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Vor der Höhle



Ich sitze wie so oft vor meiner Höhle. Da kommt ein Fremder:

Der Fremde: Wo bin ich hier?
Ich: In einem dichten Wald vor einer Höhle.
Der Fremde: Was tust Du hier?
Ich: Ich möchte in die Höhle gehen, aber ich traue mich nicht.
Der Fremde: Bist Du oft hier?
Ich: Immer wenn ich Zeit habe.
Der Fremde: Dann muss Deine Sehnsucht in diese Höhle zu gehen ja unheimlich große sein.
Ich: Stimmt genau.
Der Fremde: Aber Du hast einfach nicht den Mut es wirklich zu tun.
Ich: Ja leider.
Der Fremde: Warum willst Du eigentlich in diese Höhle?
Ich: Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es mein größter Wunsch ist.
Der Fremde: Willst Du irgend einen Schatz in der Höhle finden?


Ich: Ich weiß nicht was in der Höhle ist und was man dort finden kann. Vielleicht kann man ja da drinnen überhaupt nichts finden. Aber irgendwie ist es MEINE Höhle und ich muss sie kennen lernen. Aber das kannst Du sicher nicht verstehen.
Der Fremde: Irgendwie doch. Du willst Dich irgendwie kennen lernen und das hat etwas mit der Höhle zu tun.
Ich: Toll, ich glaube Du hast mich verstanden.
Der Fremde: Ja, aber Du bist immer noch keinen Schritt weitergekommen. Du stehst immer noch tatenlos vor der Höhle.
Ich: Ich glaube, ich habe Angst irgendetwas Gefährliches zu entdecken.
Der Fremde: Aber nur hier rumstehen bringt Dich auch nicht weiter.
Ich: Natürlich nicht, aber ... .
Der Fremde: Es ist zum Verzweifeln mit Dir. War denn überhaupt schon mal jemand in dieser Höhle?
Ich: Woher soll ich das wissen? Aber ich glaube nicht.


Der Fremde: Würde es Dir helfen, wenn jemand in die Höhle ginge und Dir davon berichten würde.
Ich: Im Gegenteil. Dann wäre ich stinksauer. Es ist MEINE Höhle und da hat niemand anderer etwas zu suchen.
Der Fremde: Mit Dir ist es wirklich schwer. Ich glaube, dass Du ein hoffnungsloser Fall bist.
Ich: Das befürchte ich auch. Es ist hoffnungslos: Niemand kann mir helfen.
Der Fremde: Unsinn nichts ist hoffnungslos: Soll ich Dich in die Höhle hinein begleiten?
Ich: Ich weiß nicht so recht. Ein kleines Stück vielleicht. Aber ob ich mich dann traue weiterzugehen?
Der Fremde: Wenn wir es nicht probieren, dann erfahren wir es nie. Du kannst doch nicht ein Leben lang hier stehen bleiben. Also reiß Dich zusammen und wir gehen los.
Ich: Nicht so schnell – ich brauche Zeit.
Der Fremde: Damit Dich Deine Angst wieder in den Griff kriegt?Jetzt oder nie!


Ich: Ich bin endgültig verloren, wenn ich jetzt nicht mit Dir gehe. Aber ganz langsam und nur ein kleines Stück. Du musst viel Verständnis für mich haben und ganz behutsam mit mir umgehen.
Der Fremde: Ist schon klar. Ich werde mich bemühen, dass Du alles verkraften kannst. Ich freue mich schon richtig auf unsere Entdeckungsreise.
Ich: Wenn ich das doch auch sagen könnte. Ich habe ein schreckliches Gefühl im Magen und einen Kloß im Hals.

Die ersten Schritte

 

(Texte in 'einfachen Anführungszeichen sind Gedanken')

 

 

Der Fremde: Hier ist gar nichts Schlimmes.
Ich: 'Eigentlich hat er ja recht.'
Der Fremde: 'Wie komme ich eigentlich dazu, mit einem Fremden mitzugehen in Etwas, was er SEINE Höhle nennt und doch nicht kennt?'
Ich: 'Wieso habe ich zu dem so ein Vertrauen, dass ich mit ihm den Mut habe MEINE Höhle zu betreten und warum lasse ich ihn überhaupt da herein, wo ich doch die ganze Zeit die Höhle vor Eindringlingen bewahrt habe?'
Lass uns stehen bleiben! Wir sind erst mal weit genug gegangen.
Der Fremde: Wie Du willst. Ich habe so ein komisches feierliches Gefühl. Die Höhle muss wirklich etwas besonderes sein: DEINE Höhle.
Ich: Ich höre etwas.
Der Fremde: Ich nicht. Ich kann wirklich nichts hören. Was hörst Du?


Ich: Ich weiß nicht. Ich höre etwas, aber ich kann es nicht beschreiben.
Der Fremde: Willst Du jetzt allein weiter gehen?
Ich: Nein! Offensichtlich kannst Du in MEINER Höhle nichts wahrnehmen: nichts hören und nichts sehen.
So kannst Du nichts stören an dem Meinem – nicht in Etwas von mir eindringen.
Der Fremde: Aber so werde ich Dir auch keine Hilfe sein können.
Ich: Doch, es ist einfach wichtig, dass jemand in meiner Nähe ist und dass ich mit ihm sprechen kann.
Der Fremde: Also gut – gehen wir weiter.
Ich: Plötzlich höre ich nichts mehr.
Der Fremde: 'Was kommt da wohl auf mich zu?'
Ich: Ich habe jetzt so eine wohltuende Ahnung, dass es in der Höhle doch etwas Entdeckenswertes gibt. Dass sich die Überwindung hier reinzugehen doch lohnt.


Der Fremde: Also dann tasten wir und mutig Schritt für Schritt weiter.
Ich: Ich höre einen Bach rauschen – gleich neben uns.
Der Fremde: 'Es ist komisch, wenn man nicht wahrnehmen kann, was der Gegenüber wahrnimmt.'
Ich: Jetzt sehe ich ihn auch: ein munterer lebendiger Bach begleitet unseren Weg.
Der Fremde: Fließt er in die Richtung in die wir gehen, oder entgegengesetzt?
Ich: Er fließt mit uns. Wir gehen schließlich Berg abwärts.
Der Fremde: 'Dass es immer weiter nach unten geht bemerke ich auch.'
Ich: Hier, ein runder Raum. Ein guter Rastplatz.
Der Fremde: 'Ich sehe nur schwarz, aber es ist toll, was er in SEINER Höhle alles sieht.'
Ich: Soll ich von dem Wasser trinken?
Der Fremde: Das kannst nur Du entscheiden. Das ist schließlich DEINE Höhle und DEIN Wasser.


Ich: Ich trinke davon. Ich glaube, es stärkt mich und gibt mir Mut und Hoffnung.
Der Fremde: Gut, dass Du eine eigene Entscheidung getroffen hast.
'Schön langsam wird er selbstständig.'
Ich: Nachdem ich das Wasser getrunken habe geht es mir irgendwie gut.
Der Fremde: Das finde ich prima. Gibt es hier noch etwas anderes zu sehen?

Entscheidungen



Ich: Nein, aber es gibt hier zwei Ausgänge:Einen rechts und einen halblinks von uns. Welchen soll ich nehmen?
Der Fremde: Ich kann Dir die Entscheidung nicht abnehmen, aber ich bin sicher, dass Du den richtigen Weg wählen wirst.
Ich: Woher willst Du das wissen?
Der Fremde: Weil ich Dein Begleiter bin. Lass Dich doch nicht immer von Selbstzweifeln überfallen. Für welchen Weg hast Du Dich entschieden?
Ich: Ich gehe den rechten.
Der Fremde: 'Na also, er weiß doch was er will. Warum fragt ermich immer und entscheidet nicht gleich?'
Ich: Hier wird es aber ganz schön eng. Wenn das so weiter geht, werden wir kriechen müssen.
Der Fremde: 'Für mich ist er nicht enger geworden. Ich kann immer noch aufrecht und ohne Schwierigkeiten gehen.'

Ist der Bach noch in der Nähe?


Ich: Nein, der ist in Richtung der anderen Abzweigung weiter geflossen. Wäre es nicht sicherer gewesen dem Bach zu folgen?
Der Fremde: NEIN! Lass Dich doch nicht schon wieder verunsichern. Deine Wahl war schon in Ordnung.
Ich: Jetzt ist es so eng, dass wir nicht mehr zurück können, wenn der Gang eine Sackgasse ist. Wir stecken dann hilflos fest.
Der Fremde: Mach Dir keine Sorgen. Deshalb hast Du mich ja mitgenommen, dass ich einen Ausweg finde, falls wir wirklich in eine solche Situation kommen.
Ich: Wie gut, dass Du bei mir bist.
Der Fremde: 'Ich werde hier scheinbar doch dringend gebraucht.'
Ich: Ich habe mir Hände und Füße aufgeschürft. Es ist doch zu schwierig.
Der Fremde: Achte nicht darauf. Einfach vorsichtig weiter kriechen.
Ich: Jetzt geht es steil nach unten. Kopf voraus kann ich mich nicht mehr halten, wenn ich weiter krieche und umdrehen kann ich mich nicht, weil es zu eng ist.

Der Fremde: Nicht in Panik geraten: es gibt nur einen Weg. WEITER!
Ich: Unmöglich! Es geht wirklich nicht.
Der Fremde: WEITER!!
Ich: Ich rutsche und der Fels reißt mich überall auf. Hilfe!
Der Fremde: 'Ob ich doch zu streng war? Aber was hätte ich tun sollen?'

Lebst Du noch?
Ich: Ja, aber ich blute überall.
Der Fremde: Schau Dich um. Wo sind wir?
Ich: In einem großen Raum. Links neben mir ist wieder der Bach.
Der Fremde: Geh hinein und kühle Deine Wunden.
Ich: Gute Idee.
Der Fremde: 'Die Sache scheint doch nicht so einfach und harmlos zu sein, wie ich gedacht habe.'
Ich: Oh, das Wasser tut gut. Es ist nicht zu glauben: Die Wunden heilen auf der Stelle und ich fühle mich wieder ganz frisch.
Der Fremde: Prima, dann haben wir die Sache ja bis hierher gut überstanden.

Die erste Verwandlung




Ich: Herrlich, da ist ja ein riesiger See und dahinter kommt irgendwo ein Licht her.
Der Fremde: Gehen wir weiter.
Ich: Der Weg um den See ist ziemlich weit, aber der See scheint sehr stürmisch zu sein mit mächtigen Wogen. Jetzt spüre ich auch den Sturm. Aber irgendwie angenehm, als Herausforderung zum Widerstehen.
Der Fremde: Dann marschieren wir also los?
Ich: Na klar, ich bin jetzt genau in der richtigen Stimmung.
Der Fremde: 'Was wird mir hier wohl noch alles widerfahren?'
Ich: Oh, wir kommen erstaunlich schnell vorwärts. Wir sind schon an der Spitze des Sees.
Der Fremde: Es ist doch immer schön und ermunternd, wenn etwas vorwärts geht.
Ich: Der Sturm hat aufgehört. Alles ist plötzlich ganz still. Kein Lüftchen regt sich mehr. Es ist fast unheimlich.
Der Fremde: Ich habe auch so ein feierliches Gefühl. Wir scheinen auf etwas Wichtiges zuzugehen.


Ich: Da vorn führt ein breiter Gang als Verlängerung von dem Gang, aus dem wir gekommen sind, weiter. Das Licht kommt von da. Genau da muss es sein.
Der Fremde: Was?
Ich: Keine Ahnung.
Der Fremde: Gehen wir einfach hin und schauen nach.
Ich: Ist das nicht gefährlich?
Der Fremde: Wir haben uns darauf eingelassen und bisher ist es doch trotz allen Schwierigkeiten gut ausgegangen. Kein Grund zur Angst.
Ich: Irgendwie glaube ich auch, dass es nichts Schlimmes ist – eher im Gegenteil.
Der Fremde: Ich fühle, dass es nicht direkt aus dem breiten Gang, sondern aus einem Nebengang einige Meter links von uns kommt.
Ich: Du hast recht. Aber komisch ist mir schon zu Mute. Doch wir müssen es uns unbedingt ansehen.
Der Fremde: 'Gut, dass er nicht wieder den Mut verliert.'

Ich: Ich bin geblendet. Ich kann nichts mehr sehen.
Der Fremde: Auch ich bin fast blind vor lauter Helligkeit.

Ich: Das Licht wird schwächer,
gleich kann ich wieder etwas sehen.
Der Fremde: Oh je, Du hast Dich aber stark verändert. Du siehst wie ein Hund aus.
Ich: Du aber auch. Entschuldige, aber Du erinnerst mich an ein Schweinchen.
Der Fremde: Was ist passiert?
Ich: Ich bin genau so überrascht und ahnungslos wie Du.
Der Fremde: Es ist DEINE Höhle. Wenn Du Dich veränderst kann ich das ja verstehen – aber warum ich?
Ich: Passiert ist passiert. Das können wir nun nicht mehr ändern. Jetzt muss ich mich erst mal ausruhen auf diesen Schock.
Der Fremde: Meinst Du ich will mein Leben lang so aussehen, nur weil ich Dir helfen wollte? Begeistert bin ich wirklich nicht von meinem neuen Aussehen.
Ich: Wir sollten nicht so viel Wert auf Äußerlichkeiten legen und überhaupt sieht uns hier doch niemand.
Der Fremde: Ein schöner Trost. Eigentlich wollte ich nicht bis in alle Ewigkeit in DEINER Höhle bleiben, sondern Dich nur ein kleines Stück begleiten.


Ich: Tut mir leid, aber rückgängig kann ich auch nichts machen. Ehrlich gesagt ich wollte auch gar nicht: Irgendwie hat das alles seine Richtigkeit – auch wenn ich es nicht verstehen kann.
Der Fremde: Ich kann Dir leider nicht widersprechen, aber wir sollten jetzt ruhig sein und wahrnehmen, was um uns herum vor sich geht.
Ich: Richtig. Lass uns schweigen und unsere Umgebung wahrnehmen.
Der Fremde: 'In diesem Raum ist eine so eigenartige, nicht zu beschreibende Ausstrahlung.'
Ich: Ich höre so etwas ähnliches wie einen Gesang. Er stimmt mich ruhig und friedfertig.
Der Fremde: Ja, hier ist ein guter Ort.
Ich: Ich glaub, ich bin jetzt gestärkt genug um weiterzugehen. Zurück zum See oder weiter hinein in den breiten Gang?
Der Fremde: Du weißt doch: Es ist DEINE Höhle und deshalb kannst nur Du entscheiden, welchen Weg Weg wir gehen.


Ich: Beide ziehen mich an. Aber gehen wir weiter. Zum See kommen wir ja am Rückweg wieder.
Der Fremde: 'Wenn es einen Rückweg gibt. Ich bin mir da gar nicht mehr so sicher.'
Ich: Komisch, wir gehen jetzt schon lange immer diesen Gang entlang und nichts ändert sich: Immer der gleiche breite Gang und immer in die gleiche Richtung und nur wenig bergab.
Der Fremde: Ich hoffe auch, dass das nicht mehr lange so geht. Irgendwie ist es wirklich beunruhigend, obwohl wir so keine Probleme und Schwierigkeiten haben.
Ich: Aber man will halt immer wieder mal irgendwo ankommen.
Der Fremde: Aber es gibt keine vernünftigere Möglichkeit als weiterzugehen.
Ich: Ein Vogel! Ich höre einen Vogel singen – irgendwo in weiter Ferne, aber ganz klar.
Der Fremde: Dann muss etwas vor uns liegen. Vielleicht die Freiheit.
Ich: Du bist hier nicht im Gefängnis! Du bist hier bei mir!


Der Fremde: Entschuldige, aber ich bin eben nicht so richtig bei mir.
Ich: Schon gut, ich hab es nicht böse gemeint. Die Freude auf Abwechslung hat uns etwas durcheinander gebracht.
Der Fremde: Du hast recht. Hörst Du den Vogel noch?
Ich: Vor lauter Reden vergesse ich noch das Lauschen.
Der Fremde: 'Wenn ich doch nur auch wahrnehmen könnte, was er wahrnimmt.'
Ich: Der Gesang ist wunderbar. Er befreit und macht fröhlich.
Der Fremde: 'Hört denn dieser Weg niemals auf?'

Verstimmung




Ich: Da vorn teilt sich der Gang in zwei Gänge.
Der Fremde: Es war Zeit, dass die Eintönigkeit vorbei ist.
Ich: Der Gesang ist plötzlich weg.
Der Fremde: Egal, Du musst Dich für einen der beiden Wege entscheiden.
Ich: Sie sind beide nicht die richtigen Wege.
Der Fremde: Gibt es denn noch einen andern?
Ich: Ich kann keinen sehen, aber ich fühle, dass ich einen anderen Weg gehen muss.
Der Fremde: Taste den Fels ab, ob Du eine Öffnung findest.
Ich: Nein alles massiver Fels.
Der Fremde: Taste mit den Füßen den Boden ab, ob Du irgendeine Öffnung findest.
Ich: Tatsächlich hier ist was!
Der Fremde: Dann bück Dich und untersuche es.
Ich: Es ist ein Metallring.
Der Fremde: Dann kratz die Umgebung frei. Du scheinst etwas gefunden zu haben.
Ich: Tatsächlich, eine Falltür.
Der Fremde: Öffne sie!


Ich: Es führen Stufen nach unten. Endlich geht es weiter.
Der Fremde: 'Schon wieder nach unten. Ich brauche Licht und frische Luft.'
Ich: Ich finde immer mehr zu mir.
Der Fremde: 'Werde ich wohl jemals wieder aus dieser Höhle herauskommen?'
Ich: Da unten ist etwas, was mich jetzt schon mit freudiger Spannung erfüllt.
Der Fremde: 'Ich komme mir so hilflos vor.'
Ich: Etwas ist so schnell nach oben vorbeigeflogen, dass ich es nicht sehen konnte. Wahrscheinlich der Vogel.
Der Fremde: 'Der Glückliche. Wahrscheinlich wird er seine Freiheit finden.'
Ich: 'Wie komme ich eigentlich dazu einem Fremden so zu vertrauen, dass ich den Mut aufgebracht habe in meine Höhle zugehen? Warum habe ich ihn hereingelassen, wo ich die Höhle doch immer bewacht habe, dass niemand eindringt. Bin ich denn verrückt geworden?'

Der Fremde: 'Wie komme ich dazu mit einem Wildfremden in SEINE Höhle zu gehen. Nun kann ich sie ohne ihn nicht mehr verlassen und er macht nicht den Eindruck, als wolle er irgendwann wieder ans Tageslicht. Ich fühle mich unaussprechlich hilflos.'
Ich: 'Dort oben hat er mir jede Handbewegung vorgeschrieben. Ich bin stinksauer auf ihn, weil ich so abhängig von ihm bin. Endlich bin ich so weit, dass ich ein Gespür für MEINEN Weg entwickelt habe und entscheiden kann wohin ich gehen will. Aber ich komme ohne ihn doch nicht zurecht. Ob ich jemals selbstständig werde?#
Der Fremde: 'Ich bin verzweifelt.'
Ich: Es war ein langer Abstieg, aber endlich sind wir unten.
Der Fremde: 'Wenn ich doch auch etwas sehen könnte.'
Ich: Vor uns ist eine Tür. Ich werde versuchen sie zu öffnen.
Der Fremde: Geht es?


Ich: Nein, aber hier ist so ein komisches Bild auf der Tür, das ich nicht beschreiben kann. Es kommt mir vor, als ob es fragen würde, ob ich wirklich durch die Tür gehen will.
Der Fremde: Schau Dir das Bild in Ruhe an und überlege Dir genau, ob Du durch diese Tür gehen willst.
Ich: Das Bild macht einen tiefen Eindruck auf mich und ich habe noch nie ein so starkes Verlangen gespürt einen Raum zu betreten. Ich will auf jeden Fall durch diese Tür.
Der Fremde: Das klingt unheimlich gewalttätig. Ich weiß nicht, ob Gewalt ein guter Begleiter ist.
Ich: Es muss etwas ganz Tolles hinter der Tür sein. Mein Verlangen es kennen zu lernen kennt keine Grenzen. Schau! Die Tür öffnet sich von selbst.
Der Fremde: 'Hoffentlich gibt es keine Enttäuschung. Eine solche Erwartung kann doch niemals erfüllt werden.'
Ich: Ein großes Zimmer und da rechts steht eine Wiege mit einem Kind.
Der Fremde: Bleib weg von diesem Kind! Geh keinen Schritt näher!!


Ich: Schrei nicht so! Sonst wacht das Kind auf.
Der Fremde: Ich sag es Dir noch einmal - ganz leise, aber um so eindringlicher: Wenn Du nicht einen großen Bogen um das Kind machst, dann lass ich Dich allein.
Ich: Bist Du total verrückt? Was soll diese Aufregung? Aber gut, so wichtig ist mir das Kind ja gar nicht.
Der Fremde: 'Wenn er das Kind sieht, kann er sich von diesen Raum nicht mehr trennen und ich bin endgültig in dieser Höhle verloren.'
Ich: Oh, da ist ein Buch.
Der Fremde: Lass es liegen und lass uns gehen.
Ich: Ich muss doch wissen, was da drin steht.
Der Fremde: Na was steht den drin?
Ich: Es sind Schriftzeichen, die ich nicht lesen kann und Bilder, die ich nicht verstehe; aber ich habe das Gefühl, dass ich hier am Ziel bin. Ist das nicht toll?

 

 


Der Fremde: Du bist am Ende! Nicht am Ziel!Lass uns jetzt schleunigst abhauen: Sonst kommt noch eine Hexe und betört Dich und wir sind hier auf ewig gefangen. Wo ist hier der Ausgang?
Ich: Warum gerätst Du so in Panik? O.K. Ich komme mit, auch wenn ich glaube, das ich den größten Fehler meines Lebens mache.
Der Fremde: 'Endlich raus aus diesen schrecklichen Raum.'
Ich: War es nicht eine Riesendummheit diesen wohnlichen Ort aufzugeben und wieder durch finstere Gänge zu wandern?

Impressum

Texte: ®MicMam 1999
Bildmaterialien: N.N.
Tag der Veröffentlichung: 02.09.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die sich selbst finden wollen.

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