Ich bin mir jeder Stelle meines Körpers bewusst. Meine Arme schwingen anrüchig um meine Form, weisen mit einer kleinen Handbewegung auf meine Brust, nur um in der nächsten Minute die Aufmerksamkeit auf meine Hüfte zu lenken. Ich spüre dem Gefühl der sich an- und entspannenden Muskeln nach. Genieße das Ziehen der Muskeln, die Dehnung von Bändern und Sehnen, die grundsätzliche Spannung, die in meinem Körper herrscht. Berauscht werfe ich meinen Kopf in den Nacken, lasse ihn entrückt kreisen und gebe mich den tiefen Klängen der Musik hin…
Bum…
Bubum…
Bum…
Laut dröhnt sie durch die hohe Halle. Brandet an meine Ohren und läßt mich mit der Masse der Leiber verschmelzen. Noch geht mein Atem ruhig und gleichmäßig und ich kann es kaum erwarten den Punkt zu erreichen, wenn sich dies ändert. Mein Körper bewegt sich von meinem Verstand losgelöst zu ihren Klängen. Rhythmisch rollt mein Becken zu den Tönen aus den Boxen, während meine Füße sicher auf dem bebenden Boden aufsetzen. Selbstverloren streichen meine Hände über meine Arme…
Mein Dekolleté…
Meinen Bauch…
Meine Oberschenkel…
Wummernd fährt der Bass über meine Fußsohlen in meine Beine. Läßt von diesem einen Kontaktpunkt meinen ganzen Körper vibrieren. Und trotzdem fühle ich mich merkwürdigerweise im Hier und Jetzt verankert. Schwer zieht mich die Schwerkraft nach unten, während das tiefe Brummen wie kleine Stromschläge durch meinen Leib fährt und ihn zu neuem Leben erweckt. Heiß, kribbelnd, sammelt sich das Beben schließlich in meinen Bauch. Läßt mich fliegen…
Fallen…
Schwingen…
Pulsieren…
Die grellen Lichter tauchen meinen Körper zur selben Zeit abwechselnd in gelbes, blaues, grünes und rotes Licht. Fangen sich ebenso in meinen fliegenden Haaren, wie in meiner weißen um mich herumflatternden Kleidung. Sie betonen meine sinnlichen Bewegungen. Verschleiern das was wirklich ist und verwandeln mich in ein unbekanntes Geschöpf. In meinen Gedanken, kann ich mich selbst sehen…
Ungebändigt…
Frei…
Wild…
Mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen, senke ich meinen Kopf und öffne meine Augen, halte aber keinen Moment lang in meinen Bewegungen inne. Zu sehr hat mich die Melodie in ihrem Bann. Suchend schweift mein Blick über die Massen um mich herum, bleibt sogar für einen kurzen Moment an dem einen oder anderen Tänzer hängen. Aber keiner löst die Gefühle in mir aus, die du mit einem einzigen Blick erwecken kannst. Ein dunkler Schopf erregt meine Aufmerksamkeit und mein Herzschlag beschleunigt sich…
Vor Erwartung…
Aufregung…
Erregung…
Katzenhaft schleichst du um die Tanzfläche herum. Deine dunklen, geheimnisvollen Augen fest auf mich gerichtet. Dein Kopf zeigt beharrlich in meine Richtung, selbst aus dieser Entfernung kann ich das leidenschaftliche Funkeln erkennen. Dein begehrlicher Blick läßt einen erregenden Schauer über meinen Rücken laufen. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Meine Atmung vertieft sich. Mir meiner Sinnlichkeit aufs Neue bewusst, gehe ich weiter in der Musik auf. Jede meiner Bewegungen ist für dich…
Eine Einladung…
Eine Aufforderung…
Ein Lockruf…
Mir meiner selbst sicher, strecke ich meine Hand in deine Richtung aus. Meine Finger krümmen sich von selbst. Locken dich. Rufen dich. Halb hinter ihr verborgen öffnet sich mein Mund und meine Zungenspitze schnellt hervor, zieht sich wieder zurück und fährt schließlich bedächtig über meine Unterlippe. Einer Sirene gleich die ihr berauschendes Lied erklingen läßt. Als Antwort darauf verengen sich deine Augen und du hältst auf mich zu…
Zielsicher…
Unbehindert…
Pirschend…
Mein Puls dröhnt in meinen Ohren, vereinigt sich mit den einzelnen Lauten der Musik. Bildet eine neue ergreifende Melodie, die nur für mich hörbar und nur durch dich möglich ist. Ein mir unbekannter Tänzer schiebt sich vor dich und plötzlich bist du wieder in der Masse verschwunden. Meine Bewegungen kommen für einen Moment ins Stocken. Aber dieses kleine Zögern reicht schon. Meine Fußspitze bleibt an dem glatten Boden hängen und ich stolpere. Ungeschickt schwanke ich zur Seite als sich zwei starke Arme um meine Hüfte legen…
Stabilisierend…
Sicher…
Führend…
Zärtlich gleiten sie an meinem Körper entlang um meine Mitte. Durch meine spärliche Kleidung hindurch spüre ich die abstrahlende Wärme deiner Hände auf meiner Haut. Mit leichtem Druck folgen sie dem Verlauf meiner Muskeln und fordern mich wortlos auf, meine fließenden Bewegungen von Neuem aufzunehmen. Das wortlose Versprechen einzulösen. Hoffend lege ich meinen Kopf in den Nacken und blicke über meine Schulter, sehe in deine dunklen Tiefen. Automatisch schmiegt sich mein Körper an deinen…
Rücken an Brust…
Hintern an Leiste…
Oberschenkel an Oberschenkel…
Du trittst noch einen weiteren Schritt nach vorne und nun passt nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns. Die Hitze deines Körpers bringt mich zum Schmelzen. Sickert durch alle Stofflagen bis zu meiner Haut. Brennend verweilt sie dort. Macht mich zu einer Marionette, deren unsichtbare Fäden du ziehst. Bedächtig greifst du den Takt der Musik auf, bewegst dein Becken in kreisenden, gemächlichen Bewegungen. Die enge Verbindung unserer Körper macht es mir unmöglich mich dem zu entziehen. Von dir geleitet passe ich mich deinem sinnlichen Rhythmus an…
Rollend…
Reizend…
Verheißungsvoll…
Liebkosend fahren deine Hände über meinen Körper. Von meinen Oberschenkeln zu meiner Brust hinauf und zu meinem Bauchnabel. Steifen, streicheln und verweilen. Trunken lege ich meinen Kopf auf deine Schulter und schließe meine Augen. Meine Arme schlingen sich um deinen Nacken, bieten dir meinen Körper haltlos dar. Lasse mich fühlen und führen. Mir ist es als wären deine Hände nur eine weitere Harmonie in diesem Lied. Eine weitere Facette, die meinen Körper zum Leben erweckt. Seufzend gebe ich mich diesem Augenblick hin…
Genieße…
Treibe…
Woge…
Tanze mit dir…
Texte: Mine
Bildmaterialien: rgbstock, Mine
Lektorat: Niccolina
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Kleines Zwischespiel für Niccolina^^