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Die wundersame Quintessenz


(Das Fragment III)


Roman

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Sie waren hinter ihm her. Er fühlte die Verfolger. Ganz nah mussten sie schon sein. Es blieb ihm nur zu rennen.
Wohin?
Egal. Nur weg hier.
Und er rannte. Bog in das Labyrinth der Gassen und Gässchen. Lief über Straßen und Hinterhöfe. Wie in einem gerissenen Film flogen Bruchstücke der Umgebung an ihm vorbei. Die Panik in ihm ließ ihn nicht auf den Weg achten. Trotz seiner kopflosen Flucht schienen die Verfolger näher zu kommen. Schienen so nahe. Hörte er sie schon?
Nur sein Blut rauschte.
Er hörte sie gar nicht. War das ein gutes Zeichen? Doch das zur Panik gesteigerte Kribbeln in seinem Rücken sprach eine ganz andere Sprache.
Weiter, weiter!, rief er sich zu.

Sackgasse!
Zurück!
Unmöglich, denn sie mussten jeden Moment in die Gasse einbiegen. Jeder Atemzug konnte sein Letzter sein. Atmete er überhaupt? Eigentlich müsste er, ob der Geschwindigkeit nach Atem ringen. Da stimmte etwas nicht. Im selben Augenblick riss ihm ein schmerzhaftes Etwas durch die Lungen. Luft! Luft!

Er rang nach Sauerstoff. Konnte nicht schnell und tief genug atmen. Meinte, er müsse ersticken. Zwei, drei Atemzüge erlaubte er sich. Dann noch einen. Aber er musste weiter. Heraus aus dem Hof. Wieder zurück in die Gasse mit dem schmutzigen Rinnsal in der Mitte und dem groben Kopfsteinpflaster. Wie in Zeitlupe rannte er wieder los. Als wäre die Luft mit einer klebrigen Masse gefüllt. Zäh, beschwerlich jeder Schritt.

Ein gehetzter Blick nach rechts und nach links. Von welcher Seite war er gekommen. Welche musste er nehmen? Jede Entscheidung konnte die Falsche sein. Ihn in die Arme der Verfolger führen. Roch er schon das Pech von brennenden Fackeln?
Dann lief er los. Rechts oder links? Egal! Das tropfende zähe Pech klebte schon an seinen Füßen. Hielt ihn am Boden fest. Selbst der Versuch eines Schrittes, musste ihn stürzen lassen.
Kleine Flammen schlugen von dem heißen Pech auf seine Hose. Er musste es einfach wagen. Sprang in irgendeine Richtung. Nur weiter. Aber seine Füße schienen im festen Boden wie verankert. In voller Länge prallte er auf dem Boden auf. Wo waren seine Hände, um den Sturz abzufangen? Da schlugen schmerzhaft die groben Pflastersteine in sein Gesicht. Schlammige Schmiere floss in seinen Mund.
Sofort wollte er wieder auf die Beine. Doch Knie und Ellbogen durchzogen Schmerz, als würden Splitter hineingestoßen werden. Die ersten flackernden Fackeln schwirrten durch seinen Gesichtskreis. Sie waren da!

Jetzt schrie der Verfolgte auf. Aber kein Laut verließ seinen Mund. Wie nach einem Schlaganfall brachte er nur ein stöhnendes Wimmern hervor.
Die Verfolgermenge kam immer näher. Eine Geräuschkulisse aus Schreien, Drohen und Krakelen umhüllte diese Masse. Vereinzelt ragten Stangen hervor, Mistgabeln, Sensen. Die Flammen der Fackeln wurden heller. Immer heller. Blendeten ihn.

Das Letzte, das er sah, waren ausgetretene Stiefel, die seinem gelähmten Kopf immer näher kamen. Drohend auf ihn zu marschierten. Hass trieb sie an.
Was sie wollten, war ihm klar. Sie wollten das Leben aus ihm herausbrennen.
Er fühlte schon die brennende Hitze, wie sie seinen Leib auffraß. Fühlte den Hass, wie sie seine Angst nährte. Fühlte, wie die lähmende Panik seine Seele erstickte. Schweißgebadet und vor Verzweiflung stöhnend wachte Tristan auf.

ENDE DER LESEPROBE


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Texte: Alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 22.10.2008

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