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Weihnachten 1989 galt für uns alle als die Zeit einer besonderen Festlichkeit. In keinem Jahr hatten die Wörter froh und neu so eine tiefe Bedeutung wie in diesem wichtigen Jahr 1989. Alle haben auf das große, magische Jahr zurückgeblickt. Das Jahr des Karnevals. Mit Optimismus und Pessimismus. Frohes Fest und ein glückliches neues Jahr wünschten sich die Menschen und wussten genau, was sie sagen. Egal ob im Osten oder im Westen. Das Neue machte alle sehr glücklich, aber auch sehr verwirrt. Man erlebte zum ersten Mal die europäische Exotik. Man kannte die Menschen von drüben nicht. Mit fröhlicher Neugier und komischem Staunen begegneten sich alle. Das Herz pochte vor Glück und taumelte vor neuen unbekannten Freuden. Die Freuden des Westens waren uns plötzlich so nah.

Das Herz pochte vor Glück
Die unsichtbare Grenze wurde überschritten, die des Landes und die eigene. Die realen Grenzen wurden im Dezember überschritten. Man reiste in den Westen, der zum noch stärkeren Vorbild wurde. Welche Freude, wenn man die alten Träume erfüllen und die Illusionen erfrischen darf.

Wie anders war alles dahinter! So sehr neu! Man sehnte sich nach diesem Andersartigen. Es war ein Territorium des Wunderbaren, Makellosen und des Schönen. Wie herrlich ist diese neue Welt! Berauscht torkelten die Menschen aus dem Osten auf die Weihnachtsmärkte im Westen. Die Augen genossen die Magie des Neuen. Festlich funkelnde Hauptplätze, Straßen, dekorierte Häuser und der Duft von gefällten Nadelbäumen, Lebkuchen, Stollen und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt – das kannte man nicht. In den Fenstern oder Vorgärten einiger Häuser an Bäumen strahlten Lichterketten. Ob es kitschig war oder geschmacklos, fragte keiner. Der Genuss an dem Unbekannten war überzeugend. Der Weihnachtseinkauf wie im märchenhaften Rausch! Mal der Wiener Kaffee mit Sachertorte oder der Linzer Torte, mal die Nürnberger Lebkuchen oder der Passauer Christkindlmarkt mit bayrischem Leberkäs, das war alles plötzlich erreichbar. Du Mensch, du darfst etwas erreichen und nach deinem Gusto jetzt genießen! Aber wie lange? Wichtig waren die neuen Bilder, die vorher nicht einmal in der Fantasie erschienen.

Schokoladen kaufte man in Mengen. Die neue Technik wie Hifi-Anlagen, Fernseher und Satelliten zog alle an und erweckte die größte Neu-Gier. Eine Menge von Schallplatten, Kassetten. Immens wichtig war die neue westliche Musik. Kein Wunder, Schokolade und Musik wirken anregend und stimmungsaufhellend, und das brauchte der traurige Mensch des Ostens. Der andere Geschmack der Schokoladen und die neuen Töne waren wie der neue Geschmack der neuen aufregenden Lebensweise. Die neue Ode an die Freude!
Das Weihnachtsfest 89 war ein besonderes Weihnachtsfest der Augen und des Herzens. Umwoben von Illusionen und Träumen, die man zur Weihnachtszeit haben darf. Die Kinder fanden Weihnachtsgeschenke unter dem Tannenbaum, wie es sie vorher nie gegeben hatte. Das Auspacken der Geschenke zu Weihnachten war für alle nie wieder so spannend! Auch das Essen schmeckte so anders – mit neuen Zutaten, die man vorher nie gekostet hatte. Doch, den böhmischen Karpfen auf dem Weihnachtstich vergaßen wir nicht!

Auch die Neujahrwünsche bekamen neue Facetten.
Wie ereignisreich gestaltete sich dieser Umbruch. Die abenteuerliche Auflösung des Alten für das Neue. Auch die Neujahrwünsche bekamen neue Facetten. Die Neuerungen nach den Revolutionen schlichen nicht nur in Geschäfte, Behörden, Institutionen, sondern auch und vor allem ins private Leben. Die Revolutionen draußen wurden beendet und mit dem Neuen Jahr begann eine große Revolution in unseren Herzen und Köpfen! Jeder von uns hatte eine Revolution in sich selbst durchzugehen. Neue Beispiele, neue Maßstäbe und neue Aussichten, das sollte der Wunsch des Neuen Jahres für jeden 1990 sein, mit der Botschaft: die düstere Zeit in die erstrahlte umzuwandeln und endlich in Freiheitsgefühlen schwelgen zu dürfen! Das Freie, Neue, Fröhliche war das große Geschenk zu Weihnachten ´89, das man als die beste Süßigkeit der Welt nun genießen durfte, wer immer es konnte!

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Tag der Veröffentlichung: 31.07.2010

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