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Die Abfahrt

Gin erzählt:

 

Weihnachten war schon lang vorbei, trotzdem lag überall noch tiefer Schnee. Da holte ich meinen Schlitten und setzte Ricky, meinen geliebten Teddybär, darauf. Eigentlich bin ich ja schon viel zu alt für einen Teddybär, aber ohne meinen Ricky will ich einfach nichts unternehmen. Mühsam zog ich den Schlitten den steilen Hügel, ganz in der Nähe unserer Wohnung, hoch. Ich war Schweiß gebadet, als ich endlich oben ankam. Aber jetzt stand mir eine lange, ganz tolle Abfahrt bevor. Das war immer wieder ein einmaliges Erlebnis.

Wir brausten los. Es war einfach toll. Aber was war das? Mitten im Weg stand plötzlich eine Schneehöhle. Ich legte eine Vollbremsung ein und kam, im letzten Moment,  vor einem Jungen zum stehen. Das war ja gerade noch mal gut gegangen.. Mit zittrigen Knien stand ich auf und wollte zu schimpfen anfangen, als ich erkannte, dass es Hahan war, der alpine Kaminkehrer. Von der schweren Arbeit stand ihm noch der Schweiß auf der Stirn. Neben ihm stand sein heißgliebter Seehund Frosti, der an einem Seidenfaden einen wunderschönen Schneekristall um den Hals trug. Er war so groß wie mein Handteller. Beide lächelten uns freundlich zu.

Dann nahm Frosti feierlich seinen Schneekristall ab und schritt damit zu meinen Teddy. Er verneigte sich vor Ricky und legte ihm dann den Schneekirstall um den Hals. Dann verneigte er sich noch einmal und schon machte er sich, mit seinem Begleiter, auf den Weg. Beide winkten uns noch aufmunternd zu und schon bald waren sie verschwunden.

Ich staunte über das Erlebte und berührte den Schneekristall. Er fühlte sich an wie ein Edelstein, aber er war leicht wie eine Schneeflocke. Jetzt betraten wir die Schneehöhle. Da fing der Kristall, wie eine Taschenlampe, zu leuchten an. Auf der gegenüberliegenden Wand waren seltsame Schriftzeichen in den Schnee eingraviert, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ricky jedoch schaute sie aufmerksam an und schüttelte dann verständnisvoll den Kopf. Kurz darauf hörte der Schneekristall auf zu leuchten. Trotzdem war er wunderbar anzusehen. Die Rückwand öffnete sich plötzlich wie eine Schiebetür.

Sofort setzte ich mich wieder auf meinen Schlitten und die Fahrt konnte weiter gehen. Ganz erschöpft kam ich schließlich zu Hause an. Sofort trommelte ich Sara und Suny zusammen und erzählte ihnen mein Erlebnis. Sie waren tief beeindruckt und bewunderten den Halsschmuck meines Teddybären.

„Da steht uns sicherlich ein neues Abenteuer bevor.“ vermutete Suny ganz aufgeregt und schon rannte er zu seinem Computer, um ja nichts zu versäumen.

 

Ein neuer Auftrag

Der Engel Lya erzählt:

 

Ich kam gerade vom alljährlichen Langflugwettbewerb zurück. Ich war in einer super Stimmung, denn ich hatte gewonnen. Das habe ich mir auch redlich verdient, denn seit ich Suny kenne, trainiere ich fast jede freie Minute. Nachdem mich mein Vater beglückwünscht hatte, richtete er mir aus, dass ich, so schnell wie möglich, zum Hohen Rat kommen solle. Sofort flog ich los. Ich wurde schon erwartet.

Freudig begrüßte mich der alte Mann und lobte mich für meinen Erfolg. Doch dann kam er sofort zur Sache: „Du musst Bärenland retten.“ Bärenland? Hatte ich noch nicht gehört. Ich suchte es mit meinem Navi: „Laut meinem Navi gibt es Bärenland nicht.“ bemerkte ich ganz verwirrt. „Das ist richtig. Bärenland ist eine andere Welt, für die wir nicht zuständig sind und die uns eigentlich nichts angeht. Deshalb haben wir auch so lange gewartet. Wenn wir jetzt nicht eingreifen, dann ist es wahrscheinlich zu spät. Also, das Wichtige dabei ist: Wir können Dich nicht als himmlischen Botschafter dort hin schicken. Wenn etwas schief geht, werden wir behaupten, dass Du nur einen Auftrag für die Erde hattest.“ „Ist das denn dann nicht gelogen?“ fragte ich ganz zögerlich, denn ich konnte mir so etwas nicht vorstellen. „Eigentlich nicht. Denn was auf Bärenland geschieht, hat auch Auswirkungen auf die Erde, wenn auch nur ganz langsam, aber unübersehbar.“

Viel klüger war ich jetzt auch nicht. Konnte sich der Hohe Rat nicht mal klar und deutlich ausdrücken, um was es den eigentlich ging? Aber offensichtlich wollte er das nicht und somit wäre jede diesbezügliche Nachfrage sinnlos. Aber eins musste ich auf jeden Fall noch wissen: „Wie komme ich denn nach Bärenland?“ „Irgendwo auf Grünland muss ein Portal nach Bärenland sein. Wo genau kann ich Dir leider auch nicht sagen.“ „Grünland? Du meinst wohl Grönland?“ „Ja, natürlich. Vielleicht wird es ja irgendwann wieder zum Grünland, wenn Du Deine Mission erfolgreich beendest. Also, dann viel Erfolg.“

Äh, er wollte mich schon entlassen, ohne weitere Angaben? Was sollte denn diese Geheimnistuerei? Etwas verärgert flog ich nach Hause und setzte mich an meinen Computer um Suny kurz zu informieren.

Dann schnappte ich mir Manna, meinen Navi und das Handy, das ich an Weihnachten geschenkt bekommen hatte, und machte mich auf den Weg Richtung Grönland.

 

Ein kleines Problem

Gin erzählt:

 

Suny kam die Treppe herunter gestürmt: „Ich habe gerade ein Mail von Lya bekommen. Wir müssen sofort nach Grönland. Sie ist schon unterwegs. Dort sollen wir dann, mit dem Handy, Verbindung mit ihr aufnehmen.“ Am Tisch saß auch Michael, den wir zu uns eingeladen hatten, damit er sich bei uns erholen kann: „Um was geht es eigentlich?“ „Keine Ahnung, aber es ist sehr dringend.“ „Wenn es darum geht, dass ihr euch wieder seht, ist es immer dringend.“ meinte er schmunzelnd „Aber ihr könnt doch nicht bis nach Grönland fliegen, ohne den Grund zu kennen.“ „Ich vertraue ihr. Wenn sie sagt, dass es dringend ist, dann mache ich mich sofort auf den Weg.“ „Wir!“ verbesserte Sara.

Michael war sichtlich genervt: „Aber das geht doch nicht. Ihr seid keine reichen Leute, die sich so einen Flug leisten können.“ Das war Suny total egal und er verschwand heimlich. „Da muss es doch einen Ausweg geben. Es gibt immer einen Weg.“ beharrte die Jüngste. „Nein.“ meinte Mic „Es muss halbwegs realistisch sein. Keinen Lottogewinn, wo ihr gar nicht Lotto spielt.“ Daraufhin meinte ich. „Aber wir könnten doch schnell mal was erben.“ „Ihr habt keine reiche Verwandtschaft.“ meine Mic kurz abgebunden, was sonst gar nicht so seine Art war.„Sei doch kein so Fiesling.“ Saras Antlitz erhellte sich: „Ich habs. Zufällig gibt es gerade einen Last-Minute Flug für 5,-- € pro Person.“ Mic stöhnte: „Wer soll den so was glauben? So viel Zufälle gibt es nicht.“ Sara und ich schauten unseren Erfinder traurig und verständnislos an. Er wollte uns einfach nicht nach Grönland lassen. Er traute uns nicht zu, dass wir da zurecht kämen. Wir zogen beide einen Schmollmund.

 

Die Lösung

Freudestrahlend rannte Suny die Treppe herunter: „Alles klar. Der Flug startet Morgen um 14 Uhr 22. Die Tickets liegen bereit. Habe alles vom PC aus erledigt.“ Er war richtig stolz auf sich. Michael sprang vom Stuhl: „Was hast Du gemacht?“ Suny grinste über alle Backen: „Die Story einfach angepasst. Dein letztes Buch, wo Du Dich total zurückgezogen hast und wir Dich wieder in die Welt zurück geholt haben, wurde ein Bestseller. Deshalb hast Du jetzt genug Geld, um uns den Flug zu spendieren.“ Er schaute begeistert auf Sara und mich: „Ihr seid doch damit einverstanden?“ „Klar!“ jubelten wir.

Langsam setzte sich Michael: „Schon wieder überstimmt.“ brummte er; aber ganz freundlich. „Mit der Idee kann ich mich anfreunden. Dann werde ich jetzt mal alles für eine super Party für meine Fans vorbereiten. Das bin ich ihnen schließlich schuldig, wenn sie mir zu so viel Erfolg verholfen haben. Schade, dass ihr nicht dabei sein könnt. Aber wenn ihr wieder kommt,“ und er betonte 'wenn' so eigenartig, dass es mir kalt über den Rücken lief. „dann gibt es sicherlich einen Grund zum Feiern.“ Offensichtlich wollte er uns immer noch davon abhalten nach Grönland zu fliegen. Aber natürlich erfolglos.

Da bemerkte Suny noch: „Wir brauchen noch ein Genehmigungsschreiben von unseren Eltern, dass wir das Unternehmen allein durchführen dürfen. An sich müssten wir in Begleitung eines Erwachsenen reisen. Aber dann würde das Ganze ja keinen Spaß mehr machen.“ Als die Eltern die strahlenden Augen der Kinder sahen, war es ihnen klar, dass jeder Widerstand zwecklos sei und so stellten sie die nötige Bescheinigung aus. Wir packten unsere Koffer und konnten die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen.

 

Die Schneeburg

Lya erzählt.

 

Erschöpft erreichte ich die Erde und das Gebiet über Grönland. Unmittelbar nach dem Wettbewerb auch noch diesen langen Flug, dass war selbst für mich etwas zu viel. Ich erschrak: Das Land war ja riesengroß. Wie sollte ich da ein Portal finden, von dem ich nicht einmal wusste wie es aussieht? Langsam flog ich näher, aber außer Schnee konnte ich nichts erkennen.

Da plötzlich, ich wollte meinen Augen nicht trauen, tauchte, wie aus dem Nichts, der schwarze Engel auf, den ich meine Bekanntschaft mit Suny zu verdanken hatte. Ich musste lächeln über diesen zynischen Gedanken. Doch dann fiel mir wieder die Schmach ein, wie ich vom Himmel gestürzt war. Ich wollte mich nur noch rächen. Unbesonnen und unbedacht stürmte ich auf ihn los. Ich wollte ihn einfach fertig machen. Diesmal sollte er zur Erde stürzen.

Aber offensichtlich hatte er, seit unserer letzten Begegnung, nicht Langflug, sondern Kampftechnik gelernt. Unsere Auseinandersetzung dauerte nicht lange und schon wieder taumelte ich zu Boden. Da ich noch halbwegs bei Besinnung war, konnte ich den Sturz gerade noch rechtzeitig abfangen und landete heil, genau vor einer riesigen Schneeburg.

Ich lehnte mich vorsichtig an die Wand um wieder zur Besinnung zu kommen und um meine Lage zu überblicken. Da war jedoch nur Schnee.

Aber was war das? Beinahe wäre ich vor Schreck auf den Po gefallen: Da kam doch glatt dieses schwarze Ekel mit einer weißen Flagge. Er wollte verhandeln. Einer von der anderen Seite, der verhandeln will? Der will mich ganz gewiss rein legen. Zwischen denen und uns gibt es einfach nichts zu verhandeln!

 

Verhandeln? Niemals!

Freundlich lächelnd kam er auf mich zu – schrecklich. „Was willst Du?“ fragt ich erbost und abweisend. „Ich will Dir helfen.“ „Du mir helfen? Also Deine Hilfe brauche ich ganz gewiss nicht. Verschwinde, wo Du hergekommen bist!“ Er lächelte weiterhin und zog mein Handy, das ich beim Sturz verloren hatte, aus seiner Tasche. „Du kannst nicht mal Verbindung mit Deinen Freunden aufnehmen und die haben keine Ahnung warum sie überhaupt hier sind. Meinst Du wirklich, dass Du meine Hilfe nicht brauchst?“ meinte er zuckersüß. Ich wurde ganz rot vor Wut, denn ich erkannte, dass er recht hatte. So etwas ist wohl der schlimmste Moment, den ein himmlischer Botschafter erleben kann. Wie gerne wäre ich auf ihn gestürzt und hätte ihm das Handy abgenommen, aber mir war klar geworden, dass er viel stärker war, und eine dritte Niederlage wollte ich nicht einstecken.

Also musste ich mich zusammen reißen und diplomatisch vorgehen. Das war jetzt nicht gerade meine Stärke. Aber ich versuchte es und fragte ihn möglichst cool: „Was willst Du für Deine Hilfe? Ihr tut doch niemals was umsonst.“ „Ich will nur Dein Versprechen, dass ich auf eure Seite wechseln darf.“ Ich stand wie betäubt da. Das konnte doch nicht wahr sein. Er macht mich zwei Mal fertig und will dann zu uns wechseln. So einem darf man eh nicht trauen. „Bei uns wird Dich niemand nehmen. Was würde Dir also mein Versprechen nützen?“ War das ein Trick um mich auf seine Seite zu bringen? Ich konnte nicht vorsichtig genug sein. Er fand das offensichtlich lustig: „Du solltest mal eure Dienstanweisung lesen. Das Versprechen eines himmlischen Botschafters ist sogar für den Hohen Rat bindend.“ Hoppla, der kennt unsere Dienstvorschrift besser wie ich. Wie ist so was möglich? Wann hätte ich sie denn lesen sollen? Ich war ja immer in Eile und wenn ich Zeit hatte, kümmerte ich mich natürlich lieber um Suny. Das Grinsen des Schwarzen wurde noch breiter. Offensichtlich hatte er meine Gedanken wahrgenommen: „Desto mehr Infos man über den Gegner hat, desto leichter kann man ihn besiegen, ist der wichtigste Grundsatz bei uns. Wir beaufsichtigen nicht unsere eigenen Leute ständig, sondern spionieren alles aus, was wir über die andere Seite erfahren können. Nichts bleibt uns verborgen.“ Es strahlte so viel Zuversicht und Sicherheit aus, dass ich ihm am liebsten ist Gesicht geschlagen und erwürgt hätte. Aber ich beherrschte mich wohl weislich.

 

Der erste Kontakt

„Egal was passiert. Ich kann Dir nicht trauen und Dir kein Versprechen geben.“ „Du wirst schon noch Vertrauen zu mir fassen.“ meine er leicht hin. In diesem Moment hörte ich die schönsten Himmelsklänge. Das war mein Handy. Was sollte ich jetzt tun? Ohne Handy war ich hilflos. Die Situation überforderte mich. Warum hatte mich der Hohe Rat nicht besser vorbereitet? Lächelnd reichte mir mein Gegenüber das Handy: „Du sollst sehen, dass ich es ehrlich meine.“ Mit einem tiefen Seufzer nahm ich es an. Ich gab Suny meine Koordinaten durch und er schaute auf seiner Landkarte nach: „Der Flug war toll und dann hat uns ein Hubschrauber zu einer Forschungsstation mitgenommen. Wir sind nur ungefähr 110 km von Dir entfernt. Aber wie sollen wir Dich finden? Hier ist alles weiß und nichts woran man sich orientieren kann. Der Hubschrauber kommt erst in drei Wochen wieder und die Forscher sind nicht bereit uns zu unterstützen, weil sie glauben, dass wir nicht mehr zurückkehren würden.“ So ein Mist. Jetzt wurde mir erst richtig klar wie leichtsinnig und unüberlegt ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Ich hatte einfach keine Idee wie es weiter gehen könnte: „Ich muss mal drüber nachdenken. Ich melde mich dann wieder.“ sagte ich so selbstbewusst wie irgend möglich.

Der Schwarze konnte seine Freude nicht verbergen: „Wenn Du meine Hilfe annimmst, dann sorge ich dafür, dass Deine Freunde hier her finden und ich helfe euch auch dabei nach Bärenland zu kommen. Dort kann ich euch auch die Hintergründe erzählen, so dass ihr eure Mission erfolgreich abschließen könnt. Also gib mir das Versprechen und alles wird bestens laufen.“ Wie war das möglich? Er wusste offensichtlich alles und ich nichts. Ich war hilflos und er hatte offensichtlich alle Möglichkeiten. Das war so was von ungerecht. Hatte ich eine Wahl? Aber das konnte ich nicht allein entscheiden.

 

Allein gelassen

Ich rief den Hohen Rat an und wurde sofort gefragt: „Hast Du Probleme?“ „Ja.“ antwortete ich ganz niedergeschlagen. Doch dann kam es noch viel schlimmer: „Du solltest wirklich mal Deine Dienstanweisung durchlesen. Da steht nämlich drin, wie man mit denen von der anderen Seite umgeht. Prügeln ist nicht unser Niveau.“ Schrecklich, jetzt fängt der auch noch mit dieser blöden Dienstanweisung an und was hier vorgefallen ist weiß er auch schon wieder. Verzweifelt brachte ich mein Anliegen vor: „Ich muss wissen, ob ich dem das Versprechen geben kann, dass er von mir fordert.“ Geduldig, aber sichtlich genervt, kam die Antwort: „In Deiner Dienstanweisung steht, dass Du bei der Ausführung eines Auftrages selbstständig zu handeln hast und dass Dir der Hohe Rat dabei nicht helfen darf.“ Doch dann setzte er noch ganz freundlich hinzu: „Lass Dich nicht entmutigen. Du schaffst das schon.“ Damit war das Gespräch beendet und mir war ganz flau im Magen. Ich fühlte mich so hilflos und allein.

 

Endlich wieder zusammen

Ernst und erwartungsvoll schaute mich der von der dunklen Seite an. Was sollte ich jetzt tun? Ich schloss für einige Minuten die Augen, um mir klar zu werden wie es weiter gehen könnte. Schließlich teilte ich ihm das Ergebnis meiner Überlegungen mit: „Ich werde mir darüber Gedanken machen, wenn Du mir versprichst, dass Du keinem von uns oder denen von Bärenland etwas Böses tust oder sie sonst irgendwie betrügst und vor allem musst Du versprechen nicht zu lügen. Wenn Du das wirklich tust und uns hilfst Bärenland zu retten, dann werde ich anschließend meine Entscheidung treffen, ob ich Dir dieses Versprechen wirklich geben kann.“

War das jetzt nicht furchtbar dumm? Dabei konnte ich alles gewinnen und er alles verlieren. Wieso sollte er darauf eingehen? Ich war ja im Augenblick ganz auf ihn angewiesen und Seinesgleichen würden solch eine Situation sicherlich bedenkenlos ausnützen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie überrascht ich war, als er nur kurz zusammen zuckte, als ich von 'nicht lügen' sprach, dann aber mir klarer Stimme ganz ernst erwiderte: „Ok, der deal gilt.“ Ich atmete erleichtert auf.

Und wie geht es jetzt weiter?“ wagte ich zu fragen. „Wir gehen erst Mal in die Burg und trinken gemütlich eine Tasse Tee um uns aufzuwärmen. Denn es wird schon ein paar Stunden dauern bis Deine Freunde da sind.“

Also betraten wir die Schneeburg und kamen in einen riesigen Saal, der wunderbar aussah. Ich konnte mich an den buntschillernden Farben gar nicht satt sehen. Die herrlichsten Bilder waren in den Wänden eingraviert. Es wäre wirklich fantastisch gewesen, wenn ich hier nicht zusammen mit ihm gesessen wäre und heißen Tee getrunken hätte. So etwas hätte ich mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Meinen Fragen, warum er denn zu uns wechseln wolle, wich er aus und meinte dazu nur: „Das werde ich Dir später erklären.“ Weil Geduld schon immer meine schwache Seite war, wurde ich immer nervöser. Es war uns nicht möglich ein Gespräch in Gang zu bringen: Ich wollte über sein bisheriges Leben nichts wissen und er schien über meines schon alles zu wissen. Das war eine beklemmende Situation. Aber was kann man sich erwarten, wenn zwei so gegensätzliche Wesen beieinander sitzen. Es wurde immer mehr zur Qual.

Endlich hörten wir kleine Glöckchen bimmeln. Ich rannte vor die Burg. Suny, Gin und Sara kamen auf Schlitten, die von Rentieren gezogen wurden, an. Suny fiel mir glücklich um den Hals: „Das war toll, dass Du uns die super schnellen Rentiere geschickt hast, die den Weg zu Dir kannten.“ Ich wurde ganz rot vor Verlegenheit. Wie hatte er das geschafft, während wir ganz gemütlich unseren Tee getrunken hatten? Die von der anderen Seite scheinen einiges drauf zu haben. Von denen könnte man wohl noch einiges lernen. Oder müsste ich nur mal meine Dienstanweisung durchlesen? Jetzt fing ich schon selbst damit an. Konnte es noch schlimmer kommen?

 

Ankunft in Bärenland

Die drei staunten nicht schlecht, als ich sie hinein führte und sie den dunklen Engel sahen. Schulter zuckend und resigniert meinte ich nur: „Unser Reiseführer.“

Er lächelte uns alle an, öffnete die gegenüberliegende Tür und bat uns hindurch zu schreiten. Kaum waren wir auf der anderen Seite, war alles ganz anders: Wir waren in einem dichten, hügligen Wald, neben einer kleinen Schneeburg, aus der wir gerade herausgetreten waren. Auch hier war alles tief mit Schnee bedeckt. Aber alles wirkte viel lebendiger. „Dies ist Bärenland.“ klärte er uns auf. Es war furchtbar schön hier. Man fühlte sich sofort zu Hause. Jedoch lag etwas Bedrückendes in der Luft. Wir schauten uns um und sahen in der Ferne ein Feuer. „Da geht erst mal hin und lernt die Menschen kennen. Ich bleibe hier und errichte uns ein Nachtlager. Wenn ihr hier ein Lagerfeuer seht, dann könnt ihr zurück kommen.“ wurden wir angewiesen.

 

Die Geschichte von Bärenland

Also machten wir uns auf den Weg. Bald erreichten wir ein kleines Dorf. Die Menschen beäugten uns misstrauisch. Aber sie waren freundlich und luden uns zu sich ans Lagerfeuer ein. Wir setzten uns zu ihnen und wärmten uns auf. Ein kleiner Junge lief weg und kam nach kurzer Zeit mit einem uralten Mann zurück. Nachdem dieser sich gesetzt und uns eine Weile gemustert hatte, meinte er: „Endlich seit ihr hier. Wir warten schon so lange auf euch.“ Verwundert fragte Gin: „Um was geht es eigentlich? Wir wissen nur, dass ihr uns braucht?“

Der Alte wurde ganz traurig, doch dann begann er ganz langsam zu erzählen: „Einst war Bärenland, die wunderbarste Welt, die man sich vorstellen kann. Es war immer Frühling und alles blühte und erfreute Bären und Menschen. Es gab Nahrung im Überfluss und wir konnten ein sorgenloses Leben führen. Es gab kaum Krankheiten und für die wenigen, die es gab, hatten wir gute Heilkräuter. Alle lebten in Eintracht und Harmonie. Der Bärenkönig regierte alles mit viel Weisheit: Bären und Menschen lebten zusammen und benutzten die selbe Sprache. Alles war so wunderbar.“ Tränen standen in seinen Augen, als er die alten Erinnerungen wach rief. Es dauerte eine Weile bis er fort fahren konnte.

„Eines Tages kam ein Fremder zu den Menschen. Er war ganz dunkel, so dass man ihn nachts nicht sehen konnte. Aber wir hatten keine Vorurteile und nahmen ihn bei uns auf. Er hatte besondere Fähigkeiten und konnte viel Gutes für die Gemeinschaft tun. Er wurde immer beliebter. Zuletzt krönte man ihn zum König der Menschen und er verhalf uns zu großem Wohlstand. Aber das reichte ihm nicht: Er wollte Herrscher über ganz Bärenland werden. So wurde eine gemeinsame Versammlung abgehalten und darüber abgestimmt, wer der künftige Herrscher sein sollte. Alle Bären stimmten für den Bärenkönig, aber nicht alle Menschen für den Menschenkönig. Deshalb blieb der Bärenkönig Herrscher über das ganze Bärenland. Der Verlierer tobte vor Wut und unterdrückte künftig alle, die nicht für ihn gestimmt hatten. Die Lage wurde unerträglich. Inzwischen bereuten es die meisten Menschen, dass sie dem Fremden Zuflucht gewährt hatten.“ Wieder war der Erzähler so aufgewühlt, dass er eine längere Pause einlegen musste.

„Als die Tyrannei unerträglich wurde, mischte sich der Bärenkönig ein und verbannte den Menschenkönig für immer und ewig. Da er der Herrscher einer eigenen Welt war, ist es dem Verbannten wirklich unmöglich Bärenland je wieder zu betreten. Aber der Fremde hatte unvorstellbare Macht. Bevor er Bärenland verließ, legte er einen Fluch auf den Bärenkönig: In einer Höhle ohne Zugang, die kein lebender Bär oder Mensch betreten kann, sollte der Bärenkönig versteinert stehen wie eine Statue, für immer und ewig. Und so geschah es.“ Schwer erschüttert erhob sich der Alte und zog sich, mit Hilfe des Jungen, in sein Zelt zurück. Eine bedrückende Stille legte sich über die ganze Versammlung. Nach längerer Zeit schauten wir die Anwesenden betroffen und fragend an.

 

Die Folgen

Da meldete sich eine schwarz haarige Frau zu Wort: „Er hat die Geschichte schon lange nicht mehr erzählt und uns läuft immer noch die Gänsehaut über den Rücken, wenn wir sie hören. Ich bin die Historikerin des Stammes und kenne deshalb die Fortsetzung.“ Gespannt lauschten wir. „Kurz nachdem der Bärenkönig verschwunden war, begann es endlos zu schneien und es wurde ein ewiger Winter. Die Nahrung wurde knapp und es gab plötzlich immer mehr Krankheiten, denen wir hilflos gegenüber standen. Bären und Menschen waren nun ohne Herrscher und niemand regierte Bärenland. Bären und Menschen gaben sich gegenseitig die Schuld für dieses schlimme Unglück. So kam es ständig zu Streitereien. Die Bären zogen daraufhin etwas weiter nach Norden und ließen sich hier niemals mehr sehen. Von uns wagte es niemand, sich in den Norden zu begeben. Bald stellte sich heraus, dass die Menschen ohne die Bären nicht leben konnten, ebenso die Bären nicht ohne die Menschen. Aber sie hatten Furcht voreinander und hassten sich. So starben die beiden, einst so riesigen Völker, fast aus. Wir sind der kleine Rest, der nach den vielen Jahrhunderten übrig geblieben ist. Dieser Winter ist besonders hart und wir finden keine Nahrung mehr. Den Bären wird es nicht besser gehen. Niemand wird diesen Winter überleben. In wenigen Monaten wird es weder Bären noch Menschen in Bärenland geben. Bärenland wird tot sein.“ Traurig schauten alle Zuhörer ins Feuer.

 Da meldete sich ein kleines blondes Mädchen: „Ich bin die Seherin des Stammes und weiß: Wenn Bärenland stirbt, dann wird auch eure Erde sterben. Ganz langsam. Zuerst in vielen Jahrhunderten Grünland und dann der Rest. Deswegen darf euch unser Schicksal nicht egal sein.“ „Ist es uns ja auch nicht. Deswegen sind wir ja hier.“ erwiderte Gin. „Aber wir wissen nicht, wie wir euch helfen sollen.“ meinte Sara ganz traurig.

 

Die Prophezeiung

Die Kleine fuhr fort: „Es gibt eine Prophezeiung, die nur von Seherin zu Seherin vererbt wird. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass ihr sie erfahrt.“ Sie konzentrierte sich ganz stark und war fast nicht mehr anwesend als sie uns Folgendes erzählte: „Einst werden kommen Wesen aus einer fremden Welt.

Nicht alle sind Menschen, wie es scheint, doch sind sie fest vereint. Den ihr nicht beachtet, der ist wichtig, es gibt weder falsch, noch gibt es richtig. Zwei zu einem und aus einem zwei; wünscht euch diese Zeit herbei.

Die Wesen werden in ihre Welt zurückkehren, doch etwas von sich hinterlassen.

Das ist die Prophezeiung, aber niemand kann sie verstehen.“ fügte sie enttäuscht hinzu. „Wir leider auch nicht.“ bemerkte Suny enttäuscht. Ein betretenes Schweigen ging durch die Runde. Plötzlich sah man, aus der Richtung, von der wir gekommen waren, Feuer. Als ich das sah, erhob ich mich langsam, bedankte mich für die Gastfreundschaft und meinte: „Wir müssen uns jetzt zurückziehen und darüber nachdenken. Habt Vertrauen! Wir lassen euch nicht im Stich.“ Alle bemühten sich um ein Lächeln. Langsam und nachdenklich gingen wir in die Dunkelheit zurück.

 

Der dunkle Engel

Mein dunkles Ebenbild hatte ein tolles Abendessen zubereitet. An meinem Platz stand nichts, da er natürlich wusste, dass ich nur Manna vertrage. Er selbst hatte offensichtlich schon gegessen. Als wir alle gemütlich da saßen, begann er: „Der Fremde damals, war mein Vater. Könnt ihr euch seinen Zorn und seine Wut vorstellen? Sie wird niemals vergehen. Nein, das könnt ihr nicht. Ständig ist er am Toben und 'schikaniert' alle, die ihm in die Quere kommen und bei uns will das wirklich etwas heißen. Ich bekomme das natürlich ständig ab. Es ist nicht mehr zum aushalten, obwohl ich viel gewöhnt bin. Deshalb will ich zur anderen Seite wechseln.“ Ich wurde sehr nachdenklich. Ebenso die anderen.

„Konntet ihr mit dem ganzen Wirrwarr etwas anfangen? Wie soll uns das denn weiterhelfen?“ wechselte Suny das Thema. „Ganz so verwirrend ist es nicht.“ meinte Sara. „Der Fluch besagt, dass lebende Menschen nicht zum Bärenkönig vordringen können. Also scheiden Suny, Gin und ich schon mal aus. Die Prophezeiung sagt: 'Zwei zu einem.' Das heißt doch wohl, das zwei gemeinsam zum Bärenkönig vordringen müssen.“ Sara holte erst mal tüchtig Luft. So eine lange Reden hielt sie normalerweise nicht. Aber wir bewunderten sie. Das gab Sinn.

Ich schaute ganz entsetzt: „Ich soll doch nicht etwa gemeinsam mit dem ...“ Das blanke Entsetzen war mir ins Gesicht geschrieben. „Nein.“ mischte sich da Gin ein. Er ist dafür ungeeignet. Er hat alles getan was er konnte.“ Der dunkle Engel nickte zustimmend. „Aber wer soll denn dann Lya begleiten?“ und man konnte ihn ansehen, wie er darunter litt, dass nicht er es war. Aber Gin wusste Bescheid: „Ist es euch nicht aufgefallen, dass im Fluch von lebenden Bären und Menschen die Rede ist? Ricky soll Lya begleiten. Dafür hat er wahrscheinlich den Schneekristall bekommen.“ sagte sie etwas betrübt. Das leuchtete uns allen ein. Ich war von dem anstrengenden Tag tot müde und konnte mir ein Gähnen nicht mehr verkneifen: „Also schlafen wir uns jetzt erst mal aus und dann mache ich mich Morgen früh mit Ricky auf den Weg.

 

Der Bärenkönig

Nach dem Frühstück stellte ich mich vor Gin. Seufzend drückte sie mir ihren heiß geliebten Teddy in die Hand, nachdem sie ihn lange gestreichelt hatte. Wohin sollte ich mich jetzt wenden? Der Dunkle hatte schon wieder meine Gedanken wahrgenommen. Wie ich das hasste. „Unter dem hohen Hügel im Norden ist alles voll Höhlen. Dort solltest Du anfangen. Als himmlischer Engel solltest Du ja ein Wesen erspüren können, auch wenn es versteinert ist.“ Schon wieder war ich total verlegen. Konnte ich das wirklich? Ich hatte es noch nie versucht. Aber wenn es zu den natürlichen Eigenschaften von Engeln gehört, dann sollte ich es ja auch können. Warum habe ich nur von so Vielem keine Ahnung?

 Ich überflog also ganz langsam den Hügel. Ich konnte spüren, wo da Höhlen waren. Ich konzentrierte mich darauf, ob sich in einer dieser Höhlen etwas anders anfühlen würde wie in den anderen. Plötzlich war da etwas, ganz deutlich, als wenn jemand unverständliche Funksignale senden würde. Langsam flog ich herunter, direkt in die Höhle hinein. Für Engel gibt es ja keine Mauern. Zu meiner größten Verwunderung, offensichtlich für Ricky auch nicht. Wir landeten in einem breiten Gang.

 Sein Schneekristall leuchtete wie eine Taschenlampe. Hier konnte ich die Signale noch deutlicher spüren. Wir mussten den Gang in östlicher Richtung folgen. Bald kamen wir in einen großen Saal. In der Mitte stand ein Tisch. Auf der rechten Seite das Steinmonument eines ausgewachsenen Bären mit einer Krone. Einfach toll und ergreifend. Als ich meinen Blick wieder abwenden konnte, setzte ich den Teddy auf den Tisch, so dass er auf den Bären schauen konnte. Kaum dass ich zur Seite getreten war, kam aus dem Schneekristall ein helles Licht in allen Farben. Es war so hell, dass ich die Augen schließen musste. Als es wieder dunkler wurde, öffnete ich meine Augen wieder. Nur noch die Krone leuchtete, die sich der jetzt lebende Bär vom Haupt nahm. Er ging damit langsam auf den Teddybär zu und hielt die Krone über ihn.

 Ganz langsam wurde Ricky immer größer und lebendiger. Schließlich war er so groß wie der Bär, der ihm gegenüberstand, und Ricky war nur selbst ein lebender Bär. Nun setzte der alte Bärenkönig ihm die Krone aufs Haupt und zerfiel im gleichen Moment zu Staub. Andächtig standen wir eine Weile neben den Überresten des großen und weisen Bärenkönigs.

 

Ein neuer Anfang

Da Ricky ja jetzt nicht mehr durch Wände gehen konnte, gingen wir langsam und bedächtig den Gang weiter, bis wir in einer Sackgasse landeten. Ich wollte umkehren, doch Ricky hielt mich fest. Er ging ein paar Schritte weiter und plötzlich drang ein hellroter Strahl aus seinem Schneekristall. Eine unheimliche Hitze breitete sich aus. Der getroffene Fels begann zu schmelzen. Nach einigen Minuten zerfiel er. Ich wollte hinaus stürmen, aber Ricky hielt mich wiederum zurück. Er ging wieder ein paar Schritte und aus seinem Schneekristall kam ein leuchtend blauer Strahl, der alles abkühlte. Als auch dieser Strahl aufhörte, verließ Ricky ganz gemächlich die Höhle.

 Draußen standen Bären und Menschen Spalier und begrüßten freudig ihren neuen König. Der Schnee war zum größten Teil geschmolzen und bald würde nichts mehr von ihm da sein. Ricky lächelte allen zu und schritt langsam zum Thron, der für ihn aufgestellt worden war. Er setzte sich und alle zogen einzeln an ihm vorbei um ihm ihre Treue zu schwören.

 Als das Zeremoniell zu Ende war, stand plötzlich der dunkle Engel vor mir. Ich hatte ihn, bei all der Aufregung, ganz vergessen. Er schaute mich fragend an und ich wusste, dass ich mich entscheiden musste. Er hatte sein Versprechen gehalten. Ohne ihn hätten wir Bärenland nicht retten können. Aber trotzdem … . Ich wusste einfach nicht weiter. Ich zog mich an einen stillen Ort zurück und lehnte mich an einen Baum. Ich wollte alles sorgfältig bedenken und auch auf mein Inneres hören. Drei Stunden saß ich so da, tief in Gedanken versunken. Schweren Herzens erhob ich mich schließlich und ging zum Festplatz zurück. Traurig schaute ich den namenlosen Engel an und gestand ihm ganz bedrückt: „Ich habe wirklich mit mir gerungen. Aber ich kann Dir das Versprechen nicht geben. Es tut mir wirklich leid. Aber ich kann nicht anders.“ Gleich darauf drehten wir uns die Rücken zu, weil wir beide Tränen in den Augen hatten.

 

Das Urteil

Da ertönte plötzlich ein tiefe Stimme vom Thron: „Komm zu mir, Retter von Bärenland.“ Ganz überrascht und verunsichert ging der Engel zum Thron und stellt sich vor den neuen Bärenkönig. Dieser legte ihn ganz behutsam seine Pfote auf den Kopf und sprach feierlich: „Wenn Du versprichst wie ein himmlischer Engel zu leben, dann stelle ich Dich für 99 Jahre unter meinen Schutz. Hier kann Dich niemand erreichen. Solltest Du aber Dein Versprechen brechen, dann verbanne ich Dich für immer und ewig aus Bärenland. Willst Du das Versprechen ablegen?“ „Ich verspreche, dass ich, so gut ich es kann, ein Leben wie ein himmlischer Engel führen werde.“ Freudestrahlend meinte Ricky: „Keine Sorge ich werde Dich dabei unterstützen. Ab jetzt bist Du für 99 Jahre ein Bewohner von Bärenland.“ Bei diesen Worten wurde der dunkle Engel immer heller und schließlich war er grün. Der grüne Engel war so glücklich wie noch nie in seinem ganzen Leben. Zu mir sprach der König: „Du hast richtig gehandelt. In meinem Reich hättest Du kein Versprechen abgeben dürfen, weil Du hier nicht als englischer Botschafter bist. In 99 Jahren kann Dein Hoher Rat entscheiden, ob sie ihn haben wollen oder nicht.“

 

Die Rückkehr

 Wir feierten eine Woche lang den neuen König. Inzwischen war es überall Frühling geworden. Bären und Menschen waren wieder glücklich und zufrieden.

Doch jetzt hieß es Abschied nehmen. Gin fiel das besonders schwer. Ricky tröstete sie: „Du bist doch schon viel zu groß für einen Teddybär.“ Mit Tränen in den Augen stimmte sie ihm zu. Die kleine Schneeburg hier, durch die wir gekommen waren, war verschwunden, an ihrer Stelle stand da eine kleine Hütte. Wir vier traurige Helden gingen hinein und kamen aus einer kleinen Hütte, auf dem hohen Hügel vor Sunys Haus, wieder heraus.

Auch hier lag kein Schnee mehr.

Vierzehn Tage später konnte man in den Zeitungen lesen, dass der Schnee in Grönland immer mehr zurück geht. Man behauptete, dass die Klimaerwärmung daran schuld sei.

Aber wir wissen es besser.

 

Impressum

Texte: © MicMam 2014
Bildmaterialien: O.O.
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die sich nach einer besseren Welt sehen.

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