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Time Runs




E

in kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Wie lange noch? Sie sah nun schon zum vierten Mal auf die Uhr, doch es war kaum Zeit vergangen. 10 Minuten noch. Die Uhr tickte langsam im Takt und jede einzelne Sekunde kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Nervös begann sie auf ihren Fingernägeln zu kauen. Das hatte sie früher auch schon immer gemacht. Früher? Sie klang schon wie eine alte Frau. Dabei war sie gerade mal 24. Sie lehnte sich an die Wand hinter sich und sah mit dem Kopf wieder zur Uhr.

8 Minuten. Wie seltsam es doch war. Die letzten Monate waren wie im Fluge vergangen und dieser eine Moment zog sich lang wie ein zähes Kaugummi. Wie sehr sie sich doch wünschte, dass es wieder so wäre wie früher. Das sie diesen Fehler nie begangen hätte… Gut sie war unglücklich, doch das jetzt war ihre Schuld. Sie log und log, immer wieder. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Ein weiterer Blick zur Uhr und sie rutschte langsam an der eiskalten Wand hinunter.

6 Minuten noch. Ihr war kalt. Waren es die Fließen, die sie so erzittern ließen oder doch ihre eigene Kälte? Sie wusste es nicht mehr. Sanft schlang sie ihre Arme um ihre Knie und legte ihren Kopf darauf. Warum war sie nur so egoistisch gewesen? Sie hätte sich einfach aufopfern müssen. So gehörte sich das doch. So musste es doch sein. Tropf. Erschrocken sah sie nach oben und erkannte, dass es nur der Wasserhahn war, welchen sie nicht komplett zugedreht hatte. Tropf, tropf. Immer wieder. Sie atmete tief ein und sah wieder zur Uhr.

4 Minuten. Verdammt. Sie hasste sich selbst. Wie hatte sie sich nur darauf einlassen können? Verzweifelt sprang sie auf. Sie musste sich beruhigen. Ganz dringend. Tropf. Ja, Wasser, das würde ihr jetzt gut tun. Eilig drehte sie den Hahn richtig auf. Eiskalte Flüssigkeit rann über ihre Handgelenke hinunter ins Becken. Sie drehte das Wasser wieder ab und fuhr sich durch die Haare. Ungewollt besah sie sich im Spiegel und erkannte, dass das, was sie sah, nichts mehr mit der Prinzessin von früher zu tun hatte. Sie sah schrecklich aus und das war noch weit untertrieben. Ihre Haare standen ab, die Augen waren Tränen unterlaufen und schwarze Ringe zierten ihre Unterlieder, welche einen Fremden direkt erkennen ließen, wie wenig sie in den letzten Tagen geschlafen hatte. Sie atmete tief aus und wagte einen weiteren Blick zur Uhr.

Die Zeit war um. Zaghaft nahm sie den Gegenstand der ihr Schicksal bestimmen sollte in die Hand. Alles wird gut, dachte sie sich, ehe sie erkannte, dass dies nur eine weitere ihrer Lügen war. Zwei blaue Striche standen ihr gegenüber. Das Resultat all ihrer Taten.

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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2011

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