Manche sagen zu ihrem Freund/ ihrer Freundin: „Mein Herz schlägt nur für dich!” Ich aber sage: „Mein Herz schlägt nur für mich!“ Es ist mein Herz! Und auch wenn ich sagte: „Du hast mir mein Herz gebrochen“, sage ich das nur, weil eine mir sehr wichtige Person mich verletzt hat.
Mein Herz wird nicht brechen. Es wird irgendwann einmal aufhören zu schlagen und ich werde in Ruhe einschlafen.
Ein Engel wird mir Flügel geben und wird meine Hand nehmen. Dann werden wir zusammen um Himmel hinauf fliegen. Dort wird ein riesiges goldenes Tor sein. Es wird sich vor uns öffnen und der Engel wird mich hindurch führen. Wir würden gemeinsam das Paradies betreten. Ich werde all meine Verwandten, Freunde und Bekannte wiedersehen. All diejenigen, die vor mir gegangen waren.
Ich werde mich umsehen und Gott entdecken. Er wird mich in den Arm nehmen und mich fest an sich drücken. Feierlich wird er sagen: „Willkommen daheim mein geliebter Engel Miriam!“
Und hier bei Gott im Paradies werde ich meinen Frieden finden. Hier werde ich leben, lachen und Spaß haben bis es an de Zeit ist wieder auf die Erde zurückzukehren und mein Leben von vorne zu beginnen. Als ein anderer Mensch. Ein Mensch mit einer anderen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als mein altes ich. Und ich werde dieses Leben begrüßen, denn das Leben ist wertvoll und man muss es zu schätzen lernen.
Im Leben geht es nicht immer darum die höchste Punktzahl zu erreichen.
Es geht nicht darum wie viele Menschen dich anrufen und mir wem du verabredet bist oder nicht.
Es geht nicht darum welchen Sport du machst und welcher Junge dich gerne mag.
Es geht nicht um deine Frisur, deine Hautfarbe oder wo du lebst und du herkommst.
Es geht überhaupt nicht um Geld oder Kleidung.
Im Leben geht es auch nicht darum viele Freunde zu haben oder gut auszusehen.
Es spielt eine Rolle wie du dich selbst siehst!
Es geht um Vertrauen, Glück und Mitgefühl und darum Neid und Missgunst zu überwinden.
Es geht darum Menschen so zu sehen wie sie sind und sie nicht danach zu beurteilen was sie haben...
Du denkst vielleicht ich merke es nicht, aber in Wahrheit habe ich dich längst durchschaut. Deine Gefühle für mich sind längst nicht mehr die Gleichen.
Ich merke es wann immer ich dich ansehe. Ich schaue dir tief in die Augen und sehe eiskalte und hasserfüllte Blicke. Ich kann mir nicht erklären was aus dir geworden ist.
Wenn ich dich berühre zuckst du zusammen und gehst einen Schritt zurück. Wenn ich dich umarmen will stößt du mich weg als wäre ich ein Stück Dreck. Bin ich ein Monster in deinen Augen? Was habe ich dir getan?
Ich habe immer Angst gehabt, dass ich es dir nicht recht machen kann.
Würdest du reden, könnte ich wieder gut machen was ich falsch gemacht habe und etwas an mir ändern. Aber du schweigst wenn ich dich danach frage. Das Einzige was du mir sagst ist, dass du mich nicht mehr als Freundin haben willst und du mich hasst. Dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Und das nach so vielen Jahren der Freundschaft!
Was hat sich zwischen uns gestellt, dass du mich nicht mehr in deiner Nähe haben willst?
Jetzt gehst du mir aus dem Weg und weichst meinen Blicken aus.
Und das so ganz ohne Grund...
Ein Traum. Ich laufe über den Stand. Meine nackten Füße versinken tief im Sand. Die Wellen rauschen und sie Sonne scheint strahlend in mein Gesicht. Doch sie wärmt mich nicht. Nein. Ich fühle mich einsam. Leer. Kalt.
Wieso? Wieso wohl?
Du bist nicht mehr da! Du hast mich alleine gelassen! Und das obwohl du mir einmal sagtest, dass du niemals weit weg bist!
Doch jetzt bist du weit weg. Du bist im Himmel und wachst über mich genauso wie du es mir versprochen hast. Wenigstens ein Versprechen, welches du nicht gebrochen hast!
Doch es ist nicht das Gleiche! Nie wieder werde ich dein Lachen hören oder deine Augen funkln sehen! Wieso musstest du gehen? Hätte Gott nicht jemand anderes holen können? Aber doch nicht dich!
Am liebsten wäre ich jetzt zusammen mit dir hier. Du hast das Meer doch so geliebt! Doch genau das hat dich mir weg genommen!
Niemals wird es so sein wie vorher, denn jetzt bin ich allein! Ganz allein!
"Versagerin!", flüstert die leise Stimme in meinem Kopf.
Ich schließe ganz fest die Augen. "Ich bin keine Versagerin", wage ich zu widersprechen.
"Natürlich bist du das. Hast du Freunde? Nein. Hast du gute Noten? Nein. Hast du eine Familie, die sich um dich kümmert? Nein. Also sag mir nicht, dass du keine Versagerin bist." Tränen laufen mir über die Wangen. Ich halte mir die Hände auf die Ohren um die Stimme nicht hören zu müssen, doch sie ist immer noch da. "Du bist eine Versagerin. Als ob du eine einzige Person hast, die sich mag oder liebt!"
Ich halte das nicht mehr aus! "ICH BIN KEINE VERSAGERIN!", kreische ich. "LASS MICH GEFÄLLIGST IN RUHE!" Doch die Stimme in meinem Kopf hört nicht auf. Sie wird immer weiter machen. Egal was ich tue.
Fast ein Monat ist es jetzt her, dass du gegangen bist. Ein Monat voller Trauer und Wut. Wut, weil Gott uns einen wunderbaren Menschen aus unserer Mitte gerissen hat. Wut auf sich selbst, weil man sich Vorwürfe macht. Ich hab dir zu selten gesagt wie sehr ich dich liebe. Wie viel du mir bedeutest. Dass du mich glücklich machst! Ich hab es versäumt mich für meine scheiß Taten zu entschuldigen! Alle schlechten Dinge, die ich zu dir in einer Phase der Wut gesagt hab! Wie gerne würde ich sie zurück nehmen! Doch jetzt ist es zu spät. Denn du bist weg! Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen und es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen. Und du hast mir die Augen geöffnet. Das Leben ist zu kurz um es mit Streit, Wut und Neid zu verschwenden. Das hab ich durch dich gelernt... Ich hoffe es geht dir gut dort wo du jetzt bist! Ich liebe dich!
Nun stehe ich hier an deinem Grab. Die ganze Familie ist anwesend.
Jedes einzelne Gesicht ist von Trauer gezeichnet. Der Pastor redet davon was für ein wundervoller Mensch du warst doch ich höre gar nicht wirklich zu. Meine Mutter hat mir oft von dir erzählt. Sie hat dich geliebt und tut es immer noch. So wie wir alle hier. Mama meinte, dass du ein Wunderbarer Ehemann und Vater warst & deine Familie über alles geliebt hast.
Wie gerne gerne ich dich kennengelernt. Doch jetzt bist du tot! Du wirst nie wieder aufstehen... Ich umarme meine Mutter und wir weinen bitterlich.
Irgendwann werden wir uns an den Schmerz gewöhnen müssen... Doch jetzt noch nicht... Jetzt werden wir erst einmal richtig um dich trauern! Ruhe in Frieden!
Manche Menschen finden Freunde, die bis an ihr Lebensende zu ihnen halten. Ich guten wie in schlechten Zeiten. Ich hatte gedacht, dass der Herr - oder wer auch immer das Schicksal aller Menschen lenkt - mir so einen Freund schickte als ich dich kennen lernte. Durch dich bekam ich meine Lebensfreude zurück. Ich vergaß meine Krankheit. Eine Krankheit, die mich ins Grab bringen würde. Wir machten einfach alles zusammen. Wir gingen ins Kino, redeten über Bücher und philosophierten über den Sinn des Lebens. Wir hatten Spaß und wurden zu Besten Freunden.
Eines Tages kamst du zu mir, Lippen zusammengepresst und deine Augen funkelten vor unterdrückter Wut. "Wir ziehen weg.", sagtest du zur Begrüßung und mit diesen Worten zerstörtest du mein Leben.
"Wie ihr zieht weg?", fragte ich dich mit zitternder Stimme.
"Ja weg halt. Raus aus diesem Land." Ich starrte dich nur an , zwang meine aufkommenden Tränen zurück. Deine Miene wurde sanfter als du sagtest: "Tut mir leid."
"Du sagtest ''für immer''!", flüsterte ich und wandte mich ab um zu gehen.
"Ich werde dich niemals vergessen!", riefst du mir hinterher. Wütend blieb ich stehen, drehte mich zu dir um und sah dir in die Augen. "Doch. Du wirst mich vergessen. Vielleicht nicht sofort. Aber dein neues Zuhause, deine neuen Freunde und Feinde werden dich so auf Trab halten, dass du gar keine Zeit hast an deine Tot kranke Freundin zu denken. In ein paar Monaten wirst du mich vergessen. Du wirst noch nicht einmal mitbekommen, dass ich gestorben bin!" Und mit diesen Worten ging ich. Du hieltest mich nicht zurück, riefst mir nicht hinterher. Das brach mir das Herz.
Die nächsten Wochen vergingen. Ich hockte in meinem Zimmer und starrte die Wand an. Oder unsere Fotos. Fotos auf denen wir glücklich in die Kamera lächelten. Doch in den Wochen lächelte ich kein einziges Mal und redete so wenig wie möglich. Ich lebte und war gleichzeitig tot. Du meldetest dich nie wieder. Ich hatte also Recht behalten. Du hattest mich vergessen. Mir ging es immer schlechter und dann kam der Tag auf den wir gewartet und gehofft hatten, dass er erst viel später kommen würde. Ich wachte mit Schmerzen in der Brust auf und schrie. Sofort war mein Vater bei mir und trug mich ohne Worte zum Auto. Wir fuhren ins Krankenhaus und ich kam in die Notaufnahme. Ich sah in das Gesicht des Arztes und wusste, dass meine Zeit abgelaufen war.
Die meiste Zeit meines Aufenthaltes im Krankenhaus habe ich nicht mehr im Kopf, denn ich war zwischen Leben und Tod gefangen. Heute geht es mir einigermaßen gut.. Ein Zeichen dafür, dass mein Ende nah ist. Es ist mein letzter guter Tag auf der Erde zwischen all den Lebenden. Ich weiß es, denn ich kann es fühlen. Mit meiner letzten Kraft schreibe ich dir unsere Geschichte. Ich werde Mama darum bitten den Brief an deine neue Adresse zu schicken. Ich denke du solltest wisse, dass ich nicht mehr da bin wenn du diesen Brief liest. Wenn Mama trotz ihrer Trauer daran denkt wird er noch am Tag meines Todes abgeschickt werden. Das ist mein Abschiedsbrief an dich. Und ein Geständnis. Bevor ich sterbe muss ich dir sagen... Ich liebe dich! Und ich werde dich niemals vergessen!
Traurig sitzt sie mitten im Raum. Überall um sie herum sitzen lachende Leute. Sie haben Spaß und bemerken die Tränen nicht, die ihr ungehindert über das Gesicht laufen.
Sie bemerken nicht, dass das Mädchen am liebsten schreien würde. Ihren Zorn, ihren Hass, ihre Trauer... Sie einfach davon befreien.
Doch sie schreit nicht. Nein sie bleibt stumm und starrt auf einen Punkt an der Wand ohne etwas zu erkennen.
Einzig ein Junge bemerkt ihre Stimmung. Er setzt sich neben sie und greift nach ihrer Hand. Drückt sie. Sieht ihr fest, mit verständnisvollen Blick in die Augen. Sieht ihren Schmerz, der sie zu überwältigen droht.
Doch er kann ihr nicht helfen. Niemand kann das. Sie muss allein damit fertig werden. Oder doch nicht? Sie sieht den Jungen dankbar an und lächelt scheu. Vielleicht wird er ihr helfen können. Vielleicht... Bestimmt... Ganz bestimmt.
Er wird ihr helfen
Schon wieder werde ich ignoriert. So als wäre ich gar nicht da. Schon wieder werde ich mit kalten, wütenden und arroganten Blicken attackiert as ich mich neben sie setzte.
Es ist wie immer. Alles ist so wie immer. Ich gehöre nicht dazu. Ich bin ein Außenseiter. Ein Looser. Ich gehöre nirgends dazu. Manchmal frage ich mich... Wieso tue ich mir das an? Wieso kämpfe ich noch. Wieso stehe ich immer wieder auf wenn ich sowieso wieder falle?
Du bist hier nicht willkommen, denke ich dann. Egal was die Lehrer sagen. Sie wissen nicht was sich wirklich hinter den Masken meiner Mitschüler abspielt. Sie mögen mich nicht und wollen mich nicht in ihrer Nähe. Ich bin ganz alleine hier.
Wieso mögen sie mich nicht? Zählt für sie nur das Äußere? Ich weiß es nicht... Ich weiß es wirklich nicht... Und dabei will ich es so gerne wissen. Was ist an mir auszusetzen?
Was ist bloß los mit mir? Ich bin neuerdings viel zu still. Ich esse nichts mehr. Ich lache nicht mehr. Ich fange nachts ohne Grund an zu weinen.
Ist das normal? Bin ich normal? So fühle ich mich nicht.
Meine Eltern machen sich Sorgen um mich. Doch müssen sie das? Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts mehr zur Zeit.
Wie gern wäre ich mitgegangen als er mich einlud. Doch ich lehnte ab.
Wieso sollte ich auch gehen? Nur damit ich den anderen zusehen kann wie sie sich amüsieren? Damit ich mich in eine Ecke setze und so tue als würde ich mich freuen dort zu sein? So zu tun als würde ich Spaß haben? Und das nur damit ich ihm eine Freude mache?
Nein. Das würde ich nicht tun! Noch nicht einmal für ihn. Auch wenn mich sein enttäuschter Blick traurig machte.
Doch ich konnte ihm nicht zusagen. Nein. Nicht solange es so ist wie es ist. Später vielleicht. Irgendwann einmal. Wenn sich alles geändert hat und ich mich bei den anderen wohl fühlen kann. Wobei das wahrscheinlich niemals geschehen wird...
Soll ich es wagen? Ich bin unsicher. Es wäre das Beste für mich. Ich wäre glücklich. Endlich zusammen mit denen, die ich liebe. Doch die anderen werden mich für einen Schwächling und Feigling halten, der vor seinen Problemen davon läuft.
Sie werden über mich lachen. Mich verspotten. Auch wenn ich dann nicht mehr da wäre. Doch sie werden immer etwas an mir auszusetzen haben. Sogar wenn ich mich für sie verändern würde, sodass ich mich selbst nicht mehr erkenne.
Ich muss eine Entscheidung treffen. Ja ich werde es tun. Dann habe ich endlich Frieden.
Und mit einem letzten Gedanken an die anderen, die mich lieben und die ich zurücklasse, nehme ich Anlauf und springe.
Kalt. Grau. Trostlos. Ich fühle mich einsam. Die vielen großen, grauen Häuser erdrücken mich. Ich will hier weg. Schnell drehe ich mich um und fange an zu laufen. Doch egal wie weit ich laufe, die Häuserschluchten wollen nicht enden.
Auf meinem Weg treffe ich keine einzige Menschenseele. Ist denn niemand hier? Bin ich denn ganz alleine auf der Welt? Kann mir denn keiner einen Weg nach draußen zeigen?
Wieder laufe an dem gleichen Haus vorbei. Die Straße will kein Ende nehmen. Es fühlt sich so an als würde ich mich nicht von der Stelle bewegen. Es ist wie ein nie endender Alptraum. Schlimmer als jeder Horrorfilm.
Ich stolpere und falle auf den Boden. Ein starker Schmerz schießt durch meinen Körper. Ich schreie auf und lege mich auf den Rücken. Der Himmel ist das einzig schöne in dieser grauen, toten Welt. So strahlend blau. Kleine Wölkchen fliegen vorbei.
Als ich versuche mich aufzurichten, stöhne ich auf vor Schmerz und lasse mich wieder zurückfallen. Ich werde sterben. Ohne Essen und Trinken werde ich nicht lange überleben.
Und ich werde allein sterben. Allein in dieser grauen, gigantischen, einsamen Stadt in der kein Leben ist.
Tag der Veröffentlichung: 20.06.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Freundin Rike, die mir zeigte wie schön das Schreiben ist! Und wie sehr man sich darin verlieren kann.
Für meine Familie, die mir ein starker Halt ist.