die regierte gutherzig und gerecht in ihrem Reich. Die Burgfestung, umgeben von ihrer mediävalen Stadt, thronte wie ein Adlernest auf einem Berggipfel, in dessen Bauch sich eine Ader eines seltenen Kristalls befand, der in einer Miene abgebaut wurde. Seltsame aber gutherzige Kreaturen, einer Art menschengroßen Maulwürfen, errichteten im inneren des Berges ihre Wohnstätten und beförderten den Kristall als Abfall nach draußen. Dieser Kristall war rotviolett und wurde in den Werkstätten des Reiches zu Schmuckstücken, Heil-und Ritualsobjekten verarbeitet, und im ganzen Lande und weit über die Grenzen hinaus verkauft. So blieben die Reichskassen angefüllt. Das Reich der Königin Alishayah war bewohnt von fleißigen Leuten, wie Bauern, die die Nahrungsspeicher abfüllten, Handwerkern, die alle Art von Artikeln anfertigten, die das Leben angenehm machen, aber auch von Weisen und Gelehrten, die sich dem geistigen und dem seligen Wohl und der Erziehung der Kinder kümmerten und Heilkundigen, die sich der Gesundheit aller annahmen, und natürlich auch Musikanten, Schauspielern, und Gauklern, die für Unterhaltung sorgten. Die selbstlose Königin wachte persönlich darüber, das jedem Untertan ihres Reiches an nichts fehlte. Herzensgut hatte sie jederzeit Geduld und Ohr für ihre Untertanen; deshalb machte sie oft Rundgänge in der Stadtfestung, besuchte Marktplätze, Werkstätten, Güter und Privathäuser, begleitet von ihren Vertrauten. Sie war so mit ihrer Berufung beschäftigt, dass die Jahre vergingen, ohne das sie sich um ihre eigenen Bedürfnisse kümmerte. Sie befand sind in den besten Jahren, war außergewöhnlich schön, spirituell und intelligent, aber in ihrem inneren schien sie traurig zu sein: sie lächelte sehr selten und auf ihrem herzförmigen Gesicht lag ein Schatten von Melancholie. Sie trug nur zu festlichen Anlässen farbenprächtige Gewänder, Tag ein Tag aus wandete sie sich in grau oder schwarz. Ihr wallendes kastanienbraunes Haar ließ sie schlicht zu einem dicken Zopf flechten, und verdeckte ihr schönes mädchenhaftes Gesicht mit einer dunklen Stola. Eines schönen Sommermorgens stand sie vor ihrem Spiegel, betrachtete ihr Gegenüber sinnend und dachte: »Bald habe ich das Alter überschritten, meine Erbfolge zu sichern und Nachkommen auf die Welt zu setzen…Jedes Jahr buhlen die stärksten und attraktivsten Prinzen und Edelmänner bei den Rivalenkämpfen um meine Hand; sie riskieren und lassen ihr Leben, in der Hoffnung, von mir als Bräutigam erwählt zu werden, aber ich kann mich zu keinen von ihnen entscheiden, da ich nur einen einzigen liebe, so lange schon bin ich über alles in ihn verliebt, meinem Harfenisten, einem der berühmtesten und beliebtesten Künstler in meinem Reich: er spielt die zauberhafteste Musik, er hat die sinnlichste und melancholischste Stimme aller Stimmen und er ist von einer so ätherischen Schönheit, einer Divinität gleich; seinem übernatürlichen Charisma gegenüber fühle ich mich wie ein unscheinbares kleines Etwas, von der ihm anhimmelnden Masse zertreten; wie oft habe ich mich verkleidet und unter das Volk gemischt, um seinen Konzerten zu lauschen, ich bin fast im Boden versunken, als er meine Augen mit den seinen einfing, und mit so sinnlichen, so ausdrucksvollen und so liebenden Gesten zu mir hin sang; unsere Augen und auch unsere Seelen verfangen sich jedes mal, und dann, dann kam er einmal einfach so auf mich zu, lächelnd offen, und was tat ich? Ich nahm die Flucht, panisch rannte ich weg, ich musste weg, musste fliehen, vor meinen eigenen Gefühlen, zurück in den Palast, zurück in meine Rolle der Königin, ich sah und ich spürte seine Enttäuschung und sein Unverstehen, warum ich mich jedes mal so von seiner zärtlichen, pur gebenden Gesten wegriss und in der Menge verschwand…und nun leide ich, jede Sekunde ohne ihn, ist eine Ewigkeit für mich, mein Herz blutet nach Sehnsucht nach ihm, ich fühle das Leben ohne seine Nähe immer mehr aus mir weichen, bald werde ich nicht mehr in der Lage sein, meiner Berufung gerecht werden zu können… » -Die zu Tode betrübte Königin wandte sich von ihrem Spiegel ab, warf sich auf ihr Himmelbett und schluchzte leise vor sich hin.
Einige Tage Später stand der nachmittägliche Rundgang in der Stadt an. Die Königin ließ sich ihre Gewänder anlegen, und stieg lustlos in ihre Sänfte. Auf dem Marktplatz der Stadtfestung angekommen, halfen ihr ihre Gefolgsleute auf das Podest in der Mitte des Platzes zu steigen und sich in einem für sie bereitgestellten Sessel niederzulassen. Ihr Fanfarenträger kündete die öffentliche Audienz an, und sogleich versammelten sich die Mengen um ihre Königin herum. Jubelrufe, Getuschel, Kindergeschrei hallten zu ihr hinauf, aber ihr Augen weilten leer ins Weite. Sie hatte ein formelles Lächeln aufgesetzt, aber es wirkte mehr als gepresst. Die Zeremonienmeisterin ließ nun eine Person nach der anderen zu der Königin herantreten, um ihre Bittstellungen vor zu tragen. Nach einigen Stunden hatte die Zeremonienmeisterin bemerkt, dass die Königin sich ermüdete. Die Massen zogen sich ein wenig zurück. Die Königin erhob sich, winkte geziert zu ihren Untertanen zu, und gab ihrer Zofe zu verstehen, dass sie wünschte, sich zurück zu ziehen. Die Sänfte wurde herbeigetragen. Gerade als die Königen einsteigen wollte, schob sich ein junger Mann, mit himmelblauen Augen und einem sympathischen Lächeln an der Menge vorbei und eilte zu ihr. Er trug eine kleine reich verzierte Harfe über der Schulter. Anbetend fiel er vor ihr auf die Knie, verbeugte sich tief und schaute sie mit zärtlichen Blick fest in die Augen. Mit sanfter Stimme flüsterte er ihr zu:"Schönste aller Schönen, ich habe euch endlich gefunden!" - Die Königen schrak zusammen, starrte ihn wie zu Stein verwandelt an, wandte sich dann schnell ab und stieg in die Sänfte. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um, und entgegnete leise:"Es tut mir leid, aber meine Audienz ist beendet!"- Damit zog sie die Fenstergardine zu und gab dem Träger den Befehl sich in Bewegung zu setzen. Der junge Harfner stand mühevoll auf, wie von einer schweren Last erdrückt, dann schaute er ihr mit Tränen in den Augen sehnsüchtig hinterher.
Wieder im Palast in ihren Gemächern angekommen, warf sie sich weinend auf ihr Bett, sie zitterte am ganzen Körper, geschüttelt von den Emotionen, die ihr die Begegnung mit ihrem Angebeteten verursacht hatte. Sie machte sich große Vorwürfe, dass sie ihn so unpersönlich und kalt abgespeist hatte. Sie überlegte lange, was sie nun tun sollte, dann beauftragte sie ihre Getreue, ihn offiziell zum nächsten Bankett im Palast einzuladen, um den Abend musikalisch zu untermalen. Mit fiebriger Erwartung sah sie das Bankett nahen, doch ihre Enttäuschung war mehr als groß, als er nicht erschien. Sie ließ daraufhin jeden zweiten Abend irgendwelche Festlichkeiten veranstalten, nur um einen Grund zu haben, ihn in ihre Nähe einzuladen, mit ihm zu sprechen, sich für ihre kalte und unpersönliche Art zu entschuldigen, doch er kam nicht, und man hatte ihn nicht mal mehr in der Stadt ausmachen können. Man munkelte, er hätte die Stadt verlassen. Diese Nachricht ließ sie verzweifeln, doch sie sandte Boten aus, um nach ihm Ausschau zu halten, sie orteten ihn im Lande, er zog von Ort zu Ort, doch er entfernte sich immer weiter von der Festung. Die Königin litt so sehr unter der Schwere ihres Herzens, dass sie es nicht einmal mehr wagte, verkleidet sich unter die Leute zu mischen, um seinen Konzerten heimlich zu lauschen und von seiner sie so verzaubernden Nähe zu zehren. Sie ließ sich immer mehr von der an ihrem Herzen reißenden Sehnsucht und ihrem Liebeskummer verzehren, so dass sie anfing, ihre königlichen Pflichten zu vernachlässigen: sie ließ sich immer seltener sehen, verkroch sich in ihren Gemächern, und überließ ihren Ministern ihr Reich zu regieren.
Das Volk war sehr beunruhigt und machte sich Sorgen um ihre kränkelnde Königin. Ihre Vertrauten ließen nach den weisesten Heilern und Magiers schicken, doch keiner von ihnen konnte das Leid der Königin lindern. Auch den jungen Harfner sah man immer seltener in der Öffentlichkeit; er gab kaum noch Konzerte, er wirkte krank und seine so schöne Stimme hatte seine Lieblichkeit verloren, seine Lieder und seine Musik waren nur noch tiefst traurige melancholische Arien, voller Schmerz, Sehnsucht und hoffnungsloser Liebe, Trauer um die einzige wahre unerfüllte Liebe.
Die engste Vertraute der Königin bemühte sich zutiefst, ihre immer mehr seelisch und auch körperlich verfallende Majestät aus ihrer Agonie zu reißen, sich wenigstens zu ernähren, denn sie lehnte alle leckeren Speisen ab. Sie versuchte sie zur Raison zu bringen, ihren einzigen Sinn darin zu sehen, für ihr Volk und ihr Reich weiterzuleben, denn die Minister waren nicht annähernd geliebt wie sie selbst.
Das Volk begann sich zu beschweren, sie verlangten nach der Herzensgüte und Fürsorglichkeit ihrer geliebten Königin. Doch Alissayahs Zustand verschlimmerte sich immer mehr.
Nun standen die alljährlichen Rivalenkämpfe an, eine alte Tradition, die seit der Begründung des Reiches existierte.
Es war der Getreuen Alissayas gelungen, sie zu überzeugen, die Kämpfe zu eröffnen, denn das Volk war ausgehungert nach der Präsenz ihrer Königin. Man hörte die Mengen laut und jubelnd nach ihrem Namen rufen. Lustlos ließ sich die Königin ihre zeremoniellen Gewänder anlegen. Sie war so blass, dass die hellen Farben sie fast überleuchteten und so abgemagert, dass ihr das Gewand beinahe von den knochigen Schultern rutschte. Von ihren beiden Getreuen begleitet, betrat sie langsam - fast strauchelnd - die Tribüne, wo ihr tausende fröhliche ausgelassene Gesichter vor Freude schreiend entgegen jubelten. Sie versuchte zu lächeln, aber man sah es ihr an, dass es ihr sehr schwer fiel. Sie hob schlaff ihr weiße knochige Hand und verkündete mit müder Stimme:
"Ich erkläre hiermit die Kämpfe für eröffnet!" -
Ein Schwindel erfasste sie und sie ließ sich schwer in ihren Thronsessel fallen, als hätten sie diese wenigen Worte zutiefst angestrengt. Die Menge jubelte laut und aufgeregt, während der Zeremonienmeister nun mit der Vorstellung der Teilnehmer begann, die sich mutig zum Kampf stellten. Der Zeremonienmeister brachte die schreiende Menge mit einer Geste zum Schweigen, nachdem der erste Kämpfer auf seinem Apfelschimmel in die Arena geritten kam. Er trug hellblaue, silbrige Gewänder, war breitschultrig und muskulös, hatte hellgraue Augen, und ein offenes freundliches Gesicht. Er wandte sein blond gelocktes Haupt liebevoll lächelnd zu der Königin hinauf, die teilnahmslos in ihrem Thron hing. Sie regte sich ein wenig, musste bei diesem Kämpfer ein wenig an ihrem geliebten Harfner denken...Eine Träne kullerte ihr über die blasse Wange. Die Königin wurde von der kräftigen Stimme des Zeremonienmeistern aus ihren Gedanken gerissen, sie holte Luft und versuchte sich so aufrecht wie möglich zu halten.
"Unser erster Kämpfer heißt Ghjéran, er ist der dritte Sohn des Grafen aus unserem Nachbarreich Cambuiana! Er ist ein stolzer Ritter und für seinen Mut und seine Herzlichkeit bekannt!" - Die Menge schrie freudig seinen Namen und Ghjéran warf beide Arme in die Luft, um die Menge zu grüssen. Er lenkte dann sein Pferd hinaus, wo sich schon der nächste Teilnehmer auf den Weg machte.
Der zweite Kämpfer, in blauschwarze Gewänder gehüllt, warf seinem Rivalen einen feurigen Blick zu und gab seinem Rappen die Sporen, so dass er schnaubend in die Arena preschte. Die Menge jubelte, aber nicht weniger enthusiastisch als bei seinem Vorgänger. "Und nun darf ich euch Majanon vorstellen, er ist noch sehr jung, aber sehr mutig und heißblütig und ehrgeizig, den Kampf auf Leben und Tod für die Königin zu gewinnen. Er ist der Thronfolger des Seekönigreiches Maarianahsa, ein Abenteurer, Geschäftsmann und Weltreisender, und man beachte, das in seinem noch jugendlichen Alter! Majanon!!!" - Die Menge begleitete den dunkeläugigen, braunhaarigen, eher zart gebauten jungen Mann mit Zurufen heraus, der genauso seinen Abgang gestaltete, wie seinen Auftritt, in dem er sein Ross so stark an den Zügeln riss, dass es wild tänzelnd aus der Arena galoppierte, und eine enorme Staubwolke aufwirbeln ließ.
Nun folgte der dritte Teilnehmer. Er war ein kleiner sehniger, schwarzhaariger, durchtrainierter Kämpfer, mit stolzen, heißblütigen Blick, und einem Lächeln, bei dem seine weißen Zähne blitzten. Er trug rubinrote Gewänder und ritt erhaben auf seiner Falbstute herein. Die Menge jubelte ausgelassen und der Zeremonienmeister musste seine Stimme anheben um gegen den Lärm anzukommen:"Und nun stelle ich euch den dritten Mitstreiter vor, er ist der Erbfolger eines fernen Reiches jenseits unserer Grenzen, er ist dort bekannt für seine mutigen und heldenhaften Taten, Haggial aus Mutoniasia!"- Die Menge jubelte ihm laut zu und Haggial warf der Königin sein Gipslächeln zu, die ihren Kopf einem Schwächeanfall gleich an ihren Thron gelegt hatte. Haggial gab seinem Pferd die Sporen und es fegte aus der Arena, wo schon das Ross des nächsten Teilnehmers in den Startlöchern aufgeregt tänzelte.
"Und nun der nächste, ja ihr kennt und liebt ihn, so wie er unsere hoheitliche Königin liebt, der Sieger des letzten Jahres, der Herausforderer von heute, Parinian!" - Parinian kam auf seinem rostbraunen Ross in die Arena galoppiert und die Menge geriet in Ekstase. Er war groß und stark, trug mattgrüne Gewänder, die sich kontrastreich von seinen rotblonden Lockenschopf abhoben. Er sandte der Königin ein sonniges Strahlen entgegen und seine grünen Augen funkelten voller Kampfeslust. Parinian winkte der Königin noch einmal zu , dann ritt er aus der Arena. Die Zuschauer jubelten und schrien voller Erwartung, denn nun würden die Kämpfe beginnen. Nach alter Tradition forderte der Sieder des vorhergehenden Jahres die Rivalen einen nach dem anderen heraus. Die Reihenfolge wurde durch das Los bestimmt. Parinians erster Gegner war der junge Edelmann Majanon aus dem Seekönigreich. Die beiden stürzten mit sich mit ihren in der Sonne gleißenden Schwertern aufeinander. Sie fochten einen harten Kampf aus. Obwohl der junge Majanon nicht groß und kräftig war, beherrschte er den Schwertkampf ausgezeichnet, er war wendig und trickreich, so dass Parinians Siegerpodest zu schwanken begann. Doch Majanon strauchelte in einem Sekundenbruchteil, fiel über seine eigenen Füsse und stürzte dabei auf sein eigenen Schwert. Die euphorische Menge schrie erzürnt auf, doch dann jubelten sie Parinian wieder zu. Der sich selbst besiegte junge Kämpfer wurde aus der Arena getragen. Und schon trat der nächste Kämpfer in die Arena: Haggial, der Prinz aus dem fernen Königreich Mutonasia. Parinian machte sich bereit und Haggial stürzte sich sofort mit einem wilden Kampfschrei in seiner Muttersprache auf seinen Gegner. Auch er war ein gekonnter Kämpfer, doch er schien zu engstirnig und wenig gewandt: es war nicht leicht den leichtfüssigen Parinian zu besiegen, eine kurzen Moment verlor Haggial das Gleichgewicht, und brauchte zu lange, um sein Schwert in Abwehrposition zu bringen, und da stach schon Parinian zu! Sein Gegner fiel auf den Rücken, durchbohrt von dem Schwert seines Besiegers. Die Menge geriet erneut in ekstatisches Geschrei, man lobte Parinian und war sich seinem Sieg sicher...Die Königin schien ein wenig eingenickt zu sein, als ihre Getreue sie ansprach: "Majestät, schaut, scheinbar wird Parinian der Gewinner sein, er betet euch an, ist ein attraktiver Mann, mit einem Herz aus Gold, geliebt von allen, sollte er den Sieg von sich tragen, werdet ihr ihm eure Hand geben? Denkt an eurer Alter, denkt an eure Erbfolge, denkt an eurer Volk, welches euch verehrt und sich nach Sicherheit sehnt..." - "Shalana, du bist mir immer mehr eine Freundin als eine Getreue gewesen, triff du die Entscheidung an meiner Stelle..." - entgegnete sie müde und resigniert. Shalana antwortete mit sanfter Stimme: "So soll es sein, verehrte Alishayah, der Gewinner dieser Kämpfe wird euer Gemahl werden!" - Alishayah nickte müde zustimmend, dann lehnte sie wieder ihren Kopf schwer an die Lehne des Throns und schloss die Augen, laut seufzend.
Der Kampf nahm nun seinen Lauf, der letzte Herausforderer betrat die Arena, es war Ghjéran, der blauäugige Edelmann, der ein wenig dem Harfner glich. Ohne weitere Aufforderung stürzte er sich mit hocherhobenen Schwert auf seinen Gegner. Sie fochten einen wilden Kampf. Parinian, schon durch einen Schwerthieb Ghjérans verletzt, stürzte, fiel auf den Rücken und das Schwert seines Rivalen durchbohrte sein Herz. Die Menge schrie vor Entsetzen auf, ihren Helden verloren zu haben, doch gleichzeitig wurde der neue Sieger dieses Kampfes hoch gepriesen. Die Königin blickte erstaunt auf, erhob sich wie unter Schmerzen und schaute mit leerem Blick auf den strahlenden umjubelten Sieger, während man den gefallenen Parinian heraustrug. Unter Mühe begann die Königin zu sprechen und es wurde auf einmal ganz still in der Arena. « Der Kampf ist beendet, der Sieger ist der ehrenvolle Ghjéran, und ich erlaube ihm, um meine Hand anzuhalten… » - Die Menge jubelte noch lauter als zuvor, und Ghjéran blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Der Zeremonienmeister gab dem Edelmann ein Zeichen, und dieser stieg auf sein Ross, welches zu ihm geführt worden war. Dem traditionellen Ritus folgend, ritt er auf die Tribüne zu und brachte sein Pferd vor der Estrade der Königin zum Stehen. « Wenn kein weiterer Herausforderer Ghjéran den Sieg streitig macht, dann soll es geschehen, wie unsere ehrenwerte Königin gesprochen hat! » - Nach diesem rituellen Satz, begab sich die Königin langsam bis ans Ende der Balustrade, und wollte gerade ihre rituelle Antwort geben, als aus der Mitte der Arena die Stimme eines Mannes zu ihnen herüberhallte: « Doch, ich bin derjenige, der Ghjéran seinen Sieg streitig macht!!! » -
Eine hochgewachsene Gestalt, verhüllt unter einem grauen Kapuzenmantel, erreichte nun die Balustrade und schaute zu der Königin hinauf. Sein Gesicht noch immer unter der weiten Kapuze versteckt rief er laut zu Ghjéran hinauf: « Hiermit fordere ich euch heraus, Ghjéran! » -
Dieser schaute entgeistert auf die verhüllte Gestallt hinunter, ebenso wie die meisten der Zuschauer und natürlich die Königin und deren Gefolge. Der Kapuzenmann holte unter seinem wallenden Mantel ein Instrument hervor, legte seine langen Finger auf die Saiten seiner kleinen Harfe, und ließ sie so schnell darüber springen, dass ein schrilles Glöckeln durch die Arena schallte. Ghjérans Pferd scheute augenblicklich, bäumte sich wild tänzelnd auf und Ghjéran stürzte so unglücklich nach hinten auf den Boden, dass er sich das Genick brach. Die Menge schrie auf vor Erstaunen und Entsetzen, dann aber brach auf einmal Totenstille ein. Der Verhüllte warf seinen Mantel ab, legte seine Harfe bei Seite und lief zu der Estrade der Königin hinauf. Alishayah traute ihren Augen nicht. Ihr angebeteter Harfner näherte sich ihr und ließ sich vor ihr auf die Knie fallen: er nahm ihre Hände in die seinen und küsste sie sanft und untergeben. Das Volk brach in anbeterisches Gejubel aus, als sie Sâris, den Harfenisten erkannten. « Ehrenwerteste Königen, Schönste aller Schönen, ich bin der neue Sieger dieses Kampfes, darf ich um eure Hand anhalten? Ich werde euch immer lieben, so wie ich euch schon so lange liebe… » - Er schaute ihr tief in die Augen, und ein so sanftes seliges Lächeln lag in seinen schönen erhabenen Zügen. Alishayah stieg das erste mal seit langen Farbe ins Gesicht, ihre Wangen glühten rosarot und ihre Augen glitzerten voller Freudentränen.
« Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du mein Gemahl wirst, auch ich liebe dich schon so lange...« - entgegnete sie leise nah an seinem Gesicht, dann ließ sie sich in seine starken Arme fallen und sie hielten sich so lange fest umschlungen, hatten alle und alles um sich herum vergessen. Das Volk jubelte voller Ekstase und Freude endlich wieder ihre geliebte Königin glücklich und zu Frieden zu sehen. Die Hochzeit von Alishaya und Sâris wurde bald darauf gefeiert und die beiden bewahrten mit ihrem Glück noch viele lange Jahre die Harmonie und den Frieden in ihrem Reich. Sie schenkten vielen Kindern und Kindeskindern das Leben…
...und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute in Liebe, Harmonie und Frieden in ihrem Reich, denn ewige Liebe wie die ihre stirbt nie…
Miluna Tuani
27/07/2009
Texte: Miluna Tuani
Bildmaterialien: Miluna Tuani
Cover: Miluna Tuani
Tag der Veröffentlichung: 27.07.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
...für dich, saris..
...ti tengu caru, per u sempre in l'eternita...