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"Das sind mindestens einhundert offene Türen und mindestens 500 Abgründe", dachte ich mir damals. Ich hatte immer eine Wahl, immer Platz für eine Entscheidung. Nur die Zeit, die gottverdammte Zeit hat mir gefehlt. Ich liess mir keine. Als ob sich die Zeit so sehr beeilt. Ich liess mir keine Zeit zu denken.


Ich stellte mir an die drei Millionen Fragen.
Ich liess mich gehen &
suchte nach Antworten.
Ich schrieb Geschichten &
fantasierte über die Zukunft.
Ich habe viel gedacht &
viel gesehen.
Gefühlt &
gelitten.

Dass Alles an mir liegt, hätte ich mir damals nicht denken können. Heute weiss ich: Alles liegt in meiner Hand. Nur der Biss fehlt. Ich hätte alles haben können.
Alles.

Heute sitze ich hier.
Ich habe Schulbildung,
Ich habe Berufsbildung,
Ich habe Einbildung.


Und sitze hier.
Ich habe kein Abiturzeugnis,
Ich habe kein Abschlusszeugnis,
Ich habe kein Ein...nein das macht keinen Sinn.

Es stellt sich die Frage wo meine Motivation geblieben ist. Dumm war ich nie.
Und ich war mal motiviert.

Das Glück stand nicht auf meiner Seite.


Auf dieser Seite auch nicht.

Man soll bekanntlich immer nach vorne blicken.

"Schau nur ein einziges mal nach oben, schau ein einziges mal nach vorn"


Doch mein Blick richtet sich nach unten.

Und dann: Ein Blick zurück.
Seit Wochen blicke ich Jahre zurück.
Ein ganz normaler Tag im Frühling,
Ich wüsste nicht mal mehr welches Jahr.

Es muss etwa drei Jahre vor meinem Schulabbruch gewesen sein. Ich sass mit dir vor dem Haus meiner Eltern. Auf der alten morschen Holzbank. Sie knirschte bei jeder Bewegung und die Beine hätten jeden Moment brechen können.

Wir redeten, scherzten, lachten und rauchten.
(Warum muss ich mir immer wenn ich "rauchen" schreibe eine anstecken?)




Das Telefon klingelte.
Ich ging ran.
Ich sagte: "auf jeden!"
Legte auf &
schickte dich heim.

Am anderen Ende der Leitung war sie.
Ein anderes Mädchen. Ich dachte damals, sie wäre etwas Besonderes. Sie wäre es wert, dich rauszuwerfen.

Der erste Schritt in die falsche Richtung.

Ich war naiv und dumm. Ich dachte nicht nach. Ich hätte die Welt haben können und entschied mich für das Leben des Moments.

Ich glaube ich hätte mich durch dich motivieren können.
Ein Ziel vor Augen.
Den Abschluss mit dir.
Eine Wohnung in Zürich.
Für dich und mich.
Mit Dachterrasse.


Porsche fahren mit deinem Vater.
Super Smash Brothers mit deiner Schwester.
Wein trinken mit deiner Mutter.
Und alles andere mit dir.
Jetzt fahre ich VW Polo mit meinem Radio.
Spiele Rennspiele mit Unbekannten (im Porsche)
und trinke Bier mit den Montagstrinkern.
Ich glaube durch deinen Verlust verlor ich den glauben, die Motivation.

Was wäre passiert,
wenn ich nicht ans Telefon gegangen wäre?
Was wäre passiert,
wenn ich dich nicht fort geschickt hätte?
Was wäre passiert,
wenn ich einfach bei dir sitzen geblieben wäre?
Was wäre passiert,
wenn ich schon damals um deine Schönheit gewusst hätte?
Was wäre passiert,
wenn ich nicht so ein Idiot gewesen wäre?
Was wäre passiert,
wenn ich dich nicht verletzt hätte?

Hättest du mich geliebt?
Hättest du noch eine geraucht? (...schon wieder)


Hättest du dich mir angeschlossen?
Hättest du mir deine Schönheit gezeigt?
Hättest du mich geküsst?
Hättest du nicht einfach bleiben können?

Hätte ich etwas gemerkt?
Hätte ich mitgeraucht? (Sie brennt noch)


Hätte ich dich mitgenommen?
Hätte ich dich für aussergewöhnlich befunden?
Hätte ich den Kuss erwidert?
Hätte ich dich sogar zuerst geküsst?

Könntest du heute alles vergessen?
Könntest du mir bitte Feuer geben? (Verdammtes Laster!)


Könntest du heute mit mir kommen?
Könntest du dich heute von deiner schönsten Seite zeigen?
Könntest du mir heute vergeben, für alles, was ich je falsch gemacht habe?
Könntest du mir glauben?
Könntest du mir eine neue, letzte Chance geben?


Könntest du dich heute erneut in mich verlieben?
Könntest du mich nicht einfach küssen?


Weil mit dir die Sonne nie untergeht. Auch wenn die Sterne strahlen.


Ich kann für nichts garantieren.
Ich kann dir nichts bieten.
Ich kann weder hoffen noch Angst haben.
Ich bin heute frei von allem.
Weder gut noch schlecht.
Ich spüre weder Freude noch Schmerz
In mir drin ist ein Vakuum.
Fülle mich auf.
Mit Freude,
Glück,
Entspannung,
Liebe,

und Leben.




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.11.2009

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