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Die letzten Tropfen warmen Blutes fielen unmerklich zu Boden. Der untote Graf pulte Fetzchen krem-weißer zarter Haut mit dem krallenartigen Nagel seines linken Zeigefingers aus seinen Fangzähnen und spie sie auf den düsterdunklen Waldboden. Dracenaus lohschwarze teuflische Augen streiften das wie leblos zu seinen Füßen liegende Weib, das er gemordet hatte. Schon bald, sehr bald, in wenigen Stunden würde die süße Soda, das stolze Kind der russischen Taiga, wieder auferstehen von dem Tode und würde seine Braut sein bis ans Ende aller Zeiten, und dann, ja dann würde sich die Prophezeiung erfüllen: Er, Harald von Dracenau, Abkömmling eines uralten transrapidischen Geschlechtes von der linken Rheinseite, würde endlich--endlich die Herrschaft über das Forum in seinen Händen halten, und zu seiner Rechten würde Soda sitzen und die dreimal gehörnte Krone des Bockes auf ihrem silberblonden Haare tragen.

"Oh du meine Geliebte, meine minnige Soda, wir werden Hochzeit halten und meine Untertanen, die trolligen ZEITlinge und die wild heulenden Wer-weiß-was-besser-Wölfe, werden knieen vor uns und dir huldigen." Und Dracenau schlug seinen schwarzen Staubmantel über die Schulter, stieg auf in die Lüfte und jagte von dannen.

Overstolz, des Grafen kriecherischer Gehilfe, schaute seinem Meister hinterher und wollte sich soeben an der schönen Soda laben, als diese auf einmal die Augen aufschlug und den feilen Sklaven mit ihrem eisigen Blick erstarren ließ. Voller Gier nach Blut riss sie ihm die Halsschlagader auf und trank in hastigen Zügen sein wild sprudelndes Blut. Satt und zufrieden wie eine Katze legte sie sich nach gehaltenem Mahle auf den uralten keltischen Opferstein und wartete auf ihren Gebieter, um blutige Vermählung mit ihm zu halten. Sofort fiel sie in einen bleiernen Schlaf und bemerkte nicht, wie einige RABEnvögel sich zu ihren Füßen hockten, während zwei feiste Ratten von weit jenseits der Elbmündung sich auf ihrer milchweißen Brust niederließen.

Und so geschmückt wartete Sodatschka die Wunderschöne auf ihren Fürsten und träumte den dunklen Traum der ewigen Verdammnis bis ans Ende aller Zeiten...

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Texte: Titelfoto:http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Burne-Jones-le-Vampire.jpg
Tag der Veröffentlichung: 27.03.2011

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