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Karte

Verzeiht, dass die Karte so gestückelt aussieht, aber das ist die Abwicklung meiner Karte, die ich als Kugel(Planet) zu Hause habe.

Prolog

Schweißgebadet erwachte Legu. Sein Traum war grausam gewesen. Mensche und Tiere fielen tot um. Schläfrig streckte er sich und öffnete die Augen. Doch das was er erblickte gefiel ihm nicht, um ihm herum lagen überall Leichen, schrecklich entstellte Leichen, mit verdrehten Armen und Beinen sahen sie unwirklich aus. Doch noch viel mehr beunruhigte ihn etwas anderes. 7 Männer standen um ihn herum und sangen in einer Sprache, die in seinem Kopf wieder hallte. Es waren eigentlich nur hohen und tiefen Lauten, die unaussprechliches kündeten.
Plötzlich brach der Gesang ab. Die Männer, die er bis jetzt nur schemenhaft wahrgenommen hatte wurden immer schärfer. Dieser neue Anblick jedoch war nicht Beruhigend, denn die Männer sahen aus als wären sie zu allem fähig. Erneut setzte der altertümliche Gesang ein, bevor Legu die Männer näher betrachten konnte. Er vergaß alles, was er gerade noch über die Männer gedacht hatte. Dieses Mal aber waren es andere Laute, Laute, die ihm finster und befehlend vorkamen, auch wenn die Tonlage sich eigentlich nicht verändert hatte, wie er bei späterem überlegen bemerken sollte.
Ein unheimliches Wesen regte sich bei diesem Gesang in seinem Inneren. Absolute schwärze breitete sich in ihm aus, alles um ihn herum verschwamm zu grauen Schemen, bis auch außerhalb seines Körpers alles schwarz war. Schwerelos flog sein Bewusstsein durch diese Finsternis. Doch so bedrohend diese Dunkelheit auch erschien, Legu fühlte sich in ihrer Umarmung geborgen und sicher. Etwas zwang ihn zurück in seinen Körper, zurück in die Wirklichkeit, zurück zu den Lauten des Grauens. Stechende Kopfschmerzen befielen ihn und er wand sich auf seiner zerwühlten und verschwitzten Decke hin und her.
Aber so, wie die Kopfschmerzen begonnen hatten verschwanden sie auch wieder und die Männer kamen erneut in sein Blickfeld. Einen Mann musterte Legu jetzt genauer. Er war, dem Schweiß und der gebückten Haltung zufolge, großer Anstrengung ausgesetzt und sicherlich nicht mehr weit von einer Ohnmacht entfernt. Er hatte ein rundes Gesicht, über das von dem rechten Auge bis zum Kinn eine Narbe verlief. Seine froschähnlichen Augen waren zu kleinen Schlitzen verengt und seine klobigen Pranken in Legu´s Richtung ausgestreckt. Immer mehr Schweißperlen traten auf seine Stirn. Diese Veränderung vollzog sich auch bei einigen anderen Männern, die dem Ersten sehr ähnlich sahen. Alle 7 waren stämmig, aber nicht fett. Sie hatten ihre Hände in seine Richtung ausgestreckt. Ihre Arme schwankten wie unter einer großen Last.
Die Männer begannen erneut mit ihrem den abstoßenden Gesang. Erneut hatte sich der Gesang verändert. Jetzt aber stellte Legu einen flehenden, gar verzweifelten Unterton in den Lauten der Männer fest. Seine Arme wurden schwer, seine Beine taub und der Kopf sank zurück auf den Boden. Die Augen völlig starr auf den Mann mit dem vernarbten Gesicht gerichtet sank er immer tiefer in eine bleierne Ohnmacht. Eine Schwärze ergriff abermals von ihm besitz. Doch dieses Mal war sie nicht so endgültig wie zuvor. Sein Geist schwebte über einem ruhigen Meer, unter ihm befand sich nichts als Wasser. Vor ihm zog ein Adler seine Bahnen. Dieses Bild friedliche Bild beruhigte ihn genauso wie die absolute Finsternis zuvor.
Abermals brach der Gesang ab und er sackte in sein Lager zurück. Die Gesellschaft dieser Sieben Männer verlor immer mehr an Bedrohlichkeit, da sie immer erschöpfter wirkten. Sie standen noch gebückter als zuvor. Ihr Haar klebte ihnen schweißnass um die Gesichter und ließ sie noch abstoßender erscheinen. Erneut setzten sie zu einem neuen Gesang an, dieses Mal aber geschah nichts.
Plötzlich tauchte eine Frau in der Tür zu dem Stall, in dem er schlief, auf und 3 der 7 Männer kippten vornüber. Ein knorriger Stab erschien in den Händen der Frau. Ein unnatürliches blaues Licht ging von ihm aus. Die Männer bemerkten noch nicht einmal, was mit ihnen Geschah, da fielen sie schon in sich zusammen. Alle Männer waren binnen nicht einmal 10 Terz außer Kraft gesetzt.
Geschickt schlängelte sich die Frau durch die Leichen hindurch und vorbei an den Sängern zu Legu. Mit einem Lächeln reichte sie ihm die freie Hand. Als er die Hand ergriff wurde der Griff mit erstaunlicher Kraft erwidert. Abrupt setzte sie Legu auf.
„Steh auf, wir müssen hier weg!“
Die tiefe, melodische Stimme der Zauberin erstaunte Legu, denn dafür war ihm die Frau viel zu zierlich erschienen. Sein steifer Körper weigerte sich ihr zu folgen, aber Legu zwang ihn mit einiger Anstrengung hoch, um es dennoch zu tun.

Kapitel I

Legu folgte der Frau zu einem nahen Wäldchen in dem sich ein Pferd befand. Sie ging auf das Pferd zu und streichelte es. Nebelschwaden stiegen aus dem Boden neben ihnen auf und verdichtete sich. Die Zauberin legte die Stirn in Falten. Als sich der Nebel allmählich wieder lichtete starrte Legu völlig fassungslos auf ein zweites Pferd. Die Zauberin drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an.
„Hab keine Angst, ich bin hier um dir zu helfen und um dich in Sicherheit zu bringen.“
Mit einem Schwung schwang sie sich in den Sattel ihres Pferdes und fuhr ruhig aber bestimmt fort:
„Komm steig auf, wir müssen schnellstens hier weg.“
Zögernd schwang auch Legu sich in den Sattel. Ohne ein Wort trabte die Magierin los und Legu´s Pferd folgte dem ihren. Lautlos ritten sie durch die Nacht davon. Auf Wälder folgten Flüsse und Seen. Ohne anzuhalten gallopierten sie auf die ersten Bergpässe des Nilat im Norden.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Legu auf ungereimtheiten in ihrer Reiseart aufmerksam wurde. Ihre Pferde benötigten weder Wasser noch schienen sie in der Reisegeschwindigkeit nachzulassen. Sie verursachten kein Hufgetrampel, um sie herum schien die Welt wie in eine unendliche Stille getaucht zu sein. Vielmehr schienen sie wie auf Wolken zu fliegen. Die Zauberin auf ihr rasantes Tempo anzusprechen war aber beinahe unmöglich, da sie immer so weit vor ihm ritt, dass Legu sie gerade eben noch erkennen konnte.
Erst als die Sonne rot hinter einem Berg versank machten sie auf einer felsigen Waldrichtung halt. Nachdem die Pferde abgesattelt waren verschwanden sie wieder in dem seltsamen Nebel. Die Zauberin machte eine herrische Geste mit ihrem knorrigen Zauberstab und ein Haufen Feuerholz sprang aus dem Wald, richtete sich zu einem Haufen auf und entzündete sich augenblicklich. Erst jetzt begann die Frau zu sprechen:
„ Ich heiße Lyra und bin dir eine Erklärung schuldig, nicht wahr?“
Bei diesen Worten hatte sie sich höflich verbeugt und ihn dann fragend angesehen.
„Ja“
„Ich bin eine der Niederen und im Tempel von Ark im ewigen Eis von Talgir zu Hause. Wir sind momentan auf dem Weg dorthin.“
„Wieso muss ich in einen Tempel?“
„Die Männer, die ich betäubt habe, sind aus den Höhlen von Kervin im Süden und wollen alle magisch begabten Menschen unter einen Bannzauber stellen, der ihnen die Kräfte raubt und auf ihren dunklen Herrn überträgt, der sie dann teilweise wieder auf sie selbst überträgt. In diesem Tempel wirst du vor ihnen sicher sein.“
„Aber ich kann keine Magie wirken!“
„Was hast du denn gefühlt, als sie dich angegriffen haben?“
„Das war ihr Angriff, ihr Gesang?!“
Als sie nickte stieß Legu ein ungläubiges Lachen aus. Daraufhin blickte sie ihn streng an und erklärte:
„Das ist eine der Arten ihres Angriffs - war dir denn nicht seltsam zumute, als sie ihren Gesang angestimmt haben und zeigte er keinerlei Wirkung auf dich?“
„Doch schon aber…“
„Haben sie nicht immer wieder einen neuen Gesang angestimmt?“
„Doch – aber was soll das hei…“
„Sie mussten einen neuen Gesang anstimmen, weil du auf den Alten nicht mehr reagiert hast.“, schnitt sie ihm erneut das Wort ab. „Wahrscheinlich bist du weit mächtiger als sie, obwohl sie zu siebt versuchten dich zu bannen.“
„Was soll das jetzt wieder heißen?“
„Dass soll heißen, dass alle Druden von Kervin nicht mächtig genug waren, dich deiner Magie zu berauben und diese ihrem Herrn zu übertragen.“
„Das klingt schon besser, aber in einen alten verstaubten Tempel will ich nicht!“
„Dann bekommst du von mir einen Tag, bis dahin haben sie dich gefunden und ziemlich sicher auch schon getötet. - Glaub mir, ich kann dich vor ihnen beschützen.“
Legu´s Gedanken rasten, er wollte nicht in den Tempel, aber auch nicht zu diesen Männern zurück. Im letzten Tag hatte er mehr erlebt, als in seinem ganzen bisherigen Leben. Tief in sich wusste er, dass es Magie wirklich gab, er hatte es immer schon gewusst. Doch diese plötzliche Bestärkung für seine Vorahnungen verwirrte ihn. Jetzt, in diesem Moment saß er gegenüber einer Magierin, die seine kühnsten Träume bewahrheitete. Aber eines war anders als jeder Traum, den er zuvor gehabt hatte, es war die grausame Wirklichkeit. Alle seine Freunde waren tot, seine Familie ausgelöscht von einer Hungersnot aber er saß hier an einem Feuer und sprach mit einer Fremden über etwas, was er in seinen kühnsten Träumen bisher nicht wahrhaben wollte. Als er das Begriff, flammten tausende Fragen in ihm auf, aber er stellte nur die eine, die ihm am auf einmal am wichtigsten erschien.
„Kann ich das lernen, kann ich die Magie beherrschen?“
„Willst du es den wirklich lernen?“
„Ja!“
„Ich kann dir nur beibringen, wie du sie bewusst einsetzt, allerdings kann ich dich nur in einem der 6 magischen Zweige ausbilden, die Anderen müssen dir andere beibringen.“
„Wirklich - ich meine Danke – wann können wir beginnen?“
„Eigentlich spricht nichts dagegen, wenn wir sofort damit Beginnen. – Hmmm - Ja so müsste es gehen. Ich erkläre dir jetzt erst einmal etwas Theorie.“
Sie stand auf und ging zu den Satteltaschen und nahm ein kleines, samtrotes Säckchen heraus und begann zu erklären:
„Ich bin zurzeit die mächtigste Gestalterin. Gestalter sind Magier, die nur durch ihre Willenskraft und Gedanken Wesen entstehen lassen können. Es können Fabelwesen oder Tiere sein, die man zu einer bestimmten Aufgabe bildet oder besser gestaltet. Diese Wesen existieren meistens nur halb, das heißt sie sind zwar greifbar, aber haben kein wirkliches Gewicht. Sie entstammen den Gedanken eines Gestalters.
Jedem Gestalter fällt eine Art besonders leicht. Jede Art hat einen Rang. Ein Gestalter kann theoretisch jede Art, die unter der seinen liegt erschaffen. Ich bin deshalb so mächtig, weil meine Gestalt die des Drache ist.“
Ein kleiner grün-roter Drache erschien aus dem nichts und sprang auf und ab wobei er immer wieder kleine Feuerstöße ausstieß.
„Meine erste Aufgabe ist es deine Art herauszufinden, diese fällt einem besonders leicht. Dadurch erhält man ein Gefühl, wie es sich anfühlt, wenn man ein Wesen gestaltet. Komm jetzt bitte zu mir.“
Der Drache zwischen ihnen verpuffte und Legu trat an die Seite der Magierin. Sie nahm seine Hand und führte ihn zu einem freien Stück Fels neben der Waldlichtung.
„Bleib einfach stehen. Sei nicht enttäuscht, die meisten Magier bringen nur einen Hund oder Wolf zustande. Das macht es nicht unbedeutender, aber du solltest es wissen.“
Sie schritt um ihn herum und ließ ein feines Pulver aus ihrem Säckchen auf den Felsen rieseln.
„Da du das noch nicht selbst kannst und du noch nicht weist, auf welche Art du deiner Magie eine Gestalt geben kannst w9Fgebadet erwachte Legu. Sein TrB6ffnen und statt deiner deine Gestalt rufen. Dafür ist dieser Kreis.“
Sie begann etwas zu murmeln und Legu hatte plötzlich furchtbare Schmerzen, fast als ob jemand seinen Kopf spalten würde. Sie stiegen in ihm auf und beraubten ihn aller klarer Gedanken. Er stürzte zu Boden, aber da waren die Schmerzen schon vorüber.
Jetzt fühlte sich sein Kopf an, als sei er zum Bersten gefüllt. Aus seinem Mund traten rau Worte. Sie kratzten in seinem Hals, doch er sprach sie, obwohl er nicht wusste, woher sie kamen: „Ich rufe dich an, dich mein Innerstes, das alleine weiß, welche Macht mir eigen ist, ich bitte dich, offenbare dich.“
Kaum hatte er das gesprochen, so war ihm, als ob alles Leben aus ihm herausgesogen würde und er fühlte sich leer und hilflos.
Angst erfüllte ihn, er war dem Tod so knapp entkommen und jetzt war er ihm schon wieder so nahe, dann wurde alles dunkel und er glitt lautlos hinfort.

Kapitel II

Legu erwachte. Er lag in einem weichen Bett.

"Ah dir geht es wieder besser, na dann lass dir mal helfen."

Starke Hände griffen nach im und halfen ihm sich aufzusetzen. Ein Mädchen in seinem Alter reichte ihm ein Glas Wasser, das er sogleich gierig austrank. Das Mädchen lächelte ihn an und füllte das Glas auf. Dieses Mal trank er nur einen kleinen Schluck.

"So und jetzt schläfst du erst einmal wieder!"

Und schon dämmerte Legu wieder in einen traumlosen Schlaf hinüber.

Als er das nächste Mal erwachte war er alleine in dem Zimmer. Beim Umsehen erkannte er, dass der Raum gemütlich eingerichtet war.

Das Himmelbett, in dem er sich befand stand gegenüber der Tür und wurde auf einer Seite von einem Beistelltisch flankiert. Rechts der Tür war ein großes, hohes Fenster, durch das das fahle Licht der Morgendämmerung fiel und das Zimmer erhellte. Unter dem Fenster war ein Schreibtisch platziert worden, das mit seinen unzähligen Schubladen von einer geheimnisvollen Aura umgeben wurde. Zwei schwere eichene Truhen und ein einladender Sessel komplettierten das Zimmer. Die Möbel waren aus dunklen Hölzern und blank polierten Silberbeschlägen gefertigt worden und verströmten eine wohlige Wärme.

Ein zögerliches Klopfen und der Kopf von Lyra erschien im Türspalt.

"Endlich ausgeschlafen du Schlafmütze!" Mit diesen Worten trat sie in das Zimmer.

Mit krächtsender Stimme antwortete Legu.

"Ja, aber wo bin ich?"

"Nun du bist im Tempel von Ark, genauer gesagt in den Unterkünften s Tempels."

Sie wandte sich um und rief etwas zur Tür hinaus, dann schloss sie diese mit einem Stoss der Hand.

"So, jetzt wartest du noch einen Moment und denn wird der Hohe Herr Huin wird zu uns kommen und dir den Rest erklären."

Einige Augenblicke später polterte es vor der Tür und ein kleiner Man erschien. Er stützte sich schwer auf eine Gehstock und schien uralt zu sein, das zumindest verriet der ellenlange Bart, der ihm bis auf den Bauch reichte.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er sich an Legu wandte und feststellte: "Du bist also Legu, jetzt kann ich mich endlich mit dir Unterhalten, nachdem du aus deinem tagelangen Schlaf endlich aufgewacht bist."

Wie, ich habe mehrere Tage geschlafen? Na ja, was solls.

"Und sie sind wer?"

Sein Lächeln wurde noch breiter, als er den kurz in Lyras Augen aufblitzenden Zorn sah Lachte er sogar kurz auf und antwortete dann.

"Mann nennt mich den Hohen Huin."

Legu blickte anscheinend so verwirrt, dass er gleich noch anfügte.

"Ich bin einer der siebe Leiter des Tempels von Ark."

Jetzt wurde Legu trotz der offenen und warmherzigen Art des Mannes doch misstrauisch. Was wollte eine so wichtige Person von ihm und vor allem, was hatte er schon an sich, das der Hohe Huin sogar zu ihm ins Zimmer kam, und nicht umgekehrt?

Der Alte lies sich mit einem leichten seufzen in den Sessel fallen und sah ihn weiterhin aus den wachen Augen an.

"Lyra, wir sind unter uns, du kannst diese grässliche Täuschung fallen lasen!"

Erstaunt über die Worte des Alten drehte sich Legu zu Lyra. Er bekam sie gerade zu Gesicht, als sich ein Nebel um sie herum bildete und sie verschwand.

Einen Augenblick später stand sie da, das Mädchen, das ihm bei seinem ersten Erwachen zu trinken gegeben hatte. Verschmitzt blickte sie Legu an, dann sprach Huin wieder.

"Gut so, nun können wir endlich frei reden. So hast du jetzt noch Fragen an mich?"

Legu war ob der plötzlichen Verwandlung von Lyra zu einem Mädchen in seinem Alter zu verdutzt, um direkt darauf einzugehen, stattdessen stellte er eine andere Frage.

"Lyra meinte, ich könne Magie wirken, als sie aber dann mit der Unterweisung begonnen hat wurde ich ohnmächtig. Was ist jetzt damit, kann ich Magie wirken und wann kann ich lernen, sie gezielt einzusetzen?"

"Gemach, gemach. Erstens, ja du kannst Magie wirken. Zweitens das mit dem 'Lernen' ist so eine Sache, du kannst es bereits, aber eben nicht bewusst, das ist es doch was du meinst, oder?"

"Ja..."

"Na dann lass uns anfangen. Ich werde jetzt genau wie Lyra versuchen, deine Gestalt zu ermitteln. Jetzt sind wir aber zu Zweit und können so hoffentlich verhindern, dass du wieder Ohnmächtig wirst. Davon abgesehen habe ich auch etwas mehr Erfahrung mit dem Erwecken von Gestalten Anderer."

Huin griff in seinen ausladenden Umhang und zog einen kleinen grünen Samtbeutel hervor. Dann bat er Legu sich auf eine freie Fläche auf dem Boden zu stellen. Als dieser dort stand ging Huin um ihn herum. Durch 2 Umrundungen zeichnete er einen Kreis und anschließend ein perfektes Quadrat darum. Jetzt wandte er sich Lyra zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ruhig begann er erneut zu sprechen.

"So, was jetzt kommt kennst du ja bereits, entspann dich und warte ab!"

Dieses Mal waren die ersten Empfindungen nicht so extrem, wie beim ersten Mal. Anstatt eines großen Schmerzes spürte er nur ein kurzes ziehen am Hinterkopf. Dann fühlte sich sein Kopf voll an und schon drangen die Worte aus ihm heraus.

"Ich rufe dich an, dich mein Innerstes, das alleine weiß, welche Macht mir eigen ist, ich bitte dich, offenbare dich.“

Ein ziehen in der Brust war das einzige, das sich darauf meldete.

Vor Huin erschien ein rötlicher Nebel, aus dem nach einigen Augenblicken ein kleiner rot-goldener Vogel schoss, der einmal im Raum umher flog und sich auf Legu´s Schulter niederließ. Die Berührungen des Wesens waren so wohltuend und friedlich, dass er den entsetzten Ausruf von Huin und Lyra nicht mitbekam und sich ruhig und von innen heraus gewärmt in den Sessel gleiten ließ. Vorsichtig erhob er die Hand und streichelte den adlerähnlichen Vogel. Sanft schob er die Hand unter die Krallen und hob den kleinen Flattermann von seiner Schulter, um ihn sich genauer ansehen zu können. Die Federn schimmerten in allen Rot- und Goldtönen. Der Schweif war aus wahrhaftigen Flammen geformt und glitt entgegen der Erwartung in ruhigen Wellen in Legu´s Schoß. Dort war ihm zwar warm, die befürchteten Verbrennungen bekam er aber nicht. In dem kleinen zierlichen Kopf befanden sich 2 kleine, wache Augen, die sich die Umgebung einprägten. Mit einem Satz war das Wesen wieder auf Legu´s Schulter.

Erst jetzt bemerkte Legu die entsetzten Gesichter von Lyra und Huin.

"W w was ist los?"

Lyra fing sich als erste wieder und antwortete:

"Nun, ich habe dir doch erzählt, dass es eine Rangliste unter den Gestalten gibt, die Drachen werden gefolgt von den Elementaren, den Nymphen und den Zwergen. Aber was du noch nicht weißt ist, dass es ein und nur ein Wesen gibt, das in dieser Liste über den Drachen steht. Diese Wesen tritt als ein zierlicher rot goldener Vogel in Erscheinung..."

Hier wurde sie von Huin unterbrochen, der vor sich hinstammelte, "Ein Phönix, das kann nicht sein, nein das geht nicht!"

Lyra wandte sich ihm zu:

"Und du willst einer der Hohen des Tempels sein, wenn du schon beim bloßen Anblick eines Feuervogels völlig neben dir stehst!" An Legu gewandt fuhr sie fort:

"Deine wahre Gestalt ist die eines Phönixes, der mächtigsten Gestalt überhaupt."

Jetzt war es Legu, der sprachlos war, konnte das wirklich sein, er ein mächtiger Magier? Beruhigend strichen die Federn des Phönix an seiner Wange entlang, fast so als wolle er sagen, doch du bist ein mächtiger Magier. Der Vogel zitterte plötzlich und viel dann in Legu´s Schoß. Dort blieb er einen Augenblick liegen und zerfiel dann zu Asche. Aus Legu´s Augenwinkeln löste sich eine Träne, als er das vergehen dieser Eleganz so nah mitbekam. Auch Lyra und Huin waren von dem Augenblick gefangen. Dieses Mal löste sich Huin vor Lyra aus seiner Starre.

"Legu nimm die Asche und gib sie mir."

Eine Flamme erschien auf seiner Handfläche und als Legu keine Anstalten machte sich zu bewegen ging er zu ihm. In die eine Hand nahm er die Asche und ließ sie dann vorsichtig in die Flamme rieseln. Als die gesamte Asche im Feuer loderte starrten alle wie gebannt darauf. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich etwas tat. Die Flammen züngelten hoch und wurden tiefrot. Huin griff nach Legu´s Hand und führte sie zu dem Feuer. Er spürte, dass ihm wieder etwas Lebensenergie genommen wurde. Als er die Flammen berührte spürte er etwas hartes, das sich in dort befand.

Vorsichtig griff er danach. Als er seine Hand aus dem Feuer zog hielt er einen großen eiförmigen Rubin in der Hand. Darin pulsierte es und Legu meinte zu spüren, dass von dem Stein eine ähnliche Wärme und Ruhe ausging wie zuvor von dem Phönix.

Lyra, die alles mit Staunen in den Augen beobachtet hatte kam nun auf Legu und Huin zu. Huin ließ gerade die Flamme erlöschen und sackte dann auf dem Boden zusammen. Lyra wollte ihn halten, schaffte es aber nicht mehr und wurde mit ihm zu Boden gerissen.

Legu bemerkte von alldem nichts, er streichelte nur gedankenverloren über den Edelstein in seiner Hand. Je länger er ihn hielt, desto stärker pulsierte das kleine Licht.

Lyra richtete sich vorsichtig auf und sah auf den vor ihr liegenden Huin hinab, der ein von Erschöpfung gezeichnetes Gesicht hatte und gerade begann zu schnarchen.

Vor Lyra erschien ein gelblicher Nebel und ein kleiner Mann mit einem Hammer trat daraus hervor. Ehrfürchtig verbeugte er sich vor ihr und griff dann mit erstaunlich kräftigen Armen nach Huin, hob ihn hoch und legte ihn auf Legu´s Bett ab. Daraufhin verbeugte er sich erneut vor Lyra und bezog an der Tür Stellung, bereit jeden der herein wollte daran zu hindern.

Die Magierin hatte sich derweil aufgerichtet und war zu Legu gegangen, der den Stein immer noch streichelte und nichts von der Welt um ihn herum wahrzunehmen schien. Vorsichtig berührte sie seinen Arm, woraufhin er einige male blinzelte, dann klärte sich sein Blick. Verunsichert sah er zu dem Mädchen hin. Lyra lächelte ihn an und meinte:

"Komm setz dich, du musst doch müde sein." Mit einem undefinierbaren Blick auf Huin fügte sie noch hinzu:

"Wenn selbst der Alte schläft wie ein kleines Kind, dann hat das was zu bedeuten."

Erneut in Gedanken ließ er sich von ihr auf den Sessel setzen. Vorsichtig strich er wieder über den Edelstein. Lyra trat an das Bett und zog die Decke unter Huin hervor und deckte ihn zu. Als sie sich wieder an Legu wenden wollte war auch er eingeschlafen und lag eng um den Rubin gerollt in dem Sessel. Ihn deckte Lyra mit ihrem Mantel zu und verließ dann leise den Raum.

Der kleine Mann blieb an Ort und Stelle.

Kapitel III

Völlige Ruhe und Zufriedenheit begleiteten Legu in seinen Träumen. Als er erwachte lag er immer noch eng zusammengerollt in dem Sessel. Erst langsam kamen die Erinnerungen an die Begegnung mit Huin und das anschließende Ritual wieder zurück. Als er sich aufrappelte wäre ihm beinahe der Rubin aus der Hand gefallen. Im letzten Moment griff er nach ihm und fing ihn auf, bevor er am Boden aufkam. Vorsichtig besah er sich den Stein, konte aber keine Beschädigung finden. Als er sich wieder im Raum umsah kam gerade ein kleiner Mann auf ihn zu. Nach einer Verbeugung nahm er Legu bei der Hand und zog ihn aus dem Zimmer, in dem Huin immer noch schnarchte. Jetzt waren sie in einem hellen Gang. Der Mann zog ihn durch die Gänge. Schließlich blieb er vor einer Tür stehen und bedeutete Legu einzutreten, bevor er den Gang hinunter wieder verschwand.

Kurz entschlossen trat er ein. Überrascht weiteten sich seine Augen. Diese Zimmer war die exakte Kopie des Zimmer's, in dem er erwacht war. Die gleichen Möbel, ja sogar das Fenster war an der gleichen Stelle.

Er setzte sich in den Sessel und besah sich das Kleinod in seiner Hand. Vorsichtig fuhr er die glatte Oberfläche nach. Die sanfte Ruhe, an die er sich noch erinnerte, bevor er eingeschlafen war strahlte immer noch von dem Stein aus. Jetzt nahm Legu aber noch etwas anderes wahr. Eine undefinierbare Spannung hatte von dem Stein besitz ergriffen, fast so, als warte er auf etwas.

Da sich aber nach einigen Minuten betrachtung nichts verändert hatte, ging Legu ins Bett und gab der bleiernen Müdigkeit nach.

Kapitel IV

Eine undurchdringbare Enge umgab ihn. In ihm erwuchs der Wunsch, aus dieser Starre auszubrechen, die Hülle zu zerstören und sich endlich wieder in die Freiheit zu erheben. Die Kraft in ihm wuchs, der Wille erstarkte. Er straffte sich, begann sich gegen die Hülle zu wehren. Die Beine angezogen, den Kopf eingeknickt und die Flügel angelegt. Alles auf einmal ausgestreckt, die Hülle gibt nach, ein Riss entsteht.

Völlig durchgeschwitzt erwachte Legu, der Traum war so verwirrend und doch so real gewesen. Diese Enge, der Wille zur Befreiung.

Ein Knacken war zu hören.

Blitzartig richtete Legu sich auf, die Schläfrigkeit war mit einem mal aus ihm gewichen. Suchend sah er sich um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Da, wieder ein Geräusch. Wärme stieg in seiner Hand auf. Irritiert öffnete er sie und sah auf den Rubin hinab. Ein kleiner Riss hatte sich in dem ansonsten makellosen Stein gebildet. Die Wärme wurde wieder intensiver. Ein kleiner Ruck ging durch den Stein. Mittlerweile war der Stein schon beinahe heiß geworden. Noch ein Ruckeln ging durch den Rubin und dann brach er einfach auf.

Eine heiße, rote Flüssigkeit lief Legu über die Hand, doch das Alles bekam er nicht mit.

Ein kleines, federloses Vögelchen saß nun auf seiner Hand. Die großen schwarzen Augen blickten ihn Mitleid suchend an. Der Beschützerinstinkt in Legu brachte ihn dazu, die Finger auszustrecken und das Wesen vorsichtig in seinen beiden Händen zu bergen. Eine wohltuende wärme breitete sich, von seinen Händen ausgehend, in seinem ganzen Körper aus.

Ein Fiepen, vorsichtig öffnete Legu seine Hände, um nach dem Kleinen zu sehen. Wieder sahen ihn diese Augen an, aber ihr Ausdruck hatte jetzt etwas Flehendes angenommen. Tief in sich verspürte Legu ein Gefühl, das ihm nicht unbekannt war.

Hunger breitete sich in ihm aus, auch wenn es sich anders Anfühlte als sonst, konnte er es eindeutig identifizieren. Auf der Suche nach etwas essbarem lies er den Blick durch den Raum gleiten. Neben dem Sessel stand ein Tisch, auf dem sich eine Schale mit Obst befand.

Hungrig, wie er war stand er auf und nahm sich einen Apfel, immer darauf bedacht, zu verhindern dass der kleine Vogel aus seiner Hand fällt. Einen Apfel später war sein Hunger noch immer nicht weniger geworden, im Gegenteil, es war noch schlimmer geworden. Ein erneutes Fiepen lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Vöglein. Weit war sein Schnabel aufgerissen, die Äuglein schon fast flehend auf die Obstschale gerichtet. Jetzt begriff Legu, dass auch das kleine Wesen in seiner Hand Hunger hatte.

Er griff zu einer Traube und hielt sie vorsichtig vor den Schnabel des Kükens. Gierig schnappte es nach der Frucht und verschlang sie mit einem Bissen. Wieder griff Legu nach den Früchten und platzierte einige Trauben auf den Tisch, das Vöglein setzt er ebenfalls ab, damit auch es seinen Hunger stillen konnte.

Satt ließ Legu sich schließlich in den Sessel sinken. Den kleinen Vogel hatte er wieder auf seine Hand gesetzt. Der Vogel hatte sich zufrieden zusammengerollt und war dann eingeschlafen.

Allmählich wurde er neugieriger, besonders da jetzt sein Hunger gestillt war. Vorsichtig, um den Phönix nicht zu wecken, stand Legu aus dem Sessel auf und ging zur Tür. Gespannt öffnete er sie und trat in den Gang hinaus.

Rangliste der Gestalten

  1. Phönix
  2. Drache
  3. Parze
  4. Urisk
  5. Elementar
  6. Zwerg
  7. Riese
  8. Zerberus
  9. Basilisk
  10. Kappa
  11. Greif
  12. Lamassu
  13. Meermensch
  14. Harpie
  15. Incubus/Succubus
  16. Hippokamp
  17. Medusa
  18. Fenghuang
  19. Nymphe
  20. Zentauer
  21. Vila
  22. Aitvaras
  23. Bunyip
  24. Satyr
  25. Einhorn
  26. Selkie
  27. Megalodon
  28. Wichtel
  29. Riesenspinne

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Texte: Das Copyright der Texte liegt bei mir
Bildmaterialien: Alle Bilder wurden von mir gemacht oder bearbeitet.
Tag der Veröffentlichung: 01.01.2013

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