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Coldness


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Coldness

Im strömenden Regen läuft Matthew Johnson über den Friedhof. Vor wenigen Tagen wurde hier sein bester Freund beerdigt. Das frische Grab ist leicht zu finden, denn vor dem Kreuz liegen und stehen Blumen und Kränze.
Die Blüten sind geschlossen, hängen herunter. Matt lässt auch den Kopf hängen. Er fühlt sich verlassen und allein.
Vor einigen Jahren hat er schon einmal einen Freund verloren. Dass sein anderer bester Freund nun auch tot ist, hat Matt bis jetzt noch nicht wirklich realisiert. Und das, obwohl er sah, wie sein Freund in dem Sarg gelegen und man den Sarg ins Grab hinunter gelassen hatte. Ebenso lassen die Zeilen, die auf dem Kreuz stehen, keinen Zweifel zu.

Anthony Black
19.06.1972 - 04.09.2011

Matt wendet sich ab, fährt sich mit der Hand übers Gesicht, um den Regen und seine Tränen wegzuwischen. Er wirft einen letzten Blick auf das kleine Bild, das in der Mitte des Kreuzes angebracht ist und einen lachenden Anthony zeigt. Dann geht er weiter zu einem anderen Grabstein. Dieser ist schon verwittert, Moos hat sich im Laufe der Jahre in die Inschrift gesetzt.

Logan Carter
03.12.1973 - 21.04.1997

Matt senkt traurig den Kopf, Regen läuft ihm in den Nacken. Er stellt den Kragen hoch und schlingt die Arme etwas fester um seinen Körper. Die Nässe dringt bereits durch seine Kleider und ein Schauer läuft ihm über den Rücken, als sich eine Erinnerung in seine Gedanken schiebt.
Damals hatte es auch so geregnet - in Strömen. So waren sie nach kürzester Zeit klatschnass gewesen.
Matthew schüttelt sich, versucht so den Gedanken aus seinem Kopf zu bringen.
Er hatte vor 22 Jahren wochenlang keinen Schlaf gefunden. Genauso vor 14 Jahren. Nach Logans Tod, war alles wieder hochgekommen. An jede beschissene Minute hatte er sich erinnert!
Der Unterschied zu damals, bestand darin, er inzwischen erwachsen war und sich so leicht Schlaftabletten besorgen konnte. Was hätte er damals alles dafür gegeben, diese Dinger schlucken zu können?
Er hatte Glück gehabt, wenn er auch nur eine Stunde am Stück durchschlafen konnte.
Als sich Logan dann vor 14 Jahren erhängt hatte, war das für Matt und Anthony ein herber Schlag gewesen. Sie hatten beide gewusst, dass Logan am meisten litt und sich am schwersten damit tat, zu verdrängen. Aber sie hätten nicht gedacht, dass es so schlimm werden würde.
Am 22. April 1997 bekam Matt die Nachricht, dass Logan in der letzten Nacht gestorben war – Selbstmord.
Sein Nachbar hatte ihn gefunden. Er wollte nachsehen, ob bei Logan alles in Ordnung war, weil er seit Tagen nicht die Wohnung verlassen hatte. Der Hausmeister hatte ihn die Wohnung gelassen und sie hatten Unmengen von Whiskyflaschen vorgefunden. Es hatte furchtbar nach Rauch gestunken.
So hatte der Nachbar es Matt und Anthony erzählt. Er meinte, er könne sich nicht vorstellen, warum Logan sich umgebracht hatte.
Die anderen Beiden wussten es hingegen schon. Matt konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es Logan in den Tagen davor ergangen war.


Logan – 20.04.1997



Um mich herum dreht sich alles. Die Gedanken rasen wie verrückt in meinem Kopf. Andauernd sehe ich die Szenen vor mir, was wir getan haben. Ich habe das Gefühl, ich falle, verliere den Boden.
Ich stehe auf, zittere. So wie damals. Ich hab nur gezittert. Vor Kälte. Es hat geregnet, geschüttet. Und da war die Angst, die furchtbare Panik, die mich nicht losgelassen hat.
Ich schwanke in meine Küche, öffne den Kühlschrank, will mich ablenken. Mir ist schlecht, aber ich will essen.
Ich starre ewig in den Schrank, es beginnt schon zu tauen. Ich schaue dem Wasser zu wie es langsam, aber gleichmäßig auf den Boden tropft, eine kleine Pfütze bildet.
Und plötzlich sehe ich Matt vor mir. Wie ihm der Regen von den schwarzen, nassen Haaren tropft.
Und ich sehe Ant. Wie er umherläuft, die Hände an seine Schläfen presst und vor sich hin murmelt. Überlegt was wir tun sollen.
Was haben wir denn überhaupt getan?


Ich fasse es selbst nicht, dass ich es vergessen habe! Sofort drängen sich die schrecklichen Bilder wieder in mein Gedächtnis. Eins nach dem anderen fliegt vorbei, kurze Ausschnitte von der Nacht.
Es ist wie ein Filmtrailer. Nur kenne ich den ganzen Film schon. Ich kenne ihn in und auswendig. Beim Anblick des Wassers, drängt sich ein Bild penetrant vor die anderen.
Ich stoße einen Schrei aus, schlage die Kühlschranktür zu und stürze aus der Küche. Will das Bild wieder vergessen, will es nicht sehen.

Ich fliehe ins Badezimmer, kauere mich in eine Ecke. Denke an ganz viele andere Sachen. An Sachen, die nichts mit Matt oder Ant zu tun haben. Aber es hat keinen Sinn.
Ich sitze mit nackten Füßen auf dem Boden. Die Kälte der Fließen kriecht in meine Füße und schon wieder kommen die Bilder.
Ich muss die Kälte loswerden!


Schwach ziehe ich mich am Waschbecken hoch, klammere mich daran fest, weil ich schwanke und Sternchen vor den Augen habe.
Es dauert, bis ich genug Kraft zum Laufen habe. Mit zitternden Fingern hole ich ein Handtuch aus dem Unterschrank, hänge es über die Halterung neben der Dusche. In Zeitlupe ziehe ich mich aus und friere noch mehr. Kann es kaum erwarten endlich unter das heiße Wasser zu kommen.
Ich drehe den Hahn ganz heiß auf. Nach wenigen Sekunden verbrennt mir das Wasser die Haut. Es schmerzt und ich denke darüber nach, es kälter zu stellen. Den Schmerz zu lindern, aber so vergesse ich für ein paar Minuten die schrecklichen Dinge.
Inzwischen ist mein Körper krebsrot und ich drehe die Temperatur etwas runter, bis das Wasser angenehmer wird.
Der Schmerz lässt sich leichter ertragen. Ich genieße, wie das Wasser auf mich herabprasselt und an meinem Körper herunter fließt.
Ich lasse das Wasser immer weiterlaufen. Langsam wird es kälter, aber es ist noch angenehm. Dann wird es lauwarm und noch kühler.
Ich lehne einfach an der Wand und denke zum Glück mal an gar nichts.
Aber das Wasser wird noch kälter und irgendwann ist es zu kalt. Eine Gänsehaut überzieht mich, ich bibbere. Und noch ehe ich das Wasser abdrehe, denke ich wieder daran.
Denke daran, wie der kalte Regen aus den Wolken auf mich und Matt und Ant geprasselt ist.
Schlagartig überfällt mich Panik. Ich haue den Wasserhahn zu, stolpere aus der Dusch und rutsche aus. Sogleich greife ich nach dem Handtuch und renne ins Schlafzimmer.
Mein Atem geht schnell und flach, ich schaue mich im Zimmer um. Es ist zu dunkel. Die nächste Panikattacke steht schon in den Startlöchern.
Hastig wickle ich das Handtuch um mich und schalte alle Lampen an. Das ist okay. Es ist hell genug. Ich lasse mich auf mein Bett fallen, will die Augen schließen und tief durchatmen.
Aber sobald meine Augen zu sind, fängt der Film an. Trotzdem versuche ich es.

Ich höre Matts Lachen und Ants Stimme. Er klingt fröhlich, so aufgedreht. Immer wenn er aufgeregt war, etwas vorhatte, hatte er eine ganz bestimmte Stimmlage.
Ich habe diese Stimmlage immer geliebt, denn Ant hatte nie schlecht Einfälle gehabt. Nur diesen. Diesen einen und er wurde zu unserem schlimmsten Alptraum.


Insanity



Insanity



Erschrocken reiße ich meine Augen auf und fahre hoch. Mir ist wieder kalt. Mein Teppichboden ist nass. Ich kann die Flecken nicht ansehen.
Den Blick auf meine Kommode gerichtet, laufe ich darauf zu. Ziehe dicke Socken heraus, eine Jogginghose, T-Shirt und Pullover.
Ich will, dass diese beschissene Kälte weggeht!


Während ich mich anziehe, denke ich nach.
Acht Jahre. Vor acht Jahren ist es passiert. Die Zeit danach war die furchtbarste meines Lebens. In der Woche danach kam ich vielleicht gerade mal auf drei Stunden Schlaf. Über die ganzen Tage verteilt.
Später habe ich wenigstens jede Nacht eine Stunde schlafen können.
Aber das ging irgendwann vorbei. Nach ein paar Monaten.
Die Jahre darauf – da hatte ich nie Probleme. Naja, nicht solche Probleme, wie dieses Mal.
Seit Vorgestern habe ich nicht mehr geschlafen. Meine Augenringe hängen bis zu den Mundwinkeln und ich bin weiß wie ein Gespenst. Mein Magen knurrt so laut, dass es die Nachbarn vermutlich hören und ich hab fast nix mehr zu essen.
Ich muss einkaufen gehen, aber ich kann nicht raus. Wenn ich auf der Straße bin, schauen mich alle an. Ich weis, dass sie es wissen und sie verurteilen mich – stumm.
Nein! Auf gar keinen Fall verlasse ich meine Wohnung!
Ich lege mich einfach ins Bett und schlafe.


Sofort schnaube ich verächtlich. Als ob an Schlaf auch nur zu denken wäre, du Schwachkopf,

spottet eine Stimme in meinem Kopf.
Ich seufze erschöpft. Bin total fertig. Am Boden. Langsam schlurfe ich wieder in die Küche, achte nicht auf die Pfütze vor dem Kühlschrank und öffne einen Hängeschrank. Gläser, Teller, Schüsseln.
Das brauch ich nicht. Ich öffne den nächsten. Dosen, Zucker, Mehl und noch mehr Zeug, mit dem ich nichts anfangen kann. Erst als ich den dritten aufmache, finde ich, was ich will – meinen Alkohol.
Ich nehme zwei Flaschen Whisky raus. Davon stehen schon einige im Wohnzimmer rum. Leer, natürlich.
Die beiden werden auch schnell leer sein.

Ich schlurfe weiter ins Wohnzimmer, lasse mich aufs Sofa fallen und greife nach der Fernbedienung. Sie ist voller Asche. Um mich herum quellen die Aschenbecher über. Gestern Nacht bin ich ganz kurz runter zum Zigarettenautomat und habe mein ganzes Geld, alles, was im Haus war, reingeschmissen.
Kaum ist der Fernseher eingeschaltet, zünde ich mir eine an und nehme einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
Ich zappe durch die Kanäle, nehme die Bilder gar nicht richtig wahr. Es gibt nur einen Film in meinem Kopf, der immer und immer wieder durchläuft.
Irgendwann werfe ich einen Blick auf meine Uhr – 02:01. Inzwischen ist die erste Flasche leer, die zweite zur Hälfte. Genauso die Zigarettenschachteln. Ich nehme einen letzten Zug, drücke sie aus.
Dann stehe ich auf, wanke ins Schlafzimmer, stolpere über irgendwas und falle aufs Bett. Ich bin so müde, so erledigt, dass meine Augen von ganz allein zufallen.
Binnen weniger Sekunden bin ich eingeschlafen und fange an zu träumen.
Träume meinen Alptraum. Träume ihn schon wieder.
Ich dachte mal, dass ich vielleicht irgendwann resistent dagegen werde. Dass es mir irgendwann nichts mehr ausmacht, weil ich alles schon kenne. Hatte gehofft, dass es langweilig werden würde.
Aber ich war ein totaler Volltrottel so etwas überhaupt zu denken!
Das Merkwürdige an meinem Alptraum ist, dass ich damals gefroren habe und jetzt fange ich an zu schwitzen. Bin ganz nass, wenn ich aufwache. Aber ich glaube, ich habe damals auch geschwitzt. Ich habe es nur nicht gemerkt, weil mir so entsetzlich kalt war.
Es wird unerträglich. Meine Freunde schreien. Sie schreien sich an, weil sie nicht wissen, was wir tun sollen. Ich schreie auch. Ich schreie Matt und Ant an.
Will, dass sie aufhören damit. Sie sollen sich nicht gegenseitig fertig machen! Wir sind alle schuld, dass-

Mit einem Schrei wache ich auf. Keuchend setze ich mich auf und schau mich um.
02:23! Das kann nicht sein! Es hat doch ewig gedauert!
Ich kaure mich zusammen, wickle mich in die Bettdecke ein. Mein Blick ist auf den Boden geheftet, meine Gedanken schweifen umher.
Ich kann nie wieder einschlafen. Ich werde immer davon verfolgt werden.


Mein Kopf sinkt auf meine Knie. Ich fange an zu schluchzen.
Es gibt keinen Ausweg für mich!
Ich wünschte, ich könnte es jemandem erzählen. Aber ich kann nicht und dafür bin ich selbst schuld.
Immerhin war ich einverstanden. Ich hätte sagen können, dass ich es jemandem erzählen will, erzählen muss.
Ant und Matt haben mich doch gefragt. Haben gefragt, ob das für mich okay ist. Und ich habe genickt. ‚Ja!’, habe ich gesagt und den Schwur mitgemacht.
Ant wollte das. Er wollte, dass wir schwören, niemals und niemandem davon zu erzählen.
Aber ich darf ihm keine Schuld geben. Ich habe mitgemacht, basta!
Matt und Ant sind auch nicht schuld, dass ich so fertig bin. Das habe ich mir selbst zuzuschreiben. Also muss ich auch selber schauen, wie ich da raus komme.
Ich gucke wieder auf die Uhr. 02:26.
Verdammte Scheiße! Ich sitze hier ewig rum und mache mir Gedanken, ewig lange und es sind erst drei Minuten vergangen?!


Das wird zu viel. Ich spüre fast, wie mich der Wahnsinn überkommt. Die Zeit vergeht so langsam. Es wird Ewigkeiten dauern, bis ich gerichtet und in die Hölle gestoßen werde.
Ich kann nicht warten!
Ein hysterisches Kichern dringt aus meinem Mund. Ich muss das selber machen. Jetzt!

Ich werde gerichtet und darf in der Hölle schmoren. Vorhin in der Dusche, hat mich der Schmerz abgelenkt. Wenn in der Hölle gefoltert werde, lenkt mich das ab und ich muss nicht mehr an meinen Alptraum denken.
Suchend blicke ich im Zimmer umher. Dabei schiebt sich ein Bild vor mein inneres Auge.
Ein kleiner Verrückter mit verstrubbeltem, blondem Haar, der gehetzt umher schaut. Er hat ein wahnsinniges Grinsen im Gesicht und steckt in einer Zwangsjacke.
So sehe ich bestimmt auch gerade aus, nur ohne die Jacke. Mein Blick bleibt an meinem Gürtel hängen und geht dann zum Deckenventilator über mir.
Ich war schon immer schlank und nicht schwer gewesen. In den letzten drei Tagen habe ich zudem noch ein paar Kilo verloren.

Ich beginne auf meinen Fingern herumzukauen, erhebe mich und hole den Gürtel. Ich brauche etwas zum befestigen. Schnell laufe ich in die Küche, reiße die Schubladen auf, schmeiße alles raus.
Wieder zittere ich, bekomme Panik. Ich weis doch ganz genau, dass ich es da habe.
„Fuck!“, rufe ich wütend, ziehe die Schublade ganz raus und kippe ihren Inhalt auf den Boden. Das Gleiche blüht den anderen. Dabei werde ich immer wütender. „Fuckfuckfuck!“, sage ich nur die ganze Zeit.
Bei der letzten werde ich dann endlich fündig. Mit einem triumphierenden Schrei ziehe ich wie ein Irrer an der Paketschnur. Ziehe viel zu viel vom Knäuel ab, aber lieber mehr, als zu wenig.Gleich daneben liegt eine Schere. Ich schneide einfach irgendwo ab und renne zurück ins Schlafzimmer. Schleife die Schnur hinter mir her. Aus dem Augenwinkel sehe ich nur eine Bewegung. Erschrocken schreie ich los, stolpere, falle wieder aufs Bett.
Ich fange an zu halluzinieren. Überall wo ich hinsehe, alles in meinem Zimmer wird zu einer Szene der schlimmsten Nacht meines Lebens.
Sie hat mein ganzes Leben ruiniert!
Zornig greife ich nach meinem Gürtel, fädle ihn durch den metallenen Verschluss. An das Ende mit den Löchern knote ich die Schnur fest. Jetzt bin ich froh, dass ich so viel genommen habe. Ich kann sie zehnmal drumherum wickeln und verknoten.
Geschafft!
Aber wie komme ich jetzt an den Ventilator? Kurzerhand schiebe ich meinen Schreibtisch darunter, klettere drauf und binde die Paketschnur an der Halterung fest. Ich wickle und knote so lange, bis die ganze Schnur aufgebraucht ist.
Wenn das nicht hält, erschieß ich mich!

Tolle Idee. Wieso machst du’s nicht gleich so?

Wo bitte soll ich ne Waffe herkriegen?!



Ich unterbreche mein Selbstgespräch mit einem Kopfschütteln und schiebe den Tisch wieder weg. An seine Stelle kommt ein Küchenstuhl.
Ich stelle mich drauf, mache die Schlinge etwas größer, sodass mein Kopf durchpasst. Dann ziehe sie wieder fest, dass Metallteil drückt in mein Genick. „Danke Ant. Wegen deiner tollen Idee bringe ich mich jetzt um!“, sage ich laut und könnte mich dafür ohrfeigen.
Ant ist nicht schuld. Ich bin selber schuld, weil ich mich verrückt mache. Verrückt!
Wieder kichere ich. Werfe einen Blick auf den Wecker. 02:35.
„Die Zeit ist eine teuflische Sache.“ Ich glaube, diesen Satz habe ich irgendwann irgendwo mal gehört.
Ein hysterisches Kichern entwischt meiner Kehle. Es ist mein letztes. Das letzte Geräusch, das ich von mir gebe.
Denn als ich den Stuhl unter meinen Füßen umtrete, wehre ich mich nicht. Meine Hände hängen an mir herunter, versuchen nicht, den Druck um meinen Hals zu lindern.
Der Schmerz, den das Metallteil verursacht und der Schmerz, den ich spüre, als meine Lungen um Sauerstoff betteln, lässt mich einen schönen Tod sterben. Denn ich bekomme letztlich, was ich immer wollte. Einen leeren Kopf ohne Bilder oder Gedanken an meinen Alptraum.
Das letzte, was ich mir vorstelle, ist ein leerer Blick. Leere Augen, Tote Augen. Es gäbe jetzt viele Bilder, die ich sehen könnte, doch es schiebt sich keines mehr vor meine Augen.

A Red Cadillac


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A Red Cadillac



Matthew – 20.08.2011

Matt versucht nicht daran zu denken, was Logan in den Tagen vor seinem Tod durchgemacht haben muss. Wahrscheinlich ist er total durchgedreht, litt unter Halluzinationen und Verfolgungswahn.
Er war seiner Angst ganz und gar ausgesetzt. Die Bezeichnung ‚zu Tode erschreckt’ passte wohl nicht ganz, aber es hatte etwas mit Angst zu tun.
Logans Angst hatte ihn gequält, gefoltert und erdrückt. Hatte ihn bis in den Wahnsinn und schließlich auch den Tod getrieben.

Die Kälte und Nässe kriecht in Matts Körper. Erinnerungen werden wach. Nicht, dass sie jemals irgendwo in seinem Kopf geschlummert hätten. Sie sind immer hellwach, nur inzwischen schafft er es, sie die meiste Zeit unter Kontrolle zu bekommen.
Er hält es nicht mehr aus. Er friert schon fürchterlich.
Langsam macht er sich auf den Weg zu seinem Wagen. Dabei kommt er noch einmal an Ants Grab vorbei.
Ant hatte Glück gehabt. Zumindest wenn man bedenkt, wie es Logan vor seinem Tod ergangen ist. Er war seiner Angst und seiner Vergangenheit ausgeliefert. Dazu hatte Ant gar keine Zeit gehabt.
Die Nachbarn, die während des Unfalls auf der Straße gewesen waren, hatten gesagt, dass es ganz schnell ging und Ant sofort tot war.
Er wollte rückwärts über die Mittellinie aus seiner Einfahrt ausparken. Es war alles frei, das konnten die Nachbarn bezeugen. Als Ant dann gerade mitten auf der Straße war, kam um die Ecke ein Kerl mit einem Höllentempo angerast und konnte nicht mehr bremsen.
Er erwischte Ant auf der Fahrerseite, schleuderte ihn noch einige Meter weiter. Ant hatte vermutlich keine Zeit mehr an irgendwas zu denken.

Matt schüttelt sich. Er will nicht über den Tod seiner Freunde nachdenken! Er dreht sich von Ants Grab weg, läuft den gekiesten Weg zum Friedhofstor hinunter. Gleich davor steht sein Ford. Er drückt auf seinen Schlüssel, sperrt das Auto auf.
Er hebt den Kopf, will um die Motorhaube herum zur Fahrertür gehen, da hält er inne. Starrt auf die andere Straßenseite. Unter einer Laterne, auf der vor Nässe glänzenden Straße steht ein roter Cadillac.
Die Erinnerungen wallen auf. Damals hatten sie einen roten Cadillac 61 gehabt. De da vorn, ist zwar ein etwas neueres Modell, aber er hat die exakt gleiche Farbe. Die Regentropfen auf dem Lack glänzend im Licht der Laterne.
Die Reifen, die über den nassen Asphalt schlingern- Matt kann sich gerade so losreißen. Er rennt um sein Auto herum, reißt die Tür auf und setzt sich hinein. Ich muss hier weg! Wegwegweg!


Mit zitternden Fingern versucht er den Schlüssel in das Zündschloss zu stecken. Genau wie damals.


Flashback – Matt



Ich versuche den Schlüssel ins Schloss zu kriegen, aber meine Hände zittern fürchterlich. Mein Unterkiefer klappert, weil ich friere und zu heulen anfange. Ich muss echt heulen. Ich habe so eine Scheißangst! Neben mir sitzt Ant. Er zittert auch und schreit mich die ganze Zeit an. „Mach endlich, Matt! Steck den Fuck-Schlüssel rein und fahr!“
Ich versuche es ja, aber ich treffe einfach nicht. Auf der Rückbank wimmert Logan. Ich bin sicher, er heult auch. Er jammert, fleht uns an. Er will nicht hinten sitzen. Ich bemühe mich ruhig zu werden. Unmöglich. Ant schreit, Logan weint. Ich habe das Gefühl, dass mir der Kopf platzt Ich lasse meine Hand mit dem Schlüssel sinken und drehe mich zu Ant.
„Halt endlich die Klappe! Was glaubst, du was ich hier die ganze Zeit versuche?!“ Er guckt mich erschrocken an und es tut mir sofort leid, dass ich ihn angebrüllt habe. In seinen Augen sehe ich nur nackte Angst. Ich hole tief Luft und peile das Zündschloss an. Fast getroffen.
Nach zwei weiteren Versuchen steckt der Schlüssel endlich. Ant und ich atmen erleichtert auf.
„Jetzt fahr schon los!“, kommt es von der Rückbank. Ich lege die Hände ans Steuer, werfe einen Blick in den Rückspiegel. Logan kauert hinter dem Beifahrersitz. Seine Augen sind rot und verheult, die Wangen rot von der Kälte. Sein blondes Haar klebt ihm nass im Gesicht.
Im Spiegel gucke ich hinter meinen Sitz, zittere noch mehr und weitere Tränen laufen aus meinen Augen.

Wir haben etwas Schreckliches getan und was wir jetzt noch tun werden, macht das Ganze noch viel grausamer.



Flashback Ende



Seufzend gibt sich Matt geschlagen. Er hatte es nach Logans Tod durchmachen müssen, jetzt muss er das auch nach Anthonys Tod tun.
Er lehnt sich zurück in den Sitz, schließt die Augen und erlebt erneut die schrecklichste Nacht seines Lebens.


Bridge


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Bridge



Logan – 17.04.1989



Ich warte an unserem Platz hinter dem Supermarkt. Matt und Ant wollen gleich kommen. Ant hatte ganz aufgeregt geklungen und mit dieser ganz bestimmten Stimme gesprochen. Die, mit der er immer redet, wenn er eine tolle Idee hat.
Ich liebe diese Stimme, denn sie verspricht immer viel Spaß.
Ich muss nur ein paar Minuten warten, dann kommen die zwei um die Ecke. Beim Anblick von Anthonys Frisur muss ich grinsen.
Seine Haare sind einfach unberechenbar. Mal sind sie total kraus, ein anderes Mal liegen sie glatt an. Und manchmal stehen sie einfach in alle Richtungen ab.
Ant schert sich nicht darum. Nach dem Aufstehen und duschen kämmt er sie einmal durch und geht dann so wie sie getrocknet sind aus dem Haus.
Matt und ich wetten manchmal, wie seine Frisur wohl heute aussieht. Heute habe ich gewonnen. Mit einem zuckersüßen Lächeln nehme ich die drei Kaugummistreifen an.
Sofort haut Ant Matt an. „Hey, was ist mit mir?“
Sein Kumpel gibt ihm einen Streifen und Ant steckt ihn gleich in den Mund.
Jetzt will ich aber endlich wissen, was Ants Idee ist. Ich stupse ihn mit dem Schuh an. „Sag mal. Was hast’n für ne tolle Idee?“
Ein fettes Grinsen macht sich in Ants Gesicht breit. Er baut sich vor mir und Matt auf.
„Heute, meine lieben Freunde! Heute-“ Er macht eine dramatische Pause. „-machen wir eine Spritztour.“
Matt ist sofort Feuer und Flamme. Ich dagegen mache einen auf Spielverderber.
„Seid ihr bescheuert? Wenn man uns erwischt-“ „-dann was? Dann nix! Mann, Lou. Hier interessiert’s keine Sau, wenn wir mit 'ner Kiste rumcruisen. Die rufen die Bullen nur, wenn einer gekillt wird oder abkratzt.“
Ich weiß, dass er Recht hat. In unserem Kaff ist fast jedem das Meiste scheißegal. Außerdem wäre es echt total dämlich bei der Aktion nicht dabei zu sein.
Neben mir klatscht Matthew in die Hände. „Also, klauen wir 'n Auto!“ Ant grinst. „Ich weiß auch schon welches.“

Wir laufen durch unsere kleine Stadt. Wir haben hier einen Supermarkt, einen Elektroladen, eine Werkstatt, eine runtergekommene Highschool, die total pleite ist, und noch ein paar kleine Läden.
Die Polizei ist allerdings eine Stadt weiter. Noch ein Grund, warum man sie nicht wegen jedem Scheiß ruft.
Hier gibt’s auch eigentlich keinen Autodiebstahl. Man borgt nur. Fast alle bringen es nach ein paar Tagen wieder zurück.
Inzwischen sind wir angekommen. Vor einem kleinen, heruntergekommenen Haus parkt ein uralter, rostiger Cadillac.
Er hat einige Beulen und Schrammen. Der Lack glänzt nicht mehr, die Farbe ist ein komisches Rot-Orange.
Matt mustert den Wagen skeptisch und schaut dann Ant mit gerunzelter Stirn an.
„Ist das dein Ernst?“ Der Älteste von uns nickt. „Komm schon. Das ist besser als nix. Der steht seit gestern hier rum, die Schlüssel stecken. Was will man mehr?“ Weil Matt weiter zweifelnd aussieht, fügt er hinzu. „Das nächste Mal gibt’s ne geilere Aktion. Also, das Klauen meine ich. Jetzt kommt.“
Er geht über die Straße, winkt, damit wir ihm folgen. Matt seufzt. „Der Kerl hat Ideen“, meint er grinsend. Er boxt mir gegen die Schulter, streicht mit der anderen Hand sein schwarzes Haar zurück.
Zusammen überqueren wir die Straße und gehen auf die Beifahrerseite.
Ant sitzt schon hinter dem Steuer. Ich lasse Matt vorne einsteigen. Er hat ja vorhin verloren. Kaum, dass ich sitze und die Tür zugezogen habe, dreht Ant den Schlüssel um. Der Motor springt knatternd an. „Hey! Sogar voller Tank!“, ruft Ant triumphierend.
„Na dann, drück drauf.“
Ich kann Matt grinsen hören. Klar, fand er die Aktion geil. Einige aus unserer Klasse haben schon Autos geklaut, jetzt sind wir dran.
Ants älterer Bruder Tom hat ihm das Fahren beigebracht. Der ist jetzt in Kansas auf dem College. Wollte weit weg sein von hier.

Wir fahren zurück zum Supermarkt, driften ein wenig auf dem Parkplatz herum und gehen dann rein, um Fressalien zu kaufen.
Der Ladenbesitzer, Mr. Harrison, drückt Ant, ohne zu Zögern, Kippen in die Hand. Matt und ich nehmen den Rest.
Danach geht’s auf die andere Seite der Stadt. Wir halten an und fangen an, Chips, Schokolade und Marshmellows in uns reinzustopfen. Dazu gibt’s literweise Cola.
Die Mädchen aus unserer Klasse müssten wahrscheinlich schon vom Zuschauen kotzen. Die sind gerade alle im Schlankheitswahn.
Darüber müssen wir drei uns keine Sorgen machen. Wir haben so unsere Methoden, die Kalorien zu verbrennen.
Bei Ant geht das Meiste drauf, wenn er sich mit David Coleman prügelt. Was ziemlich oft der Fall ist.
Ständig provoziert er Anthony und beleidigt ihn. Beide laufen öfters mit einem Veilchen durch die Gegend.
Die Sonne geht langsam unter und taucht alles in ein orangefarbenes Licht. Wir sitzen auf dem Boden, den Rücken ans Auto gelehnt. Jeder hat eine Zigarette und hängt seinen Gedanken nach. Irgendwann legt Ant den Kopf in den Nacken und schaut zum Himmel.
„Ich glaub, heute regnet’s noch.“ „Na, gut, dass die Karre n Dach hat. Dann werden wir heute Nacht nicht nass“; ächzt Matt, während er sich aufrappelt.
Er hält erst mir, dann Ant die Hand hin, hilft uns hoch. Wir steigen wieder ein. Der Tank ist noch fast halbvoll.
„Und wo soll’s hingehen?“ „Ist doch scheißegal. Wir fahren den Tank leer und lassen die Karre stehen“, murmelt Matt, als wäre er am Einschlafen.
Ich gebe ihm von hinten eine leichte Ohrfeige. „Heh! Penn ja nicht ein!“
„Keine Angst, Knirps. Dazu hab ich zu viel Coke gesoffen.“ Wir fahren noch mal durch die Stadt. Es ist inzwischen dunkel geworden.
Als wir an Matts Haus vorbeikommen, fängt es an zu regnen.
„Fuck!“, grummelt Matt und kurbelt das Fenster hoch. Wir haben jeder eine Kippe an und nach kurzer Zeit ist der Wagen vollgequalmt. Ich muss husten.
„Verreck uns da hinten nicht.“ Vor mir taucht Matts Kopf aus dem Rauch auf. Er hält mir eine halbvolle Colaflasche hin.
Ich nehme ein paar große Schlucke und gebe sie ihm zurück. Dann lehne ich mich vor, lege die Ellbogen auf die Sitzlehnen und versuche durch die Windschutzscheibe etwas zu erkennen.
„Wo sind wir eigentlich?“ „Kurz vor der Brücke“, antwortet Ant und dann sehe ich das Geländer.

Am Anfang und am Ende sind zwei Straßenlaternen. Auf jeder Seite ist eine kaputt.
„Hey, warte mal.“ Matt lehnt sich vor, kneift die Augen zusammen.
„Da läuft jemand.“
Als wir näher kommen, drückt Ant auf die Bremse. „Oh Mann! Das ist Coleman! Was latscht das Opfer nachts bei dem Wetter rum?“
David ist kurz vor der Mitte der Brücke. Ant schaltet mit Absicht die Nebelscheinwerfer ein, um Coleman zu blenden. Er hält kurz vor ihm an und kurbelt das Fenster herunter.
„Hey, Coleman, du Opfer! Wolltest du dich von der Brücke stürzen?“, ruft er hinaus. David bleibt stehen und blinzelt ihn an. Er hat die Hände in den Hosentaschen vergraben und ist klatschnass.
Als er Ant erkennt, zeigt er die Zähne. „Halt deine verfickte Fresse, Black!“
Er kommt an das geöffnete Fenster. „Warum bist du denn sonst hier draußen?“, fragt Ant mit gespielter Freundlichkeit.
„Ich war drüben bei 'nem Kumpel. Mit 'ner geklauten Karre und vorhin ist das Benzin ausgegangen.“
Wir fangen gleichzeitig an zu lachen.
„Vielleicht wär’s besser das nächste Mal den Benzinstand zu checken“, spottet Matt und tippt auf die Anzeige unseres Wagens.
„Ja schon. Nehmt ihr mich jetzt mit?“ Ant schaut ihn dämlich an. „Wir dich mitnehmen? Träum weiter! Du kannst nach Hause laufen.“
Dave funkelt ihn zornig an, geht vor die Motorhaube. Ich befürchte schon, dass er irgendeine Dummheit macht, um meinen Freund zu provozieren.
Tatsächlich tritt er ein paar Mal gegen die Stoßstange. Wir hören ein Klappern.
Coleman bückt sich und hält dann das Nummernschild hoch.
„Du verdammter Hurensohn! Spinnst du?“, schreit Matt.
David nimmt das als Ansporn und kickt wieder gegen das Auto.
„Lass den Scheiß, du Penner!“ Coleman kickt weiter, geht dann einen Schritt zurück und grinst uns vielsagend an.
„Ant, ich glaube, der springt dir gleich auf die Motorhaube“, sage ich zögernd.
Anthony presst seine Kiefer aufeinander. „Oh nein. Wird er nicht.“ Er tritt auf das Gaspedal, der Wagen springt nach vorn, die Stoßstange knallt gegen Daves Knie. Er knickt ein, schreit vor Schmerz. Ant und Matt steigen aus.
Ich auch. Ich muss sehen, was sie tun.
Der Regen prasselt auf uns herab, Matt und Ant ziehen ihre Kapuzen auf.
Dave liegt zusammengekrümmt auf dem Asphalt. Seine Jeans hat an den Knien dunkle Flecken. Ich bin mir sicher, dass es Blut ist.
„Du verfickter Scheißkerl!“, spuckt er Ant entgegen. „Dafür mach ich euch so was von fertig. Bloß weil nie jemand die Bullen ruft, müsst ihr euch nicht sicher fühlen“, keucht er. „Ich verpfeif euch, darauf könnt ihr wetten! Autodiebstahl, Fahren ohne Führerschein und Körperverletzung.“
Er grinst Ant teuflisch an. Ich sehe wie Ant und Matt die Fäuste ballen.

Ich weiß, dass ich sie abhalten sollte, aber ich tue es nicht. Ich stehe einfach daneben und schaue zu.

Losing Control


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Losing Control

Anthony – 17.04.1989


„Ant, ich glaube, der springt dir gleich auf die Motorhaube“, sagt Logan hinter uns. Ich presse meine Kiefer aufeinander. „Oh nein. Wird er nicht.“ Ich trete aufs Gaspedal, der Wagen springt nach vorn, die Stoßstange knallt gegen Daves Knie.
Ich sehe, wie er einknickt, höre ihn schreien.
In mir brodelt es. Wenn ich den Scheißkerl nur sehe, will ich ihm den Hals umdrehen. Matt und ich steigen gleichzeitig aus und ziehen unsere Kapuzen über. Noch eine Autotür knallt zu. Lou ist auch ausgestiegen.
Coleman krümmt sich vor uns auf der nassen Straße. Seine Jeans ist an den Knien ganz dunkel. Ich weiß, dass es Blut ist.
Er zeigt mir die Zähne. „Du verfickter Scheißkerl!“, spuckt er mir entgegen. „Dafür mach ich euch so was von fertig. Bloß weil nie jemand die Bullen ruft, müsst ihr euch nicht sicher fühlen“, keucht er. „Ich verpfeif euch, darauf könnt ihr wetten! Autodiebstahl, Fahren ohne Führerschein und Körperverletzung.“
Dann grinst er mich teuflisch an.
Die Wut, die in mir gebrodelt hat, kocht über. Ich balle meine Fäuste.
Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass dieses Opfer uns verpfeift. Er hat uns schon oft genug Ärger gemacht. Ich bücke mich und schlage zu. Schlage ihm mit der Faust mitten ins Gesicht, will ihm dieses beschissene Grinsen aus der Fresse hauen.
Ich knie mich hin, so kann ich besser zuschlagen. Matt macht es mir auf Colemans anderer Seite nach. Schlägt auch auf ihn ein.
Adrenalin schießt durch meinen Körper, facht meine Kraft und meine Wut an. Immer weiter, immer fester prügle ich auf Coleman ein.
„Ant, Matt! Hört auf. Hört endlich auf! Ihr schlagt ihn tot!!“ Ganz leise dringt Lous Stimme an mein Ohr.
Ich bin wie in Trance, habe nur einen Gedanken. Ich sehe nur, wie meine Fäuste Davids Körper treffen. In die Brust, in den Bauch, in die Seite und ins Gesicht.
Ich glaube, er hat vorhin noch geschrieen. Er wollte sich weg drehen, sich schützen. Aber seine Knie haben wohl viel zu sehr wehgetan, als dass er sich bewegen konnte.

Jetzt ist es merkwürdig leise. Meine Schläge werden schwacher, zögernder. Wieder höre ich Logan rufen. „ANT! Ant, hör endlich auf!“ Er packt meinen Arm, zerrt daran, zerrt mich von David weg.
Es ist, als würde ich aus einem Traum aufwachen. Ich blinzle ein paar Mal und schaue dann auf den Boden. Schaue auf Coleman.
Er rollt sich stöhnend auf die Seite, röchelt, spuckt Blut und einen Zahn aus. Seine Lippen sind ganz aufgeplatzt, über den Augen hat er offene Wunden. Ebenso an den Wangen und auf dem Kiefer.
Seine Nase blutet und sieht ziemlich krumm aus. Wahrscheinlich haben Matt und ich sie ein paar Mal gebrochen.
Ich räuspere mich, starre auf meine Hände. Sie sind auch ganz blutig. An den Knöcheln habe ich ein paar Schrammen.
Der Regen wäscht das Blut ab. Es läuft in meinen Ärmel. Auch Daves Gesicht wird sauberer. Das ganze Blut verläuft auf der Straße.
Ich wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht, aber es macht wenig Sinn. Ich bin vollkommen durchnässt. Der Regen tropft von meinen Haaren. Meine Kapuze ist runtergerutscht. Ich reiße meinen Blick von Coleman los und schaue zu Matt. Er schaut zurück und dann zu Logan.
Er hält mich immer noch fest. Ich sehe, wie er zittert. Er steht ja nur im T-Shirt da. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass er nicht nur friert.
Es ist eine merkwürdige Szene. Alles ist so still, nur der Regen prasselt auf uns, den Asphalt und das Auto.
Der Cadillac knattert leise vor sich hin. Ich räuspere mich noch einmal und schiebe dann Lous Hand weg.

„Kommt, wir fahren.“ Ich gehe zur Fahrertür, mache sie auf. Meine Freunde zögern. „Wir sollen ihn einfach liegen lassen?“ Lou zeigt auf Coleman. Ich mustere ihn und meine dann: „Der stirbt schon nicht.“ Langsam kommen Matt und Lou zum Wagen und steigen ein.
Ich drehe die Heizung auf, mache die Nebelscheinwerfer aus und lege den ersten Gang ein.
Vor uns rappelt sich David auf. Er hinkt zum Geländer, um sich festzuhalten. Einen Moment bleibt er stehen, dann geht er los. Geht von uns weg.
Verwirrt starre ich ihm durch die Windschutzscheibe nach. Wo zum Teufel will er hin? Nach Hause ist es doch viel näher und schneller, als in die nächste Stadt.


„Ant? Fahren wir?“, fragt Logan zögernd. In diesem Augenblick fällt mir ein, was Coleman vorhat. Er will zur Polizei. Er will bis in die nächste Stadt laufen, um uns bei den Bullen anzuschwärzen!
„Er will uns verpfeifen“, knurre ich. Matt schaut mich von der Seite an, dann zu David und wieder zu mir.
Dave ist jetzt schon fast am Ende des Geländers. Ich muss etwas tun. Kurzerhand trete ich aufs Gaspedal. „Ant, was hast du vor?“ Logans Stimme klingt ängstlich. „ANT!“ „Der Hurensohn geht zu den Bullen!“ Zornig drücke ich meinen Fuß fester nach unten, schalte in den nächsten Gang.

Der Wagen rast über den nassen Asphalt auf David zu. Er hört das Röhren, des alten Motors, dreht sich um. „Ant, tu’s nicht!“, kreischt Lou. „Wenn der auspackt sind wir dran! Die stecken uns in den Knast!“, fährt Matt ihn an.
Ich lenke auf die linke Straßenseite und reiße dann das Lenkrad herum.
Der Cadi schlingert, ich verliere für einen Moment die Kontrolle. Dann prallt der Wagen gegen Dave.
Er wird zurückgeschleudert, gegen das niedrige Geländer. Einen Moment lang hängt er rücklings darüber, dann kippt er nach hinten und stürzt kopfüber von der Brücke.
Im Auto ist es mucksmäuschenstill, keiner rührt sich.
Wir starren alle nur auf das Geländer. Auf die Stelle, an der eben noch Coleman war.
Mein Puls rast und mein Herz hämmert wie verrückt gegen meine Brust.
Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, bis Matt endlich flüstert: „Wir- wir müssen nachsehen, ob er noch lebt.“
Das ist völliger Schwachsinn. Wir sind zwar ganz am Rand der Brücke, da ist kein Wasser mehr, nur Böschung und Ufer, aber es geht fast vierzig Meter in die Tiefe und er ist kopfüber gefallen…
Trotzdem nicke ich und schalte den Motor ab. Die Scheinwerfer gehen aus, nur noch die Straßenlampe spendet Licht.
In Zeitlupe steigen wir aus. Mein Mund ist knochentrocken und das obwohl es in Strömen regnet.
Wir laufen die letzten Meter, bis das Geländer aufhört. Von dort gucken wir die steile Böschung hinunter.

They never gotta know


6
They never gotta know



Das Licht der Laterne reicht kaum bis da runter, aber wir können ihn alle sehen. Matt wendet sich nach rechts, zu Logan. Er sieht ihm zu, wie er zittert. Plötzlich zieht er sich seinen Hoodie über den Kopf und hält ihn Lou hin.
Der Kleine nimmt ihn dankend an und schlüpft hinein. Matt legt ihm den Arm um die Schultern und drückt ihn kurz, dann macht er die ersten Schritte zu David hinunter.
Ich warte, bis er ein Stück unten ist und folge ihm. Der Boden ist total aufgeweicht und rutschig. Wir halten uns an den Büschen fest, um nicht hinzufallen.
Je näher wir zu Coleman kamen, desto schwerer wird der Kloß in meinem Magen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Sturz überlebt hat, aber ich will nichts anderes denken.
Plötzlich greift etwas nach meiner Kapuze. Ich zucke zusammen. „Tut mir leid“, nuschelt Logan hinter mir und lässt mich wieder los. Ich halte ihm die Hand hin, helfe ihm, damit er nicht ausrutscht.
Mein Puls rast schon wieder. Ich fange an zu zittern und es wird immer schlimmer.
Viel zu schnell sind wir unten.
Zögernd gehen wir auf die Gestalt zu, die da auf dem Boden liegt. „Coleman?“, flüstert Matt. Er geht noch einen Schritt näher an. „Hey, Coleman.“
Er gibt keinen Ton von sich. Mir schnürt sich die Kehle zu. Matt geht in die Hocke, tippt David an – keine Reaktion.
Zögernd legt er seine Hand auf Davids Brust.

Die Sekunden verstreichen quälend langsam, dann zuckt Matt zurück, als hätte er sich verbrannt. Er fällt auf den Arsch und schiebt sich von Coleman weg.
Er hat kein Wort gesagt, aber ich weiß schon, was los ist.
„Er- er- er ist tot.“ Kaum, dass Matt es ausgesprochen hat, bekommen ich einen harten Schlag in den Magen. Logan packt meine Hand.
Aber ich kann des jetzt nicht brauchen. Ich ziehe meine Hand aus seiner und lege sie mit der anderen an meine Schläfen, versuche Luft zu holen, meine Kehle ist wie abgeschnürt. Ich habe das Gefühl, gewürgt zu werden.
„Scheiße. Oh Scheiße. Ich hab ihn umgebracht.“ Ich merke erst gar nicht, dass ich meine Gedanken laut sage. Matt rappelt sich auf, kommt auf mich zu und packt mich bei den Schultern. Er rüttelt sie. „Ant, Ant! Das war ein Unfall.“
Er hält inne und schaut mich mit großen Augen an. „Es war… doch ein Unfall, oder?“
Ich lasse meine Hände sinken und starre ihm fassungslos ins Gesicht.
„Ich- ich wollte ihn nicht töten!“ „Warum bist du dann auf ihn zugefahren?“
Wie er so ruhig fragt, dass macht mich wahnsinnig und zornig. Wie kann er mir unterstellen, dass ich Coleman überfahren wollte!?
„Ich wollte ihn nur anpuffen, ihm Angst machen! Verdammte Scheiße! Der wollte zu den Bullen, Matt! Du hast selber gesagt, dass die uns einbuchten!“
„Jetzt buchten sie uns erst recht ein!“ Ich will ihn weiter anschreien, aber Logan kommt mir zuvor. „HALTET DIE SCHNAUZE!! Es war ein Unfall und wir sind alle schuld! Hört auf euch gegenseitig fertig zu machen!“
Ihm laufen Tränen übers Gesicht, glaube ich, weil er schnieft.
Jetzt brennen auch in meinen Augen Tränen.
Ich schlage die Hände vors Gesicht. „Ich hab ihn umgebracht. Ich hab ihn umgebracht. Was machen wir jetzt? Was zum Teufel machen wir denn jetzt?!“ Ich raufe mir die nassen Haare und schreie meine Freunde verzweifelt an. Ich presse wieder die Hände an meine Schläfen, mache ein paar Schritte zu Coleman und laufe wieder zurück zu Matt und Lou.

In meinem Kopf dreht sich alles. Ein paar Mal renne ich zwischen ihnen hin und her.
„Wenn die uns erwischen, sind wir dran. FUCK!“ Mein verzweifelter Ruf hallt durch die Nacht.
Ich spüre eine Hand auf meinem Arm. „Hey, Ant. Es wird alles gut. Wir lassen uns was einfallen.“
Ich wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht und blinzele Matt an. „Die werden uns niemals glauben, dass es ein Unfall war.“
Matt Lippen verziehen sich zu einem nervösen Lächeln. „Dann werden sie’s eben niemals erfahren.“
Logan und ich starren unseren Freund entsetzt an. „Was sollen wir denn tun? Ihn in den Fluss werfen?“ Lou knirscht nervös mit den Zähnen.
„Nein, der schwimmt doch. Ein paar Meilen weiter wird er bestimmt ans Ufer geschwemmt.“
Ich fange wieder an zu laufen, um mich ein bisschen zu beruhigen. „Wir- wir…“ Ich kann nicht weitersprechen. Mein Kopf ist leer und gleichzeitig zum Platzen voll. Mein restlicher Körper ist erfüllt mit Kälte, Verzweiflung, Panik.
Wieder hält mich Matt fest und dreht mich zu sich um.
„Ant. Jetzt bleib mal stehen und hör zu.“ Ich sehe, wie er zittert. Er versucht nur seine eigene Angst herunter zu spielen.
Er holt einmal tief Luft. „Ich weiß, wie wir ihn loswerden können“, flüstert er und schaut zur Brücke hinauf. Mein Blick folgt seinem und bleibt am Auto hängen. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich kapiere, was er tun will.
„Du- du meinst, wir sollen ihn mit dem Wagen-?“ Matt nickt. Ich gucke zu David und wieder zum Auto.
Jetzt versteht es auch Lou und schüttelt den Kopf. „Seid ihr wahnsinnig? Wir können doch nicht einfach das Auto versenken. Wie sollen wir Coleman überhaupt bis da rauf kriegen?“ Seine Stimme klingt merkwürdig hoch. Ich glaube, er weint schon wieder.

Vorsichtig trete ich an David heran, greife zögernd nach seiner kalten Hand und zerre daran. Keuchend lasse ich den Arm wieder fallen. „Der ist ja verdammt schwer!“ „Alle seine Muskeln sind entspannt. Das wird nicht leicht.“ Matt schaut mit gerunzelter Stirn die Böschung hinauf. Lou kaut auf seinen Fingern und starrt in Gedanken auf Colemans Leiche. Dabei schüttelt er in einem Fort seinen Kopf.
Ein paar Minuten lang stehen wir nur stumm im Regen. In mir tobt ein Sturm. Angst, Verzweiflung, Kälte, Panik… ich fühle mich so hilflos und dass obwohl ich der Älteste bin. Eigentlich müsste ich die anderen zwei beruhigen und ihnen sagen, dass alles gut wird.
Ich versuche in mich hinein zu horchen. Matts Vorschlag ist wahnsinnig – irgendwie. Aber wir haben keine Wahl.
Ich hole tief Luft, straffe meine Schultern und baue mich vor meinen Freunden auf.
„Okay, hört zu.“ Verdammt, warum muss meine Stimme so zittern!?

„Wir müssen ihn zusammen da hoch tragen.“ Ich deute die Böschung hinauf.
„Dann fahren wir ein Stück durch den Wald, den Fluss entlang. Ein paar Meilen weiter staut sich der Fluss zu einem kleinen Weiher. Das Ufer ist eben. Da können wir ihn versenken.“
Ich sehe an Lous Gesichtsausdruck, dass ihm das ganz und gar nicht gefällt. Er will Coleman nicht anfassen. Und er will ihn nicht in irgendeinem See versenken.
Ich gehe zu ihm, lege ihm den Arm um die Schultern. „Lou, ich versteh ja, dass du Angst hast“, flüstere ich. Matt muss das nicht hören.
„Ich hab auch verdammt Schiss, glaub mir.“
Er guckt mich an, schnieft und mir brennen wieder Tränen in den Augen. „Wir- Wir schaffen das, okay? Wir müssen jetzt zusammenhalten. Ja?“ Meine Stimme klingt erstickt und überhaupt nicht tröstend, aber er nickt.
„Okay.“
Ich schaffe ein Lächeln und klopfe ihm leicht auf die Schulter.
Matt steht auf Davids rechter Seite. Ich stelle mich ihm gegenüber und nicke ihm zu. Ich hab schon irgendwie Schiss, 'ne Leiche so richtig anzufassen, aber damit muss ich jetzt klar kommen.
Zögernd greife ich wieder Colemans Arm. „Lou, du gehst voraus und suchst den einfachsten Weg.“
Der Kleine nickt und beginnt die Böschung hinauf zu klettern.
Matt schnappt sich jetzt den anderen Arm und wir versuchen den Körper hochzuheben. Gemeinsam schleifen wir ihn bis zum ersten Busch.
Matt keucht und lässt den Arm sinken. „Scheiße, so wird das nichts.“ „Einer Arme, einer Beine geht aber auch nicht. Da können wir uns nicht festhalten.“

Fieberhaft überlege ich. Wir müssen ihn gut bewegen und uns gleichzeitig festhalten können, damit wir nicht abrutschen.
Plötzlich habe ich einen Einfall. „Matt! Da gibt’s doch diesen Griff. Wenn jemand 'nen Unfall hat und man ihn aus dem Auto rausholen muss. Wenn der bewusstlos ist, sind die Muskeln doch auch entspannt.“
Er kapiert worauf ich hinaus will und nickt.
„Lou! Wir brauchen deine Hilfe!“ Logan hält an, dreht sich um und schaut zu uns runter. Nur zögernd setzt er sich in Bewegung und bleibt ein paar Schritte von uns entfernt stehen.
„Lou, du weist doch wie man da anpacken muss, wenn man 'nen Bewusstlosen aus’m Auto holt. Zeig mal.“
Scheu kommt Logan näher und streckt seine zitternden Finger nach Davids Arm aus. Sie sind blutig, weil er die ganze Zeit auf ihnen rumkaut.
Ich sehe, wie sehr er sich sträubt. Er will keine Leiche anfassen. „Sag uns einfach, was wir machen müssen“, sage ich und er wirft mir einen dankbaren Blick zu.
„Ihr müsst ihm die Arme über die Brust legen, so als würde er sich selbst umarmen. Dann nehmt ihr ihn unter den Achseln und zieht ihn.“
Ich lächle ihn warm an. „Danke, Lou.“ Er nickt und klettert wieder den Hang hinauf.
Matt legt Coleman die Arme um, wie Logan es gesagt hat und zieht ihn ein paar Schritte die Böschung rauf.
„Das klappt echt besser.“ Ich nicke. „Dann wechseln wir uns ab.“

Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis ich Coleman endlich über den Rand der Böschung schleife. Matt nimmt ihn mir noch einmal ab und zerrt ihn bis zum Wagen.
Davids Schuhe sind komplett am Arsch, seine Jeans ist zerrissen und voller Matsch. Fahrig streiche ich meine nassen Haare zurück.
Als ob er jetzt noch Schuhe oder Hosen bräuchte!
Plötzlich wird das Zittern wieder schlimmer. Aber nicht wegen der Kälte. Ich spüre den Regen inzwischen nicht mehr, mir ist auch gar nicht mehr so kalt. Aber das liegt vermutlich daran, dass es ganz schön anstrengend war, Coleman den Hang hoch zu ziehen.
Nein, das Zittern kommt von der Angst.
Was wir vorhaben ist furchtbar und total feige, finde ich. Anstatt uns zu stellen, vernichten wir das Beweismaterial. Das Zittern wird so schlimm, dass ich kaum noch stehen kann. Ich lehne mich ans Auto. Logan kommt zu mir, legt mir den Arm um, wie es vorhin bei ihm getan habe.
„Ant, ganz ruhig. Beruhig dich jetzt. So kannst du nicht fahren.“ „Schon okay, ich fahre. Du hast’s mir ja gezeigt“, keucht Matt. Seine Knie zittern und er lässt Coleman stöhnend fallen.
Als der Körper auf den Asphalt fällt, klingt es genauso wie in den Filmen. Es ist dieses Geräusch, das es macht, wenn sich die Leute verprügeln. Ich finde es klingt ein bisschen wie ‚DISCH’.
Oh Mann! Wie kann ich mir jetzt nur Gedanken über so etwas machen?!
Ich fahre mir mit den Händen übers Gesicht. Zu spät fällt mir ein, dass ich mit ihnen eine Leiche angefasst habe.
Die Panik wallt wieder auf, ich fange an zu hyperventilieren.
Matt packt mich an den Schultern. „Ant. Ganz ruhig. Beruhig dich wieder!“ Er hat die Leiche auch angefasst und jetzt berührt er mich.

Ich schlage seine Hände weg. „Fass mich nicht an!“ Ich bin kurz vorm Durchdrehen, renne ein paar Mal total sinnlos ums Auto herum. In meinem Kopf dreht sich alles, ich kriege keinen klaren Gedanken mehr.
Während ich immer noch wie blöd auf der Straße rumrenne, setzt Matt Coleman auf die Rückbank und schnallt ihn fest.
Dann redet er mit Logan. Ich höre ihn entsetzt schreien und fange mich endlich wieder. „Was- was ist los?“, frage ich verwirrt.
Logan zeigt auf Matt. „Er sagt, ich soll hinten sitzen!“ Ich verstehe Lou vollkommen, aber ich weiß auch, dass es sein muss.
Zwar habe ich Matt schon öfters im Auto meines Dads gezeigt und erklärt, wie man fährt, aber ich muss ihm jetzt trotzdem helfen.
„Lou, es ist wirklich nicht weit. Du schaffst das. Schau einfach aus dem Fenster.“
Er wirft einen kurzen Blick ins Auto.
Colemans Kopf hing ekelhaft verdreht aus seiner Schulter, das verunstaltete, blutige Gesicht zu uns gewandt. Seine trüben, toten Augen starrten aus dem Fenster heraus.
„Nein. Bitte lass mich nach vorn. Ich setze mich meinetwegen auf deinen Schoß, aber bitte, bitte schick mich nicht nach hinten, Ant.“
Seine blauen Augen blicken mich flehend an und es bricht mir fast das Herz ihn seiner Angst einfach so auszusetzen.
„Tut mir leid, Lou.“ Er packt mich an der Kapuze, Tränen laufen ihm über die Wangen. „NEIN! Nein, Ant! Bitte! Bitte tu mir das nicht an!“
Ich nehme seine Hände von meinem Kragen und drücke sie nach unten. „Du bist doch nicht allein, Lou. Es ist alles gut, wir passen auf dich auf.“
Mehr fällt mir nicht ein und mehr kann ich auch nicht sagen, denn mir schnürt sich die Kehle zu.
Ich ziehe Logan mit auf die andere Seite des Wagens, öffne die hintere Tür und drücke ihn hinein. Er versucht sich zu wehren, aber ich bin stärker.
Ich schlage die Tür zu und blinzle die Tränen zurück. Dann steige ich vorne ein. Ich höre Lou hinter mir weinen und einige Tränen stehlen sich auch aus meinen Augen.
Matt steigt ebenfalls ein, hält mir die offene Hand hin. Sie bebt. Ich krame in meiner nassen Hosentasche nach dem Schlüssel und lege ihn in Matts Hand.
Er versucht ihn ins Schloss zu stecken, aber seine Finger zittern fürchterlich. Sein Unterkiefer klappert und er fängt an zu heulen.

Mit einem Mal überkommt mich Wut. Ich bin stinksauer. Stinksauer auf Matt, weil er den Schlüssel nicht reinkriegt. Wir müssen endlich hier weg. Wir hatten bis jetzt einfach nur verdammtes Glück, dass niemand sonst vorbeigekommen ist.
Ich will das alles endlich hinter mich bringen!
„Mach endlich, Matt! Steck den Fuck-Schlüssel rein und fahr!“

My Nightmare is my Secret


7
My Nightmare is my Secret

Matthew – 17.04.1989



Ich versuche den Schlüssel ins Schloss zu kriegen, aber meine Hände zittern fürchterlich. Mein Unterkiefer klappert, weil ich friere und zu heulen anfange. Ich muss echt heulen. Ich habe so eine Scheißangst! Neben mir sitzt Ant. Er zittert auch und schreit mich an: „Mach endlich, Matt! Steck den Fuck-Schlüssel rein und fahr!“
Ich versuche es ja, aber ich treffe einfach nicht. Auf der Rückbank wimmert Logan. Ich bin sicher, er heult auch. Er jammert, fleht uns an. Er will nicht hinten sitzen. Ich bemühe mich ruhig zu werden. Unmöglich. Ant schreit, Logan weint. Ich habe das Gefühl, dass mir der Kopf platzt Ich lasse meine Hand mit dem Schlüssel sinken und drehe mich zu Ant.
„Halt endlich die Klappe! Was glaubst, du was ich hier die ganze Zeit versuche?!“ Er guckt mich erschrocken an und es tut mir sofort leid, dass ich ihn angebrüllt habe. In seinen Augen sehe ich nur nackte Angst. Ich hole tief Luft und peile das Zündschloss an. Fast getroffen.
Nach zwei weiteren Versuchen steckt der Schlüssel endlich. Ant und ich atmen erleichtert auf.
„Jetzt fahr schon los!“, kommt es von der Rückbank. Ich lege die Hände ans Steuer, werfe einen Blick in den Rückspiegel. Logan kauert hinter dem Beifahrersitz. Seine Augen sind rot und verheult, die Wangen rot von der Kälte. Sein blondes Haar klebt ihm nass im Gesicht.
Im Spiegel gucke ich hinter meinen Sitz, zittere noch mehr und weitere Tränen laufen aus meinen Augen.
Wir haben etwas Schreckliches getan und was wir jetzt noch tun werden, macht das Ganze noch viel grausamer.
Ich lege den ersten Gang ein und drücke aufs Gaspedal.
Wir fahren ein Stück zur nächsten Stadt. Ant deutet nach links auf einen Feldweg. „Da rein.“
Ich biege ab und der Wagen holpert durch den Wald. „Brems. Es ist total matschig, aber nicht zu viel, sonst bleiben wir stecken.“

Ich befolge Ants Anweisungen, derweil dreht er sich zu Logan um. Er streckt die Hand aus, streicht ihm übers Haar. „Ist schon gut, Lou. Wir sind bald da. Bald hast du’s geschafft.“
Mir tut es schrecklich leid, dass ich Lou hinten rein stecken musste, aber ich brauche Ant einfach hier vorne.
Er dreht sich wieder um. „Schalt die Nebenscheinwerfer ein. Hier ist es ja egal und du siehst mehr. Und mach den Scheibenwischer an.“
Er betätigt den Hebel und ich kann endlich den Weg vor mir sehen.
„Wie weit ist es denn noch?“, frage ich nach einer Weile, weil ich langsam nervös werde. „Gleich da vorne.“
Tatsächlich lichten sich die Bäume vor uns und wir fahren auf eine Wiese, die an einen kleinen See grenzt.
Ich fahre ganz nahe ans Ufer und ziehe die Handbremse. Logan ist der Erste, der aussteigt. Genau genommen stürzt er regelrecht heraus und landet im Dreck. Ant zieht ihn hoch, dann kommt er zu mir.
„Wir sollten ihn ans Steuer setzen.“ Ich schaue meinen Freund verwundert an.
„Du meinst, dass wenn man ihn findet, soll es wie Selbstmord aussehen? Glaubst du etwa, dass man ihn findet?“
Er seufzt. „Ich hoffe nicht, aber wenn doch, dann sollte es wie Selbstmord aussehen, ja.“
Ich öffne die Autotür, schnalle Coleman ab. Ant fängt ihn auf und zerrt ihn vom Sitz.
Gemeinsam setzen wir ihn hinters Lenkrad und schnallen ihn wieder fest. Dann werfe ich die Tür zu.
Ant geht auf die Beifahrerseite, lehnt sich in den Wagen. Er schaltet das Licht ab und löst die Handbremse.
Einen Moment lang hab ich Schiss, dass er nicht mehr rauskommt, aber er schafft es, knallt die Tür zu und geht ein paar Schritte zurück.
Langsam rollt der Wagen auf das Wasser zu. „Wie steil geht’s denn da runter?“ „Ziemlich steil. Nach 'n paar Metern ist der schon fast vier Meter tief.“
Beruhigt lege ich den Arm um Logan und wir schauen gemeinsam zu, wie das schwarze Wasser den roten Cadillac und mit ihm David Coleman verschluckt.
Ein paar letzte Blasen blubbern auf und zerplatzen, dann ist es still.

Ant kommt auf uns zu. Nervös tritt er von einem Bein aufs andere. „Das- das darf nie jemand erfahren!“ Sein Blick schnellt zwischen mir und Lou hin und her.
„Bitte, versprecht, dass ihr das niemandem erzählt“, fleht er.
Ich nehme seine Hand. „Ich versprech es dir. Ich werde keiner Menschenseele davon erzählen.“
Er lächelt mich dankbar an und schaut dann zu Logan. „Lou? Wenn- wenn du meinst, dass du darüber reden musst…“ Lou schüttelt den Kopf und legt seine Hand auf unsere Hände. „Das geht nur uns was an. Ich verspreche, dass ich nie darüber reden werde.“
Er sieht uns beide mit einem warmen Lächeln an. „Unser Geheimnis.“
Lou und ich wiederholen die Worte, dann machen wir uns auf den Weg nach Hause. Jetzt kommt es mir nicht mehr so weit durch den Wald vor und schon bald sind wir auf der Brücke.
Ich spüre einen Kloß in meinem Magen.
Ich weiß ganz genau, dass wir das Falsche getan haben. Aber wir können es nicht ungeschehen machen und für uns ist es das Beste, glaube ich.
Unsere Stadt ist wie ausgestorben. Nirgendwo brennt Licht in den Häusern, nur die Straßenlaternen sind an.
Ants Haus ist das Naheste. Logan und ich warten, bis er drin ist und das Licht anmacht. Dann gehen wir weiter zu Lou.
Irgendwie will ich ihn nicht allein lassen, aber ich bin so hundemüde und nass bis auf die Knochen. Ich verabschiede ihn mit einer kurzen Umarmung und warte auch bei ihm, bis er ihm Haus ist.

Allein laufe ich nach Hause. Der Regen hat inzwischen nachgelassen, es nieselt nur noch.
Ich wundere mich, dass unser Auto nicht in der Einfahrt steht. Ich klingle. Vielleicht ist Mum ja nur Zigaretten holen, aber es öffnet niemand.
Mein kleiner Bruder ist also auch nicht da.
Mit einem unwohlen Gefühl und klammen Fingern fische ich den Ersatzschlüssel aus dem Versteck und sperre die Tür auf.
Ich hoffe nur, dass nichts Schlimmes passiert ist, das könnte ich jetzt wirklich gar nicht gebrauchen. Es dauert ewig, bis ich mir die nassen Schuhe abgestreift habe, dann gehe ich in die Küche. Auf dem Tisch liegt ein Zettel.

Andrew hat schlimme Bauchschmerzen. Wahrscheinlich der Blinddarm. Sind im Krankenhaus.
Mum



Ich atme erleichtert auf. Mein kleiner Bruder wird mir in ein paar Tagen stolz seine Narbe präsentieren und verlangen, dass ich ihn bediene.
Hoffentlich lenkt mich das ab. Ich merke erst jetzt, dass mein ganzer Körper schmerzt. Meine Glieder sind lahm, meine Augenlider bleischwer.
Ich schleppe mich die Treppe hoch ins Badezimmer, ziehe mich aus und stelle mich unter die Dusche.
Meine Füße tun so weh. Ich rutsche an der Wand hinunter auf den Boden, lehne mich zurück und schließe die Augen. Die ganze Nacht läuft in meinem Kopf wie ein Film ab. Jede einzelne Sekunde. Stöhnend blinzle ich. Ich will das nicht sehen. Ich will das vergessen!
Das heiße Wasser prasselt auf mich herab. Wäscht den Dreck, den Schweiß, das Blut und die Kälte ab.
Aber es wäscht nicht die Schuld von mir ab und auch nicht die Erinnerungen. Im Grunde weiß ich jetzt schon, dass diese Nacht mein Leben und das von Lou und Ant verändert hat. Wir haben ein gemeinsames Geheimnis, von dem die Welt nie erfahren wird. Es ist die schrecklichste Nacht unseres Lebens und unser schlimmster Alptraum, da bin ich mir ganz sicher.
Es wird mein Alptraum werden. Ich weiß, dass ich die Bilder niemals vergessen kann. Sie werden mich mein Leben lang verfolgen und mich nachts im Schlaf einholen. Und ich werde nie jemandem davon erzählen. Denn es ist mein Geheimnis.


Mein Alptraum ist mein Geheimnis



Leaving


8
Leaving

Matthew – 20.08.2011

Matt öffnet langsam die Augen. Ich kann so nicht weitermachen…


Er schluckt und setzt sich auf. Mit zitternden Händen dreht er den Schlüssel um, der Wagen springt an.
Er versucht, die Bilder aus seinem Gedächtnis auszublenden, aber sie kommen immer wieder. Sein Blick ist fest auf die nasse Straße gerichtet. Ich muss mich konzentrieren, sonst lande ich noch im Graben. Aber dann wäre es wenigstens vorbei.


Matt zittert am ganzen Körper, wird richtig geschüttelt.
Ich hätte keine Alpträume mehr und ich würde nicht jeden verdammten Tag diese Bilder im Kopf haben. Und ich könnte Lou und Ant wieder sehen.


Beim Gedanken an seine besten Freunde, füllen sich seine Augen mit Tränen. Heiß brennen sie unter den Lidern und verwischen ihm die Sicht.
„Ich kann das nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr“, flüstert er. Sein Hals ist ganz rau, es kratzt beim Sprechen.
Er wiederholt die Sätze unablässig bis er in seine Einfahrt einbiegt, den Wagen abstellt und zur Haustür läuft.

Bevor er aufschließt hält er einen Moment inne. Ich sollte es ihr sagen. Sie hat das Recht, zu erfahren, warum ich…


Leise schleicht Matt die Treppe hinauf ins Schlafzimmer und spitzelt zur Tür hinein. Seine Frau Mary liegt mit dem Rücken zu ihm im Bett, Matt kann sie atmen hören. Ganz ruhig und entspannt.
Ganz bestimmt hat sie nicht so ein schreckliches Chaos und Durcheinander im Kopf wie ihr Mann.
Auf Zehenspitzen schleicht er weiter zum Kinderzimmer seines Sohnes. Er will sich nicht ausmalen, wie es seinem Kind ergehen wird. Was es durchmachen wird und wie er wohl später damit klarkommen wird, wenn er erfährt, was sein Vater getan hat.
Matthew schluckt schwer. Ich hab keine andere Wahl…
Er setzt sich in sein Arbeitszimmer, nimmt Stift und Papier zur Hand und beginnt zu schreiben.

Liebe Mary

Nein! Das geht mal gar nicht!


Meine Mary…

Nein. Das auch nicht!


Liebste Mary?


Argh, verdammt. So wird das nichts! Okay, Matt. Ganz ruhig. Konzentrier dich!


Er atmet einmal tief durch, nimmt ein neues Blatt Papier zur Hand und beginnt von neuem.

Liebe Mary,
Was ich dir jetzt erzähle, wird dich garantiert erschrecken und es tut mir leid, dass ich dir nicht schon früher davon erzählt habe. Ich konnte einfach nicht, weißt du?
Das war ein Geheimnis. Unser Geheimnis, das von Logan, Anthony und mir. Wir haben uns geschworen, dass wir es niemals jemandem sagen.
Die Beiden sind schon tot und naja… wenn du das hier liest, bin ich es auch. Ich habe überlegt, ob ich mein Versprechen brechen soll. Ich hab echt ewig überlegt, weil ich sie nicht verraten will. Aber du musst es wissen, ich denke, das bin ich dir schuldig.
Du kennst doch die Brücke, die von meiner Heimatstadt in die Nachbarstadt führt? Nun, da ist es passiert. Ich rede gar nicht lange drum herum, okay?
Also, Anthony, Logan und ich haben ein Auto geklaut. Wir waren damals 16, 15 und 16 Jahre alt. Wir sind damit rumgefahren und auf der Brücke ist uns ein.. naja… Feind kann man nicht sagen. Ein Kerl, den wir überhaupt nicht ausstehen konnten und mit dem sich Ant immer geprügelt hat. Der kam uns da entgegen. Sein Auto war stehen geblieben und er wollte, dass wir ihn mitnehmen. Das wollten wir aber nicht, und dann hat er gegen’s Auto getreten und Ant hat ihn angefahren. Dann haben wir ihn verprügelt, weil er uns anzeigen wollte.
Und als wir dann fahren wollten, ist er aufgestanden und in die Richtung gelaufen, aus der er kam. Also aus der anderen Stadt, weil es da ja eine Polizei gibt.
Wir haben Panik bekommen. Mit einem geklauten Wagen und Körperverletzung… ist Ant eine Sicherung durchgebrannt. Er wollte dem Typ Angst machen.
Es hat geregnet, die Straße war nass und glatt und da hat er die Kontrolle über den Wagen verloren und den Kerl von der Brücke gefahren.
Es war ein Unfall, glaub mir!
Wir sind zu ihm runter, wollten helfen, aber er war tot. Und dann sind wir richtig durchgedreht! Wir haben nicht gewusst, was wir tun sollen, waren völlig verzweifelt, Mary!
Ich musste dann an den Weiher, ein Stück weiter im Wald denken. Ich weiß, es war falsch, was wir getan haben, aber wir total am Ende.
Immerhin hatten wir jemanden umgebracht! Wir haben den Typ also die Böschung hochgezogen, ihn ins Auto gesetzt und sind mit ihm zu dem Weiher gefahren. Da haben wir ihn dann mit dem Auto versenkt und uns versprochen, niemals jemandem davon zu erzählen.
Du weißt, dass Logan sich vor langer Zeit erhängt hat? Er hat es nicht mehr ausgehalten. Er konnte das nicht länger ertragen. Und ich kann auch nicht mehr. Es tut mir unendlich leid, Mary. Ich liebe dich, das tue ich wirklich. Und bitte sag meinem kleinen Logan, dass ich auch ihn liebe.
Ihr beide müsst wissen, was ich getan habe. Und vielleicht… die Eltern von dem Kerl haben nie erfahren, was mit ihm passiert ist.
Er hieß David Coleman. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.
Ich muss noch einmal sagen, wie schrecklich Leid mir das alles tut. Ich liebe euch!

Ich bin sicher, wir sehen uns irgendwann wieder. Ganz bestimmt!
In Liebe,
Matt



Er liest sich den Abschiedsbrief mehrmals durch. Mehr konnte er nicht sagen. Ich breche meinen Schwur, aber ich denke, ihr könnt mir verzeihen. Wir haben jetzt lange genug Zeit, das zu diskutieren und mich deswegen anzuschreien.


Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnet er seinen Gürtel und zieht ihn aus seiner Hose. Ich weiß, ich bin ein Nachmacher. Sei mir nicht böse, Lou.


Er befestigt den Gürtel an seiner Lampe und steigt noch einmal vom Stuhl, um den Brief auf seinem Schreibtisch zu platzieren. Dann stellt er sich auf den Stuhl, steckt den Kopf durch die Schlaufe und nimmt seinen letzten, tiefen Atemzug.
Ich komme, Freunde. Endlich sehen wir uns wieder. Er stößt den Stuhl um und begrüßt nach wenigen Minuten fröhlich seine besten Freunde.


The End



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.11.2011

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