1.Kapitel
Die Schlacht um das Leben
Jeder andere hätte seine Geschichte mit einem spannenden Ereignis begonnen, m seine Leserschaft zu fesseln. Hätte von einemschlimmen Seesturm oder eine Überfall von Piraten berichtet. Aber jeder andere hätte auch nicht Käpt’n Kitty als Protagonistin gehabt, schließlich ist mein Käpt´n noch ein kleines Mädchen, welchem jeder den Untergang prophezeit hatte, sogar ihr Vater, unser alter Käpt´n. Doch Kitty lässt sich nicht unterkriegen und ist mit ihren dreizehn Jahren furchtloser als so mancher Seeräuber unserer Crew. Sie ist nun mal Käpt´n und solche müssen gute Seeräuber sein.
Es war also weder ei Seesturm noch ein Piratenangriff, sondern ein einfaches Mahl zum Abschluss eines ereignislosen Tages, mit welchem ich zu erzählen beginne.
Wir saßen alle versammelt um unsere Tafel, als Käpt´n Kitty ihr Glas hob um um Ruhe zu bitten und sprach: „Männer, wir sind die furchtlosesten von allen. Wir werden überall gefürchtet und wo wir waren, traut sich keiner mehr hin. Dennoch hat Jack ein feindliches Schiff gesichtet. Die Santa Cee. Sie haben versucht mit uns in Kontakt zu treten und Jack hat verschiedene gemorste Sätze vernommen.“ Einige der Seeräuber grollten und schlugen mit der Faust auf das blanke Holz, wohlwissend, dass sie sich Splitter holen würden.
Der Santa Cee waren wir schon oftmals in Schlachten und Gemetzeln begegnet und jedes Mal gingen wir als glorreiche Sieger aus der Schlacht. Über jenes Piratenschiff erzählt man sich viele Legenden. Die schlimmsten erzählen, dass der Käpt´n ein Untoter war und seine Crew quälend langsam zu Artgenossen macht. Connor, der Käpt´n, soll nicht nur rachsüchtig sondern auch mit dem Teufel im Bunde sein. Hunderte von Unschuldigen hätte er auf dem Gewissen, voraus gesetzt er würde ein Gewissen haben.
Ein Ausruf glitt über die blassen Lippen unseres Küchenjungens: „Sie haben was versucht? Wollen sie um Gnade betteln oder bevorzugen sie eine weitere Abreibung? Nicht um sonst sind wir die skrupelloseste Crew! “ Drohend hob er ein spitzes Küchenmesser und ließ es fallen, sodass es in der Tischplatte hochkant steckenblieb. Zugegeben, ich bin der Küchenjunge, aber ich wäre viel lieber an Käpt´n Kittys Stelle gewesen.
„Terry, was machst du eigentlich hier? Gehörst du nicht in die Küche? Hol mehr von dem rum, er ist wahrhaftig köstlich!“, rief mir der alte Sam zu. Seine wirren dunklen Haare fielen ihm andauernd auf die dunkle Augenklappe. Mit Sicherheit wollen nicht viele der elenden Landratten Sam im Dunkel begegnen, aber wir Seemänner sind solche Anblicke gewohnt.
Enttäuscht zog ich das Messer aus dem morschen Holz und ging durch die Kabinentür in die Schiffskaverne. Mein Vater, welchen ich immerzu bei seinem Namen Jacob rief, stand mit sehnsüchtigem Blick nach draußen in Mitten des Raumes und hatte mich noch nicht bemerkt. Sicher dachte er an seine Frau, meine Mutter. Seit wir aus Armut vor vielen Jahren bei dem alten Käpt’n als Köche angeheuert hatten, waren wir von meiner Mutter getrennt und hatten sie nicht gesehen.
„Sam möchte noch mehr Rum.“, riss ich meinen Vater unsanft aus seinen Gedanken.
„Der alte säuft nur noch, Wird Zeit, dass er endlich die Crew verlässt. Der Käpt´n sollte ihn aus der Crew befördern, am schnellsten geht das durch die Planken...“, murmelte Jacob und gab mir einen großen Krug, welcher so schwer war, dass ich beinahe zu Boden ging, da hörte ich, wie Sam schon nach mir rief.
Erst am späten Abend fand ich Ruhe um meine Gedanken zu ordnen. As wollte die Crew der Sante Cee von uns? Tatsächlich eine erneute Abreibung? Eine Schlacht mit Toten? Hatte sich mein Käpt´n für oder gegen die Santa Cee entschieden? Bevor ich zu einem gültigen Entschluss kam, schlief ich ein.
Hoher Wellengang ließ mich aufschrecken. Die Sonne stand noch nicht am Himmel und so wurde ich Zeuge eines wunderschönen Sonnenaufgangs. Am Ende der Scheibe, welche die Welt war, schob sich die dickbäuchige Sonne empor und tauchte das Meer in blutrotes Licht. Ich musste mit Schrecken feststellen, dass die Santa Cee mittlerweile direkt neben unserem Schiff in den Wellen auf und runter wippte. Käpt´n Kitty trat aus ihrer Kajüte und hinter ihr erblickte ich Connor, den einhändigen Käpt´n der Santa Cee. Vergeblich versuchte ich zu lauschen, was die feindlichen Käpt´n miteinander sprachen, ich stand einfach zu weit weg und konnte bloß Wortfetzten wie „Riesig, groß und gefährlich.“ „Brauchen eure Hilfe.“ „Können nichts machen.“ „Nicht nur zusehen.“ „Werden die nächsten sein.“
Das reichte mir um zu begreifen, dass es sich um eine schreckliche Gefahr handelte. Ich hatte sogar schon eine wage Vermutung was es war.
„Terry, die Teller spülen sich nicht von alleine, komm sofort hier her, Junge.“, brüllte Jacob vom anderen Ende des Decks. Er liebte seinen Sohn, doch er musste ihn so hart rannehmen, sonst würde niemals etwas aus ihm.
Der alte könnte auch mal was selber machen, dachte ich mir, traute mich aber nicht es laut auszusprechen.
„Jacob, mach das gefälligst alleine, Terry ist nicht dein Sklave, außerdem brauche ich Terry gerade.“, rief unser Käpt´n und winkte mich zu sich. „Conner hat mir interessantes erzählt. Das Ende der Welt soll sich aufgetan haben und ein Ungeheuer ist dabei entstanden, welches über das Meer laufen kann und über mehrere Köpfe verfügt. Connor und seine ganze Crew braucht unsere Hilfe. Als Zeichen, dass es kein Trick von ihnen ist, wird mit Connor seinen Sohn Peeta geben. Aber er fordert ebenfalls einen Pfand. Ich habe beschlossen, dass du das sein wirst. Dies ist keine Strafe, sondern ein ehrenvoller Befehl. Hole dein Hab und Gut, der Tausch wird noch heute sein. Wenn die Schlacht vorüber ist, werden wir dich umgehend gegen Peeta eintauschen. Los, lauf und hole deine Sachen.“ Mir klappte meine Kinnlade herunter und ich war sprachlos. Ich drehte mich um und lief zur Schlafkajüte um meine Hab und Gut, welches sehr beschränkt war, zu holen. Ich war für Kitty nicht mehr als ein Pfand, ein Tauschobjekt. Ohne zu zögern hatte mein Käpt´n mit meinem Leben gespielt und tat dies immer noch. In den Fängen Connors konnte mir wer weiß was geschehen und Kitty ließ es passieren. Ich raffte meine Hemden und mein Logbuch, wie ich es stolz nannte, und wollte gerade zum Käpt’n zurück als ich an der Küchentür vorbei lief. Ich musste mich von meinem Vater verabschieden.
„Terry, mein geliebter Sohn.“, brachte Jacob mit brüchiger Stimme heraus. „Der Käpt´n hat mir alles erzählt. Aber ich weiß, dass wir uns wiedersehen werden. Hörst du? Kein Abschied für immer ist das hier.“ Mich erinnerten seine Tränenbäche an den großen Wasserfall am Ende der Weltscheibe. Kaum merklich nickte ich.
Nach dem Abschied von der Crew hatte Kitty offiziell mit Connor alles geklärt. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass sich mein Leben von nun an zum Guten gewendet hatte. Ein Abenteuer stand bevor und mein letztes würde es sicher nicht sein.
„Sollte einer der beiden sterben, bleibt der andere für immer in der Gewalt des anderen. Also pass mir gut auf Terry auf, wenn du Peeta lebend wiederhaben möchtest.“, sagte Jacob und Kitty unterstütze ihn mit einem Nicken.
„Ja, aber sollte Peeta etwas zu stoßen, wird euer Terry einen qualvollen Tod erleiden.“ Connor stieß seinen Sohn zu Kitty, welche den jüngeren sofort am Arm packte, damit er nicht entwischte.
„Terry, es wird Zeit, aber wir werden dich zurück holen, auch wenn Peeta stirbt, lasse ich nicht zu, dass dir etwas geschieht.“, murmelte Jacob traurig und gab seinem geliebten Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Vater, wir werden uns sehen.“
Ich fand es angemessen, wenigstens beim Abschied, ihn Vater zu nennen. Connor umschloss meinen Oberarm unsanft mit seiner Hakenhand und zog mich auf das feindliche Schiff.
In eine dunkle Kajüte wurde ich gestoßen. Die Luft war staubig und verklebte meine Augen, sodass ich sie mir heftig rieb.
„ Nicht heulen, kleiner.“, murmelte der Seeräuber, welcher meine Geste völlig falsch verstanden hatte. Du bist nicht mehr als ein Pfand, wir erhalten dich am Leben, aber leicht wir das hier für dich nicht. Wir sind hier auf der Santa Cee. Essen ist knapp und Gefangene bekommen grundsätzlich nichts. Normalerweise verhungern sie und nach ein paar Wochen holen wir die Leichen, aber du bist dein Sonderfall. Terry.“, stieß einer von Connors Matrosen hervor.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, saß ich alleine in jener Kajüte und langweilte mich. Das klingt absurd, schließlich schwebte ich in größter Lebensgefahr, aber ich verspürte keine Angst.
Ich hörte wie die anderen Matrosen miteinander sprachen.
„Das Ungeheuer hat mindestens drei Köpfe. Und drei Arme.“, warf einer ein.
„Ach was.“, entgegnete ihm Connor. „Es waren allerhöchstens zwei und Arme habe ich gar keine gesehen.“
„Das liegt vermutlich daran, dass dir ein Auge fehlt.“
„Ich verbitte mir solche Aussagen, Becky.“, herrschte Connor einen seiner Männer an und stieß ihn zu Boden.
„Käpt’n, das war, also ich meine…“ Es war zu spät, Connor hatte bereits abgefeuert. Es war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Nerven blank lagen und alle in größter Gefahr schwebten.
„Wir müssen dem Ungeheuer einen Namen geben. Überlegt Männer, wie könnte man die schrecklichste Kreatur der Welt nennen? Vielleicht Übel?“ Die Matrosen lachten. Übel war kein passender Name. Ich fand, dass kein Name zu so einem Viech passte, wenn es wirklich so grauenvoll war, wie die Männer es beschrieben.
„Wann kommt es wieder?“, fragte einer der Seeräuber und es wurde still an Bord. Bis Connor endlich das Wort ergriff: „Morgen wird es spätestens wieder auftauchen, Käpt´n Kitty und ihre Leute werden uns helfen, deswegen bleiben die beiden Schiffe so nahe beieinander.“
Ich wurde mit der auftretenden Dunkelheit immer müder und schlief schließlich auf den alten Strohsäcken ein. Ich träumte von diesem Ungeheuer. In meinem Traum hatte es tausende von Köpfen mit je tausenden von Reißzähnen. Wie in jedem meiner Träume rettete mich Käpt´n Kitty in letzter Sekunde und wir wurden ein glückliches Paar. Ach, Kitty. Wenn ich ihr nur sagen könnte, wie sehr ich sie mochte.
Unsanft weckten mich am nächsten Morgen die Seeräuber mit ihrem Getrampel auf Deck. Nicht mal Kittys Crew war morgens schon so laut. Durch ein kleines Fenster sah ich wie am letzten Morgen auch schon einen Sonnenaufgang. Jener war umhüllt von dichten Nebel, was meine Knie weich werden ließ: wir trieben immer weiter auf das Ende der Welt zu. Bald würden wir ein letztes Mal gurgeln, dann war Schluss.
Die Luke zu meiner Kajüte wurde geöffnet und einer Connors Männer steckte den Kopf herein.
„Das Ungeheuer greift an, such dir eine Waffe und kämpfe, Junge!“, schrie er panisch und war schon wieder weg.
Ich sah mich hektisch um. Was stand zur Auswahl? Ein Spaten, ein Kanonenrohr, welches ich niemals heben könnte, ein Degen. Ich entschied mich für letzteres und griff schnell nach jener Waffe. Mit wenigen Sätzen sprang ich auf Deck und dann sah ich das Ungeheuer.
Es hatte drei Köpfe und speite Feuer, von welchem nur wenig bei uns ankam, das die hohen Wellen es stetig löschten. Einige Männer kämpften trotz abgetrennten Armen und Beinen weiter, auch Connor hatte einen Arm verloren. Auf der anderen Seite des Ungeheuers kämpften meine Männer und ich sah, wie einer nach dem anderen in den weitgeöffneten Rachen des Gegners fiel. Ich konnte nicht weiter zusehen, wie die Männer um mich rum starben, ich musste kämpfen. Ich ging zielstrebig auch den Gegner zu und…
Hier reißen Terrys Aufzeichnungen ab.
Doch auch ohne Terry ist die Schlacht weitergegangen.
Es wurde Abend und Nacht, doch die Schlacht hielt an und die tapferen Piraten wehrten sich stetig. Es wurden immer weniger, bis schließlich nur noch Connor, zwei seiner Männer, Käpt’n Kitty, Jacob, Peeta und drei weitere aus Kittys Crew am Leben waren.
„Wo ist Terry“, fragte Jacob atemlos, als das Ungeheuer für kurze Zeit abtauchte.
Connor wusste um die Gefahr um Peeta und schwieg.
„Wo ist er?“, fragte Kitty ungeduldig.
„Er ist…in seiner Kajüte.“, stotterte Connor, doch die anderen schenkten ihm keinen Glauben. Voller Misstrauen sah Jacob Conner an. Ihm war klar, dass sein Sohn nicht mehr lebte.
„Wir hatten eine Vereinbarung, Connor.“, erinnerte der alte Sam, welcher sich während der Schlacht nicht auf Bord aufgehalten hatte und darum noch am Leben war. „Wer auf den Bürgen nicht aufpasst, verliert auch seinen Pfand. Dein Sohn Peeta ist nun also vogelfrei. Wir dürfen ihn töten.“
Connor wurde totenbleich und starrte seinen Gegenüber an.
„Nein, bitte. Wir haben ihn doch nicht…es war das Ungeheuer. Wir wollten…“
Doch Jacob unterbrach ihn: „ Es ist mir egal, mein Sohn ist tot, oder vielleicht dieses Monstrum ihn auch lebend verschluckt und Terry muss nun ersticken. Dann soll dein Sohn auch nicht mit dem Leben davon kommen. So hatten wir das vereinbart.“
Connor rang nach Worten, aber es war zu spät, denn Sam war schon losgegangen um Peeta zu holen. Auch das Bitten und Betteln von Connor half nichts: als Sam wieder kam hatte er die Klinge eines Messers an Peetas Hals gehalten und sprach: „Sage deine letzten Worte Peeta, sprich zu deinem Vater oder lass es bleiben.“
Bevor Peeta nur ansetzten konnte zu sprechen, rief Connor: „Mein Sohn, wenn du in dieser Schlacht stirbst, werde ich auch gehen. Ich werde mich opfern und wir werden uns sehen.“
„Das ist doch Unsinn, Vater. Bitte. Ich werde mit diesem alten Sack…“, weiter kam er nicht, denn Sam drückte das Messer etwas weiter an Peetas Kehle, sodass Peeta laut auf schrie voller Angst.
„Noch so ein Wort und es ist dein letztes.“, keuchte Sam.
„Hör auf Sam, steck das Messer weg, du hast kein Recht Peeta zu töten, winzig und allein Jacob darf dies tun.“, sagte Kitty um Peetas Tod fürs erste zu vermeiden.
„Das ist nicht wahr, Käpt´n. Laut der Vereinbarung…“
Kitty schnitt ihm das Wort ab und zischte mit spitzer Stimme: „Was ich sage zählt, ich mag vielleicht nicht so stark sein, wie mein Vater es seiner Zeit gewesen ist, aber ich habe am Sterbebett gestanden und gehört, so wie ich hier stehe, wie mein Vater mir all seine Macht übergab. Ich habe seine Hand gehalten, dann starb er. Er wollte, dass ich Käpt´n werde. Deswegen tue, was ich dir befehle und lass Peeta los. Binde ihn an den Mast, das Ungeheuer wird sich ihn früher oder später holen. Und du Conner, solltest du versuchen deinen Sohn zu retten, wirst du mit einem sauberen Schnitt such die Kehle dein Leben lassen. Deinen Sohn aber werde ich nicht so gnädig behandeln. Er wird eines qualvollen Tod sterben. Hat noch jemand eine Frage?“, beendete Kitty ihre Rede.
Wider Kittys Erwarten fragte Jacob mit brüchiger Stimme: „Wenn das ein Buch wäre, müsste ich Peeta jetzt mit dem Leben davon kommen lassen. Aber das ist kein Buch und auch keine Märchengeschichte. Also habe ich das Recht Connors Sohn umzubringen.“ Kitty nickte. Sie wusste wie schwer es Jacob fiel, denn jener war von Grund auf nicht böse.
„Ja, Jacob.“, sagte Kitty mit tonloser Stimme.
„Dann suche dir eine Todesart aus Peeta.“, wendete sich Jacob dem Gefangenen zu. „Erdolchen, ersticken, verbluten.“
Das Grauen packte Peeta und er zog wie wild an seinen Stricken, doch jene saßen zu fest um seine Handgelenke und so rieb sich der arme Junge bloß die Gelenke wund. Eine Flucht war nicht möglich, dass wusste der junge, wollte es jedoch nicht glauben, nicht wahr haben.
„Vater, rette mich. Es sind wahnsinnige, die mich gefangen halten. Hilf mir.“, schrie Peeta wie ein besessener, doch als Connor auf Kittys Schiff hinüber setzten wollte, stieß Sam ihm mit einer Klinge vor die Brust.
„Wenn dir dein Leben lieb ist, höre auf meinen Käpt´n.“
Die Angst hatte Connor überschnappen lassen und so wagte er es, Kitty offen mit Worten anzugreifen: „Einen tollen Käpt’n hast du da. Ein kleines Mädchen. Was ist denn, wenn sie sich das mit dem Sterbebett nur ausgedacht hat? Was wäre denn, wenn ich sie zum Duell heraus fordern würde? Kapitän gegen Kapitän? Sie würde sterben, wenn ich wollte. Sie würde für immer zu Grunde gehen, oder hat ihr Vater ihr die Kunst des Kämpfens gelehrt?“
„Ja, das hat er, ich kann mit dem Degen umgehen, sowie mit Dolch und jeglicher Art von Waffe. Versuche mich zu töten, es würde nicht gelingen, nein. Du wärst es, der sterben würde. Sam, lass Connor herüber kommen, seine zwei Männer auch. Wir wollen doch mal sehen wer gewinnt.“
Sam zischte haarknapp an Connors Bauch vorbei und wollte den Feinden gerade gewähren auf das Schiff zu kommen, als das Ungeheuer wieder austauchte um sich neue Opfer zu holen.
Funken sprühten und sahen in der einbrechenden Dämmerung wie kleine Schwärme von Glühwürmchen aus. Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll rammte das Vieh die Santa Cee und jenes Schiff drohte zu sinken. Mit einem großen Sprung schaffte es Connor sich zu Kitty und den anderen zu retten, kurz bevor die Santa Cee ihren Todesstoß verpasst bekam und mit den beiden Seeräubern unterging.
„Dieses Ungeheuer hat meine gesamte Crew auf dem Gewissen. Dem werde ich es zeigen.“ Connor holte einen Degen aus seinem Gürtel, aber Kitty konnte ihn zurück halten.
„Das ist der sichere Tod. Denke doch nach bevor du handelst.“
Mit einem wütendem Blick strafte Connor Kitty für jene Bemerkung, die ihn hatte so dumm und rachsüchtig wirken lassen.
„Sag du mir nicht, was ich zu tun und lassen habe, Kapitän Kitty. Ich habe weitaus mehr Erfahrung als du, du bist doch nur ein kleines Mädchen.“
Am liebsten hätte Kitty ein Duell begonnen, welches sicher in einem Blutbad enden würde, doch dieses Mal war sie schlauer und ließ sich nicht provozieren, denn das Ungeheuer holte zu einem mächtigen Schlag aus, welcher durchaus tödlich enden könnte.
Sam sprang gerade noch rechtzeitig aus dem Weg und eine der spitzen Krallen des Gegners bohrte sich dort, wo er vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Kurz vor Peeta machte die gefährliche Kralle Halt und zog sich erneut ein, um wieder auszuholen.
„Es hat keinen Sinn.“, schrie Sam verzweifelt. „Wir werden alle sterben.“ Bevor ihn jemand abhalten konnte rammte er sich seinen Solch in den Magen uns seine letzten Worte waren: „Ich möchte mir die Todesart selber aussuchen. Ich habe euch alle…“
Der alte kippte nach vorn über und lag tot in der Blutlache seines eigenen Blutes.
Kitty konnte sich als erstes von dem Anblick des Toten abwenden und befahl: „Wenn das Monstrum das nächste Mal sein Krallen in unser Schiff bohrt werden wir diese mit unseren Dolchen und Degen durch löchern.“
Kaum hatte sie dies verlauten lassen schmetterte eine Kralle in die Planken des Schiffes. Jacob stürzte los und stieß seinen Dolch vergebens auf das Ungetüm. Jener Dolch zersplitterte und Das Monster war nun auf Jacob aufmerksam geworden und widmete sich nun völlig ihm
Die nächsten Schläge und Hiebe richteten sich immer wieder nach Jacobs Aufenthaltsort und einmal schrabbte die Kralle Zentimeter an ihm vorbei.
„Wir haben keine Hoffnung mehr. Wir werden nicht lebend aus dieser Schlacht gehen.“. rief Jacob und lief zu Sams Leichnam um ihm den Dolch zu entreißen.
„Trotzdem müssen wir kämpfen, sonst sind wir wirklich hoffnungslos.“, wiedersprach Käpt´n Kitty, doch auch sie war vom Mut verlassen. In ihren Augen spiegelte sich Trauer um all die verlorenen wieder.
Das Ungeheuer sprühte erneut Funken in die Dämmerung und ließ einen hellen Regen auf das Schiff niedergehen, sodass das Segel, welches gehisst war, in Flammen aufging. Das Feuer fraß sich immer weiter durch den Mast in Peetas Richtung und der Junge schrie wie besessen.
„Rettet mich! Macht mich los vom Mast. Ich werde verbrennen.“, ließ Peeta verlauten, doch keiner wagte es, dem brennenden Mast so nahe zu kommen, dass man Peetas Fesseln lösen konnte.
„Wir müssen weg hier.“, schrie Connor wütend und überwand schließlich doch seine Angst und schritt auf den Mast zu. Mit einem schnellen Sprung entfernte er sich jedoch wieder, als er sah, dass das Feuer nun schon Peetas Haare verdunkeln ließ.
„Vater!“, schrie Peeta verzweifelt. „Tu doch etwas.“ Doch dem Vater war der Mut abhandengekommen und so sah er nur zu, wie sein Sohn erbärmlich verbrannte unter lautem Leidensgebrüll.
„Ein Barbar nur schaut zu, wie sein eigener Sohn verbrennt.“, stellte Kitty fest und traute sich doch Peeta mit einem schnellen Schnitt loszumachen.
Doch es war nicht rechtzeitig genug, denn Peetas Haare waren schon verrußt und verschmort, dennoch fiel der Junge seiner Erlöserin dankbar in die Arme. Kitty wehrte die Umarmung nicht ab, fühlte sich aber auch nicht wohl in ihr.
„Passt auf, das Ungeheuer schlägt wieder zu!“, schrie Jacob und zückte Sams Dolch.
„Hab dank Kitty. Ich werde dich…“ Der Rest von Peetas Satz ging im Getöse des Meeres und dem Gebrüll des Monsters unter.
„Wir müssen es schaffen, dass Monster abzulenken, damit wir das Schiff in Bewegung bekommen.“, schrie Käpt´n Kitty.
„Aber wie, Käpt´n? Wir haben doch keine Chance. Wir müssten einen finden, der sich opfert.“, stellte Jacob klar und starrte Peeta an. Es war klar, dass er dieser jemand sein würde.
„Man kann von einem kleinen Jungen nicht erwarten, dass er solch große Sache tut. Denkt doch vernünftig. Ihr müsst euch opfern, Koch“, entschied Käpt´n Connor und deutete mit seinem Dolch auf Jacob.
„Meinen Sohn habe ich bereits verloren. Jetzt sollst du auch deinen verlieren, dann ist die Crew der Santa Cee wenigstens für immer besiegt.“, stellte Jacob klar.
„Es war idiotisch von mir, deinen Sohn mit meinem zu vergleichen. Terry war ein Küchenjunge, Peeta ist der zukünftige Kapitän. Auch wenn er weder Crew noch Schiff hat zurzeit, wird er eines Tages der größte Pirat der sieben Weltmeere sein und alle werden sich vor ihm fürchten.“, inszenierte Connor und starrte auf den mit Sternen behangenen Himmel.
Erneut schwang die kräftige Kralle des Gegners auf die Piraten zu und bohrte sich tief in das Schiff hinein, sodass auch Käpt´n Kittys Schiff langsam begann unterzugehen.
„Wir werden alle umkommen.“, bemerkte Jacob panisch.
„Ach, wir armen. Wenn wir doch niemals die Idee mit dem Pfand gehabt hätten. Terry würde leben. Wir würden leben. Peeta würde leben.“, rief Connor.
„Du hast gewusst, dass es so kommen wird.“, fragte Käpt´n Kitty.
„Ja“, bekannte sich Connor. „Ich habe es vermutet, aber ohne eure Hilfe wäre die Santa Cee auch gesunken mit all den tapferen Piraten.“
Jacob spuckte vor Wut auf den Boden und warf Connor vor: „Du bist der Mörder unserer Crew. Du bist ein Kindesmörder. Terry, Sam und all die anderen würden noch leben, wenn du nicht wärst!“
„Nein“, vermochte Connor zu wieder sprechen. „Nicht meine Idee war es. John, unser bester Mann, hatte diesen Einfall gehabt. Wirf ihm nichts vor, er ist gestorben in der Schlacht. Außerdem war er angsterfüllt, als er diese Idee hatte.“
Aber Jacob war nicht zu beruhigen. „Terry ist auch gestorben, das ist keine Entschuldigung. Ich werde auch sterben.“
Bevor die beiden Männer aufeinander losgingen, schrie Peeta: „Streiten bringt nichts, der Schuldige ist tot. Nur noch beten hilft.“
Der Junge kniete sich auf den Boden, auf welchem bereits das Wasser sich sammelte und sprach: „Herr, errette uns. Nehme uns in dein Reich auf und…“
„Wir haben gemordet, geraubt und überfallen. Wir werden nicht in sein Reich kommen. Die Hölle wartet. Dort werden wir John, Sam und die anderen wieder treffen.“, unterbrach Connor seinen Sohn. „Wir haben keinerlei Hoffnung auf den Himmel!“
Bevor ihm widersprochen werden konnte, entriss einer der Krallen Jacob das Herz und beraubte ihm so des Lebens. Kitty wimmerte leise, es waren nun noch drei, einer davon ein Junge, die gegen das Untier kämpften.
„Es ist vorbei.“, stellte sie tonlos fest. „Vorbei, vorbei. Die Schlacht ist verloren. Für immer.“
Ungläubig starrte Peeta auf Jacobs Herz, welches von der Kralle auf den Boden geschleudert wurde und noch schwach pochte. Obwohl die Leichname noch immer nicht erkaltet waren, musste die letzte Energie, die noch in den lebenden steckte, genutzt werden.
„Bevor ich zu Grunde gehe möchte ich dir, Peeta mein Sohn, noch etwas sagen. Deine Mutter war nicht Angy, wie ich immer behauptet habe, es war eine der Gefangenen, welche verhungert ist.“, gestand Käpt’n Connor und sah verlegen zu Boden.
„Aber Vater, du…“, setzte Peeta an, doch auch er wurde von einer Kralle getroffen, zwar starb er nicht an dieser Verletzung, dennoch brachte sie ihn zum Schweigen.
„Es tut mir Leid Dir, Käpt’n Kitty, will ich auch noch etwas sagen. Dein Vater starb an einer Kugel, welche in sein Herz beinahe gedrungen wäre. Zwei Tage lag er auf dem Sterbensbett, bis man sich ihm erbarmte und ihn in das Reich des Todes holte. Die Kugel kam nicht nur aus dem Lauf meines Gewehres, sondern ich war es auch, der sie abgefeuert hatte.“
Kitty schwieg. Der Tod ihres Vater hatte sie zum Käpt´n gemacht. Sie hatte entschieden alle Kanonen und Gewehre auf ihrem Schiff ins Meer zu werfen, mit solchen Waffen wollte sie nichts zu tun haben. Die Erwähnung und das Geständnis verwirrten sie.
„Warum?“, fragte sie mechanisch, obwohl sie den Grund kannte. Connor, Käpt´n Connor, war ein Pirat und es ist sein Beruf zu töten, zu morden und zu kämpfen.
„Weißt du nicht, wer ich wirklich bin?“, fragte Connor verwirrt. „Nun ich will es dir erzählen,
Mein Vater hieß William und war ein gefürchteter Pirat. Er hatte ein Crew von dreißig Mann, einer stärker als der andere. Man sagte, dass er daran Schuld ist, dass es immer weniger Fisch in den Meeren gibt, weil seine große Crew so viel fischen musste m satt zu werden. Mein Vater hatte viele Kinder. Mädchen und Buben. Die Mädchen verkaufte er irgendwelchen Landratten, die eine Magd brauchten. Doch aus den Buben sollte etwas Anständiges werden. Piraten. Die übelsten. Von den zehn Buben starb einer nach dem anderen.
Der erste hieß William II und starb an einer schlimmen Krankheit. Drei Tage lag mein geliebter Bruder auf dem Sterbebett, dann erst holte der Teufel ihn.
Der zweite Bube war Jack, ein Muskelpacket. Er war stärker als William II und durfte in Schlachten mitkämpfen. Eine Kugel traf ihn Mitten in den Kopf und kam anderen Ende blutverschmiert sie heraus geflogen.
Der drittälteste war Harry. Eher ein Denker als ein Kämpfer. Er konnte nichts mit Dolch ausrichten und brachte sich selber aus Verzweiflung um.
Der vierte erweckte große Hoffnung in meinem Vater. Er hatte vermeintlich endlich den nächsten Kapitän gefunden er hieß Bob. Ein muskelpacket wie Jack. Er kämpfte aber noch besser und tapferer. Doch das schwimmen wurde ihm niemals gelehrt. Er ertrank.
Der fünfte war eine Enttäuschung für meinen Vater. Er wollte Koch werden. Sein Name war Jeremy. Mit einem Messer konnte er nur Essen schneiden, aber keine Menschen morden.
Der sechste war von Kindheit krank. Eine Behinderung: ihm fehlte ein Arm- Darum ließ William seinen Sohn ins Meer werfen.
Der siebte war ich, keine große Hoffnung, wie mein Vater immer betonte. Nicht so ein muskelpacket wie John, nicht so ein Denker wie Harry, von beidem ein bisschen. Eine schlechte Mischung, wie alle sagten.
Mein Vater wurde ausgelacht. Sieben Söhne, kein Kapitän dabei. Deswegen entschied er sich weitere Söhne zu bekommen, aus Wut aber brachte er meine Mutter um und nahm sich eine neue Frau.
>Das Blut meiner ersten Frau hat meinen Söhnen nur Unglück gebracht, möge meine neue Frau mit anderem, mit guten, mit kämpferischem Blut beschenkt sein. <, sprach er und schwängerte seine Frau.
Der achte Sohn kam auf die Welt und er hörte auf den Namen Joseph. Ich war noch jung, gerade mal dreizehn, als Joseph offiziell gesagt wurde, dass er Kapitän werden würde. Ich wurde wütend und erdolchte ihn.
Der neunte Sohn gebar, als Joseph drei Jahre jung war. Matthews Leben war kein schönes, denn er wurde nicht akzeptiert. Er war klein und pummelig. Man warf ihm vor er würde die Vorräte heimlich plündert. Schließlich bat er seine eigene Mutter um eine Kugel im Herzen.
Der zehnte Sohn war Cameron, dein Vater. Mich hielt man von ihm fern, denn es war klar, dass er der Kapitän werden würde. Ich galt als gefährlich, also war ich der perfekte Pirat, doch mein Vater hatte nur Augen für Cameron. Diesen Verräter. Er verliebte sich in jungen Jahren schon in die junge Hillary. Sie war die Tochter eines anderen Kapitäns und so vereinten sich die zwei und ich wurde abgeschoben.
>Connor, wir haben unseren Kapitän, suche dir doch eine eigene Crew.< , sagte mein Vater auf dem Sterbebett zu mir. Dies waren die letzten Worte von ihm.“
Kitty konnte nur schweigen.
„Kurz nach dem Tod meines Vaters und der Ernennung des neuen Kapitäns bin ich geflohen. Ich habe es nicht ertragen von meinem kleinen Bruder beherrscht zu werden, deswegen habe ich ihn bekriegt und schließlich ermordet.“
„Du bist ein Verräter, nicht mein Vater. Er hat nicht Mord an der eigenen Familie geübt.“, wiedersprach Kitty wütend.
„Du hast doch keine Ahnung wie es ist von dem Bruder beherrscht zu werden. Du mussest nie um die Gunst deines Vaters kämpfen. Du warst immer die Richitge.
Zum letzten Mal holte das Ungetüm aus und setzte zum tödlichen Schlag an. Er traf Connor genau auf den Kopf und ließ ihn mit zertrümmertem Schädel zu Boden gehen. Peeta stürzte zu seinem toten Vater und kniete erneut nieder.
„Vater.“
Dies war das letzte Wort, welches in jener Schlacht gehört wurde, denn Kittys Schiff sank bis auf den Grund des Ozeans und mit ihm die wehrlosen Körper der Toten und der Lebenden.
Man sagt, dass Peeta vor Trauer nicht ertrunken sein und die Gestalt eines Ungetüms abgenommen haben soll. Ruhelos sucht er seinen Gegner um seinen Vater Käpt´n Connor, seine Cousine Käpt´n Kitty und die beiden verfeindeten Crews zu rächen.
Selten kommt einer, der Peeta jemals begegnet war, mit dem Leben davon, denn der Durst nach Rache wird niemals gestillt sein.
Doch es gibt eine Legende, wie man Peeta stoppen kann.
2.Kapitel
Peetas Legende
Jeden Vollmond erwacht Peeta zum Leben. Seine Reißzähne blitzen im Mondlicht und erst wenn der Mond wieder in voller Schönheit leuchtet beendet Peeta sein räuberische tun für einen Mond.
Dann schläft er ein und ist verletzlich. Er legt sich auf den Grund, irgendwo in den sieben Weltmeeren, und rollt sich müde zusammen.
Wenn man ihn findet muss man bloß noch mit einem Dolch oder einem Messer das Herz aus dem Ungetüm reißen und Peetas Leben auf dieser Welt ist beendet.
Käpt´n Kitty ist nun schon seit hunderten von Jahren tot, doch die Geschichte wird noch immer erzählt um Piraten zu erschrecken. Doch es ist mehr als eine Geschichte, denn Peeta wurde nicht besiegt und lebt noch.
Isaac legte das alte Buch der Legenden weg und starrte aus seiner Kapitänkabine auf das moderne Schiff aus Stahl, welches er beherrschte. Er liebte die Geschichten von Käpt´n Kitty und Peeta. Sogar seine Tochter Kathryn hatte er nach Käpt’n Kitty benannt, genauso wie sein Sohn Pieter hieß Seine frau sagte immer, er würde übertreiben mit den Namen, doch sie hatte eingewilligt.
„Kapitän Isaac? Können sie mich hören?“ Das Funkgerät rauschte und Isaac hörte die Stimme des Steuermannes.
„Es wurde ein ungewöhnlicher Hai oder soetwas in der Art gesehen.“, erklärte der Steuermann Luke.
Sofort musste Isaac an Peeta denken. Vielleicht war es Peeta. Es war Vollmond heute Nacht und es somit würde es der Legende nach möglich sein, dass Peeta heute erwacht war.
„Was sollen wir du? Unsere Route ändern?“, fragte Luke.
Isaac griff nach dem Funkgerät, drückte auf den Knopf an der Seite und funkte: „Nein, der Hai wird verschwinden, wenn er unseren Dampfer bemerkt. Er hat keine Chance gegen uns, wir sind viel größer.“
Luke räusperte sich. „Kapitän, sie haben mich falsch verstanden. Der Hai, falls es einer ist, dass bezweifele ich, ist größer als unser Schiff. Viel größer.“
Isaac stutze. Das konnte kein Hai sein. Also doch Peeta, schoss ihm durch den Kopf und er bekam es mit der Furcht zu tun.
Gleich darauf schüttelte Isaac über sich selbst den Kopf. Seine Fantasie hatte ihm mal wieder einen Streich gespielt. Unmöglich. Peeta war eine Legende, Käpt´n Kitty auch
„Wir umfahren das Tier.“, beschloss er.
„Over and out.“, beendete Luke das Gespräch.
„Over and out“, wiederholte Isaac.
Es wurde wieder still und Isaac griff erneut nach dem Buch, um es von vorne zu lesen.
„Das Ding folgt uns.“, ertönte es aus dem Funkgerät.
„Zum Henker Luke, dann lass dir etwas einfallen. Fahre schneller.“, schlug Isaac vor.
„Es geht nicht, wir können unmöglich noch schneller fahren. Außerdem weiß ich nicht wozu dieses Viech in der Lage ist und was es will.“
Mechanisch deklamierte Isaac: „Man sagt, dass Peeta vor Trauer nicht ertrunken sein und die Gestalt eines Ungetüms abgenommen haben soll. Ruhelos sucht er seinen Gegner um seinen Vater Käpt´n Connor, seine Cousine Käpt´n Kitty und die beiden verfeindeten Crews zu rächen.
Selten kommt einer, der Peeta jemals begegnet war, mit dem Leben davon, denn der Durst nach Rache wird niemals gestillt sein.
Doch es gibt eine Legende, wie man Peeta stoppen kann.“
„Was wollen sie Kapitän?“, fragte der Steuermann verwirrt.
„Das war ein Zitat. Aus dem Buch >Santa Cee, Käpt´n Kittys letzter Ruf< “, erklärte Isaac.
„Ach so, diese komische Legendenbuch, stinklangweilig, wenn sie mich fragen.“
Hörbar sog Isaac die Luft ein und atmete sie laut wieder aus.
„Schon gut, ich mag dieses Buch zwar sehr, aber jeder kann seine eigene Meinung haben.“
„Kennen sie das Buch wo Käpt´n Kitty stirbt? Das ist das einzig gute meiner Meinung nach, weil es sichere ist, dass keins mehr folgt.“
Der Steuermann lachte über seinen eigenen lahmen Witz und sagte dann:
„Naja, ist ja auch egal. Was sollen wir jetzt machen?“
„Abwarten.“, sagte Isaac. Luke war ihm nie sympathisch gewesen, aber jetzt noch weniger. Käpt´n Kittys Tod war nichts Schönes gewesen und hatte Isaac beim ersten Lesen aus der Fassung gebracht. Eine Heldin war für ihn gestorben.
„Over and out.“
„Over and out“
Endlich wurde es wieder still und Isaac konnte sich ganz dem Lesen widmen.
„Wussten sie eigentlich, dass der Autor von „Käpt´n Kittys erstes Abenteuer“ nicht der selbe ist wieder von „Santa Cee, Käpt´n Kittys letzter Ruf?“, fragte Luke.
Entnervt legte Isaac das Buch zur Seite und drückte erneut auf den Funkknopf:
„Ja, ich weiß, dass der Autor des erstem Buches starb und seine Tochter das zweite schrieb.“
„Ja, so war es wohl gewesen- schon traurig, gleich zwei Autoren, die solch einen Quatsch schreiben.“, lautete Lukes Meinung dazu.
„Shit, das Teil greift an, Isaac, das was ich für einen Hai hielt ist…“
Die Verbindung wurde unterbrochen und Isaac hörte nur noch einen Schrei.
Er sprang auf und drückte auf den Alarmknopf, doch es war zu spät, denn er hatte Recht gehabt und der vermeintliche Hai war wirklich Peeta. Er griff das Schiff an und sein erstes Opfer war Luke gewesen.
Isaac drückte auf den Lautsprecherknopf und machte folgende Durchsage: „Wir befinden uns in einer durchaus gefährlichen Situation, deswegen bleiben Sie bitte in ihren Kabinen, dann werden sie nicht verletzt.“
Das war eine glatte Lüge. Jeder von den Passagieren würde sterben. Isaac packte sich das Buch und las noch einmal nach, wie man Peeta besiegen konnte.
„Dann schläft er ein und ist verletzlich. Er legt sich auf den Grund, irgendwo in den sieben Weltmeeren, und rollt sich müde zusammen.
Wenn man ihn findet muss man bloß noch mit einem Dolch oder einem Messer das Herz aus dem Ungetüm reißen und Peetas Leben auf dieser Welt ist beendet.“
Es war hoffnungslos, wie damals, in der Schlacht als Peeta noch ein Junge und kein Ungeheuer war.
Hektisch stieß Isaac die Kabinentür auf und stürzte zu Lukes Kabine, die Scheiben waren eingeschlagen und Luke lag tot auf dem Boden.
Isaac musste handeln, er musste sich Peeta zum Kampf stellen. Kurzerhand nahm Isaac das Gewehr, welches an der Wand zum Schmuck hing, auch wenn er wusste, dass jenes Gewehr nicht mehr funktionierte, und schlich leise auf Deck.
„Ich stelle mich dir zum Kampf, Peeta. Nimm mich als Opfer, aber lasse die anderen am Leben. Ich bitte dich darum.“
Keine Reaktion. Peeta war untergetaucht und das Meer lag ruhig da.
Hatte sich Luke getäuscht? War er vielleicht nur müde gewesen und hatte einen Berg mit einem Tier verwechselt. War er vielleicht nur von einem Menschen getötet worden.
Isaac starrte gebannt auf das Meer und es kam so, wie es kommen musste: Peeta stürzte aus den Wellen mit seinem gewaltigen Leib direkt auf das Schiff und riss es mit sich in die Tiefe.
Geschrei und Weine, das eben noch in den Kabinen geherrscht hatte, erlosch immer mehr. Man konnte hören wie die Passagiere alle einzeln ertranken und ihr Leben ließen.
Aber Isaac, der einzige der fest an Peetas Existenz geglaubt hatte, wurde das Leben geschenkt. Er wurde zu Peetas Artgenossen und seither lebten drei Ungetüme in den sieben Weltmeeren und bei jedem angriff, den einer der drei ausübte überlebte ein einziger und wurde zu einem Monster wie Peeta und Isaac.
Ein letzter guter Rat
Als die modernen Forscher der Meere dies herausfanden und bekannt gaben begann man immer mehr zu fischen, denn Isaac und Co. ernährten sich ausschließlich von Fisch. Irgendwann also werden sie verhungert sein und ihrem barbarischen Treiben wird ein Ende gesetzt sein.
Doch bis dahin werden es noch viele Opfer sein, die ertrinken, also nimm dich in Acht, wenn von dir verlangt wird mit dem Schiff zu reisen, sei geschickt und wähle das Flugzeug oder das Reisen auf dem Land. Bleibe die feige Landratte, die du bist um zu Leben. Dies ist mein Rat an dich, aber wenn du risikofreudig bist, dann fahre mit dem Schiff und ertrinke.
Viele Grüße und viel Spaß bei der Bekanntschaft Peetas und Co.
Der Autor, der nur durch großes Glück einen Angriff überlebte und nicht zum Ungeheuer wurde…
Tag der Veröffentlichung: 22.06.2012
Alle Rechte vorbehalten