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Passt genau auf! Dass ich euch mitnehme, dieses Mal, ist so eine Sache. Schon. Ja. Klemmt eure Nase an meine Schulter, damit will ich sagen, bleibt immer ganz dicht hinter mir, ihr versteht mich. Nicht vom Weg abkommen, nicht zu weit, ihr wollt dabei sein, dann müsst ihr auch mit. Ohne Referenzen, wenn der Berni nichts gesagt hätte, meine ich, dann wäre ich jetzt allein unterwegs, so wie sonst, keiner käme da mit, sonst arbeite ich immer solo. Das zu erleben, ist euch ja reichlich was wert, beeindruckt mich, muss ich mal sagen, hab ihr keine Angst, dass ich euch ans Geldsäckchen will, weil ich ja weiß, dass da was drin steckt? Kleiner Spaß! Vor mir müsst ihr keine Angst haben, ist nur der Eindruck, den ich auf andere mache, aber mal ansagen, dass auch was passieren kann, ist ganz vernünftig. Zuviel Sorgen darf man sich nicht machen, dann kriegt man keine Luft, aber immer mit der Schnute im Nebel ist auch nichts. Psst. So. Jetzt reißt euch mal ne Runde zusammen, vorher, bevor es losgeht meine ich, hab ich noch etwas zu erledigen, hier muss ich rein, in dem Laden haben sie alles, was ich brauche. Meint man gar nicht, wenn man davor steht, was? Kaufhaus, denkt man dann, stinknormales Kaufhaus. Ist es ja auch, aber wo kriegen die Leute denn sonst ihre Sachen her? Seht ihr, wieder was gelernt. Gibt nicht für alles Spezialgeschäfte, oder vielleicht doch, aber die Spezialgeschäfte sind dann so speziell, dass die nicht überall sind. Warum ich nicht übers Internet bestelle? Dann haben sie meine Adresse, soll jeder meine Adresse bekommen, ist euch das etwa scheißegal? Plump hinterher stolpern, was, schön dabei sein wollen, wenn mal was passiert, alles so authentisch, aber nicht ein einziges Mal den eigenen Kopf zum Denken benutzen, hä? Das regt mich auf, verdammt, ich kann das echt nicht ertragen, Alter, ich werde dann wahnsinnig. Tschuldigung, ich wollte nicht schreien, ich bin nur manchmal etwas nervös, leicht aus der Ruhe zu bringen, egal. Warten müsst ihr jetzt, nämlich hier vor der Tür. Sorry, Leute, aber das ist nicht im Preis mit drin, echt nicht. Ist mir ehrlich ne Spur zu riskant, hinterher kann genau das der Haken gewesen sein, der springende Punkt, der überflüssige Tropfen, der alles verdirbt, ihr versteht mich.

Alles klar, da bin ich wieder. Fein, fein, ihr seid noch da. Noch immer alles bestens, soweit? Vater, Mutter, Wetter prima? Kann also weitergehen. Bevor ihr fragt, bevor ihr mich ausquetscht, was ich besorgt habe, sag ich euch ganz von selbst, was in der Tüte steckt. War nicht ganz billig, sowas muss man sich aber was kosten lassen, dürft gerne mal anfassen, wenn ihr wollt. Oder soll ich sagen: wenn ihr euch traut? Bin ne ganze Weile durch die Abteilungen gelaufen, Zickzack springen, Haken schlagen, alles wichtige Strategien, anfänglicher Beratungsbedarf, ihr versteht mich. Na, näher kommen müsst ihr schon, soll ich es auf offener Straße herausholen, wie stellt ihr euch das vor? So ist gut, einer nach dem andern, kurz den Griffel rein, einmal knautschen, einmal streicheln - der nächste, bitte. Jeder hat seine Vorlieben, beinahe möchte ich sagen Leidenschaften, bei mir muss es unbedingt antiallergen sein. Zudem bevorzuge ich eine bestimmte Größe, Farbe und Tuffigkeit. Die ist natürlich auch ungemein wichtig, die falsche Tuffigkeit kann den entscheidenden Moment durchaus verderben, aber antiallergen steht, davon bin ich fest überzeugt, noch eine Alarmstufe darüber, was ein Niesen im Moment der Wahrheit alles versauen kann, muss ich wohl nicht weiter ausführen. So, hat jetzt jeder von euch mal knackig an meinem Kissen gekuschelt, können wir wohl endlich weiter, oder bleiben wir den ganzen Tag vor diesem blöden Kaufhaus stehen, am helllichten Tag, aufgereiht wie Dorfdeppen vorm Schützenfest? Tschuldigung, meine Ungeduld. Also, weiter gehts,

Da sind wir, da durch die Tür, Treppe rauf, leise. Die Nachbarn haben vorhin schon so komisch geguckt, man muss die Aufmerksamkeit der Bevölkerung nicht unnötig auf sich ziehen, die merken sich alles, die haben hinterher jedes Gesicht drauf, wenn einer fragt, können die jeden einzelnen von euch identifizieren, ich weiß genau, wovon ich rede. Bisschen fix, rechts rum, da rein. Hab schon alles vorbereitet, war vorhin schon mal hier, ist ja immer wichtig, dass man seinen Arbeitsplatz ordentlich einrichtet. Die Stühle da, die sind für euch, so könnt ihr alles genau sehen, ich hab es ausprobiert, war ne ganz schöne Fummelarbeit, könnt ihr mir glauben, so viel Platz ist hier ja auch nichts. Das Haus da drüben, habt ihr das im Blick? Ach, sorry, ganz vergessen, darum geht es auch ja gar nicht, ihr wollt ja mir zusehen, meine Arbeitsweise interessiert euch. Nah dran wollt ihr sein, wenn einer wie ich mal so absolut und voll authentisch ist. Find ich irgendwie auch schön, ehrlich. Ist doch sonst ein ganz schön einsames Geschäft. Das ist jetzt keine Beschwerde oder so, jeder geht seinen Weg, und manche Wege sind gerade mal breit genug für einen allein, und darauf fühlt man sich wohl, und man denkt auch nicht ständig daran, in den Gelben Seiten nach Unternehmen zu suchen, die Planierraupen vermieten, ihr versteht mich. So, kann losgehen. Das Kissen bezieh ich aber vorher, so ist das ja nicht schön. Hey, du, da vor der Kommode, zieh bitte mal die untere Schublade auf, ja, genau die, da sind Kissenbezüge drin, den roten hätte ich gerne, nee, den anderen, den aus Samt. Gut, Preisschild abschnippeln, einmal aufschlagen, rein in den Bezug, fertig. Also, dann zeig ich euch mal, wie das in neunundneunzig von hundert Fällen so abläuft:

Die Vorhänge ziehe ich zu, aber nicht ganz, einen Spalt von etwa, sagen wir mal, zwanzig Zentimetern Breite lasse ich an der linken Seite offen. Auf die Fensterbank, rechts von dem offenen Vorhangspalt, also so, dass man es von außen nicht sehen kann, lege ich das Kissen. Dann setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Fenster, lege die Arme auf das Kissen auf der Fensterbank vor dem Vorhang neben dem Vorhangspalt. Und dann schau ich da raus.

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Tag der Veröffentlichung: 02.06.2009

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