Liebe LeserINNEN, dieser Band ist noch in Überarbeitung, aber ich stelle Kapitel um Kapitel ein, welches gerade aus der bearbeiteten Urfassung kommt. Wenn der gesamte Band komplett überarbeitet und bereit zur endgültigen Fassung ist, teile ich es Euch mit, bis dahin könnt ihr ja schon mal reinschauen, viele liebe Grüsse, Eure Miluna
VORSTELLUNG UND LESEPROBEN DES FORTSETZUNGSROMANS
LASST FAHREN DAHIN
BAND 1 Lebensgeschichten aus dem Webstuhls des Schicksals.
Einer der ersten Bände des Familienromans mit autobiografischem Hintergrund, der die Lebens- und Leidensgeschichten der Eltern, Großeltern und Schwiegereltern der Protagonistin abhandelt. Im Tumult der Zeiten, zwischen den Weltkriegen, Seuchen und interfamiliären Dramen, von Beginn des Jahrhunderts an, bis in die Nachkriegszeiten, werden die Fäden der Schicksale aus den verschiedenen Epochen zusammengewebt, um das Netz zu bilden, in dem die Protagonistin heute ihren Platz finden muss.
(Noch komplett in Bearbeitung)
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LASST FAHREN DAHIN
BAND 2 Auf der Suche nach dem Unauffindbaren
Dieser Band beschäftigt sich teils mit der turbulenten Kindheit der Protagonistin, Ariana, und zwar von Geburt an.
Kapitel 1 Dabei suchte sie nur nach Liebe
Es handelt sich um eins der Anfangskapitel, des zweiten Bandes, in der Form einer Konversation zwischen einer Erzählerin und ihrer Zuhörerin.
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LASST FAHREN DAHIN BAND 3 Korsika, mein Herzblut
Anfangskapitel noch in Arbeit
Eins der Endkapitel: Das Ende einer langen Reise
Diese Hommage beschreibt in Text und Bildern das kurze Leiden des Vaters der Protagonistin, der so mutig gegen seine schreckliche Krankheit angekämpft hat, die ihn so schnell und grausam dahinraffte, seinen letzten gewaltlosen Kampf geliefert hat, wie so immer in seinem Leben, bis zur letzten Sekunde seines Lebens hat er positiv in Richtung morgen und übermorgen geschaut, ohne sich jemals umzublicken oder zu beschweren. Sic Terra Tibi Levis Sit!
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LASST FAHREN DAHIN
BAND 4 Wenn der Lebenstraum zum Alptraum wird
Dieser Band fasst mehrere komplette Kapitel aus dem aktuellen Leben der Protagonistin auf Korsika zusammen, von der Auswanderung, bis zur verzweifelten Suche, fest Fuß zu fassen.
1. Wie Sisyphos am Berg Rand schwitzend
Ariana, hat alles hinter sich gelassen und ist von Deutschland nach Korsika ausgewandert.
Diese Kapitel erzählen von ihrem beschwerlichen Weg, sich auf dieser Insel ihrer Träume, die sie mehr als alles andere liebt, zu integrieren:
So beginnt für sie ein scheinbar nicht endender Leidensweg, denn von Luft und Liebe allein kann man nicht leben.
2. Blitzschlag Liebe auf den ersten Blick, oder auf den zweiten?
Es trifft sie so stark wie ein Blitzschlag. Wer kennt nicht diese Situation, man verliebt sich in jemanden auf den ersten Blick, und beim zweiten spürt man auf einmal, dass es Liebe ist. Doch dann wird man von der Angst erdrückt, dass es nur einseitig ist! Bedenken und Zweifel kommen auf.
3. Zurückgeblättert
Beim Aufräumen findet die Protagonistin ihr altes Tagebuch, und beim Hineinlesen, blättert sie die Seiten ihres Lebens zurück, durchlebt erneut das Vergangene, das Verdrängte, den unangenehmsten Teil ihres Lebens, und das ihrer Kinder. Dadurch lässt sie den Schmerz der Erinnerung dahinfließen, befreit sich und kann endlich mit einem neuen Lebensabschnitt beginnen.
ACHTUNG TRIGGERWARNUNG THEMEN HÄUSLICHE GEWALT, GEWALT AN FRAUEN, GEWALT IN DER PARTNERSCHAFT
SOLLTEST DU PROBLEME MIT DIESEN THEMEN HABEN, BITTE NICHT LESEN
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LASST FAHREN DAHIN Band 5 Vom Regen in die Traufe
Diese Kapitel beschreiben den Lebensabschnitt von Ariana, der Protagonisten, die alle ihre Kräfte mobilisiert, um sich dem Strudel aus Verstrickungen zu befreien, um ihren Kindern eine harmonische Kindheit zu bieten. Aber es kommt schlimmer, als sie es sich hätte vorstellen können, der Beginn des Teufelskreises. Das Buch Teufelskreis, wird hier in diesen Abschnitt hineingearbeitet. NOCH IN BEARBEITUNG, EINIGE KAPITEL SIND SCHON IN DER ROHFASSUNG HINZUGEFÜGT ABER NICHT KOMPLET AUSGEARBEITET - ACHTUNG TRIGGERWARNUNG - GEWALT AN MENSCHEN UND TIEREN - ZWANGSEINWEISUNG IN PSYCHATRIE - WER MIT DEN THEMEN PROBLEME HAT, SOLLTE DEN BAND LIEBER NICHT LESEN
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LASST FAHREN DAHIN BAND 6 ESILIU
KAPITEL 1 EIN JAHR NACH DER FLUCHT
Ariana ist mit ihrer Familie ins Exil geflüchtet. Auch wenn sie scheinbar eine Lösung für das Gesundheitsproblem ihrer Tochter gefunden hat, und im Hier und Jetzt den Alltag ihrer kleinen Familie meistern muss, lässt sie die Vergangenheit nicht ruhen. Die Gespenster des Erlebten langen nach ihr. Die Erinnerungen vermischen sich mit der kalten Realität ihres augenblicklichen Daseins und ziehen sie runter bis ins Unerträgliche.
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LASST FAHREN DAHIN
BAND 7 Der Traum von der abgelegenen taubenweißen Bucht
to óneiro tis lefkís, kryfís paralías
Die Protagonistin Ariana, schlägt sich weiter durch den Kampf, den man Leben nennt, trotz aller Widrigkeiten, die sich ihr in den Weg stellen. Aber durch unvorhergesehene Ereignisse, ist sie gezwungen, erneut mit der Aufarbeitung schwerer frühkindlicher Traumata zu beginnen, und nicht nur der ihren, sondern auch die ihrer seit langen Jahren schwer kranken Tochter. Und sie begreift schnell, dass zum ersten Mal der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie nicht mehr weiß, wie es weiter gehen soll.
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c Miluna Tuani 10/2022
Weitere Kapitel sind in Bearbeitung, bleibt dran!!!
Ein weiterer Band aus dem biographischen Fortsetzungsroman „Lasst fahren dahin“, ist dabei sich zu vollenden. Er spielt in der Gegenwart mit einigen Rückblicken auf die Vergangenheit. Die Protagonistin Ariana, schlägt sich weiter durch den Kampf, den man Leben nennt, trotz aller Widrigkeiten, die sich ihr in den Weg stellen. Doch durch unvorhergesehene Ereignisse, ist sie gezwungen, mit der Aufarbeitung schwerer frühkindlicher Traumata zu beginnen, und nicht nur der ihren, sondern auch die ihrer seit langen Jahren schwer kranken Tochter. Und sie begreift schnell, dass zum ersten Mal der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie nicht mehr weiß, wie es weiter gehen soll. Von der Last erdrückt, sich schuldig an allem zu fühlen, und von den Zweifeln gequält, jemals irgendetwas richtig im Leben gemacht zu haben, bricht sie innerlich zusammen. Aber dann bricht sie aus, anstelle sich den Konfrontationen und Konflikten zu stellen, und für sie eine Lösung zu finden, so wie sie es immer ihn ihrem Leben getan hatte.
Mehr noch, sie flüchtet sich in eine Art Traumexistenz, versucht Unrealisiertbares zu ihrer Realität zu machen und läuft akute Gefahr, ihre wichtigste Aufgabe aus den Augen zu verlieren: ihrer Tochter zu helfen, wieder gesund zu werden.
Ariana wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war eine noch sehr warme Spätsommernacht und sie war dabei, an einen ihrer Liedtexte zu basteln. Erst wenn alle schliefen, konnte sie sich auf ihre kreative Arbeit konzentrieren. Vor kurzem hatte sie einen Minivertrag bei einer Songtextkreation Firma bekommen, nachdem sie an einem Wettbewerb teilgenommen hatte, bei den sie den ersten Preis gewonnen hatte. Und der Preis war der Vertrag. Sie legte sich völlig ins Zeug, denn wenn sie auf Dauervertrag angenommen würde, wäre sie erst einmal die finanziellen Sorgen los, die ihr aktuell schwere existenzielle Angstkrisen bei ihr verursachten. Nach ihrem Unfall vor zwei Jahren war sie zu 90 % schwerbehindert, zwar anerkannt, aber mehr Bezüge oder eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekam sie dadurch nicht. Sie kämpfe um Anerkennung vor den Ämtern, da es ein Unfall in den öffentlichen Verkehrsmitteln gewesen war, aber trotz mehrer Ablehnungen und Widersprüchen bekam sie weiterhin nur eine Mindestgrundsicherung, die vorne und hinten nicht zum Leben reichte. Und Jahr für Jahr gab es Abzüge, da sie sage und schreibe heute bei einem Einkommen von 89€ pro Monat angekommen war. Endstation Leben.
Und dazu noch dieser Unfall, der ihr den Rest gegeben hatte. Sie musste einfach gerade daran denken, da es ihr Auftrag war, ein Lied zum Thema „Unfall“ zu schreiben. So ließ sie sich den Vorgang noch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen.
Durch mehrere Vollbremsungen hintereinander war sie mit ihrem mit geretteten Lebensmitteln vollbeladenen Trekkingrucksack und zwei schweren Umhängetaschen gestürzt. Obwohl sie versucht hatte, sich festzuhalten, war sie so ungünstig gefallen, dass sie sich mehrere Halswirbel angebrochen hatte. In beiden Schultern hatte sie sich Bänder- und Muskelfaserrisse und eine Brusthalswirbelverstellung eingefangen. Leider hatte sie in der Schocksituation unter dem fast unerträglichen Schmerz falsch reagiert. Anstelle Mitfahrende, um Hilfe zu bitten, den Zug, der erneut weiterfuhr, über den Notruf anzuhalten und einen Notarzt zu rufen, rappelte sie sich unter ärgster Mühe von starken Schwindel und Sehstörungen geplagt auf – sie war dazu noch mit dem Hinterkopf aufgeschlagen und dadurch einige Minuten ohne Bewusstsein - aber als sie die teils belustigten, teils gleichgültigen Blicke der Mitfahrenden wahrnahm, entschied sie sich, an der nächsten Station auszusteigen. Sie schleppte sich zum nächsten Tram, in der sie dann nach Hause fuhr. Eine Woche lang lag sie flach, nahm ein paar Schmerzmittel ein, ließ sich von ihrer Tochter die schmerzenden Gliedmaßen mit Antischmerzgel einreiben und hoffte einfach nur, dass es schnell besser gehen würde. Doch das trat nicht ein. Ihre Beschwerden wurden eher schlimmer als besser. So entschloss sie sich, zu ihrer Orthopädin zu gehen, die sie schon wegen ihrer chronischen Leiden behandelt hatte, sie aber die Behandlungen aufgrund der für sie zu kostspieligen Zuzahlungen abgebrochen hatte. Vor Ort erkläre ihr das Sekretariat, dass sie Ärztin zurzeit keine Patienten mehr annahm, und erst in drei Monaten wieder ein Termin frei sei, den sie aber vorerst im Internet buchen müsste. Aber in ihrem Fall handelte es sich sowie so um einen Notfall, also müsste sie in die Notaufnahme ins Krankenhaus.
So stakte sie auf ihren Gehhilfen, die sie noch von ihren alten Beschwerden her hatte, die steilen Treppen aus dem dritten Stock im Altbau wieder hinunter. Wieder im Tram, war ihr bewusst, dass sie auf einmal eine Panikattacke hatte. Die Angst, der Zug würde wieder eine Vollbremsung machen, sass tief ihrem Inneren fest. Aber dank ihrer Gehilfen machte man ihr gleich einen Platz frei. Da sie sich ausgelaugt und kraftlos fühlte, schleppte sie sich nach Hause, anstatt in die Notaufnahme zu gehen, in der Hoffnung bis zum Termin in drei Monaten bei der Orthopädin, den sie per Handy gebucht hatte, die genaue Diagnose und dann die entsprechende Behandlung zu bekommen.
2.1. Fast ein Jahr nach dem Unfall.
Ariana kam gerade von der Physiotherapie. Ihre Therapeutin hatte sich wie immer fast ihre Finger an ihrer harten und verspannten Muskulatur rund um die Schultern, den Rücken und natürlich den Halswirbeln verbogen. Die Therapie gab ihr nur momentane Erleichterung. Kurz darauf, wenn sie in irgendeiner Weise körperlich tätig wurde, auch wenn es nur Abwaschen oder Wäsche aufhängen war, ging es gleich wieder mit den Schmerzen und Verspannungen los. Blieb sie ganz unbeweglich, wurde es noch schlimmer. So versuchte sie, es mit leichten Bewegungsübungen aus dem Internet begleitet mit teils rhythmischer aber harmonisierender Musik, teils mit reiner Entspannungsmusik und Geräuschen aus der Natur. Doch von einem Tag auf den anderen, waren die unerträglichen Schmerzen wieder da. Obwohl sie Schmerzmittel auf Naturheilmittelbasis regelmäßig und das seit nun fast zwei Jahren einnahm. So suchte sie weiter nach musiktherapeutischen Sendungen und Anleitungen zur autogenen Antischmerztraining und stieß dabei beim Scrollen auf Youtube, auf musikalisch untermalte Videos der griechischen Inseln. Einige erinnerten sie an ihre geliebte Insel Korsika. Und wie sehr ihr sie so fehlte. Sie stöberte weiter in der großen Auswahl und schaute sich eine Reihe über Kreta, Rhodos und Santorini an. Sie hielt ein Video an und spielte immer wieder den Anfang eines Liedes ein, welches bei ihr erst einmal ein warmes Gefühl in der Magengegend verursachte. Dann rollten ihr auf einmal die Tränen über die Wangen, und wollten gar nicht mehr aufhören. Sie begriff erst mal gar nicht, was mit ihr los war, aber sie dachte bei sich, das es einfach die emotionalen Überladungen der letzten Jahre waren. Es war immer nur abwärts gegangen, seit einigen Jahren, und kaum hatte ihr etwas so gut, wie diese kleine sanfte und wunderschöne Melodie getan. Sie summte sie leise mit, verstummte dann aber, da es schon spät war, und alle ihre Lieben schliefen.
Sie suchte weiter nach dem Text und der Übersetzung. Als sie sich eine andere Version mit einer weiblichen Stimme anschaute, begannen auf einmal, Bilder vor ihrem inneren Auge zu tanzen.
Ariana sah da ein kleines Mädchen mit wuschligen dunklen Locken in ihrem Kinderbettchen liegen, das sich unruhig hin und her wälzte. Ihre Augenlider flatterten schnell auf und ab. Ihr Mund stand offen, als wollte sie sprechen, oder rufen, oder schreien? Sie riss auf einmal ihre Augen weit auf und schlug mit den Armen um sich, als wollte sie etwas abwehren, was ihr angst machte. Das Mädchen weinte schlagartig los und schluchzte immer lauter und lauter. Und dann fing sie an zu schreien, so schrill und ohrenbetäubend, dass einem fast das Blut in den Adern gefror. Sie schreckte hoch und kauerte sich zitternd in die Ecke ihres Bettchens dicht gegen die Wand gedrückt. Ihr Gesicht hinter ihren Händen versteckt, schrie sie weiter. „Mama, Mama, Oma...Papa!!!“-
Im gleichen Moment ging die Tür zum Nebenzimmer auf, und ihr Onkel, der Bruder ihres Papas und seine Verlobte, also ihre Tante in spe, kamen hereingestürmt. Die junge Frau mit langen glatten nachtschwarzen Haaren, stützte sich über das Bettchen und streckte ihre Arme nach der Kleinen aus. „Komm mein Liebes, meine kleine Antriana, wir sind ja da, und wir haben dich ganz doll lieb, hab keine Angst, du hattest sicher wieder einen Alptraum, “ - flüsterte sie mit einem südlichen Akzent in ihrer sanften, aber ausdrucksstarken Stimme. Die Kleine schaute hinter ihren Händen hindurch und hatte ein wenig aufgehört zu schluchzen, weinte aber immer noch.
„Mama, wo ist Mama, ich will zu Mama, und Oma, kannst du Oma rufen, und Papa, wo ist Papa, arbeitet er noch in der Sternwarte? Mama, Papa, Oma!!!“- und sie begann wieder stark zu schluchzen.
„Mein Liebes, ich weiß du kennst mich noch nicht sehr gut, ich heisse Elpida, und ich bin deine zukünftige Tante, da dein Onkel und ich bald heiraten werden, und ich und dein Onkel werden immer flür dich da sein!“ – er winkte seiner Nichte zu und reichte ihr ihr Lieblingsstofftier.
„Deine Eltern und deine Oma sind heute zur Oper ausgegangen, dass haben sie dir doch gesagt, bevor sie dich ins Bettchen brachten, und bald sind sie wieder da ...“-
Die Augen der Kleinen blieben weit aufgerissen, sie schniefte, aber die Tränen rollten weiter. „Komm in meine Arme, ich singe dir ein Liedchen vor, von einer abgelegenen Bucht auf der Insel meiner Heimat, umgeben von türkisblauen Meer und weisser schäumender Brandung, hörst du mein Täubchen, und dann wirst du wieder sanft einschlafen und wenn du aufwachst, sind Mama und Papa und Oma wieder da.“-
Die kleine schluchzte erneut, ließ sich aber von ihrer Tante in spe in die Arme nehmen, die sich mit ihr auf den großen breiten Rattanschaukelstuhl setzte, nach dem sie sie in eine Decke eingewickelt hatte. Sie drückte sie dicht an ihre Brust und fing sanft an zu singen. Ihre Stimme war warm, aber typisch rau mediterranisch. Sie sang in einer Sprache, die die Kleine nicht verstand, aber die Melodie schaukelte sie sanft so wie leichte Wellen der weißen schäumenden Brandung an einer abgelegenen Bucht, umgeben vom azur des Himmels, der sich mit Sternen zu überziehen begann.
Die Tränen der Kleinen trockneten, ihr verzerrtes Gesicht lockerte sich und nahm allmählich entspanntere Züge an, bis ein erleichtertes Lächeln sich breitmachte. Sie schien eingeschlafen zu sein, aber ihre Tante sang leise weiter und begann wieder von vorne, um sicher zu sein, dass sie nicht wieder aufschreckte. Ihr Onkel war leise in den Nebenraum gegangen.
Sie hörte diesem wunderschönen Liedchen weiter zu und es war, als würde sie da gerade von dieser wunderschönen Stimme und den sanften Worten gewiegt, wie damals im Schaukelstuhl von ihrer Tante.
Sie fühlte sich so wohlig warm und geborgen in ihrer Seele wie nie zuvor. Sie wollte sich an diesen Moment klammern, aber urplötzlich schreckte sie auf und begriff, dass sie in ihrem Bett lag, den Kopfhörer auf dem Kopf und das Lied da, aus ihrer Kindheit auf den Ohren in der Dauerschleife weiterlief:
το Peridiali στο Crifò
to pe-ri-(g)jia..-li to kri..-fo
ki as-pro san pe-ri-ste..-ri
ll: Di-psa-sa-me to. me-si-me....-ri ma to ne-ro. gli..-fo. :ll
Pa-no stin a..-mmo tin xa..-nthi
gra-psa-me t’o-no-ma.. tis ll: O-re-a pu fi-si.-xe o ba....-tis
ke swi-sti-ki i gra..-fi :ll
Me ti kar-dia.. me ti pno..-i
ti po-thus ke ti pa..-thos.
ll: Pi-ra-me ti zo.-i mas la....-thos !
Ki’a-lla-xa-me. zo..-i :ll
Übersetzung
In einer versteckten Bucht,
weiß wie eine Taube,
bekamen wir Durst am Mittag,
doch das Wasser war salzig.
In den Sand so goldig-hell,
haben wir ihren Namen geschrieben,
aber Meereswinde wehten,
und ihr Name war weg (vom Wind verweht).
Mit wie viel Herz und Atem (Geist),
mit wie viel Sehnsucht und Leidenschaft
haben wir unser Leben falsch gelebt!
Und wir haben es verändert (das Leben musste anders werden).
Hintergrund
Dieses Lied von Mikis Theodorakis mit dem Text des griechischen Literatur-Nobelpreisträgers und späteren Regimekritikers wurde zur Hymne der Widerstandsbewegung gegen die griechische Militärdiktatur ab 1967.
Ariana erzählte ihrer Tochter ihre kleine Anekdote von Tante Elpida: "Wie gesagt, und heute habe ich dieses Lied von damals wiederentdeckt, das ist schon eigenartig oder?“- „Ja, das ist es, und was ist aus deiner Tante geworden? Du hast sie nie erwähnt, wenn du von Onkel Sigi geredet hast...“- entgegnete ihre Tochter. „Naja, sie ist nie wirklich meine Tante geworden. Als sie mit Onkel Sigi in ihre Heimat reiste, um ihrer Familie ihren Verlobten vorzustellen, nahm das ein sehr trauriges Ende. Ihre Familie war sehr streng gläubig, katholisch orthodox und sie erlaubten ihr nicht, dass sie sich mit einem nicht Orthodoxen verheiratete. Sie zwar volljährig, aber die Familienbande waren damals stärker und traditionsbehangener als heute, wie so oft im Mittelmeerraum. Auf Korsika war das genauso. Noch bis Mitte der Sechsiger arangierten damals die Eltern Partien für eine Ehe für ihre Töchter. Die Eltern deines Vaters wurden auch zwangsverheiratet und durchbrennen gab es damals nicht. Onkel Sigi kam allein zurlück, er hatte noch erfahren, dass ihre Familie Elpida in ein Kloster gesteckt hatte und dass sie einige Monate später mit einem Landsmann verheiratet worden war. Onkel Sigi hat sich scheinbar nie von dem Schock erholt, er blieb sein ganzes Leben lang Junggeselle. Ich erinnere mich vage, Elpida ist dann einmal nach Deutschland gekommen, wir haben sie getroffen, sie war noch immer so wunderschön wie vorher, und sie hatte ein kleines Kind bei sich, sie sprach mit Sigi in ihrer Sprache, aber er machte einen eher in sich zurückgezogenen Eindruck. Das Kind schien mir ziemlich frech, es hat mich an die Hand genommen und dann ordentlich gekniffen.“ – Arianas Tochter musste lachen. „Sie reiste dann bald wieder ab und wir haben über ihn keinerlei Neuigkeiten mehr von Elpia erhalten. Er blockte jedesmal bei dem Thema ab. Onkel Sigi ließ sich auch nur noch selten bei uns sehen. Tja das war die Story von Tante Elpida.“ – „Ruf doch mal den Onkel an und frag ihn, was aus ihr geworden ist...“- bemerkte ihre Tochter. „Nein, das geht nicht!“ – Sie hätte gerne ihren Onkel angerufen, und gefragt, was aus Elpida geworden ist, aber sie wagte es nicht – er war nicht gesund und über neunzig Jahre alt, und sie wollte ihm eventuellen emotionellen Stress nicht zumuten. Aber sie versuchte, ihre Tochter auch von der traditionellen griechischen Musik zu begeistern. Doch in ihrem Alter stand sie eher auf abgefahrene Musik, wie sie sie nannte. Ariana blieb aber dran und versuchte sie überzeugen, es ein wenig mit der Musiktherapie auszuprobieren, wenn sie sich bedrückt, überlastet oder einfach schlecht fühlte. Aber sie kam damit nicht an. Ihre Tochter setzte ihre Kopfhörer auf und tauchte in ihr eignendes Musikuniversum ab.
So suchte sie weiter alleine nach melodisch rhythmischen Stücken, die gut zu ihren Bewegungs- und Entspannungsübungen passten. Und da entdeckte sie noch eine andere Version von dem Liedchen aus ihrer Kindheit. Eine Aufnahme von einem Livekonzert eines scheinbar bekannten und beliebten griechischen Sängers, mit einer sehr außergewöhnlich ausdrucksvollen Stimme und einem ganz besonderen Charisma. Sie recherchierte zu seinem Namen und entdeckte sein beträchtliches Musikspektrum in einer Karriere über dreissig Jahre Musikaktivitäten. Seine Musikpalette zog sich über die traditionellen Gesänge und Lieder bis hin zu eigenen modernen Kompositionen. Ariana hörte sich rein, mehr noch, sie sog diese Musik in sich ein, und ihr war es, als ob sie diese Musik und auch diesen Sänger schon immer gekannt hätte. Es schien ihr absurd, es war wie eine Erinnerung, an jemanden, dem man mal vor langer Zeit getroffen hatte, aber nicht als eine unbedeutende Begegnung, sondern als etwas Höheres. Sie wollte nicht nach Erklärungen für diese aufwallenden Emotionen suchen, denn das wäre nicht das erste Mal, dass sie in eine Art Anbetungswahn geraten war. Sicher, diese Phasen hatten ihr geholfen, über schwierige emotionale Engpässe hinweg zu kommen, obwohl es nur Ausflüchte aus der Realität gewesen waren. In ihrer Jugend war sie eindeutig deswegen zum Groupie geworden. Und es hatte lange gedauert, bis ihr bewusst geworden war, dass sie sich total in einen Anbetungswahn verrannt hatte, der damals ihr gesamtes Leben und teils auch der ihrer Angehörigen, prägte. Jemand hatte ihr Mal gesagt, dass sie eventuell an dem Clérambault-Syndrom litt. Sie hatte sich damals schlaugemacht und trotzdem war es ihr noch zwei, nein dreimal sogar passiert, dass sie eine Person aus dem öffentlichen Leben, bzw. aus dem Künstlerbereich angehimmelt hatte, und auch damals dieses unvergleichbare Gefühl mit im Spiel war, die tiefgehende schicksalhafte Liebe zu der jeweiligen angebeteten Person, sowie der totale Einsatz der letzten Reserven an Energie und Finanziellem, um ihr nahe zu sein.
Aber jetzt war sie in einem Alter und auch in einer Situation, in der sie sich solche Eskapaden nicht mehr leisten konnte. Und doch, konnte sie es nicht lassen, sich diese neue musikalische Entdeckung von ihrer Seele fernzuhalten.
Und Ariana fühlte sich wohl damit. Auch ihre Therapeutin merkte, dass es von Woche zu Woche besser ging. Deswegen sagte sie sich, lass fahren dahin, lass alles so laufen, wie es bestimmt ist, solange du niemanden damit belästigt. Aber kein Stalking mehr, nur aus der Ferne beobachten und das aufnehmen, was dir guttut, und basta.
Ariana zögerte nicht mehr lange. Sie kaufte die Tickets für (s)ein Konzert, das in einer Nachbarstadt kurz nach Herbstanfang stattfinden sollte. Sie freute sich wie ein Kind kurz vor der Weihnachtsbescherung.
Aber die Vorfreude verzog sich schnell. Corona kam, und der erste Lockdown machte ihre Pläne zu Nichte. Sie überlegte lange, sich die Tickets rückerstatten zu lassen, aber innerlich sagte sie sich - nicht aufgeben, weiter hoffen, dass sich alles so schnell wie möglich normalisiert.
So wurde ihr warten belohnt.
Nach der Normalisierung sollte nun endlich der dreimal verschobene Event stattfinden. Finanziell war es ihr im Prinzip nicht möglich, einen Kurztrip zu starten, aber sie hatte zum Glück ein wenig beiseitegelegt, und nach dem Motto, man gönnt sich ja sonst nie etwas, bereitete sie die Reise vor.
Ihre Tochter hatte entschieden, mitzukommen, obwohl es ihr in den letzten Wochen nicht sehr gut ging. Aufgrundessen waren Ariana erneut Zweifel gekommen, das ganze abzubrechen und sich ernsthaft zu bemühen, wieder die Füße auf festen Boden zu verankern, als in Traumwelten herum zu schweben. Aber das schien im Moment das Einzige zu sein, das ihr noch Kraft gab, weiter zu machen. Ihre Batterien waren schon lange leer. Sie war weitaus über das Burnout hinaus gegangen, ohne sich helfen, oder behandeln zu lassen. Sie schob ihre eigene Schwäche und Ausgelaugtheit immer beiseite und hoffte, einfach weiter durch zu kommen. Bis zu ihrem Unfall schien es noch zu funktionieren, aber danach, danach funktionierte nichts mehr, so wie sie es sich vorstellte. In den Tag hinein zu leben, zu hoffen, dass die marternden Schmerzen etwas nach ließen, schien der einzige Sinn ihres Daseins gewesen zu sein. Nach so vielen Monaten intensiver Physiotherapie, wenigsten ein wenig von ihrer Beweglichkeit zurückerlangen, das wurde ihr innerster Wunsch. Und als sie begriffen hatte, dass ihre Muskelblockaden, zum größten Teil psychosomatischen Ursprung hatten, da konnte sie erst wirklich auf Besserung hoffen, denn sie hatte die Möglichkeit gefunden, mit ihrer Auto Musik Therapie wieder zu einem ganzheitlichen funktionierenden Menschen zu werden. Dank dieser Musik, die sie kürzlich entdeckt hatte,
Deswegen wollte sie nicht mehr zweifeln und diesen Minitrip angehen.
Es war fast Mitternacht, als der der Reisebus endlich ab fuhr. Ariana und ihre Tochter hatten es sich gemütlich gemacht. Unter ihren Kuscheldecken und den Halskissen hatten sie beide die Ohren von ihren Kopfhörern bedeckt und ließen sich von ihrer Lieblingsmusik einlullen. Ariana, wie immer wenn sie auf Minireisen gingen, wie so oft im Herbst und Winter, normalerweise an die Ostsee, spielte eine ihrer Lieblingsmelodien, von Mikis Theodorakis ab, „Kaimos“.
„Das Lied ist so munter und rhythmisch belebt und eher fröhlich, dass der Text im Prinzip gar nicht zu der Melodie passt.“ – dachte Ariana. Es ist ein „Lamentu und eher noch „Voceru d´amore“, ein Klagelied auf eine verlorene Liebe. Sie ließ den Text vor ihrem inneren Auge, begleitet von der lebhaften Musik ablaufen.
„Kaimos - Kummer“, oder ich würde es „Herzschmerz“ nennen. Noch ein paar Monate vor ihrem Unfall hatte sie erneut einen solchen Herzschmerz erlitten, bis sie sich entschieden hatte, mit allem Sentimentalen abzuschließen und ihr Leben wichtigeren Angelegenheiten zu widmen. Aber den bitteren Geschmack in ihrer Seele, den wurde sie nicht los, wenn sie diesen Text hier las.
„Kaimos - Kummer“
Es ist groß das Meer,
es ist lang die Welle.
Es ist betäubend die Sorge.
Und schrecklich das Unglück.
Bitterer Fluß fließt in mir.
Das Blut Deiner Wunde,
doch schwer zu ertragen als das Blut
ist Dein Kuss auf den Mund.
Du weißt nicht, was eisige Kälte ist
(oder) ein Abend ohne Mond
Nicht wissend, in welchen Moment
Dich der Schmerz holen wird.
Bitter fließt in mir
Das Blut Deiner Wunde,
doch bitterer als das Blut
Ist Dein Kuss auf den Mund.
https://lyricstranslate.com
Ariana hatte die Dauerschleife aktiviert. Ein wenig schien sie eingenickt zu sein, schreckte aber wieder auf, als der Bus anhielt, um weitere Kunden aufzunehmen. Die anderen Reisenden suchten sich ihre Plätze. Der Bus war nicht voll, so konnte sich fast jeder eines Einzelplatzes erfreuen. Ariana schaute nach draußen in die Dunkelheit, in der die Lichter der Kleinstadt flimmerten. Plötzlich hörte sie neben sich eine vertraute Stimme.
Ariana, ich glaub es nicht, was machst du denn hier, bist du es wirklich?
Sie schaute auf, und entdeckte jemanden, den sie eigentlich schon eine Weile her nicht mehr gesehen hatte, und es auch gar nicht mehr wollte. Ihr wurde heiß und kalt, und sie dachte bei sich, das ist doch nicht wahr, fünf Busse fahren am Tag in diese Richtung und er, êr verirrt sich in den meinen!
Doch, ich bin es, und du, was machst du hier?
Ich fahre nach Essen, nach Hause. Meine Nichte feiert Geburtstag, und ich war aufgrund Corona einige Zeit nicht mehr da.
Und wohin fahrt Ihr, deine Tochter ist ja da, aber sie schläft, ich spreche mal leise, möchte sie nicht wecken. Kann ich mich, zu dir setzen?
Ja doch, gerne! Wir fahren nach Duisburg, zu einem Konzert.
Sie rückte ihren Rucksack beiseite und er ließ sich neben sie nieder, nachdem er sein Gepäck oben verstaut hatte.
Ihr wurde augenblicklich warm ums Herz, und auf einmal wurde ihr bewusst, wie ihr seine Nähe gefehlt hatte. Aber sie hatte sich entschieden, abrupt ihre gemeinsamen Aktivitäten in einer Umweltschutzorganisation als ehrenamtlicher Helfer abzubrechen. Denn es gab dort viele Neider, Eifersüchteleien bis hin zu gefährlichen Intrigen. Sie war so erheblich von Mitstreiterinnen angefeindet worden, dass sie beinahe unter dem Druck zusammengebrochen war. Und all das hatte sie nur ertragen, weil sie zu viel für ihn empfand. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt und er zu ihr. Aber es begann, sich immer mehr morbid anzufühlen, so dass sie von einem Moment zum anderen alles hingeschmissen und sich aus diesen Aktivitäten total zurückzog, und ihn damit hinter sich gelassen hatte.Nach Duisburg zu einem Konzert? Das muss ja eine besondere Gruppe sein, dass ihr Euch extra dafür auf den Weg macht! Er schaute sie erstaunt an. Als er sah, dass sie ohne zu antworten in die Weite starrte, fragte er:
Ariana, hast du mit zugehört?
Ja, nein, was hattest du gefragt?
Ich sagte, es tut mir leid.
Was tut dir leid?
All das, was dazu geführt hat, dass wir uns nicht mehr sehen.
Du wolltest es doch so, oder?
Nein.
Aber du hast mir klar zu verstehen gegeben, dass du mit den Entscheidungen einverstanden warst, die meine Anfeinderinnen gegen mich getroffen hatten.
Es tut mir leid! Und es fällt mir nicht leicht, zu zugeben, dass ich mich von denen manipulieren habe lassen.
Na, wenigstens siehst du es ein. Ich hatte weiß ich wie oft versucht, dir zu erklären, dass diese Bande zu allem fähig ist und dass sie die anderen beeinflussen, um zu ihren Zielen zu kommen, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber du hast mir nicht mehr zugehört. Du warst so verblendet, dass du dich gegen mich gewendet hast. Nicht das ich nachtragend bin oder so, aber Vertrauen könnte ich nicht mehr zu dir haben. Es tut mir leid, aber es ist einfach so.
Sie sah, wie er betroffen zur Seite schaute, anscheinend hatte er Tränen in den Augen, er schniefte, wischte sich die Nase und räusperte sich.
Dann ist es wohl besser, ich setze mich woanders hin.
Hmm, ja wenn du möchtest, Nico, ich weiß, dass du ein sensibler Mensch bist, und du zeigst es auch, was selten ist, deswegen mag ich dich auch so sehr gern, und ich war immer, aber auch immer für dich da, wenn es dir schlecht ging, und es war für mich selbstverständlich, ich wollte keinerlei dank oder eine Gegenleistung von dir – aber denkst du, nach all den Jahren, in denen du dich nicht ein einziges Mal gemeldet hast, soll ich einfach so tun, ob alles in Ordnung wäre, so wie du es jetzt gerade tust?
Ihm fehlten die Worte. Er drehte sich zur Seite und lehnte den Kopf erschöpft an die Sitzlehne.
Natürlich nicht, flüsterte er leise vor sich hin.
Dann ist es also zu spät, dass du meine Entschuldigung noch annehmen würdest? Fragte er vorsichtig.
Im Moment kann ich daran gar nicht denken. Ich bin so, wenn ich einmal mit einer Situation abgeschlossen habe, die mich dermaßen heruntergezogen hat, dann gibt es kaum einen Weg zurück!
Er drehte sich erneut zu ihr herum und rutschte ein wenig näher. Dabei schaute er ihr direkt in die Augen, mit einem schmachtenden Blick, den auch ein Hundewelpe nicht besser hinbekommen hätte.
Und wenn wir die ganze Ehrenamtklique hinter uns lassen, und es einfach ganz neu angehen würden, was meinst du, wenn wir da wieder beginnen, wo wir aufgehört haben, bevor die Bande alles zerstört hat?
Sie schaute ihn entgeistert an, fast ein wenig empört flüsterte sie ihm zu:
So nach dem Motto, mal schnell in die Kiste hüpfen und dann ist alles wieder in Butter? Wenn du so tickst, bitte sehr, aber das ist nicht mein Ding. Und außerdem bin ich gerade in meinem Leben angekommen, wo nichts mehr so läuft, wie es eigentlich sollte. Meiner Tochter ging es wieder, sehr schlecht, mehr noch, sie hatte Anfang des Sommers erneut ein Flashback. So übel, dass ich seitdem den Boden unter den Füssen verloren habe. Das erste Mal in meinem Leben sehe ich keinen Ausweg für diese absurde Situation. Ich fühle mich an allem schuldig, ich fühle mich so beschissen, dass ich nicht mehr weiß, ob ich morgen früh noch aufwachen will, einfach nur abgehen, um dieser irrsinnigen Wahrheit zu entfliehen. Ja, ich bin eine feige Sau und ich bin ein Monster, wahrscheinlich wie meine Mutter. Ich habe meinen Kindern, meinem Kind, das Leben zerstört, in der verdrehten Realität, die ich als die wahre ansah, sie jahrelang von einer Untersuchung zu anderen zu schleifen, in der Hoffnung, die Ursache für ihre Beschwerden zu finden. Obwohl die Ursache vor meiner Nase offen dalag. Nur wollte ich sie nicht sehen. Und begreife es heute immer noch nicht. Suche immer noch nach einer Erklärung, um die Situation anders aussehen zu lassen, was aber dazu führt, dass meine Tochter auch in mir das Vertrauen verliert, da ich immer auf ihrer Seite stand, aber nun nicht mehr kann, da ich alle meine Kinder beschützen will.
Sie drehte ihren Kopf weg und ihr liefen die Tränen über die Wangen.
Er schaute besorgt zu ihr. Das hört sich aber gar nicht gut an. Es tut mir leid, dass ich dich jetzt so überfallen habe, lassen wir die Vergangenheit ruhen. Wenn du jemanden brauchst, auch nur zum Zuhören, ich bin da, du hast ja noch meine Nummer.
Es tut mir leid, aber ich, ich habe dich schon genug mit meinen Problemen belästigt.
Nein ehrlich, ich habe dir schon am Anfang an gesagt, ich werde immer für dich da sein.
Aber du warst es nicht.
Du hast recht, mir ging es wie dir, ich habe versucht, mich aus der Affaire zu ziehen, mit der Folge, dass die Anderen sich zwischen uns schieben konnten. Tut mir so leid, bitte, verzeih mir, das ist das Einzige, worum ich dich noch bitten möchte.
Er nahm kurz ihre Hand in die seine und legte sie an sein Herz.
Ich muss am nächsten Halt aussteigen, mein Schwager holt mich vom Bahnhof ab.
Ich habe dir nichts zu verzeihen, du hast so reagiert, wie du musstest.
Nein, man hat mich unter Druck gesetzt, sprich erpresst.
Sie schien erschrocken, aber auch neugierig zu sein.
Ich muss jetzt aussteigen, ich hoffe wir hören voneinander.
Ja, ich denke schon, Nico, ich wünschte, wir könnten uns doch noch einmal richtig aussprechen, aber im Moment, wie gesagt, ich bin fertig mit allem.
Jederzeit Ariana, zögere nicht, mich zu kontaktieren, wenn du jemanden brauchst. Sorry aber der Bus fährt schnell weiter.
Er nahm sie kurz in die Arme und drückte sie fest an sich. Hab dich lieb. Flüsterte er ihr zu.
Ich dich auch. Antworte sie ihm.
Grüß Töchterchen von mir.
Mach ich.
Leb wohl bis dann.
Er schnappte sich sein Gepäck und eilte aus dem Bus. Ariana schaute ihm, hinterher bis der Bus seine Fahrt vollständig aufgenommen hatte.
Dann legte sie ihren Kopf an die vibrierende Scheibe des Busses und schloss die Augen.
Nach fast fünf Stunden Fahrt im Reisebus kamen sie morgens in der Stadt an, indem das Konzert stattfinden sollte. Ariana streckte sich und raffte ihre Sachen zusammen, um auszusteigen. Ihre Tochter lief schon die Treppen hinunter und wartete draussen auf ihre Mutter. Schaffst du es, oder soll ich dir helfen? - Geht schon, so alt bin ich ja nun auch wieder nicht. - Mit wem hast du denn da im Bus vorher Selbstgespäche geführt? - Selbstgespräche? Nein, das war Nico, hast du ihn nicht erkannt? - Nein, denn neben dir war ja niemand. - Was meinst du damit? Nico sass doch neben mir und... - Mama, ich glaube du hast geträumt und im Schlaf geredet, da war niemand ausser dir und mir in dieser Reihe! - Ariana fasst sich an den Kopf, das ist doch nicht möglich, dass ich mir das nur eingebildet habe! - dachte sie beunruhigt. Man kann es auch "träumen" nennen, Mama, du hast geträumt, und von wem auch immer, komm jetzt, der Bus fährt weiter, oder willst du dein Konzert heute Abend verpassen? - Nein, natürlich nicht! - Sie lief ihrer Tochter hinterher und sie begaben sich zu der nächsten Tramstation. Sie hatte ein Hotel gleich neben der Konzerthalle gebucht, um große Fahrten in der Großstadt zu vermeiden.Ariana ging auf den Rezeptionstisch zu, um sich einzuchecken, als gerade eine Gruppe von Gästen vor ihr an die Rezeption wollte. Sie blieb augenblicklich wie angewurzelt stehen. Ihre Tochter lief ihr geräuschvoll in den Rücken. Dabei fiel ihr ihr Smartphone auf den Boden. Genervt fragte sie ihre Mutter:
Was ist denn nur los mit dir, so einfach zu stoppen!
Ariana, antwortete: Tut mir leid, aber sieh mal, wer da ist!!!
Na wer denn, ach, meinst du den Typen mit dem Gitarrenkoffer, das ist doch nicht der Sänger, oder?
Doch, doch das ist er!
Ah ok, der sieht ja noch älter aus als Du!
Danke sehr, aber ich finde, er sieht sehr sympathisch aus, mehr als noch auf seinen Videos und Konzertaufnahmen.
Na ja ...
Arianas Tochter wollte gerade ihr Smartphone aufheben, als der Herr mit dem Gitarrenkoffer es aufhob und ihr gab.
Er sprach sie in Englisch an.
Meine Damen, Verzeihung, wir haben wohl die Vorfahrt nicht beachtet. Bitte sehr, ihr Handy!
Ariana lachte laut auf und wurde puterrot und stotterte vor sich hin:
Ach ja danke ihnen.
Ihre Tochter fügte in Französisch hinzu:
Ja danke sehr!
Er schaute auf und fragte:
Sie sind aus Frankreich?
Hmm, nein aus Korsika.
Ja, und wir kommen extra, um ihr Konzert heute Abend zu besuchen. Naja, meine Mutter, ich begleite sie nur.
Aus Korsika, sie kommen extra aus Korsika, um unser Konzert zu besuchen?
Nein, wir wohnen in Nürnberg.
Ah, na das freut mich, meine Fans persönlich zu begrüßen, und sie sprechen französisch in Korsika, ich dachte das gehört zu Italien?
Ja das denken viele, nein es gehört zu Frankreich, aber die Identität der Inselbewohner ist eher mediterranisch, korsisch eben, mit eigener Sprache, eigener Kultur und Geschichte und vor allen Dingen eigener Musik.
Das hört sich interessant an, und wie sind sie denn auf meine Musik, bzw. auf die griechische Musik gekommen und was bedeutet Griechenland für sie?
Tja, also ich habe vor ein paar Jahren einen schweren Unfall gehabt, um mich wieder zu rehabilisieren suchte ich im Internet nach Musik, die zur therapeutischen Anwendung empfohlen wird, und da bin ich auf ihre Musik gestoßen, und war von Anfang an hin und weg. (Sie behielt für sich, dass er in jungen Jahren, auf den Videos, die sie zuerst entdeckt hatte, ihrer ersten großen Liebe ähnelte, die sie auf tragische Weise verloren hatte - das hatte sie bisher niemanden anvertraut, nicht mal ihrer Tochter.) Und außerdem habe ich schon von klein an Kontakt zu der griechischen Kultur gehabt, die mich immer fasziniert hat. Mein Großvater war Altgriechischlehrer und hat mir, als ich noch sehr klein war, Lieder in Griechisch vorgesungen. Mein Onkel, der Bruder meines Vaters, war Deutschlehrer und hatte viele griechische Schüler und Schülerinnen, und war sogar mit einer Griechin verlobt. Leider ist sie zurück nach Griechenland gegangen. Sie hat mir, wenn sie zu Besuch war, auch wunderschöne Lieder vorgesungen, u.a. „Sto Perigiali To Krifo“, ein so wunderschönes Lied, welches wie ein Teil von mir geworden ist. Lange Jahre hatte ich es in mir verborgen, und dann kam es auf einmal hervor, wieder entdeckt im Internet. Von Ihnen gesungen, ist es noch eindrucksvoller.
Danke sehr!
Von Herzen gerne!
Mein Onkel reiste oft nach Griechenland, wie auch mein Vater, der mir dann immer Souvenirs mitbrachte, wie eine kleine Minimandoline, die eine Spieluhr war, mit der Melodie von „Ta paidiá tou Peiraiá“. Tschuldigung für die schlechte Aussprache, aber ich bemühe mich, Griechisch zu lernen.
Keine Ursache ist doch nicht schlecht.
Sie setzte ihren Wortfluss fort und ihre Tochter, verdrehte die Augen.
Und mein Vater hat mir sogar einen griechischen Vornamen gegeben, eigentlich ist es mein zweiter, aber ich benutze ihn als Pseudo für meine Präsenz im Internet. Und ich habe ihn auch an meine Tochter weitergegeben.
Und wie heißen sie beide denn?
Ich heiße Cassiopeia, mit zweiten Vornamen. Meine Tochter habe ich Dorea, Elpida, Cassiopeia genannt.
Oh, das klingt schön, Elpida, hieß meine Mutter! entgegnete er mit einem traurigen Flimmern in den Augen.
Wie die Verlobte meines Onkels, die meine Tante werden sollte.
Ja, es ist ein klassischer griechischer Vorname, der auch heute wieder sehr beliebt ist, aber Cassiopeia bleibt eine Seltenheit.
Ja, mein Vater musste damals extra zur griechischen Botschaft gehen, um sich bescheinigen zu lassen, dass Cassiopeia als Mädchenvorname zulässig ist, da das Standesamt hier in Deutschland ihn nicht anerkennen wollte.
Er griente, schien aber einen Augenblick zu überlegen.
Cassiopeia Filomena?
Ja, das ist mein Pseudo auf Facebook und Co.
Aja, also deswegen kommen sie mir so bekannt vor. Ich habe da ein wenig in ihrem Profil herumgestöbert, sehr interessant.
Sie war mehr als erstaunt und fragte sich, wie ihm bei den Massen von Kommentaren unter seinen Videos und Posts, gerade ihr Name und ihr Profil auf fallen konnte.
Na, ihr seid ja echte Griechenlandinsiderinnen, es ist mir eine Ehre, für euch heute Abend zu singen, dann hoffe ich, unser Konzert wird euch gefallen.
Ganz bestimmt, sie lächelte ihn anhimmelnd an, und ihre Tochter schaute sie besorgt von der Seite an.
Meine Damen, ich lasse ihnen jetzt den Vortritt, meine Freunde haben nun schon den Check-in gemacht, dann bis heute Abend. Hat mich sehr gefreut, sie kennen zu lernen.
Ja, danke sehr, hat uns auch sehr erfreut, dann bis heute Abend! Stammelte sie nach Luft schnappend und schaute ihm nach, wie er zu seinen Musikerkollegen ging, die inzwischen auf ihn warteten.
Der Konzertsaal hatte sich bis auf einige wenige Plätze gefüllt. Durch den Raum hallte ein leises Gemurmel. Ariana und Dorea hatten in der Mitte einer der ersten Reihen des Saals gesetzt.
Das Konzert sollte gegen 21 Uhr beginnen. Ariana fragte sich, ob die griechischen Musiker auch so verspätet mit ihrem Repertoire anfingen, wie die Korsischen. Einmal hatte sie bei einem Konzert bis über drei Stunden gewartet, bis es endlich losging. Aber das hatte sich gelohnt. Sie war eben eine echte Konzertanbeterin. Mit den Kilometern, die sie auf Korsika in fast dreissig Jahren zurückgelegte, um ihren Lieblingsgruppen und Künstlern quer über die ganze Insel zu folgen, hatte sie ein paarmal den Globus umrundet.
Die Bühne war in dunkelblauen Samt gehalten. Einige Lichtprojektoren zauberten glitzernde Sterne an den Hintergrund. Der Bühnenboden schien aus rosagrauen Marmorimitat zu bestehen. Ein krasser, aber augenbeweidender Kontrast. Links stand ein elfenbeinweisser Flügel, in der Mitte auf einem kleinen Podest einige Perkussionsinstrumente und vorne rechts, einige Saiteninstrumentenhalter.
Und dann ging es endlich los. Die Lichter wurden vollständig gelöscht. Man konnte im Schatten der Notbeleuchtung einen Musiker wahrnehmen, der sich mit seiner kleinen Mandoline in der Mitte auf einem Hochhocker niederließ. Er leitete eine kleine Melodie ein, die Ariana gleich als den Vorspann von „Sto Perigiali To Kryfo“ erkannte. Ariana lächelte selig und ihre Tochter bemerkte sofort, wie intensiv sie dieses kleine Lied bewegte. Sie nahm ihre Hand und drückte sie fest. Ariana drückte sie ebenso fest, wie die ihre.
Er sang dieses Lied, sanft, auf seine Art, die Ariana so bewunderte und schaute lächelnd in die Menge. Nach dieser Einleitung begrüßte er seine Zuschauer erst in Englisch dann auf Griechisch.
Liebes Publikum, wir freuen uns, heute hier für Euch zu singen, und wir begrüßen herzlich unsere treuen Fans, und die, die von so weit angereist sind, um mit uns heute Abend hier zu feiern. Wir begrüßen insbesondere Cassiopeia und Dorea!
Ariana riss die Augen weit auf, und ihr blieb der Mund offenstehen. Dorea erhob den Likefinger und rief laut in Korsisch: Ti ringraziu assai! Danke schön!
Ariana zog ein wenig die Schultern ein. Sie hatte den Eindruck, dass sich alle Blicke auf sie beide richteten. Aber dann ging es sogleich weiter mit „Kaimos. Die Zuschauer waren sofort in Stimmung, schunkelten, klatschten im Rhythmus und sangen lauthals mit. Ariana tat es ebenso und schwang die griechische und korsische Fläggchen, die sie extra dafür mitgebracht hatten. Dorea klatschte in die Hände und beobachtete die Bühne und ab und zu ihre Mutter, die total enthusiastisch im Geschehen mit aufging. Die Stimmung blieb munter und von Harmonie erfüllt, auch wenn einige melancholischere Stücke folgten. Das Repertoire blieb eine bunte Mischung aus traditionellen Weisen, modernen und kontemporären Stücken. Für jeden Geschmack war etwas dabei.
Das Konzert dauerte fast zwei-ein-halb Stunden lang. Nach dem letzten Lied der Zugabe verabschiedete sich der Sänger von seinem Publikum, nachdem er noch seine Musikerkollegen vorgestellt hatte. Überraschenderweise hängte er noch ein Lied daran. Er sprach erneut in die Menge, diesmal nur in Englisch: Dieses Lied ist nur dir gewidmet, liebe Cassiopeia, meiner lieben Freundin aus Korsikí!
Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Er schaute zu ihr in die Mitte und lächelte sie strahlend an.
Und diesmal richteten sich wirklich alle Augen im Saal auf sie. Ariana nahm die Hand ihrer Tochter und drückte sie fest.
Hast du das auch gehört, oder träume ich schon wieder vor mich hin?
Nein, ich habe auch genau gehört, dass er dir das kommende Lied widmet, und es ist ein weiteres Lieblingslied von dir. Ta Pedia tu Pirea - die Kinder von Piräus - wow, er scheint dich zu gut zu kennen!
Das ist mir echt ein wenig peinlich! Flüsterte sie ihrer Tochter zu. Stell dir mal vor, seine Frau ist mit im Saal, was soll die denn denken!
Tja, du bist ja Spezialist als Exgroupie!
Ach hört doch bitte auf, das hat doch gar nichts damit zu tun. Sicherlich hat er auf meinem Profil bei FB reingeschaut – ich habe da noch vor kurzem dieses und die anderen Lieder gepostet von ihm, und auch auf seiner Künstlerseite geliked.
Er trug dieses letzte Lied für diesen Abend mit Inbrunst vor und nach dem schallenden Applaus, traten er und seine Musikerkollegen ab. Das Publikum erhob sich und begab sich geräuschvoll zu den Ausgängen. Ariana und Dorea taten es ebenso.
In der Empfangshalle gab es einen Verkaufstisch, wo die letzten Alben des Künstlers angeboten wurden. Er kam dann auch hinzu, um die gekauften Alben zu signieren. Das alles kannte Ariana ja schon von den Konzerten der Gruppen auf Korsika. Aber sie hatte sich vorgenommen, es nicht mehr so wie früher zu machen. Doch war der kleine Schweinehund von Dingsbums Syndrom doch starker als ihr eigener Wille? Sie war erwachsen und reifer als damals. Oder doch nicht? Gern hätte sie sich nun doch dort eingereiht und sich ein Album signieren lassen, von dem Künstler, den sie anbetete.
Willst du noch ein Album kaufen? Fragte sie ihre Tochter.
Nein, ich habe sie ja alle im Download.
Bist du sicher, da ist er drei Meter von dir entfernt!
Dorea, bitte, es hat mir sehr gut gefallen, aber das war es nun, komm lass uns gehen!
Na bitte, und ich dachte, ein Groupie bleibt immer Groupie, egal welches Alter.
Sie schüttelte den Kopf.
Der Sänger diskutierte noch mit einigen seiner Fans, dann schaute er zu ihnen herüber und rief ihnen zu:
Cassiopeia, Dorea, könnt ihr Mal herkommen, ihr wollt doch nicht einfach so weg ohne Aurevoir zu sagen, entgegnete er diesmal in Französisch, wenn auch mit Akzent.
Ariana schaut erschrocken auf.
Dorea schob sie vorwärts zu ihm hin. Er verabschiedete die Fans um sich herum und gab Ariana und Dorea Zeichen, ihm zu den Logen zu folgen.
Ariana war puterrot im Gesicht geworden und musste mehrmals tief durchatmen.
Nun stell dich doch nicht so an. Er mag dich!
Ariana blieb stumm. Sie versuchte ein freundliches Lächeln auf zu setzen.
Er ließ sie in die Loge ein und bat sie, sich zu setzen und ließ sich in einen Rollsessel ihnen gegenüber. Und wie hat es Euch gefallen, das Konzert?
Es war wunderbar und danke sehr für die persönliche Zugabe.
Gern geschehen. Also Ariana, so ist doch dein Rufname?
Ja, ja ...
Nach unserem Gespräch heute Morgen, hab ich noch ein bisschen auf deinem Profil geschmult und bin dann auf einige Fotos gestoßen. Und zwar auf diese hier!
Er zeigte ihr einige Fotos auf seinem Handy, die er anscheinend von ihrem Profil heruntergeladen hatte.
Darf ich fragen, wer diese beiden Herren auf dem Foto sind?
Ariana war verwirrt. Was interessierten ihn ihre alten Familienfotos?
Das ist mein Vater, rechts, und daneben sein Bruder, mein Onkel. Und die Kleine mit den Locken, das bin ich. Und die junge Frau, neben meinem Onkel, das ist seine Ex Verlobte mit ihrem Kind.
Dorea musste grinsen.
Er nickte mit dem Kopf und kramte in seinem Rucksack herum, dann holte er ein Foto aus seiner Brieftasche heraus und zeigte es Ariana und Dorea.
Das Foto schien ein Original zu sein. Es war schwarzweiß, ein wenig zerknittert und vergilbt. Er reichte es ihr.
Dieses Foto und noch andere dieser Art, habe ich im Nachlass meiner Mutter gefunden, nachdem sie verstorben war.
Oh, das tut mir so leid, meine Anteilname!
Danke.
Er reichte ihr das Foto. Sie begutachtete es und stellte eindeutig fest, dass es fast dasselbe war, dass sie hochgeladen hatte. Nur stand hinten etwas darauf und zwar in deutscher Schrift, die Ariana sehr bekannt vorkam. Sie glaubte, ihren Augen nicht zu trauen, und las laut vor:
Meine geliebte Elpida und unser Sohn Lisias, ich Sigfried und mein Bruder Wilfried mit seiner Tochter Ariana-Cassiopeia im Mai 1979.
Ariana fiel das Foto fast beinahe aus der Hand, die zitterte. Sie schaute Lisias direkt in die Augen. Er lächelte sie sanft an.
Dann ging er auf sie zu und nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
Sie erwiderte seine Umarmung, schloss die Augen und betete im Stillen:
Bitte lass das nicht wieder ein Tagtraum sein.
Als er sich langsam von ihr löste, rief sie ihm zu:
Bitte kneife mich doch mal, wie damals, damit ich sicher sein kann, dass ich nicht träume!
Er lachte und entgegnete sanft.
Ja, daran erinnerst du dich noch, Ariana-Cassiopeia, du bist meine Cousine, und du liebe Dorea, meine Nichte, herzlich willkommen in der Familie!
Ich bin völlig in den Wolken, mein Onkel Sigi ist dein Vater und Elpida war deine Mutter, meine liebe süße Tante Elpida!
Ja, ich habe noch einen Brief von meiner Mutter, in dem sie mir schreibt, dass sie damals schwanger von ihrem selbsterwählten Verlobten, also Sigfried war, und dass ihre Familie ihn nicht als ihren zukünftigen Ehemann akzeptieren wollte. Sie wurde verheiratet und ihrem Ehemann hat man mich als seinen Sohn untergeschoben. Er hat mich angenommen, obwohl ich erst nach ihrer Heirat geboren wurde. Sie hat es ihm nie gestanden, es blieb ein Geheimnis bis zu ihrem Tod, und ich hatte und habe auch keine Lust, es ihm mitzuteilen. Wir hatten nie einen guten Kontakt zueinander.
Das tut mir leid.
Braucht es nicht, es lag nicht daran, dass ich nicht sein leiblicher Sohn war, meine Halb-Schwestern hat er auch kaum beachtet. Er war einfach immer unterwegs aufgrund seiner Arbeit. Meine Mutter hat uns sozusagen alleine großgezogen.
Ach die liebe Elpida, wie gern hätte ich sie wiedergesehen!
Tja, sie ist leider nur 88 Jahre alt geworden. Und Sigi, lebt er noch?
Ja, er ist fast 90 und lebt schon seit langen seit Einsiedler in der Nähe von Karlsruhe.
Ok, also Ariana, ich freu mich so sehr, dass wir uns wiedergefunden haben. Könnten wir Onkel Sigi, das heißt, meinen Vater besuchen?
Wie gesagt, er ist fast 90, und nicht sehr gesund. Ich rufe ihn mal an und frage, ob es ihn nicht stören würde, wenn wir irgendwann kurz vorbeikommen können.
Ich hoffe, er akzeptiert und ihr kommt uns dann bald mal in Griechenland besuchen.
Oha, das wäre ein Traum, ich war bisher nie dort. Hab all meine Liebe Korsika gewidmet.
Na dann wird es ja Zeit, endlich mal das Land der Götter zu besuchen und die ganze Familie kennen zu lernen. Meine liebe Cousine, meine liebe Nichte, pame, pame, aufgehts!
hier geht es bald weiter, bleibt dran!
Texte: Miluna Tuani
Bildmaterialien: Bilder von Alp Cem, Mikele Designer, Maike und Björn Bröskamp auf Pixabay
Cover: Bild von Alex B auf Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2022
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