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Caro und Aron

„Bitte! Hör mir doch zu.“, bat Carolins Mutter sie schluchzend. „Nein, ich werde dir nie mehr zu hören. Ich hasse dich! Du fickst den Mann, der meinen Bruder getötet hat!“, schrie das schwarzhaarige Mädchen seine Mutter schluchzend an.
Ihr Gesicht hatte sie rot verfärbt und Tränen waren in ihre Augen getreten. Carolin sah verschwommen das Gesicht ihrer ebenfalls weinenden Mutter vor sich, doch sie hatte kein Mitleid. Die Frau vor ihr war vielleicht ihre biologische Mutter, aber sie wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Caro würde noch ein Jahr bei ihr leben, bis sie 18 wäre und dann wollte sie nichts mehr von ihr wissen.
„Dein Bruder hat das selbst verschuldet! Er hat mit einer Waffe auf Bernd gezielt! Aron hätte ihn getötet!“, Bettina stockte.
Bernd konnte nichts für den Tod ihres einzigen Sohnes. Aron hätte ihn getötet wenn er nicht geschossen hätte. Ihr Junge war ein Krimineller, ein Mörder gewesen.
„Aron hatte Schuld.“, wiederholte sie immer wieder verzweifelt, auch als ihre 17-jährige Tochter sich schon mit einem letzten verachtenden Blick auf sie umgedreht und den Raum verlassen hatte. Schluchzend sackte die schlanke Frau auf die Couch ihres einfach eingerichteten Wohnzimmers. „Bernd ist ein guter Mensch!“, sagte sie zu sich selbst, ehe sie eine lange Zeit nichts mehr sagte, lieber die Flasche Whiskey in sich hinein schüttete.
Carolin war außer sich. Als hätte sie nicht schon genug durchgemacht. Nein; ihre Mutter vögelte munter mit diesem Etwas, das ihren Bruder umgebracht hatte. Mit einer Kugel. Direkt ins Herz.
Ihr Bruder hatte keine Chance gehabt. Der dumme Polizist hätte in seine Hand oder sonst wo hin schießen können, aber nein:
Er hatte Aron ins Herz geschossen.
In das Herz, das so viel länger hätte schlagen können und das das Blut, das Caro mit Aron verbunden hatte durch seinen Körper gepumpt hatte. Das Blut, das auch in ihren Adern floss, war aus seinem Körper geflossen und Caro hatte verzweifelt ihre Hände auf die Wunde gepresst um den Menschen zu retten, der ihr der liebste auf der Welt gewesen war.
Klar, Aron hatte nicht immer nach dem Gesetz gelebt, doch das war keine Entschuldigung dafür, dass dieser dreckige Polizist ihn getötet hatte. Aron war ihr Bruder gewesen, ihr Held und sie war die einzige die ihm geglaubt hatte als er gesagt hatte dass er seine Ex-Freundin nicht getötet hatte.
Alexandria war eine dreckige Schlampe gewesen, die sich den goldenen Schuss gesetzt hatte nachdem ihr Bruder sie verlassen hatte, aber nur weil ihre Familie reich war, waren alle hinter Aron her gewesen, als hätte er Mörder auf der Stirn stehen gehabt. Die Familie hatte ihr Gesicht wahren wollen.
Es stimmte ja nicht, dass ihre Tochter Drogensüchtig war; nein, ihr Bruder hatte sie umgebracht. Als die Gerichtsmedizin aber herausgefunden hatte, das Alexandria schon jahrelang Drogen genommen hatte, wurde wieder ihrem Bruder alles untergeschoben.
Nur weil ihre Familie reich gewesen war, hatten sie sich alles kaufen können. Alle Beweise waren gefälscht gewesen. Jeder wusste es, doch niemand hatte etwas gesagt.
Caros Bruder hatte sich versteckt, hatte Beweise für seine Unschuld sammeln wollen und sie angerufen. Ihre Mutter hatte die Cops auf sie angesetzt, als Caro das Haus verlassen hatte und so hatten die Streifenpolizisten Aron in die Enge getrieben.
Aron hatte sich zuvor eine Waffe besorgt gehabt und hatte sie auf die Polizisten gerichtet, als diese ihre gezückt hatten. Aron hatte gedacht sie würden schießen, hatte Caro beschützen wollen, die sich an seine Seite gedrückt hatte, Schutz bei ihm gesucht hatte.
Aron hatte sich immer um seine Schwester gekümmert, hatte immer auf sie aufgepasst und immer darauf geachtet, das ihr Leben nicht so verkorkst wie seines verlaufen würde. Seine kleine Schwester war alles gewesen was ihm etwas bedeutet hatte, denn seine Mutter hatte ihn schon lange zuvor aufgegeben gehabt; hatte nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
Als er 18 gewesen war hatte Bettina ihn aus dem Haus, indem sie, seine damals 13-jährige Schwester und er gelebt hatten geschmissen und er hatte bis zu seinem Tod –vier Jahre lang- keine Wohnung gefunden. Er hatte immer hier und da geschlafen, viele Male im Obdachlosenheim. Einen Job hatte er ohne Abschluss nicht gefunden.
Und trotzdem hatte Carolin ihn nie aufgegeben. Sie hatte einen Nebenjob und trotz dem er sich geweigert hatte, hatte sie ihm das meiste des Geldes das sie verdient hatte gegeben.
Carolin war Arons Engel gewesen.
Die Polizisten hatten ihn aufgefordert die Waffe fallen zu lassen, doch er hatte gefordert, dass sie seine Schwester und ihn in Ruhe ließen. Das war ein Fehler gewesen, denn der blonde Polizist hatte ohne zu zögern geschossen.
Aron war in den Armen seiner Schwester gestorben, die ihn immer wieder gebeten hatte nicht zu sterben; sie nicht allein zu lassen.
Aron Traber war allen als Mörder im Gedächtnis geblieben, doch Carolin hatte nun den Beweis, dass er es nicht getan haben konnte. Sie hatte recherchiert und die Polizisten hatten Aron nicht glauben wollen das er zum Zeitpunkt zu dem Alexandria gestorben war in eine Schlägerei verwickelt gewesen war. Sie hatte ein Video, das dies bewies und Carolin war fest entschlossen dieses Video zur Polizei zu bringen und den Namen ihres Bruders wieder rein zu waschen.
Doch es gab Menschen die dies nicht zulassen wollten. Menschen, die über Leichen gingen. Was würde die Öffentlichkeit denken wenn die Tochter Drogensüchtig war?
Und so kam es, dass Carolin Traber am Tage des 8. August 2008 um 15:16Uhr allein und einsam den Weg zu ihrem Bruder fand.
Die genaue Todesursache wurde nie festgestellt, doch Zeugen berichteten, dass sie plötzlich auf die Knie gegangen war und sich einen Augenblick später auf dem Boden gewunden hätte, als erleide sie qualvolle Schmerzen. Im selben Moment sei ein schwarz gekleideter Mann zu dem am Boden liegenden Mädchen gelaufen hätte etwas aus ihrer Handtasche entwendet. Wie durch ein Wunder verschwanden diese Zeugenaussagen jedoch und der Tod blieb ungeklärt.

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Texte: Alle Rechte bei mir
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Tag der Veröffentlichung: 25.05.2013

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