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Neuanfang
Ich bücke mich und denke: „Was wäre passiert, wenn ich mich damals nicht gebückt hätte?“ Ich hätte den Unfall nicht überlebt. Ich wäre mit dem Fahrrad gegen diese Schranke, die aus dem Nichts auftauchte, geprallt und wäre heute nur noch ein Menschenrest, im besten Fall tot. Ich reagierte richtig und kam mit ein paar Kratzern und einer komplett neuen Lebenseinstellung glimpflich davon. Ich begrub mein altes Fahrrad und das Arschloch, das in mir steckte. Eine Schranke für einen guten Menschen. Das hatte sich gelohnt.

Ich bücke mich und pflücke die hübsche Blume für Karina. Das hätte ich früher nie gemacht.


Die Stimmung danach
Paris am Morgen. Die Stadt ist ungeschminkt und wirkt ein bisschen hilflos. Nana, die Hure, trägt Pantoffeln, wie immer in Pink. Sie holt Croissants für sich und für Lily. Sie ist so frustriert! Sie hat gestern nicht kassiert. Lily auch nicht. Sie geht zum Bäcker. Noch vor drei Stunden schleckte sie an Bäckers Lust. Jetzt ist er dran. Das Schwein. Zahlt nicht. Kann gut backen. Zahlt aber nicht. Es ist Zeit für einen Neuanfang. Sie hält das Messer und sehnt sich nach Rache. Auch für Lily. Sie betritt die Küche und sieht Lily liebend. Sie und der Bäcker? Scheiß Neuanfang!

Leben, du bist dran!
Ich sitze im Zug Richtung Neuanfang. Neuanfang liegt zwischen Jandelsbrunn und Auerbach. Es scheint mir ein guter Ort zu sein, um meinem Leben eine zweite Chance zu geben. Was für ein Zufall! Die anderen Fahrgäste im Abteil wollen auch dorthin. Sie kennen die Gegend und schwärmen davon. Ich komme aus Berlin. Nein. Ich fliehe aus Berlin. Anfangs war alles spannend dort, aber dann verfiel ich einer urbanen Metamorphose, die erschreckend destruktiv war. Ich veränderte mich sehr. Morgens wusste ich nicht, was abends geschehen war und umgekehrt. Zu viele Säfte durchströmten mein Körper. Zu viel Chemie. Ich brauche jetzt dringend frische Luft!

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Tag der Veröffentlichung: 14.02.2010

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