ich waren still. >>Ih könnt jetzt gehen, wir haben nichts mehr zusagen. Ach und heute geht ihr nirgends mehr hin!<< Bravo, ein Rauswurf und dazu Hausarest. Mele und ich gingen in mein Zimmer, ich legte mich auf's Bett und schlief.
Gegen Abend kam Martin vorbei und Mele wurde abgeholt. Es war Sonntag und am nächsten Tag hatte ich wieder Schule, aber das war egal, ich wollte Zeit mit Martin verbringen. Wir saßen die halbe Nacht auf meinen Bett und redeten miteinander. Wir sprachen über so ziemlich alles. >>Was hat dich denn gestern so sehr aufgeregt?<< >>Na das du andauernt beim Hausmann warst!<< >>Ich war gar nicht andauernt bei Hoshi!<< >>Aber du hast mit ihm rumgemacht und wolltest nicht mehr weg von ihm!<< >>Hallo? Ich habe ihn nur umarmt!<< >>Mhh<< >>Also was ist nun das Problem?<< >>Ich kann den nicht ab<< >>Warum?<< >>Ich habe keinen Bock auf den Müll! Sag doch das du lieber Hoshi hier hättest!<< >>Das stimmt doch gar nicht!<< Ich saß auf Martin's Schoss und küsste ihn, wie kam er nur darauf das ich Hoshi mehr mochte als ihn? Wir wechselten das Thema, nach einer Weile stellte er mir wieder die Frage. >>Willst du mit mir zusammen sein?<< Ich sah ihn in die Augen, er hatte wundervolle Augen, ein Farbenfasching, ein wunderschöner. Ich sah an die Wand hinter ihm und wieder in seine Augen. >>Das kann ich jetzt noch nicht sagen<< >>Ok, lass dir Zeit<< Seine Stimme klang enttäuscht und es tat mir Leid, aber ich hatte schon zu viele schlechte Erfahrungen gesammelt, ich sagte nicht mehr so schnell ja.
Es wurde später und Martin fuhr nach Hause, wir würden uns die ganze Woche nicht sehen, weil er ihm Seminar war.


Kapitel 8 - Verkupplungsversuche und Zukunftspläne



Wie immer hatte ich bis spät in die Nacht erzählt und Sven hörte geduldig zu. >>Schon wieder um drei, ich werde ins Bett gehen<< Ich stand auf und streckte mich. >>Ok, gute Nacht<< >>Dir auch<< Ich ging ins Schlafzimmer, zog mich um und legte mich hin. Schnell schlief ich ein und träumte unruhig, ich durchlebte die Cluberöffnung noch einmal. Ich wollte diese Bilder nie wieder in mein Gedächtnis rufen, aber das erzählen hatte sie wieder hervor geholt. Es war so, als würde jemand ständig auf Wiederholung drücken, jedesmal wenn es soweit war, das Martin uns nach Hause fuhr fing es wieder an. Martin wollte uns nach Hause fahren, schwup, wir laufen den parallel Weg zur Hauptstraße in Richtung Club. Es war grauenvoll und wollte nicht Enden, bis ich mit Tränen in den Augen aufwachte. Ich hatte nicht geschrien, ein Fortschritt.
Als ich mich angezogen hatte und im Bad gewesen war ging ich in die Küche. Sven und Phil saßen bereits da und tranken Kaffee. Das erste Mal sah ich die Beiden nebeneinander im Vergleich, obwohl Phil ziemlich gut aussah konnte er Sven nicht das Wasser reichen. >>Guten Morgen<< >>Morgen<< >>Gut geschlafen?<< >>Ja<< Ich log Sven lieber an, als ihm von meinen Traum zu erzählen, Phil hielt sich raus und tat so als, würde er jeden Winkel seines Toast's begutachten und nachsehen ob er auch perfekt bestrichen war. >>Habt ihr 2 heute Abend schon etwas vor?<< Phil war mit seinen Toast zufrieden und widmete sich jetzt uns. >>Eigentlich nicht, nein<< Wie fast immer traf Sven diese Entscheidung, wenn ich nun etwas geplant hatte? >>Wollt ihr vielleicht ins Kino? Ich habe 2 Karten, aber keine Zeit...<< >>Ja, klar<< Ich wurde total übergangen! >>Hat Lara heute schon Futter bekommen?<< Vielleicht hatten sie mich ja vergessen, aber ihrer Reaktion zufolge hatten sie das nicht. >>Klar, sie war auch schon Gassi<< Sven antworte nur, es war keine Spur von Interesse in seiner Stimme. Was für ein langweiliges Frühstück. >>Ich geh Haare waschen<< Es war eigentlich nicht Notwendig, aber ich wollte einen Grund diese Unterhaltung verlassen zu können und hier hatte ich ihn.
Phil verlies nach dem Frühstück ziemlich schnell die Wohnung, er sagte nur das er noch etwas vor hätte und das er uns jetzt alleine lässt. Er gab diese Verkupplungsversuche einfach nicht auf. Es war anstrengend aber eigentlich wollte ich das ja. Oder etwa nicht? Der Nachmittag verging nur Mühsam. Sven saß die ganze Zeit mit vielen Büchern um sich herum am Laptop und erledigte irgendetwas für die Uni. Ich saß auf der Couch und dachte über mein Leben nach. So in Ordnung wie es jetzt war, würde es nicht immer sein. Ich war die kommende Woche noch Krankgeschrieben, aber dann musste ich zurück in die Schule. In meine Klasse. Wenigstens meinen Realschulabschluss wollte ich noch schaffen, aber das bedeutete ich müsste das gesamte Schuljahr überstehen. Was wohl die Lehrer gesagt haben, als nachgefragt wurde wo ich war? Zumindestens Melanie wird gefragt haben. Ob sie gesagt haben ich wollte von einer Brücke springen? Oder haben sie nur gesagt das ich mir das Bein gebrochen habe und sie selbst auch nichts genaueres wissen? Ich hatte jetzt schon keine Lust mehr auf Schule, aber was muss das muss.
Ich verbrachte bis zum Abend meine Zeit damit, mir über diese Dinge Gedanken zu machen. Schließlich kam Sven zu mir und sagte das wir in einer halben Stunde losfahren würden. Eigentlich hatte ich keine Lust auf Kino, aber das war ja sowieso unwichtig. Als wir an der Kinokasse standen, bemerkte ich das Phil uns in einen kitschigen Liebesfilm geschickt hatte. Waren die Karten wirklich für ihn und er konnte sie nur nicht einlösen, weil er keine Zeit hatte? Oder hatte er das vielleicht so geplant und das gehörte zu seinen Verkupplungsversuch? Wir hatten sogar eine Pärchenbank. Das konnte nur einer von Phil's Versuchen gewesen sein. Der Film war die Oberschnulze schlechthin. Ich hatte Liebesfilme noch nie leiden können, sie endeten doch alle immer gleich. Frau trennt sich vom Mann, kommt mit einem anderen zusammen, trennt sich wieder und geht zum Ersten zurück. Oder Frau lernt jemand kennen, kann ihn erst gar nicht leiden, kommt mit jemanden anders zusammen das klappt nicht und sie geht wieder zum Ersten. Immer das selbe. Endete ein Liebesfilm allerdings ohne Happy End und ich fand die Schauspieler oder zumindestens die männliche Hauptrolle gut, besser gesagt süß, dann heulte ich. Nun, Phil hatte uns die Sorte Happy-End-Los ausgesucht. Es ging darum das 2 sich kennen lernen und viel Zeit miteinander verbringen, sie werden beste Freunde. Der Kerl verliebt sich in das Weib, das Weib will ihn aber nicht und sucht sich jemand anderes. Nach sonst wie langer Zeit, merkt das Weib das sie ja eigentlich NUR den Kerl wollte, der aber jetzt glücklich verheiratet mit Frau und Kind ist.
Ich lehnte an Sven an und heulte. >>Was ist los Niine?<< >>Ich... Ich muss immer bei Filmen ohne Happy End heulen. Nicht weiter schlimm<< Sven legte den Arm um mich und wir verliesen das Kino. Im Auto hatte ich mich wieder gefangen und die Tränen weggewischt. >>Aber ganz normal ist das doch nicht oder?<< >>Was ist nicht ganz normal?<< >>Das du bei Liebesfilmen heulen musst<< >>Ich bin ein Mädchen, wir sind nun einfach emotionaler als ihr<< >>Denkst du<< >>Wie meinst du das?<< >>Egal. Wir sind da<< Tatsälich, wir waren da und Sven hatte einmal wieder gezeigt wie gut er ablenken konnte. Wir gingen nach oben und Sven wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, höchstwahrscheinlich war er müde und wollte schlafen, aber er hatte jetzt mein Interesse geweckt. So entschied ich mich ihm zu folgen. Er setzte sich auf die Couch und ich mich daneben. >>Wie meintest du das nun gerade im Auto?<< >>Du kannst ja richtig hartnäckig sein<< >>Ich warte<< >>Ok. Ich wollte damit eigentlich nur sagen das es auch Männer gibt, die sehr gut ihre Gefühle zeigen können<< >>Fällt dir da jemand spontan ein?<< Sven war einen Moment ruhig, überlegte er? Obwohl wir nicht weit auseinander saßen, lehnte er sich über mich und seine Lippen berührten sanft die meinen. Obwohl es nur eine ganz einfache Berührung war, löste sie in mir Gefühle aus, die sich lange nicht mehr bei mir gemeldet hatten. Ich dachte ich hätte sie verloren, aber Sven erweckte sie zu neuen Leben. Sven strich sanft eine Strähne aus meinen Gesicht, jetzt war es vorbei mit meiner Selbstbeherrschung. Ich zog ihn näher an mich heran, hielt ihn fest und der Kuss wurde zum Leidenschaftlichsten meines ganzen Lebens. Es war viel schöner als der Kuss am Türrahmen, ich spürte wie sehr er diesen Kuss wollte, seine Gefühle gingen förmlich in meinen Körper über. Er war nicht nur eine Droge für mich, er war etwas ganz besonderes. Er erweckte mich zum Leben. All die Zeit in der ich tod war, vergessen wie weggeblassen. Ich lebte jetzt und das war alles was zählte.
Die Zeit stand still und ich war einfach nur glücklich, es war mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Es gab kein Wort was dieses Gefühl in mir beschreiben konnte. Sven löste den Kuss und sah mich an, ich wollte etwas sagen, aber Sven legte seinen Finger auf meine Lippen und schüttelte langsam den Kopf. Er hatte recht, Worte würden diesen Moment nur zerstören.
In dieser Nacht schliefen Sven und ich gemeinsam auf der Couch, es passierte nichts weiter, wir wollten es langsam angehen. Ich schlief besser als je zuvor, der Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Sven war wundervoll. Alle alten Wunden waren vergessen und verheilt. Es war die Zukunft, die für mich zählte.
Die Sonne streichelte mir sanft über das Gesicht, vielleicht einer der letzten Herbstsonnenstrahlen. Ich öffnete meine Augen und drehte mich zu Sven. Sven? Er lag nicht neben mir. Wo war er? Rasch stand ich auf und zog mich an, danach ging ich in die Küche. Fehlanzeige. Wohnzimmer? Auch nicht. Wo war er nur? Erst jetzt fiel mir auf das nicht nur er fehlte, Lara war auch weg. Sie waren also spazieren, in letzter Zeit hatte ich es oft gar nicht gemerkt, wenn Sven oder Phil mit Lara Gassi waren. Ich ging zurück in die Küche und suchte nach etwas zu essen. Ich wusste gar nicht wo etwas war. Die ganze Zeit in der ich hier war, hatte immer jemand für mich gesorgt. Sven hatte mir Frühstück ans Bett gestellt, Tag für Tag und Phil war einfach immer da gewesen. Wahllos öffnete ich verschiedene Schränke, erstaunlich. Überall herrschte Ordnung, Lebensmittel waren säuberlich neben einander gestellt, die Etiketten immer nach vorn. Man getraute sich gar nicht etwas anzufassen. Nach einer viertel Stunde suchen hatte ich eine Schüssel Müsli fertig zum essen vor mir stehen. Die Beiden waren immer noch nicht wieder da, ich wusch meine Schüssel und den Löffel auf und da drehte sich der Schlüssel im Schloss.
Sven und Lara kamen zur Wohnungstür herein, wie immer stürzte Lara sofort auf mich zu. Kurze Zeit später war auch Sven in der Küche angekommen, ich ging zu ihm hin um ihm einen Kuss zu geben, doch er wehrte ab. Erstaunt sah ich ihn fragend an. >>Ich... Ich halte das für keine gute Idee<< Als er das sagte, streichelte er mir sanft durch die Haare. >>Aber, warum?<< Er sah gequält aus. Ich spürte das er mit sich selbst kämpfte, das was er jetzt gleich sagen würde, bereute er jetzt schon. Bisher konnte ich nur selten soviel aus seiner Mimik und Gestik erkennen. >>Janine wir kennen uns kaum... Du erzählst mir von deinen Leben, deinen Erfahrungen und auch wenn ich noch nicht alles gehört habe, so habe ich doch deutlich gemerkt, das du in deiner Vergangenheit viele schnell getroffenen Entscheidungen bereut hast. Ich -<< >>Diese Entscheidung würde ich nicht bereuen, da bin ich mir sicher!<< >>Woher willst du wissen das ich nicht genauso bin?<< >>Rede doch keinen Unsinn! Ich weiss das du nicht so bist!<< >>Und woher?<< Mir fiel keine Antwort darauf ein, er hatte Recht. Ich wusste ja wirklich nichts über ihn.
Nun stand ich also vor Sven und fühlte mich wie ein kleines Mädchen. Ich kam mir wieder vor wie in der ersten Klasse. Ich komme nach Hause und übe den ganzen Nachmittag lesen, immer wieder die selben Texte, abends kommt Leszek in mein kleines Zimmer und fragt ob ich soweit bin es ihm vorzulesen. Sofort werde ich unsicher, es würde wie immer sein, ich konnte den Text perfekt, ich hätte ihn noch nicht einmal ablesen brauchen. Doch ich würde mich verlesen, aus Angst davor was für eine Strafe mich erwartete, wenn mir das geschah. Ich hätte wieder eine Woche Fernsehverbot, keine Süßigkeiten und Hausarest. Wenn ich aber nicht vorlese, sitze ich morgen wieder den ganzen Tag. Es war ein elender Teufelskreis und wie immer brach ich ihn Tränen aus, ich war nie sehr belastbar gewesen und dafür hasste ich mich selbst. Er fragte wieder nach was nun sei und ich konnte nicht mehr. Ich brach förmlich in mich zusammen und die Tränen liefen wie gebrochene Dämme. Wieder hatte ich mir die altbekannte Strafe eingefangen und wieder wurde mir gepredigt irgenwann würde ich dafür Dankbar sein. Wie das passieren sollte konnte ich mir damals nicht vorstellen.
>>Janine? So meinte ich das nicht... Ich wollte doch nur sagen... Janine es tut mir Leid, hör bitte auf mit weinen<< Ich konnte es nicht fassen, fast zehn Jahre später war es mir wieder passiert, das war doch grauenvoll, nahm das nie ein Ende? Ich stand vor Sven und konnte die Tränen nicht halten, es ging einfach nicht. >>Janine, bitte. Ich kann mir das nicht mit ansehen. Verstehst du mich denn so schlecht? Ich meinte das nicht so...<< Sven war verzweifelt, er war mit mir überfordert und ich brachte kein Wort heraus. Ich wollte den Mund öffnen und schaffte es nicht. Ich lief ins Schlafzimmer und legte mich auf's Bett, dort heulte ich dann mein Kissen voll, bis alles raus war. Alle aufgestauten Gefühle waren weg. Endlich. Zurück zu Sven wollte ich noch nicht, was sollte ich ihn auch sagen?


Kapitel 9 - Die verstaubte Vergangenheit



Ich saß immer noch auf meinem Bett, die Tränen konnte ich inzwischen wieder zügeln und das heftige Schlucken war auch weg. Da kam Sven herein, er setzte sich neben mich auf das Bett und sah für das Erste schweigend zu Boden. >>Niine, es tut mir wirklich Leid. Das wollte ich nicht. Wir sind doch Freunde<< Er sah mich an, sein Blick war immer noch gequält, glaubte er wirklich es wäre seine Schuld gewesen das ich heulen musste? >>Sven es war nicht deine Schuld<< >>Das verstehe ich nicht, ich habe dich doch zum weinen gebracht<< >>Ja und nein, ich... Ich bin einfach nicht besonders belastbar<< >>Warum? Wie kommt das?<< >>Naja, früher - Nein stop, wir reden schon wieder über mich<< >>Was ist daran so schlimm?<< >>Wir reden nur über mich, du hast Recht, ich weiss über dich wirklich fast nichts, das möchte ich ändern<< >>Und wie? Wie kommst du eigentlich darauf?<< >>Das sieht doch jeder Blinde und Phil -<< >>Was hat Phil gesagt?<< Sein Ton war scharf und man hörte eine tiefe Wut heraus, wusste Phil etwas, was ich nicht wissen durfte? >>Nein, er hat mich halt nur darauf hin gewiesen<< >>Und?<< >>Nichts und<< >>Janine!<< >>Wirklich nichts! Und jetzt erzähle zur Abwechslung du etwas<< Ich musste aus diesen Kreuzverhör raus, sowas ist nicht gut für mich, es macht mich auf Dauer kaputt.
Sven sah mich kurz böse an, doch dann begang er mit sprechen. >>Ok. Ich heiße Sven Nexen, bin am 8. Mai 1984 in Berlin Neukölln geboren, habe einen 3 Jahre älteren Bruder names Phil. Mein Vater hat meine Mutter verlassen als ich 5 war, darauf griff diese zur Flasche. Als ich 10 war ging es Zuhause gar nicht mehr, es gab kein Geld mehr und so nahm ich mir einfach was ich brauchte, das hatte ich so bei Phil gesehen. Wir beiden Brüder hielten immer zusammen und hattes deswegen einen großen Vorteil, gegenüber den anderen Kindern. Die Jahre vergingen und Phil wurde zu sowas wie dem King aus unseren Bezirk, natürlich wurde ich genauso respektiert. Wir waren immer weniger Zuhause und manchmal liesen wir uns die ganze Woche nicht blicken. Meine Schule ging bergab und ich drohte kleben zu bleiben. Eines Tages als ich 15 war kamen Phil und ich nach Hause und...<< Sven hörte auf zu sprechen. Er sah betroffen nach unten und konnte nicht weiter reden. Ich legte zaghaft meine Hand auf seine Schulter, doch in meinen Augen reichte diese Berührung nicht aus um ihn Trost zu spenden. So umarmte ich ihn. Es sollte keine romantische Umarmung werden, einfach nur freundschaftlich, trostvoll. Ich spürte wie meine Schulter langsam aber sicher etwas feuchter wurde, Sven weinte? Ich erlebte das erste Mal mit das er emotional am Boden war. Es musste für ihn eine schreckliche Erinnerung an diesen Tag sein. Wie konnte ich ihn nur immer so mit meinen Problemen in den Ohren liegen? Ihn ging es viel schlimmer als mir.
>>Wenn du nicht weiter erzählen möchtest, dann ist das in Ordnung für mich<< Ich drückte ihn an mich und auf einmal hatte ich das Gefühl ihm etwas geben zu können. Er musste eine grauenvolle Kindheit gehabt haben. Aber wie konnte man vom Berlin-Neukölln-Kind zum Studenten werden? Was war mit der Mutter passiert? >>Nein. Ich... Ich will weiter erzählen. Es geht schon wieder, ich hatte nur das Bild vor Augen<< Sven löste die Umarmung, setzte sich wieder aufrecht hin und atmete tief ein. >>Phil und ich kamen nach Hause. Wir gingen in die Küche und wollten nach schauen ob unsere Mutter es auf die Reihe bekommen hatte einkaufen zu gehen, immerhin waren wir 14 Tage nicht Zuhause gewesen. Was wir da sahen lies uns den Atmen stocken. Unsere Mutter, mit einer leeren Flasche Wodka auf dem Küchenboden liegend. Sie hatte sich tot gesoffen. Ich spürte damals kein Mitleid mit dieser Frau, seit Ewigkeiten hatte sie nur gesoffen, sie war nie für uns da gewesen. Ich war der Meinung sie hätte es verdient gehabt. Erst später hatte Phil mir ein paar Dinge über sie erzählt, die ich so nicht wusste. Phil musste früher des öfteren mit ihr intensiv gesprochen haben, alles hoffnungslos. Ich wusste zu dieser Zeit nicht, das ihr Tod für mich eine Art >letzte Rettung<< war. Phil wurde in diesen Tagen 18 und wir zogen in eine kleine Einzimmerwohnung, weit weg ovn Berlin Neukölln. Wir liesen alles und jeden hinter uns, begannen ein neues Leben. An der neuen Schule hatte ich Anfangs große Probleme, Phil hatte mich davon überzeugt, das es besser wäre würde ich das Jahr wiederholen. Es war für mich sehr schwer, in meinen Augen waren das alles Kinder und meine alten Lebensgewohnheiten halfen mir nicht besonders weiter. Phil musste auch mit allen meinen Lehrern gesprochen haben, denn jedes Mal wenn ich eine meiner Gewohnheiten zeigte wusste Phil dies überraschend schnell. Dann war er immer tierisch sauer auf mich. Er wollte das ich etwas aus mir machte. Wenn Phil auf mich sauer war, war dies das schlimmste überhaupt für mich, ich hatte keine Familie und auch keine Freunde, ich hatte nur ihn. Mit der Zeit hatte ich den aktuellen Stoff in der Schule ganz gut aufgenommen und auch den verloren gegangen nachgeholt. Ich wurde zu einen richtigen Musterschüler und mein altes Leben war vergessen. Es lief eigentlich alles ganz gut, Phil hatte eine Ausbildungsstelle und ich machte mein Abitur, nur hatte ich auch noch ein anderes Problem. Früher war es halt noch ein bisschen anders zwischen Männer und Frauen...<< Sven atmete noch einmal kurz aber tief durch, es musste schwer sein das alles zu erzählen. >>Wie meinst du das?<< Er sah mich an, sein Blick sprach Verwirrung aus. >>Das weisst du nicht?<< >>Nein, sonst würde ich doch kaum fragen<< >>Stimmt. Also früher war es >normal< das Männer arbeiten gingen und die Frauen den ganzen Tag bei den Kindern blieben. Die Väter kamen erst spät Abends nach Hause. Sie waren nach der Arbeit noch in eine Kneipe gegangen. Als sie nun betrunken zur Türe herein kamen haben sich die Kinder schnell versteckt und die Frauen wurden meistens geschlagen. Was für Gründe auch immer. Das gekochte Abendessen war kalt oder schmeckte nicht, die Wäsche war nicht gemacht, die Kinder schnarchten, es war ganz egal was, die Frauen waren daran schuld. Nun haben die Kinder das alles mitbekommen. Als sie nun so 12 oder 13 Jahre alt wurden kamen fast alle mit den ersten Drogen in Kontakt, in dieser Zeit wurde auch ein späterer Lebensweg klar. Entweder mit 16 Tot durch eine Überdosis Heroin oder mit 54 unter einer Brücke mit einer leeren Wodka flasche in der Hand. Mehr Möglichkeiten gab es damals nicht wirklich, nur die Wenigstens schafften es da raus zu kommen. Phil und ich hatten einen Mittelweg gewählt. Alkohol und Heroin, nicht gerade besonders empfehlenswert. Allerdings kostete das und Taschengeld gab es nicht. Einen Dealer überfallen war auch nicht besonders günstig, die hatten fast alle schlechtes Dope oder eine Herde von 1,85m großen Bodybuildern hinter sich. Wie kam man also zu Geld? In dem die Freundin sich verkaufte. Da eine Freundin sowieso nur etwas minderwertiges war mit der man machen konnte was man wollte, war das allen ziemlich egal gewesen. Diese Lebensgewohnheit nahm ich nun mit in das neue Leben. Du kannst dir sicherlich vorstellen wie sich die Mädchen an meiner Seite fühlten. Ich war weder nett zu ihnen noch achtete ich ihre Rechte und Gefühle, sie waren da und dienten zum Spaß. Wurde eine langweilig nahm ich ihre beste Freundin. Ich fegte wie ein Tornado durch alle Klassenstufen und wurde so zum unbeliebtesten Schüler der ganzen Schule. Zwar konnte ich von mir behaupten jedes gut aussehende Mädchen zu kennen, aber sie hassten mich auch alle. Nach einigen intensiven Gesprächen mit Phil hatte ich begriffen, das es so nicht geht. Ich lies vorerst die Finger von Frauen, meine überschüssige Energie investierte ich in das Lernen. So bestand ich mein Abitur als bester Schüler des Jahrgangs und begang mit meinen Studium. Mir standen alle Türen offen, alle Universitäten wollte mich und keinen Interessierte ich wo ich einst herkam. Es war wundervoll. Janine stell dir vor du bist mir der Schule fertig und kannst alles machen was du willst. Das Gefühl ist eines der Schönsten auf der Welt. Ich glaubte wieder an meinen alten Traum, ich wollte Arzt werden, anderen Menschen helfen, alle meine Prioritäten verloren an Bedeutung. Ich wollte diesen Beruf ausüben dürfen und dafür ignorierte ich alles anderen Bedürfnisse. Naja es ist heute noch mein Traum und ich bin auf besten Weg dahin, ihn zu erfüllen. Allerdings...<<
>>Was >allerdings
Kapitel 10 - 1000 Fragen, [k]eine Antwort



Wo bin ich? Es ist so hell hier, wo kommt dieses Licht nur her? Ich kann mich nicht richtig umsehen, irgendetwas hindert mich daran. Bin ich etwa nur zu besuch hier? Ich will hier bleiben, es ist wie ein Magnet. Etwas anziehendes geht von diesen Ort aus. Wenn ich doch nur wüsste wo ich bin. Ist das da hinten Rex? >>Rex!<< Ich will zu ihn hingehen, aber es geht nicht. Ich komme einfach nicht vom Fleck. >>Komm her mein guter. Kennst du mich noch? Ich bin's Niine<< Er sieht mich doch oder? Sieht er mich? Automatisch sehe ich an meinen Körper herab, ich habe meine ganz normalen Sachen an. Die Sachen mit dennen ich in den Keller gerannt bin. Die Sachen die Blutverschmiert sind. Meine Sachen halt. Stop. Blutverschmiert? Wo kommt das Blut her? Ist das mein eigenes? Das Bild ändert sich. Nebel. Viel Nebel. Bin ich hier alleine? Vorallem, was soll ich hier? Ich halte eine Kette in der Hand, wo kommt die her? Sie ist kalt und schwer, der Ort wird immer gruseliger. Da hängt etwas an der Kette. >>REX!<< Erleichterung macht sich breit, doch im selben Moment bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Rex ist 2001 gestorben. Was mache ich also mit einen längst gestorbenen Hund an der Kette hier? Bin ich auch Tot?
Vor mir ist ein riesiger strahlend heller Torbogen. Er ist so wunderschön. Sind er aus Kristall oder warum kann er so schön funkeln? Er strahlt wärme aus und wirkt so einladent auf mich, ich will ihn anfassen. >>Komm Rex<< Wieso bleibt dieser dumme Hund nur stehen? >>Rex! Ich will jetzt zu diesen Tor komm schon mit<< Plötzlich höre ich eine mir ungewöhnlich vertraute Männerstimme. >>Rex wird nicht mit gehen<< Wer war das? Hektisch sehe ich mich um. Irgendetwas tief in mir sagt ich soll dieser Stimme folgen. >>Wer bist du?<< Die Stimme lacht kurz. Es ist ein freundliches Lachen. >>Mein Kind, kennst du mich denn nicht mehr?<< Neben dem Tor steht auf einmal mein Vater. Wie kommt er hier her? >>Was willst du hier? Bin ich tot? Bist du tot?<< Wieder lacht er. >>Du bist so lebendig wie du willst. Ich bin nur hier, weil du es willst<< >>Ich will doch gar nicht das du hier bist! Ich hasse dich und das weisst du! Wir hatten Streit und sind getrennte Wege gegangen!<< >>Anscheinend willst du mich doch hier haben oder zumindestens ein kleiner Teil von dir will das. Rex willst du ja auch hier haben<< >>Rex ist schon lange gestorben, er kann nicht hier sein. Wo sind wir eigentlich?<< >>Irgendetwas in die wird ihn und mich hier haben wollen, wo wir sind kann ich dir allerdings auch nicht so genau sagen. Du hast dir diesen Ort ausgewählt<< >>Und wie lange muss ich hier noch sein?<< >>Mhh... Gute Frage. Die Antwort weiss ich leider nicht<< Trotzig trete ich gegen einen kleinen Stein, lag der eben schon? Ich drehe mich um, überall nichts. >>Wollen wir uns nicht setzten und ein wenig reden, wenn wir schon hier sind?<< Ich sehe wieder zu meinen Vater und gerade will ich sagen das es hier nichts zum sitzen gibt, da sehe ich eine Bank. >>Wo kommt diese Bank her?<< Ich gehe auf sie zu und setze mich, Rex folgt mir. >>Diese Fragen kann ich dir alle nicht beantworten. Können wir nicht normal miteinander reden?<< Er setzt sich neben mich, ob ich ihn anfassen kann? Ist er echt? Vielleicht probiere ich es an Rex, beiläufig will ich ihn streicheln, aber ich greife ins Leere. Seltsam, er sitzt direkt neben mir, aber berühren kann ich ihn nicht. Ich sehe wieder zu meinen Vater. >>Ich wüsste nicht über was ich mit dir reden soll<< >>Du machst es einen wirklich nicht gerade einfach. Wie geht es dir? Was machst du so? Wie hast du dir eigentlich diese Wunde am Kopf zugefügt?<< >>Seit wann interessiert es dich wie es mir geht? Als ich dir damals mit 14 aus meinen Leben erzählt habe wolltest du auch nichts von mir wissen<< >>Du bist nicht ganz fair zu mir<< >>Du hast mir offen ins Gesicht gelogen!<< >>Ich habe dir meine Wahrheit erzählt. Du wolltest meine Geschichte hören und ich habe sie dir geschrieben<< >>Richtig, ich wollte die WAHRHEIT wissen und nicht deine Lügengeschichte!<< >>Ich habe dich nicht belogen<< Er spricht ruhig, aber ob er die Stimmlage noch lange halten kann weiss ich nicht. Meine Stimme ist bereits vor Wut und Enttäuschung geladen. Ich weiss noch als wäre es gestern gewesen, wie ich bei jeden seiner 3 Briefe Rotz und Wasser geheult habe. Er gehört mit zu den wenigen Männern, wegen der ich schon so einige Träne verloren habe. >>Du hast mir gesagt du hättest nie ein Alkoholproblem gehabt! Die größte Lüge von allen. Es gibt ärztliche Gutachten, eines habe ich dir auch geschickt, in dennen es schriftlich steht! Alle Leute die dich kannten können das bezeugen und du sagst mir es hätte nie ein Alkoholproblem gegeben??!<< Er ist still. Sieht einfach zu Boden. >>Du wirst mir nicht verzeihen? Du wirst mir nichts mehr glauben?<< >>Es ist doch egal was ich glaube und was nicht. Du hast deine Meinung und ich meine. Wir haben uns damals nicht ausgesprochen, du hast mir nur gesagt das ich dich in Ruhe lassen soll. Ich nicht länger deine Tochter bin<< Meine Augen werden feucht. Verdammt. Heule ich etwa schon wieder wegen einen Kerl? >>Und trotzdem bin ich jetzt bei dir. Ich weiss nicht ob ich dich heute das letzte mal sehe. Im Moment kämpfen Sven und Phil um dein Leben. Du liegst im Koma. Vielleicht bist du jetzt auch schon auf den Weg zum Himmel, ich bin mir fast schon sicher das du früher oder später dort landen wirst. Du weisst gar nicht wie traurig es mich damals gemacht hat diese vielen Vorwürfe von dir zuhören. Du hast mir alle meine Fehler im Leben noch einmal deutlisch vor Augen geführt. Warum kannst du einen alten Mann nicht in seiner Wunschwelt leben lassen? Und auch jetzt, wo du gerade um dein Leben kämpfen solltest bist du eiskalt zu mir. Du bist wie deine Mutter. Es tut mir Leid, ich hätte mich wirklich gerne mit dir ausgesprochen<< Er steht auf und ist weg. Wo ist er hin?
Alles wird schwarz. Ich sehe nur noch ein helles Licht, auch Rex ist weg. Ich bin ganz alleine. Soll ich zu diesen Licht gehen? Ist das der Himmel? Ich will jetzt noch nicht sterben! NEIN! Ich will leben!! Mit Sven. Das Licht wird schwächer, immer schwächer. Dunkel. Ich spüre meinen Körper nicht. Oder doch? Was ist das für ein Schmerz? Mein Kopf brennt wie Feuer, kann ich ihn berühren? Ich spüre nur noch diesen Schmerz im Kopf, verdammt bin ich müde. Ich schlafe.


Kapitel 11 - Das Ende?



>>Oh, sie kommt zu sich!<< >>Niine! Wie geht es dir? Schmerzt es noch sehr? Mach sowas nie mehr! Ich habe mir solche Sor-<< >>Ich muss die beiden Herrschaften bitten sie etwas in Frieden zulassen, ansonsten muss ich Sie des Raumes verweisen!<< Langsam öffne ich meine Augen. Ich sehe ein schlicht eingerichtetes Krankenzimmer, Sven, Phil und eine alte, streng aussehende und ziemlich rundliche kleine Frau mit schwarzen kurzen Haaren. >>Nun wie geht es Ihnen? Ihr Zustand war immerhin ziemlich kritisch<< >>Schwester ich bin auch Arzt! Lassen Sie mich sich um Janine kümmern! Ich kenne Sie immerhin am besten von allen hier<< >>Herr Nexen, Sie haben noch nicht einmal ihren Doktor zuende gemacht und bei einer Verletzung diesen Grades sollten sie schon die Spezialisten arbeiten lassen<< >>Sowas muss ich mir nicht von einer gewöhnlichen Krankenschwester anhören!<< >>Oh doch das müssen sie!<< >>RUHE!<< Phil hatte gerade das ausgeschrien, was ich mir die ganze Zeit dachte. >>Sven, Schwester Klemm? Würdet ihr bitte den Raum verlassen und draußen weiter diskutieren? Ich kann mir sehr gut vorstellen das Janine trotz allen starke Kopfschmerzen hat und gerne ihre Ruhe hätte<< Beide schauen völlig verdutzt drein. Er hat Recht, das können sie nicht abstreiten. Nach weiter Momenten des Schweigens verlassen beide den Raum.
>>Danke Phil<< >>Kein Problem, wie geht es dir?<< >>Naja... starke Kopfschmerzen. Was ist passiert?<< >>So weit ich weiss haben du und Sven, naja ihr habt euch halt wieder einmal gestritten. Warum weiss ich nicht, aber das muss auf jeden Fall aufhören. Es ist für keinen von euch beiden gut. Dann bist du aus der Wohnung gerannt, direkt in den Keller. Dort hast du dich dann verlaufen und bist wahrscheinlich gestürzt, direkt mit den Hinterkopf auf einen Stein. Du hast sehr viel Blut und das Bewusstsein verloren. Zuerst haben wir dir nur einen einfachen Verband umgelegt, weil wir nicht wussten wie groß die Verletzung war. Doch dann haben wir beschlossen dich besser ins Krankenhaus zu bringen, du hattest in der Zeit noch mehr Blut verloren und dein Leben war ernsthaft in Gefahr. Sven hatte sich viele Vorwürfe gemacht und mit allen Ärzten angelegt. Nach einigen Transfusionen war dein Zustand wieder ziemlich stabil und seitdem liegst du hier<< >>Du weisst wirklich nicht warum wir uns gestritten hatten?<< >>Nein, ich weiss nur das es aufhören muss<< >>Wie, wie meinst du das?<< >>Du kennst die Antwort doch schon oder?<< >>Ich will Sven nicht verlassen!<< >>Das wäre aber das Beste für euch beide und das weisst du auch<< >>Phil hör auf damit!<< >>Denk darüber nach!<< >>PHIL!<< Ich brach in Tränen aus. Wie konnte er etwas derartiges sagen?
Nachdem Phil das gesagt hatte und ich nur noch heulen konnte verlies er leise den Raum. Ich schlief ein, dank der vielen Mediekamente schlief ich fest und traumlos. Doch leider zu kurz. Ich war schon gegen um 5 Uhr in der Frühe wach. Es wird bald Winter, draußen ist es noch finster. Ich wühlte eine Weile in meinen Nachtischschränkchen bis ich fand was ich suchte. Ich setzte mich etwas aufrechter hin, dann legte ich den Zettel vor mir auf den Tisch und begang zu schreiben. Mit jeder Zeile floss auch eine dicke Träne auf das Papier.

Lieber Phil,
ich habe inzwischen lange Zeit über das Gespräch mit dir nachdenken können und wenn du das hier liest bin ich schon längst fort von diesen Ort. In den letzten zwei Monaten habe ich viel von dir und deinen Bruder gelernt, ich habe gelebt so wie ich es lange nicht getan habe. Doch habe ich auch gelitten. Auch wenn du mich zu Beginn (wohl Berechtigt!) nicht mochtest, hast du alles dafür getan das Sven und ich zusammen sein können. Ich bin dir sehr Dankbar dafür! Aber wie du selbst gesagt hast, klappt das mit Sven und mir einfach nicht. Ich weiss nicht woran es liegt, wahrscheinlich an mir und meiner Vergangenheit, immerhin ist Sven ein klasse Mann, der jemand anderes als mich verdient hat. Irgendwann wird auch er die richtige Frau an seiner Seite haben und ich bitte dich das du ihn dann in meinen Namen die besten Glückwünsche ausrichtest. Selbstverständlich hoffe ich auch für dich das du bald eine Frau findest, falls du der Glücklichen noch nicht begegnet bist.
Ich werde Sven nicht in die Augen schauen können, wenn ich ihm sage das ich ihn verlassen werde, deshalb wird auch er nur einen Brief von mir vorfinden. In diesen Brief wird kein Wort von unseren letzten Gespräch erwähnt und aus diesen Grund liegt es bei dir ob du es Sven erzählen möchtest oder nicht.
Ich denke jetzt alles gesagt zu haben und hoffe es wird bald nicht mehr so schmerzlich sein an die Zeit mit euch zu denken, immerhin war es wahrscheinlich die schönste in meinen Leben.
In hoffendlich Ewig bester Erinnerung,
deine J.



Als ich den zweiten Brief an Sven schrieb war ich mir nicht mehr sicher ob man ihn später noch lesen könne. Die Tränen hatten keinen halt mehr und das schreiben fiel mir so schwer das ich zitterte. Noch am selben Tag lies ich mich in ein Krankenhaus weit weg von Dresden verlegen. Ich sagte Schwester Klemm das sie die Briefe an Phil und Sven weiter leiten sollte und dies bitte erst, wenn ich fort war. Auch bestand ich darauf das die Ärzte ihrer Schweigepflich ehre machen sollten. Ich wollte nicht das mir jemand folgt.

Kapitel 12 - Der letzte Brief



Weihnachten im Krankenhaus, soetwas konnte ich mir nie vorstellen. Ich hatte überhaupt keine Feiertagsstimmung und musste sowieso fast jeden Tag heulen. Mindestens drei mal am Tag lass ich mir die Kopie vom Brief an Sven durch und fragte mich was er wohl gerade machen würde. Ob er nach mir suchte? Ich beendete mein eigendlich wunderschönes Leben mit den Wohl emotionalsten Brief den ich je schrieb. Ich werde die Zeilen nie vergessen.

Mein liebster Sven,
es tut mir Leid wie alles gelaufen ist, das musst du mir glauben. Doch wenn du das hier liest, bin ich schon längst weg von dir. Ich bin aus deinen Leben verschwunden, genauso schnell wie ich hinein trat. Ich bin dir dankbar dafür das du mich damals von der Brücke geholt hast und um dir einen kleinen Eindruck meiner Dankbarkeit zu vermittel schreibe ich in diesen Brief mehr als eigendlich erforderlich. Im übrigen werde ich bald meinen Realschulabschluss zuende machen und dann vielleicht sogar mein Fachabi. Ich habe meinen alten Traum wieder aufleben lassen und werde jetzt alles dafür tun um Anwältin zu werden.
Mir ist sehrwohl bewusst das ich nicht gerade die edelste Form gewählt habe um mich von dir zu trennen. Aber ich hoffe der Brief ist auch in deinen Augen sehr persönlich. Du hast mir gezeigt was Leben und vorallem was Liebe ist, auch dafür werde ich dir immer dankbar sein. Doch konnte das zwischen uns nicht klappen. Ich bin ein kaputter Mensch und du hast auch mit deiner Vergangenheit Probleme. Wir konnten auf Dauer nicht miteinander klar kommen. Das macht mich traurig. Aber ich kann nicht mit jemanden zusammen sein, mit dem ich mich immer wieder streite. Ich hoffe du kannst mich da etwas verstehen.
Ebenfalls fühle ich mich verpflichtet dir die Sache mit Martin bis zum Schluss zu erzählen. Auch diese Geschichte gehörte wahrscheinlich zum Scheitern unserer Liebe. Es tut mir Leid das ich ständig davon erzählt habe, es war egoistisch. Auch das ich in diesen Brief das Thema anspreche ist eigentlich nicht in Ordnung, deshalb werde ich mich kurz fassen. Meine letzte Erzählung endete damit das Martin in sein Seminar gegangen war und ich mit der Frage ob ich mit ihm zusammen sein wollte bei mir in saß. Nach einer Woche nicht sehen und ständigen hin und her schreiben sagte ich am 07.02.2009 ja. Wahrscheinlich auch ein Datum was ich nie vergessen werde, denn nach nur 19 Tagen war alles wieder vorbei. Die erste Woche mit Martin war wunderschön. Doch die zweite meldete er sich kaum noch. Müsse arbeiten, hätte gerade viel zutun. Das übliche. Als ich in der dritten Woche von Kevin erfuhr das Martin sich an die hübsche Arbeitskollegin Madleen heran machte tickte ich aus. Das ganze schlug dem Faß den Boden aus als ich zwei Tage später - ebenfalls von Kevin - erfuhr das Martin am vergangenen Sonntag als wir gerade unser 2-Wöchiges miteinander verbringen wollten und er mir absagte weil sein Auto kaputt war mich nur angelogen hatte. An diesen Abend war er Madleen auf Arbei t besuchen, denn diese hatte Nachtschicht. So machte ich Schluss und habe seit damals nichs mehr von ihm gehört. Bald darauf fuhr er mit Madleen durch die Gegend.
Da ich jetzt alles aufgeschrieben habe was ich dir sagen möchte, beende ich den Brief mit einer Bitte. Ich habe Lara bei dir gelassen, weil ich mir sicher bin das DU dich bestens um sie kümmern wirst und ich hoffe das du das auch tust. Ich weiss das es viel verlangt ist, immerhin wird sie dich immer wieder an mich erinnern und du kannst bis zu ihren Tod nicht mit mir abschliessen. Deshalb könnte ich es verstehen und verzeihen, wenn du sie weg gibst. Es wäre halt nur ein großer Gefallen den du mir tuen würdest, würdest du sie bis zum Ende bei dir haben.
Ich wünsche dir ein wunderschönes Leben (es wird besser als jedes Leben was du mit mir gehabt hättest, da bin ich mir sicher!). Und ich hoffe das du bald eine Frau findest die zu dir passt und die dich verdient hat!
In ewiger Liebe,
deine Janine




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /