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"Im Schatten der Macchia", - Vorstellung

In der Erzählung "Im Schatten der Macchia" begleiten wir einen geächteten Banditen, der in der Wildnis Korsikas Unterschlupf findet.
Doch er verbirgt ein mysteriöses Geheimnis : Er ist ein Mazzeri, ein sogenannter Todeswandler, der den Tod von Menschen vorhersehen kann und die Seelen der Verstorbenen auf ihrer Reise ins Jenseits begleitet.
Als er auf ein einsames Mädchen aus einem nahegelegenen Dorf trifft, das sich in der Dunkelheit in der Macchia verirrt hat, öffnet sich ihm eine tiefgreifende Verbindung. Doch als ein tranceartiger Zustand das schreckliche Schicksal des Mädchen offenbart, steht er vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er sein Geheimnis, ein Mazzeri zu sein, behüten oder versuchen, das Kind vor drohendem Unheil zu bewahren?
Die Geschichte erkundet Bestimmung, Mitgefühl und die Herausforderung, mit Geheimnissen umzugehen. Ein existenzielles Dilemma wird nicht nur sein Schicksal, sondern auch das des Mädchens beeinflussen.
Tauchen wir ein in diese fesselnde Erzählung, die Einblick in die mystische Welt der Mazzeri auf Korsika ans Licht bringt.

Exposé

In der Erzählung "Im Schatten der Macchia" folgen wir einem geächteten Banditen, der in der undurchdringlichen Wildnis der Insel Korsika lebt. Die Bewohner des nahegelegenen Dorfes Guagno versorgen ihn heimlich mit Nahrung und Bedarfsmitteln. Es ist jedoch unbekannt, dass der Bandit selbst ein Mazzeri ist - ein traditioneller Todeswandler, der die Fähigkeit besitzt, vorauszusehen, wer bald sterben wird und die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits begleitet.
Eines Tages verirrt sich ein einsames Kind aus dem Dorf in der dichten Macchia, während es nach einem entlaufenen Zicklein sucht. In der beginnenden Dunkelheit hört der Bandit das Mädchen verzweifelt weinen und beschließt, ihr beizustehen und sie zu trösten. Er verspricht ihr, sie am nächsten Morgen sicher zurück ins Dorf zu begleiten. Neugierig und voller Vertrauen löchert das Mädchen den Banditen mit Fragen, und er beantwortet diese geduldig.
Im Laufe der Nacht erzählt das Mädchen ihm ihre traurige Geschichte: Ihre Mutter ist an einem Fieber verstorben, ihr Vater im Krieg verschollen, und sie wird von ihrer herzlosen Tante und deren Familie großgezogen, die sich nicht um sie kümmern und sie als Bürde empfinden. Ihre Tante hat sogar geäußert, dass es besser wäre, wenn sie verschwinden würde. Der Bandit bemerkt, dass es keine Suchaktion nach dem Mädchen gegeben hat, und sein Mitgefühl für sie wächst.
Endlich zur Ruhe gekommen, schläft das Mädchen ein, und der Bandit deckt sie mit seinem Übermantel zu. Dabei berührt er ungewollt ihre blasse Stirn, die von dunklen Locken umrahmt ist.
Plötzlich fällt er in einen tranceartigen Zustand und sieht vor sich eine Lichtung mit einem kegelförmigen Hügel, der mit saftig grünem Gras bewachsen ist. Auf dem Hügel grast ein kleines, buntgeschecktes Zicklein. Als er sich dem Tier nähert, erschrickt es plötzlich und dreht sich zu ihm um. Mit Schrecken erkennt der Bandit, dass das Zicklein das Gesicht des kleinen Mädchens trägt, das zuerst lacht und dann erbärmlich schreit. 
Er wird aus seiner Trance gerissen und schaut mit Tränen in den Augen auf das schlafende Mädchen neben ihm. Er ist zutiefst verwirrt und mitgenommen von dieser Vision und er fragt sich, ob es ein Omen ist oder nur ein Zeichen seiner eigenen inneren Konflikte. Die Frage, die ihn quält, ist, ob er das Mädchen vor den schrecklichen Verwandten warnen und damit sein Geheimnis preisgeben oder dem Schicksal freien Lauf lassen soll.
"Im Schatten der Macchia" erforscht die verborgene Identität des Banditen als Mazzeri und seine Entdeckung durch die Verbindung mit dem einsamen Mädchen. Die Geschichte erkundet die Konzepte von Bestimmung, Mitgefühl und Schwierigkeit, mit Geheimnissen umzugehen. Der Bandit steht vor einer existenziellen Entscheidung, die nicht nur sein eigenes Schicksal beeinflussen wird, sondern auch das des Mädchens. 
Begeben wir uns auf die Suche nach der Antwort auf die Frage: Soll er das Schicksal herausfordern und das Mädchen den unliebsamen Verwandten übergeben oder sollte er weiterhin ihr Vertrauter bleiben, um sein eigenes Geheimnis zu bewahren, ein Mazzeri zu sein?
Die Erzählung "In den Schatten der Macchia" erkundet die Themen von Mitgefühl, Einsamkeit, Geheimnissen und Schicksal. Sie erzählt von der unerwarteten Verbindung zwischen einem geächteten Banditen und einem verwaisten Mädchen, das in einer harten Welt ums Überleben kämpft. Die Entscheidung, vor der der Bandit steht, wird ihn vor eine moralische Zerreißprobe stellen und das Schicksal des Mädchens sowie sein eigenes Schicksal beeinflussen. Die Kurzgeschichte enthüllt auf poetische Weise die menschliche Natur und lässt Raum für Interpretationen und Reflexionen über die Komplexität von zwischenmenschlichen Beziehungen.

Kapitel 1. Geheimnis hinter den Schatten

In den dichten Wäldern der korsischen Macchia verbarg sich ein geheimnisvoller Bandit. Von den Bewohnern des nahegelegenen Dorfes Guagno gemieden und gefürchtet, lebte er im Verborgenen und doch waren seine Existenz und seine Taten kein Mysterium für sie. Sie nannten ihn einfach "U Banditu Sulitariu", den einsamen Banditen.
Was die Dorfbewohner nicht wussten, war, dass er mehr als nur ein gewöhnlicher Gesetzloser war. Er war ein Mazzeri, ein Todeswandler, der in den Schatten wandelte und das Schicksal der Menschen zu kennen schien und den ihren Tod vorhersehen konnte. Seine Gaben waren nicht von dieser Welt, und während er in den finsteren Tiefen der Macchia lebte, begleitete er auch die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits.
Eines Abends, als die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in ein goldenes Licht tauchten, drang ein einsames Schluchzen durch die Wildnis. Der Bandit, der gerade sein karges Abendmahl zu sich nahm, horchte auf. Verwirrt und neugierig zugleich, schlich er leise in Richtung des Klagens und entdeckte ein kleines Mädchen, das sich anscheinend verlaufen hatte. Sie redete verzweifelt vor sich hin. “Was soll ich nur machen, jetzt habe ich mich in der Wildnis verirrt, und mein Zicklein werde ich nie wieder finden”!-
Er beobachtete sie eine Weile und sah, wie die Tränen ihre Wangen benetzten. Sein Herz erweichte, und ohne es sich selbst erklären zu können, trat er aus dem Schatten hervor und sprach sanft zu ihr: "Fürchte dich nicht, mein Kind. Ich werde dir helfen."
Das Mädchen drehte sich erschrocken um und sah den Banditen. Doch zu ihrer Überraschung spürte sie keine Angst, nur eine seltsame Vertrautheit. Sie wusste, dass die Dorfbewohner ihn für gefährlich hielten, aber irgendetwas in ihr sagte ihr, dass er ihr nichts Böses tun würde.
Der Bandit versprach ihr, sie am nächsten Morgen sicher zurück ins Dorf zu begleiten. Die Erleichterung und Freude im Gesicht des Mädchens waren unübersehbar, und sie begann, den Banditen mit Fragen zu durchlöchern.
"Warum leben Sie allein in der Wildnis?", fragte sie mit kindlicher Neugier.
"Manchmal passieren Dinge im Leben, die einen dazu zwingen, sich vor der Welt zu verstecken", antwortete der Bandit enigmatisch.
"Und warum fürchten sich die Leute vor Ihnen? Ich habe keine Angst", fuhr das Mädchen fort.
Der Bandit lächelte sanft und sagte: "Die Menschen fürchten oft das, was sie nicht verstehen. Sie wissen nicht, wer ich wirklich bin."
Im Laufe der Nacht erzählte das Mädchen dem Banditen ihre traurige Geschichte. Ihre Mutter war an einem furchtbaren Fieber gestorben, ihr Vater war im Krieg verschollen, und sie wurde von ihrer herzlosen Tante und deren Familie großgezogen, die sie wie eine Last empfanden. Die Worte ihrer Tante, dass es besser wäre, wenn sie verschwinden würde, verfolgten sie tagein tagaus.
Der Bandit lauschte aufmerksam und fühlte Mitgefühl für das einsame Mädchen. Er bemerkte, dass keine Suchaktion nach ihr gestartet worden war, und fragte sich, wie jemand so unschuldiges und hilfloses wie sie in dieser harten Welt allein gelassen werden konnte.
Schließlich fand das Mädchen in den Worten des Banditen Trost und Schlaf. Er legte seinen Übermantel über sie, und als seine Hand unabsichtlich ihre Stirn berührte, fühlte er eine unerklärliche Verbindung zu ihr.
Plötzlich fiel er in eine tranceartige Vision. Vor ihm erstreckte sich eine Lichtung mit einem kegelförmigen Hügel, bedeckt von saftig grünem Gras. Dort graste ein kleines, buntgeschecktes Zicklein. Doch als es sich zu ihm umdrehte, erkannte der Bandit mit Schrecken, dass das Zicklein das Gesicht des kleinen Mädchens trug, das in dieser Version zuerst fröhlich lachte, dann aufeinmal erbärmlich aufschrie und schließlich für immer verstummte.
Der Bandit wurde aus der Vision gerissen, sein Herz pochte in seiner Brust, und Tränen traten in seine Augen. Er blickte auf das friedlich schlafende Mädchen neben sich, das einen so starken Kontrast zu den erschreckenden Bildern in seiner Vision darstellte. Er fühlte sich zerrissen zwischen seiner Pflicht als Mazzeri und seinem Mitgefühl für das einsame Kind. Die Frage quälte ihn: Sollte er die schrecklichen Verwandten des Mädchens warnen und damit sein Geheimnis preisgeben oder sollte er weiterhin ihr Vertrauter bleiben, um sein eigenes Geheimnis zu bewahren, ein Mazzeri zu sein?
Die Nacht verstrich, und der Bandit saß in der Dunkelheit, umringt von Schatten und Geheimnissen, während sein Geist von Zweifeln und Fragen geplagt wurde.
Das Schicksal hatte sie zusammengeführt, und nun stand er vor einer existenziellen Entscheidung, die nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Schicksal des Mädchens verändern würde. Doch wie konnte er wissen, was das Richtige war? War die Vision ein Omen, das er wirklich ernst nehmen musste oder nur ein Zeichen seiner eigenen inneren Konflikte? Bisher hatte er nur Visionen von Menschen gehabt, die aufgrund ihres Alters oder schwerer Krankheit nicht mehr lange zu leben hatten. Aber diesmal war es etwas anderes.
So hoffte er, die Antwort mit dem Licht des neuen Tages zu finden, wenn die Sonne die Schatten der Macchia erneut auferstehen lassen würde.

Kapitel 2. Entscheidung der Schatten

Der Bandit verbrachte eine schlaflose Nacht, während er zwischen den Schatten der Macchia und den Visionen seiner Verantwortung als Mazzeru gefangen war. Die zarte Präsenz des kleinen Mädchens neben ihm erinnerte ihn daran, wie verletzlich und kostbar das Leben sein konnte, und gleichzeitig spürte er die Schwere seiner Aufgabe, die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits zu begleiten.
Als die Sonne endlich über den Horizont kroch und ihre warmen Strahlen die Dunkelheit durchbrachen, durchzog ein Gefühl der Erleichterung den Banditen. Der Morgen brachte Klarheit mit sich, und er fühlte sich entschlossen, das Schicksal des Mädchens wenigstens für eine kurze Zeit positiv zu verändern.
Er weckte das Mädchen sanft und erklärte: "Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde dich nicht zurück zu deiner grausamen Tante bringen. Ihr und den Ihren ist es sowieso egal, ob du lebendig zurückkommst oder nicht. Stattdessen werde ich dich in ein fernes Dorf bringen, wo du bei freundlichen Menschen ein neues Zuhause finden wirst. Ich kenne sie gut, es sind liebenswerte Menschen…"
Das Mädchen schaute ihn überrascht an, aber dann umarmte sie den Banditen dankbar. "Danke, guter Bandit! Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte."
Der Bandit lächelte und dachte daran, wie sein eigenes Schicksal in der Macchia begann. Doch jetzt war es an der Zeit, die Dunkelheit hinter sich zu lassen und Licht in das Leben des kleinen Mädchens zu bringen, solange es noch möglich war.
Gemeinsam wanderten sie durch die wilden Pfade der Macchia, und während sie gingen, erklärte der Bandit dem Mädchen die Geschichte der Mazzeri und ihre Rolle als Todeswandler. Sie lauschte aufmerksam und erkannte, dass der Bandit etwas ganz Besonderes war. Er war mehr als nur ein geheimnisvoller Bandit; er war ein Beschützer der Seelen, ein Vermittler zwischen den Welten. Aber auf die Tatsache, dass er den Tod der Menschen voraussehen konnte, ging er nicht weiter ein.
Auf ihrem Weg trafen sie auf ein paar Bauern, die neugierig den Banditen beobachteten. Aber anstatt vor ihm davonzulaufen, grüßten sie respektvoll und dankten ihm für seine Hilfe. Das kleine Mädchen war beeindruckt davon, wie der Bandit in ihren Augen eine Veränderung hervorrief. Für sie war er kein gesetzloser Bandit mehr, sondern ein faszinierender Held, der sich um sie kümmerte.
Als sie das ferne Dorf erreichten, begrüßte sie eine freundliche Familie, die keine eigenen Kinder hatte und sich freute, das einsame Mädchen bei sich aufzunehmen. Der Mazzeru übergab sie liebevoll in ihre neuen Hände und spürte, wie sich eine Last von ihm nahm. Er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, denn die Zukunft des Mädchens schien nun heller aus zu sehen.
Der Mazzeru wandte sich von ihr ab, um sich wieder in die Schatten der Macchia zu begeben, doch das kleine Mädchen lief ihm hinterher und rief: "Bitte geh nicht! Bleib bei uns!" Er lächelte und antwortete: "Meine Reise ist hier noch nicht zu Ende. Es gibt noch viele Seelen, die ich begleiten muss."
Das Mädchen verstand und umarmte ihn ein letztes Mal. "Dann pass auf dich auf und komm zurück, wenn du kannst. Du wirst immer mein Held sein."
Der Mazzeru nickte dankbar und verschwand in den Schatten. Er hatte nicht erwartet, dass das Schicksal ihm die Möglichkeit geben würde, sein eigenes Leben zu verändern. Aber er hatte es getan, und es fühlte sich richtig an.

Kapitel 3. Ruf der Agonie

In den folgenden Jahren hörte das Mädchen immer wieder von dem Banditen, der sich nun als Mazzeru geoutet hatte, in der Macchia, der sich um die Seelen der Verstorbenen kümmerte. Sie erzählte jedem, der es hören wollte, von ihrem ungewöhnlichen Freund und wie er ihr Leben gerettet hatte.
Das hörten auch seine Kopfgeldjäger, die entschlossen waren, den Banditen endgültig auszuschalten. Sie hatten es auf das hohe Kopfgeld abgesehen, das auf den gefährlichen Mazzeru ausgesetzt war.
Eines späten Abends, als der Bandit sich gerade an einem einsamen Lagerfeuer ausruhte, erlag er erneut einer schrecklichen Vision des Mädchens. Er sah sie in Agonie vor Schmerzen schreien und wusste, dass sie in Gefahr war. Entschlossen, sie zu beschützen, zögerte er nicht und begann sofort sein schamanisches Ritual, um Kontakt mit der spirituellen Welt aufzunehmen.
Während des Rituals erschien ihm eine große weiße Eule mit dem verzerrten Gesicht des Mädchens. Die Eule trug eine bedrohliche Aura und schien von einer übernatürlichen Macht besessen zu sein. Sie war eine Verkörperung der Seelen, die der Mazzeru beschützte und rächte.
Die Eule übermittelte ihm eine beunruhigende Botschaft: Eine dunkle und gefährliche Macht bedrohte das kleine Mädchen und suchte nach ihrer Seele. Es war eine dunkle Gestalt, die sich von der Angst und den Schmerzen der Menschen ernährte und die Absicht hatte, die Seele des Mädchens zu verschlingen.
Von Entschlossenheit erfüllt, machte sich der Bandit sofort auf den Weg, um das Mädchen zu finden und vor dieser unheimlichen Macht zu retten.
Die Reise war gefährlich und voller Herausforderungen, aber der Bandit gab nicht auf. Er wusste, dass das Leben des kleinen Mädchens von ihm abhing, und er würde alles tun, um sie zu retten.
Schließlich erreichten sie den Ort, an dem sich das Mädchen befand, und konfrontierten die dunklen Gestalten, die ihre Seele begehrten.

Kapitel 4: Letzte Prüfung

Der Mazzeru stand fassungslos da, als er das Dorf erreichte und das schreckliche Schicksal des Mädchens erkannte. Die Vision, die ihn heimgesucht hatte, war sie dabei, Wirklichkeit zu werden? Sein Herz schmerzte vor Trauer und Wut. Die Erinnerungen an das einsame Mädchen und die väterliche Zuneigung, die er für sie empfunden hatte, loderten in ihm auf und trieben ihn zu einem verzweifelten Handeln an: Sich unversteckt in der Öffentlichkeit zu bewegen.
Der Mazzeru erreichte den Hof, wo das Mädchen einst liebevoll aufgenommen worden war. Doch statt der herzlichen Familie fanden sie einen bösen Schatten, der über dem Anwesen lag.
Ein Mitglied der Familie ihrer Tante hatte den Hof an sich gerissen und die Pflegeeltern des Mädchens grausam vertrieben. Es gab keine Spur von Freundlichkeit mehr, nur Gier und Grausamkeit.
In den Stallungen entdeckte der Mazzeru das Mädchen, angekettet und von ihren Onkeln bedroht und misshandelt. Ein tiefes Brüllen entfuhr ihm, und er stürmte auf ihre Peiniger los. Doch einer von ihnen, ein besonders hinterhältiger Mann, hielt das Mädchen fest und bedrohte sie mit einem Dolch.
"Wenn du dich nicht freiwillig ergibst und dich den Autoritäten stellst, werde ich sie erdolchen, und du wirst ihren Tod auf deinem Gewissen haben", zischte der Mann.
Der Mazzeru wusste, dass er eine schwere Entscheidung treffen musste. Sein eigenes Leben gegen das des Mädchens abzuwägen, war eine grausame Prüfung. Doch er konnte es nicht zulassen, dass das Mädchen wie in seiner Vision hier und jetzt sterben würde. In diesem Moment erkannte er, dass seine Kräfte als Mazzeru nicht ausreichten, um das Schicksal zu besiegen.
Langsam ließ er seine Wut und seinen Zorn verfliegen. Seine Augen trafen die des Mädchens, und er spürte eine seltsame Verbindung zu ihr, so als wären ihre Seelen untrennbar miteinander verwoben. Er glaubte, dass er das Richtige tun musste, um sie zu retten.
"Ich werde mich ergeben", sagte der Mazzeru mit ruhiger Stimme. "Aber lasst sie frei. Sie hat nichts mit meinen Taten zu tun."
Der Mann grinste triumphierend und ließ das Mädchen los. Doch anstatt in Panik wegzulaufen, blieb sie stehen und blickte den Mazzeru mutig an.
"Nein", protestierte sie. "Ich lasse dich nicht allein. Wir werden zusammen gehen.”
Der Mazzeru schüttelte den Kopf. "Du hast dein ganzes Leben vor dir. Du musst weiterleben und eine Zukunft haben. Ich werde dafür sorgen, dass du in Sicherheit gebracht wirst."
Er wandte sich dem Mann zu, der immer noch den Dolch in der Hand hielt.
"Nun bringt mich zu eurem Tribunal. Ich werde mich stellen." Doch dieser ergriff erneut das Mädchen.
“Du willst mit ihm gehen? Weißt du, wohin er jetzt gebracht wird? Zum Galgen! Das möchte ich dir gern ersparen!” - schrie der Peiniger dem Mädchen zu, riss sie erneut am Arm zu sich heran und stieß ihr den Dolch in die Brust. Das Mädchen schrie unter Todesschmerz auf und streckte ihre Hand nach dem Mazzeru aus, bevor sie leblos zu Boden sank. Der Mazzeru schrie zur gleichen Zeit vor Wut auf und begann zu toben. Doch seine Peiniger waren in der Lage, ihn zu überwältigen und führten ihn gefesselt vor das Tribunal, wo die Autoritäten auf ihn warteten. Der Mann, der das Mädchen getötet hatte, brüstete sich damit, den meistgesuchten Banditen gefangen zu haben, und verlangte die Kopfgeldprämie.
Als das Urteil verkündet wurde, stand der Mazzeru gebeugt da und starrte ins Leere. Sein Herz und sein Stolz waren gebrochen. Er würde für seine Taten büßen und das Schicksal akzeptieren. Aber er wusste von der Schuld, ihren Tod verursacht zu haben, würde er sich nicht mehr erholen. So sehr er sich auch bemühte, Kontakt mit ihrer Seele aufzunehmen, um sie in das Jenseits zu begleiten, aber es gelang ihm nicht und er wusste nun, dass seine Gabe von ihm gewichen war.

Kapitel 5. Flammen der Vergeltung

Der düstere Kerker verschlang den einst mächtigen Mazzeru. Seine Tage waren von Dunkelheit und Kälte erfüllt, und die Vision des agonisierenden Mädchens verfolgte ihn in seinen schlimmsten Albträumen. Er fühlte sich gefangen, nicht nur in den eisernen Ketten, sondern auch in seinen eigenen Schuldgefühlen und der Unfähigkeit, das Schicksal zu ändern.
Die Jahre vergingen, und die Erinnerung an das kleine Mädchen, das er nicht hatte retten können, wurde zu einem ständigen Schmerz in seiner Seele. Ihr Tod blieb ein dunkler Fleck in der Geschichte der Macchia.
Der Mazzeru wurde zu einer Legende unter den gefangenen Banditen. Seine Geschichte wurde weitererzählt, und viele traten mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Furcht an ihn heran, in der Hoffnung, seine Macht und Weisheit zu erlangen. Doch seine Fähigkeit, die Zukunft zu sehen, war durch den Verlust des Mädchens getrübt. Seine Visionen waren verschwommen, und er zweifelte an seiner einst so klaren Bestimmung als Mazzeru.
In seiner Einsamkeit und Verzweiflung begann er, die Geschichte seines Lebens auf die kahlen Steinwände des Kerkers zu ritzen. Er beschrieb seine Begegnung mit dem kleinen Mädchen, die schwere Entscheidung, die er getroffen hatte, und den tragischen Ausgang, der sein Herz zerriss. Die Worte wurden zu einem Zeugnis seines Leidens und seiner Reue.
In all den Jahren seiner Gefangenschaft ließ der Mazzeru sein Geheimnis als Mazzeri nicht los. Er weigerte sich, seine Fähigkeiten zu offenbaren, selbst wenn die Folterknechte versuchten, sein Wissen zu erzwingen. Sein Geist war zwar gebrochen, aber sein Stolz blieb unerschütterlich.
Eines Tages, als die Sonne ihre warmen Strahlen durch die kleinen Fenster des Kerkers sandte, hörte der Mazzeru Stimmen, die sich draußen im Gang näherten. Die Gefangenen murmelten aufgeregt und flüsterten von einer bevorstehenden Revolution gegen die grausame Herrschaft des Onkels des verstorbenen Mädchens, der sich zum Landfürst aufgeschwungen hatte.
Als die Tür des Kerkers aufschwang, trat ein schattenhafter Mann ein, begleitet von anderen Befreiten. Der Anführer sprach leise, aber entschlossen: "Wir haben von deinem Schicksal gehört und sind gekommen, dich zu befreien. Du warst einst ein mächtiger Mazzeru, und dein Wissen wird uns dabei helfen, den grausamen Onkel zu stürzen und das Mädchen zu rächen."
Der Mazzeru hob langsam den Kopf und blickte in die Augen des Fremden. Er erkannte in ihm den Funken der Hoffnung, den er selbst vor langer Zeit getragen hatte. Die Flammen der Vergeltung loderten in den Herzen der Befreiten, und er wusste, dass es jetzt an der Zeit war, sich seinem Schicksal zu stellen.
Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan, um den Onkel zu stürzen und das Dorf und die Kommune von seiner tyrannischen Herrschaft zu befreien. Der Mazzeru war bereit, sein Leben zu riskieren, nicht mehr als Todeswandler, sondern als ein Mann, der das Leid des Mädchens rächen wollte, das sein Herz einst berührt hatte.

Kapitel 6. Befreiung

Die Revolution brach schließlich aus, und der Kampf war brutal und blutig. Doch die Befreiten kämpften mit Entschlossenheit und dem Wunsch nach Gerechtigkeit. In einem letzten, verzweifelten Kampf stürmten sie das Anwesen des grausamen Onkels.
Der Mazzeru, befreit von den Ketten, stürmte voran. Sein Herz pochte vor Aufregung und Angst. Er sah den Mann, der das Mädchen einst gequält hatte, und die Vision des Schmerzes überwältigte ihn. Mit einem wütenden Schrei stürzte er sich auf den Mann und kämpfte wie ein Besessener. Der Dolch des Onkels fand jedoch sein Ziel, und der Mazzeru spürte den scharfen Schmerz in seinem eigenen Körper.
Im letzten Atemzug lächelte er. Seine Vision hatte sich erfüllt, aber diesmal hatte er die Kontrolle über sein Schicksal zurückerlangt. Der Mann, der das Mädchen getötet hatte, wurde von den Befreiten besiegt, und das Dorf war endlich frei.

Kapitel 7. Ewiger Frieden?

Als der letzte Atemzug des Mazzeru verblasste, spürte er, wie sich eine seltsame Ruhe in ihm ausbreitete. Er wusste, dass sein Leben als einsamer Bandit und Todeswandler zu Ende gegangen war und seine Seele würde weiterleben. Aber konnte er wirklich Frieden finden? Würde ein anderer Todeswandler seine Seele ins Jenseits begleiten, oder wurden nur Schuldfreie Seelen dorthin geführt? Er verlore den Glauben daran, Antworten auf seine Fragen zu bekommen.
Das Mädchen, das er so sehr ins Herz geschlossen hatte, wurde zur Heldin des Dorfes, und ihre Geschichte wurde in den Erzählungen der Dorfbewohner verewigt. Sie wurde zum Symbol der Hoffnung und des Überlebens des Guten in den düsteren Tälern der korsischen Berge.
Und so endete die Geschichte des Mazzeru, des einsamen Banditen und Todeswandlers, der sein Herz an ein verlorenes Mädchen verlor und die Nacherzählungen dieser Geschichte glauben, dass er schließlich Erlösung fand, indem er sein Leben für das Wohl derer opferte, die er liebte. Seine Seele wandert nun frei zwischen den Welten, und sein Vermächtnis lebt weiter in den Herzen der Menschen, die sich an seine Geschichte erinnern.

Epilog: Die letzte Schlacht der Asphodelenkrieger

Der Bandit, der einst als gefürchteter Gesetzloser bekannt war, hat sich nach seinem körperlichen Hinwegscheiden zu einem Beschützer und Führer der Seelen und Lichtbringenden gewandelt. Sein Geheimnis war sicher bei denen, die ihn wirklich verstanden, und seine Geschichte wurde zu einem Teil der reichen korsischen Überlieferungen. Aber auch auf diesen Seelenebenen gab es Konflikte, die sich immer mehr häuften, und den Unfrieden säten. So traten regelmäßig abtrünnige Mazzeri, die sich den dunklen Mächten verschrieben hatten, gegen die Lichtbringenden an und lieferten sich schreckliche Schlachten.
Die Asphodelus-Schlachten, wie sie genannt wurden, zwischen den Mazzeri in den düsteren Bergen und an den Pässen wurden zu einem faszinierenden Mythos für die Dorfbewohner. Doch niemand wusste, dass einer der mächtigsten Mazzeri in den Schatten der Macchia so lange gewandelt war und nun als Lichtwesen immer noch das Schicksal der Menschen in seinen Händen hielt.
In den finsteren Weiten der Asphodelenwälder, wo die Schatten tief und undurchdringlich waren, standen sich die mächtigen Mazzeri gegenüber. Die einst vereinten Lichtbringenden waren nun entzweit, und die einstigen Verbündeten hatten sich in erbitterte Feinde verwandelt. Die Magier, die einst gemeinsam das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit hüteten, waren nun in einen tödlichen Konflikt verwickelt.
Auf der einen Seite standen die Lichtbringenden, die die alten Gesetze und die Harmonie des Kosmos bewahrten. Sie hüllten sich in helle Roben und waren durch ihre sanften Aura zu erkennen. Ihre Zauber waren von Klarheit und Güte geprägt, und sie strebten danach, die Seelen der Verstorbenen in das Licht zu geleiten.
Auf der anderen Seite befanden sich die Schattenmagier, deren Herzen von Eifersucht und Gier verzehrt waren. Sie hatten sich der dunklen Seite der Magie zugewandt und die einstigen Lehren der Mazzeri pervertiert. Ihre Roben waren in dunkle Schatten gehüllt, und ihr unheilvoller Anblick ließ selbst die tapfersten Krieger erzittern.
Der Wald bebte vor Spannung, als die beiden verfeindeten Fraktionen aufeinandertrafen. Es war eine Schlacht, die nicht nur über Leben und Tod entscheiden sollte, sondern auch über das Schicksal einer Seele und die Möglichkeit, eine geliebte Person wiederzuerwecken. Jede Seite wusste um den hohen Einsatz und kämpfte mit aller Entschlossenheit.
Die Lichtbringenden stellten sich in einem Kreis auf und sandten kraftvolle Strahlen des Lichts aus, die die Dunkelheit zu durchbrechen versuchten. Ihre Gesichter waren von Entschlossenheit geprägt, und ihre Hände zitterten vor Energie. Die Schattenmagier hingegen zogen düstere Symbole in den Boden und ließen Finsternis aus ihren Fingerspitzen fließen. Die Luft war erfüllt von einem energetischen Knistern, als sich die Magier bereit machten, ihre mächtigsten Zauber zu entfesseln.
Der Himmel über den Asphodelenwäldern verdunkelte sich, als die beiden Fraktionen mit einem gewaltigen Schlag aufeinandertrafen. Strahlen des Lichts prallten gegen dichte Schatten, und die Auswirkungen ihrer Kollision erschütterten den Boden. Bäume erzitterten, und das Geäst prasselte herab, als die Magie in einer unheilvollen Sinfonie aufeinanderprallte.
Die Kämpfe wüteten stundenlang, und keiner der Magier schien einen klaren Vorteil zu gewinnen. Die Verzweiflung wuchs, denn jeder wusste, dass das Schicksal einer Seele und das Leben einer geliebten Person von diesem Kampf abhing. Doch niemand war bereit, aufzugeben.
In einem epischen Moment des Kampfes fokussierte ein Anführender Lichtbringender seine gesamte Energie und sandte einen Strahl des Lichts aus, der alle anderen in den Schatten stellte. Der mächtige Lichtstrahl durchbrach die dunkle Barriere der Schattenmagier und traf ihr Herz, wo sich die Eifersucht und die verdorbene Magie am stärksten zeigten. Ein Schrei ertönte, als die dunkle Magie in sich zusammenfiel.
Die Lichtbringenden hatten gesiegt.
Erschöpft und gezeichnet von der Schlacht, sammelten sie ihre letzten Kräfte, um die Seele, die sie retten wollten, in das Licht zu geleiten. Es war ein heiliges Ritual, das sie mit großer Sorgfalt und Mitgefühl vollzogen. Durch die rituellen Formeln wurde die Seele des jungen Mädchens ausgewählt, für die sich unser Mazzeru geopfert hatte. Dadurch wurde ihre Seele aus den Fängen der Dunkelheit befreit und erstrahlte in einem blendenden Licht vor ihnen allen. Der Schuldlastträger, wie sie ihn nannten, wurde gewählt, um selbst den ersehnten Frieden durch die Befreiung seiner geliebten Seele zu erlangen. So trat er vor und opferte seine Chance, seine geliebte Person wiederzuerwecken.
Mit einem leisen Flüstern entschieden die Lichtbringenden, die Seele dieses unbekannten Mädchens zu retten. Gerade als ihre Seele sich wieder verkörperte, wurde der Mazzeru wie von einem Sog aus Licht hinweg gezogen, und er verlor sich in einem Moment der Selbstaufopferung in der Dunkelheit der Asphodelenwälder. wo er noch eine Weile verharrte, bevor er endgültig diese Welt verließ.
Doch sein Opfer war nicht vergebens, denn sein unerschütterlicher Glaube an das Gute und sein mutiges Herz wurden zu einem leuchtenden Stern am Himmel der Mazzeri, der über die Welt wachte.
Die letzte Schlacht der Asphodelenkrieger ging als Legende in die Geschichte ein, und der Opfermut des Magiers wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Die Mazzeri lernten aus dieser bitteren Erfahrung, dass die wahre Stärke darin liegt, das Gute über alles zu stellen und dass Liebe und Mitgefühl das stärkste Licht sind, das die Dunkelheit vertreiben kann.
Nach der letzten Schlacht der Asphodelenkrieger kehrte zunächst eine düstere Stille in den Wald zurück. Die Überlebenden der Lichtbringenden und die wenigen verbliebenen Schattenmagier waren gleichermaßen erschüttert von den Ereignissen. Doch während die Schattenmagier sich in die Dunkelheit zurückzogen, um ihre Wunden zu lecken, versammelten sich die Lichtbringenden um das schimmernde Licht, das die gerettete Seele umgab.Die zweite Anführerin der Lichtbringenden, eine weise und mächtige Magierin namens Elara, erkannte die Bedeutung des Opfers von Aidanu, wie er in ihrer Sprache genannt wurde. Sie sprach mit feierlicher Stimme:
"Lasst uns die Erinnerung an Aidanu, dem großherzigsten aller Mazzeri hochhalten, der seine eigene Seele und sein persönliches Glück aufgegeben hat, um das Leben eines jungen Menschen, diesem Mädchen hier zu retten. Sein Mut und seine Hingabe zeigen uns den wahren Weg der Mazzeri."
Die gerettete Seele, die nun befreit war, offenbarte sich inzwischen als eine junge Frau, die trotz der Trauer um ihren Retter Frieden und Erlösung empfand. Dankbar kniete sie vor Elara nieder und versprach, ihr neues Leben dazu zu nutzen, anderen zu helfen und für das Gute einzustehen.
Die Lichtbringenden trugen Aidanus sterbliche Überreste zu einem besonderen Ort im Herzen des Waldes, wo sie eine Gedenkstätte für ihn errichteten. Die Magier pflanzten einen Baum der Hoffnung an seinem Grab, und seine Geschichte wurde in den Gesängen und Chroniken der Mazzeri für immer verewigt.
Elara und die verbliebenen Lichtbringenden beschlossen, sich der Aufgabe zu widmen, das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit aufrechtzuerhalten und die Asphodelenwälder zu beschützen. Sie schworen, den verführerischen Lockrufen der Dunkelheit zu widerstehen und die Lehren der Mazzeri in ihrer wahren Reinheit zu bewahren.
Im Laufe der Zeit gewannen die Lichtbringenden an Stärke und Einfluss zurück. Sie erneuerten ihre Verbindung zu den anderen magischen Reichen und arbeiteten Hand in Hand, um das Gleichgewicht der Welt zu bewahren.
Die Schattenmagier hingegen verfielen immer tiefer in ihre dunkle Magie, und ihre Taten wurden noch grausamer und verzweifelter. Ihr Hass auf die Lichtbringenden und ihre Sehnsucht nach Macht ließ sie vor nichts zurückschrecken. Doch das Licht der Mazzeri war stark, und es fanden sich immer wieder tapfere Magier, die dem Ruf der Dunkelheit widerstanden und zu den Lichtbringenden überliefen.
Die Legende von Aidanu und der letzten Schlacht der Asphodelenkrieger wurde zu einer mächtigen Erinnerung an die Macht des Glaubens, der Liebe und der Selbstaufopferung. Generationen von Magiern wurden von dieser Geschichte inspiriert und verinnerlichten die Lektion, dass es nicht die Macht allein ist, die einen Magier auszeichnet, sondern die Güte und das Mitgefühl in seinem Herzen.
Die Asphodelenwälder blieben ein Ort von Geheimnissen und Wundern, wo das Licht und die Dunkelheit noch immer miteinander rangen. Doch die Mazzeri wussten, dass es ihre Bestimmung war, das Gleichgewicht zu bewahren und die Seelen auf ihrem Weg ins Jenseits zu begleiten. Denn sie hatten gelernt, dass es die Balance zwischen Licht und Dunkelheit war, die die wahre Magie der Welt ausmachte.
Und so lebten die Lichtbringenden weiterhin im Herzen der Asphodelenwälder und setzten die Lehren ihrer Vergangenheit in Ehren fort. Die Legende von Aidanu und der letzten Schlacht der Asphodelenkrieger würde niemals in Vergessenheit geraten, und sein Opfer würde für immer als leuchtendes Beispiel der Mazzeri dienen.

Zum Essay "Die Mazzeri, Korsikas mystik-umwobene Magier" aus der Reihe "Legenden und Mythen aus Korsika"

Miluna Tuani lädt sie ein, die geheimnisvolle Welt der Mazzeri - Korsikas mystisch umwobene Magier zu entdecken und eine in eine faszinierende Reise zwischen Diesseits und Jenseits einzutauchen. Der Legende nach wandeln sie zwischen Leben und Tod, mit übernatürlichen Kräften begabt, die das Schicksal entscheiden. Ahnungvolle Träume und mythische Kämpfe enthüllen das Geheimnis ihrer Existenz.Hier geht es zu dem begleitenden Essay der Thematik "I Mazzeri"

Last not least: Wissenswertes: Das Klagelied des Banditen

Hier geht es zum thematisch passenden traditionellen Gesang
“U Lamentu di u banditu (Sò for di strada)
Original gesungen von Tony Toga, hier von Mai Pesce
Freie Übersetzung:
Klagelied des Banditen
Ich durchstreifte mein ganzes Leben lang die Wege,
Das Schicksal brannte sich tief in mich ein,
Nur für den blühenden Busch lebte ich in der Macchie,
Zum Tode verurteilt, so fühle ich mich:
Der Frieden ist für immer vorbei,
Überall, wo ich hingehe, schließen sie die Türen ab.
Die Gendarmen, sie kümmern mich nicht,
Selbst ein ganzes Bataillon nicht,
Was ich am meisten fürchte,
Ist der Spion, der nach mir sucht,
Der die Stiefel meiner Jäger leckt,
Aber ohne ihn fühle ich mich sicher,
Ein Beispiel für die ganze Region soll dies sein.
Das kleine Mädchen,
Ich weiß nicht, ob ich mich erinnern möchte,
Die Freude wich von mir,
Um dieser langen Qual Platz zu machen,
Als ich vom Berg ins Tal hinabstieg,
Unwissend dem Verrat ausgesetzt,
Um sie zu retten,
Betrogen von einem Feind,
Dem ich niemals hätte glauben dürfen.

“Mal'Conciliu”, ein weiteres Lied mit “I Mazzeri Thematik”

Ein weiteres Lied mit “I Mazzeri Thematik” ist das Lied “Mal'Conciliu” gesungen von dem schon fast legendären und populärsten Sänger Korsikas, Jean Paul Poletti und der Gruppe Canta U Populu Corsu.
Mal cunciliu - Canta u Populu Corsu
Wissenswertes
Mal'Conciliu ist der Name eines großen alten Kastanienbaums auf Korsika im Dorf Carchetu, das zur Gemeinde Carchetu Brusticu gehört. Er ist sehr bekannt, denn viele Menschen zählen auf diesen Baum, weshalb er zu einem „Denkmal“ geworden ist.
Geheimnisvoll, einzigartig mit seiner seltsamen Form, schief und verformt durch Unwetter und Erosion, sein Inneres ist ausgehöhlt und die Zweige wachsen in alle Richtungen. Es ist ein sagenumwobener Baum, der Dichter, Poeten und Künstler schon immer inspiriert hat.
Der Legende nach sollen sich zu Urzeiten der Rat der Mazzeri darunter versammelt haben, um ihre Rituale zu besprechen, die nicht immer nur einen positiven Ausgang führten. Daher stammt der Ursprung des Namens Mal'Cunciliu = böser, oder teuflischer Rat).
Auch soll unter seinen Zweigen der Rat der “Töchter des Todes” oder Todesfeen stattgefunden haben, sowie viele andere Rituale und Ratssitzungen schwarzer Magie.
Heutzutage möchte ein Bewohner des Ortes Mal'Cunciliu fällen, weil er sagt, dass er auf seinem Besitz steht.
Aber so ein außergewöhnlicher Baum voller Geschichten und Legenden sollte auf jeden Fall unter Schutz gestellt und in das Naturerbe Korsikas aufgenommen werden.
Derzeit wurde vom Amt für Umwelt Korsikas eine Bestandsaufnahme der bemerkenswerten Bäume Korsikas erstellt, zu dem natürlich auch Mal'Cunciliu gehört.
Hier der Originaltext des Liedes und meine freie Übersetzung von Mal’cunciliu
(“Uralter verkrüppelter und vom Blitz entstellter Kastanienbaum”)
Mal’cunciliu
Tù sì l’àlburu di lume
È ne veni da luntanu
Tù sì lu tonu è lu fiume
È Lesia chì canta pianu
Tù sì l’errante d’amore
Chì camina in la muntagna
Tù sì l’omu chì si more
Quandu fala l’ombra pagna
È quandu a notte ti porta
E voce di Torremorta
È chì u cantu di l’onda
Colla da a terra prufonda
Tù sì l’àlburu di sognu
Scurticatu da lu ventu
Tù sì ànghjulu o demoniu
A carezza o lu spaventu
Tù sì gioia o dulore
Ma cun tè mi maravigliu
Sò natu in lu to furore
Mal’cunciliu
Mal’cunciliu – Uralter verkrüppelter und vom Blitz entstellter Kastanienbaum
Du bist der Baum des Lichtes
Und deine Ursprünge kommen von Fern
Du bist wie der Donner und der Fluss
Und Lesia singt in deinem Schatten
eine sanfte Melodie
von den Irrwegen der Liebe
welche in die Berge führen
Du bist wie der Mensch
dem sich sein Leben zu Ende neigt
Wenn sich dichter Nebel niederlässt
und die Nacht ihn davonträgt
und der Gesang der Wellen
die das gesegnete Land überspülen
Du bist der Baum der Träume
entblättert vom Sturm
Du bist Engel wie Dämon
Die bist Schönheit wie
das Unheimliche in Person
Du bist Glück wie Schmerz
aber in deiner Nähe
fühle ich mich
wie im siebten Himmel
unter deinem Zorn
bin ich geboren
oh du Mal’cunciliu
freie Übersetzung von Miluna Tuani

Impressum

Texte: Miluna Tuani
Bildmaterialien: Bilder von Peter Fischer, Leandro De Carvalho,kalhh,Lothar Dieterich,Danieloov, Stefan Keller,Michał Piróg, Connor Nightmare,Yuri,& 51581 auf Pixabay.de
Tag der Veröffentlichung: 01.08.2023

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
allen Korsikafans und die, die es noch werden möchten, und allen Fans des Genres

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