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Er hatte gerade ein Gruppe von Frauen und Menschen aus dem Kriegsgebiet geführt und sie in Sicherheit gebracht. Man wollte ihm eigentlich in der Nacht ein Bett im Lazarett herrichten, doch die Betten wurden für andere dringender gebraucht. Außerdem wollte er noch in der Nacht zurück reiten um am besten schon in den frühen Morgenstunden, noch im Schutz der Morgendämmerung, den nächsten Trupp in Sicherheit bringen zu können. Das silbrige Mondlicht taucht seine Umgebung in schummriges Licht, es war keine besonders warme Nacht, er konnte sich dennoch ein Stöhnen nicht verkneifen, als der karge Boden vor ihm gesprenkelt wurde. Es begann zu regnen, glücklicherweise nur leicht.
Er suchte den Horizont ab, in der Hoffnung schon etwas bekanntes aus zu machen, doch er wusste das es noch dauern würde bis er sein Ziel erreicht hatte.
So zieht er seinen Hut ins Gesicht und macht sich auf eine unangenehme Nacht gefasst. Er reitet dennoch unermüdlich weiter bis sein Pferd immer unruhiger wird. Beruhigend säuselt er leise Worte, doch sie scheinen keine Wirkung zu zeigten. In aufgeregten Stößen, erscheinen Dampfschwaden aus den geblähten Nüstern des großen Rappen. Er kann sich nicht erklären was der Grunde dafür ist, doch er konzentriert sich so aus sein Pferd das ihm nicht auffällt das in einiger Entfernung drei Frauen mit einander tuscheln. Als das Pferd ein lautes, panisches Wiehern ausstößt sieht er erschrocken auf und sichtet die Damen. Sie müssen Gefangene sein und es geschafft haben zu fliehen.
"Du Dummerchen" lacht er leise zu seinem Pferd. "Das sind doch nur Frauen, du bist doch sonst nicht so schreckhaft"
Zielstrebig schlägt er den Weg zu den Frauen ein. Je näher er den Frauen kommt umso unruhiger wurde der schwarze Hengst unter ihm, hin und her ausweichend, die Nüstern blähen und mit aufgerissenen Augen wiehernd, versucht er zu fliehen. Er drückt seinem Pferd sie Absätze in die nassen Flanken doch das Pferd reagiert mit mäßigem Erfolg. „Was ist nur mit dir los?“ fragte er sich in Gedanken.
Ungeduldig schnaubend, will er absteigen, doch als er sein Bein über den Rumpf schwingt und seinen Fuß den Boden berührt, steigt das mächtige Tier in die Höhe. Mit viel Glück gelang es ihm seinen übrigen Fuß aus dem Steigbügel zu ziehen ehe die gefährlichen Hufe vor seinem Gesicht ausschlugen. Mit einem Satz springt er zurück. Sein "Ho" bringt ungefähr gar nichts, denn in wilder Panik und mit schlagenden Bügeln, prescht das Pferd in die Dunkelheit. Verdammt, damit verlor er Zeit, doch er konnte es jetzt nicht ändern, umso schneller musste er mit den Frauen reden, ihnen zu Sicherheit verhelfen und danach ein neues Pferd auftreiben.
Ohne seinem Pferd noch ein Mal hinter her zu blicken geht er auf die drei zu und bleibt kurz vor ihnen stehen. Zwei der der dreien rückten etwas in den Hintergrund, die Dritte, scheinbar hatte sie die Kontrolle übernommen, knickste leicht und hauchte in den Regen. „Guten Abend Fremder.“ Er nimmt seinen Hut ab, wie es sich gehörte legt er ihn an seine Brust und neigt den Kopf. "Mein Name ist Major Jasper Whitlock Ma’am, ich habe gehalten um ihnen zu helfen"
Ohne zu ahnen welche Auswirkungen dieses Hilfsmanöver für ihn haben würde, bleibt er mit unveränderter Miene vor den Damen stehen. Er sah nur das die beiden im Hintergrund stehenden immer wieder einander ansahen, einmal kniff er unbemerkt die Augen zusammen, es sah aus als hätten sich die Lippen der einen bewegt, doch er hörte keinen Laut.
Sein Blick gleitet zurück zu dem makellosen Zügen der schönen Schwarzhaarigen. Er sah keine Regung darin, normalerweise hatte er ein besondere Auswirkung auf seine Gegenüber, doch in den dunklen Augen war nichts zu sehen „Es freut mich Major!“
Das die beiden anderen im Hintergrund tuscheln, konnte nur die Anführerin hören. Ihre Lippen bewegen sich nicht, während sie ein leises, für den Major nicht hörbares "pssst" murmelte, was beide augenblicklich zum verstummen brachte.
Sie näherte sich ihm, ihre Augen ausdruckslos, ungerührt seiner Ausstrahlung und so bleibt sie direkt vor ihm stehen.
„Ich hoffe sehr das sie dieses überleben Major!“
Noch ehe er einen Schritt nach hinten machen konnte als sie diese seltsamen Worte sagte, war es auch schon zu spät. Sein Vertrauen und allen voran auch die anerzogene Unterschätzung der Frauen, ließen ihn nicht auch nur im Geringsten daran denken das diese Damen ihm gefährlich werden könnten. Doch es war als würde ihm jemand die Augen zuhalten, er konnte kaum schnell genug schauen, als er eine Sekunde lang ihre eiskalten Lippen auf seinen spürte. Sie waren hart wie Granit und Kalt wie ein Eisblock. Kaum hatte er sie gespürt wurde seine Wahrnehmung getrübt, getrübt von einem stechenden Schmerz, er fühlte wie sich ihre messerscharfen Reißzähne in seinen Hals bohrten. Ihm blieb die Luft weg, sein Atem ging röchelnd und ein Strudel aus Schmerz und Atemlosigkeit raubte ihm das Bewusstsein. Es war die Hölle, er wusste er starb und er wusste nicht warum aber er war sich sicher das er auf dem Weg in die Hölle war. Überall an seinem Körper leckten die Flammen des Fegefeuers. Er glaubte zu schreien, war sich aber nicht sicher. Doch tatsächlich hallten seine Schreie markerschütternd in der Nacht. Er bemerkte nicht das er an einen anderen Platz verfrachtet worden war. Er wurde die ganze Zeit getragen, getragen von einer Woge unsagbaren Schmerzes. Würde das nie aufhören? Was hatte er getan das er bei Gott so in Ungnade gefallen war und er ihn nun so leiden ließ? Er hatte keine Ahnug wie lange er schon diese Schmerzen litt und er flehte, er flehte stumm nach der Erlösung.
Und plötzlich als er schon innerlich lauthals um Vergebung schrie, hörte es auf. Der Schmerz wurde weniger. Sein Kopf gewann an Klarheit. Sein Herzschlag wurde ruhiger, doch das Atmen fiel ihm nach wie vor schwer. Er wusste er hatte es geschafft, er hatte genug gebetet und um Vergebung gefleht, sodass Gott ein Einsehen hatte und ihn nun in Ruhe sterben lies. Es konnte unmöglich sein das jemand einen solchen Schmerz überleben konnte. Er lauschte in sich hinein, seinen langsam versagenden Herzschlag, er glaubte das immer langsam werdende Rauschen seines Blutstroms hören zu können und wartete auf das Ende.
Es würde nicht mehr lange dauern -Herzschlag-
Er hatte es geschafft und würde nie mehr leiden müssen -Herzschlag-
Ohne Mühe zogen sich seine Mundwinkel nach oben, denn er war glücklich er war glücklich keine Schmerzen mehr zu haben -Herzschlag-
Und dann herrschte Stille, einen Moment lang war nichts zu hören, kein Blutstrom, kein Herzschlag nichts.
Doch es traf ihn wie ein Schlag als er Stimmen hörte. Leise zwar aber klar und deutlich als würde ihm jemand ins Ohr flüstern. Er glaubte es wären andere Seelen, oder Gott oder Engel die ihn gen Himmel begleiten wollen. Doch dann hörte er Grillen, ein fast zärtliches Zirpen erklang deutlich an seinem Ohr und das rasseln einer Schlage. Was zum Donner war hier im Himmel los? Und warum fühlte er sich noch so "fest" an, er hatte sich das anders vorgestellt. Jetzt musste er sich das Ganze ansehen. Augenblicklich schlug er die Augen auf und schloss sie abrupt wieder. Er war nicht tot, er war verrückt! Vorsichtig öffnete er die Augen erneut und kniff sie etwas zusammen. Er konnte die Maserung der Holzdecke sehen, so deutlich als hätte man sie ihm direkt vor die Augen gebunden. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Am Türschloss konnte er die Kratzer des Schlüssels ausmachen, wenn jemand das Schloss nicht auf Anhieb gefunden hatte. Er war verwirrt. Umsichtig richtete er sich auf und fragte sich wo er war. Das das hier nichts im Geringsten mit Sterben und Himmel zu tun hatte, wusste er nun mehr. Doch was war passiert. Wieso sah und hörte er alles so klar und wieso atmete er nicht? Ja, wieso eigentlich? Es war als hätte jemand diesen Reflex abgeschaltet, er machte einen Atemzug und bereute diesen sofort. Denn neben verschiedenen Gerüchen nach verdorrtem Gras und Lehmboden, stach ihm ein süßlicher Duft in die Nase, das es fast schmerzte. Doch ganz sicher schmerzte sein Rachen, wie ein glühendes Messer bohrte sich der Schmerz seine Kehle entlang es war der gleich Schmerz den er erlitten hatte, es brannte wie Feuer.
Beide Hände schließen sich um seinen Hals um Atem ringend stürmt er auf und rennt in die Richtung aus denen er noch unterbewusst die Stimmen wahr nahm. Mit entsetztem Gesichtsausdruck starrt er die Frau an die nach ihm gebissen hatte. NEIN nicht schon wieder. Er hatte Schmerzen, ausgelöst durch ein Bedürfnis welches er nie kannte und den einzigen Menschen den er jetzt hier hatte, war SIE! Elegant ging sie auf ihn zu. „Guten Tag Major“ ein süffisantes Lächeln huschte über ihre Lippen „Na? Durstig?“ Sie wusste genau wie es ihm ging und sie und ihre Gefährtinnen hatten dafür gesorgt das er nicht lange leiden musste. Ihre Worte klingen irrwitzig. Durst löschen? Wovon redete sie? Ihr süße Stimme klingelte in seinen Ohren, vorrangig war der Schmerz der im fast den Verstand raubte. Als sie auf einen verängstigen Mann in der Ecke deutet wusste er woher der Schmerz kam, er wusste was das unbekannte Bedürfnis stillen würde. Es war sein neuer Instinkt. Wie eine Raubkatze, blind vor Durst, machte er einen Satz auf den Mann, der erschrocken aufschrie, zu. Es war ihm ein Leichtes, sich den Weg zu seiner Halsschlagader zu bahnen. Der Mann versuchte sich vergebens mit Händen und Füßen zu wehren. Doch er selbst nahm nicht wahr wie leicht er sich gegen die machtlosen Versuche wehrte, in seinen Ohren erklang des Splittern von Knochen doch das nahm er nur unterbewusst wahr, wichtig war, das er endlich dieses Brennen lindern konnte. Mit jedem Schluck den er machte, wurde er ruhiger und sein Bedürfnis wurde weniger. Doch je mehr sein Bewusstsein zurück kehrte umso mehr Mitleid beschlich ihn. Es konnte die letzten ängstlichen Gefühle des Menschen wahrnehmen, dieselbe Todesangst die er gespürt hatte. Doch plötzlich war es vorbei, kein Herzschlag mehr unter ihm, der Körper war blutleer. Entsetzt von sich selbst sah er sich um, sah in das zufriedene Gesicht der Frau zurück zu dem leblosen Menschen, dessen Arme mehrfach gebrochen waren. Erschrocken machte er einen Satz zurück, er hätte nie gedacht zu so etwas in der Lage zu sein. "Was hast du mit mir gemacht?!" Seine Stimme klang anders in seinen Ohren. Er war nicht er selbst. Er war wütend was hatte sie mit ihm gemacht? Ein Knurren kam aus seiner Kehle, wieder war er überrascht, doch das drückte seinen Zustand am besten aus. Der Laut, den man sonst eher von Tieren kannte, machte seinem Missmut etwas Luft. Wieder schenkte sie ihm nur ein überlegenes Lachen. „Ich habe dir ein neues Leben geschenkt, ein besserer, ein unsterbliches.“ Ihr Gesichtsausdruck zeugte von Zuneigung und Zufriedenheit. In erster Linie war sie mit sich selbst zufrieden, er hatte überlebt und er schien eine Gabe in sich zu tragen, eine die ihr sehr wichtig werden könnte. Er strafft sich und bemerkt das sein Körper sich anders anfühlt, kraftvoller, energiegeladener. Seine Augen funkeln misstrauisch. "Besser? Unsterblich?" Er wusste nicht ob er sie für verückt halten sollte. Von Unsterblichen gab es viele Mythen und Sagen doch er hatte nie im Ernst auch nur daran gedacht das so etwas der Wahrheit entsprechen könnte.
Unsicher schaute er an sich herab, er betrachtet seine Hände, die noch immer die gleichen waren, doch sie waren leichenblass. Wie benommen tastet er sie ab und fuhr sich damit übers Gesicht. „Natürlich, fühle es, horche in dich hinein. Du stärker und schneller sein als du als Mensch je sein könntest. Deine Sinne und Fähigkeiten werden schärfer sein als je zuvor“ Sie sagte dies alles so leichthin als wäre es das Normalste der Welt. Er vernimmt ein Zischen, klar und deutlich als würde ihm jemand direkt ins Ohr zischen. Ruckartig bewegt er den Kopf in die Richtung doch er stellte erstaunt fest das es von außerhalb der Lehmhütte kam. Er schaut erschrocken zurück und stellt fest das sie direkt vor ihm steht. Seine Augen nehmen sie so deutlich war wie er noch nie einen Menschen vorher wahrgenommen hatte. Die feinen Linien ihrer roten Lippen, die makellose weiße Haut, sogar die Maserung ihrer Iris konnte er erkennen als würde er durch ein Vergrößerungsglas sehen. Er tritt einen Schritt zurück und stellt fest das er an der Wand der Hütte angekommen war, er fühlte die Kühle des Materials so intensiv als würde er all seine Sinne darauf konzentrieren. Es war als würden allgemein all seine Sinn so sensibel reagieren, als würde er jedem einzeln seine Aufmerksamkeit schenken. Als sie wieder zu ihm aufrückte fixierte er ihren Blick, ihre Augen strahlten plötzlich ein Faszination aus, anders als bei ihrer ersten Begegnung. Die Kälte war aus ihnen gewichen, irritierend war die Farbe, dieses leuchtende rot, doch wenn man darüber hinweg sah, waren sie wunderschön. Er suchte jeden Zentimeter ihres Gesichtes ab, saugte jeden Eindruck in sich auf, die perfekt geschwungenen Wimpern, die lose Strähne ihres schwarzen Haares die in ihr Gesicht viel. Er konnte die Situation nicht ganz erfassen, etwas Besonderes sein?!
"Aber warum?" Er war aufstrebend, ohne Zweifel, aber warum so? Während sie redet und ihm etwas von Gaben und Nützlichkeiten erklärt, nimmt er fast nur das glockenhelle Klingen ihrer Stimme war, die Worte waren fast nebensächlich. Er spürte nur mit jedem Ton den sie von sich gab eine wachsende Verbundenheit. Sein Unterbewusstsein nahm etwas von einer Gabe und Nutzen war, aber es war als wären es Puzzelteile die nicht zueinander passten, in diesem Moment fügten sie sich nicht. Er nahm nur sie war, ihr Antlitz, ihren Duft und die tatsächliche Wärme die von ihr ausging. Er erinnerte sich nicht an die Scheu, fast Angst die er vor ihr hatte, das alles hatte sich durch unerklärliche Weise in Verbundenheit und Zuneigung gewandelt. Es war nicht erklärbar weshalb. Das dies seine Gabe und gleichzeitig sein Fluch sein würde war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht klar.

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Tag der Veröffentlichung: 27.01.2012

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