1. und 2. November I Santi - Allerheiligen und Allerseelenfest
Das Allerheiligenfest wird traditionell am 1. November gefeiert. Sein Ursprung liegt nicht in biblischen Texten, sondern ist auf den Ritus des keltischen Neujahrsfests zurückzuführen, welches „Samain“ genannt wurde, was so viel wie „die Versammlung“ bedeutet.
Es ist ursprünglich ein fröhliches Fest, weil es alle Heiligen ehrt. Auf das Allerheiligenfest folgt das Allerseelenfest, am 2. November. Es ist der Moment, wo Zeit und Raum, das Unsichtbare mit dem Sichtbaren kommunizieren, um die Vorfahren zu ehren und einen Kontakt zu den Verstorbenen aufzunehmen. Im Laufe der Zeit ist das Allerheiligenfest mit dem Allerseelenfest verschwommen. Um seine Verstorbenen zu ehren werden Herbstchrysanthemen in Töpfen auf die Gräber gebracht um sie zu verschönern.
Die Herbstchrysantheme ist in dieser Jahreszeit die am meisten verkaufte Blume. Sie ist das Symbol der Toten. Auch stellt man abends rote und weisse Öllichter auf die Gräber und auf die Fensterbänke, um den Weg für die Verstorbenen zu erhellen.Auf Korsika nimmt das Allerheiligenfest die antiken Feierlichkeiten der Ehrung der Toten wieder auf. Der Glaube herrscht noch heute vor, dass die Verstorbenen an diesem Tag dahin zurückkehren, wo sie vorher gelebt haben. Deshalb lassen die Familienangehörigen der Verstorbenen ein Glas Milch und einige geröstete Esskastanien auf dem Tisch oder auf dem Fenstersims bevor sie zu Bett gehen. Am nächsten Morgen liest man dann in der Asche im Kamin die Zeichen einer eventuellen Präsenz der Verstorbenen.©Miluna Tuani
Das Fest des Sant'Andria
Ein anderer Ritus, der nach dem zweiten Weltkrieg leider verloren gegangen ist, sah vor, dass die jungen Leute in den Dörfern auf die Kirchtürme steigen und die Glocken aus eigener Kraft so lange läuten bis sie nicht mehr konnten. Zu Zeiten als es noch keinen Friedhof in den Dörfern gab, erbaute man die Grabstätte auf dem eigenen Grundstück, und von weiten konnte man die kleinen roten Lichter der immerwährenden Ölkerzen überall in der Umgebung schimmern sehen. Und zum Abschluss des Allerheiligenmonats wird am 30. November auf Korsika das Fest des Sant'Andria gefeiert, das ein wenig Halloween gleicht. Am Abend dieses Tages versammeln sich die Kinder und Jugendlichen des Dorfes zusammen mit zwei Dorfältesten, dem Precantula (dem Prediger) und dem U SACCU (dem Sackträger), um singend und predigend von Haus zu Haus zu ziehen und bei den Dorfbewohnern um Gaben zu bitten.
Sie singen:
Aprite! Aprite! A Sant' Andria
chi vene da lunga via.
A i pedi cunghjalati:
e ha bisognu di riscalda
si d'un buon bichier'di vinu!
(Öffnet dem Sant’Andria, der von weit herkommt, den die Füße nicht mehr tragen und der sich ausruhen möchte, bei einem guten Glas Wein.) Der Tradition nach geben die Hausbesitzer Obst, Süßigkeiten, Backwerk und Wein, und der Legende nach, sucht Unglück den heim, der nichts geben will. Am Ende des Umzugs versammeln sich alle Umzügler und setzen sich auf dem Dorfplatz vor einem Feuer nieder, um ihre gesammelten Schätze zu teilen. © Miluna Tuani
Allerheiligen ist eine Gelegenheit für Familien, zusammenzukommen, um ihrer Vorfahren zu gedenken. Auf Korsika, wie auch in anderen Ländern der Welt, hat das dazugehörige Festmenü einen Ehrenplatz. In den verschiedenen Regionen der Insel laufen die Vorbereitungen zur Herstellung des traditionellen „Brotes der Verstorbenen“, welchen dann bei den Feiern aber auch bei den Messen dargeboten wird. Es wird typisches traditionelles Gebäck wie Bastelle oder Scacce gefertigt, und jedes Familienmitglied verteilt es unter Freunden und Nachbarn, um deren Verstorbenen zu ehren und ein Geschenk zu machen. Auch werden von den Dorfältesten an alle Bewohner des Dorfes, Hammelfleischviertel und Sciacce mit Brucciu und Rosinen gefüllt verteilt. In Bastia wird das traditionelle Allerheiligenbrot, die Salviata hergestellt, eine Art 20 bis 30 Zentimeter langer Kuchen in S-Form aus Butterweizenmehlteig, der vorher mit getrocknetem Salbei und Anislikör aromatisiert wird.
Von Taravu bis Bunifaziu: Totenbrot, Pappuli und CiacciIn Bunifaziu bäckt man das "Brot der Toten" am 2. November, aus Mehl, Zucker, Butter, Eiern, Zitronenschale, Walnusskernen und Rosinen. Vom Taravu, Valincu, Sartenais, bis Bunifaziu kosten wir "u pani di i morti", das Brot der Toten. Ein Brot, wie der Name schon sagt, mit Nüssen und Rosinen verziert.
Bestimmte Gerichte findet man eben nur in einer bestimmten Mikroregion. In der Gegend von Sartè und Alta Rocca sind es die traditionellen "Ciacci" mit trockenem Brocciu und Rosinen. Im unteren Tal vom Taravu, von Livesi bis Pitretu-Bicchisgià, sind es die "Pappuli" oder "Pappuleddi": kleine Tüten gefüllt mit frischen Trauben, nur wenige Tage vor der Zubereitung getrocknet. In Livia wird das traditionelle "Potato Ciacci" zubereitet. In der Region Vicu und Umgebung ist die Produktion von "Bastelle" ein unverzichtbares Ereignis, das erwartet und respektiert wird. In Ortu wird jedes Jahr der Verein Crena Ortu mobilisiert, um diese Tradition zu pflegen. In kollegialer Weise teilen sich die Bewohner und Einheimischen des Dorfes die Aufgaben. Während die einen den Teig vorbereiten, kümmern sich andere um die Füllung. Der Ofen wird am Vortag eingeschaltet und warm gehalten, bis die Bastelle, mit Kartoffeln garnierte Brötchen, in einer altmodischen Presse bearbeiteten Kürbis, Mangold oder Zwiebeln gekocht werden. Eine Veranstaltung, die den Stammgästen am Herzen liegt: „Es ist eine gute Zeit für das Dorf! Dies ist eine Gelegenheit, um die Bastelles bei einem guten Glas Wein und Gesang zusammenzukommen! - erklärt ein Bewohner, ursprünglich aus Ortu. Die Herstellung von Bastelle ist ein Moment des Lebens in den Dörfern von Dui Sorru, der dank der Beständigkeit der Einwohner, die sich bemühen, die Tradition weiter fortzusetzen, nicht verschwinden wird. © Miluna Tuani
Inseltraditionen, die Sie während Ihres Allerheiligen-Urlaubs auf Korsika nicht verpassen sollten! In Bastia und Umgebung wird das traditionelle Allerheiligenbrot, die Salviata hergestellt, eine Art 20 bis 30 Zentimeter langer Kuchen in S-Form aus Butterweizenmehlteig, der vorher mit getrocknetem Salbei und Anislikör aromatisiert wird.
Vorbereitungszeit : 40 min
Zutaten für zwei Salviata für ca. 6 Personen
300 g Mehl
2 Eier
125 g Puderzucker
60 g Butter
1 Beutel Backpulver
1 Prise Salz
2 EL getrocknetes Salbeipulver
evtl 1 bis 2 TL Anislikör
Zubereitung:
In einer Schüssel Mehl, Puderzucker Backpulver und 1 Prise Salz vermischen
Ganze Eier hinzufügen und gut unterrühren
Butterstücke auf Raumtemperatur gebracht einarbeiten
alles verkneten bis ein weicher Teig entsteht, der nicht an den Rändern der Schüssel klebt
anschließend das getrocknete Salbeipulver hinzugeben
Backofen auf 180 ° c vorheizen
den Teig in zwei gleiche Stücke teilen
Pergamentpapier auf Backblech auslegen
jede Kugel flach drücken und eine S-Form machen
etwa 20 Minuten backen auf 180° c
danach herausnehmen und abkühlen lassen
mit Puderzucker bestreuen.
servieren und genießen!
Panu di u morti, das traditionelle Brot, das ausschließlich für die Verstorbenen bestimmt ist, um sie auf ihrer letzten Reise zu begleiten oder vor der Grablegung zu essen. Das Brot wird dann in der Allerheiligennacht auf dem Tisch oder am Fensterrand liegen gelassen.
Zutaten:
250g Mehl
60g Butter
2 Eier
50g Zucker
10 cl Milch
1 Päckchen Backhefe
60 g Rosinen
60 g geschälte Walnüsse
abgeriebene Schale 1 Zitrone
Zubereitung:
moderne Methode:
Geben Sie alle Zutaten in Ihren Brotbackautomaten, sogar die Nüsse. Wählen Sie dann ein Programm vom Typ „Brioche“ und planen Sie 1h30 Kneten ein.
Dann Teigkugeln formen und in den Ofen geben.
Traditionelle Methode:
das Mehl in eine Schüssel geben und in die Mitte eine Mulde drücken. Zucker, geschmolzene Butter, Milch, Hefe und Zitronenschale hinzugeben
die restlichen Zutaten außer den Nüssen und Rosinen mischen
zu einem homogenen elastischen Teig zehn Minuten lang auf einer zuvor mit Mehl bedeckten Arbeitsfläche verkneten
die Nüsse hacken und die Rosinen dann zum Teig geben. Daraus eine Kugel formen und sie zurück in die Schüssel legen
mit einem sauberen Geschirrtuch abdecken und den Teig ca. etwa 1 Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen
danach in zwei Hälften teilen, um zwei Kugeln zu bilden, und den Teig mit einem verquirlten Eigelb bestreichen, damit die Brote goldbraun werden
den Backofen auf 180 °C vorheizen und 40 Minuten backen.
hier die Variante aus der Gegend um Bonifacio
Brot zu Ehre der Verstorbenen, aber zum Verzehr der Lebenden gedacht
Zutaten:
750 g Mehl
250 g Zucker
80 g Olivenöl
2 Eier + 1 Eigelb
200 g Walnüsse, in Stücke, geschält
200 g Rosinen
40 g frische oder getrocknete Backhefe
1 Zitrone
3 Prisen Salz
Zubereitung:
die Hefe in 25 cl lauwarmem Wasser auflösen
das Mehl In eine Schüssel geben und eine Mulde in der Mitte eindrücken
die Hefe-Wasser-Mischung zugeben und 3 Prisen Salz hinzufügen
dann den Zucker, das Öl, die geschlagenen Eier hinzu geben und alles ca. 5 Minuten lang durchkneten
zerkleinerte Walnüsse, Rosinen und die abgeriebene Zitronenschale unter den Teig ca. 5 Minuten einarbeiten.
bei Zimmertemperatur mit einem Tuch abdeckt ca. 4 Stunden gehen lassen (z.B. im Backofen bei 30°)
wenn der Teig fertig aufgegangen ist, die Schüssel aus dem Ofen nehmen
den Ofen auf 180 ° C vorheizen
den Teig zu einen runden Laib formen und auf einem mit Backpapier bedeckten Backblech mit in etwas Wasser verdünntem Eigelb bestreichen
bei 180 °C den Teig ca. 40 Minuten backen.
wenn das Brot goldbraun ist, herausnehmen und auf einem Rost abkühlen lassen
dieses Brot wird gern zum Frühstück oder zum Nachmittagskränzchen zum Allerheiligen und Allerseelenfest gegessen.
Viel Spaß beim Nachbacken und Guten Appetit
© Miluna Tuani
Texte: Miluna Tuani
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
allen Korsikafans und denen, die es noch werden möchten...