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Verwirrung

 

Die kleine Gin war heute beim Frühstuck ganz seltsam; ganz verwirrt und verstört. Niemand dachte sich etwas dabei, denn schließlich war heute der 24.12. und da kann man schon mal ganz aufgeregt sein.

Aber nach dem Frühstück war sie ganz plötzlich spurlos, samt ihrem geliebten Teddy, verschwunden. Jedoch bemerkte es niemand, weil alle ganz hektisch mit den vielen Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt waren.

Sie war so verwirrt, dass sie nicht mal bemerkte, dass sie gar keine Winterkleidung angezogen hatte und sogar nur Socken trug. Sie war total abwesend mit Ihren Gedanken. Sie war so durch den Wind gedreht, dass ihr nicht einmal auffiel, wie ihre Socken nass wurden und ihre Füße immer mehr zu Eiszapfen, während sie kräftig durch den tiefen Schnee stampfte.

Schließlich kam sie ganz erschöpft zu einer einsamen Tanne, mitten im Wald. Da sie ziemlich müde war, setzte sie sich auf den eiskalten, tief verschneiten Boden und klammerte sich ganz fest an ihren Teddy.

Ein Vertrauter

 

 

„Endlich sind wir allein und können uns ungestört unterhalten." Der Bär brummte zustimmend. „Wenn ich das meinen Eltern erzählen würde, würden die mir für verrückt halten. Mein großer Bruder würde nur zynische Bemerkungen dazu machen, wie immer. Und meine kleine Schwester würde es gleich überall herum erzählen.

Ach, wie bin ich so froh, dass ich Dich habe. Du hörst immer aufmerksam zu, hast für alles Verständnis und erzählst nichts weiter.“ Ihr Teddy nickte verständnisvoll.

Die nächtliche Begebnung

 

„Also heute, genau um Mitternacht, wache ich auf, weil es plötzlich hell war und da stand doch tatsächlich ein fremder Mann neben meinem Bett. Er muss wohl meine Nachttischlampe angeknipst haben. Verwundert sah ich ihn an. Angst hatte ich natürlich nicht, denn ich bin ja kein kleines Kind mehr. Der Mann war ungefähr im Alter von meinem Papi und schaute mich ganz freundlich an.

Das gab mir Vertrauen und Mut und ich fragte ihn: 'Wo kommst Du her? Wer bist Du?' 'Ich komme vom Vater und bin der, dessen Geburtstag bald die ganze Welt feiert.' Immer diese Oldies, dachte ich mir. Kann der nicht eine einfache und klare Antwort geben? Natürlich hatte ich verstanden was er mir sagen wollte, ich bin ja schließlich nicht dumm. Zweifelnd meinte ich: 'Aber dann müsstest Du ja schon uralt sein.' Ein wenig traurig antwortete er: 'Nach dem Tod altert man nicht mehr.' 'Oh, dann ist es von Vorteil wenn man jung stirbt, dann muss man nicht faltig durch das Ewige Leben schreiten.' Darüber lächelte er.

 

Ehrlichkeit?

 

Aber eigentlich war ich noch todmüde und wollte wieder schlafen, deshalb fragte ich ihn: 'Weshalb bist Du zu mir gekommen?' 'Ich war gerade in der Gegend und stellte fest, dass bei uns Deine Weihnachtswünsche noch gar nicht eingetroffen sind. Da wollte ich mal schnell bei Dir vorbei schauen.' Also, ich hatte das Gefühl, dass das nicht der wirkliche Grund war, aber das konnte ich Ihm natürlich nicht sagen.“ Zustimmend brummte ihr Bärchen und Gin freute sich, dass er so aufmerksam zuhörte und auch ihrer Meinung war.

Geschenke

 

Aber gleich erzähte sie weiter: Meine Skepsis wurde wieder wach: 'Wenn Du wirklich der bist, für den Du Dich ausgibst, dann kennst Du meine Weihnachtswünsche doch sowieso.' 'Nein, darauf lasse ich mich nicht mehr ein. Du änderst bis Weihnachten Deine Meinung wieder und dann hagelt es Beschwerden, dass Du das Falsche bekommen hättest. Ich nehme Weihnachtswünsche nur noch schriftlich an. Aber was ich noch fragen wollte: Warum feiert ihr eigentlich Weihnachten?'' Bei dieser seltsamen Frage wäre ich glatt von Stuhl gekippt, wenn ich nicht im Bett gelegen wäre. 'Oh Mann, das ist doch ganz klar. Das ist doch schließlich Dein Geburtstag. Geburtstag feiern ist doch so schön: Man bekommt Geschenke und …..' Da unterbrach er mich: 'Ich bekomme Geschenke?' Wollte Er mich jetzt rein legen? Da war er genau an die Richtige gekommen: Ich war nie um eine Antwort verlegen. 'Ließ doch mal die Bibel. Da steht ganz klar: Was ihr den Geringsten meiner Brüder geschenkt habt, das habt ihr mir geschenkt. Dieser Satz soll von Dir stammen!' Er wurde ganz rot und musste sich erst mal setzen. Dabei vergaß er einen Stuhl heran zu ziehen. Es schaute ulkig aus, wie er so ohne Stuhl da saß. Dann stimmte er mir ganz bedächtig zu: 'Du hast recht. Aber das ist alles schon so lange her. In meinem Alter kann man schon mal was vergessen. Ich staune, dass junge Menschen heute noch die Bibel kennen.'

 

'Ich glaube Du bist etwas weltfremd. Die meisten Menschen sind gar nicht so schlecht wie Du vielleicht meinst. Du müsstest Dich nur etwas mehr um sie kümmern.' Er schaute mich ganz verlegen und hilflos an. 'Aber ich tu doch alles, was ich kann, für euch. Aber ich will euch halt nichts aufzwingen.'

Viele Wünsche

'Ich glaube Du erreichst die Menschen einfach nicht mehr, weil Du etwas altmodisch bist.' 'Ich altmodisch? Wie meinst Du das?' 'Du beklagst Dich, dass Du keine Geschenke bekommst. Das ist doch ganz klar.' 'Wieso?' Jetzt war mein Besucher total verwirrt. 'Weil es Dich gar nicht gibt.' 'Es gibt mich nicht? Ich rede doch gerade mit Dir.' 'Wer keinen festen Wohnsitz und keine Mail hat existiert nicht wirklich. So ist das halt heutzutage. Wo sollte man denn die Glückwünsche und Geschenke für Dich hin schicken?' 'Du meinst, ich muss mir eine irdische Wohnung suchen?' 'Du wirst keine bekommen. Denn dazu braucht man einen Beruf, der Geld einbringt.' Jetzt war mein Gast total verdattert. ''Ich habe keine Arbeit?' und er wischte sich den Schweiß von der Stirne.

'Du musst mit der Zeit gehen und auf dem Internet einen großen Werbefeldzug durchführen. Nur so kannst Du die Menschen heutzutage noch erreichen. Telepathie oder wie das Dein Hl. Geist macht ist heutzutage out. Such Dir einen neuen Werbemanager. Dann kannst Du die Menschen wieder erreichen und ihnen in all ihren Nöten und Sorgen wirklich helfen.' 'Langsam, das ist jetzt alles ein bisschen viel.' Gemächlich zog er einen Block und einen Bleistift aus der Tasche und nachdem er endlos lange geschrieben hatte, las er ganz bedächtig vor: Weihnachtswunsch von Gin: 1) Ich soll mir eine Arbeit suchen. 2) Ich soll mir eine Wohnung suchen. 3) Ich soll mir einen Computer zulegen. 4) Ich soll mir ein Mail anschaffen und 5) Ich soll mir einen neuen Werbemanager suchen. Hab ich das alles richtig aufgeschrieben?'

 

'Ja' bestätigte ich und konnte ein lautes Gähnen nicht mehr unterdrücken.

Der Auftrag

 Er schien es gar nicht zu bemerken und war ganz verlegen. Ich merkte, dass er noch was sagen wollte, sich aber nicht traute. Mir wurde das jetzt zu viel: 'Es war schön, dass Du da warst, aber wenn das jetzt alles war, dann würde ich jetzt gern noch eine Runde schlafen.' 'Nein, da war noch was.' 'Lieber Bruder, dann sag es, oder komm nächstes Jahr wieder, aber wir können hier nicht die ganze Nacht tratschen.' 'Ach jetzt hab ich es wieder. Danke für das Stichwort. Also ich hätte da auch einen Wunsch. Würdest Du mir den bitte erfüllen?' Typisch Grufti, dachte ich: Da belabern sie einen stundenlang, bis ihnen endlich mal einfällt was sie eigentlich wirklich sagen wollten. Ich war inzwischen schon ganz schön genervt. Nachdem er mir Seinen Wunsch verraten hatte, erwiderte ich sofort: Nein, das kann ich nicht. Ich bin zwar sehr mutig, aber ich will mich doch nicht vor meiner ganzen Familie lächerlich machen. Er lächelte mich wieder mit seinen strahlenden Augen an und meinte: 'Du schaffst das schon. Ich bin halt altmodisch und bevorzuge menschliche Botschafter, anstelle von Internet.' Um endlich meine Ruhe zu bekommen, versprach ich ihm mein Bestes zu tun.“ Wieder nickte Ricky, mein Teddy ganz verständnisvoll.

„Was soll ich jetzt machen? Das kann ich einfach nicht.“

Ricky brummte mehrmals vor sich hin, was er sonst nie tat und Gin verstand, dass er sie aufmuntern wollte und ermutigen, es doch zu tun. Jetzt entspannte sich die Kleine und wurde ganz ruhig.

 

Dabei bemerkte sie, dass sie fast erfroren war. Es war ihr unmöglich aufzustehen und es fing schon an zu dämmern. Ganz fest drückte sie sich an ihren Teddy, damit es ihm warm würde und wenigstens er nicht erfrieren würde. Bären haben ja ein dickes Fell und können die Kälte länger aushalten wie kleine Kinder.

Die Rettung

 

Glücklicherweise kam ihr großer Bruder, der sie schon überall gesucht hatte. Ihre Abwesenheit war aufgefallen, weil sie nicht, wie üblich, alle fünf Minuten gefragt hatte, wann es endlich so weit sei. „Was ist denn mit Dir los? Was tust Du hier? Vor allem warum tust Du das?“ schrie ihr Bruder ganz aufgeregt. Doch sie antworte nur ganz erschöpft: „Ich werde darüber genauso schweigen wie Ricky.“ Er nahm sie auf seine Arme, obwohl sie schon so schwer war, denn sie war ja kein kleines Kind mehr. Schnell trug er sie mach Hause und nachdem sie etwas Warmes getrunken hatte und einige Stunden im warmen Bett verbringen musste, war sie wieder so halbwegs fit.

 

 

 

Gins Weihnachtswunsch

 

 Jetzt gab es noch Abendessen vor der Bescherung. Gin saß ganz gelassen und nachdenklich da. Früher war sie immer ganz ungeduldig, bis das Abendessen vorbei war. Plötzlich fragte sie der Vater: „Du hast dieses Jahr ja gar keinen Wunschzettel für den Weihnachtsmann geschrieben.“ Gin wäre am liebsten ausgeflippt: Sie war doch kein kleines Kind mehr, das an den Weihnachtsmann glaubte. Ok, voriges Jahr schon noch und ihre Liste war hemmungslos lang gewesen. Aber jetzt war sie groß und wusste seit heute Nacht alles viel besser.

Trotzdem beherrschte sie sich und bemerkte dann: „Ich habe dieser Jahr nur einen Wunsch.“ Alle lauschten gespannt und waren überrascht, dass sie plötzlich so bescheiden war.

„Ich wünsche mir, dass ihr Jesus einen Wunsch erfüllt!“

 

Der Weihnachtswunsch an alle

 Jetzt saßen sie alle mit offenen Mündern da und brachen kein Wort heraus. Nur ihre kleine Schwester, die wohl nicht alles so richtig verstanden hatte, rief ganz aufgeregt: „Was wünscht sich der Weihnachtsmann denn?“ 'Oh weh,' dachte sich Gin 'Die glaubt ja noch an den Weihnachtsmann. Da darf ich sie jetzt nicht verunsichern. Aber ich muss ihr irgendwie klar machen, dass es um etwas ganz anderes geht.' Laut erklärte sie: „Nicht der Weihnachtsmann. Es geht um Jesus.“ „Wer ist Jesus?“ „Über den gibt es ein ganzes Buch. Ich werde Dir heute Abend etwas von ihm erzählen.“ Die kleine Schwester strahte: Eine Gute Nacht Geschichte von Gin, war doch wirklich ein tolles Weihnachtsgeschenk. Gin überlegte, ob das auch zu ihren Aufgaben als Botschafter gehörte? Sicherlich, aber da war doch noch was anderes. Ihre kleine Schwester hatte sie total aus den Konzept gebracht. Was hatte sie sagen wollen?

Ihr Vater riss sie aus ihren Gedanken: „Was wünscht sich Jesus denn?“ Ach richtig, das war es gewesen, worauf sie noch eine Antwort geben wollte und sie erinnerte sich daran, dass sie sich genau an den Wortlaut halten sollte. Sie atmete tief durch und betonte jedes Wort:

 

 

 

 

 

 „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.

 Dafür kam Er in die Welt. Dafür hat Er gelebt Das ist Sein sehnlichster Herzenswunsch.“

Impressum

Texte: @ MicMam 2013
Bildmaterialien: Ladys von DeviantArt: http://meltys-stock.deviantart.com/ and http://midnightstouchstock.deviantart.com / Refinnej: http://www.bookrix.de/-ecaf0b36d7b1c15/
Tag der Veröffentlichung: 01.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Herzlichen Dank für die eifrigen Gruppenleiter: Nekochan und Refinnej, sowie den Ladys von DeviantArt für das schöne Cover.

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