Sie wollen uns allen weiß machen, dass sie nicht existieren, dass sie von den Medien und unserer Phantasie erfunden wurden, dass unsere Vorfahren das Böse nur aus Zeitvertreib an die Höhlenwände malten, dass unser Leben nur aus dem besteht was wir auch wirklich nachweisen können.
Doch wenn du die einzige bist die es kann? Die für alles eine Erklärung findet, die die Welt mit den Augen sieht, die ihr ein anderer Gott gab, ein anderer Geist sie umhüllt, damit sie für all das unscheinbare ihre Seele mit ihnen teilen kann. Es ist gruselig und es ist wunderschön. Für diese Art von Mensch, wie sie es ist, könnte man tausende Für und wieder aufstellen, tausende Vergleiche suchen, tausende psychologische Tests durchführen, nur um ansatzweise zu versuchen wie durch ihre Augen zu sehen.
Aber es geht nicht. Es ging nie und es wird auch nie gehen. Sie nennt es selbst einen wunderbaren Fluch. Sie wollte ihn nie, doch sie bekam ihn. So wie es uns auch in all den Märchen aufgetischt wurde, von der bösen Hexe, die der wunderschönen Prinzessin ihre Krone stehlen wollte und nur der wahre Liebe Kuss sie retten konnte.
Um es gleich klar zu stellen, werden Sie in diesem Buch alles andere als Märchen und Happy Ends finden. In diesem Buch werden sie eine traurige, furchtbare und doch glückliche und auf ihre Art wunderschöne Geschichte miterleben. Von Anfang an..
Sie wurde am 17. Februar geboren. Audrey war von Anfang an ein hübsches Kind, gesund, munter und es hatte die vollen, blonden Haare ihrer Mutter, die strahlend grünen Augen hatte sie von ihrem Vater, ebenso die vollen Lippen. Dankbar war sie jedoch nie für die dünne, kränkliche Haut ihrer Mutter. Sie hatte immer Last mit ihr gehabt und musste sie gut pflegen, damit sie nicht trocken wurde oder gar zerriss. Audrey war aufgeweckt und neugierig, was sich auch schon in den ersten Wochen bemerkbar machte; sie wollte nicht schlafen und die Milch ihrer Mutter lehnte sie prompt ab. Immer wenn sie etwas hörte, lauschte sie bedächtig und riss ihre Augen auf, die dadurch noch viel größer erschienen. Nach einer Weile jedoch waren ihre Eltern verzweifelt wegen des Ablehnens von jeglicher Nahrung und gingen regelmäßig zum Hausarzt. Er wiederum meinte, dass es nur eine Phase sei und sie weiter versuchen sollten sie zum Essen zu bringen. Jedoch aß Audrey immer noch nichts und weigerte sich jeden Abend schlafen zu gehen. Sie nahm nicht ab und auch nicht zu, doch ihre Mutter war stets besorgt um sie. Es war normal, dass jedes Kind etwas essen musste um zu überleben, so hatte es unsere Natur schließlich vorgesehen! Weitere Arztbesuche folgten und auch der Arzt wurde von Termin zu Termin besorgter. Als sie zu ihrem drei Uhr Termin, wie jeden Mittwoch erschienen, war Audrey noch aufgeweckter als sonst, sie schien fast verstört, als hätte sie Angst vor irgendetwas. Ihre Mutter hatte dies zu ignorieren, wie es ihr der Arzt in jeder Sitzung immer wieder einprägte. „Das Kind will nur Ihre Aufmerksamkeit! Und wenn Sie ihr die schenken, verziehen Sie es! Das tut Ihnen und dem Kind nicht gut. Also unterlassen Sie dies.“, genau das waren seine Worte, von Woche zu Woche. Immer wenn Audrey sich komisch benahm spielten sich die Worte Dr. Millers in ihrem Kopf ab und manchmal musste sie sogar ihre Augen schließen und ihre Tränen der Verzweiflung unterdrücken, um sich nichts anmerken zu lassen. Sie wollte nicht nur stark vor ihrem Kind sein, sondern auch vor ihrem Mann und dem Arzt. Sie wollte beiden beweisen, dass sie eine gute Mutter sein könnte und dass sie diese kleine Aufgabe meistern würde. Samuel, ihrem Mann, wollte sie zurzeit nicht auch noch mit ihren Problemen zur Last fallen. Letzten Monat erklärte Pascha Thomas Jefferson den Krieg und Samuel wollte so schnell wie möglich an die Mittelmeerküste um dort mit seinen Freunden und seinen drei weiteren Brüdern zu kämpfen. Sein Plan war es mit dem nächsten Schiff dahin aufzubrechen und seiner Frau war es unterschlagen ein Wort dagegen zu sagen.
Doch zu dieser Zeit war es üblich für Frauen still und fromm zu sein. Und in den Augen von Katherine war es auch gut und richtig was ihr Mann tat, schließlich war er das Familienoberhaupt und alles ist richtig was er tut. Auch wenn sie es nicht immer gut heißen kann musste sie letz endlich immer damit leben lernen. Aber sie liebte ihren Mann und tat es auch gerne für ihn. Nur mit dieser Entscheidung war sie ganz und gar nicht zufrieden. Wieso sollte sie auch? Schließlich würde er in den Krieg ziehen und könnte sein Kind in den nächsten Wochen zum letzten Mal sehen.
Aber all das war Samuel egal, also brach er am 14. Mai auf. Ihnen blieben nur noch drei Wochen, die sie in vollen Zügen geniesten. Es wurde aber jeden Tag schwerer für Katherine. Sie merkte auch, dass Audrey etwas bemerkt haben musste. Sie wollte nun mehr zu ihrem Vater und Katherine respektierte dies auch. Schließlich war Audrey Tag für Tag bei ihr gewesen und hatte auch viel Zeit mit ihr beim Arzt verbracht.
An dem Tag, an dem Samuels Abfahrt gekommen war, waren alle ganz still. Es war angespannt und Trauer lag in der Luft. "Wieso musst du uns verlassen..", jammerte Katherine noch einmal, als er sich sein Jacket zuknöpfte. "Du weißt was ich davon halte. Wir brauchen diese Diskussion nicht noch einmal führen.." Katherine wusste, dass wenn sie nun noch weiter jammerte, dass sie im Streit auseinander gehen würden. Und sie würde wirklich alles lieber tun, als sich an seinem letzten Tag in ihrem Hause zu streiten. Nun schaute er zu ihr herüber, auf seinem Gesicht lag ein ernster, jedoch warmer Blick. Man konnte ihn nicht beschreiben, es war sein
Blick. Samuel ging quer durch das Zimmer, direkt auf sie zu. Sie richtete sich auf und er ließ sich auf der Bettkante nieder. "Kathie, du weißt dass ich dich liebe. Aber du weißt auch, dass ich gehen muss.. ich kann meine Leute dort nicht im Stich lassen und so werden wir auch das nötige Geld zusammen bekommen, was uns für dieses Haus noch fehlt." Katherine nickte. Doch unter ihren sich immer mehr ansammelnden Tränen, erkannte sie ihren Mann nur noch verschwommen und verstand unter dem zunehmenden Schluchzen kaum was Samuel ihr noch sagte. Er legte ihr seine warme, raue Hand an ihre von Tränen erkühlte, zarte Wange. Sie hielt die Luft an um ihr Schluchzen zu unterdrücken. "Ich liebe dich.", sagte er noch einmal und küsste sie zärtlich. Als sich ihre Lippen trennten fügte er noch hinzu: "Ich werde wieder kommen. Und dann werden wir noch glücklicher sein, als wir es zu diesem Zeitpunkt schon sind. Versprochen." Katherine konnte kaum antworten, sie hatte angst, dass die Trauer ihr wieder den Hals hoch kroch, der ohnehin schon ihr Herz belastete. Die einzigen Wörter die sie hervor bringen konnte waren: "Und ich liebe dich."
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2013
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