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Der Tod auf See

Der alte Johnson blickte unruhig umher. Sein Blick streifte die Gäste im Seven Seas. „Weißt du, mein Junge, ich war wirklich da!“, sagte er zu dem kleinen Jungen, der vor ihm sass. Und dann begann er zu erzählen: „Es geschah vor ungefähr 50 Jahren… Ich war damals Schiffsjunge auf der Shadow. Es war eine dieser Nächte in denen man kein Auge zu kriegt. Alles war ruhig. Doch dann begann sich der Wind zu drehen…
Die Männer wurden auf Deck gerufen und nach einer halben Stunde waren alle bis auf die Knochen durchnässt und versuchten das Schiff aus dem Sturm zu segeln. Dann plötzlich wurde alles still. Die Zeit schien angehalten worden zu sein… Wahrscheinlich kennst du die Geschichten vom Tod auf See. Und ich kann dir schwören: alle von ihnen sind wahr! Ich blickte mich also auf diesem totenstillen Schiff um… Da sah ich ihn. Er war in einen Mantel gehüllt und schien mich aus seinen leeren Augenhöhlen direkt anzuschauen: Der Tod selbst!
Erst dann bemerkte ich die Frau zu seinen Füssen. Eine Erinnerung blitzte in mir auf: Augen in der Farbe des Meeres.
‚Elizabeth…’, stiess ich hervor.
‚Du erinnerst dich also’, flüsterte eine kalte Stimme. Ich hob meinen Blick. Der Tod war inzwischen näher gekommen. ‚Sieh sie dir nur an. Sie ist inzwischen ein Schatten ihrer selbst…’, sprach der Tod. ‚Was hast du mit ihr getan?’, flüsterte ich. ‚Der Mensch ist schwach’, fuhr das Gerippe unbeirrt fort. ‚Er kann nur bestehen mit diesem einen Ding, das ihr selbst Liebe nennt…Er verwelkt sonst. Langsam, wie eine Blume’. Er drehte ein kleines Kistchen in seinen Händen umher. ‚Du hast ihr die Liebe genommen’, stellte ich fest. Es war, als hätte soeben ein Messer mein Herz durchbohrt. Ich senkte meinen Blick und starrte die Frau an, die mein Herz gestohlen hatte. Sie schien mich nicht zu bemerken und spielte mit zwei geschliffenen, schwarzen Steinen. Ein schwarzes Loch bildete sich in mir und wurde immer grösser. Mit einem Schrei stürzte ich mich auf die Kreatur, die mein Leben zerstört hatte. Doch der Tod wich mir geschickt aus und fauchte dann wie eine Katze. Er sprang auf mich zu und packte meine Hand. Er war mir jetzt so nah, dass ich die Kälte, die von ihm ausging spüren konnte. ‚Sie gehört mir!’, hauchte er mir ins Gesicht. Seine Nägel schabten über meinen Handrücken und…..“
Johnson war plötzlich still. Er sah aus, als wäre er soeben aus einem Traum erwacht. Der Schiffsjunge sah in interessiert an: „Was ist denn nun passiert? Mit dir und Elizabeth!?“ Johnson blickte den Jungen an. „Wer ist Elizabeth, mein Junge?“, fragte er. Als der alte Mann nach seinem Stock griff und gebückt davon ging, blieb der Junge sitzen. „Hat der alte Johnson wieder einmal eine seiner Geschichten erzählt?“, fragte der Barmann lachend. Der Junge antwortete nicht. Hatte er da nicht eben auf Johnson’s Handrücken lange Narben entdeckt?...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner Familie und meiner besten Freundin Michelle! Ich liebe euch

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