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kleines...


Ich war 17, als ein kleines Junges Mädchen in mein Leben trat und es grundlegend veränderte. Aber bevor ich dazu komme, stelle ich mich mal vor. Anstand muss schon sein! Mein Name ist Melly. Eigentlich Melissa. Ich hatte seit dem Tod meiner Mutter vor einem Jahr rote Haare. In Erinnerung an meine Geliebte Mutter. Mein Hund hieß J.J. Er war jetzt mittlerweile 3 Jahre alt. Mehr gab es über mich nicht zu erzählen... Außer vielleicht. Ich hatte eine Krankheit. Borderline mit Helfersyndrom, um genau zu sein. Was das genau ist und wie es sich auf mich auswirkt, das werdet ihr mit der Zeit schon merken. Diese Krankheit hat mir die ganze Geschichte erst eingebrockt. Wobei, "eingebrockt" ist nicht der richtige Ausdruck dafür. Anfangs hatte ich Angst. Ich wusste mit der Situation und auch mit dem Mädchen nicht wirklich umzugehen. Dann, als ich mich daran gewöhnt habe, und auch gelernt habe mit ihr richtig umzugehen, verlor sich der Kontakt. ICh dachte alles sei verloren. Bis dieser Anruf kam. Aber ich glaube, ich sollte die Geschichte mal von vorne erzählen!!!

Angefangen hat alles jedenfalls als ich gerade mal 17 Jahre alt war. Damals war es noch gar nicht einmal so lange her, dass meine Mutter verstorben ist.
In meiner Trauer um meine geliebte Mutter flüchtete ich mich in einige Foren. Und in einem Forum lernte ich dann sie kennen.
Sie, das war das Mädchen. Ihren richtigen Namen erfuhr ich erst später. Ich lernte sie damals unter dem Namen Angel kennen. Wie ein kleiner Engel. Das war sie dann auch. Klein, lieb und doch so zerbrechlich.
Anfangs fand ich sie etwas komisch. Das lag vielleicht auch daran, weil ich nicht wusste, wieso sie auf manche Dinge auf ihre ganz eigene Art und Weise reagierte.
Jedenfalls merkte ich schnell, dass sie Probleme mit dem Gewicht, ihrem Selbstbewusstsein und dem "richtig Essen" hatte. Ich verschaffte mir die Gewissheit darüber, indem ich ihr vorschlug, eine Therapie, in der sie diese Dinge lernen konnte, zu versuchen. Selber war ich von dieser Methode nicht begeistert. Aber das musste sie ja nicht wissen.
Sie allerdings lehnte das ganz und gar ab. Dachte ich zumindest. Bis zu jenem Abend, an dem ich mal wieder im Forum unterwegs war.
Ich las ein paar Beiträge, bis ich mal wieder auf einen Beitrag von ihr stieß. Ich merkte, dass sich etwas an der Signatur von Angel geändert hatte. Also sah ich sie mir genauer an. Das Bild war noch immer das selbe. Eine kleine beige-weiße Katze die glücklich und königlich zugleich sitzt. Schließlich entdeckte ich die Veränderung: Unter dem Bild war ein kleiner Text! Ich las ihn durch.
Und erschrak. Da ging es ja um mich!!!
Da stand: "War länger nicht da. Habe Miserys Rat in die Tat umgesetzt. Hat leider nicht so geklappt."
Nicht geklappt. Man, sie tat mir so Leid. Hat sie sich das wirklich angetan, die kleine... Ich verspürte einen Drang. Einen inneren Drang, der mir sagte:"Melde dich bei ihr!!!"
Also setzte ich mich hin und schrieb ihr eine Mail.

"Hey kleines", schrieb ich. Okay. Wie wollte ich das formulieren???
Ich hörte, wie jemand die Wohnung betrat. Es war mein Vater. Seit meine Mutter letztes Jahr gestorben ist, ist mein Vater der wichtigste Mensch in meinem Leben. Neben meinem Freund und J.J. natürlich.
"Hai dad", begrüßte ich ihn. Ich umarmte ihn glücklich. Er lächelte. "Na, was machst du schönes?"
Ich lies ihn los. Und grinste verlegen. "Vielleicht habe ich sie gefunden", erzählte ich ihm. Er ging ins Wohnzimmer. Dort begrüßte ihn J.J. freudig. "Erzähl!", forderte er mich auf.
"Ich habe vielleicht eine Gleichgesinnte gefunden. Es ist ein Mädchen. Ich kenne sie eigentlich nicht. Aber ich werde jetzt Kontakt aufnehmen. Sie scheint mir ähnlich zu sein. Vielleicht kann sie mir auch dabei helfen..." Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich musste an meine geliebte Mutter denken, die gestorben ist. Wie mich die Direktorin damals herausgerufen hat, um mir diese Nachricht zu überbringen. Es war danach Wochenlang für mich unmöglich, in die Schule zu gehen. Ich wurde immer schlechter in der Schule. Begann damit, zu bemerken, dass ich anders bin.
Ich setzte von neuem an. "Vielleicht kann sie mir auch dabei helfen, den Tod meiner Mutter zu überwinden. Aber genug davon! Schließlich habe ich heute Essen gekocht!!!" Mein Vater begann zu strahlen.
Und das Essen schmeckte ihm sogar. Ich habe extra für ihn Reis mit Sojaschnitzel und Rahmsauce gekocht. Ich war schließlich Vegetarierin. Aber Sojaschnitzel schmecken ja auch ganz gut...
Nach dem Essen machte ich mich an den Abwasch. Ich liebte es, den Haushalt zu machen. Dabei konnte man richtig prima abschalten. Ich dachte nach. Über sie. Angel. Wieso sie es wohl in ihre Signatur geschrieben hat. So öffentlich... Wäre sie doch leichter dabei gewesen, wenn sie mir ne Nachricht geschrieben hätte... Schließlich musste es doch auch nicht jeder wissen. Was dachten nun die Leute von ihr? War es ihr den gänzlich egal...
Wobei... So richtig einschätzen konnte ich sie nicht wirklich... Wie sie wohl über das alles dachte? Wie sie wohl so drauf war? Wenn sie nett war, konnte ich sie ja vielleicht zu einladen. Dass ich sie mal peröhnlich kennen lernen kann. Eigentlich machte ich sowas äußerst ungern, aber sie war irgendwie anders. ICh konnte es auch nicht erklären, warum ich dies so sah, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihr noch sehr viel Zeit verbringen würde. Das wird wohl ein hartes Stück Arbeit werden...
Plötzlich ging mir ein Licht auf. Vielleicht war eben dies genau dass, nach dem ich so lange Gesucht habe. Ein Vorhaben, an dem auch ich interessiert war. Eine Aufgabe, in der ich gänzlich aufgehen konnte. Und jemandem helfen...
Schließlich kam mir der Einfall. Wie ich es ihr schreiben konnte. Ich trocknete noch schnell das Geschirr ab und ging wieder an meinen Computer, um ihr die Nachricht zu schreiben.

Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen.
"Hey Kleines", stand da. "Habs grad in deiner Signatur gelesen. Ist ja n starkes Ding, dass du meinen Rat befolgt hast. Hat aber wohl nicht so sehr geholfen, wie wir es uns erhofft haben. Möchtest du mir maldie ganze Sachlage erzählen? Natürlich nur, wenn du auch bereit dazu bist."
Ich war zufrieden mit dem Ergebnis, also schickte ich auch ab.
Doch kaum war die Mail verschickt, hatte ich das Gefühl, Angel könnte das falsch verstehen. Doch ändern konnte ich jetzt eh nichts mehr...
Ich war den ganzen nächsten Tag in Gedanken bei ihr.


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Tag der Veröffentlichung: 24.10.2011

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