Nottingham im Hause des Parapsychologen Logan Richards:
15.Oktober 2013 kurz vor Mitternacht.
Es war für die Jahreszeit schon empfindlich kalt geworden. Um die Kälte aus dem Haus, und besonders aus seinem Arbeitszimmer, zu vertreiben, entzündete der 29-jährige dunkelblonde Mann das Feuer darin. Nicht im Zimmer selbst, nein, ein altmodischer Kamin diente dazu.
Die Brille noch einmal geraderichtend begann er damit, das geschichtete Holz zu entfachen. Dazu benutzte er längliche Streichhölzer. Beim zweiten Versuch klappte es, zischend entzündete sich der Zündkopf. Mit dem brennenden Streichholz setzte er das im Kamin befindliche Papier und die dünnen Holzscheite in Brand. Zufrieden nickend erhob sich Logan wieder und betrachtete sein Werk.
Noch züngelten erst kleine Flämmchen empor, breiteten sich aber unaufhaltsam aus. Der Geruch des brennenden Holzes verbreitete sich langsam im Zimmer. Wie der Qualm, der dabei entstand.
Schnell öffnete Logan die Klappen vom Abzug des Kamins. Dies hatte er unachtsamerweise vorher unterlassen. Nach getaner Arbeit trat er zurück und betrachtete sein Werk.
Schon bald loderten die ersten hohen Flammen, fanden schnell Nahrung und sorgten damit auch für eine heimelige Atmosphäre. Das Knacken des Holzes tat sein übriges dazu. Mit dem Schürhaken stocherte der junge Parapsychologe in der Glut, um diese weiter anzufachen.
Im Hintergrund tickte eine alte Standuhr, ein Erbstück seines Vaters. Ihr Pendel schwang dabei von einer Seite zur anderen. Vor der Uhr saß ein kleiner Foxterrier und bewegte seinen Kopf im Takt des Pendels von links nach rechts, dabei den Blick immer zum Pendel gewandt. So, als hätte ihn die Uhr hypnotisiert.
»Mephisto, komm zu mir!«
Der gerufene Hund löste sich vom Anblick der Standuhr, schoss hoch und sprintete, was die kleinen Beine hergaben, erreichte die breite, dunkelblaue Couch, die vor dem Kamin stand und auf der nun Logan saß. Er sprang hinauf und legte sich neben seinem Herrchen nieder.
Der Parapsychologe schaute seinen zwei Jahre alten Hund an und grinste.
»Irgendwann stelle ich eine wissenschaftliche Untersuchung an, welchen Zwang diese alte Uhr auf dich ausübt, mein Freund. Das ist fast schon mysteriös!«
Der Terrier hob den Kopf leicht an und schielte zu seinem Herrchen empor, der ihm sanft über das Köpfchen strich. Mephisto genoss die Liebkosung.
»So, das reicht erst einmal, jetzt wartet noch etwas Arbeit auf mich. Na dann wollen wir mal!«
Mephisto bellte kurz protestierend auf. Als er sah, dass dies nichts brachte, legte er sich wieder ganz hin und tat so, als ob er schliefe.
Ab und zu blinzelte er aber zu Logan, um sicher zu sein, dass er noch bei ihm war.
Auf der anderen Seite stapelte sich ein ganzer Haufen Magazine und Zeitungen. Daneben lag noch das für ihn wichtigste Werkzeug überhaupt, sein Laptop.
Sich zurücklehnend packte er das erste Exemplar vom Stapel und fing an, darin zu blättern. Bis an jene Stelle, für die er sich all diese Zeitschriften gekauft hatte.
Es ging in diesem kurzen Abschnitt des Magazins um einen bestimmten Vorfall, für den sich Richards interessierte.
Der reißerische Titel erzählte schon alles, bevor man auch nur einen Blick hineinwarf.
»Die Geisterfrau von Brighton geht wieder um!«
Aufmerksam las Logan den Artikel, der kurz und nur wenig informativ war. Der angeführte Sachverhalt war dem Parapsychologen wohl bekannt. Nicht einmal ein Bild befand sich im Artikel.
Enttäuscht legte er die Zeitschrift weg und schnappt sich die Nächste. Der Titel versprach schon mehr als der Reinfall von gerade eben.
»Mysteryhunter - Dem Unerklärlichen auf der Spur!«
Seine Erwartung stieg wieder etwas an. Die anderen Berichte überflog er nur. Ein anderes Mal würde er sich intensiver damit befassen, falls es sich ergab oder notwendig wurde. Heute ging es ihm allein um die Geisterfrau von Brighton, dem bekannten Seebad in der Grafschaft East Sussex.
Im Hintergrund knackte ein Holzscheit im Kamin. Doch Logan versank schon im gut geschrieben Artikel des Magazins. Der Autor hatte sich viel Mühe beim Schreiben gegeben. Ausführlich ging er auf den Ursprung der Legende zurück, fand elegant den Sprung zum aktuellen Vorfall mit der Geisterfrau.
Ein Vorfall, bei dem nicht wirklich viel passiert war. Einem Touristen aus Deutschland soll die Geisterfrau, die mit richtigen Namen Bethany Nightford hieß, erschienen sein, und ihn fast umgebracht haben. Nur mit Müh und Not war es ihm gelungen, zu fliehen. Was an der Story stimmte oder nicht, würde er noch herausfiltern.
Die Geschichte kannte in Brighton jedes Kind auswendig. Den Kindern wurde gedroht, wenn sie nicht artig seien, dass mit ihnen ein Ausflug in die Ally-Gasse gemacht würde, in der Bethany Nightford ihr Leben verloren hatte.
Auf den Tag fast genau vor einhundert Jahren. Welcher Zufall spielte ihm hier in die Karten, dass er jetzt wieder auf dieses Ereignis stieß? Beim Stöbern im Internet war er auf die Legende aufmerksam geworden.
Scheinbar durch einen weiteren Zufall waren ihm im Zeitschriftenladen die Artikel oder eher die dazugehörigen Schlagzeilen ins Auge gefallen, als er in den Laden gekommen war, um sich einige wissenschaftliche Magazine zu besorgen. Hauptsächlich ging es darin um Parapsychologie und verwandte Themenbereiche. In allen Fachzeitschriften und einigen Boulevardzeitungen war nun ein Bericht über die Geisterfrau vorhanden. Und dies passierte genau Stunden später, als Logan das Haus verließ, um sich, nach den Recherchen, mit leichter Lektüre einzudecken. Zusätzlich zu der schweren Kost aus Magazinen bevorzugte er Gruselgeschichten. Immer fand er im Laden etwas, das ihn interessierte und mitgenommen wurde.
Durch diese Leidenschaft zu Grusel- und Horrorgeschichten war er auch zu seinem Beruf, oder eher seiner Berufung, gelangt. Doch das war eine andere Geschichte.
Die Aktuelle hatte Logan Richards vollends in ihren Bann geschlagen.
Den Inhalt des Textes nahm Logan schnell in sich auf. Das dazugehörige Bild wurde von ihm intensiv in Augenschein genommen.
Es zeigte die berühmt - berüchtigte Ally-Gasse, in der Bethany Nightford ermordet worden war. Von wem, das war nie vollständig aufgeklärt worden.
Gerüchte besagten, dass sie Opfer eines Raubüberfalls geworden war. Als Täter waren sehr viele Personen infrage gekommen. Tagelöhner, Bettler, oder ein betrunkener Matrose.
Erst am nächsten Morgen fanden Passanten die tote Frau in der Ally-Gasse liegend. Der Tod war durch einen Stich ins Herz eingetreten.
Die folgenden Ermittlungen waren allesamt im Sande verlaufen. Nur eine Nacht später wurde die geisterhafte Erscheinung das erste Mal gesehen. Seit dieser Nacht war sie schon so manchem Mann erschienen und einige hatte sie sogar getötet. Es gingen wahrscheinlich 56 ungelöste Morde auf ihr Konto, wenn man der Legende Glauben schenkte. Und Logan tat dies immer mehr. Bei allen Toten handelte es sich ausnahmslos um Männer.
Alle diese Gedanken tanzten Purzelbäume in Logans Kopf beim Betrachten des Bildes. In der Gasse selbst war nicht viel zu erkennen, sie diente es nur als Durchgang. Am Eingang zu ihr befand sich ein alter Trödelladen, dessen Name nur zur Hälfte auf dem Foto erkennbar war. Nur das Wort »Hand« war deutlich abgebildet.
Einige Gegenstände des Ladens waren noch zu sehen. »Nur alter Plunder«, dachte Logan bei sich.
Bis ihm ein großer und bestimmt sehr alter Spiegel auffiel, der etwas schräg stand. In vielen Schlafzimmern fanden sich noch derartige Spiegel. Er war auf einem Gestell befestigt, das es erlaubte, ihn zu drehen.
Doch das war es nicht, was die Aufmerksamkeit des Mannes erregte. Nein, auf der Spiegelfläche bildete sich etwas ab, das dort nicht hingehörte.
Um sicherzugehen, nahm er eine Lupe zu Hilfe, die vor ihm auf einem kleinen Tischchen, zusammen mit einigen anderen verstreuten Utensilien, lag.
Rasch nahm er sie zur Hand und begutachtete das Foto genauer damit. Das Magazin legte er dazu auf dem Tisch ab.
Zischend entließ er die vor Spannung angestaute Luft aus dem Mund. Es war unfassbar, welchen Fund seine Entdeckung darstellte.
Auf der Oberfläche des Glases war der schemenhafte Umriss einer Frau zu sehen. Verwaschen und damit unscharf zwar, aber doch wahrnehmbar für das menschliche Auge. Doch das war nicht die Sensation, auch wenn kein Mensch vor dem Spiegel stand und reflektiert wurde. Es war immerhin möglich, dass sie weiter hinten stand und auf dem Bild nicht mehr abgelichtet war.
Nein, das Unfassbare war, dass die unheimliche Person mit einer Hand aus dem Spiegel herausgriff! Als ob sie sich darin befand und diesen im Begriff war, zu verlassen!
Logan Richards schluckte, er wiederholte den Vorgang, doch die Frau im Spiegel blieb.
Er lehnte sich zurück, Mephisto beäugte ihn verwundert, so aufgekratzt kannte er sein Herrchen nicht.
»Da brat mir doch einer einen Storch! Das ist unglaublich! Na, jetzt brauche ich einen guten Schluck!«
Logan erhob sich, richtete sein Brillengestell mit den ovalen Gläsern und marschierte in Richtung des großen Wohnzimmerschrankes, in dem sich eine eingebaute Bar befand. Er öffnete die verglaste Schiebetür, griff nach einem alten schottischen Whisky, den er in eines der bereitstehenden Gläser goss. Ein Doppelter musste es schon sein nach dieser Entdeckung. Natürlich ohne Eiswürfel, das war barbarisch in seinen Augen.
Es gluckerte beim Einschenken des teuren Getränks. Logan roch daran, er genoss es, das Aroma des edlen Tropfens fast schon zu inhalieren. Die Augen Richards glänzten voller Vorfreude, wie bei einem Kind vor dem Weihnachtsbaum, unter dem lauter Geschenke lagen.
Bis ihn das Jaulen und Heulen seines treuen Begleiters herumfahren ließ. Vor dem Schwung schwappte ein Teil des Whiskys über und benetzte die Hand Richards. Fluchend stellte er das Glas auf der erstbesten Stelle ab, denn Mephisto gebärdete sich nicht aus Spaß derart.
Feiner Rauch kräuselte sich vom Tischchen in die Luft. Etwas kokelte vor sich hin. Statt des feinen Geruches des schottischen Whiskys drang ihm nun eklig riechender Qualm in die Nasenöffnungen. Angewidert verzog Logan das Gesicht. Fieberhaft sprintet er zum Ort des Übels und staunte nicht schlecht, als er den Verursacher erkannte.
Das Bild mit dem Spiegel, in dem die mysteriöse Erscheinung erschien, war dabei, zu verbrennen. Das Faszinierende dabei war, dass nur der Teil mit dem Foto in kleine grünlich schimmernde Flammen aufging. Der Rest des Artikels blieb unberührt!
Als der dunkelblonde Mann endlich das Tischchen erreichte, war das Feuer schon erloschen. Nur der unerträgliche Gestank hing immer noch im Zimmer fest.
Logan rannte zu einem der Fenster und riss dieses weit auf. Kalte und feuchte Luft drang in den Raum. Tief atmete er sie ein, eine reine Wohltat für die Lungen.
Mephisto hielt es nicht mehr auf der Couch aus und gesellte sich zu dem am Fenster stehenden Mann. Noch immer war das Tier durcheinander und verängstigt, dicht drängte es sich an das linke Bein und schmiegte sich daran. Ein leichtes Zittern durchfuhr den kleinen Körper des Terriers.
Logan ging in die Knie und kraulte Mephistos Nacken, damit der Hund sich schneller beruhigte. Was auch sehr gut klappte, schnell ließ er sich davon ablenken.
Anders als sein Besitzer, dessen Gedanken sich nur noch um den unheimlichen Vorfall von vor wenigen Augenblicken drehten, bei dem ein Zeitungsfoto Feuer fing und alles Drumherum aber verschonte.
Irgendetwas Unheimliches spielte sich hier ab. War an der Legende von der Geisterfrau doch mehr dran als nur eine Spukgeschichte? Oder war dies gar als Warnung gedacht, sich nicht weiter damit zu befassen?
Der Parapsychologe hatte Blut geleckt. Jetzt erst recht würde er sich mit der Geschichte auseinandersetzen und dies auch vor Ort. Da eh das Wochenende anstand, beschloss Logan Richards spontan, eine Reise nach Brighton zu unternehmen.
Und dort hoffte er, das Geheimnis von Bethany Nightford zu lüften. Koste es, was es wolle.
Wie ein düsteres Omen zerriss ein Blitz das Dunkel der Nacht. Es regnete wie aus Kübeln, von der einen Sekunde auf die andere.
Logan war nicht abergläubisch, doch in diesem Moment wäre er es fast geworden.
***
Nottingham, im Penthouse von Larissa Blackwood, kurz nach Mitternacht:
Ein Blitz spaltete förmlich den Himmel. Larissa fuhr erschrocken hinter dem Schreibtisch hoch. Ganz in der Arbeit und ihren Gedanken vertieft war ihr nicht einmal aufgefallen, dass ein Gewitter aufgezogen war. Düstere Wolken, die Regen brachten, und das nicht zu knapp, bewegten sich träge am Firmament. Der Regen peitschte durch Straßen.
Verwundert rieb sich Larissa die Augen. Es kam vor, dass sie sich regelrecht in ihre Arbeit vergrub. Doch ein aufziehendes Gewitter wäre der jungen Frau immer aufgefallen. Nur heute Nacht nicht …
Schon seit Stunden saß die 24-Jährige, deren schwarzgewelltes Haar bis zu den Schultern reichte, auf dem Ledersessel.
Eine Besonderheit wiesen die Haare noch auf: Ihre rubinrote Strähne, die sich seitlich befand, an ihrer rechten Seite, um genau zu sein. Oft fiel ihr diese mitten ins Gesicht, störrisch und zickig war sie, wie Larissa selbst.
Jeder in ihrer Familie hatte diese farbige Strähne besessen, aber nur die weibliche Linie. Hinter das Geheimnis warum war noch niemand gekommen. Larissa hatte sich vorgenommen, die Erste zu sein.
Wieder schreckte das Wetterschauspiel sie aus den Gedanken, es wurde wohl Zeit für eine kleine Pause. Daran, in ihr Bett zu gehen, verschwendete Larissa keinen Gedanken. Sie war eh ein nachtaktiver Mensch, und hasste es, morgens aus den Federn gescheucht zu werden. Noch mehr hasste sie aber gut gelaunte Frühaufsteher, die waren ihr ein echtes Gräuel.
Sie schob ihren Stuhl nach hinten und erhob sich. Erst einmal streckte sie sich, von dem langen Sitzen waren ihre Glieder müde und steif geworden.
Larissa verließ ihren Arbeitsplatz, der sich gleich neben einem großen Fenster befand. Im Sommer genoss sie von dort aus eine fantastische Aussicht. Aber auch der Herbst bot einen schmucken Anblick, mit vielen bunten Blättern an den Bäumen, die langsam, aber sicher, zu Boden fielen, um dort ein richtiges Farbenmeer zu bilden.
Larissa wunderte sich, wie leicht ihre Gedanken in dieser Nacht abschweiften und auf Reisen gingen. Was war nur los mit ihr?
Kopfschüttelnd machte sie sich auf den Weg in die Küche, die gleich an ihr Arbeitszimmer angrenzte. Sie wollte sich einen heißen Tee aufsetzen.
Der Teekessel stand, wie immer, griffbereit neben dem Herd. Die 24-Jährige trank sehr oft Tee, typisch englisch eben. Nur auf die obligatorische Milch darin verzichtete sie gerne. Allein der Gedanke daran ließ sie schaudern.
Schnell drehte sie den Wasserhahn auf und füllte den Kessel mit Wasser. Anschließend trat sie an den Herd, um diesen einzuschalten. Zumindest wollte Larissa das. Doch etwas hielt sie davon ab. Ein fremdes Geräusch drang an ihr Ohr.
Verdutzt blieb Larissa mit dem Teekessel in der Hand vor dem Herd stehen und lauschte. Sie wartete, ob sich das Geräusch wiederholte. Und tatsächlich, es erklang erneut!
Nicht in der Küche, sondern von dort, woher Larissa gerade erst gekommen war, ihrem Arbeitszimmer!
Ein Klacken und Pochen, als wenn etwas gegen eine Glasscheibe schlagen würde.
Da kam nur das Fenster infrage! Aber wer oder was sollte dafür verantwortlich sein? Immerhin wohnte sie in einem Penthouse. Unter diesem befanden sich noch sechs Etagen.
Wieder hörte die junge Frau das Geräusch aus dem Zimmer zu ihr durchdringen. Entschlossen, eine Antwort zu finden, stellte sie den Teekessel ab und ging in Richtung des Arbeitszimmers.
An der Türschwelle war erst einmal Pause, von dort aus versuchte sie einen Blick auf das zu erhaschen, was von außen an das Fenster klopfte. Von den Regentropfen abgesehen, die gegen das Glas fielen und daran, eine Spur hinter sich herziehend, herabrannen.
Da! Ein Schatten auf der Fensterbank, der sich leicht hüpfend auf und ab bewegte. Ein Blitz erhellte das Szenario so weit, dass sich Larissa sicher war, dass sich ein Lebewesen vor dem Fenster befand, welches fast mit der Dunkelheit der Nacht verschmolz. Es war selbst schwarz wie die Nacht.
Larissa Blackwood krempelte die Ärmel ihres Pullovers hoch und setzte zaghaft die ersten Schritte zum Fenster, dabei die Hände an ihrer hellblauen Jeans abwischend, da diese etwas feucht durch den Schweiß geworden waren. Leichte Nervosität und die Nerven zum Zerreißen gespannt sorgten dafür. Sie kaute leicht auf ihren Lippen, was sie nicht bemerkte.
Die Frau kam sich wie in einem Gruselfilm vor, mit sich als Hauptdarstellerin. Das passende Ambiente lieferte das Gewitter mit seinem Blitz und Donner.
Kaum war der letzte Gedanke verflogen, als ein mächtiger Donnerschlag die Luft erfüllte.
Das Licht im Raum flackerte und erlosch ganz. Schlagartig stand sie im Dunkeln. Doch diese Nacht hielt noch einige andere Überraschungen für sie parat.
Das Fenster fuhr auf und schwang ins Innere. Das laute Prasseln des Regens war nun klar und deutlich zu vernehmen. Es regnete jetzt auf den Schreibtisch. Im Nu wurden die darauf befindlichen Unterlagen durchnässt.
Der Bann löste sich von Larissa und sie flog förmlich zu ihrem Arbeitsplatz, um ihre Arbeit von Stunden zu retten.
Sie packte das Fenster, um es mit Schwung zu schließen. Verschloss es gleich darauf mit dem Riegel, damit es nicht wieder aufflog und für weiteres Chaos sorgte.
In gleichen Augenblick flammte das Licht im Zimmer wieder auf. Aufatmend lehnte sie sich an den Schreibtisch und atmete durch. Die Arbeitsfläche war übersät mit größeren und kleineren Wasserpfützen. Larissa räumte schnell die wichtigen Unterlagen vom Tisch und legte diese auf den Sessel ab.
Jetzt brauchte sie nur noch etwas, um den Tisch und die Papiere trocken zu wischen. Zum Glück hatte das Regenwasser den PC nicht erreicht. In der Küche befand sich die eine Rolle mit Küchenpapier, die wollte sich Larissa von dort holen. Sie drehte sich um und erstarrte mitten in der Bewegung!
Vor sich auf dem Boden des Zimmers saß ein schwarzer Vogel - ein Rabe! Der beäugte die Frau interessiert und neugierig zugleich, bewegte dabei immer wieder seinen Kopf und blinzelte mit den Augen.
Texte: Michael Kruschina
Bildmaterialien: Finisia Moschiano
Lektorat: Werner Diefenthal
Tag der Veröffentlichung: 09.09.2014
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