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Prolog


Alles war dunkel.
Nur ein paar Sterne erleuchteten den nächtlichen Himmel über der Stadt.
Es war ungewöhnlich ruhig in dem großen Waldstück, mitten im Stadtpark. Kein Vogel sang.
Die Blätter der Bäume wurden von dem lauen Wind hin und her gewiegt und ließen ein zartes Rauschen hören.
Er lag wie ausgestorben da.
Aber das war nur Schein. Ein Kampf stand bevor.
Wenn man ganz genau hinhörte, konnte man hören, wie der Wind ihn ankündigte. Sie saß hoch oben in einer der alten, knorrigen Eichen. Sie hatte sich ganz in schwarz gekleidet und trug dicke Lederstiefel. Sie verliehen ihr mehr Tempo bei der Jagd. Sie trug ebenfalls eine große Sonnenbrille, obwohl es tiefste Nacht war.
Aber sie brauchte nicht zu sehen. Ihre sieben Sinne waren auf jedes Geräusch und jede Bewegung geschärft.
Ein Knacken war zu hören, ganz so, als wäre jemand auf einen Ast getreten. Sie wandte sich nicht nach dem Geräusch um. Sie hätte die Gestalt auf die Entfernung sowieso nicht identifizieren können.
Stattdessen richtete sie ihre ganze Konzentration darauf die Person, oder besser gesagt das Wesen, zu fühlen.
Es hatte die Gestalt eines Mädchens, vielleicht gerade neunzehn. Doch sie wusste, dass das nur Trug war, denn sie nahm ganz deutlich die leuchtende Aura des Wesens wahr.
Das Mädchen wankte leicht, während sie sich zu dem See vorkämpfte. Als sie am Ufer angekommen war schien sie nicht einmal mehr richtig bei Sinnen zu sein.
Dennoch, sie konnte noch gefährlich werden.
Die Jägerin musste schnell und präzise handeln.
Sie fasste nach ihrem Gürtel und löste einen Wurfstern aus seiner Halterung. Sie passte den richtigen Moment ab, dann warf sie ihn nach dem Mädchen.
Der Engel schrie auf, sobald sich die rasiermesserscharfen Zacken des Sternes in ihren Rücken bohrten. Ein Licht floss wie eine flüssige Substanz aus ihrer Wunde. Nun wusste die Werferin, dass ihr Opfer machtlos war. Denn sie hatte ihr ihre Flügel genommen.
Sie würden nie wieder zu ihrer Besitzerin zurückfinden, erlöschen, wie eine Kerze, die man mit nassen Fingern ausdrückte.
Ein überlegenes Lächeln legte sich auf die zierlichen Gesichtszüge des Mädchens, das hoch oben in den Bäumen saß.
Nun sitzt du in der Falle, Engel...
Die Verwundete brach fassungslos vor der Pfütze, aus der einst ihre majestätischen Schwanenflügel bestanden hatten, zusammen.
Dass ihr der Wurfstern immer noch im Rücken steckte, schien sie nicht zu bemerken.
Die Fassungslosigkeit über ihren Verlust schien stärker zu sein, als der Schmerz.
Nun zeigte ihre Angreiferin sich ihr. Geschmeidig wie eine Katze wand sie sich die Äste hinunter. Langsam trat sie aus dem Schatten der schlummernden Bäume und richtete sich überlegen zu ihrer vollen Größe auf.
„Wer bist du?“, wimmerte der Engel. Ihr war angst in ihren grünen Augen anzusehen. Sie hatte ihre blonden Haare umklammert, als würden sie ihr Schutz bieten.
Sie krümmte sich immer noch wie unter unsäglichen Qualen.
Es verlieh ihr das Aussehen eines unschuldigen, kleinen Mädchens.
Ihre strahlende Aura verstärkte diesen Eindruck nur noch, vor allem, wenn man sie mit der Pechschwarzen ihrer Feindin verglich.
„Dich sollte doch eher interessieren, was ich bin“, schmunzelte ihre Gegnerin. Sie hatte eine melodische Stimme.
Verführerisch und Bedrohlich zugleich.
Der Engel wusste sofort, dass auch sie kein Mensch war, sondern ein Wesen, das Magie beherrschte.
Dunkle Magie.
Die smaragdgrünen Augen des Engels weiteten sich vor Schreck.
„Ohne deine Flügel bist du machtlos“, kicherte die Überlegene und nahm endlich ihre Sonnenbrille ab.
Strahlend blaue Augen blitzten den Engel feindselig an.
„Damit wirst du nicht durchkommen, Dämon!“, bluffte die Blonde.
„Sagt wer?“, fragte die Dämonin und zog einen Dolch aus der Scheide an ihrem Gürtel.
Der Engel schloss seine Augen und nahm stumm sein Schicksal hin.
Nachdem der Dämon seinen Dolch wieder aus der Brust des erschlafften Körpers gezogen und an einem Tuch abgeputzt hatte, suchte sie Holz, um einen Scheiterhaufen zu erbauen.
Denn wenn man keine Leiche finden würde, würde es auch keinen Aufruhr geben und man könnte die Tat nicht auf sie zurückführen können.
So tat sie es jedes Mal. Und nicht nur sie: Jeder ihrer Art jagte Engel.
Und anders herum auch.
Engel und Dämonen waren seit jeher Feinde.

Impressum

Texte: Die Rechte liegen bei mir, aber das will bestimmt eh keiner haben :D
Tag der Veröffentlichung: 23.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinen Lieben, die mir dabei geholfen haben <3

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