CHECK UP
Das Buch zum Kurs
Es ist Montag – kein gewöhnlicher Montag.
Und es ist entsetzlich früh!
Mit einem etwas komischen Gefühl in der Magengegend beginne ich den Aufstieg in die zweite Etage des Wirtschaftsinstitutes.
Was mache ich nur hier? Ganz einfach: mit 17 Mitstreitern belege ich einen Orientierungs-Kurs, wie der Name Check-Up schon sagt.
Gesponsert wird die ganze Sache vom Sozialamt. Acht Wochen Schulbank-Drücken ist angesagt und vier Wochen Praktikum in Firmen unserer Wahl und Neigung. Doch diese Neigung gilt es mit Hilfe der uns noch völlig unbekannten Dozenten herauszufinden.
So, der zweite Stock ist erreicht, wo ist denn bloß Raum B7? Aha, um die nächste Ecke.
Noch mal tief durchgeatmet und rein in den Raum mit vielen, fast unbekannten Menschen. Man hatte sich nur kurz bei der Einführungsveranstaltung gesehen und sich angeschwiegen.
Doch heute ist alles anders! Ich betrete den Raum und alle Nervosität fällt von mir ab. Mein Gruß wird von jedem freundlich erwiedert – hier stimmt die Chemie – ist mein erster Eindruck. Er wird sich in den nächsten Wochen noch verstärken.
Hier sitzen völlig verschiedene Menschen, auch vier männliche Wesen, die nur eines gemeinsam haben: Sie alle gehören nicht zu den Reichen dieses Staates (zu den Schönen teilweise schon), sondern leben auf Grund verschiedener Schicksale vom Sozialamt.
Doch wir bleiben uns nicht lange fremd, duzen uns fast sofort und erzählen ein wenig aus unserem Leben.
Es wird viel gelacht und ich beschließe sofort, mich hier wohlzufühlen.
Wie es meinen „Mitstreitern“ ergeht, folgt – denn viele von ihnen bringen mir soviel Vertrauen entgegen, dass ich ihre Gedanken, Gefühle und Schicksale zu Papier bringen darf!
Mal lustig, mal traurig, doch immer authentisch.
Aussehen, Alter und Charakterbeschreibungen sind völlig unwesentlich, deshalb habe ich darauf verzichtet.
DANIELA
Hallo, Leute, wie geht`s euch in unserem Check-Up? Ich hoffe, gut.
Ich wusste nicht, mit welchen Gefühlen ich in die Klasse gehen sollte, ich wußte nicht, was ich da für Leute treffen würde.
Es stellte aber sehr schnell raus, dass die Leute alle supernett sind.
Anfangs war es etwas schwer, aber nachher richtig super, man konnte über alles reden und keiner hat gelacht, denn es sind Menschen wie du und ich!
Nun zu mir:
Ich kann nicht viel sagen, ich war immer ein einsamer Mensch. Ich dachte, dass sich das nach meiner Heirat ändern würde, aber der Schuss ging leider nach hinten los.
Man kann nicht immer Glück im Leben haben, man muss es so nehmen, wie es kommt.
ERZÄHLERIN SUSANNE
So, die erste Woche des Check-Up ist vorbei, wir kennen die Dozenten der ersten vier Wochen und auch die „Schüler“ sind sich noch näher gekommen.
Es ist schon unglaublich, welche privaten Hintergründe und auch massive Probleme die eigentlich immer gutgelaunten Leute hier mit sich herumtragen!
Man hört in der Pause, die wir Raucher immer draußen vor der Tür verbringen, eine ganze Menge.
Im Kurs herrscht Vertrauen und keiner macht aus seinem Herzen eine Mördergrube.
Da von den 18 Teilnehmern neun alleinerziehende Mütter sind, ist die Problematik in etwa die Gleiche.
Doch dazu möchte ich Karin zu Wort kommen lassen.
KARIN
Nun bin ich schon einige Zeit im Check-Up Kurs im Wirtschaftsinstitut.
Und es macht mir eigentlich immer noch viel Spass.
Man kommt mit anderen Menschen zusammen, man darf auch mal wieder ernsthaft seinen Kopf gebrauchen und es ist auch oft sehr lustig.
Die Dozenten sind ganz in Ordnung, wenn auch das, was sie manchmal von sich geben nicht immer nach zu vollziehen ist. Oder ist es nicht ein bisschen überspitzt, wenn man einfaches Addieren und Substrahieren am Zahlenstrahl erklärt bekommt? Auch Witze über blonde Frauen sind nicht wirklich themenbezogen.
Sehr interessant gestaltet sich der PC-Unterricht. Er macht neugierig auf die Kategorie „Computer“. Ich möchte sie mittlerweile kennenlernen, um sie wirklich sinnvoll zu nutzen und sie irgendwann auch beherrschen zu können.
Das bedeutet natürlich eiserne Konzentration. Denn wenn man schon am Anfang etwas nicht versteht, kann man später erst recht nicht mehr folgen.
Und trotzdem ist immer noch etwas Zeit für ein wenig Spaß und Lachen.
Die meisten Dozenten versuchen, den Unterricht locker und modern zu gestalten.
Aber es liegt natürlich auch daran, dass wir uns innerhalb der Klasse eigentlich sehr gut verstehen.
So individuell wir alle sind, haben wir doch immer irgendwelche Berührungspunkte. Allein schon dadurch, dass wir alle irgendwie in einer ähnlichen privaten Situation stecken.
Und wenn man ehrlich ist, werden die häuslichen Probleme erst einmal eher größer als kleiner.
Die Zeit für und mit den Kindern, Familie und Freunden wird wesentlich kürzer, denn die üblichen Verpflichtungen bleiben ja erhalten. Nur hat man im Moment wesentlich weniger Zeit zur Verfügung.
Ich habe deswegen auch oft ein schlechtes Gewisen.
Wir können ja noch nicht einmal sagen, dass wir dorthingehen. um Geld zu verdienen.
Man muss lernen, sein Leben neu zugestalten, neue Prioritäten zu setzen. Dann bleibt zu Hause eben mal etwas liegen... .
Ich denke, man sollte diese Maßnahme als Chance sehen! Hier kann man noch einmal einen neuen Weg einschlagen, und wenn man etwas möchte, bekommt man hier auch Hilfestellungen.
Nur bewegen muss man sich selbst!!
Aber haben wir diese Hürde erst einmal genommen, geht es uns auch einmal besser, und wir können stolz auf uns sein, weil wir es trotz aller Hindernisse geschafft haben.
Genau dies tut auch unseren Kindern gut. Auch wenn sie es im Moment noch nicht nachvollziehen können, warum die Mama nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung steht.
Und so versuche ich, mir das Beste aus diesem Kurs herauszunehmen.
ERZÄHLERIN SUSANNE
Es ist an der Zeit, dass ich mich kurz vorstelle: Ich bin Susanne und möchte mit Hilfe meiner
„Mitschüler“ einen
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 23.12.2009
ISBN: 978-3-95500-377-7
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